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Setos Spezialität

Eine Weinprobe unter vier Augen
von

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1

Hellow^^

Viel Spaß beim Lesen :D
 

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Es war ein verschneiter Samstagabend um 19:45 Uhr, als Seto Kaiba sich dazu entschloss, einen guten Wein zu kaufen, da er leider feststellen musste, dass die Minibar in seinem Wohnzimmer nicht mehr viel hergab. Die Minibar in der Küche, in Hausbüro und Schlafzimmer übrigens auch nicht.

Nun gut, in der Küche und seinem Büro verwahrte er selten Alkohol, aber dass die geheimen Vorräte in seinem Schlafzimmer auch aufgebraucht waren.. Er würde wohl mal ein ernstes Wörtchen mit Mokuba reden müssen sobald er zurück war, beschloss Seto grimmig, während er sich den Mantel überstreifte. Das ging schließlich überhaupt nicht an, mit 16 schon Alkohol zu trinken! Aber Mokuba würde das schon noch merken, dafür würde er selbst sorgen.

Ein Griff an den Schlüsselhaken, in Form eines Elefanten, den sein kleiner Bruder dort angebracht hatte, dann trat er auf die Galerie hinaus und eilte die Treppen hinunter. „Roland!“ rief er mit herrischer Stimme, was zur Folge hatte, dass unmittelbar neben ihm eine Tür aufgerissen wurde und sein treuster Bediensteter tadellos angezogen im Rahmen erschien. Er deutete eine Verbeugung an und fragte neutral: „Sie haben gerufen, Mister Kaiba?“

Seto ging mit weitausgreifenden Schritten zum Hauptportal und bedeutete dem Butler mit einem Wink über die Schulter, ihm zu folgen. „Hol meinen Jaguar aus der Garage. Ich gehe einkaufen!“ Roland neigte seinen Kopf erneut, obwohl Seto ihn nicht mal mehr ansah. „Sofort, Mister Kaiba.“
 

Als Seto das Haus verließ, fuhr auf dem Kiesweg der Auffahrt seines Anwesens gerade der brandneue, schwarze Jaguar vor, den er erst neulich erstanden hatte, und hielt mit knirschenden Reifen direkt vor ihm. Roland stieg aus, lief einmal um das teure Stück herum und wollte schon die Beifahrertür öffnen, als Seto sie ihm aus der Hand nahm.

„Danke Roland, ich fahre heute selbst.“ Mit einem Knall ließ er die Tür wieder zufallen. „Sehr wohl.“ Roland guckte ein wenig irritiert. „Aber erlauben Sie mir die Frage, Mister Kaiba, wo Sie zu dieser Zeit noch einkaufen wollen?“ Seto hielt ihm auffordernd die Hand hin und sagte kühl, die Frage einfach ignorierend: „Ich wünsche Ihnen einen erfüllten Feierabend, Roland.“ Dieser war zwar immer noch ziemlich verwirrt, verkniff sich jedoch jeglichen Kommentar und ließ die Autoschlüssel in Setos geöffnete Hand fallen. „Danke gleichfalls, Mister Kaiba.“

Seto stieg, ohne einen weiteren Blick, auf der Fahrerseite ein, startete den Wagen und fuhr Kies aufspritzend die lange Auffahrt hinunter. Roland stand verlassen vor dem großen Gebäude, das dunkel über ihm aufragte, und blickte seinem Arbeitgeber Stirn runzelnd hinterher. Was hatte der große Boss jetzt wieder im Sinn?
 

Seto derweil fuhr vergnügt und schrecklich schief pfeifend, was ja Gott sei Dank niemand hören konnte - durch das abendliche, verschneite Domino. Leider konnte er nicht, wie sonst immer, ordentlich auf die Tube drücken, da es gefährlich glatt auf den Straßen war.

Also ließ er sich auf das Niveau des Schneckentempos herunter und tuckerte so, schon etwas verstimmter, Richtung Einkaufsstraße vor sich hin. Zusätzlich hatte er dummerweise keine Grüne Phase erwischt und saß Zehn Minuten später zähneknirschend in seinem ultraweichen Autositz vor einer ziemlich roten Ampel. Und noch einer. Und dann noch einer.

Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf das Lenkrad ein und verfluchte in Gedanken einen dreisten Zivilisten, der ihm an der nächsten Kreuzung beinahe in die Reifen geschliddert wäre.

Wenn das so weiter ging, würde der Laden zu machen, bevor er dort ankam. Zugegeben - er hatte sich auch reichlich spät dazu entschlossen, noch einkaufen zu fahren. Aber er war nun einmal Seto Kaiba und wenn er etwas wollte, dann konnte man ihn nicht aufhalten. Und außerdem.. Ein süffisantes kleines Lächeln umspielte seine Lippen. Außerdem.. hatte er da so seine Mittel um das was er wollte auch zu bekommen.
 

Ganz genau um 20:09 Uhr parkte er seinen Wagen direkt vor dem Weinladen und registrierte erfreut, dass er noch beleuchtet war. Gut so. Der Besitzer wäre sicher nicht erfreut gewesen, wenn er ihn extra herbestellt hätte..

Gewissenhaft schloss Seto den Wagen ab und drapierte seinen Schal enger um den Hals, da er die Kälte, von der er im Auto verschont geblieben war, jetzt zu spüren begann.

Energisch öffnete er die Ladentür und trat ein.
 

Sofort empfing ihn die vertraute Atmosphäre des Geschäfts, indem er so gerne kaufte. Das Licht war etwas gedimmt und verursachte in den vielen, auf langen und vor allem zahlreichen Regalen stehenden, Weinflaschen in den verschiedensten Farbtönen, herrliche Farbspiele.

Auf dem Boden vor der Theke und anderen Ecken des Ladens standen große Fässer mit Weinflaschen und mit Weinranken dekorierten Gläsern. Davor waren Holzkörbe, ebenfalls mit Weinflaschen gefüllt, drapiert.

Der Laden besaß eine niedrige Decke, sowie Wände aus verputztem Stein und erinnerte stark an ein Kellergewölbe - trotzdem machte er einen angenehmen, ja fast gemütlichen Eindruck auf Seto.

Hinter einem Säulendurchgang am anderen Ende des Ladens befand sich eine Sitzecke mit einem Kiefernholztisch und mehreren Stühlen. Auf kleinen Mauervorsprüngen standen, wie auf einer Fensterbank, zahlreiche Kerzen und auf dem Tisch weitere Weingläser, sowie eine geöffnete Flasche Roter Burgunder, wie Setos fachmännisches Auge sofort erkannte.

Als Seto den Laden betreten hatte, klingelte, ganz altmodisch, eine Glocke an der Tür und machte eindringlich auf ihn aufmerksam.

So wurde Seto aus seiner sinnlichen Betrachtung gerissen, als aus einem Vorhang hinter der Theke jemand hervor trat und sich räusperte. „Guten Abend, kann ich Ihnen helfen?“

Seto wollte sich gerade umdrehen und zu einer Antwort ansetzen, als.. Moment. Diese Stimme kannte er doch? Seto ging in sekundenschnelle alle Gesichter aus seinem, mehr oder minder freiwilligen Bekanntenkreis durch, die auf diese Stimme passten. Als die Erkenntnis in seinem Hirn einrastete, war er nahe daran, sich gegen die Stirn zu klatschen. Aus Verzweiflung.

Das konnte doch nur dieser Möchtegernpunk, dieser dreiste kleine Penner sein! Was machte dieser penetrante Widerling in seinem Lieblingsgeschäft? Und dazu noch als Verkäufer?!

Seto zählte in Gedanken bis drei. Dann drehte er sich langsam um und blickte in das Gesicht, dass ihm so schrecklich bekannt war.
 

Yami erkannte ihn in dem Moment, als Seto sich zu ihm umdrehte, und ihn mit finsteren Blicken musterte. Er runzelte die Stirn und wollte etwas Entsprechendes erwidern, als Seto ihm zuvor kam. „Was machst du denn hier, Muto?“ schnarrte er und trat näher an die Theke heran.

Yami schien mindestens genauso überrascht zu sein, seinen Rivalen hier zu treffen, fing sich jedoch gleich wieder. Er trat näher an die Theke, lehnte sich lässig dagegen und zog dabei lediglich eine Augenbraue hoch. „Tja Kaiba, tut mir leid, wenn du was kaufen willst aber ich schließ den Laden jetzt ab.“ Seto verschränkte die Arme. „Meine Frage war eigentlich, seit wann man so inkompetente Idioten wie dich einstellt.“ Gäbe es ein Maß für Arroganz - Seto hätte es gesprengt.

Yami jedoch ließ sich davon nicht einschüchtern, sondern grinste im Gegenteil. „Seltsam. Der Besitzer hält mich für so kompetent, dass er mir den Ladenschlüssel anvertraut.“ Setos Blick wurde noch herablassender. „Na das Geld kannst du wohl gebrauchen was?“ Er ließ seinen Blick schweifen und streifte mit den Fingern fast zärtlich über den Hals einer Weinflasche, welche in einem Regal ganz in seiner Nähe stand. Dann sah er wieder Yami an und sagte mit einem gehässigen Lächeln: „Du passt leider nicht so ins Ambiente..“

Der Kleinere zuckte die Achseln und verschränkte ebenfalls die Arme. „Kann schon sein.. Aber du hast Recht, ich brauche das Geld wirklich..“ Dabei grinste er so hinterhältig, dass Seto misstrauisch die Augen zusammen kniff. „Und das wäre..?“

Yami lächelte nur und führte dann langsam eine imaginäre Zigarette an die Lippen um den ebenso imaginären Rauch gleich darauf wieder auszustoßen. Mit gespielt verruchter Stimme schnurrte er dann: „Drogen, Sex und Alkohol, was dachtest du?“ Dann zwinkerte er lustig und stützte die Hände an der Tischkante ab. Seto verdrehte die Augen. „Du bist also tatsächlich so primitiv wie du aussiehst.“ Er wandte sich ab, ließ die Arme sinken und ging langsam die Regale entlang um die Weinflaschen zu begutachten. „Ach komm..“

Yami beobachtete ihn mit einem leichten Grinsen auf den Lippen von seinem Platz aus. „Tu doch nicht so, als wärst du was Besseres..“ Bei diesen Worten schnaubte Seto zustimmend. „..In Wirklichkeit bist du genauso primitiv und versaut wie alle anderen, stimmt’s?“ Seto schüttelte abwesend den Kopf. „Ja genau, und besonders wie du“, knurrte er und nahm eine Flasche mit verheißungsvoll aussehendem Inhalt prüfend in die Hand. Da erst fiel Yami wieder ein, dass er ja eigentlich den Laden abschließen wollte.

Er warf einen kurzen Blick auf die Uhr, stieß sich von der Theke ab und kam auf Seto zu. „Sorry, aber ich muss jetzt echt zu machen“, meinte er, irgendwie bedauernd, dieses durchaus interessante Gespräch nicht weiter führen zu können. Seto jedoch sah das etwas anders.

„Vergiss es, ich gehe erst hier raus, wenn ich meinen Wein habe, klar?“ knurrte er und warf Yami einen funkelnden Blick zu. Dieser setzte dazu an, etwas zu sagen, schwieg dann aber und überlegte hin und her. Eigentlich hinderte ihn ja nichts daran, noch eine Weile hier zu bleiben - mit Seto. Schließlich hatte er den Schlüssel, war der Letzte im Laden und hatte so jede Menge Zeit um.. ja um was eigentlich?

Nachdenklich betrachtete er Seto. Eigentlich konnte er sich auf Anhieb Hundert Dinge einfallen lassen, die er lieber täte, als mit Seto allein in einem Raum zu sein und Kaufmannsladen zu spielen. Allerdings war da noch eine etwas stärkere Stimme in seinem Kopf, die das gar nicht so übel fand.

Wenn er ehrlich war, faszinierte ihn dieser Mensch auf gewisse Weise. Ob es nun seine Macht war, oder aber seine kalte Art, die soviel Raum zu Interpretationen, zu Rätseln ließ - Yami wusste es nicht genau. Tatsache war: Seto war ein Geheimnis. Und das machte Yami neugierig.

Also, wieso sollte er nicht noch ein bisschen hier bleiben und abwarten, was vielleicht noch Interessantes passieren würde?

Vielleicht erfuhr er ja ein paar Dinge über den großen Kaiba.. Nun, eins wusste er ja jetzt schon: Seto schien ein leidenschaftlicher Weintrinker zu sein. So wie er die Flaschen begutachtete, aus zusammen gekniffenen Augen skeptisch das Etikett las - Auf Yamis Gesicht schlich sich ein versonnenes Grinsen. Warum also nicht?

„Okay..“ Er stützte eine Hand am Regal ab, wobei er genauestens auf die Flachen achten musste, und sah Seto von der Seite an. „Suchst du was Bestimmtes?“ Der Größere hob den Kopf und erwiderte den Blick misstrauisch. „Pff..“ „Was denn?“ Yami schmollte gespielt. „Zweifelst du etwa an meiner Fachkompetenz?“ „Allerdings“, murrte Seto, ohne jedoch den Blick von ihm zu wenden.

Yami zuckte die Achseln, nahm ihm ungefragt die Flasche aus der Hand und stellte sie zurück. „Darf ich die dir das Gegenteil beweisen?“

Seto lächelte höhnisch. „Nur zu.“

„Schön..“

Yami lächelte ebenfalls, drehte sich um und wies auf den Tisch in der Ecke. „Setz dich hin, ich bin gleich wieder da“, sagte er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete und Seto registrierte überrascht, wie sich seine Beine fast ohne sein Zutun in Bewegung setzten. Er hängte erst einmal seinen Mantel über eine Lehne und setzte sich dann mit übergeschlagenen Beinen auf den gleichen Stuhl.

Dann griff er nach einem Weinglas und drehte den fein gearbeiteten Griff zwischen den Fingern. Der Schein der Kerzen schimmerte auf dem lupenreinen Glas. Ein feines, kaum zu sehendes Lächeln glitt über Setos Züge, während er auf Yami wartete.
 

Dieser kehrte schon nach wenigen Minuten mit einem Korb Weinflaschen zurück. (Hier ist Platz für Rotkäppchenassoziationen), hob eine nach der anderen behutsam heraus und stellte sie auf den Tisch. „So“, ließ er verlauten. „Ich habe hier eine kleine Auswahl mitgebracht.“ Er nahm einen Korkenzieher und öffnete geschickt die nächst beste Flasche, langsam und völlig lautlos - genauso wie es sein musste, stellte Seto widerwillig anerkennend fest.

Yami lächelte zufrieden. „Das ist ein Rosé, der so genannte ‚Tavel’..“ Er machte eine auffordernde Bewegung und Seto hielt ihm sein Glas hin. Während Yami es zu Dreivierteln füllte, erzählte er weiter. „Er ist ziemlich trocken und hat einen beerig-würzigen Geschmack.“

Er setzte die Flasche ab und nickte Seto zu. Dieser warf Yami noch einen kurzen prüfenden Blick zu, so als wolle er in seinen Augen nach Anzeichen dafür suchen, dass der Wein eventuell vergiftet war, setzte seine Lippen aber an das Glas und nahm einen kleinen Schluck.

Dann schwenkte er es ein wenig mit dem Handgelenk und betrachtete die Flüssigkeit. „Hm..“ „Und, schmeckt er?“ fragte Yami neugierig und sah den Firmenchef abwartend an. Dieser nickte leicht.

„Welcher Jahrgang ist das?“ Yami zuckte die Achseln. „Keine Ahnung“, grinste er, schenkte sich jetzt ebenfalls ein Glas ein und nahm einen ziemlich kräftigen Schluck. Seto runzelte die Stirn. „Erstens steht das auf dem Etikett und zweitens, wieso trinkst du den Wein selber? Du bist hier nicht der Kunde..“ murrte er missbilligend, was Yami jedoch nicht all zu Ernst nahm und sich statt dessen genießerisch die Weinreste von den Lippen leckte.

„Ist doch egal. So jetzt probier mal den hier!“ Und schon hatte er die nächste Flasche geöffnet. Seto starrte ihn entgeistert an.

„Hallo? Darf ich erst mal zu ende trinken?“ „Was?“ Yami stutzte, zuckte dann aber die Achseln. „Klar doch.. Trink so viel du willst“, fügte er mit einem Grinsen hinzu. Seto beschloss, nicht darauf einzugehen und nippte stattdessen mit einigermaßen finsterem Blick an seinem Rosé.

Yami rollte ungeduldig mit den Augen. „Du musst schneller trinken, Kaiba, der Abend ist noch lang und wir haben noch eine Menge Auswahl.“

Das Grinsen wurde Setos Geschmack entschieden zu dreckig und außerdem nervte ihn Yamis Ungeduld - Seto hasste es, herum zu kommandiert werden.

Doch er beschloss, Yamis blöde Sprüche einfach zu ignorieren, schließlich wollte er nur so schnell wie möglich einen guten Wein - oder auch ein paar mehr - aussuchen und dann wieder nach Hause um sich einen schönen Abend zu machen. Dass Yami das ebenfalls wollen könnte, kam ihm gar nicht in den Sinn, interessierte ihn, wie üblich, aber auch nicht besonders.

Der Typ sollte seinen Job tun und wenn er manchmal ein bisschen länger arbeiten musste.. Er wurde schließlich dafür bezahlt!

„Ist ja gut“, knurrte er deshalb und reichte Yami sein jetzt leeres Glas. Sein Gegenüber grinste und schenkte ihm aus der gerade geöffneten Flasche einen großzügigen Schluck goldfarbenen Wein ein - sich selbst freundlicherweise auch gleich mit. Seto betrachtete aufmerksam die Farbe. „Das ist ein ‚Vadiavolo’ - ein Vin Santo“, stellte er mit Kennermiene fest.

Yami nickte. „Halbtrocken.. Noch mehr?“ fragte er, nachdem Seto das Glas mit bedächtigen kleinen Schlucken geleert hatte. Dieser schüttelte jedoch den Kopf. „Lass mal sehen, was du noch so hast“, forderte er und lehnte sich ein wenig weiter auf den Tisch. „Na gut“, grinste Yami mit einem belustigten Funkeln in den Augen. „Ich habe auch noch was viel Besseres..“ behauptete er und öffnete kurzerhand eine große schwarze Flasche mit rotem Etikett.

„Probier mal den da, der ist ‚tiefdunkelrot’“, zitierte er mit einem Augenaufschlag Richtung Seto. Dieser quittierte seinen Blick mit einem skeptischen Stirnrunzeln. „Schenk ein“, brummelte er nur und zog es vor, anstatt seinem engagierten Verkäufer das Weinglas zu mustern. Das hatte zugegebenermaßen ja auch recht schöne Rundungen.

Doch Yami forderte ziemlich eindeutig, dass nur ihm - Verzeihung, natürlich ihm und der Weinflasche - die gesamte Aufmerksam zu Teil wurde.

„Hey, wir haben vergessen anzustoßen!“ protestierte er jetzt lautstark, als Seto schon einen Schluck nehmen wollte. Der junge Firmenchef schenkte ihm einen genervten Blick. „Nichts da, wir müssen nicht anstoßen - du darfst eigentlich gar nichts trinken, du Trottel!“ wehrte er ab. „Ach..“ Yami legte den Kopf schief und hob sein Glas ein wenig in Setos Richtung. „Machst du dir etwa Sorgen um meine Gesundheit?“ Ein eindeutig amüsierter Ausdruck lag auf seinem Gesicht und er gab sich auch keine Mühe, ihn zu verbergen. „Schwachsinn!“ entfuhr es Seto und er trank demonstrativ, und ohne anzustoßen, sein Glas leer.

Yami sah jedoch nicht enttäuscht aus, sondern lächelte nur und sah Seto auf eine Art an, die diesen beinahe alarmierte, während er an seinem eigenen Wein nippte.

Einige Minuten lang schwiegen sie, genossen den herben Geschmack des Weins und erfreuten ihre Gaumen.

Je mehr Seto trank, desto entspannter ließ er sich gegen die Stuhllehne sinken und ließ seine Blicke durch den Laden schweifen. Das Kerzenlicht warf flackernde Schatten an die Wände und ließ die Weinflaschen verheißungsvoll dunkelrot und silbern funkeln - Seto liebte diesen, irgendwie edel wirkenden, Anblick. Außerdem begann er sich zunehmend wohl zu fühlen. Die Atmosphäre hatte so etwas Ruhiges, Betörendes und doch irgendwie..

„Noch etwas Wein?“ unterbrach Yami seine Gedankengänge und umschloss den schlanken Flaschenhals, wobei er Seto fragend und gleichzeitig auffordernd anblickte. Seto schüttelte leicht den Kopf um sich zu sammeln, - der Alkohol zeigte anscheinend langsam Wirkung - nickte aber gleich darauf und verlangte: „Der hier hat einen guten Nachgeschmack, den nehme ich.“

Yami nickte eifrig und beeilte sich dem Wunsch nach zu kommen, noch etwas nach zu schenken. Mit einem schelmischen Grinsen bemerkte er: „Du solltest aufpassen, sonst baust du noch einen Autounfall.. Oder wartet dein Fahrer draußen?“ Er warf einen fragenden Blick zur Ladentür. „Nein, heute bin ich selbst unterwegs“, erwiderte Seto und kniff unwillig die Augen zusammen.

Jetzt wurde er auch noch zurecht gewiesen! „Und danke, ich weiß schon sehr gut selbst, wie viel ich vertrage.“ Yami bezweifelte dies offensichtlich, doch er grinste nur viel sagend - was Seto übrigens noch mehr provozierte - und spielte wie gedankenverloren immer noch an der Weinflasche herum.

Seto, der dies bemerkte, runzelte die Stirn und fragte sich im Stillen, woran Yami eigentlich gerade dachte. Das Risiko, ihn zu fragen ging er aber lieber nicht - war wohl auch besser es nicht zu wissen.
 

Yami hatte derweil auch schon ganz ordentlich was getrunken. Sein Glas leerte sich schneller, als er nach schenken konnte und auch bei Seto war es nicht anders. Sie probierten diesen und jenen Wein, kommentierten fachmännisch Geschmack, Herkunft und Alter und vergaßen völlig, dass das hier eigentlich nur eine Weinprobe werden sollte und kein ausgewachsenes Gelage.

Allerdings - wenn Seto mal darüber nach dachte, hatte er gar nichts dagegen hier mit Yami zu sitzen, zu trinken und zu fachsimpeln.

Nun hatte er schon einmal jemanden gefunden, der seine Leidenschaft teilte - da konnte er seinen Abend auch genau so gut mit diesem verbringen, was er ansonsten alleine und mit ein wenig entspannender klassischer Musik auf seinem Sofa getan hätte.

Yami war zwar etwas merkwürdig, aber er verstand sich offensichtlich auf seinen Job. Und irgendwie war es ja auch ganz amüsant mit ihm..

Nach und nach kamen sie über den Wein auf ein neues Gesprächsthema.

Yami tippte gerade, fast zielsicher, gegen eine noch ungeöffnete Flasche. „Der da ist was ganz Besonderes, weißt du?“

Er strich mit einem Finger, fast zärtlich, über das dunkle Glas. „Kommt aus der Toskana..“ Verträumt sah er Seto an - oder an ihm vorbei, das konnte dieser nicht genau sagen. „Also, wenn ich mal genug Geld zusammen hab um Urlaub zu machen, dann bestimmt in der Toskana!“ „Achja?“ fragte Seto mit verhaltenem Interesse und ließ seinen Finger über den Glasrand fahren.

„Mhm..“ Yami führte Seines an die Lippen, nahm einen genussvollen Schluck und sah Seto dann durch das durchsichtige Material hindurch an. „Das musst du dir mal vorstellen.. Endloser weißer Strand, die felsige Küste mit wunderschönen kleinen Buchten wo man baden kann..“ Er hauchte gegen das Glas und stellte es hin um sich Seto noch weiter entgegen zu lehnen. Fest blickte er ihn an. „Die bergige, grüne Landschaft, Natursteinhäuser, alte Burgen.. dieser mittelalterliche Charme!“ Ein feines Lächeln kräuselte seine Lippen.

„Und dann wären da noch die Weinberge, die kulinarischen Spezialitäten, die..“ „Ich weiß“, gebot Seto seiner Aufzählung Einhalt und hob eine Hand. „Ich hab da ein Ferienhaus.“ Yamis Augen wurden groß.

„Im Ernst? Ein Ferienhaus?!“ rief er mit einer Mischung aus Neid und Begeisterung und umschloss die Weinflasche mit den Händen. Seto neigte ein wenig den Kopf und fügte schließlich hinzu: „Na gut, es sind drei. Eins bei Rasiglia di Foligno, eins in Sellano und das Dritte in der Nähe von Assisi.“

Yami schmolz förmlich dahin. Das war ja wirklich Wahnsinn! Er hatte schon immer mal in die Toskana gewollt, und Derjenige, der ihm die Möglichkeit dazu möglicherweise bieten konnte, saß direkt vor seiner Nase!

Nun ja, ob Seto das gerade bei ihm tun sollte, war fraglich. Aber Yami ließ es auf einen Versuch an kommen. „Sag mal..“

Er beugte sich noch ein wenig weiter vor und bestach Seto förmlich mit seinem bittenden Lächeln. „Du könntest mir da nicht zufällig..“ „Du hast wohl zu viel getrunken“, murrte Seto und reichte ihm paradoxer Weise sein eigenes, noch halbvolles Glas. Yami zuckte leicht enttäuscht die Achseln, nippte aber brav daran. Hätte ja sein können..

„Und nu?“ fragte er dann und sah sein Gegenüber erwartungsvoll an. Okay, in die Toskana konnte er nicht, aber dann wollte er wenigstens noch etwas von dem Besitzer dieser drei Ferienhäuser haben, von seiner Gesellschaft und natürlich dem Wein. Inzwischen hatte er schon ganz gut Einen sitzen. Sein Blick war leicht glasig und der Rest seines Körpers fühlte sich auch irgendwie anders an als sonst - schwerer und gleichzeitig angenehm schwindelig. Er wusste, dass die vielen unruhigen Schmetterlinge in seinem Bauch vom Alkohol und dessen beflügelnder Wirkung rührten, doch es fühlte sich gut an.

Er grinste, als er seinen Kopf auf einer Hand abstützte und Seto ein wenig mit seinem nach oben gerichteten Blick musterte. Seto hingegen grinste nicht, aber es erging ihm ebenfalls nicht anders. Seine Zunge fühlte sich irgendwie schwer an und er erwischte sich dabei, automatisch nach der Weinflasche zu greifen um das leere Glas erneut zu füllen. „Eine gute Frage..“

Er überlegte kurz und stellte das Glas wieder hin, um dann Yami die Flasche, die dieser noch immer umklammert hielt zu entwinden.

Yamis Hände waren angenehm warm auf Setos von Natur aus kühleren Haut und er hielt kurz inne, um diese flüchtige Berührung noch ein wenig auszukosten. Als er sich dessen jedoch bewusst wurde, zog er seine Hände hastig wieder weg und lenkte seine Aufmerksamkeit stur auf die begehrte Flasche. Yami war das natürlich auch aufgefallen, doch er sagte nichts, sondern grinste nur in sich hinein.

Offensichtlich wirkte Alkohol beim großen, eisgekühlten Seto Kaiba genauso wie bei normalen Sterblichen.

Yami wusste ja aus eigener Erfahrung wie sehr er sich selbst im angetrunkenen Zustand immer nach Körperkontakt sehnte. War ja auch nichts dabei, oder? Irgendwie beruhigend, dass selbst Seto solche Gefühle haben konnte. Und Yami freute das ganz besonders. Vielleicht war Seto eine harte Nuss - aber selbst ihn musste man doch knacken können, irgendwie, und eine solche Gelegenheit ließ Yami auch nicht ungenutzt verstreichen.

„’Ornellaia, Bolgheri Superiore’“, sagte er mit gesenkter Stimme und stieß hauchzart mit seinem gegen Setos erhobenes Glas, was einen hellen klirrenden Laut verursachte.

Der Größere erwiderte den Blick, ohne dass sein Gesicht irgendetwas von seinem Gemütszustand widergespiegelt hätte - davon abgesehen, dass seine Augen genauso glasig waren wie die Yamis’ und verrieten, dass er schon mehr als nur ‚ein wenig’ angeheitert war. „Ein guter Jahrgang“, erwiderte er dunkel und stieß ein zweites Mal mit Yami an. Dieser grinste und leckte sich voller Vorfreude über die Lippen. „Auf diesen Abend, würde ich sagen..“

„Auf den Alkohol würde ICH sagen..“ entgegnete Seto.

Yami lächelte und kostete von dem teuren, roten Wein. „Du sagst es“, schnurrte er.

Er genoss es, dass Seto sich ihm gegenüber zur Abwechslung mal - für seine Verhältnisse - freundlich verhielt, und nicht ständig beleidigend und abweisend. Schön, er war nicht gerade gesprächig, aber das konnte sich im Laufe des Abends ja noch ändern.

Und dass dieser Abend noch lang genug wurde, dafür musste Yami sorgen. Also schenkte er immer wieder nach und durchforstete derweil sein Hirn nach einem guten Gesprächsthema, um Seto bei Laune zu halten. Nur fiel ihm beim besten Willen nichts ein, außer..

„Wie bist du eigentlich hier?“ fragte Seto beiläufig, stellte sein Glas ab und spielte gedankenverloren am Stiel herum. Yami, der aufmerksam jede Bewegung von Setos Händen mit den Augen gefolgt war, riss sich mit Mühe von diesem Anblick los und antwortete wahrheitsgemäß: „Mit dem Fahrrad. Und du?“ grinste er ironisch. Das hatten wir schon mal, murrte Seto in Gedanken. Laut sagte er: „Sind die Straßen dafür nicht ein wenig zu glatt?“

Doch sein Gegenüber zuckte nur die Achseln. „Ich fahre Fahrrad wie ein junger Gott, keine Sorge“, meinte er leichthin. Redeten sie jetzt im Ernst über das Wetter, bzw. die Witterungsbedingungen? Nun, das war zwar nicht ganz das, was Yami sich unter einem interessanten Gespräch vorgestellt hatte, aber es war ein Anfang. Nein - für Seto Kaiba war es sogar ein großer Fortschritt! Selbiger verzog sein Gesicht zu einem spöttischen Lächeln.

„Und woher kommt dann der blaue Fleck da, an deinem Arm?“ „Hä?“ Yami hob das besagte Körperteil hoch und betrachtete es suchend. „Oh.. jaa.“ Er grinste verlegen und rieb über die Stelle.

„Na gut, ich hab mich gestern bei Glatteis auf die Nase gelegt, zufrieden?“ Und nun grinste Seto doch tatsächlich. Okay, es war ein schadenfrohes Grinsen, aber es war definitiv eins! „Ich bin auch kein Wintermensch“, meinte er dann und setzte sein Glas wieder an die Lippen. „Ah.. deshalb die drei Ferienhäuser in der Toskana?“ kombinierte Yami, scharfsinnig wie er war.

„Korrekt“, bestätigte Seto mit einem Nicken. „Ach ja..“ seufzte Yami sehnsuchtsvoll. „In der Toskana ist es jetzt bestimmt ganz warm.“

„Falsch“, berichtigte Seto. „Es ist heiß.“

„Ah..“ grinste Yami und zog seine Hand vom Glas zurück, an dem er eben noch herum gespielt hatte. Statt dessen zupfte er jetzt an dem Verschluss seiner Kapujacke herum. „Wo wir gerade dabei sind, mir ist auch irgendwie heiß..“ murmelte er und blickte Seto beinahe zaghaft an. Das stimmte sogar.

Doch Seto sah nur zurück, ohne etwas zu erwidern. Yami fühlte den intensiven Blick seiner blauen Augen auf sich, was ihn fast ein wenig nervös und unsicher machte, doch er wollte sich nichts anmerken lassen.

Also begann er langsam, das Gesicht ein wenig abgewandt, den Reißverschluss auf zu ziehen. Stück für Stück wurden Yamis Schlüsselbein und dann der Brustansatz sichtbar. Er tat dies jedoch so nebenbei, dass man meinen könnte es wäre das Normalste von der Welt mitten im Winter in einem Weingeschäft den Oberkörper zu entblößen.

Aber Yami war ja ohnehin nicht ganz normal. Das jedenfalls dachte Seto gerade, als er beobachtete, was da gerade vor seinen Augen passierte. Das war.. Ihm fehlten einfach die Worte zu. Er konnte nichts Anderes tun, als Yami anzustarren und diesen Anblick auch noch faszinierend zu finden.

Yami war definitiv faszinierend. Er war zwar nicht besonders muskulös, aber das musste er auch gar nicht sein. Sein dunkler Teint und der leichte Ansatz der Brust zogen Seto schon genug in Bann..

Was natürlich völlig absurd war, wurde ihm im nächsten Moment klar. Dieser Kerl war überhaupt kein bisschen attraktiv oder begehrenswert und Seto legte auch nicht den geringsten Wert darauf, seinen nackten Oberkörper zu betrachten.

Also Schluss damit. Vergeblich versuchte Seto dieses schwammige Gefühl in seinem Kopf davon zu fegen, doch die Wirkung des Alkohol ließ sich nicht so einfach abschütteln. Also war es jetzt wohl an der Zeit das Thema zu wechseln..

„Ja, einen.. schönen Laden hast du hier..“, meinte er betont beiläufig und sah sich demonstrativ um. Also wirklich. So ein wundervoller Thema Wechsel war ihm wahrlich noch nie gelungen..

Yami tat gnädigerweise so, als hätte er das gar nicht bemerkt und folgte Setos Blick durch den Laden, allerdings mäßig interessiert.

„Gehört nicht mir“, erinnerte er. Nach einem kurzen, unangenehmen Schweigen fügte er hinzu: „Du bist doch bestimmt öfters hier, oder?“ Seto sah ihn ertappt an. „Hm..“ „Was heißt hier ‚Hm’?“ grinste Yami und beugte sich noch weiter vor, was Seto einen netten Einblick unter seinen halb geöffneten Pulli verschaffte. Natürlich war das überhaupt nicht erwähnenswert - jedenfalls nicht für Seto. „Nichts“, brummte er und starrte in sein Glas.

Doch Yami ließ nicht locker und fragte weiter. „Gib es doch zu, du bist ein richtiger Weinfanatiker.. du Alki“, grinste er. Alki? Ich? Dachte Seto empört. „Unsinn!“ „Doch klar, in Wahrheit steigen bei dir zu Hause immer Saufgelage, von denen ich nichts weiß.“ „Und selbst wenn, gäbe es einen guten Grund, dich nicht davon in Kenntnis zu setzen“, konterte Seto.

„Und der wäre?“, bohrte Yami unnachgiebig weiter. „Na weil..“ Seto seufzte genervt. Er hätte nicht so viel trinken sollen, jetzt gingen ihm sogar schon die Beleidigungen aus! „Weil du eben ein Yami bist“, murrte er widerwillig. „Ein Yami? Kein Muto mehr?“ Yami grinste über das ganze Gesicht.

Das war doch nun wirklich eine herzige Begründung. Seto knurrte nur irgendwas Unverständliches und grapschte nach der Weinflasche um sich noch etwas nach zu schenken. „Weißt du..“ meinte Yami daraufhin und tippte nachdenklich auf seine Lippen. „Du bist richtig goldig, Seto.“

Wie bitte was?! Seto stellte die Flasche mit einem dumpfen Laut wieder auf den Tisch. Goldig? Hatte der Kerl ihn da gerade goldig genannt? Das war ja wohl die Höhe! „..aber weißt du was ich echt gemein finde?“ fuhr Yami fort und beachtete Setos entgleisten Gesichtsausdruck gar nicht.

„..dass du mich zu deinen Partys nie einlädst.“ Er schob ein wenig die Unterlippe vor und spielte perfekt den Beleidigten. „Du weißt ja gar nicht wie.. unterhaltsam ich sein kann.“ Dabei spielte er ein wenig an dem Goldkettchen um seinen Hals herum und streichelte sich selbst wie zufällig ein wenig über die Brust. Sein Blick fixierte Seto und ließ ihm keine Möglichkeit den Seinen abzuwenden.

In Setos Kopf herrschte jetzt ein heilloses Durcheinander. Was war denn jetzt nur kaputt? Was waren das für Themen?

Und wieso musste er sich zusammen reißen um nicht den verspielten Bewegungen von Yamis Fingern zu folgen?

„Erstens..“ brachte er schließlich hervor, nach dem er es geschafft hatte, sich ein wenig zusammen zu raufen, „Erstens bin ich für dich nicht Seto, sondern Kaiba.. Zweitens.. ich bin weder goldig noch Alkoholiker und ich kann mich ganz gut selbst unterhalten und drittens..“

Er griff nach Yamis Glas und zog es aus dessen Reichweite. „Willst du etwa aufmucken?“ Yami musste sich jetzt wirklich zusammen reißen, um nicht laut los zu kichern. Während er grinsend über den Tisch griff, um sein Glas wieder an sich zu bringen, meinte er zustimmend: „Ganz genau, das war in etwa mein Plan.. Seto“, fügte er nach kurzem Überlegen hinzu. Dieser blickte ihn finster an und hielt das Glas ein wenig in die Höhe, Yamis Hand ausweichend.

„Das dachte ich mir. Aber das wirst du noch bereuen“, knurrte er und trank Yamis Glas kurzerhand selber aus. Yami störte das jedoch nicht. Stattdessen griff er schnell nach Setos Hand und zwang ihn das Glas wieder abzustellen, ließ seine Hand jedoch nicht los. „Und wie willst du das tun?“ hauchte er mit einem feinen Lächeln auf den Lippen. Er brachte sein Gesicht noch ein kleines Stückchen näher an Setos und sah ihn fest an. „Mich bestrafen?“

Seto spürte, wie ihm heiß wurde. Nein, das konnte nicht sein, er war noch niemals in seinem Leben rot geworden!

Yami sollte lieber ganz schnell seine Hand da wegnehmen, dachte er und fühlte nur noch, wie an der Stelle wo er ihn berührte, seine Haut kribbelte und ein seltsames Gefühl sich in seinem ganzen Körper ausbreitete. „Ja, darüber sollte ich mal ernsthaft nachdenken“, murmelte er, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen.

Yami legte den Kopf schief und biss sich mit einem leichten Grinsen auf die Lippen. „Und wie bestraft der große Seto Kaiba einen Untergebenen?“ Indem er dich mit dem nackten Arsch übers Knie legt und ihn dir ordentlich versohlt und danach.. Gott sei Dank hatte er das jetzt nicht laut ausgesprochen. Was musste Yami ihm auch so eine zweideutige Frage stellen?

So eine Frechheit! Laut sagte er: „Das kommt auf die Art des Vergehens an. Wenn er was wirklich.. Schlimmes gemacht hat.. naja dann mach ich.." Seto ließ seinen Blick unruhig über Yamis Gesicht streifen.

"..na was Böses halt." Das war jetzt wirklich nicht der richtige Augenblick um seine sadistische Ader raus hängen zu lassen. Oder legte es eine bestimme Person etwa darauf an?

Yami hatte ihn endlich los gelassen und lehnte sich jetzt im Stuhl ein wenig zurück, ohne Setos Gesicht aus den Augen zu lassen. „Wirklich interessant..“ stellte er mit einem frechen Grinsen fest und erhob sich dann plötzlich. „Ich mach mal eben die Ladenbeleuchtung aus, wir haben hier ja genug Licht“, stellte er treffend fest und verließ ihre gemütliche kleine Ecke, um das Gesagte zu erledigen.

Seto erwischte sich dabei, wie sein Blick an Yamis Hintern kleben blieb, als dieser aufstand und seine Hüften beim Gehen unverschämt sexy hin und her wiegte. Holla die Waldfee, wenn Seto das früher aufgefallen wäre, hätte er diesen Anblick schon viel eher genießen können! Nein halt.

Natürlich hätte er das nicht getan! Seto war ja schließlich nicht pervers. Und weil das eine unumstößliche Tatsache war, riss er seine Augen mühevoll von diesem Anblick los und wandte sich dem wesentlich interessanteren Kiefernholzmaterial zu. Was für eine wundervolle Feinarbeit! So einen Tisch wollte er unbedingt auch für sein neues Büro haben..

2

Yami musste zugeben, dass Seto ganz schön trinkfest war. Und er selbst war irgendwie auch noch nicht so richtig dicht, wie er es gern gehabt hätte. Zum Glück hatte er da noch diesen bestimmten Wein hinten im Laden stehen..

Also kam er nur wenige Minuten später mit einer kleineren Flasche wieder und ließ sich mit einem fetten Grinsen wieder auf seinem Stuhl nieder.

„Guck mal, ich hab dir was mitgebracht“, sagte er vergnügt und öffnete die Flasche auch gleich.

Seto beäugte jene ziemlich misstrauisch.

„Sag mal, das ist doch nicht etwa dieser Billigscheiß aus dem Supermarkt?“ fragte er nach einer kurzen Musterung mit gerunzelter Stirn. Yami strahlte. „Ganz genau. Aber du weißt ja nicht wie guuut der schmeckt!“

Seto wollte etwas einwenden, doch Yami hob beschwichtigend die Hand.

„Ich weiß, so Superreiche wie du trinken immer nur das Beste, aber du wirst sehen, dass auch ‚Billigzeugs’ wie du es bezeichnet hast, gut sein kann.“

Ohne auf eine Zustimmung seitens Seto zu warten, schenkte er ihm kurzerhand sein Glas voll und sich selbst ebenfalls.

Dann sah er sein Gegenüber erwartungsvoll an. „Also?“

Seto blickte noch immer ziemlich skeptisch in sein Glas und schien nicht sicher zu sein, ob er das Risiko eingehen sollte, so einen Schmu zu trinken.

Doch schließlich siegte die Neugier und er probierte zögerlich, nicht ohne Yami einen (aus Prinzip) finsteren Blick zu zuwerfen. Dieser beobachtete ihn, während er selbst das Zeug beinahe ganz hinunter kippte. „Hm..“

„Und, schmeckt’s?“ wollte er dann begierig wissen.

„Na ja.. ja, schmeckt super“, meinte Seto widerwillig und trank sein Glas halb leer. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf Yamis Gesicht aus.

„Sag ich ja.“

Nachdem sich die Gläser geleert hatten, wurde selbstverständlich noch einmal nach geschenkt und so langsam spürte Seto die Wirkung dann doch ziemlich deutlich.

Alles war ein wenig schwammig und er hatte bereits leichte Koordinationsschwierigkeiten. Wenn er nach seinem Glas oder der Flasche greifen wollte und wenn er mal daneben langte, fand er das selbst so unglaublich komisch, dass er sich ein kleines Grinsen nicht mehr verkneifen konnte. Außerdem war ihm warm, um nicht zu sagen heiß.

Alles wirkte irgendwie überdeutlich, seine Sinneseindrücke - Bewegungen, Stimmlagen und Emotionen.

Und je länger er Yami ansah, ihn beim Reden beobachtete, desto mehr Einzelheiten fielen ihm auf. Yami hatte die Angewohnheit beim Reden den Kopf ein wenig schief zu legen und in seinen Augen war stets ein kleines Funkeln, so als würde er sich im Stillen über etwas amüsieren. Wenn er trank, hatte er den Ellenbogen auf dem Tisch aufgestützt und mit lässig gebeugtem Handgelenk hielt er den Glasstiel fest.

Der dunkelrote, süßliche Wein hinterließ einen feuchten, rötlichen Film auf seinen Lippen, den er dann mit einer flüchtigen Bewegung seiner Zungenspitze beseitigte, um auch noch den letzten Tropfen zu genießen.

Und besonders fielen Seto die Bewegungen seiner Hände auf, mit denen er sich immer wieder selbst an Hals, Lippen und Brust berührte, so als wäre er süchtig danach. Es faszinierte Seto, jemanden auf diese Weise zu beobachten, jedes kleinste Zucken im Gesicht, seine Körpersprache zu deuten.

Und was Yami anging, war das eindeutig.

Bei dem Gedanken schlich sich ein kleines Grinsen auf Setos Gesicht und als er mit Yamis Glas anstieß, streifte er mit den Fingern dessen Hand. Es löste ein angenehmes Kribbeln unter seiner Haut aus.

Yami verstummte mitten im Satz und sah Seto überrascht an, als dieser einfach so in der Bewegung verharrte und ihn dabei nur ruhig ansah.

Seine Nähe und dieser Blick reichten aus, um ihn ein kleines bisschen nervös zu machen.

Seto entging das nicht, denn er konnte genau sehen, wie Yamis halbgeöffnete Lippen ganz sachte bebten und die Finger an seiner Haut ein wenig zuckten.

Die amethystfarbenen Augen glänzten verführerisch im flackernden Schein der Kerzen, seine Pupillen waren geweitet und sein ganzer Körper zitterte leicht vor innerlicher Anspannung. Er wagte es nicht, sich zu bewegen oder etwas zu sagen, denn er wollte den Moment nicht zerstören.

Was ging nur in Seto vor? Yami hätte es gerne gewusst.

Doch der Augenblick war auch schon wieder vorbei, als Seto schließlich sein Glas an die Lippen setzte und langsam trank, ohne dabei sein Gegenüber aus den Augen zu lassen. Yami sank irgendwie in sich zusammen.

Ihm fiel erst jetzt auf, dass er die ganze Zeit über den Atem angehalten hatte - dafür atmete er jetzt um so schneller.

Es war verrückt, diese kleine Berührung hatte ihn völlig aus der Ruhe gebracht, sodass er nicht mehr richtig klar denken konnte. Sein Blick wanderte immer wieder zu Setos großen Händen, seinen schlanken Fingern, die so graziös das Glas umschlungen hielten und Yamis Fantasie irgendwo in den unteren Bereich schickten.

Dabei hatte Seto nicht einmal großartig etwas getan.

„Sag mal, Yami..“ meinte dieser in jenem Moment beiläufig.

„Wie teuer is der ganze Spaß hier eigentlich?“ Yami bemerkte nicht einmal das leichte Lallen in seiner Stimme, denn er achtete viel mehr auf den vibrierenden Bass und die dadurch ausgelöste, zarte Gänsehaut auf seinen Armen.

„Spaß? Was n für Spaß?“ fragte er ein wenig irritiert und spielte nervös an der Weinflasche herum, da er nicht wusste, wohin sonst mit seinen Händen.

Seto grinste. „Na der Spaß den wir hier haben, Kleiner.“

Yami blinzelte und hob den Blick um sein Gegenüber mit einem Anflug von Ärger zu mustern. „Ich binnich klein..“ murmelte er und schickte derweil seinen Zeigefinger an der Flaschenöffnung auf Wanderschaft. „Schön, dann halt..“ Seto beugte sich über den Tisch und setzte sein Glas plötzlich an Yamis Lippen.

Dieser sah ihn überrascht an, reagierte aber automatisch und begann brav zu schlucken. „Der Spaß, den wir hier haben, Süßer..“ hauchte Seto mit einem Grinsen.

Das letzte Wort betonte er besonders und beobachtete dabei ganz genau Yamis Reaktion.

Der verschluckte sich fast und wollte schon den Kopf wegziehen, doch Seto ließ es nicht zu, fasste ihn kurzerhand am Hinterkopf und drückte ihn wieder näher, sodass er gezwungen war weiter zu trinken.

Trotzdem lief ein kleines rotes Rinnsal Wein sein Kinn hinab, perlte über den Hals und seine Brust, was Yami erschaudern ließ.

Der Blick, mit dem er Seto ansah, spiegelte eine Mischung aus Unglauben, Verwirrung und etwas wie unterdrückter Erregung, wider.

Er wusste nicht, warum Seto das tat, aber eigentlich hatte sich sein Denken bereits ausgeschaltet.

Und so wie Seto ihn jetzt ansah, wollte er auch gar nicht mehr denken. Seine Augen hatten etwas Eiskaltes - zugleich aber auch Feuriges, was Yami innerlich erschaudern ließ. Er hatte das Gefühl, dass diese Hitze sich in seine Haut sengte..

Schließlich war das Glas leer und Seto setzte es vorsichtig ab, ließ Yamis Hinterkopf jedoch nicht los und zog sein Gesicht noch etwas näher zu sich heran.

Seine andere Hand legte sich auf die seines Gegenübers, welche immer noch den Flaschenhals umklammert hielt und streichelte sanft über seinen Daumen.

Yami konnte den Blick nur wortlos erwidern, die Lippen geöffnet und langsam wieder Atem holend.

Ein warmes Kribbeln breitete sich erneut in seinem Körper aus, als Seto ihn so zärtlich berührte, gleichzeitig seinen Kopf immer noch haltend.

Er wusste nicht warum, aber er fühlte sich in diesem Moment absolut sicher und genoss still schweigend den Augenblick. „Gefällt dir das etwa nich?“ fragte Seto jetzt mit seiner leisen, tiefen Stimme und Yami blinzelte wohlig, als sein warmer Atem seine Wangen berührte.

„Nein.. Doch mach weiter..“ murmelte er, ein wenig neben sich stehend und neigte seinen Kopf instinktiv ein wenig näher.

„Womit? Dich so zu nennen?“ grinste Seto - und ließ ihn los, was Yami mit einem unwilligen Knurren quittierte.

„Hä?“

Er schwankte ein wenig, als er so plötzlich los gelassen wurde und hielt sich Hilfe suchend an der Tischkante fest. Seto hatte sich zurück gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt, und sah ihn abwartend, mit einem feinen Lächeln auf den Lippen, an.

Er mochte es nun einmal die Oberhand zu haben - und Yami war der beste Beweis dafür, dass er sie in jeder Hinsicht haben konnte.

„Warum hasdu das gemacht?“ fragte der Kleinere in diesem Moment und bemühte sich, wieder gerade auf seinem Stuhl zum Sitzen zu kommen.

Seto zog eine Augenbraue hoch. „Was gemacht?“

„Aaach..“ Yami winkte ungeduldig mit der Hand.

„Du willst mich.. abfüllen oder?“ behauptete er und schenkte sich seelenruhig ein weiteres Glas ein.

„Warum? Du hast doch mit der ganzen Sauferei angefangen..“ erwiderte Seto mit einem hinterhältigen Grinsen und stützte seine Ellenbogen auf dem Tisch ab.

„Hm jaah.. da hasdu wohl Recht..“ gab Yami zu und nahm einen großzügigen Schluck. „Und außerdem..“ fügte Seto hinzu. „Welchen Grund sollte ich haben, dich besoffen zu machen, hm?“ Yami sah ihn ein wenig unsicher an, wandte den Blick jedoch gleich wieder ab. Seto machte ihn nervös, wenn er ihn die ganze Zeit so anblickte..

„Weiß nich..“ murmelte er.

„Na also.“

Seto schlug die langen Beine übereinander und berührte dabei, rein zufällig, Yamis Knie. Er entschloss jedoch, dass dies ein durchaus gemütlicher Ort für seine Beine war, und so blieb er dann auch sitzen.

Yami derweil wurde immer unruhiger.

Setos warmes Bein an seinem machte ihn ganz kribbelig. Jene Stelle schien wahrhaftig zu brennen in Setos Nähe, so jedenfalls kam es Yami vor. Und er fragte sich, ob er der Einzige von ihnen beiden war, der sich nicht wagte, diese Nähe zu unterbrechen, gleichzeitig aber wie auf glühenden Kohlen saß.

Doch das war ja noch nicht alles, was Yami zu schaffen machte, ihn mühsam seine Beherrschung zusammenraffen ließ, um nicht etwas möglicherweise sehr, sehr peinliches oder dummes zu tun.

Da war auch noch der Blick, mit dem Seto ihn unablässig fixierte, und ihn nervös werden ließ. War diesem Typen überhaupt klar, dass seine Augen eine entsetzlich hypnotische Wirkung besaßen und Yami glauben machten, in ihnen genau die gleichen Fantasien zu sehen, die sich gerade in seinem eigenen Kopf abspielten?

Überhaupt, Seto verursachte, dass er sich wie unter Dauerstrom fühlte. Vielleicht sollte er das nächste Mal nicht mehr soviel Alkohol trinken, der ihn mal wieder Dinge sehen und denken ließ, die gänzlich seiner Gedankenwelt entsprangen?

Oder lag es am Ende gar nicht daran? Verflucht, wo war nur seine Selbstsicherheit?

Er hatte Seto doch aus der Reverse locken wollen - und jetzt hatte er die Kontrolle verloren..

„Was denkst du?“ Yami schreckte auf, als er die Worte seines aufmerksamen Gegenübers vernahm und beeilte sich, seine Gedanken zu ordnen. Es kostete ihn Mühe, Setos Frage einen Sinn abzugewinnen und so strich er sich zuerst nervös durchs Haar, wobei er zum ersten Mal beunruhigt die Schweißperlen auf seiner Stirn registrierte, bevor er ihm eine Antwort gab.

„Ich.. nichts besonderes eigentlich..“, murmelte er, um einen ruhigen Tonfall bemüht, und wich Setos Blick aus, ließ ihn statt dessen über den Tisch und die Überreste ihrer Weinprobe streifen.

Innerlich war er sich im Klaren darüber, dass er sein Gesicht vor Seto verlieren würde, wenn er ihm jetzt so hilflos stotternd entgegnete.

Er musste gelassen bleiben, den Eindruck erwecken, er sei noch der Selbe, der vor gut zwei Stunden seinen letzten Kunden mit seinem untrüblichen Grinsen empfangen hatte.

Zu Anfang hatte er gedacht, es könne interessant werden, Seto mit versteckten Andeutungen ein wenig aufzutauen, ein wenig mit ihm zu spielen und ihm irgendwie zu verstehen zu geben, dass er ihm gegenüber nicht abgeneigt war - nein, ganz und gar nicht abgeneigt..

Doch offensichtlich war er zu weit gegangen.

Beziehungsweise Seto war es.

Aber wie hätte Yami auch wissen sollen, dass er so eine Wirkung auf ihn haben könnte?

Bei diesem durchaus erfreulichen Gedanken, schlich sich ein süffisantes Lächeln auf seine Züge, trotz seines momentanen gedanklichen Zwiespalts.

Es gefiel ihm, dass Seto ihm so offensichtlich und nachdrücklich näher kommen wollte, ihm seine ganze Aufmerksamkeit schenkte und versuchte ihn zu betören - denn das war ganz eindeutig seine Absicht.

Anders konnte Yami sein Verhalten jedenfalls nicht deuten.

Ja, es gefiel ihm.

Es war ein aufregendes kleines Spiel, berauschend auf eine Art und Weise, die wohl nicht nur dem Alkohol zu verdanken war- und Yami liebte es zu spielen. Er brauchte die Spannung, den Kick, die erregende Gänsehaut, die er bei der Gewissheit verspürte, dass nichts gewiss war, dass sich das Blatt wenden konnte, sobald einer von ihnen am Zug war.

Doch nun, da Seto die Oberhand hatte, obgleich es für den Moment erregend sein mochte, verlangte es ihn nach Abwechslung.

So hob er nun den Kopf, blickte hoch und lächelte Seto aus halbgesenkten Lidern an, wobei er sich wieder etwas vorbeugte und das Glas mit einem leisen Klirren auf dem Tisch abstellte.

Seto erwiderte seinen Blick aus vor leichtem Spott zusammen gezogenen Brauen mit seinen kalt blickenden Augen. „Tatsächlich?“, antwortete er mit einiger Verspätung, nachdem er Yami die ganze Zeit über ausgiebig gemustert hatte. Seine Stimme klang betont gelassen und ein wenig distanziert, wie Yami bemerkte.

„Glaubst du mir nicht?“ antwortete der nun mit einem unschuldigen Augenaufschlag, was Seto ein kleines Lachen entrang. „Allerdings, du lügst.“

Er beugte sich vor und sah seinem Gegenüber eindringlich in die Augen.

„Dein Gesicht verrät dich.“

Schnell überlegte Yami, dachte darüber nach, was er jetzt sagen sollte und brachte es schließlich nach einer Weile fertig, ein feines Lächeln aufs Gesicht zu zaubern.

„Und was sagt es dir? Mein Gesicht..“

Seto fing eine von Yamis Händen ein und streckte die offene Handfläche, indem er begann, die Finger auf und ab zu streichen, den Kopf ein wenig schief haltend, und eingehend die über die Handinnenflächen verlaufenen Linien betrachtete.

„Nun..“ Er blickte nach oben in Yamis Gesicht und lächelte, mit einem verführerischen Funkeln in den Augen. „Es sagt mir, dass du gerade verdammt schmutzige Gedanken hast.“

Yamis Augen weiteten sich unwillkürlich und er zog seine Hand, wie aus einem Reflex heraus zurück, gerade so, als hätte er auf eine heiße Herdplatte gefasst, und begegnete den eindringlich blickenden Achaten, mühsam darauf bedacht, jegliches verräterisches Gefühl aus seinem Blick zu verbannen.

„Schwachsinn!“ entfuhr es ihm, schärfer als eigentlich beabsichtigt.

Seto beobachtete ihn genau, schien ihm mit seinen undurchdringlichen Augen geradewegs in die Seele zu blicken.

Dann lehnte er sich langsam zurück gegen die Stuhllehne und verschränkte die Arme vor der Brust.

Ein überlegender Ausdruck huschte über seine Züge und im nächsten Atemzug begann er leise zu lachen. Gleichzeitig schüttelte er sanft den Kopf, als amüsierte er sich in Gedanken über einen gelungenen Scherz.

„Oh Yami, Yami..“ Seine Stimme senkte sich zu einem Flüstern.

Du weißt ja gar nicht, wie anziehend deine mühsam unterdrückte Erregung auf mich wirkt.

Doch er sprach es nicht aus, weder das, noch jegliche andere Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen. Bei den meisten hätte Yami vielleicht augenblicklich das Weite gesucht, wenn er gewusst hätte, was in Seto vorging.

Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Es wäre interessant, das heraus zu finden, überlegte Seto versonnen. Und weil er gerade so schön in Schwung war, beschloss er, noch ein wenig weiter zu gehen.

Geschmeidig richtete er sich wieder auf und stützte seinen Ellenbogen an der Tischkante ab. Seine rechte Hand umfasste den Flaschenhals des noch kaum angerührten Burgunders, glitt, scheinbar zufällig verspielt daran auf und ab und umkreiste die Öffnung mit Zeigefinger und Daumen.

„Ich seh’ dir doch an, dass du total ausgehungert bist. Ausgehungert nach einer ganz bestimmten Sache..“

Yami brachte kein Wort über die Lippen. Meinte Seto etwa das, was er meinte, was Seto meinte?

Oder war das wieder nur so eine kleine Spielerei, um ihn bloßzustellen?

Er wusste es nicht zu sagen, doch er konnte nicht verhindern, dass es ihm heiß und kalt den Rücken hinunterlief. Wie konnte er nur sein, dass das bloße, raue Wispern und ein paar lässige Handbewegungen seines Kunden ausreichten, um ihm die Sprache und den Atem zu verschlagen?

Ganz zu schweigen von dem erregenden Kribbeln auf seiner Haut.

Seto lächelte wissend, während Yami nur ungläubig und wie festgenagelt (ou ou, immer diese Zweideutigkeiten) auf seine provozierende Hand starrte, die in seiner Fantasie keinen Flaschenhals, sondern etwas viel besseres umschlossen hielt.

Woher zum Teufel wusste dieser Kerl nur, wie man ihn scharf machen konnte? Zugegeben, Yami wusste recht wenig über Setos Privatleben, doch insgeheim hatte er ihn immer als prüden Snob angesehen.

Offensichtlich hatte er da falsch gelegen.

So, wie Seto sich verhielt, die Blicke, die er ihm zuwarf, da konnte von Prüderie keine Rede sein!

Yami zitterte innerlich vor Anspannung, Vorfreude, Erwartung. Unwillkürlich beugte er sich näher an den Tisch, riss seinen Blick nun mühevoll von Setos Hand los, und ließ ihn langsam hinauf zu seinem Gesicht wandern.

„Du hältst dich wohl für ganz schlau, oder?“ erwiderte er mit gesenkter Stimme, berechnend. Mit dem Zeigefinger verwischte Seto einige Tropfen des köstlichen Rotweins auf dem dunklen Glas, die daran herunter gelaufen waren und schob ihn dann zwischen die Lippen, um sich die Flüssigkeit auf der Zunge zergehen zu lassen.

Dann ließ er die Hand sinken und schenkte Yami erneut seine Aufmerksamkeit.

„Mhm, allerdings, das tu ich..“ Sein Gegenüber schwieg, wusste nicht, was er darauf erwidern sollte und wandte schließlich das Gesicht ab, während er irgendetwas unverständliches nuschelte.

„Was hast du gesagt?“

Fingerkuppen, die langsam seinen Hals entlang streichelten. Yami atmete erschrocken aus, als er das elektrisierende Gefühl auf seiner Haut spürte. Ein schönes Gefühl. Langsam hob er den Kopf zur Seite hin. Die Hand wanderte in zarten, verspielten Bewegungen der Finger weiter abwärts.

Er nahm wahr, dass Seto sich ihm mit der geschmeidigen und zugleich raubtierartigen Eleganz eines Katers näherte.

Sein Daumen zeichnete zart die Konturen von Yamis Lippen nach.

Er beobachtete sein Gegenüber genau, achtete auf seinen Gesichtsausdruck, das Zucken seiner Hände und seinen unruhigen Atem - wie der eines verschreckten Tieres.

„Ich.. nichts..“, hauchte Yami leise und senkte die Augenlider bis auf einen Spalt.

„Gut..“

Das nächste, was er spürte, waren Setos weiche Lippen, noch feucht vom Wein, die sich an seinen Hals drückten. Eine Hand fasste ihn an der Schulter und hielt ihn fest, während die andere sein Gesicht seitlich nach oben drückte.

Und das Gefühl hörte nicht auf, wurde im Gegenteil immer noch eindringlicher, berauschender. Setos weiche, feste Lippen wanderten in hauchzarten Berührungen und zärtlichen Liebkosungen seine Haut entlang, schienen jeden Zentimeter erforschen zu wollen und verursachten, dass sich die Härchen auf Yamis Armen, auf Grund des warmen, feuchten Atems, aufrichteten.

Auch die Hände, welche ihn sanft aber mit bestimmter Dominanz festhielten, lösten ein kribbeliges Wohlgefühl in seinem ganzen Körper aus - er fühlte sich so sicher, so umsorgt und glücklich. Gleichzeitig aber hatte er das Gefühl, als würde er gerade elektrisch aufgeladen.

Er hielt es kaum aus, so ruhig dazusitzen und bloß geschehen zu lassen. Er fühlte sich aufgepuscht, angeheizt und er zitterte vor innerlicher Anspannung.

Doch Seto schien es nicht dabei belassen zu wollen.

Yami spürte, wie Seto die Lippen öffnete, seine Zunge feucht und kühl über dieselbe Stelle, die er eben noch geküsst hatte, leckte, nur um sich gleich darauf mit Lippen und Zunge an ihr festzusaugen.

Yami erschauderte.

Wie ein Stromschlag erschien es ihm, der angefangen am Hals, durch seinen Körper, bis in die Lenden hinunter jagte. Leise keuchte er auf und hob sich unwillkürlich Seto noch weiter entgegen, um mehr von diesem Gefühl zu bekommen.

Und Seto gab es ihm.

Der Griff seiner Hände verstärkte sich und er drückte sein Gesicht fester in Yamis Halsbeuge, hauchte seinen Atem gegen dessen Haut und biss sanft zu. Dann wieder saugte er sich an einer besonders empfindlichen Stelle fest, nur um dann provozierend federleichte Küsse darauf zu setzen, die Yamis aufs Äußerste gereizte Nervensystem in ein pures Feuerwerk des Sinnlichen verwandelten.

Er wusste kaum, wohin mit sich.

Das Kribbeln unter seiner Haut machte ihn unruhig und er verspürte den verzweifelten Drang, seinem Gönner noch näher zu kommen, seine Haut ganz warm und fest an der eigenen zu spüren, seine Hände bestimmend und doch zärtlich auf seinem Körper..

Irgendwo am Rande seines Bewusstseins wurde ihm plötzlich klar, was hier gerade passierte.

Seto hatte ihn praktisch in der Hand und war nahe daran, ihn ohne viel Federlesens zu vernaschen, wie einen schmackhaften Eisbecher mit Sahnehäubchen.

Und obwohl seine Verführungstaktik, seine Küsse und Berührungen Yami ziemlich anmachten und er die Gefühle in den höchsten Sphären genoss, meldete sich da in ihm auf einmal ein leiser Widerstand.

Warum sollte ausgerechnet er das Bonbon sein?

Warum sollte ausgerechnet er hier um mehr Streicheleinheiten und letztendlich um Erlösung winseln?

Ja, es gefiel ihm, was Seto mit ihm machte, es fühlte sich verdammt schön an. Aber der Gute war ihm jetzt entschieden zu dominant.

Außerdem hatte er ihn eben vor den Kopf gestoßen, als er ihn so plötzlich los- und verwirrt auf seinem Stuhl sitzen gelassen hatte.

Und Yami mochte es nicht, wenn man ihn bloßstellte.

So legte er nun seine Hand auf Setos Brust und übte leichten Druck aus, um ihn ein wenig von sich zu schieben. Gleichzeitig senkte er den Kopf und registrierte mit einer Mischung aus Zufriedenheit und innerlichem Bedauern, wie Seto seine Liebkosungen abrupt beendete und sich etwas zurück zog.

Ein kleines Lächeln kräuselte Yamis Lippen, als er mit der anderen Hand nach der Weinflasche griff und sie wie eine Schutzmauer vor sein Gesicht hob.

„Noch ein Glas voll, Master Kaiba?“

Er musste sich beherrschen, um nicht in Gelächter auszubrechen.

Oh, Rache ist so süß, dachte er mit seinem untrüblich spitzbübischen Lächeln.

Es geschah ja selten, dass er die Gelegenheit besaß, den großen Kaiba ein wenig aus dem Gleichgewicht, und seiner starren Art zu bringen.

Zwar vermisste er nun die zärtlichen Zuwendungen, doch insgeheim war er sich sicher, dass er Seto dazu kriegen würde, ihn demnächst noch einmal auf diese Weise zu verwöhnen.

Nun, oder vielleicht auch auf die ein oder andere Art..

Es dauerte einige Sekunden, bis Seto sich wieder gefasst hatte. In seinem Blick las Yami Überraschung und auch eine leichte Wut. Eine deutliche Frage stand in seinen Augen - und wenn Yami sich nicht täuschte, auch ein kleines bisschen Verunsicherung.

Dachte er vielleicht, es habe ihm nicht gefallen?

Oh, und wenn schon. Vielleicht ein Grund für ihn, sich noch mehr ins Zeug zu legen.

Es konnte ja sein, dass er Yamis Lust am Spiel bemerkt hatte und darauf nun einging.

Seto jedenfalls überwand seine Scham augenblicklich und war im nächsten Moment wieder das unbeschriebene Blatt, ohne jeglichen Gefühlsausdruck. Nur seine Augen waren ein wenig schmaler als vorher und seine Stimme klang dunkel, als er erwiderte: „Ich würde gerne noch etwas von diesem köstlich Bordeaux probieren..“

3

„Gerne doch.“

Und Yami beeilte sich mit einem restlos überlegenen Gefühl, seinem Wunsch nach zu kommen, während beide ihr Bestes gaben, so zu tun, als sei das eben nicht passiert.

Es dauerte eine Weile, bis es ihnen gelang, die etwas angesäuerte Stimmung zu überwinden- doch nach und nach füllte sich der Weinkeller erneut mit ihren leisen Stimmen, gedämpftem Lachen und dem Klirren der Gläser.

Yami konnte sehr gut nachvollziehen, dass Seto ein wenig wütend war- ihm selbst wäre es nicht anders ergangen.

Aber anscheinend siegte nun Setos Neugier über seinen verletzten Stolz.

Es war Yami gelungen, ihn in ein Gespräch über bretonischen Wein und die Unterschiede zwischen französischer und italienischer Feinkost zu verwickeln.

„Apeterif“, ließ dieser gerade verlauten. „In Frankreich gibt es statt Mittagessen Apeterif, das heißt Schnaps, Wein und Tortillachips. Ich bin sicher, dass in Frankreich die meisten Alkoholiker leben.“

Er zuckte die Achseln und trank langsam und genussvoll.

Yami sah nachdenklich in sein Glas. „Meinst du wirklich? Aber ich habe gehört, Wein soll sogar gesund sein und Herzinfarkte vorbeugen..“

Seto warf ihm einen spöttischen Blick zu. „Ja, wenn man ab und zu mal ein Glas zum Essen trinkt. Aber wenn man es ständig tut.. Nicht nur die Menge, sondern auch die Kontinuität macht den Alkoholiker.“

„Ja?“ Yami lachte leise. „Was sind wir dann? Zur Hälfte Leberkrank?“

„In Momenten wie diesen..“ Seto legte den Kopf schief und musterte sein Gegenüber sinnierend.

„Vielleicht. Aber wenigstens mit Stil.“

Yami, der sich inzwischen an seine Grenzen gebracht fühlte, was den Alkoholkonsum anging, ließ sein Glas stehen und schob es ein wenig von sich.

Es war besser den Bogen nicht zu überspannen. Schließlich wollte er nicht schlussendlich kotzend über der Kloschüssel hängen. Außerdem würde er das Spiel mit Seto sonst gar nicht mehr so richtig auskosten können.

„Tja Frankreich..“ meinte er nach einer kurzen Pause, in der beide geschwiegen hatten, Seto um seinen Bordeaux zu genießen und Yami um ihn gedankenverloren dabei zu betrachten.

„Da ist die Aidsrate auch in etwa so hoch wie in einem Dritte Welt Land“, führte er den begonnen Satz mit bedächtiger Stimme zu Ende.

„Tatsächlich?“ Seto hob eine Augenbraue und pickte mit den Fingernägeln gegen sein Weinglas, was ein leise klirrendes Geräusch verursachte.

„Kennen wohl keine Kondome, was?“

„Na ja..“ Yami lächelte ironisch. „Wahrscheinlich tun sie es so oft französisch und deshalb ohne Gummi.“

„Durchaus verständlich“, erwiderte Seto mit einem sanften Nicken und hob den Kopf um den Blick Yamis’ zu erwidern. Dieser sah ihn nur fragend an. „Warum?“

„Warum? Na, weil..“ Seto schüttelte den Kopf und gab ein leises schnaufendes Lachen von sich.

„Hast du mal probiert, wie so ein Gummiteil schmeckt?“

Er stellte nun ebenfalls sein Glas hin und beugte sich etwas vor. Yami zuckte leicht angewidert die Achseln und schüttelte gleichzeitig den Kopf.

„Nein, die Gelegenheit hatte ich noch nicht“, meinte er mit einem etwas schiefen Grinsen.

„Aber da sollen auch schon Leute dran erstickt sein, also bitte.. Das muss man sich nicht geben, oder?“

Seto nickte zustimmend. „Eben.“

Währenddessen beäugte er mit einem abwägendem Blick die fast vollständig geleerte Weinflasche vor sich auf dem Tisch und schien zu überlegen, ob er den Rest nicht auch noch vernichten sollte.

Und Yami? Seine Lippen kräuselten sich gerade zu einem spitzbübischen Lächeln und er lehnte sich wieder etwas mehr auf den Tisch, stützte seine verschränkten Arme auf der Platte ab und beugte sich vor.

Langsam, mit auffallender Betonung, setzte er zu einer Antwort an, um das eben begonnene Thema fortzuführen.

„Viel schöner ist es doch, den anderen so richtig zu spüren, nicht wahr?“ Seine Stimme klang ein wenig gedämpft und ein Funkeln lag in seinen Augen, seinem Blick, mit dem er Seto maß.

So, als wolle er ihn prüfen, ihm etwas unterschwellig mitteilen..

Doch von Unterschwelligkeit konnte hier keine Rede sein.

Im Gegenteil.

Seto war sehr wohl bewusst, was diese provozierenden Worte zu bedeuten hatten, allein Yamis Blick, seine Stimmlage, die Haltung- das sprach Bände.

Dieser Typ nahm ja wirklich kein Blatt vor den Mund! Vor allem jetzt, wo er ordentlich betrunken war- da erzählte er ihm Sachen, die Seto nervös werden ließen.

Die ihn dazu brachten, dass er nicht mehr wusste, wohin mit sich, wohin er gucken, wie er sich verhalten sollte.

Er wand sich etwas auf seinem Stuhl und suchte nach einer schlagfertigen Antwort, oder wenigstens überhaupt einer!

Er wusste, mit einem „du hast sie ja nicht mehr alle“, würde er Yami nicht abschütteln können. Nicht ihn, diesen penetranten, neugierigen, unverschämten, direkten, notgeilen..

Machte er das eigentlich mit Absicht? Wollte er ihn verunsichern, mit solchen Fragen, mit denen Seto nie im Leben gerechnet hätte?

Machte es ihm etwa Spaß, ihn zu ärgern?

Setos Selbstsicherheit und der vorherige plötzliche Anflug von dominanter Zärtlichkeit, die er Yami geschenkt hatte, waren fast vollständig verpufft.

Wie schaffte es dieser Idiot nur, ihn derartig aus der Fassung zu bringen?

Erst machte er ihn heiß und ließ ihm die Oberhand- dann ließ er ihn wieder fallen, wie eine heiße Kartoffel, nur um ihn kurz darauf erneut anzumachen.

Fand er das etwa lustig?

Setos widerstreitenden Gefühlen gesellte sich nun noch eine Portion Wut hinzu.

Er konnte es auf den Tod nicht ausstehen, wenn andere ihn auf verbaler Ebene überraschten, ihm Argumentationen und Worte im Mund herumdrehten, oder ihm von vorne herein den Wind aus den Segeln nahmen. Er fühlte sich dann hilflos und ausgeliefert. Und das hasste er ebenfalls.

Wenn Yami spielen wollte, bitteschön. Dann aber mit Setos Spielregeln!

Und diese lauteten schlicht, dass niemand ihn unterbutterte oder bloßstellte.

Er war der Boss und alles hatte nach seiner Pfeife zu tanzen. Basta!

So fuhr er also seine Krallen wieder aus und schenkte Yami jetzt einen leicht herablassenden Blick.

„Ehrlich gesagt siehst du nicht so aus, als könntest du aus Erfahrung sprechen“, sagte er mit ausgesuchter Arroganz und triumphierte innerlich darüber, Yami in seine Schranken gewiesen zu haben.

Tja, wenn es um Überheblichkeit ging, konnte ihm eben niemand das Wasser reichen. Nicht einmal dieser rotznasige, kleine..

“Erstaunlich, wie schlecht deine Menschenkenntnis ist, Seto. Vielleicht solltest du mal mehr unter Leute gehen und den ein oder anderen abschleppen? Dann verstehst du möglicherweise wovon ich rede. Obwohl.. ich mir nicht vorstellen kann, dass du beim Sex mal so richtig abgehst.“

Seto wusste in diesem Augenblick nicht, was er lieber tun wollte:

Yamis grinsende Visage dezent der Tischplatte Hallo sagen lassen, oder ihm an die Gurgel springen.

Nach einigen Sekunden des verbissenen, vor Spannung förmlich knisternden Schweigens, entschied er sich für Letzteres.

Ohne groß darüber nach zu denken, was er tat, packte er Yami am Nacken und zog ihn unsanft und mit einem Ruck über den Tisch, sodass er ein überraschtes Keuchen von sich gab und mit beiden Händen Setos gemeingefährliche zehnfingertippsystemfähige Hand umklammerte.

Er brauchte einen Moment um sich wieder zu fangen und zu begreifen, was da gerade passiert war. „He-“ Noch etwas verwirrt versuchte er, Setos Finger von seinem Hals zu lösen, doch es gelang ihm nicht. Als würde es etwas bringen, lehnte er daraufhin den Kopf in den Nacken und versuchte so, der unbarmherzigen Hand zu entkommen. Zwecklos.

Seto, der seine fruchtlosen Befreiungsversuche interessiert, aber grimmig verfolgte, überlegte derweil, wie genau er Yami dazu bringen konnte, diese eben von sich gegebene Frechheit wieder zurück zu nehmen- oder ihm zumindest begreiflich zu machen, dass er aufpassen musste, was er sagte.

Oder wollte er ihm nur das Gegenteil seiner dreisten Behauptung beweisen?

Über diese Frage sinnierte Seto nach, während er in Yamis Gesicht starrte, dem verwirrten, mit einer Spur leiser Furcht, aber auch gleichzeitig wütenden Blick begegnete und mit Erstaunen den auf einmal nicht mehr entspannt lächelnden, sondern verkniffenen Mund betrachtete. Kleine, hinreißende Fältchen hatten sich um seine Mundwinkel gebildet, die Spuren seines sehr häufigen Lachens.

Es faszinierte Seto, wie sehr sich das Gebaren eines Menschen von einer Sekunde auf die andere verändern konnte und wie deutlich sich die Gefühle in Körperhaltung, Gesichtsmimik und Tonfall widerspiegelten.

Manchmal konnte man in ihnen lesen, wie in offenen Büchern.

Und, mein Gott, ja, wie schön dieser Ausdruck sich in Yamis Gesicht machte!

Diese Wildheit, ausgelöst durch Erschrecken und Ahnungslosigkeit, die die Furcht vor dem Unbekannten nach sich zog. Sein Körper war angespannt, das konnte Seto deutlich fühlen und in seinen Augen war ein Funkeln, das ihn plötzlich ungeheuer anziehend machte.

Setos Blick wanderte wieder abwärts, blieb erneut an den leicht nach unten gezogenen, etwas zusammengepressten und kaum merklich zitternden Lippen hängen.

Doch was ihn fast noch mehr in Bann zog, war der feuchte Glanz, der noch auf ihnen lag und der sanfte Schwung ihrer Konturen.

Unwillkürlich kam er Yamis Gesicht näher, bis ihre Lippen nur noch wenige Zentimeter von einander entfernt waren und Seto den warmen, flachen Atem des Kleineren über seine Lippen streichen spürte.

Das nervöse Luftholen Yamis sandte ein Prickeln über seine Haut, ein angenehmes und gleichzeitig aufreizendes Gefühl.

Was war das noch mal, worüber er hatte nach denken wollen?

Sein psychisches Räderwerk funktionierte irgendwie nicht so präzise und schnell wie sonst, sondern eher träge und zäh wie Leim.

Hatte er sich nicht über diesen schmächtigen Jungen aufgeregt, ihm eine Lektion erteilen wollen?

Aber das war jetzt unwichtig, beschloss Seto.

Er konnte sich den intensiven Sinneseindrücken nicht länger entziehen, weder dem warmen Atem an seiner Haut, noch dem Anblick seines Gegenübers. Zu faszinierend und einladend war der Blick aus diesen violett schimmernden Augen, umrahmt von dunklen Wimpern, die leicht flatterten, und seine Haut kitzelten, wie Schmetterlingsflügel.

Er verspürte im Moment nur den Wunsch, all diese Sinneseindrücke so nah wie möglich zu erleben, jedes Stückchen dieses sich noch immer etwas sträubenden Körpers aus nächster Nähe zu betrachten und zu erforschen.

Und was hatte er auch für einen Grund, es nicht zu tun?

Alle Bedenken über Bord werfend senkte er seine Lippen im nächsten Moment zart auf Yamis nieder und schenkte ihm einen weichen, vom Geschmack des Weins geschwängerten Kuss.

Zunächst fühlte er ein instinktives Zurückzucken, ein Zögern. Diese plötzliche Zärtlichkeit hatte Yami offensichtlich nicht erwartet und er musste erst begreifen, was plötzlich vor sich ging.

Dann, als Seto ihn noch näher zu sich zog und seine Lippen sanft aber bestimmend immer wieder an die seinen schmiegte, prickelnde Feuchtigkeit und einen süßen Geschmack zurück ließ, schien er sich langsam zu ergeben.

Seine Muskeln lockerten sich und die starre Abwehr fiel in sich zusammen.

Ebenso seine vorhergehende Unsicherheit.

Stattdessen erwachte in ihm mit einem Mal die Lust an einem neuen Spiel.

Und nach wenigen Augenblicken gab er seine passive Rolle auf, erwiderte die zarten Berührungen der fremden Lippen mit immer größer werdender Selbstsicherheit.

Er verstand Setos Verhalten nicht, wie seine Wut so plötzlich in dieses Verlangen umgeschlagen war und was als nächstes kommen würde.

Doch das war nicht wichtig.

Yami spürte nur den Kitzel der neuerlichen Unwissenheit, des Risikos sich in unbekanntes Gebiet und in die Arme eines möglicherweise Stärkeren zu wagen.

Es war ihm egal, was Setos Ambitionen waren.

Jedenfalls in diesem Augenblick, wo er nur genoss.

Statt Setos Verhalten zu analysieren, erwiderte er dessen Kuss nun mit einem plötzlichen Feuer und einer Bedingungslosigkeit, die sie beide überraschte.

Er schob Seto sein Gesicht bereitwillig, ja sogar drängend entgegen, öffnete seine Lippen einen Spalt breit und presste sie auf die seinen, sandte mit seiner Zunge eine aufregende Feuchtigkeit, eine Vorahnung dessen, was sie erwartete, über Setos warme Lippen.

Ein sanftes Kribbeln fuhr durch seinen Körper, versetzte ihm einen angenehmen Schauer und ließ ihn leise gegen die Lippen des anderen atmen.

Mit dem zarten Stupsen seiner Zunge, probierte er den süßlichen, noch unbekannten Geschmack und fuhr langsam die weiche, empfindsame Haut Setos’ Lippen nach.

Beide Münder öffneten sich, weiche Lippen trafen flüchtig aufeinander, trennten sich sofort wieder, nur um im nächsten Augenblick wieder zusammen zu finden.

Einen Moment lang verharrten sie, kosteten den Geschmack und das Gefühl voll und ganz aus, das ihnen die Nähe des anderen bereitete.

Dann lösten sie sich wieder von einander, hielten kurz inne, um den gegenseitigen, warmen Atem zu spüren, schmiegten ihre Wangen aneinander und schickten ihre Lippen dabei erneut auf Wanderschaft, bis sie sich nach Sekunden des blinden Tastens erneut trafen und zu einem zärtlichen Kuss verschmolzen.

Wie ein nicht endend wollendes, erregendes Spiel war es, wenn beide die Positionen ihrer Gesichter änderten, wie bei einem provozierenden Tanz, sich mal anstupsten, zurückzogen und angriffen, wieder voneinander trennten und sich zärtlich aneinander rieben.

Mehr und mehr aufgebracht, leidenschaftlich wurden diese flüchtigen Küsse, immer öfter wurden die Zähne benutzt um einander zärtlich in die empfindsame Haut zu beißen, nur unterbrochen von stetigem, stoßweise leisem Atem.

Und immer wieder befeuchteten sie sich durch das gegenseitige Necken ihrer Zungen- bis sich diese schließlich auf halbem Wege, außerhalb der nacheinander gierenden Münder trafen und einander heiß umgarnten.

Fortwährend durchdrang gedämpftes, hektisches Keuchen die Stille, der ihre wachsende Begierde nacheinander akustisierte, und ebendiese dadurch noch heftiger werden ließ.

Setos Griff hatte sich längst gelockert und erlaubte es ihnen, ihren hitzigen Zungenkuss so innig wie möglich fortzusetzen.

Zügellos und verlangend fanden ihre hungrigen Münder immer wieder zusammen, pressten sich ihre Lippen aneinander, um sich gleich darauf zu trennen, nur um sich jedoch im nächsten Augenblick noch begehrlicher zu treffen.

Seto selbst wusste nicht mehr, wie ihm geschah- was mit ihnen beiden geschah.

Er saß hier und küsste denjenigen, den er wenige Stunden zuvor nicht mal freiwillig mit dem Hintern angesehen hätte.

Und er genoss es auch noch, kein Zweifel.

Yami schmeckte so ungeahnt süß und war gleichzeitig so begierig und verlangend, dass es ihm, Seto, keine Zeit zum Nachdenken erlaubte.

Und auch Yami erging es nicht anders. Dieser Moment war einfach zu erregend, als dass er ihn hätte zerstören mögen.

Und er wollte Seto noch viel näher sein. In einer bestimmenden Geste wollte er seine Hände in seine Schultern krallen und sich an ihm festhalten, als habe er Angst, das berauschende Gefühl könnte sein letztes bisschen Verstand davon spülen.

Nur, was er nicht bedacht hatte, waren die Weinflaschen und -Gläser, die noch immer auf dem Tisch standen.
 

Das laute und vor allem unangenehme Geräusch von klirrend zerbrechendem Glas ließ beide zusammenschrecken und sich reflexartig voneinander lösen.

Verwirrt, noch benommen blickte Yami auf und ließ sich etwas in seinen Stuhl zurücksinken, als er die Bescherung auf dem Tisch entdeckte: Zwei Gläser waren zu Bruch gegangen, ein noch halb volles und ein leeres, sodass jetzt lauter Glassplitter, zu allem Überfluss noch in Rotwein getaucht, auf der Tischplatte verstreut lagen. Einige Flaschen waren umgekippt, allerdings heil geblieben.

Gerade wollte er einen entnervten Fluch ausstoßen, als ihn ein halblauter Schmerzenslaut von Seto aufblicken ließ. Dieser hatte offensichtlich seine Hand aufstützen wollen und sich dabei geradewegs einen Glassplitter in die Haut gerammt.

Mit finsterem Gesichtsausdruck starrte er jetzt, einigermaßen hilflos auf seine blutenden Finger und beobachtete, wie kleine Blutstropfen aus den Schnittwunden hervortraten.

„Oh scheiße!“

Augenblicklich griff Yami nach dessen Hand und zog sie in seine, betrachtete die Wunden kritisch und begann dann mit spitzen Fingern an einer Scherbe herumzuzupfen. „So ein verfluchter Mist.. Tut es doll weh?“ Fürsorglich betrachtete er Seto, als wolle er sicher gehen, dass der andere keine schwerwiegenden Verletzungen davon getragen hatte.

Dabei nahm er mit einem Gefühl der Zufriedenheit Setos gerötete und irgendwie aufgeblüht wirkende Lippen zur Kenntnis. Auch lag noch ein feuchter Film auf ihnen und glänzte verführerisch, sodass Yami Lust bekam, sie erneut in Besitz zu nehmen.

Seto zu küssen- er hätte nicht zu hoffen gewagt, dass ihn das so anmachte.

Besagter jedoch war mal wieder in eine Maske der Ausdruckslosigkeit verfallen und brummte nur ein „Nicht besonders..“ vor sich hin, während er Yamis Blicken auswich.

Yami gefiel das nicht.

Und weil er es nicht mochte, wenn ihm keine besondere Aufmerksamkeit zu Teil wurde, fuhr er eben härtere Geschütze auf.

Ein spitzbübisches Grinsen zierte wieder einmal sein Gesicht, als er jetzt seinen Stuhl zurück schob und aufstand. „Keine Sorge, der Schmerz ist gleich vergessen“, flötete er und legte seine Hand auf Setos Schulter, als er nun neben ihm stand.

Dann ließ er sich kurzerhand auf seinem Schoß nieder, platzierte sich aufreizend genau auf seiner Beckenmitte. Seine linke Hand fand ihren Weg mit verspielten Bewegungen nach oben in Setos Nacken und vergrub sich in seinem kräftigen braunen Haar.

Bevor Seto auch nur reagieren konnte, hatte Yami mit der Rechten seine Hand ergriffen und sie zu seinen Lippen geführt.

Mit einem nach oben gerichteten Blick begann er nun langsam das Blut von Setos Fingern zu lecken, nahm sie sogar ganz in den Mund und saugte vorsichtig an ihnen.

Seto starrte ihn an.

Er schien zu überlegen, was er davon jetzt halten sollte und begegnete dabei ausdruckslos Yamis glühendem Blick.

Zwar ließ sich dieser davon nicht all zu sehr beeindrucken, da Seto noch nie jemand gewesen war, der seine Gefühle zur Schau stellte, fand aber allmählich doch, dass er langsam eine Reaktion verdient hatte.

Da legte er sich so ins Zeug und ging in die Offensive, um seinen Trinkkumpanen zu verführen- und der machte sich nicht die Mühe, auf irgendeine Art und Weise erkennen zu geben, dass er überhaupt noch anwesend war!

Doch Yami musste nicht sehr lange warten, da erbarmte Seto sich seiner- und reagierte.

Das nächste, an das sich der junge Ladenangestellte erinnern konnte, war, dass er unsanft auf den Boden geschubst wurde und sich der Raum kurzzeitig um ihn zu drehen begann.

Noch während er benommen des Gefühls harrte, das ihm kurzzeitig die Orientierung stahl, vernahm er das Scharren eines zurückgeschobenen Stuhls der über den Steinboden schabte.

Als sich sein Gleichgewichtssinn nach wenigen Augenblicken endlich wieder klärte, waren das nächste was er sah, zwei lange schlanke Beine, in eine modische dunkle Jeans gekleidet, die sein gesamtes Gesichtsfeld einnahmen und ihm die Sicht auf alles weitere versperrten.

Yami hob langsam den Blick und erspähte nun auch das Gesicht seines braunhaarigen Verführungsobjektes, welches sich soeben von seinem Stuhl erhoben hatte, auf ihn hinunter guckte und ihn mit kühlem Blick musterte.

Er brachte es nicht fertig, etwas zu sagen, was seiner Verwirrung genug Ausdruck verliehen hätte.

Was war denn jetzt los? War Seto etwa (schon wieder) wütend auf ihn?

Und wenn ja, warum? Hatte er ihn mit seiner sprunghaften Art verärgert?

Oder gar damit, dass er zwei Gläser zerstört hatte und zu allem Überfluss noch Schuld an Setos verwundeter Hand war?

Nun, letzteres bezweifelte Yami, denn so tuckenhaft konnte nicht einmal Seto sein. Er war schließlich ein Mann und musste so einen kleinen Kratzer locker wegstecken.

Aus Zucker war er jedenfalls nicht. So wie er sich vor Yami aufgebaut hatte und ihn ohne jeglichen Anflug von Sympathie, ja auch nur den kleinsten Hauch von Freundlichkeit musterte, hielt er sich wohl eher für einen von den ganz Harten, dachte der immer noch auf dem Boden sitzende Yami ein wenig säuerlich -und zudem auch noch ziemlich ratlos.

Bevor er jedoch noch weitere Vermutungen anstellen, geschweige denn ein Wort hervorbringen konnte, räusperte sich Seto und nickte kühl zu ihm herunter.

„Das reicht. Ich habe mich für einige Sorten entschieden.“

Er warf einen kurzen Blick zu dem Tisch, an dem sie ihre Weinprobe abgehalten hatten und auf dem noch immer die Überreste zweier Gläser verstreut lagen. Dann griff er sich seinen Mantel von der Lehne und holte sein Portemonnaie hervor.

Er warf Yami dabei einen abschätzenden Blick zu.

„Ich zahle bar.“

Im ersten Moment glaubte Yami sich verhört zu haben und starrte nur ziemlich erstaunt zu Seto hoch.

Dann, als die Ernsthaftigkeit dieser Worte endlich zu ihm durchdrang, und er begriff, was das bedeutete, nämlich, dass ihr kleines Stell-dich-ein hiermit beendet war, stieg allmählich die Wut in ihm hoch.

DAS war nun wirklich eine Blamage von der miesen Sorte.

Er fühlte sich verspottet und auf den Arm genommen, wie er hier so belämmert auf dem Boden saß und Instruktionen von seinem Kunden entgegen nahm, mit dem er eben noch wild herumgeknutscht hatte und der ihn aber nun offensichtlich nicht mehr für gut oder interessant genug befand, um sich mit ihm zu beschäftigen.

Und enttäuscht war er mindestens genauso, denn er hatte sich mit jeder Faser seines Körpers nach diesem Kerl verzehrt, hatte ihn verführen wollen und sich von ihm verführen lassen. Und es hatte verdammt noch mal Spaß gemacht, hatte ihm diesen Kick gegeben, den er nur bei wirklich guten Spielen verspürte. Außerdem war er schon ziemlich aufgeheizt und erregt gewesen- auch jetzt noch spürte er dieses Kribbeln im ganzen Körper.

Zugegeben. Auch Yami hatte seine Spielchen mit Seto getrieben, ihn gelockt und dann wieder zurück gewiesen, und das nicht nur einmal.

Doch das hier, das ging ihm zu weit. Er fühlte sich in seinem Stolz verletzt, um nicht zu sagen erniedrigt. Auf seinen Platz verwiesen zu werden, das ging ja noch. Aber zu den Füßen Setos knien zu müssen, da hörte bei Yami der Spaß auf.

Am liebsten hätte er diesem eingebildeten Arschloch jetzt eine geklebt. Aber so richtig.

Dieser Typ.. dachte er mit knirschenden Zähnen, warum hab’ ich mich bloß auf ihn eingelassen?

Ich hätte doch wissen müssen, dass er mit all seinen Mitmenschen so scheiße umgeht..

Doch es half ja nichts. Egal wie sehr Seto ihn gedemütigt hatte, er wollte und durfte sich jetzt nicht von seiner Wut zu so etwas hinreißen lassen.

Seto war immer noch sein Kunde und wenn er seinen Job als Ladenangestellter behalten wollte, musste er sich beherrschen. Zudem wollte er sich nicht die Blöße geben, jetzt vor ihm die Fassung zu verlieren.

Er sollte sich jetzt lieber zusammenreißen, aufstehen und Setos Worten Folge leisten, so sehr es ihn auch ärgerte.

Und so schluckte er alles was ihm auf der Zunge lag herunter, atmete einmal tief durch um sich etwas zu beruhigen und rappelte sich dann auf, wobei ihn kurzzeitig erneut das Schwindelgefühl heimsuchte. Er sah Seto nicht an, wandte sich halb von ihm ab und blickte zum Tisch hinüber. „Schön.. für welche?“, brachte er schließlich hinter zusammen gebissenen Zähnen hervor und versuchte sich dabei Enttäuschung und Wut nicht allzu sehr anmerken zu lassen.

Seto zählte die Weine auf, welche er zu kaufen beabsichtigte und Yami wandte sich prompt um, ging mit schnellen Schritten, die von seinem unterdrückten Ärger kündeten, zum Weinregal und suchte die genannten Sorten heraus.

Dann wandte er sich um und ging an Seto vorbei, ohne ihn dabei auch nur eines Blickes zu würdigen, zur Theke, wo er die Weinflaschen nicht halb so vorsichtig wie er es hätte tun sollen, abstellte.

Noch immer schweigend begann er nun jede davon in, ihrer Form angepasste, Kartons zu verpacken.

Dass seine Hände dabei zitterten trug nicht gerade dazu bei, seine Beherrschtheit zu steigern.

Er meinte außerdem Setos Blicke in seinem Rücken zu spüren, was ihn nervös und nicht minder wütend machte.

Nachdem er alles eingepackt und in eine große Tüte getan hatte, die er Seto vor die Nase stellte, tippte er etwas in die Kasse ein, riss den Bon ab und klatschte ihn ebenfalls auf die Theke, damit Seto den schwindelerregend hohen Preis sehen konnte.

Los, zahl schnell und verschwinde dann endlich, du Mistkerl, befahl Yami ihm in Gedanken mit knirschenden Zähnen, während er beobachtete, wie Seto mehrere penibel glatt gebügelte Geldscheine aus seinem Portemonnaie holte und sie genau nachzählte.

Das Schlimme dabei war nur, dass selbst diese alltägliche Tätigkeit seiner Hände, Yamis Gedanken abschweifen ließ, in Bereiche, die er in Zusammenhang mit Seto eigentlich abgehackt hatte. Und daran konnte auch seine momentane Wut nichts ändern.

So ein verfluchter Mist, dachte Yami zornig und wandte demonstrativ den Blick ab, um sich abzulenken.

Es konnte doch einfach nicht sein, dass dieser Idiot ihn so in der Hand hatte!

Dieser Eisklotz, dieser Kotzbrocken, dieser unfreundliche, unmenschliche..

Yami musste sich innerlich zur Ordnung rufen, denn ansonsten würde er vielleicht noch etwas sehr, sehr Dummes tun. Zum Beispiel Seto eine reinhauen.

Oder sich ihm an den Hals werfen..

Also schön, sagte er sich. Gut, Seto ist unbestreitbar sehr attraktiv. Aber es gibt fünftausend andere attraktive Typen, die dich viel mehr reizen würden, Yami. Also reiß dich zusammen und hör auf damit.

Damit tröstete er sich, während er nun mit gesenktem Blick die Scheine entgegen nahm und hastig das Wechselgeld zusammen suchte.

Dieses schob er dann über die Theke zu Seto hinüber, um eine Berührung ihrer Hände zu vermeiden. Dann verschränkte er die Arme vor der Brust, trat einen Schritt zurück und warf Seto einen „Verpiss-dich-auf-der-Stelle“ -Blick zu, musste jedoch feststellen, dass der ihn nicht mal ansah, sondern gleichgültig sein Geld in die Manteltasche stopfte, den Blick dann kurz über die Weinregal schweifen ließ und schließlich die Tüte herunter hob. Erst dann streiften seine Augen ganz kurz Yamis Gesicht mit dem selben desinteressierten Ausdruck wie immer und er zog die Augenbrauen nach oben.

„Wiedersehen“, meinte er dann beiläufig, drehte sich um und verließ mit festen, aber gemächlichen Schritten den Laden.

Die Glocke klingelte schrill, als die Tür auf und wieder zu schwang.

Ein eiskalter Hauch der nächtlichen Winterluft wehte herein und ließ Yami frösteln, der noch immer die Tür anstarrte, durch die Seto gerade verschwunden war.

Mit einem teils erleichterten, teils resignierten Seufzer ließ der Zurückgelassene sich auf einen Drehhocker hinter der Ladentheke sinken und stützte die Ellenbogen auf. Dann vergrub er sein Gesicht in den Händen.

Nur ein leise gemurmeltes „Fuck“ war in der Stille des Ladens zu vernehmen.

4

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Kommentare zu dieser Fanfic (11)
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Von:  -theeastwind-
2009-12-11T19:09:13+00:00 11.12.2009 20:09
Wow ich liebe diese FF..>///<
DAs Paaring: suppa
Der schreibstil : suppa
Die Idee: Suppa
:D

Hab da mal ne Frange...kannste mir das 4. Kapitel vill. per ENS schicken?
:)

lg,YamiFranzi
Von:  Scooter-XP
2008-06-22T16:50:55+00:00 22.06.2008 18:50
Ich liiiiiiiiieeeebe diese FF!
Es ist mir immernoch ein rätsel wie du diese ganzen kleinen dinge in deiner ff so verpackt hast, dass ich diese ff schon mindestens 7x gelesen habe und immernoch nicht müde davon bin ^^. Die darstellung deiner charakter ist gut gelungen und das geplänkel der beiden ist einfach toll!
Ich hoffe du schreibst weiter und beendest sie (wäre voll lieb :).
Hab sie nämlich sehr ins herz geschlossen.

o.O

Gruss XP
Von:  HerzAs
2007-08-02T18:53:04+00:00 02.08.2007 20:53
wow
das war krass...
Aber irgendwie musste ja so was kommen, sonst wäre es ja nicht Seto^^
Und Yami kann den Ärger runterschlucken, so kennen wir ihn ja auch, da muss er nur aufpassen, dass er sich kein kleines Magengeschwür einfängt XD
Ich bin mal gespannt wer von beiden nachgiebt...hehe

Von:  HerzAs
2007-08-02T18:04:39+00:00 02.08.2007 20:04
irgendwie klasse geschrieben o-o die beiden sind volltoll^^ XD
An der einen Stelle dachte ich Yami spuckt Seto jetzt den ganzen Wein ins Gesicht ...hihi kleine Ausschweifung Xd
Du hast das gut Aufgebaut mit den Beiden, das hin und her^^
Von:  HerzAs
2007-08-02T17:42:23+00:00 02.08.2007 19:42
*kicher*
...na was böses halt.
Ich hab mich so krank gelacht bei dem Satz und auch bei dem ganzen Kappi ^^
sehr interssante Idee die einem sehr interessante Einblicke verschafft ... XD
Von:  blechdosenfee
2007-07-30T22:34:01+00:00 31.07.2007 00:34
Hui, heiß. heiß... *schnurr*
Das Kapitel war der wahnsinn. hübsche Anregungen und schön beschrieben.
*ggg*
So ein Kapitel kannst du jeder Zeit wieder gerne schreiben, lese es mit Sicherheit.

Lg Kita-Kitsune (ehemals MetropolisAngel)
Von: abgemeldet
2007-07-23T12:09:45+00:00 23.07.2007 14:09
Hi^^

Glaub ich ihm aufs Wort XD
Ich glaub da hätten ein paar ein vergnügen dran, ne >.<
Das Pitel war echt klasse.
Bin schon gespannt wie es weiter geht.

bye Muffin89^^
Von: abgemeldet
2007-07-21T07:59:26+00:00 21.07.2007 09:59
Hi^^

Hät ja fast geklappt. Dumme Weinflaschen und Weingläser.
Haben die ganze Stimmung versaut T^T
Man und die Abfuhr von Seto erst. Ich an Yamis stelle hätte ihm eine Reingehauen XD Das Pitel war echt super. Freu mich schon aufs nächste.

bye Muffin89^^
Von:  blechdosenfee
2007-07-20T16:14:31+00:00 20.07.2007 18:14
Oh my God.
Das war ja ne Abfuhr von Seto.
Der arme Yami. *tröst*
Die blöden Weinflaschen und Gläser, warum mussten sie auch im Weg stehen uns zu Bruch gehen.

*seufzt*

Lg MetropolisAngel
Von: abgemeldet
2007-07-19T13:22:42+00:00 19.07.2007 15:22
Hallo^^

Echt super das Kapitel.
Zwei besoffene Männer, ob das noch lange gut gehen kann.
Echt super die Handlung.
Bin schon gespannt darauf wie es weiter geht.

bye Muffin89^^


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