Klara Borden von -ne-chan- (Das Schicksal eines Mädchens) ================================================================================ Kapitel 1: Die erste Begegnung ------------------------------ Die erste Begegnung Das Wetter außerhalb des altmodischen Bahnwaggons war ziemlich düster. Die junge Dame konnte froh sein, im Trockenen zu sitzen. Der Nebel, der draußen vor zwei Stunden aufgezogen war, war so dicht geworden, dass man maximal noch zwei Meter sehen konnte. Das Wetter passte absolut nicht zu der Laune der Frau. Sie freute das Treffen, das ihr bevorstand herbei. Doch das würde noch eine Stunde dauern, dann wird sie am Ziel sein. Da, wo sie sich seit Wochen, nein seit Monaten hinwünscht. Zu IHM, einem wohlhabenden Mann, der bei ihren Eltern vor vielen Jahren um IHRE Hand angehalten hat. Jawohl, um ihre Hand. Die eines einfachen 16- jährigen Mädchens, das nichts zu bieten hat, außer dem, was sie am Körper trägt. Er hatte ihr das Ticket gekauft, das ihr ihre Eltern gegeben haben, damit sie zu ihm, auf seinen Hof kommen konnte. In sein großes Anwesend. Klara hatte von ihren Eltern erfahren, dass er Pferde hatte. Sie hatte sich immer welche gewünscht, aber auf dem Bauernhof ihrer Eltern hatte es nie Platz dafür gegeben. Leider, nur für Schafe und Schweine, aber die gaben nicht genug Geld, um sich viel kaufen zu können, gerade mal das Futter für die Tiere und etwas zu essen für die Familie. Das Land, das draußen vor dem Fenster vorbei flog war anders als bei ihr zu Hause. Hier konnte man weit sehen und wie weit. Zuhause hatte man überall die Berge. Viel wusste Klara nicht von Ihrem zukünftigen Mann, das fiel ihr jetzt auf. Sie wusste nur, dass er groß sein sollte, mit dunklen Haaren und hellen strahlenden Augen. Plötzlich erschien der Schaffner, er wollte das Ticket sehen. Nachdem er es genommen hatte gab er es ihr mit einem Schmunzeln zurück. „Sie haben ein Ticket für die erste Klasse, warum setzen sie sich nach hier hin?“, sagte er in einem netten Ton. „Na ja, ist ja auch egal, die nächste Station die wir anfahren ist ihre Endstation.“ Dann verschwand der Schaffner wieder. Sie dachte noch lange, dass er sehr nett zu ihr gewesen ist. An der nächsten Station stieg sie aus. Sie hielt vergeblich Ausschau nach einem großen dunkelhaarigen Mann. Als ein befrackter Mann auf sie zukam, und sie fragte ob sie Klara Borden sei antwortete sie wahrheitsgetreu mit ja. „Gut, dann kommen sie bitte mit, ich soll sie abholen, im Namen meines Herren. Ich bringe sie zum Anwesend. Bitte folgen sie mir.“ Klara fühlte sich von ihm schief angeschaut, aber er war wahrscheinlich viel Besseres gewohnt. Sie hatte zwar ihre Sonntagskleider an, aber selbst der Chauffeur war besser angezogen als sie. Sie fühlte sich miserabel. Draußen vor dem Bahnhofsgebäude stand eine wunderschöne vierspännige Kutsche. Der Chauffeur lief genau auf sie zu, und machte die Tür auf. Klara konnte es nicht glauben, damit sollte sie fahren. Jawohl sie. Ihren Koffer hatte er schon auf das Dach der Kutsche verfrachtet, und nun, nachdem sie in der Kutsche saß, stieg er auf den Bock und trieb die vier wunderschönen Schimmel an. Klara fühlte sich wie in einem Traum. Das Anwesend war nicht groß, sondern einfach nur riesig. Wie ein Mensch soviel besitzen konnte, war ihr unklar. Der Chauffeur hatte ihr gesagt, ab wann das Anwesend anfing, und von da an konnte man noch nicht mal mehr das ´Haus` sehen. Es war einfach unbeschreiblich für sie. Auf den Weiden, an denen sie vorbeifuhren standen Kühe, Schafe und Schweine, dann erblickte sie die Pferde. Es war eine Riesige Herde, voller wunderschöner Pferde. Am liebsten wäre sie aus der Kutsche gesprungen, nur um die Pferde zu streicheln, aber sie traute sich nicht. Von einem der Diener des `Hauses´ war sie in ihr Zimmer gebracht worden. Alle nannten das Gebäude ein Haus, aber es war eher eine Villa, oder doch ein Schloss. Es war unbeschreiblich groß, und soviel sie richtig gehört hatte gab es hier 50 Angestellte, die nur für das Haus und den Hof zuständig waren. Klara begann sich umzuschauen im Zimmer, in ihrem neuen Reich, hier sollte sie die erste Zeit wohnen, das hatte man ihr schon gesagt. Das Zimmer war wunderschön eingerichtet. Es hatte ein Himmelbett, einen riesigen Kleiderschrank und einen Schreibtisch, auf dem Zettel, Stifte, ein Kalender und ein Foto von einem Pferd standen. Auf dem Kalender war das heutige Datum abgebildet, der 20. April 1920. Allmählich kam Hunger in der jungen Frau auf, und sie machte sich auf die suche nach der Küche auf. Sie vermutete sie in dem Erdgeschoss, doch außerhalb ihres Zimmers wartete schon ein Diener auf sie. Sie wurde überwacht. Sie wurde nett gefragt, wohin sie wolle, und dann sollte sie folgen. Das tat sie auch. Auf die Frage, wo denn der Herr des Hauses war, bekam sie von dem Diener keine Antwort. Wie der Name des Dieners war konnte sie dann doch erfahren, zwar nur den Vornamen, aber immerhin. Er hieß Felix. In der Küche angekommen wurde sie von einer netten, älteren und auch etwas dickeren Frau begrüßt. Felix war gegangen, als sie in die Küche ging, und das war ihr auch ganz recht. Kirsti, die in der Küche für alles zuständig war machte Klara eine Kleinigkeit zu essen, und unterhielt sich dann noch nett mit ihr. Vom Kirsti erfuhr sie dann auch, wie ihr zukünftiger Gatte hieß, sein Name war Leonard von Lovekraft. Er sollte immer sehr nett zu allen seien, aber momentan nicht im Hause, und würde auch nicht so schnell wieder kommen. Kirsti schaute auf eine Uhr, die an der Wand hing, und erschrak. „Entschuldige, wenn ich dich jetzt so wegschicke, aber ich muss jetzt das Essen machen für alle, wäre nett, wenn du mich jetzt alleine lässt. Du solltest wieder in dein Zimmer gehen, denn schließlich soll es dir hier so gut gehen wie nur möglich. Du hattest auch sicher eine anstrengende Reise.“ Klara wollte aber noch nicht gehen, und sagte deswegen: „ Ich kann dir doch helfen, das mache ich zu Hause doch auch immer, kochen ist doch gar nicht so schlimm.“ Kirsti erschrak bei den Worten, und schaute sie ungläubig an. „Aber junge Dame, sie sollen hier nicht arbeiten, dass ist ein Befehl von meinem Herren. Also gehen sie bitte auf ihr Zimmer und ruhen sie sich aus. Sie werden dann nachher zum Essen gerufen und nun gehen sie.“ Klara wurde von Kirsti aus der Tür begleitet. Felix wartete schon auf sie und hatte ein großes Schmunzeln auf den Lippen, als er ihr verdutztes Gesicht sah. „Na hat sie dich Rausgeworfen? Nimm es ihr nicht übel, aber sie ist zu allen so, und heute ist sie ausgerechnet auch noch alleine in der Küche. Der Boss hat gesagt, du sollst nicht arbeiten, deswegen bringe ich dich jetzt wieder auf dein Zimmer.“ Und damit ging Felix los nach oben, zu ihrem Zimmer und hielt ihr die Tür auf. „Falls noch etwas ist, “ sagte Felix, „ich warte vor der Tür. Und das mache ich nicht um dich zu ärgern, sondern weil es ein Befehl ist.“ Klara legte sich auf ihr Bett und schlief fast sofort ein. Kirsti hatte recht gehabt, die Reise war anstrengend gewesen, zu anstrengend. Als Klara wieder erwachte war es dunkel und es klopfte jemand an ihrer Tür. Davon war sie wohl aufgewacht und doch, wer klopfte da wohl? Klara öffnete die Tür und erblickte Felix. „Was ist denn los, Felix?“ „Das Essen ist fertig und ich soll dich holen. Entschuldigung, wenn ich dich geweckt habe.. Komm, ich bringe dich in den Speisesaal.“ Im Speisesaal angekommen fand Klara ihn leer vor. Sie war die einzige hier, deswegen fragte sie Felix: „Willst du nicht mit mir zusammen hier essen?“ Felix antwortete: „Es tut mit leid Klara, aber ich muss nein sagen. Im Speisesaal dürfen keine Angestellten essen. Ich denke nach oben wirst du alleine zurückfinden. Morgen wecke ich dich, dann sollst du deine erste Reitstunde bekommen.... Bis morgen früh..“ Das Essen am letzten Abend war gut gewesen und Felix hatte sie diesen morgen früh geweckt. Das Frühstück war sehr üppig gewesen und Klara hatte viel zu viel gegessen, sie hatte sich das Gegenteil vorgenommen, aber wie immer, man hält sich nie daran. Nun brachte sie Felix gerade zu den Ställen, er erzählte ihr, dass sie von einem jungen Mann unterrichtet werden würde. Klara konnte sich darunter nichts vorstellen. Felix schätze sie so auf vierzig Jahre. Was würde er wohl unter jung verstehen? Klara stellte an Felix eine bitte, sie wollte erst durch einen Pferdestall gehen, um ein paar Pferde zu sehen. Felix zeigte ihr den Hengststall. Es waren so um die 30 Hengste im Stall, dies bewunderte Klara. Der Reitlehrer war sehr nett zu ihr. Er hatte Klara eine Stute zugewiesen, die sehr ruhig sein sollte. Er hatte ihr gezeigt, wie man ein Pferd putzt, doch putzen durfte sie sie nicht. Der Name des Pferdes war Ricarda. Auf Klaras Frage, wie sein Name sei antwortete er Alex. Ricarda war Schwarz mit einem wunderschönen Stern auf der Stirn, einer Socke hinten links und einer Socke vorne rechts. Sie war ziemlich groß, dadurch kam Klara nicht alleine in den Stall und Alex half ihr hinauf. Alex hob sie am Bein hinauf. Die Longenstunde verlief am Anfang ganz normal, doch für Klara war es ziemlich anstrengend. Alex hatte am Anfang des Unterrichts gesagt, dass Klara sich melden solle, wenn sie nicht mehr könne oder keine Lust mehr hätte. Klara wäre es aber im Leben nicht eingefallen etwas zu sagen, denn sie wollte möglichst schnell Fortschritte machen. Der Unterricht war eigentlich schon nach 2 Stunden zu viel für sie gewesen und Alex hatte nichts gemerkt. Klaras Kräfte waren nun schon fast ganz am Ende, doch sie wollte es immer noch nicht zugeben. Sie war seit 5 Stunden am Reiten und da passierte es, sie fiel vor Erschöpfung vom Pferd. Alex reagierte automatisch, er fing Klara auf und beruhigte eine Sekunde später das aufgedrehte Pferd. Danach trug er sie ins Haus und sagte dort Kirsti bescheid, das sie sich erst mal um Klara kümmern solle. Er würde einen Arzt holen. Der Arzt verordnete Klara drei Tage ruhe, sie solle die drei Tage auf keinen Fall reiten, oder irgendetwas anderes anstrengende machen. Nach den drei Ruhetagen fühlte Klara sich wieder fit genug, reiten zu gehen. Sie hatte in den drei Ruhetagen viel mit Alex geredet, er musste ungefähr in ihrem Alter sein. Sie fand ihn ziemlich nett, und er hatte ihr gesagt, was sie falsch gemacht hatte auf dem Pferderücken. Von Klaras zukünftigen Mann sprach er fast nie, einmal hatte Klara Alex gefragt, was er von ihm hielt, doch er antwortete nur, das der Kerl wohl etwas zu viel Geld hätte, und das er ihn sonst nicht kenne. Heute war es soweit, Klara bestieg zum zweiten mal das Pferd, und diesmal war es ihr auch nicht unangenehm, dass Alex ihr hinauf helfen musste, denn er hatte ihr erklärt, das alle einmal so angefangen wären, und das Ricarda auch ein besonders großes Pferd sei. Sie fingen erst im Nachmittag an. Die Temperaturen waren besser als das letzte Mal, das Licht war noch gut und die Sonne wärmte beide ein wenig. Endlich saß sie auf dem Rücken des Pferdes. Heute sollte es besser laufen, als vor vier Tagen. Alex hatte gesagt, dass heute viel Schritt und Trab vorkommen solle, doch das sei nicht so schwer und nicht so anstrengend. Ricarda spielte nervös mit den Ohren, scheinbar mochte das Pferd seinen Reiter nicht so besonders gerne auf dem Rücken, aber welches Pferd würde auch schon gerne einen Anfänger tragen? An der Longe fühlte Klara sich wenigstens ein bisschen sicher, aber sich wohl zu fühlen, das würde sicher noch eine Weile dauern. Nach einer Stunde sagte Alex in einem sehr strengen Ton „Jetzt reitest du Rici in der Halle eine viertel Stunde trocken. Das musst du alleine schaffen. Ich warte dann nach der Zeit am Putzplatz auf dich. Reite bitte wirklich die viertel Stunde, das ist wichtig für Ricardas Gelenke.“ Damit ging er vom Platz und ließ Klara alleine zurück. Sie hatte keine Angst, stieg ab und führte Ricarda in die Reithalle hinein. Dort stieg sie wieder auf (sie schaffte es nach dem fünften Versuch) und ritt Rici trocken. Genau so wie Alex es gesagt hatte. Danach führte Klara sie zum Putzplatz. Dort wartete bereits Alex. Er nahm ihr die Stute ab, band sie an, sattelte ab und trenste ab. Jeden Abend musste Klara alleine Essen. Es gefiel ihr nicht, aber was sollte sie schon machen? Sie konnte nichts machen. Egal, wie oft sie nach ihrem Verlobten fragte, niemand konnte ihr sagen, wann er wiederkommen würde. Klara verstand es nicht. Obwohl Leonard so weit weg sein sollte hatten alle im Haus Respekt. Sie hatte so oft gefragt, ob nicht einer mit ihr im Speisesaal essen könne, aber immer kam dieselbe Antwort. Nein. Sie durfte auch nicht mit den Angestellten in der Küche essen. Sie hätte es sich so sehr gewünscht, nicht mehr alleine Essen zu müssen. Der Reitunterricht ging ihrer Meinung nach immer besser. Sie hatte mittlerweile Spaß auf dem Pferd, und sollte jetzt am nächsten Tag mit Alex einmal ausreiten. Sie wollten durch den Wald reiten und ein Picknick machen. Das würde bestimmt toll werden. Nun musste sie aber schlafen gehen, um für den nächsten Tag fit zu sein. Sie wollte ja nicht vor Erschöpfung vom Pferd fallen. Das würde diesmal wirklich peinlich werden. Am morgen war Klara früh wach, aber alle anderen im Haus waren auch schon wach. Sie konnte direkt Frühstücken, danach machte sie sich auf den Weg zu den Ställen, mittlerweile durfte sie alle Wege alleine gehen. Sie ging in den Stall, da sie Alex nirgendwo sehen konnte. In den letzten Wochen hatte sie ihn lieb gewonnen, und sich schon manchmal gewünscht, das er ihr Verlobter sein könnte, aber an so etwas sollte sie am besten wohl gar nicht denken. Sie hatte sich in Alex verliebt und leider konnte sie nichts dagegen machen. Im Stall ging Klara zielsicher zu Ricarda. Sie liebte die Stute, auch wenn sie manchmal ein wenig Zickig war. Sie liebte es auf dem Rücken des Pferdes zu sitzen und die Welt von oben zu sehen. Plötzlich umarmte sie jemand von hinten. Klara bekam einen riesigen Schock. Als sie sich umdrehte erkannte sie Alex. Am liebsten wäre sie länger in seinen Armen gewesen, aber das ging nicht, das sagte ihr auch ihr Kopf. Sie war verlobt und sollte doch Leonard heiraten. Sie fand es nur schade, dass sie ihn noch nicht einmal kennen gelernt hat. Klara holte Ricarda vorsichtig aus dem Stall. Sie ging zum Putzplatz und machte die Stute fertig. Alex hatte einen Hengst ausgewählt. Für Klara würde es deswegen sehr schwierig werden, denn Rici war rossig. Als beide fertig waren mit putzen machten sie sich auf den Weg in den Wald. Auf einer schönen Lichtung machten sie nach vier Stunden rast. Alex bereitete das Picknick vor, Klara half ihm dabei so gut sie konnte. Das Picknick lief wunderbar ab, und beinahe hätte Alex sie geküsst. Sie hatte ihn weg geschoben. Sie durfte ihn nicht küssen, auch wenn sie es sich so sehr wünschte. Sie liebte ihn, das wusste sie jetzt aber das durfte sie nicht. Nach dem Versuch konnte Klara nicht mehr sie musste weg von Alex und das so schnell sie konnte. Sie konnte ihn nicht mehr ansehen, sie weinte. Klara rannte zu Rici hin und stieg auf, halb blind vor Tränen und spornte das Pferd zum Galopp an. Klara ritt blind durch den Wald. Sie konnte nicht mehr, und deswegen hörte sie auch nicht darauf, was Alex ihr nachrief: „Klara warte, ich muss dir was sagen. Bitte warte doch, ich liebe dich!!“ Klara überließ Rici die Richtung, sie vertraute darauf, dass das Pferd den Weg nach Hause wohl finden würde. Zuhause brachte sie das Pferd in den Stall und rannte in ihr Zimmer, dort schloss sie sich ein, sie wollte niemanden mehr sehen. Es durfte alles nicht sein, sie durfte sich nicht in ihn verlieben, das war ihr verboten. * * * Jetzt ist Klara weg. Ich habe den größten Fehler gemacht, den ich je hätte machen können. Ich hätte niemals mit dem Spielchen beginnen sollen. Ich habe mich in sie verliebt, so habe ich noch nie für jemanden empfunden. Warum habe ich es nur gemacht. * * * Klara hatte mit niemanden gesprochen und war auch nicht mehr zum Abendessen erschienen. Sie hatten sich alle im Haus sorgen gemacht. Was war nur mit der jungen Dame geschehen. Sie war nicht mit Alex zurückgekommen, sondern alleine. Alex war später wiedergekommen und hatte nichts gesagt. Er hatte nur sein Pferd fertig gemacht und war dann mit einem anderen Pferd in die Stadt geritten. Er war am Abend nicht wiedergekommen so langsam machte man sich im Haus auch um ihn sorgen. Wo konnte er wohl sein? Als Klara aus ihrem Zimmer kam sprach sie mit keinem, sie sah schlimm aus. Sie hatte scheinbar die ganze Nacht kein Auge zugetan. Ihre Augen leuchteten rot, und als sie zu Kirsti in die Küche kam fing an leise zu schluchzen und mit ihr zu reden: „Kirsti es tut mir leid, aber ich möchte nach Hause, es ist etwas passiert was ich mir nicht verzeihen kann. Kannst du bitte dafür sorgen, dass ich direkt weg kann. Ich geh jetzt meine Sachen packen.“ Damit ging sie in ihr Zimmer und packte ihre Sachen. Nach einer halben Stunde wurde sie von der Kutsche zur Bahn gebracht. * * * Am Abend desselben Tages kam Alex nach Hause. Seine Angestellten hatten sich schon großen Sorgen gemacht. Sie berichteten ihm, dass Klara nach Hause gefahren ist. Ihm stiegen die Tränen in die Augen. Er hatte den größten Fehler seines Lebens gemacht. Er hatte die Frau verloren die er liebte. Was sollte er jetzt machen. Er musste um sie kämpfen, auch wenn es ein verlorener Kampf sein würde. Dann hätten seine Eltern gewonnen. Doch er hätte alles verloren. Seine Eltern wollten immer noch, dass er Elisabeth von Franken heiratete. Er überlegte nur kurz, was er machen sollte, dann ließ er einen seiner Angestellten los reiten. Zur Stadt, um von dort für den nächsten Tag einen Platz in der Bahn, und einen Transportwagon für drei Pferde bestellen zu lassen. Er würde Klara nachfahren, und das so schnell es ging. Am nächsten morgen! Am nächsten morgen war er früh wach und machte die mitzunehmenden Pferde fertig. Er nahm Ricarda, den Hengst Palladino und Ricardas Fohlen Sonnenschein mit. Als er an der Endstation angekommen war ritt er zu Klaras zu Hause. Dort traf er auf ihre Mutter. Sie erkannte ihn sofort wieder. „Herr von Lovekraft. Wie kann ich ihnen helfen. Wollen sie zu Klara? Ich habe schon erfahren, dass sie sich ihnen gegenüber schämt. Scheinbar ist sie einem ihrer Angestellten zu nahe gekommen. Ich hole sie einen Moment.“ „Bitte warten sie noch einen Moment. Sagen sie ihr bitte nicht wer hier ist. Ich bitte sie.“ Klaras Mutter zwinkerte einmal und ging dann in den Kuhstall. „Klara süße, da ist jemand der dich gerne sehen würde. Kommst du bitte raus.“ Klara folgte ihrer Mutter und traute ihren Augen nicht Alex war hier, wieso wagte er sich hierhin. Das war ja wohl eine Unverschämtheit. „Was willst du hier, reicht es nicht, das ich vor dir geflohen bin, Alex? Musst du mir bis hierhin folgen?“ Leonard schaute sie aus kühlen Augen an. Ihm war der Schock, den Frau Borden erlitten hatte nicht entgangen. „Klara beruhige dich, kann ich alleine mit dir Sprechen. Bitte lass uns ein bisschen von hier weg reiten, dann werde ich dir alles erklären. Bitte lass es zu.“ Klara wirkte sauer. Sie überlegte kurz und drehte sich weg. „Wegen dir hab ich fast gesündigt. Ich bin verlobt mit deinem Herrn, und darf dich nicht lieben. Das ist Sünde. Lass mich alleine.“ Damit ging sie weg, ohne ihm auch nur ein wenig zuzuhören. Leonard ging auf Klaras Mutter zu. „Sie müssen mir helfen, ich weiß ich habe Fehler gemacht. Ich habe mich vor ihrer Tochter als Alex ausgegeben. Der Name beruht auf meinem zweiten Vornamen, den kaum einer kennt. Alexander. Ich meinte es nicht böse, doch ich musste erst wissen, ob ich sie wirklich liebe. Ich kann hier nichts mehr ausrichten, bitte erzählen sie ihr die Wahrheit. Mir würde sie nicht zuhören. Hier sind zwei Geschenke, die ich ihr mitgebracht habe, weil ich sie so sehr liebe. Das Fohlen ist eine Stute, und erst 1 Jahr alt und Ricarda kennt Klara ja schon. Sonnenschein ist mein Wertvollstes Pferd. Aber es ist nichts wert im Gegensatz zu ihrer Tochter. Für ihren Hof werden in den nächsten Tagen Geldsummen und Tiere eintreffen, die ich an dem Tag bestellt habe, als ich mich in Klara verliebte. Bitte nehmen sie sie an. Die Kühe sind viel Wert, und geben besonders viel Milch. Ich reite dann jetzt wieder nach Hause. Vielleicht möchte Klara ja wieder zu mir kommen. Wenn dann sollte sie es nur in den nächsten vier Monaten tun, denn sonst muss ich eine andere Frau heiraten, und würde mein Leben lang unglücklich bleiben. Machen sie es gut.“ Alex stieg auf sein Pferd, von jetzt an war er nicht mehr Alex, es war Leonard von Lovekraft der jetzt ritt. Ein wohlhabender Gutaussehender junger Mann, der einmal das Vermögen seiner Eltern erben sollte, und der schon jetzt einige Millionen reich war. Klara wolle erst mal nichts mehr von Alex und auch nichts von Leonard wissen. Sie fühlte sich miserabel. Sie hatte ihren verlobten zwar nie kennen gelernt, aber sie fühlte sich trotzdem Schuldig. Sie hatte sich in Alex verliebt, und das durfte sie nicht. Sie war lange traurig gewesen, und wollte eigentlich die Geschenke von Alex nicht annehmen. Ihre Mutter hatte sie dazu überredet. Nun waren fast drei Monate vergangen. Klara hatte zuhause gut gearbeitet. Sie hatte jeden Tag geholfen und ihren Eltern ging es mittlerweile etwas besser, was das Essen und das Geld betraf. Sie hatten mehr Tiere als früher und auch mehr Geld, ihnen ging es einfach besser. Den Pferden ging es bei Klara nicht gerade schlecht. Sie ritt Ricarda fast jeden Tag und es machte ihr spaß. „Klara“, rief jemand nach ihr, „kannst du mal eben schnell kommen?“ Klara eilte zu ihrer Mutter, was sie wohl von ihr wollte? „Was ist denn Mutter, wie kann ich dir helfen?“ „Du liebst diesen Alex immer noch, sehe ich das richtig? Bitte gib mir heute eine Antwort auf die Frage, es ist wichtig.“ Klara hatte plötzlich wieder Tränen in den Augen, ja sie liebte ihn immer noch. Sie wusste auch nicht ob sie jemals damit aufhören könnte. „Klara ich möchte dass du noch mal zu diesem Alex hinfährst und es ihm ins Gesicht sagst. Ich finde das ist nötig. Du wirst morgen fahren. Keine Widerrede. Dein Vater und ich haben es für dich beschlossen.“ Klara musste gehorchen. Sie fuhr am nächsten Morgen mit der Bahn in die angrenzende Stadt gefahren und hatte von dort ein Pferd gemietet um zum Anwesend von Herrn Lovekraft zu gelangen. Sie war nicht angemeldet. Sie ging zielsicher in die Küche, denn wie damals war das Haus nicht abgeschlossen und die Hunde kannten sie immer noch und mochten sie noch immer so gut leiden wie damals. Kirsti schrie fast vor Überraschung auf. „Was machst du denn hier? Ich dachte schon du kommst nie wieder.“ Kirsti stürmte auf sie zu und umarmte sie wild. Kirsti strahlte über beide Ohren. „Kirsti, kannst du mir sagen, wo Alex ist? Ich muss ihm etwas sagen.“ Kirsti antwortete erst gar nicht, sondern führte Klara durch das Haus auf eine Tür zu und zeigte schweigend darauf. Klara trat ein und fand sich in einem riesigen Arbeitszimmer wieder. Alex saß hinter einem riesigen Schreibtisch und unterhielt sich mit einem älteren Paar, dass wie ein Ehepaar aussah. Dann entdeckte Alex sie. In seinen Augen bildeten sich Tränen und er hörte seinen Eltern nicht mehr zu. Er sah nur noch sie. Alex/ Leonard stand auf, ging auf sie zu und umarmte sie. „Du weist es endlich und kommst wieder zu mir?“ Klara schaute ihn verwundert an, „Was soll ich wissen. Was hast du mir nicht erzählt, Alex?“ Leonard sah sie verwundert an und zog sie dann mit sich. Sie gingen in einen Salon. Leonard Alexander drückte sie in einen Sessel und ring mit ruhiger Stimme an zu erzählen. „Ich dachte zwar eigentlich, dass deine Mutter es dir erzählt hätte aber bitte. Mein Name ist Leonard von Lovekraft, zumindest für die Meisten hier. Ich habe aber einen zweiten Vornamen, von dem nicht viele Menschen wissen. Er lautet Alexander. Ich habe mich dir als Alex vorgestellt, da ich erst einmal schauen wollte, ob ich dich wirklich lieben könnte.“, Alex machte eine kurze Pause und schaute Klara tief in die Augen. An diesem Mädchen war einfach alles Perfekt, bis auf die Herkunft. „ Klara verstehe mich nicht falsch, aber ich liebe dich, mehr als alles andere auf der Welt. Ich gebe zu, den Weg den ich am Anfang mit dir gegangen bin, war nicht richtig, aber die letzten drei Monate waren die reinste Qual für mich, weil ich dich liebe. In dem Augenblick, als du das erste Mal auf dem Pferd sahst und vor Erschöpfung in meine Arme gefallen bist, da wusste ich, du bist die richtige für mich. „ Klara verstand nun endlich. Deswegen hatten früher alle Angst im Haus gehabt, obwohl, scheinbar, der Herr des Hauses nicht da war. Er war immer da gewesen. Er hatte sie immer beobachten können, und deswegen hatte er ihr auch die beiden Pferde schenken können. Sie hatte sich von Anfang an in den richtigen verliebt gehabt. Jetzt wusste sie es. Die Eltern von Leonard fassten, als Leonard und Klara aus dem Raum gingen einen gemeinen Plan. Sie waren froh gewesen, als Klara sich 3 Monate nicht hatte blicken lassen. Sie wollten auf jeden Fall, das ihr Sohn eine Adelige oder zumindest Besserangesehene Frau heiratete und nicht so eine Bettlerin. Sie würden Wege finden, die beiden zu trennen, und im Notfall mit Gewalt. Klara freute sich mehr als alles andere, sie hatte ihren Verlobten doch nicht verloren und liebte ihn sogar so sehr wie keinen anderen Menschen auf der Welt. Das Wetter im August war nicht so gut, wie es eigentlich sein sollte, es waren 13 grad im Schatten und es regnete dauerhaft. Diese Nacht war so kalt, dass Klara am ganzen Körper zitterte. Alex, wie sie ihn immer noch nannte, hatte ihr gesagt, dass sie immer zu ihm kommen könne und deswegen war sie jetzt, so gegen Mitternacht auf den Weg zu seinem Zimmer. Er hatte ihr gesagt, wo es war, zwei Zimmer neben ihrem. Klara klopfte an die Tür und trat ein, sie konnte nicht mehr lange warten. Sie hatte ein halb durchsichtiges Nachthemd an und fror sichtlich. Sie hatte keine wärmere Nachtwäsche. Alex setzte sich gerade, etwas benommen, auf. Er schüttelte einmal den Kopf und schaute sie mit klaren Augen an. „Hey, was ist los mit dir? Ist irgendetwas passiert?“ Alex sprang fast aus dem Bett und eilte zu ihr. Er nahm sie in den Arm. Klara schmiegte sich eng an ihn. Er war so schön warm. „Es tut mir leid, dass ich dich geweckt habe, aber ich suche eine zweite Decke oder ähnliches. Mir ist so kalt.“ Klara schaute sich unverschämt um, machte die Tür zu und legte sich kurzerhand in sein Bett. „Ich glaube ich habe etwas Besseres gefunden als eine zweite Decke.“ Alexander schaute sie verwundert an. „Was soll das jetzt heißen, soll ich jetzt in deinem Bett schlafen, oder darf ich weiterhin in meinem Bett schlafen?“ „Du darfst weiterhin in deinem Bett schlafen, wenn du mich in den Arm nimmst und mich warm hältst.“ Leonard kletterte wieder in sein Bett zu Klara und nahm sie in den Arm. Er gab ihr erst einen Kuss auf die Nase, und dann einen innigen Kuss auf den Mund. Dann flüsterte er ihr ins Ohr das er sie liebe, und dass sie jetzt beide schlafen müssten. Klara fühlt sich am nächsten morgen einfach wunderbar. Sie wachte neben Leonard auf. Er war noch am Schlafen, aber das störte sie kein bisschen. Sie liebte ihn, und für ihn würde sie alles machen. Vorsichtig legte sie ihre Hand auf seine Brust. Sie wollte näher an ihn rann, sich an seiner Wärme laben. Immer noch vorsichtig zog sie sich näher an ihn heran, und gab ihm einen Kuss. Dann fing Alex irgendetwas Unverständliches zu Brummen, und schlug die Augen auf. In seinem Blick war entsetzen. „Was machst du denn hier? Was ist hier los?“ Klara verstand gar nichts mehr. Sie war doch gestern erst in sein Bett gestiegen, um hier zu schlafen, und heute wusste er von nichts mehr? Klara stand auf und ging aus seinem Zimmer. Wenn er sie nicht in seinem Zimmer haben wollte, dann ging sie halt wieder. Es war ihr nicht mehr kalt und es ging ihr halbwegs gut. Zum Frühstück erschien Klara nicht, sie war lieber reiten gegangen. In den drei Monaten, als Klara nicht auf dem Anwesend von Leonard war hatte sie viel geritten, und auch viel von Ricarda, ihrem Pferd, gelernt. Rici, wie sie ihr Pferd manchmal nannte, war zwar nicht hier, aber das machte nichts, sie kam auch mit anderen Pferden aus. Ein Hengst hatte es ihr besonders angetan. Alex hatte damals immer gesagt, dass er nicht zu zähmen war, doch heimlich war Klara schon mit ihm geritten. Der Hengst war perfekt eingeritten worden, er mochte nur keine Männer. Klara war auf dem Weg zu Inch, er begrüßte sie schon von weiten mit einem hellen Wiehern. Klara ging direkt in seinen Stall. Kuschelte sich an den Hengst und erzählte ihm alles. Sie hatte ihm jetzt 3 Monate nicht gesehen, aber er erkannte sie immer noch so gut wie früher. Klara holte sich den Zaum und ritt mit Inch ohne Sattel in den Wald. Ein fehlender Zaum würde kaum Auffallen, doch ein Sattel, vor allem der von Inch wäre sicher aufgefallen. Leonard zog den Namen Alex schon immer bei seinen Freunden vor, immer wenn Klara ihn so nannte, dann schoss es ihm heiß in den Körper, diese Frau war alles für ihn. Doch als sie heute Morgen in seinem Bett war hatte er Angst. Hatte er ihr etwas getan, hatte er das gemacht, was er sich schon lange erträumte? Wie war sie in sein Bett gekommen? Er wusste es nicht. Er erinnerte sich nur noch an einen so schönen Traum. Es hatte an seiner Zimmertür geklopft, und sie war zu ihm gekommen mitten in der Nacht. Zu ihm ins Bett, um in seinen Armen zu schlafen, aber das war doch ein Traum gewesen, oder etwa nicht? Beim Essen war Klara nicht erschienen, hatte er sie heute Morgen vielleicht verletzt? Das konnte sein, aber dass wollte er nicht. Nach dem Essen ging er auf die Suche nach ihr. Sie war weder in ihrem Zimmer zu finden, noch irgendwo im Stall, wo konnte sie nur sein. Doch da Hufgeräusche. Ja Klara, sie kam gerade wieder auf den Hof geritten, aber auf was für einem Pferd? Inch! Sie traute sich auf diesem Biest zu reiten, das war lebensmüde. Was hatte sie mit dem Höllenpferd vor? Klara sah Alex schon von weitem. Er hatte sie scheinbar noch nicht entdeckt. Er suchte irgendetwas, doch wohl nicht sie? Wenn er sie auf Inch sehen würde, würde es ärger geben, und was für welchen. Klara wusste sehr wohl, dass der Hengst Leonard schön öfter abgeworfen hatte, und auch schon mal gebissen hatte, deswegen war es ihr untersagt den Hengst auch nur anzufassen. Mist er hatte sie gesehen. Er kam aber nicht näher, das war gut, denn sonst würde der Hengst durchdrehen. Klara ritt ihn vorsichtig in den Stall und entfernte den Zaum. Es war alles ganz gut gelaufen, aber das wollte Alex bestimmt nicht hören. „Klara, wie oft habe ich dir gesagt, dass Pferd ist tabu. Es ist gefährlich!“ Klara wollte es nicht hören, deswegen drehte sie sich weg und machte Anstalten den Zaum wegzubringen, doch Alex riss sie am Arm zurück, sodass sie ihn ansehen musste. Sie hatte Angst, dass er sie jetzt schlagen würde, doch er tat es nicht. Er gab ihr einen Kuss auf den Mund und ging weg. Klara war verblüfft. Ihr Vater hätte niemals so ruhig reagiert. Klara tat es jetzt leid, dass sie nicht auf Alex gehört hatte, aber was sollte sie denn machen? Alle anderen Pferde wären aufgefallen als fehlend. Vor Inch hatte hier jeder Angst, er war nur noch da, weil er so ein toller Deckhengst war, und die besten Fohlen von ihm kamen. Klara ging in ihr Zimmer, das war besser. Sie hatte Leonard verletzt, das war klar. Aber was konnte sie machen? Sie wollte ihn doch heiraten. Am späten Nachmittag begegnete Klara Leonard wieder. Er war wieder in Begleitung des älteren Paares. Er beachtete Klara gar nicht, und ging mit dem Pärchen weiter. Jetzt fühlte sie sich etwas gekränkt, aber was sollte man schon machen? Er hatte wohl wichtigeres zu tun. Die Essenszeit war schon vorbei, Klara konnte sich also guten Herzens dem reiten widmen. Sie hatte nicht zu Mittag gegessen, sie mochte nichts. Klaras Weg führte wieder in den Hengststall. Inch war schon lange nicht mehr geritten worden, und das wollte sie jetzt aufholen. Er musste mal super Ausgebildet worden sein, denn das Pferd war wunderbar zu reiten. Inch ließ sich einfach aus der Box holen. Klara konnte ihn auch ohne Probleme auf den Ausritt vorbereiten. Klara wollte jetzt in der Halle reiten, sie musste ihr Dressurreiten etwas verbessern. Es hatte ziemlich nachgelassen. Klara war die ganze Zeit beim reiten ziemlich unkonzentriert, aber Inch machte nichts. Er ließ es sich von ihr gefallen und ging so, als könne er ahnen welche Gangart Klara gerade haben wolle. Klara lehnte sich auf dem Pferd zurück. Sie musste nachdenken. Sie liebte Alex so sehr, warum hatte er sie vorhin nur so vernachlässigt? Warum hatte er ihr nichts von den Besuchern erzählt? Sie fühlte sich ganz allein, nur Inch war für sie da. Klara musste einfach raus aufs Anwesend, sie wusste sonst nirgends mehr hin. Alex lief irgendwo mit dem Pärchen her, und sie musste weg. Klara ritt aus der Halle raus in Richtung Wald. Nachdem sie den Weg verlassen hatte und im Wald auf weichem Boden war setzte sie zum Galopp an. Sie wollte einfach nur weg. Inch durfte selber bestimmen wo er hin wollte, und dadurch wurde Klara direkt zu den Stuten geführt. Inch hatte zielsicher auf die Herbstkoppel zugehalten, auf der die Stuten mit ihren Fohlen standen. Für Klara war es ein wunderschönes Bild. Sie nahm Inch den Zaum ab und machte ihm sein Halfter um. Er sollte ruhig frei rumlaufen können. Er tat ihr ja nichts. Auf die Koppel ließ Klara den Hengst aber nicht. Sie wusste nämlich nicht, ob Leonard es so schön finden würde, wenn es nächstes Jahr ein paar Fohlen von Inch geben würde. Klara ging auf die Koppel als ihr plötzlich die Leitstute mit ihrem Fohlen entgegenkam. Es war ein Hengstfohlen, so wunderschön, wie der Sonnenaufgang. Die Stute beschnupperte sie, und rieb dann ihr Maul an ihrem T-Shirt. Klara fand es rührend. Nun kamen auch alle anderen Stuten auf sie zu. Es waren viele Schöne Tiere. Klara bemerkte nicht, dass Inch alleine davon lief, ohne sie. Daher würde sie die Nacht wohl auf der Koppel verbringen müssen. Leonard zeigte seinen Eltern seinen Hof. Er hatte ihn ganz alleine Aufgebaut. Erst letztes Jahr. Das Geld kam zwar von seinen Eltern, aber er hatte auch selbst schon gut Geld gemacht durch seine Pferde. Er liebte zwar jedes einzelnes, aber trotzdem musste er manche verkaufen. Er zeigte seinen Eltern gerade den Stall in dem die Stuten standen, die keine Fohlen hatten, weil sie zu gut, oder zu jung waren als Felix angerannt kam. Er war völlig außer Atem als er anfing zu Sprechen: „Leonard…. Es… ist… etwas… passiert...“ Er konnte kaum sprechen, deswegen zog er seinen Herrn von dessen Eltern weg. Er rannte auf den Hengststall zu, in dem Inch aufgesattelt und nass geschwitzt vor seiner Stalltür stand und nervös hin und her tänzelte. „Klara…… Sie war … ausgeritten…. Er kam mir gerade alleine Entgegen.“ Alex begriff schnell. „Da muss etwas passiert sein. Mach mir mein Pferd fertig, sag nachdem ich los geritten bin meinen Eltern bescheid, und wenn noch jemand aus dem Haus Zeit hat, soll er auf ein Pferd steigen und nach Klara suchen. Hast du mich verstanden?“ Felix nickte und rannte in den Stutenstall. Er würde Fee für Leonard fertig machen. Alex rannte über den Hof zu den Hundezwingern. Die Hunde begrüßten ihn mit wedelnden Schwänzen. Er würde seine beiden Rüden mitnehmen, vielleicht konnten sie Klara finden. Als er die Hunde aus der Meute rausgesucht hatte kam Felix ihm mit Fee entgegen. Er nickte stumm und nahm ihm das Pferd ab. „Wann ist Klara ungefähr los geritten?“ „Sie ist in die Halle gegangen, nachdem sie ihnen begegnet ist, und etwa ne viertel Stunde später im Galopp raus und in den Wald. Das war also ungefähr ne Stunde her.“ Leonard ritt los, er durfte keine Zeit verlieren. In zwei Stunden würde es dunkel sein. Wenn er sie bis dahin nicht gefunden hatte, würde er sie auch nicht mehr finden können. Alex ritt sein Pferd im Galopp durch den ganzen Wald. Er ritt alle Wege ab, doch auch nach zwei Stunden hatte er sie noch nicht gefunden. Er musste umdrehen. Er konnte nichts machen. In der Zeit, als Alex im Wald war hatte Felix Kirsti bescheid gesagt. Sie hatte nicht lange überlegt. Sie wusste noch, als Klara die ersten Monate hier war, also bevor sie nach Hause weggelaufen war, hatte sie hier eine Lieblingshündin gehabt, die ihr nie von der Seite gewichen ist. Kirsti machte sich auf den Weg, sie sattelte sich Inch, nahm die Hündin aus dem Zwinger, obwohl sie das eigentlich nicht durfte, und machte sich auf den Weg. Sie suchte jetzt auch nach Klara. Es würde gleich dämmern, aber sie hatte die besten Begleiter, um Klara heute Nacht noch zu finden. Kirst überließ es Inch und Fips, den Weg zu finden. Inch verließ schon nach ein paar Metern den Weg. Er lief mitten durch den Wald. Innerhalb einer viertel Stunde war es stock dunkel geworden. Kirsti konnte nichts mehr sehen, doch die Tiere liefen weiter. Sie wollten Klara genau so finden wie auch sie. Plötzlich hörte Kirsti andere Pferde, wo war sie jetzt bloß? Leonard war am Boden zerstört, er hatte Klara nicht finden können, und sein Pferd war dem Zusammenbruch nahe. Er hatte Fee zuviel zugemutet. Das hätte er nicht tun sollen. Heute Abend würde er sie dann selber versorgen. Das war er dem Pferd schuldig. Er ritt auf den Stall zu und stieg erst einen halben Meter vorher ab. Seine Stimmung war dem Tiefstpunkt nahe. Felix kam auf ihn zugelaufen mit hängendem Gesicht. „Habt ihr sie auch nicht gefunden Herr? Die beiden anderen die auch noch ausgeritten sind, konnten sie auch nicht finden. Es tut mir leid. Essen wird es heute Abend auch wohl nicht geben. Kirsti hat sich vor einer viertel Stunde auf den Weg gemacht, nach Klara zu suchen.“ Die Hoffnung, dass einer der Anderen vielleicht Klara gefunden haben könnte, hatte ihn aufgebaut, doch jetzt war er am Boden zerstört, was hatte er nur gemacht. Er hatte Klara gerade erst wieder gefunden, und nun war sie schon wieder weg. Er war ein Versager. Als nächstes wollte er ihre Stute wiederholen, damit sie nie wieder Inch nehmen müsste. Kirsti hatte sich nicht getäuscht, hier waren noch andere Pferde. Fips schlug an, hieß das, dass sie Klara gefunden hatte? Sie hoffte es. Kirsti stieg von Inch und band ihn an einen Baum. Dann lief sie hinter Fips her. Den Koppelzaun sah sie im letzten Moment, sodass sie nicht damit zusammenstieß. Ja, da war jemand auf der Weide, der kein Pferd war. Es war Klara. Sie war am Bibbern und hatte Kirsti nicht bemerkt. Die Leitstute stand herausfordernd über ihr, so als würde sie sie beschützen. Kirsti näherte sich vorsichtig. Klara war kalt. Sie lebte zwar noch, aber ihr Atem ging schwer, und Kirsti bekam sie nicht wach. Kirsti schleppte Klara mühsam zu Inch und legte sie auf seinen Rücken. Fips verfolgte jeden Blick genau. Nun schwang Kirsti sich zu Klara auf den Rücken des Pferdes, und hielt sie mit all ihrer Kraft fest. „Inch bring uns schnell nach Hause. Klara geht es nicht so gut.“ Das Pferd schoss los im Galopp, die Hündin schoss hinterher. Sie legten den Rückweg alle vier heil zurück. Am Stall angekommen war alles leer. Keiner war da. Fips machte einen riesigen lärm. Sie hatte ein paar kleine Welpen, die nach ihr schrieen. Durch den Lärm wurde Felix auf sie aufmerksam. „Felix, bitte hol Leonard. Ich habe Klara gefunden…. Ihr geht es nicht gut… Bitte hol ihn schnell!!“ Aber das war nicht nötig, durch den Lärm, den die Hündin machte wurde auch Alex angelockt. Er erfasste die Situation schnell. Er durfte dem Pferd nicht zu nahe kommen. Als Kirsti Klara vorsichtig auf den Boden gelegt hatte, und den Hengst gerade in den Stall führte rannte er zu ihr. Klara hatte Fieber. Das hatte er schon gesehen, als sie bei Inch auf dem Rücken gelegen hatte. Ihr ging es nicht gut. Er nahm sie behutsam auf den Arm und trug sie ins Haus. Sie war durchnässt vom tau und unterkühlt von den niederen Temperaturen, alles nicht sehr gut. „Bitte, mach einer in meinem Zimmer den Kamin an. Wir müssen Klara wärmen.“ Alex trug sie in sein Zimmer und legte sie auf das Bett. Seine Eltern hatten sich schon gefreut gehabt, und ihn den ganzen Abend beruhigt, das so etwas schon einmal vorkommen könne, wenn man noch nicht so gut reiten könne. Jetzt waren sie Sauer. Warum musste dieses Mädchen immer so ein Glück haben, das sie immer alles überleben musste. Das konnte nicht so weitergehen. Ihr Sohn sollte nicht dieses einfältige Mädchen heiraten, sondern Elisa, die Tochter des besten Freundes von Leonards Eltern. Alex machte sich Vorwürfe, er hätte den ganzen Tag mal mit ihr reden sollen. Er hatte sie heute nur angemotzt, hatte sie nicht beachtet, und fühlte sich deswegen mies. Klara ging es wirklich nicht gut. Sie lag jetzt in seinem Bett, mit all seinen Decken, mit den Decken aus ihrem Zimmer und der Kamin war an, und trotzdem, sie war am zittern. Alex hatte noch am Abend jemanden zum Arzt geschickt. Doch er hatte nichts tun können. Er hatte Leonard nur geraten Klara kalte Umschläge zu machen, und es im Zimmer warm zu halten. Sie sollte nicht mehr frieren, und ihr Fieber musste möglichst schnell runter, sonst stand es ziemlich schlecht um ihr Leben. Alex wurde oft angeboten, dass seine Angestellten die Nachtwache an Klaras Bett übernehmen wollte, doch er wollte bei ihr sein, falls sie doch noch aufwachen würde. Seine Eltern hatten sogar einen kleinen Streit mit ihm angefangen, denn er könnte für dieses einfache Mädchen doch nicht so viel machen. Er wäre von höherem Stand, und sollte deswegen gefälligst die Angestellten aufpassen lassen. Leonard war stur geblieben, und saß deswegen die ganze Nacht bei Klara am Bett und pflegte sie so gut er konnte. Kurz vor Tagesanbruch schlief er vor Erschöpfung ein. Klara wachte bei Sonnenaufgang auf. Sie wusste nicht, wo sie war. Als sie Alex an ihrem Bett sah erschrak sie, war er die ganze Nacht hier gewesen? Sie sprach ihn an, doch er reagierte nicht. Jetzt machte sie sich Sorgen. Sie setzte sich auf und rüttelte an seinen Schultern. Es kam keine Reaktion. Sie musste Hilfe holen, ihm ging es scheinbar nicht gut. Klara erhob sich aus dem Bett, ihr wurde schwindelig, aber sie durfte nicht versagen, sie musste Alex helfen, das war ihre Pflicht. Er hatte sich um sie gekümmert, nun war sie dran. Auf dem Flur ging sie in Richtung Treppe, doch fünf Meter vor der Treppe gaben ihre Beine unter ihrem Gewicht nach. Sie zog sich mühsam die letzten Stufen bis zur Treppe und sah unten Felix. Mühsam rief sie seinen Namen. „Felix“, rief sie und als er sie erblickte redete sie weiter, „Du musst den Arzt holen. Alex, ich bekomme ihn nicht wach. Er… Ich glaube ihm geht es nicht gut. Bitte hol den Arzt.“ Felix rannte sofort los, und schickte jemanden los, der den Arzt holen sollte. In der Zeit robbte Klara bis zum nächsten Türrahmen und lehnte sich hinein. Sie hatte keine Kraft mehr aufzustehen, oder auch nur irgendwie weiterzukommen. Ihr wurde Schwarz vor Augen. Irgendetwas stimmte nicht. Als Alex aufwachte war das Bett neben ihm leer. Wo war Klara? Hatte er etwa geschlafen? Das hatte er nicht gewollt. Er wollte doch dabei sein, wenn sie aufwacht. Plötzlich kam der Arzt durch die Tür. „Oh, guten Tag Herr Lovekraft, wo ist denn Miss Borden?“ Dann kam Felix mit Klara auf den Arm durch die Tür. Sie schien total erschöpft, aber sie war ansprechbar und wach. „Alex! Du bist ja wach. Geht es dir gut?“ Klara’ s Stimme war ziemlich dünn, so als hätte sie drei Stunden lang nur geschrieen. Der Arzt untersuchte beide. Alex ging es gut. Er war nur vor Erschöpfung eingeschlafen. Und Klara hatte immer noch Fieber, aber es war nicht mehr so hoch. Sie durfte jetzt wieder rumlaufen im Haus, sollte sich aber nicht überanstrengen, und am besten im Bett bleiben, bis das Fieber ganz weg war. Als der Arzt weg war unterhielten sich Klara und Alex länger. Alex hatte in der Zeit als er nach Klara gesucht hatte lange nachgedacht. Er wollte sie heiraten. Er liebte sie, und er wollte sie nicht mehr verlieren, das hatte er beschlossen, doch er wusste nicht, wie er es ihr erklären sollte. Er wusste nicht die richtigen Worte, doch er wollte es lieber jetzt sagen, als das es irgendwann zu spät war. „Klara, du weißt ja, dass ich dich liebe, und ich möchte, dass du meine Frau wirst. Für immer möchte ich mit dir hier, in meinem Haus leben. Bitte, sag mir, das du es auch möchtest“ Mit den Worten hatte Klara nicht gerechnet. Sie war überwältigt. Alles drehte sich um sie, und sie kam beim sitzen ins schwanken. Zum Glück war Alex in ihrer nähe, sonst wäre sie wahrscheinlich umgekippt. „Das ist alles so überraschend für mich. Aber ich sage ja. Ich möchte für immer mit dir zusammen sein. Aber dann darf es nicht mehr so zwischen uns werden, wie gestern.“ Klara kamen die Tränen bei der Erinnerung von gestern. Sie schüttelte sich am ganzen Körper, Alex konnte sie gerade noch beruhigen. Nachdem er sie beruhigt hatte schaute er ihr ins Gesicht und sagte nur für sie: „Ich liebe dich Klara, und nur dich!“ Nach fünf Tagen Fieber ging das Fieber endlich ganz weg, und Klara ging es damit dann auch wieder besser. Sie hatte sich in den fünf Tagen nicht getraut, auch nur einmal zu reiten, denn immer wenn sie mit Alex auch nur eine kleine runde laufen gehen wollte musste er sie immer wieder in ihr Zimmer zurücktragen. Sie hatte noch nicht die Kraft sich alleine lange genug auf den Beinen zu halten. Nun fühlte sie sich besser. In den letzten Tagen hatte sie immer die Nacht alleine verbracht, aus Angst, dass sie Alex anstecken könnte mit dem Fieber. Es war nicht leicht gewesen, denn die Nächte waren immer kälter geworden. Heute war ein neuer Gast eingetroffen, und Leonard hatte ihr erklärt, dass die junge Frau zu seinen Eltern gehöre. Das Ältere Ehepaar, mit dem Klara Leonard gesehen hatte waren seine Eltern gewesen. Sie hatten ihren Sohn trösten wollen, als Klara so lange nicht zu ihm zurückgekommen war. Elisa, die junge Frau beachtete Klara kein bisschen. Sie hatte sich den ganzen Tag nur mit Leonard gesprochen. Deswegen war Alex auch nicht zu ihr gekommen. Sie machte sich also alleine auf ihren Spaziergang. Gut gegessen hatte sie ja. Ihr ging es gut, warum sollte es also nicht alleine klappen? Auf ihrem Spaziergang in Richtung Stall sah sie Alex, wie er mit Elisa am Arm über den Hof ging. Sie verstanden sich super. Klara war ein wenig eifersüchtig auf Elisa, aber was sollte es schon, Alex hatte ihr gesagt, dass er nur sie, Klara, liebte. Also brauchte sie sich vor nichts fürchten. Sie vertraute ihm. Ein kleiner Stich ins Herz gab es ihr jedoch, das er den ganzen Tag noch keine Zeit für sie gehabt hatte, und nicht einmal Zeit für ihren gemeinsamen Spaziergang hatte. Dass sie ihn jetzt mit ihr rumalbern sah, verletzte sie auch, aber sie bemühte sich, es als normal anzusehen. Im Hengststall wurde sie freudig begrüßt. Inch wieherte schon von weitem und scharrte in seiner Box, bis sie bei ihm Stand und er sich an ihr reiben konnte. Für Klara war das ein wenig zuviel, sodass sie zu ihm in die Box ging und sich auf seinen Rücken setzte. So bekam sie nicht alles von seiner der Wucht ab, und Inch war wenigstens etwas beruhigt. Klara musste viel nachdenken, und da sie sich nicht wohl genug fühlte um zum Haus zurück zulaufen musste sie auf dem Pferderücken sitzen bleiben. Doch auch das sitzen wurde bald zuviel. Sie war einfach noch zu geschwächt, als das sie so lange sitzen bleiben konnte. Sie legte sich halb aufs Pferd, darauf vertrauend, das Inch ihr nichts tun würde. Nach einer halben Stunde fühlte sie sich etwas besser. Sie machte sich vorsichtig auf den Weg zum Hof. Es fiel ihr nicht leicht, und als sie dann Alex erblickte freute sie sich. Er würde ihr bestimmt auf den letzten Metern noch helfen, doch er war wieder einmal mit Elisabeth beschäftigt. Diese kam gerade aus dem Stutenstall. Nein, das konnte nicht war sein. Kirsti hatte Klara schon erzählt, dass in der Zeit als sie Krank war ihre zwei Pferde nach hierhin gebracht worden waren. Aber warum durfte Elisa auf Rici reiten. Das ging doch nicht. Klara konnte es nicht fassen. Sie schrie laut über den Hof: „Leonard! Komm bitte einmal hierher!“ Alex reagierte nur sehr langsam. Er kam auf Klara zu und machte ein Unschuldsgesicht. „Was hast du denn? Du weißt, der Arzt hat gesagt, du sollst dich nicht so sehr aufregen, du bist noch ziemlich erschöpft.“ Klara schaute ihn kalt an. „Warum reitet deine Elisa auf meinem Pferd?“ „Weil sie es sich gewünscht hat, und weil sie noch eine Anfängerin ist. Und Ricarda ist da genau das richtige Pferd.“ Klara konnte nicht mehr. Ihre Beine waren im Begriff wieder einmal unter ihr nachzugeben. Alex hatte nur noch Augen für Elisabeth und sie fühlte sich wie eingesperrt, ohne den Schlüssel von der Tür zu besitzen, hinter der sie steckte. Tränen schossen ihr in die Augen. Sie kam ins Schwanken, doch als Alex sie auffangen wollte schlug sie seine Arme weg. „Geh du lieber zu deiner Elisabeth. Ich bin dir ja sowieso egal, seitdem Elisabeth gestern Abend angekommen ist. Oder meinst du ich hätte nicht gemerkt, dass du gestern Abend nicht einmal zu mir gekommen bist, um mit gute Nacht zu sagen? Du denkst wohl ich bin blind. Mich siehst du ja gar nicht mehr. Du wolltest heute mit mir spazieren gehen. Danke noch einmal, das du gekommen bist.“ Damit rannte sie immer wieder stolpernd ins Haus. Sie wollte ihn nicht mehr sehen. Sie konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen. Alex war den ganzen Tag nicht mehr zu ihr gekommen. Sie hatte ihn durchs Fenster manchmal beobachtet. Er war draußen und hatte Elisabeth auf Ricarda Reitstunde gegeben. Beim Abendessen saß sie schon vor Leonard am Tisch, doch er setzte sich dann lieber zu seinen Eltern, die sich von ihr weggesetzt hatten, und zu Elisa. Klara fühlte sich miserabel. Während des Essens unterhielt sich Alex mit allen, außer mit Klara. Nach der Hälfte des Essens hielt sie es nicht mehr aus. Sie ging aus dem Raum in ihr Zimmer. Dort war sie alleine. Der Tag war ihr nicht bekommen. Sie fühlte sich alleine und einfach am Boden zerstört, warum machte er so etwas mit ihr? Auch am Abend erschien Alex nicht bei ihr. Sie musste aber einfach mit ihm reden, wenn ihr Herz nicht zerspringen sollte. Sie ging also über den Flur zu seinem Zimmer und trat ein. Sie hatte ja schon einmal von ihm gesagt bekommen, das sie immer zu ihm kommen könne, auch ohne zu klopfen. Im Zimmer konnte sie ihren Augen einfach nicht glauben, was sie ihrem Gehirn zeigen wollten. Vor ihr auf dem Bett saßen Leonard, ihr zukünftiger Mann und Elisabeth, die gute Bekannte seiner Eltern. Klara hielt es nicht mehr aus. Sie rannte aus dem Haus. Ihre Beine gaben immer wieder nach, doch sie rappelte sich immer wider hoch. Sie musste weg von dem Haus. Das Bild musste aus ihrem Kopf heraus. Alex, der sich mit Elisabeth küsste. Dicke Tränen liefen ihr über das Gesicht. Im Stutenstall sah sie sich kurz um, schnappte sich dann Ricarda und ging mit ihr in den Hengststall. Von hier nahm sie Inch mit. Dann schwang sie sich auf Ricardas Rücken, band Inch mit einem Führstrich an den Sattel von Ricarda und ritt vom Hof hinunter. Sie hatte aus der Sattelkammer eine Tasche mit Heu und eine mit Karotten mitgenommen. Sie würde im freien übernachten müssen, aber so wäre sie wenigstens aus der Nähe von Leonard und Elisa weg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)