Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt von Mad_Redhaired_Goblin (Eine Empty Trash FanFiction) ================================================================================ Kapitel 8: Bekanntschaften -------------------------- Plötzlich fühlte ich einen stechenden Schmerz in den Rippen, als Jules mir ihren Ellenbogen in die Seite rammte. Vor lauter Schreck ruckte ich nach oben und als mein Hinterkopf Bekanntschaft mit der Motorhaube schloss, gab es einen dumpfen Knall. „Damn it!“, fluchte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und hielt mir den Hinterkopf. Gott hatte das weh getan und ich schloss die Augen, bis das Schwindelgefühl nachlassen würde. Eigentlich wollte ich mich zu Jules umdrehen und sie richtig rund laufen lassen, als ich von der anderen Seite, von der zuvor die höfliche Frage gekommen war, ein leises Kichern vernahm. Ich atmete tief durch, drehte mich langsam um und wollte der Person ein äußerst freundliches 'Du kommst dir wohl besonders witzig vor' an den Kopf knallen, doch weiter als bis „Du kommst...“ kam ich dann doch nicht, als ich die Person die vor mir stand, als Jules Schwarm Max identifizierte. Ich rieb mir mit der flachen Hand über den Hinterkopf und spürte schon, wie sich eine Beule bildete. Max neigte leicht seinen Kopf auf die Seite, sah mich mit einem etwas besorgten Blick an, dem ein leises „Alles ok?“ folgte. Ich nickte mit dem Kopf und sah von ihm zu Jules, die mit offenem Mund da stand und Max anstarrte, als würde ein Geist vor ihr stehen. Mit einer kurzen Handbewegung brachte ich ihre Kinnlade wieder an die richtige Stelle und wandte mich wieder Max zu. „Ja mit mir is alles ok, nur mit dem Auto wohl nicht“, seufzte ich auf und warf einen Blick über die Schulter in den Motorraum und dann wieder zu Max. „Wird wohl nichts werden aus unserer Reise nach Berlin.“ „Ihr wolltet nach Berlin?“, kam es mit leichter Überraschung von Max, der meine Aktion mit Jules Kinnlade, mit einem breiten Grinsen registriert hatte. Wieder nickte ich mit dem Kopf und gleichzeitig kam mir ein ganz böser Gedanke. Der Schlag in die Rippen, den würde mir Jules noch büßen müssen und ich wusste auch schon wie. „Ja wir wollten nach Berlin. Da spielt heute im SO36 eine Band namens Empty Trash und die Kleine hier hinter mir, die ist total vernarrt in den Sänger der Band und wollte ihn unbedingt mal live sehen und lag mir den ganzen Morgen damit in den Ohren, bis ich mich hab breit schlagen lassen sie zu fahren“, kam es mit einer Seelenruhe von mir ohne auf das leise Gemecker in meinem Rücken zu achten. „Tja und jetzt siehts wohl stark danach aus, als würde nichts daraus werden oder hast du vielleicht einen neuen Kühlerschlauch in der Hosentasche?“ „Empty Trash? Ich glaub ich hab da mal was von gehört, bin mir aber nicht so ganz sicher“, meinte Max ruhig und stieg somit voll und ganz auf das Spiel ein welches ich angefangen hatte. Eine Reaktion die ich ihm wirklich hoch anrechnete. *Vielleicht ist er ja doch ein ganz netter*, ging es mir dabei durch den Kopf und ich merkte, wie sich ein Lächeln auf meine Lippen legte. „Kühlerschlauch? Wie kommst du jetzt da drauf?“ „So wie es aussieht hatte ich letzte Nacht Besuch von einem süßen kleinen Marder gehabt, der nichts besseres zu tun gehabt hatte, als den Schlauch zu bearbeiten“, lachte ich auf und strich mir eine Strähne hinters Ohr. „Und wenn ich mir den Schlauch so anschaue, muss er ihn geliebt haben.“ Oh ja anders konnte es gar nicht gewesen sein. So viele Löcher wie er hatte, glich der eher einem Stück Schweizer Käse und weniger einem Autoteil. Es war wirklich dumm gelaufen und der Marder hätte wenn schon, einen Tag früher kommen können. So hätte man den Fehler wenigstens gleich bei der Inspektion bemerkt und behoben. „Ja und was hast du jetzt vor?“, kam es wieder fragend von Max dessen Blick von mir, über Jules zum Auto und wieder zurück wanderte. Leicht zuckte ich mit den Schultern, denn ich wusste es wirklich nicht. „Entweder ich warte bis sich der Motor abgekühlt hat und versuche so irgendwie wieder heim zu kommen oder ich rufe den ADAC an damit sich mich zur nächsten Werkstatt abschleppen, die dummerweise jetzt alle schon zu haben oder aber ich lass das Auto stehen und schau ob wir irgendjemand finden der uns zurück oder nach Berlin mit nimmt“, meinte ich zu Max und zuckte wieder leicht mit den Schultern. „In Berlin müsste ich halt schauen ob mein Bekannter daheim ist und wir da bei ihm bleiben können bis Montag und dann nach dem Auto schauen. Aber egal wie ich es drehe und wende, für Jules Konzert wird’s wohl zu spät werden, geschweige denn von dem restlichen Chaos.“ Wieder hörte ich in meinem Rücken leises Gegrummel und mir war klar, dass Jules mich wohl sobald wir alleine waren, lynchen würde. Aber diesesmal hatte sie die kleinen Blamagen wirklich verdient. Mir brummte der Schädel und das wäre wohl nicht passiert, hätte sie nicht gemeint, mir ihren Ellenbogen mit voller Wucht in die Rippen bohren zu müssen. Max sah auf einmal reichlich nachdenklich drein und man hatte fast das Gefühl, als würde er überlegen. Auch wenn mir nichts einfallen würde, worüber er sich jetzt Gedanken machen könnte. Er würde jetzt wohl gleich gemütlich nach Berlin gefahren werden, sein Konzert abliefern und danach noch feiern. Da war doch alles gut geplant und da konnte kaum etwas schief gehen. Ganz im Gegensatz zu mir. „Ich hab eine Idee“, sprach Max dann auf einmal mit einem Grinsen im Gesicht und schien sich sichtlich über den wohl reichlich dummen Gesichtsausdruck von mir zu amüsieren. Aber ich konnte es ihm nicht mal verübeln wenn es so war, denn ich hatte selbst das Gefühl über meinem Kopf würde ein riesengroßes Comicfragezeichen prangen. „Ähm eine Idee? Und die wäre?“, fragte ich ein wenig skeptisch und steckte meine Hände in die Hosentasche. Irgendwie war die ganze Sache sehr suspekt. Es war schon verrückt genug ihm auf dem Parkplatz einer Autobahnrastätte zu begegnen und jetzt sollte ihm auch noch eine Idee gekommen sein, wie er uns helfen konnte? Ich drehte meinen Kopf und sah mal in diese und mal in jene Richtung, denn sie musste doch irgendwo sein. Nein hier musste doch irgendwo eine versteckte Kamera sein. Alles andere war doch wohl kaum realistisch oder? „Kann ich noch nicht sagen. Ich muss davor erst mal was abklären, aber ich denke mal schon dass es klappt“, lachte er und fand es wohl sehr lustig uns auf die Folter zu spannen. „Nicht wegrennen, ich bin gleich wieder zurück.“ Und schwups drehte er sich auch schon um und ging den Parkplatz entlang bis er zwischen ein paar Autos verschwand und nicht mehr zu sehen war. *Wegrennen... Guter Witz*, ging es mir durch den Kopf, den ich kurz darauf schütteln musste. Wenn mir einer erzählt hätte, was mir an diesem Tag passieren würde, dem hätte ich wohl den Vogel gezeigt. „Sag mal spinnst du?!“, fuhr mich Jules wütend an und riss mich somit aus meinen Gedanken. „Du weißt doch ganz genau wer er ist oder? Also was soll der Mist von wegen Band und bla?“ Ich drehte mich zu Jules um, welche die Hände in die Hüften gestemmt hatte und mich mit vor Wut funkelnden Augen ansah. „Hätte ich etwa anfangen sollen zu kreischen? Zu hyperventilieren und mich vor ihm auf den Boden werfen?“ „War ja klar dass du jetzt wieder mit einer vollkommen übertriebenen Antwort kommen musst.“ „Jetzt hör mir mal zu Jules. Er mag vielleicht Sänger der Band sein ja und? Trotzdem ist er ein ein Mensch wie du und ich und kocht auch nur mit Wasser. Denkst du nicht es geht ihm auf den Keks wenn ständig irgendwelche Leute ankommen die ihn direkt drauf ansprechen und wohl nur ansprechen weil er es ist? Der freut sich über ein wenig Normalität bestimmt und wie du gesehen hast, hat er das Spielchen mitgemacht und war nicht sauer oder sonst was. Also verstehe ich deine ganze Aufregung gar nicht. Ich glaube eher du bist pissig, weil ich gesagt hab dass du auf ihn stehst oder?“ „Musste das denn sein? Warum hast du mir nicht gleich ein Schild um den Hals gehängt?“ „Gute Idee die muss ich mir merken“, lachte ich auf, weil ich einfach gar nicht anders konnte als zu lachen. So ärgerlich die ganze Lage auch war, so amüsant war sie auch. Da stand man mit einer Autopanne auf einem Parkplatz, begegnete dem Sänger einer Band auf deren Konzert man wollte und es schien einen Weg aus der Misere zu geben. Es war einfach zu abgefahren. „Jules... Jetzt komm wieder runter. Es ist doch gar nichts passiert oder glaubst du wirklich, dass er mir die Sache mit dir geglaubt hat? Und wenn, dann sicherlich nicht jedes Wort und garantiert auch nicht so wie ich es gesagt habe.“ Nein das konnte ich mir dann doch nicht vorstellen. Sicherlich war Jules mit offenem Mund dagestanden und hatte sich damit schon selbst disqualifiziert, aber ich hatte dem ganzen dann ja noch eins oben drauf gesetzt. Nein er hatte es bestimmt nicht so aufgefasst wie ich es gesagt hatte. „Und was machen wir jetzt?“, maulte Jules und lehnte sich gegen das Auto. „Wir warten.“ „Und worauf bitte? Auf schöner Wetter?“ „Nein darauf dass Max wieder zurück kommt.“ „Du glaubst doch nicht wirklich, dass der nochmals zurück kommt? Ich glaub eher der hat sich geschickt aus dem Staub gemacht“, maulte Jules weiter und ich hätte ihr am liebsten den Kragen umgedreht. Es war immer so, wenn Jules einmal schlechte Laune hatte, dann war alles schlecht und nervig. Vollkommen egal was es war. Sie fing dann immer an den vollen Pessimisten heraus zu hängen und das absolut grundlos. „Jules, wenn es dir zu viel ist zu warten dann habe ich dir einen Tip“, meinte ich ruhig zu ihr und sah sie direkt an. „Ruf ein Taxi und fahr heim, dann muss ich mir deine schlechte Laune nicht länger antun.“ So langsam war bei mir dann doch der Punkt erreicht an dem ich keine Lust mehr hatte. Ich hatte kaum geschlafen, wurde nur von ihr genervt und dann auch noch die Sache mit dem kaputten Auto. Eigentlich war das genug Stress für eine ganze Woche und bekam alles an einem Tag ab. Jules brauchte sich ja keine Gedanken darüber machen wie das Auto von hier in eine Werkstatt kam, sie brauchte sich keine Gedanken darüber machen wie die Reparatur gezahlt wurde, sie brauchte sich keine Gedanken darüber machen wer sich um das ganze Chaos kümmerte. Sie brauchte sich im Endeffekt nur in einen Zug setzen und damit wäre für sie die Sache auch erledigt. Wenn jemand Grund zur schlechten Laune hätte, dann wäre ich das, aber komischerweise bekam ich von mal zu mal bessere Laune. Still vor mich hin grinsend ging ich zur Fahrertüre und langte nach meinen Zigaretten um mir eine anzuzünden. *Welch Wohltat* Ich genoss die Ruhe die gerade herrschte in vollen Zügen, weil ich ahnte schon, dass sie nicht von langer Dauer sein würde. Plötzlich bekam ich einen Schlag gegen die Schulter und blickte angesäuert zu einer aufgeregten Jules. „Wenn du mich noch einmal schlägst, dann schlag ich zurück Jules.“ Es nervte einfach ständig irgendwo geschlagen oder geboxt zu werden. Sie konnte mich ja auch normal ansprechen, so wie es jeder andere auch tat. „Er kommt zurück! Er kommt zurück!“, hibbelte Jules herum und sah aus wie ein Karnickel das nicht wusste wo es sich jetzt verstecken konnte. „Hab ich doch gesagt“, meinte ich gelangweilt zu Jules und schnippte die Kippe von mir weg. Max hatte die Hände in seinen Hosentaschen vergraben und kam ruhigen Schrittes zwischen 2 Autos hervor und auf uns zu. Ich versuchte an seinem Gesichtsausdruck irgendwas heraus zu bekommen, aber es war unheimlich schwer. Es konnte im Endeffekt alles sein. Gute Nachricht, genauso wie schlechte Nachricht. Kurz bevor er bei uns angekommen war, legte sich jedoch ein Grinsen auf sein Gesicht und ich erwischte mich, wie ich ein kleines Stoßgebet zum Himmel schickte. *Lass es eine gute Nachricht sein* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)