Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt von Mad_Redhaired_Goblin (Eine Empty Trash FanFiction) ================================================================================ Kapitel 57: Wiedersehensfreude ------------------------------ „Wir sind wieder daheim!“, rief Per laut durch den Bus, als dieser das Ortsschild von Berlin hinter sich gelassen hatte. „Berlin wir kommen!“ Ja wir waren wirklich in Berlin angekommen, auch wenn keiner von uns mehr daran geglaubt hatte. Die Fahrt war einfach nur das reinste Chaos gewesen und es war schief gegangen was nur hatte schief gehen können. Erst waren wir in einen riesen Stau geraten, dann hatte unser Busfahrer entschieden eine andere Strecke zu nehmen die uns natürlich genau in eine Vollsperrung geführt hatte. Wie hätte es auch anders sein sollen? Ein Unglück kam ja bekanntlicherweise selten alleine. Aber das schlimmste war ja nicht einmal die Vollsperrung selbst, sondern die Tatsache dass es mitten auf weiter Flur passiert war. Wäre wenigstens eine Raststätte in der Nähe gewesen, wäre es ja noch erträglich gewesen aber so garantiert nicht. Wenigstens hatten die anderen Autofahrer ihren Spaß gehabt, denn die Jungs hatten natürlich nichts besseres zu tun gehabt, als ihr Können zum Besten zu geben, wenn auch natürlich in einer reinen Akustikversion. Etwas anderes war ja auch nicht möglich, aber den anderen Stauopfern hatte es gefallen und das war wohl die Hauptsache. Nachdem es dann endlich wieder weiterging waren so viele Stunden vergangen, dass wir es, sofern nicht doch noch etwas dazwischen kam, gerade noch rechtzeitig zum Soundcheck schaffen würden. Aber so wirklich dran geglaubt hatte niemand mehr, aber wir hatten es doch tatsächlich noch geschafft. Genau 5 Minuten vor Beginn bog der Bus in die Oranienstrasse ein. Vor dem SO36 hatten sich schon Unmengen von Leute angesammelt und ich fragte mich, wie die bitte alle reinpassen sollten. Es war der pure Wahnsinn wie viele Leute aufgetaucht waren um das letzte Konzert der Tour mit der Band zu feiern und noch einmal so richtig die Bude zu rocken. Der Bus suchte sich einen geeigneten Parkplatz, während die Jungs mal so richtig nervös wurden. Der eine hibbelte auf seinem Sitz herum und es konnte ihm nicht schnell genug gehen und der nächste wollte am liebsten gar nicht aussteigen weil er das Gefühl hatte komplett alles vergessen zu haben. Aber so viel Zeit zum darüber nachdenken hatten sie nicht wirklich, denn kaum stand der Bus, stand Hektik an. Benedikt sprang beinahe schon aus dem Bus und trieb die Jungs zur Eile an, denn noch mehr Zeit zu verlieren als man eh schon verloren hatte, konnte einfach nicht angehen. Es stand zwar schon fest dass sich alles ein wenig nach hinten verschieben würde, aber es war eben doch ein Unterschied ob es nur eine Stunde war oder doch mehr. Aber einen Vorteil hatte die Hektik dann doch gehabt, denn Benedikt hatte vollkommen vergessen dass er mir heute noch etwas zeigen wollte, so konnte ich mich ohne schlechtes Gewissen abseilen. Nach den zwei letzten Tagen eine Erholung die nicht in Worte zu fassen war. Ein paar Minuten nach den Jungs verließ ich den Bus und schlenderte gemütlich die Straße entlang, denn ich hatte ja Zeit und ein Kaffee in Ehren durfte man ja nicht verwehren und schon gar nicht mir. Kurz blieb ich stehen und sah mich um, ehe ich die Straße überquerte. Zumindest hatte ich vorgehabt die Straße zu überqueren, als mich jemand an der Schulter festhielt. „Andrea?“, sprach jemand meinen Namen aus, aber so leise, dass ich es beinahe nicht verstanden hätte. Ich drehte mich um, wundernd wer da jetzt hinter mir sein könnte. Mit großen Augen sah ich die Person an, ehe ich ihr mehr oder weniger um den Hals fiel. „Jules! Was machst du denn hier?“, fragte ich überrascht und erfreut zugleich. Ja es freute mich wirklich sie hier zu sehen, denn mit ihr hatte ich jetzt wirklich nicht gerechnet. „Auf ein Konzert gehen?“, meinte sie schmunzelnd und musterte mich langsam von oben nach unten. „Woher kommt mir das Hemd denn nur so bekannt vor?“ Ich sah erst sie an, dann an mir herunter und dann wieder zu ihr. Mit einem breiten Grinsen stand Jules vor mir und musste sich ein Lachen verkneifen. „Findest du nicht dass es dir ein klein wenig zu groß ist?“, fragte sie, deutete auf die umgekrempelten Ärmel und fing dann das Lachen an. „Ach aber nur ein klein wenig“, fiel ich in ihr Lachen ein und es tat gut sie lachen zu hören. Das letzte Mal als ich sie nämlich gesehen hatte, hatte sie alles getan, aber auf keinen Fall gelacht. „Lust auf einen Kaffee?“ „Du hast also noch immer nichts anderes im Kopf als Kaffee?“, fragte Jules lachend, nickte aber mit dem Kopf. „Sag bloß du hättest etwas anderes erwartet?“, entgegnete ich grinsend und zog sie einfach mit mir mit auf die andere Straßenseite, wo wir uns an einen Tisch setzen. „Nein ich hätte mich wohl eher gewundert wenn es nicht so gewesen wäre“, lachte Jules und schien wirklich gute Lauen zu haben. „Dann hätte ich mich wohl gefragt was die mit dir angestellt haben in der Woche, dass du sogar Kaffee links liegen lässt.“ „Glaub mir, das schafft so schnell keiner“, meinte ich zu ihr und schüttelte den Kopf. „Nichtmal die und das muss schon viel heißen.“ Als die Bedienung kam bestellten wir unseren Kaffee und ich kramte meine Zigaretten aus der Tasche und zündete mir eine an. „Ja jetzt erzähl doch endlich mal“, meinte Jules die auf ihrem Stuhl herumrutschte, als würde sie auf glühenden Kohlen sitzen. „Was willst du denn hören?“, fragte ich lachend, da ich echt nicht wusste wo ich anfangen sollte mit dem erzählen. Es war so vieles passiert, dass es echt schwer war mit einer Sache anzufangen. „Wie wäre es wenn du mit Sonntag anfängst und mit deiner Ankunft hier aufhörst? Ich bin einfach neugierig wie gut ihr euch verstanden habt, auch wenn ich mir denken kann dass ihr euch gut verstanden habt, ich meine warum sonst solltest du Maxs Hemd anhaben und ach ich bin so neugierig“, rasselte Jules alles in einem Atemzug runter und ich hatte meine Probleme ihr folgen zu können. So wie es aussah, war sie wirklich nicht mehr sauer oder wütend auf mich, so wie am Sonntag noch. Vielleicht hatte sie wirklich nachgedacht oder ach war es im Endeffekt nicht auch egal? Sie freute sich mich zu sehen und ich freute mich sie zu sehen. Das alleine zählte doch. „In Ordnung, dann fange ich einfach mal an“, lachte ich und fing dann an, ihr alles zu erzählen was ich mit den Jungs erlebt hatte. Wie wir mit dem Bus nach Nürnberg gefahren waren, was wir in Nürnberg erlebt hatten. Wie es weiter nach München ging und natürlich auch die Sache mit dem etwas verrückt geratenen Fan. „Die hatte dir wirklich gedroht?“, fragte Jules nach und dachte, dass ich sie auf den Arm nehmen würden. „Ja klar hat sie das“, meinte ich zu ihr und nickte mit dem Kopf. „Ich meine so richtig gedroht? Boah krass... Meinste die hätte das wirklich durchgezogen?“ „Zugetraut hätte ich der echt alles“, kam es von mir und so war es auch wirklich gewesen. In der Stadt hatte ich das ja noch alles ein wenig belächelt, aber als sie dann vor der Halle gestanden war, da war es mir dann doch ganz anders gegangen. „Und was ist noch alles passiert?“, quängelte Jules als ich gerade einen Schluck von meinem Kaffee trank, der mittlerweile schon kalt war, da ich von Jules regelrecht ausgequetscht wurde. Sie wollte alles wissen und das am besten so schnell wie nur irgendwie möglich. Also tat ich ihr natürlich auch den Gefallen. So erzählte ich ihr auch die Sache wie die Jungs vollkommen blau nach ihrer Sauftour wieder zurückgekommen waren, was es mit dem Bildartikel auf sich gehabt hatte, wie es am nächsten Tag in Frankfurt zugegangen war. Eben alles was ich mit den Jungs und der Crew auf Tour erlebt hatte. Es gab eigentlich nichts, was ich ihr nicht erzählte, abgesehen von 2 Dingen. Diese 2 Dinge hatte ich bisher vermieden ihr zu erzählen, weil ich absolut nicht wusste, wie ich es ihr erzählen sollte und ob ich es ihr überhaupt erzählen sollte. Ich wusste ja noch genau warum sie damals so wütend auf mich gewesen war und ich war mir einfach nicht sicher, ob sie diese Neuigkeit so locker wegstecken würde. „Wow... Echt hammer“, meinte Jules nachdem ich mit meiner Erzählung geendet hatte. „Was du alles erlebt hast und überhaupt... Man du bist echt zu beneiden.“ „Manchmal hätte ich sie echt am liebsten in einen Sack gepackt und in irgendeinem Fluss versenkt, weil sie einem so auf den Geist gehen konnten“, lachte ich und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. „Aber dann gab es wieder Momente wo ich echt froh drüber war, dass mein Auto damals den Geist aufgegeben hat.“ „Das glaub ich dir gerne“, sagte Jules und senkte für einen kurzen Moment ihren Blick. „Nun ich glaube ich muss dir was sagen.“ Ein wenig überrascht sah ich zu ihr und fragte mich, was sie damit jetzt meinte. Ohne etwas darauf zu erwidern sah ich sie einfach nur an und wartete auf das, was sie mir sagen wollte. „Also wegen damals.... Ich wollte mich bei dir entschuldigen“, meinte Jules leise und spielte nervös mit dem Kaffeelöffel der auf dem Tisch lag. „Es war nicht fair von mir dir eine Ohrfeige zu verpassen und noch weniger war es ok von mir dir eine Szene zu machen. Egal ob es die hier war oder die bei dir daheim. Es war dumm von mir dir die Schuld an allem zu geben und noch dümmer war es, dir damals etwas unterstellt zu haben. Ich war wütend gewesen, aber nicht einmal auf dich, sondern eher auf mich. Wütend weil ich mich so doof angestellt habe und wütend, weil ich neidisch auf dich war. Meinst du, du kannst mir das verzeihen?“ Mit einem offenen und ehrlichen Blick sah mich Jules an und ich wusste genau, dass sie ihre Entschuldigung ernst meinte. Aber würde sie diese immer noch ernst meinen, wenn sie erfuhr was sich in der Woche noch zugetragen hatte? Ich wusste es einfach nicht, aber wenn ich es nicht drauf ankommen ließ, würde ich es wohl auch nie erfahren. „Es war nicht fair gewesen das stimmt“, sprach ich ruhig und zündete mir noch eine Zigarette an. „Aber es war genauso wenig fair von mir gewesen, dich hängen zu lassen. Aber hinterher ist man wohl immer schlauer.“ Ich grinste so leichtlebig vor mich hin und seufzte dann leise auf. „Ich war nicht sauer auf dich und ich bin es auch heute nicht und deswegen brauchst du dich bei mir auch nicht entschuldigen. Wohl eher müsste ich mich bei dir entschuldigen.“ „Du dich bei mir entschuldigen?“, fragte Jules verwundert nach und sah mich aufmerksam an. „Ja ich mich bei dir“, meinte ich kopfnickend und zog wieder an meiner Zigarette. „Du hast doch aber gar nichts gemacht. Warum willst du dich denn dann bitte bei mir entschuldigen?“ Nein Jules schien wirklich nicht zu verstehen warum ich mich bei ihr entschuldigen wollte. Und es schien auch nicht danach, als würde sie irgendwas ahnen oder vermuten was die ganze Sache nicht gerade leichter machte. „Es gibt eine Sache die sich auf Tour zugetragen hat, die ich dir noch nicht erzählt habe“, sagte ich zu ihr und spielte verlegen mit einer Haarsträhne. „Ich wusste einfach nicht wie ich es dir sagen sollte, aber ich weiß, dass ich es dir sagen muss.“ „Warum sagst du es dann nicht einfach?“, kam es von Jules mit einem aufmunternden Lächeln. „So schlimm kann es ja wohl nicht sein, dass du es mir nicht erzählen kannst oder? Du wirst dich ja wohl kaum auf eine Beziehung mit Max eingelassen haben.“ Jules sah mich grinsend an und lachte dann auf, doch als sie merkte, dass ich nicht in das Lachen eingefallen war, verstummte sie. „Du hast doch nicht oder?“, hakte sie nach und schien so langsam zu begreifen. „Tut mir leid“, meinte ich leise zu ihr und senkte betreten den Blick. „Ich weiß dass er dir gefällt und ich weiß wie ich damals geredet habe und... Aber ich habe mich was das angeht getäuscht und auf Tour... Ich weiß nicht... Wir haben uns einfach perfekt verstanden und es hat einfach gepasst und... Ich weiß doch auch nicht wie es passieren konnte... Es ist einfach passiert und es tut mir leid.“ Jules sah mich einen Moment lang einfach nur an ehe sie den Kopf sinken ließ. Sie fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, so wie sie es immer machte wenn sie nachdachte. Auch wenn sie diese Bewegung nicht gemacht hätte, hätte ich gewusst dass sie nachdachte. Ich kannte Jules schon so lange, dass ich manchmal das Gefühl hatte schon im voraus zu wissen was sie sagen oder tun würde. Aber in diesem Falle versagte ich völlig. Ich hatte keine Ahnung was sie nun sagen würde, ob sie überhaupt etwas sagen würde oder ob sie nicht einfach aufstand und ging. Leise seufzte Jules auf und sah mich wieder an. „Liebst du ihn?“, fragte sie leise und ihre Stimme klang überraschend ruhig und gefasst. „Ja das tue ich wohl“, meinte ich und sah noch immer auf den Tisch. „Liebt er dich?“, fragte sie weiter und sah mich einfach weiter an. „Ich denke schon“, antwortete ich ihr und wusste ehrlich gesagt nicht, warum sie mich jetzt ausgerechnet das fragte. „Dann geht das in Ordnung“, kam es dann von Jules und ich hob überrascht meinen Kopf und sah sie an. War die Jules die gerade vor mir saß wirklich die Jules die ich kannte oder hatte man sie in den vergangenen Tagen durch einen Klon ersetzt? Ich blinzelte, doch Jules saß immer noch vor mir und wenn man genau hinsah, konnte man ein schwaches Lächeln auf ihren Lippen erkennen. „Wie?“, kam es von mir nur, denn zu mehr war ich in diesem Moment absolut nicht fähig. Ich hatte erwartet dass sie mich anbrüllen würde, dass sie enttäuscht aufstehen und gehen würde, hatte sogar erwartet dass ich nicht nur eine Ohrfeige von ihr kassieren würde, aber nicht davon war eingetreten. „Du klingst verwirrt“, meinte Jules und lächelte nun deutlich. „Ähm ja schon ein wenig“, gab ich zu und sah Jules noch immer vollkommen entgeistert an. Wie auch sollte man so etwas jetzt verstehen? Vor einer Woche machte sie mir noch die Hölle heiß und jetzt Verständnis pur. Ich sah mich kurz um ob nicht irgendwo einer mit einer Kamera saß und jetzt gleich hervorgesprungen kam und mich aufklärte, dass ich gerade Opfer von 'Versteckte Kamera' geworden bin, aber da kam niemand hervorgesprungen. „Ich meine sehen wir es doch mal so“, kam es von Jules die leise auflachte und sich sichtlich über meine Verwirrtheit zu amüsieren schien. „Ich wollte ihn und du hast ihn bekommen. Ich meine was kann mir besseres passieren, als eine Freundin zu haben, die sich den Sänger einer absolut geilen Band geangelt hat? Gut, natürlich wäre es mir lieber gewesen ich hätte ihn bekommen, aber so wie es jetzt kam, damit kann ich auch gerade so leben. Ok, das ganze ist jetzt nicht gerade uneigennützig, aber mal ehrlich... Was wäre ich für eine Freundin die ihrer besten Freundin das Glück nicht gönnt?“ „Und was wäre ich ohne eine solche Freundin wie dich?“, fragte ich und mir war in diesem Moment ein solcher Stein vom Herzen gefallen, dass ich mich gleich 50 Kilo leichter fühlte. Jetzt musste ich nur aufpassen, dass ich später nicht über die Straße schwebte. „Aber eins musst du mir versprechen“, grinste Jules und zwinkerte mir kurz zu. „Bei der nächsten Party möchte ich dabei sein, denn du hast mich mit deinen Erzählungen so neugierig gemacht, dass ich so etwas unbedingt auch mal erleben möchte.“ „Darauf gebe ich dir mein Wort“, meinte ich erleichtert, stand von meinem Stuhl auf und nahm sie erst einmal richtig in die Arme. „Und die Party wird schneller kommen als dir lieb ist oder meinst du wirklich, ich lasse dich jetzt mit den anderen da draußen vor der Türe warten?“ Nein das hatte ich gewiss nicht vor und das würde ich auch nicht tun. Das war wohl das mindeste was ich für sie tun konnte. Aber dass sie mir verzeihen konnte und mir sogar noch Glück wünschte, zeigte mir doch, dass sie wirklich eine wahre Freundin war. „Meinst du wirklich das geht?“, fragte sie jetzt vorsichtig nach, da sie sich das nicht so ganz vorstellen konnte. „Da bin ich mir 100% sicher Jules, wenn nicht sogar mehr als das“, meinte ich lachend, legte das Geld für den Kaffee auf den Tisch und stand von meinem Stuhl auf. „Also auf gehst sonst wird nur das Bier warm.“ Ein wenig unsicher stand Jules auf und so wirklich traute sie mir noch nicht über den Weg oder besser gesagt meinem Optimismus. Aber sie folgte mir dann doch und so wie ich es ihr versprochen hatte, war es kein Problem gewesen sie in die Halle mit zu nehmen, während alle anderen weiter davor warten mussten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)