Ungewollte Erfahrung von sandy_KID ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ungewollte Erfahrung Allein sitze ich auf einem Felsen ganz in der Nähe zu deinem üblichen Trainingsplatz. Oft habe ich dich von hier aus beobachtet. Dir fasziniert zugesehen wie du das letzte aus dir herausgeholt hast um deine Schwerttechniken immer weiter zu perfektionieren. Du hast nie aufgehört bevor du nicht mit dir selbst vollkommen zufrieden warst. Selbst wenn es bis spät in die Nacht gedauert hat, bist du zielstrebig bei der Sache geblieben. Beim Gedanken daran schließe ich die Augen und lasse die Bilder noch einmal wie einen Film in mir abspielen. Du hast dabei immer so elegant und stark gewirkt. Niemand wäre auch nur auf die Idee gekommen, dir in diesen Momenten irgendeinen Schaden zufügen zu können. Doch wozu die ganze Mühe, wenn es am Ende trotz allem nichts geholfen hat? Ich weiß nicht ob du mich jemals bemerkt hast, wenn ich dir beim Training zusah. Zumindest hast du nie etwas gesagt. Wenn ich darüber nachdenke, erscheint mir die Vorstellung jedoch irgendwie seltsam, wo du doch immer so wachsam gegenüber jeder Bedrohung warst. Nun, vielleicht sahst du mich, entgegen all deiner äußeren Bemerkungen, tief im Inneren eben doch als jemanden, dem du vertrauen konntest, vor dem du dich nicht schützen musstest wie vor einer sich nähernden Gefahr. Jedenfalls habe ich das immer gehofft. Und nachdem, was passiert ist, scheint es wohl sogar wirklich zugetroffen zu haben... Ein trauriges Lächeln gleitet mir über die Lippen. Es ist schon Ironie nicht wahr? Die Gefühle, von denen ich mir immer gewünscht habe, du würdest sie mir gegenüber empfinden, zeigen; wegen denen ich fast jede Nacht von dir geträumt habe, immer wieder während der Arbeit in Gedanken versunken war, statt aufzupassen und dafür jedes Mal Ermahnungen von meinem Mentor ertragen musste; genau diese Gefühle, von denen man nie erwarten könnte, dass sie etwas schlechtes hervorrufen, sind für das verantwortlich, was in jener Nacht vorgefallen ist. Brachten das Schlimmste mit sich, was je hätte passieren können. Ich habe mir immer gewünscht, du würdest deine schützende Maske, hinter der du dich seit Jahren versteckt hast, fallen lassen; zumindest mir gegenüber. Habe alles mögliche versucht hinter deine Fassade vorzudringen und einen, wenigstens kleinen, Platz in deinem sicher behüteten Inneren direkt hinter deiner Brust zu gewinnen, ohne je zu bemerken, es im Laufe der Zeit wohl tatsächlich geschafft zu haben. Ich war so dumm. Wozu werde ich der nächste Bookman sein, dessen Aufgaben darin bestehen alle noch so kleinen Details wahrzunehmen um möglichst genaue und zutreffende Aufzeichnungen der Geschichte zu erstellen, wenn ich am Ende nicht einmal realisieren kann, mein geheimes Ziel, nämlich dass die Person, die ich liebe, meine Gefühle erwidert, schon längst erreicht zu haben... Schon bei unserer ersten Begegnung im Orden hast du mich fasziniert. Damals dachte ich noch es wäre nur Neugierde, die mich dazu bringt, deine raue Schale erforschen zu wollen, um deinen wahren Kern zu ergründen. Habe es als eine Art Training für meine Arbeit angesehen. Zu dieser Zeit hätte ich nie gedacht, dass es stattdessen in eine ganz andere Richtung schwenken würde. Eine Richtung, die für meine Bestimmung ganz klar untersagt war, da sie nichts anderes als Behinderungen für die tägliche Arbeit als Bookman mit sich bringen würde. Aber je länger ich mich mit dir beschäftigte, obwohl du mir von Anfang an immer nur Ablehnung entgegen brachtest, umso klarer wurde mir, dass dies nicht nur Neugierde war, die mich vorantrieb, dass ich es nicht nur zur Übung für später tat. Ich hatte mich in dich verliebt. Und obwohl mir klar war, dass ich meine Bestimmung als Bookman nie erfüllen könnte, solange ich diese Gefühle für jemanden, für dich, hegte, tat ich nichts um gegen sie anzukämpfen. Ich hatte eingewilligt für alle Zeit ein einsames Leben zu führen, in der Geschichte nie selbst aufzutauchen, quasi gar nicht wirklich zu existieren und im Gegenzug in die großen Geheimnisse vergangener Zeiten eingeweiht, die nötigen Fähigkeiten gelehrt und schließlich einer der wenigen zu werden, die in der Lage sind, alle wertvollen Aufzeichnungen für die Zukunft zu bewahren und damit der Welt einen großen Dienst zu erweisen. Doch das war bevor ich wusste was dies wirklich für mich bedeuten würde. Bevor ich erfahren durfte wie stark und wundervoll es sich anfühlt jemanden zu lieben, dich zu lieben und nichts mehr zu wollen, als dass diese Liebe erwidert wird. Von diesem Zeitpunkt an rückte meine einzige Bestimmung immer weiter in den Hintergrund. Ich tat nichts um es zu ändern, wollte nichts tun. Viel zu schön fühlte sich das Verlangen nach dir, welches von Tag zu Tag größer wurde, in mir an. Obwohl es immer wieder schmerzte Abweisungen und Beleidigungen von dir zu erfahren, klammerte ich mich an die wenigen Augenblicke, in denen deine schroffe Oberfläche für einen ganz kurzen Moment zu bröckeln begann und mich einen winzigen Blick in dein Innerstes erhaschen ließ. Auch wenn darauf jedes Mal weitere kalte Blicke und abwertende Bemerkungen folgten. Sie gaben mir Hoffnung und die Gewissheit, dass ich es, egal wie lange es auch dauern möge, irgendwann schaffen würde deine eisige Mauer entgültig zum Einstürzen zu bringen. Sie halfen mir dieses neue Ziel stets zu verfolgen und nie den Mut zu verlieren. Aber am meisten gaben sie mir die Sicherheit diesen neuen Weg wirklich bis zum Ende zu beschreiten und wenn schließlich notwendig, meine alte Bestimmung, die mir zuvor alles bedeutet hatte, dafür komplett aufzugeben. Es war mir egal, solange mich mein Pfad nur irgendwann endgültig zu dir geführt hätte. Ich weiß bis heute nicht mit welchem Ereignis, mit welcher Geste oder mit welchen Worten ich es in all der Zeit erreicht habe ein für alle Mal bei dir durchzudringen und du anfingst dich auf mich einzulassen, statt mich immer wieder aus deinen Gedanken zu verbannen. Aber in jener Nacht wurde es mir bitter bewusst. Die Erkenntnis darüber traf mich kälter und härter als alles andere jemals zuvor. Und so unsinnig und unglaubwürdig es, nach allem was ich getan habe um dies zu erreichen, auch klingen mag, wünsche ich mir seit diesem Ereignis nichts mehr, als dass ich mich nie zu dir hingezogen gefühlt hätte, dass ich meiner Pflicht als Bookman treu geblieben wäre und niemals auch nur annähernd versucht hätte, deine wohlüberlegte, eiskalte Fassade, die du dir aufgebaut hattest und nie wieder ablegen wolltest, zu brechen. Dann wäre es nie so weit gekommen. Dann hättest du, der stolze Yu Kanda, der auf seiner Oberfläche allen immer nur Missachtung entgegen brachte, stets zeigte, dass ihn andere nicht interessierten und er für niemanden auch nur einen Finger krumm gemacht hätte, solange es nicht eindeutig zu seiner Mission gehörte; nie deine Prinzipien über Bord geworfen und wärst nie über deinen eigenen Schatten gesprungen, nur um mich zu retten. Um dein eigenes Leben auf einer gemeinsamen Mission in dieser leidtragenden Nacht für das meine zu geben. Ich wäre in der Vergangenheit immer bereit gewesen tausend Tode für dich zu sterben, wenn nötig. Hätte nie tatenlos mit ansehen können, wenn dir etwas passiert wäre. Aber nie hätte ich gedacht, dass du dich am Ende für mich einfach so opfern würdest. Hätte nie erwartet jetzt den Schmerz fühlen zu müssen, vor welchem du dich wohl am meisten gefürchtet hattest. Ich wollte immer alles an dir verstehen. Deine Handlungen, deine Worte und vor allem deine Gedanken. Warum du beschlossen hattest ein Leben zu führen, in welchem du niemanden je zu nah an dich heran lassen wolltest. Mir war nie richtig bewusst, was es sein konnte, das dich zu so einer Entscheidung gebracht hatte, ohne aus irgendeinem wichtigen Grund dazu gezwungen zu sein. War seit ich dich kennen lernte der Meinung, es sei doch so viel besser, einen großen Freundeskreis um sich herum zu haben und vor allem, einen Menschen, den man liebte; auch wenn mich mein Panda-Mentor ständig daran erinnerte, ich dürfe als Bookman keine Gefühle für andere haben, um stets objektiv bleiben zu können. Doch jetzt, wo du deine eigene, für dich stets so wichtige Lebensentscheidung und mit ihr dein gesamtes Leben nur für mich aufgegeben hast, ohne deinen ganz persönlichen Lebensinhalt, nämlich Rache an einer bestimmten Person zu nehmen, erfüllen zu können, verstehe ich wieso du freiwillig für immer so ein trostloses, einsames Leben führen wolltest. Du wusstest wie schmerzvoll es ist, einen über alles geliebten Menschen zu verlieren. Und um diese Erfahrung nicht noch einmal machen zu müssen, hast du dir geschworen nie wieder einen Menschen nah genug an dich heran zu lassen, als dass dir sein Tod etwas bedeuten würde. In einer Zeit, in der die Welt ständig durch Akumas bedroht ist, während man selbst immer unmittelbar im Geschehen steckt, ist dieser Entschluss wohl auch mehr als nachvollziehbar. Warum nur habe ich das nicht schon früher verstanden? Wieso musste es so weit kommen, damit es mir klar wurde? Ich hätte dich nie auf deinem Weg unterbrechen dürfen. Hätte nie meinen eigenen Weg wegen dir verändern dürfen. Mich nie so weit in dein Leben einmischen und nie deine Ordnung in Chaos verwandeln dürfen. Jetzt weiß ich es. Jetzt verstehe ich dich so, wie ich dich immer verstehen wollte. Doch jetzt ist es zu spät! Wenn der Preis für dieses Verständnis, der Verlust der einzigen Person ist, die ich je geliebt habe, dann hätte ich es lieber nie verstanden. Wäre mir dein Verborgenes lieber für den Rest meines Lebens ein Rätsel geblieben. Langsam begebe ich mich zur Kapelle. Nähere mich dem Sarg. Deinem Sarg. Ich spüre den Schmerz immer weiter in mir aufsteigen. Als Bookman darf man eigentlich keine Gefühle für andere aufbringen. Aber diesen Pfad hatte ich für dich verlassen. Bei deinem Anblick treten Tränen in mein Auge. Ich kann sie nicht zurück halten. Sie gehören zum Umweg, den ich für dich beschritten hatte. Doch ich habe dazu gelernt. Ich werde meine alten Bestimmung wieder aufnehmen. Zusammen mit dir ist unter diesem dunklen, sternenverhangenen Himmel im Schein des Mondes auch mein Herz gestorben. Und ich werde nicht zulassen, dass es jemals wieder erweckt wird. Ich mache nicht den gleichen Fehler, den du meinetwegen gemacht hast. Die Tränen, die ich hier vergieße, werden die letzten in meinem Leben sein, weil ich nie wieder jemanden so nah an mich heranlassen werde, dass er es wert sein könnte, ihm Tränen nachzuweinen. Ja, ich habe von dir gelernt. Und ich werde dieses neue Wissen, diese neue Erfahrung auf meinem neu betretenen, alten, schon immer für mich bestimmten Weg nutzen, um nicht noch einmal von ihm abzukommen und um sicher zu sein, dass dein Tod nicht umsonst gewesen ist. Ich werde das einsame Leben, welches das Schicksal für mich vorgesehen hat, akzeptieren und meine Pflichten als Bookman besser erfüllen als es je zuvor jemand getan hat. Das werde ich tun, für dich. Aber ich werde dabei auch nie vergessen, wie schön es war, dich lieben zu dürfen. Für diesen Platz in deinem Herzen, werde ich dir ewig dankbar sein. Danke, dass ihr bis hierher gelesen habt *verbeug* *alle Leser mal knuddel* Ich hoffe, es hat euch in irgendeiner Weise gefallen und würde mich wirklich unglaublich über ein paar kleine (große sind natürlich auch sehr erwünscht ^^) Kommis freuen, um zu sehen, was ihr davon haltet! ^.^ byu~ ^o^/) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)