Organisation XIV von SilverBird (Das Tagebuch des unbekannten Mitglied Nr. XIV) ================================================================================ Kapitel 80: Tag 80 - Die Brautschau ----------------------------------- Hallo liebes Tagebuch, die gleiche Prozedur wie gestern. Ankleiden und frisieren lassen. Ich seufzte schwer und begab mich dann unter Geleit von Nerox zum Speisesaal. Erst heute hatte ich genug Zeit, Kraft und Nerven, um Nerox genauer anzusehen. Er wirkte ernst und doch ein klein wenig quirlig. Seine leuchtenden grünblauen Augen erinnerten mich an Demyx, was mich wieder ein klein wenig betrübte. Doch seine quirlige Art machte Nerox wirklich liebenswert. Es schien fast so, als könne nichts seine gute Laune trüben und er würde nur in Situationen, in denen es angebracht war, Ernsthaftigkeit zeigen. Im Speisesaal angekommen war ich allein. Nerox erklärte mir, dass die Königin schon gefrühstückt hatte und nun mit einem wichtigen Ritual für das Königshaus beschäftigt sei. Ich nickte nur und aß etwas. Es schmeckte wunderbar. Nachdem ich zu Ende gefrühstückt hatte ließ mich die Königin in den Thronsaal rufen. Nerox erklärte mir genau, dass ich hoch erhobenen Hauptes den Saal durchschreiten solle, vor den Treppen zum Thron einen Knicks machen sollte und mich dann zu meinem kleinen Thron begeben sollte. Ich war nervös. Waren etwa noch mehr Leute im Saal? Nerox geleitete mich bis zur Saaltür und ich musste kurz warten. Er schlüpfte durch einen Spalt in den Saal und sagte dem Diener, er solle mich ankündigen. Durch den Spalt hatte ich gesehen, dass viele junge Männer mit Kronen und Dienern im Saal waren. Könige und Prinzen? Ich war noch nervöser. Nerox schlüpfte wieder aus dem Saal und prüfte noch einmal mein Äußeres. Er nickte zufrieden. Alles sah perfekt aus. Ich hörte im inneren den Diener, der mich ankündigte. Seine Worte klangen ganz weit weg. Er nannte mich „Kronprinzessin Xandra“. Ich hatte nun einen Titel. Was hatte Nerox gesagt? Hoch erhobenen Hauptes durch den Saal gehen, knicks vor der Königin und dann auf meinen Thron setzen. Die mächtige Flügeltür wurde geöffnet und ich durchschritt, wie Nerox es gesagt hatte, mich würdevoll erhobenen Haupt den Saal, knickste standesgemäß vor der Königin und nahm auf meinem Thron platz. Alle Augen richteten sich auf mich. Die Königin erhob sich und das Raunen, dass durch die Menge gegangen war, verstummte schlagartig. Ich zuckte leicht zusammen, als die Königin verkündete, dass die Prinzen bitte nacheinander vortreten sollten und sich mir vorstellen sollten. War das ein Brautschau? Ich war doch gestern erst zurückgekehrt, wie hatten diese vielen Prinzen so schnell hier sein können? Mir war schlecht. Prinz um Prinz stellte sich mir vor, übergab mir ein Schriftstück von sich und ein kleines Präsent. Ich kam mir vor wie ein Vieh, dass Feilgeboten wurde. Nachdem alle Prinzen aus dem Schloss verschwunden waren fragte ich die Königin, was das sollte. Sie lächelte nur glücklich und meinte, ich sei alt genug, um zu Heiraten und diesem Land den lang ersehnten Thronfolger zu bescheren. Sie selbst würde nicht mehr lange regieren wollen und es wäre an der Zeit, dass ich das Zepter in die Hand nehme und auch für einen Thronfolger nach meiner Regentschaft sorge. Ich war völlig überrumpelt und man sah mir das auch an. Das waren ja Zustände wie im Mittelalter, dass die Königin und der König, der hier leider nicht existierte, den perfekten Prinzen für die Tochter aussuchten. Die Königin gab mir den Stapel der Schriftstücke zurück und meinte, ich solle das alles gut durchlesen und den Besten Prinzen auswählen. Den Besten für das Land und für mich. Ich nickte und ging mit den Schriftstücken zurück in mein Zimmer. Ich schickte die Zofen davon, verschloss die Tür und legte die Blätter auf den Tisch. Ich setzte mich erst einmal hin und weinte. Ich sollte mir aus diesen Prinzen den Besten aussuchen? War das ihr Ernst? Warum? Ich wollte nicht heiraten. Ich liebte keinen von ihnen. Auf schreckliche Art und Weise wurde mir bewusst, dass keiner meiner Freunde hier war, um mich zu Retten. Ich las ein paar der Schriftstücke durch. Dort waren die Namen, die Ländereien und die Vermächtnisse der Prinzen angegeben. Ihre Vorlieben, ihre Zeitvertreibe und ihre Wünsche, die die Braut erfüllen sollte. Ich legte die Blätter wieder beiseite, legte einen schweren Brieföffner darauf und öffnete das Fenster. Vom Fenster aus hatte man Ausblick in den Garten und ich lächelte. Er sah fast aus wie der von Marluxia. Und ich sah asiatische Lilien. Marluxia hätte gerne solche gehabt. Ich schloss das Fenster wieder und ging zu Nerox, der vor meinem Zimmer Wache hielt. Ich bat ihn darum, mit mir in den Garten zu gehen. Er nickte und geleitete mich in den Garten. Dort sah ich ein paar Gärtner und nachdem ich sie erfolgreich davon abgehalten hatte, sich vor mir auf die Knie zu werfen bat ich sie um ein paar Samen von den Lilien. Nerox bekam das nicht mit, er unterhielt sich angeregt mit einer jungen Magd. Einer der Gärtner kam mit einem kleinen Samtbeutel zurück und überreichte ihn mir. Er war prall gefüllt mit Liliensamen. Ich bedankte mich mit einem knicks und Nerox begleitete mich weiter durch den Garten. Ich sah ihn an und sagte ihm, er könne ruhig bei der Magd bleiben, ich werde nicht weit gehen. Er verneigte sich und eilte zu dem Mädchen zurück. Sie küssten sich und ich lächelte. Wenige Schritte weiter setzte ich mich auf eine Bank und genoss die Sonnenstrahlen. Sie brannten nicht mehr, da alles vampirische aus mir verschwunden war. Nerox kam wenig später zu mir und fragte, ob er sich setzen dürfte. Ich nickte. Es war mir unangenehm, dass er erst fragte, ob er sich setzen darf. Er sah mich an und sagte, ich hätte in der Nacht im Schlaf gesprochen. Von Demyx. Er fragte, wer das ist. Ich seufzte und antwortete Wahrheitsgemäß. Er sah mich empört an und sagte, mit einem Abkömmling des normalen Volkes dürfte ich nichts zu tun haben. Nur ein Prinz wäre meiner Würdig. Jetzt war ich empört und antwortete, dass Demyx ein Prinz ist. Der Prinz meines Herzens. Dann rannte ich durch den Garten zurück zu meinem Zimmer und schloss mich ein. Zum Abendessen erschien ich nicht und auf die Fragen vor verschlossener Tür, was mit mir los sei reagierte ich nicht. Ich bin vor lauter Tränen eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)