Organisation XIV von SilverBird (Das Tagebuch des unbekannten Mitglied Nr. XIV) ================================================================================ Kapitel 85: Tag 85 - Ein medizinisches Wunder und die große Enttäuschung ------------------------------------------------------------------------ Hallo liebes Tagebuch, ich hatte ziemlich unruhig geschlafen und ich fror noch immer. Nach einem länger andauernden Kampf mit dem sprichwörtlichen „inneren Schweinehund“ stand ich dann doch auf, zog mich um und ging in die Küche. Ich trank zwei Tassen Kaffee, saß stumm auf meinem Platz und zitterte sichtbar weiter. Die Anderen sahen das mit großen Unbehagen. Ich schwieg weiterhin. Sie forderten mal wieder, dass ich mich von Vexen gründlich untersuchen lassen sollte, was ich diesmal strikt ablehnte. Ständig Untersuchungen, ständig bangen, was mit mir los ist. Ich hatte keine Lust mehr. Nachdem ich meine zweite Tasse Kaffee geleert hatte stand ich auf und ging meinen gewohnten Weg zu Demyx. Bevor ich die Tür öffnete blieb ich stehen. Was wollte ich schon wieder hier? Mich wieder in eine Traumwelt flüchten, weil mich die Realität ängstigte? Ich hatte mir geschworen diesen Raum nicht mehr zu betreten und nun stand ich schon wieder hier. Ich seufzte, nahm die Hand von der Türklinke und ging ruhelos durch das Schloss. Schließlich ging ich wieder meiner fortwährenden Kummer-Beschäftigung nach. Gartenarbeit. Unkraut jäten, welke Pflanzenteile zupfen, düngen, gießen. Ich war froh, dass Marluxia mir die Gartenarbeiten nicht verboten hatte und so konnte ich mich ablenken. Trotz der ziemlich warmen, künstlichen Sonne fror es mich weiter. Meine Hände waren eiskalt. Ich spürte ständig ein ganz leichtes zittern, was sich aber nicht mehr so stark nach außen hin zeigte. Nachdem die Gartenarbeiten erledigt waren schickte mich Marluxia zu Vexen, ohne einen bestimmten Grund zu nennen. Irgendwie dachte ich mir schon, dass ich mich jetzt doch untersuchen lassen sollte und seufzte. Ich würde zu Vexen gehen, aber untersuchen? Nothing. Diesmal nicht. Ich klopfte an der Labortür und trat ein und Mich traf fast der Schlag. Was zum Donner suchte DiZ hier. Ich schloss die Tür hinter mir und blieb dort stehen. Ich fühlte mich ganz und gar nicht wohl bei dem Gedanken, mit ihm in einem Raum zu sein. Der größere Schock traf mich, als ich den Beiden, auf ihren Wunsch hin, durch das Schloss bis zu Demyx folgte. Ich erklärte rebellierend, dass ich nicht will, dass jemand diesen Raum betritt. Mit einem leise zischenden Ton erschien die von Xemnas genannte unsichtbare Wand, die erscheinen würde, wenn jemand den Raum ohne Erlaubnis betreten wollte. Vexen und DiZ redeten auf mich ein, ich solle mich nicht so anstellen und sie würden Demyx nichts anhaben wollen. Ich jedoch blieb bei meiner Meinung und ließ sie nicht gewähren. Ich teleportierte mich in den Raum, glitt an der Tür entlang zu Boden und weinte. Was wollten sie denn nun wieder tun? Erst jetzt merkte ich, wo ich war. Ich hatte doch den Raum betreten. Wieder einmal habe ich ein Versprechen nicht gehalten und einen selbst gesprochenen Schwur gebrochen. Ich ging zum Sarg und sah Demyx traurig an. Wie würde er entscheiden? Würde er Vexen und DiZ herein lassen? Ich legte meine Hände wie immer an die Kante des Sargdeckels und sah Demyx schweigend an. Ich vermisste ihn so sehr. Ich würde so gerne seine Stimme hören oder mich in seine Umarmung kuscheln. Vor der Tür redeten Vexen und DiZ immer noch auf mich ein. Xemnas hatte den Radau, den die Beiden veranstalteten gehört und wollte nach dem Rechten sehen. Für einen Moment war es still, die drei unterhielten sich leise. Xemnas trat dann nah an die Tür und sagte, ich solle die Beiden gewähren lassen, ich würde es ihnen später sicher danken. Ich lehnte ab. Xemnas jedoch sagte, er würde hier bleiben und mit mir zusammen aufpassen, dass auch wirklich nichts passiert. Ich sollte ihm vertrauen. Schließlich ließ ich mich nach weiteren Gerede doch noch überreden und sie betraten den Raum. Es war ein komisches Gefühl, da ich bis jetzt immer allein da gewesen war, maximal eine Person mit mir hier gewesen war. Ich beobachtete DiZ sehr genau und bekam gleich den nächsten Schlag versetzt, als Vexen verkündete, sie wollten den Sarg öffnen. Ich nahm mein Krönchen an mich, welches mir Xemnas auf den Kopf setzte und ich es schließlich mit ein paar Haarnadeln, die ich in meiner Hosentasche fand, fixierte. Wir lauschten und beobachtete alles noch genauer. Was zum Kuckkuck sollte diese Aktion nun? Hatte Demyx sich nicht endlich mal Ruhe verdient. Nervös schritt ich an einer der Kurzen Seiten des Raumes auf und ab, während Xemnas, ebenso wie ich, alle Handgriffe der Anderen genauestens beobachtete. Den Sarg legten die Beiden in seine Einzelteile auseinander und legten die Teile zur Seite. Mit jedem Moment wurde ich nervöser. Xemnas lehnte an der Wand. Als ich an ihm vorbeiging hielt er mich fest, drehte mich zu sich und umarmte mich fürsorglich. Da er seinen Blick nicht von Demyx abwendete erlaubte ich mir, die Augen kurz zu schließen und mich an ihn zu kuscheln. Mir war das alles nicht wirklich geheuer. Ich fühlte einen Mix aus Angst, Misstrauen gegenüber DiZ und Neugier, was sie wohl tun würden. Andererseits wollte ich nicht, dass sie etwas mit Demyx tun. Als Xemnas die Beiden fragte, ob das mit dem Serum und dem Trank wirklich klappen würde wirbelte ich herum und sah fragend drein. Serum? Trank? Was hatten sie vor. Ich musterte beide mit gewissem Unmut und wollte erst einmal wissen, was sie vorhatten. Sie erklärten mir, dass sie ein Serum und einen Trank entwickelt hatten, die miteinander wirkend Tote wiederbeleben konnten. Das Ganze ist bereits erfolgreich an verschiedenen Versuchsobjekten getestet worden und nun wollten sie zur Tat schreiten und Demyx wiederbeleben. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich wünschte mir, dass Demyx wieder leben würde, andererseits sollte er seinen wohlverdienten Schlaf haben. Da war es wieder. Wohlverdienter Schlaf. Er war tot. Ich wollte es mir immer noch nicht eingestehen. Ich willigte nicht ein. Demyx sollte nicht zum menschlichen Versuchsobjekt werden. Ich wollte, dass seine Totenruhe gewahrt wird und erklärte unter Tränen, dass ich mich mit seinem Tod abgefunden hatte. Ich wollte nicht, dass sie mit ihm irgendwelche Versuche machten. Die Beiden ließen aber nicht locker und redeten auf mich ein. Schwer seufzend und schweren Herzens willigte ich doch ein. Die Beiden waren so entschlossen, dass das funktionieren würde, dass ich einfach nicht dagegen ankam. Und Xemnas schien ihnen beiden viel Vertrauen entgegen zu bringen. Wir kehrten mit Demyx ins Labor zurück. Vexen hängte Demyx dort an viele Maschinen, was mir zittrige Knie bescherte und Xemnas mich mit sanfter Gewalt zu einem Stuhl bugsierte. Vexen sah kurz nach mir und erklärte mir dann die Funktion dieser Maschinen. Sie würde bis der Trank und das Serum wirken Demyx´ Herzschlag und Atmungsprozess ersetzen und somit sein Blut mit Sauerstoff versorgen und zum zirkulieren bringen. Ich sagte nur noch, dass die Beiden das tun sollten, was für ihr Experiment vonnöten war. Dann verfiel ich in mein altbekanntes Schweigen, wandte mich ab und schmiegte mich an Xemnas, der neben mir stand. Als dann aber die Maschinen zu Arbeiten begannen und ich einen langsamen, nach und nach immer schneller werdenden Piepton eines EKG´s vernahm war alles eindeutig zu viel für mich und ich kippte zur Seite. Was machten sie nur mit Demyx? Spürte er, was sie taten? Was würde er dazu sagen, wenn er jetzt reden könnte? Ich spürte noch, wie Xemnas mich aufgefangen hatte, dann war alles schwarz um mich herum. Als ich wenig später wieder zu mir kam hatte sich noch nicht viel getan. Ich lehnte an Xemnas, der sich auf einen zweiten Stuhl neben mich gesetzt hatte und mich festhielt, während Vexen meinen Zustand prüfte und sich dann mit DiZ wieder sehr intensiv mit Demyx beschäftigte. Dieses Piepsen…es klang jetzt schnell genug für normalen Herzschlag und auch gleichmäßig. War das das Werk der Maschinen? Ich wagte nicht in die Richtung zu sehen, aus der das Geräusch kam. Ich sah Xemnas an, der leicht lächelte und er flüsterte leise, dass alles gut werden würde. Wieso nur glaubte ich ihm alles? War es die Hoffnung, dass er recht hatte oder die Verzweiflung. Ein Jubelruf der anderen ließ Xemnas und mich zusammenzucken. DiZ und Vexen sahen sich kurz schweigend an und gratulierten sich dann zu ihrem gemeinsamen Geniestreich. Nachdem Vexen die Maschinen abstellte, die Herzschlag und Atemfunktion imitiert hatten und das Piepsen des EKG-Geräts weiter zu hören war, war ich sprachlos. Mit jedem piepsen war ich mir bewusster, dass die Beiden es wirklich geschafft hatten. Nichts hielt mich mehr auf meinem Stuhl. Ich ging, mit äußerster Vorsicht und auf einen sehr makaberen Scherz der Beiden gefasst, zu Demyx. Ich wollte nicht glauben, dass das wirklich wahr sein konnte. Er bewegte sich nicht, aber das EKG piepste weiter vor sich hin und er atmete sichtlich. Ohne beatmet zu werden. Ich nahm Demyx´ Hand, nichts passierte. Was hatte ich erwartet? Zwar bewegte er die Hand nicht, aber außer seinem Atmen gab es noch weitere Lebenszeichen. Seine Hand wurde warm. Dann zuckte seine Hand leicht zusammen und umschloss meine Hand. Er sah mich nach kurzem blinzeln an und lächelte leicht. Alles war wie immer. Das grünblau seiner Augen strahlte wie immer und ich schien in den unendlichen Tiefen des Türkisblau zu ertrinken. Sein, wenn auch schwaches, Lächeln unterstützte das Ganze noch. Ich weinte. Ich konnte einfach nicht anders. Ich stand nur da, hielt seine Hand und weinte. Xemnas hatte mir den Stuhl hingestellt und mich zum sitzen gezwungen, da ich wieder heftig zitterte. Demyx löste die Hand aus meinem Griff und wischte meine Tränen weg. Ich konnte mein Glück einfach nicht fassen. Xemnas verschwand aus dem Labor und kehrte nach kurzer Zeit zurück. Er meinte zu Vexen, ob es nicht besser wäre Demyx rüber ins Krankenzimmer zu bringen. Dort wäre es ein wenig wärmer, die Atmosphäre wäre nicht so steril wie hier und außerdem würde es Demyx in einem Krankenbett viel bequemer haben. Gesagt, getan. Ich wich nur widerwillig von Demyx´ Seite, bis er im Krankenzimmer war. Xemnas hatte die Betten aneinander gestellt. Vexen nahm mir die Kutte ab und meinte, ich würde auch ein wenig Beobachtung nötig haben. Er hatte meine immer noch anhaltende Zitterpartie nicht vergessen und blieb ich ohne großen Widerstand im Krankenzimmer und legte mich in das Bett neben Demyx. Ich hielt wieder seine Hand und so schnell würde ich sie nicht mehr loslassen. Jedoch zog Demyx meine Hand hoch und ich zuckte zusammen. Ich hatte den Ring schon wieder vergessen. Demyx sah mich fassungslos an und ließ meine Hand los. Ich wollte zu einer Erklärung ansetzen, aber Vexen meinte, es wäre besser, wenn ich Demyx alleine lassen würde. Er brauchte jetzt erst einmal Ruhe. Ich ging in mein Zimmer. Den gesamten Weg schluchzend und weinend stolperte ich vorwärts, schloss die Tür hinter mir, ließ mich aufs Bett fallen und weinte einfach nur noch. Eduard hatte mich in der Hochzeitsnacht geschlagen und so stark festgehalten, dass ich jetzt noch blaue Flecken am Körper hatte, man konnte von Vergewaltigung sprechen. Dieser Mann ist ein brutales Ekel. Man sah die Zeichen jedoch nicht, weil ich lange Klamotten und meist auch die Kutte trug und somit alles unter Stoffen verborgen blieb. Jetzt war ich am Ziel meines lang gehegten Traumes Demyx wieder zu sehen und dann zerbricht alles an einem Ring und meiner Rückkehr in die Welt, die Niemals war. Meine Tasche war noch gepackt. Ich hatte bis jetzt weder Zeit noch Lust gehabt, sie auszuräumen. Ich hing sie mir um und machte mich auf den Weg zum Haupttor des Schlosses. Ich hatte in Demyx´ Augen seine Gefühle gelesen. Er war unendlich verletzt und traurig. Teils auch wütend auf mich, was ich gut verstand. Andererseits hatte er mir mittels Gedanken alles gute für mein Leben nach der Hochzeit gewünscht…oder war das nicht er gewesen? Kurz vor dem Eingangstor blieb ich stehen, da Xigbar nach mir rief. Was wollte er denn jetzt? Er sah mich fragend an und wollte wissen, wo ich hingehe. Ich sagte ihm, dass ich wieder zu Eduard zurückgehen würde. Auf sein verständnisloses Gesicht erklärte ich ihm, dass Demyx den Ring gesehen hatte und jetzt sicher nichts mehr mit mir zu tun haben möchte. Xigbar sah zu Boden und ich wandte mich zum Gehen, als erneut mein Name gerufen wurde. Wenn auch mit schwacher, leicht zittriger Stimme. Es war Demyx. Ich drehte mich um und sah ihn schweigend an. Da er noch ziemlich geschwächt war lehnte er am Handlauf des Treppengeländers und sah mich mit einem Blick an, den man nicht deuten konnte. Er schien gefühlsleer zu sein. Ich zitterte. Weil es mich wieder fror und weil ich einen Weinkrampf unterdrückte. Ich sah zu Boden und verkündete, dass ich gehen würde, weil ich ihn ungewollt betrogen hatte. Demyx blieb stehen. Er bedachte mich nun mit einem verletzten, gekränkten Blick. Ich konnte nicht mehr, ich weinte und redete einfach darauf los, was alles passiert war. Dass mich diese fremde Königin verheiratet hatte und ich die wohl schlimmste Nacht durchlebt hatte, die man sich vorstellen kann. Als ich geendet hatte fiel ich auf die Knie, vergrub das Gesicht in den Händen und weinte einfach nur noch. Demyx kam derweilen die restlichen Treppenstufen herunter. Er fiel vor mir auf die Knie und zog mich in seine Arme. Ich konnte mich kaum beruhigen. Xigbar hob mich hoch und wir kehrten, Demyx erschöpft von seinem Weg durch das Schloss, ich erschöpft vom Weinen und den Erlebnissen der letzten Tage, ins Krankenzimmer zurück. Erst jetzt spürte ich, wie tief doch die seelischen Wunden waren, die Eduard hinterlassen hatte. Xigbar brachte uns etwas zum Abendessen Wir aßen gemeinsam und unterhielten uns dann noch ein Weilchen. Nachdem Xigbar uns wieder allein gelassen hatte kuschelte ich mich an Demyx, der mich mit einem lächeln und einem ausbreiten seiner Arme dazu aufgefordert hatte. Mir liefen immer noch stille Tränen die Wangen hinunter. Ich konnte noch immer nicht fassen, dass er hier neben mir im Bett lag und mir scheinbar nicht mehr böse war. Demyx umarmte mich und ich zuckte zusammen. Er hatte genau eine Stelle getroffen, an der mich Eduart ziemlich grob angefasst hatte und ich einen großen blauen Fleck davongetragen hatte. Demyx krempelte meinen Ärmel hoch, sah den Blauen Fleck und sah dann mich schweigend an. Ich zog den Ärmel runter und wandte den Blick ab. Seid der Hochzeitsnacht fühlte ich mich so…schmutzig…ich bin meiner eigenen Meinung nach nichts mehr wert. Demyx umarmte mich wieder. Diesmal sanft, zärtlich und wie immer mit einer Vorsicht, als sei ich aus Glas und drückte mich leicht an sich. Seine Nähe war so unendlich schön und ließ mich die Qualen der letzten Tage für einen Moment vergessen. Ich musste ihn einfach küssen. Er ließ mich gewähren und erwiderte den Kuss. Dann lächelte er mich an. Wir kuschelten noch lange miteinander und irgendwann sind wir wohl kuschelnd eingeschlafen. Bis morgen, Xandra Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)