Vergiss mein nicht von abgemeldet (Sess& Kago) ================================================================================ Kapitel 13: Vor der Schlacht ---------------------------- “Und warum willst du ins Lager der Inuyoukai?”, die Stimme der Drachenyoukai klang entnervt. Schon seit zwei Stunden zog sie mit dieser menschlichen Miko durch die Gegend und hatte die ganze Zeit über nur irgendwelche Belanglosen Fragen beantworten müssen. Und selbst diese Fragen hatten sich untereinander nicht gerade sehr unterschieden. Immer war es darum gegangen, wie der Weg zum Lager der Inuyoukai genau aussah, wie lange es noch dauern würde, bis sie dort ankamen, oder ob die ersten Kämpfe schon begonnen hatten. “Meine Beweggründe gehen dich eigentlich nichts an.”, erwiderte Kagome in diesem Augenblick bewusst kühl. Sakura hatte sie vor noch gar nicht allzu langer Zeit töten wollen, war selbst ein Feind der Inuyoukai. Da würde sie der Youkai doch jetzt nicht auf die Nase binden, dass sie den Hundedämonen helfen wollte, ja selbst ihren Anführer vergleichsweise gut kannte. Sakura hatte zwar gesagt, dass sie sie nicht wieder angreifen würde, aber so weit ging Kagomes Vertrauen dann doch nicht. Selbst jetzt achtete sie noch sehr genau auf das Youki der Dämonin, wartete unterbewusst nur darauf, dass die Energie der Drachenyoukai ansteigen würde, einen Angriff ankündigen würde. “Natürlich hast du Recht, Kagome-san, aber dennoch wäre es von Vorteil, wenn ich deine Beweggründe kennen würde.” “Ich glaube, dass kann ich besser beurteilen.”, noch immer war die Stimme der jungen Miko bewusst frostig. “Wie du wünschst, Kagome-san.”, gab die Drachenyoukai mit knirschenden Zähnen nach. Kurzzeitig trat Stille ein, ehe Sakura erneut das Wort ergriff. “Dann schlage ich dir einen Handel vor.” Entnervt blieb die schwarzhaarige Miko stehen und drehte sich mit finsterem Blick um. Was war denn jetzt noch? Oder wollte diese Drachenyoukai austesten, wie lange eine Miko sich beherrschen konnte? “Du würdest sicher nicht ins Lager der Inuyoukai wollen, wenn sie dir alle unbedingt feindlich gesinnt wären, nicht wahr?”, das war keine Frage, wie Kagome fand, sondern eher eine nett formulierte Feststellung. Sakura schien der gleichen Meinung zu sein, denn sie sprach weiter, ohne auf eine Antwort zu warten. “Also willst du ihnen gewiss in irgendeiner Weise helfen, was bedeuten würde, dass sie dann in deiner Schuld stünden.” Misstrauisch verengten sich Kagomes Augen. “Worauf willst du hinaus?” Bei dem scharfen Ton der Anderen musste Sakura einmal tief durchatmen. Sie wusste, dass sie im Augenblick ein gefährliches Spiel spielte. Immerhin hatte sie die Macht der Miko, in deren Händen ihr Leben nun zwangsläufig lag, schon gespürt. “Du könntest für deine Dienste um die Freilassung eines einzigen, einfachen Gefangenen bitten, Kagome-san.” “Und der Handel wäre dann…?” “Wenn du mir dein Wort gibst, dein möglichstes für Riko’s Freilassung zu tun, dann werde ich dafür sorgen, dass du schon Morgen, bevor die Sonne im Zenit steht, im Lager der Inuyoukai sein wirst.” Prüfend betrachtete Sakura die Reaktion der Miko. Nun hing alles von ihr ab. Natürlich könnte Kagome ihr auch befehlen, sie selbst so schnell zum Lager der Inuyoukai zu bringen, aber Sakura verließ sich innerlich darauf, dass der Miko ihre Befehlsgewalt über sie selbst noch nicht bewusst war. Woher hätte eine menschliche Priesterin schon wissen sollen, wie die Sitten in Sachen Lebensschuld bei Youkai waren? Kagome hatte immerhin schon überrascht gewirkt, als sie angekündigt hatte, dass sie sie begleiten würde. Die junge Miko betrachtete die Drachenyoukai derweil prüfend. Der Anderen schien es wirklich ernst mit ihrem Angebot zu sein. Sie riskierte scheinbar ziemlich viel, um diesen Riko frei zu bekommen. Warum? Vielleicht hatte Sakura ja Gefühle für den Anderen? Obwohl sie es natürlich zuvor geleugnet hatte…. Aber das Angebot der Drachenyoukai war dennoch gut. Bestimmt konnte sie Sesshoumaru davon überzeugen, diesen einen Drachenyoukai freizulassen. Es musste ja nicht sofort sein. “In Ordnung.”, stimmte sie daher Sakuras Vorschlag zu, nur, um erschrocken zusammenzuzucken, als die Drachenyoukai mit einem Mal ihre gesamte Aura aufflammen ließ. Die Gestalt der schwarzhaarigen Youkai wurde fast zeitgleich von einem starken, dämonischen Wind verhüllt, aus dem kurze Zeit später ein großer, pechschwarzer Drache hervorbrach. Zur gleichen Zeit folgte Riko nervös Hideaki, der mit hocherhobenem Kopf direkt vor ihm durch das Lager der Inuyoukai schritt. Für den Drachenyoukai war die angespannte Atmosphäre um ihn herum fast greifbar. Auch jetzt starrten ihn die Inuyoukai aus den Zelten, an denen sie vorbeikamen, noch feindselig an, aber sie schenkten ihm nicht mehr so viel Aufmerksamkeit wie noch vor einigen Tagen. Es war fast so, als hätten sie nun wichtigeres zu tun, als sich um einen einzigen Drachenyoukai zu kümmern. Und der Grund dafür war mehr als nur offensichtlich: Es ging auf eine Schlacht zu und so wie es aussah würde diese Größer werden, als das Geplänkel, dass sich die Inuyoukai und die Drachenyoukai vorher geleistet hatten. Alle Inuyoukai, die er vorbeigehen sah, trugen bereits schwere Rüstungen und ihre Waffen. Kurz musste Riko hart schlucken, während er versuchte die Gesichter, die er nun sah, wieder aus seinem Kopf zu verbannen. Das war aber schwieriger, als er gedacht hatte, denn jedes einzelne dieser Bilder schien sich in sein Gedächtnis brennen zu wollen, ganz so, als wolle ihn sein eigener Verstand in den Wahnsinn treiben. ,Jeder einzelner von denen um mich herum könnte bald tot sein.’, schoss es ihm wider Willen durch den Kopf und die Gesichter der Krieger in Rüstung wurden deutlicher denn je vor seinem inneren Auge. Fast beschämt senkte er den Kopf, als er sich klar wurde, dass er nicht wollte, dass irgendjemand aus diesem Lager starb. Und dabei hatte der Großteil der Inuyoukai ihm bisher nur Feindseligkeit entgegen gebracht, eigentlich sollte er sie dafür hassen. Aber genau das war ja sein Problem: Er konnte es nicht! Es war alles so viel einfacher gewesen, als er nur im Lager der Drachen gewesen war und diese Hundedämonen nur auf dem Schlachtfeld gesehen hatte. Da hatte er sich ja noch weismachen können, dass diese Hunde irgendwelche Bestien waren, die nichts anderes als den Tod verdient hatten. Doch jetzt ging das nicht mehr, jetzt, da er ihr Lager gesehen hatte, jetzt, da er wusste, dass sie nicht anders waren als die Drachenyoukai. Nun, wenn er es genau nahm, dann gab es schon einen kleinen Unterschied: Die Drachenyoukai, seine früheren Kampfgefährten, griffen an, während sich die Inuyoukai verteidigten. In diesem Augenblick blieb Hideaki stehen. Überrascht blickte Riko auf, als sich der blasse Inuyoukai leicht zu ihm umdrehte. “Hör mir jetzt genau zu: Du wirst während der gesamten Besprechung hinter mir stehen. Du sprichst nur, wenn du aufgefordert wirst und siehst auch dann niemandem direkt in die Augen, wenn dir dein Leben lieb ist. Mich redest du mir “Herr” an, alle anderen mir dem Suffix …-sama. Nur Sesshoumaru-sama, du erkennst ihn an dem blauen Sichelmond auf seiner Stirn, wirst du mit “My Lord” ansprechen, verstanden?” “Ja…”, erwiderte Riko leicht unsicher, doch für den bleichen Inuyoukai schien das zu genügen. “Gut, dann komm.”, meinte er auf einmal mit einem leicht aufmunternd wirkendem Lächeln und betrat einen größeren Platz, der von nun verloschenen Fackeln gesäumt wurde. Auf dem Platz stand ein großes Zelt, in dessen Innerem Riko einige starke Auren wahrnehmen konnte. Wahrscheinlich fand dort eine Art Schlachtbesprechung statt, auf die Hideaki nun mir großen Schritten zuging. Kurz musste der Drachenyoukai hart schlucken. Hieß das etwa, er sollte mit? Zu einer Kriegsbesprechung der Inuyoukai? Immerhin würden Hideakis Anweisungen von vorhin dann wenigstens Sinn ergeben…. Dennoch wurden Rikos Knie weich, als der blasse Inuyoukai die Plane vor dem Eingang des Zeltes beiseite schob und eintrat, direkt gefolgt von dem Drachenyoukai, der sich bemühte, seine Nervosität nicht allzu deutlich zu zeigen. Erschrocken blickte Kagome zu dem großen, schwarzen Drachen, dessen Schultern ca. einen Meter über ihrem Kopf waren. Wenn der Drache, oder besser gesagt: Sakura, sich streckte, konnte sie gewiss über die großen Bäume des Waldes hinwegspähen. Kurz dachte die junge Miko nach. Wenn sich Sakura in dieser Form entscheiden sollte, sie anzugreifen, dann musste sie selbst wirklich sehr schnell reagieren, wenn sie überleben wollte. Es könnte allerdings auch sein, dass die Drachenyoukai vor hatte, sich von nun an fliegend fortzubewegen. Zumindest die Tatsache, dass das große, schwarze Drachenweibchen sich nun hinlegte ließ darauf schließen. Kurz musste Kagome hart schlucken. Was war das Schlimmste, das passieren konnte? Wie von selbst wanderte ihr Blick zu den langen, dolchartigen Zähnen der Drachenyoukai. Irrte sie sich oder zog Sakura in diesem Augenblick absichtlich ihre Lefzen hoch, sodass sie selbst einen noch besseren Blick auf die Fangzähne der Drachenyoukai hatte? Egal. Entschlossen straffte Kagome den Rücken, ehe sie vorsichtig auf den schwarzen Drachen zuschritt, der sich nicht bewegte. Erst als die junge Miko sich mit Mühe auf den Rücken der Drachenyoukai gezogen hatte, stand diese auf und breitete ihre Flügel aus. Erschrocken über den dabei entstehenden Wind klammerte sich Kagome an den Hals des schwarzen Drachen, der direkt vor ihr war. Keinen Augenblick zu früh, wie sich sogleich herausstellte, als die Drachenyoukai sich aufbäumte und mit zwei kräftigen Flügelschlägen vom Boden abhob. Rikos Nerven waren bis zum zerreißen gespannt, während er direkt hinter Hideaki stand und, genau wie der Rest der anwesenden Youkai, dem Bericht eines Spähers zuhörte. Kurz wagte der Drachenyoukai einen Blick durch die Runde. Es waren ca. zwölf Inuyoukai anwesend, die fast alle weiße Haare hatten. Nur der berichtende Späher sowie zwei oder drei andere Youkai in der Runde hatten braunes oder gar schwarzes Haar. In diesem Augenblick endete der Späher der Inuyoukai mit seinem Bericht über die Truppenstärke der Drachen und verließ mit einer tiefen Verbeugung sowie einem giftigem Blick in Rikos Richtung das Zelt. Fast übergangslos begann nun einer der weiterhin anwesenden Inuyoukai mit einem Bericht über die Truppenstärke sowie der Aufteilung der den Inuyoukai verfügbaren Krieger. Scheinbar war alles wichtig: wie viele Inuyoukai kämpfen würden, welche anderen Youkaiarten beteiligt sein würden, was deren spezielle Kampftechnik war, wie viele Bogenschützen im Herr waren und wie viele Schwertkämpfer, in was für Gruppen sie unterteilt waren…. Nach einer guten halben Stunde hatte Riko das Gefühl, seine Ohren müssten gleich platzen, so viele Informationen hatte er gerade gehört und es ging noch weiter. Noch eine Stunde verging, in der Riko langsam aber sicher zu dem Schluss kam, dass zuhören sich eigentlich nicht lohnte. “Gibt es Bogenschützen in der Armee der Drachen?” Es dauerte einen Augenblick ehe Riko bewusst wurde, dass man mit ihm gesprochen hatte. Eine weitere Minute verstrich, die der junge Drachenyoukai brauchte, um sich innerlich halbwegs zu sammeln. “Es gibt Bogenschützen bei den Drachen, aber nur sehr wenige.”, setzte er hastig an, “Allerdings gibt es als Ersatz Drachenyoukai, die sich eigens darauf spezialisiert haben, aus der Luft anzugreifen.” Innerlich fragte er sich schon, warum er diese letzte Information erwähnt hatte, als auch schon die nächste Frage folgte. “Wie viele Drachenyoukai sind darauf spezialisiert?” Warnend stellten sich Rikos Nackenhaare auf, als er die eiskalte Stimme erkannte. “Zwischen 50 und 100 Krieger… My Lord.”, stotterte er hastig. Er hatte nicht vergessen, wie Sesshoumaru Ichiro, der ihn unwissentlich beleidigt hatte, bestraft hatte. Zur Erleichterung des Drachenyoukai wandten nun alle Inuyoukai ihre Aufmerksamkeit wieder von ihm ab und beschäftigten sich stattdessen wieder mit der großen Landkarte in der Mitte des Raumes. Die Sonne stand schon tief, als die Besprechung der Schlacht offiziell beendet war und Riko mit Hideaki das Zelt verließ. In den letzten Stunden hatte der junge Drachenyoukai noch einige Fragen über Kenshins Kriegslager gestellt bekommen und alle beantwortet. Am Anfang hatte er nicht großartig darüber nachgedacht, doch jetzt kam er sich irgendwie wie ein Verräter vor. Immerhin würden seine Informationen gegen seine früheren Kampfgefährten verwendet werden, genauso wie gegen Sakura…. Ihm wurde bei dem alleinigen Gedanken daran schlecht. Wenn der Schwarzhaarigen wegen ihm etwas geschah… er könnte sich so etwas nie verzeihen. “Für deine erste Kriegsbesprechung hast du dich ganz gut gehalten.”, unterbrach eine freundliche Stimme seine Gedanken. Überrascht blickte Riko auf, nur um in Hideakis lächelndes Gesicht zu blicken. “Mach dir nur keine Sorgen, junger Drache. In einer Schlacht sterben niemals alle Kämpfenden, egal, welche Seite gewinnt. Und nun komm.”, mit diesen Worten wandte der blasse Inuyoukai sich um und ging davon. Einen Augenblick konnte Riko nichts anderes tun als dem Anderen fassungslos hinterher zu starren. Es war fast so, als hätte Hideaki seine Gedanken gelesen. Oder hatte der Inuyoukai ihn einfach nur beruhigen wollen? Warum? Seit er ihn kennen gelernt hatte, war Hideaki stets freundlicher zu ihm gewesen, als er es eigentlich hätte sein müssen. Er verstand das einfach nicht. Wie konnte nur jemand zu einem Feind so freundlich sein? Kurz schüttelte er den Kopf, um seine Gedanken wieder zu vertreiben. Er würde diesen Hideaki wohl nie verstehen. Mit diesem Gedanken beeilte er sich, hinter dem blassen Inuyoukai her zu kommen. Die goldenen Augen, die ihm dabei folgten, bemerkte er nicht. Kurz sah Sesshoumaru dem jungen Drachenyoukai nach. Dieses Jungtier war seltsam. Es schien alle um sich herum seltsam unvoreingenommen zu betrachten. Das war ungewöhnlich, vor allem, wenn man bedachte, dass dieser Drachenyoukai eigentlich ein Gefangener im Lager seines Feindes war. Irgendwie erinnerte ihn diese offene und freundliche Grundeinstellung an Kagome. Die Miko hatte auch ein solch gutmütiges Wesen gehabt. Wie so oft in den letzten Tagen machte sich bei dem Gedanken an die Miko ein schmerzhafter Stich in Sesshoumarus Herz bemerkbar, den er jedoch gekonnt ignorierte. Kagome war in ihrer Zeit und da würde sie auch bleiben. Immerhin war sie dort in Sicherheit. Wieso er sich diese Tatsache immer wieder ins Gedächtnis zurückrufen musste, wusste er selbst nicht. _______________________________________________________________________________________________________________ So, hier ist auch das Kap zu Ende. Ich hoff, es hat euch gefallen. Würd mich wie immer sehr über eure Kommies freun^^ Bye, _Corchen_ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)