Das Leben geht weiter von Mad_Redhaired_Goblin (Empty Trash Fanfic) ================================================================================ Kapitel 10: Arbeitsbesprechung ------------------------------ Es war gar nicht so einfach gewesen, aber letztendlich hatte ich es dann doch noch geschafft ein System zu finden nach welchem ich die ganzen Bewerbungen sortieren konnte. Nachdem dieses einmal gefunden war, ging der Rest eigentlich überraschend schnell. Vermutlich hatte ich mir mal wieder mehr Sorgen gemacht als unbedingt notwendig gewesen waren, aber wollte einfach gute Arbeit leisten. Diese 6 Monate waren nun mal entscheiden für den weiteren Verlauf meines Studiums. Wenn ich diese 6 Monate versiebte dann war erst mal nichts mehr mit studieren. Dann durfte ich das Ganze noch einmal durchziehen und hätte somit ein halbes Jahr verloren und wer wusste schon, ob es den Studiengang dann noch geben würde. Immerhin stand es noch nicht fest ob er jetzt auf Dauer angeboten werden sollte oder ob nicht. Ich wollte mich nicht umentscheiden müssen nur weil ich in den 6 Monaten meinen Kopf nicht richtig benutzt hatte. Außerdem hatte ich mitbekommen dass Benedikt wegen mir ein gutes Wort eingelegt hatte und da wollte ich ihn natürlich nicht enttäuschen. Nicht nachdem er so vieles für mich getan und mir ermöglicht hatte. Ich heftete die letzten Bewerbungen zusammen und sah auf den nun geordneten Stapel. Entweder es war akzeptabel und sinnvoll oder es war Müll, aber das würde ich wohl erst erfahren, wenn ich ihm das alles auf den Tisch gelegt hatte. Also nahm ich den Stapel und ging damit zu Benedikt und blieb vor seinem Tisch stehen. „Sortiert und systematisch geordnet“, sagte ich ruhig und legte den Stapel auf seinen Tisch. Benedikt sah von seinem Rechner auf und dann zur Uhr. „Schon fertig?“, fragte er ein wenig verwundert, denn laut der Uhr die im Büro an der Wand hing, hatte ich noch eine knappe Stunde Zeit. „Wenn nicht würde ich wohl jetzt nicht vor deinem Schreibtisch stehen“, sagte ich grinsend und steckte meine Hände in die Gesäßtaschen. „Ok das ist ein Argument“, sagte Benedikt lachend und zog den Stapel näher zu sich heran. Ruhig nahm er den ersten Hefter in die Hand, blätterte hindurch und nahm sich dann den nächsten vor. Er sprach die ganze Zeit kein Wort und ich wusste jetzt nicht ob das was Gutes zu bedeuten hatte oder ob nicht. Nervös fing ich an auf den Füßen hin und her zu wippen, denn diese Stille machte mich beinahe verrückt. Warum konnte er nicht irgendwas sagen? Zum Beispiel dass die Sonne draußen schien. Machte zwar keinen Sinn, aber allemal besser als dieses Schweigen. Benedikt legte den letzten Hefter zurück auf den Stapel und sah mich an. „Hunger?“, fragte er ruhig und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. *Hunger? Wie kommt er jetzt auf Hunger? Kann er nicht endlich sagen ob es so Ok ist oder nicht?*, ging es mir durch den Kopf, denn so langsam wurde ich ungeduldig. Aber so wie es aussah hatte er nicht vor mir sein Urteil bekannt zu geben. „Dürfte ich fragen wie du jetzt auf diese Frage kommst?“, fragte ich stattdessen zurück und versuchte mir meine Ungeduld nicht anmerken zu lassen. „Nun du bist seit heute morgen um 10 hier und ich hab nicht gesehen dass du irgendwann einmal verschwunden wärst“, antwortete Benedikt ruhig und grinste leicht dabei. „Deswegen gehe ich mal davon aus, dass du noch nichts gegessen hast und nach 4,5 Stunden könnte man eigentlich mal Hunger bekommen, besonders wenn man wie du mal wieder nicht gefrühstückt hast.“ „Nun eigentlich“ 'nicht' wollte ich sagen, doch da machte mir mein Magen einen Strich durch die Rechnung der meinte genau in diesem Moment sich melden zu müssen. Leise lachte Benedikt auf und das Grinsen wurde noch breiter. „Ok das war Antwort genug“, meinte er und schaltete seinen Rechner auf Standby. „Um die Ecke ist ein Chinese und ich würde mal sagen, ich lade dich zum Essen ein.“ „Ja und die Bewerbungen?“, fragte ich verwundert nach und sah ihn an. Er konnte doch jetzt nicht ans Essen denken, wenn da so viel Arbeit auf seinem Tisch lag. „Die werden bestimmt nicht wegrennen“, lachte er und stand auf. „Außer sie bekommen plötzlich Beine, aber das halte ich für ausgeschlossen.“ „Das meinte ich jetzt aber nicht“, sagte ich mit leichtem Kopfschütteln zu ihm. Er wusste genau was ich meinte und scheinbar machte es ihm Spaß mich auf die Folter zu spannen. „Ich dachte die müssen um 3 Uhr fertig sein wegen der Besprechung und ich habe keine Ahnung ob sie so verwendbar sind oder nicht. Weil wenn nicht dann hätte ich jetzt noch Zeit um alles zu ändern.“ Benedikt kam um den Tisch herum und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Jetzt atme erst einmal tief durch“, meinte er zu mir und seine Stimme hatte etwas beruhigendes an sich. „Du machst dir schon wieder über Dinge einen Kopf, wo man sich gar keinen Kopf machen braucht. Du musst wesentlich ruhiger und lockerer werden ansonsten bekommst du in dem Job irgendwann einen Nervenkoller. Also gehen wir jetzt was essen oder gehen wir was essen?“ Wie bitte hatte ich das jetzt zu verstehen? Konnte ich das jetzt deuten dass sie so akzeptabel waren oder waren sie so ein großer Bockmist, dass es so oder so nichts bringen würde sie noch einmal neu zu sortieren? Aber ich sah schon er würde mir wohl keine Antwort geben, bis ich etwas gegessen hatte. „Ok gehen wir was essen“, meinte ich schließlich und gab mich geschlagen. „Aber du zahlst!“ „Habe ich doch gesagt“, lachte Benedikt und meldete sich bei einem seiner Kollegen ab und verschwand zusammen mit mir aus dem Büro. Es war tatsächlich nur ein kurzer Weg vom Büro zu dem angesprochenen Chinese. Wenigstens hier hatte er mal eine konkrete Aussage getroffen. Wir setzten uns an einen freien Tisch und versanken erst einmal beide schweigend in der Speisekarte, ehe wir uns entschieden hatten und unsere Bestellungen aufgaben. „Und wann seid ihr 2 am Sonntag ins Bett gekommen?“, fragte er ruhig und sah mich über den Tisch hinweg an. „Ich glaube es war 6 Uhr morgens oder so gewesen“, antwortete ich ruhig und nahm meine Cola entgegen. „Vielleicht auch noch später. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung wann es genau war.“ „Ist also noch eine ganze Weile gegangen nachdem ich mich verabschiedet hatte“, lachte Benedikt auf und schüttelte den Kopf. „Das kann man wohl sagen“, meinte ich grinsend und nickte mit dem Kopf. Oh ja es war noch sehr lange gegangen. Er hatte sich ja schon um 2 Uhr morgens verabschiedet gehabt, da war die Party noch in vollem Gange gewesen. „Ich hatte auch nichts anderes von euch erwartet“, sagte Benedikt ruhig und stützte sich mit den Ellenbogen auf der Tischplatte ab. „Und sonst? Alles in Ordnung?“ „Ich kann nicht klagen“, meinte ich ruhig und nippte an meinem Glas. „Eigentlich könnte es nicht besser laufen, aber es würde wesentlich besser laufen wenn ich endlich wüsste ob meine Arbeit in Ordnung war oder nicht.“ Benedikt sah mich an, ehe er das Lachen anfing. „Du gibst wohl nie auf oder?“ „Oh nein“, entgegnete ich grinsend. So leicht gab ich gewiss nicht auf. „Hartnäckigkeit ist immer von Vorteil in dem Job, weil man muss sich durchsetzen können, ansonsten hat man verloren weil einem alle auf der Nase herumtanzen“, sagte Benedikt ruhig und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Man muss genau wissen was man will und wie man es erreichen kann, nur dann kommt man auf effektivem Weg dorthin wohin man will. Es war vielleicht nicht fair gewesen dich gleich an deinem ersten Tag vor eine solche Aufgabe zu setzen. Du hattest absolut kein Vorwissen, wusstest nicht genau was von dir verlangt wurde oder nach welchem System du arbeiten sollst, aber du hast genau das gemacht was man in so einem Moment am besten macht – Deinen Kopf eingesetzt. In diesem Job kommt es öfters vor dass man vor solchen Aufgaben steht. Es mag vielleicht jedes mal das Gleiche sein, aber dennoch ist es niemals das Gleiche. Du kannst 10 Festivals haben, alle laufen nach dem gleichen Prinzip ab, aber dennoch ist jedes für sich anders. Die Leute sind andere, die Crew ist eine andere, die Probleme sind andere. Mit einem Schema-F-Arbeiten kommt man da nicht weit. Man hat zwar seine Grundvorgehensweisen und wenn alles gut geplant ist, hat man vielleicht Glück, aber in den meisten Fällen passiert immer irgendetwas mit dem man nicht gerechnet hat. Wenn man dann nicht seinen Kopf einsetzt hat man verloren.“ Benedikt unterbrach seine Ausführungen als der Kellner kam und uns das Essen brachte. „Gute Planung ist eine Sache, Improvisation die Andere, aber beides funktioniert nur wenn man sich bei dem was man tut auch Gedanken macht“, meinte Benedikt ruhig und trank einen Schluck. „Wie viele Gedanken hättest du dir wohl gemacht wenn ich dir ganz genau gesagt hätte was du tun sollst? Du hättest lediglich Anweisungen umgesetzt, aber mehr auch nicht. Du hättest dich vermutlich nicht gefragt warum du es tust oder welchen Sinn es hat, du hättest es einfach getan weil ich gesagt habe du musst es tun. Was meinst du wie vielen Leuten du begegnen wirst, die glauben alles besser zu wissen? Die der Ansicht sind ihre Meinung sei die einzig wahre und nur ihr Weg wäre der effektivste? Hätte ich da jedes mal einen Strich gemacht, hätte ich wohl schon ein halbes Buch damit voll.“ Leise lachte Benedikt auf und so langsam verstand ich was er mir damit sagen wollte und warum er mich ins kalte Wasser geworfen hatte. Vermutlich hätte ich wirklich nur das getan was er mir gesagt hätte ohne mir darüber Gedanken zu machen was ich eigentlich tat. Aber dadurch dass er mir gar keine Anhaltspunkte gegeben hatte, hatte ich darüber nachgedacht und mir überlegt, welcher Weg wohl der effektivste sein würde. Ich war vor einem Problem gestanden und hatte mir eine Lösung überlegt. Das was ich wohl noch oft genug tun musste. In den Job ging es nicht darum das umzusetzen was jemand von einem umgesetzt haben wollte, sondern es so umzusetzen, dass es gut war. Einen Kompromiss aus dem was gewünscht wurde, aus dem was machbar war und dem was gut war. Es war eine Sache die jeder für sich entscheiden musste und das jedes Mal aufs Neue. Ein Universalrezept gab es hier wohl einfach nicht. „Aber du hast nicht nur deinen Kopf bei der Arbeit eingesetzt“, sprach Benedikt ruhig weiter, nachdem er den letzten Bissen mit einem großen Schluck herunter gespült hatte. „Sondern du hast ihn auch richtig eingesetzt. Um es kurz zu sagen – Du hast erstklassige Arbeit abgeliefert.“ Mit einem wohl etwas entgeisterten Blick musste ich ihn in diesem Moment angesehen haben, denn er fing leise an zu lachen. „Damit hast du jetzt wohl nicht gerechnet oder?“ „Ehrlich gesagt? Nein!“, meinte ich und sprach damit die Wahrheit. Ich hatte wirklich mit allem gerechnet, aber nicht damit. Gut wenn man einmal ein System gefunden hatte war es wirklich nicht besonders schwer gewesen, zumindest nicht im Nachhinein gesehen. „Und weißt du warum du damit nicht gerechnet hast?“, fragte er schmunzelnd und sah mich aufmerksam an. „Nein aber du wirst mich sicherlich gleich aufklären“, meinte ich lächelnd. „Weil du dir zu viele Gedanken machst und zu wenig an dich glaubst“, sagte Benedikt ruhig. „Du weißt dass du es kannst, aber du getraust dich einfach nicht es zu tun. Du bist eine starke Persönlichkeit und hast ein ziemlich großes Mundwerk, aber wenn es um solche Dinge geht, da verlässt du dich viel zu sehr auf die Meinungen von anderen. Legst viel zu viel Wert auf das was sie sagen oder sagen könnten. Du lässt dich davon so sehr beeinflussen dass du das machst was anderen gefallen könnte, aber nicht das, was du eigentlich machen wolltest. Du musst lernen hinter dem zu stehen was du tust, denn nur dann kannst du dein Projekt auch vor anderen vertreten und deine Meinung durchsetzen.“ „Mag sein aber....“, fing ich an, wurde aber sofort von Benedikt unterbrochen. „Genau das meine ich“, meinte er und sah mich an. „Dieses Aber. Du findest ein Aber wo es eigentlich gar kein Aber gibt und noch weniger eines geben sollte. Es ist dein Leben und es sind deine Ziele die du erreichen willst. Wenn du deine Entscheidungen ständig von der Meinung anderer abhängig machst, was für ein Leben führst du dann? Welche Ziele erreichst du dann? Deine oder die, die anderen für dich vorgesehen haben? Man wird es im Leben niemals allen recht machen können und es wird immer Menschen im Leben geben die einen kritisieren aber es gibt in deinem ganzen Leben nur eine einzige Person der du Rechenschaft schuldig bist und das bist du selbst. Stehe zu dir selbst und stehe zu dem was du machst, gehe keine Kompromisse ein wenn es dein persönliches Belangen betrifft und du wirst merken, dass die Kritiker so laut gar nicht sind. Man stößt vielleicht ein paar Leute vor den Kopf, aber die stecken das schon weg.“ Ich sah Benedikt einen Moment lang einfach nur an, ehe ich auf den Tisch sah. Er hatte mit dem was er sagte recht und das in allen Punkten. Ich fragte mich woher er das alles wusste, woher er mich so gut kannte, dass er es so auf einen Punkt hatte bringen können. Es war wirklich so dass ich viele meiner Entscheidungen von der Meinung Anderer abhängig machte. Dass ich oftmals den Weg des geringsten Widerstandes ging und Sachen machte die ich eigentlich gar nicht machen wollte, sie aber tat um Andere zufrieden zu stellen. Dass ich oft genug meine eigenen Belange zu Gunsten Anderer zurückstellte, auch wenn es mich nicht zufrieden machte, eher das Gegenteil bewirkte. Aber noch viel komischer war es, das alles von ihm gesagt zu bekommen. Von jemanden der mich gerade einmal eine Woche erlebt hatte und mich trotzdem durchschaut hatte. Ihm konnte man wohl nicht wirklich etwas vormachen. Er hatte mir ja damals schon gesagt dass er eine gute Menschenkenntnis hatte, aber dass sie so gut sein würde, hatte ich nicht erwartet. Im Moment kam ich mir vor wie ein kleines Kind das von seinem Vater eine Lektion über das Leben erhalten hatte. „Lust auf einen Nachtisch?“, unterbrach Benedikts Frage meine Gedankengänge und ich sah zu ihm und der Karte die er in der Hand hielt. „Das lasse ich mir nicht zweimal sagen“, gab ich schmunzelnd zurück und nahm ihm die Karte aus der Hand. Wenn man schon einmal eingeladen wurde, dann musste man es doch auch ausnutzen. „Ich wusste doch dass die Süße was Süßes will“, lachte Benedikt und zwinkerte mir zu. „Tja... Was meinst du wohl warum ich so süß bin?“, gab ich zwinkernd zurück und lachte leise auf. Aber nicht über das was gerade gesagt worden war, sondern eigentlich lachte ich viel eher über mich. Ich hatte mir die letzten 2 Tage so einen Kopf wegen diesem Tag gemacht, habe mir das schlimmste was es nur ging vorgestellt und hatte mich damit völlig ohne Grund verrückt gemacht. Ja ich sollte wirklich aufhören mir über alles mögliche Gedanken zu machen sondern es einfach auf mich zukommen lassen. War auf alle Fälle gesünder für die Nerven und für mein Umfeld. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)