Allein in einer anderen Welt von Yumi-Muto (~Valentineshipping~) ================================================================================ Erwachen -------- Als er nun die Augen wieder öffnen wollte, strahlte ihm helles Licht entgegen und blendete ihn. Es schmerzte regelrecht in seinen Augen, die sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, und doch wusste er, dass er die Augen öffnen musste. Sonst würde sich nichts ändern. Alles würde wieder so kalt und einsam werden wie es zuvor war und immer so bleiben. Er blinzelte, zwang sich dazu die Augen zu öffnen. Und schließlich gelang ihm es auch. Alles war verschwommen, doch langsam wurde es klarer. Manjyome erblickte einen blauen, mit einigen Wolken gespickten Himmel, der sich über ihm erstreckte. „Manjyome-kun?!“ Niemand hätte seinen Namen schöner aussprechen können als diese Stimme, die rechts neben seinem Ohr erklang. Erst jetzt merkte er, dass er auf dem Boden lag, seinen Körper auf einen Rucksack und einige Decken gebettet. Seine Blick wandte sich nach rechts, in die Richtung aus der die Stimme gekommen war. Asuka sah ihm in die Augen. Sie schien gerade das kühlende Tuch, das bis eben noch auf seiner Stirn geruht hatte, nun aber hochgerutscht war, da er seinen Kopf gedreht hatte, auswechseln zu wollen und sagte, so sanft wie er sie noch nie hatte mit ihm sprechen hören: „Tut mir leid, ich hatte dich nicht wecken wollen. Ich wollte nur ...“, sie unterbrach sich selbst und fügte dann nur hinzu: „Du solltest dich noch etwas ausruhen.“ Die Erleichterung ihr Gesicht zu sehen ließ ihn leise seufzten. Er hatte sich solche Sorgen um sie gemacht und jetzt saß sie direkt neben ihm. Nein, das stimmte nicht, sie hatte schon die ganze Zeit neben ihm gesessen. Nur hatte er sie nicht bemerkt. Mit einem für ihn vollkommen untypischen Lächeln auf den Lippen, das er jedoch nicht unterdrücken konnte, erwiderte er: „Ist schon in Ordnung. Es geht mir gut. Ehrlich.“ Vielleicht wollte er das nur sehen, aber sie wirkte erleichtert, so als würde ihr ein großer Stein vom Herzen fallen, der sie zuvor noch bedrückt hatte. „Aber wo sind wir hier? Wo sind Fubuki-Nii-san und Kenzan?“ Nach Judai und den anderen, die noch mitgekommen waren um Johan zurück zu holen, fragte er erst gar nicht. Asuka, er und die anderen beiden waren von der Gruppe getrennt worden. Soviel stand fest. Jedoch erschien ihm alles was zuvor geschehen sein musste immer noch nicht viel wirklicher als das in der Dunkelheit, die ihn bis vor ein paar Augenblicken noch festgehalten hatte, der Fall gewesen war. Er setzte sich langsam auf. Erst jetzt fiel ihm wirklich auf, dass ihm jeder einzelne Muskel im Körper weh tat, vor allen Dingen aber sein Kopf. Alles drehte sich vor seinen Augen. Ohne auf eine Antwort zu warten sah er sich um: Die Landschaft bestand aus Hügelland und Wäldern und wirkte fast wie ein Teil der Insel, von der sie aufgebrochen waren, der richtige Ort für ein Picknick, auch das Wetter war herrlich. Dieser Anblick, der sich ihm darbot, war nun nur noch getrübt von dem Gefühl vollkommener Orientierungslosigkeit. Manjyome wandte seinen Blick langsam wieder zu Asuka zurück. Diese schien tatsächlich immer noch keine Anstalten zu machen antworten zu wollen. Gab es dafür einen Grund? Sie nahm doch sonst selten ein Blatt von den Mund, hatte ihm bisher immer die Meinung gesagt. „Ist... ist irgendwas passiert? Ist was passiert während ich ohnmächtig war?“, fragte er, mehr sogar verzweifelt als besorgt. So hatte er sie wirklich noch nicht gesehen. Sonst war sie immer stark, egal in welcher Situation, ob im Streit im Duell oder sonst, sie hatte niemals Schwäche gezeigt. „Tenjyoin-kun? Tenjyoin-kun?! Hey, bitte, sprich doch mit mir! Was ist los?“, fragte er mit deutlichem Nachdruck, er musste einfach wissen was mit ihr passiert war. Nun konnte er die Angst in ihren Augen deutlich sehen. Zitterte sie etwa? „Nii-san und Kenzan-kun ... sie sind scheinbar nicht hier.“ Ihre Stimme zitterte zumindest deutlich hörbar. Diese leise, Angst erfüllte Art zu sprechen passt überhaupt nicht zu ihr. So hatte er sie noch nie erlebt, da war sich Manjyome ganz sicher, sie war wie ein anderer Mensch. „Ich weiß nicht ... ob sie überhaupt hier in dieser Welt sind oder nur ein Stück von hier entfernt... Ich habe nur gewartet bis du aufgewacht bist. I-Ich ... konnte dich nicht hier alleine lassen, nicht mal für einen Moment um sie zu suchen.“ Asuka sah blass aus, deutlich blasser als sonst, fand Manjyome. Während er sie ansah, gab er sich alle Mühe nicht zu starren und versuchte sich tröstende Worte zurecht zulegen. 'Ich muss doch irgendetwas sagen können', dachte er, 'Irgendwas, damit es ihr besser geht.' Jedoch brachte er auch nach langem Hin- und Her Überlegen nichts besser zustande als ein zögerliches: „Mach dir keine Sorgen, Tenjyoin-kun. Ich bin sicher, dass es ihnen gut geht, wo auch immer sie sein mögen. Fubuki-Nii-san kommt bestimmt zurecht, du kennst ihn doch!“ Während dieser Worte, die doch mehr von Entschlossenheit zeugten als er selbst erwartet hatte, legte er ihr behutsam eine Hand auf die Schulter. Asuka jedoch saß immer noch neben ihm, genauso wie zuvor. Sie hatte sich kaum geregt seit er die Augen geöffnet hatte. „Ja“, antwortete sie, nun schon seit einer ganzen Weile zu Boden sehend, „Du hast ja recht aber... Ich glaube fast ich werde hier noch wahnsinnig! Es ist furchtbar nicht zu wissen, wie es allen geht. Ich bin froh, dass wenigstens du noch hier bist!“ In ihrem Gesicht zeigte sich deutlich, dass auch sie die absolute Einsamkeit kaum ertragen würde. „Ich frage mich langsam ... ob es wohl für Nii-san genauso schmerzlich war, damals als wir beide ... als wir noch Mitglieder der 'Hikari no Kessha' waren.“ Jetzt sah sie ihn plötzlich wieder an, nicht vorwurfsvoll, nicht einmal wütend, sondern nur besorgt und fast traurig zugleich. Es kam nicht gerade oft vor, dass Asuka über sich und Manjyome sprach, dass sie das Wort „wir“ auf ihn und sich hin verwendete noch seltener und bisher war es überhaupt nicht dazu gekommen, dass sie überhaupt über die Ereignisse, die sie beide direkt betrafen und sich vor über einem Jahr zugetragen hatten, gesprochen hatten. Doch ehe Manjyome sie unterbrechen konnte oder Zeit gehabt hätte darüber nachzudenken, was er ihr antworten sollte, fuhr sie fort: „Er wusste auch nicht wie es uns ging. Sie haben ihn schließlich nie zu uns gelassen. Aber ...“ Sie schluckte hart. „ Aber jetzt glaube ich, das war gut so. Ich bin froh, dass er nicht zu mir kam. Ich ... ich hätte nicht gewollt, dass er mich so in Erinnerung behält. Ich war so furchtbar grausam ... so schrecklich gemein zu ihm und allen anderen. Ich erinnere mich zwar kaum noch daran aber ... Irgendwas in mir sagt mir, dass ich mich selbst gehasst hätte, wenn ich mir begegnet wäre.“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen, doch Manjyome wollte nichts weniger als sie nun weinen zu sehen. Seine Vorstellung, die ihn in der Dunkelheit die ganze Zeit über verfolgt hatte, sollte sich nicht in die Wirklichkeit verwandeln, denn das würde er kaum ertragen. „Tenjyoin-kun. Du bist an nichts von alle dem schuld. Ich habe ... ich habe dich in die Kessha geholt!“ Auch wenn es sich selbst immer noch nicht wirklich daran erinnern konnte, er wusste es. Fubuki und viele andere hatten ihm davon erzählt. Sie hatten ihm nie Vorwürfe gemacht aber er wusste trotzdem, dass „gemein“ und „grausam“ zwei Worte waren, die ihn damals bestimmt vortrefflich beschrieben hätten. Aber ein Satz wie 'Ich konnte nichts dafür.' wäre lediglich eine billige Ausrede gewesen, eine Lüge. 'Natürlich konnte ich etwas dafür. Es WAR und IST meine Schuld! Ich hatte mich nicht gewehrt. Ich hatte es geschehen lassen. Ich war es der es nicht ertragen konnte ständig gegen Judai zu verlieren!' In Gedanken machte er sich selbst Vorwürfe, er wusste, dass er damit Recht hatte und fügte deshalb laut hinzu:“Du wolltest mir nur helfen! Ich war es der dich da mit hineingezogen hat!“ „Du hast recht, Manjyome-kun.“, erwiderte sie knapp. Manjyome blieb fast das Herz stehen. Sie hatte recht, ja! Er hatte es selbst gerade eben erst gesagt. Und doch tat es unheimlich weh, diese Bestätigung aus ihrem Mund zu hören. Doch plötzlich, wo er gar nicht mehr damit rechnete, sprach sie weiter: „Ich wollte dir helfen. Du wolltest dich mit Judai duellieren, aber ICH habe mich eingemischt. Ich WOLLTE dich retten, obwohl ich kaum eine Chance hatte.“ Manjyome saß regungslos da und starrte sie nun, entgegen seines Vorsatzes, doch an, vollkommen verblüfft, mit geweiteten Augen. Er konnte nichts dagegen tun und wurde rot. Was konnte er sich jetzt noch wünschen nachdem er das gehört hatte? Nun war es wichtig sich erst mal wieder zu sammeln und so sprach er sich in Gedanken selbst gut zu: 'Nur nicht überschnappen, ganz ruhig. Sie hat das ganz unmöglich so gemeint, wie du das gerne verstehen würdest.' Asuka bemerkte offensichtlich seinen seltsamen Blick und riss ihn aus seinen Gedanken: „Ist alles in Ordnung? Ist dir schwindlig oder etwa schlecht, Manjyome-kun?!“, fragte sie ihn vorsichtig. „Wa-was?“, lautete seine bloße Antwort, die von perfektionierter Verwirrtheit zeugte. „Ja-ja! Klar! Alles be-bestens, wirklich!“ Er war nicht einmal gezwungen zu lügen, denn jetzt ging es ihm wirklich blendend. „I-ich bin nur etwas überrascht, das ist alles...“, fügte er mit deutlich abnehmender Lautstärke hinzu. „Überrascht? Weil ich dich retten wollte?“ Nach ihrem Blick zu urteilen war Asuka noch verblüffter als er selbst. „Naja, ... ja! Irgendwie schon. Ich meine ... Ach vergiss es ... ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Hab mir wohl den Kopf gestoßen. Ich rede schon ... Unsinn!“ Sie in Verlegenheit zu bringen oder eher noch sich selbst weiter hinein zureiten, war nicht unbedingt das, was er gerade als angebracht und fair ihr gegenüber empfinden konnte. Es stimmte, einen Moment wie diesen hatte er sich schon lange herbeigesehnt. Mit ihr allein zu sein, ohne Judai, Fubuki-Nii-san, ohne alle anderen, ohne die Lehrer, ohne die Akademie, nur mit ihr allein, mit ihr zu reden, ungestört, über alles, alles was er ihr schon immer sagen, sie schon immer fragen wollte, war alles was er sich in letzter Zeit wirklich und von Herzen gewünscht hatte. Doch jetzt da er am scheinbaren Ziel seiner Träume war, konnte er es nicht, er war nicht in der Lage mit ihr zu reden, schließlich konnte und wollte er sie nicht in die Verlegenheit bringen etwa seinetwegen lügen zu müssen, ausgerechnet jetzt wo sie sich so um ihn gekümmert hatte, nur weil sie viel zu umsichtig und nett war, um srine Gefühle verletzten zu wollen. Diese Zwickmühle wollte er ihr schlichtweg ersparen, sie hatte es nicht verdient wegen jemandem wie ihm zu leiden. Ausnutzen konnte und wollte er sie nun schließlich nicht, nein, falsch, das hatte er nie gewollt. Er wollte, dass sie seine Gefühle versteht und auch erwidert, dass sie ihm nah ist, aber nicht auf Kosten ihrer Gefühle, nicht nur weil sie im Moment durcheinander war, wegen alldem was sich in den letzten Stunden abgespielt hatte, nicht weil ihr Bruder und ihre besten Freunde verschwunden waren. Doch nun sah sie ihm ins Gesicht. Sie saß einfach nur da und sah ihn an, gerade so als könne sie nicht fassen, nicht glauben, was er gerade gesagt hatte. Dabei hatte er nichts gesagt, er war nur ihrer Frage ausgewichen und doch schien er, ihrem Gesicht zufolge, Weltbewegendes von sich gegeben zu haben. „A-ach so... Tut mir leid, ich...“, war das einzige was er zu hören bekam. Was war nur los mit ihr? Sie schien wirklich einfach nicht sie selbst zu sein! „Tenjyoin-kun...! Ich ... Das muss dir nicht leid tun. Ich ... eigentlich ...“ Er holte tief Luft, das folgende musste gesagt werden! Vielleicht holte sie seine übliche Art ihr zu sagen was er für sie empfand wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, schließlich war sie nach keinem seiner bisherigen Geständnisse besonders nett, aufmerksam oder liebevoll zu ihm gewesen, stattdessen endete es jedesmal damit, dass sie ihn 'Idiot' nannte oder es einfach ignorierte. „Eigentlich habe ich mich sehr gefreut, dass du gesagt hast, dass du mich retten wolltest. Und ich war froh zu hören, dass du nicht lieber allein hier wärst.“, sagte er wie in einem Atemzug. „Ich hatte immerzu angenommen, dass du dich nur auf das Duell mit mir eingelassen hattest um ... um Judai und den verbliebenen Obelisk Blue Dorm zu beschützen, genau wie damals als Fubuki-Nii-san die Geisterschlüssel gestohlen hatte. Damals... hast du dich auch nur mit mir duelliert um die Schlüssel und die Akademie zu verteidigen. Deshalb ... deshalb freut es mich riesig, Tenjyoin-kun, dass du mir sagst, dass dir doch was an mir liegt, dass ich dir nicht vollkommen egal bin. Auch wenn ich ganz genau weiß, dass wir nicht ... nie dasselbe empfinden würden.“ Die letzten Worte ließen ihn unweigerlich erröten und auch sein Gesichtsausdruck veränderte sich deutlich, bisher war er ernst geblieben, doch nun wirkte er eher verlegen. Doch es waren seine wirklichen Gefühle und er war froh, diese nun ihr mitgeteilt zu haben. Selbst wenn sie auch nie dasselbe empfinden könnte, sie nie erwidern würde. --------------------------------------------------------------------------------- Frohes neues Jahr, nachträglich an alle Leser. Bleibt mir bitte auch in diesem Jahr treu. Ich bedanke mich an dieser stelle auch an meinen Kommischreibern. Vielen Dank. Ich hoffe bald wieder einen Beitrag von euch lesen zu können. Lovely Greetz, Eure Yumi-Muto Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)