13 Götter von Sitamun ================================================================================ Kapitel 2: Der Freischütz ------------------------- Wenn ich mich richtig erinnere, war er schon immer etwas anders als wir. Ein klein wenig besonderer als wir. Auf eine unglaubliche Art und Weise. Ich kenne ihn schon viel zu lange, als dass ich nur mit einem Wort sagen könnte, es wäre eine schlechte unglaubliche Art. Bevor … wir zu dem wurden, was wir heute sind, herzlose und skrupellose Niemande, die ihre Forschung aus der Zeit, in der sie noch Jemande waren, gewissenlos fortsetzen, nannte ich ihn meinen Freund. Jetzt würde er, mein Freund, mich aus der Organisation verbannen, mich vermutlich sogar vernichten, nannte ich ihn auch nur ein einziges Mal so. Ich kenne ihn. Er besteht gerade zu kindisch stur darauf, sich auch äußerlich von allen Gefühlen loszueisen und sie nicht nachzuahmen. Nicht ganz. Ich kannte ihn. Wenn ich in diesen Tagen von meinem Stuhl, der als zweiter nicht sehr weit unter dem seinen ist, hoch blicken würde, dann sehe ich einen Niemand, der eine Gruppe von zwölf weiteren Niemanden anführt und damit einen Plan verfolgt, dann sehe ich Xemnas. Aber Xehanort … Ich kann mit keinem Wort behaupten, ich würde den einen vermissen und den anderen am liebsten vergessen, es – er – ist nur besonders. Das Geheimnis von ihm, um das sich niemand außer mir zu kümmern scheint. Der Raum des Schlafens … … und der Raum des Erwachens. Der Raum, der nicht existiert. Nicht existieren kann. Weil weder Xehanort noch Xemnas ihn erschaffen hat. Seltsam, nicht wahr? Deswegen sucht er ihn ja so verzweifelt. Ich bin mir sicher, sein Herzloser, benannt nach unserem weisen, aber nervenden Lehrer Ansem, sich ebenfalls auf die Suche begeben hatte. Aber ja, es hat mich nicht zu interessieren. Der Gedanke lässt mich nur nicht los – ich traf gerade Zexion, ich sprach ihn darauf an, aber er sagte mir nur, ich sollte mich weiter um meine Aufgabe kümmern, neue Mitglieder zu beschaffen. Unsere Organisation beläuft sich mittlerweile auf elf Mitglieder, eine stolze Zahl von mächtigen Niemanden, die sich von den Dämmerlingen stark abheben. Ich weiß, Xemnas, auch wenn er sich gerade sicherlich im Raum des Schlafens befindet, wird mit der Zahl nicht zufrieden sein. Er will mehr, so viel mehr. Grenzen setzen kann ihm keiner. Er ist der Boss. In der Tat, das ist er … In unserer Welt, einer Welt, die niemals war, nicht minder als ihre Bewohner, verlasse ich die Stufen der Hoffnung, die gerade erst von Zexion verlassen wurden. Mein Blick hing an dem Punkt, an dem ich ihn zuletzt sehen konnte. Ihn interessierte es nicht. Kein bisschen. Dabei weiß er doch auch um Xemnas Eigenarten Bescheid. Ich betrete die Halle der leeren Melodien. Von oben, der zweiten Etage, über die sich die Halle erstreckt, über den Verzierungen, die über der Tür zum Pfad der Nichtigkeit hängen, soll man einst, so hat es Xemnas prophezeit, unser Kingdom Hearts sehen können. Unser – natürlich. Seins. Kingdom Hearts gehört ihm. Ebenso wie die Organisation. Jeder, der ihr beitritt, schenkt sein Leben, das nicht ist, Xemnas. Besonders, in der Tat. „Xigbar.“ Ja … Mein Name, gegeben von ihm, gebunden an ihn und doch anders als der anderen, ganz neuen Organisationsmitglieder. Gebunden … „Was ist, Saix?“ „Was suchst du hier? Hast du nicht eine Aufgabe?“ „Mitnichten, mein Freund. Ich habe dir nichts zu sagen.“ Saix … er ist fast schon genauso besonders wie Xemnas. Grausam sind wir alle, ausnahmslos, gnadenlos wie es sich gehört, aber Xemnas ist eine besondere Klasse und Saix reicht fast an sie heran. Eine grauenhafte Vorstellung, mit der ich mich nur schwer anfreunden kann. Aber das muss ich auch nicht. Das Senioritätsprinzip hat noch immer Gültigkeit, erst recht für ihn, der er doch so streng an der Struktur der Organisation festhält. Die Antwort, die ich erhalte, ist Schweigen. Er verschwindet in der Dunkelheit, ebenso wie ich, tauche auf dem höchsten Turm wieder auf, blicke hoch zu der Stelle, wo Kingdom Hearts einst sein soll. Welch wunderbarer Gedanke … wir, so mächtig … und der erste Schritt ist bereits gemacht … Kingdom Hearts ist greifbar … Ein Traum, den wir doch noch hegen dürfen … Und nebenbei, im Geheimen, Gedanken, die nicht sein dürfen … über ihn … Ein Rätsel, das es zu lösen gilt und das nicht gelöst werden kann. Xemnas ist schon immer ein Widerspruch in sich gewesen, und nur selten geschah es, dass ich ihn komplett verstand. Seufzend verschwinde ich auch hier. Verlasse die Stadt. Verlasse die Welt auf der Suche nach Informationen, nach dem Raum des Erwachens, nach dem Raum, den Xehanort nicht erschuf. Gefolgt von ein paar Niemanden, deren Wille nicht stark genug war, ihre menschliche Form behalten zu können. Ich habe es ihnen nicht befohlen, aber überwacht werde ich auch nicht. Ich wundere mich nicht, warum sie mir folgen. Ich bin frei. Kontrolliert nur von ihm. Meinen – unseren – Herrn, der nicht genug kriegen kann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)