Mythna von Jeanne-Kamikaze- (Das Erwachen einer neuen Zeit) ================================================================================ Kapitel 17: Die Prophezeihung ----------------------------- 17. Kapitel: Karana Die Prophezeiung Das blonde Haar peitschte um das Gesicht und wehrte sich gegen den scharfen Wind. Der Geruch von Gewitter lag in der Luft- so unmissverständlich und klar, als würde das Wetter in ihr Ohr flüstern. Der Wind war so plötzlich aufgekommen und quälte die Kronen der Bäume. Spannung und Elektrizität knisterte durch die Luft und prickelte auf ihrer Haut. Dunkle Wolken versammelten sich oben am Himmel zu ihrem Rat wie das Wetter werden sollte. Mystischer Mönchgesang betete unsichtbare Götter an. Die Götterebene hatte ihren Namen wirklich verdient, denn hier war der Ort, wo sich die Dimension der Götterwelt mit der der normalen Welt zusammenstieß. Es gab nur noch eine weitere Variante diese Dimension zu erreichen und das war der Sternenweg oder Seelentesterweg, da er die tiefsten Sorgen zum Vorschein brachte und so die Seele testete. Unter einem mächtigen Baum ließ sich der Körper des jungen Mädchen fallen, während sich ihre Seele sich vom Körper löste und aus dem Rücken des Körpers kam, dann sah sie sich prüfend zu allen Seiten um. Die dunklen Mächte waren hier deutlich zu spüren. Soweit hatten sich die Erben der Finsternis ausgebreitet. Karanas Seele schaute zum Himmel hoch. Es war, als würde hier eine Grenze verlaufen. Zu ihrer linken war strahlender Himmel mit flockigen Schäfchenwolken, die wie weiche Kissen aus einer blauen Decke aussehen. Die Flora stand hier im satten Grün. Es war ein wunderschöner Anblick von vollkommener Harmonie. Die Blumen blühten, das Gras war saftig grün und wog sich im Wind, ein paar Tiere spielten auf der Wiese. Nun wandte der Kopf der Seele sich nach rechts. Der Himmel war pechschwarz und ein Übelkeit erregender Geruch von Schwefel kam von dieser Seite. Die Vegetation war vollkommen zerstört. Das Gras war schwarz und verbrannt. Die Bäume waren ebenfalls kohlfarben Schwarz und ihre Kronen kahl. Kein Tier war hier weit und breit zu sehen und alles lag in einem unheimlichen Schatten verborgen. Karanas Seele sah sich noch einmal um und zog sich dann wieder in ihren Körper zurück. Sie öffnete die Augen, blieb aber trotzdem hinter dem Baum hocken. „Eins muss man dem Bösen ja lassen...“, dachte die Elfe. „Es ist fleißig.“ Karana war eine junge Elfe des Stammes, welcher am Transan Ozean lebte. Ihr Alter belief sich gerade mal auf 200 Jahre, was für normale Menschen einem Alter von 18 entspricht. Sie war die Letzte ihres Stammes, denn Oranum hatte ihren Stamm bereits ausgelöscht. Sie hatte langes, strohblondes Haar, wo von die vorderen Strähnen zurückgebunden hatte, doch die Haare darunter fielen bis auf ihre Brust. Die Hinteren waren ein bisschen länger, sodass die längste Strähne den Po berührte. Diese Haare waren nur locker zusammengebunden. Über ihre Schulter hing ein hellbrauner Lederköcher in dem Pfeile mit weißen Federn steckten mit welchen sie wie alle Elfen meisterhaft umzugehen wusste. An ihrer Hüfte hing ein Schwert in einer saphirblauen Scheide. Karana dachte darüber nach hier heute ihr Lager aufzuschlagen, bevor sie in die Festung eindringen würde. Außerdem musste sie noch eine Strategie entwickeln und die Gegend auszukundschaften. Wie viele Wachen gab es? Wie war die Festung überhaupt aufgebaut? Welche Wesen hielten sich dort auf? Welche Waffen würde sie brauchen? Wie kam sie unbemerkt hinein und wie blieb sie unbemerkt? Das waren äußerst wichtige Fragen, die gut durchdacht werden mussten. Ihr Plan durfte keinen Fehler haben ansonsten würde er für ihren Tod verantwortlich sein- daran bestand kein Zweifel. Oranum würde sie garantiert nicht zu einer Tasse Tee einladen. 20 Minuten überlegte Karana hin und her wie sie nun weiter vorgehen würde. Pläne entstanden in ihrem Kopf, die sie dann verwarf, während ihre kristallklaren, azurblauen Augen immer und immer wieder über den von hohen Bergen eingeschlossenen Talkessel schweiften. Besser könnten Pläne eigentlich kaum sein, doch selbst diese waren ihr zu unsicher. Immer fiel ihr ein Detail ein, welches in den komplexen Plänen nicht bedacht worden war. Ihr ganzes Vorhaben war einfach viel zu riskant und Elfen hassten eigentlich das Risiko, doch auf Grund der Prophezeiung gab es für sie kein zurück. Unbewusst fuhr ihre Hand zu der braunen Ledertasche welche um ihr Bein gebunden war. Dort drin befand sich das alte Pergament was der Priester ihres Dorfes kurz vor seinem Tod gegeben hatte. Ein Vogel landete auf dem Baum und trällerte sein Liedchen. Ein Hase hoppelte über das satte Gras und reckte seinen Körper zum Himmel. So langsam schliefen ihr die Beine ein, aber darauf achtete sie nicht. Was sollte sie tun? Immer fehlte ihr irgendein Detail, doch um dieses herauszubekommen musste sie in die Dunkelheit eintauchen und dann gab es kein Entkommen mehr. Einmal ins Reich der Dunkelheit gegangen, hatte man keine Möglichkeit mehr daraus zu entkommen. Das hieß, dass sie auf alles vorbereitet sein musste, egal, was sie darin erwartete. Karana seufzte und rutschte am Stamm des Baumes hinab. Es war schon ein seltsames Gefühl, wenn man eigentlich überhaupt nicht mehr existieren durfte. Man war schnell kraftlos, wenn man nur noch aus den Hoffnungen der Stammbewohner lebte. Immer wieder fragte Karana sich, warum gerade sie, warum gerade sie ausgewählt wurde um Rache zu üben, dieses schreckliche Wort, was ihr Stamm verabscheute. Was Todesgefahr doch alles bewirken konnte...Karana verbannte diese Gedanken aus ihren Bewusstsein. Die Willen, Hoffnungen, Wünsche und Träume der Meerelfen verbanden sich in ihrer Seele und waren manchmal sehr schwer zu kontrollieren. Vor allem der Geist von ihrem geliebten Shinshi machte es ihr schwer, denn dieser war ungeduldig und voller Tatendrang. Er wollte nicht abwarten. Eben Shinshi zu kontrollieren war eine riesen Arbeit. Es war bereits Mitternacht, als Karana sich endlich im Stande sah diesen Schritt zu wagen. Während des restlichen Tages hatte sie alle Vorkehrungen getroffen. Die Vorräte waren aufgefüllt mit leckeren Früchten, die hier überall zu finden waren. Nach einigen Überlegungen war sie der Meinung gewesen, dass sie vielleicht noch mehr Pfeile gebrauchen könnte. Eine alte Eiche mit starken Wurzeln schien besonders geeignet zu sein, also sprach sie einen alten Zauber, der einen Pfeil aus dem Stamm wachsen ließ. Danach hatte sie noch ihren Wasserschlauch aufgefüllt. Die Nacht, indem sich alles entscheiden würde, war eine klare Vollmondnacht. Wieder hockte die Elfe hinter dem Baum um noch ein letztes Mal den Plan durchzugehen und dieser lautete: Augen zu und durch. Wenn sie wirklich alles davon abhängig machen würde, ob ihr Plan alles bedacht hatte, dann würde sie hier nie weg kommen. Eine kalte, goldene Kette hing um ihren Hals. Ihre zarten Finger hoben das Medaillon zu ihren Augen. Normalerweise hatte dieses Schmuckstück ihr Kraft gegeben, doch nun riss es eine tiefe Wunde in ihr Herz. Ihr Verlobter hatte es ihr geschenkt, als er ihr seine Liebe gestanden hatte. Die vorstehende Situation ließ ihre Eingeweide verkrampfen und ihr Herz schlug so unglaublich schnell, dass es doch gleich zerspringen müsste. Ihre Gedanken rasten und die Geister in ihr waren in heller Aufruhr, doch Karana holte tief Luft und zwang sich zur Ruhe. Jetzt bloß konzentriert bleiben, dann würde alles gut werden. Was dachte sie da eigentlich? Ihr Vorhaben kam einem Selbstmord gleich...dennoch unterdrückte sie die Angst, die langsam in ihr hoch kroch. Ein letztes Mal überprüft sie ihre Ausrüstung, dann löste sie sich aus dem Schatten des Baumes und warf ein letztes Mal einen Blick auf die Welt, die sie kannte. Alles lag völlig ruhig da und kein Tier trollte mehr über die Wiese mit den blühenden Blumen. Der Mond tauchte alles in ein milchiges, warmes Licht, doch ab der Grenze zur Hölle kam der Mond nicht weiter. Alles war stockduster und die Bäume glühten schwach rot, so als würden sie Innen brennen. Zorn sprudelte in den Verstand von der Elfe und sie fuhr sich durch das Haar. Wie konnte Oranum es nur wagen, das der Natur anzutun? Allein dafür würde er büßen. Ihr Volk hatte sich stets bemüht die Natur und ihre Schönheit zu bewahren und dann kam so ein dahergelaufener Mensch und missachtete jeglichen Grund der Ethik. Feuerrotes Blut kam aus ihren vollen Lippen, als sie vor Zorn zubiss. Die Prophezeiung...sie besagte, dass einst die Schatten versuchen würden die Welt zu fressen und die Dunkelheit seine schwarzen Schwingen um die Welt legen würde um alles ins ewige Nichts zu tauchen. Zu eben dieser Zeit, wo alles im Mahlstrom der Ungewissheit zu versinken drohte, da würden zwei Sterne aufleuchten und ebenfalls ihre perlweißen Flügel ausbreiten. Ein Junge und ein Mädchen würden es sein- verbunden durch den Wunsch der Unzertrennlichkeit in ihnen, doch eben dies würde nicht geschehen. Einer der hellen Sterne wurde in die ewige Finsternis gezogen und zum Stern der Apokalypse, dem Stern vom Untergang der Welt. Eine Elfe, die das Licht der Hoffnung in sich trug, würde versuchen in die Dunkelheit einzutauchen, den Schmerzen zu widerstehen und den Stern des Unterganges erneut zum Stern der Hoffnung zu machen. Karana gab sich einen Ruck und übertrat nun die Schwelle zum Reich der Finsternis- hinein in eine andere Dimension. Sofort spürte sie den Fluch, der über dieser Dimension lag. Sobald sie das dunkle Reich betrat, wurde alles um sie herum still. Ihre Haare wurden nach oben geweht und der Wind versuchte die Geister aus ihr herauszuziehen. Vor Anstrengung kniff die Wasserelfe die Augen zusammen und versuchte mit aller Kraft die Seelen ihrer verstorbenen Freunde in sich zu halten. Glück und Hoffnung verschwanden in dieser Dimension. Was hatte sie auch zu suchen in einer Welt, wo das Böse die Oberhand hatte? Mit der Kraft ihrer konzentrierten Gedanken gelang es Karana so einigermaßen wieder die Kontrolle über ihren Körper zu erhalten. Dieser Fluch hier war sehr mächtig. Er saugte alles Glück aus und demjenigen blieben nur Trauer, Angst und Verzweiflung. Alles, was man zu verdrängen versuchte, kam nun wieder hoch, egal was es war. Ob nun Schulden...Dinge, die man sich nie verziehen hatte...Alpträume...all dass, was man am liebsten aus seinen Gedanken und Herzen verbannen wollte, dies alles kehrte nun wieder um denjenigen zu quälen. Den Wesen der Finsternis gefiel das alles wahrscheinlich sogar, waren sich doch nichts anderes gewöhnt, so war es für die Bewohner des Lichts unerträglich. Der Schutz um Oranums Festung war dadurch perfekt gegen Eindringlinge des Lichtes. Als ob es nicht reichen würde, dass er sich auf einer einsamen Insel mitten im einen See, in einem Vulkankrater versteckte. Der war ja ein ganz Vorsichtiger. Vorsichtig tat sie einen Schritt und ihr ganzer Körper schien zu pulsieren. Ein Dröhnen hämmerte im schmalen Kopf von Karana und ihr Körper schien vor Schmerz zu schreien. Karana krümmte sich vor Schmerz und fasste sich an den Kopf. Wieder versuchten die Geister aus ihrem Körper zu weichen und sie benötigte all ihre Willenskraft um den Tumult in ihrer Seele zu bändigen. Verdammt! Sie fluchte innerlich. So würde sie ja nie vorankommen. Ihre seelischen Schmerzen waren viel zu groß, da würde sie ja Jahre brauchen. Was nun? Bei all dem Schmerzen versuchte sie klar im Kopf zu bleiben und dachte nach. Sie sank in die Knie und konnte der Versuchung aufzugeben kaum noch standhalten. Alles begann sich wie ein Mahlstrom vor ihren Augen zu drehen und es wurde immer schneller. Die Farben verschwammen zu einem einzigen Schleier aus Rot, Schwarz, Grau und Beige. Die rasende Geschwindigkeit sorgte für Übelkeit. Die Geister in ihr schrieen vor Schmerz, doch Karana versuchte es zu verdrängen und sich zu konzentrieren. Sie betrachtete das Armband an ihrer Hand, an dem ein Kreis hing, der von einem Dreieck eingeschlossen wurde. Eingesperrt wie ihre inneren Kräfte, sie musste es nur schaffen sie zu aktivieren. Das Problem war nur, dass sie es noch nie getan hatte. Sie konnte zwar theoretisch Zaubern, doch in der Praxis war Karana eine blutige Anfängerin und das Gelingen ihrer Mission hing nun von ihrem ersten Versuch ab, denn einen zweiten würde es nicht geben. Sie sammelte die Geistern in einem Punkt und konzentrierte ihre Kraft. Wer hätte gedacht, dass sie die tiefsten Geheimnisse der Wasserelfen benützen müsste? Normalerweise wurden sie nie verwendet, da ihr Stamm immer friedfertig gewesen war, doch diese schöne Zeit der Harmonie war nun vorbei. Nun mussten andere Seiten aufgezogen werden. Wenn Oranum glaubte, dass er einfach mit Massenmord davon kommt, dann hatte er sich aber geschnitten. Sie begann in einer Sprache zu sprechen, die kein anderes Wesen auf Mythna verstehen würde. Es klang wie eine Sprache von einem anderen Planeten mit lauter Aneinanderreihung von Konsonanten. Dass sich Karanas Zunge nicht verknotete, war dabei ein halbes Weltwunder. Dazu machte sie in bestimmtes Zeichnen mit den Fingern, bei dem sie Zeige- und Mittelfinger der linken Hand ausstreckte und dasselbe mit der rechte, wobei diese weiter oben waren. Ihre Haare hörten auf nach oben zu wehen, als zwei Luftströme aufeinander trafen. Das Symbol an ihrem Handgelenk begann zu leuchten und nun schwebte ihr blondes Haar wie Wellen in der Luft. Die junge Elfe errichtete einen Bannkreis um sich herum, welcher sie wie eine Käseglocke umgab um den Fluch abzulenken. Als dieses Gefühl endlich abließ, fiel sie vor Erschöpfung auf dem Boden und fühlte das trockene Gras unter sich. Ihre Kehle brannte und ihr Atem ging flach. So langsam kam auch der Tumult der anderen Seelen in ihrem Körper zur Ruhe. Es war ein befreiendes Gefühl. „Puh...endlich...das war echt ein unangenehmes Gefühl...“, stöhnte Karana völlig außer Atem. Für eine kurze Zeit hatte sie wieder das Gefühl gehabt, welches sie schon ihr ganzes Leben lang begleitete. Es war das Gefühl der Unvollkommenheit...so als würde etwas in ihr fehlen...ein schreckliches Gefühl. Aber nun riss sie Karana zusammen und blickte in den Kessel hinunter. Sie stand ganz oben auf dem Vulkan und unter ihr lag das Tal in dessen Mitte sich unheilvoll die finstere Burg von Oranum abhob. Unheilvolle Skelettvögel flogen über den pechschwarzen Himmel. Sie hießen so, da man durch das Gefieder das Skelett sehen konnte und die roten Augen glühten wie von einem Dämon. Das Geschrei, das ihren spitzen Hakenschnabel kam, konnte einen lähmen und klang wie ein Omen der Apokalypse. Auch Harpyien flogen über den Himmel. Golbins, mit ihrem klobigen Körper und den Keulen, bewachten den Boden. Einer von dem Trupp wandte den Kopf zu ihr um und grunzte verwirrt. Blitzschnell und geschmeidig wie eine Katze versteckte Karana sich hinter einem Baum und hielt den Atem an. Ihr Herz hämmerte in ihren Hals und sie schluckte. Schnell stieg ihre Seele aus dem Körper und blickte um die Ecke. Wenigstens einen Vorteil hatte es, dass sie eigentlich tot sein müsste...ihre Seele konnte ihren Körper verlassen und war somit für die primitiven Goblins nicht zu sehen. Innerlich verfluchte sie sich, weil sie vergessen hatte einen Tarnzauber zu bewirken. Einen Zauberspruch später begann sie vorsichtig den Abstieg, den Bogen fest umklammert und einen Pfeil bereit, falls hier mächtige Wesenheiten waren, denn ihr Tarnzauber war sehr provisorisch. Obwohl Elfen besonders schnell zu Fuß waren, brauchte sie einen ganzen Tag um den steilen Abhang hinunter zu klettern, wobei sie sich noch nicht einmal eine Pause gönnte, denn ihre Angst war zu groß vielleicht doch entdeckt zu werden. Ständig musste sie den Fakiren in ihren scharlachroten Umhängen ausweichen, die sie entdeckten könnten. Ihr Herz wollte gar nicht mehr aufhören zu hämmern. Auch die gefallenen Erzengel mit ihren schwarzen Schwingen stellten eine große Gefahr dar. Warum musste Oranum auch so mächtige Verbündete haben? Nun hatte sie endlich den steilen Abhang verlassen und vor ihr eröffnete sich eine weite, finstere Ebene, die ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Karana holte tief Luft und erneuerte die Zauber, da sich schon allmählich der Tarnzauber verlor und um den schwierigern Teil ihrer Reise in Angriff zu nehmen. Von hier gab es keine Möglichkeit sich zu verstecken. Ein Skelettvogel schrie über ihr und für einen kurzen Moment glaubte Karana, dass der Vogel sie entdeckt hätte. Noch war es ein halber, strapaziöser Tag, der vor ihr lag, bevor sie überhaupt die Burg erreichen würde, wenn sie sie überhaupt erreichen würde. Wer wusste das schon? Noch einmal wurde sie konzentriert und dann schlich sie über die Ebene. Wich Gegner aus, oder schoss auch schon einmal einen Pfeil ab um einen potenziell gefährlichen Gegner abzulenken. Ihre Füße gaben kein einziges Geräusch von sich. Das lange Haar wippte in dem Wind, der nach Schwefel stank. Karana konnte vom Glück reden, dass sie eine Elfe war, denn so war sie sehr ausdauernd. Karana sprang über seinen Stein und warf einen Blick zu beiden Seiten. Momentan war Niemand wichtiges zu sehen. Hoffentlich blieb es so, doch das glaubte sie nicht, denn eigentlich müssten sich die mächtigen Wesen doch in der Nähe der Burg aufhalten. Als hätte jemand ihren Gedanken gehört, tauchte genau vor ihr ein Fakir auf. Karana hielt sofort inne und hielt den Atem an. Sie betete, dass er sie nicht bemerken würde. Noch hatte Fansan, der mächtigste aller Fakire, welchen Karana jetzt erkannt, die Augen geschlossen. Karanas Herz trommelte so schnell, dass sie das Gefühl hatte, dass Fansan es hören würde. Sie wagte es nicht zu atmen und ihr Körper zitterte. Diese Schwarzmagier waren verdammt gefährlich und hatten besonders gute Fachkenntnisse im Bereich der dunklen Künste. Ihre blauen Augen weiteten sich vor Panik, die sich nun eisern um sie legte. Wenn er sie unter dem Tarnzauber entdeckte, dann konnte sie sich von ihrem Leben verabschieden. Nur in Büchern hatte sie Abbildungen von Fakiren gesehen, da sie immer in Verborgenen arbeiteten, doch ihr Ruf als Schwarzmagier war gefürchtet. Langsam trat Karana zurück. Vielleicht könnte sie ja noch abhauen, bevor er seine Augen öffnete. Vorsichtig ging sie zurück, die Augen starr auf den hoch gewachsenen Mann mit der roten Robe mit den goldenen Rändern gerichtet. Doch ihr Fluchtversuch wurde je abgebrochen, als sie auf einen Ast trat. Es knackte und Karana fuhr zusammen. Verdammt! Das war’s! Sie zischte und blieb wie angewurzelt stehen um abzuwarten. Fansan öffnete die Augen und blickte sie an. Er sah sie wirklich an, fast so, als würde er wissen, dass sie war. Insgeheim hoffte Karana noch, dass es nur ein Zufall war. Die roten Augen von Fansan glühten und schienen durch den Tarnzauber zu dringen. Karana jappste auf und hielt sich die Hand vorm Mund. Bloß kein Geräusch machen! Fansan wusste, dass sie da war, das konnte sie sehen. Seine Augen ruhten auf der Elfe und ein Grinsen legte sich auf sein Gesicht. Dieser durchdringende Blick lähmte Karana und ihr Körper zitterte wie Espenlaub. Angst lähmte die Elfe noch zusätzlich und sie war von den Augen wie hypnotisiert. Sie konnte sich ihnen einfach nicht entziehen. Bilder flackerten vor ihren Augen auf. Ihre Beine waren wie mit Wackelpudding gefüllt. Nach kurzer Zeit, schaffte Karana es ihren Körper wieder in den Griff zu kriegen. Mit einem Wink ihrer Hand deaktivierte sie die Zauber. Wozu sollte sie Kraft verschwenden, wenn die doch eh aufgeflogen war? Da sie nun wusste, wie der Fluch hier wirkte, konnte sie sich darauf einstellen und somit auch den Schutzzauber auflösen. Mit ruhiger Hand legte sie einen Pfeil an die Sehne und zielte auf Fansan. Dieser machte eine etwas zu umständliche Verbeugung, wobei die Kapuze den Boden berührte. Ein Vogel schrie einen Warnschrei aus, als er die Elfe entdeckte, doch Fasan brachte ihn zum Schweigen. Karana konnte sich denken warum. Er wollte alleine mit ihr kämpfen. „Es ist mir eine Ehre, Wasserelfe Karana, hohe Priesterin.“, sagte Fasan mit gespielt erfreuter Stimme. „Mir nicht.“, gab die Elfe kühl zurück. Ihr Körper war nun angespannt und sie wartete nur darauf, dass Fasan angriff. Der Fakir verharrte aber in seiner Verbeugung. Verwunderung keimte in Karana auf, doch sie ignorierte diese. Ohne zu Zögern schoss sie den Pfeil ab, der durch die Luft sirrte. Noch während der Pfeil durch die Luft flog, bemerkte Karana, dass das völlig überflüssig war. Schnell richtete Fansan sich auf und fing den Pfeil auf. Er drückte so fest, dass der Pfeil zerbarst. Fansan lachte und ließ die Splitter des Pfeils zu Boden fallen. Unwirrkürlich trat Karana zurück und holte schnell einen weiteren Pfeil hervor. Der hämische, amüsierte Ausdruck lag noch immer auf dem Gesicht des Fakirs. Gelangweilt zupfte er an seiner Kapuze rum und klopfte sich die Holzsplitter vom Mantel. „Du weißt genau, dass das nichts bringt!“, antwortete Fansan gelassen und betrachtete Karana desinteressiert. „Das weiß man nie, bevor man es nicht ausprobiert hat.“, gab Karana gespielt gelassen zurück, doch in Wirklichkeit war sie sehr nervös und ihr Herz flatterte wie die Schwingen der Todesvögel über ihrem Kopf. Es gab ein merkwürdiges Geräusch, als die Sehne bis zum Anschlag angezogen wurde. „Du bist sehr mutig oder einfach nur töricht.“ „Ich bevorzuge mutig!“, konterte sie und kniff die Augen halb zusammen, um besser zielen zu können. Eine stinkende Brise wehte über die Ebene, als wollte sie das Startsignal für ihren wirklichen Kampf geben. Schnell sprach Karana eine Formel. Nun ließ sie die Sehne los und der Pfeil zischte erneut durch die Luft, doch Fansan bemühte sich nicht einmal auszuweichen. Die Elfe wusste auch wieso. Pfeil und Bogen...das waren Distanzwaffen, die man aus dem Hinterhalt abschoss, jedoch waren sie nicht für den Nahkampf geeignet. Auf kurzer Entfernung ist es ein Leichtes auszuweichen, doch genau das hatte Karana mit eingeplant, denn Fansan dachte, dass sie einen Fehler beging und eben das war ihr Vorteil. Ein triumphierendes Lächeln legte sich auf das hübsche Gesicht der Elfe. „Baika!“, befahl sie laut und diesmal hielt sie sich nur die ausgestreckten Zeig- und Mittelfinger der rechten Hand vor die Augen. Kurz bevor der Pfeil Fansan traf, fing der Pfeil an lila zu leuchten. Dieses lila Licht nahm die Form an wie die Luft, die um den Pfeil strömte. „Gasir!“, rief Fansan überrascht und schaffte es in letzter Sekunde den Pfeil abzulenken. Dort, wo der veränderte Pfeil in den Boden schlug, qualmte es und das Gras ging in eine kurze Stichflamme auf, die nach dem Himmel leckte. Fasan warf einen überraschten Blick über die Schulter und der Widerschein der Flammen tanzte auf seinem purpurroten Mantel. Als die Flamme erlosch, blühten die Blumen und das Gras war wieder saftig grün. Für einen kurzen Augenblick war alles wieder normal, bis der Fluch wieder alles zu Nichte machte. Fasan pfiff anerkennend. „Ein exorzistischer Pfeil! Respekt! Damit habe ich nun nicht gerechnet.“, stellte er anerkennend fest. „Das war auch meine Absicht.“, antwortete Karana kühl und ließ den Bogen sinken. Als Antwort lachte Fasan und es war ein wirres Lachen, welches in ein heiseres Husten überging. „Gewiss...gewiss!“ Entgegnete er hastig, als würde er mit einer Hoheit reden und er hätte einen Frevel begangen. Karana hob eine geschwungene Augenbraue. „Ihr Fakire seid seltsam.“, stellte Karana trocken fest. Fansan antwortete nicht, sondern stürmte auf sie zu- mehr schwebend als rennend- und zog ein Schwert aus dem Nichts. Karana zog blitzschnell ihr Schwert und parierte den Hieb. Die Wucht des Aufpralls war so stark, dass Karana nach hinten rutschte. Mit aller Kraft lehnte sie sich gegen die Kraft des Fakirs. Er klirrte, als die Klingen auf einander prallten und Funken stoben vom Metall weg. „Das ist nicht wahr. Fakt ist, dass ihr uns nicht versteht!“ Die Stimme von Fasan war nun nicht mehr gespielt freundlich, sondern voller Hass und Verachtung. Sie schäumte gerade zu. Sein Zorn war so groß, dass die Kraft immer stärker wurde, mit der er versuchte die Blockade zu zerbrechen. Immer weiter wurde Karana zurückgedrängt, doch eins hatte sie sich geschworen: Sie würde nicht nachgeben. Mit einem schnellen Ausfallschritt gelang es ihr aus dieser misslichen Lage zu entkommen. Fasan folge ihrer Bewegung mit dem Kopf und versuchte darauf zu reagieren, doch Karana sprang und drehte einen Salto, sodass sie hinter Fasan landete. Sie holte mit dem Schwert aus, doch es gelang ihr nicht den Feind zu erwischen. Das Schwert von Fasan, mit dem roten Griff, schwebte in der Luft und blockierte sie erneut. Karana zischte wütend wie eine Schlange. Ihre Hand schloss sich noch enger um den Knauf des Schwertes, welcher kühl war. „Wahrscheinlich eben, weil ihr euch so komisch benehmt.“, keuchte Karana. Durch die Reise hatte sie kaum noch Kraft und jeder Atemzug brannte in ihrer Kehle. Schnell musste sie sich etwas einfallen lassen, ansonsten stand es schlecht. „Du hältst dich wohl für allwissend wie?“ „Nein, sonst hätte ich nicht ‚wahrscheinlich’ gesagt, oder?“ Was war das Problem von Fasan? Er war wirklich ein merkwürdiger Zeitgenosse! „Du hältst dich wohl für ganz toll, oder?“ „Nein, eigentlich nicht.“, antwortete Karana ruhig und zuckte belanglos mit den Schultern. „DU BIST SO WAS VON DREIST!“, schrie der Fakir. „So was und ich dachte Fakire verlieren nie die Beherrschung...dann komm doch!“ Dies ließ sich Fasan nicht zweimal sagen. Die nächsten Angriffe waren nun noch schneller als vorher und Karana hatte alle Mühe sie abzuwehren. Ihr Atem flog und sie hatten Seitenstiche. Ihre Paraden wurde schwächer und Fasan brach immer mehr durch ihre Verteidigung. Sie duckte sich und wich immer wieder aus, doch leider war ihr Gegner ein verdammt schneller, der es ihr nicht leicht machte...ganz und gar nicht. Ihr blieb wohl keine Wahl! Sie sprang nach hinten und richtete das Schwert zum Himmel, sodass der Ort der Klinge nun vor ihren Augen war. Eine mystische, heilige Atmosphäre kam auf und alles herum verstummte, als wolle es lauschen. Karana schnitt sich an der Klinge und fuhr über die Hohlkehle des Schwertes entlang. Dieser Spur folgenden entstanden nun schwarze Runen, die um das Schwert wirbelten. Immer schneller drehten sich die fremdartigen Runen um die Hohlkehle und wieder wurde das Haar von Karana noch oben geweht. Nun erhob sie es wieder zum Himmel. Die Klinge blitzte hell auf und Wasser begann aus der Klinge zu quellen. Das klare Wasser umschlängelte die Klinge wie eine Schlange und als es oben den Ort erreichte, bildete sich der Kopf eines Drachens mit rot glühenden Augen. Voller Entsetzten starrte der Fakir auf das Schauspiel. Er schleuderte scharfe Luftklingen mit seinem Schwert von sich, doch prallten diese am Wasser ab, welches wütend gurgelte. Der Drache brüllte, doch anstatt auf seinen Gegner loszugehen, erstreckte sich der Zorn des Wasserschwertes über Karana, welche von der Flutwelle, die völlig unerwartet kam, von den Füßen gerissen wurde. Hart schlug sie auf dem Boden auf und jappste nach Luft. Ihre Lunge schien zu explodieren und ihr Blickfeld explodierte ebenfalls, als sie auf dem harten Boden aufschlug. Karana zitterte am ganzen Leib und richtete sich halbwegs wieder auf. Ihre Hand zitterte unter dem Gewicht des Schwertes, welches eine Schleifspur im Boden hinterlassen hatte. Das Wasser war verschwunden. Fasan lachte schallend auf. Das Lachen wurde fort getragen...drang in jeden Winkel der Ebene und wurde von den Bergen erwidert. „Als ob du das legendäre Schwert Kisarum führen könntest! Wie töricht!“ Frohlockte er und klatschte vor Spaß in die Hände. Karana knurrte und schaffte es aufzustehen. Ihr Herz raste wie nach einem 3 Kilometersprint und ihre Wirbelsäule schmerzte. Sie war noch ganz benommen und alles drehte sich um sie herum. „Kadevera aranaras esserum.“ Sprach Fasan mit monotoner Stimme. Karana vernahm ein Sirren in der Luft und blickte panisch umher. Wo kam dieses Geräusch her? Sie kannte diesen Zauberspruch nicht, aber sie musste schnell herausfinden, was er bewirkte, wenn sie überleben wollte. Panik wollte ihre Sinne trüben, doch sie ließ es nicht zu. Sie verabscheute dieses Gefühl. Doch ehe sie sich genug konzentrieren konnte, schrie sie instinktiv auf und spürte nur noch, wie das Fleisch von ihren Knochen gerissen wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)