Trust in me! von little_bastard (- Vertrau´ mir! -) ================================================================================ Kapitel 16: Gedanken -------------------- Erschrocken zuckte Katzuja zusammen, als er plötzlich einen spitzen Ellenbogen spürte, der unsanft in seine Seite stieß. Verschlafen blickte er neben sich und sah Ray an, der ihn mit einem Kopfnicken in eine bestimmte Richtung auf etwas aufmerksam machen wollte. Als Katzuja den Blick in die ihm gewiesene Richtung lenkte, schaute er direkt in Frau Kadowakis nicht gerade entzücktes Gesicht. Sofort saß er kerzengerade auf seinem Stuhl und hatte den Blick starr zur Tafel gerichtet, um Frau Kadowakis stechendem Blick auszuweichen. "Herr Akai, ich weis ja, dass Algebra nicht gerade sehr interessant für sie ist, aber an ihrer Stelle würde ich wenigstens ein bisschen Initiative zeigen, denn ich nehme nicht an, dass sie die Abschlussprüfung allein mit schlafen bestehen werden.", meinte sie mit strengem Ton. Für gewöhnlich hätte Katzuja jetzt ein trotziges Gesicht gemacht und irgendeinen klugscheißerischen Spruch losgelassen, aber dazu fehlte ihm im Moment jegliche Kraft und so senkte er den Blick auf seinen Tisch und brachte er nur ein leises "Entschuldigung!" hervor. Erstaunt schauten ihn seine Klassenkammeraden und seine Lehrerin an. So etwas hatte es noch nicht gegeben, dass Katzuja Akai eine solche Mahnung einfach nur mit einem "Entschuldigung" abtat. Sonst hatte er sich wegen jeder Kleinigkeit mit seiner Lehrerin angelegt und dafür meist auch eine Stunde Nachsitzen oder sogar einen Besuch beim Direktor aufgebrummt bekommen. Katzuja noch einmal kurz verwirrt ansehend, wandte die Lehrerin sich schließlich ab und setzte den Unterricht fort. In der zweiten Stunde hatten sie Sport, doch als der Sportlehrer die Anwesenheitsliste durchging, fehlten zwei der Schüler. "Ricu Hiwatari?", fragte er, aber er bekam keine Antwort. "Weis jemand, was mit ihm ist?" Die Jungen schüttelten mit den Köpfen und so fuhr er in der Liste fort, bis er schließlich bei Katzujas Namen angelangt war. "Katzuja Akai?", wieder blieb es still. Irritiert schaute er von seiner Liste auf. "Nanu, er fehlt. Aber laut Klassenbuch müsste er anwesend sein." Nun meldeten sich Ray und Hisoka zu Wort. "Es ging ihm nicht gut, deswegen…ist er nach Hause gegangen und bittet um Entschuldigung.", meinte Ray, um Katzuja einen Eintrag zu ersparen. Einer der anderen Jungen wollte gerade etwas zu Rays Aussage bemerken, aber als er den finsteren Blick von diesem auf sich spürte, ließ er es lieber bleiben. "Merkwürdig, sonst kommt er sogar mit 40 Fieber zum Sport. Aber gut. Fangen wir an." Erleichtert atmeten Ray und Hisoka auf. Auch sie wussten eigentlich nicht genau, warum Katzuja plötzlich verschwunden war, aber sie konnten es sich fast denken. Katzuja stand, sich auf eines der Waschbecken stützend, im Waschraum der Jungen und schaute sich traurig im Spiegel an. Er hatte sich heimlich von den anderen getrennt, während diese sich umgezogen hatten. Obwohl Sport zu seinen absoluten Lieblingsfächern gehörte, hatte er heute überhaupt keine Lust und beschloss daher die Stunde zu schwänzen. Lieber riskierte er einen Eintrag, als sich zu blamieren. Denn er ging nicht davon aus, dass er in seinem jetzigen Zustand auch nur irgendetwas auf die Reihe bekam. »Ray und Hisoka werden mich sicherlich entschuldigen.«, dachte er. Die Beiden wussten genau, wie wichtig Sport für ihn war und er wusste, dass er sich auf sie verlassen konnte. Er hatte den Wasserhahn aufgedreht und die klare, kühle Flüssigkeit bahnte sich ihren Weg durch das Waschbecken, bevor sie im Abfluss versickerte. Noch immer war er sehr müde und so spritzte er sich ein wenig Wasser ins Gesicht, um wieder etwas wacher zu werden. Dann drehte er den Hahn wieder zu und betrachtete erneut sein Spiegelbild. Kleine Wassertropfen liefen über sein Gesicht, bis sie schließlich von seinem Kinn aus ins Waschbecken tropften. Mit seinem Hemdärmel wischte er sich über das Gesicht und beseitigte somit das überschüssige Wasser. Ein letztes Mal noch sah er in den Spiegel, bevor er den Waschraum und die Turnhalle verließ. Draußen war es bitter kalt und der Himmel war von dunklen Wolken verhangen. Langsam ging Katzuja über den Schulhof in Richtung Ausgang. Er wollte etwas Spatzieren gehen bis die Stunde vorbei war, in der Hoffnung so auf andere Gedanken zu kommen und bemerkte nicht, wie sein Verschwinden beobachtet wurde. Er ging zu dem nahe gelegenen Park und wanderte auf den verschneiten Wegen unter den Bäumen entlang. Alles um ihn herum lag weiß und still da. Kaum jemand war im Park, nur ein verliebtes Pärchen saß auf einer Parkbank und küsste sich. Katzuja blieb kurz stehen und sah die Beiden traurig an. Sie hatten ihn noch nicht bemerkt und so beschloss er lieber weiter zu gehen, bevor sich dies vielleicht noch änderte. Ungewollt schweiften seine Gedanken zu Ricu. Er vermisste den Kleinen und hoffte, dass er ihn bald wieder in seine Arme schließen konnte. Als er ein Stück gegangen war, kam er an einer weiteren Parkbank vorbei und beschloss, einen Augenblick lang auf dieser auszuruhen. Er schob den Schnee von der Bank und setzte sich. Sein Blick schweifte über die verschneiten Wiesen, die nun von der Sonne angestrahlt wurden, welche es endlich geschafft hatte sich durch die finstere Wolkendecke zu mogeln. Früher hatte er den Winter gehasst, da man zu dieser Jahreszeit nicht viel unternehmen konnte, zumindest was den Sport betraf, außerdem war es dann immer extrem kalt. Aber seit er Ricu kennen gelernt hatte, war das anders geworden. Ihm viel auf, wie schön diese Jahreszeit sein konnte und er erinnerte sich daran, was Ricu ihm über den Winter gesagt hatte. »Du hattest recht. Es scheint tatsächlich, dass die Zeit still steht.«, dachte er und bei diesem Gedanken stahl sich ein kleines Lächeln auf sein Gesicht. Er saß noch gut eine viertel Stunde auf der Bank und spürte, wie die Kälte langsam in ihm aufstieg. Irgendwann beschloss er zurück zu gehen und so stand er auf und verließ den Park in Richtung Schule. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)