Sightlessness von Herbstmond ================================================================================ Kapitel 1: Rückkehr und ein interessanter Mitbewohner ----------------------------------------------------- Drei Jahre war es schon her seid ich das letzte Mal hier war, drei sehr ereignisreiche Jahre. Mein Name ist Hatsuharu Misaki, vor drei Jahren bin ich nach Neuseeland gegangen, als Austauschschüler, doch jetzt bin ich wieder zurück. Zurück in meiner alten Heimat Japan, um genau zu sein in Tokyo, dort ging ich damals auf ein Internat und auf dieses gehe ich auch nun wieder. Und jetzt stehe ich hier vor dem Tor des Internats und warte darauf, dass mein Lehrer kommt, um mich ab zu hohlen und mir zeigt, wo ich unterkomme und zum Unterricht gehe. In all der Zeit hatte sich viel verändert…ich hatte mich verändert, allerdings fällt dies kaum jemanden auf, da ich mich nicht wie jemand, der in meiner Lage ist verhalte. Aber ich bin darüber sehr froh, denn wenn ich an die Zeit denke, in der ich lernen musste damit zu recht zu kommen, läuft es mir eiskalt den Rücken runter. Damals haben sie mich betüttelt wo es nur ging und ich hasse es betüttelt zu werden. Ich hatte zwar große Schwierigkeiten damit zu Recht zu kommen, aber nicht so große, als das ich Hilfe bräuchte und das hatten sie nach meinem Wutausbruch auch sehr schnell gelernt. Tja, dass war wirklich mal lustig. „Hatsuharu Misaki?“, ich schreckte aus meinen Gedanken auf und sah mich um, vor mir stand ein Mann. Er war zirka Anfang 30, dunkle Haare, recht groß. „Ja, ich bin Hatsuharu Misaki und Sie sind…?“, ich sah ihn fragend an. Er begriff und antwortete: „Mein Name ist Sensei Katsu, ich bin dein Klassenlehrer. Ich zeige dir jetzt wo du unterkommst und danach gehen wir zu deiner neuen Klasse.“ „Verstanden.“, kaum hatte ich geantwortet, schon ging er los und ich ihm hinterher. Während wir liefen, erklärte es mir wo ich was finde und was sich in der Zeit, in der ich weg war verändert hatte. Und dies war nicht gerade wenig, so weit ich mitbekommen hatte, wurde ein neuer Gebäudekomplex angelegt und genau zu diesem gingen wir jetzt, denn dort waren inzwischen die Unterkünfte der Jungen. Mein Zimmer lag im zweiten Stock und anscheinend hatte ich auch noch einen Zimmergenossen, ich stellte nur meinen Koffer ab und folgte Sensei Katsu zu den Unterrichtsräumen, unterwegs kamen wir an den Mädchenunterkünften vorbei und er belehrte mich auch gleich, dass dort Jungs nach 20 Uh nichts mehr zu suchen hatten, dasselbe galt andersherum auch für die Mädchen. „Wir sind da.“, sagte Sensei Katsu, als wir vor einer Tür hielten, er öffnete die Tür und ging hinein, ich folgte ihm. In dem Raum war es sehr laut, Schüler saßen zum Teil auf ihren Bänken, Andere standen neben ihnen und unterhielten sich, als der Lehrer den Raum betrat wurde es augenblicklich still und die Schüler setzten sich auf ihre Plätze. Ich blieb neben dem Pult stehen und wartete, währen Sensei Katsu meinen Namen an die Tafel schrieb und sich anschließend hinter sein Pult stellte. Das war für mich das Zeichen, mich vorzustellen: „Hallo, mein Name ist Hatsuharu Misaki und es ist echt schön wieder hier zu sein.“ Kaum hatte ich zu ende gesprochen, schon brach leises Gemurmel aus. Einige starrten mich an, ich erkannte sie sofort! Es waren meine Freunde, die ich vor drei Jahren zurückgelassen hatte. Ihre Mienen erhellten sich, hatten sie doch gedacht, dass sie irgendeinen blöden Streber als neuen Schüler bekommen würden. Ich ließ meinen Blick über die Klasse schweifen, überall wurde gemurmelt, nur eine Person verhielt sich recht ruhig, ein Junge in meinem Alter, so wie alle Anderen auch, soweit ich erkennen konnte, hatte er braune Haare und braungelbe Augen. Anscheinend der Einzelgängertyp, der Sitzplatz neben ihm war leer, also war dies entweder mein neuer Sitzplatz oder sein eigentlicher Sitznachbar fehlte. Allerdings konnte ich mir darüber keine weiteren Gedanken machen, da der Lehrer erneut angefangen hatte zu sprechen: „Hatsuharu war früher schon einmal hier auf dem Internat und wird ab heute wieder hier zur Schule gehen, einige von euch müssten ihn noch von früher kennen. Damit ihr ihn nachher nicht ausfragen müsst, wo er die letzten drei Jahre verbracht hat, werde ich diese Frage jetzt einfach mal schnell beantworten. Hatsuharu war in den vergangenen Jahren als Austauschschüler in Neuseeland.“ Ich nickte zustimmend und er sprach weiter: „So, damit dürfte vorerst alles geklärt sein. Hatsuharu, setzt dich doch bitte neben Shou.“ Er deutete auf den Jungen, der mir vorhin schon aufgefallen war, dieser sah jetzt erst das erste Mal wirklich interessiert zu mir. Ich lächelte ihn an, während ich mich in Bewegung setzte und neben ihm Platz nahm. Links von mir war ein Fenster, rechts von mir saß Shou, wir saßen in der zweiten Reihe und hatten so einen recht guten Blick auf die Tafel. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, das Shou sich mir zu gewand hatte, er schien mich zu mustern. Ich holte meinen Laptop aus der Tasche, dass war das Gute an diesem Internat, hier konnte man einfach am Laptop mitschreiben oder Hausaufgaben erledigen, ohne das Jemand etwas dagegen sagte und über diese Tatsache war ich sehr froh. Noch während ich an meinem Laptop rumwerkelte hielt Shou mir seine Hand hin und sagte: „Shou Kami, freut mich dich kennen zu lernen.“ Ich lächelte, nahm seine dargebotene Hand an und sagte: „Hatsuharu Misaki, es freut mich ebenfalls.“ In Shous Gesicht machte sich ein vages Lächeln breit, ich wand mich wieder meinem Laptop zu, Shou schrieb per Hand mit, dies hatte ich früher auch immer gemacht, nur war es mir inzwischen nicht mehr möglich. Dadurch müsste ich mich zu sehr auf Andere verlassen und genau das wollte ich ja nicht. Der Lehrer begann mit dem Unterricht und ich begann mitzuschreiben bzw. ehre zu tippen. Nur gut, dass ich erstens sehr schnell tippen und mir alles merken konnte, was gesagt wurde. Das Shou mich die ganze Zeit über beobachtete fiel mir nicht auf, zu sehr war ich damit beschäftigt dem Unterricht zu folgen. //Hmm…er sieht recht schlau aus und was ist das?!//, während Shou dies dachte, glitt sein Blick zu der Tastatur von meinem Laptop. //Interessant, auf den Tasten sind sowohl normale Buchstaben abgebildet, als auch die Brailleschrift…wahrscheinlich benutzt einer seiner Verwandten mit und dieser benötigt es als Hilfe…// Shou zuckte mit den Schultern und wand sich dann seiner eigenen Mitschrift zu. Die Zeit ging sehr schnell rum, als es gongte packte ich meinen Laptop wieder ein, da es die letzte Stunde am heutigen Tag war und um genau zu sein sogar die Letzte der Woche. Es war Freitag und das hieß Wochenende. Also ging ich zurück in die Jungenunterkunft, meine Sachen packten sich ja schließlich nicht von alleine aus. Ich wollte gerade die Unterkunft betreten, als mich Jemand rief: „Hey, Hatsuharu! Warte doch mal!“ Die Stimme kam mir sehr bekannt vor, ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht während ich mich umdrehte. Zwei Jungs liefen auf mich zu und ich wusste auch genau wer sie waren. „Hallo Tamaki! Hallo Kyo!“, sagte ich als die Beiden vor mir zum stehen kamen. „Na, altes Haus?! Schön das du dich auch mal wieder blicken lässt! Ich dachte du wolltest nur ein Jahr in Neuseeland bleiben?!“, fragte Kyo. Kyo Nagasaki und Tamaki Amano waren zwei meiner besten Freunde, Kyo war etwas größer als ich, hatte schwarze Haare und außergewöhnliche rote Augen. Tamaki war genauso groß wie ich selbst, hatte sowohl braune Haare, als auch braune Augen. „Ja, wollte ich auch, aber mir kam was dazwischen, also bin ich länger dort geblieben. Aber was soll’s, jetzt bin ich doch wieder da. Wo habt ihr eigentlich Juna, Kisa und Matsumoto gelassen?!“, fragte ich und bekam kaum, dass ich es ausgesprochen hatte ein schlechtes Gewissen, als ich daran dachte, wie mein Abschied von meinen Freunden ausgesehen hatte. Ich wusste schon zirka ein halbes Jahr vor meiner Abreise, das ich nach Neuseeland gehen würde, die Monate, die ich noch in Japan verbracht hatte waren sehr schön gewesen. Nichts hatte in dieser Zeit daraufhin gedeutet, dass ich gehen würde. Meinen Freunden hatte ich wie immer behandelt, die ganze Zeit über hatte ich mir Gedanken darüber gemacht, wie ich es ihnen erklären sollte bzw. wie ich es ihnen überhaupt sagen sollte, schließlich wusste es keiner der Fünf. So zogen die Monate vorüber, bis es schließlich nur noch eine Woche war, die ich in meiner Heimat verbrachte und auch in dieser Woche wusste ich nicht, wie ich es ihnen sagen sollte. In dieser Zeit hatte ich schon alle meine Sachen gepackt, mit dem Internat war schon seit langer Zeit alles besprochen, nur eben mit meinen Freunden nicht. Am Tag meiner Abreise bestellte ich meine fünf Freunde zum Flughafen, ich hatte ihnen nicht gesagt worum es ging, sie hatten sich sehr gewundert, wieso ich sie ausgerechnet dort treffen wollte. Tja, da stand ich dann mit meinem Rucksack vor dem Gate, meine Koffer waren schon im Flugzeug und wenige Minuten später war ich auch dort. Ich hielt nach ihnen Ausschau und fand sie auch recht schnell, als sie mich mit meinem Rucksack erblickten, fragten sie gleich, ob ich übers Wochenende irgendwohin wollte. Ich verneinte und erklärte ihnen, dass ich als Austauschschüler nach Neuseeland fliegen würde. Matsumoto und Kisa brachen während meiner Erklärung in Tränen aus, schließlich war ich wie ein Bruder für sie und die anderen Drei mussten auch schon mit sich ringen. Sie wünschten mir alles Gute und sagten außerdem noch, ich solle schnell wieder zurückkommen. Zu diesem Zeitpunkt war auch ich schon den Tränen nahe. Es war wirklich kein leichter Abschied. „Die kommen später, sie wollen dich erst in Ruhe auspacken lassen.“, riss mich Kyo aus meinen Gedanken. „Ach und ihr nicht, stimmts?!“, fragte ich grinsend und sah ihnen in die Gesichter. „Doch, aber wir wollten dich auch sehen.“, antwortete Tamaki und Kyo fügte noch hinzu: „Und wir wollen dich bemitleiden.“ Ich runzelte die Stirn und fragte: „Wieso denn bemitleiden?“ Kyos Gesichtsausdruck verfinsterte sich ein bisschen al er antwortete: „Na ja, weil du neben Shou sitzen musst, deswegen.“ Ich verstand nicht so ganz, was er mir zu erklären versuchte, bis mir die Erleuchtung kam. Sie mochten ihn nicht! „Ihr mögt ihn nicht, oder?!“, äußerte ich meine Vermutung. Während wir sprachen gingen wir in die Unterkunft und in die Richtung meines Zimmers. Kyo druckste ein wenig vor sich hin, bevor er antwortete: „Nein, nicht sonderlich. Er ist total arrogant und eingebildet, er hält sich für was Besseres!“ Als ich zu Tamaki sah, nickte dieser zustimmend. „Wenn ihr meint, zu mir war er ziemlich nett.“, sagte ich und öffnete die Tür meines Zimmers, wir waren inzwischen angekommen. Ich trat ein und wartete auf Kyo und Tamaki, als diese mir nicht folgten drehte ich mich zu ihnen um und fragte. „Was ist?“ Ich sah sie an, aber sie blickten nicht auf mich, sondern auf Jemanden hinter mir, also drehte ich mich wieder um, um zu sehen wer hinter mir stand. Und wie hieß es doch so schön? Wenn man vom Teufel spricht! Hinter mir stand Shou, sein Blick wanderte soweit ich erkennen konnte über mich zu Kyo und Tamaki. Diese erwachten wieder aus ihrer Starre und Tamaki sagte: „Da hast du ja echt das Glückslos gezogen! Wir sehen und später.“ Seine Worte trieften nur so vor Sarkasmus und als sie gingen warf Kyo Shou noch einen bösen Blick zu, der so viel hieß wie ‚Lass ihn bloß in Ruhe!’. Ich zuckte mit den Schultern und schloss die Tür hinter mir, anschließend ging ich zu meinem Gepäck. „Ich wusste gar nicht, dass du mein neuer Mitbewohner bist.“, sagte Shou, während ich mich daran machte meine Koffer auszupacken. Ich fing an zu grinsen und antwortete: „Ich wusste nicht einmal, dass ich einen habe. Ich nehme mal an, dass ist für meine Bücher?!“ Ich deutete auf ein leeres Bücherregal neben meinem Bett, er folgte meinem Blick und antwortete: „Jep, sowie die Tür daneben, das ist der ‚Schrank’ für deine Klamotten.“ Ich nickte und begann damit meine Bücher einzuräumen, es waren hauptsächlich Schulbücher, aber auch andere Sachbücher und auch ein paar Romane hatten sich dazwischen verirrt. Anschließend räumte ich meine Klamotten in den ‚Schrank’. An dieser Schule musste man keine Schuluniform tragen und so bestand der Inhalt meines ‚Schrankes’ aus einem Sammelsurium aus schwarzer Kleidung. Während ich weiter einräumte fragte ich Shou: „Sag mal, was hast du den Beiden eigentlich getan, dass sie dich nicht leiden können?“ Shou musterte mich, als ich fertig war mit auspacken und mich auf mein Bett setzte, bevor er antwortete: „Keine Ahnung. Sie mögen mich halt nicht.“ Ich nickte und schob meine Koffer unter mein Bett. Nach ein paar Sekunden sagte ich schließlich: „Kann ich eigentlich nicht verstehen. Ich persönlich finde dich bis jetzt ziemlich symphatisch.“ „Da bist du aber einer der wenigen. Aber sag mal hast du nicht ein paar viele Bücher?“, fragte er und wand sein Gesicht zu meinen Büchern. Mein Blick folgte dem seinem, ich fing an zu grinsen und antwortete: „Joah, vielleicht. Aber das meiste sind Schulbücher, die du eigentlich auch haben müsstest.“ „Ja, nur sind meine etwas dünner.“, stimmte es mir zu und musterte mich neugierig. „Sind Sonderausgaben, ein bisschen mehr Infos.“, versuchte ich ihn von seiner Neugierde abzubringen. Das fehlte mir grad noch, dass er sich meine Schulbücher anguckt und dann Fragen stellt. //Da will jemand wohl nicht, dass ich mir seine Bücher anschaue!//, dachte Shou, wand aber den Blick von den Büchern ab und musterte nun mich sehr interessiert, davon merkte ich allerdings mal wieder nichts, da ich ziemlich in meinen Gedanken versunken war. //Hmm…seine Augenfarbe ist sehr hell, zu hell. Auch seine Blicke sind seltsam, als wenn er versuchen würde mich richtig ins Auge zu fassen, es aber nicht schafft. Und seine Bewegungen erst, sie sind etwas unsicher…//, dachte Shou, beschloss aber es vorerst ruhen zu lassen, stattdessen stand er auf und sagte, während er auf eine Tür deutete: „Da ist das Bad. Wir haben das große Glück, dass unser Zimmer ein eigenes hat, ist nämlich leider nicht bei allen Zimmern so.“ Ich folgte seinem Fingerzeig und nickte. „Bist nicht sonderlich gesprächig, oder?!“, fragte er amüsiert. Ich sah ihn an oder versuchte es zumindest und antwortete: „Nicht wirklich. War früher anders, da hab ich geredet wie ein Wasserfall.“ Wenn Shou vorher schon interessiert war, dann war er es jetzt noch mehr. „Was hat sich geändert?“, fragte er, man konnte ihm das Interesse förmlich ansehen. „Alles…“, antwortete ich leicht betrübt. Shou runzelte die Stirn und fragte: „Wie meinst du das?“ Ich sah ihn an und ging in Gedanken noch mal durch, was er gefragt und ich ihm geantwortet hatte. Etwas Farbe wich aus meinem Gesicht, als mir klar wurde, dass ich mich fast verplappert hätte und antwortete schnell: „Ist schon gut, nicht so wichtig.“ Shous linke Augenbraue wanderte nach oben und er sagte: „Wenn du meinst.“ //Ich glaube es dir zwar nicht, aber was soll’s, ich erfahre schon noch früh genug was mit dir los ist…//, dachte er und nickte um seine vorherige Antwort zu verdeutlichen. Ich stand von meinem Bett auf und ging zur Tür, meine Hand lag schon auf dem Türgriff, als ich sagte: „Bin später wieder da. Ich muss noch was nachhohlen, was ich schon vor zwei Jahren hätte machen müssen.“ Ein kleines Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, als ich das Zimmer verließ und die Tür hinter mir schloss. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So, das wars auch schon wieder... Ich hoffe, ich habe nicht totalen Mist verbrochen... Bitte um Kommis ^.^ Abarai Kapitel 2: Wiedersehen nach langer Zeit – Erinnerungen hohlen einen ein ----------------------------------------------------------------------- Ich stand noch ein oder zwei Minuten vor der Tür und holte tief Luft, um mich darauf vor zubereiten, was jetzt auf mich zukam. Jetzt war es an der Zeit mich damit auseinander zu setzen, was ich vor Jahren versäumt hatte. Mit gemächlichem Schritt verließ ich die Jungenunterkunft und betrat den riesigen Park, welcher an die Unterkunft grenzte. Den Park hatte ich in ziemlich guter Erinnerung. Wie oft hatten wir uns nach dem Unterricht hier getroffen und rumgealbert, gelacht und auch gelernt? Die Antwort war einfach, sehr oft, so oft wie es nur ging! Und wie oft hat Juna Kyo und Tamaki zusammen geschrieen, wenn diese mal wieder was angestellt hatten? Auch viel zu oft, mir taten jetzt noch die Ohren weh, wenn ich an ihre letzte Standpauke dachte. Ein lächeln stahl sich auf mein Gesicht, während ich dem Sandweg durch den Park folgte und weiter meinen Gedanken nachhing. Ich kam gerade an unserem damaligen Lieblingsplatz vorbei, als mich ein lauter Schrei aus meinen Gedanken riss. „Wahhh~!“ Ich blieb stehen und drehte mich in die Richtung, aus der der Schrei stammte. Doch noch bevor ich auch nur irgendetwas sagen oder tun konnte, wurde ich auch schon stürmisch umarmt und ein roter Haarschopf nahm mir jedigliche Sicht. Ich grinste, oh…wie hatte ich sie vermisst. „Nicht so stürmisch, Matsumoto!“, sagte ich lachend und erwiderte die Umarmung. „Doch, doch, doch! Ich hab dich unglaublich doll vermisst!“, antwortete Matsumoto nur und schloss mich noch fester in die Arme. „Hey, Matsumoto! Vergiss nicht, er braucht noch Luft zum atmen!“, kam es von der Schwarzhaarigen aus der Gruppe, welche gerade zu uns kam. Das war ja mal wieder typisch Juna, sie hielt die Chaoten aus unserer Gruppe immer an der kurzen Leine und wies sie zurecht, wenn diese mal wieder Mist gebaut hatten. „Sie hat Recht, Matsu. Ich benötige Luft, also lass mich bitte los, okay?!“, fragte ich und siehe da! Sie ließ mich los, trat ein paar Schritte zurück und sagte: „Es tut mir leid, aber ich freue mich halt so sehr, das du wieder da bist!“ „Das tun wir auch, nur wollen wir ihn deswegen nicht gleich vor Freude zerquetschen.“, mischte sich nun auch Kyo mit ein und die Anderen nickten zustimmend. „Is ja schon gut. Ich hab’s kapiert! Wie wär’s, wollen wir uns dort auf die Wiese hocken? Dann können wir Haru wieder auf den neusten Stand bringen und er kann uns erzählen, was er so getrieben hat.“, schlug Matsumoto vor und zeigte auf die Wiese hinter Juna und Kisa, diese hatte bisher noch keinen Ton gesagt, aber dieses Verhalten kannte ich ja schon von ihr. Kisa Osagi war ein recht ruhiges, zurückhaltendes aber sehr taktvolles Mädchen und gehörte wie auch die anderen Vier zu meinen besten Freunden. Mit ihrem blonden Haaren und den, meiner Meinung nach Recht gut passenden, grünen Augen, sah sie ziemlich hübsch aus. Allerdings brauchten sich Juna Ibani und Matsumoto Yamika auch nicht hinter ihr zu verstecken, was das Thema Attraktivität anbelangte jedenfalls nicht. Denn darin standen die Beiden Kisa in nichts nach. Juna hatte dafür, dass sie ein Mädchen war, eine recht stattliche Größe. Außerdem hatte sie schulterlanges, schwarzes Haar und dunkelblaue Augen, welche man leicht für schwarz halten konnte. Ihr heller Teint rundete das ganze Bild ab. Matsumoto dagegen, hatte rotes Haar, passend zu ihrem Temperament und graue Augen, bei denen man unweigerlich an das tobende Meer denken musste, was wieder so ein schöner Vergleich mit ihrem Temperament war. „Du grinst so, an was denkst du?!“, fragte Matsumoto mich als wir saßen, wir waren inzwischen zu der Wiese gegangen. Mein Grinsen wurde eine Spur breiter, als ich antwortete: „Oh~…nur daran, dass du noch immer nicht gelernt hast, dein Temperament zu kontrollieren.“ Die Anderen prusteten schon vor Lachen und Matsumoto? Die drehte nur den Kopf zur Seite du fing an zu schmollen, was uns Andere dazu veranlasste noch mehr zu lachen. Als unser Lachen langsam abflaute fragte Juna: „Und, wie wars in Neuseeland? Und weshalb warst du solange weg? Du wolltest doch nur ein Jahr dort bleiben, du kannst mir nicht erzählen, dass du es vergessen hast! Das passt nicht zu dir.“ Ich schmunzelte, da war sie wieder, Junas typische Standpauke. Für ein paar Sekunden war es still, bis ich antwortete: „Es war dort sehr schön, sehr ruhig. Die Schule, zu der ich dort ging, schloss an ein riesiges Gelände mit schönen und großen Wäldern an. Naja, es war auf jedem Fall toll! Und der Grund weshalb ich erst jetzt wieder da bin und nicht schon vor zwei Jahren ist einfach, es gab ein Paar Probleme, aber die sind jetzt geklärt.“ Und da war es wieder, mein schlechtes Gewissen und irgendwie hatte ich es ja verdient, schließlich hatte ich gerade meine besten Freunde angelogen. Ihnen einfach so ins Gesicht gelogen! Nichts war geklärt, mein Problem bestand nach wie vor und würde auch weiterhin bestehen bleiben! Jedenfalls würde es sich nicht bessern, höchstens noch verschlimmern. Sie hatten mir ja gesagt, dass ich unglaubliches Glück hatte, aber nicht auf Besserung hoffen solle. Die Erinnerung an damals schmerzte, sie war unerträglich. In der Zeit nach dem Geschehen war ich kaum ansprechbar, all ihre Versuche mit mir zu reden schlugen fehl, alles was sie sagten war zu diesem Zeitpunkt falsch. Ich stürzte in Depressionen, war apathisch, wollte mit niemand sprechen und auch niemanden um mich haben, saß nur in meinem Zimmer. Schrie sie an wenn sie doch kamen, warf mit den Gegenständen nach ihnen, die ich finden konnte, ich konnte all das einfach nicht mehr ertragen. Sie sagten es wäre doch nicht so schlimm, ich hätte es schlimmer treffen können, ich würde lernen damit umzugehen! Und ich habe es mehr oder weniger geschafft es zu akzeptieren, damit klar zu kommen. Wofür andere Jahre gebraucht hatten, das lernte ich in weniger als einem Jahr. Und der Preis dafür war hoch! Ich fuhr mir, ungesehen von den Anderen, mit der rechten Hand über das linke Handgelenk. Sie war also noch da, wieso war mir das nicht klar?! Sie würde genauso wenig verschwinden, wie der Grund, weshalb ich sie trage. Verletzt…ins eigene Fleisch hatte ich mich geschnitten, um vor meinem Leben davon zu laufen. Mit anderen Worten, ich hatte versucht mich umzubringen. Damals wollte ich nicht mehr leben, es war mir zu diesem Zeitpunkt gleich, ob Leben oder Tod, wobei mir der Tod sehr verlockend vorkam, denn das Leben hatte mir nichts mehr zu bieten. Nach meinem Selbstmordversuch, der zu meinem Glück (?), wie ich inzwischen meine, scheiterte, musste ich eine Therapie machen. Wochenlang musste ich mit dicken Verbänden um den Handgelenken rumlaufen, durfte keine Messer, Scheren oder ähnlichen spitze Gegenstände in die Hand nehmen, ich hätte ja einen Rückfall erleiden können. Nachdem man mich entlassen hatte, musste ich lernen mit meiner Situation umzugehen, wobei ich mich weigerte irgendetwas zu tragen, mit dem man meinen Zustand erkennen konnte. Das hätte nur Mitleid und Überführsorglichkeit herbei gerufen…ich wollte weder das Eine noch das Andere. Und jetzt bin ich wieder hier, in Japan, in meiner Schule, bei meinen Freunden, die von all dem nichts wissen und ich gedenke es auch dabei zu belassen!!! „Haru? Hatsuharu? Hallo, ist jemand zu hause?!“, fragte Kyo und wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht rum. Ich schreckte aus meinen Gedanken auf und sagte: „Sorry, war in Gedanken.“ „Bist du seit du wieder da bist öfters, oder?“, fragte er mich, ich nickte und sah zu den Anderen, diese waren schon längst in ein Gespräch über die Hausaufgaben vertieft. Kyo musterte mich und fragte: „Du hast so einen ernsten Gesichtsausdruck, ist irgendetwas passiert, was du uns nicht sagen kannst oder willst?“ Ich sah ihn an, Kyo wusste schon immer, wenn etwas nicht stimmte. „Wie kommst du darauf?“, stellte ich die Gegenfrage und hörte, wie er tief ein- und ausatmete bevor er antwortete: „Weil du dich verändert hast und ich meine damit nicht nur dein Äußeres, also die langen Haare, die wenn ichs sagen darf, dir gut stehen, sondern auch dein Verhalten. Du hängst deinen Gedanken nach, hast bisher kaum geredet, du bist schweigsamer als Kisa.“ Ich nickte und setzte ein Lächeln auf, wie hieß es so schön? Gute Miene zum bösen Spiel?! „Ja, ich habe mich verändert, aber nur äußerlich, siehst du ja.“, sagte ich und zupfte an meinen Haaren, die gingen mir inzwischen bis über die Schultern. Und wieder schlug mein Gewissen zu. „Okay, aber vergiss nicht, du kannst mit mir über alles reden.“, schlug er mir mit einem Grinsen im Gesicht vor, auch mein Lächeln wurde breiter, als ich sagte: „Ich werde bei Gelegenheit darauf zurückkommen,“, ich stand auf und sagte weiter: „Aber jetzt verkrümle ich mich erst einmal, die Fahrt war anstrengend und ich bin ziemlich müde. Bis später!“ Die Anderen hatten noch nichts bemerkt und so verabschiedete ich mich von Kyo und er sagte nur: „Is gut, bis später.“ Ich warf ihnen noch einen kurzen Blick zu, drehte mich um und ging zurück in die Unterkunft. Zur selben Zeit bei Shou: Nachdem Hatsuharu gegangen war, sah Shou noch ein paar Minuten auf die Tür, um sicher zu gehen, dass Haru auch wirklich weg gegangen war und nicht gleich wiederkam. Ihm waren Harus letzte Worte, die er gesprochen hatte, bevor dieser das Zimmer verlies, noch nicht aus der Erinnerung verblasst. //Was hatte er damit gemeint? Er müsse etwas nachhohlen, hatte er gesagt, was war das? Vielleicht ein Gespräch mit seinen Freunden?!//, fragte Shou sich in Gedanken. Er schob den Gedanken beiseite und ging zu Harus Bücherregal. „Wollen wir doch mal sehen, was du für Bücher hast.“, murmelte er vor sich hin, während er dich die Bücher näher betrachtete. Er zog eines aus dem Regal, es war eines der Sachbücher, welche Haru besaß. Auf dem Buchrücken standen in silbernen Lettern die Worte 'Wenn Kommunikation schwer fällt' . Dasselbe stand auf der Vorderseite des Buches, nur das dort der Titel auch noch in Brailleschrift stand. //Genau wie bei dem Laptop!//, schoss es Shou durch den Kopf, als er das Buch umdrehte, um den Klappentext zu lesen und auch hier standen die Worte in normaler und in Brailleschrift. Dort standen weiß auf blau die Worte: 'Für Menschen ist Kommunikation lebensnotwendig, aber was ist, wenn es uns genau an diesen Möglichkeiten mangelt? Wie leben Menschen, die weder sprechen, noch sehen, noch hören können? Dieses Buch gibt Ihnen, anhand von echten Geschehnissen, die Antwort auf diese Frage. Betroffene teilen Ihnen ihre Erfahrungen mit, schildern, wie sie gelernt haben mit ihrem Schicksal umzugehen, wie es dazu kam und was sie für Schwierigkeiten bewältigen mussten, um sich in ihrem neuen Leben zurecht zu finden. Zum Schutz dieser Personen wurden alle Namen geändert.' Als Shou den Text zu ende gelesen hatte, runzelte er die Stirn und dachte: //Wieso zur Hölle, liest er solche Bücher?!// Aber trotz dieses Gedankens, setzte es sich auf sein Bett, schlug das Buch auf und begann zu lesen. Nach einiger Zeit, veränderte sich der Ausdruck in seinem Gesicht und es spiegelte pures Interesse wieder. Einige Zeit lang hörte man nur das rascheln der Buchseiten, Shou verschlang in seinem Interesse für das Buch Wort um Wort, Seite um Seite, bis er auf ein Kapitel mit dem Titel 'Nichts sehen' stieß. //Vielleicht hat er deshalb das Buch gekauft? Wegen eines Verwandten, der hier mitgewirkt hat?! Wann ist das Buch raus gekommen? Vor einem Jahr…//ging es ihm durch den Kopf und so begann er das Kapitel zu lesen. 'Nichts sehen Der inzwischen 16-jährige Yuuki Shima (Name geändert) war nur als normaler Austauschschüler nach Wellington gekommen, um mal zu sehen, wie die Schule außerhalb von Japan ist. Laut seinen Worten war ein einjähriger Aufenthalt vorgesehen, allerdings lief einiges anders als geplant. Aber ab hier lassen wir ihn erzählen: „Ich wollte eigentlich nur für ein Jahr hierher kommen, um danach wieder nach Japan zu meinen Freunden zurück zu kehren. Meine Sachen waren schon für die Abreise gepackt, schließlich wollte ich in einer Woche in meinen Flieger steigen. Doch dazu kam es leider nie. Ich war spät dran, in einer halben Stunde sollte ich wieder in meinem Internat sein, also nahm ich eine Abkürzung, hätte ich sie doch bloß nie genommen. Der Weg ging an einem recht großen Industriegelände entlang bzw. hindurch. Ich hatte mir nicht viel dabei gedacht, als ich über den großen Platz lief, es war kaum Betrieb, aber trotzdem fanden sich ein paar Verladungswagen und Gabelstapler, welche sich um die Landungen kümmerten. Ich habe keine Ahnung mehr, wie es genau geschehen ist, nur noch, das ich über den Platz lief, einer der Gabelstapler ins schleudern geriet und er mit einem der Chemiekalienverladungswagen zusammenstieß. Zu meinem Bedauern muss ich sagen, das ich keine drei Meter vom Geschehen entfernt stand. Naja, jedenfalls gingen bei dem Zusammenstoß ein paar der Chemiekalienfäßer kaputt und die Säuren oder was es auch war, spritzte durch die Gegend und traf mich, mich und meine Augen. Das nächste was ich noch weis ist, dass ich im Krankenhaus aufgewacht bin, ich hatte einen Verband um meine Augen, die Ärzte sagten mir was passiert war. Die Säuren, welche der Verlader transportiert hatte, hatten mir die Augen verätzt. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass ich nie wieder richtig sehen werden könnte und das wollte ich nicht akzeptieren. Die Zeit nach der mir die Verbände abgenommen worden waren, war milde gesagt schlimm, sie war eine Katastrophe! Ich hatte meine Ärzte angeschrieen, wie sie nur so ruhig und locker seien könnten, wie sie mir nur ins Gesicht sagen könnten, dass es nicht so schlimm sei! Ich stürzte in Depressionen, schottete mich ab, wollte niemanden bei mir haben. Auch vier Monate nach meiner Erblindung wurde es nicht besser, es wurde nur noch schlimmer. Meine Depressionen und meine Verzweifelung nahmen so sehr zu, dass ich versuchte mich umzubringen, nur um meinem Schicksal zu entkommen, allerdings wollte dieses mir keine Erlösung gewähren. Jemand hatte mich gefunden und dafür gesorgt, dass ich versorgt wurde. Ich lag schon wieder bzw. eigentlich immer noch im Krankenhaus, ein Freund kam mich besuchen und rückte mir den Kopf zurecht. Er war ein ziemlich guter Freund und wird auch immer einer meiner besten Freunde bleiben. Ich hatte Damian (auf Wunsch nicht geändert) auf meinem Internat in Wellington kennen gelernt, wir hatten uns in der Zeit meines Aufenthalts im Internat angefreundet und auch nach meinem Unfall hielt er zu mir und half mir, soweit ich es zugelassen hatte. Naja, jedenfalls hatte er mir nach meinem Selbstmordversuch den Kopf gewaschen, so sehr hatten meine Ohren noch nie geklingelt. Allerdings hatte er Recht, mit dem was er mir sagte, das Leben ist zu kostbar um es zu beenden. Nach diesem Gespräch änderte ich meine bisherige Einstellung grundlegend. Ich wurde aus dem Krankenhaus entlassen und begann zu lernen mit meiner Situation umzugehen, ich lernte die Brailleschrift, das Moonalphabet, lernte auf meine Umgebung zu achten. Damian half mir, nach einiger Zeit konnte ich ohne meinen Blindenstock laufen, sofern mir die Umgebung vertraut war, allerdings trage ich ihn noch heute mit mir herum. Heute kann ich froh sein, denn meine Sehfähigkeit war nicht komplett zerstört wurden. Richtig sehen werde ich aber trotzdem nie mehr, blasse Schemen in meiner Umgebung, Andeutungen von Farben kann ich erkennen, aber keine klaren Umrisse. Aber inzwischen macht mir das nicht mehr so viel aus, ich bin froh darüber überhaupt etwas erkennen zu können. Dadurch kann ich auch am Unterricht teilnehmen. Und mit noch größerer Freude kann ich verkünden, dass ich in zirka einem Jahr wieder in meine Heimat Japan zurückkehren werde, es ist allerdings auch schade, denn das heißt, dass ich Damian sehr lange nicht sehen werde. Aber an dieser Stele verabschiede ich mich und bedanke mich bei meinem treuen Freund Damian Maryan.“' Shou starrte fassungslos das Buch an. //Das kann doch nicht sein! Das darf nicht wahr sein, dass…//, ging es ihm durch den Kopf, immer noch in seinen Gedanken vertieft stand er auf, klappte das Buch zu und stellte es zurück ins Regal, nur um sich anschließend wieder auf sein Bett zu setzen und das keine Minute zu früh, denn kaum saß er wieder, schon ging die Tür auf und Hatsuharu trat ein. ---------------------- Und schluss... *grinst* Ich hoffe es hat euch gefallen und ihr hinterlasst mir Kommis... Das nächste Kapitel kommt am 15. Januar 2008... Abarai Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)