Das Blut der Lasair von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 13: Verbündete ---------------------- Verbündete Elizabeth hörte ruhig zu, bis Catherine ihre Ausführungen beendet hatte. Sie sammelte sich noch eine Weile und meinte dann: „Es hat begonnen.“ „Was?“ „Der Schneesturm… Ihr Blut in den Flammen… Der Angriff in Paris… Der Angriff hier… Es hat begonnen, doch es ist nicht, wie es sein sollte.“ „Könnten Sie bitte aufhören, in Rätseln zu sprechen?“ „Ich kann Ihnen darüber kaum etwas sagen, aber…“ „Wer kann mir dann darüber Auskunft geben?“ fragte Catherine forsch. Elizabeth zuckte die Schultern, worauf Catherine seufzte. „Gut, dann sagen Sie mir, was Sie wissen.“ „Nach allem, was ich bisher Vergleichbares gelesen habe, sollte die Stimme von ihnen Besitz ergriffen haben. Sie sollten sie nicht nur hören.“ „Wem gehört die Stimme?“ „Wahrscheinlich einer Hexe.“ „Was will sie?“ „Ich weiß es nicht.“ Catherine nickte. „Sie müssten…“ „Nein, ich weiß überhaupt nichts. Ich weiß nur von einer Aufgabe, die ich erfüllen soll. Mehr nicht.“ „Sie erinnern sich nicht mehr genau an den Traum, nicht wahr?“ „Nein, ich kann mich nicht mehr an jedes Wort erinnern. Ich weiß, dass ich mich gefühlt hatte, als stünde ich selbst da oben im Feuer. Und es wurden Worte gerufen, aber die…“ Catherine versuchte, sich zu erinnern, doch schüttelte dann den Kopf. „Nein, ich kann es nicht.“ Elizabeth nickte. „Schade. Das könnte uns jetzt sicher weiterhelfen.“ Catherine lehnte sich zurück und entgegnete: „Dann muss ich wieder träumen, wenn die Stimme mir das nicht sagt.“ Elizabeth nickte. Catherine träumte nicht mehr – zumindest nicht diesen Traum, allerdings hörte sie die Stimme noch, durch deren kluge Sprüche weder sie noch Elizabeth eine Lösung in diesem großen Rätsel fanden. Am Anfang hatte sich Catherine so sehr auf die wirren Worte konzentriert, damit ihr auch wirklich nichts entging, irgendwann gab sie aber resignierend auf: Sie hörte nicht mehr genau zu, denn was brachte es schon? Keine weiteren Erkenntnisse, sondern nur ununterbrochene Kopfschmerzen und eine hohe Geräuschempfindlichkeit, sodass sie menschliche Gesellschaft mied, weshalb sie auch mit Lea und ihren Freundinnen kaum etwas unternahm. Sie beließ es bei langen Spaziergängen durch die kleine Stadt und saß allein in der Bibliothek. Und schließlich verstummte die Stimme wieder und war aus Catherines Kopf verschwunden. Eine Neuigkeit erfuhr sie: Thirlestane Castle war ein Zufluchtsort für die Kinder von magisch befähigten Leuten. Leas Mutter war Hexe – genau wie deren Mutter Elizabeth. Die meisten der Mädchen waren Halbwaisen und lernten unter dem Deckmantel einer sozialen Einrichtung, ihre Fähigkeiten zu kontrollieren. Auch Catherine las viel und bildete sich, machte Konzentrationsübungen und trainierte wieder, was ihr gut tat. Das Klingeln ihres Handys ignorierte sie und bald riefen ihre Freundinnen und Freunde nicht mehr an. Sie konnte nicht antworten und erklären, wo sie war und was sie tat. Vielleicht dachten sie, dass ihr etwas passiert war, dass sie verschollen war. Vielleicht sogar tot. Catherine wusste, dass es nicht anders ging. Irgendwann würden sie vergessen, nach ihr zu fragen. Und irgendwann würden ihre Freunde auch vergessen, dass es sie – Catherine – gegeben hatte, denn das Leben ging weiter. Nur in der Universität hatte sie sich gemeldet und sich aus familiären Gründen auf unbefristete Zeit von den Lehrveranstaltungen abgemeldet. Elizabeth hatte darauf bestanden, da sie nicht so einfach verschwinden konnte und da sie vielleicht doch einmal nach Paris zurückkehren würde. Catherine schlug mehrmals seitlich gegen die mit Leder bespannte Stange und setzte einige Fußtritte nach. „Tut dir das nicht weh?“ „Wenn ich mich nicht konzentriere schon.“ antwortete Catherine Lea und drehte sich um. „Freust du dich auf Imbolc?“ Catherine gab ein undefinierbares Geräusch von sich und zog ihre schwarzen Handgelenkschoner aus. „Ich habe noch nie Imbolc gefeiert.“ „Es ist schön. Wir schmücken das Haus und essen gut… Und du bekommst deinen Namen.“ „Meinen Namen?“ „Deinen Hexennamen. Du willst doch dazugehören, oder nicht?“ Catherine reagierte nicht auf die Frage, sondern meinte: „Hast du denn einen Namen?“ „Ich habe einen, ja, aber das Ritual meiner Namensgebung ist noch nicht vollzogen.“ „Wieso nicht?“ „Dazu bin ich noch zu jung. Das geschieht offiziell erst, wenn ich zwanzig werde. Du bist ja schon zwanzig.“ Lea sah sich die Waffen an und fragte: „Woher hast du die?“ „Die habe ich mir hier besorgt. Meine gewohnten sind leider in Paris. Diese hier liegen nicht so gut in der Hand… Wie lautet dein Name?“ „Nyah. Das ist gälisch und bedeutet ‚heller Schein’.“ „Das ist schön.“ „So sind sie – unsere Namen. Wie lautet dein Name?“ „Ich habe noch keinen.“ entgegnete Catherine und schüttelte den Kopf. „Ich denke nicht, dass ich jemals hierhin gehören werde, Lea. Das ist alles fremd für mich. Und Elizabeth…“ „..wollte dich sehen. Deshalb bin ich überhaupt hier. Wahrscheinlich will sie mit dir über deinen Namen und Imbolc sprechen. Es wird ja höchste Zeit dafür.“ unterbrach Lea sie und ging schon voraus wieder nach oben. Catherine folgte ihr und klopfte an die Tür zum Büro. Als sie die Tür öffnete, erblickte sie Salieri, der sich angeregt mit Elizabeth unterhielt. „Catherine, setzen Sie sich!“ meinte Elizabeth und Catherine setzte sich. Salieri nickte ihr nur kurz zu, dann richtete er das Wort an sie: „Sie sind nun seit mehreren Wochen hier und machen hoffentlich Fortschritte, was ihre Fähigkeiten angeht. Ich hörte, Sie können inzwischen mit ihren Gedanken die Form von Wasser kontrollieren? Gefrieren und wieder schmelzen lassen?“ Catherine nickte kurz. „Das ist gut, doch das reicht bei weitem nicht aus.“ „Weshalb sind Sie hier?“ „Die Bruderschaft hat die Villa ihrer Familie verwüstet und sucht nach Ihnen. Ich weiß nicht genau, was sie von Ihnen will, doch Sie sind wichtig für ihre Pläne.“ „Welche Pläne?“ „Imbolc.“ „Daniele meinte, es erstehe eine alte Macht an Imbolc auf. Ist da nun wirklich etwas dran?“ Salieri zögerte einen Augenblick, dann entgegnete er: „Ich habe nichts Genaues darüber. Elizabeth…“ Elizabeth schüttelte den Kopf. „Wir haben Schwingungen und außergewöhnliche Ereignisse festgestellt, doch aus ihnen können wir uns nicht viel ableiten.“ Catherine fragte sich langsam, was die beiden überhaupt wussten, doch sagte nichts. „Wir wissen nur eines: es muss etwas mit Ihnen zu tun haben.“ fuhr Salieri fort. „Mehr nicht?“ „Nein, mehr nicht.“ Catherine nickte und sagte nichts darauf. Das war nicht gerade viel. Das Imbolc-Fest rückte näher und Catherine bemerkte, dass Elizabeth unruhig war, seit Salieri weitergereist war. Er wollte nach New Orleans und sehen, was er dort in Erfahrung bringen konnte. Elizabeth blieb selten noch in ihrem Büro, sondern spazierte durch die Gänge und die Umgebung. Nachts saß sie lange in der Bibliothek und wälzte dicke Bücher, in denen sie hoffte, die Antworten zu finden, die sie Catherine nicht geben konnte. „In diesem Buch habe ich nichts gefunden.“ meinte Catherine und lehnte sich an den Türrahmen an. Elizabeth blickte auf und schlug das Buch zu. „Sie schlafen noch nicht?“ „Nein.“ gab Catherine die überflüssige Antwort und setzte sich gegenüber von Elizabeth in die leere Bibliothek. Catherine blickte umher und entdeckte eine Lücke in der sich anschließenden Bücherreihe. „Haben Sie die Familienchronik weggenommen?“ „Welche Familienchronik?“ fragte Elizabeth. „Meine… Also, die meiner Familie.“ „Nein, Salieri hat sie mitgenommen.“ „Haben Sie vorher einen Blick hineingeworfen?“ Elizabeth nickte, doch meinte auch, dass sie das nicht weitergebracht hatte. „Ja, mich auch nicht.“ gab Catherine zu. „Ich kann mir nur einen Reim auf die Sache machen.“ „Und welchen?“ „Jemand wollte alles auslöschen, das uns auf die richtige Spur geführt hätte.“ „Die richtige Spur… das ist ja ganz schön, aber wir wissen nicht einmal, nach was wir suchen müssen.“ überlegte Catherine und Elizabeth nickte. Sie hing ihren Gedanken nach. „Welchen Sinn hat das überhaupt noch?“ „Was meinen Sie?“ „Ich könnte gehen. Wenn das alles mit mir zu tun hat, was ich durchaus nicht gerade einleuchtend finde…“ „Sie wollen mir doch nicht mit normal-bürgerlicher Logik kommen. Darüber müssten Sie seit ihrer Kindheit hinweg sein!“ Elizabeth lächelte flüchtig, als Catherine nickte. „Natürlich. Gehen wir also davon aus, dass es wirklich mit mir zu tun hat, dann bringe ich Sie und die Mädchen nur in Gefahr. Und dann sollte ich gehen.“ Elizabeth winkte ab. „Wir sind Gefahr gewohnt. Sie gehört zu unserem Leben. Viele Leute denken, dass es Hexen nicht mehr gibt, und liegen damit falsch. Noch mehr denken, dass es Hexenverfolgungen nicht mehr gibt und liegen damit noch mehr daneben, als Sie annehmen würden. Wir müssen vorsichtig sein und das ist es, was ich versuche, meinen Mädchen beizubringen. Es laufen viele Irre auf der Straße herum. Wenn ich mich nicht täusche, haben Sie das auch schon feststellen können.“ Catherine nickte. Sie hatte tatsächlich eine Begegnung mit einem Irren gehabt. „Viele dieser selbsternannten Jäger greifen sogar mit Atamen an – mit unseren Ritualmessern. Das ist beinahe… Nein, es ist eine unglaubliche Beleidigung und eine Befleckung unserer heiligen Kulte.“ Das war es also gewesen. Der Dolch war eine Atame „Catherine, Sie werden nicht gehen.“ „Wie?“ „Zu Imbolc erwarten wir viele Freunde. Verbündete sozusagen. Bis dahin werde ich Sie schützen. Und dann sehen wir weiter.“ __________________________________________________________________ Hallo! Ich hoffe, es hat euch gefallen. Das nächste Kapitel muss etwas auf sich warten lassen, da ich ab morgen im Urlaub bin. Bis dahin: Liebe Grüße. Elena. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)