Das Blut der Lasair von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 15: Das Lichterfest --------------------------- Das Lichterfest Catherine versammelte sich mit den anderen um den Altar, der mit einem großen hölzernen Rad, Blumen, Kerzen und Girlanden geschmückt war. Elizabeth bereitete mit Elatha das Opfer vor, indem sie verschiedene Kräuter in flache Tonschalen legten und diese nacheinander und zwischen verschiedenen ritualisierten Worten entzündeten. Catherine stand nahe bei ihnen und bald erfüllte der Duft von Weihrauch, Zimt, Myrrhe und Rosmarin ihre Lungen. Die schwere Luft breitete sich langsam aus und gelangte auch zu den jüngeren, die in einem größeren Halbkreis um den Altar standen. Neben Catherine standen nur noch Blaithin und Keena, die nach einer Weile hervortraten und eine Schale Milch und ein Brett mit Käse und Brot auf dem Altar abstellten. Diese Speisen standen stellvertretend für das, was die Versammelten bald essen würden und waren der Anteil für die Göttin. Elatha stellte sich neben Catherine und blickte sie prüfend an, während Elizabeth die abschließenden Worte aussprach. Catherine bemerkte es nicht, sondern hörte zu. Dann gingen sie gemeinsam in den Speisesaal und begannen mit dem Festessen. Plötzlich erhob sich Elizabeth und eilte nach draußen. „Was ist?“ fragte Catherine, doch Elatha erhob sie ebenfalls nur. Catherine warf Lea einen fragenden Blick zu, doch diese konnte ebenfalls keine Antwort geben und zuckte nur die Schultern. Elizabeth und Elatha kamen lange nicht zurück und das Festessen löste sich allmählich in kleine Grüppchen auf. Catherine setzte sich zu Lea und ihren Freundinnen und unterhielt sich fröhlich mit ihnen. Jessy und Sandy wurden müde und auch Lea gähnte hinter vorgehaltener Hand. „Das gibt es nicht! Warum bin ich so müde? Ich habe heute extra ausgeschlafen!“ meinte Lilly und blickte auf ihre Uhr. „Es ist noch vor Mitternacht!“ rief sie ungläubig. Catherine nickte. „Was geschieht jetzt noch außer diesem Namensritual?“ fragte sie. „Nichts weiter.“ entgegnete sie, worauf Sandy nickte und auch Jessy sich anschloss. „Und wir dürfen nie dabei sein, obwohl wir jedes Jahr betteln.“ fügte Jessy hinzu. „Ja, so ist das eben.“ Elatha war hinter die Mädchen getreten und schickte sie in ihre Zimmer. Catherine sah, dass auch die anderen jüngeren nach oben geschickt wurden. Etwas misstrauisch erhob sie sich ebenfalls und blieb bei Elatha stehen. Lea streckte die Hand nach ihrem Glas aus, um es leer zu trinken und dann ebenfalls zu gehen. Elatha blickte Leas Freundinnen hinterher und meinte: „Du bleibst heute.“ Lea blickte ihrer Mutter hinterher und blickte dann zu Catherine. „Was… Hat sie das gerade wirklich gesagt?“ „Zumindest habe ich es auch gehört.“ „Cool! Ich darf bleiben!“ Lea lachte und sagte ihren Freundinnen Bescheid, die daraufhin etwas gekränkt auf ihre Zimmer gingen. Nachdem der Saal geräumt war, kamen mehrere Frauen hinzu, die Catherine noch nie gesehen hatte. „Wir sind sehr froh, dass ihr gekommen seid.“ hörte sie Elizabeth noch sagen und kam dann auf Catherine zu. „Wir sind komplett.“ „Komplett?“ Catherine blickte etwas unschlüssig in die Runde, worauf Elatha sie an der Hand ergriff und sie in die Mitte des Raumes führte. Catherine sah den Altar, auf dem noch immer die Speisen lagen. Elizabeth nickte ihnen zu und entzündete dann noch zwei rote Kerzen auf dem Altar. Die anderen Hexen stellten sich in einem Kreis um sie herum und fassten sich an den Händen. Ein leises Murmeln erfüllte den Raum. Ein Murmeln, das Catherine unmöglich verstehen konnte. „Was ist das?“ „Gälisch. Und jetzt seien Sie still.“ gab Elatha zurück, blickte kurz zur Tür, legte dann Catherine einen Blumenkranz auf den Kopf und verflocht ihn mit einigen Haarstränen. „Bleiben Sie ruhig.“ Catherine folgte ihren Anweisungen. Sie hatte keine Angst. Elizabeth reichte ihr einen Becher mit einer Kräutermixtur und Catherine trank. Während sie die bittere Flüssigkeit zu sich nahm, begannen die Hexen, ihre Namen zu sagen. Elizabeth begann: Saerlaith. Elatha. Keena. Blaithin. Aedammair. Maeve. Isleen. Temair. Ailis. Daron. Cessair. Ahvair. Eibhilin. Bevin. Brenda. Cahan. Padraigin. Brid. Ceara. Lea zögerte einen Moment und sagte dann: „Nyah.“ Celach. Mairéad. Rori. Moina. Saraid. Dann begannen sie erneut, im Kreis ihre Namen zu sagen. Der Kräutertrank wirkte allmählich. Catherines Blick wurde schwerer und es fiel ihr zusehend schwer, ihre Umgebung und das Geschehen in ihr einzuordnen. Ihre Beine gaben langsam nach. Elizabeth und Elatha geleiteten ihren Körper auf den Boden und nahmen ihre spitzen Dolche in die Hand. Die Namen liefen immer noch durch die Reihe - nur Elizabeth und Elatha sprachen andere Worte: „Das Rad des Schicksals ist in mächtiger Hand. Folge deiner Spur - sie verläuft im Sand. Das Rad des Schicksals bleibt nicht stehen. Durchbrich’ den Zirkel des Geschehens! Das Rad des Schicksals ist in mächtiger Hand. Folge deiner Spur - sie verläuft im Sand. Das Rad des Schicksals bleibt nicht stehen. Durchbrich’ den Zirkel des Geschehens!“ Unter ständiger Wiederholung der Worte ritzen sie langsam und vorsichtig Catherines Handgelenke an der Seite an und fingen das Blut in kleinen Schalen auf. Lea musste wegsehen. Das hatte sie nicht gewusst. Sie hatte nicht gewusst, dass das geschehen würde. Hatte es Catherine gewusst? Catherine fühlte, dass sie ihrer Sinne nicht mächtig war. Vor ihren Augen erschienen Gesichter, in ihrem Kopf tönten Stimmen und Geräusche, in ihrem Herzen verspürte sie Gefühle. Sie erkannte die Gesichter nicht. Sie wechselten zu schnell. Sie konnte sie nicht einordnen. Viele der Geräusche kannte sie, doch benennen konnte sie diese ebenfalls kaum. Und die Gefühle… sie kannte sie, doch sie gehörten ihr nicht. Wut und Hass. Verzweiflung und Enttäuschung. Doch! Sie gehörten ihr. So hatte sie sich gefühlt, als Lucien sie verraten hatte. Als er sie im Stich gelassen hatte! Als er sie… Ihr Atem ging schwer. Wut. Verzweiflung. Wie hatte sie im je Vertrauen schenken können? ‚Du, die du dies hörst, bist noch am Leben, aber ich bin schon im Reich der Unsichtbaren. Ein Bleigewicht lastet auf mir, ein Gefühl wie das Ersticken in Macht. Nichts hält es zurück, bis die Aufgabe vollbracht’ Catherine zuckte zusammen und wieder ertönte die wohlbekannte Stimme. ‚Hilf mir! Vollende, was ich nicht konnte! Tu’ es!’ Catherines Gedanken wirbelten herum. Was tun? Warum? Wie? ‚Sie haben mich verraten. Er hat mich verraten. Sie haben dich verraten. Er hat dich verraten.’ Wer? Wer? ‚Wir sind eins. Wir waren es immer. Du bist ich und ich bin du. Aneinander gebunden bis in alle Ewigkeit. Aneinander gebunden bis die Prophezeiung wahr werden wird...’ Welche Prophezeiung? Sprich! Ein lautes Geräusch drang zu Catherine durch und sie verstand die folgenden Worte nicht. Wer bin ich? Was soll ich? Sprich! Sprich mit mir! Catherine hatte das Gefühl, sich verzweifelt suchend umzuwenden, in jede mögliche Richtung zu blicken, doch sie bewegte sich nicht. Sie konnte es nicht. Das alles fand nur in ihren Gedanken statt. In ihren Gedanken und Gefühlen. ‚Du bist…’ Plötzlich fühlte sich Feuer in sich, das sie ausfüllte und jede Furcht, die sie in den letzten Jahren jemals gelähmt hatte, verbrannte. Elizabeth sah, dass Catherine bald ihren Namen erhalten würde, doch sie konnte ihr nicht helfen. Sie rief ihren Hexen etwas zu, doch auch sie hatten mit ihren Gegner alle Hände voll zu tun. Sie mussten weiterhin kämpfen. Sie mussten Catherine schützen, die sich im Moment nicht selbst schützen konnte. „Elatha! Nimm’ diese Seite!“ Rufe, Schreie und Befehle. Verteidigung durch bloßen Körpereinsatz oder mithilfe der beherrschten Elemente. Waffen. Was glaubte die Bruderschaft? Dass man sie in ihrem eigenen Hauptquartier so einfach besiegen konnte? Nicht nur die Hexen hatten sie erwartet, sondern auch Vampire. Marius. Louis… Elizabeth wurde von drei Männern attackiert und wich für einen Moment von Catherines Seite. Lucien nutzte den Moment und kniete sich zu seiner Schwester hinunter. Sanft strich er ihr über die Stirn. Sein Blick fiel auf die Schalen mit Blut, die noch auf dem Boden standen. ‚Du musst angreifen, bevor ihr Blut den Altar befleckt. Nur dann kannst du sie retten. Nur, wenn du sie tötest. Nur dann, Lucien!’ So hatte es Jacques gesagt. Er nickte bei sich und zog den Dolch aus seiner Jacke. Er musste seinen Auftrag ausführen. Wenn er es nicht tat, würde ein anderer… Plötzlich schrie Catherine auf und begann, um sich zu schlagen. Sie trat, biss und kratzte, doch sie war nicht bei Bewusstsein. Lucien wich zurück und konnte sich nur mit der größten Mühe gegen ihre Raserei und ihre besinnungslose Wut verteidigen. „Was..? Catherine! Catherine!“ Der Vampir in einem eleganten Anzug entledigte sich seines Gegners und fuhr mit seiner Zungenspitze zum Mundwinkel, an dem noch ein Tropfen Blut hing. „Unmöglich diese Anfänger!“ meinte er zähneknirschend und blickte sich nach einem weiteren Gegner um. Er erblickte Catherine, die sich von ihrem Bruder befreite und auf diesen einstach. Das Blut gefror ihm in den Adern. Sie war von Sinnen. Elizabeth starrte einen Moment Catherine nur mit geweiteten Augen an. Ihre schwarz umrandeten Augen waren geöffnet, doch ein leerer Ausdruck lag in ihnen und die Iris schimmerte in einem eiskalten Blau. Dann blickte Elizabeth zu ihm und rief: „Marius! Bring’ sie weg von hier! Schnell!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)