Das Blut der Lasair von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 18: Vampire als Untermieter ----------------------------------- Vampire als Untermieter „… sechs sind tot.“ „Wer?“ fragte Catherine und zwang sich zur Ruhe. „Blaithin, Keena, Temair, Bevin, Mairéad und Cahan.“ antwortete Marius und beobachtete ihre Reaktion. „Und wer ist schwer verletzt? Ich meine, wer schwebt noch in Lebensgefahr?“ „Ahvair, Brid und eine jüngere Hexe…“ „Nyah.“ flüsterte Catherine und er nickte. „Was hat Elizabeth… Saerlaith jetzt vor?“ David blickte erst zu Marius, der nickte, und meinte dann: „Wir sollen zurück nach Thirlestane Castle kommen sobald du dich in der Lage dazu fühlst.“ „Was soll das bringen?“ „Wir sind vor Ort und haben die Bibliothek zur Verfügung.“ „Das hat bisher auch nicht geholfen.“ „Da war ich noch nicht da.“ entgegnete David und Catherine zog eine Augenbraue hoch. Lestat sagte nichts. Er lehnte nur an der Wand und betrachtete Catherines Haar, das nun über ihren Rücken fiel. Louis und Daniel blickten unschlüssig in die Runde. Marius musterte Catherine ebenfalls mit einem neugierigen Blick, der Catherine unangenehm wurde. „Ich fühle mich gut. Wann …“ „Dann brechen wir sofort auf.“ „Das schaffen wir nicht vor Tagesanbruch.“ widersprach Catherine, worauf Marius leise lachte. „Das schaffen wir. Wir brauchen nur noch ein bisschen Zeit, um alles zusammen zu suchen. Wir kommen nach.“ meinte er. Louis, David und Daniel machten sich daran, die Unterlagen, Bücher und das sonstige Hab und Gut einzusammeln, während Catherine ihnen zusah. „Komm.“ meinte Lestat, ergriff sie am Handgelenk und zog sie mit hinaus. „Was? Wieso? Sollten wir nicht…“ „Du kommst mit mir. Die anderen werden uns folgen.“ Ehe sie wusste, wie ihr geschah, fühlte sie keinen Boden mehr unter den Füßen. Sie sah nur ihn über sich und die Erde unter sich. Er hielt sie fest, doch nahm er keine Notiz von ihr. Die kalte Nachtluft wehte durch ihr Haar und ihre Kleidung, strich ihr unbarmherzig über die Haut und durchdrang sie bis auf die Knochen. Sie flog. „Wie ist das möglich?“ Er antwortete nicht. „Du musst doch wissen….“ „Kannst du nicht einfach still sein?“ fiel er ihr ins Wort und blickte sie das erste Mal auf ihrer Reise direkt an. Er erkannte in Catherines Augen nicht nur lodernde Wut, sondern auch eine große Traurigkeit. Woher diese kommen mochte… Er war versucht zu fragen, doch da wendete sie den Blick ab und schwieg für die restliche Zeit. Der Himmel wurde grau und kündigte den Sonnenaufgang an, lange nachdem sie in Thirlestane Castle angekommen waren. Inzwischen hatte Catherine Elizabeth begrüßt und hatte sich ihrem Wunsch angeschlossen, sich zumindest etwas schlafen zu legen, da sie auf Marius und die anderen Vampire warten wollten. „Dieser Marius…“ fragte Catherine, „Woher kennen Sie ihn?“ Elizabeth zögerte, dann antwortete sie: „Vor langer Zeit wollte er mich töten, doch er hat es nicht getan.“ „Wieso nicht?“ Elizabeth schüttelte den Kopf. „Ich sage es nicht gern und ich sage es bestimmt nicht so schnell wieder, aber manchmal lässt man alte Geschichten besser ruhen.“ Catherine nickte. „Gibt es etwas Neues von Lea? Und den anderen natürlich?“ „Nein, ihr Zustand ist unverändert. Ihre Mutter ist bei ihr.“ Catherine nickte wieder nur und ging in ihr Zimmer. Sie schlief nicht sofort ein, da ihr noch viele Gedanken im Kopf umherschwirrten. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass es besser gewesen wäre, hätte sie das Schloss verlassen, doch Elizabeth hatte sie nicht gehen lassen. Sie war nur ihrem Wunsch nachgekommen und hatte damit vielleicht neun Hexen ums Leben gebracht… Catherine drehte sich auf die andere Seite. Immer deutlicher wurde ihr, dass es der Bruderschaft nicht einfach nur um Imbolc, die Hexengemeinschaft und Magie ging, sondern auch um sie – Catherine – selbst. Als Catherine erwachte, durchbrach die Sonne mit fahlem Winterlicht die trübe Wolkendecke. Angezogen und ausgeruht erledigte Catherine Krankenbesuche bei den verletzten Hexen und klopfte dann an Elizabeths Tür. „Guten Morgen…. Tag.“ korrigierte sie, als sie auf die Uhr blickte. „Hallo.“ „Kommen Sie doch herein!“ „Nein, ich wollte nur schnell fragen, wann wir uns treffen? Am frühen Abend?“ Elizabeth nickte. „In der Bibliothek.“ fügte sie ihrem Nicken hinzu. „Dann gehe ich in den Keller und trainiere.“ „Wieso wollen Sie trainieren?“ „Ich muss vorbereitet sein. Das sagt mir mein Gefühl.“ Elizabeth nickte und Catherine wollte den Raum verlassen. „Ach, da ist doch noch etwas, was mich interessieren würde.“ meinte sie und drehte sich noch einmal um. Elizabeth blickte von ihrem Schreibtisch auf und sah sie fragend an. „Der Angriff auf das Fest… Wer hat… Ich meine, wer war verantwortlich?“ „Die Bruderschaft.“ „Ja, schon, aber wer hat den Angriff… geleitet?“ „Ein junger Mann mit braunem Haar. Ich glaube, seine Mitstreiter haben ihn ‚Lucien’ gerufen.“ Catherine stockte, dann fragte sie weiter: „Was ist mit ihm?“ „Ihr Bruder, Catherine, ist… es geht ihm den Umständen entsprechend. Er ist in einem Krankenhaus. Wollen Sie ihn besuchen?“ Catherine schüttelte den Kopf. „Nein. Das einzige, was uns noch verbindet, ist das Blut. Und die Familie kann sich niemand aussuchen.“ „Sind Sie sich sicher?“ Catherine nickte. „Er gehört in meine Vergangenheit.“ erwiderte sie, worauf Elizabeth zweifelnd nickte. „Die Vampire haben ihr Quartier im Keller neben Ihrem Trainingsraum bezogen. Nehmen Sie Rücksicht.“ Catherine nickte und ging nun endgültig nach unten. Sie stieg leise die Treppen hinunter und hörte plötzlich dumpfe Stimmen. Sollten die Vampire nicht in ihren Särgen liegen und ruhen? Catherine näherte sich weiter ihrem Trainingsraum und blieb unwillkürlich vor der Tür stehen, aus der die Stimmen drangen. „…Glaubst du, dass ich nicht gesehen habe, wie du sie ansiehst?“ Daniel. Eindeutig Daniel. „Ansehen? Ich sehe überhaupt niemanden an! Von wem sprichst du?“ Lestat. Eindeutig Lestat. „Das Mädchen. Catherine.“ „Wieso sollte ich sie ansehen?“ „Weshalb nicht?“ „Dient diese Unterhaltung irgendeinem Zweck?“ „Ich warne dich nur…“ „Du warnst mich?“ „Ja, das tue ich! Rühr’ sie nicht an!“ „Wie kommst du darauf, dass jemand wie sie meinem erlesenen Geschmack genug ist? Was ist sie schon? Eine dahergelaufene Hexe, die bis vor wenigen Wochen nicht einmal von ihren Kräften wusste. Ein Mädchen, das nicht weiß, wo in der Welt es steht. Ein Mädchen, das sich nicht einmal dagegen wehren kann, dass ein Geist von ihr Besitz ergreift!“ „Es ist kein Geist im eigentlichen Sinn… nicht, wenn man es ganz genau nimmt.“ meinte David. „Und du musst es einmal wieder ganz genau nehmen.“ stellte Lestat fest. „Wie auch immer…“ fuhr er mit fester Stimme fort, „Catherine – oder wie sie auch immer heißt – interessiert mich nicht ein bisschen. Weder als Person, noch als Frau. Und ihr dreckiges Blut interessiert mich auch nicht. Ist das nun klar?“ Catherine hatte genug gehört. Wütend machte sie auf dem Absatz kehrt und schlug die Tür zum Trainingsraum hinter sich zu. Was bildete sich dieser arrogante Typ eigentlich ein? Dreckiges Blut! Das war einfach lächerlich. Catherine begann, auf den senkrechten Stab mit Lederüberzug einzuschlagen. Lächerlich! Lächerlich! Unmöglich! Eine Unverschämtheit! Sie hatte nicht um seine Hilfe gebeten. Sollte er doch gehen, wohin er wollte! Sollte er doch verschwinden. Sie brauchte ihn nicht. Ihn und keinen seiner Gefährten. Was… Catherine hielt inne, da ihr die Wunden am Handgelenk schmerzten. Sie blickte hinunter und bemerkte, dass die Schnitte wieder aufgeplatzt waren. „Was machst du hier?“ Catherine fuhr erschreckt herum und erblickte Lestat. „Trainieren, wenn es erlaubt ist!“ gab sie zurück und wickelte die Bandagen um ihre Handgelenke fester. Das Blut färbte sie langsam schwach in einem fahlen, rötlichen Ton. „Ich bin mit nicht sicher, ob das so gut ist mit deinen Verletz…“ „Und ich bin absolut sicher, dass das dich nichts angeht! Was ist? Warum bist du hier?“ Lestat zuckte mit den Schultern. „Wir treffen uns in zehn Minuten mit Saerlaith. Früher als geplant, deshalb….“ „Ja, schön. Ich werde pünktlich sein.“ Lestat drehte sich um und ging zur Tür zurück. Catherine griff nach einer ihrer Sai-Gabeln, die etwas weiter weg in einer Halterung hingen, und schleuderte sie von sich weg. Knapp neben Lestat blieb sie in der Tür stecken. Einen Moment lang verharrte er in seiner Position, dann drehte er sich zu ihr um und grinste. „Du zielst gut.“ stellte er fest. Catherine schüttelte den Kopf. „Nein, eigentlich war das knapp daneben.“ Lestat kam so schnell auf sie zu, dass sie es nicht einmal genau sah. Plötzlich stand er vor ihr, packte sie an den Handgelenken und schob sie zur gegenüber liegenden Wand, gegen die er sie unsanft presst. „Mach’ das nicht noch einmal…“ „Sonst was?“ forderte sie ihn heraus. Lestats Finger verschafften sich einen Weg unter die Bandage am rechten Handgelenk und fuhren über die offene Wunde. Catherine zuckte vor Schmerz leicht zusammen. Lestat zog seinen blutigen Finger zurück und leckte ihn ab. „Vorsicht: Dreckiges Blut! Nicht, dass du dir deinen aristokratischen Gaumen für immer verdirbst!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)