Das Blut der Lasair von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 30: 'Leb' wohl, Catherine.' ----------------------------------- ‚Leb’ wohl, Catherine.’ Erschöpft sanken sie in das Laken zurück. Lestat bemerkte, dass Catherine leicht zitterte. Sie sah ihn an und tastete mit ihrem Finger an seine Schläfe, an dem ein rötlicher Tropfen hing. Er nahm ihre Finger weg und wischte sich den Schweiß selbst ab. Sie angelte nach einem Tuch und hielt es ihm hin. Worte waren nicht nötig. Sein Schweiß war - ebenso wie seine Tränen, sollte er einmal weinen, mit Blut vermischt. Lestat wischte sich trocken und warf das Tuch aus dem Bett. Catherine kuschelte sich in die Kissen. Ihre Sinne gehorchten ihr noch immer nicht. Sie sah Lestat nur leicht verschwommen vor sich, dann spürte sie ihn wieder an sich und bemerkte, wie er die Decke nach oben zog. Sie schloss die Augen und schluckte. Als sie sie wieder aufschlug, blickte sie ihn seine graublauen Augen. „Hast du gehofft, es war ein Traum?“ Sie lächelte und schüttelte leicht den Kopf. „Befürchtet.“ verbesserte sie ihn und strich ihm über seine Stirn. Lestat schwieg und hielt sie einfach nur fest. Catherine bettete ihre Stirn gegen seinen Hals und lauschte seinen Atemzügen, bis sie langsam bemerkte, dass sie immer müder wurde. „Geht es dir gut?“ fragte Lestat leise, worauf sie nur noch mit einem zustimmenden Geräusch antwortete. Kurz darauf spürte er, dass ihr Körper schwerer wurde und schloss daraus, dass sie eingeschlafen war. Wie selbstverständlich strich er ihr zärtlich über ihre immer noch warme Haut, während er seinen Gedanken nachhing. Wie lange war es her, dass er den Körper eines Menschen so gespürt hatte? Natürlich hatte er in seinem sterblichen Leben Erfahrungen gesammelt, doch diese hatten sich auf Prostituierte und Schauspielerinnen, was in damaliger Zeit in dieselbe Richtung ging, beschränkt. So etwas, wie das mit Catherine… So etwas hatte er noch nie erlebt. Er hatte es nicht für möglich gehalten, dass er eine lebende Person je wieder auf diese Art und Weise spüren würde. So ganz ohne Hintergedanken… Oder hatte er welche? Schon öfter hatte er Menschen dazu gebracht, ihn zu bewundern, zu mögen und gar zu lieben, nur um sie später doch gänzlich zu nehmen und das leidenschaftliche Blut, das für ihn in ihnen strömte, zu schmecken. Lestat wandte den Kopf und betrachtete Catherines Gesicht. Ihre ebenmäßigen Züge waren so lieblich und verrieten nicht, welche Kämpfe sie in ihrem Leben schon durchgestanden hatte. Sie schlief ruhig und friedlich und zeigte ihm somit einmal mehr, wie sehr sie ihm vertraute. Sanft zog er mit seinem Finger die Linie ihrer Augenbrauen nach und strich ihr durch das Haar. Sie bewegte sich geschmeidig im Schlaf und legte ihre Hand auf seinen Bauch. Er begehrte sie. Sogar diese Berührung entfachte erneut ein Feuer in ihm. Er lauschte den regelmäßigen Schlägen ihres Herzens und versank in diesem Geräusch. Schon allein dieses Geräusch raubte ihm den Atem. Er liebte es. Dumpf. Stark. Leidenschaftlich. Verführerisch. „Lestat.“ murmelte sie. „Ja?“ entgegnete er leise und überrascht, überhaupt etwas von ihr zu hören, doch Catherine sagte nichts weiter. Sie schlief fest. Elatha ging in Elizabeths Büro auf und ab und schüttelte immer wieder den Kopf. Elizabeth saß an ihrem Schreibtisch und folgte ihr mit ihrem Blick. „Wie stellst du dir das vor, Mutter? Die Polizei auf Thirlestane Castle… Was soll sie den Beamten schon sagen, ohne uns selbst in diese Sache…“ „Es geht nicht anders. Wir können Lasair nicht verstecken…“ „Wie soll sie erklären, dass sie hier ist? Und was soll sie über ihren Bruder und ihre Eltern sagen. Ihr Bruder mit Stichwunden im Krankenhaus, ihre Eltern tot? Das ist einfach zu verdächtig.“ „Wichtig ist, dass sie herausfindet, was die Polizei schon weiß. Sie darf nur Dinge zugeben, die sie schon wissen.“ Elatha schüttelte unwillig den Kopf. „Wie soll sie das schaffen? Sie ist keine von uns. Sie…“ Elatha brach ab, da es an der Tür klopfte. „Herein!“ rief Elizabeth und Lea trat ein. „Wo warst du so lange? Und wo ist Lasair?“ fragte Elatha und setzte sich auf einen Stuhl. Lea legte ihr Buch aus der Hand und meinte: „Sie ist beschäftigt. Sie kommt nicht. Ich habe versucht, sie zu überreden, aber sie kommt nicht.“ entgegnete Lea und blickte etwas nervös in die Gesichter ihrer zwei Verwandten. Elizabeth nickte und meinte: „Das habe ich mir gedacht. Na, da kann man nichts machen. Danke, Lea.“ Lea zögerte und begegnete dem fragenden Blick ihrer Mutter. Langsam holte sie Luft und verwarf den Gedanken wieder. „Was ist denn noch? Willst du noch etwas sagen?“ „Ich…“ Lea stockte und trat ganz in den Raum. Sie schloss die Tür und meinte: „Lestat war bei ihr. Sie haben sich unterhalten und… Sie schien wegen ihm nicht herunterkommen zu wollen.“ Elatha warf ihrer Mutter einen viel sagenden Blick zu. „Ich sagte doch, sie verstehen sich gut. Wir sollten ihr nicht trauen. Wer sich mit einem Vampir ….“ „Wie kannst du so etwas sagen! Catherine ist vertrauenswürdig. Nur weil sie nicht in euer Schema passt….“ entgegnete Lea heftig. „Lea! Wer sich mit einem Vampir einlässt, ist nicht ganz dicht! Und wer sich mit einem Vampir einlässt, dem sollte man nicht vertrauen. Ich habe dir nicht umsonst gesagt, du sollst dich von ihnen fernhalten. Wir sind Hexen. Sie sind Vampire. Wir gehören nicht zusammen! Das gibt nur eine Katastrophe.“ erwiderte Elatha forsch und Elizabeth fuhr fort: „Die Katastrophe ergibt sich auch, wenn man nur Sterbliche und Unsterbliche zusammen kommen lässt.“ „Ihr versteht doch gar nichts!“ rief Lea und knallte die Tür hinter sich zu. Elizabeth und Elatha tauschten verwunderte Blicke aus, dann schüttelte Elizabeth den Kopf. Nach kurzem Schweigen meinte sie: „Wir kümmern uns später um sie. Lasair bedarf im Moment unserer Aufmerksamkeit…. Wo waren wir? Ach, ja. Ihre Fähigkeiten sind enorm.“ „Meiner Meinung nach besitzt sie durchschnittliche magische Kräfte.“ widersprach Elatha ihrer Mutter und schüttelte wieder den Kopf. Elizabeth machte eine abwertende Handbewegung. „Sie fühlt sich hier nicht wohl und hat sich noch nicht integriert.“ „Das wird sie auch nie.“ prophezeite Elatha, worauf Elizabeth sie einen Moment nur ansah. Dann meinte sie: „Ich denke schon. Trotz ihrer Fähigkeiten braucht sie jemanden, der ihr eine gewisse Anleitung gibt.“ Elatha blickte ihre Mutter misstrauisch an. Elizabeth nickte. „Ich möchte, dass du das übernimmst.“ „Du weißt genau, dass ich zurück nach London muss. Die Arbeit…“ „…kommt in diesem Fall wohl ohne dich aus. Die Talamasca hat sicher noch andere Mitarbeiter, oder wie auch immer sich das bei euch nennt!“ Elatha nickte und gab klein bei. „Sie muss so sensibel werden, dass sie fühlt, was ihr Gegenüber fühlt, dass sie denkt, was ihr Gegenüber denkt…“ „Das ist schwer. Nicht einmal ich bin darin so gewandt wie…“ Elizabeth hob die Hand und Elatha verstummte. „Unsere Vorfahren waren darin gewandter, ich weiß. Und trotzdem sind wir vom selbem Blut und das fließt stark in unseren Adern. Und deshalb müssen wir darauf vertrauen, dass wir es können, Elatha. Wie oft habe ich dir das schon gesagt?“ „Oft.“ gab Elatha zu. „Zu jeder passenden Gelegenheit und auch zu jeder unpassenden.“ fügte sie hinzu und begegnete dem strengen Blick ihrer Mutter. „Ich bin streng zu dir gewesen, da du einmal meinen Platz einnimmst. Es tut mir leid, dass du das immer noch nicht verstehst.“ „Ich verstehe es, aber… Ich wurde nie gefragt, ob ich das will.“ „Natürlich nicht. Du bist meine einzige Tochter. Wer sollte die Verantwortung über unsere Gemeinschaft übernehmen, wenn nicht du?“ Elatha entgegnete nichts. Es war zwecklos. Das wusste sie. Und sie wollte sich nicht mit ihrer Mutter streiten. Auch das war zwecklos. „Bist du deshalb nach London? Aus Trotz?“ fragte Elizabeth weiter. „Nein. Nicht aus Trotz. Ich wollte mehr lernen. Und wenn du schon so anfängst…. Dass ich mehr lerne, kommt auch den Mädchen irgendwann zugute.“ „Das ist typisch für dich. Du drehst dir alles, wir du es haben möchtest.“ Elizabeth schwieg einen Moment, dann fuhr sie fort: „Lassen wir das.“ Elatha nickte erleichtert. Lestat betrachtete Catherine immer noch. Er konnte sich nicht an ihr satt sehen. Das Haar umrahmte ihr helles Gesicht und strömte einen betörenden Duft aus. Ihre schlanken Finger hatten sich inzwischen mit seinen eigenen verwoben und hielten ihn fest. Ihre Atemzüge streiften warm über seine Schulter und streichelten ihn. Er konnte sich nicht vorstellen, nun zu gehen, doch es wurde Zeit. Er spürte es und Marius wartete bestimmt schon mit Armand auf ihn und fragte sich, wo er blieb – wenn er nicht gar wusste, wo er war. Marius kannte ihn immerhin gut. Lestat schob langsam ihre Finger zurück und erhob sich. Sein Blick haftete immer noch auf ihr. Er wollte sie ansehen, solange er konnte. Leise und rasch zog er sich an und beugte sich dann über sie. Sanft strich er über ihr Haar und legte zärtlich seine Lippen auf ihre Schläfe. „Leb’ wohl, Catherine.“ flüsterte er und verließ dann lautlos das Zimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)