Das Blut der Lasair von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 53: Sanguis Ignis ------------------------- Sanguis Ignis „Diese Zusammenfassung aus dem 17. Jahrhundert ist die Zusammenfassung eines Textes, der ursprünglich in gälischer Sprache verfasst war. Für die Herkunft dieses Urtextes, gilt Irvine in Schottland als gesichert, da die wenigen Fragmente, die uns erhalten sind, eine lokale, eng begrenzte Dialektform des Gälischen aufweisen, die nur in Irvine und der Umgebung bezeugt ist. Dann gibt es noch Fragmente, die eine frühere lateinische Fassung des Textes wiedergeben.“ las Lea weiter vor. Catherine versuchte irgendetwas daraus herauszuziehen, doch schließlich hob sie die Hand. Lea verstummte. „Wir haben also den Urtext, dann die Zusammenfassung, die uns zu den Runen geführt hat, aber die Runen haben wir nicht. Wir brauchen die Runen. Steht da irgendetwas über die Runen des Kreuzheeres? Crossbost. Oder etwas Ähnliches?“ fragte Catherine und stützte sich auf ihren Ellbogen ab. Lea überflog die Skizzen weiter, schließlich meinte sie: „Nein. Hier steht nichts über irgendwelche Runen, zumindest nicht darüber, dass er sie gefunden hätte.“ Catherine nickte und entgegnete: „Was steht da noch?“ Lea nahm das Blatt wieder auf und meinte: „Dein Großvater hat mit diesen Fragmenten gearbeitet und verschiedene Übersetzungen bearbeitet… Uninteressant, aber das Ergebnis klingt seltsam. Hör’ zu! Auf einigen Fragmenten steht: sanguis ignis…“ „Das Blut der Flamme.“ warf Catherine ein, worauf Lea nickte. „Ja, so weit kann ich Latein auch noch.“ entgegnete Lea. „Und weiter?“ Lea seufzte. „Hm, dein Großvater hat eine andere Möglichkeit in Betracht gezogen.“ „Welche denn?“ „Nimm’ doch wie dein Großvater an, dass die Worte der Zusammenfassung aus dem 17. Jahrhundert auch schon auf einem Übersetzungsfehler des Gälischen basieren…“ „Wie kommst du jetzt auf das Gälische? Hast du das etwa?“ fragte Catherine. „Dein Großvater hat mit den gälischen Fragmenten gearbeitet und offenbar noch eindeutigere gefunden und seine Deutung ist… interessant.“ Lea machte eine Pause und Catherine forderte sie auf, weiter zu sprechen. Lea schüttelte den Kopf und reichte Catherine das Blatt. Sie überflog, was Lea bereits erzählt hatte und erreichte dann den Punkt, an dem sie gestoppt hatte. „Sanguis ignis… wurde verglichen mit den gälischen Worten… fuil is…“ Catherine stockte nun ebenfalls. Sie schluckte und sah noch einmal nach, doch es stimmte. „…lasair.“ flüsterte Catherine. Lea blickte sie an und Catherine las weiter. „Was steht da noch?“ fragte Lea nach einer Weile. „Eine Herleitung seiner Deutung. fuil is lasair… Er übersetzt also nur fuil, was Blut bedeutet und is ist der Genitivartikel zu lasair. Lasair deutet er als Eigenname.“ „Womit er Recht hat, da Lasair auch im 17. Jahrhundert ein Frauenname war.“ warf Lea ein. „Und dann schreibt er noch, dass – wer immer Lasair ist – sie geschützt werden muss und dann… wem er darüber berichtet hat, dass er es als ‚Blut der Lasair’ deutet. Blut der Lasair. Also mein Blut?“ Lea nickte und meinte: „Es wäre möglich, nach allem, was dir schon passiert ist.“ „Er hat dem Rat berichtet und … Salieri, aber so wie es aussieht, hatte er keine Ahnung, dass ich Lasair bin.“ „Logisch. Wie sollte er wissen, dass du jemals einen anderen Namen außer Catherine Valérie führen würdest?“ Catherine schüttelte den Kopf. „Nachdem er herausgefunden hat, dass unsere Familie nicht seit dem 16. Jahrhundert, sondern erst seit dem 17. Jahrhundert in Frankreich beheimatet ist, und nach allem, was die Bruderschaft getan hat, hätte er vorsichtiger sein müssen. Das ist meine Meinung.“ widersprach Catherine indirekt, worauf Lea zaghaft nickte. „Und dann hatte er ja noch das Tagebuch.“ „Wenn er daraus nicht mehr gezogen hat, dann wird es wohl nichts Relevantes enthalten.“ „Dann hätte er es nicht aufbewahrt.“ entgegnete Catherine sicher. „Vielleicht hat er es auch nur aufbewahrt, weil es ein Vorfahre von euch geschrieben hat.“ „Meinst du?“ „Es wäre möglich.“ entgegnete Lea. Catherine nickte. „Das können wir erst sagen, wenn wir es lesen… Aber das mit meinem Blut beunruhigt mich jetzt mehr. Was soll mein Blut bewirken? Gib’ mir bitte noch einmal die Zusammenfassung.“ Lea reichte ihr das Blatt nicht, sondern meinte: „Einer wird kommen, der zu Ende bringt, was auserwählter Seele diesen Tags nicht gelingt. Wut und Verzweiflung in des Todes Angesicht – das Blut der Lasair den herrschenden Bann endlich bricht. Wer nach Antworten suchet, der möge beginnen, wo Land und Meer sich gänzlich verschlingen. Dort werden sie hören, wenn sie es wagen, was ihnen die Runen des Kreuzheeres sagen.“ Sie machte eine Pause und überlegte. „Viel Sinn macht das noch nicht, oder?“ Catherine schüttelte den Kopf. „Nein. Es hört sich an wie eine Prophezeiung, aber einen Reim kann ich mir auch noch nicht darauf machen.“ stimmte Catherine zu. Lestat fühlte ihre Finger auf seiner Haut und dieses heiße Gefühl breitete sich erneut in ihm aus. Flammen, die seinen Körper verzehrten, wie sich sein Inneres nach ihr verzehrte. Er wollte sie. Blut benetzte ihre Lippen – sein Blut. „Catherine.“ Ihre bebenden Lippen legten sich auf seine und er schmeckte sein eigenes Blut kalt gegen seine Zunge. Plötzlich hörte ein leises Lachen, das nicht von ihr kam, sondern von diesem jungenhaften Mann mit dem rotblonden Haar, der hinter Catherine aufgetaucht war. Seine Zähne blitzen kurz auf, dann streckte er die Hand nach ihr aus. Lestat ergriff sie fester und zog sie zu sich, doch sie schüttelte den Kopf. „Lass’ das!“ meinte sie mit ungewohnt harter Stimme und wich einen Schritt zurück. Lestat wollte sich bewegen, er wollte sie zurück, doch sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Er konnte sich nicht bewegen und Catherine näherte sich Armands Umarmung. „Mistkerl!“ zischte Lestat, worauf Armand nur noch einmal den Blick wandte und den Kopf schüttelte. „Du bist nicht gut für sie.“ flüsterte er, was Catherine nicht zu hören schien. Lestat schüttelte vehement den Kopf. „Tu’ ihr nichts! Armand!“ Doch Armand wandte sich nur um und ging hinter Catherine her. Langsam umfing er sie mit seiner Umarmung und die Umgebung um sie änderte sich. Sie spazierten in irgendeiner nächtlichen Stadt – nebeneinander und im Gespräch. Und Catherine war so blass und schön mit ihrem wallenden, seidigen Haar. Lestat erhob sich langsam, zog die dichten Vorhänge auf und starrte in das letzte Rot des Sonnenuntergangs über das Meer. Armand… nahm ihm Catherine! Er sprach mit ihr – Armand wollte mehr. Er wollte ebenfalls mehr. Es verlangte ihn nach ihrem Blut, doch vielleicht lag das auch nur daran, dass er seit seiner Ankunft in Venedig nicht getrunken hatte, und er es vermisste. Seine Hände fuhren durch sein Haar und pressten für einen kurzen Moment gegen seine Schläfen. Die Träume von Catherine häuften sich beängstigend. „Das ist dein schlechtes Gewissen.“ meinte eine Stimme hinter ihm. „Marius. Es ist Armand. Armand wird sie zu einer von uns machen und deshalb wird sie auch mein Blut trinken.“ „Das ist Unsinn, Lestat. Armand gab unsere Gabe niemals leichtfertig weiter und in letzter Zeit überhaupt nicht mehr. Daniel – ja, aber der wurde als Sterblicher beinahe wahnsinnig, da er von unserer Existenz wusste.“ „Ich weiß, was ich sehe, Marius.“ beharrte Lestat. „Und ich glaube nicht, was du träumst.“ gab Marius zurück und setzte sich auf das Bett, in dem Lestat geruht hatte. Lestat schüttelte den Kopf. „Ich will sie nicht an ihn verlieren.“ „Du hattest schon immer ein Problem damit, wenn jemand dir nicht …“ „Hör’ auf!“ rief Lestat und drehte sich entschlossen um, nur um Marius distanziertem Blick zu begegnen. „Das ist das einzige, das Sinn ergibt.“ murmelte Lestat leise und wollte es so gerne glauben, doch sich selbst konnte er nicht täuschen. Catherine hatte schon von ihm getrunken. Und das machte ihm nun Sorgen, auch wenn es ihm damals – in dieser Nacht – egal gewesen war. Es war nicht normal. Catherine und Lea saßen weiter auf dem Bett. Catherine dachte darüber nach und hielt das Tagebuch in der Hand, in dem sie aber nicht las, während Lea weiter die Sachen durchforstete. „Sieh’ mal!“ meinte Lea plötzlich und zog ein Blatt heraus, auf dem etwas in Handschrift stand. „Was steht da?“ „Es sieht aus wie ein Spruch… magische Worte. Hat sich dein Großvater in Magie versucht?“ Catherine schüttelte den Kopf. „Kannst du sie gefahrlos vorlesen oder passiert dann etwas?“ Lea schüttelte ungeduldig den Kopf und meinte: „Obwohl wir Hexen sind, messen wir Worten relativ wenig Bedeutung zu. Sie gehören zum Ritual und geben eine bestimmte Atmosphäre, aber…“ Catherine nickte und Lea unterbrach ihre Ausführungen und begann zu lesen: „In deinen unschuldigen Augen funkelt die Glut des Unheils. Dein Leib und deine Seele gehören schon längst nicht mehr dir. Heillos ist die Botschaft vom Tag deiner Geburt, dem verfluchten, an dem es Besitz von dir ergriff.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)