Das Blut der Lasair von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 73: Bekannte mit großen Fähigkeiten ------------------------------------------- Bekannte mit großen Fähigkeiten Catherine blickte Lestat an und überlegte nicht lange, ehe sie nickte. Sie war sich nun sicher, dass er mehr wusste. Sie war sich auch sicher, dass sie mit ihm gehen wollte, wohin auch immer. Darüber hatte er eben noch nichts gesagt. Es schien so einfach zu sein, von Thirlestane Castle wegzugehen, aber das war es nicht. Langsam schüttelte Catherine den Kopf und meinte: „Es gibt so viel zu tun. Ich kann jetzt nicht einfach verschwinden.“ Lestat schnaubte und schüttelte unwillig den Kopf. „Ich kann es kaum glauben, wie stur du bist! Hast du immer noch nicht eingesehen, dass du hier…“ „Darum geht es nicht.“ unterbrach sie ihn und fuhr dann fort: „Findest du es nicht auffällig, wenn ich einfach gehe. Lea ist verschwunden und dann komme ich: ‚Ach, Entschuldigung, ich bin dann auch mal weg!’ Wie stellst du dir das vor?“ Ein Lächeln huschte über Lestats Gesichtszüge. Prüfend legte er den Kopf schief und entgegnete: „Dein Ticket ist gebucht, die Bediensteten in der Villa in Paris informiert, dass du zurückkommst, die Polizei davon unterrichtet, dass du nun endlich deine Angelegenheiten in Paris regeln willst, da du dich nun in der Lage dazu fühlst und Elizabeth…“ Lestat machte eine kleine Pause, da Catherine ihn entsetzt ansah. „Hast du das alles eingefädelt?“ ließ er sie fragen und nickte. „Natürlich, aber ich hatte Hilfe von Marius. Elizabeth wird sich erinnern, dass du schon angesprochen hast, nach Paris zurückzukehren. Du wirst schon sehen.“ „Wie ist das möglich? Ich weiß, dass ihr mentale Fähigkeiten habt, die unsere weit übertreffen…“ „Fähigkeiten, die eure meistens übertreffen.“ verbesserte er sie, ließ sie dann aber fortfahren. „… meistens übertreffen, aber wie könnt ihr mehrere Menschen von ein- und derselben Tatsache überzeugen, ohne dass ihnen Zweifel kommen?“ „Was denkst du, warum ich nun erst komme? Wir mussten langsam vorgehen. Langsam und gründlich haben wir immer wieder verschiedene Gedanken in ihre Köpfe eingesät… auch bei Elizabeth, wobei ich zugeben muss, dass sie schwer zu beeinflussen war.“ Catherine schaute Lestat immer noch prüfend an und sagte nichts. „Du kannst zu Elizabeth gehen und ihr sagen, dass du gehst. Sie wird dich nicht aufhalten, weil sie denkt, das sei schon lange dein Plan gewesen, von dem sie gewusst hat. Und wenn sie Zweifel hat, wird sie feststellen, dass sie selbst vor zwei Wochen dein Flugticket gebucht hat.“ fuhr Lestat zufrieden und ein wenig stolz fort. „Das ist unglaublich.“ flüsterte Catherine, doch sie glaubte, dass es möglich war. Immer noch etwas zaghaft nickte sie und blickte zum Schloss. Sie konnte gehen. Und Lea würden sie finden. Egal wo sie nun war, solange sie am Leben war, konnten sie erfolgreich sein. Es würde gut gehen…. „Wann geht der Flug?“ fragte Catherine mit trockener Kehle. „In sechs Stunden.“ gab Lestat zurück und sah, dass Catherines Augen von Überraschung funkelten. „Ich gebe zu, dass das wenig Zeit ist, aber ich hätte niemals gedacht, dass du vor zwei Tagen noch überhaupt nichts von einer Abreise wissen wolltest.“ meinte er entschuldigend. „Werde ich auch beeinflusst?“ fragte Catherine vorsichtshalber, da sie unsicher wurde. „Nein.“ entgegnete Lestat schlicht und kramte in seiner Jackentasche nach einem länglichen Umschlag, den er Catherine reichte. Dann verschwand er in der Nacht. Catherine öffnete den Umschlag und stellte fest, dass er ein Flugticket und ein gefaltetes Blatt Papier enthielt. Während sie langsam zurück zum Schloss schritt, entfaltete sie das Blatt und versuchte, das Geschriebene in der Dunkelheit zu lesen, was ihr aber nicht gelang. So gut waren ihre Augen dann doch nicht, wie sie feststellte. Sie schob das Blatt zurück in den Umschlag und hielt ihn mit verkrampften Fingern fest. Wohin war Lestat nun verschwunden? Warum war er überhaupt verschwunden? Wahrscheinlich würde er sie in Paris erwarten, da das Flugzeug erst nach Sonnenaufgang überhaupt in Paris landen würde, was sehr ungesund für ihn wäre. Ihr Herz raste. Sie konnte es immer noch kaum glauben, dass sie noch in dieser Nacht in einem Flugzeug nach Paris sitzen würde, aber um dieses nicht zu verpassen, musste sie sich beeilen. Sie eilte in ihr Zimmer, holte die Tasche unter dem Bett hervor und schichtete ihre Kleidung, ihre Waschsachen und die Unterlagen hinein, zog den Reißverschluss hektisch zu und durchsuchte noch einmal das gesamte Zimmer nach Dingen, die noch ihr gehörten. In einer Schreibtischschublade fand sie noch zwei Bücher, von denen sie überhaupt nicht mehr gewusst hatte, dass sie sie aus Paris mitgenommen hatte. Sie stopfte sie in ihr Handgepäck und verließ dann ihr Zimmer, um Elizabeth Bescheid zu geben, dass sie ging. Es war ihr immer noch etwas mulmig zumute, als sie an die offene Tür klopfte und ihre Tasche draußen vor der Tür stehen ließ, als Elizabeth sie hereinwinkte. „Die Polizei beginnt morgen mit der Suche.“ meinte Elizabeth, worauf Catherine nickte. „Ja, ich weiß. Saerlaith, ich möchte gerne gehen.“ entgegnete sie und unterdrückte ihre Nervosität. „Ich wusste, dass du das sagen würdest – abgesehen davon, dass ich dein Gepäck gesehen habe.“ Elizabeth lächelte fast. „Es tut mir leid, dass ich gerade jetzt…“ begann Catherine, da sie das Gefühl hatte, unbedingt etwas in diese Richtung sagen zu müssen, doch Elizabeth hob die Hand und sie verstummte. „Ich bitte dich. Wir haben schon viel zu lange von dir verlangt, hier zu bleiben. Du möchtest nach Hause, deine Angelegenheiten regeln und dein Leben leben. Das verstehen wir.“ „Da bin ich froh.“ gab Catherine zu, doch gleichzeitig wusste sie, dass Lea der einzige Grund war, weshalb sie geblieben wäre. Und nun hätte sie lediglich das Misstrauen der Polizei über ihr plötzliches Verschwinden davon abhalten können, doch hier hatten Lestat und Marius dafür gesorgt, dass es kein Misstrauen geben würde. Catherine musste sich ein erleichtertes Lächeln verkneifen und hielt Elizabeths Blick stand. „Dann sollten wir uns jetzt verabschieden. Das Taxi wartet bereits vor der Tür, habe ich gesehen.“ „Wirklich?“ „Ja, ich nehme an, dass du es schon vorhin bestellt hast. Oder nicht?“ fragte Elizabeth und erhob sich von ihrem Stuhl hinter dem Schreibtisch. „Doch, ja. Natürlich.“ versicherte Catherine schnell. Wahrscheinlich hatte Lestat das gemacht oder Elizabeth selbst, wenn sie noch unter seinem Einfluss stand, wobei sie nicht so aussah. Sie sah aus, als wüsste sie genau, was sie sagte und tat. Catherines Gedanken allerdings rasten in ihrem Kopf herum und sie war nicht der Lage irgendeinen klaren zu fassen oder auch zu Ende zu denken. „Ich möchte, dass wir in Kontakt bleiben, Lasair. Du bist ein Mitglied unseres Kreises und das wirst du bleiben, obwohl du deine Ausbildung sträflich vernachlässigt hast.“ „Ich wusste nicht, dass du darauf so großen Wert legst.“ gab Catherine zurück. Sie hatte sich tatsächlich niemals dazu angehalten gefühlt, mehr aus ihren Fähigkeiten zu machen, und war nur froh gewesen, nicht wild und wahllos irgendwelche Leute zu verbrennen. „Wir drängen niemanden und vielleicht ist deine Zeit doch noch nicht gekommen.“ meinte Elizabeth geheimnisvoll. Catherine betrachtete sie nur, dann sprach Elizabeth weiter: „Du bist Lasair. Und das darfst du niemals vergessen. Wenn du Fragen hast, werden wir da sein. Wenn du Hilfe brauchst, werden wir da sein. Wenn du Verbündete brauchst, werden wir da sein.“ Elizabeth legte ihre Hände aus Catherines Schultern und blickte ihr in die Augen. Catherine hielt ihrem forschenden Blick wieder stand und rührte sich nicht. „Sei vorsichtig, Lasair. Pass’ auf dich auf und lass’ mich wissen, wenn du gut in Paris angekommen bist.“ Catherine nickte und trat einen Schritt zurück. „Wenn Lea wieder da ist…“ Catherine brauchte nicht zu Ende zu sprechen, denn Elizabeth nickte. „Ich lasse dich Neuigkeiten sofort wissen.“ versprach sie und Catherine nickte. Sie ahnte zwar, dass Lea doch eher von Louis als von der schottischen Polizei gefunden würde, doch es schien ihr angebracht, Elizabeth darum zu bitten. Und wenn es nur dazu diente, keinen Verdacht zu erwecken, wo Lestat und Marius alles so durchgeplant hatten. „Ich muss nun gehen.“ meinte sie noch und reichte Elizabeth die Hand, die sie länger hielt als nötig und schließlich doch entließ. Catherine drehte sich um, nahm ihre Tasche vom Boden auf und schaute noch einmal zu Elizabeth zurück, die an ihrem Schreibtisch stand und ebenfalls zu ihr blickte. Dann nickte sie Elizabeth noch einmal kurz zu und verschwand durch die Halle. Der Taxifahrer lehnte am Wagen, eilte allerdings sofort auf Catherine zu und verstaute das Gepäck im Kofferraum. Während Catherine die Tür öffnete, schaute sie sich noch einmal um. Die Auffahrt zum schmiedeeisernen Tor wurde nur von den Scheinwerfern des Taxis erleuchtet, da die Straßenlaternen ihr Licht nicht so weit trugen. Die Grasflächen zu beiden Seiten waren leer, doch bei den hohen Mauern, die einen riesigen Schatten über den Rand des Rasens legten, erspähte Catherine eine schemenhafte Gestalt. Ihr Herz sprang wieder. „Lestat.“ flüsterte sie und die Gestalt bewegte sich an der Mauer entlang, blieb wieder stehen und blickte sie an. Catherine nickte flüchtig und hob vorsichtig die Hand, damit der Taxifahrer nichts bemerkte, doch er war eh schon eingestiegen und startete den Motor. „Haben Sie etwas vergessen?“ rief er aus dem Inneren, was Catherine verneinte, und schnell in den Wagen stieg. Das Taxi setzte sich langsam in Bewegung. Der Kies unter den Reifen knirschte laut. Catherines Blick heftete sich an die Mauer, doch Lestat war verschwunden. Suchend blickte sie sich um und schaute zurück zum Schloss, das langsam kleiner wurde. Nur die mittleren Fenster des Erdgeschosses waren erleuchtet, denn hinter ihnen lag die Eingangshalle. Trotzdem erkannte Catherine die gesamten Umrisse des Gebäudes und wandte den Blick nicht ab. Es kam ihr seltsam vor, nun zu gehen. Seltsam und fremd, als ließe sie ein Stück von sich auf diesem Schloss zurück. Lasair. Würde sie Lasair zurücklassen? Catherine schüttelte stumm den Kopf. Lasair war in ihrem Wesen verankert. Das Taxi erreichte das Tor und hielt, um einem vorbeifahrenden Wagen die Vorfahrt zu gewähren. „Verreisen Sie für länger, Miss?“ fragte der Taxifahrer und blickte in den Rückspiegel. Catherine nickte und wandte sich um. „Ich fliege nach Hause.“ meinte sie. Lächelnd blickte sie noch einmal zum Schloss zurück. Sie hatte sich nicht von den Mädchen verabschiedet. Elizabeth sollte sehen, wie sie die Abreise erklärte. Das war von nun an nicht mehr ihr Problem. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)