Das Blut der Lasair von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 75: Gesucht und gefunden -------------------------------- Gesucht und gefunden Er fühlte sich so gut an! Seine Hände schienen überall zu sein. Seine Arme hielten sie und ließen ihr sanft bestimmend nicht die Möglichkeit, sich auch nur etwas von ihm zu entfernen. Sie wollte es auch überhaupt nicht. Catherine sog die Luft über ihre Lippen, als sie seine Lippen leicht gegen ihren Nacken und dann ihr Schlüsselbein spürte, während seine Finger in ihre Haar fuhren und sich in ihren verbargen. Sein Oberkörper presste fester gegen sie – sein Hemd war eh schon nass…. Gott, wenn interessierte jetzt gerade sein Hemd?! Sie duftete so unglaublich gut. Ihr Herz schlug so laut, dass er sich sicher war, dass er es auch nur mit einem menschlichen Gehör hätte vernehmen können. Zu lange hatte er sich zusammengerissen. Zu lange war ihm dieser Genuss entgangen. Die Hitze, die von ihr ausströmte, brachte ihn um den Verstand. Sie genoss, was er ihr geben konnte… ließ ihn nehmen, was er wollte. Es wollte alles. Ihre Seele. Er wollte in jedem ihrer Gedanken sein. Er wollte verantwortlich für jedes Gefühl sein, dass sie bewegte. Ihren Körper. Jede Faser in ihm sollte sich daran erinnern, dass es ihn gab, und sich ständig nach ihm sehnen. Ihr Blut… es sollte fließen und sie in ihrer atemberaubenden Schönheit erhalten. Obwohl er auch ihr Blut wollte, dessen Geruch selbst nun, da sie unverletzt war, so süßlich und schwer gegen seine Sinne strömte, scheute er sich davon, es zu nehmen, würde er doch damit zerstören, was er beinahe schon vergötterte. Wie seltsam und merkwürdig diese Gefühle waren. So eigenartig. So fremd. Niemals hatte er so empfunden - niemals in seinen sterblichen Jahren – und doch war es bestimmt dieses Gefühl, was so viele Dichter priesen und so viele Menschen suchten. Süßer Schmerz. Angenehmer Schmerz. Alles erschien unwichtig. Nur sie, sie teilte diese Gefühle mit ihm. Sie machte ihn menschlicher, als er es jemals für möglich gehalten hatte. Ein stürmisches Klopfen riss Catherine und Lestat aus ihren innigen Berührungen und ihren leidenschaftlichen Küssen. Lestat murmelte etwas, das Catherine nicht verstand. Dann begegneten sich ihre Blicke wieder. „Du bist nicht allein?“ brachte sie schließlich heraus. „Nein, leider nicht.“ gab er zu und fuhr über ihr nasses, langes Haar. „Wer ist noch da? Solltest du mich holen?“ „Louis und Armand. Lea wartet auch unten. Marius ist unterwegs.“ antwortete er. „Lea ist unten? Habt ihr sie…“ Erneutes Klopfen. „Ich habe dir versprochen, dass wir sie finden. Wir sind eben klüger als die schottischen Polizisten.“ „Oder einfach nur schneller… Wo war sie? Warum jetzt erst? Ich meine, wieso hast du mir nicht gleich gesagt, dass sie da ist?“ Lestat grinste und legte ihr seine Finger leicht auf die Lippen. „Ich hatte Besseres zu tun.“ flüsterte er und zog sie wieder ein Stück zu sich. „Du nicht auch?“ fügte er hinzu, worauf Catherine langsam nickte. „Trotzdem… sollten wir jetzt zu ihren gehen.“ „Wirklich? Sollten wir das? Bist du sicher?“ gab Lestat zurück. „Verwirr’ mich nicht! Ich brauche nur noch…“ Seine Finger strichen an ihrem Hals entlang und ließen sie immer noch nicht los. Catherine schloss einen Moment die Augen und atmete tief durch. Lea war da. In Sicherheit und… ein wohliger Schauer lief erneut über ihre Haut, als sie seine Lippen an ihrer Halsbeuge und dann unterhalb ihres Ohres spürte. „Was brauchst du?“ fragte er sie, ohne sein zärtliches Spiel längere Zeit zu unterbrechen. Was tat er mit ihr? Es war beinahe unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen, aber sie musste zu Lea. Ihr ging es gut… Alles war in Ordnung, aber sie musste sie trotzdem sehen. Wieder das energische Klopfen an der Tür. Bald würde sich derjenige irgendwie Zutritt verschaffen, aber Lestats Arme waren einfach zu besitzergreifend, seine Zärtlichkeiten zu fesselnd. Irgendwie musste Catherine die Kraft aufbringen, sich von Lestat zu lösen – es würde wahrscheinlich nicht für lange sein, das wusste sie doch! „Ein Handtuch… und dann… Kleidung.“ hauchte sie zwischen zwei Küssen. „Sehr schade.“ murmelte er, angelte nach einem weißen Handtuch und blickte sie an, als sie sich von ihm löste und das Handtuch um ihren Körper schlang. Sie steckte den einen Handtuchzipfel vorne im Dekolleté fest und strich sich dann die Haare zur Seite. Lestat presste seine Lippen aufeinander. Am liebsten hätte er ihr das Handtuch wieder entrissen. Catherine tapste über die Badfliesen, schloss die Tür auf und öffnete nur einen winzigen Spalt. „Armand!“ stieß sie überrascht aus. Eigentlich war sie nicht überrascht… nicht mehr, als wenn Louis oder Marius geklopft hätten, aber sein Grinsen irritierte sie. „Ausgerechnet.“ hörte sie Lestat murren, wandte aber nicht den Blick von Armand ab, der die Situation durchaus amüsant zu finden schien. „Tu’ nicht so, als ob du allein im Bad wärst…“ meinte Armand nun und ließ seinen Blick über ihren makellosen Hals hinunter zu ihrem Schlüsselbein wandern. „Es kann ja sein, dass ihr etwas Besseres vorhabt, aber wir warten nur auf euch.“ fügte er hinzu und legte den Kopf schief. „Ich… wir kommen sofort.“ entgegnete Catherine mit trockenem Hals und presste ihre Arme vor ihren Körper. Armand stand immer noch da und betrachtete sie. Catherine nickte noch einmal zur Bekräftigung und starrte ihn dann an. Sein Blick war ihr unangenehm. Noch unangenehmer waren ihr seine Gedanken, die er hatte. Und am meisten Sorgen machte ihr, dass sie genau wusste, dass die Sache mit Lestat wahnsinnig war. Lestat näherte sich ihr – vor Armand von der Tür verdeckt - und strich ihr mit seinen Fingern sanft über den Nacken, fuhr ihre Wirbelsäule entlang und wieder an ihr nach oben. Er war wahnsinnig, das jetzt zu tun! Catherine zitterte. Was dachte er sich dabei? Was würden die anderen sagen… Er war nun einmal unsterblich und sie war nur ein Mensch! Armand hob den Blick und grinste. „Wir sind unten im Salon.“ meinte er nur noch und ging davon. Lestat zog Catherine wieder zu sich und schloss die Badezimmertür. Seine Finger ruhten gegen ihre Wangen und streichelten sie sanft. Seine Augen suchten ihre und verdunkelten sich etwas, als sich ihre Blicke begegnen. „Was ist mit dir?“ fragte er und neigte den Kopf gegen ihre Stirn. „Ich weiß nicht, wie du dir das vorstellst… Das mit uns, meine ich.“ flüsterte sie und schloss die Augen. „Ich kann nicht anders. Ich will nicht anders. Reicht das nicht?“ entgegnete er und küsste ihre Schläfe, dann ihr Ohrläppchen und ihren Hals. „Ich kann mir vorstellen, dass die anderen…“ „Vergiss’ die anderen!“ erwiderte er und hielt sie ein Stück von sich weg. Prüfend betrachtete er sie, als sie leicht nickte. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Es ist ausreichend.“ murmelte sie. „Zumindest für den Augenblick.“ Sie lächelte und löste sich endgültig von ihm, um sich anzuziehen. Lestat lehnte sich gegen die Tür und betrachtete sie. Sie kämmte ihr Haar und warf ihm dann einen fragenden Blick zu. „Ich würde mich gerne anziehen.“ meinte sie und wies ihn mit einer flüchtigen Handbewegung darauf hin, dass er das Bad verlassen sollte. „Wieso? Es gibt an dir nichts, was ich nicht schon gesehen hätte.“ erinnerte er sie mit einem zufriedenen und gleichzeitig schelmischen Grinsen. „Hinaus jetzt!“ lachte sie. „Wenn du bleibst, lenkst du mich nur ab, und die anderen warten noch länger!“ fügte sie lächelnd hinzu und schob ihn zur Tür hinaus, als er keine wirklichen Anstalten machte, ihrer Aufforderung nachzukommen. Er ließ sich schieben und drängen, drehte sich auf der Schwelle noch einmal um, verwickelte sie noch einmal in einen Kuss und ließ sie dann die Tür schließen. Lestat hatte im Gang auf sie gewartet und auf dem Weg nach unten seinen Arm um sie gelegt. Vor der Tür in den Salon entließ er sie aus seinem Griff und nickte ihr nur kurz zu. In Ordnung, den anderen offiziell zu bestätigen, was sie sowieso schon wussten, würde noch etwas Zeit in Anspruch nehmen. Catherine nickte ihm zu und trat in Jeans und einer Bluse mit noch nassem, offenem Haar vor Lestat in den Salon. Marius stand am Kamin, in dem allerdings kein Feuer brannte. Louis saß in einem Sessel. Armand stand am Fenster und warf nur einen kurzen Blick herüber, als sie eintraten. Lea saß auf dem Sofa und sah müde und abgekämpft aus. Catherine stockte einen Moment lang der Atem, dann eilte sie zu ihr und schloss ihre Arme um sie. Lea zuckte zusammen und verbarg ihr Gesicht an Catherines Schulter. Die Worte fehlten beiden. Catherine hielt sie einfach nur fest. Leas Tränen rollten geräuschlos in den Stoff ihrer Bluse. Was war Lea nur zugestoßen? Nur eines war sicher: sie war nicht weggelaufen. Aus dem Augenwinkel sah Catherine, dass Armand den Raum verließ. Ihr Blick wanderte zu Louis, der ihren Augen mit einem gequälten Ausdruck begegnete. Lea schluchzte nun leise und Catherine hielt sie ein Stück von sich weg. Erst jetzt fiel ihr auf, dass Leas Kleidung blutig war und sich an Leas Hals Spuren von medizinischer Versorgung befanden. „Oh, Gott! Geht es dir gut? Lea, geht es dir gut? Was ist passiert?“ stieß Catherine aus. Lea schüttelte nur stumm den Kopf und vergrub ihr Gesicht wieder an Catherines Schuler. Sie konnte nicht darüber sprechen. „Ist schon gut. Lea, ist schon gut. Es ist vorbei. Du musst nicht darüber reden, was passiert ist. Keiner drängt dich. Alles ist gut.“ flüsterte sie leise und beruhigend auf Lea ein. Lea schien von den Worten kaum etwas zu hören. Catherine fühlte sich so hilflos. Unsicher suchte sie Marius’ Reaktion, doch er starrte nur wie versteinert in das nicht vorhandene Feuer im Kamin. Lea weinte und stand vor Erschöpfung kurz vor einem Zusammenbruch. Plötzlich fühlte Catherine einen Körper dicht hinter sich und wusste, dass es Lestat war. „Sie sollte versuchen, etwas zu schlafen. Bringen wir sie nach oben in dein Zimmer!“ meinte er leise. Catherine nickte und machte Lestat Platz, sodass er Lea mühelos hochheben konnte. Sein Blick streifte Louis, der sich nicht rührte, und etwas in diesem Blick verriet Catherine, dass auch noch sonst irgendetwas nicht stimmte. Lestat trug Lea in Catherines Zimmer und legte sie auf dem einzigen bezogenen Bett in der Villa ab. Catherine befreite Lea von ihrer Jacke und ihren Schuhen, deckte sie zu und strich ihr einige Haarsträhnen aus der Stirn. „Die Wunde ist gut versorgt.“ versicherte Lestat und Catherine glaubte ihm. „Vorhin war sie nicht so…“ wollte er fortfahren, doch Catherine hob abwehrend die Hand. „Sie stand wahrscheinlich noch unter Schock.“ murmelte sie und blickte hinunter in das blasse Gesicht. Lea zitterte, ihre Lippen bebten, ihr Gesicht glänzte nass vor Tränen. Catherine ergriff Leas Handgelenk und kontrollierte ihren Puls. Er schlug langsamer, doch stark und regelmäßig. „Weißt du, was geschehen ist?“ fragte Catherine und hob den Blick zu Lestat. Er nickte langsam und holte tief Luft, um ihr Auskunft zu geben. „Nein, nicht jetzt.“ wehrte Catherine gedämpft, erhob sich langsam und schloss an ihrem Schreibtisch eine Schublade auf. Kurze Zeit später kam sie mit einer Tablettenschachtel zurück, schenkte ein Glas Wasser ein und setzte sich wieder auf den Bettrand. Vorsichtig half sie Lea auf und schob ihr eine Tablettenkapsel zwischen die Lippen. „Das ist ein Beruhigungsmittel, Lea. Damit kannst du schlafen.“ erklärte Catherine und flößte Lea einen Schluck Wasser ein. Lea schluckte die Kapsel ohne versuchte Widerstandsaktionen. Catherine war sich nicht einmal sicher, ob sie ihr überhaupt hätte erklären müssen, was das Medikament war und bewirkte. Lea schien alles egal zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)