Das Blut der Lasair von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 103: Kontrolle der Schöpfung ------------------------------------ Kontrolle der Schöpfung Der Abend kam rasch, doch Lestats gesteigerte Aufmerksamkeit blieb, da Marius, Armand und David noch nicht zurück waren. Louis stand im Salon und beäugte Lea, die müde auf dem Sofa saß. Sie hatte den gesamten Tag ihre Kräfte unter Kontrolle gehalten und auch kontrolliert für kleinere Dinge eingesetzt, sodass Catherine wusste, dass sie in der Lage war, vernünftig und ruhig mit ihren Kräften umzugehen. Trotzdem blickte auch Catherine immer wieder prüfend zu Lea, um ganz sicher zu gehen, dass sie sich nicht aufregte, sich unwohl fühlte und sie alle dadurch in Gefahr waren. „Ich werde mich noch einmal umsehen.“ meinte Catherine schließlich, erhob sich und trat wieder ihren Weg durch die Räume an, um sich zu vergewissern, dass alles ruhig war. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir Besuch bekommen.“ hatte Lestat mehrmals über den Tag verteilt gemeint, weshalb auch er seine Sinne auf die kleinste Veränderung in der Umgebung der Villa richtete und sich irgendwo in der Villa aufhielt. Catherine blickte in die Bibliothek und in das Arbeitszimmer, wandte sich dann wieder der Eingangshalle zu und ging die Treppe nach oben. Es war alles ruhig und sie konnte nur ihre eigenen Schritte dumpf auf dem Teppich der Galerie hören, sowie manchmal das leise Geräusch von Wind, der um die Ecken des Gebäudes streifte. Sie seufzte leise, als sie ihre innere Unruhe bemerkte, die sie aber gleichzeitig kaum berührte. Wahrscheinlich stumpfte sie langsam ab, denn wie oft hatte sie in den letzten Wochen schon darauf gewartet, dass etwas passierte oder jemand zurückkam? Zu oft. Zu lange. Ihr Gefühl sagte ihr – trotz Unruhe, dass Lestat nicht Recht behalten würde. In dieser Nacht lag nichts Bedrohliches vor ihnen. Kein unangemeldeter Besuch mit spitzen Zähnen, keine Krieger aus einer Geisterwelt und auch keine wild gewordenen Hexen. Lea hatte das den beiden Vampiren ebenfalls versichert, denn auch sie hatte in sich hineingehört und keine Warnung von ihrem Unterbewusstsein erhalten. Und selbst wenn erneut gedankenlose Vampire versuchen sollten, in dieser Villa zu töten: sie waren vorbereitet, das wusste Catherine, denn seltsamer Weise beherrschte sie ihre feurigen Fähigkeiten ohne Probleme und es war, als seien sie immer ein Teil von ihr gewesen, der seine Berechtigung zur Existenz hatte… Es war wirklich seltsam, denn Catherine erinnerte sich daran, was Lea vor einiger Zeit gesagt hatte: Die Kontrolle und Herrschaft über das Element Feuer war keine magische Fähigkeit, die Hexen besitzen konnten. „Du bist ziemlich in deinen Gedanken versunken.“ stellte Lestat direkt neben Catherine fest, doch sie erschrak nicht im Geringsten. „Ja, und dabei weiß ich nicht einmal genau, was ich überhaupt denke.“ meinte sie nur und ging ruhig weiter den Gang entlang, wobei sie ihre Hand in Lestats schob. „Du hast meine Nähe gefühlt, oder?“ fragte er und blickte sie von der Seite an. „Ich glaube schon.“ gab sie zurück, vermied es aber, ihn anzusehen, als sie fragte: „Fühlt sich meine Anwesenheit für dich anders an, Lestat? Wirke ich anders auf dich als noch vor ein paar Tagen?“ „Du wirkst ruhiger und entspannter.“ gab er Auskunft und beantwortete damit nur die letzte Frage, was Catherine nicht entging. „Das liegt vielleicht daran, dass ich endlich Gewissheit über das Schicksal meiner Familie habe.“ mutmaßte sie, doch glaubte selbst nicht richtig daran. Lestat entgegnete nichts, sondern nickte nur. Er wusste, dass Catherine auch andere Gedanken im Kopf herumgingen, denen er sie nicht entreißen konnte. „Kann ich dich für kurze Zeit alleine lassen?“ fragte Lestat nach einer Weile des Schweigens. „Sicher, ich komme klar.“ antwortete Catherine und blickte ihn an. Lestat blieb stehen und betrachtete Catherine, die nun auch stehen blieb und sich zu ihm wandte. Ihre Blicke begegneten sich und Lestat lächelte leicht. „Warum…?“ wollte Catherine beginnen, doch Lestat legte ihr zwei Finger über die Lippen und sie verstummte. „Nichts wird jemals etwas daran ändern, dass ich dich jeden einzelnen Tag mehr liebe. Ich liebe dich, Catherine. Und es macht mich sehr froh, dass du mir gehören möchtest, denn glaub’ mir, dass das nach einer beinahe unendlich langen Zeit, in der ich oberflächlich und ohne tiefere Wünsche gelebt habe, das ist, was ich wirklich will. Ich war mir noch nie so sicher, Catherine.“ meinte er und beugte sich zu ihr hinab, um sie zu küssen. Catherine erwiderte die Zärtlichkeiten, doch viel zu früh trennte er sich wieder von ihr und strich ihr mit den Fingern zärtlich über die Lippen, ehe er sich abwandte und den Gang entlang eilte. Sie sah ihm nach und musste nicht fragen, wohin er ging, denn sie wusste es. Catherine trat wenig später in den Salon und begegnete Louis’ fragendem Blick. „Wo ist Lestat?“ fragte er, da er ihn schon lange nicht mehr gesehen hatte und er wieder einmal nervös war. „Er ist unterwegs.“ meinte Catherine und setzte sich mit einem Buch zu Lea auf das Sofa. „Unterwegs?!“ „Ja…“ meinte Catherine beiläufig, schlug ihr Buch auf und fügte ebenso beiläufig hinzu: „Trinken.“ „Trinken? Ich wusste gar nicht, dass Lestat zum Alkoholiker… Oh, alles klar…“ entgegnete Lea und blickte Catherine angewidert an. „Was denn?“ fragte Catherine, die ihre Reaktion aus den Augenwinkeln sah, ihr aber nicht sehr viel Aufmerksamkeit schenkte. „Lestat ist unterwegs und sucht sich einen Menschen, dessen Blut er trinken wird, und du sitzt hier ganz ruhig und denkst dir nichts dabei.“ erklärte Lea. „Ich wusste nicht, dass du auch Gedanken lesen kannst…“ entgegnete Catherine und sah von ihrem Buch auf und erst zu Lea, dann zu Louis. „Nicht, dass einer von euch Vampiren je meine Gedanken lesen konnte.“ „Macht es dir gar nichts aus?“ „Nein, denn Lestat wird niemanden töten – nicht wahr, Louis?“ begann Catherine, wartete auf Louis’ Nicken und fuhr dann fort: „Aber du hast Recht: es macht mir etwas aus, dass er zuerst anderes Blut braucht, ehe er meines zu sich nehmen kann… Das ist aber das einzige.“ Lea warf Catherine einen Blick zu, der eine Du-bist-nicht-ganz-dicht-Botschaft übermittelte, sagte aber nichts, da Catherine den Kopf schüttelte, weshalb sie nur einen Blick mit Louis tauschte. „Sie sind zurück.“ meinte Catherine nach einer Weile unvermittelt, erhob sich und wartete, bis Marius, David und Armand in den Salon traten. „Ihre Sinne sind sehr sensibel.“ bemerkte Marius, als Louis ihm auf den Weg in die Bibliothek erklärte, dass Catherine sie als erste wahrgenommen hatte. „Wo ist Lestat?“ „Unterwegs. Trinken.“ meinte Catherine, öffnete die Tür zur Bibliothek und schaltete die Lichter an, während sich Armand, David, Marius, Louis und Lea um den runden Tisch versammelten. „Schade.“ entgegnete Armand, grinste, als er Catherine verständnislosen Blick sah, und erklärte: „Ich dachte schon, ich komme in das Vergnügen deines Blutes.“ „Das würde ich dir nicht raten.“ meinte Lestat kühl und trat ebenfalls in die Bibliothek. „Und dabei denke ich nur an deine Gesundheit.“ fügte er hinzu, während er sich ebenfalls an den Tisch setzte. Catherine entgegnete nichts, da sie sich bereits an diese kleinen Sticheleien gewöhnt hatte – und in gewisser Hinsicht sogar Armand vertraute, was vielleicht leichtsinnig, aber nun einmal Realität war. Als sich alle gesetzt hatten, meldete sich Marius nach einer kurzen Zeit des Schweigens zu Wort. „Ich habe keine Ahnung, was Lestat euch schon gesagt hat…“ „Die gedankenlosen Vampire stammen aus dem Labor der Bruderschaft.“ meinte Lea und Marius blickte zu Lestat, als ob er sagen wollte, warum er nicht schon mehr erzählt hatte. „Das ist richtig.“ „Wir wurden angegriffen…“ meinte Lea weiter und erzählte vom Erscheinen der drei gedankenlosen Vampire, worauf Lestat Marius einen Blick zuwarf, der wohl hieß: Habe ich dir nicht gesagt, dass es für sie gefährlich werden wird? „Wir haben noch andere Dinge herausgefunden, die für uns nicht sehr viel Sinn ergeben. Zum einen wurden diese Geschöpfe scheinbar sowohl mit magischen als auch technischen Hilfsmitteln erschaffen, scheinen dann aber nicht so stark zu sein, dass sie eine ernsthafte Gefahr darstellen können.“ erklärte Marius, als Lea in ihren Ausführungen geendet hatte. „Sie waren recht leicht zu besiegen. Das ist wahr. Allerdings frage ich mich, wie die Bruderschaft diese Wesen kontrolliert hat… Ich meine, wir sind uns einig darüber, dass sie sie geschaffen hat, aber die Kontrolle…“ warf Catherine ein. „Die Kontrolle liegt im Blut.“ entgegnete David und fuhr fort: „Lestat ist aufgefallen, dass es im Labor nach deinem Blut roch… Nun, es war nicht deines – nicht direkt zumindest.“ „Es roch so.“ rechtfertigte sich Lestat und Catherine schüttelte den Kopf. „Nach allem, was wir wissen, enthält dein Blut eine Komponente, die erstens die Existenz dieser Wesen ermöglicht, zweitens auch noch ihre Kontrolle erleichtert.“ „Wie soll das gehen?“ fragte Louis und nahm damit auch Lea, Lestat und Catherine ihre Frage aus dem Mund. „Magie und Wissenschaft.“ verkündete David, als machte diese Erklärung alles logisch. „Die Bruderschaft hat Aufzeichnungen darüber, dass in deiner Familie ‚mächtiges Blut’ vorkommen kann. Wir haben Blutproben von Lucien und Catherine im Vergleich gefunden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie es in Lucien vermutet hatten.“ sagte Marius und Catherine nickte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)