One by one von -Red-Karasu (He leaves the life he knew) ================================================================================ Kapitel 3: 03 ------------- -03- Ich blicke in das Spiegelbild meiner Augen, starre in deren Dunkel zurück und frage mich auch heute noch, warum Kyos Augen so anders sind. Es ist auf den Tag genau zehn Jahre her, dass Shinya, Kaoru und ich ihn in diesem Café das erste Mal gesehen haben. Zehn Jahre, seit wir beobachten mussten, wie er mit Blaulicht ins Krankenhaus gefahren wurde. Innerlich seufzend ziehe ich erneut an meiner Zigarette und versuche mich darauf zu konzentrieren, mein Haar zu so etwas wie einer Frisur zu stylen. „Die, was ist los? Du schaust so abwesend“, spricht mich Shinya plötzlich an, sodass ich zusammenzucke. Dann schüttle ich leicht den Kopf. Wie immer scheint er jede meiner Stimmungsschwankungen sofort wahrzunehmen, so als wäre das seine Superkraft. „Nichts Besonderes, nur das Datum...“ Der Drummer nickt verstehend. Natürlich hat auch er nicht vergessen, was für ein Tag heute ist. Shinyas Hand legt sich leicht auf meine Schulter und ich lächle. Wir sind trotz unserer kleinen Kabbeleien noch immer sehr gute Freunde, wir kennen uns schon zu lang, als das es anders sein könnte. Der zierliche Brünette setzt sich auf den Platz neben mir und beginnt ebenfalls damit sich zu schminken und eine Weile verbleiben wir so, jeder in sein Tun vertieft, ohne ein Wort zu wechseln. Doch irgendwann kann ich nicht mehr anders und spreche aus, was mir schon einige Zeit im Kopf herumgeistert: „Glaubst du an das Schicksal Shinya? Also daran, dass manche Dinge vorbestimmt sind?“ Ich sehe ihn durch den Spiegel hindurch an. „Wie meinst du das?“ „Naja, sieh mal … hätten wir uns damals nicht mit unserem ehemaligen Sänger zerstritten, hätten wir nie neue Leute gesucht und uns vielleicht nie in dem Café getroffen, um uns zu besprechen. Dann hätten wir Kyo vielleicht nie kennen gelernt … ziemlich sicher sogar.“ „So hab ich das noch nie wirklich betrachtet...“ Shinya sieht mich schmunzelnd an, ganz so als hätte er mir einen solch komplexen Gedankengang nicht zugetraut. „Aber, sieh es doch mal so“, er hält noch einmal inne, da Kyo gerade die Garderobe betritt und wir folgen ihm beide mit unseren Blicken. „Ob es nun vorbestimmt war oder nicht, ist doch eigentlich nicht so wichtig, Die. Wir haben Kyo kennen gelernt und zusammen mit ihm und später Toshiya konnten wir unseren Traum von der eigenen Band verwirklichen … ist es nicht viel mehr das, was jetzt zählt?“ Ich denke einen Moment nach, nicke dann. „Vermutlich schon...“, sage ich und erwidere sein Lächeln. Do you ever think that things are meant to be? I know we all have our reasons why and now the power of one human being has gone and changed so many lives Dann betritt Kaoru ebenfalls den Raum und teilt uns mit, dass wir uns langsam bereit machen sollten die Bühne zu betreten. Wir verlassen die Garderobe geschlossen, gehen mehr oder minder schweigsam durch die Gänge des Backstagebereiches und bleiben schließlich vor dem Bühnenaufgang stehen. „Wer soll heute?“, fragt unser aktuell violett-haariger Bandleader. „Kyo“, lautet meine Antwort, die ich ohne großes Nachdenken gebe. Doch dieser scheint auch so verstanden zu haben, warum, denn er schenkt mir einen merkwürdigen, jedoch auf seine Art gutmütigen Blick, in dem ein kleines, aber deshalb nicht weniger ehrliches Lächeln steckt. Dann stellen wir uns im Kreis auf und legen in der Mitte die Hände aufeinander. Ich höre kaum, was Kyo sagt, weil ich immer noch viel zu sehr in Gedanken versunken auf den Punkt starre, an dem wir alle uns berühren. Ja, wir sind nicht mehr allein. Keiner von uns. Wir haben gemeinsam etwas geschaffen, das unsere Gefühle ausdrückt und durch das wir andere erreichen können. One by one we start to come undone two by two he's getting through to you Mit unserem Kampfschrei, wie Toshiya es einst nannte, lösen wir den Kreis auf und begeben uns zu dem Durchgang, der den Backstagebereich von der Bühne trennt. Unter den Klängen des Konzert-Intros betreten wir einer nach dem anderen die Bühne, angefeuert von ein paar tausend Fans, die mit dem was wir tun etwas verbinden. Als ich meine Augen über die Menschenmassen vor mir schweifen lasse, realisiere ich wieder einmal was für ein Glück wir doch haben. Nicht nur, dass wir in den jeweils vier anderen Bandmitgliedern eine Ergänzung von uns selbst gefunden haben, mit deren Hilfe wir das tun können, was wir immer wollten. Wir haben es außerdem geschafft, unsere Gedanken durch die Musik so weit zu tragen, dass sie von so vielen gehört und vielleicht sogar verstanden werden. Und damit haben wir, trotz des Stresses der damit verbunden ist, mehr erreicht als die meisten anderen Menschen. Mit diesem Gedanken trete ich an den Bühnenrand und feuere mit einem breiten Grinsen im Gesicht unser Publikum an. One by one we stand, we stand over, over you Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)