Die Ewigkeit ist viel zu kurz von Lady_Li (ehemals: Wie fängt man sich einen Vampir?) ================================================================================ Kapitel 9: Das Erwachen ----------------------- Das Erwachen Langsam schlug ich wieder einmal die Augen auf. Aber etwas war anders, als beim letzten Mal ,denn ich spürte Schmerzen in meinem Arm und meinem Bein. Außerdem bekam ich nur sehr mühsam die Luft, die ich eigentlich brauchte. Das erste, das ich erkannte war eine weiße Decke über mir. Doch es gab einen Unterschied zu dem weißen Raum, in dem ich mich vorher befunden hatte, denn über mir hing ein Poster mit einem Mann darauf, bei dem ein Name sagte, dass er Johnny Depp heiße. Müde sah ich mich um. Mir fiel auf, dass ich diesen Raum nicht kannte – er kam mir einfach nicht bekannt vor. Ich konnte mir auch nicht erklären, warum ich nun hier gelandet war, sah nur an meinem Bett ein junges Mädchen sitzen, das mit dem Kopf auf meinem Bett lag und zu schlafen schien. Es schien gerade früher Morgen zu sein, denn schon fielen die ersten Sonnenstrahlen in das Zimmer. Ich sah mich weiter in dem Zimmer um, versuchte irgendwelche Anhaltspunkte zu finden, wer denn diese Person sein könnte und was ich hier tue, und da fiel mir alles wieder ein. Diese Frau war niemand anders als Big Mama gewesen und Lea – Katharina war ich. Niemand sonst. Sofort strahlte ich, rüttelte unsanft an Andreas Schulter und fragte: „Wo ist Big Mama. Schnell, hol sie.“ Andrea reagierte nur langsam, rieb sich ihre Augen und sah mich erst mal an. Dann ließ sie einen erfreuten Schrei los und umarmte mich fest. „Du lebst. Du bist wieder wach. O Gott... du bist wieder da. Danke!“ Nun war es an mir verwirrt zu sein. „Wieder da? Ich habe doch nur etwas geschlafen. So lange kann das gar nicht gewesen sein.“ „Nicht lange? Du warst drei Wochen im Koma und die ganze letzte Woche dachten wir du stirbst, weil dein Herzschlag immer langsamer wurde. Zvjezdan meinte, du wärst im Reich der Toten gewesen und wir hätten Glück, dass er dich noch rechtzeitig fand,“ erklärte mir Andrea. Ich verstand gar nichts mehr. "Zvjezdan? Aber der war doch gar nicht da. Big Mama war doch bei mir. Ich habe mit ihr geredet.“ Andrea sah mich mitleidig an, antwortete aber nicht. Ich bekam Angst. Big Mama war da gewesen. Ich hatte sie gesehen. Was war passiert? „Wo ist sie? Hol sie her. Ich möchte mit ihr reden.“ In diesem Moment öffnete sich die Tür und sieben Vampire standen im Zimmer. Ich zählte noch ein Mal nach, doch es blieben sieben. Nicht acht. Alenka, Mirela, Emil, Zvjezdan, Milan, Esmeralda und Doktor Gustovic waren da, aber Big Mama nicht. Ich zählte immer wieder und versuchte immer durch die Türe zu schauen, ob Big Mama doch noch kam, aber sie kam nicht. „Wo ist sie? Ist sie jagen? Ist sie unten? Ist sie noch so böse auf mich, dass sie nicht kommen möchte?“ Die Vampire warfen sich bedeutungsvolle Blicke zu, schienen sich kurz zu unterhalten, während Andrea mich ansah. Dann kam Esmeralda zu meinem Bett, tauschte mit meiner besten Freundin Platz und legte ihre Hand auf meinen Arm, streichelte sanft darüber, dann sprach sie leise: „Lea, sie ist nicht hier. Big Mama ist nicht zurückgekommen.“ Was sagte sie da? Ich verstand das nicht. Ich hatte sie doch gesehen. Sie hatte sich mit mir unterhalten, doch bevor ich fragen konnte, redete Esmeralda weiter: „ Zvjezdan hat dich geholt. Er ist in deinen Geist eingedrungen und hat mit dir geredet. Wir wussten nicht, wie wir dir sonst helfen sollten. Du warst am sterben und wir konnten Big Mama nicht finden. Es tut mir Leid.“ „Aber....aber es war doch Big Mama. Sie hat doch mit mir gesprochen. Es war nicht Zvjezdan, es war bestimmt Big Mama. Sie muss es gewesen sein. Es kann niemand anderes gewesen sein.“ Ich konnte und wollte es nicht glauben. Sie hatte doch mit mir geredet. Sie hatte mir gesagt, dass sie mich braucht. Sie hatte gesagt, dass sie mich liebt. Das alles sollte nicht sie gewesen sein? Es sollte nichts Wert gewesen sein? Nein, das war nicht wahr. Diese Leute trieben einen grausamen Scherz mit mir. Esmeralda hob mein Kinn an und sah mir fest in die Augen. Meine vorherige Panik verschwand langsam, machte einer Leere Platz, die ich vorher in der Welt der Toten gefühlt hatte, denn ich erkannte die Wahrheit an dem, was Esmeralda sagte. Langsam schloss ich die Augen, ließ meine Tränen laufen und legte mich aufs Bett zurück, nicht in der Lage mich aufrecht zu halten. Ich bemerkte kaum, wie die anderen das Zimmer verließen und ich wieder alleine war. Ich konnte nur daran denken, dass Big Mama nicht da war. Sie war nicht zurückgekommen. Sie brauchte mich nicht. All das, was die andere Frau mir erzählt hatte, war nicht wahr gewesen. Es war gelogen. Wie hatte ich es nur glauben können? Wie konntest du es nur glauben?, fragte ich mich, nur um mir sofort die Antwort zu geben: Weil du es glauben wolltest. Du wolltest, dass sie dich braucht, so wie du sie brauchst. Aber sie tut es nicht. Sie ist fort. Sieh es doch endlich ein. Big Mama wird für immer weg sein, so wie deine Eltern. Und obwohl ich es mir immer wieder selbst sagte, wusste ich, dass es noch lange dauern würde, bis ich es selbst glauben würde, bis ich nicht mehr auf ein Klingeln warten würde, bis ich mir nicht mehr einbildete ihre Stimme zu hören, wenn ich wieder etwas tat, was sie nicht gut hieß. Nachdem die letzte Träne leise in mein Kopfkissen gefallen war und ich lange blicklos meine Decke angestarrt hatte, stand ich auf. Ich verließ mein Zimmer, ging die Treppe hinunter, erst einmal in die Küche um etwas zu trinken, dann begab ich mich ins Wohnzimmer suchte mir dort Wäsche zusammen. Ich nahm sie auf und gerade als ich wieder aus dem Zimmer gehen wollte, hörte ich Milan leise fragen: „Was tust du da?“ „Ich gehe Wäsche waschen. Wenn Big Mama zurückkommt, braucht sie saubere Wäsche, denn sie saut sich immer ein, wenn sie jagen war.“ Milan trat auf mich zu, nahm meine Hände in seine und flüsterte: „Da ist keine Wäsche, Katharina. Sie hat nichts hier gelassen. Keine Wäsche, nichts. Du musst nicht Wäsche waschen.“ Ich entzog ihm meine Hände, schrie: „Du hast die Wäsche hinunter geworfen. Ich muss Wäsche waschen. Lass mich los. Big Mama braucht ihre saubere Wäsche, wenn sie wieder da ist. Sie kann nicht nur mit dem blutbefleckten Kleid herumlaufen!“ Ich bückte mich, hob aufs neue die Wäsche auf und drehte mich um. Mühsam öffnete ich die Kellertüre, stieg die Treppen hinunter, während ich um den Berg an Wäsche herum sehen musste, denn in drei Wochen bleibt doch viel liegen. Als ich im Waschkeller war, legte ich die Wäsche auf dem Boden ab und fing gewohnheitsmäßig an sie zu sortieren. Dann warf ich den ersten Stapel in die Waschtrommel, gab Waschpulver dazu und schaltete sie an. Wie üblich blieb ich kurz stehen, um zu sehen, ob die Maschine auch wusch, dann ging ich nach oben. Ich wanderte ins Schlafzimmer um dort das Bett für Big Mama herzurichten, bemerkte nebenbei die anderen, die mich schweigend beobachteten und murmelte: „Sie mag es nicht, wenn ihr Bett nicht gemacht ist, wenn sie wieder da ist.“ Andrea kam zu mir, nahm mich in den Arm, schluchzte verzweifelt: „Aber das Bett war doch schon gemacht. Sie hat es gemacht. Sie wird nicht wieder kommen. Tinka! Bitte. Du musst damit aufhören. Du machst mir Angst.“ Ich hörte Andreas Worte, verstand sie aber nicht. Beruhigend strich ich ihr über den Rücken, versuchte sie zu trösten. „Alles wird gut. Big Mama wird bald wieder da sein, Rea. Du musst keine Angst haben. Sie ist nie lange weg. Ihr passiert auch nichts. Ihr ist noch nie etwas passiert. Bald ist sie wieder da und vielleicht bringt sie uns wieder etwas Schokolade und Chips mit. Die, die du so gerne magst. Keine Angst, bald ist sie wieder da.“ Immer wieder wiederholte ich diese Worte, während ich der weinenden Andrea über den Rücken strich. Sie klammerte sich an mir fest, so dass ich nur an dieser Stelle stehen bleiben konnte und nur die sieben Vampire beobachten konnte. Milan sah mich fast mitleidig an, während Zvjezdan den Boden sehr interessant zu finden schien und Mirela sich an Alenka lehnte, die beschützend den Arm um sie gelegt hatte und fast genauso verzweifelt aussah wie Doktor Gustovic. Die einzige, die nicht ganz so betroffen aussah war Esmeralda, die mich scharf musterte, den Kopf schüttelte und etwas murmelte. Sofort nickten die anderen sechs und sahen alle zu mir. Ich verstand ihren Blick nicht, aber er interessierte mich auch nicht sonderlich, denn ich dachte mir, dass es nicht so wichtig sein konnte. Immer noch klammerte sich Andrea fest an mich, als Alenka auf uns zu kam und Andrea sanft von mir weg zog. Ich nuschelte noch einmal: „Sie kommt wieder, du wirst sehen. Mach dir keine Sorgen.“ Dann sah ich zu, wie Andrea aus dem Raum geführt wurde und Mirela zu mir kam. Sie fragte mich: „Kann ich dir etwas helfen? Was musst du denn noch alles erledigen?“ „Ich muss noch die anderen beiden Stapel Wäsche waschen und dann aufhängen. Dann muss ich beide Bäder reinigen, denn Big Mama mag keine dreckigen Bäder und ich muss den Gang putzen. Mein Zimmer muss aufgeräumt werden, im Wohnzimmer muss der Fernseher wieder angestellt werden, da ich ihn immer aus mache, wenn Big Mama weg ist. Ich schaue nicht so gerne fern. Die Fenster müssen alle geputzt werden und natürlich muss ich alle anderen Räume auch noch abstauben. Ich muss noch alle Betten im Haus machen, alle Kissen aufschütteln und meine eigenen Hausaufgaben muss ich machen. Big Mama mag es nicht, wenn ich meine Hausaufgaben nicht habe. Sie möchte, dass ich gut in der Schule bin. Danach muss ich lernen, ich habe nur drei Tage für das ganze. Danach ist wieder Montag und Big Mama ist da und die Schule geht wieder los. Ich habe also nicht viel Zeit. Es wäre nett, wenn du mir helfen könntest.“ Mirela zögerte kurz, dann nickte sie, murmelte etwas von wegen „gut, dass du nicht weißt, dass bereits Dienstag ist,“ und verließ dann den Raum um in den Keller zu gehen. Esmeralda sah mich kurz an, erklärte mir dann, dass sie mir auch helfen würde, ging in die Küche um einen Putzeimer voll Wasser laufen zu lassen. Währenddessen kamen Zvjezdan und Milan auf mich zu, zogen mich jeweils ganz kurz in die Arme und sagten: „So, wir beide sind dann mal weg. Wir gehen übers Wochenende eine Tante von uns besuchen.“ Ich nickte ihnen zu, wünschte ihnen viel Spaß, folgte dann Esmeralda in die Küche und schnappte mir den zweiten Putzeimer, in den ich etwas Putzmittel gab und dann damit begann den Flurboden zu wischen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)