Die Ewigkeit ist viel zu kurz von Lady_Li (ehemals: Wie fängt man sich einen Vampir?) ================================================================================ Kapitel 1: Ein anstrengender Tag -------------------------------- Ein anstrengender Tag Dieser Tag versprach wieder zu werden wie jeder andere: langweilig. Ich saß allein an meiner Bank, denn seit ich einen Herzfehler hatte, setzte sich niemand mehr zu mir. Ein richtiger Herzfehler war es nicht, sondern eher eine Störung, die auftrat, wenn ich mich aufregte. Früher schlug mir die Aufregung an den Magen, aber plötzlich betraf es das Herz. Meine Mitschüler hatten immer Angst, dass ich wieder einen Fehler bekomme, wenn sie etwas sagten, und so saßen sie möglichst weit weg. Hinter mir waren drei Bänke frei. Während ich so in Gedanken war, tobte die Klasse (manchmal fragte ich mich, wie alt sie eigentlich waren) und wurde plötzlich ruhiger. An sich nichts ungewöhnliches, wenn wir jetzt nicht Latein gehabt hätten. Unser Lateinlehrer war meist depressiv, konnte sich nicht durchsetzen und brach immer in Tränen aus, wenn die Jungs wieder mal taten, was sie wollten. Heute aber trat Herr Schubert selbstbewusst auf, zumindest hielt er sich für selbstbewusst, hatte ein zufriedenes Grinsen im Gesicht, als er sah, dass die Klasse ruhiger wurde, drehte sich um und rannte fast in den jungen Mann hinter sich. Er bat ihn und noch ein paar andere unnötigerweise hereinzukommen und meinte: „Stellt euch doch vor!“ Nacheinander traten alle vor. Der erste war groß, muskulös, hatte schwarze Haare und goldene Augen. Seine Haut war weiß, er hatte Augenringe und als ich das bemerkte, starrte ich die anderen an, denn auch sie hatten weiße Haut, Augenringe und goldene Augen. Ich knallte meinen Kopf ziemlich laut auf den Tisch, stöhne auf. Wieso mussten gerade in meine Klasse Vampire kommen? Ich hatte sofort erkannt, dass es Vampire waren, denn ich selbst wurde nach dem Tod meiner Eltern von einem Vampir großgezogen. Als ich fünf war, starben meine Eltern bei einem Autounfall und ich war alleine. Meine Tanten wollten mich nicht, denn sie behaupteten immer, dass ich schwer erziehbar sei und zu viel essen würde. So blieb ich in meinem Elternhaus alleine, weil meine Tante dem Mann vom Jugendamt erzählt hatte, dass ich bei ihr wohnte und danach kümmerten dich sich nicht mehr um mich, und eines Tages, um genau zu sein einen Tag vor meinem sechsten Geburtstag und drei Tage nach dem Tod meiner Eltern, tauchte Big Mama auf. Big Mama war schlank, hatte goldene Augen, weiße, glatte Haut und braune, lange Haare und war 45 Jahre alt. Sie wäre hungrig, sagte sie mir und ich, mit meiner kindlichen Naivität, rannte los und holte Kekse aus dem Schrank. Ich hatte nicht verstanden, warum sie zu lachen begann, starrte sie nur an, denn sie erinnerte mich stark an meine Mama. „Mama,“ sagte ich, bevor sie noch etwas tun konnte. Sofort stoppten all ihre Bewegungen, sie erstarrte und meinte dann scharf: „Ich bin nicht deine Mama!“ Aber ich hatte mich einfach an ihrem Bein festgeklammert und geweint und sie immer wieder „Mama“ genannt. Später sagte sie zu mir, sie hätte mich nur nicht gebissen, weil mein Geheule nicht zu ertragen gewesen wäre, ich aber wusste, dass es Mitleid war. Und vielleicht auch eigennutz, denn Big Mama hatte nie eigene Kinder. Wie sie richtig hieß, habe ich nie erfahren, denn sie bestand darauf, dass ich sie Big Mama nannte, nachdem sie den Film Cap und Capper gesehen hatte. Erschrocken fuhr ich aus meinen Tagträumen hoch, als Herr Schubert auf meinen Tisch schlug und gehässig meinte: „So, und du wiederholst jetzt die Namen.“ Ich hatte gerade den Mund geöffnet, als Svenja, eine Klassenkameradin, stotterte: „Ähm....Alenka, Mirela, Emil ...... ähm...... Zvjezdan und.... äh.... ja.... äh....ach ja genau, Milan.“ Herr Schubert sah sie wütend an, lies die anderen dann aber etwas über sich erzählen. „Wir kommen aus Kroatien, Dubrovnik. Wir sind alle 17 Jahre alt und von unseren Eltern adoptiert worden.“ Von hinten klang der Ruf: „Ach, so etwas dürfen die auch?“ Nicht nur die Vampire, sondern auch ich, warfen einen wütenden Blick nach hinten, wobei ich es tat, weil mein leiblicher Vater auch Kroate war. Bevor die Neuen noch etwas sagen konnten, wandte sich Herr Schubert mir zu und meinte: „Lea – Katharina.“ Ich zuckte zusammen. Es gab nichts, was ich mehr hasste, als diesen Doppelnamen, aber leider konnten sich meine Eltern bei meiner Geburt nicht zwischen Lea und Katharina entscheiden. Meine Mutter war total für Katharina und mein Vater für Lea und keiner wollte nachgeben. Egal welchen anderen Namen die Verwandten auch vorschlugen, er passte meine Eltern nicht und so meinte meine Oma: „Nehmt doch einfach beide Namen.“ Meine Eltern waren von dieser Lösung leider begeistert und nannten mich daher Lea – Katharina. Manchmal war ich richtig froh, dass ihnen nicht ein noch schlimmerer Name eingefallen war, aber trotzdem hätten sie mir doch auch einen normalen Namen geben können, oder nicht? „Du bist die Vernünftigste hier in der Klasse. Ich möchte, dass du dich der Neuen annimmst.“ Herr Schubert sah mich streng an, so nickte ich, während von hinten ein „Ja, so vernünftig“ kam. Die fünf Schüler setzten sich zu mir, Herr Schubert begann den Unterricht, ich legte den Kopf auf den Tisch und versuchte zu schlafen. Latein war immer ein langweiliges Fach, in dem ich entweder schlief, Geschichten schrieb oder malte. Herrn Schubert interessierte das nicht, denn für ihn war ich nicht da, außer wenn er einen Sündenbock brauchte, so wie jetzt. Als etwas anderes sahen weder ich, noch die Klasse mich. Plötzlich sprach mich mein neuer Banknachbar, es war der muskulöse mit den schwarzen Haaren, an: „Hallo, ich bin Milan und du?“ Ich zog die Augenbrauen in die Höhe und fragte mich ernsthaft, ob er überhaupt zugehört hatte. „Lea - Katharina,“ gab ich widerwillig Auskunft. „Freut mich,“ setzte ich freundlicherweise noch hinzu. Als ich meinen Blick wieder nach vorne wandte, stand unser Lateinlehrer vor mir und sah mich wütend an. „Eure Gespräche könnt ihr auf nach der Stunde verschieben. Lea – Katharina, sag mir sofort was igitur heißt.“ „Folglich.“ Kam es von mir wie aus der Pistole geschossen. Dieses Wort konnte ich nun zur genüge. Ein wütender Blick traf mich, dann wurde ich wieder in Ruhe gelassen. Ich seufzte erleichtert auf, endlich konnte ich schlafen. Ich wachte wieder auf, als eine Hand sanft durch meine Haare streichelte und als ich die Augen aufschlug sah ich in das Gesicht meiner besten Freundin Andrea. „Na komm, du vernünftiger Mensch, wir haben jetzt noch zwei Stunden Sport. Danach kannst du in aller Ruhe schlafen.“ Ich nickte, erhob mich und streckte mich quietschend, wobei mich alle komisch ansahen und neben mir aber leises Lachen ertönte. Auf meinen verwirrten Blick hin, deutete Andrea auf jemanden. Ich wandte mich um und erkannte die fünf neuen Schüler, die alle grinsten. Kopfschüttelnd packte ich mein Schulzeug zusammen, deutete dann den anderen, dass sie mir folgen sollten und fragte Andrea: „Was hab ich wichtiges verpasst?“ „Och, nur einen Weinkrampf, zwei Verweise und die falsche Erziehung mancher Kinder. Den Text hab ich dir mitgeschrieben, den wir dazwischen übersetzt haben.“ Dankbar sah ich Andrea an, schon waren wir an der Sporthalle angekommen, als ich Andrea fragte: „Habe ich Lust auf Sport, oder spontan Herzbeschwerden?“ „Ähm...heute ist Basketball dran. Such’s dir aus! Ich mach nicht mit!“ Ich grinste. Es gab nichts was ich mehr hasste, als Basketball und meine Herzstörung kam mir bei so etwas gerade recht, so beschloss ich krank zu sein. Die fünf Vampire folgten uns immer noch und ich wurde von einem von ihnen, es war nicht Milan, dieser hatte blonde, schulterlange Haare und war recht schlank, angesprochen. „Hallo, ich bin Zvjezdan und ich wollte fragen, wieso du nicht mitmachst?“ Anscheinend hatte er gewusst, dass ich ihn fragen wollte, wie er hieß, denn das hatte er schon vorweggenommen. Erstaunt sah ich ihn an, meinte aber dann: „Weil ich Basketball nicht leiden kann.“ Gerade wollte er noch etwas sagen, als eine sehr wütende Frau Schäuberl, die Turnlehrerin, aus der Umkleidekabine kam. „Was steht ihr hier draußen rum? Der Unterricht hat schon längst begonnen.“ Sofort setzten wir uns in Bewegung, denn wenn man eines nicht tun sollte, dann war es eine Turnlehrerin zu verärgern. Die Jungs begaben sich in eine Kabine am Ende des Ganges und wir Mädchen, unter dem strengen Blick der Lehrerin, schlichen in die Kabine und zogen uns um. Beziehungsweise Alenka und Mirela taten dies. Andrea hatte anscheinend die beiden beobachtet, denn plötzlich fragte sie erstaunt: „ Wieso habt ihr denn so weiße Haut? Wenn ihr in Kroatien gelebt habt, müsstet ihr doch richtig braun sein.“ Bevor die beiden noch antworten konnten, schob ich meine beste Freundin aus der Umkleidekabine in die Halle, mit der Begründung, dass wir Frau Schäuberl ja nicht unnötig aufregen mussten. Draußen trugen wir besagter Sportlehrerin unser leiden vor - Andrea hatte sich für einen gezerrten Oberarmmuskel entschieden – und sahen ihr sofort an, dass sie uns nichts glaubte, aber sie sagte nichts. Wir setzten uns ausatmend auf die Bank und machten die ganzen zwei Sportstunden nur Blödsinn. Als die letzte Stunde endlich vorbei war, waren wir die ersten in der Umkleidekabine und die ersten, die angezogen waren. Ich stürmte sofort aus der Turnhalle raus, ging mit gemäßigtem Schritt zu meinem Auto und sperrte auf, als eine Stimme hinter mir rief: „Tinka , warte mal.“ Da wusste ich, dass mir Andrea schrie, denn nur sie nannte mich Tinka. Alle anderen sagten entweder Katharina oder Lea. Ich drehte mich um und wartete, bis sie bei mir war. Andrea keuchte, denn sie war den ganzen Weg von der Sporthalle zum Parkplatz – es waren etwas 500 Meter – gelaufen und sagte dann außer Atmen: „Hast du Zeit? Ich wollte heute Abend ins Kino und da morgen eh Samstag ist, musst du dir keine Sorgen um Schule machen. Ach ja und ich wollte dich noch zum Essen einladen.“ Sofort wurde ich misstrauisch. Wenn Andrea mich zum Essen einlud, wollte sie etwas von mir. Lange sah ich sie an, dann nickte ich langsam, deutete ihr ins Auto einzusteigen und stieg selbst ein. Nachdem ich den Motor gestartet hatte, fragte ich leise, wo es denn hingehen solle. „Such du aus.“ „Okay, dann gehen wir zum Italiener in der Nähe vom Busbahnhof.“ Andrea nickte und ich fuhr los. Eigentlich hätten wir zu Fuß zum Italiener gehen können, denn der Busbahnhof war nur 10 Minuten von unserer Schule weg, doch sowohl ich, als auch Andrea waren zu faul zum Laufen. Ich parkte den Wagen auf dem Kundenparkplatz und spazierte dann mit meiner besten Freundin in das Restaurant. Als wir drinnen waren, traf mich der Schlag, denn Luigi, der Besitzer, rannte aufgebracht um eine junge Frau herum, die anscheinend ein Tablett fallen gelassen hatte. Es wäre bestimmt nichts ungewöhnliches gewesen, auch nichts wo einen der Schlag traf, aber diese Frau hatte weiße Haut, unter den Augen Augenringe und die Farben ihrer Augen waren Gold. Langsam fragte ich mich, ob das eine Invasion wurde, oder die Vampire alle aus ihrer Heimat auszogen. Ich sah mir die Frau genauer an. Sie war zierlich, hatte braune, hüftlange Haare und war vielleicht 1, 55 Meter groß. Ich seufzte, führte dann aber Andrea zu einem Tisch etwas abseits, so dass ich die Frau beobachten konnte, sie mich aber hoffentlich nicht sah. Wir bestellten, während Andrea mich die ganze Zeit komisch ansah. Irgendwann wurde es mir zu bunt, ich lehnte mich zurück, erwiderte Andreas Blick, die diesen nun senkte, und fragte herausfordernd: „Was willst du von mir?“ „Wie kommst du darauf, dass ich etwas wollen würde?“ „Ach komm schon, du lädst mich nur zum Essen ein, wenn du etwas von mir willst. Und du gehst auch Freitags abends nie ins Kino, weil du da mindestens bis zehn bei deinem Freund bist. Du kannst mir viel erzählen, aber nicht, dass du nichts von mir willst.“ Jetzt seufzte Andrea, nahm ihr Glas mit Pepsi in die Hand, schwenkte es herum, so dass ein paar Tropfen Pepsi über den Rand spritzten, und sagte dann ohne aufzusehen: „Na ja, weißt du, meine Eltern fahren für zwei Wochen nach Schweden und wollen mich nicht alleine dalassen, weil ich doch noch nicht für mich selbst sorgen kann.“ Hier verzog sich ihr Gesicht. Andreas Eltern waren immer etwas übervorsichtig mit ihr, weil sie ihr einziges Kind war. Simon und Ingrid legten ihre Reisen meist in die Schulzeit, aber dann sorgten sie immer dafür, dass Andreas Oma während dieser Zeit kam. Doch anscheinend war das diesmal nicht so. „Was ist denn mit deiner Oma?“ „Na ja, die ist krank. Sie hat Grippe und daher kann sie nicht zu mir und ich nicht zu ihr. Tante Klara kann mich auch nicht zu sich nehmen, weil sie auch verreisen und wie du weißt, darf ich ja nicht zu Klaus, weil meine Eltern mich nicht alleine zu ihm lassen. Erst recht nicht übernachten.“ Klaus war Andreas Freund. Als Andrea ihn zum ersten Mal zu ihren Eltern gebracht hatte, waren die so wütend geworden, dass sie Klaus sofort aus dem Haus warfen, Andrea das Handy wegnahmen und ihr Telefonverbot erteilten. Danach wurde sie fast zwei Monate lang von der Schule abgeholt und hingebracht und sie durfte sich nicht mehr mit Freunden treffen. Als Andrea ihren Vater fragte, was an einem Freund so schlimm sei, war seine Antwort gewesen, dass sie zu jung für einen Freund sei. Erst nach knapp drei Monaten konnte sie ihre Eltern überzeugen, dass an einem Freund nichts schlimmes war, doch sie durfte nie länger als einen Tag und nie ohne Aufsicht zu ihm. Immer, wenn sie zu Klaus wollte, musste ich mit, oder sie musste zu Hause bleiben. Mich ehrte ja das Vertrauen ihrer Eltern in mich, aber es nervte doch etwas, denn fast jedes Wochenende war Andrea bei Klaus und dann musste ich immer in ihrer Nähe sein, damit ich nachher haarklein berichten konnte, was passiert war. Erst als ich Ingrid und Simon dann sagte, dass ich übers Wochenende einfach keine Zeit mehr hätte, konnte ich wieder beruhigt Dinge tun, auf die ich auch Lust hatte, doch die beiden ließen Andrea nicht mehr zu Klaus. Mit Müh und Not überredete ich die beiden Erwachsenen dazu, dass Andrea doch mit ihrer Kusine zu Klaus gehen sollte. „Wann kommst du?“ Ich wusste, dass ich damit mein ja gegeben hatte und es später wahrscheinlich noch bereuen würde, aber ich konnte ihr diese Bitte doch nicht abschlagen, schließlich war sie meine Beste Freundin. Andrea strahlte mich an. „Um fünf heute Abend. Okay?“ Ich nickte ergeben. Nach dem Mittagessen fuhr ich sie nach Hause und dann fuhr ich zu mir. Den Tag verbrachte ich damit mein Haus aufzuräumen und Big Mamas Sachen zu waschen. Big Mama war für unbestimmte Zeit fort, das machte sie immer so, wenn sie Hunger hatte oder Freunde besuchen wollte. Dann verschwand sie einfach und tauchte dann irgendwann auf. Da ich nie wusste wann das wahr und wie lange sie wegblieb, wusch ich ihr Gewand immer gleich, wenn sie wegging, damit sie dann später etwas zum Anziehen hatte. Punkt fünf Uhr klingelte es und Andrea stand mit Sack und Pack vor der Tür. Ingrid stand hinter ihr und gab mir lauter Anweisungen, wie ich Andrea behandeln musste und ihr essen machen musste. Nach einer Stunde ging auch Ingrid endlich und wir hatten somit sturmfreie Bude. Spät am Abend, wir waren vorher noch im Kino gewesen, gingen wir ins Bett und waren zum ersten Mal sofort erschöpft eingeschlafen. Kapitel 2: Ausflug mit Folgen ----------------------------- Ausflug mit Folgen Am nächsten Morgen erwachte ich durch Licht auf, das mir direkt ins Gesicht schien. Murrend wollte ich mich wegdrehen, doch schon im nächsten Moment hörte ich ein müdes: "Hey, mach mich nicht platt. Ich schlafe auch hier!" Seufzend erhob ich mich auf die Ellbogen, blickte Andrea ins Gesicht und gähnte erst einmal, dann stand ich langsam auf. Als ich stand, streckte ich mich und fragte: "Was willst du essen?" Komischerweise erhielt ich keine Antwort und sah daraufhin zu Andrea, doch diese war wieder eingeschlafen. Also beschloss ich mich anzuziehen und erst einmal zu essen, somit ging ich in die Küche und machte mir etwas. Also nahm ich eine Schüssel aus dem Schrank, eine Tüte Haferflocken, etwas Obst aus dem Obstkorb und ein paar Nüsse, warf alles in eine Schüssel und stellte fest, dass man es so nicht essen konnte. Seufzend beschloss ich also das Obst kleinzuschneiden, die Haferflocken zu öffnen und die Nüsse aus der Packung rauszunehmen. Dann schüttete ich Milch über das ganze Produkt und rührte mit dem Löffel um, doch dabei bewegte ich den Löffel zu schnell und etwas Milch mit Haferflocken landeten auf dem Tisch. Ich fluchte leise, nahm aber einen Lappen und wischte den Fleck von dem Tisch weg, nebenbei führte ich mit meinem Arm eine zu weite, kreisende Bewegung aus und warf die Schüssel auf den Boden. Damit war für mich der Tag gelaufen. Ich wusste, dass alles was schief gehen konnte, heute auch schiefgehen wird. Von dem Lärm wahrscheinlich geweckt, kam Andrea in die Küche geschlürft und stieg erst mal in das am Boden verteilte Müsli. Ich hörte einen kurzen, erschrockenen Schrei, dann rannte sie sofort aus der Küche auf die Toilette und ich sah nur noch weiße Fußspuren auf dem Boden. Ich fluchte und schrie: "Andrea, was soll das? Sag mal spinnst du? Reicht es dir nicht, dass ich schon die ganze Küche aufräumen darf, willst du mich auch noch zwingen die ganze Wohnung zu putzen? Kannst du eigentlich nicht aufpassen?" Kurz danach kam eine reuig aussehende Andrea zu mir und entschuldigte sich. Nebenbei stieg sie nochmal in die Pampe und fluchte sehr unschön. Ich seufzte und nahm einen Lumpen, wischte den Boden auf und gab ihr einen Lumpen, um ihren Fuß abzuputzen. Dann widmete ich mich dem Gang. Danach hatte ich keinen Hunger mehr und ging ins Wohnzimmer um etwas fernzusehen, doch noch bevor ich den Fernseher anschalten konnte, kam Andrea und meinte: "Hast du Lust etwas einkaufen zu gehen?" Stumm schüttelte ich den Kopf, doch plötzlich fühlte ich mich, als würde etwas anderes meinen Kopf beherrschen, denn ich sagte: "Klar, wollen wir nach München? Ich fahre!" Verwirrt sah mich Andrea an, und meinte vorsichtig: "Tinka, alles okay?" Eigentlich wollte ich den Kopf schütteln, aber wieder mal reagierte ich anders, als ich es vorhatte. "Ja, klar. Lass uns fahren!" Ich sah Andrea nur noch verwirrt nicken, dann machte ich mich schon auf und zog mich an. Als ich angezogen war, ging ich schnurgerade ins Auto und wartete nur noch auf Andrea, die kurz darauf mit zwei Taschen in der Hand kam. "Sag mal, brauchst du keine Tasche, um einkaufen zu gehen?" Ich schüttelte den Kopf, während ich ihr eigentlich danken wollte und die Tasche nehmen wollte, stattdessen schickte ich sie mit der Tasche zurück und wendete schon mal das Auto, um aus meiner Einfahrt hinauszufahren. Kurz nachdem ich gewendet hatte, kam Andrea, stieg ein, gurtete sich an und sah mich auffordernd an. Eigentlich wollte ich sie fragen, was denn los sei, aber ich legte stattdessen den ersten Gang ein und fuhr los. Ich konnte innerlich über mich selbst nur den Kopf schütteln, denn ich konnte mir mein eigenes Verhalten nicht erklären! Unsere Fahrt endete nach ca einer halben Stunde fahrt und als wir endlich einen Parkplatz gefunden hatten, war Andrea gereizt, denn ich hatte sie die ganze Fahrt über ignoriert und sprang sofort aus dem Auto. Jetzt endlich konnte ich wieder tun, was ich wollte, denn sofort sprang ich hinterher, sperrte das Auto ab und rannte Andrea hinterher. "Rea, es tut mir leid. Ich weiß nicht was in mich gefahren ist." Kurz nachdem ich den Satz ausgesprochen hatte, hatte ich das Gefühl, als würde jemand über mich lachen, doch sofort verdrängte ich diesen Gedanken wieder, denn schließlich war das Schwachsinn. Langsam drehte sich Andrea zu mir um, aber das bekam ich gar nicht mehr ganz mit, denn langsam sackte mein Kreislauf ab und mein Herz begann zu stocken. Mir wurde schwarz vor Augen und das letzte was ich spürte, war ein Aufprall auf etwas hartem, wahrscheinlich dem Asphalt. *** *** *** Als ich meine Augen wieder öffnete, blickte ich an eine weiße Decke, was mich verwirrte, denn mein Zimmerdecke war nicht weiß, sondern gelb. Also sah ich mich erst einmal um und hörte ein stetiges langsames Piepsen. Irgendwie erinnerte mich das an einen Ort, an dem ich definitv nicht sein wollte und im nächsten Moment bestätigte sich meine Befürchtung, denn ich sah neben mir einen Arzt, der gerade das EKG überprüfte und schon hörte ich das Piepsen schneller und unregelmäßiger werden. Jetzt erst bemerkte ich, dass das mein Herz war, dass da stolperte und ins rasen kam, denn der Arzt drehte sich alamiert zu mir um und meinte mit melodischer, leiser Stimme: "Beruhigen Sie sich. Hier kann Ihnen nichts passieren. Sie sind hier im Klinikum Rechts der Isar, da Sie hier in der Nähe einen Herzstillstand hatten. Bleiben Sie jetzt ruhig. Hier geht es Ihnen gut." Immer wieder murmelte der Arzt diese beiden Sätze, doch es half mir nichts, denn ich bekam Panik. In einem Krankenhaus waren meine Eltern gestorben, blutüberströmt und noch heute sehe ich sie in ihren vorher weißen, aber mit ihrem Blut rotgefärbten Betten liegen und höre sie leise meinen Namen rufen, immer in der Angst mir könnte etwas passiert sein. Noch heute erinnere ich mich an die Bilder, als meine Mama ihren Armstumpf in meine Richtung streckte, weil sie mich berühren wollte und als mein Papa versucht hat herauszufinden, wo ich war, mich aber nicht sehen konnte, weil er Glas in Auge bekommen hatte. Und an all dem war nur meine Tante schuld, die mich sofort nachdem sie gehört hatte, dass meine Eltern einen Unfall hatten ins Krankehaus gefahren hatte und dann, trotz der Ermahnungen der Ärzte, die Zimmertür aufriss und mich hineinschubste mit dem Kommentar: "Hier sind deine Eltern. Schau sie dir nochmal an, denn lange wirst du die bestimmt nicht mehr sehen!" Daraufhin hatte sie die Türe wieder zugeworfen und war wieder nach Hause gefahren. Ich aber stand zwei komischen Wesen in zwei Betten gegenüber, die gar nicht aussahen wie meine Eltern, sondern wie rote Fleischklumpen. Meine Mutter hatte einen durchgebluteten Verband um den Armstumpf, den Kopf und die Brust gewickelt, während mein Vater die roten Verbände über den Augen, beiden Beinen und dem Bauch hatte. Leise hörte ich meine Mutter fragen: "Lea-Katharina, Schatz, bist du das? Geht es dir gut? Ist dir etwas passiert? Wieso bist du hier?" Aber ich konnte nicht antworten. Was sollte denn ein dreijähriges Kind in so einer Situation auch sagen? Gerade als ich mich daran erinnerte, wie die Ärzte versucht haben mich wieder aus dem Zimmer zu bekommen, berührte mich eine kalte Hand und holte mich wieder in die Gegenwart. Erschrocken sah ich einem Mann, vielleicht Mitte dreißig, ins Gesicht und bemerkte sofort die goldenen Augen und die blasse Haut. "Der Horror ist komplett," murmelte ich leise, aber er hatte es gehört, denn er sah mich verwirrt an. "Hallo, ich bin Michael Gustovic, ich bin hier der behandelnde Arzt. Ich bin speziell auf Herzrythmusstörungen spezialisiert und möchte..." "Ich will hier raus! Sofort! Ich bleibe keine Sekunde länger hier! Und wenn Sie mich hier nicht sofort rauslassen, laufe ich Amok. Das ist definitiv kein Scherz und ernstgemeint." Okay, das mit dem Amok laufen vielleicht nicht, aber das musste ja dieser Vampirdoktor nicht wissen. Dieser schien sich auch an meinen Worten nicht zu stören, denn er sah mich nur kurz an und meinte: "Sie werden aber hier bleiben. Schließlich hatten Sie vor knapp einer Stunde Herzrhythmusstörungen und ich kann es nicht verantworten Sie jetzt gehen zu lassen. Wenn Sie jetzt gehen kann es Ihnen passieren, dass Sie wieder Störungen bekommen während Sie unterwegs nach Hause sind und da kann Ihnen niemand so schnell helfen. Sie können von Glück reden, dass Ihre Freundin sofort den Notarzt gerufen hat und versucht hat Ihnen zu helfen." Kopfschüttelnd setzte ich mich auf. "Das ist mir egal. Ich will sofort nach Hause. Ich bleibe nicht hier. Ich hab zu Hause einen behandelnden Arzt, der zu mir nach Hause kommt. Aber hier bleibe ich nicht." Ich wurde langsam panisch, merkte, wie mein Herz schneller und schneller schlug, hörte das Piepsen, das meine Herzschläge wiedergab und plötzlich spürte ich es. Wo mein Herz vorher raste, schlug es jetzt langsam und immer langsamer. Und dann war alles schwarz. *** *** *** Als ich diesmal meine Augen wieder aufschlug, sah mich als erstes ein Gesicht an. Ich schrie kurz auf, setzte mich abrupt auf, sah mich hektisch um und erkannte mein Zimmer. Anscheinend hatte mich jemand nach Hause gefahren. Erleichtert atmete ich auf, und sah noch einmal nach oben, erkannte das Johnny Depp Poster, das über meinem Bett hing. Gerade als ich mich zu fragen begann, wer mich denn nach Hause gefahren hatte, kam Doktor Gustovic zur Tür herein und sah mich wütend an. "Können Sie mir erklären, was das sollte? Was ist so schlimm eine oder zwei Nächte im Krankenhaus zu bleiben Können Sie mir das erklären?" "Ich mag Krankenhäuser einfach nicht. Und wenn ich nach Hause will, haben Sie als Arzt das zu akzeptieren. Sie können mich dort nicht einfach festhalten," fauchte ich genauso wütend zurück. Dann fiel mir plötzlich etwas ein: "Wie kommen Sie eigentlich hier her? Woher wissen Sie eigentlich wo ich wohne?" Der Doktor sah mich an, als müsse er sich erst eine Ausrede einfallen lassen, denn er sah angestrengt an mir vorbei zur Tür und meinte dann plötzlich: "Deine Freundin hat uns den Weg gezeigt. Sie ist gefahren." Ich nickte, legte mich wieder hin und fuhr mit einem "Uns? Wen meinen Sie mit uns?" wieder auf. Beschwichtigend hob der andere seine Hände und meinte: "Ich hab meine Familie mitgebracht. Ich hoffe das macht Ihnen nichts. Aber wir gehen wieder sobald es Ihnen besser geht." Ich sah den Mann lange an, beschloss aber nichts zu sagen, denn er sah nicht so aus, als würde er mit sich verhandeln lassen. Also legte ich mich wieder hin, schloss die Augen und dachte wieder einmal an Big Mama. Wo diese wohl im Moment war und ob sie schon wusste, was passiert war? Ich hoffte nicht, denn sonst würde es für mich wieder Ärger geben und ich durfte wieder eine Woche nicht in die Schule, das wollte ich auch nicht. Über meinen ganzen Überlegungen schlief ich langsam ein und träumte wirr. Meine Mutter lief aufgebracht durch die Küche, hektisch. Sie suchte ihren Geldbeutel, konnte ihn aber nicht finden. Ich stand in einer Ecke des Zimmers und sah ihr dabei zu, fragte mich was sie da tat. Plötzlich kam mein Vater, küsste meine Mutter kurz auf die Wange, gab ihr das Gesuchte in die Hand und führte sie aus der Küche. Keiner der beiden beachtete mich. Plötzlich trat meine Tante ein, sah mich gehässig an, meinte: "Deine Eltern hatten einen Unfall, Monster. Komm!" Dann plötzlich war ich erwachsen, Doktor Gustovic stand vor mir, sah mich abfällig an. Ich wollte mich bewegen, doch ich war an einem Bett festgeschnürt. Grinsend sprach der Doktor: "Wollen doch mal sehen, was deinem Herzen fehlt. Ich kann in meiner Sammlung noch eines brauchen." Zog einen Vorhang auf, der mir vorher gar nicht aufgefallen war und hinter dem Gläser mit Herzen waren. Als ich wieder zu dem Doktor sah, hatte er schon ein Messer in der Hand und kam damit auf mich zu. Gerade wollte er zustechen, als... ...ich schreiend hochfuhr. Panisch sah ich mich im Zimmer um, suchte den Vorhang, die Fesseln, den Doktor, doch nichts von dem war da. Erleichtert atmete ich auf und ließ mich wieder zurücksinken. Draußen war es mittlerweile dunkel und neben mir lag Andrea und murrte: "Musst du immer so laut sein? Gib doch endlich mal ruhe." Lächelnd und erleichtert, dass ich alles nur geträumt hatte, legte ich mich wieder hin, kuschelte mich etwas an meine beste Freundin und schlief langsam ein, bemerkte aber noch eine Bewegung in der Ecke, die weder von mir, noch von Andrea kam, mich aber auch nicht mehr wecken konnte, denn schon hatte mich der Schlaf übermannt. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Okay, ich weiß es hat verdammt lange gedauert und es tut mir entsetzlich leid. Ich hab aber leider nie Lust weiterzuschreiben, aber ich versuche diese Geschichte über die Sommerferien fertig zu schreiben. Alle die "Wettlauf mit der Zeit" auch lesen: Es kann bei dieser Geschichte noch dauern, weil die noch nicht mal ansatzweise fertig ist. Ich danke euch allen herzlich für eure Geduld und freue mich über jeden Kommi, den ich bekomme. Eure Li P.S.: Ich hab noch ne Frage: Ich wollt wissen, ob jemand Lust hat meine Geschichten Beta zu lesen, weil ich leider noch keinen Betaleser hab. Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen! Kapitel 3: Ein Tag mit vielen Verwirrungen ------------------------------------------ Ein Tag mit vielen Verwirrungen Völlig übermüdet wachte ich am nächsten Morgen auf und hatte das Gefühl als hätte mich ein LKW überfahren, denn alles tat mir weh und ich war so müde. Als ich mich umsah und mich fragte was mich geweckt hatte, bemerkte ich den piepsenden Wecker, der mir sagte, dass es Zeit war um in die Schule zu gehen. Also rappelte ich mich auf, schaltete den Wecker aus und warf einen Blick zu dem Kalender, der an der meinem Bett gegenüberliegenden Wand hing. Kurz darauf stöhnte ich genervt auf und warf mich aufs Bett zurück, doch leider hatte ich wieder einmal Andrea vergessen und landete voll auf ihr. Sofort moserte diese: "Aua! Sag mal spinnst du? Was soll das? Wieso bist du übrigens an einem Sonntag schon so früh wach? Kannst du mir das mal erklären?" Beschämt erklärte ich also: "Ich hab gestern morgen anscheinend aus Versehen meinen Wecker angeschaltet, der hat mich gerade aufgeweckt und ich dachte, wir müssten zur Schule." "Ach und deswegen wirfst du dich auf mich, oder was?" "Nein, ich hab wieder mal nicht an dich gedacht und wollte mich frustriert ins Bett zurück werfen. Es tut mir leid!" Nachdem wir beide jetzt, es war viertel nach sechs, schon einmal wach waren und keiner mehr schlafen konnte, beschlossen wir aufzustehen. Andrea ging sofort ins Bad, während ich mich langsam nach unten aufmachte um in die Küche zu gehen, als ich aus dem Wohnzimmer den Fernseher hörte. Erstaunt begab ich mich dorthin, denn eigentlich durfte niemand außer Andrea und mir da sein, es sei denn Big Mama wäre endlich zurückgekommen, und sah sieben mir nicht ganz unbekannt Personen dort sitzen, konnte sie aber nicht zuordnen. Gerade als ich sie fragen wollte, was sie hier täten, fiel mir alles wieder ein: Doktor Gustovic hatte mich ja gestern vom Krankenhaus nach Hause gebracht, nachdem ich zusammengebrochen war und hatte natürlich seine ganze Familie mitgebracht. Also saßen in meinem Wohnzimmer meine neuen Klassenkameraden und die Bedienung aus dem Restaurant in dem Andrea und ich am Freitag zum Essen waren. Wie er sich vorstellte, dass alle bei mir wohnen sollten, wusste ich nicht, denn ich hatte nicht vor die Vampirfamilie bei mir wohnen zu lassen. Also stemmte ich die Hände in die Hüften und fragte aufgebracht: "Was tun Sie noch hier? Haben Sie kein eigenes zu Hause?" Amüsiert antwortete der Doktor: "Ich hab dir doch gestern schon gesagt, dass wir solange hier bleiben, bis es dir besser geht." Das war doch die Höhe. Was erlaubten sich diese Vampire eigentlich? Ich war so lange ohne sie ausgekommen und da kamen sie daher und dachten, sie könnten sich in mein Leben einmischen. Wütend zischte ich also: "Ich erlaube es aber nicht. Das ist mein Haus und Sie haben kein Recht hier zu sein...Ich würde mich freuen, wenn Sie noch ein paar Tage bleiben. Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause." Was war das? Das wollte ich doch gar nicht sagen. Ich wollte ihnen doch meine Meinung sagen, aber ich hörte mich nur noch höflich fragen, ob sie gut geschlafen hätten und ob sie Hunger hätten. Die erste Frage bejahten, die zweite aber verneinten sie. Wie ferngesteuert begab ich mich in die Küche und machte Andrea und mir selbst erst einmal ein Frühstück, obwohl ich eigentlich nur ins Wohnzimmer stürmen wollte und die Vampire aus meiner Wohnung verscheuchen, aber es ging nicht und ich konnte mir einfach nicht erklären warum. Frustriert wollte ich etwas gegen die Wand werfen, aber wieder gehorchte mein Körper mir nicht und so setzte ich mich an den Küchentisch, wartete auf Andrea und begann zu essen, als sie da war. Wir schwiegen uns an, denn keiner wusste etwas zu sagen, bis einer unserer neuen Klassenkameraden, ich weiß nicht einmal wie er hieß, eintrat und höflich fragte: "Könnte ich bitte etwas zu trinken haben?" Ich sah ihn nur erstaunt an, zu keiner Regung fähig, denn soviel ich wusste, brauchten Vampire weder essen noch trinken, aber Andrea erhob sich mit den Worten "klar doch, was willst du denn, Zvjezdan?" und schenkte ihm dann von ihm gewünschten Apfelsaft ein. Ich starrte beide nur an, schüttelte kurz meinen Kopf und aß stumm weiter. Kurz nach Zvjezdan betraten auch die anderen sechs meine Küche und setzten sich an den Tisch. Ich kannte von keinem mehr den Namen, wollte ihn eigentlich auch nicht wissen, doch wieder einmal tat ich etwas anderes als ich eigentlich wollte. "Hallo nochmal. Es tut mir leid, dass ich euch so ruppig empfangen habe. Also ich beginne am besten nochmal ganz vorne. Mein Name ist Lea-Katharina. Und es freut mich, dass ich euch in meinem Haus willkommen heißen darf. Ich hoffe doch ihr fühlt euch hier wohl." Was redete ich da eigentlich für unsinniges Zeug? Ich wollte mich nicht entschuldigen, vorstellen oder sie willkommen heißen. Ich wollte sie hinauswerfen, aber mein Körper tat nichts, was ich wollte, so als hätte jemand anderes Besitz von meinem Körper, oder Geist oder was auch immer ergriffen. Bevor ich noch eine Verzweiflungstat, ich hatte vor mich mit dem stumpfen Messer zu erstechen, um weiterer Schande zu entgehen, ausführen konnte, antwortete die Bedienung: "Hallo, mein Name ist Esmeralda Gustovic, ich mit Alejandro hier verheiratet. Das dort sind unsere Kinder, Alenka, Mirela, Emil, Zvjezdan und Milan. Es tut uns entsetzlich Leid, dass wir einfach so bei dir hereingeplatzt sind, aber leider hat uns unser Vermieter gestern aus dem Haus geworfen, weil wir ihm nicht geheuer waren. Mein Mann hat manchmal eine etwas ruppige Art und Weise um etwas zu bitten. Er ist es einfach nicht gewohnt." Sie sah mir in die Augen und in diesem Moment konnte ich wieder frei für mich sprechen. Plötzlich hatte ich Mitleid mit diesen sieben Vampiren und sprach lächelnd: "Na wenn das so ist, bleiben Sie ruhig etwas hier. Fühlen Sie sich wie zu Hause und sollten Sie etwas benötigen, sagen Sie mir einfach Bescheid." Ich konnte Doktor Gustovic aufatmen sehen und fragte mich in diesem Augenblick, was mich da geritten hatte. Ich hatte gar nicht genug Platz, denn obwohl ich ein Haus hatte und es darin vier Schlafzimmer, eine Küche, ein Wohnzimmer, zwei Toiletten und einen Keller gab, wusste ich nicht, wie ich diese Leute unterbringen sollte, ohne dass Andrea mitbekam, dass sie anders waren als wir. Verzweifelt lies ich also mein Gesicht auf mein Teller fallen ohne an das Brot darauf zu denken und hatte im nächsten Moment ein Brot mit Erdbeermarmelade beschmiert an meinem Gesicht kleben. Dieser Tag begann fast so gut wie der gestrige und so beschloss ich ins Bett zu gehen. Also stand ich auf, wünschte allen lachenden und grinsenden Personen in meiner Küche eine gute Nacht, machte einen Abstecher ins Klo, wusch mich, begab mich kurz auf die Toilette, putzte mir danach die Zähne und legte mich ins Bett. Als ich das nächste Mal erwachte, war es draußen schon stockdunkel. Erstaunt sah ich neben mich, wo Andrea friedlich schlief, und dann auf meinen Wecker, nur um festzustellen, dass es mittlerweile ein Uhr morgens war. Ich hatte also den ganzen Tag verschlafen, aber so müde war ich doch eigentlich gar nicht gewesen. Gerade als ich mich wieder hinlegen wollte, stellte ich fest, dass ich morgen wirklich in die Schule musste, stellte also meinen Wecker und dass ich mal dringen einen wichtigen Ort aufsuchen musste, weil ich sonst mein Bett leicht bewässert hätte, also stieg ich vorsichtig über Andrea, hatte gerade ein Bein über sie gesetzt und wollte schon fast aufatmen, als ich mit dem hinteren Bein ausrutschte und direkt auf Andrea landete. Ich fluchte unschön, Andrea drehte sich und warf mich nebenbei aus dem Bett. Fluchend setzte ich mich langsam auf, rieb mir meine lädierte Nase und sah meine beste Freundin böse an, die anscheinend zum Glück nicht aufgewacht war, sondern sich nur im Schlaf gedreht hatte, worüber ich Recht froh war. Schnell ging ich auf die Toillette, dann begab ich mich wieder in mein Zimmer, wollte gerade wieder über die Schlafende steigen, als diese sich aufsetzte und meinte: "Oh nein, nicht noch einmal. Du hast mich jetzt innerhalb von zwei Tagen dreimal in deinem Bett platt gemacht. Ein viertes Mal muss echt nicht sein." Errötend kletterte ich also hinter ihr aufs Bett und legte mich hin und schlief erstaunlicherweise sofort wieder ein. Wieder einmal wurde ich am nächsten Morgen durch nerviges Piepsen geweckt, fuhr hoch und schaltete den Wecker aus, dann beugte ich mich zu Andrea, ja, ich hatte mich endlich daran gewöhnt, dass sie da war, und weckte sie sanft auf. Doch leider wollte diese davon nicht aufwachen, also beschloss ich sie etwas unsanfter zu wecken und warf mich auf sie drauf. Jetzt fuhr sie hoch und warf mich wieder aus dem Bett, doch diesmal war ich darauf gefasst und drehte mich so, dass ich auf dem Rücken landete, was nicht so weh tat wie auf der Nase. Empört über diese Behandlung keifte ich los: "Was soll denn das? Hast du nen Vollschatten?" "DU frägst MICH was das soll? Du hast dich doch auf mich geworfen. Was sollte das denn? Kannst du mir das mal sagen?" "Du wolltest nicht aufwachen. Da musste ich zu schärferen Mitteln greifen und da hab ich mich also auf dich draufgeworfen. Ich konnte ja nicht wissen, dass du mich sofort wieder aus dem Bett wirfst." Kopfschüttelnd stand ich auf, nahm frische Kleidung aus meinem Schrank und gebag mich ins Bad um mich zu duschen und umzuziehen. Dann begab ich mich in die Küche und bekam gleich mal einen halben Herzanfall, denn in der Küche standen sieben Statuen, die die Augen geschlossen hatten und mich anscheinend gar nicht bemerkten. Etwas verspätet lies ich einen leisen Aufschrei los und fasste mir ans Herz. Alle sieben Vampire rissen gleichzeitig ihre Augen auf und sahen mich aus glühenden Augen an. Nur langsam bekamen alle wieder den normalen Ausdruck in ihren Augen und lächelten. "Hast du gut geschlafen?", fragte mich Zvjezdan leise und vorsichtig. Ich nickte immer noch mit klopfendem Herzen, setzte mich langsam auf einen Stuhl, denn wieder einmal drohte mir schwarz vor Augen zu werden. Ich schloss müde die Augen, versuchte mein Herz zu beruhigen, atmete bewusst gleichmäßig aus und ein, konzentrierte mich auf meine Atmung, entspannte meinen Körper, aber alles half nichts. Panisch öffnete ich die Augen, blickte Esmeralda in die Augen und wurde ruhiger. Nach einer Weile war ich so ruhig, dass ich alle Geräusche um mich herum wieder wahr nahm, ich nicht mehr das Gefühl hatte, dass alles schwarz vor meinen Augen wird und stellte erleichtert fest, dass mein Herz wieder ruhig und normal schlug. Also beschloss ich jetzt Frühstück zu machen, doch als ich mich erheben wollte, hatte sich der Doktor vor mich gekniet und untersuchte mich schweigend. Dann ließ er mich endlich aufstehen. Seufzend machte ich frühstück und wartete auf Andrea, die aber nicht kam. Gerade wollte ich zu ihr hoch gehen, als es an der Türe klingelte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Vielen lieben Dank fürs lesen. Wieder einmal ist ein Kapitel beendet, aber dieses steht nur vorübergehend hier, bis ich Zeit habe es zu überarbeiten. Trotzdem hoffe ich ihr schreibt mir Reviews. Bekommt auch Kekse und Kuchen dafür. Also dann auf bald Li Kapitel 4: Das Geheimnis der Vampire ------------------------------------ Erstmals ein dickes, fettes Entschuldigung an meine neue Betaleserin!!!! Ich wollte nur dieses Kapitel schon mal on setzen! Okay, aber bevor das Kapitel jetzt los geht erst einmal ein Dankeschön an la_estrella. Ach ja und bevor ich es noch vergesse: Ich wurde darauf angesprochen, dass diese Geschichte den Titel eines Buches trägt, das war nicht von mir beabsichtigt! Dieser Titel muss jetzt leider bleiben, bis mir ein neuer eingefallen ist. Ich bin für Vorschläge jeder Zeit offen, also keine Scheu! ^^ Okay, aber jetzt viel Spaß beim Lesen! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Das Geheimnis der Vampire Erstaunt hielt ich inne, sah kurz zur Tür und beschloss sie nicht zu öffnen, schließlich kam niemand, den ich eingeladen hatte, oder kennen musste. Leider machte mir Andrea einen Strich durch die Rechnung, da sie gerade die Treppe runterkam und sofort zur Haustüre ging und sie öffnete. Daraufhin sah ich nur noch bluroten Stoff und spürte eine knochenbrechende Umarmung. "Big Mama, ich brauche Luft. Luft...," röchelte ich gegen die Brust an meiner Nase. Sofort wurde ich losgelassen, von den Armen weggeschoben und sah in das wütend, besorgte Gesicht von Big Mama. "Geht es dir gut? Ist alles in Ordnung?" Langsam nickte ich, denn Big Mamas Gesicht verhieß nichts Gutes, und schon ging es los. "Gut! SAG MAL GEHT ES DIR ZU GUT? WAS SOLL DAS? WENN EIN ARZT ZU DIR SAGT, DASS DU IM KRANKENHAUS BLEIBEN SOLLST, DANN BLEIBST DU AUCH DORT! WIE KANNST DU DENN DA NUR SO AUSTICKEN? ERKLÄR MIR DAS!" Jetzt fühlte ich mich, als wäre ich nur noch zwei Zentimeter mit Hut groß. Immer mehr schrumpfte ich, je lauter Big Mama schrie. So kannte ich sie gar nicht. Normalerweise war sie doch immer eine sehr ruhig und beherrschte Frau, denn eigentlich hatte sie mich noch nie angeschrien, aber heute hatte sie wegen irgendwelchen Kleinigkeiten die Nerven verloren. Ich konnte es gar nicht verstehen, was war denn passiert? So sah ich Big Mama nur schweigend an, antwortete auf keine ihrer Fragen, denn sie verwirrten mich. Normalerweise holte sie mich sofort aus dem Krankenhaus, wenn mein Herz wieder einmal aussetzte und die Ärzte mich nicht gehen lassen wollten. Ich verstand sie einfach nicht, doch schon sollte ich aufgeklärt werden. Etwas ruhiger schimpfte Big Mama nun: "Ich weiß ja nicht, was du getan hast und was dafür gesorgt hat, aber in München warst du tot. Du musstest wiederbelebt werden. Hat dir das denn keiner gesagt? Und in der Klinik hätte dein Herz beinahe wieder versagt. Was hast du gemacht?" Das war zu viel für mich. Unelegant setzte ich mich auf den Boden, starrte Big Mama entsetzt an. Tot? Ich? Aber...aber...wieso? Ich wusste doch so gut wie gar nichts mehr von diesem Tag. Was war pasiert? Gut, ich wusste, dass Andrea wütend auf mich war und ich versucht habe sie wieder zu versöhnen, aber was war dann? Besser gesagt, wieso war Andrea wütend, was war passiert? Ich war mit den Nerven so am Ende, dass ich zu weinen anfing und wie ein Häufchen Elend auf dem Boden saß. Sofort wurde ich von Big Mama tröstend in den Arm genommen, sie strich mir sachte über den Rücken und bevor ich noch was sagen konnte, fragte sie trocken:"Sind wir jetzt hier im Irrenhaus, oder wieso lädst du komisch aussehnde Menschen zu uns ein!" Daraufhin musste ich lachen. Menschen? Big Mama hatte manchmal wirklich einen komischen Sinn für Humor, denn schließlich wusste sie am besten, dass das dort Vampire waren. "Aber Big Mama...Aua...hey..." Dezent war mir Genannte auf den Fuß getreten, aber wer hat schon gerne ein paar Tonnen Vampir auf dem Fuß, der sich anfühlt wie ein Betonblock. Warnend sah mich meine Ersatzmama an und drehte dann leicht den Kopf Richtung Andrea, die sowohl mich als auch Big Mama etwas erstaunt ansah. Ich streckte ihr also die Zunge raus und meinte bockig: "Ich wollte dich auch fragen, warum du die Haustüre nicht aufgeschlossen, sondern geklingelt hast. Du hast doch einen Schlüssel." Und als ich in das Gesicht von Big Mama sah, erkannte ich, dass sie rot angelaufen wäre, wenn sie gekonnt hätte. Etwas pikiert antwortete sie: "Ich hab den Schlüssel vergessen. Er liegt noch in meinem Zimmer." Jetzt erfüllte Gelächter den Raum, nicht nur meines, sondern auch das von Andrea und den anderen Vampire. Langsam beruhigte ich mich wieder, doch als ich in das Gesicht meiner Ersatzmama sah, musste ich wieder anfangen, bis sich Doktor Gustovic zu Wort meldete: "Lea-Katharina, ich denke, es ist besser, wenn du heute nicht in die Schule gehst." Damit endete für mich die Lachsalve und entsetzt, wütend und ungläubig sah ich den Arzt an. "Natürlich geh ich heute zur Schule. Ich gehe immer zur Schule, egal was passiert und passiert ist. Wieso sollte ich heute nicht gehen?" Diesmal mischte sich Big Mama ein: "Nein, du wirst nicht gehen. Schließlich warst du tot. Einmal kannst du nicht bockig sein. Ich denke, Andrea sollte jetzt in die Schule fahren. Wirklich. Es ist schon sieben. Denk daran, dass du selbst mit dem Auto, wenn du selbst fährst, eine halbe Stunde zur Schule brauchst. Du kannst Leas Auto nehmen." Erschrocken blickte Andrea auf die Uhr, sah mich nochmal entschuldigend an, nahm sich den Autoschlüssel und ging, im Schlepptau die fünf neuen Klassenkameraden, die sich bei mir einquatiert hatten. Kaum hörte Big Mama den Motor des Autos und war sich sicher, dass es weg war, schob sie mich in die Arme von Doktor Gustovic und ging zum Telefon. "Was hast du vor?" fragte ich sie. Sie grinste und antwortete: "Oh, ich rufe bei dir in der Schule an, um dich krank zu melden." In diesem Moment packte mich wieder die Wut, ich biss und kratzte den Mann, der mich hielt, doch es nützte nichts und zu guter letzt biss ich ihm in die Hand. Immer fester biss ich zu, doch außer dass es meinen Zähnen weh tat, passierte nichts. Ich hatte das Gefühl als würde ich auf Granit beißen, aber loslassen wollte ich nicht. Es ging hier nicht darum, dass ich ihn verletzte. Nein. Es ging ums Prinzip. Und prinzipiell hab ich ihm damit klar gemacht, was ich von seinem Vorschlag und seiner Zusammenarbeit mit Big Mama hielt. Nämlich nichts. Selbst als Big Mama nach ein paar Minuten das Telefonat beendet hatte und mich spöttisch dazu aufforderte loszulassen, weigerte ich mich. Was dachten sich diese dämlichen Vampire eigentlich? Dass sie alles mit mir machen konnten? Nicht mit mir. Plötzlich packte mich eine Hand am Nacken und drückte zu. Wütend protesierte ich: "Hey...was soll das! Lass mich sofort los. Hast du gehört?" Dass ich zum Sprechen die Hand entlassen musste, fiel mir zu spät ein und so hatte mich Big Mama am Nacken auch schon von meinem "Opfer" weggezerrt. Das war eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit. Ich konnte ja schließlich nichts dafür, dass ich ein Mensch war und um einiges schwächer als die anderen. "Wenn du dich wie eine Katze benimmst, behandel ich dich auch wie eine. Vielleicht überlegst du dir demnächst was du tust. Es ist nur zu deinem besten was wir hier tun. Schließlich schadet es deiner Gesundheit und das will keiner von uns. Also führ dich hier nicht auf wie eine Furie, sondern sei so nett und setz dich hin." Aber ihre Worte kamen für mich zu spät, denn ich hatte schon bemerkt, als sie mich nicht in die Schule gehen lassen wollten, dass mein Herz wieder einmal Loopings schlug, die es nicht schlagen sollte. Es wurde leider immer schlimmer und nicht besser, denn ich begann mich in die Sache hineinzusteigern. Ich fing langsam an zu keuchen, krümmte mich zusammen. Das war immer das Shlimmste, wenn es langsam schlimmer wurde. Es war nicht schlimm, wenn es plötzlich passierte und sofort alles schwarz wurde. Nein, es war schlimm, wenn es langsam passierte, denn dann fing mein Herz an zu schmerzen, pochte in der Brust, als wäre es das Letzte was es jemals tun würde. Was auch jederzeit sein konnte. Es konnte heute oder beim nächsten Anfall das letzte Mal sein, dass es schlagen würde. Ich konnte es nie sicher wissen. Und würde es wahrscheinlich niemals erfahren, denn wer erfuhr schon wann er starb. Manche Menschen mochten zwar daran glauben, dass man weiß, wann man stirbt, aber ich glaubte es nicht. Ich hatte den Glauben daran verloren und selbst wenn nicht, hätte ich es spätestens dann, als ich erfahren hatte, dass ich wiederbelebt werden musste. Hätte ich da nicht bemerken müssen, dass ich tot war? Hätte ich es nicht vorher wissen müssen? Total in meine düsteren Gedanken versunken und mit meiner Panik kämpfend, bemerkte ich nicht, dass Big Mama mich losgelassen hatte und Doktor Gustovic anfing mich zu untersuchen. Ich bemerkte meine Umgebung erst wieder, als mein Kinn angehoben wurde und ich Esmeralda in die Augen sah. Langsam wurde ich ruhiger, meine düsteren Gedanken verschwanden, mein Herz schlug langsam wieder normal, schmerzte nicht mehr und ich konnte wieder befreit durchatmen. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich wahrscheinlich ziemlich viel nicht mitbekommen hatte, denn ich lag im Wohnzimmer auf der Couch, mein Oberteil war mir ausgezogen worden und ich hatte eine Blutdruckmanschette am Arm. Verwirrt sah ich mich um. "Wie lange war ich weg?" Schnaubend antwortete der Doktor: "Du warst knapp zehn Minuten lang panisch. Es hat sich dahingezogen, denn zwischendurch sah es immer mal wieder so aus als würdest du dich beruhigen, aber dann ging es wieder los. Was ist denn passiert?" Lange sah ich den Arzt an, zuckte dann die Schultern, weigerte mich zu antworten. Es wurde auch so hingenommen, denn Big Mama wandte sich plötzlich an die zwei anderen Vampire: "Was macht ihr eigentlich hier?" Kannte sie die beiden? Wieso duzte sie diese einfach so? Was sollte das? "Ich bin hier, weil es Lea-Katharina schlecht geht und hab meine Familie dabei, da sie, wie man gerade gesehen hat, helfen können." "Nein, das meinte ich nicht. Ich meinte eigentlich warum ihr hierher gezogen seid?" "Oh, die Frage ist eigentlich ganz einfach beantwortet. In Kroatien wären wir fast entlarvt worden, durch eine Uvorsichtigkeit seitens meines Sohnes, also mussten wir dort weg. Da Esmeralda vor hundert Jahren einmal in Deutschland war und dieses Land so schön fand, hatte sie beschlossen, dass wir hierher ziehen. Und dass es gerade Glonn wurde, war eigentlich ein Zufall. Diese Stadt ist schön klein und übersichtlich." Verwirrt folgte ich dem Gespräch. Hundert Jahre? Glonn, klein? Ich verstand eigentlich gar nichts. Wenn ich ehrlich war, wusste ich eigentlich nicht viel über Vampire, denn Big Mama redete nie darüber und ich fragte nie. Ich wusste eigentlich nur wie sie aussahan und das auch nur, weil Big Mama bei mir lebte. Verwirrt fragte ich also: "Wieso hundert Jahre? Wie lange lebt denn so ein Vampir?" Jetzt wandten sich alle Köpfe mir zu und ich wurde gemustert. Dann sah Esmeralde Big Mama fast anklagend an und knurrte schon fast: "Du hast ihr nichts erzählt? Sie weiß nichts über Vampire?" Kopfschüttelnd antwortete Angeknurrte: "Natürlich nicht, schließlich gibt es keine Unreinen mehr. Wieso sollte ich ihr da etwas erzählen? Es droht keine Gefahr mehr. Und die Geborenen werden sich hüten je wieder Unreine zuzulassen, nachdem was vor zweihundert Jahren passiert ist. Meinem kleinen Engel kann also nichts geschehen." Nach diesen Worten hatte sie mich fest in die Arme genommen und an sich gedrückt. Ich war so verwirrt, dass ich sogar vergaß mich zu befreien, obwohl sie mich wieder einmal so fest hielt, dass ich kaum Luft bekam. Kleiner Engel? Unreine? Von was redeten die da eigentlich? Konnte mir das einer erklären? Aber erst einmal machte Doktor Gustovic Big Mama auf mich aufmerksam, die mich langsam, aber widerwillig losließ. Bevor ich noch etwas fragen konnte, sprach Esmeralda wieder: "Da täuscht du dich. Es gibt sie wieder. Ich weiß nicht wer es war, aber jemand hat dafür gesorgt, dass es wieder Unreine gibt. Und diese sind gefährlicher als zuvor, denn sie können ihre Umgebung manipulieren. Nicht so wie wir. Wir können es zwar auch, aber nur sehr kurz und so schlecht, dass die Person selber noch weiß was sie tut, es aber nicht kontrollieren kann. Die sind anders. Bei ihnen bemerkt niemand was und die Personen selber wissen gar nichts mehr. Sie denken, sie tun es aus eigenem Willen. Das war auch ein Grund weswegen wir hierher kamen. Wir wollten dich warnen, denn schließlich warst du mit Schuld, dass die Unreinen getötet wurden." Jetzt verstand ich gar nichts mehr. Was hatte Big Mama mit diesen sogenannten Unreinen zu tun und wieso musste sie gewarnt werden? Langsam stand ich auf, ohne auf meine Umgebung zu achten, ging auf die Terasse und wanderte dort in Richtung Wiese. Das war eine Macke, die ich hatte. Wenn ich überfordert war, schaltete ich mein Denken ab und wanderte einfach drauflos ohne etwas zu bemerken. Erst Big Mama, die plötzlich neben mir stand und mich zurück ins Wohnzimmer führte, weckte mich wieder einigermaßen auf. Leise sagte sie zu mir: "Pass auf, wir erklären dir alles, okay?" Seufzend nickte ich, obwohl ich mir gar nicht so sicher war, ob ich alles wissen wollte. Also ließ ich mich wieder auf die Couch sinken und wartete gespannt auf die Erklärung der anderen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Okay, ich habe versucht Absätze rein zu machen. Meldet euch einfach, wenn es zu viele sind, oder das anders gemeint war. Ich hab das ehrlich gesagt nie gemacht und kann es auch nicht so. Ich schreibe meine Geschichten eigentlich immer durchgehend! Also dann...danke fürs lesen und alle die Reviews hinterlassen bekommen Streuselkuchen mit Schokosoße! Also bitte bitte viele Reviews hinterlassen! Das würd mich echt freuen! LG Li Kapitel 5: Gebissen, Geboren, Unrein und ein Fluchtversuch ---------------------------------------------------------- Tja, es ist so, dass ich nächste Woche (17.08. - ca. 24.08.) wegfahre. Ich bin dann also die ganze Woche weg. Das heißt, es gibt kein neues Kapitel die nächste Woche. Deswegen hab ich beschlossen das fünfte Kapitel schon hochzuladen, obwohl es in der Fassung noch nicht Beta gelesen ist. Ich hoffe es gefällt trotzdem. Aber jetzt erst einmal ein fettes Danke schön an la_estrella. Ich wünsch euch wieder mal viel Spaß beim lesen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Gebissen, Geboren, Unrein und ein Fluchtversuch "Also, was ich dir jetzt erzähle wirst du wahrscheinlich nicht glauben. Ich muss auch sagen, dass es unglaubwürdig klingt, aber es war genau so, wie ich es jetzt erzähle. Du kennst bestimmt die Geschichten, die über Vampire im allgemeinen so erzählt wird. Von wegen, dass sie Blutsauger wären und Blut zum überleben brauchen. So stimmt es aber nicht ganz, es ist sogar nur teilweise richtig. Aber am besten beginne ich am Anfang. Es gibt drei Arten von Vampiren. Die Geborenen, die Unreinen und die Gebissenen. Geborene Vampire sind schon genauso lange hier, wie die Menschen, denn für jeden Menschen wird ein Vampir geboren. Na ja, geboren kann man eigentlich nicht sagen. Um genau zu sein, entstehen sie aus Steinen. Aus Diamanten. Ach auch egal." Halt mal...wollte Esmeralda mir gerade wirklich erzählen, dass Vampire geboren werden und zwar aus Steinen? Hielt sie mich für blöd? Doch, bevor ich noch etwas sagen konnte, fing Big Mama an: "Esmeralda, du verwirrst sie. Also, Lea, es ist so, dass eine Legende besagt, dass jede Seele eines Menschen bei seiner Geburt gespalten wird. Als der erste Mensch geboren wurde, spaltete sich also seine Seele und nur ein Teil kam in seinen Körper, der andere Teil aber flog umher und wusste nicht, wo er hin sollte. Da verirrte er sich in eine kleine Höhle, in der es viele Diamanten gab und eine Reihe von Diamanten lagen nebeneinander auf dem Boden und sahen aus, wie ein menschlicher Körper. So beschloss die Seele diese Diamanten zu ihrem eigenem Körper zu machen und nistete sich da ein. So entstand zum ersten Menschen, auch der erste Vampir, der sogenannte Geborene. Ein geborener Vampir kann sein aussehen allein durch sein Denken beeinflussen und sich in alles verwandeln, was er will. Auch hat jeder geborene Vampir besondere Fähigkeiten, jeder Charakter eine andere. So kann zum Beispiel ein Vampir das Leben eines anderen Lebewesens beeinflussen, oder er kann das Denken kontrollieren. Aber um diese Fähigkeiten benutzen zu können, muss er Blut trinken. Dabei verwandelt er aber niemals einen Menschen in einen Vampir, denn das wurde streng verboten, nachdem es mit den gebissenen Vampiren immer ärger gab. Ein Mensch wird nicht durch den Biss in einen Vampir verwandelt, sondern erst, wenn der Vampir all das Blut des Menschen trinkt und ihm anschließend sein eigenes Blut gibt. Diese Art sieht genauso aus wie ich, also weiße Haut, perfekte Figur, goldene Augen und dunkle Augenringe. Aber das ist jetzt nicht wichtig. Es ist außerdem so, dass ein geborener Vampir niemals sterben kann, außer jemand gibt seine Seele frei. Als nächstes gibt es dann die unreinen Vampire. Unreine entstanden dadurch, dass sich geborene Vampire mit Menschen gepaart haben. Frag mich nicht, wie sowas funktionieren soll, denn ich weiß es selbst nicht, ich hab es erstens noch nie ausprobiert und zweitens will ich es auch gar nicht. Ich meine, wenn ich mir vorstelle, dass ich mich als Mensch mit einem Diamanten paaren müsste." Big Mama schüttelte es und sie verzog das Gesicht. "Aber naja...auch egal. Auf alle Fälle wurden eben durch diese Aktionen halb Vampire, halb Menschen gezeugt. Sogenannte Unreine. Diese Art muss Blut trinken um zu überleben. Wenn sie kein Blut trinken, altern sie und sterben irgendwann an Altersschwäche. Ihre übernatürlichen Fähigkeiten sind ganz enorm stark ausgebildet, dafür können sie sich aber nicht in verschiedene Formen verwandeln, sondern müssen in der menschlichen bleiben. Ein Biss von diesen Vampiren ist giftig und der Gebissene stirbt entweder daran, oder aber er verwandelt sich in einen Vampir. Das ist von Mensch zu Mensch verschieden. Diese Vampire sind schwer von Menschen unterscheidbar, denn sie haben eine normale Augenfarbe, nur wenn man genauer hinsieht, erkennt man, dass sie mit Gold durchsetzt ist, haben einen normalen Körperbau, das heißt, es gibt dicke und dünne, und sie haben die normale Hautfarbe. Sind also nicht blass. Das einzige, woran man sie erkennt, ist die Körpertemperatur. Sie sind eiskalt und haben natürlich keinen Puls. Außerdem haben sie einen süßlichen Körpergeruch. Als letztes gibt es dann noch die Gebissenen. Diese Art wurde entweder von Geborenen, oder unbeabsichtigt von Unreinen, geschaffen. Gebissene Vampire haben keine besonderen Fähigkeiten, und leben nur solange ihr Schöpfer lebt. Gebissene Vampire müssen immer in der Nähe ihres Mentors bleiben und regelmäßig deren Blut trinken, sonst leben sie unter höllenqualen weiter. Da das aber sowohl für den Gebissenen, als auch für deren Schöpfer sehr anstrengend ist, wurde diese Art der Verwandlung strengstens und unter Todesstrafe verboten. Aber warum wir dir das erzählen, hat einen anderen Grund, den dir Esmeralda sicher nennen kann." Damit beendete Big Mama ihre Erzählung und wandte sich Esmeralda zu. Diese sah etwas peinlich berührt aus, doch schließlich setzte sie wieder zu sprechen an. "Na ja, es ist ja so, dass du nun schon ziemlich lange mit einem Vampir zusammen in einem Haus lebst und genau dieser Vampir steckt derzeit in großen Schwierigkeiten. Bevor dir etwas passiert dachte ich mir also, dass wir es dir lieber erzählen." Ich schüttelte verwirrt den Kopf. Diese Informationen musste ich erst einmal verdauen und verstehen. Gut, es gab also drei verschiedene Vampirarten, die alle drei anders entstanden sind. Das war noch verständlich. Unglaublich, aber verständlich. Aber es blieben immer noch fragen offen, zum Beispiel... "Wenn sich die Seele nun zerteilt, heißt das dann, dass es einen bösen und einen guten Teil gibt?" Big Mama schüttelte den Kopf. "Nein, du musst dir vorstellen, dass es deine Seele doppelt gibt. So wie sie ist. Mit den bösen und den guten Seiten!" "Hm...ist es dann so, dass ich auch einen Vampir geschaffen habe?" "Deine Seele, ja!", lachte Big Mama. Ich seufzte schwer. "Sieht dann dieser Vampir auch so aus wie ich? Und tut er das gleiche wie ich?" "Vom den Grundzügen des Wesens ist dir der Vampir ähnlich, denn schließlich ist es deine Seele, aber dein Aussehen hat er nicht und wenn du ihm gegenüber stehen würdest, würdest du ihn nicht erkennen, da du ja deine eigene Seele auch nicht kennst." "Du sagtest doch, dass man einen Vampir nur dadurch töten kann, dass man seine Seele freigibt. Wieso sterben dann gebissene Vampire nur durch den Tot ihrer Schöpfer?" Das verwirrte mich. Schließlich widersprach sich Big Mama in diesem Punkt. "Nein, so stimmt das nicht. Entschuldige, das hab ich zu erwähnen vergessen. Nur Geborene sterben, indem man ihre Seelen freigibt. Unreine dagegen, kann man nur durch ein langezogenes Ritual töten. Und die Gebissenen, die sterben immer erst dann, wenn ihr Mentor tot ist. Das ist doch ganz einfach." Eigentlich wollte ich noch fragen, welches Ritual, aber irgendwie interessierte es mich doch nicht so brennend. Wer wusste schließlich wie blutig das enden würde und auf blutige Rituale hatte ich grad keine Lust, deswegen meinte ich nur: "Okay. Wenn du das sagst. Wie ist das mit diesen unreinen Vampiren? Sind die gefährlich?" Und da war es. Das Schweigen und das Stirnrunzeln der anderen zeigte es deutlich. Angst. Es verwirrte mich und machte auch mir Angst. Vor was hatten sie Angst? Vor den Unreinen? Waren die wirklich so gefährlich? Doch, ich erhielt keine Antwort. Weder von mir, wie sollte das auch gehen, noch von Big Mama, denn diese stand auf, stolperte und schlug mit dem Kopf gegen meinen Schrank. Wie konnte ein einzelner Vampier nur so dämlich sein. Ich schoss aus meinem Sitz hoch, stürmte auf Big Mama zu, um ihr zu helfen...und stellte fest, dass der Wohnzimmerschrank ruiniert war. Big Mama ging es gut, aber mein Schrank, der hatte ein Loch. Na toll. Und wer richtete das jetzt? Wer machte meinen Schrank wieder heile? "Sag mal spinnst du?", schrie ich empört los, "Dir ist schon klar, dass der Schrank nichts dafür kann. Wenn er dich beleidigt hat, dann regelt das wie normale Menschen. Rede mit ihm. Der Schrank hat auch Gefühle." Okay...halt. Was redete ich da? Nach Big Mamas Gesicht zu schließen, wusste diese es auch nicht, denn sie sah mich an, als wollte sie mich ins Irrenhaus stecken. Irgendwie berechtigt. Schrank - Gefühle...das widersprach sich irgendwie. Aber egal. Jetzt stürmte ich zu dem Schrank, streichelte ihn und versprach ihm sofort Verbandszeug zu holen. Ich eilte los, holte Klebeband, kam zurück und klebte es so zärtlich über das Loch, dass es aussah, als wäre er mein Liebhaber. Na ja, auch egal. Ich meine, schließlich ist das mein Schrank, und wer wusste schon, was er mir tut, wenn ich nicht nett zu ihm bin und dieses Loch einfach so toleriere. So aber nicht. Nicht mit mir. Also klebte ich weiter Klebeband über meinen Schrank und redete beruhigend auf ihn ein. Nachdem ich meinen Schrank erfolgreich verarztet hatte, wandte ich mich zu Big Mama um und lächelte sie an. "Geht's dir gut?", fragte ich sie etwas verspätet. Fassungsloses Kopfnicken antwortete, Esmeralda sah mich erst perplex, dann erheitert an, wobei sie meinte: "Deinen Vampir möchte ich irgendwie nicht kennen lernen. Ich will nicht wissen, was der tut. Ich meine, mich würde es nicht wundern, wenn er einen Aufkleber trägt, auf dem steht: Rettet die Toten. Sie leben auch noch" Erbost sah ich Esmeralda und Doktor Gustovic, der laut lachte, an und maulte: "Das ist berechtigt. Wer weiß, ob Tote nicht auch noch leben und alles spüren, was man ihnen antut." Damit drehte ich mich um und stapfte aus dem Wohnzimmer. Solche Banausen. Ich würde es ihnen beweisen, dass die Toten noch etwas spürten. Ich musste dazu nur einen Toten finden. Doch woher bekam ich frühmorgens einen Toten, beziehungsweise wer würde sich freiwillig von mir töten lassen, damit ich das demonstrieren konnte. Ich hätte keinerlei Probleme damit, dass ich mich einfach hinstellte und jemanden fragte: "Würdest du dich mal kurz von mir töten lassen, damit ich eine Theorie beweisen kann," aber wer war so blöd und tat das? Also Opfer suchen. Und wo findet man ein solches am Besten? Natürlich im Internet. Ich meine, im Internet gibt es genug dämliche Leute, da würde ich so einen auch noch finden. Und genau das wollte ich nun tun. Doch, wie kam ich an ein Internet, ohne Computer? Ein Internet-Café. Das war eine gute Idee, und schon wollte ich losstürmen und eines suchen, da fragte mich eine gefährlich leise Stimme von hinten: "Wo willst du denn hin, junge Dame?" "Nach draußen! In ein Café." Welches, das musste Big Mama nun wirklich nicht wissen, denn sie war noch nie vom Internet begeistert gewesen. "Ah ja. Und du denkst, du darfst dort hin? Ich befreie dich von der Schule, damit du dann in ein Café gehen kannst?" Mist. Vergessen. Stimmt ja, heute war erst Montag. Also was tun? Mir musste etwas einfallen, schließlich musste ich ein Mordopfer auftreiben. Ein Ablenkungsmanöver musste her. Nur wie? Nach langem hin und her überlegen - es waren ca. 13 Sekunden vergangen - beschloss ich, wieder in mein Zimmer zu gehen. Als ich dort angekommen war, verschloss ich meine Zimmertür, nahm mein Bettzeug, verknotete es und warf es zum Fenster raus. Das Problem war, ich hatte das provisorische Seil nirgendwo festgemacht, und so flog wirklich das ganze Bettzeug raus. Frustriert schrie ich kurz auf, worauf Big Mama besorgt vor meiner Tür stand und wissen wollte, was los war. Ich schaffte es glatt sie zu beruhigen, dann beschloss ich einfach so nach draußen zu springen. Also schwang ich meine Beine übers Fensterbrett und.... ....krallte mich am Fenster ein. Man war das hoch. Aber was tat man nicht alles um etwas zu beweisen. Also schloss ich die Augen und - blieb sitzen. Blöder Körper. Tu doch auch mal, was dein Kopf befiehlt. So eine Höhenangst ist schon etwas dummes und leider hatte ich schon nach unten gesehen. Nach dem dritten gescheiterten Sprungversuch, versuchte ich seufzend meine Beine wieder zum Fenster hineinzubekommen, verlor mein Gleichgewicht und fiel schreiend rückwärts auf den gepflasterten Boden zu. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So, nun ist's vorbei mit der Übeltäterei. Dafür, dass ich nächste Woche nicht da bin und die Reviews nicht beantworten kann, gibt's ne Torte mit extra viel Sahne, Kekse mit Sahne wer will und natürlich heiße Schokolade! ^^ Kapitel 6: Das Glück im Unglück ------------------------------- Es tut mir Leid!!!!!! Ich weiß, dass ich das Schlimmste bin, was es jemals gab, aber meine Muse wollte und wollte mich nicht küssen. Ich danke im Vorfeld allen, die trotzdem immer noch meine Geschichte lesen und mir Kommentare hinterlassen! Da mich meine Muse geküsst hat und ich es mir mit meiner Muse nicht verderben wollte, sind diesmal keine Absätze drinnen. Aber die werden nachgeliefert. Sobald ich sie mir kaufen kann! ich wünsche euch viel Spaß beim lesen und denkt dran, es gibt für jeden der will Kaffee und Kuchen und alles was das Herz begehrt! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Das Glück im Unglück Ich spürte nichts, war wie in Watte gepackt. Um mich herum war alles schwarz, ich konnte nichts sehen, konnte mich nicht bewegen. Ich versuchte es immer wieder, versuchte aus der Schwärze aufzutauchen, aber es war, als hätte ich keinen eigenen Körper mehr, als wäre ich ein Geist. Plötzlich spürte ich Panik, ich hatte Angst, dass ich tot war und diese Schwärze wäre die Hölle. Doch, würde ich wirklich in die Hölle kommen, wenn ich tot war? Hatte ich so viele böse Dinge angestellt? Gab es Himmel oder Hölle überhaupt? War die Hölle schwarz? All diese Gedanken jagten mir durch den Kopf, als ich neben mir plötzlich eine Stimme hörte. "Wie geht es ihr? Wird sie bald aufwachen?" Erstaunlich. Diese Stimme erinnerte mich an Big Mama, aber das war unmöglich. Was sollte Big Mama in der Hölle, außerdem konnte ich sie nicht sehen, alles war schwarz. Nun sprach eine zweite Stimme: "Ich weiß es nicht. Sie ist aus dem ersten Stock gestürzt. Sie hatte Glück, dass sie nur auf ihre Seite gefallen ist. Sie hätte sich bei dem Sturz das Genick brechen können. Dass sie sich nur die Rippen, den Arm und das Bein gebrochen hat, zeugt wirklich von sehr viel Glück. Wie konnte das geschehen?" Über was sprachen die da? Wer war aus dem Fenster gestürzt? Da fiel es mir ein. Diese beiden Personen redeten über mich, denn ich war aus dem Fenster gestürzt, bei dem Versuch wieder hinein zu klettern. Wie lange war das her? Sie sagten, ich hätte Glück gehabt. Glück. Konnte ein Mensch so viel Glück haben wie ich? Erst hatte ich einen Herzstillstand, weil ich mich zu sehr aufregte, wurde aber wiederbelebt, dann fiel ich aus dem Fenster, brach mir aber nur einen Arm, die Rippen und ein Bein. Das war mein Glück, oder doch etwas anderes? Wie wurde Glück eigentlich definiert? Bedeutete Glück immer alles zu überleben, oder doch etwas anderes? Ich wusste es nicht und es war mir im Moment eigentlich auch egal! Ich wollte nur aus dieser Schwärze raus und wieder mit den anderen sprechen, denn dieses schwarz machte mich fertig. Ich wusste nicht mehr, ob ich wirklich lebte, spürte meinen Körper nicht, konnte Geräusche nicht mehr richtig zuordnen, wusste nicht mehr wo oben oder unten war. Plötzlich war ich mir sicher, dass dieser Ort die Hölle war. Nur in der Hölle konnte man sich so einsam und alleine fühlen. Als ich das erkannte fing ich an zu weinen, denn ich wollte nicht in der Hölle sein und wollte auch mein Leben wieder zurück. Und wie durch ein Wunder spürte ich kalte Finger an meiner Wange und eine leise, sanfte Stimme sagte zu mir: „Lea-Katharina, Süße, wach auf. Sieh mich an. Komm mach die Augen auf. Bitte.“ Ich versuchte es, befahl meinen Augen sich zu öffnen und nach einer Weile spürte ich, wie meine Lider flackerten, ich langsam wieder etwas sah. Als meine Sicht klar wurde, erkannte ich Big Mama, die über mich gebeugt war und mich anlächelte. Verwirrt sah ich mich um. Links neben mir stand der Doktor, am Ende meines Bettes stand Esmeralda und rechts neben meinem Bett stand Big Mama, die immer wieder mit ihrer kalten Hand über meine Wange und meinen Kopf streichelte. Diese Kühle war so angenehm, dass ich meinen Kopf sofort in ihre Hand schmiegte und nur noch diese Berührung spüren wollte. Dann schloss ich erschöpft meine Augen wieder, denn ich hatte Kopfschmerzen, aber sofort riss ich sie wieder auf, denn ich wollte nicht diese Schwärze wieder sehen, die mich lange begleitet hatte. Ich war so müde, dass mir meine Augen immer wieder zufielen, aber ich riss sie wieder auf, nur um Licht und Big Mama zu sehen. Plötzlich fragte mich jene: „Was ist los, Kleines? Wieso willst du deine Augen nicht zumachen?“ Schwach antwortete ich: „Es ist alles so schwarz. Das macht mir Angst. Kurz bevor ich die Augen aufgemacht habe, war auch alles so schwarz. Das ist schrecklich! Ich will diese Schwärze nicht mehr sehen!“ Big Mama sah mich nachdenklich an, wusste nicht was sie sagen oder tun sollte, bis Esmeralda meinte: „Meinst du es hilft dir, wenn Big Mama bei dir bleibt und deine Hand hält?“ Langsam nickte ich, denn Big Mamas Hand half immer. Also nahm ich Big Mamas Hand in meine, überlegte es mir aber anders und versuchte meine Hand zu bewegen, musste aber feststellen, dass dies die gebrochene Hand war und ich sie nicht bewegen konnte. Ich flüsterte: „Big Mama, kannst du deine Hand bitte an meinen Kopf legen?“ Diese nickte, legte ihre Hand an meinen Kopf und langsam schloss ich die Augen wieder. Diesmal kam mir die Schwärze nicht so schlimm vor und langsam schlief ich auch ein. Als ich das nächste Mal meine Augen wieder öffnete, ging es schon viel einfacher und ich konnte mich umsehen. Als erstes einmal entdeckte ich zu meiner rechten ein Fenster, durch das Sonnenlicht auf mein Bett schien. Wenn ich zu dem Fenster raussah erkannte ich einen Baum, aber mehr konnte ich nicht sehen, also wandte ich mich zur anderen Seite. Das Zimmer war grau gestrichen, in der linken Ecke stand ein grauer Schrank und direkt neben dem Schrank stand ein graugrünes Waschbecken, neben dem eine Tür in die Wand eingelassen war, und schräg neben dieser Tür war noch eine Türe. Daraus schloss ich, dass eines von beiden die Toilettentüre war und schon hatte ich das Bedürfnis herauszufinden, welche der beiden Türen nun welche war. Wobei, eigentlich hatte ich gar nicht dieses Bedürfnis, sondern meine Blase. Erst einmal schaute ich mich weiter um und entdeckte einen Tisch gegenüber von meinem Bett und zwei Stühle davor. Aber kein anderes Bett in meinem Zimmer. Das war das einzig tolle an meinen Krankenhausbesuchen, ich bekam ein Einzelzimmer. Ich stand langsam auf, aber kaum stand ich, bemerkte ich, dass es eine sehr schlechte Idee war, denn mein linkes Bein konnte ich nicht belasten. Was sollte ich nun tun? Wieder sah ich mich lange um, dann fand ich neben meinem Bett einen kleinen Nachtkasten, auf dem eine Art Fernbedienung lag. Diese nahm ich nun in die Hand und sah sie mir genauer an. Auf der Bedienung waren mehrer Knöpfe zu sehen, wobei ich sechs Knöpfe ausschließen konnte, denn auf diese sah ich nur Symbole für das Radio, den Fernseher, zum Programme umschalten oder zum Lautstärke ändern. Gerade wollte ich aufgeben, als ich noch einen Knopf auf der Bedienung sah. Ein roter. Rot war doch immer gut, oder? Wobei, sollte man rote Knöpfe nicht eigentlich nicht drücken? Egal. Es explodiert bestimmt nichts, hoffe ich. Also draufdrücken und Augen zukneifen! Nichts passierte. Vielleicht doch der falsche Knopf. Gerade wollte ich noch einmal drauf drücken, als jemand die Zimmertüre öffnete und mit einem „Guten Morgen“ hereinkam. Es war eine junge Krankenschwester, vielleicht so um die 25 oder höchstens 30 Jahre alt, die mich freundlich anlächelte und sich dann erst einmal freundlich vorstellte: „Hallo, ich bin Sarah. Was brauchst du denn?“ Automatisch lächelte ich freundlich zurück, antwortete dann: „Ich muss bitte sofort auf die Toilette, aber ich kann nicht alleine gehen. Ich kann nicht auf dem linken Bein stehen.“ „Das ist doch ganz natürlich. Du hast dir das Bein gebrochen. Na los komm, ich helfe dir.“ Damit nahm sie einen Rollstuhl, der zwischen Nachtkasten und Schrank stand und der mir vorher nicht aufgefallen war, schob ihn vor mein Bett und half mir mich darauf zu setzen. Als ich saß, schob sie mich langsam zu der Tür neben dem Waschbecken, öffnete selbige und schob mich neben das Klo. Dann sah sie mich kurz an und meinte dann: „Ich denk mal du kannst das nicht alleine. Also werde ich dir helfen.“ Entsetzt sah ich Sarah an. Sie wollte bitte WAS? Das war Privatsphäre. Das konnte sie doch nicht tun. Dann fiel mir ein, dass ich eigentlich keine andere Wahl hatte, denn ich konnte mir wirklich nicht selbst helfen mit meinem eingegipsten Arm und so nickte ich seufzend. Danach schloss ich die Augen, doch als Sarah mein Nachthemd, das mir anscheinend Big Mama angezogen hatte, hochzog, befand ich es gar nicht als so schlimm, denn schließlich waren wir beide Frauen und Sarah hatte das alles schon einmal gesehen. Also ließ ich mir von ihr auf die Toilette helfen, danach wieder in den Rollstuhl und daraufhin wieder in mein Bett. Kaum hatte Sarah die Zimmertür hinter sich geschlossen, wurde diese auch schon wieder aufgerissen und eine total aufgelöste Andrea kam hereingestürmt. Sie lief auf mein Bett zu und fiel mir sofort um den Hals. Als ich aufstöhnte, lies sie mich erschrocken wieder los und jammerte: „Was hast du dir dabei nur gedacht? Wie hast du das überhaupt geschafft? Aus dem ersten Stock aus dem Fenster fallen. Was hast du überhaupt auf dem Fensterbrett gemacht? Los jetzt sag schon!“ Da ich wusste, dass Andrea keine Ruhe geben würde, bis ich ihr alles erzählt hatte, antwortete ich: „Jetzt mal langsam, Rea. Ich erzähle ja schon alles. Also: Esmeralda meinte, dass Tote nicht mehr leben würden, aber genau das wollte ich ihr beweisen. Als ich dann rausgehen wollte, hatte Big Mama mir das verboten, also beschloss ich aus meinen Zimmerfenster rauszugehen, hatte aber vergessen das Seil, das ich aus meinem Bettzeug gemacht hatte, irgendwo zu befestigen. Tja. Zum Springen war es mir zu hoch, da wollte ich wieder in mein Zimmer, habe mein Gleichgewicht verloren und so bin ich also im...warte mal...ich bin im Krankenhaus, oder?“ Andrea nickte vorsichtig, räumte aber sofort ein: „Aber nicht lange. Big Mama darf dich heute Nachmittag mitnehmen. Nachdem wir alle wussten, dass du Krankenhäuser nicht sehr magst, haben wir beschlossen, dass du nur so lange hier bleibst, bis es dir wieder einigermaßen besser geht, also nur solange bis du wieder ganz wach und zurechnungsfähig bist. Wobei, wann bist du das schon jemals? Aber das macht nichts. Alles ist schon geklärt. Big Mama holt dich heute Nachmittag um drei oder vier Uhr ab und dann bleibst du von da weg zu Hause, wo dich Doktor Gustovic weiter behandelt. Also werde jetzt bitte nicht hysterisch.“ Langsam nickte ich, versuchte ruhig durchzuatmen, denn ich musste nicht mehr lange hier im Krankenhaus verbringen. Big Mama würde mich hier rausholen, zumindest dachte ich das, bis Andrea diesen Satz sagte: „Wobei du ja eigentlich hier bleiben solltest für deine Dummheit. Wie kommt man auf die Idee aus dem Fenster springen zu wollen?“ „Ich wollte ja gar nicht,“ verteidigte ich mich weinerlich. „Ich konnte wirklich nichts dafür. Ich habe einfach das Gleichgewicht verloren. Das kann doch jedem mal passieren.“ Seufzend nickte diesmal Andrea, dann drückte sie mich noch einmal kurz, worauf sie sich wortreich entschuldigte, dann verließ sie das Zimmer. Von da weg war ich bis vier Uhr wieder alleine, dann kam endlich Big Mama, sah mich wütend an, woraus ich schloss, dass Andrea ihr alles über mein Unglück erzählt hatte, verkniff sich aber dann jeden Kommentar, worüber ich recht froh war. An ihren Bewegungen sah ich, dass sie mich am liebsten anschreien würde, denn sie packte den Rollstuhl so hart, dass dieser knarrte und knackte. Ich wagte es nicht ihr irgendwas zu sagen, denn ich hatte Angst, dass sie explodierte. Also hielt ich den Mund, ließ mir widerstandslos und nicht ganz schmerzfrei in den Stuhl helfen, worauf sie mich dann aus dem Krankenhaus schob. Big Mama sah so wütend aus, dass uns niemand zwischendurch anhielt, oder ansprach. Big Mama half mir ins Auto, dann stieg sie selbst ein und fuhr nach Hause. Kapitel 7: Der schlimmste Tag meines Lebens ------------------------------------------- Okay...es tut mir leid! Ich weiß, dass ich ewig gebraucht habe um endlich einmal weiter zu schreiben, aber bei mir zu Hause gab es einfach zu viel Stress. Dann kamen noch andere Probleme mit dazu und an weiterschreiben war nicht zu denken. Das tut mir leid! Ich hoffe es gefällt euch trotzdem. Und vielen Dank an alle, die diese Geschichte weiterhin lesen! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Der schlimmste Tag meines Lebens Lange sah ich aus dem Fenster, sah mir die Umgebung an. Die Blumen am Straßenrand, die Bäume, die an uns vorbei zufliegen schienen und die Häuser. Sie hatten so viele Farben. Das eine war grün, ein anderes blau und wieder ein anderes gelb. Einmal entdeckte ich eine Frau, die mit ihrem Dackel spazieren ging, der wie wild einen Mann anbellte. Die Frau versuchte vergeblich den Dackel wieder zu beruhigen, aber das Tier wollte nicht. Es versuchte sogar sich von der Leine loszureißen. Ich hatte einen Knoten in meinem Magen, so als würde etwas sehr schlimmes passieren, aber ich schob es auf meine Nervosität, denn ich wartete immer noch darauf, dass Big Mama etwas sagte. Doch sie sagte nichts und nach einer gefühlten Stunde – als ich auf die Uhr am Radio sah, stellte ich fest, dass es nur fünf Minuten gewesen waren – beschloss ich, dass ich anfangen musste. Zögerlich drehte ich meinen Kopf zu Big Mama, nahm all meinen Mut zusammen, öffnete den Mund und sagte: „Schönes Wetter heute, nicht?“ Gedanklich schlug ich mir nun meinen Kopf am Armaturenbrett kaputt, denn ich fragte mich, wie ein Mensch so blöd sein konnte, schließlich wollte ich Big Mama alles erklären und sie nicht reizen. Nun war es zu spät. Na ja....was sollte es. Im nächsten Moment wendete meine Fahrerin und Ersatzmama den Kopf langsam zu mir, sah mich mit blitzenden, wütenden Augen an und brüllte: „Bist du eigentlich total bescheuert? Wie kommst du dazu aus dem Fenster zu springen?“ Jetzt war ich verwirrt: „トh...wie jetzt? Andrea hat dir das gar nicht erzählt?“ Gut, dieser Satz war ein noch schwerere Fehler, als mein erster, denn Big Mama drückte voll auf die Bremse, so dass es mich nach vorne zog und ich dann unsanft in den Sitz zurückgeschleudert wurde, drehte sich zu mir um und brüllte nicht nur, nein, sie schaffte es ein richtiges Donnerwetter in ihre Stimme zu packen. „Du wagst es mich zu fragen, ob Andrea es mir erzählt hätte? Natürlich hat sie mir alles erzählt. Sonst hätte ich dich nämlich nicht aus dem Krankenhaus geholt, sondern wegen Selbstmordversuch zum nächsten Psychiater gebracht. Wie kommst du eigentlich auf die blöde Idee irgendjemanden beweisen zu müssen, dass Tote doch noch leben? Die sind Tot. T.O.T. Damit du auch wei゚t, wie man das schreibt. Tot. Herrgott nochmal, jedes Kind weiß, dass man Tote nicht wieder aufwecken kann, aber du musst dazu aus einem Fenster springen. Wo ist eigentlich dein Hirn gelandet, als es vom Himmel geworfen wurde, oder bist du schnell zur Seite gesprungen, als Hirn verteilt wurde?“ Also das reichte. Es war ja schön und gut, dass sie mir eine Standpauke hielt – und natürlich auch, dass sie mir tot buchstabierte, denn echt, ich hätte es mit d am Anfang geschrieben – aber das mit dem Hirn hätte sie sich sparen können. Ich weiß schließlich selber, dass in meinem Kopf nur gähnende Leere herrschte und nicht mal ein Vogel drin wohnen wollte, aber das musste sie mir doch nicht sagen. „Jetzt pass mal auf, Big Mama!“ - guter Anfang, musste ich schon sagen - „Ich bin meinem Hirn sogar noch hinterher gerannt, aber es wollte nun mal nicht in meinen Kopf, damit du es weißt.“ Hey...wo waren die ganzen wütenden und klugen Worte hin, die ich vorhin alle in meinem Kopf hatte? Ich wollte ihr doch sagen, dass sie sich ihre Beleidigungen sparen konnte und ich das alles nicht mit Absicht gemacht hatte. Alles war so schön zurechtgelegt gewesen. Jeder einzelne Satz, ich hatte mir sogar überlegt in welcher Tonlage ich es sagen wollte und wann genau ich zu schreien beginnen würde, damit es eindrucksvoller war. Stattdessen gab ich so etwas von mir. Manchmal zweifelte ich an mir selber. Egal. Jetzt würde ich ihr einfach die Meinung sagen, doch gerade als ich den Mund öffnen wollte, hörte ich Big Mama neben mir glucksen. Sie schien sich sehr über mich zu amüsieren, denn plötzlich fing sie laut zu lachen an und sprach: „Du bist echt das Dümmste was mir je begegnet ist. Gibt sogar noch zu, dass sie ohne Hirn gehandelt hat. Oh man. Ich weiß nicht, was deine Eltern mit dir als Baby gemacht haben, aber etwas gutes kann es nicht gewesen sein.“ Diesmal war sie wirklich zu weit gegangen. Noch bevor ich darüber nachdenken konnte, was ich tat, hatte ich sie gepackt, wobei ich meinen gebrochenen Arm am Sitz abstützte, was mich im Moment herzlich wenig interessierte, und schüttelte sie, zumindest versuchte ich es. Falls jemand glaubt, ich wäre ein Schwächling, dann soll er sich doch mal bitte hinstellen und einen Vampir am Schlafittchen packen und ihn schütteln. Ich schwör's, das sind keine Wesen, sondern Steine, oder Felsbrocken. Und ich kann euch allen sagen, dass ich kein Schwächling bin, denn ich prügelte mich regelmäßig mit zwölfjährigen. Die hatten das schließlich auch verdient, sie dachten nämlich immer, dass sie mich immer dann nerven mussten, wenn ich schlechte Laune hatte. Ich zog zwar meist den kürzeren – hey, diese Kinder schlagen nicht schlecht, wenn sie denn mal zuschlagen, da bekam man schon den einen oder anderen blauen Fleck – aber ich gab nie auf. Mittlerweile lachten mich sogar die kleinen Kinder deswegen aus. Na auch egal. Ich schüttelte also fleißig Big Mama und schrie, nein kreischte in den höchsten Tönen: „Wage es nie wieder etwas gegen meine Eltern zu sagen. Das waren die besten Eltern der Welt. Mein Papa hat mich als Baby auch nur zweimal fallen gelassen. Wie kannst du es überhaupt wagen, auch nur an meine Eltern zu denken? Meine Eltern sind bestimmt nicht schuld, dass ich so bescheuert bin und auch dafür nichts, dass ich aus dem Fenster gefallen bin. Es war noch nicht einmal beabsichtigt. Außerdem hätte meine MUTTER mich aus dem Haus gelassen, wenn ich ihr gesagt hätte, dass ich ihr etwas beweisen wollte. Du. DU bist die schlechte Mutter. Du bist diejenige, die denkt, dass sie weiß wie man ein Kind erzieht. Aber du weißt gar nichts. Du lebst eigentlich gar nicht wirklich. Es gibt dich nicht mal wirklich.“ Ich gebe es zu, meine Worte waren ein bisschen hart, aber sie hatte es verdient. Ich wollte auch keines meiner Worte zurücknehmen, denn ich hatte recht. Meine Eltern hatten immer versucht sich um mich zu kümmern, mir ein Haus, ein Leben, Essen und Liebe zu geben und plötzlich kam so ein Möchtegernvampir und versuchte sich in mein Leben einzumischen. So ein Ding, das dachte es dürfte mir sagen, was ich tun und lassen sollte. Aber wirklich nicht. Niemand hatte mehr das Recht mir etwas zu sagen. Ich war siebzehn, ich war erwachsen, ich konnte mein Leben selbst in die Hand nehmen und entscheiden was ich tat oder nicht. Bevor ich ihr auch das alles an den Kopf werfen konnte, wurden Big Mamas Augen kalt, ihr Gesicht undurchdringlich und ihre Stimme eisig. „Du hast Recht. Es gibt mich nicht.“ Sie löste mich von ihr, drückte aufs Gas, fuhr mich nach Hause. Okay, jetzt hatte ich ein schlechtes Gewissen. War ich wirklich so gemein gewesen? Hatte ich sie so tief verletzt? Das konnte ich mir nicht vorstellen. Verunsichert hielt ich den Mund, machte es mir wieder zur Aufgabe aus dem Fenster zu sehen. Wieder betrachtete ich die vorbei fliegenden Bäume, die bunten Häuser und ich versuchte sogar einmal herauszufinden, ob diese Häuser nach irgendeinem Schema so bunt gemacht hatten. Hatte sich jemand überlegt wie er es schaffen könnte eine Straße noch hässlicher zu machen als sie schon war, oder dachte er sich etwa, dass grüne Bäume nicht schön genug wären, sondern die Menschen viel mehr unechte Farbenpracht brauchten. Vielleicht versuchte man auch die Häuser zu tarnen, damit bei einem Krieg die Flieger meinten es wären nur Blumen. Übergroße Blumen vielleicht, aber man konnte ja nie wissen wie kurzsichtig so ein Flieger war. Also ich wusste es nicht, schließlich war ich kein Flieger. Ich wusste auch nicht, wie viel man von oben erkannte, aber es interessierte mich auch nicht sonderlich, denn immer wieder musste ich darüber nachdenken, ob ich Big Mama wohl sehr verletzt hatte. Es dauerte auch nicht mehr lang, bis wir bei mir zu Hause waren. Dort wartete schon der Doktor auf mich, der mich leichtfertig aus dem Wagen hob und ins Haus trug. Als ich über die Schulter sah, bemerkte ich, dass Big Mama nicht hinter herkam, sondern einfach aus dem Wagen ausstieg und dann kurz noch einmal zu mir sah. Dann drehte sie sich um und lief los. Ich schrie: „Nein...Big Mama, bitte nicht! Komm zurück! Geh nicht weg! Es tut mir Leid! Bitte komm zurück! Big Mama! Big Mama!“ Doch sie kam nicht. Schon als ich angefangen hatte, war sie weg gewesen. Nebenbei bemerkte ich wie ich auf mein Bett gelegt wurde, in meinem Kopf aber herrschte nur noch ein Gedanke: Sie würde nie wieder kommen. Nie. Was sollte ich jetzt tun? Ich konnte nicht ohne Big Mama leben. Sie hatte mir doch immer geholfen. Sie war immer da gewesen, auch wenn ich etwas einmal richtig falsch gemacht hatte. Sie hatte mich wieder aufgebaut, nachdem mich mein erster Freund verlassen hatte. Sie war es, die ihm auch noch zwei blaue Augen verpasst und einen riesigen Schrecken eingejagt hatte. Sie hatte mir beigebracht wie man am besten von Bäumen in einen See sprang. All das hatte doch sie getan. Ihr verdankte ich mein Leben, aber jetzt war sie weg. Was sollte ich nun tun? Plötzlich hörte ich jemanden laut kreischen. Immer wieder kreischte der – oder diejenige: „Nein. Lasst sie nicht weg. Sie muss zurückkommen. Ich wollte das nicht. Bringt sie wieder zurück.“ Erst nach einiger Zeit bemerkte ich, dass ich es war, die verzweifelt und vollkommen aufgelöst schrie und zeterte. Ich hatte anscheinend auch zu weinen begonnen, denn ich spürte Nässe mein Gesicht runter laufen. Es dauerte einige Zeit, bis ich die Stimme neben mir bemerkte, die versuchte ruhig auf mich einzusprechen: „Lea – Katharina, so beruhige dich doch. Sie kommt bestimmt bald wieder zurück. Bleib ganz ruhig. Du musst jetzt etwas schlafen und wenn du aufwachst, wird Big Mama auch wieder da sein. Na komm... beruhige dich.“ Ich schüttelte den Kopf. Am Ende meiner Kräfte flüsterte ich: „Sie kommt nicht wieder. Ich habe sie zu sehr verletzt. Sie wird nie wieder kommen. Sie wird für immer weg bleiben. Wie konnte ich nur? Sie kommt nicht wieder. Sie kommt nicht wieder. Aber ich will, dass sie wieder kommt. Ich will nicht, dass sie weg ist. Ich will, dass sie mich in den Arm nimmt und mir verzeiht. Ich will, dass sie da ist, wenn ich Probleme habe. Ich will sie lachen hören, wenn ich wieder einmal etwas dummes sage. Ich will, dass sie mich liebevoll anlächelt, wenn ich denke, dass alle gegen mich sind. Ich will, dass sie mir den Kopf zurecht rückt. Ich will, dass sie meine Hand hält, wenn es mir schlecht geht. Ich will, dass sie mir tröstende Worte sagt, wenn ich weinen muss. Ich will, dass sie mich anschreit, wenn ich wieder einmal zusammengebrochen bin. Ich will, dass sie mir sagt, dass ich nicht weggehen darf. Ich will, dass sie mir sagt, dass ich nicht in die Schule darf, weil ich krank bin oder weil ich krank aussehe. Ich will mir mit ihr wieder Filme ansehen. Ich will sie lachen hören, wenn ich wieder einmal über einen traurigen Film weinen muss. Ich will wieder Big Mama zu ihr sagen können. Ich will am Morgen wieder als erstes ihr Gesicht sehen. Ich will, dass sie mich anfaucht, ob die Wäsche denn noch nicht gewaschen wäre. Ich will in der Küche sitzen und mit ihr über meine Hausaufgaben diskutieren. Ich will, dass sie mir sagt, dass es sinnlos ist zu lernen und in die Schule zu gehen. Ich will mich mit ihr über meine Kleidung streiten. Ich will sie umarmen, wenn ich mich freue. Ich will, dass sie mir wieder einmal sagt, dass sie stolz auf mich ist, wenn ich etwas gut gemacht habe. Ich will, dass sie mir im vorbeigehen über den Kopf streicht. Ich will, dass sie mir verbietet ein Haustier zu haben, weil sie es dann fressen würde. Ich will des nachts aufstehen, in die Küche gehen und mich ewig mit ihr unterhalten. Ich will mich wieder an sie kuscheln, obwohl ich weiß, dass sie Angst davor hat, dass sie mich beißen könnte. Aber sie könnte es niemals. Ich weiß es einfach. Ich will, dass sie wieder kommt. Sie gehört doch zu mir. Ich gehöre zu ihr. Sie darf nicht einfach so gehen. Jeder sagt einmal etwas falsches. Ich will sie zurück. Ich tue alles dafür. Bitte. Ich will sie zurück.“ Mein Herz hoffte so sehr, dass es bald klingeln würde und Big Mama zurückkommen würde, aber mein Kopf wusste es besser. Und dann kam das unausweichliche. Mein Herzschlag verlangsamte sich, ich bekam nur noch schlecht Luft, hörte die hysterischen Stimmen, die nach mir riefen, die mir sagten, dass Big Mama wiederkommen würde, die versuchten, mich zu beruhigen, spürte die Hände, die mich streichelten und meine Hände hielten, fühlte etwas kaltes an meinem Gesicht, konnte sogar ein paar mal die Tür auf und zu gehen hören. Dann aber wurde alles leiser und nach einer gefühlten Ewigkeit endlich nahm mich die Schwärze auf, die ich schon so gut kannte. Kapitel 8: Geh nicht fort ------------------------- Okay, ab jetzt versuche ich regelmäßig ein Kapitel hochzuladen. Ich habe beschlossen, dass alle fünf Tage ein neues Kapitel hochgeladen wird und hoffe natürlich auch, dass ich das einhalten kann! Okay, damit wünsche ich viel Spaß beim Lesen und Bitte lyncht mich im nachhinein nicht. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Geh nicht fort Als ich die Augen aufschlug befand ich mich in einem weißen Raum. Er war nicht groß und auch nicht hell erleuchtet, sondern alleine das weiß machte ihn hell. Ich sah mich um, aber es gab nichts anderes, als eine weiße Decke, weiße Wände und einen weißen Boden. Kein Fenster, keine Tür, nichts. Trotzdem fühlte ich mich hier wohl, denn dieser Raum spiegelte die Leere wider, die ich im Moment fühlte. Ich wusste nicht, woher diese Leere kam, ich wusste ja nicht einmal, wie ich hieß, oder warum ich hier war und was ich hier tat. Ich wusste nur, dass es hier schön ruhig war und ich einfach nichts tun musste, einfach nur dasitzen konnte und die weißen Wände anstarren. Ich dachte nicht nach, denn das war nicht notwendig, ich bewegte mich nicht – auch das war nicht notwendig. Ich tat einfach nichts. Bis sich plötzlich etwas änderte. Erst fiel es mir gar nicht auf, doch dann bemerkte ich es langsam. Eine Ecke des Raumes färbte sich. Sie wurde langsam dunkler und dunkler, bis sie schwarz war. Dieses Schwarz kroch auf mich zu, schien den Raum zu verschlingen und auch mich mitnehmen zu wollen. Ich wollte zurückweichen, weg von dem schwarz, stieß aber hinter mir auf eine Wand, eine weiße Wand. Noch war sie weiß. Bald würde sie schwarz sein, genau wie ich und nichts würde mehr auf sie oder mich hindeuten. Wir beide würden in Vergessenheit geraten. Die Farbe weiß und ich – ich, deren Namen ich nicht einmal kannte. Plötzlich erfasste mich tiefe Traurigkeit. Ich hatte keinen Namen, aber würde vergessen werden. Keiner würde sich an mich erinnern, wenn ich mich nicht an mich erinnern konnte, wer sollte es sonst können? Und wer würde je wieder an die Farbe weiß denken, wenn sie doch von dem Schwarz verschlungen wurde und unwiderruflich weg war? Diese Gedanken machten mich so traurig, dass ich anfing zu weinen. Doch das Schwarz kam näher und schließlich war es bei mir, schloss mich ein und nahm mir meinen letzten Fleck weiß weg. Als ich nach unten sah, erkannte ich, dass ich nicht weg war. Das Schwarz hatte mich nicht verschlungen, sondern nur das Weiße, aber nun erstreckte sich vor mir eine lange schwarze Ebene. Sie schien ins unendliche zu laufen und ich spürte einen Zwang, der mich dazu brachte aufzustehen. Von plötzlicher Panik erfüllt, rannte ich los, ich rannte und rannte, doch um mich herum war nichts als schwarz. Ich bog ein Mal links ab und dann rechts, drehte um, rannte zurück – überall nur schwarz. Verzweifelt schrie ich auf, schrie und rannte, bis ich nicht mehr konnte. Dann ließ ich mich einfach genau dort zu Boden sinken, wo ich gerade stand und weinte. Bald fehlte mir auch dazu die Kraft und die Leere kam wieder. Tiefer und schlimmer als zuvor. Ich legte mich auf den Boden, oder was auch immer unter mir war, es interessierte mich einfach nicht. Dann schloss ich die Augen, obwohl ich plötzlich wusste, was es bedeuten würde. Dieses Schwarz würde mich auch holen, wenn ich mich aufgab und dann wäre ich endgültig weg. Ich wäre tot. Tot. Doch dieses Wort hatte keinerlei Bedeutung für mich. Was war schon so schlimm daran tot zu sein? Es war besser als diese Leere in mir und um mich herum. Und so entschied ich mich die Augen zu schließen und zu schlafen. Da spürte ich auch schon, wie etwas an mir nagte. Es fraß meine Zehen, arbeitete sich langsam nach oben, gerade war es an meinen Knöcheln angekommen – mein Gesicht zierte ein stilles und erleichtertes Lächeln – als ich eine Stimme rufen hörte: „Lea – Katharina. Mach die Augen auf. Sieh mich an. Lea – Katharina.“ Ich hörte sie zwar, doch sie hatte keine Bedeutung für mich. Wer sollte denn diese Person sein, nach der die Stimme schrie? Ich spürte lieber die Schwärze an mir hochkriechen, als darüber nachzudenken. Mit der Schwärze kam auch die Kälte. Mein Körper wurde immer kälter, es begann bei den Füßen und zog sich genauso langsam hoch, wie das Schwarz. Da erklang wieder die Stimme, diesmal näher: „Lea – Katharina. Bitte. Bitte mach deine Augen auf. Sieh mich an. Du darfst nicht aufgeben. Bitte. Ich bin wieder hier. Sieh mich an.“ Ich runzelte die Stirn, denn diese Stimme kam mir vage bekannt vor, aber dann ließ ich wieder locker. Das Schwarz, das erst zurückgewichen war, als ich mich verspannt hatte, kam wieder. „Lea – Katharina. Mach endlich die Augen auf. Hörst du. Du darfst nicht aufgeben. Ich bin da.“ Langsam störte mich diese Stimme wirklich. Nicht mal in Ruhe sterben konnte man. Ich mein, ich kannte diese Lea – Katharina doch gar nicht, wer ließ sich denn schon auf einen so furchtbaren Namen taufen. Trotzdem schrie diese Stimme weiter. Ehrlich, konnte diese Lea – Katharina nicht einfach ihre Augen öffnen und gut wäre es. Ich könnte in Ruhe sterben und alle wären glücklich. Langsam wirklich wütend öffnete ich die Augen, setzte mich auf und fing sogleich an: „Hey, du komische Lea – Katharina, mach die Augen auf. Hier will jemand was von dir. Sag mal du musst ja ganz schön taub sein. Die schreit ja schon so, dass ich das Gefühl habe mein Trommelfell platzt. Ach ja und wenn du dich endlich dazu entschlossen hast deine Augen aufzumachen, dann geht bitte irgendwo anders hin. Ich würde gerne in Ruhe sterben. Ich hab das auch verdient. Also los jetzt.“ Doch als ich mich umsah, erkannte ich nur eine schlanke Frau mit langen, braunen Haaren und goldenen Augen vor mir, die mich angrinste und dann leise zu lachen anfing. Obwohl sie lachte, konnte ich Sorge in ihrem hübschen Gesicht sehen und das bewegte mich dazu aufzustehen, zu ihr hinzugehen und ihr sanft über die Wange zu fahren. „Wir finden deine Lea – Katharina. Ich werde dir suchen helfen. Noch habe ich ein bisschen Zeit um das zu tun.“ Als ich an mir herunter sah, erkannte ich, dass das Schwarz ziemlich schnell wieder gewichen war, nachdem ich die Augen geöffnet hatte, doch die Kälte und die Leere blieben. Die Frau hörte auf zu lachen und sagte leise: „Ja, bitte hilf mir. Es wäre sehr nett. Ich mache mir schreckliche sorgen um sie.“ Sofort nickte ich und da änderte sich die Umgebung wieder. Das Schwarz verschwand, über uns fing die Sonne an zu scheinen, so hell, dass es mich blendete, doch fast sofort schob sich eine Wolke darüber. Ich erkannte vor uns einen Weg, der zu einem Wald führte und ungefähr auf der Hälfte des Weges stand eine Bank. Langsam schritten wir den Weg entlang und leise fragte ich: „Wieso suchst du denn Lea – Katharina an diesem Ort? Dieser Ort ist schrecklich. Niemand sollte hier her kommen. Erst recht nicht du, oder deine Tochter.“ Ich wusste nicht, was zu dieser Frage bewog, denn eigentlich ging es mich nichts an, aber die Frau sah mich traurig an und meinte: „Das ist eine lange Geschichte. Lange und traurig.“ Ich deutete auf den Weg vor uns, sagte leicht: „Dieser Weg ist auch lang. Und es macht nichts, dass sie traurig ist. Vieles im Leben ist traurig. Manchmal muss man aber einfach nur nach den lustigen Seiten suchen. In jeder Trauer ist irgendwo eine Ironie.“ „Du hast Recht. Der Weg ist lang. Willst du die Geschichte hören?“ Sofort nickte ich. „Es begann eigentlich damit, dass in die Klasse meiner Tochter neue Klassenkameraden kamen, die sie nicht zuordnen konnte, die aber dafür an ihr interessiert waren. Weißt du, meine Tochter hat Probleme mit dem Herzen, immer wenn sie sich aufregen muss, droht ihr Herz mit dem Schlagen aufzuhören. Doch meine Tochter ist stark. Sie überlebt immer. Bis jetzt.“ Ich sah die Frau neben mir an. Irgendetwas daran kam mir bekannt vor, doch ich konnte es nicht zuordnen. Ich hörte einfach stumm weiter zu. „Als einer ihrer neuen Freunde beschloss ihren Geist zu beeinflussen, setzte also ihr Herz aus und als sie hörte, dass sie im Krankenhaus bleiben musste gleich noch einmal. Weißt du, meine Tochter hat extrem Angst vor Krankenhäusern. Tja, so kam sie nach Hause und ich erfuhr zufällig davon. Ich bin immer viel auf Reisen und eigentlich eine schlechte Mutter, aber meine Tochter ist doch schon groß. Der Vater von den Freunden meiner Tochter ist Arzt und blieb also bei ihr. Eines Morgens beschlossen aber dann die Frau des Arztes und ich meine Tochter zu reizen und meinten zu ihr, dass Tote nicht leben würden und sie wollte uns das Gegenteil beweisen.“ In diesem Moment unterbrach ich die Frau. „Tote leben wohl noch. Außer sie sterben ganz. Oder wo denkst du, wo du gerade bist?“ Ich sah den Schock auf dem Gesicht der Frau, da taten mir meine Worte wieder Leid. Vielleicht hätte ich ihr das nicht erzählen sollen. Ich räumte ein: „Na ja, nicht ganz tot. Dies hier ist so eine Art Zwischenraum. Hier kann sich jeder überlegen, ob er noch einmal zurück möchte, um bei jemandem zu bleiben, der ihm nahe steht.“ „Und du? Hast du niemanden zu dem du zurück möchtest?“ Diese Frage erinnerte mich wieder an die Leere, die in mir herrschte. Ich sah die Frau nicht an, sondern bat: „Bitte erzähl weiter.“ Lange sah mich die Frau an, dann sprach sie endlich weiter: „Sie beschloss also uns das beweisen zu müssen, ich aber verbot ihr das Haus zu verlassen, so versuchte sie aus dem ersten Stock zu springen und fiel bei dem Versuch wieder ins Zimmer zu kommen.Sie landete im Krankenhaus. Aber das war nicht so schlimm, wie die Wut, die ich verspürte, weil sie nicht auf sich aufgepasst hatte.“ Ich starrte den Wald an, doch als ich ihre letzten Worte und die Verzweiflung darin hörte, wirbelte ich herum und zischte: „Nein, du hast keine Schuld. Keiner von euch beiden hat Schuld. Du hattest jedes Recht dazu wütend zu sein, jede Mutter hat das. Kinder müssen immer achtsam sein. Mach dir keine Vorwürfe. Und deswegen ist sie jetzt hier?“ Langsam schüttelte sie den Kopf. Sie sah in den Himmel, als sie weitererzählte. „Nein. Ich holte sie wütend vom Krankenhaus ab und im Auto stritt ich dann mit ihr. Und dann machte ich einen Fehler, den ich mir niemals verzeihen werde. Ich sagte etwas schlechtes gegen ihre Eltern. Daraufhin warf sie mir an den Kopf, dass es mich nicht wirklich gäbe. Ich war so wütend. Ich konnte mir nicht helfen. Ich brachte sie einfach nur nach Hause und dann ging ich. Ich ging einfach, obwohl ich ihre verzweifelten Rufe hörte, ihren Schmerz mit jedem Schritt größer werden spürte. Aber ich war so verletzt. Das war dann zu viel für sie. Ihr Herz setzte aus und sie fiel ins Koma. Jetzt suche ich sie, ich möchte ihr so gerne sagen, dass ich sie über alles liebe und sie bitte zurück kommen soll. Ich brauche sie doch.“ Woher die nächsten Worte, die ich sagte kamen, wusste ich nicht, aber ich wusste, dass es das richtige war: „Geh wieder nach Hause. Ich bin mir sicher, dass Lea – Katharina dort schon auf dich wartet. Na los. Geh!“ Und wirklich verschwand die Frau langsam, bis nichts mehr von ihr übrig war. Plötzlich verschwand auch meine Umgebung. Ich wurde fortgerissen und konnte nichts dagegen tun. Kapitel 9: Das Erwachen ----------------------- Das Erwachen Langsam schlug ich wieder einmal die Augen auf. Aber etwas war anders, als beim letzten Mal ,denn ich spürte Schmerzen in meinem Arm und meinem Bein. Außerdem bekam ich nur sehr mühsam die Luft, die ich eigentlich brauchte. Das erste, das ich erkannte war eine weiße Decke über mir. Doch es gab einen Unterschied zu dem weißen Raum, in dem ich mich vorher befunden hatte, denn über mir hing ein Poster mit einem Mann darauf, bei dem ein Name sagte, dass er Johnny Depp heiße. Müde sah ich mich um. Mir fiel auf, dass ich diesen Raum nicht kannte – er kam mir einfach nicht bekannt vor. Ich konnte mir auch nicht erklären, warum ich nun hier gelandet war, sah nur an meinem Bett ein junges Mädchen sitzen, das mit dem Kopf auf meinem Bett lag und zu schlafen schien. Es schien gerade früher Morgen zu sein, denn schon fielen die ersten Sonnenstrahlen in das Zimmer. Ich sah mich weiter in dem Zimmer um, versuchte irgendwelche Anhaltspunkte zu finden, wer denn diese Person sein könnte und was ich hier tue, und da fiel mir alles wieder ein. Diese Frau war niemand anders als Big Mama gewesen und Lea – Katharina war ich. Niemand sonst. Sofort strahlte ich, rüttelte unsanft an Andreas Schulter und fragte: „Wo ist Big Mama. Schnell, hol sie.“ Andrea reagierte nur langsam, rieb sich ihre Augen und sah mich erst mal an. Dann ließ sie einen erfreuten Schrei los und umarmte mich fest. „Du lebst. Du bist wieder wach. O Gott... du bist wieder da. Danke!“ Nun war es an mir verwirrt zu sein. „Wieder da? Ich habe doch nur etwas geschlafen. So lange kann das gar nicht gewesen sein.“ „Nicht lange? Du warst drei Wochen im Koma und die ganze letzte Woche dachten wir du stirbst, weil dein Herzschlag immer langsamer wurde. Zvjezdan meinte, du wärst im Reich der Toten gewesen und wir hätten Glück, dass er dich noch rechtzeitig fand,“ erklärte mir Andrea. Ich verstand gar nichts mehr. "Zvjezdan? Aber der war doch gar nicht da. Big Mama war doch bei mir. Ich habe mit ihr geredet.“ Andrea sah mich mitleidig an, antwortete aber nicht. Ich bekam Angst. Big Mama war da gewesen. Ich hatte sie gesehen. Was war passiert? „Wo ist sie? Hol sie her. Ich möchte mit ihr reden.“ In diesem Moment öffnete sich die Tür und sieben Vampire standen im Zimmer. Ich zählte noch ein Mal nach, doch es blieben sieben. Nicht acht. Alenka, Mirela, Emil, Zvjezdan, Milan, Esmeralda und Doktor Gustovic waren da, aber Big Mama nicht. Ich zählte immer wieder und versuchte immer durch die Türe zu schauen, ob Big Mama doch noch kam, aber sie kam nicht. „Wo ist sie? Ist sie jagen? Ist sie unten? Ist sie noch so böse auf mich, dass sie nicht kommen möchte?“ Die Vampire warfen sich bedeutungsvolle Blicke zu, schienen sich kurz zu unterhalten, während Andrea mich ansah. Dann kam Esmeralda zu meinem Bett, tauschte mit meiner besten Freundin Platz und legte ihre Hand auf meinen Arm, streichelte sanft darüber, dann sprach sie leise: „Lea, sie ist nicht hier. Big Mama ist nicht zurückgekommen.“ Was sagte sie da? Ich verstand das nicht. Ich hatte sie doch gesehen. Sie hatte sich mit mir unterhalten, doch bevor ich fragen konnte, redete Esmeralda weiter: „ Zvjezdan hat dich geholt. Er ist in deinen Geist eingedrungen und hat mit dir geredet. Wir wussten nicht, wie wir dir sonst helfen sollten. Du warst am sterben und wir konnten Big Mama nicht finden. Es tut mir Leid.“ „Aber....aber es war doch Big Mama. Sie hat doch mit mir gesprochen. Es war nicht Zvjezdan, es war bestimmt Big Mama. Sie muss es gewesen sein. Es kann niemand anderes gewesen sein.“ Ich konnte und wollte es nicht glauben. Sie hatte doch mit mir geredet. Sie hatte mir gesagt, dass sie mich braucht. Sie hatte gesagt, dass sie mich liebt. Das alles sollte nicht sie gewesen sein? Es sollte nichts Wert gewesen sein? Nein, das war nicht wahr. Diese Leute trieben einen grausamen Scherz mit mir. Esmeralda hob mein Kinn an und sah mir fest in die Augen. Meine vorherige Panik verschwand langsam, machte einer Leere Platz, die ich vorher in der Welt der Toten gefühlt hatte, denn ich erkannte die Wahrheit an dem, was Esmeralda sagte. Langsam schloss ich die Augen, ließ meine Tränen laufen und legte mich aufs Bett zurück, nicht in der Lage mich aufrecht zu halten. Ich bemerkte kaum, wie die anderen das Zimmer verließen und ich wieder alleine war. Ich konnte nur daran denken, dass Big Mama nicht da war. Sie war nicht zurückgekommen. Sie brauchte mich nicht. All das, was die andere Frau mir erzählt hatte, war nicht wahr gewesen. Es war gelogen. Wie hatte ich es nur glauben können? Wie konntest du es nur glauben?, fragte ich mich, nur um mir sofort die Antwort zu geben: Weil du es glauben wolltest. Du wolltest, dass sie dich braucht, so wie du sie brauchst. Aber sie tut es nicht. Sie ist fort. Sieh es doch endlich ein. Big Mama wird für immer weg sein, so wie deine Eltern. Und obwohl ich es mir immer wieder selbst sagte, wusste ich, dass es noch lange dauern würde, bis ich es selbst glauben würde, bis ich nicht mehr auf ein Klingeln warten würde, bis ich mir nicht mehr einbildete ihre Stimme zu hören, wenn ich wieder etwas tat, was sie nicht gut hieß. Nachdem die letzte Träne leise in mein Kopfkissen gefallen war und ich lange blicklos meine Decke angestarrt hatte, stand ich auf. Ich verließ mein Zimmer, ging die Treppe hinunter, erst einmal in die Küche um etwas zu trinken, dann begab ich mich ins Wohnzimmer suchte mir dort Wäsche zusammen. Ich nahm sie auf und gerade als ich wieder aus dem Zimmer gehen wollte, hörte ich Milan leise fragen: „Was tust du da?“ „Ich gehe Wäsche waschen. Wenn Big Mama zurückkommt, braucht sie saubere Wäsche, denn sie saut sich immer ein, wenn sie jagen war.“ Milan trat auf mich zu, nahm meine Hände in seine und flüsterte: „Da ist keine Wäsche, Katharina. Sie hat nichts hier gelassen. Keine Wäsche, nichts. Du musst nicht Wäsche waschen.“ Ich entzog ihm meine Hände, schrie: „Du hast die Wäsche hinunter geworfen. Ich muss Wäsche waschen. Lass mich los. Big Mama braucht ihre saubere Wäsche, wenn sie wieder da ist. Sie kann nicht nur mit dem blutbefleckten Kleid herumlaufen!“ Ich bückte mich, hob aufs neue die Wäsche auf und drehte mich um. Mühsam öffnete ich die Kellertüre, stieg die Treppen hinunter, während ich um den Berg an Wäsche herum sehen musste, denn in drei Wochen bleibt doch viel liegen. Als ich im Waschkeller war, legte ich die Wäsche auf dem Boden ab und fing gewohnheitsmäßig an sie zu sortieren. Dann warf ich den ersten Stapel in die Waschtrommel, gab Waschpulver dazu und schaltete sie an. Wie üblich blieb ich kurz stehen, um zu sehen, ob die Maschine auch wusch, dann ging ich nach oben. Ich wanderte ins Schlafzimmer um dort das Bett für Big Mama herzurichten, bemerkte nebenbei die anderen, die mich schweigend beobachteten und murmelte: „Sie mag es nicht, wenn ihr Bett nicht gemacht ist, wenn sie wieder da ist.“ Andrea kam zu mir, nahm mich in den Arm, schluchzte verzweifelt: „Aber das Bett war doch schon gemacht. Sie hat es gemacht. Sie wird nicht wieder kommen. Tinka! Bitte. Du musst damit aufhören. Du machst mir Angst.“ Ich hörte Andreas Worte, verstand sie aber nicht. Beruhigend strich ich ihr über den Rücken, versuchte sie zu trösten. „Alles wird gut. Big Mama wird bald wieder da sein, Rea. Du musst keine Angst haben. Sie ist nie lange weg. Ihr passiert auch nichts. Ihr ist noch nie etwas passiert. Bald ist sie wieder da und vielleicht bringt sie uns wieder etwas Schokolade und Chips mit. Die, die du so gerne magst. Keine Angst, bald ist sie wieder da.“ Immer wieder wiederholte ich diese Worte, während ich der weinenden Andrea über den Rücken strich. Sie klammerte sich an mir fest, so dass ich nur an dieser Stelle stehen bleiben konnte und nur die sieben Vampire beobachten konnte. Milan sah mich fast mitleidig an, während Zvjezdan den Boden sehr interessant zu finden schien und Mirela sich an Alenka lehnte, die beschützend den Arm um sie gelegt hatte und fast genauso verzweifelt aussah wie Doktor Gustovic. Die einzige, die nicht ganz so betroffen aussah war Esmeralda, die mich scharf musterte, den Kopf schüttelte und etwas murmelte. Sofort nickten die anderen sechs und sahen alle zu mir. Ich verstand ihren Blick nicht, aber er interessierte mich auch nicht sonderlich, denn ich dachte mir, dass es nicht so wichtig sein konnte. Immer noch klammerte sich Andrea fest an mich, als Alenka auf uns zu kam und Andrea sanft von mir weg zog. Ich nuschelte noch einmal: „Sie kommt wieder, du wirst sehen. Mach dir keine Sorgen.“ Dann sah ich zu, wie Andrea aus dem Raum geführt wurde und Mirela zu mir kam. Sie fragte mich: „Kann ich dir etwas helfen? Was musst du denn noch alles erledigen?“ „Ich muss noch die anderen beiden Stapel Wäsche waschen und dann aufhängen. Dann muss ich beide Bäder reinigen, denn Big Mama mag keine dreckigen Bäder und ich muss den Gang putzen. Mein Zimmer muss aufgeräumt werden, im Wohnzimmer muss der Fernseher wieder angestellt werden, da ich ihn immer aus mache, wenn Big Mama weg ist. Ich schaue nicht so gerne fern. Die Fenster müssen alle geputzt werden und natürlich muss ich alle anderen Räume auch noch abstauben. Ich muss noch alle Betten im Haus machen, alle Kissen aufschütteln und meine eigenen Hausaufgaben muss ich machen. Big Mama mag es nicht, wenn ich meine Hausaufgaben nicht habe. Sie möchte, dass ich gut in der Schule bin. Danach muss ich lernen, ich habe nur drei Tage für das ganze. Danach ist wieder Montag und Big Mama ist da und die Schule geht wieder los. Ich habe also nicht viel Zeit. Es wäre nett, wenn du mir helfen könntest.“ Mirela zögerte kurz, dann nickte sie, murmelte etwas von wegen „gut, dass du nicht weißt, dass bereits Dienstag ist,“ und verließ dann den Raum um in den Keller zu gehen. Esmeralda sah mich kurz an, erklärte mir dann, dass sie mir auch helfen würde, ging in die Küche um einen Putzeimer voll Wasser laufen zu lassen. Währenddessen kamen Zvjezdan und Milan auf mich zu, zogen mich jeweils ganz kurz in die Arme und sagten: „So, wir beide sind dann mal weg. Wir gehen übers Wochenende eine Tante von uns besuchen.“ Ich nickte ihnen zu, wünschte ihnen viel Spaß, folgte dann Esmeralda in die Küche und schnappte mir den zweiten Putzeimer, in den ich etwas Putzmittel gab und dann damit begann den Flurboden zu wischen. Kapitel 10: Zurück in das Leben ------------------------------- Zurück in das Leben Dank Esmeralda und Mirela war das Haus dann auch relativ schnell geputzt und ich konnte meine Hausaufgaben machen. Die nächsten Tage ging ich einkaufen, sortierte die Wäsche in Big Mamas Schrank und saß am Sonntag wie üblich vor dem Fernseher. Als es Sonntag Abend war fragte mich Doktor Gustovic: „Lea, möchtest du morgen wirklich wieder in die Schule gehen? Du bist noch krank.“ Ich schüttelte heftig den Kopf, sagte ihm, dass ich nicht krank wäre und in die Schule gehen könnte und verließ dann einfach den Raum. Ich legte mich relativ früh schlafen und als der Wecker klingelte war ich sofort wach. Obwohl ich die ganze Nacht kaum geschlafen hatte, fühlte ich mich nicht ausgelaugt oder kaputt. Ich fühlte einfach nichts, es gab nur gähnende Leere in meinem Körper und meinem Kopf. Mechanisch stand ich auf und ging ins Bad. Nach der morgendlichen Toilette begab ich mich in die Küche, aß ein bisschen etwas, obwohl ich keinen Hunger hatte und ich nichts schmeckte, packte meine Schulsachen und verließ das Haus. Wie jeden morgen wollte ich zu meinem Auto gehen, musste aber dann feststellen, dass mein Fuß zwar nicht mehr gebrochen, aber trotzdem noch beim Auftreten weh tat und ich unmöglich selbst Auto fahren konnte. Da aber standen auch schon Alenka, Mirela und Emil neben mir und führten mich zu ihrem Auto. Ferngesteuert stieg ich ein und ließ die Autofahrt einfach an mir vorbeigehen. Ich sah nichts auf dem Weg. Achtete nicht auf die Häuser, die erst zum Leben zu erwachen schienen, denn erst jetzt wurden die Rollos hochgezogen, Fenster wurden kurz geöffnet, hier und da sah man Kinder aus dem Haus eilen, um noch rechtzeitig zum Bus oder Zug oder sonst wohin zu kommen. Andere wiederum stiegen mit ihren Eltern oder einem Teil ihrer Eltern in ein Auto ein, um sich zur Schule fahren zu lassen und hier und dort kamen junge Pärchen aus dem Haus, die sich entweder mit einem kurzen Kuss voneinander verabschiedeten, oder gemeinsam in ein Auto stiegen. All diese Dinge gingen einfach an mir vorbei. Ich sah es, registrierte es aber nicht wirklich. Die zwanzig Minuten, die wir brauchten um in die Schule zu kommen, kamen mir vor wie Stunden. Als wir dann endlich am Parkplatz waren, stieg ich aus, nahm meine Tasche und ging ins Schulhaus, niemanden beachtend. Erst als ich am Arm berührt wurde, registrierte ich, dass mich jemand ansprach. Ich drehte mich leicht und blickte direkt in Irenes Gesicht. Irene ging in eine Klasse unter mir, war aber eine meiner Freundinnen und fragte mich immer, wann wir beide endlich wieder etwas zusammen unternahmen. Sie stellte mir irgendeine Frage und ich nickte einfach dazu, ohne zu wissen, was sie wollte, bis Emil zu Irene hin ging und sie sanft am Arm nahm. Er sprach leise mit ihr, sie sah mich komisch an, aber es war mir egal. Ich ging einfach zu meinem Klassenzimmer, setzte mich auf meinen Platz und war einfach da. Nebenbei bemerkte ich, wie Alenka unserem Lehrer, ich wusste nicht einmal mehr genau wer es war, denn ich hatte ihn nicht angesehen und ich wusste nicht, was wir hatten, ein Blatt gab, das der sich durchlas und dann nickte. Da betrachtete ich unseren Lehrer genauer, stellte fest, dass es eine Lehrerin, und zwar meine Deutschlehrerin Frau Thios, war. Neugierig geworden sah ich Alenka an, denn Frau Thios konnte mich nicht leiden und versuchte mir einen reinzuwürgen, wo es ging und als Alenka sich dann hinter mich setzte, drehte ich mich zu ihr um und wollte den Zettel nehmen, doch sie ließ ihn schnell verschwinden. Ich sah sie wütend an, zumindest dachte ich das, doch sie zuckte einfach nur mit den Schultern, bückte sich zu ihrer Tasche und nahm ihre Schulsachen heraus. Nach einiger Zeit drehte ich mich wieder nach vorne, holte einen Block und einen Kugelschreiber aus meiner Schultasche und begann irgendetwas zu notieren. Eigentlich schrieb ich von der Tafel ab und versuchte dem Unterricht zu folgen, aber es blieb nichts hängen. Ich verstand nicht ein Wort von dem, was sie uns erzählte, schrieb nur immer dann etwas auf, wenn es erwartet wurde, nickte ab und zu mit dem Kopf und hoffte wenigstens einigermaßen so zu wirken als würde ich aufpassen. In meinem Kopf aber herrschte regelrecht Chaos, denn ich fragte mich, wieso ich mich so leer fühlte, während ein anderer Teil von mir darauf bestand, dass diese Leere gefüllt werden müsse und wieder eine andere Stimme mir sagte, dass ich dieses Gefühl verdient hätte und selbst daran schuld sei. Sofort versuchte ich wieder aufzupassen, doch meine Gedanken wichen immer wieder ab und irgendwann hielt ich es einfach nicht mehr aus. Ich schrie laut auf, sprang hoch und hielt keuchend meine Hand auf meinen Brustkorb. Sofort waren Mirela und Alenka bei mir, die mich in die Mitte nahmen und mit mir das Klassenzimmer verließen. Sie redeten beruhigend auf mich ein, doch es war mir egal, denn ich schrie immer wieder: „Big Mama! Komm zurück! Es tut mir Leid! Komm zurück!“ Ich keuchte, schrie, wand mich in den Armen von Alenka und dann waren da plötzlich andere Hände. Bekannte Hände. Ich wurde an einen kalten Körper gezogen und eine Hand streichelte sanft über mein Haar, während eine Stimme sagte: „Ich bin da! Engelchen, ich bin da. Reg dich nicht auf. Du musst ruhig atmen. Ganz ruhig. Ich bin da.“ Ich wollte ihr so viel sagen, wollte sie anbetteln, ihr klar machen, dass es mir Leid tut. Alles. Wollte ihr erklären, dass ich jedes Wort bereute, dass ich zu ihr gesagt hatte, aber das einzige was ich stammelte war: „Aber sie haben gesagt du bist weg.“ Im nächsten Moment schrie ich mich in meinem Kopf an. Fragte mich, wie ich nur so dämlich sein konnte und sie wieder gehen lassen konnte, ohne dass ich ihr je gesagt hatte, wie sehr sie mir fehlte und wie sehr ich sie brauchte. Ich klammerte mich an ihr fest, so weit es meine schwachen Hände zuließen, die jegliche Kraft verloren zu haben schienen. Langsam und vorsichtig löste Big Mama meine Finger von ihrem Oberteil und ich wollte nur noch schreien, wollte mich wieder festkrallen, wollte ihr sagen, dass sie nicht wieder gehen dürfte, aber das einzige was ich spürte war die Leere, die wieder da war. Erst da fiel es mir auf, dass diese Leere kurz weg gewesen war, als sie mich im Arm gehalten hatte. Gedanklich sagte ich zu mir willkommen liebe Leere. Es freut mich, dass du auch wieder da bist. Es war so einsam ohne dich. Wegen meinen Gedanken musste ich zu Lachen anfangen, aber es war kein normales Lachen, denn es war vollkommen hysterisch und nicht von mir steuerbar. Ich lachte einfach, selbst als mich wieder kalte Arme umschlossen, es musste Emil sein, denn der Oberkörper an den ich kurz darauf gedrückt wurde war eindeutig männlich, konnte ich nicht aufhören. Nichts drang mehr zu mir durch, bis mein Lachen zu weinen wurde. Erst da bemerkte ich, dass es nicht Emil sondern Zvjezdan war, der mich sacht hielt und mir ins Ohr flüsterte: „Big Mama kommt gleich wieder. Sie muss nur kurz etwas erledigen. Na komm, steig ein. Big Mama kommt wirklich gleich. Sie wird mit dir mitfahren. Setz dich hinten in die Mitte. Na los. Ganz ruhig. Ich kann Big Mama noch hören. Sie ist gleich da. Sie geht nicht weg.“ Ich wusste nicht, was er mir sagen wollte, nur dass seine Worte keine Bedeutung für mich hatten, denn Big Mama war nicht da, egal was er sagte. In diesem Moment reagierte mein Körper für mich. Ich begann hastig zu atmen, holte nicht tief genug Luft und stieß zu wenig aus, wusste eigentlich, dass ich hyperventilieren würde, aber es war mir egal und dann verlangsamte sich mein Herzschlag. Doch bevor ich mich weiter in meine Panik steigern konnte, traf mich eine verhältnismäßig sanfte Ohrfeige, die meinen Kopf zur Seite schleuderte und dann drang eine strenge Stimme zu mir durch, die sagte: „Setz dich hinten rein. Big Mama kommt gleich. Los jetzt!“ Und da gehorchte ich. Nein, nicht ich, mein Körper, denn mein Kopf kämpfte immer noch gegen die Hoffnung an, die sich ausbreiten wollte. Ich bemerkte hinter mir laute Stimmen, drehte mich um und sah Zvjezdan und Milena streiten. „Bist du wahnsinnig? Du hättest sie verletzen können. Sie hat das Recht daran zu zweifeln, was wir sagen, wir haben schließlich versucht ihr drei Tage lang klar zu machen, dass Big Mama nie wieder kommt. Wie kannst du sie da schlagen?“, zischte Zvjezdan, während Milena konterte: „Und was hilft es uns, wenn sie wieder einmal einen Herzstillstand hat? Was hilft es, wenn sie jetzt doch sterben sollte? Weder du noch Big Mama wären davon begeistert und ganz ehrlich, ich will dich nicht verlieren, nur weil ein kleines pubertierendes Mädchen sich nicht im Zaum hat. Du bist mein Bruder und ich liebe dich, Herrgott. Wie kannst du davon ausgehen, dass ich sie je verletzen wollte. Sie muss nur endlich damit aufhören Stress an ihrem Herzen auszulassen.“ Verwirrt sah ich zwischen den beiden hin und her. Ich verstand nicht, warum Zvjezdan etwas passieren sollte, wenn ich starb. Was hatte er mit mir zu tun? Aber etwas fiel mir auf. Big Mama wurde ziemlich oft erwähnt. Big Mama, ein Name, den ich mir verbot auch nur zu denken, denn ich wusste, dann würde die Leere wieder stärker da sein und ich wollte nicht noch eine Ohrfeige bekommen. Eine hatte mir gereicht. Langsam kroch ich also auf den Rücksitz des Autos, schloss meine Augen und wartete einfach ab, denn mir war klar, dass wir bald fahren würden. Dann hörte ich die anderen einsteigen und spürte wie zu meiner rechten jemand einstieg, der mich vorsichtig an meinem Arm berührte. Danach setzte sich jemand anderes auf meine linke Seite und bevor ich mich noch darüber wundern konnte, wurde ich in eine feste Umarmung gezogen und eine Stimme, die Big Mamas so ähnlich war, murmelte: „Ich bin da. Bitte verzeih mir, mein Engel. Ich war nur so verletzt, aber ich wollte dich nicht verletzen. Ich wollte nicht, dass du im Koma landest oder es dir so schlecht geht. Du hattest mir nur ziemlich deutlich gemacht, dass du mich nicht brauchst und auch nicht willst.“ „Ich brauche dich immer. Du bist doch meine Big Mama. Du rückst mir den Kopf zurecht, wenn ich wieder einmal etwas anstelle und du nimmst mich in den Arm, wenn ich Trost brauche. Du kannst zwar schimpfen, aber du hast auch immer tröstende Worte übrig. Aber du streitest auch mit mir, wie es jede Mutter tun würde. Und das was ich gesagt hatte, war nicht in Ordnung. Du hattest Recht und ich nicht. Ich hätte das nicht sagen dürfen und ich sage es nie wieder, nur geh nicht weg. Bitte. Ich brauche dich. Ich brauche deine Nähe und deine Ruhe.“ Beruhigend strich Big Mama mir über den Rücken, flüsterte Belanglosigkeiten in mein Ohr und zwischendurch versicherte sie mir immer, dass sie nicht gehen würde, sondern für immer da bleiben würde. Ich wollte es ihr so gerne glauben, aber mein Verstand sagte etwas anderes. Mein Verstand machte mir klar, dass Big Mama nicht bleiben würde und so klammerte ich mich an sie, um wenigstens die letzten Minuten mit ihr zu genießen.Ich konnte sie nicht los lassen und auch die Augen nicht öffnen, denn ich wollte nicht den Ausdruck in ihrem Gesicht sehen, der mir sagen würde, dass alles was sie sagte einfach nur erlogen war. Ich ließ mir von ihr über den Rücken streicheln und genoss die letzten Minuten mit ihr, während das Auto durch die Stadt rollte. Dann waren wir endlich vor meiner Haustüre, aber anstatt dass Big Mama einfach ausstieg und ging, wie ich es erwartete, ließ sie mich nicht los, sondern zog mich aus dem Auto und führte mich zur Haustüre. Diese wurde sofort von Esmeralda geöffnet und wir traten ein. Keiner von uns sprach, als wir gemeinsam ins Wohnzimmer gingen und ich sachte auf das Sofa gedrückt wurde. Sofort spannte ich alle Muskeln an, denn Big Mama blieb stehen und auch ihr Arm hielt mich nicht mehr, sondern nur noch eine Hand auf meiner Schulter. Meine Hand schoss nach oben, um nach ihrer zu greifen, doch sie zog sie fort, kniete sich vor mich und sah mich ernst an. Dann sprach sie: „Lea, wir beide müssen unbedingt einiges klären. Weißt du, ich habe dir eigentlich von Anfang an gesagt, dass ich nicht deine Mama bin, aber du wolltest mich unbedingt als Mama ansehen. Ich fand das nicht schlimm, denn du warst und bist einfach nur lieb und sü? und ich habe dich gerne als 'Tochter', auch wenn du das nicht wirklich bist. Ich liebe dich, wie jede Mutter ihr Kind lieben würde, obwohl ich nicht einmal weiß, was Liebe oder gar Mutterliebe ist. Erst seit ich dich kenne und dich am Hals habe, wei? ich was es bedeutet zu lieben und jemanden nie wieder gehen lassen zu wollen. Doch als du mir an den Kopf geworfen hattest, dass es mich nicht wirklich gäbe, war ich maßlos enttäuscht, verletzt und wütend. Ich liebe dich wirklich und möchte dich eigentlich mit niemandem teilen und dass du bald Zvjezdan haben wirst, macht es für mich nicht leichter, aber dass du mich von dir stößt, macht es mir unmöglich bei dir zu bleiben. Du bist in meinem Leben das einzige, das ich habe und auf das ich stolz bin und immer stolz sein werde. Bitte, tut mir einen Gefallen und sag so etwas nie wieder zu mir. Auch ich habe Gefühle, auch wenn man sie nicht sieht und ich sie gut verstecke. Denk bitte darüber nach, was ich dir gesagt habe, während du endlich deine Augen aufschlägst und aus deinem Koma erwachst. Nein, Engelchen, du bist nicht wach, sondern hast dich nur tiefer in eine eigene Welt geflüchtet und langsam wird es wirklich kritisch. Du musst aufwachen, bevor etwas geschieht.“ Als Big Mama fertig gesprochen hatte, veränderte sich langsam die Umgebung. Alles begann zu verschwimmen, auch Big Mama. Als ich das sah, sprang ich auf und rannte auf sie zu, doch sie war so weit fort, dass ich sie nicht erreichte. Ich weinte und schrie immer wieder nach ihr, hörte aber nur noch ihre Stimme, die sagte: „Du MUSST aufwachen. Bitte. Tu es für mich!“, dann war alles schwarz, so wie es war, bevor ich aufgewacht war, zumindest dachte, dass ich wach wäre. Langsam ließ ich mich auf den Boden sinken, versuchte zu weinen, doch es ging nicht, so schloss ich einfach die Augen und schlief ein. Diesmal für immer, aber ich wusste, dass es nur hier für immer war, denn ich wusste, ich würde nie wieder hierher zurückkehren. Kapitel 11: Im Krankenhaus -------------------------- So, ein neues Kapitel...tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Nachdem mein PC aber alle Daten und sonstiges gefressen hatte (ich hab ihn anscheinend nicht oft genug gefüttert), hat es etwas gedauert,bis wir ihn wieder dazu überredet hatten, dass er funktioniert. Dann wollte die Muse nicht mehr kommen. Hatte wohl schon jemand anderen zum Küssen, aber zu guter letzt kam sie doch. Das Kapitel ist diesmal etwas kürzer, aber ich halt mich ran, dass sie wieder länger werden. Ich hoffe, dass ich meinen 5 Tagesrhythmus ab jetzt einhalten kann, sonst muss ich wahrscheinlich eine andere Lösung finden. So, genug geredet. Viel Spaß beim Lesen! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Im Krankenhaus Ich wachte auf, spürte aber, dass ich diesmal wieder zurück in der echten Welt war. Ich spürte es nicht nur, ich hörte es, denn neben mir hörte ich eine stetiges Piepsen. Sofort war mir klar, dass dieses Piepsen nur ein EKG sein konnte. Ich war im Krankenhaus. Super. Da wollte ich niemals hin. Ich versuchte meine Augen zu öffnen, doch es funktionierte nicht. Ich wollte meine Hand bewegen, aber bis auf eine kleine Bewegung meiner Finger bekam ich nichts zusammen. Das war schrecklich. Bevor ich mich noch in irgendwelchen negativen Gedanken verfangen konnte, spürte ich plötzlich etwas meine Hand fester nehmen. Eine andere Hand, die vorher schon da war und eine längst bekannte und lang ersehnte Stimme fragte mich: „Kleines, geht es dir gut?“ Erleichterung durchflutete mich. Da war Big Mama und sie machte sich Sorgen um mich. Ich versuchte zu nicken, wollte etwas sagen. Ihr sagen, dass ich es bereue, dass mir alles Leid tut, was ich zu ihr gesagt hatte, aber ich konnte meinen Kopf nicht bewegen, meine Lippen nicht öffnen. Frustriert darüber liefen mir Tränen über die Wangen, Tränen, die Big Mama falsch deutete, denn sie sagte: „Keine Angst, ich werde nicht lange bleiben. Ich wollte nur wissen, wie es dir geht. Ich bin gleich wieder weg.“ Nein, wollte ich schreien und konnte es nicht. Mit aller Anstrengung die ich aufbringen konnte, drückte ich zweimal ihre Hand. Sie schien zu verstehen, denn sie nahm meine Hand auf und drückte sie an ihre Wange. Ihre herrliche, kalte Wange, die in diesem Moment für mich nicht kalt wirkte, sondern mir Wärme, Trost und Schutz versprach und jetzt begriff ich, dass Big Mama bleiben würde und nichts und niemand sie von mir wegbringen sollte. „Kleines, ich werde kurz einen Arzt holen. Er sollte dich untersuchen.“ Ich wollte nicht. Noch nicht. Gerade erst hatte ich erkannt wie wichtig ich meiner Ersatzmama war und was sie alles für mich tun würde. Dieses Gefühl, das ich in mir hatte, wollte ich noch behalten und nicht von einem Arzt zerstören lassen, der an mir herum stochern würde. Ich versuchte ihre Hand fester zu halten und wieder verstand sie mich ohne Worte, denn sie blieb noch sitzen, strich mir mit ihrer anderen kühlen Hand immer wieder über die Wange und fing an zu erzählen: „Es tut mir Leid. Ich wollte nicht gehen, aber du hattest mich so verletzt. Ich meine du hast ja recht. Ich bin nicht deine Mutter, aber ich lebe schon so lange bei dir, dass ich mich wie deine Mutter gefühlt habe. Aber weißt du, was viel schlimmer war? Dass du zu mir gesagt hast, es würde mich nicht geben. Ich hatte das Gefühl, du würdest mir ein Loch in die Brust reißen. Ich würde ja fast sagen, du hast mein Herz aus der Brust gerissen, aber ich besitze ja keines. Ich habe dich schreien gehört hinter mir und wollte sofort zurück, aber mein verletzter Stolz hat das nicht zugelassen. Also bin ich gegangen, habe versucht deine Schreie nicht zu hören. Erst nach drei Tagen hat mich Alejandro gefunden und mir gesagt, dass du in ein Koma gefallen bist. Er war sich nicht sicher, ob du überleben würdest, aber er meinte, dass du immer wieder meinen Namen murmeln würdest. Ich kam so schnell es ging, und als ich dich dann in den Arm nahm, war es besser. Du hörtest auf meinen Namen zu murmeln, wurdest ruhiger. Dann haben sie dich ins Krankenhaus gebracht, denn du wolltest einfach nicht aufwachen. Auf dem Weg dorthin, hast du immer wieder nach mir gerufen, aber ich konnte nicht im Auto mitfahren, da es zu wenig Platz gab. Erst als du im Krankenhaus an alle Geräte angeschlossen warst und der Arzt dich untersucht hatte, kam ich wieder zu dir. Seit sechs Monaten sitze ich nun Tag und Nacht bei dir und wir waren uns nie sicher, ob du jemals wieder aufwachen würdest. Aber du bist aufgewacht. Ich habe dich wieder und ich werde dich bestimmt so schnell nicht wieder hergeben.“ Sechs Monate? So lange war ich nicht bei Bewusstsein gewesen? Aber es waren doch nur ein paar Tage gewesen. Ich hatte doch alles miterlebt. Big Mama selbst hatte mich doch nach ein paar Tagen zurück geschickt. Bevor ich mir darüber weitere Gedanken machen konnte, sprach Big Mama schon weiter: „Weißt du, sechs Monate ist eine lange Zeit, um über viele Dinge nachzudenken. Mir ist in dieser Zeit klar geworden, dass du meine Tochter bist, auch wenn du nicht direkt meine Tochter bist, also meine leibliche. Du bist für mich etwas wie eine Adoptivtochter und trotzdem fühle ich, dass du meine richtige Tochter bist, die ich nie hatte.“ Dann seufzte sie: „Ich werde alt. Noch nie habe ich so einen Schwachsinn vor mich hin gemurmelt. Es tut mir Leid. Ich hab dich einfach so lieb. Aber das ist nicht gut. Eigentlich sollte ich in der Lage sein, von dir zu gehen ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Aber es geht nicht. Du bist das wichtigste in meinem Leben. Das dürfte nicht sein und trotzdem will ich dich nie wieder gehen lassen.“ Big Mama, wollte ich sagen, für mich bist du doch auch meine Mutter. Ich liebe dich über alles und alles was ich gesagt habe tut mir Leid. Verzeih mir. Aber so sehr ich mich auch bemühte, ich brachte kein Wort heraus. Es war als wäre meine Zunge am Gaumen festgeklebt und meine Lippen wären zusammen getackert. So drückte ich nur ihre Hand mehr oder weniger fest, während mir Tränen über das Gesicht liefen und hörte sie kurz darauf leise lachen. „Es ist schon gut. Ich habe dir schon lange verziehen. Du bist schließlich meine Kleine und irgendwie hattest du ja recht.“ Sofort drückte ich ihre Hand zweimal, worauf sie wieder leise lachte und mir dann mit ihrer freien Hand, die an meiner Wange lag, sacht über die Haare strich. „Es ist besser, wenn ich langsam einen Arzt hole. Ich komme auch wieder hier her.“ Innerlich seufzend drückte ich einmal ihre Hand und sie legte meine Hand zurück auf das Bett, strich mir noch einmal über die Wange, bevor die Berührungen aufhörten und ich die Türe hörte. Ich lag wieder alleine in dem Zimmer und irgendwie konnte ich nicht glauben, dass alles wahr war. Big Mama hatte mir verziehen, sie hatte sich bei mir entschuldigt und mir gesagt, dass ich ihre Tochter war. In diesem Moment war ich glücklich wie noch nie, obwohl ich mich immer noch nicht richtig bewegen konnte und weder Augen noch Mund öffnen konnte. Ich war gerade wieder eingedöst, als mich das Öffnen einer Tür erschreckte. Kurz danach kamen leise Schritte zu meinem Bett und eine männliche Stimme fragte: „Sie hat Ihnen also die Hand gedrückt. Hat sie sich sonst irgendwie bewegt, oder mit Ihnen gesprochen?“ Noch bevor der Mann eine Antwort erhielt, spürte ich eine große, warme Hand, die meine nahm und der Mann sprach zu mir: „Können Sie mich hören?“ Was sollte denn diese blöde Frage? Natürlich konnte ich ihn hören. Ich war ja nicht taub. Aber ich wollte mal nicht so sein und drückte einmal seine Hand. „Wunderbar. Können Sie die Augen öffnen?“ Ich versuchte es, wirklich, trotzdem klappte es nicht. Frustriert drückte ich zweimal seine Hand, worauf mir eine kühle Hand über die Wangen strich und eine sanfte Stimme meinte: „Ist nicht so schlimm, Kleines.“ Big Mama war also wieder da, wie sie es versprochen hatte. Der Arzt, ich hatte mittlerweile raus gefunden, dass es ein solcher sein musste, stimmte ihr sofort zu: „Das ist wirklich nicht so schlimm. Das werden Sie in den nächsten Tagen wieder können. Können Sie etwas anderes bewegen außer ihrer Hand?“ Ich drückte zweimal. Ich konnte nichts tun, weder mein Bein etwas drehen, noch anheben, noch die andere Hand bewegen. Nichts. „Gut, dann werde ich einmal sehen, ob Sie alle Berührungen spüren. Am besten nehmen Sie die Hand Ihrer Mutter und drücken nur zweimal wenn Sie nichts spüren können, sonst üben Sie einfach keinen Druck aus.“ Damit tastete er mein Gesicht, meine Arme, meine Beine und meinen Oberkörper ab. Nicht einmal drückte ich Big Mamas Hand, denn ich spürte alles. Der Arzt schien ziemlich zufrieden zu sein, denn er meinte: „Sehr gut. Sie sollten noch etwas schlafen. Heute Abend schaue ich noch einmal vorbei, um zu sehen, wie es Ihnen geht.“ Big Mama murmelte einen Dank, dann hörte ich die Tür auf und zu gehen, woraus ich messerscharf schloss, dass der Arzt weg war. Kurz nachdem der Arzt weg war, drückte Big Mama meine Hand wieder an ihre Wange und sie sprach leise, gerade so, als wäre der Arzt nie da gewesen und sie vorher nicht zu erzählen aufgehört hätte: „Weißt du, dass Zvjezdan mir vorgeworfen hat, dass ich dich hassen würde und dass ich nicht zu dir zurückkommen sollte. Aber ich konnte nicht. Andrea hat jetzt glaube ich auch einen Hass auf mich und hatte einen riesigen Schock. Keiner will, dass ich in deine Nähe komme und lange wollten sie mich von deinem Bett fern halten, aber immer wieder hast du nach mir gerufen, also haben sie mich doch gelassen. Auch nachts konntest du nur schlafen, wenn ich an deinem Bett saß. Die Ärzte und Schwestern haben das zwar nicht gerne gesehen, aber sie meinten, es würde vielleicht dazu beitragen, dass du wieder aufwachst. Und letztendlich hat es das auch. Zumindest hoffe ich das doch.“ Sie schwieg lange Zeit und ich wusste, dass sie nachdachte und drückte so nur einmal kurz meine Finger gegen ihr Gesicht. Sie schien mich zu verstehen, denn sie nahm meine Hand von ihrer Wange, legte sie auf das Bett, hielt sie aber weiter fest und ich meinte sie „gute Nacht“ murmeln zu hören, doch da war ich mir nicht sicher, denn kaum lag meine Hand auf dem Bett, da war ich auch schon eingeschlafen. Kapitel 12: Andrea ------------------ So, ich weiß, es hat schon wieder ewig gedauert, bis ich ein neues Kapitel hochgeladen hab, aber ich hab im Moment einfach Stress. Es tut mir leid. Aber jetzt ist es ja da. Also, wie es aussieht und ich es für mich beschlossen habe, wird es definitiv nicht mehr lange dauern, bis die Geschichte aus ist. Ich habe das Ende schon im Kopf und wie gesagt viele Kapitel werden wahrscheinlich nicht mehr folgen. Viel Spaß beim Lesen! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Andrea Das nächste mal erwachte ich, weil jemand ziemlich laut und ziemlich wütend zischte: „Wieso hast du mir nicht sofort Bescheid gesagt, dass sie wieder wach ist? Ich bin ihre beste Freundin und ich habe jedes Recht darauf das zu erfahren, schließlich bin nicht ich schuld gewesen, dass sie in diesem Zustand war und du bist nur hier, weil sie in ihrem komatösen Zustand nicht wusste, was gut für sie ist und dass DU sie einfach so im Stich gelassen hast.“ Ich hörte die Worte zwar, doch ihren Sinn erfasste ich nicht. Die Stimme kam mir bekannt vor, ließ sich aber nicht einordnen. Gedanklich zuckte ich mit den Schultern, dieses Rätsel würde sich auch noch lösen, und versuchte meine Augen zu öffnen. Frustriert musste ich feststellen, dass es schon wieder nicht funktionierte, als würde meine Augen zugeklebt sein. Ich schwor mir im Inneren, dass ich den Arzt, der das gewagt hatte, auf Schadensersatz verklagen würde. Ich meine, wo kämen wir denn da hin, wenn jeder Arzt seinen Patienten die Augen zuklebt, nur damit diese länger blieben. Also wollte ich den Mund öffnen, um meinen Unmut lautstark loszuwerden, aber auch mein Mund blieb zu. Plötzlich fiel mir alles ein. Natürlich – ich war gestern zum ersten Mal aus dem Koma erwacht. Ich hatte mich gestern schon nicht bewegen können und heute sah es auch nicht besser aus. Ich versuchte wirklich alle Körperteile zu bewegen. Erst alle auf einmal, dann dachte ich mir, dass das vielleicht ein bisschen viel wäre und bewegte alle Körperteile einzeln. Na ja, ich versuchte es. Aber nichts geschah. Und so erschrak ich entsetzlich, als plötzlich Big Mama meinte: „Kleines, bist du wach? Hörst du mich?“ Wie hatte sie herausgefunden, dass ich wach war? Ich hatte meine Hand nicht bewegt, da ich wusste, dass ich genau die bewegen konnte. Zumindest dachte ich das, bis mir einfiel, dass ich ja unbedingt einen Ganzkörpertest auf schnell machen musste. Natürlich hatte ich meine Hand bewegt. Na ja...es war nicht schlimm. Langsam drückte ich die kühle Hand, die in meiner lag, einmal kurz und war um die andere Hand froh, die sich auf meine Stirn legte und langsam darüber und über die Wangen strich. Eine böse Stimme zischte: „Hör auf damit. Du hast dir jedwedes Recht verwehrt das zu tun. Lass sie in Ruhe und fass sie nicht an.“ Langsam aber sicher begann ich diese Stimme, die immer noch nicht zuordnen konnte, zu hassen, denn Big Mama nahm ihre Hand von meinem Gesicht und zog ihre Hand aus meiner, obwohl ich sie zweimal drückte. Sofort schob sich eine unangenehm warme Hand in meine. Gut, vielleicht war sie auch nur unangenehm, weil ich viel lieber Big Mamas kühle Hand in meiner gespürt hätte. Aber ich konnte schlecht nachtragend sein, wenn sich schon jemand um meine Gesundheit sorgte. Wobei, bei meiner geistigen Gesundheit war jegliche Sorge fehl am Platz. Geistig war ich schon fast im Irrenhaus. Bevor ich meinen doch wirren und vollkommen überflüssigen Gedanken weiterhin nachkommen konnte, sprach eine sanfte Stimme zu mir: „Tinka, ich bin es Andrea. Mach doch bitte deine Augen auf und sieh mich an, ja?“ Wollte die mich frustrieren? Ich meine, falls ja, hatte es geklappt. Mach mal deine Augen auf, sagte sie, als ob das so einfach wäre. Am liebsten hätt ich sie gefragt, ob sie eigentlich wusste, wie viele Hirnzellen es brauchte um die Augen zu öffnen, aber ganz ehrlich, es wäre peinlich geworden, wenn sie mir die Frage beantwortet hätte, und ich hätte doof geschaut, weil ich es selber nicht weiß. So drückte ich einfach nur zweimal ihre Hand, doch Andrea versuchte wieder einmal unter Beweis zu stellen, dass sie als Kind zu oft auf den Kopf gefallen war. „Willst du mir mit dem Händedruck etwas sagen? Soll ich dir vielleicht helfen deine Augen zu öffnen? Pass auf, ich werde deinen Kopf nach hinten legen, dann öffnen deine Augen sich von ganz alleine.“ Damit packte sie ernsthaft meinen Kopf und streckte ihn nach hinten, so dass es in meinem Hals unangenehm spannte. Dann begann sie an meinen Augenlidern zu zerren. Es war richtig schmerzhaft und mir entkam ein Wimmern, von dem ich nicht wusste, woher es kam, denn meine Kehle fühlte sich staubtrocken an und ich war richtig froh, als mich kalte Hände kurz streiften, Andreas Hände daraufhin verschwanden und mein Kopf wieder richtig hingelegt wurden. Andrea zischte: „Was soll das? Wage es ja nicht noch einmal mich anzufassen. Ich versuche ihr zu helfen, sie wollte das so.“ Big Mama lachte zynisch auf und erwiderte: „Sie hat deine Hand gedrückt, hm? Das bedeutet einfach nur, dass sie etwas bejaht oder verneint. Mehr wollte sie dir damit nicht sagen. Sie kann ihre Augen noch nicht öffnen, genauso wenig, wie sie nichts anderes als ihre Hand und anscheinend mittlerweile ihren kleinen Zeh bewegen kann. Sie braucht Zeit.“ Ich war Big Mama so dankbar, dass sie Andrea den Kopf etwas zurecht rückte. Kaum hatte ich Big Mama in meinem Kopf beglückwünscht, fauchte Andrea: „Am besten du lässt uns alleine. Ich weiß, was sie will, ohne dass du mir so einen Mist erzählst.“ Ich wollte den Kopf schütteln, schreien, Andrea mitteilen, dass sie gehen sollte und nicht Big Mama, aber meine Kehle verließ nur ein Wimmern. „Siehst du, selbst Tinka will, dass du gehst.“ Ernsthaft, manchmal zweifelte ich an der Intelligenz mancher Menschen, aber wirklich nur manchmal. Das war in diesem Moment egal, denn viel lieber malte ich mir aus, wie ich Andrea am langsamsten und qualvollsten um die Ecke brachte. Nachdem ich mir das alles nur ausdenken, aber nicht wirklich tun konnte, beschloss ich einfach so zu tun als wäre ich eingeschlafen, damit Andrea ging, doch wiederum hatte ich meine Rechnung ohne Andrea gemacht. Als sie keinerlei Reaktion mehr von mir bekam auf ihre Fragen, meinte sie: „Ich bleibe, bis du wieder wach bist. Ich sorge schon dafür, dass es dir gut geht. Du brauchst Big Mama nicht, das weiß ich, deswegen werde ich mit den Ärzten reden, dass sie Big Mama nicht mehr zu dir lassen.“ Nein, wollte ich rufen, das kannst du nicht tun. Ich brauche Big Mama. Viel mehr als sonst jemanden. Kein Ton verließ meinen Mund, nicht einmal ein Wimmern, als wäre alles eingefroren, nur das regelmäßige Piepsen wurde schneller und immer schneller, bis es auf einmal wieder langsamer wurde, doch bevor ich wegdämmern konnte, schlug mir eine kalte Hand leicht auf die Wange und Big Mamas panische Stimme erklang: „Kleines, es ist alles gut. Beruhige dich. Ich bin hier. Bleib ruhig. Tief durchatmen.“ Langsam wurde ich ruhiger, das Piepsen wieder monotoner. In diesem Moment kam mir der Gedanke, dass ich mir ein EKG für daheim zulegen könnte, schließlich ist es lustig seinem eigenen Herzen zuzuhören. Es ist ein unterschied es zu fühlen und es zu hören. Ich mein, fühlen kann doch jeder sein Herz, aber hören. Kurz darauf verwarf ich den Gedanken wieder, schließlich brauchte auch ein Herz Privatsphäre und es würde es bestimmt nicht so toll finden, wenn es beim Schlagen belauscht würde. Bevor ich meinen Gedanken weiter ausführen konnte, spürte ich eine kalte Hand, die meine nahm und innerlich lächelnd drückte ich sie kurz. Der Druck wurde sanft erwidert, doch gleich darauf erklang Andreas Stimme wieder: „Lass sie los. Du wirst sie nie wieder anfassen. Sie kann ohne dich auch...“ Plötzlich öffnete sich die Zimmertüre und eine tiefe angenehmen Stimme sprach: „Ich muss Sie jetzt bitten zu gehen und die Patientin mit ihrer Mutter alleine zu lassen. Die Besuchszeit ist beendet.“ Kaum hörte ich diese Stimme, erfasste ein Kribblen meinen Körper. Diese Stimme war einfach wundervoll, ruhig und irgendwo doch ein bisschen autoritär. Ich beschloss für mich, dass ich diesen Typen definitiv heiraten würde, nur wegen seiner Stimme und mir war es egal, ob er selbst vergeben war. Ich war wichtiger und ich wollte diese Stimme haben. Ich sah schon eine grinsende Big Mamas vor mir, die mir mitteilte, dass ich doch niemanden nur wegen seiner Stimme heiraten könnte, aber ich würde mich durchsetzen. Eine Stimme, die einem durch und durch ging, wer wollte die nicht. Das schien auch Andrea so zu sehen, denn sie flötete: „Aber immer wieder gerne. Aber sagen Sie mir doch vorher Ihren Namen. Sie wollen doch bestimmt mit mir ausgehen.“ Mehr hörte ich nicht, denn die Tür ging in dem Moment hinter den beiden zu und es waren nur noch Big Mama und ich da. „Geht es dir gut, Kleines?“ Ich drückte kurz. „Das ist gut. Hat dich Andrea aufgeregt?“ Wieder ein Drücken. „Keine Angst, das passiert nicht noch einmal. Soll ich sie bitten nicht noch einmal zu kommen?“ Das war eine gute Frage. Einerseits wollte ich das gleiche nicht noch Mal haben, andererseits war Andrea meine beste Freundin und ich konnte ihr doch nicht einfach verbieten mich zu besuchen. Ich überlegte also für mich, dass es besser wäre, wenn sie wiederkäme, zumindest so lange sie sich benahm. So drückte ich zweimal Big Mamas Hand. „Wie du möchtest. Du solltest etwas schlafen. Dein Tag war anstrengend. Gute Nacht, Kleines.“ Ich wollte nicht schlafen, ich wollte Big Mama noch neben mir spüren und mir sicher sein, dass sie nicht wegging, aber Big Mama hatte recht, es war anstrengend gewesen. So schlief ich doch recht schnell ein. Kapitel 13: Verlorenes Glück? ----------------------------- So, dafür, dass ihr so lange warten musstet, lade ich heute die letzten beiden Kapitel hoch. Ich hoffe ihre verzeiht mir noch einmal und hinterlasst mir einen Kommi, wie euch die Geschichte gefallen hat. Ich weiß noch nicht, was meine nächste FF wird, aber ich habe schon ein paar, die nur darauf warten geschrieben zu werden. Es wird auf alle Fälle wieder etwas von mir kommen und ich hoffe einfach mal, dass ihr weiterhin so fleißig lest. Ich freue mich einfach über jeden Leser und natürlich auch über jeden Kommentar. Also dann noch viel Spaß beim Lesen der letzten beiden Kapitel! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Verlorenes Glück? Es dauerte drei weitere Tage, bis ich endlich den Mund öffnen konnte und auch wieder sprechen und nach weiteren fünf Tagen öffnete ich zum ersten Mal die Augen. Von diesem Zeitpunkt ging es immer weiter bergauf und eine Woche nachdem ich erwacht war, musste Big Mama nach den Besuchszeiten wieder nach Hause gehen und von da an war ich alleine. Na ja...nicht ganz alleine, denn der Pfleger, ich hatte herausgefunden, dass es ein solcher war, der Andrea Anfang der Woche hinausgeworfen hatte, kam immer mal wieder in mein Zimmer, um zu sehen, wie es mir ging und wenn er für meinen Geschmack zu lange nicht mehr da war, drückte ich einfach auf die Patientenklingel und schon stand er wieder im Zimmer. Langsam befreundeten wir uns und er nannte mir seinen Namen – Michael. Wenn mich nicht alles täuscht, gab es auch einen Erzengel, der so hieß, aber es war mir relativ egal, denn meine Religiosität hielt sich in Grenzen seit ich Big Mama kannte. Big Mama saß neben mir und wir redeten, etwas was wir schon taten, seit ich wieder sprechen konnte, als sich die Zimmertüre öffnete. Herein kam eine alte Frau, die eine Schwesterntracht an hatte und mich freundlich fragte: „Wie geht es Ihnen? Was möchten Sie denn heute essen?“ Ich sah sie verwirrt an. Wie essen? Wo war Michael? Wieso kam er nicht? Hatte er genug von mir? Bevor ich noch unwissend sterben musste, entkam mir schon: „Wo ist Michael?“ Worauf ich einen leichten Schlag von Big Mama auf den Arm erhielt und die Schwester lachte: „Herr Hammer, falls sie diesen meinen, hat heute frei. Er kommt morgen wieder und bestimmt auch sofort wieder zu Ihnen. Also was möchten Sie gerne essen?“ Mit dieser neuerlichen Frage drückte sie mir eine Karte in die Hand, auf der verschiedene Tabellen waren. Stirnrunzelnd sah ich mir die Karte an, dann seufzte ich und moserte: „Was bitte soll ich denn davon essen? Das ist ja alles ungenießbar. Na gut, ich nehme die Gulaschsuppe mit dem Kartoffelknödel und einen Salat, der ist normal immer sehr lecker, und als Nachspeise einen Apfel.“ Nickend nahm die Schwester meine Bestellung auf, nahm mir die Karte wieder aus der Hand und ging. Big Mama wartete bis sie die Türe geschlossen hatte, dann schimpfte sie auch schon: „Wie kannst du nur so unfreundlich sein. Selbst wenn dir das Essen nicht schmeckt, musst du nicht gleich mosern. Das hab ich dir in all den Jahren nicht beigebracht. Also wirklich.“ Ich zog den Kopf ein und murmelte eine Entschuldigung vor mir her, sah auf meine Decke und versuchte einfach total zerknirscht auszusehen und es schien mir zu gelingen, denn Big Mama nahm mich kurz in den Arm und meinte: „Der Arzt hat gesagt, dass du nicht mehr lange hier bleiben musst. Nachdem du ja mittlerweile wieder normal essen kannst, und auch bald wieder laufen können wirst, kann ich dich bald mitnehmen.“ Zuerst war ich geschockt. Gehen, bedeutete auch Michael nicht wieder zu sehen, denn freiwillig würde ich keinen Fuß mehr in das Krankenhaus setzen, andererseits war das mit Michael auch nicht wirklich ernst gemeint. Zumindest von ihm nicht und ich selbst fand ja nur seine Stimme so toll, mehr war es nicht. Also nickte ich. „Wann?“, fragte ich leise, worauf die Antwort kam: „So in drei oder vier Tagen. Ach ja, die nächsten zwei Tage bin ich nicht da, ich muss mal wieder etwas Nahrung aufnehmen, also wundere dich nicht, wenn dich Andrea belagert.“ Ich nickte kurz, ignorierte das ungute Gefühl in meinem Magen, es waren nur zwei Tage. In diesen würde nichts passieren und Andrea würde es nicht wieder wagen irgendetwas dummes zu sagen, denn mittlerweile konnte ich mich wieder wehren. Wenn auch nur mit dem Mund, aber für Andrea würde ich sogar eine Ausnahme machen und meine Kraftreserven zusammennehmen um sie zu verprügeln, wenn sie wieder so etwas machen würde wie anfangs, als sie versucht hatte Big Mama von mir fernzuhalten. Big Mama umarmte mich. Ich klammerte mich an ihr fest. Ich hatte das Gefühl sie nie wieder zu sehen, was natürlich Schwachsinn war, es waren nur zwei Tage, und trotzdem wollte ich sie nicht loslassen. Sie löste sich langsam von mir und streichelte meine Wange, dann ging sie zur Tür und war schneller verschwunden als ich noch etwas sagen konnte. Was hätte ich auch sagen sollen? Leb wohl? Das wäre einfach nur dumm gewesen. Auf Wiedersehen? Aber ich hatte nicht das Gefühl als würde ich sie wieder sehen. Was also wäre das beste gewesen? Pass auf dich auf? Was hätte es in diesem Fall genutzt? Was sollte ihr geschehen? Langsam schloss ich meine Augen. Geweckt wurde ich von einer männlichen Stimme, die fast schon sanft sagte: „Lea – Katharina, aufstehen.“ Ich brummte: „Wenn du mich noch einmal so nennst, Michael, dann rede ich nie wieder ein Wort mit dir.“ Er lachte leise, antwortete aber dann leichtfertig: „Du heißt nun einmal so. Außerdem finde ich den Namen hübsch und ich werde dir gewiss keinen bescheuerten Spitznamen geben. Na los, hoch mit dir, wir beide müssen unsere morgendlichen Gehübungen vor dem Essen machen, danach wirst du brav essen und dann gehst du etwas im Garten mit mir spazieren.“ Das alles wurde mir einfach so vorgetragen. Ich nickte, doch dann realisierte ich, was er gesagt hatte. In den Garten? Er war noch nie mit mir im Garten. Wieso jetzt plötzlich? Es hatte sich auch nicht wie eine Frage angehört, sondern eher wie ein Befehl. Auch egal. Ich kam nicht dazu etwas zu erwidern, denn plötzlich öffnete sich die Türe und Andrea kam hereingestürmt. Sie hatte ein tränenüberströmtes Gesicht, hielt vor mir und schrie fast: „Schnell, du musst mitkommen. Big Mama...“ Sie sprach nicht weiter, doch das musste sie auch nicht. Sofort fuhr ich hoch und aus dem Bett, wobei ich fast auf den Boden fiel, doch Michael fing mich auf. Ich knurrte: „Versuch erst gar nicht mich aufzuhalten. Ich werde jetzt mit Andrea mitgehen.“ „Ich hatte nicht vor dich aufzuhalten. Ich werde dir helfen.“ Mit diesen Worten nahm er mich auf den Arm und lief Andrea hinterher, die aus dem Krankenhaus stürmte. Nach ein paar Metern fing er schon an zu keuchen, aber er hielt durch. Er setzte mich in mein Auto, das im Moment Andrea fuhr, küsste mich kurz auf den Mund und sprach: „Sorg dafür, dass dir nichts passiert und komm zu mir zurück.“ Ich sah ihn perplex an, nickte dann kurz und lächelte. Er warf die Autotüre zu und kaum hatte er das getan fuhr Andrea mit quietschenden Reifen los. Sie seufzte: „Du bekommst wirklich alles. Eine super Mama, die Aufmerksamkeit der hübschesten Jungs der Schule und den Krankenpfleger, den ich wohlgemerkt zuerst gesehen habe.“ Diese Worte brachten mich leise zum Lachen, doch es verging mir recht schnell, als wir an einer Lichtung ankamen, denn in der Mitte dieser Lichtung war Big Mama. Aber sie stand nicht da, oder saß, oder war gerade beim Essen, nein, sie lag da. Kaum hatte das Auto gehalten, sprang ich raus, fiel auf den Boden und kroch auf Big Mama zu, bis mich plötzlich zwei Hände packten und eine bekannte Stimme sagte: „Wo willst du denn hin? Etwa zu deiner Mutter? Du kannst nicht mehr viel tun, sie wird sterben, dafür haben wir schon gesorgt. Langsam und qualvoll wird sie sterben.“ Erschrocken drehte ich mich um und sah in Emils Gesicht, der mich hämisch angrinste. Hinter ihm standen die anderen Familienmitglieder, die mir auch hämische Blicke zuwarfen und Esmeralda meinte mit einem spöttischen Lachen in der Stimme: „Aber, aber, Emil. Lass sie gehen. Lass sie zu ihrer Big Mama!“ Sie sprach die letzten zwei Worte aus als wären sie eine Krankheit. Emil lies mich einfach wieder auf den Boden fallen, von dem er mich gehoben hatte und ich kroch einfach auf meine Ersatzmama zu. Auf dem halben Weg bemerkte ich, dass meine Arme nachgeben wollten, dass ich keine Kraft mehr hatte, aber ich durfte nicht aufgeben. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam ich bei ihr an, nahm ihr Gesicht in meine Hände und erkannte mit schauern all das Blut um sie herum. Sie öffnete langsam ihre Augen und lächelte mich schwach an. „Kleiner Engel,“ krächzte sie. Kapitel 14: Die Ewigkeit ist nicht lang genug --------------------------------------------- Die Ewigkeit ist nicht lang genug Entsetzt sah ich in Big Mamas Augen, deren Leuchten langsam schwand. Ich schüttelte den Kopf und jammerte: „Nein. Du kannst nicht sterben. Das hast du gesagt. Nur wenn jemand deine Seele frei gibt. Außerdem bist du ein Vampir. Du lebst ewig.“ Big Mama lachte leise, hustete aber gleich darauf, hob unter Schmerzen ihre Hand und legte sie auf meine Wange. Sofort legte ich meine Hand über ihre und schmiegte mein Gesicht an ihre Handfläche. „Du weißt so vieles nicht, kleiner Engel. Lass mich erzählen.“ Ein Husten schüttelte sie, doch an ihre Augen sah ich, dass ich sie nicht unterbrechen durfte, so schwieg ich. „Deine Eltern starben nicht zufällig, sondern ich habe sie getötet. Bevor ich zu dir kam, war ich einer der gefürchtetsten Vampire überhaupt, denn ich tötete jeden Menschen und Vampir, der mir nicht zusagte. Dazu mussten sie nicht einmal etwas getan haben, es reichte schon, wenn sie mich nur ansahen und ich hatte das Gefühl, als würden sie mich belästigen. Zweitausend vierhundert Jahre sorgte ich damit für Angst und Schrecken überall, dann sah ich euch drei. Deine Eltern und dich und ihr saht so fröhlich aus. Ich hörte deine quietschige, nervige Stimme, die mich schon von Anfang an aufregte und sah dich fröhlich lachen, während deine Mutter sich zu dir neigte und dich hoch nahm. Lange beobachtete ich euch, eure Familienidylle und plötzlich spürte ich ein fremdes Gefühl in mir. Es fühlte sich an wie Schmerz, doch ich verdrängte es. Ich war der böseste Vampir, den es je gab, ich hatte keine Gefühle. Aber diese Gefühle hörten nicht auf und wurden immer schlimmer, wenn ich euch sah, oder einfach nur an euch dachte, also beschloss ich, dass ihr verschwinden müsst. Nein, ich beschloss, dass ihr sterben müsst. Also bastelte ich etwas an dem Auto deiner Eltern herum. Ich beobachtete, wie sie einstiegen und los fuhren und wusste, dass sie niemals lebend wieder kommen würden. Dann wurdest du auch schon ins Krankenhaus gerufen. Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass deine Tante zu dir kommen würde. Ich wusste ja nicht, dass sie nur kurz blieb. Kaum war sie wieder weg, stand ich auch schon bei dir in der Küche mit der festen Absicht dich zu töten. Aber als ich dich sah, kam wieder dieses Gefühl. Du ranntest damals in die Küche und holtest mir etwas zu essen. Dann nanntest du mich Mama und von da an konnte ich dir einfach nichts mehr tun. Es ging nicht. Also nahm ich dich als meine Tochter auf.“ Sie machte eine kurze Pause. Ich hatte nichts von dem was sie mir erzählt hatte verstanden. Kein Wort. Ich hörte es, konnte es aber nicht begreifen. Das einzige was mir einfiel war eine Frage: „Wie hast du so lange überlebt ohne getötet zu werden?“ Sie lachte kurz schmerzlich auf, dann erzählte sie weiter: „Ich hatte mir eine Armee aufgebaut. Eine Armee aus Unreinen und Gebissenen. Sie schützten mich. Erst als ich schon fast ein Jahr bei dir gelebt hatte, beschloss ich all diese Vampire zu töten und deswegen blieb ich immer längere Zeit von dir weg. Bei den Gebissenen war es noch einfach, sie lebten immer in meiner Nähe, die Unreinen jedoch musste ich suchen, so dass es fast sieben Jahre dauerte, bis ich alle getötet hatte. Nach jedem Mal kehrte ich zu dir zurück um sicher zu gehen, dass du noch lebst. Du warst mein ganzer Lebensinhalt geworden. Für dich habe ich mein vorheriges Leben aufgegeben, obwohl es mir sehr schwer fiel. Dann kamen die Gustovics. Du hast bemerkt, dass ich sie kannte, nicht wahr? Natürlich hast du das. Sie waren immer diejenigen, die mich jagten, die mich zur Strecke bringen und töten wollten. Ich weiß nicht wie, aber sie haben herausgefunden, dass ich bei dir lebe und du das Wichtigste in meinem Leben geworden bist. Sie haben sich bei dir eingeschlichen und dir die gute Familie vorgespielt. Aber sie wollten nur mich. Ich wusste, dass sie mich irgendwann erwischen würden, also nahm ich diesen Vorwurf von dir in dem Auto nur als Vorwand, um eine Trennung zwischen uns einzuleiten. Ich wusste nicht, dass du so darauf reagieren würdest, aber ich wollte nicht, dass dir etwas geschieht. Ich habe sie gebeten, nein, angefleht mich nicht zu töten, bis es dir besser geht. Ich weiß, dass ich dich angelogen habe, als ich dir sagte, dass ich dich in vier Tagen mit nach Hause nehmen würde, aber ich wollte es dir leichter machen. Verzeih mir. Bitte, kleiner Engel, sag, dass du mir alles verzeihst.“ Lange sah ich Big Mama an. Ich hatte immer noch kein Wort verstanden, aber das war egal. „Ich verzeihe dir, Big Mama. Alles. Nur werde wieder gesund, ja? Du bist ein Vampir, du lebst ewig.“ Wieder erklang ein leises Lachen und Big Mama keuchte: „Weißt du, kleiner Engel, viele Vampire sagen, dass sie ewig leben und dass sie sich keine Gedanken um ihr Leben machen müssen. Ich weiß mittlerweile, dass die Ewigkeit nicht lange genug ist. Man muss jede Sekunde des Lebens genießen und das habe ich alleine durch dich erfahren. Durch dich, die du mir gezeigt hast, dass du trotz deines Herzfehlers, den du dir selbst zugelegt hast, niemals aufgibst. Kleiner Engel, du lebst auch auf deine Weise ewig, aber auch deine Ewigkeit ist nicht lang genug. Bitte, gib mich ganz frei. Nur du kannst das. Ich will nicht qualvoll sterben.“ Mit tränenüberströmten Gesicht sah ich Big Mama an, neigte mich zu ihr hinunter und flüsterte: „Okay. Aber bitte vergiss mich nicht, wo auch immer du sein wirst und grüß meine Eltern von mir. Glaub mir, auch sie haben dir schon verziehen.“ „Das werde ich tun, kleiner Engel. Und vergiss nicht, genieße dein Leben, denn die Ewigkeit ist nicht lang genug. Ich liebe dich, kleiner Engel.“ Noch einmal strich ich über Big Mamas Gesicht, ließ ihre Hand meine Wange liebkosen, dann flüsterte ich: „Ich gebe deine Seele frei.“ Ich spürte wie sofort alles Leben aus Big Mama verschwand und sah ein letztes Mal in ihr lächelndes, aber totes Gesicht. Danach erhob ich mich langsam, drehte mich um. Ich weiß nicht, woher ich diese Kraft nahm, aber ich hatte sie. Ich ging, ja, ich ging wirklich, zu den Gustovics zurück, sah in ihre hämisch grinsenden Gesichter und hörte Zvjezdan sagen: „Jetzt können wir in Ruhe weiter leben. Die Ewigkeit gehört wieder uns. Wir leben ewig.“ In diesem Moment fielen mir Big Mamas Worte wieder ein und voll Hass schrie ich: „Ich gebe eure Seelen frei!“, worauf die sieben Vampire tot zu Boden fielen, ohne dass sie wussten, was passiert wäre. Dann sank auch ich zu Boden und wurde ohnmächtig. Als ich das nächste Mal erwachte, hörte ich Andrea neben mir schluchzen und Michael beruhigend auf sie einreden. Ich öffnete meine Augen und sah eine weiße Decke über mir. Das Krankenhaus. Ich musste lächeln. In letzter Zeit war ich häufiger hier. Dann neigte ich leicht meinen Kopf, legte meine Hand auf Andreas und sagte: „Hör auf zu weinen. Wir beide, nein, wir drei werden von nun an unser Leben genießen.“ Andrea sah auf und fiel mir schluchzend um den Hals, während Michael meine Hand nahm und das Handgelenk sanft küsste. In diesem Moment wusste ich, dass trotz allem alles wieder gut werden würde. Ich würde mein Leben genießen, denn – die Ewigkeit ist nicht lang genug, aber ich kann sie trotzdem für mich nutzen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So, damit endet die Geschichte und obwohl sie etwas traurig ist, hat sie doch ihr eigenes Happy End. Also dann bis zum nächsten Mal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)