Failed Dreams von Katherine_Pierce (Abenteuer Mittelerde) ================================================================================ Kapitel 12: Und Streit gibt's doch! ----------------------------------- Kapitel Zwölf: Und Streit gibt’s doch Nach diesem Zwischenfall konnte kaum jemand mit einer tadelnden Bemerkung hinter dem Berg halten. Nur Lesly hielt den Mund. Sie wusste, wie sehr diese Worte ihre beste Freundin schmerzen mussten. Zumal Kiana äußerst empfindlich war, was sie jedoch kaum jemals eingestand. Nein, sie wollte nicht schwach sein. Natürlich tat es weh, zu wissen, dass sie beinahe alles verdorben hätte, aber sie ließ sich nichts anmerken, sondern biss die Zähne zusammen. Das tat sie immer, auch in ihrem alten Leben. Eine Zeit lang ging das auch gut, doch irgendwann kam unweigerlich der bekannte Tropfen, der das Fass endgültig zum Überlaufen brachte. Und dann war Schluss mit lustig. Noch ging es. Kiana redete sich ein, sie hätte es verdient. Und im Prinzip stimmte das sogar. Immerhin hätten diese Späher sie wirklich sehen können, womit das Schicksal der Beteiligten besiegelt gewesen wäre. Das Wissen, beinahe Schuld am Untergang Mittelerdes gewesen zu sein, belastete sie sehr und machte sie dünnhäutig. Jede Bemerkung, die an sie gerichtet wurde, schmerzte sie, auch wenn es um etwas völlig anderes ging. Lesly kam nicht umhin, sich Sorgen um Kiana zu machen. Ihre Freundin schwieg. Nicht einmal zu der Halbelbe sprach sie über das, was sie bedrückte. Und wenn Lesly versuchte, mit Kiana darüber zu sprechen, wich sie aus. Stattdessen lief sie schweigend am Ende des Zuges und überließ sich ganz ihren trübsinnigen Gedanken. Das fiel natürlich auch allen anderen Anwesenden auf. Boromir, der sich mit bissigen Bemerkungen zurückgehalten hatte, fragte sich, warum das sonst so lebhafte Mädchen sich abkapselte, nicht mehr an Unterhaltungen teil nahm und freiwillig die erste Wache übernahm. Der Vorfall mit den Spähern musste Kiana sehr aus der Bahn geworfen haben, wenn sie sich so in sich selbst zurückzog. Boromir kannte dieses Verhalten von seinem jüngeren Bruder Faramir sehr gut, weswegen er recht bald die richtigen Schlüsse aus Kianas Benehmen zog. Er kam nicht umhin, sie zu bemitleiden. Die restlichen Gefährten staunten nicht schlecht, als Boromir sich zu Kiana gesellte, die immer noch am Schluss des Zuges marschierte, den Kopf gesenkt haltend und beständig in reuevolle Gedanken versunken. Zuerst versuchte der Truchsessensohn noch, eine Unterhaltung in Gang zu bringen, ließ es aber bald bleiben, als er merkte, dass Kiana ihm nicht zuhörte, ja, ihn nicht einmal ansah. Wie Faramir auch hatte sie sich von jedem Geschehen zurückgezogen. So wanderte Boromir schweigend an Kianas Seite und half ihr damit doch mehr, als er ahnte. Lesly, die zwar ihre beste Freundin am besten kannte, hatte dies nicht getan, weil sie geglaubt hatte, alles würde sich wieder einrenken, wenn man Kiana nur genügend Zeit ließ, das Geschehene zu verarbeiten, doch Lesly ahnte nicht, wie sehr es ihre Freundin nach Gesellschaft verlangte. In ihrer Clique setzte das allerdings voraus, dass man zu Gesprächen und Witzen aufgelegt war, aber Kiana konnte sich einfach nicht überwinden und ihre Trübsal hinter sich lassen, so dass die anderen Mädchen sich lieber zurückhielten. Es war Abend und das Nachtlager war aufgeschlagen worden. Sam kochte das Abendessen, während Gandalf sich mit Aragorn und Sophia beriet, die Hobbits ihren Spaß hatten, Diana und Gimli sich gegenseitig zotige Witze erzählten und Lesly etwas zeichnete. Kiana hingegen hielt sich am Rand des Lagers auf. Sie saß auf dem harten Boden, hatte die Arme um ihre Knie geschlungen. Boromir, der in eine Unterhaltung mit Legolas verstrickt war, warf ihr unablässig Blicke zu, aber er näherte sich ihr nicht. So ging es bis Sam zum Essen rief. Kiana kam auch tatsächlich angetapert, nahm sich eine Schüssel und machte Anstalten, sich wieder zu entfernen. Gandalf, der ziemlich zornig gewesen war über Kianas Benehmen bei dem Zwischenfall mit den Krähen, bereute dies inzwischen zutiefst. Er erhob sich, auf seinen Stab gestützt, und rief sie an. Tatsächlich drehte das Mädchen sich um. Ihr Gesicht war vollkommen ausdruckslos, was vor allem ihre Freundinnen erschreckte. So hatten sie die Freundin noch nie zuvor gesehen. „Bleib doch in unserem Kreis, Kiana.“, sagte der alte Zauberer sanft und versuchte es mit einem Lächeln. Einen Augenblick lang sah es tatsächlich so aus, als würde Kiana seiner Bitte folgen, dann aber schüttelte sie ganz langsam den Kopf. „Nein, danke.“ Es waren die ersten Worte, die sie seit Tagen sprach. Ihre Stimme klang seltsam erstickt. Da sprang Odette, die es nicht länger aushielt, auf und rief laut und empört: „Spinnst du? Was soll dieser Quatsch mit dem Alleinsein? Wen willst du damit reizen?“ Stille. Atemlose Stille. Lesly und Boromir, ja sogar der unsensible Pippin, spürten, das Odette genau das Falsche getan hatte. Die Blonde merkte es gar nicht, sondern machte ihren Gefühlen weiter Luft. „Setz dich gefälligst zu uns und sei kein elender Trauerkloß, Kiana!“, forderte Odette. Kiana wurde bleich. Ihre Hände zitterten und die Holzschale entglitt ihrem Griff, fiel zu Boden und der Kanincheneintopf spritze über die gefrorene Erde. „Das bin ich also für dich. Ein Trauerkloß, ja?“ Ihre Stimme klang gefährlich leise. Noch hielt sie den Blick gesenkt. „Ja, klar!“, erwiderte Odette unverblümt, „Sicher, du hast Mist gebaut, aber das ist kein Grund, dich abzukapseln und mit einer Leidensmiene herumzulaufen wie Sascha Kristin!“ Das Maß war voll. Kiana hob den ruckartig den Kopf. In ihren Augen blitzte es. „So. Das hältst du also von mir, Odette? Und du willst meine Freundin sein?“ Tränen sprangen in Kianas Augen, ganz gegen ihren Willen, doch aller Schmerz wollte nun hinaus. Sie schluchzte auf, dann rief sie laut und durchdringend: „Fein, wenn das so ist, dann braucht mich hier wohl keiner mehr!“ Kiana machte auf dem Absatz kehrt und rannte in die Dunkelheit davon. Zurück blieben die Gefährten und eine bedröppelte Odette. „Ganz toll!“, knurrte Boromir, der sich erhoben hatte, als er an Odette vorbei ging und in die Richtung eilte, die Kiana eingeschlagen hatte. Ganz langsam drehte die Sünderin sich um. Die anderen sahen sie böse an. Es war klar, dass sie Odette die ganze Schuld gaben. „Wirklich, das hättest du feinfühliger rüberbringen können!“, schalt Lesly. Sie nahm ihren Bogen. „Ich gehe jetzt Kiana suchen. Wer hilft mir?“, fragte die hochgewachsene Elbe in die Runde. Bis auf Pippin, Odette und Sam erklärten sich alle bereit. Sam argumentierte, dass Kiana sicherlich noch Eintopf haben wollte, wenn sie zurückkehrte und jemand zur Sicherheit ohnehin im Lager bleiben sollte. Pippin, der eigentlich hatte suchen wollen, meinte schließlich, dass mindestens drei zurückbleiben sollten. Zur Strafe für ihre harten Worte durfte Odette nicht mitkommen, um Kiana zurückzuholen. Stille kehrte ein im Lager. Sam kümmerte sich hingebungsvoll um den Eintopf, ignorierte aber Odette völlig. Er hatte sie ohnehin noch nie so wirklich leiden können und nicht verstanden, wie seine Schwester Rosalie mit ihr befreundet sein konnte. Odette selbst war ein einziges Häufchen Elend. Betrübt stocherte sie mit einem Stöckchen im Feuer, während Pippin ihr erklärte, dass er fände sie hätte sich doch zu hart ausgedrückt. Wütend pfefferte Odette schließlich das Hölzchen ins Feuer und sprang auf. „Du auch noch, Pip? Fein, dann kümmert euch doch alle um Kiana!“, fauchte sie, ehe sie es der Freundin gleichtat und ebenfalls das Lager verließ. Tränen rannen über ihre Wangen. Schon bereute Odette ihre Härte und die Wortwahl, aber man ließ sie ja keine Abbitte leisten! Alle hackten nun auf ihr herum! Wie ungerecht! Pippin sah ihr verstört nach, dann wandte er sich an Sam: „Tut mir Leid, du musst wohl allein das Lager hüten!“ Dann preschte der Hobbit seiner Cousine nach, in der Hoffnung sie besänftigen zu können. Sam sah ihm nach und zuckte die Schultern. Die hatten heute alle einen Stich, befand er, weiter im Eintopf rührend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)