Der Stein von Atlantis von Yoshiki_Deyama ================================================================================ Kapitel 3: Damerion ------------------- Seto erneuerte das nasse Tuch, welches auf Joeys Stirn lag. Der Jüngere hatte nun hohes Fieber bekommen und der Arzt war ratlos. Organisch fand er keinen Grund für Joeys zustand und die Erklärung, dass der Blonde psychisch angeblich am Ende sei, akzeptierten der ehemalige Hohepriester und Kaiba nicht. Seth saß missmutig an der Bettkante. „Er wird schon wieder. Keine Angst. Ich denke, er ist nur erschöpft. Nach Bakuras und Mariks Erzählung, war er wohl im Bann unseres Gegners. Seine Befreiung hat ihm einfach viel Kraft gekostet.“ „Unser Gegner! Wer zum Teufel ist er? Ich wüsste gerne, gegen wen ich kämpfe und meine Familie beschützen muss! Wie KÖNNEN wir Joey beschützen, wenn wir nicht wissen, WER unser GEGNER IST?“ „Es ist Damerion. Er ist zurück!“ Zwei paar blaue Augen richteten ihre Aufmerksamkeit auf den Jungen im Bett. „Joey! Wie geht es dir?“ //Ich bin müde.\\ //Wer ist Damerion?\\ Seth entfernte das feuchte Tuch und strich die nassen Haare aus dem blassen Gesicht. //Er war mein ... Jonos bester Freund in Ägypten bis er vom König verbannt wurde.\\ //Verbannung? In Atlantis...\\ //...war es die schlimmste Strafe, die verhängt werden konnte. Vater hat mir nie erzählt warum er es getan hatte, nur dass ich ihm in dieser Entscheidung vertrauen sollte. Damerion war mein Vertrauter, er wusste alles über mich ... aber ich vertraute meinen Vater und verriet meinen besten Freund.\\ //Ich denke nicht, dass er dich töten oder Rache an dir nehmen will, ich denke, er will dich unter allen Umständen wieder zurück.\\ Joey setzte sich langsam auf. „Aber warum?“ Es war Seto der ihn in die Arme nahm. „Weil du sein bester Freund warst“ /Und er dich wohl geliebt hat...\ Joey seufzte. „Ich werde versuchen mit Ruby und Jono in Kontakt zutreten. Vielleicht können sie uns ja helfen.“ Joey sah sich um. Das letzte Mal, als er hier war, war er in der Menschwelt gestorben. Nun sah er durch das Fenster, wie seine Liebsten seinen schlafenden Körper bewachten. „Warum bist du hier Junges?“ Scharfe Krallen legten sich vorsichtig auf seine Schulter. „Ruby! Wie geht es dir?“ „Oh, mir geht es gut! Aber wie geht es dir? Du besuchst mich doch nicht ohne Grund hier. Der Hohepriester hätte nicht zugelassen, dass du einfach hier herkommst, dazu hat er zu große Angst, dich zu verlieren. Also, was führt dich zu mir?“ Ein Lächeln legte sich auf Joeys Züge. „Du kennst mich einfach zu gut! Aber du hast Recht. Es geschehen seltsame Dinge in letzter Zeit. Ich hörte eine Stimme in meinen Kopf. Zuerst dacht ich, der Schatten sei zurück und...“ //Der Schatten ist dort wo er hingehört und das Tor ist verschlossen!\\ //Ich weiß das nun auch. Ich weiß auch wer mit mir in Kontakt zu treten versucht, ich weiß nur den Hintergrund seiner Geschichte nicht, oder was er nun vor mir will.\\ Rote Augen blickten ihn interessiert an. //Wer bereitet dir solches Kopfzerbrechen?\\ //Damerion.\\ Der Rotaugendrache zischte wütend. Joey sah sich der Drachenmacht gegenüber und wich zurück. Die Wut war nicht gegen ihn gerichtet und in diesen Augenblick traf er den Entschluss keinen Drachen je gegen sich aufzubringen. Ruby hatte sich auf die Hinterbeine gestellt. Die Flügel schlugen ein paar mal in die Luft, und ein Grollen wie er es noch nie gehört hatte entwich seiner Kehle. Kraftvolle Arme packten den zarten Menschenkörper. Angstvoll schrie Joey auf, nur um zu merken, dass Ruby ihn beschützend an sich gezogen hatte. Es dauerte etliche Minuten, bis der Drache sich beruhigte. Joey lag in den Krallen des Tieres. Er hatte keine Angst, denn er konnte aus dem Verhalten schließen, dass Ruby ihn zu schützen gedachte. //Ruby?\\ Der Rotaugendrache ließ sich nieder und der Blonde lag nun komfortabel zwischen den Krallen. //Halte dich fern von diesen ... Menschen. Er wurde aus Atlantis verbannt!\\ //Das weiß ich! Ich weiß, dass er Jonos bester Freund war, sein Vertrauter und ich weiß, dass der König ihm verbannt hatte. Aber ich habe nie erfahren warum.\\ //Der Herrscher hatte recht mit seinem Urteil. Daran darfst du nicht zweifeln. Damerion hat seine gerechte Strafe für seine Tat bekommen!\\ //Was hat er getan? Ich muss wissen, gegen wen wir antreten müssen!\\ Joey zog überrascht die Luft ein als Ruby den Kopf in seinen Schoß legte und für einen Moment die Augen schloss. //Dann zeige ich dir die Geschichte. Lass mich dich zurück nach Atlantis führen. Ich zeige dir Damerion und sein Verbrechen.\\ Als Joey seine Augen öffnete blickte er sich verwundert um. Er war nicht mehr in der Zwischenwelt, aber war auch nicht zurück in der Menschenwelt. Er war in Atlantis. Atlantis, wie es blühte. Atlantis, bevor es unterging. Atlantis, bevor Jono, besessen von dem Schatten es zerstörte. Sein Herz zog sich zusammen und Tränen schossen in seine Augen. Dies war seine Heimat. Dies war seine Welt! Langsam sah er sich um, sog alles, was er sah, auf wie ein Schwamm das Wasser. Für einen Moment vergaß er sogar den Grund, warum er hierher gekommen war. Er wurde aus seiner Bewunderung durch Rufen gerissen. „Jono, komm schon!“ Joey blickte sich um. Es war nicht er, der gerufen wurde, er war nur Beobachter, der nicht gesehen wurde. Ein junger Mann in Schwarz gekleidet rief abermals. „Verdammt, Jono! Das ist nicht lustig, komm schon, wir müssen zurück in den Palast! Ich hab deinem Vater versprochen, dich pünktlich zurückzubringen!“ „Seit wann hältst du dich an Versprechen? Besonders an die, die du meinem Vater gegeben hast?“ Jono tauchte wie aus dem Nichts vor ihm auf. „Seit ich ihm zeigen will, dass ich sein Vertrauen wert bin. Ich werde beweisen, dass ich es wert bin, im Palast zu leben!“ „Warum willst du unbedingt in einen Käfig? Ich würde es genießen, überall hin zu gehen wo ich hin will. Frei zu sein.“ „Du bist ein Idiot Jono. Du bist doch nicht eingesperrt. Dein Vater sorgt sich nur um seine Familie, deshalb...“ „... hält er uns in einen Käfig!“ Die seltsamen Augen blitzten auf. „Lass uns gehen.“ „Damerion, du bist aus einem Adelshaus, warum willst du in den Palast. Du kannst doch alles, haben, was du willst.“ „Darum geht es nicht! Ich will einfach bei dir sein. Jemand muss dich und deine Schwester beschützen! Ihr seid beide so... zierlich und sanft.“ „OH! Darum geht es, du bist verliebt! Du bist in meine Schwester verliebt! Da musst du aber wirklich Vaters Vertrauen gewinnen!“ Eine starke Hand packte die seine. „Lass und jetzt gehen.“ „Aber...“ „Jono, ich will darüber nicht reden!“ Joey folgte den Beiden. Damerion wollte also in den Palast, weil er in die Prinzessin verliebt war. War dies das Verbrechen? Hatte er sie entehrt? Im Palast angekommen, zogen sich Damerion und Jono in die Gärten zurück. Jono blickte verträumt in den Himmel. „Wo sind deine Gedanken, mein Prinz?“ „Warum so förmlich, Damerion?“ „Wir sind im Palast. Hier bist du Prinz und ich nur Untertan.“ Der Blonde schüttelte seinen Kopf. „Du bist echt seltsam, weißt du das? Du bist mein bester Freund, mein Vertrauter und wie es scheint bald mein Schwager und dennoch...“ „Jono, hör auf damit!“ „Verzeih, ich wollte dich nicht aufziehen oder verletzen. Wie kann ich es wieder gut machen?“ „Indem du mir sagst, was dich beschäftigt. Du bist in letzter Zeit oft da aber auch nicht da. So als ob du in einer anderen Welt wärst.“ Jono seufzte. „Vielleicht bin ich das auch. Damerion, dass was ich dir jetzt erzähle darfst du niemandem sagen. Schwöre, bei deinem Leben, dass du schweigen wirst!“ Goldbraune Augen sahen ihn toternst an. „Es ist dir scheinbar sehr wichtig. Ich schwöre dir, dass ich niemanden ein Wort sagen werde. Sollte ich diesen Schwur brechen, soll ich auf der Stelle umfallen!“ Jono sah ihn einen Moment lang nachdenklich an, dann nickte er. „Ich habe vor, für einige Zeit zu ... verschwinden.“ „Was meinst du mit verschwinden?“ Damerions Stimme war plötzlich heiser und belegt. Sein Gegenüber seufzte. „Ich möchte mehr sehen. Ich werde demnächst weggehen und mir alles ansehen, was ich will. Nur für ein paar Wochen, ein paar Monate höchstens. Ich habe Angst hier in diesem ... Käfig alt zu werden, ohne etwas gesehen zu haben, ohne zumindest ein Abenteuer erlebt zu haben!“ „Dieser KÄFIG wie du ihn nennst, ist dazu da, dich zu beschützen! Wohin willst du überhaupt? Dein Abenteuer, führt es dich nach Ägypten? Du wirst aufgrund deiner Haarfarbe in jedem Land gejagt werden. Ich sehe es vor mir, wie du beim Pharao und seinem Hohepriester nackt am Altar endest. Entehrt und dann ihren Göttern geopfert. Egal wohin du gehst, wird dich dieses Schicksaal ereilen!“ Jono hatte seinen hellgrünen Umhang fester um sich gezogen. „Ich dachte du verstehst mich, ich dachte du...“ „Du dachtest ich würde dich unterstützen? Dir sogar helfen?“ Der Blonde nickte und blickte auf den Boden. Damerion packte ihn und zwang ihn, ihm ins Gesicht zu schauen. „Ich habe bei meinem Leben geschworen, niemanden etwas zu erzählen und ich werde meinen Schwur halten!“ Jono atmete erleichtert auf. „Aber ICH werde nicht zulassen, dass du VERSCHWINDEST. Wenn du glaubst, du kannst den Palast alleine verlassen, hast du dich getäuscht. Ich werde deinem Vater erzählen, dass jemand versucht hat, uns zu überfallen und dich zu entführen. Dies dürfte genügen, um die Wachen um dich zumindest zu verdoppeln. Du sprachst von einem Käfig? Jetzt wirst du erfahren, was es heißt, eingesperrt zu sein!“ Damit stieß Damerion den Kleineren zu Boden und verließ den Garten. Joey blickte auf Jono. Sein Spiegelbild saß weinend da. Erst nach einigen Sekunden wurde dem Beobachtenden klar, dass er eigentlich Damerion folgen sollte. Damerion tat, was er Jono angedroht hatte. Noch als Joey den Garten verlies eilten Wachen zu den Prinzen. Die Tränen sprach man dem Schock des Überfalls zu und Joey empfand großes Mitleid. Nicht Jono hatte Damerion, sondern Damerion hatte Jono verraten. Joey folgte dem Schwarzhaarigen aus dem Palast hinaus. „Dieser Idiot! Will für einige Zeit verschwinden. Dieser Narr. Was dachte er, was ich tue? Ihm Helfen, seine Sachen zu packen?“ Wütend hob der junge Mann einen Stein auf und warf ihn mit aller Kraft in das Wasser. „Wie wollte er überhaupt hier weg? Kein Schiff hätte ohne Erlaubnis oder Bescheitgabe des Königs den Prinzen an Bord genommen. Wie...? Oh, ihr Götter! Er ist ein Freund der Drachen. Wollte er mit einen Drachen wegfliegen?“ Damerion rannte plötzlich los und Joey hatte Schwierigkeiten ihm zu folgen. Sie hielten bei Felsen und Joey zog die Luft ein. Ein solches Bild würde er nie mehr in seinem Leben sehen. Rotaugendrachen sonnten sich in der warmen Abendsonne. Die Jungen flatterten zwischen ihren Eltern herum und die Drachen beachteten Damerion zu Beginn nicht. Es war offensichtlich, dass er ihnen bekannt war. Aber die Ruhe hielt nicht lange an. „Ihr Ungeheuer! Mit euch will ER MICH VERLASSEN! Ihr seid Schuld! Er begreift nicht. Ich LIEBE ihn und er will mich VERLASSEN!“ Joeys Unterkiefer klappte erstaunt auf. Damerion liebte Jono? Der Junge brüllte die stolzen Drachen an, die ihn nur anblickten. „Ich werde nicht zulassen, dass er mich verlässt! JONO gehört MIR! MIR ALLEIN UND NIEMAND NIMMT IHN MIR WEG!“ Damit zog er sein Schwert und schlug zu. Die Drachen zogen zuerst auseinander, um dann als eine Einheit über den Menschen herzufallen. Was Joey überraschte, war, dass sie ihn nicht töteten sondern entwaffneten und zu Fall brachten. Drachenreiter erschienen wie aus dem nichts und packten Damerion. Aber es war zu spät. Ein klägliches Wimmern erregte Joeys Aufmerksamkeit. Einer der mächtigen Rotaugendrachen lag erschlagen am Boden. Ein Junges rieb seinen Kopf am toten Körper seiner Mutter und Joey erkannte Ruby. Einer der Reiter nahm den kleinen Drachen auf den Arm. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg den Gefangenen zum Palast zu bringen. Damerions Urteil wurde sofort ausgesprochen. Verbannung. Als der König Damerion schlug kam Jono zufällig in den Thronsaal. „Vater! Was...?“ „Damerion ist von nun an verbannt. Du brauchst nicht zu wissen warum, aber ich werde keine Widerrede dulden und keine Diskussionen eingehen. Haben wir uns verstanden?“ Jono blickte im Raum herum. Wütende Blicke der Anwesenden waren auf seinen Freund gerichtet und so vertraute er auf seinen Vater und nickte nur. Ein Wimmern lies Jono auf den Arm eines Drachenreiters blicken. Rote Augen trafen seine und plötzlich flog das Baby zu ihm und kuschelte sich in seine Arme. „Seine Mutter kam vor kurzen ums Leben.“ Der König blickte auf seinen Sohn. „Scheinbar wählte es dich als seine Ersatzmutter aus. Übernimmst du die Verantwortung?“ Jono nickte wieder. Er vertraute seiner Stimme nicht und blickte verzweifelt auf Damerion. „Jono ich...“ „Wage es nicht den Prinzen anzusprechen! Du bist verbannt. Verlasse noch heute Nacht Atlantis. Ich werde sicher gehen, dass dich ein Schiff mitnimmt. Lebe mit deiner Schuld und kehre nie wieder hierher zurück!“ Jono wurde von seinem Bruder aus dem Raum geleitet. „Du solltest gehen Jono. Dies ist kein Platz für dich. Kümmere dich um deinen Drachen.“ Ein Zittern lief durch Jonos Körper. „Ruby, der Drache heißt Ruby.“ Erst als Joey wieder in den Krallen Rubys aufwachte, wurde ihm klar, dass er weinte. „Damerion hat uns alle verraten.“ Joey blickte auf Jono. „Du wusstest...?“ „Ich ahnte es. Mich trifft die Schuld an seinen Verbrechen, obwohl ich nicht vorhatte einen Drachen zu nehmen. Ich habe nie gesagt, dass ich Atlantis verlassen will. Er dachte ich wollte in ein anderes Land, dabei wollte ich unseres erkunden. Mich trifft die Schuld, da ich ihm gesagt habe, dass ich gehen möchte.“ Ruby stieß Jono mit seinen Kopf an. //Dummes Menschenjunges! Er trägt die Verantwortung für seine Taten. Er ist der Drachentöter, nicht du! Joey, du solltest jetzt in deine Welt zurückkehren. Sie machen sich Sorgen um dich!\\ Schluchzend öffnete Joey abermals seine Augen. Seto und Seth waren sofort an seiner Seite. //Joey?\\ Der Blonde konnte seine Tränen nicht aufhalten. Sanft wurden sie von seinen Gefährten getrocknet. „Liebling?“ „Er liebte Jono, wollte ihn für sich und er war ein Drachentöter!“ Seth zog scharf die Luft ein. Ein Drachentöter. Während Seto Joey beruhigte verließ Seth das Schlafgemach. Seine Augen hatten jegliche Wärme verloren. Erstaunt blickte Yami auf seinen Cousin. „Seth, was...“ „Sage mir, mein Pharao, was kann ich gegen einen Drachentöter unternehmen, der mir mein Herz rauben will?“ Violette Augen weiteten sich entsetzt und Yami holte tief Luft. Auch Bakura und Marik waren erstarrt. Zu viert begannen sie Pläne zu schmieden, wie sie Joey vor dem Mörder beschützen konnten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)