Ornate letters von DKelli ================================================================================ Kapitel 4: H&H - Hauptpreis und Handys -------------------------------------- „Roland, fahren Sie bitte die Scheibe hoch.“ Unverzüglich surrte die schwarz getönte Trennscheibe zwischen Fahrer- und Sitzbereich hoch damit Kaibas kleiner Lakai nicht mitbekam, dass wir uns – wie immer – stritten. Wie es angefangen hatte weiß ich auch nicht mehr, jedenfalls war er so nett zu mir wie immer. „Hör mal zu Köter, ich kann dich auch hier absetzen und du kannst nach Hause laufen.“ Doch sein eiskalter Ton kratzte mich nicht. „Versuchs doch!“ Aber darauf wollte ich es wirklich nicht ankommen lassen. Ich hatte noch anderes mit ihm vor. „Aber dann siehst du deinen Anzug nie wieder!“ Er lachte auf. „Ja, dieser Anzug wird mich in den Ruin stürzen.“ Sarkasmus ist halt sein Markenzeichen. Stimmt ja, er war ja reich. Wie konnte ich das vergessen? „Und mich siehst du dann auch nie wieder“, grinste ich ihn an. „…Ich seh dich nur allzu oft in der Schule“, sagte der Brünette nur – doch die kleine (Denk)Pause war mir nicht entgangen. „Das war aber ein schwacher Konter“, grinste ich noch breiter. Ich war wenigstens auf der richtigen Spur. Langsam rutschte ich zu ihm. „Mit Hunden kann man einfach keine sinnvolle Konversation führen“, meinte er trocken und beobachtete mich aus dem Augenwinkel, wie ich näher kam. Ja ja, behalt mich schön im Auge! „Was tun wir sonst? Ich dachte, Hunde können nicht reden?“ Meine Schulter berührte seine. Zögernd nahm er die Hand, die seinen Kopf stützte, von der Fensterlehne. „Hunde folgen nur ihrem Instinkt“, meinte Kaiba, aber sein kalter Unterton war verschwunden. Blitzschnell schwang ich mich hoch, setzte mich verkehrt herum auf Kaibas Schoß und pinnte ihn fest. Sein Gesicht war nur wenige von meinem entfernt. „Instinkt, hm? Und was war das vorhin auf der Toilette?“, raunte ich ihm ins Ohr als ich noch näher kam. Zuerst hörte ich nur seinen Atem in meinen Ohren. War er etwa so überrascht, dass ihm nichts mehr einfiel? „Jetzt küss mich endlich Katsuya.“ Obwohl sein Ton wieder herrisch war, konnte ich nicht anders als dreckig zu grinsen und seinem Befehl nachzukommen. Also für einen Kerl, der scheint als hätte er noch nie eine Beziehung gehabt, konnte er verdammt gut küssen. Würde mich interessieren wie er den Bogen rausbekommen hat – mit seinem Stofftier ganz sicher nicht. Besser gesagt, mit Mokubas Stofftieren wohl ganz sicher nicht (als hätte jemand wie Seto Kaiba Plüschtiere!). Ich schreckte leicht zurück und löste mich von ihm, als ich seine Finger auf Wanderschaft spürte. Vorsichtig glitten sie unter mein Jackett und streiften es ab. Weiße, schmale Finger knöpften mir behutsam aber trotzdem fordernd mein Hemd auf, während ich meinen Krawattenknoten lockerte. Ich umschlang wortlos seinen Hals und starrte in seine blauen Augen. Sie waren so – >Klingeling< Seto stockte in der Bewegung und griff in seine Sakkotasche. Verflucht seiest du, du klingelndes Mobilgerät der Neuzeit! Sah ich etwa einen Anflug von Ärger über Setos Gesicht huschen? „Ja bitte?“ Hui, DER war aber angepisst… Konnte ja nur heißen, dass es ihm wirklich gefallen hatte. Sieg! Sieg! Der Hauptpreis Seto Kaiba geht an… Jounouchi! An dieser Stelle möchte ich zwei wichtigen Personen danken, die mir geholfen haben, dieses Ziel zu erreichen: Himiko und natürlich mir. Wäre ich nicht so gut aussehend und unglaublich sexy, hätte der Milliardär bestimmt seinen kleinen Bruder mit zu dem Treffen genommen (und diese Szene wäre nie passiert). Oder? Und wenn man vom Teufel dachte: „Was ist denn Mokuba?“ Nur undeutlich hörte ich, wie der kleine Kaiba davon erzählte, dass er morgen eine Gartenparty geben wolle und wen er alles einladen wollte. Geduldig hörte sich der Brünette alles an und nahm mich nicht mehr richtig wahr. Na pass auf Kaiba, Hunde brauchen Aufmerksamkeit! (Warum schon wieder Hund? Ist echt zum verrückt werden… Aber immerhin besser als ne Katze.) Wieder stahl sich ein Grinsen auf meine Lippen, was ihm anscheinend aufgefallen war, denn er sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. Doch ihm entglitten alle Gesichtszüge, als er spürte, wie ich auf seinem Unterkörper auf und abwippte. Fast sofort fing er sich aber wieder und funkelte mich an – na ja, er versuchte es, denn das Verlangen in seinen Augen war einfach nicht zu übersehen. Hehe. Bestimmt gefiel es ihm nicht, dass ich der dominantere von beiden war; aber er würde diese Situation niemals auf irgendeiner Weise am Telefon verlauten lassen. Während Mokuba am Ende der Leitung noch die ganzen Partygäste aufzählte, beugte ich mich nach vorn und stöhnte leise in Seto Kaibas Ohr. Mit tiefer Genugtuung sah ich, wie der Brünette mit der Beherrschung kämpfte und seinem Bruder kaum noch zuhörte. Oha, der große Seto Kaiba leiht seinem kleinen Bruder mal nicht sein Ohr? Na dann nehme ich es mir! Immer noch wippend atmete ich hörbar an seinem Ohr. Unter mir regte er sich etwas – genauso, als würde er eine Gänsehaut abschütteln. Vorsichtig leckte ich an seinem Ohrläppchen, aber Seto wandte sich nicht ab. Meine Zunge wanderte langsam, unendlich langsam seinen Hals hinab und entlockte ihm ein leises, aber feines Aufkeuchen. Hab ich dich. „Was hast du, Onii-sama?“, hörte ich nur besorgt aus dem Handy, welches Seto jetzt vorsorglich weiter weg hielt. „Ich hab grad nur etwas in der Zeitung gelesen… Erzähls mir gleich noch mal, ich bin in 3 Minuten zu Hause.“ Ohne ein weiteres Wort legte er auf und stöhnte auf, als meine Hand in seinen Schritt wanderte. „Noch nicht…“ Seine Stimme klang gepresst, als er versuchte, die Beherrschung wiederzugewinnen. Wieso denn nicht? Wenn der Wagen gleich anhielt, musste ich nach Hause und alles würde vielleicht seinen gewohnten Gang gehen. „Wir sind gleich da.“ Ich musste auflachen. „Ach, du willst nicht mit ’ner Latte vor deinem Bruder aufkreuzen“, feixte ich. Kaiba beließ es bei einem simplen Brummen, aber ich stand noch nicht auf. „Aber wir müssen doch noch zu Ende bringen, was wir angefangen haben!“ Los Unschuldsblick, walte deines Amtes! „Vielleicht.“ WAS?! Nur ein VIELLEICHT? Jetzt fühlte ich mich in meinem Stolz verletzt. Ihn hatte das doch auch geil gemacht, wieso wollte er nur VIELLEICHT mit mir ins Bett steigen? Langsam setzte ich mich wieder neben ihn, als der Wagen anhielt. Seto Kaiba öffnete die Tür und stieg geschmeidig wie eine Katze in die Nacht hinaus. Wieso muss es hier zu Ende sein? Das war nicht fair. Bisher ist doch alles so gut gelaufen! Ich habe sogar etwas gelernt! Kaiba ist kein gefühlsloser Eisklotz (obwohl, nach der Abfuhr jetzt doch) und konnte geil küssen. Und jetzt… Gingen wir getrennte Wege. Ein echt schlechtes Ende für dieses seltsam reale Märchen. Nachdenklich schaute ich an mir herunter. Das weiße Hemd geöffnet, die gelockerte Krawatte streichelte meine Haut und mein schwarzes Jackett in der Hand. Wenn ich so nach Hause ginge, würde mein Vater sicher peinliche Fragen stellen; solange er noch wach und einigermaßen nüchtern war. „Kommst du endlich, oder muss ich noch die Leine rausholen? Die paar Meter bis ins Anwesen kannst du sicher auch ohne Leine gehen.“ „Sei ja leise“, zischte mein Objekt der Begierde, „wehe wenn Mokuba davon Wind bekommt.“ Ich nickte und tappte leise hinter ihm her. Zum Glück war der Fliesenboden mit einem roten Läufer abgedeckt – was einfach typisch Kaiba war. Imposant und einschüchternd. Bestimmt war auch noch der Rest dieses Flurs, der mir unendlich lang erschien, einfach nur überwältigend. Wenn hier nicht alles dunkel gewesen wäre. Ich sah nur den schmalen Rücken von Seto, der sich in der Dunkelheit zurechtfand wie in seinem Zuhause. Moment. Ach, vergesst es. Ich war wirklich in Seto Kaibas Anwesen… Und das, ohne die Alarmanlage auszulösen! (Was mir doch schon mehrfach passiert ist… Und das nur VOR der Villa, als ich die Zeitung in den Briefkasten werfen wollte. Keine schöne Geschichte.) Und wir waren echt auf dem Weg in sein Zimmer! Meinen Blick starr auf seinen Nacken gerichtet, schwirrten mir Bilder durch den Kopf von Kaiba, der – Oh ja, ich würde ihn so geil machen, dass er nie wieder runter käme! Plötzlich hörte ich seine Stimme an meinem Ohr und sein warmer Atem strich über mein Gesicht. „Warte hier.“ Er entfernte sich und ich bemerkte, wie ich vor Schreck die Luft angehalten hatte. Warum hatte ich so eine Angst? Etwa Angst entdeckt zu werden? Als ob. Jemandem wie mir machte es nichts aus, in flagranti erwischt zu werden. Der Braunhaarige klopfte an einer Tür – die ich wegen der Finsternis kaum sah – und fast sofort ergoss sich ein heller Lichtschein in den Flur, als sie geöffnet wurde. Ehe ich mich daran gewöhnte, klickte die Tür auch schon wieder und ich stand allein auf dem Flur. Mein weißes Hemd hing immer noch offen über meinen Schultern und die Jacke darüber. Nur die Krawatte kitzelte leicht meine Brust. Wenn Licht gewesen wäre, musste ich entweder ziemlich lustig oder wie ein Besoffener aussehen. Wie bestellt und nicht abgeholt. Unwillkürlich musste ich schmunzeln. Genau so eine Szene hatte ich schon einmal erlebt. Mein damaliger Freund war mit mir einen trinken gegangen, an einem ruhigen Abend. Als wir zu ihm gingen, hatte er mir versichert, seine Eltern seien in Boston auf einer Geschäftsreise. Tja. Er war ziemlich blau gewesen; als er die Tür aufschloss und sich seiner Sachen schon im Hausflur entledigte, merkte ich, wie in der Küche Licht brannte… Seine Eltern waren – wie soll man es ausdrücken – sehr, sehr sauer. Kurzerhand wurde ich auf die Straße gesetzt. Ziemlich viele Leute hatten mich verdutzt und schief angesehen, aber mir war das egal. Lange hab ich mich einfach auf den Bürgersteig gesetzt und die Leute beobachtet, die nachts noch rumliefen. Wie aus dem Nichts tauchten zwei eisblaue Augen auf, die mich anstarrten. Oh Gott. Das konnte einfach nicht wahr sein! Verwundert rieb ich mir die Augenlider – der durchdringende Blick war verschwunden. Das konnte einfach nicht sein… Aber anders kann ich es mir nicht erklären. Ich hatte damals eindeutig Kaiba die Straße entlang laufen sehen. Langsam, schleichend langsam kehrte meine Erinnerung zurück: Ich saß auf der kalten Bordsteinkante, Kaiba lief auf der anderen Seite, verwundert beobachtete ich ihn. Seine eisblauen Augen, seine schlanken Beine, seine schwarze Hose, sein schlankes Profil und was sich noch alles unter seinem Mantel befand. Mein Herz schlug schneller. Hatte es etwa schon damals angefangen? Das war doch wohl ein mieser Scherz! „Mokuba, das ist nicht dein Ernst?“ Sofort horchte ich auf. Hatte Seto seinen kleinen, über alles geliebten Bruder angefahren? So eine Lautstärke hatte er selbst MIR gegenüber noch nie angeschlagen. Interessiert tastete ich mich zur Tür, um mehr zu erfahren. Was hatte der Kleine denn verbockt? Ein Klingeln eines Handys. Konnte ja nur Setos sein. Auf einmal schwang die Tür auf und Kaiba trat heraus. Ich sah sein Profil im Licht des Zimmers, ehe die Tür wieder ins Schloss fiel. „Wer hat angerufen? Was ist los?“, flüsterte ich. Allein an seiner Atmung merkte ich, dass der große Seto Kaiba schwer genervt war. Na super. „Es hat niemand angerufen, das war ich selbst“, brummte er leise und lehnte sich neben mich an die Wand. „Hä?“ Mein Denken hatte sich ausgeschaltet, konnte er nicht klarer reden? “Ich hab immer zwei Handys dabei, also hab ich mich selbst angerufen“, erklärte Seto ungeduldig. „Und was ist passiert?“ „Mein kleiner Bruder wollte ja eine Gartenparty geben“, er schnaubte, „und er zählte haargenau auf, welche Gäste alles kommen würden – unter anderem auch deine kleinen Freunde.“ Meine Stirn runzelte sich. „Und?“ „Als er fertig war, kam jemand aus dem Badezimmer.“ Seinen hasserfüllten Unterton würde selbst ein Toter heraushören. „Mokuba hatte für heute Abend deinen kleinen Freund Yuugi eingeladen.“ Ich gebe zu, ich war nie der Schnellste, was Kaiba auch wusste, also musste er mir verzeihen, dass ich etwas länger brauchte, um zu verstehen, was das Problem war. „Yuugi wird schon nix über uns verraten“, lächelte ich ihn an. „Auf ihn kann ich mich verlassen.“ „DU vielleicht, ich aber nicht“, antwortete Kaiba frostig. „Selbst wenn er nichts erzählen würde. Ich könnte seinen Blick nicht mehr ertragen und könnte ihm nie wieder unter die Augen treten.“ „Heißt das, dass ich dir peinlich bin?“, brauste ich auf, mein Flüstern war zu einem Zischen angeschwollen. „Ich will, dass du hier verschwindest“, wich er meiner Frage aus. „Du kannst ja morgen wiederkommen, du bist schließlich auf Mokubas Feier eingeladen.“ „Ach, DA darf ich wieder aufkreuzen? Du kannst mich nicht rumkommandieren, so wie es dir passt Kaiba!“, giftete ich ihn an. Dieser stinkreiche Schnösel meinte doch ernsthaft, dass ich einfach kampflos das Schlachtfeld räumen würde. Aber nicht mit mir! Unsere alte Feindschaft war wieder entfacht – auch wenn auf eine andere, merkwürdige Weise. „Hunden sollte man Befehle geben, sonst laufen sie einem weg.“ „Die Hundewitze sind alt, Alter“, entgegnete ich, aber ich wusste, wie er es meinte. Wenn ich jetzt nicht ginge, würde ich nicht wiederkommen können. „Ich wiederhole sie nur für dich, denn bei zu vielen neuen Dingen wird dein kleines Hirn überfordert. Sieht man immer wunderbar im Unterricht.“ „Du bist gehässig wie immer, du Arsch.“ „Deiner ist hübscher“, grinste er mich dreckig an. Es war ein Flüsterkampf gewesen, aber ich merkte, wie ich ihn am liebsten angeschrieen hätte, aber das ging ja nicht. Wütend schluckte ich meinen Hass runter und drehte mich entschlossen um. Wenigstens wollte ich einen coolen Abgang machen. „Auf Nimmerwiedersehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)