Blutohnmacht von Liare (Ein Vampir mit außergewöhnlichen Vorlieben und Eigenschaften) ================================================================================ Kapitel 24: Zepter ------------------ „Sie waren in dem Club!“ sage ich, bevor ich weiter nachdenke. „Club?“ sie sieht mich fragend an. „Na der Vampir-Nachtclub, der mit der Razzia vor ein paar Monaten!“ „Ah, das kann sein, jeder braucht mal seinen Spaß!“ Sie fächelt ein wenig mit der Hand, was wohl bedeuten soll, dass sie das Gespräch nicht nur für trivial hält, sondern auch für beendet. Trotzdem erklärt das nicht, warum ich ihren Geruch so genau kenne. Die Frau kommt näher und schon werde ich wie eine Puppe hoch gehoben und – deprimierenderweise ist das Gefühl bekannt – Zähne senken sich in meinen Hals und ein unschönes Schlürfen ist zu hören. Ich hasse es! Dann wird es dunkel, mal wieder! Als ich erwache, habe ich das Gefühl, dass die Sonne bald aufgeht. Woher ich das weis? Keine Ahnung. Was ich weis, ist, dass meine Kopfschmerzen einen weit höheren Level erreicht hat. Dagegen waren die vorher – ich weis, unschöne Wortwahl – Kinderkacke! Langsam mache ich die Augen auf. Es schimmert immer noch rot in dem Raum. Und ich bin nicht allein. „Dein Herz schlägt immer noch, interessant, aber es wird langsamer, erstaunlich!“ Die Frau, meine neue Freundin – Vorsicht Sarkasmus! „Das erholt sich wieder, bist nicht der erste Vampir, der mich beißt.“ Sie hat mich gebissen, das ist so persönlich, dass ich sie auch duzen kann! „Oh, wer war der Erste?“ „Lionel,“ warum die Frau Small Talk macht? Keinen blassen Schimmer! „Ah, Lionel, eine Bombe im Bett!“ „Aha,“ diese Information wollte ich nicht haben. „Was wird das alles hier?“ frage ich dann. „Wissenschaft, meine Liebe, ein Wesen wie dich habe ich noch nie gesehen!“ Während sie das sagt, klingt sie immer noch wie eine zickende High-Society-Lady. Den einen Arm hat sie in die Hüft gestemmt, den anderen hält sie mit gespreizten Fingern in die Luft. Fehlen nur die roten Pumps an den Fingern. „Ich meinte die Vampire im Keller!“ „Nichts für neugierige Mädchen! Dein Herz wird übrigens noch langsamer. Ist das normal?“ „Keine Ahnung!“ Ich fasse mir an den Hals, es ist noch ein wenig klebrig, lange kann ich also nicht lange weg gewesen sein. „Was mich wirklich interessiert, ist wie du dem Ruf des Zepters widerstehen konntest!“ „Zepter…“ Ich erinnere mich düster daran, dass Vico – möge er möglichst qualvoll sterben – erwähnt hat, dass das Zepter gestohlen wurde, „ah, das aus dem privaten Bestand…“ Hatte ich schon erwähnt, dass das was ich im Moment von mir gebe nicht sonderlich intelligent ist? „Das Zepter des Zerzes!“ sie gibt das der euphorisch von sich. Aber wenn das Zepter dafür verantwortlich ist, dass alle zu abgehen, dann muss ich es finden und zerstören. Die Frage ist, wo es sich befindet. „Das Rubinding,“ gebe ich weniger begeistert von mir. Wobei es bei dem Wort Rubin plötzlich schnackelt. Rubine sind rot. „Ah, wenn das hier vorbei ist, werde ich dich in einen Käfig sperren und viele Experimente mit dir machen,“ sie lächelt, aber nicht herzlich. „Wundervoll, freue mich drauf!“ gebe ich nur von mir. Sie lächelt und zählt mir noch mehr tolle (!?) Sachen – mein Brummschädel wird derweil schlimmer. Scheinbar hat sie ne Menge von Proffi, nur das der die Menschenexperimente sein lässt. Dann exakt im Morgengrauen – woher immer ich das auch weis – tut es einen Schlag und das gesamte Gebäude erzittert. Ich vermute, dass die Kavallerie da ist! Ich bin höchst erfreut. „Was?“ fragt sich meine neue Freundin. „Jäger,“ antworte ich wenig begeistert, immerhin steht nicht nur sie auf der Abschussliste. „JÄGER?! WOHER?“ schreit sie mich an. „Mein Kommunikationszeug liegt im Keller. Lionels netter Partner hat gemeint, die rufen zu müssen. Bin auch nicht begeistert.“ Auf eine etwas verdreht Art ist es lustig, wie plötzlich die Angst in ihren Augen steht. Sicher, der Tag kann ihren ganzen Plan die – in Gedanken schwelle ich meine Brust an, wie es in Zeichentrickfilmen oft ist – Weltherrschaft an sich zu reißen zunichte machen. Weniger lustig ist allerdings, wie sie sich auf mich stürzt. Erstaunlicher weise kann ich ausweichen. Damit hat weder sie noch ich gerechnet. Aber sie fängt sich schnell wieder. Ihre Augen sind weit aufgerissen und sehen wenig menschlich aus und wo die extrem langen und (für mich) ungesund aussehenden Fingernägel plötzlich herkommen weis ich auch nicht. Während ich versuche ihr auszuweichen, was nicht immer klappt, versuche ich gleichzeitig, dem roten Licht näher zu kommen. Ein weiterer Schlag lässt das Gebäude erzittern. Scheinbar geben die Jäger wenig auf Denkmalschutz und jagen gleich alles in die Luft. Die Vampirin vor mir faucht und ich kann gerade noch hinter ein Regal verschwinden. Dass ich mich dabei von der Quelle des roten Lichts weiter entferne, war nicht geplant. Dann schlägt der Zauber des Zepters zu. Ich kann meine Mutter wieder rufen hören. Mit dieser Stimme, dieser wundervollen Stimme, einer Stimme, der man einfach nur folgen möchte. Das nächste was ich spüre sind Schmerzen, etwas steckt in meiner Seite. Allerdings nehme ich das nur durch einen Schleier und unwirklich wahr. Den Schleier, den die Stimmer meiner Mutter um mich legt. Sie ruft mit so süßer Stimme. Ich will zu ihr… Langsam versinke ich im Sog der Stimme. Was mich abhält zu versinken ist das bösartige Lachen im Hintergrund. Es bildet eine Art Rettungsleine, an der ich mich entlang hangeln kann. Es reicht nicht aus, um klar im Kopf zu werden – da haben die Stimme meiner Mutter und diese brechreizstarken Kopfschmerzen noch ein wenig sehr mitzureden, aber zumindest um meine Umgebung wieder halbwegs wahrzunehmen. Aufstehen ist schwierig und tut weh, aber es ist nötig und so mache ich mich langsam – sehr langsam auf den Weg Richtung Lichtquelle. Das Lachen wird nicht unterbrochen. Währenddessen laufe ich weiter und immer weiter auf das Licht zu. Dann sehe ich die Quelle. Das Zepter schwebt in einer Ausbuchtung in der Wand, die vermutlich früher eine Art Mini-Altar beherbergte… Jaja, die Christen, auf jeden Scheiß haben sie vor ein paar Jahrhunderten noch Einfluss genommen. „Es ist wundervoll nicht?“ höre ich hinter mir und wieder lacht die Frau. Aus einer Eingebunf heraus greife ich nach dem Zepter und schließe meine Finger um das Metall. Es ist glühend heiß und verbrennt mir die Haut. Sofort will ich es wieder loslassen, es wieder loswerden, aber es geht nicht mehr ab von meiner Haut. Mein eigener Schrei klingt schrill und verzerrt in meinen Ohren. Dann ist es plötzlich still. Die Schmerzen verschwinden, als wären sie nie dagewesen. Ich höre ein Schlagen, meinen Herzschlag. Er wird seltener und seltener… Und dann, dann ist es plötzlich still, ganz still. Endlich Ruhe. bis die Tage... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)