Vampire in love von Yuri91 (Vampire sind auch nur Menschen) ================================================================================ Kapitel 23: Tod --------------- Hinata, Kiba, Naruto und Sasuke hatten es sich in der Zwischenzeit auf dem Sofa bequem gemacht. Bei ihnen herrschte eine ausgelassene Stimmung. Gerade zog Kiba Hinata und Naruto ein wenig wegen ihrer Beziehung auf. Es war nicht böse gemeint, eher freundschaftlich. Dennoch senkte Hinata, mit rotem Kopf, beschämt den Blick. Naruto dagegen plusterte seine Backen auf. „Na, immerhin hab ich eine Freundin! Im Gegensatz zu dir.“ Damit hatte Kiba wohl nicht gerechnet. Nun war es an ihm, die Backen aufzuplustern, während er verzweifelt nach einem guten Konter suchte. Sasuke konnte nur den Kopf schütteln. Man wollte nicht meinen, dass sie alle langsam erwachsen wurden. Einige waren da deutlich weiter als andere. „Rutsch mal rüber, Hauptgewinn.“ Mit einem feixen Grinsen im Gesicht sah Neji zu dem Uchiha und bedeutete ihm mit einer Geste, ein wenig Platz neben ihm zu machen. Stirnrunzelnd rutschte das Geburtstagskind beiseite. „Schon wieder zurück?“ „Hast du nicht Tenten klar machen wollen?“ warf Naruto ein und blickte fragend zu dem Hyuga. Dieser winkte gut gelaunt ab. „Wer sagt, dass ich das nicht schon längst geschafft habe?“ „Ihr habt euch verabredet“, stellte Kiba fest. Sofort bekam Neji von Kiba ein High-five angeboten, worauf der Hyuga grinsend einschlug. Erneut konnte Sasuke über dieses Verhalten nur den Kopf schütteln. Dennoch klatschte auch er seinen besten Freund ab. „Was sollte das überhaupt mit dem Hauptgewinn?“ erkundigte sich Hinata. Doch kaum hatte sie die Worte gestellt, blickte sie unsicher auf den Boden. Man mochte nicht glauben, das Neji und Hinata verwandt miteinander waren, so unterschiedlich wie sie waren. „Ach, Sasuke hier ist unser Hauptgewinn!“ Grinsend schlug Neji Sasuke auf den Rücken. Hauptgewinn? Er? Klar, er war ein Uchiha, aber dann gleich von einem Hauptgewinn zu reden? Gut, Neji hatte recht. Sasuke war ein Hauptgewinn. „Was hat es damit auf sich?“ „Bist du jetzt schwul geworden oder was?“ Naruto ignorierend, erlöste Neji sie alle von ihrer Unwissenheit. „Anscheinend war Sasuke der Hauptgewinn bei einer kleinen Wetten zwischen Karin, Ino, Mizuki und Sakura.“ „Was? Erzähl mehr davon!“ verlangte Naruto augenblicklich. Auch Sasuke blickte interessiert drein. Immerhin ging es hier um ihn! Er wollte wissen, was da vor sich ging. Vor allem, weil Sakura eben schon etwas angedeutet hatte. „Mizuki und Karin lassen sich gerade volllaufen und haben sich bei mir ausgeheult. Anscheinend hat dein Fanclub mit deiner Freundin um dich gewettet. Wer es schafft dir einen Kuss zu rauben, darf dich haben. Der Rest muss dich für immer ziehen lassen!“ Dramatisch unterstrich Neji seine Worte mit entsprechenden, großen Gesten. „Und nach meinen Wissen hat deine liebe Freundin gewonnen.“ Kaum hatte er geendet, lachten Naruto, Kiba und sogar Hinata los. Sasuke dagegen konnte erneut nur den Kopf schütteln. Selbst Sakura, die fast dreihundert Jahre alt war, benahm sich kindisch. Wenigstens von ihr hatte Sasuke ein reiferes Verhalten erwartet. Dabei toppte sie all seine Freunde noch! Apropos Sakura. Wo blieb sie? Ein schneller Blick auf seine Armbanduhr sagte Sasuke, dass seine Freundin nun schon seit gut zehn Minuten weg war. Gut, zehn Minuten waren nicht die Welt. Normalerweise würde er sich keine Gedanken um sie machen. Doch Sakura hatte nach Sasori sehen wollen. Einer der wohl skrupellosten und gefährlichsten Lebewesen, die Sasuke kannte. Besorgt sah sich der „Hauptgewinn“ um. Er sollte vielleicht einfach nach Sakura sehen. Dann wusste er, ob seine Sorge unbegründet war oder nicht. Mit der kurzen Erklärung: „Muss mal eben wohin“, stand Sasuke auf und ging auf die Wohnzimmertür zu. Dort hatte Sasuke Sakura als letztes gesehen. Nachdem er sich durch eine immer ausgelassenere Menschenmenge zur Tür bewegte, stieß er mit jemandem zusammen. Taumelnd ging Sasuke einen Schritt zurück, ehe er entschuldigend seinen Gegenüber ansah. Sofort bereute er seine Worte. „Sasori, wo ist Sakura“, verlangte er zu wissen. Es war Sasuke egal das hier ein Vampir vor ihm stand. Es war ihm egal, das er in Sekundenschnelle sterben konnte. Das einzige, was Sasuke wollte, war Sasori am liebsten eine reinzuhauen. Egal ob er Sakura jetzt etwas angetan hatte oder nicht. „Warum sollte ich das wissen?“ erkundigte sich Sasori mit hochgezogener Augenbraue und einer Stimme, die Sasuke einen kalten Schauer über den Rücken jagte. „Sie ist dir nachgegangen, weil du dich anscheinend nicht einmal in ihrem Haus unter Kontrolle hast.“ „Was willst du damit sagen, kleines, schwaches Menschlein? Du weißt, du bist nichts weiter als ein Spielzeug, das vorrübergehend Aufmerksamkeit geschenkt bekommt, ehe es vergessen in der Ecke liegen bleibt.“ Vor Wut ballte Sasuke seine Hände zu Fäuste. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Obwohl er wusste das Sasori unrecht hatte, trafen ihn die Worte des Vampires hart. Nicht weil er auch nur einen Moment an ein solches Szenario glaubte sondern weil dieser Sack einfach eine Tracht Prügel verdient hatte. Was fiel ihm ein, so über ihn, Sakura und ihre Beziehung zu reden, wenn er ihr nur weh tat? Und das mit Absicht. „Wo ist Sakura?“ verlangte Sasuke erneut zu wissen. Dieses Mal mit mehr Nachdruck in der Stimme. „Ich weiß immer noch nicht, warum du deshalb zu mir…“ Abrupt brach Sasori seinen Satz ab, ließ seinen Blick die dunkle Treppe hinauf wandern. Stirnrunzelnd sah Sasuke den Vampir vor sich an. Was sollte das denn jetzt bitte werden? Er verstand nicht so ganz was vor sich ging. Doch als Sasori anfing in der Luft zu schnüffeln – er schnüffelte tatsächlich wie ein Hund – kam Sorge in Sasuke auf. Sasori wusste nicht wo Sakura war und jetzt benahm sich dieser Vampir mehr als merkwürdig. War Sakura etwas zugestoßen? „Was ist los?“ verlangte Sasuke zu wissen, dieses mal mit beunruhigter Stimme. „Ich rieche Blut.“ „Deshalb hat Sakura dich gesucht“, erklärte der Uchiha stirnrunzelnd. „Nicht das Menschliche. Das habe ich schon längst bemerkt. Ich rieche vampirisches Blut.“ Ausnahmsweise klang Sasori einmal nicht herablassend sondern vielmehr neugierig. Sasuke dagegen gefror sein Blut in den Adern. Auf dieser Feier gab es nur zwei Vampire, Sakura und Sasori. Sakuras Eltern waren noch nicht wieder zurückgekehrt. Das hieß… Ein Klirren und Scheppern ließ Sasuke inne halten. Es hörte sich nach Glas, das zu Boden fiel und kaputt ging. Wie sehr viel Glas. Mit fragendem Blick sah Sasuke zu dem Vampir neben sich. Dieser beachtete ihn nicht länger und rannte einfach die Treppe zum ersten Stock hoch. Sofort war Sasuke in Alarmbereitschaft. Das verhieß nichts Gutes. Ganz und gar nicht. So schnell ihn seine Beine tragen konnte, rannte Sasuke die dunkle Treppe hinauf. Nach einigen Schritten in der Dunkelheit, tastete er nach dem Lichtschalter und fand ihn kurz darauf. Grelles Licht flammte auf und ließ Sasuke mehrmals blinzeln. Nachdem sich seine Augen an das Licht gewöhnt hatten, sah er sich um. Die eine Seite des langen Flurs war menschenleer. Auf der anderen Seite dagegen stand Sasori. Sasuke rannte zu ihm. Kurz darauf konnte er erkennen, was sich der Vampir besah. Auf dem Boden lagen etliche Glasscherben verteilt. Eine junge Frau lag leichenblass inmitten der Scherben. Das lange, schmale Fenster vor ihnen war kaputt. Kühler Nachtwind wehte hinein. Sasuke stand wie erstarrt da. Was war hier vorgefallen? „Lebt sie noch?“ brachte er irgendwie hervor. „Ja“, war alles, was Sasori zu sagen hatte. Ausnahmsweise glaubte Sasuke ihm einmal. „Warst du das?“ wollte er wissen. „Nein. Wenn die Frau nicht sterben soll, ruf einen Krankenwagen“, war alles, was der Vampir sagte, eher er dichter an das zerbrochene Fenster trat und wieder begann in der Luft zu schnüffeln. Wenngleich es Sasuke nicht passte so herumkommandiert zu werden, griff er nach seinem Handy, das er in die Hosentasche gesteckt hatte. Noch während er die Notrufnummer wählte, fragte er Sasori: „Wo ist Sakura? Was ist mit ihr?“ Entnervt drehte sich der Vampir zu ihm um. „Es ist ihr Blut und ihrem Duft nach, ist sie aus dem Fenster hier raus. Mehr weiß ich auch nicht.“ Das Blut gefror in Sasukes Adern. Sakura war in Gefahr. Eindeutig. Sie würde wohl kaum grundlos Fenster in ihrem eigenen Haus zerstören und eine junge Frau, im Sterben begriffen, zurücklassen. Was auch immer hier vor sich ging, Sasuke konnte nicht glauben, dass sie freiwillig abgehauen war. Vor allem, ohne ihm Bescheid zu sagen. Was ging hier nur vor sich? Es konnte unmöglich sein so sein, wie er glaubte. Es war reiner Wahnsinn, es überhaupt in Betracht zu ziehen. Und doch stand Sasori nun hier, mit diesem Geruch in der Nase, den er nur allzu gut kannte und zog tatsächlich in Betracht, diesen nervenden Menschen mitzunehmen. Gerade telefonierte der Uchiha-Bengel und bestellte den Notarzt hierher. Solange dieser kam, schwebte die bewusstlose Frau auch nicht in Lebensgefahr. „Sag irgendwem bescheid und dann warte draußen auf mich“, befahl Sasori. Überrascht blickte der Uchiha drein. Dann jedoch nickte er und rannte den Flur entlang. Der Bengel sollte sich besser beeilen. Ansonsten würde Sasori einfach ohne ihn losgehen. Die Spur war frisch. Sakura war erst vor wenigen Minuten entführt worden. Das dem so war, dessen war sich Sasori sicher. Vor allem wegen diesem mehr als bekannten Geruch. Einen Geruch, von dem Sasori nicht geglaubt hatte, ihn jemals wieder zu riechen. Ohne Umschweife begab sich Sasori wieder hinunter in das Erdgeschoss, ging vor die Tür und wartete dort auf Itachis kleinen Bruder. Warum nur tat er das hier? Wäre Sakura nicht seine Fahrkarte für ein besseres Leben, ginge ihm das alles am Arsch vorbei. Doch wenn er sie jetzt rettete, stand Kakashi noch tiefer in seiner Schuld. Den Uchiha-Bengel benötigte er nur als mögliche Ablenkung. Außerdem würde es ein besseres Licht auf ihn werfen. Falls Kakashi ihn anklagen sollte, konnte sich Sasori im besten Licht vor dem hohen Vampirrat zeigen. Nicht nur das er seine Verlobte rettete, er sorgte auch dafür, das gleich zwei Menschenleben in Sicherheit waren. Die Sekunden verstrichen. Sasori wollte nicht länger auf Sasuke warten. Ansonsten hätte der Entführer einen zu deutlichen Vorsprung. Doch da tauchte der Bengel auch schon auf. Glück für ihn. „Folge mir“, war alles, was er an Erklärungen lieferte, ehe er sich in Bewegung setzte. Zu seinem Leidwesen konnte er die Verfolgung nicht mit seiner maximalen Geschwindigkeit aufnehmen. Stattdessen musste er immer wieder inne halten, damit der armselige Mensch hinterher kam. Dieser keuchte und schwitzte schon nach wenigen Minuten. Abfällig rümpfte Sasori die Nase. Kaum zu glauben, dass er einmal zu dieser bemitleidenswerten Gattung gehört hatte! Mit gerunzelter Stirn belauschte Naruto das Gespräch zwischen Neji und Sasuke. Letzter hatte den Hyuga hektisch in eine ruhige Ecke mit sich gezogen – wohl sollte niemand von dem Gespräch erfahren – und redete schon fast panisch auf ihn ein. Mehrmals musste Neji Sasuke darum bitten, seine Worte zu wiederholen, weil er kein Wort verstand. So hatte auch Naruto die Chance mitzubekommen, was dort beredet wurde. Anscheinend war eine junge Frau verletzt. Der Notarzt wurde bereits verständigt. Doch irgendetwas war auch mit Sakura. Nur was? Angestrengt lauschte Naruto weiter. Vor Schreck weiteten sich seine Augen, als er Sasuke Worte hörte. „Sakura ist verschwunden. Irgendwas ist ihr zugestoßen. Ich gehe sie suchen!“ „Was? Moment, Sasuke. Warte mal. Was genau“, begann Neji, doch Sasuke ließ sich nicht aufhalten. Stattdessen rannte der Uchiha los. Sofort folgte Naruto ihm. Mit genügend Abstand natürlich. Umso überraschter war er, als er sah, das Sasuke die Haustür ansteuerte, wo Sasori auf ihn wartete. Bislang hatte Naruto immer geglaubt, die zwei konnten sich nicht leiden. Das Sasori überhaupt hier war, hatte ihn schon verwundert. Das Verhalten der Zwei kam Naruto mehr als verdächtig vor. Deshalb beschloss er, sie zu verfolgen. Eine helfende Hand mehr konnte auch nicht schaden, wenn Sakura in Gefahr war. Was weder Sasuke noch Naruto mitbekamen war, wie Itachi auf den beunruhigt dreinblickenden Neji zu ging und wissen wollte, was hier vor sich ging. Während Naruto Sasuke und Sasori verfolgte, geriet er ziemlich aus der Puste. Es war erstaunlich, was für ein Tempo Sasori vorlegte. Er war schon fast übernatürlich schnell! Außerdem verstand er nicht so ganz, woher die Zwei wussten, wo sie Sakura finden konnten. Sasuke zumindest schien den Weg nicht zu kennen. Im Gegensatz zu Sasori. Die Skepsis in Naruto wuchs beständig an. Dennoch setzte er seine Verfolgung unerbittlich fort, egal wie geschlaucht er schon war. Erleichtert atmete er auf, als Sasori und Sasuke etwas langsamer wurden. Bislang hatte er noch gar nicht so wirklich auf seine Umgebung beachtet. Dafür hatte er zu sehr auf die Verfolgung geachtet. Immer hatte er auf den Abstand achten müssen. Wenn sich Sasuke oder Sasori umgedreht hatten, hatte sich Naruto gleich hinter irgendetwas verstecken müssen. Ein Auto, ein Baum oder was auch immer gerade da war, diente ihm als Versteck. Jetzt war Naruto mehr als verwundert. Wenn ihn nicht alles täuschte, befanden sie sich auf dem Gelände einer Firma, die schon einige Zeit nicht mehr existierte. Dementsprechend lag das Gebäude still und verlassen dar. Einige Fenster waren bereits kaputt. Die Wände waren mit verschiedensten Sprüchen und Motiven besprüht worden. Die Natur begann langsam den Parkplatz zurückzuerobern. Der hohe Zaun, der das Gebäude umgab, war bereits an mehreren Stellen kaputt. Durch einer dieser Löcher gingen gerade Sasori und Sasuke hindurch, über den Parkplatz und verschwanden zielstrebig in dem abrissfälligen Gebäude. Schnell beeilte sich Naruto aufzuholen. Das Herz schlug ihm wild in der Brust. Das Adrenalin rauschte durch seinen Körper. Stellte jeder seiner Zellen unter Strom. Die Nackenhärchen stellte sich auf. Wenngleich Sasuke sich der Gefahr nicht bewusst war, sein Körper schien sie unbewusst wahrzunehmen. Angestrengt blickte Sasuke in die Dunkelheit. In dem maroden, verlassenen Gebäude war wohl schon länger der Strom abgeschaltet worden. Dementsprechend konnte Sasuke nicht einmal die Hand vor Augen erkennen. Sasori indessen setzte seinen Weg unbeirrt fort. Mit der Hand an der Wand, tastete sich Sasuke langsam voran. Die nackten Betonwände wiesen an manchen Stellen bereits kleine Risse auf. Mit seiner freien Hand, wischte sich Sasuke den Schweiß aus dem Gesicht. Noch immer war er außerpuste von dem Gerenne hierher. Sasuke traute sich nicht nach dem Vampir zu rufen. Vielmehr musste er nun wohl seiner Intuition folgen, wenn er Sakura finden wollte. Wenngleich Sasori auf dem Weg hierher kein Wort gesprochen hatte, war sich Sasuke sicher, Sakura konnte nicht mehr weit weg sein. Alles andere würde auch keinen Sinn ergeben. Abrupt hielt Sasuke an. Die Wand neben ihm war verschwunden. Anscheinend ging es hier um eine Ecke. Sollte er weiter geradeaus gehen oder abbiegen? Verdammt, wo war nur Sasori lang gegangen? Wenn Sasuke Sakura doch nur aufgrund ihrer Seelenverwandtschaft aufspüren könnte! Sakura konnte es wenigstens. Er war im Moment wirklich zu nichts zu gebrauchen. Wenn sich Sasuke bis eben noch gefragt hatte, warum Sasori ihn mitgenommen hatte, war er sich inzwischen sicher warum. Falls Sakura verletzt war und Blut brauchte, wer bot sich da am besten an? Ruckartig riss Sasuke seinen Kopf hoch, lauschte einen kurzen Moment, während sein Blut in seinen Adern gefror. Ein Schrei zerriss die Stille, ließ sein Blut gefrieren. Das war Sakura! Eindeutig! So schnell ihn seine Beine trugen, rannte Sasuke blind drauf los. Er folgte der Richtung, aus der Sakuras Schrei zu kommen schien. Es dauerte wohl nur Sekunden, doch es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, in der Sasuke rannte und rannte und rannte… Schon längst hatte Sakura aufgehört zu schreien. Ob das ein gutes Zeichen war, wusste Sasuke nicht. Er bezweifelte es. Doch endlich schien Sakuras Rettung in die Nähe gerückt zu sein. Wenngleich es Sasuke interessierte wer hinter ihrer Entführung steckte, viel wichtiger war, erst einmal zu Sakura zu kommen. Nachdem die Sekunden in Ewigkeit übergegangen waren, kam Sasuke zu einer Öffnung in der Wand. Es war wohl einmal eine Tür gewesen, doch das entsprechende Stück Holz fehlte inzwischen. Vorsichtig betrat Sasuke durch den Durchgang den dahinter liegenden Raum. Augenblicklich blieb Sasukes Herz stehen. Vier Fackeln brannten in den Raum, bei dem es sich wohl um ein ehemaliges Großraumbüro handelte. Zwei der Fackeln standen weit in den Raum hineingestellt und erhellten kaum etwas, das Sasuke interessierte. Vielmehr spendeten die zwei anderen Fackeln wichtiges Licht. In ihrem orangenen Schein kauerte Sakura auf dem nackten Boden. Zwei Vampire, einer davon Sasori, standen bei ihr. Der unbekannte Vampire – Sasuke konnte ihn kaum ausmachen. Dafür stand ihm Sasori ihm Weg – hielt Sakura grob an ihren Haaren. Hatte seine Hand schmerzhaft darin vergraben und zog an ihrem Kopf, sodass Sakura halb lag und halb in eine aufrechte Position gezogen wurde. Wenn der Feuerschein nicht täuschte, wirkte Sakura blasser als sonst. Gar kränklich. Doch von seiner Position aus konnte Sasuke es nicht richtig erkennen. Jede Faser seines Körpers schrie danach, zu Sakura zu rennen, sie in den Arm zu schließen und gleichzeitig diesen Mistkerl die Trachtprügel seines Lebens zu verpassen. Dennoch blieb Sasuke stehen. So sehr er all dies wollte, so wenig würde er wohl ausrichten können. Dieser Mann dort war zweifelsohne ein Vampir. Etwas anderes würde keinen Sinn ergeben. Wie sonst hätte er Sakura entführen können? Und warum sonst sollte Sasori noch nicht längst in das Geschehen eingegriffen haben? „Das ist unmöglich. Du bist tot“, vernahm Sasuke da die Worte, die ungläubig von Sasori ausgestoßen wurden. Augenblicklich brach der unbekannte Vampir in ein schrilles Lachen aus. Wenngleich Sasuke noch nie einem Wahnsinnigen begegnet war, so war er sich sicher, dieser Vampir war es. So schrill und durchdringend dieses Lachen war, so zu einer Maske verzerrt war das dazugehörige Gesicht. Endlich war Sasori ein paar Schritte zur Seite gegangen und Sasuke konnte den unbekannten Mann erkennen. Er war nicht sonderlich groß, war dennoch eine imposante Erscheinung. Glattes, rotes Haar, scharfe, markante Gesichtszüge und strahlendgrüne Augen. Den Anzug, den der Vampir trug, war wohl schon einige Jahre alt, dennoch wirkte er nicht allzu schäbig. „Tot? Ich und tot! Das ich nicht lache!“ „Warum lebst du noch?“ verlangte Sasori unterkühlt zu wissen. Sein erster Schock war ihm nicht länger anzusehen. Stattdessen ließ Sasori wieder den überheblichen Vampir heraushängen. „Pah! Glaubst du ernsthaft, man könne mich so einfach töten?“ prustete der unbekannte Vampir hervor. Während er lachte, zog er immer wieder an Sakuras Haaren, die gequält das Gesicht verzog, ansonsten jedoch still hielt. Warum nur versuchte sie nicht zu fliehen? Die schreckliche Wahrheit jedoch würde er früh genug erfahren. „Du wurdest gepfählt und bist verbrannt. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen!“ „Einen Scheiß hast du! Als der Vampirjäger kam und mich pfählen wollte, hatte er das Herz nicht getroffen. Und du, als meine Schöpfung, mein Schüler, hast deinen Erschaffer zurück in dem brennenden Haus gelassen! Bist einfach abgehauen!“ Ein kalter Schauer lief Sasuke über den Rücken. Wenngleich er noch immer nicht wusste, wer dieser Vampir war, er war gefährlich. Was sagte es außerdem über ihn aus, der Meister eines solch skrupellosem Wesen wie Sasori zu sein? Nichts Gutes. „Es hat Jahrzehnte gedauert, bis ich wieder bei Kräften war. Und was höre ich da? Mein feiger Schüler hat sich verlobt!“ Sadistisch grinsend senkte der Vampir seinen Kopf, bis er kurz vor Sakuras Gesicht zum Halten kam. „Eine hübsche Verlobte hast du dir ausgesucht. Und auch noch eine geborene Vampirin!“ Mordlust kam in Sasuke auf, wie er mitansehen musste, wie dieser Vampir anzüglich mit seiner Zunge über Sakuras Wange und Hals fuhr. Ohne es zu merken, war Sasuke bei diesem Anblick zwei Schritte nach vorne gegangen, hielt dann jedoch inne. Sasoris Stimme klang kühl und nüchtern, völlig ohne jegliche Gefühle darin. „Hast du Sakura deshalb entführt? Weil sie mit mir verlobt ist? Da muss ich dich enttäuschen. Es wird eine Zweckehe sein.“ Statt sauer oder wütend zu werden, lachte Sasoris Schöpfer erneut los. Eindeutig wahnsinnig, dachte sich Sasuke, während er fieberhaft überlegte, wie er Sakura retten konnte. Verdammt, wenn Sakuras Eltern doch über ein Handy verfügen würden! Dann hätte er sie schon längst angerufen! So jedoch waren Sasuke die Hände gebunden. Egal gegen welchen Vampir, er hatte keine Chance. Gegen Sasori hätte er nur eine gehabt, wenn Sakura ihn ablenken würde. Jetzt jedoch waren diese zwei Raubtiere in völliger Alarmbereitschaft. „Du hättest dich melden können. Bescheid sagen können, dass du noch lebst“, begann Sasori. Anscheinend hatte er sich wohl überlegt eine Wendung in das Gespräch herbeiführen zu wollen. Der Erfolg blieb aus. Erneut lachte der Vampir wahninnig auf. „Während ich jahrzehntelang neue Kräfte sammeln musste – Jahrzehnte, in denen ich von Tierblut leben musste, weil ich zu schwach zum Jagen war! – hat mich ein Gedanke angetrieben. Eine Idee. Ich werde dich vernichten, Sasori. Ganz langsam. Ich nehme dir deine Verlobte, dein Ansehen, deine Macht, deine Freiheit.“ Eine theatralische Pause folgte, in der weder Sasori noch Sasuke etwas sagten. Insgeheim hoffte der Uchiha, dass die zwei Vampire ihn entweder noch nicht bemerkt oder vergessen hatten. Dann hätte er womöglich doch noch eine Chance… „Mit deiner Verlobten fange ich an. Lange wird sie nicht mehr am Leben sein. Das dir der Rest genommen wird, dafür habe ich bereits gesorgt. So viele Menschen hast du umgebracht…Und dann die Leichen gar nicht gut versteckt.“ Bei dieser Erklärung ertönte wieder das schrille, wahnsinnige Lachen. Sasukes Herz blieb bei seinen Worten vor Schreck stehen. Sakura hatte nicht mehr lange zu leben? Verdammt, was… Plötzlich ganz ernst, fuhr der Vampir fort. Unterbrach Sasukes verzweifelte Gedankengänge. „Der hohe Rat wird dich verurteilen, wegsperren und wenn du Glück hast, nach Jahrhunderten hinrichten lassen.“ Nach dieser Erklärung schwieg Sasori erst einmal verblüfft. Sasuke dagegen interessierte das alles herzlich wenig. Er musste endlich Sakura retten! Sie wirkte immer blasser. Ein feiner Schweißfilm bildete sich auf ihrem Gesicht. Sie sah tatsächlich krank aus. Nur warum? Was hatte dieser Dreckskerl Sakura angetan?! Verdammt, Sasuke wusste einfach nicht weiter! „Du hast Menschen ermordet und willst mir die Schuld in die Schuhe schieben?“ Anscheinend hatte Sasori seine Sprache wiedergefunden. „Das wird nicht funktionieren.“ „Oh doch. Immerhin habe ich…“ Weiter konnte Sasoris Erschaffer seinen genialen Masterplan nicht erörtern. Nicht nur Sasuke fuhr vor lauter Schreck zusammen. Auch Sasori und sein Erschaffer wandten sich dem lauten Geschrei zu. Zu Sasukes Schock rannte Naruto, laut schreiend, durch den Durchgang hindurch. Er hielt direkt auf Sasori zu, während er einen langen, spitzen Holzstock schwang. Ein Holzstock? Nein, ein Pfahl! Wie auch immer Naruto hierher gekommen war, er hatte doch nicht wirklich vor, Sasori zu pfählen? „Ihr dreckigen Vampire! Lasst meine Freundin in Ruhe!“ rief Naruto laut, während er mit dem Pfahl ausholte und ihn auf Sasoris Herz niedersausen ließ. Doch zu langsam. Für den Vampir war es ein leichtes, Narutos Angriff abzuwehren, den Arm abzufangen und zu verdrehen, sodass Naruto, vor Schmerz schreiend, den Pfahl fallen ließ. Ohne weiter Naruto zu beachten, schleuderte Sasori diesen von sich weg. Mit großen Augen musste Sasuke mitansehen, wie sein Freund gegen die Zimmerwand geworfen wurde und anschließend regungslos liegen blieb. Er konnte nicht tot sein. Auf keinen Fall! Sasukes Verstand setzte aus. Erst Sakura, jetzt Naruto. Völlig machtlos musste Sasuke mitansehen, wie sich Sasori wieder seinem Erschaffer zuwandte und weitere Informationen erhalten wollte. „Ich wusste gar nicht, dass du dich inzwischen mit menschlichem Abschaum abgibst“, kommentierte Sasoris Erschaffer stirnrunzelnd. „Tue ich auch nicht“, gab dieser ebenso kühl zurück. „Und warum steht dieser Mensch schon die ganze Zeit über hier? Ich hatte ja gehofft, er diene als Snack, aber jetzt glaube ich, du hast Vampirjäger mitangeschleppt.“ Es war das erste Mal, das die beiden Vampire sich Sasukes Gegenwart bewusst schienen. Vor Angst, was nun kommen mochte – sowohl mit ihm, als auch mit Naruto und Sakura – erstarrte sein Körper. Verdammt, er war nun einmal nur ein Mensch! „Ein Vampirjäger? Ich bitte dich. Dein beinahe-Tod hat dich wahnsinnig gemacht.“ „Wahnsinnig vielleicht, aber nicht blöd.“ Der skeptische Blick des wahnsinnigen Vampirs ruhte auf Sasuke. Sah ihn abschätzend an, bis er sich schulterzuckend wieder seiner Gefangenen zuwandte. Sakura sah inzwischen ziemlich ungesund aus. Neben ihrer unnatürlichen Blässe, begann sie nun auch schwer zu atmen. „Was das geronnene, mit Silber versetzte Blut, eines Toten doch bewirken kann“, war alles, was der Wahnsinnige sagte. Sasuke verstand es nicht, doch was danach geschah, passierte so schnell, das er nicht alles mitbekam. Wie ein Tornado fegten sie an ihm vorbei. Im Nachhinein stellte Sasuke fest, das es sich hierbei um Sakuras Eltern handelte. Kakashi griff den Entführer seiner Tochter an. Der Kampf verlief zu schnell, als das er auch nur eine Bewegung ausmachen konnte. Doch dann war es vorbei. Kakashi kniete neben seiner Tochter. Der andere Vampir lag am Boden und begann vor Sasukes Augen in Sekundenschnelle zu verwesen. Die Haut wurde trocken, verfärbte sich und fiel ein. Nach kurzer Zeit war die Haut abgeblättert und legte blanke Knochen frei, die kurz darauf zu Staub wurden. In der Zwischenzeit hatte Hanami, mit einer Pistole bewaffnet, Sasori in Schach gehalten. Dieser hatte ergebend die Hände in die Höhe gestreckt. „Ich habe nicht vor, ihr irgendetwas zu tun.“ „Was ist hier geschehen?“ Schneidend und keine Widerworte erlaubend, hatte Kakashi die Worte hervorgebracht, während er Sasori mit loderndem Blick ansah. „Für Sakura ist jede Hilfe zu spät. Er hat ihr vergiftetes Blut gegeben“, erklärte Sasori kühl. Sasukes Herz gefror gänzlich. Nein. Das durfte nicht sein. Sakura durfte nicht sterben. Genauso wenig wie Naruto. Hilflos sank Sasuke auf den Boden. Seine Beine konnten ihn nicht mehr halten. Er würde Sakura verlieren. Für immer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)