Chabi Chabi von -Fynnian (Seth x Atemu) ================================================================================ Kapitel 1: Der Wanderer ----------------------- Chabi Chabi Kapitel 1: Der Wanderer Gemächlich schlendere ich über diese in sattem Grün erstrahlende Wiese. Mit geschlossenen Augen genieße ich die wärmenden Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht, während das Gras sanft meine nackten Füße kitzelt. Tief atme ich ein. Wie wundervoll es duftet! Nach allen möglichen Blumen. Es ist so ein angenehmer Geruch. Viel angenehmer als der Geruch, der der Stadt anhaftet. Der Stadt, der ich gerade zu entfliehen versuche. Der Hauptstadt unseres Reiches, Otas. In Otas riecht es ständig näch ranzigem Fett aus den vielen tausend Küchen der Bewohner, nach den Exkrementen, die in einem einfachen Graben aus der Stadt fließen, nach Blut und Krieg. Ganz recht, nach Krieg. Unser Reich, Harekas, führt ständig Krieg. Unsere Herrscher waren seit jeher von der Idee besessen, die ganze Welt zu beherrschen. Mit diesem Schwachsinn haben sie im Laufe der Jahrhunderte die gesamte Bevölkerung angesteckt, sodass Harekas nun eine Bedrohung für viele umliegende Reiche darstellt. Ich habe es schon immer gehasst. Was gibt es schöneres als Harmonie und Frieden? Liebe und Geborgenheit? Doch darauf geben die Hareser wenig. Nur das Militär zählt. Dieser Drill fängt mit der Geburt an. Sobald ein Kind geboren wird, werden festgelegte Maßnahmen in die Wege geleitet. Die Jungen werden für ein Militärlager eingeteilt, die Mädchen werden einem Mann als Frau zugeteilt. Mit dem 19. Lebensjahr treten diese Bestimmungen dann in Kraft. Doch bis dahin muss man sehr viel üben. Schon die Kleinsten lernen den Hass gegen alles Freie. Der Staat bestimmt alles, und was das Schlimmste ist: Es scheint niemanden zu stören. Der Staat bestimmt, wo wer zu wohnen hat, der Staat legt fest, wer wen heiratet, der Staat befiehlt den Leuten sogar, wann sie Kinder kriegen müssen. Ich finde das so widerlich! Die meisten wissen nichteinmal, was Liebe ist. Sie sind stolz darauf, ihrem König dienen zu dürfen. Freies Denken ist dagegen eine Art Verbrechen. Auch Kinder werden nicht liebevoll erzogen, sie werden ausschließlich als zukünftige Soldaten gesehen. Sobald ein Kind seine ersten Schritte gemacht hat, lernt es marschieren. Mit zunehmendem Alter lernt es mit Pfeil und Bogen umzugehen und das Schwert zu führen. Meine Kindheit war eine einzige Hölle. So kalt und abweisend. Doch im Gegensatz zu den Anderen ist mir das Glück zuteil geworden, Liebe kennenzulernen. Er war zwar ein Knabe, aber das Gefühl, das er in mir ausgelöst hat, war einfach unbeschreiblich. Dieses Herzklopfen. Der Gedanke an ihn ließ mich glücklich lächeln, jagte mir wohlige Schauer durch die Brust. Er war so fein, so zartgliedrig, als könnte man ihn zerbrechen, wenn man ihn anfasst. Er war so unvergleichlich schön, dass er sogar der Sonne Konkurrenz machte. Gesprochen habe ich leider nie mit ihm, auch bin ich nie näher als zehn Schritte an ihn herangekommen. Er ist damals ganz plötzlich wie aus dem Nichts aufgetaucht und wenige Tage später ebenso plötzlich wieder verschwunden. Gerüchten zufolge kam er aus Chabi Chabi, einem winzigen Königreich weit westlich von uns. Ich kenne nichteinmal seinen Namen. In wenigen Tagen ist jedenfalls mein 19. Geburtstag, was für mich bedeuten würde, dass ich heiraten und dem Militär beitreten müsste. Eben aus diesem Grund bin ich vorgestern klammheimlich mitten in der Nacht abgehauen und habe mich auf den Weg nach Chabi Chabi gemacht. Nach allem , was man so hört, soll Chabi Chabi äußerst friedliebend sein. Das Leben dort sei harmonisch und ruhig, wie die Reisenden sagen. Genau das, was ich ersehne. Und ein kleiner Teil von mir unterliegt der unsinnigen Hoffnung, ihn wiederzusehen. Diesen wunderschönen Jungen. So langsam werde ich aber müde. Auch die Sonne neigt sich schon dem Horizont zu. Kaum zu glauben, dass ich aus Angst, eingeholt zu werden, zwei Tage ohne Pause gelaufen bin. Naja, wenigstens dazu war meine Erziehung gut. Wenn ich auch nicht lesen, schreiben oder rechnen kann, so kann ich wenigstens ewig lange durch die Gegend latschen. Erschöpft lasse ich mich ins Gras sinken. Nanu? Da ist ja gar kein Gras mehr? Ich sitze auf...Ist das Moos? Verwundert sehe ich mich um. Wann bin ich denn in diesen Wald geraten? Davon habe ich ja gar nichts mitbekommen. Ich kann nur hoffen, dass ich mich hier drin nicht verlaufe. Aber darüber kann ich mir auch noch morgen Gedanken machen. Ohne mich weiter umzusehen, rolle ich mich auf dem feuchten Moos zusammen und schlafe ein. Auf dem Weg in meine Träume begleitet mich wie stets das Lächeln meines Liebsten. --- Schon sehr früh erwache ich wieder. Die ersen Strahlen der aufgehenden Sonne haben mich aus meinem traumlosen Schlaf geweckt. Ich träume selten. Von anderen Jungen habe ich oft gehört, was für schöne Träume sie hatten. Warum nur suchen sie mich dann so selten heim? Habe ich etwa so wenig Hoffnung? So wenige Träume? Habe ich überhaupt Träume? Das bezweifle ich doch stark. Obwohl...Wünsche ich kir denn nichts sehnlicher, als ihn wiederzusehen? Warum träume ich dann nicht von ihm? Ich fände es so schön, ihm in einem Traum zu begegnen, seine Hand zu halten, ihn zu umarmen und niewieder loszulassen. Wenn ich doch nur mehr über ihn wüsste! Was ist, wenn er gar nicht aus Chabi Chabi kommt? Oder wenn er nicht mehr dort wohnt... Ich sollte lieber raional denken! Die Wahrscheinlichkeit, dass ich ihn wiedersehe, ist verschwindend gering. Während ich so vor mich hingrübele, betrachte ich mir den Wald etwas genauer. Wo gehe ich hier überhaupt lang? Vor mir windet sich ein kleiner Pfad einen Hügel hoch. Die Bäume und Sträucher stehen sehr dicht, ich kann kaum erkennen, wo der eine Baum anfhört und der andere anfängt. Ich fürchte, ich habe mich hoffnungslos verlaufen. Einige Schritte weiter steht ein Schlid. Wenn ich es doch nur lesen könnte. Vielleicht ist das ja der Weg nach Chabi Chabi. Ich habe mal gehört, dass es mitten in einem riesigen Wald liegen soll, der ihm Schutz gewährt. Schutz, den es bei der Machtbesessenheit meines Volkes auch dringend braucht. Ich scheine also richtig zu sein. Eine seltsame Vrfreude breitet sich in mir aus und ich kann gar nicht anders, als einfach loszurennen. Auf diese Weise bringe einige hundert Schritte hinter mich und erblicke schon bald den Waldrand. Dort muss der Wald enden! Bleibt nur zu hoffen, dass dort auch das kleine Königreich liegt. Vorsichtig schleiche ich mich durch die Büsche, man kann ja nie sicher genug gehen. Erst lausche ich, ob dort draußen eventuell jemand ist, dann trete ich leise aus dem Wald heraus. Das ist unglaublich! Das muss einfach Chabi Chabi sein! Es ist sagenhaft! Wie in einer schützenden Hülle ist die Stadt vom Wald umgeben. In einem ebenmäßigen Kreis inmitten des Grüns liegt das Kleinstreich, bestehend aus nur einer Stadt. Geradezu göttlich sieht es aus, wie sich die Mittagssonne in den goldenen Dächern und Kuppeln spiegelt. Die Häuser sind alle weiß bis elfenbeinfarben und kunstfoll verziert an allen möglichen Stellen. An den Fenstern hängen bunte Blumen und duftende Rosenbüsche säumen die gleißendweißen, aus irgendeiner Steinart gelegten Straßen und Wege. Überall laufen geschäftige oder schwatzende Erwachsene herum, in farbenprächtige Gewänder gehüllt und mit dem schönsten Schmuck behangen, und kleine Kinder tollen durch die Gegend. Welche Idylle das hier doch ist. So ganz anders als die triste graue und schmutzige Stadt, aus der ich komme. Hier möchte ich bleiben, dass ist mir sofort klar. Unsicher gehe ich auf einen kleinen Jungen zu. „Ähm, ist das hier Chabi Chabi?“, frage ich nocheinmal zur Sicherheit. Er grinst mich an. „Aber natürlich! Was denn sonst? Bist du neu hier? Soll ich dich rumführen?“ Gerne nehme ich das Angebot des Jungen an. Fröhlich führt er mich durch den ganzen Ort, zeigt mir die schönsten Spielplätze und die wundervollsten Geschäfte, das öffentliche Bad sowie die Schule und das Museum. Kaum zuglauben, aber obwohl dieser Ort soviel kleiner ist als Otas, hat er soviel mehr zu bieten. Heiterkeit, Geborgenheit, Wärme, Farben...Auch scheint es keine Armut zu geben. „Du? Sag mal, wie heißt du eigentlich?“, fragt der kleine Junge neben mir. Ich Dummkopf habe ja vollkommen vergessen, mich vorzustellen! Das muss ich natürlich sofort nachholen. „Meine Name ist Seth Tagesch It, aber nenn mich bitte Seth.“, stelle ich mich nachträglich noch vor. „Boah, der Name ist ja cool!“, flötet der Junge, „Dagegen ist meiner voll öde! Teschimi Gazu. Wollen wir nicht tauschen?“ Lachend lehne ich sein Angebot ab. Mit einemmal packt er meine Hand und sprintet los. Was ist denn jetzt los? „Ich muss dich unbedingt dem Prinzen vorstellen! Du wirst ihn sicher mögen, alle tun das! Er ist super dolle hübsch, die Erwachsenen sagen, er ist die Sonne in unserem Wald.“, platzt er hervor. Dem Prinzen will er mich vorstellen? Warum denn? Nunja, schaden wird es sicher nicht, aber muss das denn sein? Andererseits brauche ich ja ne Bleibe und Arbeit...Da wird mir der Prinz sicher helfen können. Also lasse ich mich von dem Kleinen durch die halbe Stadt zerren. „Hier ist er!“ quiekt der Junge fröhlich und bleibt so aprubt stehen, dass ich beinahe hinfalle. Verwirrt blicke ich in die Richtung, in die der Junge sieht. Das...Das ist doch... Er ist es! Ich erkenne ihn! Da steht er. Sein goldenes Vorderhaar fällt ihm teils ins Gesicht, teils weht es im lauen Wind um seinen Hals. Sein sternenförmiges schwarzes Haupthaar mit den rot bis violetten Spitzen glänzt leicht im Sonnenlicht. Seine leicht gebräunte Haut bildet einen wundervollen Kontrast dazu. Er hat sich nict verändert. Noch immer ist er von schmächtiger Statur, recht klein und zerbrechlich. Das wir durch seine mädchenhafte Kleidung sogar noch betont. Der Oberkörper ist frei, um den Bauch hat er sich ein dunkelblaues Seidentuch gebunden, dass an seinem Rücken zu einer riesigen Schleife wird, deren Enden bis auf den Boden hinabfallen. Darunter trägt er eine weiße Schlabberhose, die an den Knöcheln von zwei kleinen Goldreifen zusammengehalten wird. An den Füßen trägt er kleine dunkelblaue Schläppchen. Sein zierlicher Körper ist zudem noch über und über mit Schmuck behangen. „Prinz Atemu!“, ruft der Junge ihm zu. Daraufhin dreht sich Atemu zu uns um. Mir stockt der Atem, als sich zwei funkelnde Amethyste auf mich richten. Was soll ich jetzt nur sagen? Meine Zunge funktioniert nicht mehr! Ich bin wie gelähmt. ___________________________________________________________________________ Ein besoneres Dankeschön möchte ich an dieser Stelle an Yaren und fukuyama richten, da ich durch ihre Kritik auf die Idee gekommen bin, diese "Übungs-FF" zu schreiben. ___________________________________________________________________________ Noch ein kleiner Nachtrag: Wir haben letztens im Unterricht einige Gedichte gelesen und da hat mich dieses hier sofort an die erste Begegnung der beiden erinnert. Es passt einfach perfekt! Deswegen gebe ich es hier nochmal an. Augen in der Großstadt Wenn du zur Arbeit gehst am frühen Morgen, wenn du am Bahnhof stehst mit deinen Sorgen: da zeigt die Stadt dir asphaltglatt im Menschentrichter Millionen Gesichter: Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick, die Braue, Pupillen, die Lider - Was war das? vielleicht dein Lebensglück... vorbei, verweht, nie wieder. Du gehst dein Leben lang auf tausend Straßen; du siehst auf deinem Gang, die dich vergaßen. Ein Auge winkt, die Seele klingt; du hast's gefunden, nur für Sekunden... Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick, die Braue, Pupillen, die Lider - Was war das? Kein Mensch dreht die Zeit zurück... Vorbei, verweht, nie wieder. Du mußt auf deinem Gang durch Städte wandern; siehst einen Pulsschlag lang den fremden Andern. Es kann ein Feind sein, es kann ein Freund sein, es kann im Kampfe dein Genosse sein. Er sieht hinüber und zieht vorüber ... Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick, die Braue, Pupillen, die Lider - Was war das? Von der großen Menschheit ein Stück! Vorbei, verweht, nie wieder. (Kurt Tucholsky) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)