Chabi Chabi von -Fynnian (Seth x Atemu) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- An dieser Stelle möchte ich nochmal auf das beigefügte Gedicht in Kapitel 1 verweisen ^-^ ________________________________________________________________________________ Kapitel 2: Chabi Chabi Leises Klimpern begleitet seine Bewegungen, sanftes Licht wird von seinen Haaren reflektiert. Er kommt näher. Unfähig, etwas zu sagen, starre ich ihn einfach nur an. Seine leicht gebräunte Haut, die wehenden Haare, tanzenden Lichtstrahlen im seidigen Abendrot gleich, seine filigrane Gestalt... So viel zarter noch als in meinen Träumen. Endlich habe ich die Chance, ihn genau zu betrachten, mir jeden Milimeter einzuprägen. Die Knöchel zieren kleine, goldene Fußkettchen mit winzigen Perlen zwischendrin. Die weiße Hose scheint aus Seide zu sein und ist leicht durchscheinend. Die blaue Schleife mit ihren langen Enden ist am Rand mit Gold bestickt und zudem noch mit kleinen Fransen, an deren Ende jeweils zwei violette Perlen in einigem Abstand prangen, versehen. Um seine Handgelenke flattern hauchfeine Kettchen, unmöglich von hier aus zu erkennen, um was für Material es sich handelt. Aufgrund des vielen Goldes würde ich aber vermuten, dass es sich bei diesen ebenfalls um Gold handelt. Um seinen rechten Oberarm liegt ein einfacher Goldreif, während sich um den linken eine goldene Schlange mit Augen aus leuchtenden Saphiren windet. Jede einzelne Schuppe ist deutlich zu erkennen. Eine beachtliche Handwerksarbeit. Ich wusste gar nicht, dass so etwas mit Gold möglich ist. Ich dachte immer, das ginge nur mit Holz oder Harz, daraus werden nämlich in meiner Heimat die Schmuckstücke gefertigt. Metall ist nur für Waffen und Rüstungen da. Das Bisschen Goldschmuck, dass es bei uns gibt, tragen nur die oberen 10. Für mehr reicht es nicht. Seine Gestalt ist einfch atemberaubend! Jetzt steht er direkt vor mir. Ich glaube, mein Herz bleibt bleich stehen! Diese Augen...diese wundervollen, amethystgleichen Augen sehen mich so offen und neugierig an, dass man meinen könnte, er würde meine Seele mustern und nicht mein Gesicht. „Wer ist das?“, fragt er den kleinen Jungen. Oh wie wundervoll seine Stimme klingt! Wie das sanfte Rauschen des Windes, wenn er einem durch die Haare weht, einem die Haut zärtlich streichelt. So sprich doch weiter! Ich sehne mich danach, mehr von dieser Stimme zu hören. „Das ist Seth.“ Mehr sagt der Kleine nicht, sondern hüpft fröhlich von dannen. Als ich ihm verwundert nachsehe, erklärt mir Atemu kurz: „Teschimi muss jetzt zum Mittagessen nach Hause.“ Woher weiß er das? In meinem Land wusste man nie, wer gerade was tat. Aber hier scheinen sich alle gut zu kennen, wie eine große Familie. Beneidenswert. „Du sprichst ja gar nicht mehr?“ Mein Blick streift seine fragenden Augen. Sie sind so nah...so nah... „Woher kommst du?“, fragt er weiter. „Otas.“ „Du bist wohl nicht sehr gesprächig?“ Wie könnte ich auch! Bei seinem Anblick verschlägt es einem glatt die Sprache. Dem Jungen plötzlich so nahe zu sein, dem ich sonst immer nur von fern nachgeträumt habe, löst eine angenehme Unruhe in mir aus. Ein leichtes Kribbeln, das wohl irgendwo zwischen Haut und Knochn stecken muss. Es ist ein aufregendes Gefühl, so durchwühlend und verunsichernd. Dieses Gefühl kann nur er bei mir auslösen. Mögen die Götter verfügen, dass es noch lange anhält und nicht durch die in meiner Heimat üblichen Lethargie verdrängt wird. Zaghaft erwidere ich sein freundliches Lächeln. Ein so ehrliches und fröhliches Lächeln habe ich noch nie gesehen. „Komm, ich lade dich ein. Speise mit mir bei mir zu Hause, dann führen wir unsere Unterhaltung fort.“, sagt er sanft bestimmend und bietet mir seine Hand an. „Mein Name ist übrigens Atemu.“ Gerne nehme ich die Hand an und folge ihm den gepflasterten Weg entlang. Schon ungewöhnlich, einen Fremden einfach so zu sich einzuladen. Daheim würde man gar nicht auf eine solche Idee kommen. Aber hier ist die Atmosphäre vertrauter...sicherer. Welchen Grund hätte er schon, mich zu fürchten? Wenn er um Hilfe ruft, kommen sicher alle sofort. Unsere Nachbarin schrie einmal um Hilfe. Ich schlich mich hin, war neugierig, was los war. Ich muss damals so um die sieben gewesen sein. In ihrem Haus brannte es – oben im Schlafzimmer. Niemand kam, um zu helfen. Es schien niemanden zu kümmern. Die Leute gingen vorbei, als wäre nichts. Das ganze Haus brannte ab, ihr Ehemann und ihre zwei Kinder starben in den Flammen. Ich habe die Schreie gehört, aber ich konnte mich nicht rühren. Wie festgewachsen stand ich da und sah einfach nur zu, sah auf das Flammenmeer. Am nächsten Tag stand ein Mann vor der Ruine. Die Regierung hatte noch am selben Abend einen neuen Ehemann für sie bestimmt. Ohne ein Wort ging sie mit ihm fort. Ohne sich umzusehen, zu ihrem Heim, ihrer Familie lebewohl zu sagen... Da dämmerte mir, dass auch meine Eltern einfach so gehen würden, ohne eine Träne an mich zu vergießen. Ich existierte nur, weil man es ihnen gesagt hatte. Und irgendwann würde ich heiraten und Kinder kriegen, weil man es mir gesagt hat. Wo ist da der Sinn? Wozu war das gut? Ich habe es damals nicht verstanden und ich verstehe es heutenicht. Warum laufen sie wie Schafe der Regierung hinterher? Haben sie keine Gefühle? Warum bin ich anders? Ist es besser so? Während ich mir darüber den Kopf zerbreche, zupfpt Atemu mir leicht an meinem Ärmel. „Wir sind da.“ Und schonwieder habe ich vor lauter Nachdenken nichts mitbekommen. So mustere ich erstmal das hübsche Haus, vor dem wir stehen. Doch schon zieht er mich am Ärmel hinter sich ins Haus. Es ist sehr gemütlich eingerichtet, mit viel Stoff und weichen Sitzkissen. In der Küche steht ein großer Hellholztisch mit fünf Stühlen um ihn herum. Auf einen dieser Stühle setzt er sich, auf den neben sich klopft er einladend. Also setze ich mich neben ihn. Sobald ich sitze bringt eine ältere Dame Geschirr und Getränke. Ob das seine Mutter ist? Wenig später bringt sie auch das Essen. Skeptisch betrachte ich meinen Teller. Sicher, es duftet himmlich, aber es sieht so seltsam aus...Da sind kleine grüne und weiße Bäumchen, kleine grüne Kugeln, rote Scheiben und ein gelber Brei. Das Andere ist Pute mit dunkler Soße, wie mir bereits erklärt wurde. (Boa, ich krieg Hunger! XD) „Du isst ja gar nichts.“, stellt Atemu bedrückt fest, der bereits kräftig reinhaut. „Was ist das?“ Bevor ich das nicht weiß, rühre ich es nicht an. „Ach, das kennst du gar nicht? Das da sind Mören, das sind Erbsen und das da Blumenkohl und Brokkoli. Das ist Gemüse.“ Wieder dieses Lächeln. Nun gut, ihm scheint es ja zu schmecken. Ich war ja nie ein leidenschaftlicher Esser, aber wer mag schon graue Pampe, Bohnenmuß und Roggenbrot? Was Anderes gabs ja eh nicht. „Und das Gelbe?“ „Das ist Kartoffelpüree.“ Nun gut, es wird mich schon nicht umbringen. Also nehme ich einen Bissen und – schlinge den Rest gerdezu herunter. Das Zeug ist oberlecker! Echt der Hammer! Ich bekomme sogar noch zweimal Nachschlag. Atemu braucht für seine zwei Portionen fast genausolange wie ich für meine drei. Sowas Gutes habe ich noch nie gegessen! „Das war total lecker!“, stelle ich fest. Atemu lächelt freudig. „Warte erst den Nachtisch ab, bevor du Mirabell lobst.“ „Mirabell?“ „Ja, das ist meine Haushälterin. Sie kümmert sich um mich, seit vor ein paar Jahren meine Eltern gestorben sind.“ „Oh, das tut mir leid.“ Seine Eltern sind also tot. Der Arme. Aber was ist eigentlich Nachtisch? Nach Tisch...Was macht man nach dem Tisch? Hat das vielleicht was mit Schreinern zu tun? Oder ist das eine räumliche Bezeichnung? Mal sehen ... Nach dem Tisch kommt... Ein Stuhl? Aber was soll ich jetzt mit dem Stuhl machen? Ihn wegräumen? Unschlüssig stehe ich auf und nehme meinen Stuhl. Wohin jetzt damit? „Ähm...Was machst du da?“, fragt Atemu skeptisch. „Ähm...Nachtisch?“, antworte ich unsicher. „Du bist schon ein komischer Kauz!“, antwortet er lachend, „Komm schon, setz dich wieder hin.“ Ich tue, wie mir geheißen und setze mich wieder. Uh, war das peinlich! „So Jungs, der Nachtisch!“ „Oh super! Vanillepudding und Kekse!“, ruft Atemu fröhlich aus. Vanillepudding und Kekse? Was ist das jetzt schonwieder? Hm...gelber Brei, den Atemu gierig in sich hineinschlingt, und bunte kleine Klumpen. Sowas ist Nachtisch? Ich habe noch immer keinen blassen Schimmer, was das denn nun sein soll. Es schmeckt aber ausgezeichnet. Ob Atemu sowas jeden Tag bekommt? Ist das hier normal? Ich komme mir so wahnsinnig fremd vor, als käme ich aus einer anderen Welt. „Du kommst also aus Otas? Ich war da auch mal, kein schöner Ort, wenn ich das agen darf. So grau und kalt.“ Er erschaudert leicht. Ja, du warst da. Du warst da und ich hast mein Herz mitgenommen. Einfach so...Weißt du überhaupt, dass du es geraubt hast? Dass es nun in deiner Brust schlägt? „Warum bist du hier?“, will er weiter wissen. „Bin abgehauen...“ „Willst du hier bleoben? Du könntest bei mir wohnen, bis wir was Passendes für dich gefunden haben.“ Dankend nehme ich sein Angebot an. Er weiß ja gar nicht, wie glücklich er mich damit macht! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)