Der Orden der Escaflowne von Schreibfee_86 (Ein anderes Leben) ================================================================================ Kapitel 1: Anderes Leben ------------------------ DER ORDEN DER ESCAFLOWNE Anderes Leben Wieder einmal drängte sich Van durch die Menge, getarnt als High-Society Mitglied. Es war wieder eine dieser prunkvollen Festlichkeiten. Van mochte diese Veranstaltungen nicht. Es war ihm einfach zu spießig, doch was sollte er tun, er hatte einen Auftrag für seinen Vater zu erledigen. Immer wieder kreisten seine Augen, wie die eines Adlers durch den Raum. Seine Zielperson war noch nicht da. Er stieg gemächlich die Treppe empor. Ein Stockwerk höher hatte es sich High-Society bequem gemacht. Immer wieder warfen ihm die Frauen verführerische Blick zu. Die meisten von ihnen waren verheiratet, doch das Leben einer schwerreichen Frau, konnte langweilig werden, besonders wenn der Mann, die meiste Zeit, irgendwo auf der anderen Seite der Erde rumschwirrte. Doch Van ließen diese Frauen kalt. Er war sehr zurückgezogen und ein misstrauischer Mensch. Er traute niemanden seit dem sein Bruder auf mysteriöse Weise verschwunden war. Dem einzigen dem er noch vertraute, außer seiner Familie, war Allen, sein langjähriger Kollege und bester Freund. Ja, wo war der eigentlich. Van sah in den Menschen überfüllten Raum hinab. Er hatte seinen Freund schnell ausmachen können, sein blondes Haar glänzte unter dem Einfall des Partylichtes. Und wie nicht anders üblich. Er hatte schon eine Frau gefunden.Allen war ein begnadeter Frauenheld. Sobald er einen Raum betrat, scharrten sich die schönsten Frauen um ihn. So wie immer, dachte Van seufzend. Dann drehte er sich der Gesellschaft zu, die nun vor ihm an vielen Einzeltischen saßs. Als er weiter durch den Raum blickte blieb sein Blick an einer hochgewachsenen jungen Frau hängen. Sie war nicht wie alle anderen mit Make up und sonstiger Schmincke eingedeckt, wie eine Puppe. Sie trug ein elegantes dunkelblaues Kleid. Es schmeichelte ihrer Figur. Sie hatte langes braunes Haar. Wahrlich eine schöne Frau, dachte Van, schüttelte im nächsten Moment gleich den Kopf um diesen Gedanken zu vertreiben. Wie kam er nur aufeinmal darauf, sonst interessierten ihn die Frauen doch auch nicht. Er wusste es nicht. Wieder ließ er seinen Blick schweifen. Und ohne es zu merken blieb sein Blick wieder an der jungen Frau hängen. Hitomi stand da, wie jedes mal wenn er sie gezwungen hatte ihn auf diese blöden Veranstaltungen zu begleiten. Sie war nur zu representativen Zwecken hier. Sie war sein Kronjuwel und so schleifte er sie überall mit hin, wo auch die Presse war. Sie hasste ihn. Ihn und ihre Mutter. Sie hatte sie gezwungen sich mit ihm zu verloben und ihn irgendwann zu heiraten. Er war reich,...... ja,.......... das war es was ihre Mutter wollte. Doch von seinen Machenschafften hat sie keine Ahnung, dachte Hitomi und lachte innerlich auf. Wie lange sie auf sie eingeredet hat. Was für ein toller Mann er doch ist. So hat sie ihr vorgeschwärmt. Doch die Realität sah da ganz anders aus. Er schlug sie, fast jeden Tag, immer wenn er wieder betrunken war und ein Job nicht so gelaufen war, wie er es wollte. Ja, sie lebte in einem Gefängnis, in einem Käfig. Ihre Mutter hatte ihr darauf geantwortet, das es wenigstens ein Goldener Käfig sei. Kaum zu glauben, die eigene Mutter, dachte Hitomi und warf ihrer Mutter einen düsteren Blick zu. Sie unterhielt sich angeregt mit einem der Handlanger von Dylan. Ja, Dylan, so hieß der Mann der den Schlüssel für ihren Käfig in den Händen hielt. Dylan musterte seine Verlobte. Mit einem eisigen Blick sah er an ihr hinab. Doch dann erregte etwas anderes seine Aufmerksamkeit. Eine dunkelhaarige Frau kam auf ihn zu. Sie sprach ihn an und ein Gespräch entstand. Sie trug ein tief ausgeschnittenes Kleid und ihre schwarzen Haare umspielten ihr Dekolte. Sie ist hübsch, dachte Hitomi und musterte die Fremde noch einen Moment. Hitomi staunte nicht mehr darüber, wie gut er sich verstellen konnte, sie hatte es am eigenen Leib erfahren. Und nun befanden sich unter ihrem tollen Kleid, mehrere blaue Flecke. Ihr Gesicht verschonte er, sie musste schließlich für die Festlichkeiten gut aussehen. Sie wusste das er sie Betrug, aber es interessierte sie nicht. So blieb es ihr erspart. Dann spürte Hitomi plötzlich Blicke auf ihrem Körper. Sie wandte den Kopf und sah einen jungen, gutaussehenden Mann am Geländer stehen. Er hatte Haselnussbraune Augen und tiefschwarzes Haar, wovon ihm eine vorwitzige Strähne ins Gesicht fiel. Er trug eine dunkelblaue Jeans und ein weißes Hemd. Sie überlegte ob sie diesen Mann irgendwo her kannte. Doch es fiel ihr nichts ein. Er kam ihr vertraut vor. Seine Blicke waren neugierig und angenehm, nicht wie die der anderen Männer und die von Dylan, die sahen sie nur an wie ein Stück Vieh. Doch dieser Mann schien anders. Sie fühlte sich wohl, beschützt. Ja, beschützt, obwohl sie diesen Mann überhaupt nicht kannte. Schade, dachte sie, wir werden uns wohl nicht mehr kennenlernen, fügte sie in Gedanken traurig hinzu. Dann sah sie wieder zu ihrem Verlobten, dir werde ich eine Überraschung bereiten, die dich ganz weit nach vorn in Presse bringt, dachte Hitomi bitter. Dann ganz plötzlich sah sie ihn an. Ja, tatsächlich. Sie wandte den Kopf und sah ihn an. Ihre leuchtend grünen Augen musterten ihn fragend. Noch nie hatte Van so schöne Augen gesehen. Doch er sah ihr eine tiefe Traurigkeit an. Glücklich schien sie nicht. Er konnte einfach nicht anders als sie ansehen. Sie sah ihn noch einen Augenblick an und wandte sich dann wieder dem Gespräch zu. Sie war in Begleitung einer älteren Frau und zwei jungen Männern. Van kannte einen der Beiden Männer, aus der Zeitung. Es ist auch so ein stinkreicher Bubi, der alles von Papi in den hintern gesteckt bekommt, dachte Van abfällig. Als ihm plötzlich eine Frau ihre Hand auf seine Schulter legte. "Hallo!" hauchte sie ihm entgegen. Ihr Duft stieg ihm in die Nase, sie hatte eines dieser teuren Parfums auf der Haut. "Hallo!" sagte Van emotionslos und erwiderte ihren Blick gelangweilt dann schob er ihre Hand von seiner Schulter. Die Frau sah ihn bruskiert an. Dann drehte sich diese um und stiefelte davon. Wieder fiel sein Blick auf die unbekannte Schönheit. "Sag mal, Van, bist du verrückt, die war doch total scharf!" flüsterte Allen und klopfte seinem Freund auf die Schulter. "Wenn du das sagst." antwortete Van immer noch in diesem gelangweilten Ton. Er hatte den Blick von der jungen Frau nicht lösen können. Und auch sie schielte immer wieder in seine Richtung. "Ist er schon da?" Allen riss ihn aus seinen Gedanken, die sich alle um diese eine Frau drehten. Er drehte sich zu Allen um. "Nein, ich habe ihn noch nicht gesehen." sagte Van ernst. "Da kommt er!" meinte Allen und sah zur Tür. Plötzlich hörte er hinter sich einen Streit. Er sah über die Schulter und sah wie dieser Schnösel, die hübsche Frau grob am Handgelenk gepackt hatte. Er zischte ihr irgendetwas zu, für Van waren sie aber zu weit weg, er konnte sie nicht hören. Er spürte wie Wut in ihm aufstieg. Wie konnte er sie nur so behandeln? Schoss es ihm durch den Kopf. Allen hatte bereits einige Schritte nach unten getan, als er merkte das Van ihm nicht folgte sah er sich um. "Van? Jetzt komm schon, sonst entwischt er uns!" raunte Allen seinem Freund zu. Van stand da und war hin und hergerissen. Dann sah er wie sie sich losriss und den Raum ins anliegende Treppenhaus verließ. Dylan sah ihr belustigt nach, einer seiner Kumpanen wollte ihr Folgen, doch mit einer Handbewegung von ihm und der korpulente Mann hielt inne. Dylan widmete sich wieder seinem Whiskey und winkte die Dunkelhaarige Frau zu sich. Sie nahm auf seinem Schoss platz. "Mach das allein!" sagte Van kurz, dann hatte er sich auch schon in Bewegung gesetzt. Er hörte wie Allen ihm noch nach rief, doch er konnte nicht anders, ein ungutes Gefühl überfiel ihn. Irgendetwas furchtbares würde geschehen. Als er die Tür zum Treppenhaus erreicht hatte, überfiel ihn ein Gefühl der Eile. Er hechtete die Stufen hinauf. Allen sah seinem Freund noch einen Augenblick hinterher. Allen war verwirrt. Was war nur los mit Van? So kannte er ihn gar nicht. Immer noch verwundert trat Allen seinen Auftrag an. Das Ziel fest ihm Visier. Er folgte dem Mann und verhielt sich unauffällig. Allen verstand nicht, was war in ihn gefahren? So war Van noch nie gewesen. Und weshalb setzte er den Auftrag aufs Spiel? Allen schob seine Grübeleien bei seite, er musste sich jetzt konzentrieren. Er beobachtete den Mann genau. Ja, dieser Typ war es, der bei dem alten Fanel ganz oben auf der Liste stand. Einer von der übelsten Sorte dieser Raoul. Er war ganz groß im Drogengeschäft und zusätzlich war er einer des Zaibacher Ordens, weshalb er eigentlich im Visier des alten Fanel gelandet war. Immer wieder planten sie Angriffe auf der ganzen Welt um sie zu vernichten. Nur wenige Menschen wussten von den verschiedenen Orden. Und von den außergewöhnlichen Fähigkeiten, der Menschen die in diesem Orden waren. Sie hatten wahrlich beängstigende Kräfte. Doch schon bald würde es einer weniger sein, der der Erde nach ihrem dasein trachtet. Allen wartete nur noch auf den geeigneten Moment um zuzuschlagen. Hitomi war auf dem Dach angekommen. "Dieser Scheißkerl!" fluchte sie laut. Tränen liefen ihre Wangen hinab. Sie lief unschlussig auf dem Dach auf und ab. Die frische Sommerluft ließ sie leicht frösteln. Sie rieb sich die Arme und ging langsam auf die Dachkante zu. Sie wollte das nicht mehr. Ein Leben an der Seite eines Barbars. Und ihre Mutter tut nichts außer Lächeln und Martini trinken. Ja, sie würde ihn in die Presse bringen, aber anders als er es gerne hätte. Ein lächeln trat auf ihr Gesicht. Sie hatte die Dachkante erreicht. Unter sich sah sie viele von den luxuriösen Autos, viele Menschen standen immer noch unten und warteten auf den Einlass. Hitomi beobachtete das Geschehen eine Weile. Was sollte sie noch hier? Hier würde es kein Glück mehr für sie geben. Hoch genug müsste es wohl sein, dachte Hitomi. Vor ihrem inneren Auge konnte sie schon sehen, wie die Reporter sich um ihren leblosen Körper scharren würden und einfach nur knipsen würden. Ja, vielleicht sollte es so sein, dachte sie. Der Tod schien ihr einziger Verbündeter zu sein. Niemand würde trauern, wenn sie nicht mehr da ist, also was soll es. Doch dann hörte sie hinter sich eine sanfte, aber dennoch beunruhigte Stimme. "Tun sie es nicht!" meinte Van. Sie neigte den Kopf und sah ihn über ihre Schulter an. Sie war überrascht. Dieser junge Mann war ihr gefolgt, warum? Fragte sich Hitomi. Wie sie da stand, eine Hand auf ihre Hüfte gelegt, den Kopf über die Schulter geneigt, das Haar geschmeidig bewegt vom Wind. Sie war wirklich wunderschön. Vorsichtig näherte er sich. Sie tat nichts um das zu verhindern. Als er neben ihr ankam, steckte er die Hände in die Hosentasche und sah hinab. Immer noch sah sie ihn verwirrt an. "Was... was tun sie hier?" fragte sie ihn verwirrt. "Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht." antwortete Van ihr wahrheitsgemäß. "Dann gehen sie jetzt." meinte Hitomi und sah ihn auffordernd an. "Ich fürchte das geht nicht." erwiderte Van. "Was?" Hitomi sah ihn gereizt an. "Jetzt, da ich weiß was sie vorhaben, geht es mich auch was an. Ich werde nur gehen, wenn sie mich begleiten." erklärte Van ruhig. Hitomi blickte unschlussig zwischen dem Fremden und dem Abgrund unter ihr hin und her. "Ich heiße übrigens Van, Van Fanel!" meinte Van beiläufig. Dieser Typ brachte Hitomi vollkommen aus dem Konzept. "Ja, äh.... ich... ich bin Hitomi, Hitomi Kanzaki." stammelte Hitomi. Ihr Herz schlug wie verrückt in ihrer Brust. Wer war dieser Typ und warum konnte er sie so verwirren. Ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander. "Was treibt dich hierher? Um so einen Schritt zu tun? Einen Schritt, der so unwiderruflich ist?" fragte Van leise. Er war traurig darüber was sie vor hatte. Obwohl er sie gar nicht kannte, machte er sich furchtbare Gedanken um diese Frau, warum? Er hatte schon viele Menschen sterben sehen. Warum sperrte sein Wille sich so dagegen, ihr Ende zu akzeptieren. Er wusste es nicht. Wieder sah er sie einfach nur an. Hitomi erwiderte seinen Blick. Hatte sie eben Trauer in seiner Stimmer gehört? Er kannte sie doch gar nicht, wieso interessierte es ihn so, ob sie tot sein würde oder nicht. Hitomi war durcheinander. Aufeinmal kam ihr der Selbstmord so falsch vor. Hatte sie doch noch die Möglichkeit auf ein anderes Leben? Van sah sie abwartend an. "Ich dachte.... ich dachte heute wäre ein guter Tag um zu sterben." flüsterte sie leise. "Ganz ehrlich, ich glaube nicht, das dieser Tag dir zum sterben bestimmt ist." meinte Van. Ein Lächeln glitt über seine Lippen. Hitomi musste ebenfalls lächeln. Er zog eine Hand aus der Tasche und streckte sie ihr entgegen. Sie wollte sie ergreifen, als plötzlich ein Blitzlichgewitter losging. Die Reporter hatten ihre Sillouhette auf dem Dach erkannt. Geblendet von den Blitulichtern der Kamera verlor sie das Gleichgewicht. Sie drohte hinab zu stürzen. Van machte einen Satz nach vorne und ergriff im letzten Moment ihre Hand. Er zog sie Kraftvoll von der Dachkante weg. Er kam ins Taumeln. Beide fielen in den Kies. Hitomi lag halb auf ihm und sah ihm ins Gesicht. "Alles okay?" fragte Van. Hitomi sah ihm in seine Augen, sie waren voller wärme. Nichts erinnerte an die Augen von Dylan. Sie fühlte seinen warmen Körper durch das Hemd. Hitomi brachte nur ein nicken zu stande. "Das wäre beinahe schief gegangen." meinte er lächelnd. Hitomi stand langsam auf. Van tat es ihr gleich. Als plötzlich schüsse zu hören waren. "Allen!" rief Van und rannte zu der Tür. "Bleiben sie hier, folgen sie mir jetzt nicht!" rief Van ihr noch zu. Dann war er verschwunden. Van jagte die Treppe hinunter. Als er wieder im Festsaal ankam, Leute lagen auf dem Boden, schützend hatten sie ihre Hände über den Kopf gelegt. Geduckt trat er ganz in den Saal und eilte zur Treppe. Er spähte hinunter. Er konnte keinen Schützen erkennen, auch Allen war nicht zu sehen. Behutsam schlich er die Treppe hinab. Seine Hand glitt hinter seinen Rücken, er griff in seinen Hosenbund und zog seine Waffe hervor, entsicherte sie so leise wie möglich. Hinter einer Säule konnte er Allen erkennen, er schien verletzt. Sein Bein blutete. Auch Allen hatte seinen Freund entdeckt. Per Handzeichen verständigten sie sich. Alles in Ordnung mit dir? Fragte Van seinen Freund mit den ausgemachten Zeichen. Allen nickte. Wo sind sie? Fragte Van ihn als nächstes. Allen deutete auf die dicke Littfasssäule. Van stieg noch eine weitere Stufe hinab. Als plötzlich wieder Schüsse durch den Raum fegten. Sie hatten Van entdeckt und zielten auf ihn. Hektisch sprang er zurück hinter die Mauer der Treppe. "Verdammt!" entfuhr es ihm, eine der Kugeln hatte ihn gestriffen.An seiner Schulter floss Blut hinab. Sein Hemd färbte sich rot. Er versuchte wieder Stellung zu beziehen, seine Schulter schmerzte teuflisch. Er musste sich und seinen Freund irgendwie hier rausbringen, aber wie? Er konnte noch nicht einmal seine Waffe richtig halten. Als er plötzlich ein Geräusch dicht hinter ihm war nahm. Hitomi hockte hinter ihm. Sie streckte den Arm aus und griff nach seiner Waffe. "Was tust du da?" fragte Van ungläubig. "Es wird Zeit, das ich dir das Leben rette. Das bin ich dir schuldig." sie lächelte ihn an. Van löste den Griff und übergab ihr die Waffe. Einer völlig Fremden, schoss es ihm durch den Kopf, er musste den Verstand verloren haben. Leise entfernte sie sich. Allen beobachtete das Geschehen, er traute seinen Augen nicht. Van gab einer Frau seine Waffe, einer vollkommen fremden Frau. Allen kannte sie nicht. Wer ist diese Frau, die Van Fanel, den Eisblock zum schmilzen gebracht hat? Auf Allens Gesicht zeichnete sich ein lächeln ab. Natürlich war auch er sich der Gefahr bewusst, der Van sich gerade ausgesetzt hatte. Doch es war ein Schritt zurück in Menschlichkeit, auf den Allen schon so lange bei seinem Freund wartete. Und dann auch noch eine Frau. Allen versuchte noch mehr von ihr sehen zu können, doch er gab es schnell wieder auf nachdem sich sein Bein meldete. Er beschloss einfach ruhig sitzen zu bleiben und abzuwarten. Van sah ihr nach. Geduckt schlich sie um die Mauer herum und näherte sich über die obere Etage den Angreifern, die sich unten für sicher hielten. Hitomi konnte sie unter sich hören, wie tuschelten. Sie lugte vorsichtig über die Mauer. Gleich ist alles wieder in Ordnung, dachte sie und begann zu zielen. Nachdem sie die Beiden Männer erfasst hatte drückte sie ab. Zwei Schüsse ertönten. Hitomi hatte Beide getötet. Van spähte über die Mauer. Hitomi hatte sich auf der anderen Seite aufgerichtet. Doch plötzlich brach Panik los. Die Menschen stürmten auf die Ausgangstüren zu. Van wurde mehrmals fast mitgerissen. Er konnte sie nicht mehr sehen. Wo war sie nur? Immer wieder suchte er die Menschenmassen nach ihr ab. Nichts. Als er die Sirenen der Polizei hörte, gab er es auf. Er musste Allen von hier fort schaffen. Er sprang mit schnellen Schritten die Treppe hinunter und fiel bei seinem Freund auf die Knie. "Alles klar, Alter?" fragte Van und sah Allen an. Dieser lächelte ihn nur an und nickte schließlich. Dann zog Van seinen Freund hoch und verschwand mit ihm durch die hinter Tür. Sie wurden schon erwartet ein getarnter elektro Wagen stand am hinter Ausgang und wartete auf die Beiden. Nachdem beide untergebracht waren, düste der Transporter davon. Van war in seinen Gedanken wieder bei Hitomi. Sie hatte sich einen Platz in seinem Gedächtnis erkämpft und wollte anscheinend auch nicht wieder fort. Eine Stimmer riss ihn aus seinen Gedanken. "Wie ist das passiert?" fauchte eine Frauenstimme, sie kümmerte sich gerade um Allens Bein. "Es ist...!" begann Van, doch Allen unterbrach ihn und sah ihn fest an. "Ich habe nicht aufgepasst, tut mir leid. Ich wurde von einer weiteren Person überrascht." erklärte Allen der Ärztin. Eine weitere Stimme mischte sich in das Gespräch ein, "Van, du blutest!" meinte Merle entsetzt sie hatte das Gespräch im Rückspiegel verfolgt. "Ist halb so wild, Merle." versuchte Van sie zu beruhigen. Hitomi wurde am Handgelenk mit gerissen. Dylan war nachdem der Schusswechsel zu ende war und alle anderen aufgesprungen waren, ebenfalls aus seinem Versteckt gekrochen. Er hatte sie auf ihrem Weg zurück zu Van abgefangen. Er hatte anscheinend nichts davon mitbekommen, das Hitomi es war, die die Angreifer erschossen hatte.Und nun riss er sie unaufhörlich mit sich. Ihre Beine konnten sie kaum so schnell tragen. Ihre Mutter hatte schon in dem weißen Jeep platz genommen und wartete auf die Beiden. "Fahr schon los, Idiot!" brüllte Dylan, als er am Wagen mit Hitomi ankam. Schweigend saß sie neben ihrer Mutter. Sie blickte auf ihre Hände. Ihre Gedanken waren bei den Haselnussbraunen Augen und dem warmen Körper der sie gerettet hatte. Van, dachte sie. Ein schöner, außergewöhnlicher Name. Ein lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht. "Was grinst du so?" fauchte Dylan und ergriff grob mit einer Hand ihr Gesicht. Er zwang sie ihn anzusehen. Dann drückte er ihr Gesicht zur Seite. "Ach, Weib, du raubst mir den letzten Nerv." murmelte er gereizt und sah durch die getönten Scheiben nach draußen. Ihre Mutter warf ihr einen giftigen Blick zu, sagte aber nichts. Hitomi war so in Gedanken versunken das sie beinahe vergessen hatte, das sie immer noch bei diesem Widerling ausharren musste. Doch er holte sie mit seiner Aktion schnell wieder in die Wirklichkeit zurück. Und doch fühlte sie sich seit langem wieder Glücklich. Und das hatte sie Van zu verdanken. Van Fanel. Als sie Nachts im Bett lag galten ihre Gedanken ihm. Wo er wohl ist? Ob es ihm gut geht? Warum trug er überhaupt eine Waffe bei sich? Ob er für die Polizei arbeitet? Wer ist dieser Mann? Van Fanel, wer bist du? Viele Fragen geisterten durch ihren Kopf. Bis sie schließlich einschlief. Als sie in im Hause Fanel ankamen, stand dort bereits Gou Fanel und wartete auf seinen Sohn. Er machte sich Sorgen um ihm. Und er war furchtbar wütend. Ein Informant hatte ihn bereits darüber in Kenntnis gesetzt was geschehen war. Nervös lief er auf und ab. Als Van durch die Tür schritt kam ihm sein Vater entgegen. Allen humpelte nach Van durch die Tür. Als Gou das Blut auf Vans Hemd sah wurde ihm ganz anders. Er musterte seinen Sohn und ergriff mit beiden Händen das Gesicht seines Sohnes. "Geht es dir gut?" fragte er besorgt. "Ja, es geht mir gut!" antwortete Van genervt. Er war müde, seine Schulter schmerzte furchtbar und diese Frau ging ihm einfach nicht mehr aus dem Sinn. Immer wieder sah er ihre strahlend grünen Augen vor sich. "Van, was ist passiert." fragte Gou seinen Sohn. Van hatte sich abgewandt und stand am Fenster. "Es ist meine Schuld, ich habe nicht aufgepasst." schaltete sich Allen ein. Er kannte Van nur zu gut und wusste das dieser jetzt vor allem eins wollte. Seine Ruhe. Er war verwirrt darüber was diese Frau in ihm ausgelöst hatte. Allen wollte den Alten von Van ablenken. Van blickte über seine Schulter und wollte etwas sagen, ließ es dann aber. "Allen, lass gut sein. Ich weiß das dich keine Schuld trifft." sagte Gou ruhig und legte dem blonden Mann eine Hand auf die Schulter. Allen sah ihn nachdenklich an. Dann wandte sich der Alte ab und ging auf seinen Sohn zu. "Wo warst du Van?" fragte er ungeduldig. "Allen, hätte tot sein können. Also wo warst du, ich habe euch nicht umsonst beide hingeschickt." polterte er los. Doch Van drehte sich nur um und sah seinem Vater ins Gesicht. Dann ging an ihm vorbei und blieb kurz darauf noch einmal stehen. "Wenn du doch eh schon alles weißt, warum fragst du mich dann?" murmelte Van und ging dann weiter. Über den trotz seines Sohnes verärgert warf Gou sein Whisky Glas an die Wand. "Was war das für eine Frau?" fragte Gou schließlich wieder gefasster, als Van gerade die Tür erreicht hatte. Er hielt inne. "Ich weiß es nicht!" antwortete Van. Er wollte nicht das sein Vater nachforschungen über sie anstellte. Sie hatte es schon schwer genug mit diesem ekelhaftem Abschaum. Dann verließ der junge Fanel das Zimmer. Allen folgte ihm langsam. "Allen, sag ihm er soll seine Wunde noch versorgen lassen." meinte Gou nachdenklich. Diese Frau. Sie musste etwas sehr besonderes sein, wenn sein Sohn sie an ihn heran ließ. Ein lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. Er würde keine Nachforschungen anstellen. Noch nicht. Allen nickte Vans Vater zu. Dann folgte er Van. Vorher sammelte der blonde Mann noch die Ärztin ein. Millerna war mit ihm gegangen, den kleinen Koffer in der Hand, folgte sie ihm zum Zimmer von Van. Allen klopfte an und trat dann ein. "Van, Millerna wird deine Schulter versorgen. Und dir was für die Schmerzen geben." meinte Allen. Van stand am Fenster. Er trug immer noch das weiße Hemd, welches sich im Bereich der linken Schulter rot verfärbt hatte. Nachdenklich starrte er nach draußen. "Zieh dein Hemd aus und setz dich bitte, Van!" bat Millerna und deutete auf den Stuhl. Van zog sich das Hemd aus und stöhnte laut dabei auf. Dann setzte er sich. Allen beobachtete seinen Freund genau. Die Verletzung an der Schulter hatte ihn stark mitgenommen. Und in seinem Kopf tobten die Gedanken nur so. Doch solange Millerna noch da war würde er das Thema nicht anschneiden. Van würde niemals mit ihm darüber sprechen wenn sie im Zimmer war. Wenn er überhaupt darüber reden würde. Eigentlich machte der junge Fanel alles erst mit sich selbst aus. Allen konnte zur Zeit nur beobachten. Und das tat er. Er kannte Van lange genug um zu wissen, was in seinem Freund vorging. Allen hatte sich auf das Bett gehockt und sah Millerna zu wie sie die Wunde reinigte. Er hat mehr abgekriegt als ich dachte, ging es Allen durch den Kopf. Van starrte weiter vor sich hin, sein Blick schien abwesend, doch plötzlich. "Es tut mir leid, Allen." meinte Van und sah seinen Freund entschuldigend an. "Was?... Ach was, da kannst du nichts für Van." meinte Allen und hob beschwichtigend die Hände. "Nein, mein Vater hat recht, du hättest tot sein können." sagte Van und ließ den Kopf hängen. "Hey, wir haben nicht immer nur einen Gegner. Und wenn ich mit zweien nicht fertig werde, dann kann ich gleich in Rente gehen." scherzte der Blonde. Van lächelte schief. Millerna hatte die Wunde gereinigt und desinfiziert. "Ich spritze dir noch etwas gegen die Schmerzen." meinte die Ärztin und suchte in ihrem Koffer nach dem richtigen Medikament. "Da ist es ja!" murmelte die blonde Frau und zog eine Spritze auf. Nachdem Van versorgt war, packte Millerna ihre Sachen zusammen. "Gute Nacht, ihr zwei!" sagte sie lächelnd und warf Allen einen sehnsüchtigen Blick zu. "Gute Nacht, Millerna, danke das du so spät noch gekommen bist." sagte Van dankbar. Sie nickte ihm zu und verließ dann das Zimmer. Als Gou in seinem Schlafzimmer ankam schlich er leise zu seinem Bett, er wollte Varie nicht wecken. Doch sie rührte sich und schaltete das Licht ein. "Was ist mit unserem Sohn?" fragte sie Sorgenvoll. "Du bist ja wach!" murmelte Gou, wobei es ihn nicht sonderlich überraschte. Varie machte sich jedes Mal Sorgen um ihn, wenn er das Haus für einen Auftrag verließ. Sie hasste es das Gou ihn los schickte. Doch sie wusste auch das er keine andere Wahl hatte, es war Vans Schicksal. Er hatte nun einmal diese Kräfte." Er hat einen Streifschuss abbekommen, aber ansonsten ist er unversehrt geblieben. Dank seiner Retterin." meinte Gou und lächelte. "Retterin? ....Eine Frau?...." fragte Varie ungläubig und setzte sich auf. "Ja, Varie, unser Sohn wurde von einer fremden Frau gerettet." meinte Gou immer noch lächelnd. "Und stell dir vor, er hat ihr sogar seine Waffe gegeben." fügte Gou noch hinzu. Varie stutzte. "Wer ist sie?" fragte sie nun. Gou schüttelte den Kopf "Liebling, ich weiß es nicht, von Van werde wir es nicht erfahren. Er schützt sie. Van wird nicht wollen, das ich ihre Identität heraus finde und in ihrem Leben rumstocher." sagte Gou. "Unser Sohn, schützt eine fremde Frau." sprach Varie nachdenklich. Sie kannte ihren Sohn gut. Damals als Folken noch da war, war er ein Lebenslustiger Mensch. Immer freundlich und herzlich. Doch als er verschwand, verschwand auch ein Teil von ihrem zweiten Sohn. Van war auf einmal verschlossen und in sich gekehrt. Er hatte nie mit jemandem über diesen Verlust gesprochen. Allen war sein bester und einziger Freund. Mit ihm sprach er über viele Dinge, die dem Rest seiner Familie verborgen blieben. Varie hatte einmal versucht mit Allen über Van zu sprechen. Doch er hielt was ein wahrer Freund verspricht - kein Wort des Vertrauens ging über seine Lippen. Der nächste Morgen war angebrochen. Die Sonne schien in Hitomis Schlafzimmer. Dylan war wie jeden morgen schon früh aufgestanden. Hitomi hatte sich gerade umgedreht als sie in draußen vor der Tür toben hörte. "Oh nein", dachte sie und ihr Herz begann zu rasen. Dann flog auch schon die Tür auf und er polterte ins Zimmer. Er kam auf ihre Seite des Bettes riss die Decke weg und packte sie an ihren langen Haaren. Unter Schmerzensschreien folgte sie ihm. Im Arbeitszimmer angekommen lies er sie los und warf ihr eine Zeitung vor die Füße. Sie hob diese vom Boden auf. Sie war auf der Titelseite. Mit der Überschrift. "Millionen Erbe - Verlobte kurz vorm Selbstmord - Vom zukünftigen Ehemann in den Wahnsinn getrieben? Man konnte sie genau erkennen wie sie auf dem Dachrand stand und in die Tiefe blickte. "Willst du mich komplett lächerlich machen?" brüllte er sie an. Er kam dicht an sie heran. Sie konnte seinen Atem auf ihrer Haut spüren. Sie neigte den Kopf und sah zu Boden. "Was zum Teufel sollte das? Und wer ist dieser Typ?" Dylan tippte auf das verschwommene Foto. Ein Glück, dachte Hitomi, man kann ihn nicht erkennen. Sie sah Dylan an. Sein Kopf war rot angelaufen, er war rasend vor Wut. "Ich kenne ihn nicht." antwortete sie und sah ihn weiterhin an. Dann knallte es auch schon. Er hatte es tatsächlich getan. Benommen taumelte sie ein paar Schritte, dann fiel sie bewusstlos zu Boden. Blut lief auf den Holzboden. Er hatte sie wieder geschlagen. Er hatte ihr sein Whisky Glas vor den Kopf geschlagen. Als sie auf dem kalten Boden lag, sah er herablassend auf sie hinunter. Dann verließ er das Arbeitszimmer. Hitomi bekam von all dem nichts mit. Als sie wieder wach wurde befand sie sich in einen Krankenzimmer, jemand hatte sie ins Krankenhaus gebracht. Sie hatte wahnsinnige Kopfschmerzen. Vorsichtig schob sie die Beine aus dem Bett. Ihr wurde schwindelig. "Junge Frau, sie müssen liegen bleiben." hörte sie eine ältere Krankenschwester sagen, die eilig an ihr Bett gelaufen kam. "Sie sind schwer gestürzt. Sie haben eine Gehirnerschütterung. Und eine Platzwunde." erzählte die alte Dame. So nennt man das also jetzt, dachte Hitomi, wenn die wüsste, gestürzt? Von wegen. Doch Hitomi schwieg. Sie musste unbedingt weg von diesem Mann. Vielleicht war jetzt der richtige Zeitpunkt. Nachdem die Krankenschwester Hitomis Zimmer verlassen hatte, stand sie langsam auf. Immer noch war ihr schwindelig und ihre Beine gehorchten ihr nicht. Sie stütze sich an der Wand ab und tastete sich vor bis zu ihrer Tür. Sie verließ ihr Zimmer und ging zur Toilette. Als sie in den Spiegel sah, erschrak sie. Ihre rechte Gesichtshälfte war blau und grün. An der Stirn hatte sie eine Platzwunde, die anscheinend genäht werden musste. Vorsichtig strich sie mit den Fingern darüber. Es schmerzte. Draußen auf dem Flur hörte sie auf einmal aufgeregte Stimmen, dann hörte sie ihn, Dylan war da. Hitomi versteckte sich in einer der Duschkabinen. Sie hatte abgesperrt und verhielt sich still. Sie hörte wie jemand hinein kam. Kapitel 2: Ein neuer Anfang --------------------------- Ein neuer Anfang Jemand rüttelte an der Duschkabine. Hitomi stütze sich mit dem Rücken an der Wand ab, ihre Füße stemmte sie gegen die andere Seite. Sie hörte wie sich jemand nieder kniete und unter der Tür durch lugte. "Wo ist dieses Weib nur!" murmelte Ernesto. Er war der korpulente Mann, der Dylan auf Schritt und Tritt folgte, wie ein Schosshund. Als Hitomi hörte wie die Tür zu den Toiletten zu fiel und sich die Schritte entfernten, atmete sie tief durch. Langsam rutschte sie an der Wand hinab. Ihr Kopf brummte. Und ihr war noch immer schwindelig. Sie wusste nicht was sie jetzt machen sollte. Wo sollte sie nur hin. Ihre Gedanken glitten zu Van. Sie musste ihn finden, vielleicht konnte er ihr helfen. Sie wusste nicht wie lange sie noch dort gesessen hatte. Sie musste irgendwann eingeschlafen sein. Hitomi wurde wach, immer noch hockte sie in der Duschkabine. Ihr war kalt, sie trug ja nicht mehr als ihren Morgenmantel. Schließlich stand sie vorsichtig auf und öffnete die Tür. Dann trat sie an die Tür, die hinaus führte. Leise öffnete sie Tür einen Spalt und lugte hindurch. Es war niemand zu sehen. Sie öffnete sie weiter und streckte den Kopf raus. Die Besuchszeit musste vorbei sein. Aber wer wusste schon, ob Dylan nicht doch in ihrem Zimmer hockte, dort hin konnte sie nicht zurück. Schwankend trat sie aus dem Raum und tastete sich leise an der Wand entlang. Im Schwesternzimmer war auch niemand, aber eine Jacke hing am Hacken. Hitomi zog sie leise ab und striff sie sich über. Dann ging sie langsam weiter zum Treppenhaus. Sie würde sich hinten rausschleichen müssen. Als Van am nächsten Morgen aufwachte spürte er wieder den stechenden Schmerz seiner Schulter. Mit Schmerz verzogenem Gesicht richtete er sich auf. Die Sonne schien bereits und er konnte die Vögel singen hören. Es schien ein schöner Tag zu werden. Van stand langsam auf. Er fühlte sich schlapp und müde. Diese Schussverletzung hatte ihn ganz schön aus der Bahn geworfen, doch das war kein Vergleich dazu was diese Frau mit seinen Gedanken und Gefühlen angestellt hatte. Sofort hatte er wieder ihr Gesicht vor Augen. Van schloss die Augen und erinnerte sich an ihr lächeln. Unbewusst huschte auch ihm ein lächeln über die Lippen. Er verschwand im Bad und duschte. Wieder lief Blut an seiner Schulter hinab. Doch das warme Wasser tat seinen gezerrten Muskeln gut. Er genoss die Wärme und die Entspannung. Als er plötzlich lärm in seinem Zimmer hörte. Genervt seufzte er auf und stellte das Wasser ab. Er legte sich eines der großen Badehandtücher um die Hüfte und trat in sein Zimmer. "Merle, was machst du hier?" fragte Van, die aufgeweckte junge Frau mit dem rosa Haar. Diese wirbelte herum und wurde gleich rot. Sie war so verschämt bei Vans Anblick, das sie glatt die Zeitung fallen ließ. Er stand da mit nacktem Oberkörper und nassen Haaren und sah sie einfach nur an. "Ich...ähhh … ich... ich wollte dir nur schnell die Zeitung bringen, es steht etwas über den gestrigen Abend drin!" stotterte Merle, fing sich dann aber wieder. Sie hob die Zeitung auf und legte sie ihm auf seinen Tisch. "Ich bin dann mal weg?" meinte sie schnell und verschwand durch die Tür. "Was ist denn bloß los mit ihr?" dachte Van laut. Dann trat er an seinen Tisch und hob die Zeitung hoch. Merle hatte ihm die Seite schon zu recht gelegt. Doch so wie er der Zeitung entnehmen konnte hatten sie keine Spur in seine Richtung. Gelangweilt blätterte er weiter. Als er die Titelseite aufschlug blieb ihm die Luft weg. "Diese Schweine!" zischte er. Er sah Hitomi, direkt auf der Titelseite. "Millionen Erbe - Verlobte kurz vorm Selbstmord - Vom zukünftigen Ehemann in den Wahnsinn getrieben?" las Van laut. Das durfte nicht wahr sein, jetzt verstand er wieso sie auf dem Dach stand. Sie sollte diesen miesen Typ heiraten. Er ging in seinem Zimmer auf und ab. Er wusste von den Gewalttaten dieses Mannes. Doch was konnte er tun? Er konnte ja schlecht bei diesem Eckel anklingeln und sagen "Hey, ihre Verlobte kommt jetzt mir." Aber irgendetwas musste er doch tun können. Merle schloss schnell hinter sich die Tür und lehnte sich dagegen. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie war schon so lange in Van verliebt. Er hatte sie damals gerettet, als sie auf der Flucht vor den Handlagern ihres Vaters war. Sie hatte ihren Vater verraten, hatte der Polizei Informationen zu kommen lassen, sodass unzählige Menschen gerettet werden konnten, doch dann war sie es, die um ihr Leben rannte. Sie war Van direkt in die Arme gelaufen. Er hatte sie beschützt und diesen schwer bewaffneten Männern den gar ausgemacht. Merle wusste von den verschiedenen Orden, immer hin war sie die Tochter eines Mannes, der zum Zaibacher Orden gehörte. Sie hatte auch von den Kräften gehört, die diese Menschen besaßen, doch bei Van hatte sie diese zum ersten Mal gesehen. Er beherrscht die Elemtaren Kräfte des Wassers. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Doch er durfte diese Kräfte nur einsetzen wenn er keine Zuschauer hatte, er hatte schwer ärger bekommen, weil Merle diese Fähigkeit beobachtet hatte. Doch auch sie beherrschte eine dieser magischen Fähigkeiten, jedoch kamen sie bei ihr sehr unkontrolliert zum Vorschein. Deshalb nutzte Merle sie nur in äußersten Notfällen. Und nun war sie schon 4 lange Jahre bei den Fanels. Sie war nun 20 Jahre alt. Vans Mutter, Varie, hatte sich damals um die verstörte heranwachsende gekümmert. Es war so anders bei ihnen. Viel liebevoller. Merle brauchte eine Zeit, bis sie sich daran gewöhnt hatte, sie erwartete immer, dass man sie schlagen würde, so wie sie es von zu Hause gewohnt war. Für Van war sie so etwas wie seine kleine Schwester geworden. Doch Merle hegte ganz andere Gefühle für den jungen Mann, mit den wunderschönen braunen Augen. Die Frau, die aus ihr geworden war, sah er nicht. Er durfte nicht erfahren was sie für ihn empfand. Niemals. Hitomi hatte das Krankenhaus durch den Keller verlassen. Dort hatte sie einen Trainigsanzug gefunden. Sie hatte ihn angezogen und den Morgenmantel bei den Abfalleimern entsorgt. Doch sie musste immer wieder stehen bleiben und sich ausruhen. Immer noch war ihr schwindelig und sie kam nur langsam vorwärts. Sie hatte immer noch keine Ahnung wo sie Van finden sollte. Vielleicht konnte ihr die Bibliothek weiter helfen, dort gab es Computer mit Zugang zum Internet. Zum Glück war diese nicht zu weit entfernt. Als Hitomi dort ankam lief sie unauffällig zu einem der freien Computer. Schnell hatte sie gefunden wonach sie suchte. Die Familie Fanel war vor einigen Jahren ganz groß in der Presse gewesen. "Ältester Sohn des Fanels einfach verschwunden." las Hitomi. Wieder wurde ihr schwindelig. Das war alles zu anstrengend. Dann suchte sie eine Adresse. Königsallee 63, hier in Tokio, las Hitomi. Sie löschte die besuchten Seiten aus dem Verzeichnis und ging zum Ausgang. Die Frau am Empfang sah ihr nach. Irgendwo her kannte sie diese Frau. Dann fiel es ihr ein, sie hatte sich mit Dylan bei dieser Feier unterhalten. Die geheimnisvolle Frau mit dem tiefen Ausschnitt, dachte Hitomi spöttisch. Es wurde Zeit das sie hier verschwand. Wer weiß wie eng dieser Kontakt zwischen ihr und Dylan war. Sie war schon ein ganzes Stück entfernt als sie weit hinter sich quitschende Reifen hörte. Hitomi wusste was das bedeutete. Gut, das sie gelöscht hatte, wonach sie gesucht hatte. Sie versuchte sich zu beeilen, schweißperlen standen auf ihrer Stirn. Ihr war heiß und ihr Kopf donnerte mehr als zu vor. Als sie die Königsallee betrat, kam ihr eine Joggerin entgegen, sie hatte rosafarbenes Haar und einen Pferdeschwanz. Hitomi wurde schwarz vor Augen, sie fiel, doch Merle hatte blitzschnell reagiert und konnte sie abfangen bevor sie auf dem Boden aufschlug. Schnell fingerte sie ihr Handy aus der Tasche und rief Danny an, er war der Ersatzfahrer wenn Merle ausfiel oder mehrere Wagen im Einsatz waren. Keine Fünf Minuten später hielt ein Wagen an der Straße. Danny half Merle, die Bewusstlose ins Auto zu schaffen. Als sie gerade eingestiegen waren, bog ein weißer Jeep in die Straße. Merle kannte diesen Wagen. Er gehörte einem gewissen Dylan Lago, doch was wollte der hier? Merle blickte auf die Frau hinab. So wie du aussiehst, könntest du von ihm gekommen sein, dachte Merle und empfand Mitleid. Merle machte sich klein auf der Ladefläche als Danny das Fenster runter kurbelte. "Haben sie diese Frau gesehen?" fragte Dylan mit einem besorgten Gesichtsausdruck. Danny schüttelte den Kopf "Nein, an eine solche Schönheit hätte ich mich erinnert." erwiderte er mit einer hochgezogenen Augenbraue. "Na ja, trotz dem vielen Dank." sagte Dylan schmierig und fuhr weiter. Danny atmete erleichtert aus. "Du lügst immer besser!" grinste Merle. Dann sah sie wieder auf Hitomi. "Wir müssen sie nach Hause bringen, sie scheint Fieber zu haben. Und die Wunde an ihrem Kopf blutet noch." meinte Merle. Danny trat das Gaspedal und fuhr eine Runde um den Block, dann bog er wieder in die lange Einfahrt des Anwesens der Fanels ein. Als sie im Hof ankamen, zog Merle mit einer kräftigen Bewegung die Tür auf. Danny trug Hitomi ins Haus. Varie kam ihnen schon entgegen. "Was ist passiert?" fragte sie aufgebracht. "Ihr habt sie doch wohl nicht angefahren?" fügte sie ängstlich hinzu. "Nein!" sagte Merle entrüstet. "Ich wollte Joggen, da bog sie oben in die Straße und ist zusammen gebrochen, dann habe ich Danny um hilfe gebeten. Kaum war sie im Auto, fuhr dieser Dylan um die Ecke, er sucht nach ihr. Es würde mich nicht wundern... wenn er das war." endete Merle und sah auf Hitomi hinab. "Da hast du allerdings Recht. Sie hat Fieber. Die Ärmste. Kommt wir werden sie im Gästezimmer unterbringen." meinte Varie und ging neben Danny her. Merle blieb im Wohnzimmer zurück. Diese junge Frau sah einfach furchtbar aus. Varie hatte Hitomi versorgt und ihr einen kühlenden Umschlag auf die Stirn gelegt. Dann verließ sie das Zimmer und gönnte der Fremden ein wenig ruhe. Als sie im Wohnzimmer ankam, hielt Gou ihr eine Zeitung hin. "Du wolltest doch wissen wer sie ist." meinte Gou und hielt ihr die Zeitung hin. Varie griff nach der Zeitung und wollte Gou gerade von dem Gast berichten, als sie ihr Bild entdeckte. "Jetzt müssen wir nur noch wissen wo sie ist." meinte Gou triumphierend. Varie suchte nach Worten. Mit großen Augen starrte sie auf die junge Frau auf dem Bild. "Sie ist oben im Gästezimmer." brachte Varie Gedankenverloren hervor. "Was?" fragte Gou verwirrt. Varie schluckte, "Ja, Merle hat sie gerade gefunden. Sie wollte joggen und .... !" stockte Varie. Gou war an ihr vorbei gegangen und auf dem Weg nach oben. Wie hübsch diese Frau ist, dachte Varie, jedoch konnte man in ihrem jetzigen Zustand nicht viel davon erkennen. Varie ließ die Zeitung fallen und folgte ihrem Mann. Er konnte es nicht glauben, was redet seine Frau da für ein wirres Zeug. Doch als er im Zimmer stand glaubte er es. Er spürte einen Stich in seinem Körper, als er sah wie Dylan sie zugerichtet hatte. Er drehte sich um und schob seine Frau aus dem Zimmer. "Wir sollten warten, bis wir es Van sagen." meinte Gou und sah seine Frau an. "Worauf wollt ihr warten!" fragte Van. Er stand hinter ihnen. Seine Eltern sahen sich kurz an und stellten fest, dass sie es nun nicht ändern konnten. Gou stieß die Tür auf und bedeutete Van hinein zugehen. Van rollte mit den Augen. "Was kommt jetzt wieder?" fragte er und sah zwischen seinen Eltern hin und her. Als er begriff, dass sie ihm nicht mehr antworten würden, setzte er sich in Bewegung. Als er sie erblickte blieb er schlagartig stehen. Dann lief er eilig zu ihr. Er ergriff ihre Hand. Hitomi bewegte sich. Sie öffnete die Augen und sah ihn an. Sie konnte ihn nur verschwommen wahrnehmen, aber sie roch sein angenehmes Parfum, das er auch auf der Feier getragen hatte. "Van!" brachte sie mühsam hervor "Ich habe dich gefunden." Van empfand Schmerz und Wut. Es schmerzte ihn, sie so zu sehen. "Ja, das hast du." antwortete er ihr sanft. "Ruhe dich nur aus, hier bist du in Sicherheit." sagte er leise und strich über ihre Finger. "Van!" sagte sie noch, bevor sie die Augen schloss und vor Erschöpfung einschlief. Van stand auf und ballte die Fäuste. Dann drehte er sich um und marschierte an seinen Eltern vorbei. "Van, wo willst du hin? Was hast du vor?" rief seine Mutter aufgebracht. Sie folgte ihm gemeinsam mit Gou. Von dem Lärm aufgeschreckt, sah Merle die Treppe hinauf. Oben auf dem Treppenabsatz hatte Varie ihren Sohn eingeholt. Sie ergriff ihn am Arm und hielt ihn fest. Er musste sie ansehen. "Ich werde diesem Typen eine Lektion erteilen." brummte Van und seine Augen funkelten wütend. So kannte Varie ihren Sohn nicht. Erschrocken wich sie einen Schritt zurück. "Van, das hat doch keinen Sinn." hörte er seinen Vater. "Dann weiß er das sie hier ist." erklärte Gou. Schnaufend blieb Van bei ihnen stehen. Sein Vater hatte Recht. Dann würden sie schneller vor dieser Tür stehen, als ihm lieb war. Er durfte seine Familie und den Orden nicht in Gefahr bringen. Van drehte sich um und hieb mit der Faust auf die Wand ein. Er fühlte sich schwach und hilflos. Merle erschrak so sehr, dass sie ihr Glas fallen ließ. Van sah über seine Schulter zu ihr hinab. Mit hängenden Schultern trat er den Rückzug an. Was war nur los mit Van? Er reagiert doch nicht etwa so wegen dieser Frau? Eifersucht stieg in Merle auf. Ihre Gedanken rasten wild durcheinander. Ihr Traum schien gerade zu zerplatzen. Auch Varie war sehr überrascht über den Gefühlsausbruch ihres Sohnes. Und das wegen einer Frau, die er nur einmal gesehen hat. Ihr Sohn hatte sich anscheinend verliebt. Mit gemischten Gefühlen sah sie ihrem jüngsten Sohn hinterher. Gou hingegen hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen, endlich zeigte sein Sohn wieder Gefühle, er hatte seit dem sein Bruder verschwunden war, kaum noch eine Gefühlsregung gezeigt, er war zu allen freundlich, aber er konnte sich weder über etwas richtig ärgern noch lachte er herzlich. Doch anscheinend hatte es diese Frau geschafft ihn zurück ins Leben zu reißen. Gou Fanel wurde neugierig auf die Frau, die seinen Sohn so verändert hatte. Jetzt wurde es Zeit mehr über sie zu erfahren. Allen hatte ebenfalls Lärm gehört und war auf den Flur getreten. Er sah Van, wie er an ihm vorbei lief und im Gästezimmer verschwand, während seine Eltern die oberste Etage verließen. Allen humpelte seinem Freund hinterher und blieb in der Tür zu dem Zimmer stehen. Überrascht sah Allen, die Frau an, ja, es war diese eine Frau, der Van seine Waffe übergab und die ihnen beiden das Leben gerettet hat. Aber wie zum Teufel kam sie hierher? Und was war ihr zugestoßen? Allen kam vorsichtig näher. Er legte Van behutsam eine Hand auf die Schulter. "Dieses Schwein!" murmelte Van und wieder ballten sich seine Fäuste. "Beruhige dich, Van! Jetzt kann ihr nichts mehr passieren." sagte Allen sanft und ließ seine Hand auf Vans Schulter ruhen. "Wie ist sie denn überhaupt hier her gekommen?" fragte er plötzlich. Van sah ihn an und zuckte mit den Schultern. "Ich habe sie hergebracht." rief Merle von der Tür aus. Ein giftiger Ausdruck lag in ihrem Gesicht. Allen konnte es ihr ansehen, dass es ihr überhaupt nicht passte, dass Hitomi soviel Aufmerksamkeit von Van bekam. Aber warum? Sollte Merle in Van verliebt sein? Allen sah sie grübelnd an. Und auch Van hatte sich ihr zugewandt. "Ich habe sie beim Joggen aufgegabelt." fügte sie mürrisch hinzu. Und spürte wie ihre magische Kraft auszubrechen drohte. Dann wandte sie sich um und verschwand. "Was ist denn mit der los?" fragte Allen seinen Freund. Van zuckte nur mit den Schultern. Dann wandte er sich wieder Hitomi zu. Merle ertrug es nicht wie Van mit der Fremden umging, wie er sie ansah. Wie sanft er mit ihr sprach. Eilig lief Merle die Stufen hinab und zur Haustür hinaus. Sie brauchte dringend frische Luft. Tränen des Zorns liefen über ihre Wangen, sie war wütend auf Van und vor allem auf sich selbst. Wieso hatte sie so unbeherrscht reagiert, sie hatte es doch sonst immer geschafft ihre Gefühle zu verbergen und jetzt? Jetzt sollte das nicht mehr möglich sein? Nur weil Van sich anscheinend für diese Frau interessierte? Ja, was war eigentlich los mit Van? Noch nie hat irgendeine Frau etwas in ihm auslösen können. Was soll das auf einmal? Wütend trat Merle eine der Mülltonnen um, die an der Straße standen. "Mädchen, was ist denn los mit dir? Brauchst du Hilfe?" hörte sie auf einmal jemanden sagen, sie wusste wer sie dort ansprach. Jedoch hatte sie den weißen Jeep überhaupt nicht kommen hören. Sie wirbelte herum und sah ihn zornig an. "Nein, ich brauche keine Hilfe und Ihre schon gar nicht!" fauchte sie ihn an. "Hoho, ich wollte nur nett sein!" meinte Dylan und hob abwehrend die Hände. "Nett sein? Das können sie doch gar nicht!" gab Merle wütend zurück. Dann drehte sie sich um und lief die Straße hinunter. Der Jeep startete und fuhr neben ihr her. "Sag mal, du wohnst doch bei den Fanels, oder nicht?" fragte er sie neugierig. "Das geht sie gar nichts an." motzte sie und erhöhte ihr Tempo. "Ich glaube das geht mich sehr wohl was an, Mädchen, die Fanels haben da etwas was mir gehört." meinte Dylan beiläufig. Merle wurde heiß und kalt. Doch sie ließ sich nichts anmerken. "Nicht das ich wüsste!" antwortete sie und bog in den Park ab. Dorthin konnte der Jeep ihr nicht folgen. Ihre Gedanken stürzten durcheinander. Woher wusste er das? Hatte er sie doch gesehen? Oder war ein Spion im Haus ihrer Familie? Aber wenn sie diese Frau an ihn ausliefern würde, würde sie Van wieder für sich haben. Schnell schüttelte sie diesen Gedanken ab. Niemals. Nein, niemals würde sie ihre Familie verraten. Und auch nicht die, die bei ihnen Schutz fanden. Merle musste Gou informieren. Sie erhöhte ihr Tempo und suchte die Straße vor ihr nach dem Auto ab, das ihr die ganze Zeit an der Straße gefolgt war, doch es war nicht mehr zu sehen. Als sie die Straße überqueren wollte hörte sie quietschende Reifen, da war er wieder, er raste auf sie zu. Starr vor Schreck stand Merle auf der Fahrbahn. Kurz bevor der Wagen sie erfasste wurde sie von jemandem von der Fahrbahn gerissen. Sie stürzte mit dem Unbekannten auf den Gehweg. Als sie aufsah blickte sie einem dunkelhaarigen Mann mit blauen Augen ins Gesicht. Er musste ungefähr ihr Alter haben, schätze Merle. Dankbar sah sie ihn an und stand langsam auf, dann hielt sie ihm ihre Hand hin. Er ergriff sie und ließ sich von ihr aufhelfen. „Gerade noch mal gut gegangen.“ schnaufte der junge Mann. „Ich bin Ray!“ meinte er dann. „Ich danke Ihnen, aber wo kamen Sie denn auf einmal her?“ fragte Merle verwirrt. „Ich wollte zum Kiosk mir eine Zeitung kaufen, als ich Sie hier mitten auf der Fahrbahn stehen sah.“ Antwortete Ray ihr mit zuckenden Schultern. „Ja, sie waren wirklich meine Rettung.“ Meinte Merle und sah in die Richtung in die, der weiße Wagen verschwunden war. „Der Fahrer hat sie anscheinend gar nicht bemerkt!“ räumte Ray ein, als er ihren verträumten Blick sah. „Mh… ja, anscheinend.“ Antwortete Merle. Doch sie wusste es besser. Er hatte sie ganz genau gesehen. Dylan hätte sie auch angefahren, ohne mit der Wimper zu zucken. Ein widerlicher Mann, dachte Merle wütend. Nein, sie konnte nicht riskieren, dass diese fremde Frau zurück zu ihm kam. Früher oder später würde er sie töten, das wusste Merle, sie musste ihr helfen, egal wie es dabei um Van stand. Ray riss sie aus ihren Gedanken. „Wie heißen Sie eigentlich?“ fragte er plötzlich und sah sie neugierig an. Irgendetwas gefiel ihm an der Frau mit dem rosa Haar. „Was? Oh, Entschuldigung, ich heiße Merle. Merle Kagora.“ Meinte Merle und streckte ihm eine Hand entgegen. „Sie meinen von dem Kagora? Dem Kagora vom Zaibacher Orden?“ mit ungläubigen Blicken sah er sie an. „Oh, ich sehe sie sind eingeweiht“, flüsterte Merle „Ja, aber du kannst ruhig du sagen. Es ist lange her. Ich lebe nicht mehr bei meinem Vater, schon lange nicht mehr.“ Fügte Merle mit einem lächeln hinzu. „Ich muss jetzt los. Ich habe noch etwas zu erledigen.“ Sagte sie dann und lief weiter. „Aber wo kann ich dich finden?“ rief Ray ihr nach. „Ich werde dich finden!“ gab sie zurück. Verwundert sah Ray ihr nach. Gou hatte in der zwischen Zeit seinen engsten Vertrauten damit beauftragt, das Leben dieser Frau einmal unter die Lupe zu nehmen. Vargas war nun schon über eine Stunde verschwunden. Er würde Gou darüber aufklären können, wer sie war und was sie in ihrem bisherigen Leben erlebt hatte. Vargas war Spezialist auf diesem Gebiet. Er fand alles heraus, die noch so geheimsten Dinge, die von den Menschen am meisten versteckt wurden, konnte er aufdecken. Vargas war schon viele Jahre engster Freund der Familie und auch schon lange an der Seite des Oberhauptes des Ordens der Escaflowne. Gemächlich zog der alte Fanel an seiner Zigarette. Er stand am Fenster und blickte über die Einfahrt als er sah wie Merle um die Ecke bog und die lange Auffahrt hinauf marschierte. Ein lächeln wanderte über seine Lippen. Sie hatte sich so verändert. Sie war selbstbewusst und außerordentlich hübsch geworden, wenn doch nur diese rosa Haare nicht wären, dachte Gou mürrisch. Aber so war sie, die Jugend von heute. Und doch war sie für ihn wie eine Tochter geworden, ja, sie war ihm die Tochter die er und Varie nicht hatten bekommen können. Traurig dachte er an Farina zurück. Sie wäre die jüngste im Bunde gewesen und jetzt ungefähr 12 Jahre alt, doch das kleine Mädchen starb wenige Tage nach der Geburt. Varie war damals Monate lang nicht mehr ansprechbar gewesen. Und kurz darauf war auch noch Folken verschwunden, doch selbst Vargas hatte ihn nicht aufspüren können. Doch Varie gab die Hoffnung nicht auf, sie glaubte fest daran, dass ihr Sohn noch lebte. Als er aus seinen Erinnerungen aufblickte war Merle aus seinem Sichtfeld verschwunden. Als er sich umdrehte um die Zigarette auszudrücken stand sie in der Tür. Die Hände in die Hüfte gestemmt sah sie tadelnd an. „Du sollst nicht so viel rauchen.“ Ermahnte sie ihn. Dann trat sie näher und umarmte ihren Ziehvater liebevoll. „Ich habe heute nicht viel geraucht.“ Räumte er ein. Merle zog ein wissendes Gesicht, dann wurde sie ernst. „Er weiß, dass sie hier ist, Dylan weiß das …. diese… !“ Gou unterbrach ihre Ausführung „Hitomi!“ sagte er leise. „Ja, er weiß, dass sie hier ist.“ Fuhr sie fort. „Woher willst du das wissen?“ fragte Gou mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Weil er mir gesagt hat, das wir etwas haben das ihm gehört. Danach hätte er mich fast überfahren.“ Sprach Merle zu ende. Gous Augen weiteten sich. „Er wollte dich überfahren?“ fragte er aufgeregt. Dann wurde er jedoch wieder ruhig. „Es spielt keine Rolle, dass er weiß, dass sie hier ist.“ Sagte er dann und trat wieder an das Fenster. „Aber interessiert es dich gar nicht das er bescheid weiß?“ brachte Merle aufgebracht hervor. „Doch schon, aber zurzeit kann ich es nicht ändern, viel weniger gefällt mir das er dich überfahren wollte. Vielleicht sollte ich deinen Bruder doch auf ihn ansetzten.“ Meinte er nachdenklich und verließ eilig den Raum. „Van ist nicht mein Bruder.“ Rief Merle ihm nach. Gou blieb stehen. Er senkte den Kopf. „Ich weiß!“ antwortete er ihr und ging weiter. Dylan tobte ihm Auto, was fiel diesem Passanten ein. Er konnte sich doch nicht einfach einmischen. Dieses vorlaute Weib hatte es nicht anders verdient. Er hätte sie voll erwischt, aber dann funkt dieser Typ dazwischen. Ernesto saß auf dem Beifahrersitz und schwieg. Er wusste, dass jedes Wort zuviel sein könnte, also hielt er es für sicherer nur zu sprechen wenn er dazu aufgefordert wurde. „Und das andere Weib findet Unterschlupf bei diesen Verbrechern.“ Schnaufte er weiter. „Wenn die raus finden wer sie wirklich ist, bekommen wir ein ernstes Problem.“ Mit zusammen gekniffenen Augen sah er Ernesto an. „Wir müssen sie da wieder rausholen, so schnell wie möglich.“ Fauchte er. Jetzt konnte Ernesto nicht länger schweigen. „Das wäre Selbstmord, die Villa der Fanels ist die reinste Festung. Da kommt keiner rein, der nicht rein soll.“ Versuchte er seinen Boss zu überzeugen. „Oh, ihr werdet reinkommen und wagt euch nicht ohne dieses Biest wieder zu kommen.“ Brüllte er seinen Untergebenen an. Kapitel 3: Geheimnisvolle Fremde -------------------------------- Geheimnisvolle Fremde Gou klopfte leise an die Tür des Gästezimmers bevor er die Tür einen Spalt öffnete und hineinsah. Van hockte an ihrem Bett, neben ihm stand eine Schüssel mit kaltem Wasser. Er wechselte in kurzen Abständen, die Umschläge auf ihrer Stirn. Sie hatte immer noch hohes Fieber. Doch wenigstens hatte die Platzwunde am Kopf aufgehört zu bluten. Als er das Klopfen hörte rutschte er auf dem Stuhl herum und sah zur Tür. „Van, ich muss mit dir reden.“ Flüsterte Gou. „Jetzt?“ flüsterte Van genervt zurück. Gou nickte und sein Sohn erhob sich. Er warf einen letzten Blick auf Hitomi und folgte seinem Vater auf den Flur. Fragend sah Van seinen Vater an. „Er weiß, dass Hitomi hier bei uns ist.“ Meinte Gou. „Aber? .... woher?“ fragte Van seinen Vater aufgebracht. „Das weiß ich noch nicht. Wir müssen vorsichtig sein Van, vielleicht ist jemand unter uns, dem wir nicht länger trauen können.“ Flüsterte der Alte. „Ich werde die Familie unauffällig von hier fort bringen, alle Angestellten bleiben hier, es kommen nur die mit denen ich trauen kann.“ Sagte Gou leise. „Was ist mit Hitomi?“ fragte Van sorge spiegelte sich in seinen Augen wieder, er wusste das sein Vater sie nicht kannte, er konnte ihr nicht vertrauen. Doch wenn er sie zurücklassen würde, würde er auch seinen Sohn zurücklassen, Van würde nicht ohne sie gehen. „Wir nehmen sie selbstverständlich mit.“ Sprach sein Vater und sah Van irritiert an. „Aber, du kennst sie doch gar nicht? Wie…?“ Gou unterbrach seinen Sohn. „Du vertraust ihr.“ Antwortete er ihm und wandte sich zum gehen. „Danke.“ Meinte Van leise und brachte ein lächeln zu stande. Gou erwiderte sein lächeln. „Ach Van, du kannst diesem Widerling von Dylan Lago, gern einen Besuch abstatten. Er hat es heute fast fertig gebracht Merle anzufahren.“ Gou wurde zornig bei dem Gedanken, dass dieser Typ seine Ziehtochter töten wollte. Nun würde er der Gejagte sein. Vans Augen weiteten sich vor schreck, dann aber bildete sich ein kaltes Lächeln auf seinem Gesicht. „Mit dem größten Vergnügen.“ Meinte Van. „Van, da Allen noch nicht wieder fit ist. Nimm dir bitte Gardes und Merle mit.“ Fügte Gou noch hinzu. „Und gib Acht auf dich, hörst du Van? Jagd ihm ein bisschen Angst ein und dann kommt zurück.“ „Ja!“ antwortete Van, er war mit seinen Gedanken schon bei diesem Lago. „Van, ich mein es ernst. Ich brauch dich hier. Du musst aufpassen, sonst blass ich die Sache ab.“ Murrte Gou seinen Sohn an. „Ja, ich habe verstanden.“ Sagte Van ernst. Dann machte er sich auf den Weg in sein Zimmer. Dort angekommen stieg er in die schwarze Trainingshose und zog ein schwarzes T-Shirt an. Nachdem er sich die Schuhe zu gebunden hatte machte er sich auf den Weg zu Gardes. Als Van das Zimmer betrat, traute er seinen Augen nicht. Der Mann mit dem er sich auf den Weg machen sollte lag wild knutschend mit einer Frau im Bett. Van räusperte sich. Die Beiden schraken auseinander. Gardes sah den Sohn des Oberhauptes verwirrt an. „Los, zieh dich an, wir haben zu arbeiten.“ Meinte Van energisch, als Gardes ihn einfach nur ansah. Schnell sprang dieser aus dem Bett und suchte seine Kleidung zusammen. „Ich warte im Wagen auf dich.“ Murmelte Van noch, dann war er auch schon auf dem Flur verschwunden. Gardes fluchte laut während er sich beim suchen der restlichen Sachen anzog. „Immer kommt er in den passensten Momenten. Bleib schön hier und warte auf mich.“ Er drückte der rothaarigen Frau einen Kuss auf die Lippen dann stürmte er aus der Tür. Van hatte Merle im Wohnzimmer aufgegabelt. Sie saß auf der Couch und las wieder irgendetwas. „Hey, alles in Ordnung bei dir?“ fragte Van besorgt. Merle sah ihn perplex an, bis ihr die Sache vom Mittag wieder einfiel. „Ja, danke Van, es ist alles in Ordnung, ich hatte einen Schutzengel.“ Meinte Merle kichernd. „So?“ meinte Van und zog misstrauisch eine Augenbraue hoch. Merle verdrehte die Augen. Dann stand sie auf. „Wo soll es denn hingehen?“ wechselte sie das Thema. „Dylan Lago!“ sagte Van grinsend. Merle wurde ganz anders. „Was?“ fragte sie aufgerüttelt, sie war von der Couch aufgestanden und sah ihn schockiert an. „Weiß dein Vater davon?“ fragte sie weiter. „Er schickt mich.“ Antwortete Van ihr triumphierend. Merle hatte ein ungutes Gefühl dabei. „Wir sollten da nicht hin gehen, Van.“ Versuchte sie ihn umzustimmen. „Du kannst auch gerne hier bleiben, du musst mich nicht begleiten.“ Sagte Van ungeduldig, dann setzte er seinen Weg fort. Merle stand unschlüssig da. Mit einem murren zerrte sie ihre Jacke von der Lehne und folgte Van eilig. Gardes stolperte hinter ihr die Treppe runter. „Nun mach schon.“ Fauchte Merle ungehalten. Immer kam dieser Typ zu spät. Genervt lief sie vor ihm zur Haustür hinaus und verschwand in den Garagen. Van lehnte an der Hauswand und starrte ins leere. Merle warf ihm einen flüchtigen Blick zu. Es gefiel ihr nicht, das Gou ihn zu diesem Mann schickte. Sie befürchtete das Van die Kontrolle verlieren könnte, da anscheinend so viel Gefühl mit im Spiel war. Es war Gefährlich für alle, wenn einer aus der Reihe tanzte. Knurrend stieg sie in den Transporter und ließ ihn an. Sie atmete noch einmal tief durch und trat behutsam auf das Gaspedal. Neben Van hielt sie an. Auch Gardes war inzwischen angekommen. Van stieg auf den Beifahrersitz, während Gardes hinten auf der Ladefläche platz nahm. Dann fuhren sie los. Immer wieder warf Merle Van einen Blick aus dem Augenwinkel zu. Er war ruhig, wie vor jedem Einsatz, Hoffnung keimte in Merle auf. Alles wird gut gehen, nichts wird ihm geschehen, dachte sie mutig. Doch irgendetwas war anders an ihm. Aber sie konnte nichts an ihm ausmachen, was ihren verdacht bestätigen würde. Vargas klopfte an die Tür seines Chefs und besten Freundes. Gou drehte sich ihm neugierig entgegen. „Keine guten Neuigkeiten, Gou!“ meinte Vargas und schloss hinter sich die Tür. „Was meinst du? Betreffen die schlechten Nachrichten unseren Gast?“ fragte er nun misstrauisch und verengte seine Augen zu schlitzen. „Nein, ich habe etwas Überraschendes herausgefunden, aber nichts Beunruhigendes. Viel mehr macht mir dieser Dylan Lago zu schaffen. Er ist einer vom Zaibacher Orden, er ist der Sohn des alten Miguel Del Castro el Lago, der Sohn des Anführers.“ Sagte Vargas ernüchternd. Gous Augen weiteten sich panisch. Schnell griff er zu seinem Handy. „Geh schon ran, Van!“ murrte der Alte. Er lief nervös auf und ab. Van durfte keinesfalls mit ihm aufeinander treffen. Er würde direkt in das Nest dieser Bande geraten. Er musste es verhindern. Doch er konnte seinen Sohn nicht erreichen. Dann versuchte er es bei Merle. Kurze Zeit später meldete sich ihre Stimme am anderen Ende. „Ja, was gibt’s?“ fragte sie. „Merle, alles abbrechen, bring Van wieder nach Hause, hörst du? Sofort.“ sprach Gou aufgebracht. „Ja, habe verstanden.“ Dann hörte er das Klicken, sie hatte aufgelegt. Erleichtert ließ sich der alte Fanel auf die Couch fallen. Vargas setzte sich ihm gegenüber. „Sie sollten ihm einen Besuch abstatten, habe ich Recht?“ fragte Vargas leise. Gou nickte ihm zu. Dann sah er ihn fest an. „Sag schon, was hast du herausgefunden.“ Forderte Gou seinen Freund auf. „Es war nicht leicht an diese Informationen ran zu kommen, ihre Akte trägt das rote Siegel. Aber durch meine guten Kontakte zum Sumatki – Schrein durfte ich sie einsehen. Sie ist eine der Besten Kendo -Kämpferinnen, die der Sumatki - Schrein je ausgebildet hat. Und nicht nur das, sie beherrscht jegliche Kampfsportarten und war lange für den Orden der Gaianer tätig. Bis alle aus diesem Orden getötet wurden, sie ist die Letzte. Und diesen Dylan Lago, hat sie ihrer Mutter zu verdanken. Sie stammt aus ärmlichen Verhältnissen und wollte ihre Tochter an diesen Typ verkaufen um sich ein schönes Leben machen zu können.“ Erzählte Vargas. Gou hörte ihm gespannt zu. „Dann weiß sie auch das Dylan zu dem Zaibacher Orden gehört, sonst hätte sie ihn schon längst ins jenseits befördern können.“ Schlussfolgerte Gou. Vargas nickte „Ja, wahrscheinlich hast du Recht.“ meinte Vargas. „Die letzte vom Orden der Gaianer. Dann müsste sie auch eine dieser speziellen Fähigkeiten haben? Ich habe nie gewusst, dass die Kanzaki Familie dazu gehörte, obwohl wir einmal verbündete waren. Na ja, wir haben vermutlich großes Glück gehabt, das sie den Weg hierher gefunden hat. Wenn Lago das rausbekommt ist sie tot. … Aber vermutlich weiß er das schon, warum sonst sollte er sie suchen, aus Liebe garantiert nicht.“ Rätselte Gou. „Danke, Vargas, wie immer sehr gute Arbeit.“ Dann stand Varie in der Tür. „Wir wären soweit, hallo Vargas, du bist zurück, das ist schön.“ Meinte sie und lächelte den großen Mann an. Gou erhob sich und legte Vargas eine Hand auf die Schulter. „Wir verschwinden hier.“ Flüsterte er seinem Freund zu. Vargas Augen verengten sich, er ahnte warum Gou diesen Schritt tat, hier waren sie nicht mehr sicher. „Ich möchte, dass du heraus findest wo diese undichte Stelle ist und sie beseitigst.“ Flüsterte Gou ihm zu. Vargas nickte und verschwand im Flur. Krachend ging die Haustür auf. Van raste vor Wut. Er stapfte zu dem Arbeitszimmer seines Vaters. Auf dem Weg dorthin lief er seiner Mutter in die Arme. „Van, was ist denn los?“ fragte sie ihren Sohn, der sie wild anfunkelte. Er drängte sich an ihr vorbei. „Was soll das?“ machte er seinen Vater an. „Es war nicht sicher, Van.“ Antwortete Gou ihm gelassen, er hatte schon damit gerechnet das sein Sohn so reagieren würde. Schnaufend drehte Van sich um. „Van, ihr wärt in ein Wespennest gelaufen. Er ist sein Sohn. Hörst du, was ich sage, er ist der Sohn unseres mächtigsten Gegners.“ Erklärte Gou. „Ich habe keine Angst vor ihm.“ Brüllte Van und drehte sich zu seinem Vater um. „Das weiß ich, aber du bist mein Sohn und ich werde nicht zulassen, dass du dich in eine ausweglose Situation bringst. Ich werde dich schützen, solange es mir möglich ist.“ Auch Gou war lauter geworden. Schließlich gab Van nach und verließ das Zimmer. Varie war in der Tür stehen geblieben und hatte den Streit verfolgt. Ihre Stimme ließ ihn innehalten. „Van? Kümmere dich bitte darum das Hitomi gut versorgt ist, bevor wir aufbrechen.“ Sagte sie sanft. Sie war näher gekommen und berührte Van an der Schulter. Er ließ es geschehen und sah seine Mutter dankbar an. „Ja, das werde ich.“ Antwortete er ihr ruhig. „Was macht deine Verletzung?“ fragte Varie besorgt. „Es geht.“ Sagte Van und lächelte ihr sanft zu, dann strich er seiner Mutter über die Hand und ging weiter. Auch Merle und Gardes kamen nun zur Haustür hinein. Sie hatten Vans Wutausbrüche auf dem ganzen Rückweg ertragen müssen. Merle hatte sogar die Türen verriegelt, damit er nicht auf eigene Faust loszieht. Nun wollte auch Merle den Grund für den Rückzug genau wissen. Varie nahm sie in empfang und berichtet ihr was Vargas herausgefunden hatte. Doch Merle wusste genau, dass Van ihm irgendwann gegenüber stehen würde. Und dann gab es niemanden mehr, der ihn schützen könnte. Traurig senkte sie den Kopf und machte sich auf den Weg zu ihrem Zimmer. Sie hatte noch einiges zu packen, das sie mitnehmen wollte. Doch vorher wollte sie bei der Kranken vorbeischauen. Als sie gerade das Zimmer betreten wollte, hörte sie Van, er sprach mit ihr. Sie musste aufgewacht sein. „Schön, dass es dir etwas besser geht.“ Sagte Van sanft. Er stand an ihrem Bett und sah sie an. Sie hatte immer noch glasige Augen aber sie erholt aus. Sie streckte ihm ihre Hand entgegen und zog ihn runter auf das Bett. Van setzte sich und sah sie an. „Ich bin wirklich froh, dass ich dich wieder gefunden habe, aber… ich werde bald gehen müssen. Es ist zu gefährlich für euch, wenn ich bleibe.“ Sagte sie leise. Ihre Stimme schwankte und sie wich dem Blick von ihm aus. Warum nur fühlte sie sich immer so wohl wenn er in ihrer Nähe war? Sie wollte nicht gehen, sie wollte bei ihm bleiben, ihn besser kennen lernen. Immer in diese wunderschönen Augen sehen. Sie spürte wie ihr Herz aufgeregt zu schlagen begann, als er seine Hand unter ihr Kinn legte und ihr Gesicht sanft anhob, damit sie ihn ansah. „Wenn du nicht gehen willst, musst du das auch nicht. Wir wissen bereits mit wem wir es zu tun haben.“ Sagte Van ruhig und lächelte leicht. Bei ihr fühlte er sich ausgeglichen und außerordentlich ruhig. Nichts von der Anspannung, die er gerade noch empfunden hatte war mehr da. Keine Nervosität. Und auch die Leere die Jahrelang besitz von ihm ergriffen hatte war fort. Ja, er fühlte sich wohl. Glücklich. Und das obwohl er sie überhaupt nicht kannte. Sie hatte ihn befreit aus der kalten Welt in der er der Gefangene gewesen war. Er vertraute einer Frau, die er noch nie zuvor gesehen hatte. War in ihren Bann gezogen worden. Nein, er würde sie nicht einfach so gehen lassen. Hitomi sah ihn erstaunt an. Damit sie besser verstehen konnte, schloss Van die Augen und konzentrierte sich. Dann streckte er eine Hand aus. Langsam bildete sich ein kleiner Wasserwirbel auf seiner Handfläche. Hitomi beobachtete ihn gespannt. Dann streckte sie ihre Hand nach dem Wasser aus. Ja, er hatte tatsächlich Wasser auf seiner Handfläche erzeugt. Wie hatte er das nur gemacht? Doch auch Hitomi hatte eine dieser unglaublichen Fähigkeiten. Warum erstaunte es sie nur so? Er musste auch zu einem der Orden gehören, dachte sie fasziniert. Sie sah ihm ins Gesicht. Immer noch konzentrierte er sich, hatte die Augen noch geschlossen. Schließlich schloss er die Hand zu einer Faust. Das Wasser war verschwunden. Dann öffnete er die Augen und sah sie lächelnd an. Hitomi erwiderte sein lächeln. Einen Moment lang tauchten die Beiden tief in die Augen des anderen ein. „Wer bist du, Van Fanel?“ fragte Hitomi ihn, immer noch mit diesem magischen lächeln auf den Lippen. Van sah sie an. „Ich gehöre dem Orden der Escaflowne an. Und habe deshalb die Kraft des Wassers auf meiner Seite.“ Erklärte er leise. „Ich kenne diesen Orden, früher waren der Orden der Escaflowne und der Orden der Gaianer mit einander verbündet. Haben zusammen gekämpft. Doch irgendetwas hat die beiden Orden getrennt. Ich bin die Letzte die übrig ist. Ich bin allein.“ Meinte Hitomi traurig. „Nein, das bist du nicht.“ Sagte Van und schüttelte den Kopf. Hitomi sah ihn dankbar an. „Wir werden hier gleich verschwinden. Mach dich soweit fertig, ich komm dich abholen.“ Meinte Van und stand auf. Als er die Tür fast erreicht hatte rief sie ihn. „Van?“ er drehte sich zu ihr um. „Ich danke dir.“ Sagte sie aufrichtig. „Wofür?“ fragte Van und zuckte mit den Schultern. Dann warf er ihr ein verschmitztes Lächeln zu und verschwand durch die Tür. Als Merle hörte, dass er sich der Tür näherte sprang sie davon. Sie ging in ihr Zimmer und packte ihre Sachen. Es war das erste Mal das sie nichts fühlte wenn sie an Van und diese Frau dachte. Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Das Gesicht des jungen Mannes, der ihr zur Hilfe gekommen war, huschte vor ihrem inneren Auge vorbei. Was? Dachte Merle verdutzt. Sie schüttelte den Kopf und griff nach ihrer Jacke, sie war so weit. Varie klopfte an Hitomis Zimmer an und trat ein. Sie hatte einige Kleidungsstücke über dem Arm. „Hallo.“ Sagte sie freundlich und schloss die Tür. Langsam ging sie auf Hitomi zu. Hitomi erwiderte die freundliche Begrüßung. „Ich habe dir ein paar Sachen mitgebracht.“ Erklärte Varie und legte sie über einen Stuhl. Dann setzte sie sich zu Hitomi aufs Bett. „Wie geht es dir?“ fragte Varie besorgt. „Ich habe immer noch Kopfschmerzen, aber ansonsten geht es mir schon wieder gut, danke!“ antwortete Hitomi. Varie ergriff Hitomis Hand. „Weißt du, seit dem du meinem Sohn begegnet bist, hat er sich vollkommen verändert. Du scheinst ihm sehr wichtig zu sein. Und wenn du ebenso empfindest, dann bitte bleib und enttäusch ihn nicht.“ Sagte Varie und blickte Hitomi flehend an. „Was… ich…?“ stammelte Hitomi. „Van, hat eine schwere Zeit hinter sich, ich denke er sollte dir das lieber selbst erzählen. Und ich möchte dich auch zu nichts überreden, aber ich bitte dich inständig, sei ehrlich zu meinem Sohn.“ Varie drückte Hitomis Hand und stand dann auf. Sie verließ das Zimmer so leise wie sie gekommen war. Hitomi blieb nachdenklich zurück. Dann stand sie auf und verschwand mit den Kleidungsstücken im Bad. Ihre Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Nach dem sie eine Jeans und ein T-Shirt angezogen hatte, begutachtete sie ihr Gesicht im Spiegel. Es war immer noch blau und grün. Die Platzwunde war krustig und immer noch geschwollen. Ja, sie sah grauenhaft aus. Sie würde nie mehr zu diesem Mann zurückkehren. Und wenn nur um eins mit ihm zu tun. Um ihn umzubringen. Und wenn es ihren Tot bedeuten würde. Sie trat aus dem Bad und öffnete die Tür zum Balkon. Sie roch die frische Sommerluft. Wieder glitten ihre Gedanken zu den Worten von Vans Mutter und zu Van selbst. Ja, er war ihr sehr sympathisch und sie fühlte sich zu ihm hingezogen, aber sie kannte ihn doch gar nicht richtig. Und doch spürte sie wieder wie ihr Herz einen Sprung tat wenn sie an ihn dachte. Ein lächeln glitt über ihre Lippen. Sollte sie sich in ihn verliebt haben, ohne ihn wirklich zu kennen? Sie hatten in dieser kurzen Zeit schon mehr vertrauen zu einander gezeigt, als Menschen die sich länger kannten, überlegte sie. Wieder sah sie seine braunen Augen vor sich. Ein wohliges Gefühl breitete sich in ihr aus. Als sie sich umdrehte stand er bereits in der Balkontür und sah sie lächelnd an. Erstaunt registrierte sie, dass er sie einfach nur beobachtet hatte. Sie trat auf ihn zu. „Du bist ja schon wieder hier?“ sagte sie leise. „Ja, wir wollen los. Bist du soweit fertig?“ fragte er sanft. Hitomi nickte. Van drehte sich um, sie folgte ihm ins Zimmer. Sie hatte die restlichen Sachen, die Vans Mutter ihr gebracht hatte in einem Rucksack verstaut. Dann verließen sie das Zimmer und gingen nach draußen. Sie warteten auf die anderen. Hitomi fröstelte in der frischen Sommerluft. Sie hatte ihre Jacke bereits im Auto. Van hatte bemerkt das sie fror und zog sich seinen Pullover über den Kopf. „Bitte.“ Sagte er und hielt ihr den Pulli hin. „Dankeschön.“ Erwiderte sie verlegen. Sie streifte den blauen Pullover über, welcher nach ihm und seinem Parfum roch. Wohlig sog sie den Duft ein. Sie warf ihm einen dankbaren Blick zu. „Besser?“ fragte Van und beobachtete sie forschend. „Ja, danke, das ist schon viel besser.“ Antworte sie ihm. Dann gesellte sich Allen zu ihnen. Er humpelte immer noch. „Hallo!“ sagte er freundlich und hielt Hitomi eine Hand hin „Ich bin Allen Shezar.“ Hitomi ergriff seine Hand. „Ich bin Hitomi, Hitomi Kanzaki.“ „Das weiß ich schon, immerhin hast du mir und Van das Leben gerettet.“ Meinte der Blonde. Hitomi errötete ein wenig. „Ach, das hättet ihr auch allein geschafft.“ Meinte Hitomi. Schließlich trafen auch die anderen vor der Garage ein. Alle wurden auf die vier Wagen aufgeteilt. Als letzter traf Vargas ein. Er hatte seine Arbeit erledigt, hatte den Eindringling ausfindig gemacht und beseitigt. Sobald sie im Versteck ankommen würden, würde er Gou informieren. Kapitel 4: Neues Quartier ------------------------- Neues Quartier Auf der Fahrt zu der neuen Unterkunft sprach niemand ein Wort. Hitomi saß zusammen mit Van, Allen, Gardes, Millerna und Vargas in einem der Wagen, als Fahrer saß Merle hinter dem Steuer. Immer wieder sah Millerna die Fremde aus dem Augenwinkel an. Sie war hübsch, ja, eine wirklich schöne Frau, mal von den blauen Flecken abgesehen. Ihr Blick pendelte zwischen ihr und Van hin und her. Auch der blonden Ärztin war nicht entgangen das die Beiden mehr füreinander empfanden. Dann fiel ihr Blick auf Allen. Er saß verträumt neben Van. Sein Blick war abwesend. Wahrscheinlich hat er schmerzen, dachte Millerna und dachte an seine Beinverletzung. Wie lange nun bemühte sie sich schon um den blonden Mann, doch er schien nichts von ihren Avancen mitzubekommen. Er nahm sie nur als Ärztin war, die ihn immer dann wenn etwas schief gegangen war wieder zusammen flicken musste. All ihre netten Worte, ihre Gesten, ihre Blicke die sie ihm zuwarf, schien er nicht zu erkennen. Doch was sollte sie tun? Sollte sie ihn ziehen lassen? Es aufgeben jemals bei ihm landen zu können? Sie wusste, dass ihm die Frauen, egal wo er hinkam, nur so zu Füßen lagen. Oder sollte sie alles auf eine Karte setzen und ihm ihre Gefühle gestehen. Sie musste eine Entscheidung treffen, denn so ging es nicht weiter. Er raubte ihr jeglichen Verstand wenn er bei ihr war. Und immer diese furchtbaren Ängste die sie ausstand wenn er wegen einem Auftrag unterwegs war. Plötzlich bemerkte sie, dass er sie ansah. Sie musste ihn die ganze Zeit über angesehen haben, ja, sie hatte ihn beinahe schon angestarrt, verschämt sah sie zu Boden. Hitomi blickte immer wieder zu Van hinüber, musterte ihn. Versuchte zu erkennen was wohl gerade in ihm vorgehen mochte. Sie hörte immer noch seine Mutter in ihrem Kopf nach hallen. Was mag ihm wohl widerfahren sein, dass seine Mutter mir so etwas sagt? Fragte sich Hitomi stumm. Seine Augen strahlten so viel Wärme aus. Ja, liebevoll sah er sie an. Hitomi genoss seine Blicke sehr, schon als er sie auf der Feier entdeckt hatte, hatte sie es genossen wenn er sie ansah. Sie empfand es angenehm. Und wieder begann ihr Herz nervös zu schlagen. Was ist nur los mit mir? Wieso gerät immer alles in mir so außer Kontrolle, wenn er mich ansieht? Fragte sie sich und erwiderte seinen Blick scheu. Als sich aber ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen bildete und er den Kopf schief legte, verspürte sie keinerlei scheu mehr. Und doch war es ihr auf eine gewisse Art und Weise nicht ganz geheuer. Für einen Mann derartige Gefühle zu empfinden, den Mann keineswegs richtig kennen gelernt hat, aber das konnte sich ja nun ändern. Plötzlich stoppten die Wagen. Van sah aus dem Fenster. „Wir sind da.“ Murmelte er. Dann zog er schwungvoll die Tür auf und stieg aus. Er drehte sich Hitomi zu und hielt ihr die Hand entgegen. Dankbar ergriff sie seine Hand und stieg gemächlich aus. Sie schaute sich erst einmal um. Doch es kam ihr fremd und unbekannt vor. Um sie herum waren Bäume, hohe Laubbäume, die schon einige Jahre auf dem Buckel zu haben schienen. Dann erblickte sie das Haus. Es war ebenso so groß, wie das vorherige. Es lag versteckt zwischen den Bäumen. Hitomi sah wieder eine lange Auffahrt, die mit Kies ausgelegt war. Van sah sie an. „Komm, ich werde dir dein Zimmer zeigen.“ Meinte er freundlich. Hitomi nickte und folgte ihm. Auch die anderen gingen den beiden nach. Auf dem Weg hinein sah Hitomi Van von der Seite an. Es ging eine Treppe hinauf und um eine Ecke in einen langen Gang. Van blieb vor einer Tür stehen und öffnete sie. Er bedeute Hitomi mit einer freundlichen Handbewegung hinein zu gehen. Im Zimmer angekommen sah Hitomi sich um. Ein Himmelbett stand darin und eine kleine gemütliche Fernsehecke. Am Fenster hingen dicke Vorhänge. Es waren verschiedene Gemälde an der Wand angebracht. Ein kleiner Tisch mit Kerzen stand neben dem Bett. Ein gemütliches, schönes kleines Zimmer, das mit Liebe eingerichtet worden war. Dann sah sie wieder zu Van. „Was macht eigentlich deine Verletzung?“ fragte sie ihn leise. Er sah sie überrascht an. „Ist schon wieder besser.“ Antwortete er lächelnd. „Aber wärst du damals nicht gewesen, wäre es nicht so rosig ausgegangen.“ Fügte er Schulter zuckend hinzu. Hitomi sah zu Boden. Es war ihr peinlich. Sie mochte es nicht so im Mittelpunkt zu stehen. Van trat auf sie zu und legte seine Hände auf ihre Schultern. Sie sah zu ihm auf. „Du hast mir und meinem Freund das Leben gerettet, Hitomi, dafür bin ich dir sehr dankbar. Denn jetzt weiß ich wieder wofür es sich zu Leben lohnt. Lange Zeit hatte ich es vergessen.“ Erzählte er traurig. Hitomi sah ihn einfach nur an. Sollte ich der Grund dafür sein? Bin ich es die ihm die Lebensgeister zurück gebracht hat. Warum siehst du nur so traurig aus, Van? Fragte sie sich stumm. Gou hatte im Wohnzimmer mehrere Kerzen angezündet und es sich auf der Couch gemütlich gemacht, er musste endlich etwas ruhe haben. Hier waren sie erst mal in Sicherheit, jedoch hatte er Posten aufstellen lassen, die das Gelände und das Haus zusätzlich sicherten. Vargas klopfte höflich an die Tür, bevor er eintrat. Gou sah seinen Freund an und wusste das er seinen Auftrag erledigt hatte. „Setz dich, alter Freund!“ sagte Gou freundlich und goss Vargas ebenfalls einen Rotwein ein. „Varie kommt auch gleich!“ fügte er noch hinzu. Vargas trat näher und striff seine Jacke ab, die er dann über die Lehne eines Stuhls legte. Er setzte sich gegenüber des alten Fanels auf die Couch. „Du hattest Recht, wir hatten einen falschen Passagier unter uns. Es war einer der Fahrer. Markus, es war Markus! Er trug im Nacken die Tätowierung der Zaibacher. Unter den langen Haaren konnte man es nicht sehen. Aber er hat sich verraten als ich ihn verhört habe. Wie auch immer, das Problem sind wir los. Ich habe ihn fortgebracht, sie werden ihn vorerst nicht finden.“ Meinte Vargas. „Das ist gut. Und was ist mit der kleinen Kanzaki? Hast du schon herausgefunden welche Fähigkeiten sie beherrscht?“ fragte Gou weiter. Vargas schüttelte den Kopf „Ich denke, wir sollten es ihr überlassen, wann sie uns ihre Kräfte verrät oder sie uns zeigt. Sie soll sich hier zu Hause fühlen, nicht wie eine Gefangene.“ Varie stand in der Tür und schütze Hitomi. Gou nickte. „Du hast ja Recht, meine Liebe, komm schon herein und setz dich zu uns. Wir haben jetzt genug von der Arbeit gesprochen.“ Fügte er lächelnd hinzu. „Was ist denn mit dir Van? Warum bist du nur so unendlich traurig?“ fragte Hitomi vorsichtig. Er nahm seine Hände von ihrer Schulter und wandte sich von ihr ab. Er ging ein paar Schritte und blieb wieder stehen. Er suchte nach den geeigneten Worten. Plötzlich spürte er ihre Hand in seiner. Sie war leise an ihn heran getreten. „Es ist in Ordnung, Van. Erzähl es mir wenn du bereit dazu bist.“ Flüsterte sie. Er wandte den Kopf und sah in ihre grünen Augen. Hitomis Hand wanderte über seinen Rücken hinauf zu seinem Gesicht. Behutsam strich sie ihm über die Wange. Van schloss einen Moment die Augen. Dann sah er sie wieder an. Ihre Gesichter näherten sich. Hitomis Herz schlug ihr bis zum Hals. Und auch bei Van sah es nicht anders aus, aber er konnte nicht anders, sie war wie ein Magnet, der ihn unaufhörlich anzog. Sie spürte seinen warmen Atem auf dem Gesicht. Ihre Lippen waren kurz davor sich zu berühren. Dann klopfte es an der Tür. Die Beiden fuhren erschrocken auseinander. Beide schauten in eine andere Richtung, Hitomi nestelte mit ihren Fingern an dem Pullover herum. Millerna stand in der Tür. Sie erkannte sofort, dass sie ungelegen gekommen war. Bevor Millerna etwas sagen konnte, drängte sich Van an ihr vorbei. Er musste weg. Was war nur los mit ihm? Er verstand sich selbst nicht mehr. Er hatte sie beinahe geküsst. Sein Herz schrie nach ihr, so wie alles andere an ihm. Er war verwirrt, auf dem Gang lief er Allen in die Arme. „Hey, immer langsam, mein Freund.“ Meinte Allen grinsend, doch als er sah, wie verstört sein Freund war legte Allen Van einen Arm um die Schulter und bugsierte ihn in sein Zimmer. Dann schloss er die Tür und drehte den Schlüssel um. Millerna sah ihm verwirrt nach. Dann wandte sie sich Hitomi zu. „Hallo, ich wollte mich nur erkundigen, ob du immer noch so starke Kopfschmerzen hast.“ „Nein, es geht schon besser, danke!“ brachte Hitomi mühsam hervor, auch sie war durcheinander. Was hatte sie sich bloß dabei gedacht? Vielleicht, dachte sie, liegt es auch gar nicht an mir, dass es ihm besser geht. Ja, vielleicht ist es gar nicht so wie ich denke. Was soll er auch mit mir? Schoss es ihr durch den Kopf. „Hitomi? Alles ok? Hey?“ fragte Millerna immer wieder, doch die Braunhaarige reagierte nicht. Dann plötzlich sah sie die Ärztin an. „Doch, doch, ….. alles ok.“ Stammelte sie. Millerna musterte sie noch einen Augenblick. „Dann können wir heute die Fäden ziehen!“ meinte Millerna. Hitomi nickte und setzte sich Gedankenverloren auf das Bett. Ihre Gedanken waren bei Van. Millerna hatte das Zimmer verlassen um ihre Tasche zu holen. Sie hatte Hitomis Kopfwunde begutachtet und entschieden, dass die Fäden gezogen werden konnten. Immer wieder sah Hitomi ihn vor sich. Sie hatte es richtig schwer erwischt. Sie hatte sich in diesen jungen Mann, mit den schönsten braunen Augen verliebt und nun… und nun wusste sie nicht mehr weiter. Das Millerna bereits wieder da war, hatte Hitomi nicht wahrgenommen, erst als sie neben ihr einen Stuhl abstellte und zum Fäden ziehen ansetzte, bemerkte Hitomi die schlanke Ärztin. „Van, was ist passiert?“ fragte Allen seinen Freund der wie benommen auf der Couch hang und vor sich hin starrte. Allen hatte sich neben ihn gesetzt und sah ihn an. „Ich… wir… wir… wir hätten uns fast geküsst!“ brachte Van hervor. Dann sah er seinen Freund an. „Wer? Hitomi und Du?“ hakte Allen nach. Van nickte und starrte wieder vor sich hin. „Sie bedeutet dir wirklich viel, habe ich Recht!“ pörkelte Allen sachte weiter. Wieder gab es nur ein Nicken von Van. „Wollte sie es auch?“ fragte Allen. Und wieder nickte sein Freund. „Wo ist dann das Problem?“ meinte Allen und zog die Augenbrauen hoch. Van sah ihn verdattert an. Ja, wo war eigentlich das Problem? Sie schien schließlich dasselbe für ihn zu empfinden. Und sein Herz schlug immer noch wie verrückt, wenn er nur an sie dachte. Van stand auf und tigerte durch den Raum. „Es… es geht einfach nicht!“ meinte Van und raufte sich die Haare. Immer noch sah Allen seinen Freund an. Er wusste was in seinem Freund vorging, aber er konnte ihm diese Entscheidung nicht abnehmen. Schließlich beschloss Allen zu testen, wie sehr Van an dieser mysteriösen Frau hing. „Mh… warum geht es nicht Van?“ fragte er ihn. Van sah ihn verständnislos an. Dann schnaufte er ungehalten und drehte sich weg. „Na ja, wenn sie dir doch nicht so viel bedeutet, dann würde ich mal mit ihr sprechen. Sie ist eine attraktive Frau.“ Meinte Allen und tat interessiert. Er würde es niemals in Erwägung ziehen, sich mit einer Frau einzulassen in die sein bester Freund verliebt war und das anscheinend vollkommen Kopflos. Zornig warf Van den Kopf rum und fauchte seinen Freund an. „Hör auf damit, es ist mir ernst.“ Allen sah seinen Freund nüchtern an. „Okay, Van, hör mir zu. Du musst nur zu hören. Was du danach tust, ist deine Entscheidung. Du vertraust einer Frau, die du überhaupt nicht kennst, dein und mein Leben an. Du gibst ihr deine Waffe. Dann ein paar Tage später finden wir sie in eurem Haus wieder. Wenn ihr beide aufeinander trefft sprühen die Funken nur so. Du hast dich verliebt, Van. Und allein diese Tatsache, verwirrt dich. Du warst immer auf dich gestellt. Hast niemanden an dich heran gelassen und diese Frau schafft es in wenigen Tagen, dass du ein anderer Mensch bist. Sie ist etwas ganz besonderes Van. Es ist deine Chance noch einmal von vorn zu beginnen. Lass sie nicht an dir vorbei ziehen. Entweder du riskierst, dass es auch schief gehen kann oder du lässt dein Leben so wie es ist. Aber es muss nicht schief gehen, vielleicht ist sie das Beste was dir in deinem Leben widerfahren kann, Van.“ Sagte Allen und trat zu seiner Tür. Er drehte den Schlüssel um und verließ sein Zimmer. Er wollte Van Zeit zum Nachdenken geben. „So, das war es schon.“ Meinte Millerna sie war mit ihrer Arbeit fertig und packte ihre Sachen wieder in den kleinen Koffer. „Danke.“ Meinte Hitomi leise. Millerna sah Hitomi ins Gesicht. „Danke, das du das für mich getan hast!“ sagte Hitomi und sah der Ärztin fest in die Augen. „Kein Problem.“ Erwiderte sie freundlich. Sie drückte Hitomis Hand und stand auf. Dann verließ sie das Zimmer. Hitomi stand auf und verschwand im anliegenden Bad. Sie zog sich den Pullover über den Kopf und roch daran. Immer noch konnte sie Duft von Van daran wahrnehmen. Wieder hüpfte ihr Herz. Sie stellte sich unter die Dusche und drehte das Wasser auf. Hitomi genoss die Erfrischung. Erst duschte sie warm, dann kalt, sie hoffte so den Kopf frei zu bekommen. Jedoch ohne Erfolg. Nach dem Duschen zündete sie die Kerzen an, schlüpfte in ein T-Shirt und eine von den Bermudashorts, die Varie ihr gegeben hatte. Ja, sie war wirklich eine sehr nette Frau, eine liebende Mutter, nicht so wie ihre. Ihre Mutter war nur an einem Interessiert, ihrem Bankkonto und ihrem eigenem Glück. Hitomi schüttelte traurig den Kopf tränen liefen über ihre Wangen. Ihre noch feuchten Haare fielen über ihren Rücken. Sie hatte sich Vans Pullover geschnappt und saß nun mit dem Pulli im Arm auf ihrem Bett. Immer noch dachte sie an ihn. Ob sie irgendetwas falsch gemacht hatte? Warum war er nur so plötzlich aus ihrem Zimmer gestürmt? Vorher war er doch noch einfühlsam und sanft gewesen. Sie wusste es nicht. Immer wieder steckte sie ihr Gesicht in seinen Pullover. Von seinem Duft umgeben fühlte sie sich als wäre er bei ihr. Dann klopfte es plötzlich an der Tür. „Herein.“ Rief Hitomi, doch es tat sich nichts. Fragend sah sie auf die geschlossene Tür. Dann stand sie auf, den Pullover immer noch im Arm ging sie ein paar Schritte auf die Tür zu, als diese plötzlich doch auf ging. Van stand vor ihr. Er trug immer noch die Jeans und sein Shirt. Erstaunt blieb sie stehen. Wie sie da stand. Mit einem weißen T-Shirt, die Haare noch feucht nach hinten gekämmt, den bunten Bermudas, Barfuss und seinen Pullover im Arm. Wieder schlug sein Herz schneller. Langsam ging er auf sie zu. Mit einer leichten Handbewegung hatte er die Tür zugestoßen. Als er bei ihr angekommen war, sah er ihr in die Augen. Die in dem warmen Kerzenlicht noch schöner zu funkeln schienen. Hitomi konnte gar nicht glauben, dass er tatsächlich hier war. „Es… es… tut… es tut mir leid, dass ich… !“ Doch weiter kam er nicht. Hitomi hatte den Pullover fallen lassen und ihre Arme um seinen Nacken geschlungen, dann hatte sie sich auf Zehenspitzen gestellt und küsste ihn. Sie hatte Angst davor, wie er reagieren würde, am meisten fürchtete sie sich vor zurück Weisung. Vielleicht würde er wieder einfach aus dem Zimmer stürmen oder rum brüllen, aber nichts davon geschah. Hitomi kam dieser Moment endlos vor. Van war überrascht von diesem Kuss. Doch dann erwiderte er ihn vorsichtig. Seine Arme glitten um ihre Taille und er zog sie sanft zu sich. Hitomis Herz machte einen Sprung, als sie spürte, dass er den Kuss erwiderte und sich seine Arme um ihren Körper schlungen. Sie spürte seine wärme und seinen Herzschlag, der ebenfalls erhöht war. Als sie sich voneinander lösten sahen sich beide mit erröteten Wangen an. Hitomi lächelte Van an und legte den Kopf etwas schief. Auch Van begann zu lächeln und umarmte sie sanft. Er drückte sie an sich und sog ihren Duft ein. „Du riechst nach Pfirsich.“ Stellte er schmunzelnd fest. Hitomi nickte. Dann lies er sie los. Hitomi ergriff seine Hand und zog ihn vorsichtig hinter sich her. Am Bett angekommen machte sie ihm klar, dass er sich setzen sollte. „Da wir uns eigentlich gar nicht wirklich kennen, bin ich der Meinung, das wir es langsam angehen lassen sollten.“ Meinte Hitomi und wieder lächelte sie. Noch immer hielt sie seine Hand. Van nickte verständnisvoll. „Weißt du Van, schon auf der Feier, als du mich angesehen hast…. Schon da habe mich sehr wohl gefühlt. Dann hast du mich vor dem größten Fehler meines Lebens bewahrt. Und seit dem gehst du mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich glaube mein Herz hat dich schon längst hinein gelassen. Denn immer wenn du auch nur in meiner Nähe bist schlägt es wie verrückt. Und ich möchte jede Minute des Tages nur mit dir verbringen. Denn trotz aller Widersprüche, ich glaube ich habe mich in dich verliebt, Van Fanel.“ Meinte Hitomi und drückte seine Hand. „Es geht mir ganz genauso. Auch mein Herz schreit nach dir. Noch nie…. Noch nie habe ich so etwas empfunden, es ist schwer für damit umzugehen. Und doch… bin ich froh wenn du in meiner Nähe bist und ich weiß, dass es dir gut geht. Auch ich hatte damit zu kämpfen, dass wir uns überhaupt nicht kennen. Doch dafür, habe ich dir mehr vertraut, als sonst jemandem in den letzten Jahren. Du hast mein Herz erweckt, Hitomi, und nun… nun schlägt es für dich…!“ flüsterte Van und sah in ihre grünen Augen. Er beugte sich vor und küsste sie erneut. Kapitel 5: Neue Wege -------------------- Neue Wege Leise schlichen sie sich ran. Ernesto leitete sein Team vom Wagen aus. Alle waren mit Sprechfunk ausgerüstet. Im Haus war es dunkel, nur in einzelnen Zimmern schien noch Licht. Immer näher kamen sie heran. Es war inzwischen spät in der Nacht. Bald hatten sie das Haus erreicht. Silvio schnitt leise ein Stück aus dem Fenster heraus um an den Griff zu kommen. Er hatte ihn geöffnet und drückte leise das Fenster auf. Dann schlüpfte er behutsam hinein. Niemand schien ihn bemerkt zu haben, auf leisen Sohlen schlich er zum hinter Eingang des Hauses um seinen Kollegen den Weg zu bereiten. Er grinste ihnen finster zu als er leise die Tür aufzog. Dann machten sie sich leise an die Arbeit. Ihr Auftrag war klar und sie würden ihn ausführen. Sie sollten Dylan, seine Verlobte zurück bringen und das Mädchen mit dem rosa Haar töten. Vorsichtig schlich Silvio die Treppe hinauf. Es war still im Haus, alle schliefen. Der Informant hatte sich bewährt, er würde heute endlich nach Hause zurückkehren. Sein Zimmer befand sich im anderen Flügel des Hauses. Violett erwartete ihn bereits sehnsüchtig, die beiden waren nun über 2 Jahre zusammen und wollten bald heiraten, dann wäre endlich Schluss mit diesem Job, ja, sie würden aussteigen und sich ein schönes Leben machen. Vielleicht sogar Kinder bekommen, dachte sie mit einem lächeln dann konzentrierte sie sich wieder auf ihren Job. Sie hatte das Zimmer von der kleinen Göre ausfindig gemacht. Endlich würde diese kleine Verräterin bekommen was ihr zustand. Leise öffnete sie die Tür und trat an das Bett heran. Die Zielperson atmete ruhig und gleichmäßig, sie schlief tief und fest. Aber Violett hatte das Mädchen viel kleiner in Erinnerung, na ja was soll’s dachte sie und zog ihr Kendo Schwert aus der Scheide. Auch Silvio hatte sein Ziel erreicht. Er stand vor dem Zimmer in dem Hitomi untergebracht war. Er sollte sie zu seinem Boss zurück bringen. Dylan hatte sich bereits die geeigneten Willkommens Überraschungen überlegt. Silvio schauderte bei dem Gedanken was diese junge Frau erwarten würde. Er schaute sich noch einmal auf dem Flur um und betrat dann das Zimmer. Alle Vorhänge waren zugezogen, es dauerte einen Moment bis sich seine Augen an das schwache Mondlicht, das durch einen Spalt des Vorhangs schien, gewönnt hatten. Leise trat er auf das Bett zu. Bereit ihr das mit Chloroform getränkte Tuch vors Gesicht zu pressen. Hitomi schrak hoch. Sie hatte geträumt. Irgendetwas Schlimmes würde passieren, sie schwitzte am ganzen Körper. Sie erinnerte sich an die vergangenen Stunden, ja, Van war bei ihr gewesen. Sie hatten lange Arm in Arm auf ihrem Bett gelegen und Zärtlichkeiten ausgetauscht. Vor weniger als einer halben Stunde hatte sich Van mit einem leidenschaftlichen Kuss verabschiedet. Endlich konnte sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen, wie oft hatte sie sich das erträumt. Und jetzt nach so vielen Jahren, wurde sie von einer liebenswerten Familie aufgenommen und das erste Mal in ihrem Leben fühlte Hitomi sich daheim. Aber sie wusste, das noch ein Menge ärger auf sie und die Fanels zukommen würde. Sie würde ihnen beistehen und ihre Fähigkeiten endlich für etwas einsetzen können wovon sie überzeugt war. Von ihrer Liebe zu Van, ja, ihn würde sie schützen, ihn und seine Familie. Violett stieß kraftvoll zu. Als sie eine männliche Stimme unter dem Laken hörte schrak sie zurück. Dann zog sie mit einem Ruck das Laken von der Gestalt die in dem Bett lag. Blut breitete sich über das Bett aus. Violett gefror das Blut in den Adern. Es war Markus der dort in dem Bett lag. Sie hatte auf ihren Verlobten eingestochen. Tödlich verletzt murmelte er noch etwas bevor seine Pupillen starr wurden. Sie sackte auf die Knie und rüttelte an ihm. Doch es war zu spät, er war fort. Sie hatte ihn umgebracht. Dann weit weg hörte sie Silvio. Er hatte die Falle erkannt, schnell rief er nach seinen Kollegen, alle scharten sich auf der obersten Etage um ihn. „Wo ist Violett?“ rief er hektisch. Ein Schulterzucken ging durch die Runde. Dann hörte er Ernesto. Kratzend sprach die Stimme des Korpulenten Mannes durch den Sprechfunk zu ihm. „Macht, dass ihr daraus kommt, auch wenn sie nicht dabei ist, das ist ein Befehl.“ Knurrte er. „Ich werde sie hier nicht zurücklassen, Ernesto!“ murmelte Silvio zurück. „Ihr macht, dass ihr verschwindet, ich werde Violett holen.“ Gab der dunkelhaarige Mann die Befehle aus. Er sah seinem Kommando noch kurz nach, dann lief er mit großen Schritten den Gang hinunter. Sie stand auf und verschwand im Bad, wieder stellte sie sich unter die Dusche, dann schlüpfte Hitomi in einen Trainingsanzug und tappte auf den Flur. Alles war still. Leise ging sie die Treppe hinab. Dann bog sie ins Wohnzimmer ab, es brannte noch Licht. Hitomi steckte den Kopf durch die Tür und sah Millerna, die am Tisch saß, und in der Zeitung las. „Kannst du auch nicht schlafen?“ Fragte sie Hitomi und sah von ihrer Zeitung auf. „Nein!“ sagte Hitomi und trat näher. Sie setzte sich gegenüber der blonden Frau an den Tisch und nestelte an ihren Fingern. „Alles wieder in Ordnung?“ fragte Millerna und lächelt ihr gegenüber an. „Ja, danke!“ antwortete Hitomi. „Warum kannst du nicht schlafen?“ fragte sie dann. „Ich bin noch zu aufgeregt, der Wechsel in dieses Haus, lässt mich nicht schlafen. Ich denke, immer daran was wohl gerade in unserem alten zu Hause passiert.“ Sagte Millerna nachdenklich. An Merles Zimmer angekommen, sah er die Tragödie, die sich abgespielt hatte. Violett saß zusammen gekauert, in einer Pfütze aus Blut, am Bett, sie war ganz still. Silvio trat näher und berührte sie sanft an der Schulter, doch sie reagierte nicht. Dann konnte Silvio Polizeisirenen hören. Er hechtete zum Fenster. „Verflucht, wir müssen hier weg.“ Murmelte er genervt. „Der alte Fanel ist uns wie immer einen Schritt voraus, und nun hetzt er uns die Bullen auf den Hals.“ Schnell lief er zu Violett zurück. Er packte sie grob am Arm und wollte sie mit sich ziehen. Doch dann geschah es, die schwarzhaarige Frau explodierte, sie kämpfte gegen ihn an, schlug mit ihren Händen auf ihn ein und brüllte etwas unverständliches, dass sich mit ihren Schluchzern mischte. Silvio schüttelte sie, bis sie ihn ansah. „Ich werde dich nicht hier lassen, hörst du? Ich werde dich hier nicht sterben lassen, also komm schon.“ Bellte Silvio, die unter Schock stehende Frau an. Doch wieder begann sie in seinen Armen zu toben. Silvio schlug sie heftig, sodass sie das Bewusstsein verlor. Er schulterte die Schlanke Frau und machte sich auf den Weg, er musste schleunigst hier raus, es würde bald nur so vor Polizisten wimmeln. Eilig sprang er die Stufen hinab, als er Geräusche an der Haustür hörte bog er in den Keller ab. Er hatte sich den Plan dieses Hauses gut eingeprägt und wusste, dass es noch einen Ausgang im Keller gab. Etwas entfernt von dem Haus, in guter Deckung, stand ein junger Mann. Mit einen schwarzen Mantel gekleidet und verschränkten Armen beobachtete er das Geschehen. Er hegte gemischte Gefühle. Es gefiel ihm nicht das diese Leute einfach in das Haus eindrangen, er war froh, dass sein Vater frühzeitig reagiert hatte und niemand der Familie noch in diesem Haus war. Er stand dort seit dem diese grausamen Personen angekommen waren, er hatte sie beobachtet wie sich zum Haus schlichen. Und wie überaltet ihre Methoden waren. Und doch hatte er ein wachsames Auge. Denn er wusste welche grausame Überraschung sie drin erwarten würde. Vargas hatte ihn in Kenntnis darüber gesetzt. Ein lächeln huschte über Vans Gesicht, wenn er daran dachte mit welcher Mordlust sie in Merles Zimmer stürzen würden und dann… dann würden sie einen ihrer eigenen Leute umbringen. Doch was war das? In seinem Augenwinkel nahm Van eine weitere Person war, die sich durch den Hintereingang hinaus schlich und nun in seine Richtung kam, aber er war nicht allein, er trug irgendwen über die Schulter. Van trat ein Stück hinter den Baum zurück und verhielt sich still. Der Feind war an ihm vorbei gelaufen, Van sah ihm nach, er wollte ihm ein Willkommens Geschenk bereiten, doch irgendetwas an ihm ließ ihn innehalten. Die Bewegung, die Ausstrahlung, das alles kam ihm bekannt vor, wenn er nur das Gesicht sehen könnte. Und dann geschah es, einer der Äste auf dem Laubboden gab unter Vans Gewicht nach und brach. Der Fremde legte hastig seine Begleitung ab und wirbelte herum. Van war weiter zurück gewichen und stand nun hinter einem der dichten Brombeersträucher. Jedoch konnte er aus dieser Position wieder das Gesicht nicht sehen. Der Fremde hatte sich kurz genähert, war dann aber zu seiner Begleitung zurückgekehrt, hatte sie wieder auf den Rücken gehoben und stahl sich im Schutz der Dunkelheit davon. Van blieb nachdenklich zurück, als sich dann aber immer mehr Polizisten mit Spürhunden einfanden, zog auch er sich zurück. Nachdenklich ging er die Straße hinab. Warum kam ihm diese Person nur so bekannt vor? Er spürte genau, dass er diesen Menschen kannte? Aber er wagte es nicht daran zu denken, dass es Folken hätte sein können. Vielleicht drängte ihn auch der unbändige Wunsch seinen Bruder endlich wieder zu finden zu diesen Gedanken. Van schüttelte den Kopf um die Gedanken an seinen Bruder zu vertreiben. Er stieg in den Wagen, den er unten an der Straße geparkt hatte und fuhr zurück zur Villa. Hitomi sah Millerna nachdenklich an. „Du meinst, sie werden dort einfallen?“ fragte Hitomi. Millerna nickte. „Es ist alles meine Schuld.“ Meinte Hitomi und senkte den Kopf. „Hey, was redest du denn da? Seit dem Gou Fanel weiß, das dieser Dylan Lago zum Zaibacher Orden gehört, wäre das sowieso passiert.“ Sagte Millerna wissend. „Wie bist du eigentlich hier her gekommen?“ fragte Hitomi plötzlich. „Ich habe in dem Städtischen Krankenhaus gearbeitet. Und dann eines Tages, kam dieser Mann mit einer Schussverletzung rein. Ich habe ihn behandelt. Seine Begleitung, das war der alte Fanel, er hat mir eine Stelle in seinem Dienst angeboten. Und da auch ich vom Orden der Escaflowne bin habe ich es angenommen. Wobei er schon vorher über mich bescheid wusste, er wusste genau das ich zu ihnen gehöre.“ Millerna lächelte Hitomi an. „Ich bin jetzt schon eine ganze Weile hier. Ich kenne unser Trüppchen gut. Und mir ist auch nicht entgangen, was zwischen dir und Van ist.“ Meinte Millerna und sah Hitomi prüfend an. Hitomi sah sie mit großen Augen an. Sie war sprachlos, sie wusste einfach nicht was sie sagen sollte. „Es freut mich, dass ihr zwei euch so gut versteht. Du musst für Van etwas ganz besonderes sein, denn so… hat er noch jemanden behandelt. Verstehst du? Ich bin jetzt viele Jahre hier, ich kenne ihn nicht so gut wie Allen, aber seine Taten sprechen für sich. Er hat sich verändert seit dem du da bist. Wer weiß vielleicht bist du die, von der seine Großmutter immer gesprochen hat.“ Meinte Millerna. Gerade als Hitomi nachfragen wollte was es damit auf sich hat, stand Van in der Tür. „Ihr seid ja noch auf?“ stellte er überrascht fest. „Du ja anscheinend auch.“ Antwortete Hitomi ebenso verblüfft. „Ich werde jetzt mal schlafen gehen!“ meinte Millerna und zwinkerte Hitomi zu, dann schob sie sich an Van vorbei. „Gute Nacht ihr zwei!“ rief sie ihnen noch zu. Hitomi sah nachdenklich auf ihre Hände. Van hatte den Mantel ausgezogen und sich zu ihr gesetzt. „Hey, was ist denn los?“ fragte er behutsam und ergriff ihre Hand. Sie sah auf und direkt in zwei leuchtende braune Augen, in denen sich Sorge widerspiegelte. „Van, Millerna hat mir, da etwas…. erzählt und … ich weiß nicht …. !“ sagte sie unentschlossen. „Aber was ist mit dir, du siehst so nachdenklich aus?“ fragte sie ihn schließlich. „Es ist nichts, ehrlich!“ meinte Van und war mit seinen Gedanken wieder bei der Fremden Person, die an ihm vorbei geschlichen war. Er kam ihm so bekannt vor. Seine Bewegung, die Art wie er die Haare trug, leider war es zu dunkel, Van hatte nicht mehr erkennen können. Van schüttelte diese Gedanken ab und hakte nach was Hitomi bedrückte. „Was hat sie dir erzählt?“ fragte Van behutsam nach. „Anscheinend hat deine Großmutter schon von mir gewusst, dass ich hier irgendwann auftauchen würde.“ Meinte Hitomi und sah ihn forschend an. Van verdrehte die Augen und lehnte sich zurück. „Ja, meine Großmutter hat damals immer von einer Prophezeiung gesprochen. Sie sagte, dass irgendwann eine junge Frau, die Familie retten würde, ohne das wir sie richtig kennen. Und das… das ich mich in sie verlieben würde.“ Endete Van und sah Hitomi sanft an. Hitomi wurde nachdenklich. „Woher wusste deine Großmutter davon?“ fragte Hitomi dann und sah Van neugierig an. „Weißt du, sie gehörte lange Zeit, dem Gaianer Orden an. Und dort ist es üblich, das ihre Mitglieder Visionen haben. Aber ich glaube nicht daran. Vielleicht auch weil ich so etwas noch nie erlebt habe, ich kenne es nur aus Geschichten, die mir meine Mutter damals erzählt hat.“ Meinte Van und sah Hitomi entschuldigend an. „Es ist aber wahr, Van. Auch ich habe diese erschreckende Fähigkeit.“ Flüsterte Hitomi uns sah wieder auf ihre Hände, wobei die eine immer noch in Vans ruhte. Er streckte die andere Hand aus und legte sie unter ihr Kinn, dann brachte er sie sanft dazu ihn anzusehen. „Es ist nichts wofür du dich schämen müsstest. Ich glaube dir. Und ich denke ich werde mich bald selbst davon überzeugen können. Wer weiß vielleicht ändert sich meine Meinung dann.“ Sagte er lächelnd. Dann stand er auf und zog sie zu sich hinüber. Arm in arm standen sie da, umgeben vom schwachem Schein der kleinen Leselampe. Hitomi sah in seine Augen, ja, hier wollte sie sein, immer bei diesem Mann, der ihr so viel Liebe und Geborgenheit gab. Bei niemandem sonst hatte sie sich so wohl gefühlt. Sie kuschelte sich an seine starke Brust. Während er ihr lächelnd über den Rücken strich. Wieder war Gou mit seiner Familie geflohen, Gott sei dank, war es gut gegangen, alle waren unversehrt in der Villa angekommen. Noch hatte er immer rechtzeitig einen anderen Weg finden können. Doch seit dem Verlust von seinem Sohn Folken, der seit dem wie vom Erdboden verschluckt schien, war Gou noch vorsichtiger geworden. Ihm war jedes Mal unwohl wenn er Van losschicken musste, doch was blieb ihm anderes übrig? Jemand musste diese kopflosen Narren aufhalten, ihnen Einhalt gebieten. Er konnte das nicht mehr, zwar war er durch seine Fähigkeit noch immer ein ernst zunehmender Gegner, doch sein Körper war alt. Nicht mehr so beweglich und schnell. Doch auch sein ärgster Feind, war alt geworden. Ja, Bruder, auch du bist nicht mehr der jüngste, dachte Gou mit gemischten Gefühlen an seinen älteren Bruder. Er dachte gern an ihre Kindheit zurück, dort wo noch alles in Ordnung war. Aber nun… nun standen sie auf zwei verschiedenen Seiten und waren zu ärgsten Feinden geworden, beide riskierten den Tod des anderen nur um die eigene Familie schützen zu können. Gou hatte damals den Weg eines Mannes gewählt, der zum Orden der Escaflowne gehörte, ein Orden der die Welt und die Menschheit vor denen beschützen musste, die Krieg, Zerstörung und viele Opfer fordern würden. Es war eine harte Zeit für Gou gewesen, als er erfahren hatte das sein älterer Bruder sich gegen ihn stellte. Varie hatte ihn damals gerettet, ja so hatte er sie kennen gelernt. Sie verstanden sich auf Anhieb sehr gut und aus dieser Freundschaft entwickelten sich dann irgendwann zarte Bande, bis sie sich schließlich verliebt hatten. Damals hatte sie ihn schützen können, ihre Kräfte hatte ein Schutzschild errichten können, sodass Gou unversehrt von den angriffen seines Bruders geblieben war. Er war unfähig sich auch nur zu bewegen, so schockiert war er über den Verrat seines Bruders. Miguel Del Castro el Lago, ja, das war nun sein Name, er hatte den häuslichen Familiennamen abgestriffen wie eine leere Hülle. Und so war es. Von seinem Bruder war nicht viel geblieben, Gou erkannte ihn nicht mehr. Dieser Mann war hasserfüllt und rachsüchtig, es würde Zeit werden bald mit Van darüber zu sprechen. Gou hatte es verhindern wollen, weil Van zu sehr mit seiner Trauer um seinen Bruder zu kämpfen hatte, doch jetzt kündigte sich eine neue Gefahr an. Er sollte wissen, wer hinter all dem Steckte, dass er gegen seinen eigenen Onkel kämpfen würde oder viel mehr gegen dessen Sohn. Bald würde Van wissen, wer dieser el Lago wirklich ist. Van sollte es von seinem Vater erfahren nicht von fremden. Kapitel 6: Vom gleichen Blut ---------------------------- Der neue morgen war angebrochen, Vögel zwitscherten und die Sonne schien bereits durch einen spalt des Vorhangs in ihr Zimmer. Langsam öffnete sie die Augen, sie blinzelte verschlafen und streckte sich genüsslich. Dann sie die Bettdecke von sich und stand auf. Im T-Shirt schritt sie ins Bad. Ein Blick in den Spiegel sagte ihr, dass es gestern wohl doch etwas spät geworden war. Dunkle Schatten lagen unter ihren Augen, doch in Erinnerung an die letzte Nacht durchlief Hitomi ein wohliger Schauer. Noch lange hatte sie mit Van gesprochen, hatten sich gegenseitig Zärtlichkeiten geschenkt. Und vor ihrer Tür noch einen leidenschaftlichen Kuss miteinander geteilt, wie gern hätte sie ihn mit ihr Zimmer genommen. Doch er hatte nur den Kopfgeschüttelt und sie liebevoll angesehen. „Noch nicht!“ hatte er ihr ins Ohr geflüstert. Hitomi verstand seine Reaktion, auch wenn sie etwas enttäuscht gewesen war. Aber solange kannten sie sich ja auch noch nicht. Mit einem leichten seufzen zog sie sich das T-Shirt über den Kopf und stieg unter die Dusche. Auch Van war bereits wieder wach, er befand sich unten im Wohnzimmer und studierte die Zeitung, als sein Vater hinter ihm stand und ihn sanft ansprach. „Van, ich muss mit dir reden.“ Sagte Gou mit gemischten Gefühlen, Varie stand als Verstärkung in der Tür und beobachtete ihre Männer. Gou war um die Couch herum gegangen und setzte sich neben seinen Sohn. Van sah von seiner Zeitung auf und blickte seinen Vater erwartungsvoll an. „Was gibt’s? Einen neuen Auftrag?“ fragte sein Sohn mit einer hochgezogenen Augenbraue. „So ähnlich.“ Meinte Gou und versuchte ein grinsen. Van war nicht entgangen das sich sein Vater merkwürdig verhielt, irgendetwas schien ihn sehr zu belasten. „Van, ich habe vor langer Zeit, jemanden verloren der mir einmal sehr viel bedeutet hat. Nun ist er wieder aufgetaucht. Nur gibt es leider keine Möglichkeit, sich im Guten mit ihm zu einigen. Und ich möchte, dass du es von mir erfährst bevor, es irgendjemand anderes tut. Es handelt sich um meinen Bruder.“ Van schnappte hörbar nach Luft und wollte etwas erwidern, doch Gou stoppte seinen Sohn. Er hob die Hand „Bitte lass mich ausreden, Van. Mein Bruder hat sich für die andere Seite entschieden, er gehört zum Orden der Zaibacher, nichts kann ihn mehr retten. Er schreckt nicht einmal davor zurück seinen eigenen Bruder zu töten – er ist nicht mehr der, der einmal war. Er ist der Anführer des Zaibacher Orden und er ist der Vater von Dylan Lago, es handelt sich also um Dylan Del Castro el Lago.“ Sagte Gou mit belegter Stimme. Van war von der Couch aufgesprungen und funkelte seinen Vater wütend an. „Und das erzählst du mir jetzt ….. WARUM?“ brüllte Van und wirbelte herum, dann stürmte er auf die Tür zu. Doch Varie stellte sich ihm in den Weg. „Lass mich hier raus.“ Knurrte Van und trat noch einen Schritt auf seine Mutter zu. Doch diese schüttelte nur leicht mit dem Kopf. „Van, so hör mir doch zu. Ich wollte es dir nicht sagen, so lange es keinen Grund dazu gab.“ Setzte Gou einen neuen Versuch an. „NEIN, ihr habt mich angelogen und das über so viele Jahre lang. Und jetzt soll ich mich hier hin setzten und euch in aller Ruhe zuhören und auch noch Verständnis dafür haben, das kann nicht euer ernst sein?“ brüllte er seinem Vater entgegen. „Es ist wichtig, das du weißt mit wem du es zu tun hast, er wird versuchen, das Blut das durch unsere Adern fließt zu nutzen um dich zu beeinflussen.“ Entgegnete ihm sein Vater. Doch Van war nicht mehr zu beruhigen, trotzig blickte er seinen Vater an und versuchte erneut an seiner Mutter vorbei zukommen, als plötzlich Hitomi in der Tür zur Bibliothek stand. „Van.“ Rief sie ihn sanft. Er wirbelte herum und blickte sie an, schmerz lag in seinen Augen. Langsam schritt sie durch das Zimmer auf ihn zu. Als sie bei ihm angelangt war, ergriff sie seine Hand. Er wich ihrem Blick aus und wendete den Kopf in eine andere Richtung, Hitomi hob ihre Hand und strich ihm sanft über die Wange, dann zwang sie ihn sanft ihn anzusehen. „Es war nicht die Absicht deines Vaters, dich zu enttäuschen, dich anzulügen, er hat dich schützen wollen, vor jenem Familienverrat. Ich will damit keinesfalls sagen, dass es richtig war dir das vorzuenthalten, doch nun müssen wir das Beste daraus machen. Versetz dich doch nur in seine Lage, der eigene Bruder wollte ihn töten.“ Sagte sie sanft. „Bitte, hör ihn an Van, wir werden diese Informationen brauchen.“ Fügte sie hinzu. Sie spürte wie der Drang zu fliehen in ihm nachließ. Ergeben schritt er mit ihr auf die andere Couch zu, die Beiden setzen sich. Varie lächelte Hitomi dankbar entgegen. Hitomi nickte ihr zu und sah dann wieder zu dem Oberhaupt des Orden. Gou erzählte ihnen von dem Attentat auf ihn und wie Varie ihn damals gerettet hatte. Welchen Hass das Oberhaupt der Zaibacher ihnen entgegen brachte. Nie wieder würde es so sein wie vor vielen Jahren und auch Gou wusste lange nicht wo sein Bruder geblieben war. Doch dann viel der richtige Name seines Sohnes und Gou musste sein eigenes Kind vor dem Tod bewahren. „Es wird einen Kampf geben, zwischen Dylan und dir. Und dieser alte Gauner wird nichts unversucht lassen um seinem Sohn einem Vorteil zu verschaffen, sie kämpfen niemals ehrlich, du musst immer mit einem Hinterhalt rechnen. Deshalb wird Allen dir zur Seite stehen.“ Meinte Gou leise. „Ich werde ebenfalls da sein!“ sagte Hitomi entschlossen. Van sah sie erschüttert an. „Nein, das wirst du nicht, es ist viel zu gefährlich.“ Fuhr Van sie an. Hitomi lächelte über seinen Versuch sie zu schützen. Dann stand sie auf. „Es gibt Dinge, die du von mir noch nicht weißt, im Gegensatz zu deinem Vater.“ Sie warf Gou einen wissenden Blick zu. Dann lächelte sie Van an und trat an ihm vorbei, langsam verließ sie das Zimmer. Kapitel 7: Magische Kraft ------------------------- Verwirrt sah Van ihr nach. Was meinte sie denn bloß damit? Dann blickte er seinen Vater an. „Du hast Vargas auf sie angesetzt? Was weißt du alles über sie?“ brummte Van ihn an. Gou zuckte nur mit den Schultern. „Ich muss wissen wer in meinem Haus ist.“ Brachte er entschuldigend hervor. „Das sollte sie dir lieber selbst erzählen… aber ich wüsste zu gern woher sie das weiß, dass ich sie habe überprüfen lassen!“ murmelte er leise. Van musterte seinen Vater noch einen Augenblick bevor er aufstand und das Zimmer verließ. Nachdenklich machte er sich auf den Weg nach oben. Er musste sie einfach danach fragen. Wer war diese Frau, was wusste er von ihr, abgesehen davon das er sich Hals über Kopf in sie verliebt hatte und sie auf der Flucht war? Er musste erst seine Gedanken unter Kontrolle bringen und sie ordnen bevor er zu ihr gehen würde. Hitomi hatte sich auf ihr Zimmer zurückgezogen und war nun eine Zeitlang allein. Sie betrachtete sich im Spiegel. Es war Zeit für eine Veränderung. Entschlossen griff sie zur Schere. Noch einen letzten vertrauten Blick in den Spiegel und sie setzte beherzt zum Schnitt an. Die langen Goldblonden Haare fielen nach und nach zu Boden. Sie hatte schnell die lange Mähne in eine sportliche, aber auch elegante Kurzhaarfrisur verwandelt. Sie drehte den Kopf nach rechts und links und betrachtete sich dabei im Spiegel. Ja, es war eine Veränderung, Zeit einen Neubeginn zu wagen, Zeit um die Vergangenheit bei Dylan ruhen zu lassen. Sie fühlte sich leicht wie eine Feder, sie hatte sich den Schmerz einfach abgeschnitten. Jetzt konnte sie ein neues Leben beginnen ohne diesen Tyrannen und ihre Mutter. Als es an der Tür klopfte schreckte sie aus ihren Gedanken hoch. Ruhig trat sie aus dem Bad. „Herein!“ rief sie freundlich. Van steckte den Kopf rein und suchte den Raum nach ihr ab. Als er sie erblickte schien er sprachlos. Wortlos trat er ein und schloss die Tür. Er hob die Hand „Was…?“ fragte er verwirrt und kam langsam näher. „Betrachte es als eine Art von Selbstbefreiung.“ Sagte sie lachend. „Gefällt es dir?“ fragte sie ihn leise. „Es ist ungewohnt, aber es steht dir, ja, ich denke ich werde mich daran gewöhnen.“ Mit einem Grinsen zupfte er an einer ihrer kurzen Haarsträhnen. „Ich wollte einfach nicht mehr das liebe Mädchen sein, das alles mit sich machen lässt.“ Sagte sie entschieden und zog eine Schnute. Van lachte bei ihrem Gesichtsausdruck. „Ich kann mir schon denken, was dich hergeführt hat.“ Flüsterte sie ihm entgegen. Er fühlte sich ertappt und blickte verlegen zu Boden. „Du bist neugierig geworden, auf die Dinge die ich dir noch nicht erzählt habe, die dein Vater allerdings schon in Erfahrung gebracht hat.“ Sie neigte den Kopf und suchte seinen Blick. Scheu und doch mit Neugier sah er sie an. „Komm setzten wir uns.“ Meinte sie und reichte ihm ihre Hand. Hitomi schlug die Beine unter und hockte sich auf das Bett. „Ich möchte, dass du jetzt an irgendetwas denkst, mit deiner ganzen Konzentration.“ Sagte Hitomi ruhig und beobachtete wie Van die Augen schloss. Hitomi schlug ebenfalls die Lider nieder und konzentrierte sich auf Van. „Du denkst an deinen Bruder.“ Hörte er sie leise sagen. Er öffnete die Augen und sah sie an. Doch ihre Lippen waren verschlossen. „Es gibt Dinge, die kann man nicht erklären, Van, man kann sie mit eigenen Augen sehen.“ Sprach sie weiter, doch noch immer kam kein Laut über ihre Lippen. Schließlich öffnete sie die Augen und lächelte ihm zu. „Wie machst du das?“ fragte Van überwältigt. „Ich konzentriere mich auf Dinge oder Personen und kann so eine Verbindung zu ihnen herstellen.“ Erklärte sie ihm. „Beeindruckend!“ brachte er mühsam hervor. Dann streckte sie ihm ihre Hand entgegen. „Sie genau hin!“ sagte sie ihm. Erst geschah nichts, doch nach und nach, konnte Van kleine Verpuffungen wahrnehmen, dann kleine Flammen, die schließlich zu einer stabilen Flamme aufloderte. Hitomi schloss ihre Hand und das Feuer war erloschen. „Das habe ich schon sehr lange nicht mehr gemacht!“ sagte sie mit einem sanften lächeln. Feuer und Wasser, dachte Hitomi sarkastisch, wir passen ja hervorragend zusammen. Doch ziehen sich Gegensätze nicht magisch an? Auch Van schien dieser Gedanke gekommen zu sein. Aber sie konnte auch noch etwas anderes in seinem Blick erkennen, die blanke Angst. „Ich bin nicht so hilflos, wie du denkst, Van.“ Sagte sie sanft. „In mir schläft ein Flammendämon, ich bin in der Tat nicht das nette Mädchen von neben an.“ Ein lachen drang aus ihrer Kehle, während Van sie erst verwirrt ansah und dann in das Lachen mit einstimmte. „ich habe diese Fähigkeit von Geburt an, deswegen war es nicht unüblich, dass mal der ein oder andere Gegenstand in Flammen stand. Ich war nicht sehr lange bei meiner Mutter, man hat mich ihr abgenommen und es mit irgendwelchen Erklärungen abgetan, warum mein Zimmer ständig in Flammen stand. Dann bin ich zum Orden der Gaianer gelangt und wurde dort gelehrt mit diesen Fähigkeiten umzugehen und sie zu kontrollieren.“ Sagte Hitomi sanft und ergriff seine Hand. „Aber warum bist dann solange bei diesem Ekel geblieben?“ fragte Van verständnislos. „Er ist zu stark für mich, allein könnte ich es niemals gegen ihn schaffen. Aber dann kamst du, in mir erwachte der Wunsch sich gegen ihn aufzulehnen, ihn zu verlassen um bei dir sein zu können.“ Sagte sie leise. „Ich möchte euch im Kampf gegen ihn und seine verlogene Bande beistehen.“ Fügte sie entschlossen hinzu. Immer noch wehrte sich etwas in Van, ihr zu erlauben ihnen im Kampf zu helfen. Vielleicht war es die Liebe zu ihr. Ja, die Liebe, begleitet von der Angst sie verlieren zu können. Van sah ihr in die Augen, in diese wunderschönen grünen Smaragde. Dann näherten sich ihre Gesichter. Vorsichtig berührten sich ihre Lippen. Ihre vorsichtigen Berührungen verschmolzen zu einem leidenschaftlichen Kuss. Langsam zog Hitomi ihn mit sich. Sie ließ sich in die Kissen sinken, er lag nun halb auf ihr. Zärtlich strich sie ihm über die Arme, hinauf zu seinen kräftigen Schultern. Er löste sich von ihr und sah ihr in die Augen. Diese Frau, diese Frau mit den schönsten Augen der Welt, hatte ihm tatsächlich sein Herz geraubt. „Gemeinsam werden wir es schaffen, Van.“ Sagte sie leise und strich ihm über die Wange. „Was macht dich so sicher?“ fragte er ungläubig. „Weil, ich dich um nichts in der Welt mehr verlassen werde. Wir müssen es einfach schaffen.“ Flüsterte sie und blickte ihn ermutigend an. Dann zog sie ihn wieder zu sich hinunter und sie küssten sich erneut. Kapitel 8: Falle ---------------- Hitomi hatte sich bereits mit dem Auftrag auseinandergesetzt, sie war bereit. Gou hatte sie früh am morgen schon angesprochen. Sie und Van sollten gemeinsam, die Villa aufsuchen und nachsehen wie viel von den Eindringlingen zerstört worden war. Nun wartete sie auf ihn, ruhig stand sie am Fenster, den Helm in der Hand. Die schwarze Lederkombi trug sich angenehm und passte ihr wie eine zweite Haut, schon lange hatte sie auf keinem Motorrad mehr gesessen. Schließlich hörte sie schritte hinter sich. Sie blickte über ihre Schulter zur Treppe. Van war auf der untersten Treppe stehen geblieben und musterte sie eindringlich. „Du musst mich nicht begleiten.“ Sagte er leise. Ein lächeln glitt über Hitomis Lippen. Sie ging auf ihn zu und reichte ihm die Hand „Komm schon.“ Sagte sie lächelnd und überging seine Frage geschickt. In der Garage angekommen strich Hitomi zärtlich mit der Hand über die Maschine. Sie war lackschwarz und man spürte förmlich den unbändigen Drang sie zu fahren. Ein wildes Biest das sich nach Bewegung sehnte. Van beobachtet Hitomi, wie sie sich neugierig umsah und zärtlich das Metall und Leder berührte. „Eine weitere Leidenschaft, wie ich sehe!“ sagte Van sanft und fasste sie an den Schultern. Hitomi richtete sich auf und sah ihn grinsend an. „Sollen wir?“ fragte er sie herausfordernd. Statt zu antworten zog Hitomi demonstrativ den Helm auf und streckte ihm die Zunge raus. Dann stieg sie auf das Motorrad und ließ sie an. Ein lautes grollen drang aus dem Motor. Vergnügt sah sie zu Van, auch er hatte den Helm aufsetzt und seine Maschine gestartet. Langsam fuhren sie aus der Garage, die lange Kiesauffahrt hinunter. Unter starken Beruhigungsmitteln hatte man Violett mit Lederriemen an ihr Bett gefesselt. Ihre Handgelenke bluteten bereits, immer wieder bäumte sie sich auf. Schrie ihre Verzweiflung in den Raum, doch niemand war bei ihr. Das Oberhaupt des Ordens hatte jeglichen Zutritt verboten. Sie sollte allein aus ihrer Hülle des Schmerzes treten und mit neuer Kraft daraus hervorgehen. Immer wieder stand Silvio an dem kleinen Fenster in der Tür, dass zu ihrem Zimmer zeigte. Er konnte nur schwer verkraften ihr nicht helfen zu können, nicht helfen zu dürfen. Er empfand es als äußert unmenschlich. Wie gerne würde er bei ihr sitzen, ihr Mut machen, ihre Hand halten. Doch er konnte sich den Befehlen seines Bosses nicht widersetzten. Wie gelähmt stand er an der Tür und verfolgte schockiert einen ihrer weiteren verzweifelten Versuche sich zu befreien. Als plötzlich die Stimme des Oberhauptes durch den Lautsprecher zu ihm sprach. „Silvio, wir haben neue Informationen über die Fanels, begebe dich zu der Villa, du wirst ihn dort treffen, den Sohn des Fanels.“ „Ich kann sie nicht allein lassen.“ Widersetzte er sich und blickte trotzig in die Kamera. „Es ist ein Befehl und über diesen Diskutiere ich nicht. Geh jetzt.“ Schließlich beugte er sich dem Willen seines Herrn und verließ mit hängenden Schultern den Gang. Er zog seinen Mantel über und steckte sich zwei Waffen in den Hosenbund. Dann ging er in die Tiefgarage zu seinem Bentley. Gerade als er einsteigen wollte konnte er eine weitere Person ausmachen. „Dylan, was tust du hier?“ fragte Silvio, wobei er sich die Antwort schon denken konnte. „Ich werde dich begleiten, damit nicht wieder alles schief läuft.“ Sagte er sarkastisch und stieg in den Wagen. Silvio warf ihm einen wütenden Blick zu, doch Dylan beeindruckte dies eher weniger. Er registrierte diesen Blick mit einem selbstgefälligen Grinsen. „Nun fahr schon!“ sagte er übertrieben freundlich und lachte Silvio ins Gesicht. Dieser startete Widerwillig den Wagen und brachte ihn in Bewegung. Hitomi und Van hatten die Villa fast erreicht. Hitomi genoss den frischen Wind auf der Haut und spürte wie sie und die Maschine immer noch eine Verbindung zu haben schienen, sie hatte es nicht verlernt. Immer noch fühlte sie sich sicher und frei. Langsam bog sie in die lange Auffahrt ein. Van folgte ihr in geringem Abstand, die Motorräder versteckten sie in dem Schuppen, der neben dem Haus stand. Durch den Keller gelangten die Beiden ins innere. Zimmer für Zimmer inspizierten sie neugierig. Van war überrascht, es war nichts durchwühlt oder zerstört worden. Langsam schritt er die Treppe zum ersten Stock hinauf. Hitomi folgte ihm langsam, als sie sich mit beiden Händen als Geländer klammerte und die Augen zu kniff. „Hitomi!“ rief Van aufgeschreckt und sprang die Stufen zu ihr hinab. Gerade rechtzeitig, als ihre Beine nachgaben war er da. Leicht fing er sie auf und zog sie zu sich. „Wir bekommen bald Besuch.“ Hauchte sie erschöpft. Schnell hob Van sie hoch und hechtete die Treppen hinauf. Er musste sie verstecken, solange sie so erschöpft war, konnte sie nicht kämpfen. Er legte sie hinter der antiken Couch ab. Dann lief er zu Fenster und kontrollierte vorsichtig die Auffahrt. Tatsächlich, ein dunkelblauer Bentley fuhr die Einfahrt hinauf. Schnell griff Van zu seinem Handy. „Ja!“ hörte er eine vertraute Stimme. „Allen, ich bin’s. Wir sind in der Villa, brauchen dringend Unterstützung. Schnell!“ sagte Van knapp und legte auf. Er wirbelte herum und hob von einer alten Kiste den Deckel. Mehrere Waffen lagen darin. Er nahm sie heraus und verstaute sie an seinem Gürtel und am Knöchel. „Na dann kommt mal!“ flüsterte er und blickte zu der Couch, hinter der Hitomi lag. „Ich beginne mit der anderen Haushälfte, geh du nach oben!“ kommandierte Dylan. Silvio erwiderte nichts sondern ging wortlos die Stufen hinauf. In geduckter Haltung schlich er durch den Gang. Dann stand er vor der ersten Tür. Er atmete tief durch und stieß sie auf. Kapitel 9: Brüder ----------------- Gerade als die Tür aufgesprungen war, hörte er bereits das Klicken des Abzugs der Waffe, die ihm an die Schläfe gedrückt wurde. Doch als der Lichteinfall stärker wurde, verringerte sich auf einmal der Druck an seinem Kopf, die Waffe sank langsam hinunter. Behutsam drehte sich Silvio zur Seite und blickte seinem Feind ins Gesicht. Dieser war erstarrt und konnte den Blick nicht von ihm lösen. Auch Silvio hatte das Gefühl diesen Mann zu kennen, doch wieder nur verschwommene Bilder. Er schüttelte den Gedanken ab und nutzte seine Chance. Er schlug Van hart ins Gesicht, dieser sackte stöhnend zusammen und kauerte nun vor ihm auf dem Boden. Er ging um ihn herum und richtete seine Waffe auf ihn. „So, Fanel, genug Katz und Maus. Bringen wir es hinter uns.“ Meinte Silvio und entsicherte seine Waffe. Doch er zögerte, irgendetwas in ihm schrie ihm entgegen es nicht zu tun. Als er erneut eine Waffe spürte, zwischen seinen Schulterblättern bohrte sich eine Waffe in seinen Rücken. „Fallen lassen.“ Hörte er eine weibliche Stimme sagen. Er folgte ihrer Anweisung und ließ die Waffe fallen. Dann hob er langsam die Arme und drehte sich zu ihr um. „Hitomi, wie schön, wir haben uns lange nicht mehr gesehen.“ Sprach Silvio. „Halt den Mund und geh an die Wand.“ Mit der Waffe deutete sie ihm den Weg. Gehorsam trat er langsam auf die Wand zu. Hitomi bückte sich um nach Van zu sehen. Den Feind jedoch stets im Blick, die Waffe konzentriert auf ihn gerichtet. „Van?“ sprach sie sanft an. Doch der junge Mann regte sich nicht. Starr blickte er auf den Feind. Hitomi rüttelte sanft an seiner Schulter. Er stand anscheinend unter Schock. „Van?“ rief sie wieder, diesmal etwas lauter. Doch immer noch zeigte der angesprochene keine Reaktion. Das weitere Klicken einer Waffe ließ Hitomi aufstehen. Dylan stand in der Tür und zielte auf sie. „Hallo Schatz!“ sagte er spöttisch. „Waffe fallen lassen.“ Fügte er grinsend zurück. Hitomi ließ ergeben die Waffe fallen. „So, dein Ausflug war nun lang genug, zurück in den Käfig.“ Immer noch lachte er triumphierend. Dann wandte er sich an Silvio, „Schön, so eine Familien Zusammenführung, nicht wahr?“ Silvio blickte ihn verwirrt an, wie meinte er das nur, er kannte diesen jungen Mann doch gar nicht oder etwa doch. Sein Blick fiel auf das Gesicht des Feindes der immer noch am Boden hockte und ihn ungläubig anstarrte. Dylan wurde unaufmerksam und stieß Silvio an. „Ey, nun mach schon, umso schneller sind wir hier weg.“ Motzte er. Doch in dem Moment handelte Hitomi blitzschnell. Mit einer schnellen Drehung hatte sie Dylan erreicht und bugsierte ihn mit ihren Kampfsportkünsten aus dem Raum. Schnell schlug sie die Tür zu und drehte den Schlüssel rum. Dann griff sie sich eine Waffe und richtete sie wieder auf Silvio. „Wieso zögerst du?“ fragte sie ihn skeptisch. „Du weißt nicht wer du wirklich bist, oder?“ hakte sie nach. Der Zaibacher sah ihr direkt in die Augen, irgendetwas erweckte ihr vertrauen für den Mann der ihr gegenüberstand. Er ähnelte Van auf eine bestimmte Art und Weise. „Warum sollte es dich interessieren, wer ich bin?“ fragte er gleichgültig. „Weil, die Zaibacher einem was zeigen was man nicht ist. Ich könnte dir helfen.“ Sagte sie sanft und ließ langsam die Waffe sinken. Draußen hörte man Dylan der vor der Tür tobte. Immer wieder hämmerte er auf die schwere Holztür ein. Silvio war sich nicht sicher, konnte er der jungen Frau trauen, er wusste nichts von seinem früheren Leben. Man hatte ihm gesagt, er wäre mit einer schweren Kopfverletzung gefunden worden und dann bei den Zaibachern geheilt worden. Bei ihnen hatte er alles gelernt was er konnte. Und doch verband ihn anscheinend irgendetwas mit diesem jungen Mann. Dann hörte man Schüsse im Treppenhaus. Hitomi schreckte auf, ebenso Silvio. „Wer garantiert mir, dass eure Leute mich nicht erschießen?“ fragte er sie hektisch. „Ich werde mich schon darum kümmern.“ Sagte sie schnell, dann wies sie auf das Fenster. Sie konnte die Transporter ausmachen, erleichtert atmete sie aus. Dann hörte man Reifen quietschen, der blaue Bentley raste von dem Grundstück. Sie ging zurück zur Tür und öffnete sie langsam. Sie steckte den Kopf durch die Tür und sah Allen am anderen Ende des Flurs. Eilig kam er näher. Als er eintrat sah er wie versteinert auf den Zaibacher. „Folken.“ Sagte er sprachlos. Hitomi sah ihn verwirrt an, ebenso Silvio. Er verstand nicht. Wie hatte er ihn genannt? Hitomi riss die Beiden aus ihren Gedanken. „Wir müssen jetzt hier weg. Allen, du musst Van helfen.“ Sagte sie energisch. Der blonde Mann nickte und zog Van hoch auf die Beine. Kapitel 10: Familie ------------------- Wie in Trance folgte Van seinem Freund, immer wieder warf er seinem Bruder einen verstörten Blick zu. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen, wild durcheinander stürzten so viele Fragen in seinem Kopf. Wieso kennt er mich gar nicht, wo war er all die Jahre? Warum kennt er seinen Namen nicht? Hitomi beobachtete Van und Silvio genau. Auch für sie hatte es einen unvorhersehbaren Lauf genommen. Silvio, sollte Vans Bruder Folken sein? Immer wieder schielte sie den hoch gewachsenen Mann mit den rostroten Augen an. Ja, eine gewisse Ähnlichkeit bestand schon. Langsam fing es in Hitomis Kopf an zu arbeiten. Man hatte sie aus solchen Dingen immer herausgehalten. Doch als Silvio zu Dylan kam, sah er wirklich schlimm aus. Man hatte ihr gesagt der Ärmste hätte einen Unfall gehabt. Doch jetzt wenn sie weiter darüber nachdachte. Sie war davon überzeugt, dass Dylan dahinter steckte. Sie haben den ältesten Sohn des Fanels das angetan und ihn für ihre Zwecke missbraucht, deshalb konnte ihn auch niemand finden. Man hatte ihn unter Verschluss gehalten. Sie hatten ihm eine Gehirnwäsche verpasst und aus einem des Fanelianischen Ordens einen Zaibacher gemacht. Wieder blickte sie zu dem Mann hinüber, verwirrt erwiderte er ihren Blick. Hitomi fasst ihn sanft an der Schulter, „Keine Sorgen, ich finde schon heraus was passiert ist.“ Sagte sie aufmunternd und schenkte ihm eine sanftes lächeln. Hitomi öffnete die große Haustür und trat hindurch in den Sonnenschein, die Vögel zwitscherten und am Himmel war weit und breit keine Wolke zu sehen, ein wunderschöner Tag. Sie begleitete Allen und Van bis zum Transporter. Sie packte Van an den Schultern und schüttelte ihn leicht. „Van!“ sagte sie sanft. Er starrte ins leere. Der Mann mit den Mandelbraunen Augen stand unter schock. So konnte sie ihn unter keinen Umständen wieder nach Hause bringen. „Van?“ sagte sie noch einmal, diesmal mit fester Stimme. Doch wieder reagierte der junge Mann nicht. Behutsam tätschelte sie auf seine Wange. „Oh, Van, was ist denn los?“ Verzweiflung schwang in ihrer Stimme mit. „Wir sollten erst mal nach Hause fahren!“ schlug Allen vor. Hitomi nickte abwesend. „Bleib bei ihm, wir werden die Motorräder nach Hause fahren.“ Sagte sie schließlich zu Allen und wandte sich ab. Folken ging ihr nach. Am Schuppen angekommen schlüpfte sie durch die Tür und warf Folken einen Helm zu. „Du kannst doch fahren?“ fragte sie ihn. Folken nickte und zog den Helm über den Kopf. Schnell hatten sie die Motorräder gestartet und folgten dem Transporter. Hitomi bedeutete Folken ihr zu folgen. An einer günstigen Stelle überholte sie den Transporter und raste davon. Folken war dicht hinter ihr. Sie wollte unbedingt vor Van da sein, seine Eltern würden vermutlich ebenso geschockt sein, sie musste sie darauf vorbereiten können. Gemächlich fuhren sie die lange Auffahrt hoch. Vor dem Haus angekommen, steuerte Hitomi auf die Garage zu. Sie stellte die Maschine ab und zog sich den Helm vom Kopf, Folken tat es ihr gleich. Als Merle in der Tür stand und den fremden skeptisch musterte. „Wo ist Van?“ fragte sie misstrauisch. „Er kommt gleich mit den anderen nach.“ Antwortete Hitomi und schob die junge Frau beiseite. „Wo sind Gou und Varie?“ fragte sie stattdessen ungeduldig. Merle spürte, dass irgendetwas nicht stimmt. „Sie sind im Arbeitszimmer.“ Sagte Merle nachdenklich. Hitomi ergriff Folkens Hand und führte ihn durch den Flur. Merle beobachtete das ganze und folgte den Beiden langsam. Hitomi klopfte leise an. Varie öffnete ihr die Tür. Erleichtert zog die Frau Hitomi in ihre Arme. „Ein Glück euch ist nichts passiert.“ Hauchte sie. „Wo ist Van!“ fragte sie dann und studierte Hitomis Gesicht, das nun irgendwie angespannt wirkte. „Er kommt gleich mit den anderen. Aber ich jemand anderes gefunden.“ Erklärte Hitomi und trat einen Schritt zurück. Varie und Gou sahen sie fragend an, als Folken neben ihr erschien. Varie schnappte hörbar nach Luft, während Gou wie versteinert in seinem Stuhl saß und sich nicht mehr rührte. Doch dann löste sich die Frau mit den langen schwarzen Haaren aus ihrer Starre und umarmte ihren Sohn liebevoll. „Wo warst du nur?“ brachte sie unter etlichen schluchzern hervor. Folken blickte unsicher zu Hitomi. Er kannte die Frau, die sich da an ihn drückte nicht... oder doch? Hitomi trat auf Varie zu und löste die Arme von Folken. Dann sah Hitomi ihr ins Gesicht. „Er weiß nicht wer er ist. Die Zaibacher haben irgendetwas mit ihm angestellt.“ Erklärte Hitomi. Gou war aufgesprungen. „Die Zaibacher? Mein Sohn arbeitet mit den Zaibachern. Hitomi stellte sich schützend vor den älteren Sohn. Und auch Varie unterstütze Hitomi. „Er ist unser Sohn!“ sagte sie kraftvoll und breitete die Arme vor Folken aus. „Er ist zum Feind übergelaufen!“ brachte Gou mühsam hervor. Es fiel ihm schwer einen greul gegen diesen jungen Mann zu hegen, einen jungen Mann der sein eigener Sohn war. Hitomi schaltete sich ein. „Ich werde herausfinden was passiert ist!“ sagte sie entschlossen. Ungläubig sah Gou sie an. „Und wie willst du das anstellen?“ fragte das Oberhaupt der Familie Fanel spöttisch. „Willst du Dylan danach fragen?“ fügte er grimmig hinzu. „Ich werde es genauso herausfinden, wie ich herausgefunden habe, wie du mich hast überprüfen lassen.“ Gou hörte ihre Stimme in seinem Kopf, aber ihre Lippen, ihre Lippen haben sich doch gar nicht bewegt. „Wie hast du das gemacht?“ fragte er neugierig, doch auch einen Teil an Bewunderung und Angst konnte Hitomi aus seiner frage heraushören. Varie sah ihren Mann fragend an, sie hatte nichts von dem ganzen mitbekommen. „Was, was meinst du denn, liebster?“ fragte Varie vorsichtig. Kapitel 11: Gequälter Geist --------------------------- Verwirrt sah sie zwischen Hitomi und Gou hin und her. Die Beiden wirkten wie erstarrt. Als würden sie einen stillen Kampf austragen, immer noch stand die braunhaarige schützend vor dem ältesten Sohn des alten Fanels. Mit zusammen gekniffenen Augen trat er einen Schritt auf sie zu. Hitomi streckte die Hand aus und ließ eine kleine Flamme auf ihrer Hand erscheinen. „Ich meine es ernst, Gou Fanel, verdammt ernst.“ Knurrte Hitomi. „Hitomi!“ rief Varie erschrocken aus, auch sie kannte die Kräfte, der jungen Frau nicht. Gou wich wieder einen Schritt zurück. „Ihr solltet keine voreiligen Schlüsse über Dinge ziehen, die ihr nicht einmal erahnen könnt.“ Fügte sie hinzu. Sie schloss ihre Hand zu einer Faust und die Flamme verschwand. Dann drehte sie sich um und schob Folken vor sich her. Merle wich ihr aus und drückte sich an die Wand im Flur. Diese unscheinbare Frau mit den grünen Augen hatte mehr drauf als Merle dachte. Dabei wirkte sie so zerbrechliche. Beeindruckt sah sie ihr nach. Erschöpft lies sich Gou auf einen Stuhl fallen und nippte an seinem Brandy. Als erneut die Haustür aufging. Allen stützte Van, der immer noch vollkommen abwesend neben seinem Freund herstolperte. Varie blickte verwirrt auf ihren Mann. „Was war denn hier gerade los?“ fragte sie Gou, doch dieser starrte vor sich her. Als sie Geräusche auf dem Flur hörte lief sie zur Tür. „Um Himmels Willen, Van!“ rief sie und rannte auf ihren jüngsten Sohn zu. Sie umschlang sein Gesicht mit beiden Händen, doch er reagierte nicht. „Was ist denn los, Van, nun sag schon was.“ Sie war der Verzweiflung nahe. „Er steht unter Schock. Er braucht Ruhe.“ Meinte Allen vorsichtig und wollte weiter gehen. Varie packte ihren Sohn am anderen Arm und unterstützte Allen. In Vans Zimmer angekommen legten sie auf das Bett. „Lass Millerna kommen, sie soll ihm etwas geben damit er schlafen kann, er muss zur Ruhe kommen.“ Sagte Varie und strich ihrem Sohn über die Stirn. Allen schritt zur Tür, als er sie geschlossen hatte, lehnte er sich dagegen und strich sich mit den Händen durch die Haare. „Was für ein Tag.“ Murmelte er erschöpft, als Millerna gerade auf dem Flur erschien. Schnell lief er auf sie auf sie zu. „Millerna, du musst mitkommen, sofort. Van geht es nicht gut. Varie ist bei ihm.“ Erklärte Allen ihr kurz, als er die blonde Frau mit sich zog. „Ja, ich habe schon gehört, Folken ist wieder da.“ Meinte Millerna und ging eilig neben Allen her. „Van ist völlig neben der Spur.“ Sagte Allen und warf Millerna einen verzweifelten Blick zu. Millerna klopft sachte an und trat ein. Allen wartete auf dem Flur. „Millerna, gut das du da bist!“ brachte Varie aufgebracht hervor. Millerna setzte sich auf die Bettkante und sah auf Van hinab. „Van? Wie geht es dir?“ fragte Millerna während sie in ihrer Tasche kramte. Er murmelte etwas Unverständliches und sah sie kurz an. Millerna nickte wissend und zog die Spritze auf. „Ich werde dir etwas geben, damit du schlafen kannst.“ Erklärte Millerna und setzte die Spritze an, doch bevor die Spritze seinen Arm berührte sprang er auf und rannte aus dem Zimmer. Millerna hatte das Gleichgewicht verloren und war nach hinten übergekippt. Varie half ihr auf, dann folgten sie dem aufgebrachten Mann. Hitomi hatte sich mit Folken auf ihr Zimmer zurückgezogen. „Es ist besser, du bleibst erst mal hier.“ Meinte Hitomi und lief im Zimmer auf und ab. Was hatte sie nur getan? Sie hatte die Hand gegen das Oberhaupt der Escaflowne erhoben. War sie vollkommen verrückt geworden? Und doch hatte sie doch nur seinen Sohn beschützen wollen. Sie musste herausfinden, was sie mit ihm gemacht hatten. „Was ist das letzte an das du dich erinnern kannst? Fragte sie ihn. Fieberhaft überlegte Folken. „Der Tag an dem ich mit einer fiesen Kopfverletzung aufgewacht bin.“ Meinte er. „Was haben sie dir erzählt.“ Fragte Hitomi weiter. „Sie sagten ich wäre auf einem Einsatz von dem Feind verletzt worden.“ Antwortete Folken unsicher. Als sie plötzlich lärm auf dem Flur hörten. Mit einem lauten Knall schlug die Tür auf. Van stand schnaufend in der Tür. „Verräter.“ Murmelte er leise und trat einen schritt näher. Erschrocken sahen Hitomi und Folken zu Van. Langsam ging Hitomi auf ihn zu. Er packte sie am Arm und zog sie aus der Schusslinie. Dann zog Van eine Waffe aus seinem Hosenbund und richtete sie auf seinen Bruder. Hitomi beobachtete entsetzt das Geschehen und streckte ihre Hand aus. Wieder bildete sich eine kleine Flamme auf ihrer Hand. Sie warf sie rüber zu Van. Von der Hitze und dem Schmerz an seiner Hand ließ er die Waffe fallen. Misstrauisch blickte er zu ihr. „Du… du gehörst auch zu diesem Verräterpack.“ Brachte er mühsam hervor. „Van, du irrst dich.“ Versuchte Hitomi ihn zu besänftigen und machte einen Schritt auf ihn zu. „Bleib wo du bist, Verräter.“ Knurrte er ihr entgegen. Hitomi schluckte hart und doch ging sie weiter auf ihn zu. Van duckte sich und griff nach der Waffe. Er richtete sie auf Hitomi, „ich sagte du sollst stehen bleiben.“ Wiederholte er grimmig. „Nein, Van. Ich bin kein Verräter. Und das weißt du. Ich komme jetzt zu dir. Du wirst mich töten müssen. Vertrau mir Van. Es wird alles wieder gut. Ich verspreche es!“ Hitomi sprach ganz sanft und liebevoll zu ihm. „Du kannst mich nicht erschießen Van. Ich liebe dich. Und ich weiß, dass du genauso empfindest. Du wirst nicht schießen.“ Sagte sie entschlossen und ging schritt für schritt weiter auf ihn zu. „Du sollst stehen bleiben.“ Seine Stimme zitterte. Ebenso wie seine Hand die auf sie gerichtet war. Kapitel 12: Entscheidung ------------------------ Hitomi ging langsam weiter auf ihn zu. Sie vertraute ihm, verspürte keine Angst. Er würde nicht schießen. Während sie weiter auf ihn zuging, erreichten Varie und Millerna Hitomis Zimmer. Millerna schlug erschrocken die Hand vor den Mund. „Was geht denn hier vor?“ rief Varie ängstlich und ging auf ihren Sohn zu. Doch Van wirbelte herum und richtete seine Waffe auf sie. „Bleib wo du bist. Ihr spielt alle ein falsches Spiel.“ Brachte er zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. „Van?“ hauchte Varie verwirrt. Tränen traten in ihre Augen, ihr Sohn war verrückt geworden. Hitomi hatte sich ihm weiter genähert. Behutsam hob sie einen Arm und streckte ihn der Waffe entgegen. Sie führte seine Waffe auf ihre Brust und blieb vor ihm stehen. „Wenn du mich töten willst, dann tu es, Van Fanel!“ sagte sie leise und Strich liebevoll über seine Finger. Er war hin und hergerissen zwischen der Angst des Verrats und der Liebe, die er dieser Frau entgegen brachte. „Van, mein Bruder!“ mischte sich nun auch Folken ein. „Ich erinnere mich… weißt du noch, wie wir früher zusammen immer gespielt haben. Ich musste dich gewinnen lassen…“ erzählte Folken, wurde dann aber grob von Van unterbrochen. Varie verfolgte das Geschehen unter weiteren Tränen, ja, er erinnerte sich. Auch sie wusste davon, es war ihr so in Erinnerung geblieben als wäre es erst gestern gewesen „Schweig, meinen Bruder gibt es nicht mehr, er ist tot. Du bist ein Verräter.“ Knurrte Van ihn an. Ein hasserfüllter Blick traf Folken. „Van, er ist es, mit dem ein falsches Spiel getrieben wurde. Bis vor wenigen Stunden wusste er noch einmal seinen Namen. Bitte, Van. Lass es mich versuchen. Ich werde die Wahrheit herausfinden.“ Sagte Hitomi sanft und ließ ihre Finger weiterhin auf Vans Hand ruhen. „Er ist nicht der Feind.“ Meinte sie bekräftigend. Langsam gab der Druck auf Hitomis Brustbein nach. Die Waffe sank nieder. Dann fiel er auf die Knie. Er presste die Hände vor sich Gesicht und stöhnte gequält auf. Hitomi ließ sich neben ihn fallen und umarmte ihn. Sie drückte sich an ihn und flüsterte ihm beruhigende Worte ins Ohr. Varie schritt an den beiden vorbei auf ihren ältesten Sohn zu und umarmte ihn. Folken erwiderte ihre Umarmung sehnsüchtig. Endlich kehrte seine Erinnerung zurück. Bisher nur Bruchstückweise, aber er kannte den schwarzhaarigen jungen Mann und auch die Frau, die er nun im Arm hielt. Hitomi nickte ihnen zu, sie und Van allein zu lassen. Langsam entfernten sich alle aus dem Zimmer. Varie strich Hitomi sanft über die Schulter. Dann schloss sie die Tür. „Van.“ Flüsterte Hitomi kaum hörbar. „Oh, Van!“ langsam schob sie ihre Hände an sein Gesicht und hob es an. Verzweifelt blickte er in ihre grünen Augen, die ihn liebevoll ansahen. „Ich… ich hätte dich fast umgebracht.“ Keuchte er. „Nein, hör auf, das hättest du nicht getan.“ Sagte Hitomi mit fester Stimme und zwang ihn sie anzusehen. „Niemals, hättest du das getan.“ Fügte sie hinzu. Er entzog sich ihrem Blick und verschränkte die Arme vor dem Gesicht. Wieder hörte sie ein verzweifeltes Stöhnen „Sieh mich an, Van. Es geht mir gut. Wirklich!“ Er schüttelte nur den Kopf und vergrub weiterhin sein Gesicht. „Lass mich allein.“ Flüsterte er heißer. „Nein, das werde ich nicht tun.“ Erwiderte Hitomi streng und strich zärtlich über die starken Arme. Sanft hob sie seine Arme und kuschelte sich an ihn. Er zögerte einen Moment, doch dann zog er sie an sich. Hitomi hatte begonnen eine Melodie zu summen und strich im liebevoll über den Rücken. „Mutter!“ sagte Folken mit rauer Stimme. Er schluckte. Sie kam langsam auf ihn zu und strich mit der Hand über seine unrasierte Wange. „Ja, mein Sohn?“ fragte sie sanft. „Ich kann nicht hier bleiben, ich werde euch alle in Gefahr bringen. Sie werden mich suchen.“ Erklärte er und küsste die Hand seiner Mutter. „Dann sollen sie kommen.“ Grollte Gou hinter ihm. Folken wandte sich erschrocken um. „Du wirst nirgendwo hingehen, du bleibst in diesen Mauern. Wer soll zu dir stehen, wenn nicht deine Familie, …. mein Sohn!“ fügte er sanft hinzu. Ja, dank Hitomi konnte er ihm die Chance geben. Die Chance einen Neubeginn für die Familie Fanel zu beginnen. Sollten sie kommen, niemals würde er ihnen seinen eigenen Sohn ausliefern. Verräter oder nicht. „Was ist mit Van?“ fragte er dann nachdenklich. Varie hatte ihm vom dem Ausbruch ihres Sohnes erzählt. „Hitomi ist bei ihm!“ antwortete Varie. Immer noch hockten die Beiden auf dem Holzboden, Hitomi wusste nicht wie lange sie schon so da saßen. Doch er brauchte ihre Nähe jetzt. Der junge Fanel hatte einiges verkraften müssen. Er durfte sich nicht verschließen, so wie er es sonst immer getan hatte. „Ich bin für dich da, Van! Ich werde dich nicht allein lassen, niemals.“ Hauchte Hitomi ihm ins Ohr. Er hob den Kopf und sah in die grünen Augen, die ihm so unergründlich vorkamen. So wunderschön. Kapitel 13: Zuneigung --------------------- Spät in der Nacht wachte Hitomi auf. Verschlafen blinzelte sie in die Dunkelheit. Neben sich spürte sie einen warmen Körper. Es war Van. Er schlief tief und fest. Dicht an sie gekuschelt waren ihm die Augen zugefallen. Sein Gesicht an ihrem Hals versteckt. Ein lächeln glitt Hitomi über ihr Gesicht. Sie konnte sich noch gut an den Abend erinnern. Nachdem sie Van neuen Mut schenken konnte, waren sie in einen leidenschaftlichen Kuss verfallen. Immer noch spürte sie seine warmen Hände auf ihrem Körper. Seine sanften Küsse, die immer wilder geworden waren. Ein wohliger Schauer strich über ihren Körper. Ja, sie hatten sich geliebt. Es war das erste Mal, das Hitomi etwas dabei empfunden hatte. Bei den anderen Männern war es nur die Lust gewesen, bei Dylan wurde sie gezwungen, doch bei Van, … bei Van war es anders. In ihr kribbelte es überall, ein Gefühl von Verlangen, Zuneigung und Liebe hatte sie überfallen. Dylan lief unruhig in Zimmer seines Vaters auf und ab. „Diese miese Bande.“ Knurrte er. Sein Vater beobachtete ihn mit einem leichten lächeln auf den Lippen. „Unsere Zeit wird kommen, Sohn!“ sagte er leise und erhob sich aus dem alten Ledersessel. „Wir müssen Silvio zurückholen.“ Meinte Dylan nachdenklich und blieb einen Augenblick stehen. „du hast doch kein schlechtes Gewissen?“ fragte Miguel mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Wie dem aus sei“ … - fuhr er fort „wir werden Silvio, dort lassen wo er ist!“ meinte Miguel und blickte seinen Sohn entschlossen an. „Aber er ist mein bester Mann.“ Entgegnete Dylan. „Er wird uns nicht mehr helfen können:“ sagte der alte knurrend. „Meinst du sie haben ihn umgebracht? Einfach so?“ sprach Dylan hektisch. „Nein, du Dummkopf. Der alte Fanel wird doch seinen eigenen Sohn nicht töten.“ Rief Miguel zornig. „WAS? Sein Sohn?“ entsetzt ließ sich Dylan auf den Holzstuhl fallen, der am Schreibtisch stand. „Ja, sein Sohn, wir haben ihm eine Gehirnwäsche verpasst und ihn umgekrempelt. Da aber die kleine Schlampe, die du immer noch nicht ausgeschaltet hast, bei ihnen ist, wird er sich wieder erinnern.“ Wütend schlug Miguel mit der flachen Hand auf den Tisch. Erschrocken zuckte sein Sohn zusammen, in seiner Hektik schmiss er beim aufstehen den Stuhl um. Panik glänzte in seinen Augen. Er kannte die Wutausbrüche seines Vaters nur zu gut. „Ich werde das schon regeln.“ Stammelte er nervös. Und wich wissend einige Schritte zurück. „Dann verdammt noch mal tu das auch. Willst du mich in ganz Tokio lächerlich machen. Ich bin der mächtigste Mann dieser Organisation und mein Sohn wird mit seiner Verlobten nicht fertig.“ Wütend wirbelte Miguel mit den Armen. Ungehalten schlug er einige Ordner vom Tisch. „Erledige das.“ Knurrte er. „Ja, Vater.“ Erwiderte Dylan ergeben und wandte sich zum gehen. „Dylan, wenn du erneut versagst, wird es dein Kopf sein, der ins rollen kommt.“ Sagte Miguel lächelnd. Ein harter klumpen bildete sich in Dylans Magen. Ja, er würde es tun, er würde seinen eigenen Sohn umbringen, nur um keine Schwäche, keine Blöße zeigen zu müssen. Hastig verließ er den Raum und schlug die Tür hinter sich zu. Sofort zog er sein Handy aus der Tasche und gab Ernesto Anweisungen für die nächste Nacht. Die kommende Nacht würde die letzte von diesem feigen Pack sein, dachte Dylan wütend. Er würde sie alle töten, keinen davon kommen lassen, alle werden sterben. Doch am qualvollsten würde er dieses Miststück und ihren Lover töten. Sie hatte ihn lächerlich gemacht, jeder Atemzug den sie tat verhöhnte ihn mehr. Sie musste weg… für immer. „Hitomi?“ hörte sie seine verschlafene Stimme. „Ja?“ erwiderte sie leise. „Du bist ja schon wach.“ Stellte er überrascht fest. „Ich konnte einfach nicht mehr schlafen. Geht es dir gut?“ fragte sie in die Dunkelheit. Er antwortete nicht sofort, so als müsste er sich erst selbst darüber klar werden. „Ich… habe beinahe einen schlimmen Fehler begangen, Hitomi.“ Antwortete er ihr leise. Hitomi löste sich von ihm und schaltete die kleine Nachtischlampe ein. Sie drehte sich zu ihm und blickte ihm lange in braunen Augen, die sie immer noch schuldbewusst ansahen. „Van…!“ tadelte sie ihn. „Du hast es aber nicht getan, du hast mir nichts getan und auch deiner Familie nicht. Ich habe nicht einen Moment daran gezweifelt… niemals würdest du denen die du liebst etwas antun. Und auch dein Bruder gehört zu jenen. Und weißt du warum, Van?“ sie blickte ihm fest in die Augen und legte bedeutungsvoll ihre Hand auf seine Brust. „Weil du ein gutes Herz hast, Van Fanel.“ Ein lächeln strich über ihre weichen Züge. Statt ihr zu antworten zog er sie fest an sich. Der nächste Morgen brach an. Langsam verschwand die Dunkelheit und der Horizont leuchtete strahlend rot. Es würde ein wunderschöner Tag werden, dachte Hitomi als sie mit einem Kaffee in der Hand am Fenster stand. Aus dem Bad hörte man das Wasser laufen. Van stand unter Dusche und ließ seine Sorgen von dem warmen Wasser fortspülen. Heute würde er mit Hitomi und seinem Bruder zum Sumatki – Schrein aufbrechen, die Mönche, die dort lebten würden ihm weiterhelfen können, sich an seine Vergangenheit zu erinnern. Diese Mönche hatten auch Hitomi ausgebildet, sie freute sich sehr darauf diese Weisen Mönche wieder zusehen. Kapitel 14: Fatal ----------------- Die drei verabschiedeten sich vom Rest der Familie und stiegen in den schwarzen Geländewagen. Gou hatte sie dazu überreden können, dass Vargas sie begleitet. Er saß nun am Steuer und wartete auf seine Passagiere. Folken stieg auf den Beifahrersitz und sah dem mächtigen Mann ins Gesicht. Freundlich erwiderte Vargas seinen Blick. „Hallo Folken, schön das du wieder da bist.“ Meinte der Mann mit den grauen Haaren. „Ja, das finde ich auch.“ Antwortete ihm Folken. Hitomi beobachtete die Szene und ihr blick fiel dabei auf Van. Immer noch spürte sie, dass das Vertrauen seinem Bruder gegenüber immer noch nicht wiederhergestellt war. Und doch bemühte er sich sichtlich gegen das aufkeimende Misstrauen anzukämpfen. Hitomi griff nach seiner Hand und drückte sie ermutigend. Er blickte zu ihr und lächelte schwach. Schließlich startete Vargas den Wagen und er rollte die lange Auffahrt hinab. Es war bereits Mittag als sie aufbrachen. Die Fahrt zum Sumatki – Schrein dauerte eine Weile, der Schrein lag außerhalb von Tokio in einer ruhigen Gegend. In der die Natur noch das sagen hatte. Die Mönche setzten sie besonders dafür ein, dass dieser Fleck Natur, genauso wie er war, erhalten blieb. Endlich waren sie da. Kaum hatte der Wagen gestoppt, so gab es für Hitomi kein halten mehr. Eilig lief sie auf die mächtigen Stufen zu. „Hitomi – chan?“ hörte sie eine vertraute Stimme, auf dem obersten Absatz stand Brego, der älteste der Mönche, er hatte sie ausgebildet. Freudig warf sie sich dem Mönch in die Arme. „Nicht so stürmisch, Mädchen.“ Lachte Brego. Auch die anderen waren inzwischen bei den Beiden angekommen. Langsam löste sich Hitomi von ihrem Meister und drehte sich zu den anderen. „Vargas, dass wir dich so schnell schon wieder sehen? Komm schon her.“ Meinte der alte Mönch und umarmte den Kendomeister freundschaftlich. Dann fiel sein Blick weiter in die Runde. „Van, Van Fanel, das wir Euch einmal hier begrüßen dürfen.“ Sprach der alte Mann und verbeugte sich. Van griff nach den Händen des Mannes und schüttelte den Kopf. „Ihr verbeugt Euch vor mir?“ fragte er ungläubig. „Ich bin es, der sich dankbar zeigen muss.“ Erwiderte er dem Mann. Dankend nickte Brego ihm zu und drückte liebevoll Vans Hände. Dann sah er dem nächsten Mann ins Gesicht. Eine Welle von Bildern brach über dem alten Mann herein. Er musste sich bei Van abstützen. Stützend bot Van ihm seinen Arm. „Wegen ihm seid ihr gekommen!“ sagte der alte Mann wissend. „Du bist der älteste Sohn des Gou Fanel.“ Fügte er hinzu und reichte Folken seine Hand. „Kommt gehen wir hinein.“ Brego ging voraus. Hitomi und die anderen folgten ihm. In einem gemütlichen Raum nahmen sie auf mehreren Kissen platz. Brego saß Folken gegenüber. „Gib mir deine Hände. Keine Angst.“ Sagte Brego und streckte seine Arme aus. Folken legte seine Hände auf die des Mönchs. Wieder schob sich eine Welle aus Folkens Vergangenheit durch Bregos Geist, angefangen bei seiner Kindheit, wie er mit Van im Garten gespielt hat. Immer wenn er etwas klar sehen konnte, beschrieb er seine Bilder. Aufmerksam hörten alle dem alten Mann zu. Auch Van schob seine letzten Zweifel fort, dieser Mönch wusste Dinge, die er nicht wissen konnte, er sagte die Wahrheit. Er erzählte immer weiter, bis zu jenem Tag, als Folken verschwand. „Du warst auf einem Einsatz, wurdest von deinen Leuten getrennt. Und dann…“ der Mönch atmete erschrocken ein. „Man hat dich nieder geschlagen. Es war einer vom der Zaibacher Orden. Sie nahmen dich mit. Miguel Lago, er hat es angeordnet. Man hat dir deine Vergangenheit genommen. Und sie haben dich benutzt, Folken. Doch dann, dann bist du ihr begegnet.“ Der Mönch zeigte auf Hitomi. Folken nickte. „Und nun, nun bist du hier.“ Endete der alte Mönch. „Ich hoffe ich konnte helfen.“ Sagte er lächelnd. Van strich ihm über die Schulter, wieder schob sich eine Vision, durch den alten Mann. „Ihr müsst auf Euch aufpassen, Van!“ sagte der Mönch ängstlich. „Euer zu Hause, etwas furchtbares wird geschehen. Ihr müsst euch beeilen.“ Keuchte Brego. Blitzschnell war Hitomi bei ihm. „Was meinst du damit, Brego?“ fragte sie ihn aufgebracht. „Miguel Lago, er hat etwas damit zu tun, er wird alle töten.“ Wie erstarrt sahen alle auf den Mönch. Van gewann zuerst die Kontrolle über sich zurück. Und stürzte hinaus. Die anderen folgten ihm, als Hitomi sich erheben wollte hielt Brego sie zurück. „Die Zeit ist gekommen, Mädchen. Jetzt ist die Zeit gekommen, du musst deine wahre Kraft entfesseln wenn du sie retten willst. Besonders der junge Van Fanel, beschütze ihn. Er wird zu sehr von seiner Verzweiflung gelenkt.“ Sagte Brego ruhig und drückte sie an sich, Hitomi erwiderte seine Umarmung, dann folgte sie den anderen. Am Auto angekommen warteten die anderen bereits auf sie. Van hatte sein Handy am Ohr. „Verdammt, wo sind die nur alle?“ brüllte er. „Ich kann niemanden erreichen.“ Furcht breitete sich aus. Alle waren in tiefster Sorge. Vargas brachte den Geländewagen an seine Grenzen, die Straßen waren frei, es war bereits spät in der Nacht. Als sie die Straße entlang fuhren, sahen sie bereits die Blaulichter. Kurz vor der Einfahrt hielt Van es nicht mehr aus. Er riss die Tür auf und sprang aus dem Wagen. Gerade als er auf das Haus zu rannte fiel ein Schuss. Verwirrt sprangen die Polizisten hinter ihre Einsatzwagen. Ein Scharfschütze war noch irgendwo, doch niemand hatte ihn so schnell ausmachen können. Schwer verletzt getroffen ging er zu Boden. Vargas bremste scharf und lenkte hart ein. Der Geländewagen bot Hitomi und Folken Schutz um den Verletzten wieder ins Auto zu bekommen. Kaum war der junge Fanel im Auto, gab Vargas Vollgas. „Die Blutung ist stark.“ Rief Hitomi verzweifelt und riss sich ein Stück ihres Ärmels ab, während Folken, den Kopf seines Bruders stützte. Schnell drückte sie den Baumwollstoff auf die blutende Wunde in der Schulter. Vor dem Krankenhaus stieg Vargas auf die Bremse. Eilig öffnete er die hintere Tür. Sanitäter kamen bereits herbei gelaufen. Behutsam wurde Van auf eine der Tragen gelegt. Hitomi hielt seine Hand während die Sanitäter mit ihm hinein liefen. „Miss, er muss jetzt in den OP, da können sie nicht mit.“ Erklärte einer der Ärzte. „Ich werde ihn auch nicht begleiten, er wird es tun.“ Sagte sie entschieden. Vargas stand hinter ihr, er ballte bereits die Fäuste. Der Arzt schluckte und nickt dann eilig. „Was hast du vor?“ fragte Vargas sie leise als sich der Arzt entfernt hatte. „Ich werde es zu Ende bringen.“ Sagte Hitomi abwesend. Kapitel 15: Flammenmeer ----------------------- Hitomi hörte Vargas bereits nicht mehr. Sie musste sich sammeln, sich konzentrieren. Ihr Zorn durfte nicht ihren Verstand einnehmen. Folken kam auf sie zu gelaufen. „Wohin gehst du?“ fragte er sie. „Ich werde mich um eure Familie kümmern oder um die, die es noch gibt.“ Setzte Hitomi an. „Bleib bei Van. Er braucht jemanden wenn er zu sich kommt.“ Fügte sie hinzu. Dann ging sie weiter. Doch Folken lies sich so schnell nicht abschütteln. Mit schnellen Schritten war er wieder bei ihr. An den Schultern gepackt, hielt er sie fest. „Was hast du vor? Lass mich dir helfen.“ Meinte Folken. Unwirsch schob sie seine Hände von ihren Schultern. Flammen leuchteten in ihren Augen auf. Erschrocken wich er zurück. „Ich schaff das allein.“ Knurrte sie ihn an. Dann setzte sie ihren Weg fort. „Vargas, wir können sie doch nicht einfach fortgehen lassen, sie werden sie töten!“ rief Folken aufgebracht und blickte verzweifelt zu dem Kendomeister. „Ich werde mit ihr gehen!“ sagte er plötzlich entschlossen, doch bevor er den ersten Schritt tun konnte ergriffen ihn zwei starke Hände. Vargas stand hinter ihm und schüttelte den Kopf. „Nein, sie schafft das allein. Du hast ja keine Ahnung.“ Meinte Vargas ruhig und sein Blick ruhte auf Hitomi, die sich immer weiter von ihnen entfernte. „Sie ist die stärkste Waffe des Sumatki – Schrein. Sie braucht niemandes Hilfe, wenn sie entfesselt ist.“ Erklärte Vargas ruhig. „Aber, wie meinst du das denn?“ fragte Folken aufgebracht und sah ihr verzweifelt nach. „Sie hat Fähigkeiten von denen wir nur Träumen können. Du würdest dich nur in Gefahr bringen wenn du bei ihr wärst. In ihr lebt ein Dämon, ein Feuerdämon, der nur ihr gehorcht.“ Erklärte Vargas ihm. Nachdenklich sah Folken ihr nach. „Ich habe als Kind Geschichten davon gehört, aber das ich wirklich mal jemandem begegne der diesen Dämon in sich trägt, hätte ich nicht gedacht. Es heißt, wenn sie ihn einmal wirklich frei lassen, stirbt diese mächtige Kraft.“ Erzählte Folken. „Ja ,“ bestätigte Vargas. „sie wird diese Fähigkeit verlieren. Und mit diesem Dämon stirbt auch ein Teil von ihr.“ Fügte Vargas hinzu. Sie stieg in den Geländewagen und fuhr zu dem Anwesen der Fanels. Als sie in die Straße einbog, schaltete sie das Licht aus und stellte den Wagen am Ende der Straße ab. Leise verschaffte sie sich Zugang zu dem Grundstück. Die Polizei war abgezogen. Gelbes Absperrband zierte die Haustür. Vorsichtig ging sie weiter. Behutsam schob sie sich unter dem gelben Band durch und schlüpfte hinein. Bereits im Wohnzimmer bot sich ihr ein abscheulicher Anblick. Große Blutflecken zierten den Boden, auch den Wänden fand sie Blut. Sie trat näher heran, der Geruch von dem Blut stieg ihr in die Nase, Übelkeit kroch in ihr hinauf. Angewidert hielt sie sich die Hand vor den Mund. Beim Anblick der großen Blutlachen, zeigten sich die Bilder, dieser grausamen Tat. Vor ihrem geistigen Auge spielte sich die ganze blutige Szene erneut ab. Sie hatten sie überrascht, Vans Vater, er wurde im Türrahmen niedergeschossen, er hatte sich schützend vor seine Frau gestellt. Doch auch Varie hatte es nicht geschafft. Ihr Blut war nicht weit von dem ihres Mannes entfernt. Wer auch immer das getan hatte, er hat die Familie grausam hingerichtet und er hat Vergnügen dabei gehabt. Langsam ging Hitomi weiter. Viele der Angestellten wurden ebenfalls niedergeschossen. Doch von Merle, Allen und Millerna waren keine Blutspuren zu finden. Sie mussten sich gerettet haben. Doch was war das… Hitomi folgte kleineren Tropfen, die zur Hintertür führten. Auf der Terrasse verschwanden die Blutstropfen, sie mussten durch den Garten geflohen sein. Sie spürte wie unbändige Wut in ihr aufstieg und Schmerz, Schmerz über den Verlust dieser liebenswerten Menschen. Ja, es wurde Zeit dem ein Ende zu setzten. Ihre Gedanken glitten zu jenem Mann der dazu in der Lage war. Der Zaibacher Orden hatte die Fanels überrascht und brutal getötet. Lautlos ging Hitomi zurück durch das Haus. Sie schloss die Haustür und stieg in den Geländewagen. Sie schlug mit den Fäusten auf das Lenkrad ein, ihre zarten Hände verkrampften sich um das kräftige Lenkrad. Die Verzweiflung brach über sie herein. Hemmungslos begann sie zu weinen. Es dauerte eine Zeit bis die junge Frau sich wieder gefangen hatte. Sie startete den Wagen und verschwand in der Dunkelheit. Ihr nächstes Ziel waren die Lagos, sie würde ihnen einen Besuch abstatten, der ihr letzter sein würde. Als sie die Villa erreicht hatte war sie bereits wieder ganz ruhig. Sie war konzentriert. Leise näherte sie sich der weißen Villa. Die Wachen bemerkten sie erst zu spät. Geräuschlos ließ sie die toten Körper zu Boden sinken. Dann arbeitete sie sich weiter vor. „Die Wunde ist nicht groß, sie wird schnell verheilen.“ Sagte Ray an Merle gewandt. Sie half ihm, der Ärztin den Verband anzulegen. Millerna hatte einen Schuss abgefangen, der eigentlich hätte Allen treffen sollen. Schweigend saß er an ihrem Bett und beobachtete den Fremden dabei, wie er die blonde Frau versorgte. Ray war gerade noch rechtzeitig im Anwesen der Fanels gewesen um Merle und die Beiden zu retten. Er gehörte damals auch zum Zaibacher Orden, doch als sie seine jüngere Schwester brutal getötet hatten, hatte er sich gegen die Organisation gestellt und wann immer es ging im Hintergrund Informationen an den Orden der Escaflowne weitergeleitet. Als er Merle damals auf der Straße begegnet war und sie gerettet hatte, war ihm die junge Frau mit dem rosa Haar einfach nicht mehr aus dem Kopf gegangen. „Wir müssen die anderen Informieren.“ Meinte Allen abwesend. „Erst mal müssen wir uns ruhig verhalten.“ Widersprach Ryan. „An wen willst du dich wenden, du weißt doch gar nicht, ob einer von ihnen überlebt hat.“ Fügte er leise hinzu. Allen schluckte hart. Da hatte der Fremde leider Recht. Ray wandte sich um und schaltete den Fernseher ein. Die Nachrichten liefen gerade. Es wurden Bilder von dem Anwesen der Fanels gezeigt und wie ein junger Mann auf das Haus zu rannte und dann niedergeschossen wurde. „Das ist Van!“ kreischte Merle und schlug sich die Hände vor den Mund. Man sah noch wie eine Frau und ein Mann ihn wieder ins Auto zerrten. „Merle, mach dir keine Sorgen, Hitomi ist bei ihm, sie wird schon auf ihn acht geben.“ Meinte Ray wissend. Als sie gerade den großen Flur durchquert hatte, hörte sie Schritte hinter sich. Langsam drehte sie sich um. Dylan stand mit einer schweren Brechstange nicht weit von ihr. „Hallo Liebste, dich hätte ich nicht erwartet, aber auch gut!“ meinte er grinsend. „Hat dir unser Kunstwerk im Hause Fanel gefallen?“ fragte er sie lachend. „Du wirst dir schon sehr bald wünschen, dass du mich niemals kennen gelernt hättest.“ Zischte Hitomi ihm entgegen. Sie streckte ihm ihre Hand entgegen und ließ eine kleine Flamme darauf erscheinen. Überraschung zeigte sich in Dylans Gesicht. Damit hatte er nicht gerechnet, seine Verlobte besaß eine magische Kraft. Unwillkürlich wich er einige Schritte zurück. Er ließ die Brechstange fallen und wollte zum Gegenschlag ausholen. Leichte Windböen taten sich auf. Gerade als er ihr seine Kraft entgegen schleudern wollte, explodierte die kleine Flamme auf ihrer Hand. Ein Feuersturm bahnte sich seinen Weg auf Dylan zu. Dabei verschlang die Flamme Bilder, Vorhänge und alles was ihr sonst noch im Weg war. Unter einem lauten Schrei ging Dylan zu Boden. Hitomi ließ ihrer Kraft freien Lauf, immer wieder flammte es auf. Dylan hatte noch versucht zu fliehen, doch durch die Kraft des Feuers, war er schon sehr bald nicht mehr in der Lage dazu. Er bettelte, flehte sie an, doch sie blieb Erbarmungslos. Durch den Schrei aufgeweckt stand Miguel im Türrahmen und blickte dem Feuerdämon direkt ins Gesicht. „Was hast du mit meinem Sohn gemacht?“ brüllte er verzweifelt. „So fühlt es sich an, wenn man leidet.“ Sagte Hitomi knurrend. Doch das Oberhaupt des Zaibacher Ordens setzte sich zur wehr. Mit schnellen Schritten war er bei ihr und legte seine starken Hände um ihren Hals. Keuchend versuchte Hitomi den klammernden Griff um ihren Hals zu lösen. Es gelang ihr nicht. Die Flamme wurde kleiner, was Miguel dazu brachte noch kräftiger zu zudrücken. Sie schloss die Augen und irgendwann hörte ihr Körper auf sich zu wehren. Schlaff wie eine Puppe hing sie in seinen Armen. Er löste den Griff um ihren Hals und ließ sie einfach fallen. Dumpf schlug sie auf dem Boden auf. „Das ist alles? Törichtes Gör!“ murmelte der alte und ging an ihr vorbei auf seinen Sohn zu. Er war tot, sie hatte ihn umgebracht. Gerade als er sich aufrichten wollte spürte er eine ungeheure Hitze hinter sich. Er blickte über seine Schulter in zwei grüne Augen, in denen kleine Flammen zu tanzen schienen. „Das ist für das Leid, das du allen angetan hast!“ brachte sie zwischen den Zähnen hervor. Angstvoll riss er die Augen auf. Es wurde immer heißer, die Hitze brachte ihn beinahe um den Verstand. Sie zeigte ihm die Bilder von seinem Bruder, wie er sich schützend vor seine Frau stellte, wie er erschossen wurde, wie er tot auf dem Holzboden lag, wie sich das Blut langsam ausbreitete. „Hör auf damit.“ Keuchte er winselnd. Doch Hitomi ließ die Bilder immer und immer wieder vor seinem inneren Auge erscheinen. Ihr Körper glühte förmlich. Ihr Rachedurst war noch nicht gestillt. Immer wieder wand sich das Oberhaupt unter ihren flammen. Dann wurde es dunkel um ihn herum. Verachtend ließ sie ihn zu Boden fallen. Kurz horchte sie auf. Sie wand sich um und warf einen Blick in das Schlafzimmer. Ihre Mutter saß Kerzengerade im Bett. Ein Laken um ihren Körper gehüllt, starrte sie der jungen Frau fassungslos entgegen. „Was hast du getan?“ stammelte sie ängstlich. Verzweiflung kroch in der Frau hinauf. Einen Augenblick musterte Hitomi ihre Mutter noch, dann drehte sie sich Wortlos um. Merle saß immer noch zitternd auf dem Bett. Gedankenverloren starrte sie vor sich her. Ihre Kleidung blut verschmiert. Sie hatte Varie und Gou helfen wollen. Doch sie waren bereits tot. Mit einiger Mühe hatte Allen sie von Leblosen Körpern wegreißen können. Sie mussten fliehen. „Komm, du musst dir was anderes anziehen.“ Sagte Ray sanft und berührte Merle am Arm. Ängstlich zuckte sie zusammen. Ray hockte sich neben sie und blickte in die blauen Augen, die ihn verzweifelt ansahen. Allen wurde auf eine weitere Meldung aufmerksam, der Nachrichtensprecher sagte etwas von einem Feuer in der Lago Villa. „Hitomi!“ hauchte er leise und griff seine Jacke von der Couch. „Wo willst du denn hin?“ fragte Ray unsicher. „Ich muss wissen, ob sie es war.“ Meinte Allen und schlug die Tür hinter sich zu. Van hatte ihm im vertrauen von ihrer Kraft erzählt und irgendwie hatte er das Gefühl, die junge Frau könnte seine Hilfe brauchen. Eile machte sich in breit. Er musste schnell sein. Als sie das Haus verließ brannte es Lichterloh. In der Ferne hörte sie bereits die Sirenen. Ruhig stieg sie in den Jeep und fuhr davon. Russ war auf ihrer Haut, sie selbst roch nach dem Feuer, doch es störte sie nicht. Einige Straßen entfernt hielt sie an, riss die Fahrertür auf und übergab sich. Ihr war Kalt, so unglaublich kalt, ihr Körper zitterte und ihr war schwindelig. Mit unglaublichen Schmerzen schaffte sie es aus dem Wagen. Ihr Körper schmerzte, sämtliche Muskeln verkrampften sich. Ja, ein Teil von ihr starb. Ebenso wie der Dämon, der seine volle Kraft entfaltet hatte. Sie versuchte sich aufzurichten, brach aber wieder zusammen. Als sich plötzlich zwei starke Arme um ihre Schultern legten. Erschöpft ließ sie es geschehen. Er nahm sie auf den Arm und kehrte zu dem Wagen zurück. Ein Dunstschleier lag vor Hitomis Augen und doch glaubte sie den blonden Mann zu kennen, der sie in seinen Armen hielt. „Allen.“ Wisperte sie kraftlos. Behutsam setzte er sie auf dem Beifahrersitz ab. Dann stieg er ein und startete den Wagen. Besorgt sah er sie an. „Es geht mir gut, Allen, ehrlich.“ Murmelte Hitomi. „Wir müssen ins Krankenhaus.“ Nuschelte sie dann noch bevor ihr die Augen zu fielen. Am Krankenhaus angekommen weckte Allen sie sanft. „Hitomi, wird sind da!“ Er stützte sie. Als die Beiden im Krankenhausflur um die Ecke bogen, lief Folken ihnen entgegen. „Um Himmels willen, Hitomi, Allen? Geht es euch gut?“ fragte Folken aufgebracht. Hitomi nickte nur kurz. „Gut das du da bist, es geht ihm sehr schlecht!“ sagte Folken besorgt. Hitomis Augen weiteten sich ängstlich. Als sie in Vans Zimmer ankamen, war ein Arzt bei ihm. „Miss, geht es ihnen gut?“ fragte er sie entsetzt. Ohne ihn anzusehen nickte Hitomi, ihr Blick ruhte auf Van. Unwirsch löste sie sich von Allen. Langsam ging sie auf Van zu. Sein Gesicht war blass und Schweißtropfen standen auf seiner Stirn. „Was ist mit ihm? Er wird doch wieder gesund?“ fragte sie ängstlich. „Er hat sehr viel Blut verloren, doch das ist es nicht. Es scheint viel mehr, als hätte er den Willen zu Leben verloren. Er liegt im Koma.“ Erklärte der Arzt. „Wir können nur abwarten.“ Fügte er noch hinzu, dann verließ er das Zimmer. Vargas hatte Hitomi eingehend beobachtet. „Du hast sie umgebracht.“ Murmelte Vargas und sein Blick ruhte auf der jungen Frau, die ängstlich zu dem jungen Fanel blickte. Folken sah erschrocken auf. Hitomi sah dem alten Kendomeister kalt in die Augen. „Es war kein Vorwurf, Hitomi, ich hätte es genauso getan.“ Fügte er ruhig hinzu. „Du hast starke Schmerzen.“ Sagte er dann. Folken verfolgte noch kurz das Geschehen dann sah er wieder zu seinem kleinen Bruder, der den Kampf um sein eigenes Leben aufgegeben hatte. Allen stellte sich neben Vargas. Hitomi ließ sich kraftlos auf den Stuhl neben seinem Bett fallen. Sie nahm seine Hand in ihre. Vargas bedeute Folken, sie mit ihm allein zu lassen. Allen verließ als erstes den Raum. „Ich werde dir eine Schwester schicken. Sie wird dir etwas gegen die Krämpfe geben.“ Meinte Vargas ruhig und legte seine Hand auf Hitomis Stirn. „Du hast Fieber!“ meinte Vargas. „Die normale Abwehrreaktion. Ruhe dich aus.“ Sagte Vargas mit belegter Stimme, dann verließ er die Beiden. „Van, du kannst mich doch jetzt nicht allein lassen, ich bitte dich!“ schluchzte sie an seinem Bett. „Wenn du mich verlässt, bin ich allein. Ich habe doch niemanden mehr.“ Wieder liefen Tränen an ihren Wangen hinab. Kapitel 16: Wiedersehen ----------------------- Mehrere Tage wachte sie nun bereits an seinem Bett, immer wieder hatte sie versucht den jungen Fanel im Geiste zu erreichen, doch ihre Fähigkeit, hatte an Kraft verloren. So schnell würde sie niemanden durch die Kraft ihrer Gedanken erreichen können. Sie konnte nur da sitzen und abwarten, für ihn da sein. Hitomi war irgendwann an seinem Bett eingeschlafen. Ihr Kopf ruhte auf der Bettkante, immer noch hielt sie seine Hand. Als diese sich leicht bewegte schreckte sie auf. Hoffnungsvoll blickte sie in sein erschöpftes Gesicht, doch er schlief immer noch, hatte sie sich diese Bewegung nur eingebildet? Immer noch schlief Van, den endlosen Traum und sie konnte nicht zu ihm. Ihre Kräfte waren schwächer geworden. Ob sie jemals noch jemand im Geiste begegnen können würde? Sie wusste es nicht, doch ehrlich gesagt war ihr das alles egal. Sie wollte nur noch, dass Van wieder gesund wird. Leise klopfte es an die Tür. Vargas stand im Türrahmen. „Wie geht es ihm?“ fragte er leise. Hitomi schüttelt nur mit dem Kopf, jedes Wort würde ihr wieder Tränen in die Augen treiben. Langsam trat Vargas an sie heran und begutachtete sie. „Du siehst schon wieder besser aus. Hast auch kein Fieber mehr!“ stellte er beruhigt fest. „Die Polizei war gerade hier und hat unangenehme Frage gestellt.“ Fügte er ernst hinzu. Hitomi sah ihm fragend ins Gesicht. „Keine Sorge, ich habe sie abwimmeln können. Vor erst!“ erklärte er beruhigend. „Wir müssen zusehen, dass wir hier wegkommen, Hitomi!“ teilte er ihr so behutsam wie möglich mit. „Wir können hier nicht weg, Van ist nicht Transportfähig.“ Aufgebracht war sie aufgesprungen, hielt sich aber sofort eine Hand an den Kopf, wieder überfiel sie grenzenlose Übelkeit und Schwindel. „Langsam, Mädchen, dein Körper hat einiges durchgemacht.“ Meinte Vargas und strich ihr beruhigend über den Rücken, während er ihr mit der anderen Hand halt bot. „Ich würde nichts tun was Van schaden könnte, deshalb sind wir noch da.“ Sagte Vargas leise. Prüfend sah Hitomi dem älteren Mann ins Gesicht. Vargas hatte ihr misstrauen bemerkt und strich ihr über den kurzen Haarschopf. „Ihr braucht beide eine Auszeit. Ihr müsst fort von hier, wenn Van wieder gesund ist.“ Hitomis grüne Augen sahen ihn verzweifelt an. Es war die blanke Angst die in ihren Augen stand. Sie hatte unglaubliche Angst davor ihn zu verlieren, sie liebte ihn doch. Er durfte sie doch nicht einfach so verlassen. Wieder wanderte ihr Blick zu seinem Gesicht. Langsam sackte sie in sich zusammen, bis sie wieder auf ihrem Stuhl kauerte. „Soll ich dich ablösen?“ fragte Vargas vorsichtig, allein das er diese Frage stellte schien im schon gefährlich. Wofür er auch gleich ein heftiges Kopfschütteln und einen bösen Blick zugeworfen bekam. Schützend hob Vargas die Hände. „Schon gut, ich bin draußen, wenn irgendwas ist.“ Meinte er noch, dann verschwand er durch die Tür und schloss sie leise hinter sich. Gedankenverloren starrte sie auf ihre Hände, die unter genauerer Betrachtung immer noch zu zittern schienen. Gequält straffte sie die Schultern. Und versuchte das Zittern abzustellen. Jedoch ohne großen Erfolg. So hilflos hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt, das letzte mal als sie sich so fühlte stand sie auf dem Dach des „Midnights“. Doch dann ist sie Van begegnet, er hat sie gerettet. Ihr Blick fiel auf sein blasses Gesicht. Du musst zurückkommen Van. Flehte sie in Gedanken und schloss die Augen, als ein verschwommenes Bild vor ihrem inneren Auge auftauchte. Doch so schnell es gekommen war, war es auch wieder verschwunden. Ihre Aufmerksamkeit verstärkte sich. Immer mehr gewann sie an Konzentration. Wieder flackerte ein Bild vor ihr auf. Es war düster in dem Raum in dem sie sich befand. Ratlos drehte sie sich. Sie spürte schmerz und angst, der ganze Raum war erfüllt davon. Eine Abwehrhaltung stellte sich ihr entgegen, jemand versuchte sie zu verdrängen. Als sie sich erneut umwandte sah sie ihn. „Van!“ wisperte Hitomi sanft und streckte ihm einen Arm entgegen. Doch junge Mann schien sie nicht zu beachten, er zuckte unter ihren Worten zusammen und seine Abwehr verstärkte sich. Er hatte die Arme um seinen Körper geschlungen und den Blick gesenkt. Hitomi spürte wie ihre Kraft sie erneut zu verlassen schien. „Van, ich bin es, Hitomi!“ versuchte Hitomi es erneut und ging einen Schritt auf sie zu. Wieder zuckte er zusammen. „Sieh mich an Van, bitte!“ rief Hitomi verzweifelt. Doch er reagierte nicht. Er verbarg sein Gesicht weiterhin. Riskierte keine Bewegung. „Du musst zurückkommen, Van, du kannst doch nicht ewig hier bleiben, ganz allein.“ Hitomi sah sich um. Es herrschte nichts als Finsternis. „Ich brauche dich bei mir, Van. Du fehlst mir so sehr.“ Verzweiflung mischte sich in ihre Stimme und wieder fanden Tränen einen Weg hinab an ihren Wangen. „Ich kann nicht mehr!“ rief sie ihm entgegen und fiel auf die Knie. „Du musst mich doch hören? Komm zurück, Van!“ ihre Stimme war nur noch ein ersticktes flehen, als ihr Bild verblasste. Ihre Kräfte verließen sie erneut. Sie fiel in einen traumlosen schlaf. Durch ein Kitzeln an ihrer Wange erwachte sie. Sie blinzelte einige Male, bis ihre Augen sich öffneten. Was hatte sie geweckt? Sie blickte zu Van. Müde lächelte er sie an. „Van!“ hauchte Hitomi erleichtert. „Hitomi, ich…!“ „Psst, nicht sprechen, du bist noch zu schwach.“ Entgegnete sie ihm und strich sanft über seine Wange. „Du bist zurückgekommen!“ flüsterte sie und umarmte ihn glücklich. Sie bedeckte sein Gesicht mit liebevollen küssen. Dann setzte sie sich wieder auf ihren Stuhl und hielt weiterhin seine Hand. „Hitomi, meine Eltern!“ sagte Van und seine Augen wurden traurig. „Sie sind tot!“ kam es über seine Lippen, er sprach es aus, doch seine Augen verrieten seine Ungläubigkeit. Tränen liefen über seine Wangen. Seine Muskeln verspannten sich, bevor er zu explodieren schien. Hitomi reagierte blitzschnell und umarmte ihn. Sie hielt ihn fest. Hinderte ihn daran in dieses tiefe Loch der Verzweiflung zu stürzen. Unbändig bäumte er sich in ihren Armen auf. Der Schmerz war übermächtig. Aus seinem wilden aufbäumen wurde kurze Zeit später ein verzweifelter Aufschrei, dann wurde es still, er krallte sich an Hitomi fest und ließ seinen Tränen freien lauf. Vergrub sein Gesicht an ihrer Schulter. Durch den Lärm aufgeschreckt standen Vargas, Folken und Allen in der Tür. Die Erleichterung, darüber das Van wieder bei Bewusstsein war, war unendlich groß. Langsam zogen sich die drei wieder zurück. Der junge Mann würde Zeit brauchen, er musste das erst verarbeiten, die Zeit für das Wiedersehen würde kommen, doch jetzt war sie nicht. Er brauchte jetzt halt und denn gab ihm Hitomi. Sie würden später bei ihm vorbeischauen. Erleichtert ließen sich die drei auf die Couch im Wartebereich fallen. „Ich werde Merle und die anderen informieren“, meinte Allen und fingerte sein Handy aus der Hosentasche. Kapitel 17: Auf und davon ------------------------- 17.Auf und davon Sie wusste nicht wie lange sie schon da saß und ihn einfach nur festhielt. Es war still geworden. Er atmete wieder ruhig, sein zittern war ebenfalls verschwunden. Hitomi betrachtete den schwarzen Haarschopf, ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen, wenn sie daran dachte, welche Qualen er gerade durchlitt. Sie fühlte sich immer noch elend, ihre Muskeln gehorchten ihr immer noch nicht, immer wieder durchfuhr sie ein leichtes Zittern. Die Übelkeit war ebenfalls noch da, aber wenigstens war das Fieber verschwunden. „Ich kann das nicht hinnehmen.“ Vernahm sie plötzlich seine Stimme, sie kratzte ein wenig und er schien immer noch nach Fassung zu ringen. Hitomi löste sich von ihm und sah ihn an. Er erschrak ein wenig als er sie eingehend ansah. Auch das Zittern hatte er bemerkt. Sorgenvoll sah er sie an. „Was ist los?“ fragte er und Angst schwang in seiner Stimme mit. Er griff nach ihren Händen. „Deine Hände sind ganz kalt.“ Stellte er fest, löste seinen Blick aber nicht von den müden smaragdgrünen Augen, die ihn mitfühlend ansahen. „Es ist in Ordnung Van, es geht mir gut.“ Log sie an und versuchte ein Lächeln. „Bitte, tu das nicht. Verschließ dich nicht vor mir. Sag mir die Wahrheit, Hitomi.“ Forderte er sie auf. Als plötzlich Vargas in der Tür stand. „Sie hat sich an denen gerächt, die deiner Familie das angetan haben, es sind alle tot. Und nun… nun stirbt ein Teil von ihr. Ihre magische Kraft, der Feuerdämon zerfällt. Sie hat ihn entfesselt um die Lagos auszuschalten.“ Erschrocken blickte Van zwischen Vargas und Hitomi hin und her. „Hitomi, das ist gefährlich, du hättest sterben können. Dieser Feuerdämon hätte auch deinen Tod bedeuten können.“ Sagte Van mit rauer Stimme. „Das weiß ich Van, aber ich wusste dass er mich nicht töten würde. Sie haben bekommen was sie verdient haben, Van. Mehr zählt für mich nicht.“ Erwiderte Hitomi. Van blickte auf ihre Hände und nickte langsam. „Aber, da du nun wieder bei Bewusstsein bist, wird es Zeit das wir hier verschwinden. Die Polizei war ein weiteres Mal hier. Sie stellen fragen Van, verlangen Antworten zu dem Mord in der Fanelia Villa und den Lagos. Beim nächsten Mal werden sie dich sprechen wollen.“ Meinte Vargas. Plötzlich wurde Vargas energisch zur Seite geschoben, ein rosafarbener Haarschopf kam zum Vorschein, mit Tränen auf den Wangen schob sie sich an dem großen Mann vorbei und eilte auf das Bett zu. Schluchzend drückte sie sich an ihn. „Merle“, rief Van glücklich aus und drücke die junge Frau an sich. Hitomi stand auf und ging langsam zu Vargas. „Wir sollten etwas besprechen.“ Meinte Hitomi und hakte sich bei dem Kendomeister unter. Draußen auf der Terrasse kamen sie zum stehen. „Was schlägst du vor? Wohin sollten wir am besten abtauchen?“ fragte Hitomi und sah Vargas Hilfe suchend an. Vargas überlegte einen Moment, dann schien er die perfekte Lösung gefunden zu haben. „Wie wäre es denn, wenn ihr erst bei den Mönchen abtauchen würdet und von dort aus, könnt ihr fast unerkannt überall hin.“ Meinte er schmunzelnd. Hitomi sah ihn nachdenklich an. Ja, das wäre eine Idee, niemand würde es wagen, die Mönche in Frage zustellen, geschweige denn sie überhaupt zu verdächtigen. „In Ordnung, wir brechen noch heute auf.“ Sagte Hitomi entschlossen. Und wandte sich zum gehen, als sie Vargas stimme vernahm, blieb sie stehen. „Danke Hitomi, danke, dass du ihn gerettet hast.“ Hitomi blinzelte ihn über ihre Schulter an. „Er hat sich selbst gerettet, Vargas.“ Meinte Hitomi dann. „Nein, er ist nur wegen dir zurückgekehrt. Wäre dir auch etwas zugestoßen, dann wäre dies sein Schicksal gewesen. Er wäre nicht zurückgekommen.“ Hitomi sah ihn nachdenklich an. Dann nickte sie langsam und ging davon. Kurz bevor sie sein Zimmer erreichte sah sie bereits die Polizisten um die Ecke biegen. Sie warf Vargas einen panischen Blick zu. Dieser Verstand sofort. Hitomi ging unauffällig in das Zimmer und schloss hektisch die Tür. Erschöpft lehnte sie sich dagegen, doch die Angst, die in ihrem Körper auftrieb verdrängte ihre Kraftlosigkeit. Dann hörte sie Stimmen auf dem Flur. Vargas sprach mit den jungen Polizisten. Verwirrt sahen Merle und Van sie an. „Hitomi, was ist los?“ fragte Van, der die blanke Angst in ihren Augen sehen konnte. „Wir müssen hier weg.“ Flüsterte Hitomi. Merle reagierte sofort, sie zog die Tasche mit Vans Sachen aus dem Schrank und stopfte alles wahllos hinein. Hitomi half Van dabei aufzustehen. „Ich habe eine Idee.“ Meinte Hitomi und ein kleines Grinsen zierte ihre Lippen. Sie zeigte auf den Rollstuhl. Van verstand ihren Einfall und ließ sich von ihr zu dem Rollstuhl führen, immer noch hatte er furchtbare Schmerzen und auch seine Beine wollten ihm noch nicht gehorchen. Mühsam schafften sie es bis zu dem Gefährt. Die Stimmen auf dem Flur wurden leiser. „Vargas, hat es geschafft.“ Stellte Hitomi erleichtert fest und öffnete vorsichtig die Tür. Auf dem Flur striff sie sich einen der weißen Kittel über die für die Wäsche in einem großen Korb lagen. Dann kehrte sie zurück und schob Van auf den Flur hinaus. „Wir werden den anderen Weg nehmen.“ Meinte Hitomi. Merle sah sie fragend an. „Den anderen Weg?“ fragte sie neugierig nach. „Ja, durch den Keller. Ich denke vor dem Gebäude, würden wir der Polizei in die Arme laufen.“ Erklärte Hitomi. Merle nickte langsam und lief dann in einigem Abstand voraus. Ungeduldig drückte sie auf den Schalter, der den Aufzug zu ihnen bringen würde. Endlich öffneten sich die Türen. Eine Schwester stand darin mit einiger Wäsche auf dem Arm. „Dieser Aufzug ist nur für das Personal.“ Giftete sie Merle an. Dann erblickte sie Hitomi und den jungen Mann im Fahrstuhl. Die ganze Situation erschien ihr merkwürdig. „Für dich ist die Fahrt hier beendet.“ Knurrte Hitomi und zog ihre Waffe aus dem Hosenbund. Vor schreck ließ die junge Schwester die Wäsche fallen. „Nein, lass sie nicht gehen, sie wird die Polizei informieren.“ Warf Merle ein. Hitomi legte den Kopf schief und musterte die Frau, in den weißen Kittel und den weißen Gummilatschen. „Du hast recht!“ murmelte Hitomi und schob entschieden den Rollstuhl in den Aufzug. „Bitte tun sie mir nichts.“ Wimmerte die Krankenschwester. Hitomi warf ihr einen missmutigen Blick zu, der die Frau augenblicklich verstummen ließ. Im Keller angekommen ließ Hitomi, die Schwester gehen. Eilig schob sie Van durch die Gänge. Merle war bereits voraus gerannt, als sie plötzlich im Licht der offenen Tür erschien und Beide hektisch heranwinkte. Als Hitomi endlich die Tür erreichte stockte sie überrascht. Ein Transporter stand vor der Laderampe. Und ein junger Mann mit dunklen Haaren saß am Steuer. Freundlich lächelte er ihnen entgegen. „Merle, wer ist das?“ fragte Hitomi skeptisch. Als Allen auf der Ladefläche erschien beruhigte sie sich etwas. „Es ist alles in Ordnung, Hitomi. Das ist Ray.“ Erklärte Merle knapp. Gemächlich fuhr der Transporter vom Krankenhausgelände. Immer wieder kontrollierte Hitomi, ob ihnen niemand folgte. Doch es war ruhig auf den Straßen. Erst als Vans Hand sie sacht an der Hand berührte, kam sie zur Ruhe und setzte sich neben ihn. Müde sah sie ihn an. „Wir brauchen dringend eine Auszeit.“ Meinte Van und strich über ihre Wange. Hitomi nickte leicht. Seit dem Tag an dem sie das Krankenhaus verlassen hatten, waren nun bereits mehrere Wochen vergangen. Van hatte sich bei den Mönchen fabelhaft erholt. Er suchte jetzt bereits seit einiger Zeit nach ihr. Im Haus konnte er sie nirgendwo finden. Als er auf die Terrasse trat sog er tief die frische Luft ein. Und schloss einen Augenblick die Augen. Dann schritt er langsam die Stufen zum Garten hinunter.Er entdeckte sie auf einer der großen Steinbänke. Sie starrte ins nichts. Als er neben ihr stand legte er sanft seine Hände auf ihre Schultern. „Was ist los mit dir?“ fragte er sie leise. „Du bist anders geworden.“ Hitomi blickte ihn über ihre Schulter an. Doch ihr Blick sagte ihm nichts. Er war leer und schien unendlich weit weg. Er ging um sie herum und hockte sich vor sie. Behutsam legte er seine Hände auf ihre Wangen. „Es war … es war so anders.“ Flüsterte sie. „Ich fühlte mich Fremd in diesem Körper. Es fehlte ein Teil von mir, Van“ Sprach sie leise weiter. „Ich hätte nie gedacht, dass mir meine Gabe jemals so fehlen würde.“ erklärte sie zögernd. „Doch seit einiger Zeit, ist die Leere verschwunden.“ Van zog sie in seine Arme und drückte sie fest an sich. „Das ist doch gut, du hast dich daran gewöhnt.“ Meinte er lächelnd. „Van, da ist noch etwas, ich muss dir noch etwas sagen!“ sagte sie leise. Van sah sie abwartend an, er hatte das Gefühl, dass sie das was sie sagen wollte sie einige Überwindung kostete. „Van, ich glaube… ich glaube, ich bin Schwanger.“ Ihre Stimme klang erstickt. Sie wich seinem Blick aus und starrte auf den Boden. „Aber… aber das wäre doch wundervoll.“ Rief Van freudig aus und zog sie in seine Arme. Jetzt fiel auch von Hitomi jegliche Anspannung ab. Lachend ließ sie sich von Van hochheben und drehen. Langsam ließ er sie an sich hinunter gleiten und küsste sie tief berührt. Liebevoll glitten seine Hände über ihren Rücken und seine Arme zogen sie noch näher zu ihm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)