Vermilion von KumaChan ================================================================================ Kapitel 5: Eine neue Familie ---------------------------- Eine neue Familie Ich wurde von einer Dienerin aufgeweckt. „Junge Herrin? Die Herren wünschen Sie zu sehen.“ Ich schaute auf die Uhr auf dem Nachttisch. 7 Uhr morgens. Mir fiel Vermilion ein und ich war sofort hellwach. Die Dienerin reichte mir ein Kleid. Es war weiß. Es war mir zwar zuwider aber ich zog es an. Die Dienerin schnürte die vielen Bänder zu und wollte mir die Haare kämmen. Ich hielt sie auf. „Das mache ich schon, vielen Dank.“ Ich wollte nicht, dass jemand die Haarschleife anfasste. Es war Vermilions einziger Schutz. Es passte zwar nicht zusammen und die Dienerin sagte es mir auch, aber ich ließ die Schleife im Haar. Die Dienerin nahm meine Sachen und verbeugte sich. „Wenn Sie mir bitte folgen würden, Herrin.“ Ich nickte. „Aber können Sie mich vielleicht Eve nennen?“ Sie verbeugte sich erneut, lächelte dabei aber. Wie ihr wünscht, Fräulein Eve.“ Ich lächelte zurück. Es war ein wichtiger Tag und ich war gut gelaunt. „Wie heißen Sie?“ – „Helen, Fräulein Eve.“ Ich folgte ihr aus dem Zimmer. „Wie lange arbeiten Sie schon für diese Familie, Helen?“ Sie sah noch jung aus, vielleicht 25. „Seit fünf Jahren, Fräulein Eve.“ – „Und wie ist diese Familie so, nett, streng oder vielleicht brutal?“ Sie kicherte. „Es ist mir untersagt Informationen über die Herren preis zu geben, aber ich würde mir da keine Sorgen machen, Fräulein Eve.“ Sie ging etwas zügiger, ich folgte ihr. Nach einigen Minuten standen wir vor einer reich verzierten Tür. Von innen drangen dumpfe Stimmen nach draußen, aber ich verstand kein Wort. Helen verbeugte sich. „Sie müssen nur anklopfen, Fräulein Eve, die Herren erwarten Sie.“ Sie drehte sich um und ging. Ich blieb allein, mit einem mulmigen Gefühl im Magen, vor der Tür stehen. Ich musste mich zusammenreißen, für Vermilion. Mir fiel ein, dass ich den Hasen vergessen hatte, aber es war zu spät, um umzukehren. Ich schaffte das auch allein. Ich atmete tief ein und klopfte an die Tür. Von Innen kam ein undeutliches herein und ich drückte die Türklinke runter. Dilia und Boreg saßen, händchenhaltend, nebeneinander vor Orrin und dem alten Mann. Im Hintergrund standen Kohir und Sheter, sowie zwei junge Frauen, die ich vorher noch nicht gesehen hatte. Delta lächelte, sie schien müde zu sein. „Schönen guten Morgen, mein Schatz. Hast du gut geschlafen?“ Sie reichte mir ihre Hand und ausnahmsweise nahm ich sie an. „Ja, vielen Dank.“ Orrin und der alte Mann musterten mich streng. Boreg gab mir einen Kuss auf die Stirn und er wünschte mir ebenfalls einen guten Morgen. Damit schien das offizielle Gespräch zu beginnen. „Deine Mutter hat uns deine Bitte vorgetragen, dass wir einen Dämon hier aufnehmen sollen und ich muss zugeben, dass das in der Familie für ziemlichen Aufruhr sorgt.“, begann der alte Mann. Ich nickte. „Das ist mir bewusst und ich habe nichts anderes erwartet.“ Sie stutzten. Ich klang für mein kindliches Aussehen viel zu erwachsen, damit hatten sie anscheinend nicht gerechnet, während Delta lächelte. „Nun, deine Mutter konnte letzte Nacht noch einige Fürsprecher gewinnen, aber wir sind dagegen einen Dämonen Eintritt in dieses Haus zu gewähren!“ Orrin sah mich wütend an. Ich schaute ihm unberührt in die Augen. „Ich werde für ihn bürgen. Sollte es irgendwelche Schwierigkeiten geben, kannst du mich umbringen, zufrieden?“ Alle im Raum hielten die Luft an. Sie hatten nicht mit solchen Antworten gerechnet, soviel war klar. Anscheinend hatten sie mit einem verschüchterten kleinem Kind gerechnet, dass sich nicht wehrte. Sie wussten nicht wie sie reagieren sollten. Der alte Mann lächelte. „So klingt eine wahre Führerin. Du hast unglaublichen Mut, junge Dame.“ Er wand sich an Dilia. „Ihr habt meinen Segen!“ Orrin stand ungestüm auf. „Vater, das kann nicht dein Ernst sein!“ Der alte schaute seinen Sohn kühl an. „Und ob das mein Ernst ist. Ihr könnt ihn jederzeit abholen, Dilia.“ – „Danke, Großvater!“ Dilia und Boreg küssten sich überglücklich, es war mir peinlich. Der Alte sah mich an. Ich nickte. „Vielen Dank.“ Er lachte. „Mein Gott, du hättest nicht höflicher sein können, wärst du hier aufgewachsen!“ Ja, wäre ich dort aufgewachsen, aber ich war es nicht, was mir in diesem Moment erst richtig bewusst wurde. Kohir, Sheter und die zwei Frauen verbeugten sich und verließen den Raum, offenbar, um den Ausgang des Gespräches den anderen Familienmitgliedern zu verkünden. Orrin folgte ihnen mürrisch. Der alte wandte sich wieder an mich. „Wir haben dir ein Zimmer einrichten lassen. Wenn du zurückkehrst, kannst du uns sagen, ob es zu deiner Zufriedenheit ist.“ Er lächelte. „Es ist genug Platz für zwei, wenn du verstehst, was ich meine.“ Ich nickte. „Danke. Ich möchte ihn immer in meiner Nähe haben.“ – „Nun gut, aber wer soll dich begleiten, wenn du ihn abholst?“ Ich überlegte kurz. „Dilia, wenn es ihr recht ist.“ Dilia seufzte. „Natürlich ist es mir recht, Schatz, aber warum nennst du mich bei meinem Namen? Ich bin deine Mutter.“ Ich hatte sie verletzt. „Entschuldige, aber... ich kenne dich erst seit zwei Tagen, wie kann ich dann jemanden „Mama“ nennen?“ Es folgte eine lange Pause. Der alte Mann fuhr plötzlich hoch. Er hatte einen wissenden Gesichtsausdruck. Alle sahen ihn verwundert an. „Was ist, Vater?“, fragte Boreg. „Als du geboren wurdest, Evelyn, befandest du dich in der Obhut der Dämonen.“, richtete sich der alte an mich. „Sie haben dich, wie ich jetzt merke, mit einem Bann belegt, der deine Kräfte blockiert und dich dann bei den Menschen ausgesetzt. Warum sie dich nicht getötet haben, weiß ich allerdings nicht.“ Ich verstand, was er meinte und konnte ihm antworten. „Weil sie nicht die skrupellosen Mörder sind, für die er sie haltet!“ Keiner erwiderte etwas, obwohl ich merkte, dass sie drauf und dran waren, mir zu widersprechen. Der alte Mann räusperte sich. „Nun gut, aber ich kann den Zauber lösen, es ist nur ein alter, aber effektiver Zauber. Stell dich bitte hier hin.“ – „Und was passiert dann mit mir?“ Ich war nervös. „Du erhältst deine Kräfte und wirst das, was du eigentlich sein solltest, ein Mitglied dieser Familie, eine Cage.“ Ich musste erst darüber nachdenken. Wollte ich das überhaupt, eine Cage werden? Und wie würde ich dann zu Vermilion stehen? Ich stellte mich dorthin, wo er mich haben wollte. „Ich werde aber niemand anderes sein, als ich bin, oder?“ Der alte schüttelte seinen Kopf. „Du bist, wer du bist.“ Er nahm meinen Kopf zwischen seine Hände und murmelte Sätze in einer seltsamen Sprache. Etwas Warmes durchfloss mich. Plötzlich tauchten in meinem Kopf seltsame Bilder auf. Ich sah Dilia, die im Dunkeln hockte und sang. Ich sah Tausende Menschen, die in einem Krieg gegeneinander kämpften. Wieder tauchte das Bild von Dilia auf, die mit einer Dämonin sprach, sie hatte schmerzen. Mir kamen die Tränen. Wie lange war sie dort allein gefangen gewesen, immer darauf bedacht, dass mir nichts geschah? Dilia lag in den Wehen. Wieder tauchten die Bilder des Krieges auf, diesmal sah ich vereinzelte Gesichter. Es waren Dämonen und Menschen, die eine erbitterte Schlacht führten. Dilia hielt ihr Neugeborenes im Arm, Dämonen versuchten, es ihr zu entreißen. Sie sang eine Zauberformel. Dann war alles schwarz. In dieser völligen Stille und Dunkelheit spürte ich plötzlich undeutliche, aber fremde Gedanken. Sorgenvolle Gedanken von meinen Eltern und neugierige von meinem Großvater. Ich öffnete meine Augen und stand noch immer im selben Raum. Meine Eltern sahen mich besorgt an. „Ist alles in Ordnung, Schatz?“ Ich spürte ihre Gedanken. „Ja, es geht schon.“ Großvater schaute mich neugierig an. „Ich spüre jetzt deine Anwesenheit, es hat sich also etwas geändert.“ Ich war noch immer etwas verwirrt von dem Erlebten. Meine Mutter umarmte mich und ich fühlte mich so geborgen wie nie zuvor. Ich umarmte sie ebenfalls und ich spürte, dass sie vor Freude weinte. Sie war meine Mutter und hatte so vieles für mich geopfert, dass spürte ich in diesem Augenblick und ich wurde traurig und glücklich zugleich. „Mama...“ Ich flüsterte es nur, aber mein Vater hörte es dennoch und nahm mich in seine Arme. „Endlich weißt du es.“ Ich umarme auch ihn. In seinen Armen war ich so sicher und behütet wie ein Baby im Bauch der Mutter. Diese beiden Menschen wurden von einem zum anderen Moment, zu einem wichtigen Teil in meinem Leben. Vater setzte mich wieder ab. Großvater Aldoron, ich wusste plötzlich, dass er so hieß, kam auf mich zu. Ich umarmte auch ihn. Dieser alte Mann strahlte unglaubliche Weisheit und Güte aus. Es war ihm ein wenig peinlich, das spürte ich. Ich ließ ihn los und er räusperte sich. „Nun wirst du hoffentlich alles besser verstehen.“ Ich nickte, denn nun verstand ich einiges mehr. Erst jetzt fiel mir Vermilion wieder ein und glücklicherweise hatte sich zu meiner Einstellung zu ihm nichts geändert. „Wollen wir losfahren? Mein kleiner Freund wartet sicher schon.“ Meine Eltern sahen mich enttäuscht an. „Es ist dir also wirklich ernst, Schatz?“ – „Ja, Mama, er ist mein bester Freund.“ Dass ich sie Mama nannte, stimmte sie wieder etwas freundlicher. Ich spürte, dass sie es akzeptierten und ich lächelte ihnen zuversichtlich zu. Auf dem Weg zum Haupteingang begegneten wir einigen anderen Familienmitgliedern. Ich spürte sie alle und wusste immer instinktiv ihre Namen. Ihre Einstellung zu mir hatte sich, dadurch, dass auch sie mich jetzt spüren konnten, völlig geändert. Es war einfach großartig, wie dazugehörig ich mich fühlte. Als ich aus dem Auto stieg, kam mir das Waisenhaus irgendwie dunkler, als früher vor. Verwundert kam Alice aus dem Haus und begrüßte meine Mutter. Sie schien mich nicht zu erkennen. Ich sah in weißer Kleidung auch irgendwie seltsam aus, wie ich fand. Erst als sie genauer hinsah, erkannte sie mich und ihr stockte der Atem. „E- Eve... mein Gott, du siehst so anders aus!“ Ich lächelte. Das konnte durchaus sein, denn schließlich war ich ja jetzt wieder bei meiner Familie. Während Alice noch mit meiner Mutter sprach, rannte ich in mein Zimmer. Es waren gerade mal zwei Tage vergangen, aber alles kam mir anders vor. Ich öffnete die Tür zu meinem Zimmer und blieb atemlos im Raum stehen. Es war niemand zu sehen. „Vermilion!“ Unter dem Bett schoss sein kleiner Strubbelkopf hervor. „Eve!“ Er umarmte mich glücklich, schrak dann aber zurück. „Waz izzt lozz mit dir? Du bizzt anderzz!“ Ich lächelte ihn an und drückte ihn wieder an mich. „Nur ein wenig anders, aber mach dir keine Sorgen. Jetzt ist endlich wieder alles gut. Wir bleiben zusammen!“ Glücklich gingen wir Hand in Hand aus dem Zimmer. Die Kinder, denen wir auf dem Weg begegneten, rannten alle bei Vermilions Anblick davon. Unsicher drückte Vermilion meine Hand noch fester. Er hatte sich sein ganzes Leben verstecken müssen. Alle Menschen hassten Dämonen und er fühlte sich so Schutzlos, völlig verloren, das wusste ich. Doch ich würde ihn beschützen, vor allem. Als wir die Limousine erreichten, schrak Alice erschrocken zurück. Meine Mutter sah sich um und schien sich zu wundern. Ich spürte, dass sie ihn nicht sah. Ich nahm mir die Schleife aus dem Haar. Sie erschrak kurz, sammelte sich dann aber schnell. Vermilion versteckte sich ängstlich hinter mir. Alice konnte es kaum fassen. „Mein Gott, so was war hier im Haus?“ Ich schaute sie wütend an. „Er ist mein Freund, damit das klar ist! Ihm verdanke ich einfach alles!“ Verdattert sah sie mich an. „Oh... Ich wollte nicht... Ich...“ Ich kicherte. „Schon in Ordnung.“ Sie fasste sich wieder. „Ich habe gehört, dass du bei dieser Familie bleiben möchtest, ist das wahr?“ Es war offenbar zu kompliziert gewesen, die Wahrheit zu sagen, deshalb blieben sie bei der Adoptionsgeschichte. Ich nickte glücklich. „Jetzt, wo ich meinen kleinen Freund bei mir habe, gibt es nichts, was mich glücklicher machen würde.“ Alice nickte und umarmte mich glücklich. „Ich wünsche dir alles Gute, meine Süße. Sei schön lieb und komm mich mal besuchen!“ Sie weinte. Ich versprach es und stieg dann mit Vermilion in die Limousine. Meine Mutter und Alice unterhielten sich noch kurz und schüttelten sich dann zum Abschied die Hände. Als sie einstieg sah sie Vermilion ablehnend an. Es gefiel ihr nicht, das spürte ich. Ich setzte ihn auf meinen Schoß und umarmte ihn. Ich wollte ihr zeigen, dass sie sich nicht zu fürchten brauchte. Aber beide, Vermilion und meine Mutter, taten es. Bis wir das Anwesen erreichten, würdigten die beiden sich keines Blickes. Wieder Stand eine Schar Diener bereit, die sich verbeugten. Vor der Treppe warteten Vater und Großvater bereits, um uns zu begrüßen. Sie sahen angespannt aus und blickten sich nervös um. Mutter stieg als erste aus, ich folgte ihr. Vermilion zögerte. Er duckte sich und versuchte sich so klein, wie möglich, zu machen. Ich nahm ihn auf dem Arm und er versteckte sein Gesicht an meiner Schulter. Ich lächelte meine Familie zuversichtlich an. „Es ist alles gut gegangen, hier ist mein kleiner Freund.“ Sie bemühten sich so freundlich, wie möglich, zu lächeln. Großvater Aldoron wagte den ersten Schritt. „Willkommen, Dämon. Ich hoffe du weißt unsere Gastfreundschaft zu schätzen. Solange du dich hier aufhältst, sorge ich persönlich für deine Sicherheit.“ Vermilion sah zu ihm auf. „Doch bedenke, Evelyn hat für dich gebürgt. Sollte es also Probleme geben, wird auch sie bestraft.“ Vermilion nickte ernst. „Verstehe.“ Wir stiegen die Treppe hoch. Noch bevor ich reagieren konnte, sauste etwas auf mich zu. Ich erkannte erst, was es war, als dieses Ding etwa zehn Zentimeter vor meinem Kopf zum Stillstand kam. Es war ein blau leuchtender Pfeil, der offenbar in einem rötlichen Schutzschild steckte. Ich erkannte sofort, dass dies Vermilions Schutzschild war. Keine Sekunde später wurde ich von drei anderen Schutzschildern umgeben. „Schnell rein!“, rief Vater und drängte mich die Treppe hinauf. Die Diener wichen nicht von der Stelle. Erst als die Tür hinter uns geschlossen wurde, atmeten alle wieder auf. Meine Mutter wich nicht mehr von meiner Seite und blickte sich nervös um. Ich schien die einzige zu sein, die keine Angst hatte. „Danke, mein Kleiner! Du hast mich gerettet!“, lächelte ich Vermilion an. Ich vermied es seinen Namen zu nennen, weil ich fürchtete, er würde es mir übel nehmen. Immerhin waren es unsere Namen, die uns gegenseitiges Vertrauen schenkten. Vermilion nickte. „Schon Okay.“ „Wir hätten eine bessere Bewachung anfordern sollen, Großvater! Wir müssen ihr einen Leibwächter an die Seite stellen, oder besser, mehrere!“ Mein Vater war außer sich. „Nein, das ist schon Okay, wirklich! Ich habe doch schon einen Beschützer!“ Sie machten die Sache schlimmer, als sie war. „Mag sein, dass der kleine Dämon diesen Pfeil abgewehrt hat, aber er ist nicht stark genug, um größere Attacken abzuwehren.“ Sie alle machten sich große Sorgen, das spürte ich. Großvater schaute mich verwundert an. „Warum bist du eigentlich nicht überrascht, oder ängstlich? Jemand hat gerade versucht dich zu töten!“ Ich zuckte mit den Achseln. „Mir war klar, dass nicht alle damit einverstanden sind, einen Dämon hier aufzunehmen, also was soll’s!“ Ich grinste. „Ich vertraue meinen kleinen Freund und euch natürlich! Ich fühle mich absolut sicher!“ Sie beruhigten sich langsam, das war deutlich zu fühlen. „Na, wenn du das meinst!“ Meine Mutter fing an zu lachen. „Ja, du bist wirklich einmalig!“ Auch die anderen beiden lachten. „Sie ist ja auch eine Cage!“ Ein Diener kam uns entgegen und verbeugte sich. „Das Zimmer der jungen Herrin ist nun bereit.“ Großvater nickte. „Wir geben heute Abend ein Fest, bis dahin kannst du dich hier einrichten. Entschuldige, ich meine natürlich, könnt ihr euch hier einrichten.“ Großvater verbeugte sich und ging. Meine Eltern rührten sich nicht vom Fleck. Sie hatten noch immer angst um mich. „Hier im Haus wird mich schon keiner angreifen, geht schon!“ Sie gingen, wenn auch nur widerwillig. Vater sprach noch einen Schutzzauber über mich aus und drückte mir dann einen Kuss auf die Stirn. „Bis heute Abend, Liebling!“ Auch Mutter gab mir einen Kuss und sprach dann „nur zur Sicherheit“ noch einen Schutzzauber über mich. Ich folgte dem Diener in mein Zimmer. Es lag direkt neben Shirais Zimmer. Das meiner Eltern lag etwas weiter den Flur entlang, wie mir der Diener erzählte. Ich fragte auch ihn, wie er hieß und bat ihn, mich beim Namen zu nennen. Er hieß Ganter und war genauso glücklich, wie Helen, die andere Dienerin, als ich ihn darum bat. „Ich hoffe, dass ihnen das Zimmer so gefällt, Fräulein Eve!“ Lächelnd drehte er sich um und ging wieder. Mein Zimmer war groß genug für fünf Personen, aber es war schön eingerichtet. In dem großen, weißen Himmelbett hatten Vermilion und ich genug Platz, auch wenn noch ein zweites, kleineres Bett aufgestellt worden war. Es hingen große Gemälde, von meinen Vorfahren, wie ich annahm, an den Wänden. Ich hatte einen wundervollen Ausblick auf den Garten. Durch die großen Glastüren konnte man auf eine riesige Terrasse gehen. Sie verband alle Zimmer, die sich auf dieser Seite des Hauses befanden. Vermilion machte es sich sofort auf meinem Bett gemütlich. „Ezz izzt schönezz Zimmer!“ Ich nickte. „Ja, das ist es.“ Auf dem Kamin standen Fotos von meinen Eltern und meiner restlichen Familie. Die meisten davon hatte ich noch nicht kennen gelernt. In dem großen Schrank hingen etliche Kleider in meiner Größe. Die meisten hatten Rüschen, was ich gar nicht mochte. Das beste, an diesem Zimmer fand ich allerdings in dem kleinen Schrank daneben. Darin befanden sich nämlich Sachen für Vermilion. Es waren verschiedene Größen, da sie ja nicht wussten, wie alt oder groß er war. Ich fand Kleidung, die ihm passte und zog sie ihm sofort an. Der schwarze Pullover war ein wenig zu groß, aber die schwarze Hose passte perfekt. Jetzt sah er viel gesünder aus und die Kleidung stand ihm richtig gut. Er schien auch zufrieden zu sein. Die Stille im Raum tat gut. Ich setzte mich zu Vermilion auf das Bett. „Ist es wirklich Okay für dich? Ich meine, hier zu sein.“ Vermilion lächelte. „Klar. Du bizzt hier, allez izzt gut, wie ez izzt!“ Ich umarmte ihn. „Du bist echt großartig!“ – „Genau wie du, Eve!“ Es klopfte an der Tür und ich rief „herein“. Es war Ganter, der ein Tablett herein trug. „Ich habe Ihnen eine kleine Zwischenmahlzeit zubereitet, ich hoffe Sie haben Hunger.“ Ich lächelte. „Vielen Dank Ganter!“ Er stellte das Tablett auf den großen Tisch in der Mitte des Raumes. Eine große Blumenvase mit wunderschönen Blumen darin zierte den Tisch. „Wenn Sie noch einen Wunsch haben klingeln Sie einfach!“ Er stellte eine kleine Glocke auf die Kommode neben dem Bett. Er verbeugte sich und verließ den Raum. Vermilion und ich stürzten uns sofort auf den Kuchen, natürlich nicht, ohne vorher unser „Ritual“ durch zu führen. Ich probierte vor, er aß den Rest. Den Rest des Tages verbrachten wir damit, das Zimmer zu erkunden. Wir fanden sogar Kuscheltiere und Spielzeug, sie hatten einfach an alles gedacht. Die Sonne färbte sich rot und ging langsam unter. Ganter brachte uns noch etwas zu Essen, offensichtlich hielt er uns für Unterernährt. Als Shirai anklopfte, spielte ich gerade mit Vermilion „Krieg der Kuscheltiere“. Es war ziemlich lustig. Shirai steckte ihren Kopf durch die Tür und lächelte mir zu. „Mama hat gesagt, ich soll dir beim Umziehen helfen.“ „Beim Umziehen? Wozu das?“ Shirai lachte und betrat den Raum. Sie hielt etwas in der Hand, das wohl ein Kleid sein sollte. Es war so übertrieben voll von Rüschen und Schleifen, dass ich erst nicht erkannte. „Was soll das denn?“ Auch Vermilion war verblüfft. „Na, das ist dein Kleid für das Fest! Alle Familienmitglieder kommen zusammen und das ist selten! Du willst doch süß aussehen!“ Sie war so unbegreiflich fröhlich, dass es schon fast wieder lustig war. DAS würde ich bestimmt niemals anziehen, soviel war klar! Shirai spürte, was ich dachte und war enttäuscht. „Und ich dachte, es würde dir richtig gut stehen!“ Ich lächelte. „Nun, das ist mir ein wenig zu übertrieben, tut mir Leid!“ Shirai seufzte. „Hab ich mir fast gedacht. Hast du ein Kleid im Schrank gefunden, das dir gefallen hat?“ Ich überlegte. Eigentlich nicht. „Ich habe einz gezehen. Es war schön!“ Vermilion versuchte in Shirais Gegenwart nicht so zu zischen. Wir schauten ihn beide verwundert an. „Ach ja?“ Er wurde rot. „Und welches?“, ermunterte ich ihn. Er ging zu dem großen Schrank und schlüpfte hinein. Nach einigem Gewühle kam er mit einem Kleid wieder heraus. Es hatte zwar ein paar hellblaue Schleifen zum Zubinden, aber keine Rüschen. Es war wirklich schön und gefiel mir auf anhieb, auch wenn es sonst weiß war. Shirai schien auch zufrieden zu sein. „Das ist auch Okay! Komm ich helfe dir, es anzuziehen!“ Nachdem ich das Kleid anhatte, kämmte sie mir noch die Haare und band mir zwei weiße Schleifen in die Haare. Als sie zufrieden war, wand sie sich an Vermilion. „Für dich haben wir auch Kleidung besorgt. Ich denke, es wird dir passen.“ Sie klingelte Ganter herein, der ihr die Sachen gab. Es sah ein wenig, wie ein dunkelblauer Kampfanzug aus, nur schöner und verlieh Vermilion irgendwie etwas Magisches. Shirai nickte zufrieden. „Jetzt seid ihr vorzeigbar!“ Sie war netter zu Vermilion, als ich erwartet hatte. Offensichtlich hatte sie davon gehört, dass er mein Leben gerettet hatte. „Was ist das für ein Fest? Muss man da tanzen?“ Shirai nickte. „Aber natürlich, es ist ein Fest! Es ist eine Feier für dich und Mama, da tanzt man einfach!“ Ich wurde rot. „Ich kann aber nicht tanzen.“ – „Hab ich mir fast gedacht, aber das ist schon in Ordnung. Du bist ja noch ein Kind, also was soll’s.“ Shirais Gedanken waren voller Freude. „Shirai?“ – „Ja?“ Ich zögerte. Sie lächelte mich an. „Wäre ich nicht aufgetaucht... Wärst du dann Vaters Nachfolgerin geworden?“ Sie schaute mich verwundert an, lächelte dann aber wieder. „Nein, einer deiner Onkel wäre es gewesen. Sie sind näher mit Vater verwand, als ich.“ In ihrer Stimme klang etwas trauriges mit. Ich schämte mich. Shirai seufzte und strich mir über den Kopf. „Na, dann kommt mal mit. Jetzt lernst du deine ganze Familie kennen!“ Ich reichte Vermilion meine Hand, die er Dankbar annahm. Er würde jeden Augenblick in einem Raum sein, indem eine Menge Menschen waren, die Dämonen hassten. Ich konnte ihn verstehen, doch es standen auch einige Leute auf seiner bzw. meiner Seite. Wir folgten Shirai in einen riesigen, festlich geschmückten Ballsaal. Es waren Hunderte von Menschen versammelt, die munter miteinander Sprachen. Ich spürte die Anwesenheit jedes Einzelnen, was mich fast überrollte. Shirai legte mir die Hand auf die Schulter. „Tief einatmen und immer ruhig bleiben!“ Es half. Vermilion erging es noch schlechter, als mir. Er zitterte am ganzen Körper. Hinter uns tauchten Großvater und meine Eltern auf. Die Menge verstummte, als sie ihre Anwesenheit spürten und blickten zu uns hinauf. „Unser großer Auftritt, mein Schatz!“, flüsterte mir meine Mutter zu. Ich nickte nur und nahm ihre Hand. „Steht aufrecht, ihr beiden!“, wandte sich Großvater an Vermilion und mich. Wir sahen ihn fragend an. Alle Augen waren auf uns gerichtet und schlagartig verstanden wir. Ich war die zukünftige Anführerin dieser Familie und das musste ich auch zeigen. Sofort stand ich aufrechter. Vermilion durfte keine Schwäche zeigen, sonst würde er immer angreifbar sein und niemals von diesen Menschen respektiert werden. Er stand aufrecht und nahm meine Hand. „Wir können gehen.“ Wir stiegen die Treppe hinab und die Leute fingen an sich zu verbeugen. Einer nach den anderen verkündete somit den Respekt, den sie uns entgegenbrachten. Nicht jeder schien erfreut, doch sie alle verbeugten sich. Am Ende des Saals angelangt, drehten wir uns zu den Leuten und Großvater fing an zu sprechen. „Willkommen, meine liebe Familie. Heute ist ein großer Tag für uns! Unsere geliebte Dilia ist nun wieder aus ihrem Schlaf erwacht!“ Die Menge applaudierte und meine Mutter machte einen höflichen Knicks. Großvater sprach weiter. „Und wie durch ein Wunder haben wir auch unsere Stammhalterin, Tochter von Dilia und Boreg, und zukünftige Anführerin des Cage– Clans, wieder gefunden. Heißen wir sie mit offenen Armen in unserer Familie willkommen. Evelyn Cage.“ Die Bedeutung seiner Worte raubte mir erst recht den Atem, als die Menge in einem tosenden Applaus ausbrach. Ich stand dennoch aufrecht und blickte die Runde vor mir an. Ich war also die zukünftige Anführerin dieser Menschen. Vermilion drückte meine Hand und sah mich entgeistert an. Ich lächelte ihn beruhigend an. „Ich bin ja da.“ Ich schaute zu Großvater und dieser schien zu verstehen. Er hatte noch eine Ankündigung zu machen. Er hob die Arme und bedeutete der Menge somit, wieder zu Ruhe zu kommen. Das aufgeregte Gemurmel erstarb und Großvater Aldoron räusperte sich. „Wie euch sicher nicht entgangen ist, haben wir einen Dämonen in unserer Mitte.“ Unnötigerweise deutete er auf Vermilion. Viele sahen ihn mit Verachtung und Hass an. Ich war entschlossener denn je, ihn zu verteidigen. „Dieser Dämon steht unter unserem persönlichen Schutz. Er wird weder angegriffen, noch sonst irgendwie verletzt.“ Empörtes Gemurmel. Das war zu erwarten, dadurch würde ich mich nicht entmutigen lassen. Ich sah den Menschen, die uns beide nun argwöhnisch Anstarrten, direkt in die Augen. Jeder senkte nach ein paar Sekunden den Blick, sie hatten verstanden. Die Menge verstummte wieder. „Dies ist ein offizieller Befehl! Jegliche Zuwiderhandlung wird streng bestraft!“ Erneut verbeugten sie sich. Ich sah zu Großvater und dieser grinste mich auf seltsame Weise an. „Gut gemacht!“ Er hatte mir diese Worte telepathisch gesandt, was mich ziemlich verwirrte. Was hatte ich denn getan? Die offizielle Begrüßung schien zu Ende zu sein. „Nun, meine Lieben, lassen wir die Feierlichkeiten beginnen. Heute ist ein schöner Tag!“ Die Menge klatschte höflich und löste sich dann auf. Ein paar fingen sofort an, miteinander zu diskutieren, wieder andere wanden sich dem Buffet zu, doch die meisten versuchten ein Gespräch mit meinen Eltern oder mit mir zu führen. Eine ältere Frau mit übertrieben viel Schmuck an Händen und Hals, drängte mich zur Seite und umarmte meine Mutter. „Dilia, Schatz! Meine Güte, ist das schön dich wieder zu sehen...“ Sie plapperte mit ihrer hohen Stimme endlos weiter und ich konnte mit Vermilion unauffällig in der Menge verschwinden. In einer Ecke konnte ich ihn erleichtert umarmen. „Ist alles in Ordnung, mein Kleiner?“ Vermilion lächelte. „Sie mir nichtz tun. Ich bei dir bin. Ez nicht schöner zein kann!“ Auch er war anscheinend erleichtert. „Dieser miese, kleine Dämon hat sich ja ziemlich schnell eingeschmeichelt! Echt widerlich!“ Hinter dem Vorhang, vor dem wir standen, tauchte der jüngste der drei Cage- Männer auf, die Vermilions Familie umgebracht hatten. Sein Name war Kohir, wie mir einfiel. Er schaute Vermilion herablassend an. Ich drückte ihn fester an mich und schaute Kohir ernst an. „Na, ist das nicht komisch?“ Kohir schaute mich verwundert an. „Was meinst du?“ Ich grinste. „Ein so kleiner Junge scheint dir ja ganz schön Angst zu machen, oder warum diese Feindseligkeit?“ Er warf mir einen wütenden Blick zu und drehte sich um. „Sei bloß nicht so übermutig, kleine Giftschlange! Du wirst bald sehen, dass dir hier nicht jeder in den Arsch kriecht.“ Er verschwand in der Menge. Ein älterer Mann entdeckte mich und kam lächelnd auf mich zu. Er verbeugte sich und gab mir einen Kuss auf die Hand. „Es ist mir eine Ehre, dich doch noch kennen zu lernen, kleine Evelyn!“ Ich konnte seine Gedanken nicht spüren, doch er war definitiv ein Mitglied der Familie. Er schirmte sie anscheinend ab, so wie Kohir zuvor, wie mir auffiel. „Es ist mir gleichfalls eine Ehre.“ Der Mann grinste breit und begab sich dann in die Richtung meiner Eltern. Musik setzte ein und die Menschen fingen an zu tanzen. Ich kämpfte mich mit Vermilion wieder zu meinen Eltern durch, die immer noch damit beschäftigt waren, verschiedenste Familienmitglieder zu begrüßen. Meine Mutter entdeckte mich und zog mich erleichtert zu sich heran. „Bleib lieber in meiner Nähe, Liebling.“ Sogleich stürzten sich die Familienmitglieder auf mich und lobten meine Mutter, wie hübsch ich doch sei. Ich antwortete immer höflich, selbst wenn ich wusste, dass die Leute alles nur heuchelten. Ein schwarzhaariger Mann mit klaren, grünen Augen verbeugte sich vor mir und gab mir, wie alle anderen, einen Kuss auf die Hand. „Es ist mir eine Ehre.“ Ich nickte ihm zu. „Auch mich ehrt es.“ Er wandte sich an Vermilion. Dieser drückte meine Hand fester, wich aber nicht zurück. „Ich habe eine Menge von dir gehört, aber ich wollte nicht glauben, dass es wahr ist. Ein wahrhaftiger Dämon, mitten unter uns.“ Der Mann sprach so leise, dass nur wir es hörten. Er war uns nicht feindlich gesonnen, das spürte ich, doch er hatte etwas seltsames an sich. Etwas, dass ich nicht definieren konnte. Der Mann sah Vermilion eine ganze Weile an und schaute dann wieder zu mir. „Du hast dir einen ungewöhnlichen Beschützer ausgesucht, junge Dame. Aber es ist eine gute Wahl, er scheint stark zu sein.“ – „Das scheint nicht nur so, er ist stark, aber deshalb ist er nicht bei mir. Wir sind Freunde!“ Wie so oft diesen Abend blieb mein Blick standhaft. Der Mann lächelte, ein merkwürdiger Anblick. „Freunde also. Ungewöhnlich, wo wir uns doch im Krieg mit den Dämonen befinden.“ Ohne ein weiteres Wort verschwand er in der Menge und ließ uns beide verwirrt zurück. Der restliche Abend verlief ohne weitere Zwischenfälle. Ich lernte noch einige Familienmitglieder kennen. Es gab glücklicherweise auch viele, die mir freundlicher gesonnen waren und die mir aufrichtig ihre Treue schworen. Als ich so gut wie jedem der hundert Gäste die Hand geschüttelt hatte, neigte sich der Abend endlich dem Ende. „Und nun, meine Freunde, kommen wir zu unserem traditionellen Abschlusstanz!“, verkündete Großvater über die Menge hinweg. Zu meinem Bedauern musste jeder mittanzen, also auch ich. Die Paare begaben sich auf die Tanzfläche. Meine Eltern tanzten zusammen, Shirai tanzte mit einem hutaussehenden Jungen, ihrem Cousin dritten Grades und ich wählte natürlich Vermilion als Partner. Da weder er noch ich tanzen konnten, standen wir zunächst ziemlich nervös voreinander. Als die Musik begann, machten wir den Erwachsenen einfach alles nach und nach einer gewissen Zeit hatten wir den Dreh raus, noch besser, es war sogar lustig. Als die Musik endete und die Menge sich langsam auflöste, gingen wir Hand in Hand zu meinen Eltern. Vermilion sah zum ersten Mal, wie ein glückliches Kind aus. Er strahlte über beide Ohren. „Dazz war luztig! Wir daz machen irgendwann wieder?“ – „Ganz sicher!“ Kurz zuvor hätte ich es nie für möglich gehalten, auch nur annähernd ein solches Glücksgefühl zu verspüren, doch in diesen Augenblick genoss ich es in vollen Zügen. „Es ist spät, Schatz. Geht doch schon mal ins Bett.“ Vater war noch immer damit beschäftigt, die Leute zu verabschieden. Mutter schob uns zur Treppe und gab mir einen Gutenachtkuss. „Ich komme nachher und decke dich zu, mein Schatz.“ Ich nickte nur und hüpfte dann munter mit Vermilion in die Richtung meines Zimmers. Im Gang begegneten wir dem schwarzhaarigen Mann, mit den seltsamen, grünen Augen. Er hatte anscheinend auf uns gewartet, denn außer uns dreien, war sonst niemand da. Eine Weile standen wir uns nur stumm gegenüber, bis er dann langsam in unsere Richtung schlenderte. „Ihr beiden seid schon ein seltsames Paar...“ Er machte eine kurze Pause, in der er uns eingehend betrachtete. „... ohne irgendwelche Ähnlichkeiten. Wie kommt es, dass Dämonen und Magier sich so gut verstehen?“ Vermilion ergriff als erster das Wort. „Wir zzeien im Innern gleich! Wir Freunde, warum du so zeltsam fragen?“ Der Mann blieb stehen. „Mein Name ist Anno. Ich bin seit vielen Jahren Freund Ihrer Familie, junge Evelyn und stets auf ihre Sicherheit bedacht. Ihr zwei könntet auch Spione der Dämonen sein, die uns aushorchen, das wäre doch durchaus möglich.“ Darauf wollte er also hinaus. Er vertraute uns beiden nicht und vor allem nicht unserer Freundschaft. Es konnte mir jedoch egal sein, denn es kümmerte mich kein Bisschen. Ich nahm Vermilion auf den Arm und ging an Anno vorbei. Sollte er doch denken, was er wollte, wir kannten schließlich die Wahrheit. „He, Kleine.“ Ich blieb stehen, antwortete aber nicht. „Du solltest lernen, deine Gedanken abzuschirmen, denn ich kann sie lesen, wie ein offenes Buch.“ Ich hatte nichts zu verbergen, aber ich wollte nicht, dass jemand in meinen Gedanken rumstocherte. „Na, wenn du das denkst, sollte ich dir lieber zeigen, wie du deine Gedanken abschirmen kannst, oder?“ Er grinste und ich drehte mich genervt um. „Sie wollen es mir beibringen?“ Er nickte gelassen. „Ich werde ab sofort dein Lehrer sein. Bis dann.“ Er drehte sich um und ging. Ich blieb sprachlos zurück. „Was sollte das?“ Vermilion zuckte mit den Schultern. „Wir jetzt schlafen gehen?“ Ich nickte und ging endlich in mein Zimmer. Wir fielen erschöpft auf das große, weiche Bett und seufzten erleichtert. „Was für ein Tag, nicht wahr, mein Kleiner?“ Er nickte. „Ein guter Tag.“ Wir zogen uns Schlafanzüge an und kuschelten uns zusammen in mein Bett. „Gute Nacht, mein Kleiner.“ – „Gute Nacht, Eve.“ Wir schliefen augenblicklich ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)