The last night von Lillys (OrihimeXIshida) ================================================================================ Kapitel 1: One man, one woman and the pain between both ------------------------------------------------------- Das Bändchen, dass an dem Grabstein angebracht worden war- es hatte die Farbe rot, weil es ihre Lieblingsfarbe war- flatterte leicht in dem aufgehenden Wind. Die Sonne wurde zunehmends von den grauen Regenwolken verdeckt. Die herab gefallenen Blätter raschelten im Wind. Es würde wohl eine unangenehme Nacht werden. Die dunklen Wolken verhießen nichts Gutes. Wieder eine ungemütliche Nacht, wie auch gestern und vorgestern und der Tag davor… Das junge Mädchen, mit dem langen orangefarbenen Haar, lies den Kopf sinken und kniete sich nieder. „Hallo…. Kurosaki-kun!“ Vorsichtig, fast so, als ob die Blumen aus Zucker und somit zerbrechlich wären, legte sie diese vor den Grabstein und faltete ihre Hände. „Wie geht es dir? Ich hoffe gut.“ Sie redete leise vor sich her, um nicht von anderen Leuten gehört zu werden. Was ging es sie an, was sie mit Ichigo redete? Nichts. Rein gar nichts. Wie lange war sein Tod nun her? Fast drei Jahre. Um genau zu sein 1012 Tage. Und jede Nacht, jeden Tag dieses schmerzende Gefühl von Einsamkeit. Sie hatte niemanden von ihrer wahren Trauer erzählt. Gegenüber anderen mimte sie die Starke, die mit Rückhalt. Sie tröstete seine Familie, seine Freunde. Aber sich? Alle fragten wie es ihre ginge. Doch immer wieder winkte sie freundlich ab und presste die sanften Worte „Mir geht es gut, macht euch keine Sorgen!“ hervor und suchte schleunigst das Weite. Auch ihre beste Freundin Tatsuki stand stirnrunzelnd da und wusste, dass es ihr nicht gut ging. Früher sagten sie sich alles. Doch nach dem Tod von einem gewissen Jungen war alles anders geworden. Ein Jeder, der ihn kannte und mochte, war anders geworden. Aber ihre Freundin hatte sich fast um ihre eigene Achse gedreht. Sie aß kaum mehr, lachte nicht mehr, war eher die Verbitterte. Würde Orihime erzählen, wie sehr sie den Tod dieses Jungen ans Herz ging, würde man sie verstehen, aber nachvollziehen konnte es keiner. Nicht einmal die Familie. Orihime erhob sich wieder und atmete tief aus. Es wurde Zeit nach Hause zu gehen. Wenn sie am kleinen Supermarkt an der Ecke vorbei ging, konnte sie sich ihr Abendessen kaufen. Tiefkühlkost. Wieder einmal. Langsam, ohne sich einmal umzudrehen, trottete sie über die riesigen Steinplatten, die den Friedhofsweg säumten, entlang und merkte nicht, wie jemand hinter einem Baum hervortrat und sie beobachtete. Dieser Jemand seufzte und trat zum Grab, zündete ein Räucherstäbchen an und betete. Ja, auch er kam, wenn er konnte, fast jeden Tag hier her und gedachte dem Verstorbenen. Ishida drehte den Kopf nach links und sah, wie seine ehemalige Klassenkamaradin in den Supermarkt an der Ecke hineinging- wo seiner Meinung nach die schlechtesten Instantnudeln gab, die die Welt je gesehen hatte- und zögerte nicht lange und ging Orihime nach. Sie trat wieder mit einer vollen Plastiktüte auf die Straße und wollte schon gehen, als sich fünf Finger sich um ihren Arm schlangen. „Ishida-kun?“, fragte sie fast schon schüchtern und lächelte scheu. „Ich nehme dir das mal ab!“ Jegliche Einwände von der Frau wurden geflissentlich überhört. Nach einer Weile der nicht überzeugenden Argumente wurde Orihime still und lief neben dem Brillenträger her. Ishida war froh über die entstandene Stille. Als sie vor der Wohnungstür Orihimes standen räusperte sich Ishida. „Ich habe dich heute gesehen. Am Grab von Ichigo.“ „Ja. Wie jeden Tag um diese Uhrzeit. Ich hatte dich dort auch einmal gesehen.“ Sie schloss die Tür auf und trat ein. „Komm doch rein.“, bat sie und legte ihre Jacke ab. Ishida folgte dieser Bitte und schloss hinter sich die Holztür. Er stellte die Einkaufstüten auf einer kleinen Kommode ab. „Du bist noch nicht wirklich über ihn hinweg, oder? Nach all den Jahren….“ Orihime lächelte gequält, welches sie aber ihrem Gast nicht zeigte, weil sie mit dem Rücken zu ihm stand. „Du weißt, wie es ist jemanden zu verlieren, den man liebt…!“ Ja, dieses Gefühl von Leere war noch immer allgegenwärtig in seinem Bewusstsein. Er hatte seinen Großvater abgöttig geliebt. Unbewusst, ohne, dass er es wollte, schlang er seine Arme um ihren winzigen Körper, der mit ihrem und Ishidas Körper einen großen Kontrast bildete. Seine großen und starken Arme, ihre winzigen, dünnen Ärmchen, seine Größe von 1,88m und ihre Größe von 1,62m… „Du musst endlich trauern und abschließen, sonst vertrödelst du das Leben und ehe du dich versiehst bist du eine alte Oma, die gern ein erfülltes Leben gehabt hätte. Das will ich nicht!“ Der letzte Satz war wie eine Offenbarung. So etwas hatte er noch nie zu Orihime gesagt. Sein Herz schlug schneller, es musste Orihime hören, dieses schnelle Pochen. Doch die junge Frau schloss nur die Augen und wollte sich von ihm trennen, doch Ishida lies es nicht zu. „Bitte, lass das!“, hauchte sie verzweifelt und beugte sich, soweit Ishida sie lies, nach vorne. „Nein, ich lasse dich nicht gehen und dich in ein tiefes Loch fallen!“ „Bin ich das nicht schon? Seid seinem Tod?“ „Orihime-chan, du darfst dich nicht so hängen lassen…“ „Das sagst du mir jetzt? JETZT? Nach fast drei Jahren?“ Säuerlich fügte sie noch hinzu: „Da bist du ja recht früh dran!“ „Orihime…“ Plötzlich zog er seine Arme zurück, sodass sie das Gleichgewicht verlor und nach vorne stolperte, fiel aber nicht hin, denn sogleich fand sie sich wieder in den Armen ihres Gasts wieder. Sie errötete und klammerte sich an dem Hemd von ihrem ehemaligen Klassenkameraden fest, wie jemand der Schutz suchte. „Es tut so weh!“ Sie vergrub das Gesicht in seiner Brust. Ishida strich über ihre langen Haare. Er liebte ihr Haar, es war so schön glänzend und weich. Er vergrub seine Hände darin und seufzte. „Ich weiß, ich weiß.“, murmelte der Dunkelhaarige. „Aber du musst vergessen, du musst neu anfangen. So kann es nicht weitergehen, du leidest nur noch.“ In seinen Worten lag die ganze Wahrheit. Die Wahrheit, die angsteinflössend war. Sie dachte, wenn sie nur noch in ihrer Trauer aufging und nur noch an Ichigo dachte, so würde sie ihn nicht vergessen. Genau das widerlegte der Mann, als ob er ihre Gedanken gelesen hatte: „Du wirst ihn nie vergessen, er war ein Teil deines Lebens, doch nun fängt ein neuer Teil an. Du musst aus deinem Schneckenhaus ausbrechen. Jeder braucht eine Zeit zum Trauern, deine ist vorbei!“, meinte er bestimmt und zog sie enger an seine Brust. „Er hätte es nicht gewollt, dass weiß ich, wie du!“ Sie nickte und allmählich sammelten sich Tränen in ihren Augen. Er redete auf sie sanft ein und strich ihr über ihren Rücken. „Rukia, sie hat es auch verkraftet!“ „Ja...?“ Mit einem verheulten Gesicht schaute sie auf. Große, graue Augen musterten jeden Millimeter seines Gesichts. „Und du?“ Die Frage kam sehr überraschend, genauso wie diese Umarmung, die von Ishida ausgegangen war. „Ich? Ich bin darüber hinweggekommen, ich hatte durch ihn gelernt und werde ihn auch nicht vergessen.“, murmelte er, weil es ihm peinlich war, das zu gestehen. „Er wird immer in deinem Herzen sein, für immer!“ Orihime streckte sich und stellte sich auf die Zehenspitzen und lächelte etwas. „Dann muss ich auch…? Es ist so schwer, so unglaublich schwer!“ „Es ist schwer, aber nicht unmöglich. Ich und Rukia und viele andere werden dir helfen, darüber zu kommen, komme was da wolle!“ Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, küsste er sie auf die Stirn, dass ihre Augen noch mehr weiten ließ, genauso wie den Rotschimmer auf ihrer Wange. Ihr Herz pochte gegen ihre Rippen. Wieso auf einmal? Noch bis vor kurzem dachte sie, noch Ichigo zu lieben, doch es verblasste. Er war Vergangenheit, das musste sie endlich einsehen. Ishida tauchte immer öfters in letzter Zeit in ihren Träumen, Wünschen und Gedanken auf. So etwas hatte sie früher noch bei Ichigo gespürt. Immer wenn sie ihn sah, dann flatterten die Schmetterlinge in ihrem Bauch. Sein Versprechen, seine Worte. Sie waren so warm und hilfreich. Er hatte Recht. Sie musste wieder Leben, wie früher. Das setzte sich in ihrem Hirn fest. Und genau heute würde sie wieder anfangen zu leben! Orihime hob ihre Hand und legte sie auf die Wange ihres Gegenübers. „Ich danke dir!“ Die Tränenspuren auf ihrem Gesicht glänzten in dem Licht des Flures. Ishida fand das süß. Er kam ihr entgegen, bis sich ihre Lippen kurz berührten. Erschrocken wichen beide zurück und schauten mit leicht schämendem Blick einander an. Dann grinsten beide. Sie kamen sich wieder näher und Orihime schlang ihre Arme um den Hals des Gasts und küsste ihn nun richtig. Wieder lief ihr eine einzelne Träne übers Gesicht und tropfte am Kinn hinunter auf den Fußboden. Seine Hände wanderten forschend über ihre Seiten, bis sie an ihren Hüften angekommen waren. Er drängte sie leicht in Richtung Schlafzimmer und Orihime setzte einen Fuß hinter sich. Sie genoss es sichtlich. Es schien, dass Ishida ihre Gefühle erwiderte! Sie war so glücklich wie an dem Tag, als sie Ichigo das erste Mal küsste! Urplötzlich unterbrach der Brillenträger den Kuss und sah Orihime in die Augen. „Ich wollte deine Trauer nicht ausn-“ Sie schaute nur fragend und lachte leise, welches Ishida verwirrt aufnahm. „Was habe ich denn jetzt wieder gemacht?“ „Nichts, das ist es ja!“ „Wie?“, weiter kam er nicht mehr, denn die junge Frau drückte ihre Lippen auf seine. Lächelnd bedankte sich Orihime gedanklich bei Ichigo und verabschiedete sich gleichzeitig von ihm, während sie die Augen schloss. Dadurch rann die letzte Träne für die nächsten paar Jahre über die rosige Wange der Frau. Ishida sah das nicht, denn er hatte schon die Augen geschlossen. Er kannte sich in ihrer Wohnung aus und drängte sie vorsichtig und sanft in ihr Schlafzimmer. Es würde wohl, wie es aussah, doch kein so ungemütlicher Abend werden… Draußen vor dem riesigen Steintor standen sie und erwarteten ihn bereits. Der kleine Junge konnte es kaum abwarten und wurde unruhig auf seinem Stuhl. Die Lehrerin ermahnte ihn mit einem strengen Blick, doch ihm war es egal. Er packte bereits seinen Ranzen. Seine grauen Augen schauten wie gebannt auf die Uhr über der Tür. Heute wurde er endlich einmal abgeholt werden. Das hatte Seltenheitswert. Und er war stolz seine Eltern seinen Klassenkameraden vorzustellen. Was die beiden ihm alles schon von ihren jungen Tagen erzählt hatten! Meistens stand er mit offenem Mund da, sodass seine Mutter ihn freundlich darauf hinwies, die Kinnlade zu schließen. So etwas wollte er auch einmal erleben! Gut, wenn er ihnen seine Begegnungen mit den Geistern erzählte, würden sie vielleicht ausflippen. Ob es positiv oder negativ sein würde, wusste er nicht. Damals mit vier Jahren sah er ein kleines, heulendes Mädchen ganz alleine in einer Sackgasse. Kurz entschlossen lief er zu ihr hin und tröstete sie mit seinem breiten, freundlichen Grinsen und ein paar aufmunternden Worte. Als er sich kurz umdrehte und sich wieder ihr zuwenden wollte, stand sie nicht mehr da. Dieses Mädchen war auf eine seltsame Art verschwunden. Bis heute hatte er sie nicht mehr gesehen… Die Klingel ertönte und der Junge schoss wie ein Blitz aus dem Klassenzimmer hinaus ins Freie zu seinen Eltern. Die Frau, die ein kleines Mädchen mit schwarzem Haar auf dem Arm trug, winkte ihrem Jungen zu. Der Vater hatte seine Hand auf dem Rücken seiner Frau gelegt und lächelte seinem herannahenden Sohn entgegen. Als er seinen Namen hörte, sprintete er noch mehr, als zuvor. „Ichigo-kun!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)