You find a light in me von julien (Miyavi x Kai; Aoi x Kai, Saga x Ruki) ================================================================================ Kapitel 17: ------------ Hallo liebe Leser. Es geht weiter. Ich hab ja selbst nicht mehr dran geglaubt. Das nächste Kapitel wird von mir sein und nicht so lange auf sich warten lassen, versprochen! 17 Aoi wollte am liebsten sterben. Das hatte er schon oft gedacht, besonders wenn es ihm schlecht ging. Einfach hinlegen, schlafen und nicht mehr aufwachen. So saß er auf der Couch, die Ellbogen auf seine Knie gestützt und seinen Kopf in seinen Händen vergraben. Und er wartete jede Sekunde flehend nach einer Träne, die sich zu seinem Augenwinkel stehlen könnte. Wenigstens eine kleine Träne, die ihm signalisierte, das die Konsequenzen seines Handeln ihm endlich einmal bewusst worden. Er hatte Kai verlassen, vor vielleicht 2 oder 3 Stunden. Er wusste es nicht mehr genau und eigentlich war der Zeitpunkt egal. Und das an ihrem Jahrestag. Aoi lächelte bitter und löste sich aus der starren Position, in der er sich seit Stunden befunden hatte. Seine Gelenke rebellierten gegen die plötzliche Beanspruchung. Sonst fühlte Aoi nichts. Rein gar nichts. Einfach nur die Leere, die Kai hinterlassen hatte. Da, wo Aois Herz saß, fühlte er nur einen rumorenden Klumpen. ‚Es dauert’, dachte er. ‚Es dauert, bis ich das verstehen kann.’ Warum war er eigentlich noch hier? Er könnte woanders sein, bei Uruha. Ihm erzählen, was passiert war. Jemand anderem konnte er sich momentan wohl kaum anvertrauen. Vielleicht würde ihm das helfen. Einfach nur Gesellschaft haben und Uruha war gute Gesellschaft. Noch besser natürlich ein, zwei Flaschen Sake. Das löste Aois Zunge und er konnte sein Herz ausschütten. Auf Kai brauchte er hier auch nicht warten. Der war mit hundertprozentiger Sicherheit heulend zu Miyavi gelaufen und ließ sich jetzt bis tief in die Nacht von diesem Arsch trösten. Trösten. Pah. Er war doch selbst schuld! Egal, wie sich Aoi verhalten haben mochte, war das kein Grund, ihn zu betrügen... Natürlich wusste Aoi, dass er nicht ganz unschuldig war, aber hätte er von Kai nicht wenigstens so behandelt werden können, als würde Kai wenigstens noch ein kleines bisschen an Aoi liegen? Anstatt ihn hinten herum so zu verarschen. Wochenlang. Er hätte ihm einfach nur die Wahrheit sagen müssen. Nicht, dass Aoi verziehen hätte. Zumindest würde es jetzt sehr, sehr lange dauern, bis sie sich wieder in die Augen sehen konnten. Vielleicht konnten sie das nie wieder? Aoi ging ein gutes Dutzend Horror-Szenarien durch, die seiner Meinung nach realistisch waren. Einer würde die Band verlassen. Beide würden die Band verlassen. Die Band würde sich trennen. Aoi fuhr sich über die kalte Stirn. Das war unmöglich... Kai würde niemals gehen. Er war schließlich der Leader. Und Aoi hatte gar keine andere Perspektive. Musik machen schien das Einzige zu sein, was er überhaupt konnte. Für alles andere war er doch unbrauchbar. Er konnte nicht mal sich selbst, geschweigedenn andere glücklich machen. Kai hatte sich in Miyavis Arme geflüchtet, weil Aoi ein schwieriger Mensch war. Er würde es mit sich selbst auch kaum aushalten... Seufzend erhob sich Aoi und suchte nach seinem Handy. Es lag auf der Theke in der Küche. Aoi legte seine Hände auf die kalten Herdplatten und spreizte die Finger. Strich über den Ring, den er hatte anfertigen lassen und von dem Kai ein Replik besaß. Langsam zog er ihn von seinem linken Ringfinger und drehte ihn ein paar Mal. ‚Ich habe alles kaputt gemacht...’ Dann ergriff ihn Wut auf sich selbst und er warf den teuren Ring in die Spüle. Dann rief er bei Uruha an, der sich trüb meldete. „Was gibt’s ’n?“ Aoi seufzte schwerfällig. „Hast du Zeit? Für mich und eine Flasche Sake auf eurem Zimmer?“ Uruha schnalzte mit der Zunge und lachte dann so schrill, dass es Aoi Kopfweh bereitete. Anscheinend hatte er sich schon mit einer Flasche den Abend schön gesoffen. Richtig so. „Jaja, Zeit hab’ ich doch immer für dich! Reita is’ eh nich da, frag’ nich wo der is’, ich weiß’s nich“, lallte er gut gelaunt. „Das ist gut, dann komme ich gleich runter. In einer halben Stunde?“ „Warum brauchst’n noch so lange?“ „Ich...“, Aoi schluchzte. Ohne dass eine Träne sich aus seinem Auge stahl. „Ich... weiß nicht. Ich muss kurz runterkommen.“ So langsam spürte Aoi ein Zerren in seiner Brust und er wusste, dass es Panik war. Er hatte Kai verlassen und er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Alles war kaputt. „Runterkommen? Von was?“, wollte Uruha nun wissen. Aoi hörte ein Feuerzeug klicken. Dann erzählte er knapp was passiert war, Uruha am anderen Ende der Leitung schnappte nach Luft und Aoi wusste nicht, ob aus Empörung oder Schock. Es war auch egal... „Ich stell’ noch zwei Flaschen kalt!“, sagte Uruha dann, „Oh Süßer, das tut mir so leid!“ „Mir auch“, erwiderte Aoi trocken und nach Stunden spürte er die Erlösung, als seine Augen sich mit Tränen füllten, und als er die Lider schloss, flossen sie in kühlen Rinnsälen über seine Wangen. „Du glaubst nicht, wie sehr es mir leid tut.“ Dann beendete Aoi das Gespräch, ohne sich zu verabschieden. Er weinte so lange, bis ihm die Augen brannten, dann schnappte er sich die Sake-Flasche aus dem Kühlschrank und verließ das Hotelzimmer. * Nun saß Kai seit geraumer Zeit auf dem Sofa in Miyavis Suite und heulte sich die Augen aus dem Kopf. Ab und zu kam er zur Besinnung, aber dann sah er Miyavi an, der ihn eher skeptisch anblickte, dachte an Aoi und sofort liefen die Tränen wieder. Er fühlte sich wieder wie vor ein paar Wochen, als er fast mit Miyavi geschlafen hatte und ihn dann hatte sitzen lassen. Nein, eigentlich fühlte er sich tausendmal schlimmer als damals. Und er hasste sich gerade im Moment für alles, was er im letzten Monate und noch davor alles falsch gemacht hatte. Eigentlich ergab es keinen Sinn, hier vor Miyavi zu sitzen und sich wegen dem frischgebackenen Exfreund die Augen auszuheulen, weil doch Miyavi ganz klar der Trennungsgrund gewesen war. Und Kai liebte Miyavi doch! Aber irgendwie kam die Trennung von Aoi viel zu schnell. Kai hätte es ihm am liebsten selbst gesagt, wenn nicht heute, dann in ein paar Tagen. Schließlich hätte heute der letzte richtig glückliche Tag sein können, der Tag, an dem sie 2 Jahre zusammen waren. Ja, Kai hätte Aoi sicher reinen Wein eingeschenkt... irgendwann. War Kai traurig, weil er sich nicht von Aoi getrennt hatte, sondern anders herum? Aoi hatte ihm das doch abgenommen! Nur dass sie so im Streit auseinander gegangen waren, was Kai wirklich nicht gewollt hatte. Ihm war natürlich klar, dass die Sache nicht wie ein glatter Bruch hätte ablaufen können, aber so einen Streit wie vor ein paar Stunden hatten sie beide nicht gebraucht. Aoi hatte viele hässliche Dinge gesagt, und Kai ihm da auch in nichts nachgestanden. Kai schnappte sich ein Taschentuch und putzte sich lautstark die Nase. Seine Gedanken befanden sich in einer Endlosschleife, sie kreisten ständig um dasselbe und er kam zu absolut keinem Ergebnis. Nur zu dem Gefühl, jetzt nicht bereut für eine neue Beziehung zu sein. Zwar waren Miyavi und er schon fast so etwas wie ein Paar... aber der heutige Streit mit Aoi hatte Kai soweit aus dem Gleichgewicht gebracht, dass er kaum noch wusste, wann er das nächste Mal vertrauen könnte. Richtig vertrauen... Es gab so vieles zu regeln. Kai würde ausziehen müssen... sie mussten diese Tour zuende bringen, und das ohne weitere Katastrophen, ob nun privat oder sonst irgendwie! Das Ganze war ein Fiasko! Erschöpft legte Kai seinen Kopf in den Nacken und blies die Luft lautstark durch die Nase aus. Knüllte das Taschentuch zusammen und quetschte es kontinuierlich in seiner Hand. „Geht’s?“, fragte Miyavi. Kai sah hoch und stellte fest, dass Miyavi in Distanz zu ihm stand, aber anstatt sich zum trösten anzubieten, hatte er die Arme verschränkt und kaute auf seinem Lippenpiercing herum. „Nein“, erwiderte Kai mit krächzender Stimme und schloss die brennenden Augen. „Wie soll es denn jetzt weitergehen?“, fragte er eher zu sich selbst. Dann hörte er, wie Miyavi davon schritt und eine Tür im Flur öffnete. Wortlos. Kai sprang auf und rannte hinter Miyavi her, ins Bad. Da stand der schlaksige Solist vor dem Wandspiegel und fummelte sich an der Lippe herum. „Was zum Teufel machst du denn da?“ Miyavi sah ihn durch den Spiegel an. Zwei kleine Metallkegel fielen zu Boden, kurz darauf folgte Miyavis Spiralpiercing. Dann fiel der Nasenring hinterher und als Letztes das Augenbrauenpiercing „Ich mach’ meine Piercings raus.“ „Warum das?!“ Miyavi zog die Augenbraue hoch und schnaubte. „Weil dein Ex mir gedroht hat, sie mir alle eigenhändig auszureißen, wenn ich mich an seinem Freund vergreife. Das hier ist Prophylaxe.“ Kai hätte darüber fast gelacht, aber stattdessen rollten wieder dicke Tränen über sein Gesicht. Miyavi sammelte die Piercings ein und stopfte sie in ein Kosmetiktäschchen. Kai stand immer noch da, die Hand vor den Mund geschlagen und weinte. Miyavi legte zaghaft seine Hände um den schmächtigen Körper. Es tröstete Kai ein bisschen, aber die Schuldgefühle die er hatte, waren mittlerweile übergroß geworden. Er hatte so viel kaputt gemacht... Ihm entwich seufzend Aois Namen, während er seinen Kopf an Miyavis Schlüsselbein drückte. Sein Freund strich ihm über das schwarze Haar und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn, den Kai kaum ertragen konnte. Ihm brach diese Geste fast das Herz. Oder hätte es gebrochen, wenn Aoi nicht schneller gewesen wäre... „Es tut mir leid, das zu sagen, Kai, aber...“, Miyavi atmete laut aus, „ich denke, es ist besser, wenn du heute Nacht nicht hier bleibst. Das tut uns nicht gut.“ Kai hatte keine Chance zu widersprechen. * Saga wähnte sich sehr schnell in der Sicherheit, dass Ruki schlief. Er wusste, er bewegte sich auf dünnem Eis. Seeehr dünn. Aber einen Versuch war es schließlich wert! Wann kam diese Chance denn noch einmal, wenn er diese hier nun einfach verstreichen ließ? Mehr als ihn rausschmeißen (und vorher grün und blau schlagen) konnte Ruki ja wohl nicht! Und das könnte Saga vielleicht gerade noch so verkraften. Auch wenn Ruki danach kein Wort mehr mit ihm redete. Und das würde er bestimmt nicht. Sie waren doch Freunde! Und Freunde verziehen. Was war das überhaupt für ein affiges Gehabe, ihn ans Fußende zu verbannen? Eigentlich war Saga mit jedem von Rukis Körperteilen einverstanden, sogar mit seinen Füßen, aber es gab doch wahrlich bessere Stellen, die er anfassen konnte... Langsam, sehr langsam bewegte sich Saga nun wie ein Aal nach oben, Zentimeter für Zentimeter, aufpassend keine Geräusche von sich zu geben, die ihn verrieten und Ruki weckten. Ruki in Rage war nicht angenehm. Aber Saga war nur ein Mann mit ausgeprägten Trieben, und dem Verlangen, den Menschen, die er liebte, das auch zu zeigen. Und er liebte nun mal Ruki. Da konnte der Kleine sich gerne schwarz drüber ärgern! Saga fand sich selbst auch äußerst attraktiv und wem schadete schon eine schwule Erfahrung? Saga streifte mit dem Arm Rukis angewinkeltes Bein und er hörte seinen Atem nun ein bisschen lauter. Der alice nine. Bassist biss sich heftig auf die Lippe, um keinen Erfolgsseufzer von sich zu geben. Und dann musste alles ganz schnell gehen. Rukis Handy klingelte. Der Handybesitzer bewegte sich, richtete sich verschlafen auf. Saga war mit einem Satz wieder am Fußende und mimte den Schlafenden. Fluchend schwang Ruki nun seine Beine aus dem Bett, streifte dabei mit der Ferse Sagas Hintern, der daraufhin in sein Kissen biss, um nicht zu schreien. „So’nescheißewerruftdennjetztnochan?!“, nuschelte Ruki und nahm das Gespräch an. ‚Mist’, dachte Saga. ‚Noch mal schaff ich das nicht!’ Er hatte gerade eine großartige Chance verbaut bekommen! Wer auch immer das war...! Der würde was erleben! „Ja ja, komm’ her, verflucht noch mal.“ Das war das Einzige, was Ruki sagte, bevor er sein Handy wieder auf den Nachttisch knallte. Saga hörte das Rascheln von Kleidung und vermutete, dass sich der halbnackte Ruki (bei dem Gedanken lief Saga das Wasser im Mund zusammen) gerade etwas überzog. Dann verließ er das Schlafzimmer und knallte die Tür. Wenig später hörte Saga ein lautes Schluchzen und Rukis entnervtes Seufzen. Was war da los? * „Es tut mir so leid, Ruki, dass ich dich wecke... aber ich wusste nicht, wo ich sonst hin soll!“, schniefte Kai lauthals und ließ sich tränenüberströmt auf dem Sofa nieder. Ruki stand vor ihm, mit kleinen, müden Augen, die Arme verschränkt. Musste Kai denn heute überall nur auf Ablehnung stoßen? Mit all seinen Freunden konnte man es sich doch wohl kaum auf einmal versauen... „Was’n los? Es ist gerade nämlich ganz schlecht“, sagte Ruki leise und fuhr sich über die Augen. Kai wusste genau, was Ruki gerade dachte: ‚Warum immer ich?’ „Ich... also...“, Kai unterdrückte mit aller Kraft ein Schluchzen, „es ist so, dass... Aoi hat mit mir Schluss gemacht und mich raus geschmissen und dann war ich bei Miyavi und der hat mich auch rausgeschmissen. Und zu Uruha kann ich nicht, weil Aoi da wohl gleich hin kommen will.“ Kai redete so schnell, dass er manche Silben verschluckte. Wahrscheinlich hatte Ruki gerade kein Wort von dem verstanden, was er gesagt hatte... „Was, was, was?! Das ist nicht dein Ernst!“, sagte Ruki aufgebracht und seine Stimme wurde lauter. „Doch, das ist es... kann ich bei dir schlafen?“ Die Schlafzimmertür öffnete sich und Saga kam in den Raum geschlurft; nur mit Shorts bekleidet und zerzausten Haaren, hochroten Wangen. „Ruki? Was ist denn hier- oh... Kai!“ Saga wurde noch röter, als er Kai erblickte und kratzte sich am Kopf. In Kais Gesicht zeigte sich ein aufdringlich breites Grinsen. Ruki sah aus, als würde er jeden Moment wieder zusammen klappen. „Oh mein Gott!“, stöhnte Ruki nur leise und ließ den Kopf sinken. „Hey Saga“, erwiderte Kai und hob die Hand. Sein Grinsen hielt an. „Also, ich sehe, dass es wirklich ganz schlecht ist. Soll ich nicht doch woanders...?“ „Es ist nicht das, wonach es aussieht! Aber du kannst hier schlafen, wenn du aufhörst, so beschissen schweinisch zu grinsen!“, donnerte Ruki und bohrte Kai dabei seinen Zeigefinger in die Wange. „Und wo?“, wollte Kai nun wissen. „Im Bett. Mit mir. Saga, nimm’ dir ein Kissen, du ziehst auf die Couch um!“, orderte Ruki schließlich. Sagas Augen weiteten sich. „Das ist nicht fair!“ Kai musste darüber schmunzeln. Es war klar, dass er nicht in die Art ganz schlechter Situationen geplatzt war, wie es den Anschein hatte, aber... er kratzte sich unterm Auge. Ruki machte eine halbe Drehung zu Saga und sah ihn böse an. „Und wie das fair ist! Kai schläft bei mir.“ „Ich war zuerst daaaa!“, jammerte Saga und ließ die Schultern hängen. „Das ist mir SO WAS von egal!“, schnauzte Ruki, schob sich an Saga vorbei ins Schlafzimmer und warf ihm schließlich ein Kissen in den Rücken, es folgte noch eine Wolldecke. „Kai, mach hin! Ich bin müde!“ Kai tat wie ihm geheißen und erhob sich. Saga inzwischen grummelte Flüche vor sich hin, während er sich auf der Couch einigelte. Kai lächelte ihm matt zu, bevor er zu Ruki ins Schlafzimmer ging. Dieser lag schon wieder in den Federn und klopfte neben sich. „Wir reden morgen, okay, Kai?“, sagte er jetzt um einiges sanfter. Kai bejahte gähnend und legte sich dann neben Ruki ins Bett. Und ihm kam eine Idee, wie wenigstens Saga sein Liebesglück finden konnte, wenn denn Kai schon bei sich selbst so versagte... Vielleicht konnte er hier ein bisschen Amor spielen. Aber nur ein kleines bisschen... Ihm machte es nichts aus, auf der Couch zu schlafen, wohingegen es Saga offensichtlich stank. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)