You find a light in me von julien (Miyavi x Kai; Aoi x Kai, Saga x Ruki) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- You find a light in me Autorinnen: AkkiMaus und kaerdydd Genre/Band(s): Romanze, the GazettE, Miyavi Pairing: Aoi x Kai, Miyavi x Kai x Miyavi FSK: 18 Warnungen: GRAFISCHE lemon… sonst sind wir planlos ö____Ö nein!: viiiiel Fluff und Liepe Inhalt: Liebe Liebe Liebe… ähm okay, Kai ist mit Aoi zusammen, in der Beziehung aber nicht mehr glücklich. Er flüchtet sich nach einem Streit zu Miyavi… Disclaimer: Gazette und Miyavi gehören sich selbst, auch wenn wir das gerne anders hätten… wir kriegen kein Geld und alles ist frei erfunden. Inspiration: http://www.youtube.com/watch?v=Rc5V_e9JErk ******************************************************************************************** Dass etwas falsch lief, das wusste Kai eigentlich schon seit Monaten. Was falsch lief, wusste er ebenso. Auch wenn er es sich nicht eingestehen konnte oder wollte. Die Liebe zwischen ihm und Aoi wurde zur Gewohnheit. Zum Alltag, etwas Selbstverständlichen, von dem man einfach nur noch erwartete, dass es da war. Man bemühte sich nicht mehr. Zumindest Aoi nicht. Zu Anfang ihrer Beziehung war das alles noch anders gewesen. Er hatte Kai bei jeder Gelegenheit, die sich bot, gezeigt wie sehr er ihn liebte. Aoi war ein liebevoller Mensch gewesen. Und er hätte für Kai und dessen Liebe das letzte Hemd gegeben. Es war so lange her, aber Kai wünschte sich innig, es würde wieder sein wie damals. Denn jetzt war nichts mehr so, wie er es sich vorgestellt hatte. Sie wohnten nun seit einem Jahr zusammen, aber es schien ihm wie ein Schritt in die falsche Richtung. Aoi war vollkommen gleichgültig geworden. Er kümmerte sich nicht mehr darum, was Kai fühlte oder welche Bedürfnisse sein Freund hatte. Es zählte nur noch das, was er selbst wollte und brauchte. Ob Kai das auch wollte, war zweitrangig. So funktionierte das Prinzip von „Liebe“ aber nicht. Diese Erkenntnis schmerzte Kai zutiefst, jedes mal von Neuem, wenn er diese Feststellung traf. Auch er hatte sich gewissermaßen an Aoi gewöhnt. Er kannte ihn in- und auswendig. Jede seiner Macken, seine Gewohnheiten. Manchmal wusste er schon, was Aoi sagen oder tun würde. Diese Nähe zueinander war eigentlich etwas Schönes. Kai hatte immer gedacht, dass er mit Aoi Ewigkeiten verbringen könnte. Ihm fehlte aber etwas Neues, Aufregendes in ihrer Beziehung. Er verlangte gar nicht viel. Er wollte keinen neuen Aoi, er sollte sich nicht verbiegen. Vielleicht wollte er auch gar nicht mehr Aoi. Das war auch ein Gedanke, den er in sich trug, aber ihn nicht zuließ. Wann immer er daran dachte, Aoi zu verlassen - für jemand anderen - sperrte er sich dagegen. Seine Beziehung empfand er als schützend, noch. Doch es war bestimmt bald der Punkt erreicht, an dem er sich wie im Käfig fühlen würde. Irgendetwas musste passieren. Er wollte einfach nur wahrgenommen werden, als das was er war. Aois Geliebter. Einfach nur da zu sein und als selbstverständlich behandelt zu werden, das war er sich nicht wert. Alles, was er für Aoi tat, tat er, weil er ihn immer noch liebte. Und Aoi würdigte nichts mehr. Aber andererseits musste Kai sich immer wieder beweisen. Ihm zeigen, dass er Aoi liebte und begehrte. Auch wenn er damit manchmal sich selbst und seinen Freund belog. Jetzt, genau jetzt , war es wieder solch eine Situation, in der er sich nicht wohlfühlte. Er wollte reden. Aoi und er saßen auf ihrer Couch, vor ihnen zwei Tassen gefüllt mit dampfendem Tee. Aoi hatte eine DVD ausgeliehen. Natürlich nur etwas, das ihm gefiel. Er hatte Kai nicht mal gefragt, was dieser gerne geschaut hätte, sondern war davon ausgegangen, dass Kai sich sowieso nicht beschweren würde. Das tat er nie. Aoi saß neben ihm und hatte die Beine angewinkelt, die Arme um die Knie geschlungen. Fass mich bloß nicht an. Dabei sehnte sich Kai in solchen Momenten sehr danach, von Aoi in den Arm genommen zu werden. Aber daran war nicht zu denken. Wenn Aoi Körperlichkeiten wollte, nahm er sie sich. Und meistens war es mit einfach nur kuscheln nicht getan. „Aoi?“, fragte Kai leise. Aoi verzog keine Miene, er sah Kai nicht mal an. „Ja?“ Seine Stimme war so gleichgültig wie immer und Kai sah ein, dass es keinen Sinn hatte, ein Gespräch zu beginnen. Entweder würde ihm Aoi nicht zuhören, oder jeden Widerspruch niedertreten. „Ach… nichts.“ Er zuckte nicht mal mit der Wimper. Kai aber rutschte näher zu seinem Freund heran und legte seinen Kopf auf dessen Schulter. Seine Hand legte sich auf Aois Arm. Keinerlei Reaktion verriet, ob Aoi die Nähe nun genoss oder sie ihn abstieß. Nichts. Schließlich wagte Kai seine Frage doch. „Nimmst du mich in den Arm?“ Aoi schmunzelte. Kai wusste nicht warum und worüber. Er sagte aber auch nichts dazu, sondern nahm es einfach hin. Aoi löste sich aus seiner Position und legte halbherzig einen Arm um Kais Schultern, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. „Zufrieden?“, fragte er leicht argwöhnisch. Kai schwieg daraufhin und sie blieben einige Minuten so zusammen sitzen, ohne sich etwas zu sagen, oder einen Blick zuzuwerfen. Kai schmiegte sich etwas näher an seinen Freund, um überhaupt eine Regung von ihm zu bekommen. Dieser blickte nun auf seinen Freund herunter, und grinste. Er beugte sich zu Kai herunter und küsste ihn. Dieser war sehr überrascht davon, weil er nicht erwartet hatte, überhaupt eine liebevolle Geste zu bekommen. Kai wurde sogleich hinterrücks auf die Couch gedrückt und Aois schlanker Körper legte sich auf ihn. Seine Küsse wurden immer verlangender und nun wusste Kai auch, warum das alles. Aoi wollte – wie immer – nichts weiter als Sex. Auch wenn Kai darauf gerade keine Lust hatte, sondern lediglich etwas kuscheln wollte. Er war nicht fähig, sich gegen Aoi zu wehren, der sich schwer auf ihm bewegte und seine Finger unter Kais Hosenbund schob. Hilflos schob er eine Hand zwischen sich und Aoi, der ihm mittlerweile die Jeans samt Shorts von den Beinen gezerrt und von der Couch geworfen hatte. Aoi war erregt, er keuchte Kai ins Ohr und ihm wurde fast schlecht. „Lass das!“, presste er schließlich zwischen zwei brutalen Küssen heraus. Aoi stoppte in seinen Bewegungen und sah Kai verständnislos an. Kai drückte seinen Freund von sich herunter und angelte nach seinen Klamotten. Aoi setzte sich auf und stierte Kai offensichtlich gierig an. „Was hast du vor?“ Kai zuckte mit den Schultern und schlüpfte in seine Shorts. „Ich wollte nicht mehr als eine simple Umarmung, aber du hast nichts anderes im Kopf als mich flachzulegen!“ Aoi grinste überheblich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du willst das doch auch.“ Kai sah seinen Freund nur verletzt an, schluckte die Tränen herunter, die ihm in die Augen stiegen. Schweigend ging er in den Flur, zog sich Schuhe und Jacke an, angelte nach seiner Umhängetasche. „Wo willst du hin, Kai?!“ Aoi stand im Türrahmen. „Warte heute nicht auf mich“, murmelte Kai nur leise, öffnete die Haustür und zog sie schwungvoll hinter sich zu. Noch die Treppenstufen heruntertrabend kramte er sein Handy aus der Tasche. Er musste weg. Er wusste nicht, wohin er gehen sollte, aber Hauptsache weg von Aoi. Kai überlegte, wen er anrufen konnte. Ob er überhaupt zu jemand anderem wollte. Oder einfach nur durch die Stadt fahren, ohne ein festes Ziel vor Augen. Als er auf die Straße heraustrat, bemerkte er, dass es schon dämmerte. Leicht angewidert wischte er sich über den Mund, der noch feucht von Aois Küssen war. Nach einigem Überlegen entschied er sich, diese Nacht woanders zu verbringen. Er ging hinunter in die Parkgarage, zu seinem Auto. Seufzend lehnte er den Kopf in den Saum der Kopflehne und dachte nach. Miyavi. Der wohnte im gleichen Viertel, nicht weit von hier. Und sie hatten sich lange nicht gesehen. Zu lange. Vielleicht war er sogar zu Hause… Es war einen Versuch wert! Kai wählte Miyavis Nummer, der sich auch nach ein paar mal Tuten meldete. „Ja?“ „Mi-chan?“ „Kai? Was gibt’s?“ „Kann ich heute Nacht bei dir pennen?“ „Klar, warum?“ Kais Stimme zitterte. „Stress mit Aoi….“ „Schon wieder?!“ „Ja…“ Miyavi seufzte schwerfällig. „Gib mir ’ne halbe Stunde, dann räum’ ich noch auf.“ „Ich brauch’ jetzt sowieso noch einen Moment zum Durchatmen… Bis gleich.“ „Bis dann!“ Kai legte auf. Die ersten Tränen liefen ihm übers Gesicht. Er wollte nie, dass es soweit kam… Niemals. ^ * * * * * Miyavi hatte Kai lange nicht gesehen. Das lag zum einen daran, dass beide aufgrund ihrer musikalischen Karrieren ein eher stressiges Leben mit wenig Freizeit führten und zum anderen daran, dass sich mit Kais Beziehung zu Aoi eine gewisse Distanz in ihre Freundschaft eingespielt hatte. Zwar war auch Aoi ihm immer ein guter Freund gewesen, doch die beiden Verliebten zusammen zu sehen, versetzte Miyavi jedesmal einen Stich und so wurden aus den ehemals regelmäßigen Treffen nur noch selten Gelegenheiten, in denen er etwas mit Kai und seinem Freund unternahm. Trotzdem war er immer für Kai da gewesen, hatte seine eigenen Gefühle zurückgestellt, wenn der andere ihm sein Herz ausschüttete und Trost bei einem guten Freund suchte. Natürlich hatte er mitbekommen, dass auch die Beziehung von Kai und Aoi ihre Höhen und Tiefen hatte, doch in letzter Zeit schienen sich die Krisen zu häufen. Es kam immer öfter vor, dass Kai ihn anrief, weil er wieder Stress mit Aoi hatte, doch nie hatte er ihn gebeten bei ihm übernachten zu dürfen. Wenn er sogar die gemeinsame Wohnung mit Aoi verließ, musste wirklich etwas Ernstes vorgefallen sein. Trotz seinen Vermutungen war er mehr als überrascht, als es schließlich an seiner Tür klingelte und das sprichwörtliche, kleine Häufchen Elend mit hängendem Kopf davor stand. Kais rote Augen waren nicht zu übersehen und schockierten Miyavi ein wenig. In all der Zeit, in der sie sich nun kannten, hatte er Kai nicht einmal weinen sehen. Im Gegenteil sogar, meist lief der GazettE Drummer mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht herum, das jeden in seiner Umgebung ansteckte und gute Laune verbreitete. „Hey Kleiner, was machst du denn für Sachen?“ Er zog Kai in seine Arme und hielt ihn für einen Moment stummt fest, während sich Kai in seinem Shirt festkrallte und seinen Kopf auf seiner Schulter ablegte. Er wollte nicht, dass Kai traurig war und sogar weinte, doch er wollte ihn zu nichts drängen, ihm Zeit geben und der Freund für ihn sein, den er nun brauchte. „Wollen wir reingehen? Wenn du magst, kannst du ja erzählen, was passiert ist. Wenn nicht, hab ich ein paar neue Filme da, die wir schauen könnten!“ Er lächelte Kai an und wollte ihn am liebsten wieder in den Arm nehmen, widerstand dem Drang jedoch und trat einen Schritt zurück. Kai nickte, ließ sich von Miyavi die Jacke ausziehen unf steuerte das Wohnzimmer an, in dem er sich sogleich auf das knallrote Sofa sinken ließ. Kaum hatte sich Miyavi neben ihn gesetzt, begann Kai zu erzählen, was passiert war. „Weißt du, manchmal denk ich echt, dass er mich nicht mehr liebt. Vielleicht tut er es auch nicht mehr. Er ist es halt gewöhnt mich um sich zu haben, aber ich zweifle schon länger daran, ob überhaupt noch Gefühle mit im Spiel sind. Wenn er mich nicht mal mehr in den Arm nehmen kann, muss doch was falsch laufen. Wir verbringen unser Leben zusammen und doch fühle ich mich immer einsamer!“, endete Kai seine Ausführungen bedrückt und senkte den Kopf. Miavi bemerkte, wie sich seine Augen erneut mit Tränen füllten und zog ihn wieder an sich, streichelte beruhigend über seinen Rücken und flüsterte tröstende Worte. „Aoi weiß gar nicht, was er an dir hat!“, entwich es ihm, ohne dass er sich wirklich der Bedeutung dieser Worte bewusst wurde. Es war als Trost gemeint, doch drückte es indirekt auch aus, dass er selbst Kai nie so behandeln würde. Viel zu wichtig war er ihm, als dass er jemals etwas tun würde, das ihn verletzen würde. Wäre er an Aois Stelle, er täte wirklich alles um Kai glücklich zu machen, um ihn wieder lächeln zu sehen. Er würde ihn so lieben, wie Kai es verdient hatte… „Danke Mi-chan! Es tut gut zu wissen, dass ich mit dir darüber reden kann. Wenigstens du nimmst mich noch in den Arm, wenn es schon mein eigener Freund nicht tut!“ Kai lachte leise auf, doch es war nicht zu überhören, dass er die Angelegenheit alles andere als lustig fand. „Ich bin immer für dich da, Kai-chan. Vergiss das nie, okay?“ Miyavi konnte nicht widerstehen und hauchte einen sanften Kuss auf Kais Kopf. Viel zu lange sehnte er sich schon nach der Nähe des anderen und wenn Kai wollte, dass er ihn für den Rest des Abends im Arm hielt, so würde er dies nur zu gerne tun. Natürlich waren irgendwo in seinem Hinterkopf noch Skrupel vergraben, die ihn daran erinnerten, dass Kai nach wie vor zu Aoi gehörte und er die momentane Situation nicht ausnutzen durfte, doch konnte er auch nicht leugnen, dass sich ein kleiner Hoffnungsschimmer in ihm breit machte, dass sich Kai vielleicht von Aoi trennen und sich jemanden zuwenden würde, der ihm das gab, was er in einer Beziehung brauchte…was ihm Miyavi mehr als gerne geben würde. Sanft streichelte er Kai die Tränen von den Wangen und lächelte ihn an. „Ich mag es nicht, wenn du weinst. Du hast so ein schönes Lachen. Und Aoi ist es nicht wert, dass du so viele Tränen vergießt!“ „Wahrscheinlich hast du Recht, aber es ist einfach schwer festzustellen, dass der Mensch, mit dem du dein ganzes Leben verbringen wolltest, dir immer fremder wird.“ „Ich weiß, Kai, ich weiß. Aber man muss auch lernen loslassen zu können. Ich kann nur schwer beurteilen, was in eurer Beziehung los ist. Vielleicht ist es nur eine Phase, die euch im Endeffekt noch näher aneinander schweißt, vielleicht habt ihr euch aber wirklich auseinander gelebt. Das kannst nur du selbst wissen und egal, zu welcher Entscheidung du kommst, ich werde für dich da sein, okay?“ Kai nickte und zum ersten Mal seit der kleinen Auseinandersetzung mit Aoi stahl sich wieder ein kleines Lächeln auf sein Gesicht. „Danke, Mi-chan. Für alles!“ „Dafür musst du dich nicht bedanken, das ist doch selbstverständlich!“ Für einen Moment sahen er und Kai sich in die Augen. Es fiel ihm immer schwer seinen Blick von Kai abzuwenden. Er liebte seine dunklen Augen, die so warmherzig waren, gleichzeitig aber auch ausstrahlten, wie verletzt er gerade war. Er wollte ihn gern küssen und ihm sagen, dass alles gut werden und Kai wieder glücklich werden würde, doch er wusste, dass es falsch war. Er durfte Kais momentane Labilität nicht ausnutzen. Er liebe ihn so sehr, dass er seine eigenen Bedürfnisse zurückstellte und Kai das gab, was er gerade brauchte: die Nähe eines Freundes. Stattdessen zog er ihn noch ein Stückchen näher an sich ran, so dass er nun halb auf ihm lag. „Ist das so okay, Kai?“ „Ja, ist es. Fühlt sich gut an!“, murmelte dieser und schloss die Augen. Miyavi spürte wie Kai sich merklich entspannte und seine Hände in Miyavis Nacken schob, während dessen eigene locker auf Kais Hüften ruhten. Außenstehende würden sicher denken, sie wären ein Paar. Miyavi wünschte sich, es wäre so… Irgendwann schlief Kai ein, Miyavi weckte ihn nicht auf, sondern beobachtete ihn ein wenig und dachte darüber nach, wie viel er ihm eigentlich bedeutete. Er würde wirklich alles dafür geben, Kai immer so nahe sein zu können, ihn nicht nur in den Armen halten zu können, sondern ihn küssen und so nahe kommen zu dürfen, wie es nur sein Geliebter durfte. Er konnte nicht verstehen, wie Aoi so etwas Wertvolles auf Spiel setzen oder sogar wegwerfen konnte. Aoi wusste wirklich nicht, was er an Kai hatte! Vorsichtig, darauf bedacht ihn nicht aufzuwecken, wanderten seine Hände über Kais Körper, streichelten über seinen Rücken, die Seiten entlang und über das Stückchen nackte Haut, das zwischen Shirt und Hosenbund hervorblitzte und sich unter Miyavis Fingerspitzen unglaublich weich anfühlte. Er überlegte nicht lange, sondern ließ seine Finger unter den Stoff schlüpfen und Kais Rücken nach oben fahren, die Wirbelsäule entlang nach zurück unten, doch dann zog er sich wieder von ihm zurück. Wenn Kai wollte, dass er ihn berührte, würde er es gerne tun, doch momentan war es falsch seinen schlafenden Zustand auszunutzen. „Kai? Kai-chan?“, flüsterte er leise, musste sich beherrschen, um Kai nicht mit einem Kuss auf die Wange aufzuwecken. „Mmh?“ „Wollen wir schlafen gehen?“ Kai blinzelte ihn zunächst verwirrt an, schien dann jedoch zu merken, wo er sich befand und richtetet sich langsam auf. „Ja, lass uns schlafen gehen!“ Die beiden jungen Männer standen auf, Miyavi ging, dicht gefolgt von einem verschlafenen Kai, ins Nebenzimmer und rollte die Futons auf dem Boden aus, während Kai sich schon mal seiner überflüssigen Kleidung entledigte. Anschließend zog sich auch Miyavi aus, löschte alle Lichter in der Wohnung und legte sich neben Kai, der sich sofort wieder an ihn kuschelte. „Gute Nacht, Mi-chan!“, murmelte Kai, legte einen Arm um dessen Hüfte und schloss die Augen. „Nacht, Kai!“, erwiderte Miyavi daraufhin Luft anhaltend. Er war ein wenig erstaunt darüber, dass Kai selbst jetzt noch so anschmiegsam war. Aber er würde sich nicht beschweren… Seine rechte Hand machte sich praktisch selbständig, begann über die dünne Decke zu streicheln, die Kais Körper bedeckte, und stahl sich schließlich darunter, um wieder nach etwas nackter Haut zu suchen und diese zu liebkosen. Seine andere Hand fand ihren Weg in Kais Haare, strich einige Strähnen aus seinem Gesicht, damit er dieses im Schein der Großstadtlichter besser betrachten konnte und legte sich dann in seinen Nacken, um diesen sanft zu kraulen. Kais Gesichtszüge waren komplett entspannt, fast wirkte es so, als würde er im Schlaf lächeln. Seine Hand wanderte zurück zu Kais Gesicht, mit dem Daumen streichelte er über seine Wange und fuhr die Kontur der Lippen entlang. Seine Lippen waren unglaublich weich und Miyavi brannte darauf sie mit seinen eigenen kosten zu dürfen. Er überlegte nicht lange - immerhin schlief Kai - neigte seinen Kopf ein Stück nach vorne, so dass er ihm immer näher kam und schloss die Augen kurz bevor seine Lippen auf die von Kai trafen. Die Berührung war hauchzart und doch unglaublich intensiv, schickte ein wohliges Gefühl durch seine Adern und weckte das Verlangen nach mehr. Als Miyavi seine Augen wieder öffnete, blickte er genau in die von Kai. Stumm sahen sie sich an, Miyavis Hand ruhte noch immer auf Kais Wange und streichelte diese unaufhörlich. Er wartete darauf, dass Kai etwas sagte oder ihm ein Zeichen gab aufzuhören, doch nichts passierte. Er sah ihn weiterhin an und schließlich überbrückte Miyavi die Distanz zwischen ihren Gesichtern erneut und presste seinen Mund auf den von Kai. Langsam, ganz vorsichtig verstärkte er den Druck, während er sanft an Kais Unterlippe saugte und darüber leckte, auf eine Gegenreaktion wartete und diese schließlich auch bekam. Kai öffnete seinen Mund ein wenig, um den Kuss zu erwidern, bewegte seine Lippen gegen die von Miyavi und traf auf halbem Wege auf dessen Zunge. Miyavi, innerlich vor Glück übersprudelnd, blieb sanft und zärtlich, als er Kais Zunge zurück in dessen Mund drängte, dennoch nicht von ihr abließ, sondern den Kuss intensivierte, ohne aufdringlich oder stürmisch zu wirken. Sie hatten Zeit und er wollte nichts tun, das Kai verschrecken könnte. Kai so nahe zu sein fühlte sich besser an, als Miyavi es sich je erträumt hatte. Er war unglaublich süß, ein bisschen zurückhaltend, aber gleichzeitig sinnlich und liebevoll. Die einzigen Geräusche, die die Stille der Nacht durchbrachen, waren die gelegentlichen Kussgeräusche und der stoßweise gehende Atmen der beiden. Miyavi nahm seine Berührungen wieder auf, streichelte über Kais Hüfte und schlüpfte unter dessen Shirt, streichelte ihm diesmal nicht über den Rücken, sondern über den Bauch, über den sich sogleich eine Gänsehaut zog. „Mi~ wir dürfen das nicht!“, flüsterte Kai schließlich atemlos in den Kuss und löste sich von Miyavi. „Wieso nicht?“ Angesprochener begann kleine Küsse entlang Kais Kiefer zu verteilen, bahnte sich seinen Weg nach unten zu seinem Hals und fuhr dort mit seinen Liebkosungen fort, während seine Fingerspitzen noch immer Kais Bauch neckten und streichelten. Trotz seiner Worte zeigte Kai keinen Widerstand, Miyavi spürte, wie er seinen Kopf zurücklegte, um ihm besseren Zugang zu geben und unter den Berührungen leise seufzte. Kai begann nun selbst Miyavi anzufassen, streichelte ihm über den Rücken und zog ihn schließlich so nah an ihn ran, dass sich ihre Körper berührten. Miyavi saugte an der Haut oberhalb Kais Schlüsselbein, knabberte ein wenig, verteilte wieder und wieder kleine Küsse. Er wollte Kai zeigen, wie es sich anfühlte begehrt und geliebt zu werden, wollte ihm zeigen, was Miyavi ihm geben konnte, das er von Aoi nicht bekam. Plötzlich bewegte sich Kai neben ihm, richtete sich auf und Miyavi fürchtete schon, nun doch zurückgewiesen zu werden, doch stattdessen drückte Kai ihn auf den Rücken und legte sich halb auf ihn. Ihre Oberkörper berührten sich und Kais Bein schob sich zwischen Miyavis Beine. Glücklich legte Miyavi seine Arme um den schmalen Körper über sich und genoss den Kuss, in den er verwickelt wurde. „Wir hören gleich damit auf, okay?“, murmelte Kai zwischen zwei Küssen, machte aber keinerlei Anstalten sich wirklich von Miyavi zu lösen, sondern drückte sich noch näher an ihn. „Okay!“ Miyavi lachte leise, er wusste längst, dass Kai so schnell nicht aufhören würde ihn zu küssen. Zwar gab es immer wieder Worte des Protestes, doch den Worten folgten keine Taten. Viel mehr schien es Kai in vollen Zügen zu genießen mit Miyavi zu schmusen und zu knutschen. Miyavi genoss es ebenso und es reichte ihm lediglich hier mit Kai zu liegen, ihn zu küssen und zu berühren, ohne dass etwas ernsthafteres zwischen ihnen lief. Allein Kais Gegenwart und offensichtliche Zuneigung reichten aus, um ihn zu einem der glücklichsten Menschen zu machen. Natürlich war Aoi auch noch in seinem Hinterkopf, doch wann immer Kai den Namen seines Freundes erwähnte, brachte er ihn mit einem neuen zärtlichen Kuss zum Schweigen. „Vergiss Aoi!“, war jedesmal seine Antwort und Kai vergaß Aoi. Nicht genug voneinander bekommend, tauschten die beiden noch einige Zärtlichkeiten aus, bevor sie irgendwann eng aneinander geschmiegt einschliefen. ************************************************************************************** tbc! kommis = love & kai-smile Kapitel 2: ----------- Hallo liebe Leser, an dieser Stelle ein kleines Vorwort :) Erst mal vielen lieben Dank für eure tollen und langen Reviews! Ihr habt uns sehr glücklich gemacht. An dieser Stelle will ich nochmal betonen, dass wir diese Geschichte zu zweit schreiben. Das scheint manchen nicht aufgefallen zu sein. Meine Co-Schreiberin schreibt die Kai-Teile und ich hab bisher die Miyavi und Aoi Teile übernommen. Mal schaun, ob wir es dabei belassen oder nochmal was ändern. Zu der Frage zu dem 'miyavi x kai x miyavi' pairing: EIGENTLICH würde ich das auch nur als 'miyavi x kai' angeben, ganz egal wer nur seme und wer uke ist. Zumindest in dem fandom, aus dem ich komme, ist es scheißegal, wer an erster Stelle steht, aber mir ist aufgefallen, dass bei dem ganzen Japanischen Kram die Leser durchaus sehr pingelig sind und rummeckern, wenn man das nicht ordentlich angibt. Für diese Story gilt also, dass jeder mal toppen darf :P Zu diesem Kapitel...also eigentlich war ja zu diesem Zeitpunkt noch keine Lemon geplant und zwischen Aoi und Kai schon mal gar nicht, aber die Jungs haben sich selbständig gemacht und äähhh...naja, das könnt ihr dann ja lesen. Aoi kommt in diesem Teil ein bisschen unsensibel rüber, man möge uns seine Charakterisierung verzeihen. Aber wir brauchen halt einen 'bösen' Charakter und OCs sind doof. Also musste Aoi herhalten^^ Warnung:graphische Lemon! * * * * * -2- Kai erwachte aus einem traumlosen, aber unruhigen Schlaf. Noch war die Erinnerung an den gestrigen Abend nicht gegenwärtig, lieber döste der junge GazettE Drummer noch ein bisschen vor sich hin und schmiegte sich blind an den Körper, der neben ihm lag. Noch wusste er nicht so recht, wo er war und wer da neben ihm lag, mit dem er kuschelte. Es war ihm auch egal. Seit Wochen fühlte er sich das erste Mal wieder geliebt und besonders - verstanden. Er hatte unendliche Sehnsucht nach Zärtlichkeiten entwickelt und es hatte niemanden gegeben, der dafür Verständnis aufgebracht hätte. Sein eigener Freund wollte ihn nicht mehr berühren... Leise seufzend drückte er seine Nase an die nackte Haut seines Gegenübers und sog den Duft von Duschgel ein. Es roch ganz anders als das von Aoi... Schützende Arme hüllten Kai in eine Umarmung und ohne viel darüber nachzudenken, rutschte er halb auf den Oberkörper des Anderen und gab ein genießendes Brummen von sich. Ein Kuss traf seine Halsbeuge und er zuckte kurz zusammen. Erst nach und nach wurde Kai richtig wach und realisierte, was die letzten Stunden vor sich gegangen war. Er traute sich gar nicht, die Augen zu öffnen, oder sich zu bewegen. Er hatte gestern mit Miyavi rumgemacht! Die Erkenntnis an sich war nicht mal schlimm. Auch wenn Kai es erst gar nicht wahrhaben wollte, so wusste er doch schon seit einiger Zeit, dass er sich zu dem jungen Musiker hingezogen fühlte und auch oft schon seine Nähe gesucht hatte, wenn es Konflikte gab. Nicht nur, wenn es mit Aoi Streit gab, sondern generell. Immer wieder kreisten seine Gedanken dann um Miyavi. Und es war immer so, dass er letzten Endes bei ihm vor der Tür stand und sich bei ihm ausheulte. Das Schlimme war, dass er Aoi damit de facto betrogen hatte und somit seine Beziehung dem Ende immer weiter entgegentrieb. Kai wusste, dass nichts weiter passiert war, das hätte er auch nie im Leben zugelassen. Aber es war so verlockend gewesen, auf das Spielchen, das Miyavi begonnen hatte, einzusteigen und sich fallen zu lassen. Er hatte es in vollen Zügen genossen. Es war etwas vollkommen Neues und Aufregendes gewesen und er hätte bestimmt nicht so schnell aufgehört, wäre er nicht so müde und erschöpft gewesen. Das war doch das, was er sich gewünscht hatte. Dass jemand seine Bedürfnisse wahrnahm und darauf einging. Er wusste nicht, ob Miyavi verliebt in ihn war, oder ob eine simple Laune dazu geführt hatte. Im Moment wollte es Kai auch noch gar nicht wissen. Er fühlte sich richtig schlecht deshalb. Auch wenn das mit ihm und Aoi sowieso auf der Kippe stand, fühlte er sich fast schon verpflichtet, die Beziehung so gut es ging, zu kitten. Er bemühte sich sowieso immer... es war als würde Aoi es ihm absichtlich schwer machen... Kai öffnete die Augen und blickte in das frech grinsende Gesicht von Miyavi. „Guten Morgen“, hauchte dieser und hauchte Kai einen vorsichtigen Kuss auf die Lippen. Ihm war nicht nach Lächeln und so misslang es ihm auch, sodass Miyavi besorgt drein sah. „Ist alles in Ordnung?“ Kai schüttelte nur schweigend den Kopf und richtete sich auf. Auch wenn es schön mit Miyavi war, er konnte nicht einfach mit ihm daliegen und sich weiter in etwas reinreiten, was vielleicht gar keine Zukunft hatte. Er war nun vollkommen verwirrt. Hin- und hergerissen... Was sie hier taten, war falsch. Er wusste das. Das sagte ihm sein Kopf. Aber sein Herz schrie genau danach. Nach Miyavis Nähe. Einmal hatte jemand zu ihm gesagt: „Wenn der Bauch schreit, hört der Kopf nicht zu.“ Er wünschte sich zurück ins Gestern, damit er das alles noch mal genießen konnte. Es war ihm dort auch gelungen, jegliche Bedenken beiseite zu schieben. Immer wieder hatte er an Aoi gedacht, aber jede Berührung, jeder Kuss von Miyavi hatten das Bild von Aoi in seinem Kopf weggewischt. Eigentlich war er das Arschloch hier. Er hatte Aoi betrogen. Was war besser? Sich zu ignorieren, aber treu zu sein, oder zum nächstbesten Kerl zu rennen und sich „trösten“ zu lassen? Es hätte einen anderen Weg geben müssen. Aoi nochmals zu bitten, mit ihm zu reden. Vielleicht hätte er Aoi auch einfach gewähren lassen sollen, dann wäre Kai jetzt nicht hier und wüsste nicht mehr, was falsch und was richtig war. Kai war im Begriff seine Klamotten zusammen zu suchen, da stand auch Miyavi auf und sah ihn bittend an. „Willst du schon gehen, Kai-chan? Ich hab...“ Miyavi stockte. Langsam drehte Kai sich zu ihm um, während er sich das T-Shirt über den Kopf zog. „Ich wollte sagen, ich hab’ Kaffee gemacht. Vielleicht magst du ja noch hier frühstücken?“ Nach kurzem Nachdenken willigte Kai schließlich ein. Er zog sich allerdings erst mal an und ging ins Bad, um sich zu waschen. Duschen würde er zu Hause. Miyavis Gegenwart machte ihn so nervös, dass er nicht wusste, ob er das noch lang ertragen konnte. Der Gedanke, noch mal bei Miyavi schwach zu werden, war verlockend und abstoßend zugleich. Kai ohrfeigte sich innerlich, dass er die Gefühle für Miyavi jemals auch nur eine Sekunde zugelassen hatte. Als er in Miyavis ziemlich beengende Küche kam, saß dieser schon am Tisch und schmierte sich ein Croissant mit Marmelade. Vor ihm stand eine Tasse schwarzer Kaffee und eine Schachtel Zigaretten. Schweigend nahm Kai ihm gegenüber Platz und starrte unentwegt auf sein Brötchen. Eigentlich hatte er gar keinen Hunger, er verspürte nur einen riesigen Durst und trank mindestens 4 Tassen Kaffee mit ein bisschen Zucker. Aoi trank seinen Kaffee immer mit soviel Milch, dass der Kaffee schon die Farbe von wässrigem Kakao angenommen hatte... Kai seufzte schwer. Er mochte Miyavi sehr. Sie kannten sich schon lange und wenn er daran dachte, dass sie bald zusammen auf Tour gehen würden, Miyavi und the GazettE, wurde ihm schlecht. Wie gern hätte er jetzt die Zeit zurück gedreht, aber er konnte keinen Knackpunkt finden, der das hier verhindert hätte. Die Beziehung zu Aoi war einfach irgendwann gekippt, es kam mit der Selbstverständlichkeit. „Bereust du’s?“, fragte Miyavi irgendwann leise und sah Kai mit leicht gesenktem Kopf an. Kai schwieg ein paar Sekunden. „Ich weiß es nicht“, erwiderte er dann flüsternd. Er fühlte sich definitiv schuldig. Aber gleichzeitig auch irgendwie im Recht. „Du?“ „Kein bisschen“, erwiderte Miyavi mit fester Stimme und sah dabei Kai so durchdringend an, dass dieser keinen Zweifel an den Worten von Miyavi hatte. Danach schlief die Unterhaltung wieder ein und keiner von ihnen sagte noch ein Wort, was Kai auch ganz recht war. Ihm war jetzt nicht nach Aussprache, ihm reichte schon die Horrorvision, dass Aoi ihn gleich zur Rede stellen würde, wo er gewesen sei. Auch wenn Aoi kein Interesse mehr an Kai zu haben schien, war er immer extrem eifersüchtig und besitzergreifend. So war er am Anfang nie gewesen. Er hatte Kai Freiheiten gelassen. Doch jetzt, wo Kai auf dem besten Wege war, zu gehen, versuchte Aoi ihn damit so bei sich zu halten. Am liebsten würde Kai Miyavi sagen, er solle das einfach vergessen. Aber so wenig wie er selbst das konnte, würde Miyavi das wohl vergessen können. Bisher war sich Kai aber über Miyavis Gefühle für ihn gar nicht im Klaren gewesen. Nie hatte dieser irgendetwas gesagt oder getan, was ihn hätte denken lassen können, dass er verliebt in Kai war... Sie saßen noch lange schweigend beieinander, rauchten ein, zwei Zigaretten zusammen, bevor sich Kai erhob, seine Tasche suchte und sich fertig machte, zu gehen. Miyavi trat hinter ihm in den Flur und blickte ihn etwas traurig an. Kai vermied es so gut es ging, ihn anzusehen. Er zog sich die Jacke an und drehte sich zu Miyavi um, der noch immer nur in Shorts und einem schlabberigen, weißen Muskelshirt vor ihm stand, an die Wand gelehnt und die Arme verschränkt. „Danke noch mal.“ Miyavi lächelte und fuhr sich durchs Haar, das mittlerweile in 4 verschiedenen Farben coloriert war. Blau, grün, rot... violett... schwarz. Seine Naturhaarfarbe... „Kein Ding. Du weißt doch, dass du immer zu mir kommen kannst!“ Kai nickte schweigend. Miyavi kam auf ihn zugeschlendert und legte einen Arm um Kais Schultern, drückte ihn an sich. Sie verblieben einige Momente in dieser Position, bevor sich Miyavi löste. Kai schaute ihn fast sehnsüchtig an. Miyavis Hand legte sich in Kais Nacken, spielte zärtlich mit einen Haarsträhnen. Kai schloss die Augen und seufzte leise. Er genoss das wie nichts anderes... die rauen Fingerspitzen kraulten seine Kopfhaut und er schnurrte leise. Dann öffnete er langsam die Augen. In Miyavis Blick lag alles, was er an Aoi vermisste. Kai lehnte sich an die Haustür und Miyavi stemmte einen Arm neben ihn. Scheu überbrückte Miyavi nun die Distanz zwischen ihren Gesichtern und küsste Kai sanft auf die Lippen. Es war ein langer Kuss voller Sehnsucht und unerfüllten Wünschen, sodass Kai sich selbst, als Miyavi den Kuss beenden wollte, noch ein paar Sekunden haltsuchend an ihm festhielt, bevor er zuließ, dass es vorbei war. Ein letzter Kuss auf die Lippen, dann riss sich Kai los. „Kann ich dich anrufen?“, fragte Miyavi nun schüchtern, als Kai schon die Klinke nach unten drückte. „Ja... aber nicht mehr heute, okay?“ „Sicher... Komm gut nach Hause.“ Kai nickte nur noch und verschwand dann aus der Wohnung. Ihm war sehr mulmig, als er nach Hause fuhr und das Auto in der Garage abstellte. Er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte, wenn er Aoi gegenübertrat. Ob er überhaupt ein Wort über die Lippen bekommen würde. Er konnte ja schlecht zu Aoi gehen und ihm sagen, dass er diese Nacht mit seinem besten Freund geknutscht und es auch noch sehr genossen hatte. Kai stieg langsam die Treppenstufen hinauf, darauf bedacht, sich dabei soviel Zeit zu lassen, wie er schinden konnte, um den Konflikt herauszuzögern. Wenn es denn einen Konflikt gab, denn es könnte Aoi auch genauso gut egal sein, was Kai die Nacht getrieben hatte. Kai stand unschlüssig vor der Wohnungstür, aber schloss sie dann nach einigem hin und her auf und betrat die Wohnung. Zog sich die Schuhe aus und ordnete sie in das Regal neben der Tür ein, schlüpfte in seine Hausschuhe. Er hörte Stimmen aus dem Wohnzimmer, und da saß Aoi, noch in den Schlafklamotten, eine Schüssel Müsli vor sich, die aber danach aussah, als würde sie schon seit Stunden da stehen. Das Müsli war aufgequollen und ziemlich unappetitlich anzusehen. Stattdessen stand ein voller Ascher vor Aoi auf dem Couchtisch. Im Wohnzimmer roch es nach kaltem Rauch. Kai hasste es, wenn Aoi soviel rauchte... „Ich bin wieder daheim“, sagte Kai schließlich kleinlaut. Aoi sah auf. „Wurde auch Zeit. Wo warst du?“ Kai schluckte heftig. Er blieb einfach im Türrahmen stehen und sah auf seine Filzpantoffeln. „Bei Miyavi...“ „Aha.“ Aoi stand auf, drückte die Zigarette, die er bis zum Filter ausgelutscht hatte, im Aschenbecher aus und kam zu Kai gestapft, der immer noch wie in Häufchen Elend dastand und nicht wusste, was er fühlen sollte. Völlig überraschend umarmte Aoi seinen Freund. „Es tut mir leid, das mit gestern...“ Kai schwieg. „Aber wenn ich rauskriege, dass Miyavi dich fickt, ist es vorbei!“ Aoi schlug einmal mit der flachen Hand neben Kais Ohr gegen die Wand und verschwand dann schnaubend im Bad. Er ließ Kai verwirrt und ein bisschen verängstigt zurück, der keine Ahnung hatte, was er davon nun halten sollte. * * * * * Kaum hatte Aoi die Badezimmertür hinter sich geschlossen, lehnte er sich gegen diese und atmete tief durch. Kai war zu ihm zurückgekommen. Er konnte nicht leugnen, dass sich nach Kais Abgang am Vorabend auch so etwas wie Angst eingeschlichen hatte. Angst verlassen zu werden. Er wollte Kai nicht verlieren, die beiden waren nun schon seit so langer Zeit zusammen und kannten sich als Freunde noch viel länger. Er konnte sich nicht vorstellen, wie es ohne Kai sein könnte. Er durfte ihn nicht verlieren und er musste ihm zeigen, dass er zu ihm gehörte. Dass er ihm gehörte. So wie er auch Kai gehörte. Aoi verstand noch immer nicht ganz, wieso Kai gestern einfach gegangen war. Er hatte sich nach Zärtlichkeit gesehnt, Zärtlichkeit, die Aoi ihm hatte geben wollen, nachdem er danach gefragt hatte, doch dann wollte er sie plötzlich nicht mehr. Was war so falsch daran seine Liebe und Zuneigung dadurch auszudrücken, indem man mit seinem Freund schlafen wollte? Es war der innigste Akt, den sie teilen konnten, der sie einander so nah brachte wie sonst nichts, und eins werden ließ. Doch Kai hatte nicht mit ihm schlafen wollen, sondern war einfach gegangen. Zu Miyavi. Aoi mochte es nicht, wenn Kai sich mit anderen Typen rumtrieb, denen er nicht traute. Er hatte sicher kein Problem damit, wenn Kai sich einem ihrer Bandmitglieder anvertraute, wenn sie mal wieder Streit hatten, was – zugegebenermaßen – im letzten halben Jahr recht häufig vorgekommen war, doch dass Kai ausgerechnet immer zu Miyavi lief, störte ihn. Sehr sogar. Er vertraute Kai und er wusste, dass er in Miyavi nur einen guten Freund sah, doch Miyavi vertraute Aoi nicht. Nicht seit ihm aufgefallen war, wie Miyavi manchmal seinen Kai ansah. Er hatte es Kai gegenüber nie zur Sprache gebracht und da er selbst mit Miyavi befreundet war, hatte er angenommen, dass dieser so viel Anstand besaß, um sich nicht in ihre Beziehung einzumischen, doch so langsam hatte er die Nase voll von dem anderen. Wenn er sich alleine schon vorstellte, dass Miyavi seinen Freund gestern sicher in den Arm genommen und getröstet hatte, wurde er wütend. Miyavi war ein unberechenbarer Charakter und wer wusste schon, zu was er fähig war, wenn er einen traurigen und labilen Kai vor sich hatte, der sich nach Zärtlichkeit sehnte?! Er würde ihn sich vielleicht einfach nehmen. Er verstand wirklich nicht, worin Kais Problem lag. Sicher, zu Beginn ihrer Beziehung war vieles anders gewesen, aber damals hatten sie tatsächlich beweisen müssen, dass ihre Liebe Substanz hatte. Nicht nur gegenüber ihren Freunden und Bandmitgliedern, die ihre Beziehung mehr als skeptisch betrachteten, sondern auch sich selbst gegenüber. Und sie hatten es geschafft alle Zweifel aus dem Weg zu räumen. Sie liebten sich und hatten im Laufe der Zeit eine ernsthafte Beziehung aufgebaut, die nicht aus einer Laune entsprungen war, sondern aus wahren Gefühlen resultierte. Aber sie waren nunmal älter geworden und hatten sich weiter entwickelt, ihre Beziehung hatte sich gefestigt und vielleicht sah Aoi sie wirklich als etwas Selbstverständliches an, aber das war sie nunmal auch. Er liebte Kai und Kai liebte ihn. Was brauchten sie denn mehr? Sie verbrachten doch schon ihre gesamte Zeit miteinander, wieso verlangte Kai, dass Aoi ihm immer wieder auf’s neue bewies, wie sehr er ihn liebte? Sie waren schließlich keine Teenager mehr, sondern erwachsene Männer, die zwar schwul waren und zu ihren Gefühlen standen, gefühlsdusselig jedoch nicht waren. Zumindest sah Aoi das so, aber Kai schien sich immer mehr zu einer aufmerksamkeitsbedürftigen Ehefrau zu entwickeln und irgendwie nervte ihn das auch. Sie mussten ja nicht ständig aneinanderkleben und alles gemeinsam machen. Sie arbeiteten schon zusammen und sahen sich ohnehin den ganzen Tag. Was machte es da schon aus, wenn Aoi abends gerne allein mit dem anderen Gitarristen ein Bier trinken ging oder eine DVD schaute wie am Vorabend? Wären sie nicht ständig unterwegs und auf Tour, würde er in Betracht ziehen Kai eine Katze zu schenken, wenn er unbedingt kuscheln wollte und ihn das glücklich machen würde… Er seufzte leise und entledigte sich seiner spärlichen Klamotten, die er zum Schlafen trug, stieg unter die Dusche und stellte das Wasser an, unter dessen warmen Strahl er sich sichtlich entspannte. Vielleicht könnte das mit der Katze doch klappen, er müsste halt nur jemanden finden, der sich um das Tier kümmerte, wenn sie tourten, doch da würde sich sicher jemand hilfsbereites finden lassen. Und Miyavi…wegen dem würde ihm auch etwas einfallen! Zufrieden und wesentlich besser gelaunt stieg er wieder aus der Dusche, machte sich gar nicht erst die Mühe sich abzutrocknen, sondern wickelte sich nur ein Handtuch um die Hüften, ehe er das Bad verließ und sich auf die Suche nach Kai machte, um ihn Miyavi vergessen zu lassen. Er fand ihn in der Küche, wo er gerade damit beschäftigt war das dreckige Geschirr in die Spülmaschine zu räumen. Aoi stellte sich hinter ihn, schlang seine Arme um Kais Taille und ließ seine Hände über dessen Bauch streicheln. Er hauchte kleine, heiße Küsse in Kais Nacken und begann an seinem Ohrläppchen zu knabbern, stets darauf bedacht nichts zu überstürzen. Im Gegensatz zu ihm stand Kai auf ein ausgiebiges Vorspiel… „Lass, ich räum das später weg!“ flüsterte er heiser und drehte Kai um, begann ihn so zärtlich und langsam zu küssen, wie er wusste, dass Kai es mochte. Und tatsächlich, der Jüngere schmolz regelrecht in seinen Armen dahin, drückte ihre Körper gegeneinander und erwiderte den Kuss leise schnurrend. Kais Hände streichelten über Aois nackten Rücken, über seine muskulösen Oberarme nach vorne zur Brust und wieder zurück. Ihre Lippen lösten sich nicht einmal, während Aoi seinen Freund langsam aus der Küche in ihr gemeinsames Schlafzimmer schob und erst als er ihn behutsam auf ihr großes Bett legte, löste er den Kontakt für einen Moment. Er krabbelte neben ihn und nahm den Kuss wieder auf, vergrub seine Hände in Kais Haaren, kraulte seinen Nacken ein wenig, weil er wusste, dass Kai dies liebte. Kai selbst hatte seine Hände auf Aois Schultern ruhen, seine Beine mit denen von Aoi verflochten und ließ sich bereitwillig von seinem Freund in die Kissen drücken, denn auch wenn dieser langsam vorging, hatte er doch ein bestimmtes Ziel vor Augen. Ihm war nicht entgangen, dass sich Kais Schritt unter der locker sitzenden Jeans merklich angespannt hatte, doch er wollte nicht riskieren, dass Kai ihn wie am Abend sitzen ließ. „Baby, was soll ich machen?“ fragte er, um das Ganze ein bisschen nach vorne zu treiben. „Küss mich einfach!“ Innerlich rollte Aoi mit den Augen. Das tat er doch schon die ganze Zeit! Er seufzte leise in den Kuss, bevor er diesen zumindest intensivierte und seine Zunge sanft in Kais Mundhöhle schob, dort seine Zunge liebkoste und in seinen Mund saugte. Allerdings ließ er nun auch eine Hand unter Kais Shirt schlüpfen, um die weiche Haut am Bauch zu streicheln, gaaanz langsam hochwandern zu lassen und eine der bereits aufgerichteten Brustwarzen mit den Fingerkuppen zu umkreisen. Kai ließ es geschehen, seufzte und legte ebenfalls eine Hand auf Aois nackte Brust, begann sogar seinen Schritt an Aois Oberschenkel zu reiben. Dieser nahm dies als Zeichen endlich weiterzugehen. Er entfernte seine Hand aus Kais Shirt, nur um ihm eben dieses über den Kopf zu ziehen. Kaum entblößt, schob er sich über seinen Freund, ließ ihre Zungen noch für einige Momente miteinander spielen und rutschte dann Stück für Stück nach unten, verteilte seine Küsse an Hals, Schlüsselbein und schließlich Kais Brust. Er leckte über seine Brustwarzen, zupfte sanft mit den Zähnen an ihnen und saugte sie in seinen Mund. Kai wand sich atemlos unter Aois Liebkosungen, schickte einige Seufzer der Lust über seine Lippen und begann leise zu stöhnen, je mehr Aoi ihn verwöhnte. Aoi wusste längst, dass Kais ‚Widerstand’ nun endgültig gebrochen war. Mit flinken Fingern machte er sich daran die Jeans zu öffnen und mitsamt den Shorts nach unten zu ziehen und Kais, in seinem Haar vergrabene und Druck ausübende, Finger deuteten ihm ohnehin die Richtung an, in der er gerne berührt werden wollte. Aoi kam dieser stillen Aufforderung nur zu gerne nach, küsste sich um Kais Bauchnabel herum, saugte ein wenig an der weichen Haut und positionierte sich schließlich zwischen Kais gespreitzten Beinen, nur um dann noch einmal zu seinem Freund hochzurutschen. Er drückte einen kurzen Kuss auf Kais Mund und strich ihm eine verschwitzte Haarsträhne aus der Stirn. „Ich liebe dich, Baby!“ flüsterte er und genoss den Anblick, als sich das typische Kai-Lächeln auf dessen Gesicht breit machte. Nicht lange und Kais Gesichtsausdruck veränderte sich wieder, verzog sich zu einer Mischung aus Lust, Erregung und Ungeduld, denn Aois nächster Kuss galt Kais Erektion. Langsam ließ er seine Zunge über das harte Fleisch fahren, die Spitze umkreisen und saugte Kais Penis schließlich ganz in seinen Mund, darauf bedacht ihn mit seinem warmen, feuchten Mund um den Verstand zu bringen. Er verwöhnte Kai nach allen Regeln der Kunst und begann schließlich auch mit einem befeuchteten Finger in ihn einzudringen, um ihn zu dehnen und vorzubereiten. Aufgrund der zusätzlichen Stimulierung bockte Kais Körper unter ihm auf und Aoi hatte alle Hände voll zu tun seine Liebkosungen zu koordinieren und Kai gleichzeitig auf das Bett zu drücken. Ungeduldig wie Kai nun tatsächlich war, beeilte sich Aoi, führte seinem Finger noch einen zweiten und bald einen dritten hinzu, bis er befand, dass es genug der Vorbereitung war. Er entzog sich Kai komplett, was dieser mit einem Grummeln quittierte, griff schnell zum Gleitmittel, das im Nachtschränkchen bereit lag, löste sei Handtuch und begann seine eigene, schmerzhaft pochende Erektion mit dem kühlen Gel einzureiben. Trotzdem hielt er noch für einen Moment inne und ließ seinen Blick über Kais nackten Körper schweifen, blieb an dessen Augen hängen und lächelte. Meins. Sanft streichelte er über Kais Wange, hob dann seine Hüften etwas an und begann vorsichtig in ihn einzudringen. Kais Mine verzog sich für einen kurzen Augenblick, wich dann aber purer Lust. Seine Augen waren so verdreht, dass die Pupillen fast verschwunden waren und seine Zähne bohrten sich in seine Unterlippe. Er war so wunderschön! Fuck, Aoi wollte ihn und würde ihn mit niemand anderes teilen! Kai war seins allein! Aois Stöße waren langsam, jedoch tief und intensiv. Er tat das hier für Kai, musste schwer mit sich ringen, um seine eigene Lust zu zügeln und kein schnelleres Tempo einzuschlagen. Eigentlich fühlte es sich so auch wahnsinnig gut an, trotzdem bevorzugte er es selbst wesentlich schneller und heftiger. Kai schien es zu gefallen, er stöhnte laut, was Aoi versuchte mit leidenschaftlichen Küssen zu ersticken, trotzdem wollte er Kai weiterhin zu seinem Höhepunkt der Lust treiben. Eine Hand fand ihren Weg zwischen ihre verschwitzten Körper und begann Kais Erektion im gleichen Rhythmus zu massieren, während Aoi seine eigene Position leicht veränderte und dadurch direkt in Kais Lustpunkt stieß. Kais Atem ging immer schneller, er wurde lauter und vergrub seine Fingernägel in Aois Schultern, seine Beine schlangen sich noch fester um Aois Hüften, um ihn besser spüren zu können. Aoi stieß noch einige Male fester in Kais Prostata und pumpte seine Erektion stärker, so dass der Jüngere sich schließlich unter ihm aufbäumte und mit einem langgezogenen Stöhnen über seiner Hand kam. Das Zusammenziehen von Kais Muskeln um seine eigene Erregung trieb auch Aoi zu seinem Höhepunkt und er ergoß sich im Körper seines Geliebten. Schwer atmend sackte er auf Kai zusammen, welcher sofort seine Arme um ihn legte und ihm einen Kuss auf die Stirn drückte, nach diesem intimen Moment die lockere Nähe zu Aoi suchte. Aoi wusste, dass Kai es genoss nach dem Sex noch ewig so liegen zu bleiben, trotzdem trennte er sich von ihm, nachdem sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatten und ließ sich neben Kai auf das Bett sinken, zog den Jüngeren in seine Arme und tauschte noch einige zärtliche Küsse mit ihm aus. Sie lagen anschließend eine Weile stumm nebeneinander, bis Aoi schließlich die Stille durchbrach und seine Überlegung von vorhin wieder aufgriff. „Kai-chan“, Aoi begann kleine Kreise auf die Brust seines Freundes zu malen, „wie wäre es, wenn ich dir eine Katze schenke?“ „Für was?“ „Na, dann hättest du immer jemanden zum Kuscheln!“ „Du bist so ein Idiot, Aoi!“ Tränen stiegen in Kais Augen, während er die Decke zurückwarf und aufstand, das gemeinsame Schlafzimmer verließ. Aoi starrte ihm perplex hinterher. Was hatte er denn nun getan? Er hatte Kai doch nur eine Freude machen wollen! „Gehst du jetzt wieder zu ihm?“ Aoi war Kai kurzerhand gefolgt und fand ihn an einem der großen Fenster im Wohnzimmer stehend vor, auf die Stadt herunterblickend. „Was?!“ Kai drehte sich um und sah Aoi unverständlich an. „Gehst du jetzt wieder zu Miyavi?“ Eifersucht. „Nein!“ „Bedeute ich dir eigentlich überhaupt noch was? Willst du mir eigentlich noch nah sein?“ In Kais Augen sammelten sich erneut Tränen, die er sich mit einer raschen Bewegung wegwischte. „Wir haben doch gerade miteinander geschlafen!“ Aoi verstand die Welt nicht mehr. „Sex ist aber nicht gleichbedeutend mit Zuneigung. Darum geht es mir. Deine Zuneigung! Und ehrlich gesagt kommt es mir gerade nicht so vor, als würdest du mir die geben.“ „Kai, das alles eben habe ich nur für dich getan!“ Kai schnaubte. „Vielleicht sollten wir einfach mal eine Zeit lang keinen Sex haben!“ Mit eisigem Blick ging er an Aoi vorbei, betrat das Badezimmer und Aoi konnte noch hören, wie Kai die Tür verriegelte. Dann war alles still. * * * * * tbc. Kapitel 3: ----------- Update :D Wir sind bemüht jeden Sonntag zu updaten und für die nächste Woche kann ich das neue Kapitel schon mal garantieren. Weiß aber nicht, ob wir das in Zukunft so regelmäßig einhalten können. Haben ja auch noch ein Leben. Kommentare können aber auch durchaus motivierend wirken ;) Tausend Dank an diejenigen, die sich die Mühe machten einen Kommi zu schreiben. Ihr seid toll! * * * * * -3- Seit einigen Tagen schien es Kai, als sei die Zeit stehen geblieben. Oder eher, er und Aoi seien einfach stehen geblieben, während sich die Erde einfach weiterdrehte. Seit diesem einen Morgen hatte Aoi Kai nicht mehr angerührt, er sah ihn nicht mal mehr richtig an. Kai war es gewöhnt, von ihm ignoriert zu werden, oder zumindest, dass sein Freund ständig von ihm genervt war. Aber jetzt schien es ihn gar nicht mehr zu geben. Irgendwo hatte Kai sich damit abgefunden, dass ein klärendes Gespräch nicht zustande kommen würde. Er liebte Aoi. Aber die Idee mit der Katze war das Tüpfelchen auf dem I, der Tropfen, der das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht hatte. Eine Katze. Kai wollte keine verdammte Katze. Er wollte Liebe. Von Aoi! Das wusste dieser doch auch. Natürlich war es einfacher, ihm ein Haustier vor die Nase setzen zu wollen, damit er sich selbst nicht mehr mit Kai abgeben musste. Clever und idiotisch zugleich. Ihn regte nicht mal die Frage an sich auf, sondern dieser Hintergrund. Diese Bequemlichkeit, Dingen, die eigentlich unausweichlich waren, doch noch aus dem Weg gehen zu wollen. Bloß nicht nachdenken, was man falsch gemacht haben könnte. Es könnte in Mühe ausarten, ein Problem endlich mal zu lösen, anstatt es nur noch schlimmer zu machen. In Gedanken landete Kai die letzten Tage immer wieder bei Miyavi, dessen Anrufe er nicht entgegennahm, seine SMS nicht beantwortete und sich schon nicht mehr traute, seine E-Mails oder ähnliches abzurufen. Vorgestern hatten die Anrufe und SMS von der Sorte „Geh an dein Handy, verdammt! Ich mach mir Sorgen“ aufgehört. Vielleicht hatte Miyavi es aufgegeben. Oder er würde früher oder später vor der Tür stehen. Nein. Das war nicht möglich. Seit den ständigen Auseinandersetzungen, die er im Hause Kai/Aoi mitbekommen hatte, würde er sich hüten, hier aufzutauchen. Kai wollte nicht mit ihm darüber reden, was an diesem verfluchten Abend passiert war. Er wollte es vergessen. Zwar wurde die Sehnsucht nach ihm immer stärker und Kai rang immer wieder mit sich, nicht doch mal vorbeizusehen oder ähnliches, aber er hörte auf seine Vernunft. Geh nicht hin. Du gehörst zu Aoi. Ihr habt solange für eure Liebe kämpfen müssen. Setz es nicht aufs Spiel, wegen einer Laune. Seine Gefühle allerdings konnte er auch nicht verleugnen. Vor anderen, ja. Vor sich selbst? Nein. Das, was Miyavi ihm an einem Abend gegeben hatte, würde Aoi niemals können, da konnte er Kai sooft er wollte aufs Bett werfen und besteigen, wie ein Bulle die Kuh. Nicht, dass Aoi schlecht im Bett war, ganz im Gegenteil. Aber Kai wollte es nicht so. Und schon gar nicht, um Konflikten aus dem Weg zu gehen. Miyavi tut dir gut. Du bist verliebt in ihn. Geh zu ihm. Die Tour, die bevorstand, konnte er unmöglich in so einer Situation bestreiten. Nicht, wenn er mit Aoi kein Wort mehr wechselte und nicht mit Miyavi, den er, ehrlichgesagt, manchmal mit den Augen schon auszog. Oder er ihn. Jetzt im Nachhinein fiel Kai erst auf, auf welche Art Miyavi ihn ansah. Wenn er recht darüber nachdachte, ging es schon einige Zeit so. Er selbst hatte es kaum wahrgenommen, nur manchmal... Wenn sich ihre Blicke kurz getroffen hatten, war es ihm, als hätte er ein ungekanntes Glimmen in Miyavis Augen gesehen. Er hatte sich nie etwas dabei gedacht. Doch jetzt ergab alles einen Sinn. Vielleicht interpretierte er wegen dem Gefühlschaos in seinem Schädel auch zuviel hinein. Es konnte genauso gut eine Laune gewesen sein. Nichts von Bedeutung. Entweder machte er mit Aoi Schluss, oder er sagte Miyavi, dass er ihn außerhalb der Shows nicht mehr sehen würde. Er konnte nicht abends zu Aoi ins Bett kriechen, mit dem schlechten Gewissen, das ihn jetzt schon belastete. Er wollte nicht schuld am Ende der Beziehung sein. Dafür war sie ihm doch zuviel wert! Er konnte zwei Jahre nicht wegwerfen für... das. Ein bisschen Kuscheln. Mit diesem Verhalten verlor er seinen Geliebten und seinen besten Freund. „Hör auf deinen Kopf, Kai“, sagte er sich immer wieder still. Der Kopf hat immer Recht. Der Verstand geht den vernünftigeren Weg. Aber den besseren?! Schließlich, eine Woche nachdem er Miyavi das letzte Mal gesehen hatte, hielt Kai es nicht mehr aus. Sein Freund schwieg ihn an, er schlief seit Tagen schon nicht mehr zu Hause, sondern bei anderen Freunden. Ihm fiel die Decke auf den Kopf, während Aoi sein Leben weiterlebte. Auf Parties ging. Kai war fast erleichtert darüber, dass er nicht sah, wie er stockbesoffen, stinkend wie eine Kneipe nach Hause kam und sabbernd auf dem Bett einschlief. Er wusste, dass Aoi treu war. Trotz allem. Er war treu. Und Kai dachte heimlich an einen anderen Kerl. Das musste aufhören. Bevor er seine Entscheidung überdenken oder sogar bereuen konnte, wickelte sich Kai in eine dicke Jacke und verließ die Wohnung. Ab heute würde es wieder besser werden. Wenn er mit dem Thema Miyavi abgeschlossen hatte. Dann würde er Aoi um Entschuldigung bitten. Auch wenn Kai im Moment nichts wirklich leid tat. Aber er gab immer nach. Ihn machte Aois Verhalten wirklich mürbe. Er hasste Schweigen noch mehr als streiten. Dann hatte man sich wenigstens noch etwas zu sagen, auch wenn es nur haltlose Anschuldigungen waren. Er wusste so wenigstens, dass Aoi noch an ihn dachte und sich Gedanken gemacht hatte. Mit wild klopfendem Herzen stand Kai vor der Haustür und drückte auf die Klingel, deren Schild noch blütenweiß war. Miyavi hatte sich nie die Mühe gemacht, irgendetwas darauf zu schreiben. Nicht mal einen fiktiven Namen... „...Nh-ja?“ Kai schluckte einmal heftig und war schon kurz davor, wieder zu gehen. „Hallo?! Red mit mir, wer auch immer du bist, oder ich reiß dir den Arsch auf!“ Miyavi hatte ganz offensichtlich nicht besonders gute Laune. „Mi-chan? K-kann ich hochkommen?“ Schweigen. Miyavi räusperte sich. Dann betätigte der den Summer still und Kai drückte die Tür energisch auf. Er war zu ungeduldig, um auf den Aufzug zu warten und so stolperte er die Treppenstufen hinauf. Kai freute sich, Miyavi zu sehen, auch wenn der Grund seines Besuches ganz und gar nicht erfreulich war. Dessen wurde er sich schlagartig wieder bewusst, als er Miyavi in der Wohnungstür stehen sah. Ganz lässig lehnte er am Türrahmen und lächelte etwas zurückhaltend. Sie begrüßten sich steif und Miyavi bat Kai in seine Wohnung, wo dieser sich erst mal die Schuhe und die Jacke auszog. „Kannst du mir mal sagen, warum du seit Tagen nicht ans Handy gehst, deine E-Mails nicht nachguckst und SMS nicht beantwortest?“, fragte Miyavi geradeheraus, als sie noch im Foyer standen. Kai biss sich auf die Unterlippe. „Ich musste nachdenken.“ „Aha. Über was?“ Die beiden setzten sich an den Küchentisch und Miyavi steckte sich eine Zigarette an. Kai saß etwas zusammengesunken in seinem Stuhl und traute sich nicht, aufzusehen. „Mi, ich hab dich gern, wirklich und... ich hab’s genossen. Aber ich kann das nicht machen. Unsere Tour startet bald und...“ „Versteh’ schon“, unterbrach ihn Miyavi und mit einem leisen Knistern nahm er einen letzten, langen Zug von seiner Zigarette, ehe sie im Ascher landete. „Und du willst mir damit sagen, dass...?“ „Das geht einfach nicht! Ich fühl’ mich so schon total beschissen. Ich liebe Aoi und will ihn auf keinen Fall verlieren... Lass uns einfach Freunde sein.“ Miyavi seufzte laut und Kai sah hoffnungsvoll auf. „Okay?“ Sein Gastgeber stand langsam auf und deutete auf die Tür. Kai wusste, dass er Miyavi mit seinen Worten ziemlich verletzt hatte. Auch wenn keiner von beiden es aussprach, war Kai sich sicher, mehr für Miyavi zu empfinden. Und das nicht erst seit einer Woche. Ein langwieriger, unterschwelliger und kaum wahrnehmbarer Prozess war in Gang gesetzt worden und keiner der beiden konnte sich dem erwehren. Du gehörst zu Aoi. Genau wie er zu dir gehört. „Wenn das alles ist...“, der Größere fuhr sich zittrig durchs Gesicht, „dann geh jetzt bitte. Ich will nicht vor dir heulen müssen.“ „...Was? Warum?!“, fragte Kai. Ein bitteres Lächeln. „Ich will mehr als nur dein bester Freund, dein Kumpel sein! Schon so lange will ich das....“ „Und warum schickst du mich weg?“ Kai wusste, die Frage war vollkommen überflüssig... aber er war so verdutzt, dass ihm nichts anderes mehr einfiel. Miyavi schnaubte und ein paar Tränchen kullerten aus seinen Augenwinkeln. „Frag’ doch nicht sowas, sondern mach dich vom Acker.“ Kai stand auf. Er ertrug den Anblick nicht. Eigentlich war Kai schuld. Er war daran schuld, dass Aoi schmollte und Miyavi unter der Situation litt. Wäre er nicht so ein Idiot, wäre vielleicht jetzt alles gut... Sein bester Freund stand jetzt da, normalerweise durch nichts zu erschüttern, immer gelassen und cool. Er weinte. Wegen ihm. Weil er so dumm war... Er wollte gar nicht gehen. Er wollte hier sein. Egal, was er eben gesagt hatte. Alles Halbwahrheiten. Langsam ging Kai auf Miyavi zu und zog ihn von sich aus in eine feste Umarmung. Sein bester Freund legte daraufhin leise seufzend die Arme um Kais schlanke Hüften und zog ihn näher zu sich. „Ich sag’ doch, du sollst abhauen“, murmelte Miyavi an Kais Ohr. Unter dem körperwarmen Luftzug an seinem Ohr schauderte es Kai. Er ließ seine Finger durch Miyavis Haar fahren, kraulte ihm den Hinterkopf und drückte sich näher an dessen Körper. Auch Miyavis Hände wurden rastlos und fuhren unter den Pullover, den Kai trug. Er spürte die warmen Fingerspitzen auf seiner Haut und Kai seufzte genießend. Ihm erschien es ewig lang, in denen sich nur in den Armen lagen und dem anderen beim Atmen zuhörten. Es tat gut, seinen besten Freund so nahe zu wissen. Er schob das schlechte Gewissen weg, sondern ließ sich einfach fallen. Miyavis Hand fuhr von seinem Rücken nach vorn zu Kais Bauch und strich über die warme Haut. Kai zuckte zusammen und schob sich etwas weg. Aber er äußerte kein Wort des Protestes, sondern sah Miyavi nur unverwandt an. Dieser beugte sich vor und hauchte Kai einen unschuldigen Kuss auf den Mund. Seufzend klammerte sich der Kleinere an Miyavi fest. Mit Nachdruck presste er seine Lippen gegen Miyavis und erntete nun selbst einen wohlklingenden Laut. Sie standen noch einige Augenblicke dort und küssten sich sehnsüchtig, bevor Miyavi Kai behutsam Richtung Schlafzimmer schob, wo sie kurze Zeit später auf dem unordentlichen Futon landeten. Kai presste seinen Körper fest an Miyavis, genoss die Hände, die ihn streichelten. Miyavi nahm ihm jegliche Führung ab, strich mit seiner Nase über Kais Halsbeuge, der daraufhin genießend schnurrte und sich noch enger an den Körper schmiegte, der halb auf ihm lag. Ihre Lippen fanden sich wenig später. Miyavi saugte zärtlich und bestimmend zugleich an Kais Unterlippe, leckte sanft darüber, um diesem ein leises Aufseufzen zu entlocken. Betrüger!, schalt Kai sich selbst in Gedanken, aber es war ihm gerade so egal, was sein Kopf sagte. Er genoss lieber. Ein heißer Schauer fuhr ihm über den Rücken, als sich Miyavis Zunge vorwitzig zwischen seine Lippen schob. Kai musste ein leises Stöhnen unterdrücken, konnte jedoch nicht verhindern, dass er sein Becken gegen das von Miyavi stemmte. Auch wenn man es Miyavi nicht unbedingt ansah, konnte er unheimlich zärtlich sein... Kai schmolz regelrecht unter seinen Küssen dahin, vergaß sein Vorhaben und seine Zweifel. In Kais Gedanken legte sich ein Schalter um, als er sich dabei erwischte, mit seinen Fingern unter Miyavis Shirt zu krabbeln und ihm ungeduldig über den Rücken zu fahren. Sie unterbrachen ihren Kuss für einen Moment und Miyavi grinste nur. „Das ist das letzte Mal“, murmelte Kai daraufhin. Aber beide wussten, dass er damit log. Miyavi erwiderte nichts darauf, sondern setzte sich auf und zog Kai sanft nach, sodass er nun im Schoß von ebendiesem saß. Vorsichtig bewegte Miyavi sein Becken gegen das von Kai und bekam daraufhin ein unterdrücktes Stöhnen zu hören. Kai wiederum konnte einfach nicht genug von Miyavis Zärtlichkeiten kriegen, er machte auch keine Anstalten, das zu verbergen. Er wollte Miyavi. Ungeduldig zog er ihm das Shirt vom Kopf und warf es einfach neben das Futon. Fasziniert starrte er auf die Tattoos, die Miyavis Körper zierten, strich mit den Fingern einzelne Schriftzeichen oder Buchstaben nach. Irgendwann hatte er Miyavi mal fragen wollen, was das alles bedeuten sollte, doch er war nie dazu gekommen. Er verschwendete auch jetzt keinen Gedanken mehr daran, sondern konzentrierte sich darauf diesen Körper anzusehen und spüren zu dürfen. Ein zarter Kuss traf seine Lippen, bevor auch Miyavi Kai den dicken Pullover abstreifte und seinerseits glücklich lächelnd Kais Oberkörper ansah. Kai drückte Miyavi rücklings in den Futon, legte sich auf ihn. Miyavi blickte erst überrascht, dann durchaus angetan davon. Sie küssten sich nun um einiges wilder und Kai bewegte sein Becken auf dem von Miyavi, zog diesem schließlich die Hose aus. Auch Miyavis Finger nestelten zitternd an seinem Hosenbund und öffneten den Reißverschluss von Kais Jeans. In seinem Kopf rauschte es, er wusste, dass er die nächsten Minuten eine riesige Dummheit begehen würde, wenn er sich selbst nicht zur Vernunft rief. Da lag der Mann, den er begehrte, nur noch in engen Shorts unter ihm, grinste ihn herausfordernd an. Es war besser, als er es sich jemals auszumalen gewagt hätte. Er würde mit Miyavi schlafen. Dieser Gedanke machte ihn an... und gleichzeitig weckte er große Angst. Die Angst überwog. In Gedanken malte sich Kai tausende Horrorszenarien aus. Was alles passieren könnte. Die Erinnerungen an Aoi fluteten seinen Kopf und jegliche erotische Stimmung war zunichte gemacht. Ganz egal, dass nicht nur Miyavis Shorts, sondern auch seine verdächtig spannten. Ihm wurde übel bei dem Gedanken, diesen Schritt zu gehen, egal wie sehr er es wollte... Er konnte es nicht. Kai ließ seinen Blick über den unter sich liegenden Körper schweifen, bevor er wortlos aufstand, seinen Reißverschluss wieder hochzog, seinen Pullover aufhob und einfach die Wohnung verließ. Er konnte Miyavi hinter sich hören, wie er fragte, was los sei. Doch er hörte nicht wirklich zu. Ungeachtet von jeglichen Fragen und seinem eigenen körperlichen Befinden trabte er die Treppen herunter und hörte Miyavi durch das Treppenhaus noch nach ihm rufen. * * * * * Miyavi warf geräuschvoll seine Haustür zu und schlug zusätzlich mit der Faust gegen das weiß lackierte Holz. Er wusste nicht, ob er heulen, lachen oder sauer sein sollte nach dem, was Kai gerade abgezogen hatte. So ganz ging es auch noch nicht in seinen Kopf rein. Erst sagte Kai, dass er Aoi liebe und das mit Miyavi aufhören musste, keine 5 Minuten später lag er aber mit diesem im Schlafzimmer und dann plötzlich rannte er vor ihm weg. Ohne ein Wort der Klärung. Es war so lächerlich! Kai war 26 und keine 16! Und da beschwerte er sich, dass Aoi unsensibel wäre. Dabei war er ja selbst nicht viel besser! Spätestens seit heute wusste er, dass Miyavi in ihm mehr sah als nur seinen besten Freund und trotzdem zog er so was ab. Miyavi kam sich richtig verarscht vor und das schlimmste an der ganzen Sache war, dass er nicht mal wusste, mit wem er darüber sprechen sollte. Früher war Kai immer seine Anlaufstelle gewesen, aber das konnte er ab sofort wohl vergessen. Wahrscheinlich würde es zwischen den beiden nie mehr so werden wie früher, aber verlieren wollte er Kai auch nicht. Wenn er das nicht schon längst hatte… Und wenn das alles nicht schon genug wäre, stand er zu allem Überfluss auch noch mit einem Ständer hier, der sich nicht verabschieden wollte und nach Aufmerksamkeit verlangte. Wieso wieso wieso hatte Kai es sich plötzlich anders überlegt? Sein ganzes Verhalten sprach gegen seinen plötzlichen Rückzug. Er hatte es doch auch gewollt, Miyavi hatte ihn zu nichts gedrängt, er selbst war auf ihn zugegangen und hatte begonnen Miyavi auszuziehen. Kai wusste wirklich nicht, was er wollte. Miyavi wusste, was er wollte und dringend brauchte. Er hatte so lange gewartet und jetzt, als die Gelegenheit endlich gekommen war, machte Kai ihn erst heiß und ließ ihn dann liegen. Frustriert ging er zurück ins Wohnzimmer und ließ sich auf sein Sofa fallen. Lieblos zerrte er seine Shorts nach unten und machte dort weiter, wo Kai vorhin aufgehört hatte. In Gedanken stellte er sich immer wieder vor, was passiert wäre, wenn er nicht gegangen wäre. Vielleicht hätten sie miteinander geschlafen. Miyavi wusste es nicht, aber eigentlich war es sowieso egal was sie taten, solange Kai bei ihm war. Er war wohl wirklich verliebt. Dummerweise… Trotzdem hatte der Gedanke daran, wie es wäre, wenn nicht er selbst sich so berühren würde, sondern es Kais Hand an seiner Erektion war, durchaus etwas für sich. Er sah Kai ganz deutlich vor sich, seinen schmalen, nackten Oberkörper, das gerötete Gesicht, die Augen geschlossen und der Mund leicht geöffnet… Er stöhnte leise auf und biss sich auf die Unterlippe, während er seine Bewegungen beschleunigte und schließlich über seiner Hand kam. Das Glücksgefühl hielt jedoch nicht lange an, denn kaum öffnete er schwer atmend wieder die Augen, verpuffte die Illusion, dass es Kai gewesen war, der ihn zum Höhepunkt gebracht hatte und an ihrer statt drängte sich Resignation. So konnte es nicht weiter gehen, aber mit Kai zu reden, war wohl sinnlos. Er sollte aufhören ihm hinterher zu rennen. Es machte ihn nur kaputt. Und Kai schien nicht mal zu merken, was er ihm mit seinem Verhalten antat. Auf einmal klingelte es an der Tür, was Miyavi zwar registrierte, allerdings reagierte er nicht darauf. Wenn das jetzt Kai war, konnte er gleich wieder gehen und ansonsten wollte er auch niemanden sehen! Er wollte sich in seiner Wohnung verkriechen, am besten mit der Flasche Sake, die er noch hatte, seine Lunge schwarz rauchen, obwohl er eigentlich damit aufhören wollte, und sich dann in den Schlaf heulen. Ja, auch Miyavi hatte seine dramatische Seite, die er nur nie zeigte. Momentan war ihm aber einfach nur nach Heulen zumute. Der ungebetene Besucher allerdings war auch mehr als hartnäckig, klingelte Sturm und schlug sogar gegen die Tür. „Miyavi, mach auf! Ich weiß genau, dass du da bist!“ Aoi? Was wollte der denn jetzt hier?! Es konnte nicht wegen Kai sein, es waren doch kaum 10 Minuten vergangen, seit er sich aus dem Staub gemacht hatte und mit Sicherheit würde er Aoi nicht erzählen, was zwischen ihm und Miyavi passiert war. Dafür hörte sich Aoi auch nicht wütend genug an. Er war zwar laut, allerdings schwang in seiner Stimme lediglich Ungeduld mit und kein Zorn. Schnell sprang Miyavi auf, zog sich die Shorts hoch und hechtete zur Tür, um Aoi eben diese zu öffnen. „Na, das wurde aber auch- “, begann Aoi, brachte seinen Satz jedoch nicht zu Ende, als er realisierte, in welcher doch relativ eindeutigen körperlichen Verfassung Miyavi gerade war, der nichts weiter als seine Shorts trag, die zu allem Überfluss auch mehr als schief auf seinen Hüften hangen. Wortlos drängte sich Aoi an Miyavi vorbei und stürmte in dessen Schlafzimmer. Kurz hörte Miyavi es rumpeln, dann erschien Aoi wieder. „Wo ist er?“ „Wo ist wer?“, erwiderte Miyavi genervt. Natürlich wusste er genau, wen Aoi suchte, allerdings störte ihn dessen Verhalten gewaltig und Aoi ging es sowieso nichts an, dass fast genau das passiert wäre, an das er gerade dachte. „Mein Freund! Wo ist er?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, betrat er das Badezimmer, um auch hier nach Kai zu suchen. Miyavi folgte ihm langsam und lehnte sich lässig an den Türrahmen. „Du kannst ja gerne meine ganze Wohnung verwüsten. Das macht mir auch gar nichts aus. Aber vielleicht sollten wir das ganze verkürzen, indem ich dir sage, dass dein Freund nicht hier ist!“ „Ach nein? Du siehst aber nicht so aus, als wärst du allein!“ Miyavi sparte sich jegliche Erklärung, ging Aoi ja auch nichts an, dass er sich gerade einen runtergeholt hatte – auf Aois festen Freund. „Was willst du überhaupt hier? Du besuchst mich ja sonst nicht mehr!“ „Und das wundert dich noch? Seit Monaten stellst du Kai nach!“ „Kai ist mein bester Freund und das weißt du auch genau! Das war er schon, bevor er mit dir zusammen kam!“ „Und du weißt ja wohl selbst auch am besten, dass du in Kai nicht mehr nur deinen besten Freund siehst, sondern etwas anderes. Also verarsch mich nicht!“ Miyavi schwieg daraufhin und erwiderte lediglich Aois kalten Blick. Es war sinnlos zu behaupten, Aoi wäre im Unrecht, denn so war es nunmal nicht und es war ihm sowieso egal, ob Aoi wusste, dass er in Kai verliebt war. Er hatte langsam keine Lust mehr auf die anderen Rücksicht zu nehmen, wenn die sich auch nicht um seine Gefühle kümmerten. Würde nicht sowieso etwas gewaltig falsch laufen in der Beziehung von Kai und Aoi, hätte er ohnehin keine Chance, um dazwischen zu funken, aber da diese gerade auch auf der Kippe stand, sah er nicht mehr ein, wieso er sich zurückhalten sollte. Auch Miyavi hatte Gefühle, die er mit der Person, die er liebte, teilen wollte. Diese Person war nunmal Kai und Aoi ging ihm momentan ziemlich am Allerwertesten vorbei. „Miyavi, wenn ich rauskriege, dass du meinen Freund fickst oder nur anfasst, dann bring ich dich um!“ „Du kümmerst doch eh nicht um ihn!“, platzte es aus Miyavi raus, bevor er überhaupt darüber nachdenken konnte. „Das heißt aber nicht, dass du dich um ihn kümmern sollst!“ Wütend baute sich Aoi vor ihm auf, was jedoch wenig eindrucksvoll war, da Miyavi ihn an Körpergroße um einiges schlug. „Lass die Finger von Kai oder ich reiß dir deine Piercings alle einzeln raus. Auch das Geheime!“ Mit diesen Worten warf Aoi ihm einen letzten bösen Blick zu und rauschte dann an ihm vorbei. Miyavi schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Lass Kai doch einfach selbst entscheiden an wessen Piercings er rumspielen will!“ Aoi hielt auf diese Bemerkung hin kurz inne, ging dann aber weiter und verließ Miyavis Apartment wortlos, jedoch nicht ohne die Tür geräuschvoll hinter sich zuzuschlagen. Miyavi kniff die Augen zusammen und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. Konnte sein Tag eigentlich noch beschissener werden? Kai hatte seine Nerven schon mehr als überstrapaziert, aber Aoi hatte ihm wahrlich den Rest gegeben und die Aussicht darauf, dass er bald mit beiden mehrere Wochen verbringen ‚durfte’, stimmte ihn auch nicht gerade glücklicher. Eigentlich hatte er schon gar keine Lust mehr auf diese beschissene Tour. Wahrscheinlich würde er sich eh nicht auf die Musik konzentrieren können und dass er ständig Aoi und Kai – im schlimmsten Fall auch noch gemeinsam als Paar – über den Weg laufen würde, hob seine Laune auch nicht gerade. Am liebsten wollte er den beiden eine seiner Gitarren über die Köpfe ziehen. Vielleicht würden sie dann zur Vernunft kommen und die Verhältnisse zwischen sich endlich klären. Er wusste ja auch gar nicht, wie Ruki, Reita und Uruha auf ihn reagieren würden. Sicher stellten die sich auf die Seite ihres Gitarristen, sollte es auf Tour zu irgendwelchen Zwischenfällen kommen, und dann hätte Miyavi es sich mit der kompletten GazettE vertan. Dabei konnte er doch auch nichts dafür, dass er sich in Kai verliebt hatte! Seufzend schlurfte er zurück ins Wohnzimmer und ließ sich wieder auf sein Sofa fallen, zog die Beine an und legte seinen Kopf auf die Knie. Wieso war er eigentlich immer der Idiot, der alles mit voller Wucht abbekam? Und Kai, diesem verdammten Arschkind, konnte er nicht mal böse sein. Er musste sich nur vorstellen, wie Kai ihn anlächelte und schon schmolz er wieder dahin. Unglücklich griff Miyavi zu seinem Handy, spielte kurz daran rum und überlegte, ob er sie wirklich anrufen sollte. Er musste jetzt einfach mit irgendjemanden sprechen und nach Möglichkeit nochmal aus Tokyo rauskommen, bevor er sich auf engstem Raum mit den fünf wahnsinnigen Gazettos befand. Entschlossen klappte er sein Telefon auf und drückte die entsprechende Kurzwahltaste. Nach mehrfachen Tuten meldete sich schließlich eine Frauenstimme. „Kimiko?“, schluchzte Miyavi, der seine Tränen nun nicht mehr aufhalten konnte. „Mi-chan? Was ist denn los?“ „Kann ich zur dir kommen? Hier ist grad alles scheiße!“ „Aber klar! Soll ich dich abholen kommen?“ „Nein, ich nehm den Zug, okay?“ „Okay!“ Erleichtert beendete Miyavi das Gespräch wieder und gönnte sich noch einige Momente der Ruhe, bevor er duschen und packen ging. Wenigstens auf seine große Schwester war noch Verlass! Sie würde ihn auf jeden Fall vor allen Aois und Kais dieser Welt beschützen und ihm vielleicht sogar einen Rat geben können, was er denn nun machen sollte. * * * * * tbc. kommis= Ach ja und weil Aoi ja das Arschloch ist...das wird sich bald ein bisschen ändern ;) Bis zum nächsten Mal! Kapitel 4: ----------- woah~eure vielen kommentare *__* ihr seid so toll wie beruhigend, dass akki (meine mitschreiberin) und ich nicht die einzigen sind, die von einem gewissen piercing fasziniert sind ^^ und keine angst, auf das piercing wird zu gegebener zeit noch eingegangen werden ;) und was ich sonst noch sagen wollte... JA! kai ist auch irgendwie doof :P eigentlich ist er ja DAS arschloch der geschichte und wäre miyavi nicht so furchtbar verliebt, würde er ihm auch in den hintern treten :P es fiel uns aber echt schwer ihn im letzten kapitel weglaufen zu lassen. die beiden sollen endlich mal zur sache kommen >.< naja, ein ander mal. jetzt geht's erstmal weiter mit kai und aoi und sagt hallo zu ruki ^^ * * * * * -4- Kai hatte bis jetzt noch nicht wirklich begriffen, was da eben gerade passiert war. Oder auch, was nicht passiert war. Er konnte sich nicht mal mehr genau erinnern, wie er in Rukis Wohnung gelandet war. Aber er wusste, dass er wohl schrecklich geweint hatte, als der Sänger ihm die Tür geöffnet hatte. Denn selbst jetzt, fast eine Stunde war vergangen, brannten seine Augen tierisch und auf dem Couchtisch vor ihm türmte sich ein kleiner Haufen Papiertaschentücher. Der Aschenbecher quoll über. Und Kai hatte sich immer noch nicht beruhigt. Ruki sagte die ganze Zeit über kein Wort. Wahrscheinlich ahnte er, dass es Kai wegen Aoi so dreckig ging. Und wenn es etwas gab, wo sich Ruki raushielt, war es die Beziehung zwischen den Beiden. Band war Band. Und Privates blieb privat. Er wollte das auf keinen Fall mehr mischen als nötig, auch wenn das allein durch die Tatsache, dass zwei Bandmitglieder ein Paar waren, fast unmöglich schien. Kai atmete tief durch und wischte sich dann einmal grob über die Augen. Er fühlte sich richtig elend. Er wusste, dass er eben große Scheiße gebaut hatte. Und dass es niemanden gab, dem er es erzählen konnte. Oder nur in abgewandelter Form. Ohne Miyavi. Einfach nur… Stress mit Aoi. Mehr durfte er gar nicht sagen, aber selbst das schien ihm zu blöd. Also saß er einfach weiterhin schweigend da. Ruki saß ihm gegenüber auf dem gemütlichen Sessel, hatte sich zurückgelehnt und eine Flasche Sake geöffnet. Kai war froh, hier zu sein. Zu Uruha konnte er nicht gehen. Das war schließlich Aois Saufkumpane und in dessen Gegenwart etwas Falsches zu sagen oder zu tun wäre der Vernichtungsschlag für die Beziehung gewesen. Uruha konnte seine Klappe nämlich nicht halten. Das konnte er noch nie. Und im Suff wäre ihm wohl tatsächlich etwas rausgerutscht. Reita war – wie eigentlich immer vor einer Tour – nicht wirklich zu Hause. Keiner wusste, wo er sich dann absetzte, er schien einfach eine Woche oder auch zwei, für sich zu brauchen, um klar zu kommen. So war Kais einzige Zuflucht Ruki gewesen. Er schätzte diesen als Freund, kannte aber auch seine distanzierte Haltung zu der Beziehung. Nicht, dass er homophob war… er war einfach nur vernünftig. Also genau das, was Kai eigentlich sein müsste. Aber er war ein verdammter, gefühlsduseliger Idiot und wusste nun überhaupt nicht mehr, zu wem er sich hingezogen fühlte und wen er wirklich liebte. „Magst du auch?“, fragte Ruki schließlich, immerhin, nach einer Stunde Schweigen und hielt Kai die halbvolle Sakeflasche vor die Nase. Kai schniefte daraufhin ein bisschen theatralisch und nickte dann. „Aber nur ein bisschen… ich muss ja noch heimfahren.“ „Du kannst hier schlafen, wenn du magst“, bot Ruki an und angelte nach einem zweiten Glas für den Wein. Kai schüttelte den Kopf. „Danke, aber ich will noch nach Hause…“ „Kommst du da nicht gerade her?“, fragte ihn sein Gegenüber, während er das Weinglas großzügig – fast bis zum Rand – füllte und Kai vor die Nase schob, der sich gerade eine Zigarette ansteckte. „Nein… ja. Eigentlich schon. Ach, ist doch egal, wo ich war…“, murmelte Kai zerknirscht. Dann nahm er einen kräftigen Schluck Sake. Ihm wurde schön warm im Bauch und er lehnte sich geschlossenen Augen zurück. „Verstehe…“, erwiderte Ruki. Nichts verstand er. Gar nichts. Kai konnte sich selbst ja nicht mehr verstehen. Warum auf einmal überfielen ihn diese Gefühle für Miyavi? Aus reinem Zweifel an der Beziehung zu Aoi? Mürrisch zog er an der Zigarette, beschloss aber, dass sie ihm nicht schmeckte und zerdrückte sie wenig später auf dem Haufen der Kippen, die er schon geraucht hatte. Ruki kam zu ihm auf die Couch und legte einen Arm um Kais Schulter. „Ich weiß zwar nich’, was los is’, aber es wird sicher wieder…“ „Sehr tröstlich“, grummelte Kai etwas missmutig, legte seinen Kopf dann aber gegen Rukis Brust und schloss die Augen. Eigentlich empfand Kai gerade nichts als tröstlich. Er wollte, dass es so war wie vor einigen Monaten, als er und Aoi noch glücklich waren, er den schleichenden Prozess vom selbstverständlich werden noch nicht realisiert hatte und – er und Miyavi nur beste Freunde waren. Nicht mehr, nicht weniger. Allein beim Gedanken an ihn wurde Kai heiß und kalt gleichzeitig. Er hätte das nicht zulassen dürfen. Sein Plan war auch gewesen, zu Miyavi zu gehen, um das zu beenden, bevor es anfing und nicht, es noch weiter zu verschärfen und seinen besten Freund so dort liegen zu lassen. Der jetzt garantiert viel mehr war, als nur sein bester Freund. Entweder das, oder… oder die beiden würden nie wieder ein Wort miteinander wechseln können. Aaaaber, da gab es ja diese Tour, die kurz bevorstand. Es würde jeden Tag diverse Kollisionspunkte geben, er konnte Miyavi unmöglich aus dem Weg gehen. Wollte er das überhaupt? Eigentlich wollte er Klarheit haben. Damit es ihm wieder besser ging. Je schneller er die Fronten geklärt hatte, umso früher konnte Normalität einkehren. So hatte er sich das eigentlich erhofft… Sie saßen bestimmt minutenlang einfach nur so da, flößten sich den warm werdenden Sake ein und redeten nichts mehr weiter. Die beiden schraken erst dann auf, als es an der Tür Sturm klingelte. Ruki zuckte zur Antwort auf Kais fragenden Blick mit den Schultern und stand auf, um dem zweiten unangemeldeten Besucher die Tür zu öffnen. Kai hörte vom Flur aus Aois Stimme und seine vom Wein etwas schwammig gewordenen Sinne schärften sich augenblicklich. „Ja, der is’ hier, komm rein!“, hörte er Ruki sagen und dann polterte Aoi, laut wie immer, ins Wohnzimmer. Hinter Aois Rücken sah Kai Ruki, der sich im Hintergrund hielt und es für besser befand, sich in die Küche zu verziehen. „Liebling, ich such dich seit 2 Stunden! Warum gehst du nicht ans Handy?!“ Kai antwortete erst nicht, sammelte seine Gedanken einen Augenblick und erwiderte dann verhalten: „Hab ich verlegt… glaub ich.“ Aoi seufzte erst hysterisch. Dann hielt er Kai eine Hand hin und zog ihn zu sich hoch. „Ich hab mir Sorgen gemacht… Kai…“, murmelte Aoi und umarmte Kai etwas zaghaft. In Kais Augen sammelten sich einige Tränchen, die er herausdrückte und über seine Wangen kullern ließ. „Kommst du bitte mit nach Hause? Ich glaube, wir müssen über ein paar Dinge reden“, flüsterte Aoi etwas beschämt. Kai nickte nur stumm, konzentrierte sich auf die Hand, die sanft seinen Nacken kraulte. Allerdings mussten sie das… Kai bedankte sich artig bei Ruki fürs „zuhören“, den Sake und Zigaretten, dann ließ er sich von Aoi mit sanfter Gewalt aus der Wohnung ziehen. Sie beschlossen, Kais Auto stehen zu lassen, da sein Sakespiegel doch etwas zu hoch erschien, um ihn noch heimfahren zu lassen. In Aois Auto roch es, wie Kai es gewohnt war: nach Mentholzigaretten, Autoheizung und dem etwas penetranten Deo. Dennoch kehrte in Kai ein klein wenig Ordnung zurück. Auf der Fahrt nach Hause schwiegen die Beiden, nur Aois derbe Flüche über andere Autofahrer ließen Kai manchmal zusammenzucken, er sank aber jedes mal wieder zurück in das Polster des Sitzes und schloss müde die Augen. Eigentlich war es erst früher Abend, aber durch eine undurchdringende Wolkendecke kam kein Sonnenstrahl mehr hindurch. Kai wollte einfach nur, dass dieser Tag vorbeiging und er nicht mehr daran denken musste. Er setzte leichtsinnig alles aufs Spiel... Aber jetzt war Miyavi sicher wütend auf ihn und würde sich einige Zeit nicht bei ihm melden. Und Kai tat den Teufel, ihn noch mal zu besuchen. Das riskierte doch kein Mensch noch einmal! Außerdem wollte Aoi reden. Von sich aus. Vielleicht auch mit dem Gedanken im Nacken, dass Kai ihn hinterging. Oder dass er gar nicht mehr nach Hause kam. Wäre Aoi nicht bei Ruki aufgetaucht, dann hätte Kai dort sicher einige Tage verbracht. Die letzten Dinge zur Tour mussten zwar noch geklärt werden, aber man hatte sich darauf geeinigt, das kurzfristig zu entscheiden... Davor graute Kai... Er - als Leader - musste das ja schließlich entscheiden. Zwar nicht alleine, aber er hatte das letzte Wort. Und Miyavi war sein eigener Chef. Das hieß, die beiden würden sich sowieso noch mal gegenüber sitzen, wenn auch nicht alleine, weil doch einige Promo Menschen und Manager auch Einfluss hatten, aber auf kurz oder lang... Er konnte Aoi kaum mitnehmen, denn er befürchtete, dass die zwei sich an die Gurgel springen könnten. Aoi hatte seinen Standpunkt gegenüber Miyavi deutlich gemacht und sein bester Freund war ein ziemliches Großmaul. Das stank 10 Meilen gegen den Wind nach Krieg. Aoi bog schwungvoll und natürlich viel zu schnell in die Straße ein, überfuhr großzügig den Mittelstreifen und rauschte dann ins Parkhaus. Sie stiegen schweigend die Treppen hinauf und betraten die Wohnung. Aoi lüftete erst mal, denn während Kais ständiger Abwesenheit rauchte er mehr denn je und dicke Rauchschwaden kaltem Zigarettenqualms waberten durch die Küche und das Wohnzimmer. Kai entledigte sich seiner Jacke und seiner Schuhe, schlappte in seine Hausschuhe und setzte sich auf die Couch im Wohnzimmer, genoss die kalte Brise, die ihm um die Nase wehte. Aoi kam wenig später, nachdem er grobe Unordnung beseitigt hatte, zu ihm auf die Couch. Zaghaft legte sich seine Hand auf die von Kai. „Kai... ich weiß, ich bau im Moment echt viel Mist...“ Aoi starrte etwas verlegen auf ihre verhakten Hände und streichelte mit dem Daumen über Kais Handrücken. Kai rührte sich nicht. Er wusste nicht, was er zu sagen hätte. Aoi von seiner amourösen Entgleisung mit Miyavi erzählen? Das war ein Witz. „Aber du sollst wissen, dass ich dich mehr denn je liebe... klar, ich hab’ mich dran gewöhnt, dich um mich herum zu haben, aber ich wollte dich damit nicht verletzen....“ Schweigen. „Sag’ was, Kai... bitte“, flehte Aoi leise und Kai sah ihn nur verschämt an. „Ich dachte, ich lass’ dich erst mal ausreden“, erwiderte er dann genauso leise und blickte zur Decke. Aoi seufzte... „Von mir aus... weißt du, ich hab’ viel nachgedacht, die letzten Tage, nach dem wir gestritten haben und mir ist klar geworden, dass ich was ändern muss. Du verdienst es nicht, dass ich so zu dir bin und ich weiß das. Aber du musst ehrlich zu mir sein und mir sagen, was passiert ist, so die letzte Woche... ich habe Angst, dich zu verlieren.“ „Wie meinst du das?“ Aois Blick wurde ganz ernst und Kai fühlte sich, als würde er ihm direkt in die Gedanken gucken können und erkennen, dass in Kais Gefühlswelt zwar Aoi den größten Stellenwert hatte, aber auch Miyavi immer mehr Platz bekam. Er fühlte sich regelrecht ausgezogen... „Du weißt genau, wovon ich rede. Von Miyavi. Hat er dich angemacht?“, fragte Aoi nachdrücklich und der Griff um Kais Hand wurde stärker. Kai kamen die Tränen. „Nein, hat er nicht“, murmelte er etwas zittrig und wischte sich über die Augen. „Hast du ihn angemacht?!“ „Natürlich nicht! Bist du bescheuert“, entfuhr es Kai verzweifelt, „ich hab ihn nicht angemacht, und er mich auch nicht.“ Aoi kaute auf seinem Lippenpiercing herum. „Tut mir leid, aber es beschäftigt mich... ich will dir nichts unterstellen, aber hast du bemerkt, wie er dich angafft?! Es macht mich rasend, wenn ich das sehe.“ Kai schüttelte betrübt den Kopf und rieb sich die Augen. Natürlich hatte Kai das bemerkt. Und verdammt, er hatte Miyavi angemacht. Er log seinem Freund hier ununterbrochen ins Gesicht und fühlte sich im Recht dabei. Wenn er Aoi jetzt erzählte, was er mit Miyavi gemacht hatte, konnte er sich doch gerade die nächste Brücke herunterstürzen. Aoi würde ihn aus der Wohnung schmeißen, die Band verlassen, und mit ihm zusammen, allein aus Loyalität, auch Uruha. An ihrer Beziehung hing ein langer Rattenschwanz. Er wollte Aoi nicht verlieren, um keinen Preis. „Verzeih mir, bitte... Ich vertraue dir, aber ihm nicht... nicht mehr. Kai, glaub mir, wenn ich sage, dass ich unsere Beziehung retten will. Ich liebe dich mehr als alles andere und würde für dich mein letztes Hemd geben...“ Da war er, der alte, wundervolle Aoi, der ihn umgarnte und ihm zeigte, wie viel ihm Kai eigentlich bedeutete. Das brauchte Kai gerade wirklich. Er wollte nicht von Miyavi reden, er wollte nicht an ihn denken. Er wollte Miyavi, oder das, was passiert war, so schnell wie möglich in seinen Gedanken ganz hinten verstauen und nicht mehr wieder holen müssen. Aoi rutschte näher zu Kai heran und küsste ihn etwas zögerlich auf die Lippen. Kai seufzte laut auf und lehnte sich dann in den Kuss hinein. Eine Hand legte sich in seinen Nacken und fuhr ihm sanft am Hinterkopf. Er begann die Nähe sichtlich zu genießen und drückte seine Lippen stärker auf die von Aoi. Sein Freund reagierte sofort, öffnete den Mund stupste sanft mit der Zunge an Kais Lippen. Bereitwillig ließ dieser sich auf den Kuss ein. Aoi stieg auf Kais Schoß, löste die Verbindung ihrer Finger und umrahmte Kais Gesicht mit seinen Händen. In Gedanken war Kai kurzzeitig bei Miyavi und ein Schuldgefühl baute sich in ihm auf, von dem er nicht wusste, wem gegenüber sich jetzt schuldig fühlte. Gegenüber Aoi? Miyavi? Er hatte es so vermisst, von Aoi geküsst zu werden, ohne dass es sich aufdrängte, dass er das aus egoistischen Gründen tat. Aois Finger glitten sanft über Kais Kinn, über seine Halsbeuge und blieben schließlich auf Kais Brust liegen. Kai legte seine Hand auf die seines Freundes und hielt sie fest. Er wollte nicht, dass es aufhörte. Dass Aoi aufhörte. Kai genoss den Kuss in vollen Zügen und seufzte ergeben auf, als Aoi zärtlich an seiner Unterlippe saugte. Bedauernd löste Kai ihren Kuss und lehnte seinen Kopf auf Aois Schulter. „Alles okay?“, fragte Aoi leise, strich über den Stoff von Kais Pullover. „Ja... ich glaub schon...“ Die beiden blieben noch eine ganze Weile so sitzen, küssten sich versöhnlich. Aoi machte keinerlei Anstalten, etwas anderes mit Kai anzustellen und dieser war mehr als froh darüber. Immer wieder flüsterte Aoi ihm Zärtlichkeiten ins Ohr und entlockte Kai das typische Kai-Grinsen. Dann schien er einen Geistesblitz zu haben und erhob sich. Kai sah seinem Freund etwas verdutzt hinterher. Ihm wäre es lieber gewesen, Aoi würde jetzt bei ihm bleiben und ihn vergessen lassen, was die letzten Tage geschehen war. „Hast du die nächsten Tage was Wichtiges vor?“, fragte Aoi und Kai verneinte. „Warum?“ „Siehst du gleich...“ Aoi wuselte durchs Wohnzimmer und schloss den Laptop an den Stromkreis an. Surrend fuhr er hoch und Aoi meldete sich an. Kai erhob sich und trat von hinten an seinen Freund heran, der auf seinem Sitzkissen vor dem Laptop saß. „Darf ich erfahren, was du vorhast?“ „Ja. Gleich! Machst du aber vorher mal das Fenster wieder zu?“ Kai seufzte leise und ging zum Fenster, um es zu schließen. Draußen hingen noch immer dunkelgraue, schwere Wolken am Himmel. Es würde heute Nacht sicher regnen. Als Kai sich dann neben Aoi auf den Boden kniete, schaute dieser sich eine Route an. „Wo willst du hin??“ „Miyazaki“, erwiderte Aoi lächelnd und druckte die Route schließlich aus. „Und was willst du da?“ „Eher: was wollen wir da. Wir fahren morgen früh los und sind dann nachmittags im Hotel.“ Kai wusste jetzt nicht, was das sollte, aber er fragte auch nicht weiter. „Das wird eine Überraschung für dich. Was hältst du davon, wenn ich dir ein Bad einlasse, du kannst ein bisschen entspannen und ich regele alles weitere?“ „Ja... von mir aus, okay...“ Miyazaki. Irgendwas klingelte da in Kais Gedanken, aber er wusste jetzt nicht genau, was ihn da stocken ließ. Klar, sie hatten schon Dutzende Konzerte dort gespielt. Aber Kai war auf Tour meistens so orientierungslos, dass er nicht wusste, wann sie genau das letzte Mal da gewesen waren, oder ob er sich jetzt an das richtige Hotel, die richtige Umgebung oder die Halle erinnerte. Aoi trabte also ins Badezimmer, um Kai tatsächlich Badewasser einzulassen. Kai währenddessen war neugierig geworden und schaute sich die Route an. So wie es aussah, mussten sie mit der Fähre übersetzen. Na super. Kai hasste sowas. Aber bis nach Miyazaki würde er es noch überleben. Was war da nur so Besonderes, dass Aoi mit ihm dorthin wollte? Es hatte sicher mit ihrer Beziehung zu tun. Aoi hatte sich Gedanken um ihre Beziehung gemacht und das stimmte Kai glückselig. Solang Aoi beschäftigt war, loggte sich Kai bei seinem privaten „Undercover“ MySpace ein, der gut getarnt war. Oder einfach streng privat. Sein Nick bestand mehr aus Wort- und Zahlensalat, das Bild war nichtssagend, Infos hatte er keine veröffentlicht, die Kommentare und Freunde waren versteckt. Genauso hielten es die anderen Mitglieder von GazettE und auch Miyavi hatte so einen Account. Würden sie ihre richtigen Namen oder sowas preisgeben, würde man sie entweder für Fakes halten und sie ständig mit Hassmails bombardieren oder der Ansturm von Kommentaren oder Friend-Requests wäre so groß, dass man nie im Leben alle lesen konnte. Außerdem hatte Kai keine Lust auf Kontakt mit Fans. Man konnte ihn jetzt für ein Arschloch halten, aber es gab Dinge, die Fans nichts angingen. Sein Account hieß, das einzige, was ihn vielleicht verraten könnte, DiSoRdEr. Aber viele Fans gaben sich Namen von Alben und/oder Songs der Band, von daher fiel er gar nicht auf. Das erste, was ihm entgegensprang, war ein zornesroter Smiley, als er Statusänderungen seiner Freunde sah. Es war Miyavis Status, vor zwei Stunden aktualisiert, der ihm so ins Auge stach. Kabuki Bitch hätte sich denken können, dass sowas passiert. -> für ein Wochenende bei seiner Schwester. Laune: wütend! Miyavi war also jetzt bei seiner großen Schwester. Kai wusste nicht, ob ihn das beruhigte. Er schaute noch schnell seine Mails nach, doch da befand sich nichts. Wartete er überhaupt auf eine Nachricht von seinem besten Freund? Er konnte das wohl kaum erwarten. Kai änderte seinen Status, rein aus Trotz nun in DiSoRdEr fährt mit Schatz nach Miyazaki!!! und seine Stimmung in „geliebt“. Miyavi checkte täglich sein MySpace, im Gegensatz zu Kai und Aoi. Er würde das sehen. Pah. Irgendwie war Kai auch sauer auf Miyavi. Er wusste nicht, woher diese Wut auf einmal kam, aber sie war da. Er wollte jetzt nicht weiter darüber nachdenken, sondern maximierte das Fenster mit der Routenplanung wieder und schlenderte zu seinem Freund ins Badezimmer. Aoi grinste ihn an, als er ein Handtuch vor der Wanne ausbreitete. „Ab morgen müssen wir uns unser Bad selbst warm machen!“, sagte er scherzend und küsste seinen Freund zärtlich auf die Lippen. „Warum?“, nuschelte Kai in den Kuss. „Wirst du sehen, lass dich überraschen, Baby...“ Kai nickte nur wortlos. Sie standen noch einige Minuten da, ineinander versunken, bevor sich Aoi neckisch grinsend löste und Kai alleine ließ. Der hatte eigentlich nicht viel Lust, zu baden, aber jetzt hatte sich Aoi nun mal bemüht und er wäre ein Idiot, das nicht zu genießen. Vielleicht waren die bevorstehenden Tage der ersehnte Aufschwung aus der Beziehungsdepression, die noch vorherrschte. Kai schälte sich aus seinen Klamotten, zündete einige Kerzen an, die Aoi aufgestellt hatte, löschte das Licht und ließ sich dann in das nach Jasmin duftende Wasser gleiten. Wieder kullerten ihm einige Tränen über die Wangen, aber den Grund dafür kannte er nicht. * * * * * Im nächsten Kapitel (sollte ich es jemals fertigstellen *__*) gibt es dann die Dramaqueen Miyavi :P Kapitel 5: ----------- also ich muss ja wieder sagen, wie sehr ich mich über eure rückmeldungen gefreut habe! hier bei animexx sind alle viel netter als auf anderen seiten :P *schleim* wie versprochen gibt es in diesem kapitel die dramaqueen miyavi ^^ naja ich find den teil ein bisschen trashig, aber dem ein oder anderen wird es hoffentlich trotzdem gefallen ;) ehrlich gesagt haben wir noch gar nicht so richtig geplant, was aus aoi, kai und miyavi mal werden soll. also schaun wir mal, wo die geschichte noch hinführen wird ^^ aoi ist natürlich nicht SO ein arschloch wie es am anfang der geschichte vllt rüberkam. er ist halt ein mann ;) und momentan ist kai ja eigentlich viel gemeiner. -5- „Nachdem er abgehauen ist, ist zu allem Überfluss auch noch sein dämlicher Freund bei mir aufgetaucht und hat sich aufgespielt. Du kannst dir sicher vorstellen, wie demütigend das war!“, schnaubte Miyavi und steckte sich das halb geschmolzene Hello Kitty Stieleis, mit dem er während seines kleinen Vortrages wild herumgefuchtelt hatte, in den Mund. „Und bald gehen wir alle zusammen auf Tour. Juchuu, das wird sooo toll und spaßig werden! Ich würd am liebsten kotzen!“ „Denkst du eigentlich Miyabimaru könnte dir irgendwie helfen?“, schmunzelte seine Schwester, die aus der Küche getreten war und ihren kleinen Bruder betrachtete, der wie ein nasser Sack auf ihrem Sofa hing und auf seine Katze einredete, die auf seinem Schoß saß. „Nein, aber wenigstens hört sie mir zu und macht mich nicht so runter wie du!“, entgegnete Miyavi patzig und spielte damit auf das Gespräch zwischen ihm und Kimiko an, das vorher stattgefunden und seine Laune eigentlich nur noch weiter in den Keller getrieben hatte. „Ich hab dich gar nicht runter gemacht! Ich verstehe ja, dass du traurig und enttäuscht bist, aber du musst auch mal Kais Situation sehen. Er hat immerhin einen Freund!“ Miyavi verdrehte die Augen. Das hörte er jetzt schon zum 3. Mal. Wenigstens hatte Kimiko es sich diesmal verkniffen ihn einen liebeskranken Teenager zu nennen, der nicht mehr rational denken konnte. Natürlich konnte er noch rational denken! In der Situation, in der er sich befand, war es doch ganz normal Kai ein dummes Arschkind zu nennen und Aoi Pest und Cholera gleichzeitig an den Hals zu wünschen! Es war ja nicht so, dass er einfach nur Liebeskummer hatte und unter unerfüllten Gefühlen litt. Nein, er fühlte sich von Kai nach Strich und Faden verarscht! Und das zu Recht! Frustriert warf er den abgelutschten Stiel seines Eises auf den Wohnzimmertisch und griff nach der Tüte mit den Gummibärchen, die er sich vorsorglich im Bahnhof noch gekauft hatte, riss sie auf und warf sich eine Handvoll davon in den Mund. Ja, verdammt, er war frustriert und in solchen Situationen war ein Zuckerschock immer noch das beste. Nachher würde ihm bestimmt schlecht sein, aber das war ihm gerade egal. Essen machte glücklich und nach dem heutigen Tag musste er verdammt viel essen, damit sich seine Stimmung wieder hob. Eigentlich hatte er erwartet, dass Kimiko ihn aufbauen und trösten würde. Ganz so, wie es sich für eine große Schwester gehörte und früher hatte sie das auch immer getan, doch heute hatte sie sich einfach auf die Seite von Kai und Aoi gestellt, was Miyavi nicht nachvollziehen konnte. Immerhin kannte sie die beiden nicht mal, er aber war ihr Bruder und natürlich musste sie allein deswegen schon zu ihm halten! Nachdem Miyavi ihr erzählt hatte, was zwischen ihm, Kai und Aoi passiert war, hatte sie erstmal nur den Kopf geschüttelt. Kein Wort des Trosts, nein, stattdessen hatte sie ihm eine Predigt darüber gehalten, dass man sich nicht in die Beziehung von anderen einmischte und versuchte jemanden den Partner auszuspannen und dass man eben mit den Konsequenzen leben musste, die so etwas mit sich zog. Seitdem schmollte er, stopfte jede Menge Süßigkeiten in sich rein und war dazu übergangen sich bei seiner Katze Miyabimaru auszuheulen, die bei der Familie seiner Schwester lebte, weil er selbst nicht genug Zeit hatte sich um sie zu kümmern. Miyabimaru hatte sich an ihn gekuschelt und leise geschnurrt, während er ihr sein Herz ausgeschüttet und sie unentwegt gestreichelt hatte. Wenigstens sein Kätzchen interessierte sich noch für seine Probleme und ließ ihn nicht im Stich! „Ich kann auch gar nicht verstehen, was Kai an Aoi findet! Er sieht nur mittelmäßig aus, kann nur durchschnittlich Gitarre spielen und er hat ein Bauchnabelpiercing. Ein Bauchnabelpiercing! Wie schwul ist denn bitte das?“ Wieder waren seine rationalen Worte an Miyabimaru gerichtet, denn Kimiko war kopfschüttelnd in der Küche verschwunden, um das Abendessen vorzubereiten. „Außerdem ist er ein alter Sack und wird Kai sowieso nicht glücklich machen! Ich wette bei der nächsten Gelegenheit heult Kai wieder rum, aber dann werde ich ihm die Tür vor der Nase zuschlagen! Dann hat er Pech gehabt! Das geb ich mir nicht mehr! Kai kann mich mal!“ Wie um sich selbst zuzustimmen, nickte Miyavi heftig mit dem Kopf und schob sich ein Schokoladenplätzchen in den Mund. Auf so jemanden wie Kai konnte er ganz sicher verzichten! „Kai ist so doof! Er weiß genau, dass ich ihn nie verletzen würde, aber trotzdem rennt er immer wieder zu Aoi. Naja, vielleicht steht er ja drauf. Idiot!“ Eigentlich tat es ganz schön weh zu realisieren, dass er wahrscheinlich wirklich keine Chance bei Kai hatte. Kai hing zu sehr an Aoi, als dass er ihn trotz der vielen Probleme, die sie hatten, verlassen würde. Miyavi hatte in den letzten Monaten einiges mitbekommen und jeder normale Mensch hätte längst einen Schlussstrich unter diese verkorkste Beziehung gezogen, aber Kai ließ sich immer wieder von Aoi einlullen und kehrte zu ihm zurück. Sollte er doch glücklich mit ihm werden – bitte! War Miyavi langsam auch egal! Tränen schossen ihm in die Augen. Es war ihm nicht egal! Wieso konnte Kai ihn nicht auch lieben? Es könnte so perfekt sein! Er würde wirklich alles tun, um Kai glücklich zu machen. Er würde ihm jeden Tag auf’s neue beweisen, wie viel er ihm bedeutete und ihn so lieben, wie er es verdient hatte und brauchte. Wenn er nur daran dachte, wie es wäre Kai jetzt einfach nur in seinen Armen zu halten, zog sich sein Herz zusammen. Hastig wischte er sich die Tränen weg und vergrub sein Gesicht in Miyabimarus weichem Fell. Kimiko musste ja nicht noch sehen, dass er nun auch noch wie ein Schulmädchen flennte. Gab es hier eigentlich so was wie ein Tattoo und Piercing Studio? Bestimmt… Kimiko wohnte zwar nicht gerade in einer Stadt wie Tokyo, aber so klein war das Nest hier ja auch nicht. Am besten schaute er mal im Internet nach, seinen Laptop hatte er ja dabei. Er musste morgen unbedingt was mit sich machen lassen… mit dem physischen Schmerz den psychischen verdrängen und Kai endlich vergessen! Mit dem festen Vorsatz, dass morgen alles besser werden würde, packte er seinen Laptop aus, stellte ihn vor sich auf den Tisch und fuhr ihn hoch. Es dauerte nicht lange und er hatte ein passendes Studio gefunden. Zwar würde er da morgen unangemeldet antanzen, aber hey – für was war er eigentlich ein Promi? Außerdem war er in einer Notsituation! Das würde der Tattoomensch sicher verstehen! Und wenn das alles nichts half, hatte er immer noch das nötige Kleingeld. Alles nur wegen Kai! Kai… Ohne wirklich drüber nachzudenken, öffnete Miyavi einen Ordner mit Bildern, die bei einer Party des Labels gemacht wurden, zu der auch unter anderem er und the GazettE eingeladen waren. Gesellig (manche Leute würden ihn auch „anhänglich“ schimpfen) wie Miyavi nunmal war, gab es viele Fotos von ihm zusammen mit anderen Musikern des Labels. Eins mit Aoi war auch dabei, das Miyavi aber sofort nach anklicken löschte. „Und das ist der Arsch!“ Miyavi setzte sein Kätzchen auf seinen Schoß und drehte ihren Kopf in die Richtung des Bildschirms, der gerade ein Bild von ihm und einem breit grinsenden Kai zeigte. „Sollte ich besser auch löschen!“, murmelte Miyavi, klickte sich aber weiter durch den Ordner und blieb immer wieder an Fotos hängen, die Kai zeigten. „Dummerweise hat er das schönste Lächeln der Welt!“, erklärte er Miyabimaru, „man kann sich einfach nur in ihn verlieben, findest du nicht auch? Ich zeig dir noch was anderes!“ Er seufzte und öffnete wieder den Internet Explorer, ging auf seine Favoriten und wählte einen Youtube Link an. Während das Video lud, aß er noch zwei Schokokekse und ein paar Gummibärchen. Abendessen würde er gar nicht mehr brauchen. Schließlich klickte er auf ‚Play’ und ein langsames Lied erklang, das Miyavi aber gar nicht weiter beachtete. Stattdessen starrte er auf den Bildschirm, der nun einen Zusammenschnitt von Backstage Videos über Kai der letzten GazettE Tour zeigte. „Ist er nicht toll?“ Miyabimaru schnurrte und rieb ihren Kopf gegen Miyavis Brust, interessierte sich weder für das Video noch für Kai, aber Miyavi bemerkte es nicht mal, so sehr versank er in der Bilderflut vor seinen Augen. Erst als in einer Szene Aoi zusammen mit Kai zu sehen war, erwachte er aus seinem Trance und klickte frustriert das Video weg. DAS musste er sich nun wirklich nicht geben! Er checkte schnell noch seine Emails und teilte seinem Manager mit, wo er sich gerade befand, dann machte er noch einen Abstecher zu MySpace, wo es allerdings keine neuen Kommentare oder Nachrichten für ihn gab. Aber wieso auch? Er hatte gerade mal 23 Freunde auf der Liste und wenn von denen jemand was von ihm wollte, erreichte man ihn schneller per Handy. Er wollte die Seite schon wieder schließen, als ihm doch etwas ins Auge sprang, das er besser nicht gesehen hätte: DiSoRdEr fährt mit Schatz nach Miyazaki!!! Stimmung: geliebt Ungläubig starrte er auf den Bildschirm, ballte unbewusst beide Hände zu Fäusten und schrie dann laut los. Er sprang auf, packte den Laptop und warf ihn mit aller Kraft auf den Boden. Der Bildschirm brach ab und erlosch. „Scheiße, scheiße, scheiße!“ Verzweifelt packte sich Miyavi an die Stirn und heulte los. War ja jetzt auch egal. Er wusste genau, wieso sie nach Miyazaki fuhren. „Miyavi?“ Er drehte sich um, seine Schwester stand verwundert im Zimmer und starrte auf den kaputten Computer auf dem Fußboden. „Du hast grad nicht wirklich deinen PC geschrottet, oder?“ „Wonach sieht es denn aus?“, erwiderte er schnippisch, warf sich dann jedoch Kimiko an den Hals und weinte hemmungslos weiter. Kimiko, verblüfft über den Gefühlsausbruch ihres Bruders blieb einfach stehen, legte die Arme um ihn und strich ihm beruhigend über den Rücken. Natürlich kannte sie ihn und wusste, dass er ein sehr emotionaler Mensch war und auch mal weinte, aber die momentane Situation war selbst für jemanden wie Miyavi ein bisschen zu abgedreht. Die Sache mit Kai schien ihn doch mehr mitzunehmen, als sie anfangs vermutet hatte. Zwar hatte Miyavi schon öfter von seinem besten Freund erzählt und anklingen lassen, dass er über die Situation unglücklich war, doch ein solch extremes Verhalten hatte er bisher nie an den Tag gelegt. „Was ist denn passiert?“, fragte sie leise, als sich das zitternde Bündel in ihren Armen langsam wieder beruhigte. „Kai… er hat sich wieder mit Aoi versöhnt und nun sind sie zusammen nach Miyazaki gefahren. Da sind sie zusammen gekommen!“ Er konnte sich noch genau daran erinnern, wie Kai ihn damals von Miyazaki aus angerufen und erzählt hatte, dass er und Aoi sich endlich geküsst hatten. Dass sie nun dort hinfuhren, bedeutete wohl so etwas wie einen Neuanfang für die Beziehung und Miyavi war entgültig aus dem Rennen. Hätte er das doch nie gelesen! Ungewissheit war ein Segen. „Mi-chan, ich weiß ja, dass dir das weh tut, aber du musst einfach versuchen zu verstehen, dass Kai mit Aoi zusammen ist, mh?“ Kimiko hatte sich von ihm gelöst und sah ihm nun in die geröteten Augen. Ihr sonst so fröhlicher Bruder sah gar nicht mehr aus wie der souveräne Rockstar, sondern viel eher wie der unsichere Teenager von damals, der er tatsächlich mal gewesen war. „Aber ich kann nicht!“, schniefte dieser jedoch nur. Er konnte nicht glauben wie herzlos Kai sein musste, dass er ihm per MySpace auf’s Auge drückte, wie es um seine Beziehung zu Aoi bestellt war. Und das, nachdem er ihm heute seine Liebe gestanden hatte. Das war’s nun endgültig! Es tat zwar weh, aber Miyavi würde darüber hinwegkommen und Kai endgültig aus seinem Leben verbannen, vor allem aber aus seinem Herzen! * * * * * Die Tage bei seiner Schwester taten Miyavi wirklich gut. Zwar vergaß er seinen Kummer nicht, doch hatte er genug Ablenkung, um nicht die ganze Zeit an Kai zu denken und genoss die freien Tage mit der Familie sehr. Sein 5jähriger Neffe Sakito, wie auch seine knapp 4jährige Nichte Miyu (die Namen sind SO originell und von meiner Mitschreiberin erdacht!) waren begeistert vom Besuch ihres Onkels und belagerten ihn in jeder freien Minute. Miyavi las Bücher vor, ging mit Sakito in den Park um Fussball zu spielen, half Miyu bei der Auswahl der Outfits für ihre Puppen, spielte mit beiden und las Bücher vor. Auch der Besuch im Tattoostudio war Balsam für seine Seele. Schmerzempfindlich wie er war, konnte er seine Tränen nicht lange zurückhalten und ließ ihnen freien Lauf, weinte aber auch um seine Seele zu erleichtern. Er wusste, dass es falsch war jemanden wie Kai hinterher zu trauern, doch das änderte nichts an seinen Gefühlen zu seinem Freund und Miyavi hatte ohnehin lange genug versteckt was er fühlte. Die neue Tätowierung an seinem linken Oberarm würde ihn immer an seine momentanen Gefühle und die Zeit erinnern, die er gerade durchmachte. Sein stummes Verlangen danach von einem Menschen aufrichtig zurückgeliebt zu werden. Close your heart to every love but mine. Hold no one in your arms but me Irgendwann würde er Kai sicher vergessen. Er war nicht das erste Mal verliebt und wurde auch nicht zum ersten Mal verletzt. Er wusste, dass mit der Zeit seine Wunden verheilen würden, er wieder nach vorne schauen und jemand anderes finden konnte, der ihn ebenfalls so liebte, wie er es verdiente, doch für den Augenblick war es für ihn vollkommen okay traurig und deprimiert zu sein. Vielleicht hatte das Ganze auch seine guten Seiten. Er hatte damit begonnen neue Texte und Songs zu schreiben. Seine Gefühle in Liedern zu verarbeiten, war immer die beste Möglichkeit gewesen, um angestautes abzulassen und sich mental zu erleichtern. Ironisch wie es auch war, es waren seine extremen Stimmungsschwankungen, die ihn am kreativsten werden ließen. Auch optisch – und sehr zum Leidwesen Miyus, die von Miyavis bunten Haaren begeistert war – veränderte er sich. Nach seinem Besuch beim Tätowierer machte er noch einen Abstecher zum Frisör, ließ seine Haare wieder schwarz färben und schulterlange Extensions einarbeiten, die er momentan in einem hoch gesteckten Zopf trug. Natürlich hatte er dabei auch den kleinen Hintergedanken so gut wie nie auszusehen. Damit, wenn er in der kommenden Woche wieder auf Kai traf, dieser sich über seine verpasste Chance bei Miyavi ärgern würde. Aber eigentlich wollte er gar nicht daran denken, wie es sein würde, Kai wieder unter die Augen zu treten, nachdem der mit seinem Liebsten einige Tage in Miyazaki verbracht hatte. Am liebsten wollte er Kai erstmal gar nicht sehen, damit er Abstand zu ihm und seinen Gefühlen nehmen konnte. Doch die Tour hatte Vorrang und Miyavi war ein Profi. Er wusste, dass er diese Tour spielen musste und eigentlich wollte er das ja auch. Die Konzerte und der Stress auf Tour waren immer die beste Ablenkung von privaten Problemen gewesen. Dumm nur, dass ihn sein Problem diesmal auf Tour begleiten würde. Andererseits war es vielleicht doch nicht so schlimm, Aoi würde Kai mit Sicherheit keine Sekunde aus den Augen lassen, wenn sich Miyavi in unmittelbarer Nähe aufhielt. Er seufzte. Er machte sich schon wieder viel zu viele Gedanken, dabei wollte er den Tag genießen. Es war Sonntag und am nächsten Abend musste er wieder nach Hause. Sakito war auf einem Kindergeburtstag und da Miyavi angeboten hatte, den Tag mit Miyu zu verbringen, waren auch Kimiko und ihr Mann nicht da, sondern nutzten die Gelegenheit um auch endlich mal wieder etwas Zeit miteinander und ohne ihre Kinder zu verbringen. Miyavi spielte gerne den Babysitter, Miyu war ein liebes Mädchen und auch sehr anhänglich. Ständig suchte sie seine Nähe und hatte ihn auch schon als potentiellen, späteren Ehemann auserkoren. Nur das spitze Ding in seiner Lippe gefiel ihr nicht, weil es immer so piekste, wenn er sie küsste. An diesem Nachmittag lag er mit Miyu locker im Arm auf dem Sofa und schaute mit ihr gemeinsam ihre Lieblingsserie im Fernsehen an. Miyavi verfolgte sie nicht wirklich, sondern schweifte mit seinen Gedanken wie immer ständig ab, bis ihn das Klingeln seines Handies wieder in die Gegenwart holte. Er seufzte und richtete sich auf, um das Telefon zu holen, welches er in der Küche hatte liegen lassen, doch Miyu war schneller und schon aufgesprungen. „Ich hol es dir!“, rief sie, bevor sie in der Küche verschwand und das vibrierende und zugleich hell leuchtende Mobiltelefon in die Hand nahm. Fasziniert starrte sie auf das kleine Gerät und klappte es, neugierig wie sie war, auf. „Hallo?... Ja, der ist da. Ich bin Miyu. Wer bist du denn?... Seid ihr Freunde?... Ja, ich hol ihn. Moment!“ Sie ging zurück zu Miyavi, der ihre kleine Unterhaltung mitbekommen hatte und nun lächelte. Allerdings veränderte sich sein Gesichtsausdruck schlagartig, als er hörte, wer am Telefon war. „Kai-san will mit dir sprechen!“, erklärte Miyu und drückte Miyavi das Handy in die Hand, setzte sich dann wieder neben ihn und verfolgte weiter ihre Sendung, als hätte sie diese gar nicht unterbrochen. Miyavi starrte für einige Sekunden auf sein Display, war versucht Kai einfach wegzudrücken, weil er nicht sicher war, ob er mit ihm reden wollte, doch dann hob er das Telefon an sein Ohr. „Hallo?“, begann er und merkte schon wie er zitterte, ärgerte sich über diese Reaktion. „Miyavi? Hi, ich bin's Kai...“ „Was willst du?“ „Mmh, mit dir sprechen. Das mit Freitag tut mir leid. Ich wollte...“ Kai verstummte und Miyavi wurde ungeduldig. Er stand auf und machte sich auf den Weg in die Küche, um das Gespräch in Ruhe fortzusetzen und sobald wie möglich zu beenden. Miyu musste nicht mitbekommen, was er Kai zu sagen hatte. „Du wolltest was?“, fragte er ruppig, nachdem er sich an den Küchentisch gesetzt hatte und damit begann mit den Fingern kleine Muster auf die Tischdecke zu malen. Er hörte wie Kai schluckte. Natürlich könnte er es ihm einfach machen und selbst etwas sagen, doch er wollte erst hören, worüber Kai mit ihm sprechen wollte. „Ich... das ist alles etwas blöd gelaufen. Ich wollte mich dafür entschuldigen, was am Freitag passiert ist und~“ Miyavi unterbrach ihn. „Ach und für was entschuldigst du dich? Dass du mich fast flach gelegt hättest oder dafür, dass du wortlos abgehauen bist?“ Kai antwortete nicht sofort, für einige Momente hörte Miyavi nur den gleichmäßigen Atem seines ehemaligen Freundes, bis dieser schließlich seine Stimme wiederfand, seiner Frage jedoch auswich. „Es tut mir leid, wenn ich dich verletzt habe. Ich wollte das nicht. Aber Aoi~“ „Aoi Aoi Aoi. Immer kommst du mit Aoi und dann hängst du doch wieder an mir. Willst du mich eigentlich verarschen, Kai? Wenn du dich ja wenigstens mal für deinen Freund entscheiden würdest, aber nein, seit Monaten höre ich mir dein Gejammer über Aois Verhalten an. Aoi dies, Aoi das. Aber du bist ja auch nicht viel besser. Erst betrügst du Aoi und dann trampelst du auf meinen Gefühlen rum. Du bist kein Stück besser als Aoi, Kai! Eigentlich bist du noch schlimmer!“ Nach Miyavis kleinem Ausbruch herrschte wieder Stille in der Leitung. Wahrscheinlich hatte er Kai mit seinen Worten verletzt, aber es kümmerte ihn nicht. Er würde seinen Kummer nicht mehr wortlos runterschlucken, sondern ihm Luft machen und es war höchste Zeit, dass er Kai zeigte, wir unsensible dieser eigentlich war. „Ach ja und super, dass du mich über fucking MySpace wissen lässt, dass du dir ein paar schöne Tage mit deinem Freund in Miyazaki machst, nachdem du mich ohne Erklärung hast liegen lassen. Ich hoffe ihr habt euren Spaß und seht auch was anderes außer eurem Hotelzimmer!“ „Miyavi... ich... es tut mir wirklich leid. Ich wollte dich nie verletzen und deine -Gefühle- mir gegenüber ausnutzen, aber jetzt haben Aoi und ich uns ausgesprochen und fangen nochmal von vorne an. Können wir nicht auch nochmal neu beginnen? Miyavi schloss die Augen und atmete tief durch. Merkte Kai eigentlich wirklich nicht, wie sehr er ihn mit seinen Worten verletzte? Dass er einen Neuanfang mit Aoi startete, war das letzte, was er in seiner Situation hören wollte und das Angebot auf eine erneute Freundschaft war in seinen Ohren einfach nur heuchlerisch. „Nein, Kai. Es ist zu viel passiert. Ich kann das nicht und ich will es nicht. Ich habe dir gesagt, was ich für dich empfinde. Ich kann nicht einfach nur noch mit dir befreundet sein. Und von Aoi will ich auch nichts mehr hören! Bist du eigentlich so blöd oder wieso merkst du nicht, dass du mir damit weh tust, wenn du mir sagst, dass du dich für Aoi entschieden hast? Weißt du Kai, das schlimmste an der Sache ist, dass ich dich nicht mal hasse. Ich bin wütend und enttäuscht darüber, wie du mich behandelst und du hättest es verdient, dass ich dich hasse und nie wieder mit dir spreche, aber ich kann's nicht!“ Miyavi unterdrückte ein Schniefen. Tränen rannen ihm in kleinen Bächen über die Wangen, doch er wollte nicht, dass Kai hörte, wie er wegen ihm weinte. Er hatte sich schon genug Blöße gegeben und wahrscheinlich würde er es schnell bereuen, dass er Kai seine Gefühle so offen dargelegt hatte, doch nun lagen die Karten auf dem Tisch und vielleicht würde er beginnen können mit Kai abzuschließen. „Ich weiß, dass wir bald zusammen auf Tour gehen und das nicht so einfach werden wird, weil wir uns gezwungenermaßen über den Weg laufen werden. Ich werde dich... dich und Aoi in Ruhe lassen und ich möchte dich bitten, dass du mir auch aus dem Weg gehst.“ „Miyavi, lass uns nächste Woche nochmal in Ruhe drüber sprechen, okay? Ich verstehe, dass du verletzt und sauer bist, aber ich will nicht, dass es das gewesen sein soll. Wir waren so viele Jahre befreundet. Das kann doch jetzt nicht kaputt sein!“ „Doch Kai, es ist kaputt. Bitte lass' gut sein. Ich werd jetzt auflegen. Ich wünsch dir noch alles Gute... oder so....“ Kai setzte zu einer Antwort an, doch Miyavi klappte sein Handy zu und schaltete es dann ganz aus, legte es vor sich auf den Tisch und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Er weinte und er versuchte nicht mal mehr es zu unterdrücken. Er wusste, dass er das Richtige getan hatte, aber trotzdem tat es so verdammt weh. Jetzt, wo es so endgültig war... Er schaute auch nicht auf, als er die leisen Schritte von nackten Füßen auf dem Boden hörte und Miyu kurz darauf rittlings auf seinen Schoß kletterte. „Du sollst nicht traurig sein und weinen!“, murmelte sie und legte ihre Arme um Miyavis Hals, kuschelte sich tröstend an ihn. * * * * * tbc mit kai und aoi (glaub ich zumindest. wir werden sehen^^). leider muss ich an der stelle schon sagen, dass es am sonntag wohl kein update geben wird :( meine freundin ist dran den nächsten teil zu schreiben, aber sie zieht gerade um und hat anfang mai abschlüssprüfung wegen ihrer ausbildung und das geht natürlich vor. aber wir sind bemüht euch nicht zu lange warten zu lassen und in der zwischenzeit schreib ich vielleicht was eigenes ;) Kapitel 6: ----------- Es geht endlich weiter. Tut mir leid, dass ihr so lange warten musstet, aber meine Mitschreiberin ist umgezogen und hatte Abschlussprüfung und dann war ich im Urlaub. Ich hoffe, dass ich ab sofort wieder regelmäßiger uppen kann. Ich hab gehört, dass es beim letzten Kapitel mit den automatischen Benachrichtigungen von Animexx nicht geklappt hat -> ich hoffe es geht jetzt wieder sonst..???? Ich hab keine Ahnung. Ich kenne mich hier nicht wirklich aus. ENS???? Tausend Dank an --Kakao--, -Kaipin_Lover-, Mucc, __URUHA, Urus_ChokoretoBonBon, Horo-x-Ren und Armaterasu für die lieben Kommis! Ich hoff ich hab jetzt nix wichtiges vergessen (bin grad ein bisschen im Zeitdruck). Wenn doch, sagt es nochmal ;) Und nun viel Spaß mit dem neuen Kapitel. Ist ziemlich lang geworden. *** Es war, wie Aoi gesagt hatte. Noch diesen Abend hatte er ein Doppelzimmer in einem der renommiertesten Hotels von Miyazaki gebucht, was sicher auch auf den VIP-Status, den die zwei genossen, zurückzuführen war. Schließlich war dieses 5-Sterne-Hotel eigentlich nonstop ausgebucht. Man schien sich nur immer für besondere Gäste ein paar Zimmer frei zu halten und genau so eines hatte Aoi nun erwischt. Nach einigen Stunden Autofahrt, umsetzen mit der Fähre und Irrfahrten in Miyazaki selbst, erreichten die Beiden das gewünschte Hotel. Das Pärchen checkte ein und ein Page brachte ihr Gepäck nach oben ins Zimmer. Aoi trabte fröhlich die Treppen hinauf, während Kai, etwas nach hinten abgefallen, in seiner Erinnerung kramte und eigentlich nichts finden konnte, was er mit diesem Hotel verband. Vielleicht kam das auch noch, denn nach Aois Anspielungen musste es etwas Wichtiges gewesen sein, das sich hier abgespielt hatte. Kai ohrfeigte sich innerlich, dass der Groschen auf Teufel komm’ raus nicht fallen wollte und es war ihm regelrecht peinlich, das vor Aoi irgendwann zugeben zu müssen. Sonst hatte Kai ein Gedächtnis wie ein Elefant, aber er konnte sich einfach nicht merken, wo etwas geschehen war. Es ging nicht ums WAS... Er wusste, dass er und Aoi seit genau 720 Tagen zusammen waren. Das waren immerhin fast 2 ganze Jahre und am liebsten wäre ihm, es würde noch mal genauso lang andauern. Wenn sie es denn beide wollten. Kai wollte es. Und zwar sehr. „Schatz, komm!“, Aoi stand am oberen Treppenabsatz und wartete lächelnd auf Kai, der noch etwas träge die Treppen erklomm. Sie schlenderten gemeinsam den Flur entlang und Aoi wand den Schlüssel zur Suite in seiner Hand. Mit einem Grinsen schloss er auf und ließ Kai beim Betreten den Vorrang. Die Suite war riesig, so kam es Kai vor. Nicht, dass er nicht schon so ziemlich jedes größere, und auch kleinere, Hotel in Miyazaki kannte, aber immer wieder verwunderte es ihn. Die Wände waren in pastellfarbenen Tönen gehalten, die Möbel waren weiß, im Schlafbereich stand ein großes Doppelbett, zwei Nachttischchen und paarweise angeordnete Stehlampen. Der Balkon erstreckte sich zum Wellnessbereich des Hotels, der mit Milchglaskuppeln uneinsehbar war. Kai schritt zum Balkon und schob den weißen, schweren Vorhang noch ein Stück zur Seite, um den Ausblick zu genießen. Aoi gesellte sich zu ihm, legte seine Hände um Kais Hüfte und drückte sein Kinn auf dessen Schulter. „Erinnert dich diese Aussicht an etwas?“ Kai schwieg nur etwas beschämt und legte seine Hände auf die seines Freundes. „In diesem Zimmer, vor etwas mehr als zwei Jahren, nur um einige Stunden später...“, flüsterte der Ältere sanft in Kais Ohr und küsste seinen Hals, „nach einem Konzert hier in der Stadt... hab ich dich das erste Mal geküsst. Weißt du’s noch?“ Jetzt, wo Aoi es erwähnte, raste eine Bilderflut durch Kais Kopf und das Zimmer, damals nur etwas anders eingerichtet, kam ihm wieder ins Gedächtnis. Das Konzert. Eine ausverkaufte, riesengroße Halle, mindestens 10.000 Fans, eine Menge Adrenalin, Alkohol. Uruha, wie er stockbesoffen einer Horde Fangirls in die Arme gelaufen war und mit ihnen fast abgestürzt wäre. Rukis gehässiges Lachen. Der Geschmack von Sake. Aoi... mit dem er sich ein Zimmer geteilt hatte. Kai war zu diesem Zeitpunkt schon bis über beide Ohren in Aoi verliebt gewesen, hatte sich aber nie Chancen ausgerechnet, da man den Gitarristen nie länger als ein halbes Jahr mit dem gleichen Partner gesehen hatte - abgesehen von der Tatsache, dass diese Partner alle weiblich und um ein paar Jährchen jünger gewesen waren. Ab und zu hatte Aoi ihn mal angeflirtet, da er im Delirium sowieso ziemlich anhänglich sein konnte... Kai erinnerte sich noch, wie er Aoi hinter sich her in den Aufzug gezerrt hatte. Dass Ruki auch da war. Reita hatte sich noch mal aufgemacht den flüggen Uruha zu suchen. Eigentlich war Aoi an diesem Abend noch ziemlich klar im Kopf gewesen, auch wenn Kai das von sich nicht mehr hätte behaupten können. Ordentlich angeheitert hätte man den Zustand der beiden doch nennen können, ohne dabei zu über- oder untertreiben. Kai hatte sich gerade umgezogen, und hatte die nächtliche Lichterpracht der Stadt vom Balkon aus bewundert, als Aoi zu ihm gekommen war, um ihm eine Decke umzulegen. Kai hatte zwar nicht bemerkt, wie frostig es gewesen sein musste, aber die Geste an sich gefiel ihm. Sie standen einige Minuten schweigend da, bis Aoi Kai einfach am Arm zu sich zog. Er hatte noch irgendetwas gemurmelt, doch Kai verstand damals kein Wort davon, zu sehr war er damit beschäftigt gewesen, auf Aois Lippen zu starren, die sich kurz darauf auf die seinen gepresst hatten. An den Kuss selbst erinnerte sich Kai eigentlich kaum noch. Es waren eher die Momente danach, die ihm so im Gedächtnis hafteten. Aois liebevolle Worte, seine Gesten und Zärtlichkeiten. Und als er einmal kurz auf Toilette verschwunden war, hatte Kai Miyavi angerufen, der schon seit damals seinen besten Freund und engsten Ansprechpartner darstellte. Er wusste noch, dass er vor Freude fast geheult hätte... Er hatte ihn mitten in der Nacht aus dem Bett geklingelt... Miyavi. Kai schüttelte den Kopf und gelangte nun wieder in die Gegenwart. Er stand jetzt hier mit Aoi, seinem Freund, mit dem er bisher durch dick und dünn gegangen war und der für ihn die Welt zu bedeuten schien. Miyavi war nicht hier und das hatte einen Grund. „Ich erinnere mich...“, erwiderte Kai nach schier Ewigkeiten seinem Freund und drückte sich gegen Aois Körper. Lange sagte keiner von beiden auch nur ein Wort, genossen lediglich die Nähe des anderen. So wollte Kai es haben. Sich mit Aoi verbunden fühlen, wissen, was er dachte, ohne dass er es Kai sagen musste. Ihre Beziehung hatte noch eine Chance und Kai würde sie nicht ziehen lassen. Das hier war vielleicht die letzte Möglichkeit, sich vor der langen Tour noch einmal richtig auszusprechen und die Zweisamkeit auszunutzen. Es waren nur ein paar Tage, aber besser als nichts. Es war selbstverständlich, dass die Beiden auf Tour die Zimmer teilten, aber selbst da hatten man nicht immer Zeit füreinander. Kai war mit der Zeit ruhiger geworden, was das Feiern anging... im Gegensatz zu seinem Freund, der gut und gerne mit Uruha loszog, um sich die Nächte, in denen sich andere erholten, um die Ohren zu schlagen. Damals war es immer wieder vorgekommen, dass Aoi Mädchen abgeschleppt hatte, aber Kai vertraute ihm in dieser Hinsicht mehr als sich selbst. Da bohrte erneut das schlechte Gewissen... Aber er wollte daran nicht mehr denken! Er hatte den Schlussstrich gezogen. Unter die Sache Miyavi. Wie es weitergehen sollte, wusste er nicht, aber er würde sicher eine Lösung finden. Er wollte ihn als Freund auf keinen Fall verlieren müssen. Kai drehte sich zu Aoi um und legte seine Arme um dessen Hals, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste seinen Freund liebevoll auf die Lippen. Es rührte Kai, dass sich Aoi Gedanken darum gemacht hatte, mit was er ihm eine Freude machen konnte, denn hiermit hatte er es definitiv geschafft. Aoi saugte zärtlich an Kais Oberlippe, bevor er mit seiner Zunge in dessen Mund eindrang. Es entlockte Kai ein wohliges Seufzen und er überließ Aoi, wie fast immer, die Führung. Mehr als von ihm geküsst zu werden und zu fühlen, wie sehr sie einander brauchten, wollte Kai gar nicht. Noch nicht... Unwillig brummelnd ließ Kai es geschehen, dass Aoi den Kuss beendete. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich dich liebe und wie leid es mir tut, dass du dich von mir vernachlässigt gefühlt hast... ab heute wird alles anders. Das versprech’ ich dir.“ Kai lächelte etwas verklärt und fuhr mit seiner Hand durch Aois weiches Haar. Schnurrend lehnte dieser seinen Kopf der Liebkosung entgegen und küsste Kais Handfläche, als dieser etwas weiter nach unten gefahren war, um Aois Wange zu streicheln. Aoi war so ein toller Mensch. Er schien es nur in letzter Zeit gut versteckt zu haben. „Ich liebe dich auch, Aoi...“ Kai wurde in eine innige Umarmung gezogen, spürte Aois starke Arme, die sich um seine Schultern geschlossen hatten und der Atem seines Freundes, der über seinen Hals strich, ließ ihn schaudern. „Lass uns unsere Sachen auspacken und dann können wir uns ein bisschen amüsieren, was hältst du davon?“, schlug Aoi schließlich vor, ohne die Umarmung zu lösen. „Amüsieren?“ „Ja! Bei dem Angebot an Wellness... die heißen Quellen... die Badelandschaft. Außerdem ist in der Stadt gerade Sommerfest. Ich würde dich gern mal im Yukata sehen.“ Kai lachte. „Heiße Quellen klingt sehr gut...“ „Yukata nicht?“, fragte Aoi mit hervorgeschobener Unterlippe. „Das hana-bi ist morgen auch noch, außerdem ist dann das Feuerwerk...“, erwiderte Kai leise. „Du hast Recht...“ * Kai fühlte sich wie ein neuer Mensch, als er zusammen mit Aoi zurück auf dem Zimmer war. Man durfte das Baden in den heißen Quellen niemals übertreiben, da diese außerhalb waren, und es des Abends doch noch recht frisch sein konnte; der heftige Umschwung von heißem Wasser an die kalte Luft hatte schon so manchen unerfahrenen Touristen kollabieren lassen. Aber wenn man, wie Kai selbst, ein Fan von heißen Quellen war, hatte man schnell das richtige Maß gefunden. Es fühlte sich fast an, als schwebe er auf Wolken, als er sich im Badezimmer schnell durchs Gesicht wusch und dann seiner Klamotten entledigte. Aoi hatte nach der Planscherei im Becken eiskalt geduscht und wuselte um ihn herum, um sich die Zähne zu putzen. Auch wenn sie jeden Tag miteinander verbrachten, hatte sich Kai schon seit langer Zeit nicht mehr so wohl in der Gegenwart seines Freundes gefühlt. Er blühte in den Empfindungen für Aoi richtig auf und genoss jede Sekunde, die er mit ihm teilen durfte. Nicht nur Aoi schien wieder offener und herzlicher, auch Kai wandelte sich ein bisschen. Er konnte Zärtlichkeiten wesentlich besser zulassen wie noch vor ein, zwei Wochen. Er hatte sich immer so verpflichtet gefühlt, das zu tun, was Aoi - wenn auch unbewusst - von ihm verlangte, dass er sich selbst total zurückgestellt hatte. Kai gähnte hinter vorgehaltener Hand, als er das Bad verließ und sich, nur in seinem dünnen Schlafshirt und seinen Shorts bekleidet, ins Bett kuschelte. Da er selbst nie die Vorhänge zuzog, und Aoi es egal war, konnte er durch das Fenster über den Gebäuden Miyazakis vereinzelte, kleine Feuerwerke erkennen. Das richtig große Feuerwerk würde morgen stattfinden und Kai freute sich sehr darauf. Schon als Kind hatte er diese hana-bi Feste geliebt und nichts hatte bisher seiner Faszination für diese Kunst Abbruch getan. Mit kleinen Augen blinzelte Kai zum Flur herüber, in dem kurz das Licht anging. Aoi betrat daraufhin das Schlafzimmer und löschte das Licht wieder. Neben Kai senkte sich die Matratze herunter und ein Arm legte sich um Kais Hüfte, da er sich bereits auf die Seite gedreht hatte. Wohlig seufzend drehte sich Kai nun zu Aoi um und legte seine Hand auf dessen nackte Hüfte. „Sag mal, hast du gar nichts an?“, murmelte Kai leise. „Doch... schon.“ Aoi führte Kais Hand seine Hüfte weiter herunter und nun bekam er auch den dünnen Bund von Aois Pants zu fassen. „Ich kann mich doch nicht nackt neben meinen eigenen Freund legen. Das wäre eine Schande!“, witzelte Aoi liebevoll. „Dummschwätzer.“ Es schauderte Kai, als Aoi näher zu ihm heranrutschte und ihm sanfte Küsse auf die Lippen drückte. Er liebte Aois Küsse... jetzt in diesem Moment hätte die Apokalypse eintreten können, sich der Boden neben ihnen auftun... es wäre ihm so egal gewesen. Kurz ließ Aoi seine Zunge hervorschnellen, um über Kais leicht zitternde Unterlippe zu lecken. Kai seufzte auf und stieß mit seinem Knie zwischen Aois Oberschenkel, drückte sein Bein schließlich dazwischen und umfasste Aois Gesicht mit seinen Händen. Aoi ließ ein verhohlenes Stöhnen vernehmen, bevor er an Kais Lippen saugte, seine Zärtlichkeiten intensivierte. Behutsam ließ er seine Zunge in Kais Mund gleiten, suchte nach der seines Freundes. Vorsichtig umspielte er Kais Zunge mit seiner, saugte leicht an ihr und zog sich wieder aus Kais Mundhöhle zurück. Kai flehte regelrecht nach mehr, drückte sich näher an seinen Geliebten heran und knurrte in die inniger werdenden Küsse. Frech schob sich Aois Hand unter Kais Shirt und streichelte die darunter liegende, warme und weiche Haut auf und ab, ertastete vorsichtig Kais Hüftknochen. Kai stöhnte leise, gab Aoi somit die Legitimation weiter zu machen. Insgeheim hatte sich Kai gewünscht, dass sie sich diese Nacht wieder näher kommen würden, auch wenn sie nicht miteinander schliefen. Schließlich war selbst in dieser Hinsicht Routine eingekehrt... es sollte sich besonders anfühlen. Einzigartig. Aois Hand war mittlerweile unter den Bund von Kais Shorts geglitten, strich dort über Kais empfindliche Haut, sodass dieser aufstöhnte - diesmal etwas lauter. Kai löste den Kuss laut atmend. „Hör nicht auf... bitte“, hauchte er an Aois Ohr, der sich nun halb auf ihn legte und ihm die Shorts bis in die Kniekehlen herunterschob. „Kai-chan ist ja jetzt wach“, schnurrte Aoi genüsslich, warf die Decke beiseite, um Kais Shorts endgültig aus seinem Handlungsraum zu befördern. „Und er will bestimmt, dass ich ihm ein bisschen Aufmerksamkeit schenke...“ Kai lachte heiser auf, wurde aber mit sanften Methoden zum Schweigen gebracht. Aoi küsste ihn fordernd und ließ gleichzeitig seine Hand über Kais Shirt weiter herunter fahren. Ein Zucken ging durch Kais Körper, während sich Aois Hand um seine Erektion schloss. Grinsend löste Aoi ihren Kuss, betrachtete Kai im schwachen Licht, das von draußen ins Zimmer fiel. Er war wunderschön... Etwas flehend schaute Kai seinen Freund an und fuhr mit seinen zitternden Finger über Aois Hüfte. Ihm selbst ging es auch nicht anders als Kai, der deutlich erregt unter ihm lag. „Aoi... du...“, begann Kai den Satz, welcher allerdings in einem unterdrückten Stöhnen unterging. Sanft begann Aoi Kais Erektion zu streicheln, über den gesamten Schaft zu fahren und ab und zu einen kleinen Umweg über dessen Oberschenkel zu wagen. Immer wieder hob Kai sein Becken ruckartig an, nur um es kurz darauf wieder sinken zu lassen - oder eher, bis Aoi ihn mit sanfter Gewalt wieder ins Laken drückte. Er hinterließ einige Knutschflecken an Kais Hals, küsste über dessen Brustkorb und labte sich am Stöhnen seines Freundes. Auch Kai wollte Aoi schöne Gefühle bereiten und glitt mit seiner Hand unter Aois enge Pants. „Du musst nicht“, flüsterte ihm Aoi ins Ohr, bevor er und Kai in einem leidenschaftlichen Kuss versanken. Aois Bewegungen wurden immer schneller, seine Finger schlossen sich fester um Kais Glied, die Reibung wurde fast unerträglich für ihn. Trotz Aois Aussage verschwand nun auch Kais Hand unter dem schwarzen Stoff von Aois Unterwäsche. Ich will es aber... Aoi biss sich auf die Lippe, als er Kais Hand spürte, die ihn etwas grob massierte. Die beiden passten sich automatisch einander an, ihr Rhythmus wurde schneller, bis schließlich Aoi mit einem unterdrückten Stöhnen kam. Er sackte kurz zusammen, riss sich aber für Kai zusammen, der sich unter ihm wand. „Aoi... Aoi...“, stöhnte er laut und ungehemmt, bevor er sein Becken Aois Hand mit aller Kraft entgegenpresste und sich schließlich stoßweise über die verwöhnende Hand ergoss. Erschöpft sackte Aoi auf seinem Freund zusammen, der schwer atmend unter ihm lag und noch die Nachbeben seines Orgasmus’ genoss. Ein letztes Mal strich Aoi mit seinen Fingern über Kais Penis, bevor er seine Hand entzog und sich an Kai schmiegte. „Phuu...“, schnaufte Kai leise nach einiger Zeit und entfernte seine Hand aus Aois versauter Unterhose. „Kann Kai-chan jetzt wieder gut schlafen?“, fragte Aoi grinsend. „Ich denke schon...“ „Mal sehen für wie lange...“ Aoi erntete einen halbherzigen Schlag gegen den Arm. „Was denn? Das hier ist schließlich unser Versöhnungstrip...“ Ein versöhnlicher Kuss auf Kais Halsbeuge. „Ich geh mich jetzt mal waschen und umziehen...“, mit diesen Worten stand Aoi auf und wankte ins Badezimmer. Kai folgte ihm nach einem kurzen Moment des Augenrollens. Man merkte eben doch, dass für Aoi in einer Beziehung Sex das Wichtigste war, wohingegen Kais Prinzipien eher die Wertschätzung des Anderen höher stellten. Nicht, dass Kai keinen Spaß an Sex mit Aoi hatte... oder an viel und intensivem Sex... Kurze Zeit später lagen die Beiden wieder im Bett, eng aneinandergekuschelt. Aoi küsste seinen Freund gedankenverloren am Hals, Kai gab ein wohliges Knurren von sich. Es war lange her, dass Aoi sich einfach so zum Kuscheln hatte hinreißen lassen... „Schlaf gut, Baby“, hauchte Aoi an Kais Ohr und Kai lächelte verträumt. „Du auch...“ * Am folgenden Tag, als die Beiden es gegen frühen Nachmittag endlich geschafft hatten, aus dem Bett zu kriechen und sich für das abendliche Feuerwerk des hana-bi Festes vorzubereiten, war Kai ein Gedanke gekommen, den er vielleicht besser sofort wieder verworfen hätte. Aoi und er hatten mit ihrer Beziehung noch einmal neu angefangen, sie hatten sich ausgesprochen und es schien alles wieder super zu laufen. Nach 2 Jahren konnte man zwar keine Beziehung wieder auf „Null“ stellen, dafür war viel passiert die letzte Zeit, aber sie versuchten es. Und da war der Gedanke, bei dem Kai ansetzte. Er hatte mit Miyavi wegen des Vorfalles vor 2 Tagen noch nicht geredet. Wie auch? Er war bei seiner Schwester am anderen Ende Japans und Kai war mit seinem Liebsten zu einer Art Honeymoon in die Stadt gefahren, wo ihre Liebe angefangen hatte sich zu entfalten. Eigentlich hätte Kai gar nicht erst an Miyavi denken dürfen. Sie hätten später noch immer Zeit das zu regeln. Oder sie würden es ausschweigen. Das war aber ein Weg, der nur mäßig klappte, wie man bei ihm und Aoi sah. Und mit seinem besten Freund, der längst mehr als das zu sein schien, würde er sich sicher nicht in ein Luxushotel absetzen, um zu reden. Aois Sorgen waren schließlich berechtigt. Aber Kai wollte es nicht mehr so. Die klaren Fronten mussten jetzt her. Er konnte nicht länger damit warten, er wollte mit Miyavi reden. Seine Freundschaft bedeutete ihm nach seiner Beziehung zu Aoi immer noch das meiste. Es wäre ein Desaster, sich auszumalen, dass sie irgendwann komplett getrennte Wege gingen. Kai würde alles daran setzen, diese Freundschaft zu retten. Er wusste, dass das schwer war, gerade weil er erst Öl ins Feuer gegossen hatte. Aber jetzt herrschte Klarheit mit Aoi, nun musste das auch bei Miyavi der Fall sein. Kai hasste Ungewissheit. Selbst wenn er mit Miyavi nur ein Treffen zum Reden ausmachte, das war egal. Dann rückte eine Aussprache in greifbare Nähe und das beruhigte ihn schon. Natürlich spielte Kai alle möglichen Szenarien im Kopf durch. Dass Miyavi sofort bereit war, zu reden, ihn hinhielt oder sauer auf ihn war. Sicher war er sauer. In der Situation in der sich Miyavi befand, wäre Kai auch sauer auf sich selbst. Er würde sich selbst wahrscheinlich nie wieder sehen wollen... Aber es gab Hoffnung. Schließlich hatte Miyavi ihm seine Liebe gestanden... Bisher hatte Kai darüber noch gar nicht richtig nachgedacht, was das hieß. Liebe. Miyavi liebte ihn. Von Kai aus war es vielleicht der Ersatz, oder Trost, oder sonst etwas gewesen, was ihn in die Arme seines besten Freundes getrieben hatte... Aber das war doch keine Liebe... er war mit Aoi zusammen. Und jetzt war alles wieder gut. Sie würden wieder glücklich werden. Die beiden hatten sich noch ein wenig in den Armen gelegen und gedöst, bevor sich Aoi ächzend aufrichtete, seinem Freund einen Kuss auf die Lippen drückte und sich brummelnd aus von der Bettkante aufschwang. „Ich geh schnell duschen! Wenn wir fertig sind, müssten wir mal in der Stadt nach ’n paar Yukatas gucken, oder?“, sagte Aoi beiläufig, während er auf dem Weg ins Bad seine Shorts von sich warf. „Ja, sicher...“, erwiderte Kai nur und drehte sich noch einmal auf die Seite. „Magst du mit unter die Dusche kommen?“ „Du kannst es nicht lassen, oder?!“ „Nein!“, schalmeite Aoi und schmiss die Badezimmertür hinter sich zu. Kai hievte sich nun auch aus dem Bett und zog sich schnell frische Shorts an, dann stolperte er gähnend auf dem Balkon und steckte sich eine Zigarette an. Mit seiner Hand umklammerte er sein Mobiltelefon. Er atmete noch einmal tief durch, dann klappte er sein Handy auf und drückte die Kurzwahltaste, der Miyavis Handynummer zugeordnet war... ~ Da Reproduktion unkreativ und nervig ist, wird auf das Telefonat von Miyavi und Kai nicht mehr eingegangen. [siehe Kapitel 5] ^______^ ~ Kais Schockierung und auch sein Kummer über Miyavis ruppige, konsequente Zurückweisung hielten noch bis zum späten Abend. Jetzt hatte er sich mit Sake wieder glückselig getrunken und saß mit Aoi etwas abseits vom Getümmel auf einer Bank, entfernt von den Verkaufsständen. Auch sein Freund war ganz heiter gelaunt und schmiegte seinen Kopf an Kais Schulter, der nur etwas abwesend in den schwarzen Nachthimmel starrte. In 10 Minuten begann das Feuerwerk und es würde sicherlich noch mal so lange dauern, wenn nicht noch länger. Dabei war ihm mit dem luftigen Yukata doch etwas kühl. Auch Aoi schien etwas zu frieren. Es war aber nun mal seine Idee gewesen, Sommerkimonos zu tragen, trotz der Wetterprognose, dass es heute Abend sicher nicht warm genug für diese war. „Du siehst so ... neckisch damit aus!“, hatte Aoi zu ihm gesagt, als Kai in seinen weiß-goldenen, mit einem Drachen bestickten Yukata geschlüpft war. Mit neckisch meinte Aoi wohl, dass er nicht wusste, ob er es süß oder aufreizend finden sollte. Kai teilte seine leicht zum Fetisch tendierende Vorliebe zwar nicht, aber für Aoi tat er das doch mal gerne. Zumal auch dieser in seinem dunkelroten Yukata nennenswert attraktiv aussah... „Kai... hoffentlich ist das Feuerwerk bald rum...“, murmelte Aoi schließlich an Kais Ohr. „Warum?“ „Weil ich sehen will, ob du unterm Yukata was anhast...“ Ein Kichern. „Natürlich!“ „Wenn wir zurück im Hotel sind, nicht mehr lange“, es schauderte Kai heftig und er schüttelte sich, als eine Hand unter die Stofffalte auf seinem Schritt strich. Kai musste jetzt selbst Kichern, obwohl ihm fast das Herz in die Hose gerutscht wäre, da sie sich hier in der Öffentlichkeit befanden. Es würde in diesem dunklen Eckchen vielleicht keiner Notiz von ihnen nehmen, aber die Möglichkeit bestand eben und so besonders offenherzig waren die Japaner dann doch nicht. „Soll ich dir noch was zu trinken holen?“, fragte Aoi nach ein paar Augenblicken. „Ja, das wäre lieb...“, erwiderte Kai lächelnd. Aoi hob die leeren Becher, die vor ihnen standen auf und schwankte dann summend Richtung Gastronomiestände dahin. Es sah ziemlich lustig aus, wie Aoi versuchte, in den Geta richtig zu laufen, besonders, da es ab einem gewissen Promillespiegel nahezu unmöglich war. Diesen Punkt hatte er aber noch nicht erreicht... es dauerte allerdings wegen des Ansturms eine Weile, bis Aoi zurückkam. „Sake mit Strohhalm?“, fragte Kai mit hochgezogener Augenbraue, als er sein Getränk entgegennahm. „Warum denn nich’?“, grinste Aoi. So war Aoi. Ein bisschen unkonventionell. Einträchtig saßen die Beiden auf der Bank, während einige Pärchen, von sehr jung bis sehr alt, an ihnen vorbei spazierten und auf das Feuerwerk warteten. Kai dankte Gott innerlich, dass sie niemand erkannte oder ansprach. Wie Reita es mal so schön ausgedrückt hatte: „Ungeschminkt erkennt uns keine Sau!“ Daraufhin hatte Uruha mit „Dich ohne deine Tapete eh nich!“ dagegen gefeuert und somit kollektive Zwerchfellschmerzen bei seinen Bandkollegen provoziert. So war es tatsächlich. Der Unterschied zwischen Band und Alltag war so erheblich, dass keiner von ihnen oft erkannt wurde. Am wenigsten Reita und Ruki. Uruha erkannte man wohl an seinem doch recht prägnanten Grinsen... und dass er ungeschminkt glatt 5-6 Jahre älter aussah. Ab übernächster Woche hieß es dann wieder „Entwisch den Fangirls“. Das war nicht mal einfach, denn irgendwann verloren sogar japanische Schulmädchen ihre Hemmungen, zogen an Haaren und Kleidung und luden sich schon mal selbst ins Hotelzimmer ein... Wenn Kai daran dachte, hatte er noch weniger Lust auf Touren... An sich machte es ihm schon Spaß, mal abgesehen davon, wie viel Geld sie dabei verdienten.... „Woran denkst du?“, fragte Aoi. Kai blickte zur Seite und lächelte nur etwas bekümmert. „An die Tour und so...“ „Und warum guckst du dann so? Freust du dich nicht?“ „Nicht so wirklich...“ Miyavi und er waren nun geschiedene Leute, wie es aussah. Und das war es, was Kai schlagartig so traurig werden ließ. Kein Rumalbern. Kein Saufgelage auf Miyavis Zimmer. Kein Zureden vor den Auftritten. Keine peinlichen Filmaufnahmen... „Liebling, das wird schon... ich weiß, dass es stressig wird, aber das geht auch vorbei!“ Kai schwieg nur und sah in seinen leeren Sakebecher. „Guck, es fängt an!“ Aoi deutete in den Nachthimmel, kleine grelle Lichtkugeln schossen in die Höhe und explodierten. Sie malten regelrecht in Bilder in den Himmel und verblassten so schnell wie sie erschienen waren. Ein Arm legte sich um Kais Schultern und er sah seinen Freund etwas betrübt an, dessen Gesicht er jetzt wegen dem erleuchteten Himmel gut sehen konnte. Aoi lächelte zuversichtlich. Die Feuerwerke schillerten in allen erdenklichen Farben und Formen... Kai verlor sich in dem Anblick und begann zu träumen. * Müde und die Stufe von beschwipst schon seit 4 Bechern Sake überschritten, fiel Kai aufs Bett. Er war schon lange nicht mehr so betrunken gewesen wie jetzt. Eigentlich schon seit der letzten Tour nicht mehr, die sie vor gut 4 Monaten bestritten hatten. Jedes Mal wieder spürte er, dass er älter wurde und somit wohl immer weniger vertrug. Mit 20 hätte er bestimmt noch das Doppelte wegpumpen können, ohne dabei auch nur den Hauch von Schwindel zu bemerken. Aber jetzt war ihm herrlich warm, in seinem Kopf drehte sich alles. Gedanken, Gefühle, Fantasien (egal welcher Natur). Sein Körper gehorchte ihm schon seit Stunden nicht mehr so richtig, sodass ihn Aoi - der ja noch sehr geübt im Trinken war - aufs Zimmer hatte schleppen müssen. Bei dem Gedanken, wie das wohl ausgesehen haben musste, kicherte Kai auf und wälzte sich einmal über das Bett auf die andere Betthälfte. Aoi war... irgendwo. Auf jeden Fall nicht bei ihm, jetzt im Moment. Auch wenn Kais derzeitige Verfassung darauf hindeutete, dass er diesen Umstand herbeigewünscht hätte. Kai war selbst zu besoffen, um sich den Yukata auszuziehen. Aber das war ihm eigentlich recht egal. Schließlich konnte man in den Dingern auch zur Not schlafen... Wenn er ihn denn anbehielt. Aoi fehlte noch. „Aoiiiiiiiii!“, jammerte Kai und drehte sich auf den Rücken. Kai vernahm die Stimme seines Freundes aus dem Badezimmer. „Ich komm ja gleich!“ Aois Tonfall ließ Kai keine Sekunde an dieser Aussage zweifeln. Zwischen Aois Antwort und dem Zeitpunkt, als er zu Kai ins Bett krabbelte, lagen nach Kais eigenem Zeitempfinden Stunden. Er wusste selbst, dass das kaum sein konnte... Aber er empfand es so. Erst bemerkte er es auch gar nicht. Unbewusst schien er die Decke halb über seine Beine gezogen zu haben, obwohl er gar nicht fror. Eher das Gegenteil war der Fall. Eigentlich bemerkte er Aois Anwesenheit erst dann, als dieser vom Bettende unter die Decke gekrabbelt war und begann, seine Oberschenkel zu küssen. „Ey... Was machst du daaah?“, hörte Kai sich fragen. Er schimpfte sich selbst einen Dummkopf. Es war ziemlich offensichtlich. Aoi warf die Decke beiseite und sah Kai verstohlen von unten herauf an. Kais Kopf fühlte sich so schwer an, dass er es kaum schaffte, ihn anzuheben und leicht verklärt zurückzuschauen. „Ich zeig dir, wie gern ich dich hab“, erwiderte Aoi daraufhin nur und schob den Stoff von Kais Yukata zur Seite. Kai winkelte die Beine an, seine Hand griff in Aois Haare, als dieser zu ihm hochgerutscht kam, zwischen Kais Beinen liegend, und ihn küsste. Gierig sog Kai an Aois Lippen und das, was er fühlte, wurde langsam sichtbar. Aoi grinste in den Kuss. „Hmm... du bist ungeduldig heute...“ Vorwitzig schob sich Aois Hand in Kais Shorts, der sich daraufhin heftig auf die Lippe biss und den Kopf ins Kissen drückte. „Du lässt mir ja keine andere Wahl!“, murmelte Kai leise. Eigentlich sollte es schmollend klingen... es misslang kläglich. „Da könntest du Recht haben“, erwiderte Aoi flüsternd. Grinsend tauchte Aoi wieder ab, ließ seine Lippen über Kais Hals wandern, saugte an dessen Schlüsselbein. Kai schlang seine Arme um Aois Hals und drückte sich - von einem leisen Stöhnen untermalt - an seinen Freund. Die Hand unter dem dünnen Stoff seiner Unterwäsche machte ihn schier wahnsinnig... Immer wieder flüsterte er leise Aois Namen, der sich an seine Brust schmiegte und nun damit begann, an Kais Brustwarzen zu saugen. Durch Kais Unterleib zuckte ein heftiges Kribbeln, weil Aois Hand an Geschwindigkeit und Druck zunahm und er musste sich arg zusammenreißen. Nicht, dass es ihm recht gewesen wäre, aber er wusste, dass ihm dann sicherlich etwas viel besseres vorenthalten würde. Kai seufzte fast erlösend, als Aoi seine Hand aus seinen Shorts zog und sich stattdessen daran machte, Kais Yukata abzustreifen. Kai setzte sich zitternd auf und zog sich den Yukata halb von den Schultern. Aoi grinste bei diesem Anblick zufrieden. „Genau von diesem Anblick fantasiere ich seit gestern Abend“, sagte er mit belegter Stimme, legte seine Hände auf Kais Wangen und zog ihn für einen langen Kuss zu sich. Kai krabbelte mit wackeligen Bewegungen auf den Schoß seines Liebsten und presste sich so nah an ihn, dass er dachte es würde nicht mal mehr ein Blatt Papier zwischen sie beide passen. Eigentlich fantasierte auch Kai zeitweilen davon, wie Aoi wohl aussah, wenn ihm der Yukata nur mehr schlecht als recht auf den Schultern hing und flehend vor ihm saß. Nicht, dass das jemals eintreten würde... Aoi stöhnte leise in den Kuss und ließ nun seine Hände unter Kais Yukata wandern, streichelte über dessen Brust, den flachen Bauch, legte sie schließlich auf Kais Hüften. Mit einer Art Genugtuung spürte Kai Aois steifen Penis an seinem Oberschenkel und provozierte das Ganze noch etwas, indem er sich leicht auf Aois Becken bewegte. Vor... zurück. Sein Freund unterbrach ihren Kuss und schnappte nach Luft. „Biest“, zischte Aoi. „Ich?“ Er bekam für diese Frage nur ein Schnauben zu hören, wurde im nächsten Moment zurück ins Laken gedrückt. Wenig später zog ihm Aoi die Shorts von den Beinen und befreite sich selbst von seinem roten Yukata, der wallend zu Boden fiel. Voller, fast ehrfürchtiger, Bewunderung betrachtete Kai den Körper von Aoi. Den er schon so oft nackt gesehen hatte... und an dem er sich trotzdem nicht satt sehen konnte. Dieser wohlgeformte und begehrenswerte Körper schmiegte sich nun an seinen eigenen. Die Nacktheit an sich ließ Kai schon leise, aber kehlig aufstöhnen. Er strich über Aois leicht sehnige, starke Arme und krallte seine Fingernägel ins warme Fleisch, als Aoi seine Beine auseinander drückte und sich mit direkt zwei Fingern in ihn schob. Der Körper unter ihm bäumte sich ihm entgegen und ließ sich wieder verkrampft sinken. Versöhnlich küsste Aoi Kai auf die Lippen, schob seine Zunge zwischen sie und verwickelte ihn in einen langen Kuss. Es dauerte nicht lange, bis Kai sich wieder entspannte und ein flehender Ausdruck in seinen Augen lag. „Aoi... mach bitte!“, raunte er schließlich und legte eine Hand auf Aois Hintern, um seiner Bitte mehr Ausdruck zu verleihen. Aois Lippen formten sich zu einem Grinsen. Er kam Kais Bitte nur zu gerne nach, zog seine Finger zurück und brachte sich in Position. Kai beobachtete Aois Gesicht dabei genau, und stellte zufrieden fest, dass auch Aoi betrunken war. Dieses Glasige in seinen Augen... Schließlich schob sich eine Hand unter Kais Rücken und Aoi drang langsam in ihn ein. Es war ein dumpfer Schmerz, der durch Kais Körper fuhr und sich schnell wieder legte. Er spürte Zentimeter für Zentimeter. Mehr von Aoi... Erst bewegte sich Aoi kaum, aber so unbeherrscht, wie Kai ihn eigentlich kannte, dauerte es nicht mehr lange, bis er seinen Rhythmus rapide steigerte und fester zustieß. Kai genoss das Gefühl sehr, auch wenn sie es sonst langsamer angingen. Vor Aoi hatte es nicht mehr als zwei Männer in Kais Leben gegeben und da war er immer der aktive Part gewesen. Doch Aois generell eher dominantes Wesen hatte den Spieß von Anfang an umgedreht. Kais Gedankengänge wirbelten ganz schön durcheinander, da Aoi jetzt seine Hand um seine Erektion legte. Bald war nicht nur Aois Stöhnen zu hören, sondern auch das von Kai. Aois Position veränderte sich ein wenig und er stieß an Kais Lustpunkt, der daraufhin - von jeglicher Zurückhaltung befreit - aufschrie und seine Hände auf Aois Hintern presste, um ihn tiefer in sich zu drücken. Aois Keuchen hallte in Kais Ohren und ihm wurde noch schwindeliger, als ihm sowieso war. Kais Körper wurde von Aois Stößen erschüttert, die immer heftiger wurden und auch Aois Hand tat ihr Übriges, um Kai endgültig dem Orgasmus entgegen zu treiben. Für einen Moment hielt Kai den Atem an, sein Körper verkrampfte und er ergoss sich über ihre Bäuche. Aoi küsste ihn flüchtig, bewegte sich selbst noch einige Male mit genießerischem Tempo, bevor er mit einem atemlosen Stöhnen in seinem Freund kam. Erschöpft sank er auf Kais Brust und verharrte für einige Augenblicke bewegungslos. Nur sein lauter, harter Atem gegen Kais Haut verriet, dass er nicht eingeschlafen war. „Kai?“ „Hm?“ „Tu mir ’nen Gefallen und zieh das Ding öfters an...“ Kai lachte rau. „Bei Gelegenheit...“ Es dauerte nicht lange, bis Aoi dicht an Kai geschmiegt eingeschlafen war. Kai fühlte sich fast so wie in der ersten Zeit ihrer Beziehung, wo er in Aois Gegenwart nicht ein Auge zubekommen hatte und nächtelang nur neben ihm lag, um ihn ansehen zu können. Von draußen fiel Licht ins Zimmer. Kai liebte Aois geschwungene Lippen und jetzt im Schlaf, mit diesem seligen, entspannten Gesichtsausdruck sah es so aus, als würde er lächeln. Kai strich Aoi eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Jetzt, da er wieder einigermaßen nüchtern war, kam ihm auch der Grund seines übermäßigen Sakekonsums wieder in den Sinn. Miyavi. Der ihn jetzt nicht mehr sehen wollte. Doch Kai, es ist kaputt. Er hatte es kaputt gemacht. Miyavi trug keinerlei Schuld daran... Die Freundschaft zu Miyavi war immer eine Art Auffangnetz für ihn gewesen, er wusste, dass sein bester Freund immer für ihn da gewesen wäre und mit ihm viel durchstand. Und jetzt war ihre Freundschaft ein einziger Scherbenhaufen. Wegen ein bisschen Gefühlschaos... Kai konnte sich selbst schwer vormachen für Miyavi nichts zu empfinden. Irgendetwas war da. Vielleicht... war es auch besser so. Kaputt. Kai rollten einige Tränen über die Wangen, als er an die Worte dachte, die Miyavi ihm an den Kopf geworfen hatte. Aber er hatte doch Recht. Er hatte mit Miyavis Gefühlen gespielt - mutwillig. Das stumme Weinen wurde zu einem haltlosen Schluchzen, sodass Aoi davon aufwachte. * * * tbc. Kapitel 7: ----------- Es geht endlich weiter *freu* Sorry nochmal, dass es wieder länger gedauert hat. Ich hoffe ihr lest trotzdem noch unsre kleine Geschichte weiter!! Danke an alle, die einen Kommi hinterlassen haben Achja, beim letzten Kapitel hab ich vergessen es als 'Adult' auszuzeichnen und nachträglich in der Bearbeitung ging es irgendwie nicht mehr Oo Komisch. Naja, ich hoffe es hat sich niemand dran stören lassen oder so. Kapitel 7 „Natürlich werde ich der Headliner sein und Kai-sans Band kann das Konzert eröffnen!“ Entschlossen verschränkte Miyavi seine Arme vor der Brust und lehnte sich zurück. Er wusste gar nicht, wieso diese Besprechung eigentlich stattfand, wenn doch eigentlich klar war, wem es gebührte, zuletzt zu spielen. Die Verkaufszahlen sprachen nunmal für ihn und überhaupt hatte er viel mehr Charisma, wie auch Bühnenpräsenz als Gazette, weswegen es natürlich er war, der den Abend mit seinem Auftritt beenden würde. Das Beste kam ja bekanntlich zum Schluss! Trotzdem musste er sich den Nachmittag, eingepfercht im kleinsten Konferenzraum der PSC Company, wo gerade mal 10 Leute drin Platz fanden, um die Ohren schlagen, um Details des Ablaufes der Tour zu regeln, die nächste Woche beginnen würde. Anwesend waren sein Manager, sowie der von Gazette, irgendein Mensch vom Label, der Tourmanager, der Promoter und natürlich auch Kai. Bisher hatte auch alles gut funktioniert und man hatte sich leicht einigen können. Doch nun... Es war schon seltsam dem Menschen, den er am meisten liebte, aber momentan auch am meisten hasste, direkt gegenüber zu sitzen. Miyavi wusste nicht wirklich, wie er sich verhalten sollte und deswegen verschanzte er sich mehr oder weniger hinter den dunklen Gläsern seiner Sonnenbrille und vermied das direkte Gespräch mit Kai. Ignoranz schien ihm in seiner momentanen Situation noch die beste Lösung zu sein, obwohl er es hin und wieder auch nicht lassen konnte, Kai mit seinen Kommentaren indirekt anzugreifen. So wie gerade, als es um die Frage ging, in welcher Reihenfolge die Künstler auf die Bühne gingen. Natürlich wollten weder Kai, noch Miyavi nachgeben und freiwillig die Konzerte eröffnen. Eine Lösung musste her, doch die war nur schwer zu finden, wo beide sich Musiker doch äußerst unkooperativ verhielten und auch auf Kompromisse nicht eingehen wollten. Schon gar nicht Miyavi. War die Besprechung bisher eher ruhig und zivilisiert zugegangen, nahm sie jetzt einen eher kritischen Charakter an. „Gazette ist aber eine Band, die aus 5 Mitgliedern besteht. Allein deswegen ziehen wir doch schon mehr Fans an. Da ist für jeden was dabei und außerdem stimmt es gar nicht, dass wir weniger Fans haben oder schlechter verkaufen!“, warf Kai ein und rückte seine Brille zurecht, die Miyavi an ihm unglaublich niedlich fand, aber versuchte zu ignorieren. Kai hatte nicht niedlich zu sein! Konnte der nicht seine Kontaktlinsen tragen?! Oder am besten auch eine Sonnenbrille? „Ihr spielt aber einfach nur eure Songs runter. Das ist langweilig. Ich habe eine richtige Show und biete den Leuten was. Wie kommt das denn rüber, wenn ich so vorlege und dann kommt ihr mit eurem doch eher 'schlichtem' Programm?“ „Das... das kann man so aber nicht sagen!“, begann Kai, verstummte aber sofort wieder und kaute unsicher auf seiner Unterlippe herum, während Miyavi innerlich jubelte. Er kannte Kai gut genug, um zu wissen, dass sich der Drummer gerade in die Enge getrieben fühlte und nicht wusste, was er Miyavi entgegen bringen konnte. Aber klar, Miyavis Argument war nun mal bombenfest! Umso schockierte reagierte er, als der Tourmanager plötzlich für Kai Partei ergriff. „Kai-san hat Recht! Nur weil deine Show ausgefallener ist, heißt das nicht, dass die Fans das auch automatisch toller finden. Nun, vielleicht sollten wir eine Abstimmung im Internet machen oder ähnliches? Oder wir beginnen die Tour mit einer Testphase, wo jeder mal der Headliner sein darf und so testen wir aus, wer zu welchem Zeitpunkt besser ankommt! Ihr spielt ja genug Konzerte zusammen.“ Kai und die anderen Anwesenden nickten oder murmelten Worte der Zustimmung. Miyavi jedoch fand diesen Vorschlag alles andere als akzeptabel und protestierte sofort. „Das finde ich aber nicht gut. Wir sollten schon ein festes Programm haben. Wie sieht das denn aus, wenn es jeden Abend was anderes gibt? Die Fans sollten schon wissen, worauf sie sich einstellen sollen.“ Okay, schwaches Argument, aber so schnell wollte Miyavi sich nicht geschlagen geben. Immerhin ging es hier um seinen Ruf als angesehener Musiker. „Miyavi! Die Fans wissen doch, wen sie sehen und müssen sich darauf nicht großartig einstellen. Es ist ja nicht so, als würden wir mit 5 anderen Bands spielen! Und hast du außerdem mal daran gedacht, dass deine Show einigen vielleicht zu exzentrisch ist und die nach Hause gehen, wenn wir fertig sind und als erste gespielt haben? Deswegen finde ich die Idee mit dem Austesten gut. So kriegt auch jeder eine faire Chance!“, erwiderte Kai daraufhin. Wenn Blicke töten könnten und Miyavi nicht vergessen hätte, dass er noch immer eine Sonnenbrille trug, wäre Kai vermutlich noch tot umgefallen, bevor er seinen letzten Satz beenden konnte. Miyavi kochte mittlerweile innerlich. Was maßte sich dieser Schlagzeuger eigentlich an, ihm zu unterstellen, dass es Fans gab, die sein Konzert nicht sehen wollten und nur für Gazette kamen? DAS war jetzt wirklich zu viel des guten! „Das ist aber eine professionelle Tour und kein Kindergarten!“, plärrte er los. „Wir können doch nicht mal dies und mal das machen. Das ist ja wohl auch den Fans gegenüber unfair! Wir sollten uns schon festlegen! Und außerdem, wo ist eigentlich der Rest deiner faulen Band, Kai? Sollten die nicht auch anwesend sein? Vielleicht hätten die ja noch ein paar gute Argumente parat. Du selbst bist ja nicht gerade überzeugend.“ „Es ist ja wohl nicht nötig, dass die anderen sich hier auch noch mit einmischen. Davon abgesehen vertrauen sie mir und meinen Entscheidungen!“ Miyavi schnaubte abfällig. „Ach, die vertrauen dir? Na, ob das so eine gute Entscheidung gewesen ist? Nicht, dass sie das am Ende bereuen und sich hintergangen fühlen!“ „Miyavi!“ Kai sah seinen Gegenüber eindringlich an und wollte ihn damit zum Verstummen bringen. Es war keinem geholfen, wenn Miyavi nun anfing ihr Privates in die geschäftliche Besprechung einzubringen. Die anderen Anwesenden schauten auch schon verwirrt zwischen beiden hin und her. Eigentlich waren Miyavi und Kai immer recht freundschaftlich miteinander umgegangen, doch jetzt... „Aoi scheint ja nicht der einzige zu sein, der deine Gutmütigkeit ausnutzt!“, sagte Miyavi schließlich gelassen und brachte damit das Fass zum Überlaufen. „MIYAVI!“ Kai sprang auf, warf dabei noch seinen Stuhl um, um den er sich aber nicht weiter kümmerte, sondern rannte stattdessen aus dem Konferenzraum und knallte die Tür hinter sich zu. Miyavi lächelte selbstzufrieden über seinen kleinen Sieg und lehnte sich zurück. „So, dann wäre ja jetzt geklärt, wer der Headliner ist!“, sagte er schließlich und streckte sich ausgiebig. Still sitzen war nichts für jemanden, der hyperaktiv war. Wie gut, dass die doch recht langweiligen Besprechung nun vorbei war und er nach Hause gehen konnte! So sehr er die Musik auch liebte, das was hinter den Kulissen abging interessierte ihn nicht sonderlich und normal hätte er seinen Manager auch alles allein regeln lassen, aber er wollte sicher gehen, dass bei der Coupling Tour alles zu seiner Zufriedenheit vereinbart wurde. „In der Sache ist das letzte Wort noch nicht gedprochen!“, erwiderte der Tourmanager jedoch daraufhin, packte seine Unterlagen zusammen und verließ nach Kai den Raum. Auch die anderen verabschiedeten sich und gingen, bis nur noch Miyavi und sein Manager Saitoh zurückblieben, der Miyavi mit ernstem Gesicht ansah und dann den Kopf leicht schüttelte. „Dein Verhalten gerade war aber auch nicht sehr professionell!“ sagte er, sobald sie alleine waren und fuhr mit seinem Tadel fort: „Ich hätte von dir etwas mehr Reife erwartet. Sonst bist du doch auch nicht so egoistisch drauf. Hast du dich mit Kai-san gestritten? Ihr habt euch doch sonst immer so gut verstanden!“ Fragend sah er den jungen Musiker an, der sich kurz räusperte und einen Schluck von seinem Wasser nahm. So gut wie er mit seinem Manager-sama auskam, so sehr wurmte ihn auch dessen Kritik. „Naja, irgendwie schon...“ lenkte Miyavi schließlich ein und begann dann auf seinem Lippenpiercing rumzukauen. Eigentlich klappte es ganz gut sich einzureden, dass Kai ihm egal war, aber so direkt auf die Sache angesprochen zu werden, versetzte ihm wieder einen Stich und ließ seine Stimmung sinken. Hatte er Kai eben wirklich ungerecht behandelt? Es war wirklich nicht fair gewesen ihre privaten Probleme in die Besprechung mit einzubringen. Eigentlich war das sogar von ihm ganz schön hinterhältig gewesen. „Willst du drüber sprechen?“ Miyavi schüttelte den Kopf. „Nein, ich denke nicht, dass das Kai Recht wäre. Das ist eine Sache zwischen ihm und mir.“ „Okay, wie du meinst. Wenn doch was ist, weißt du ja, wie du mich erreichen kannst. Aber vielleicht solltest du erstmal mit Kai reden und die Sache aus der Welt räumen. Und damit meine ich nicht die Frage um den Headliner! Wenn ihr tourt, lauft ihr euch ohnehin ständig über den Weg und neben dem ganzen normalen Stress brauchen wir keine weiteren Konflikte. Okay?“ Miyavi nickte ergeben. Er wusste, dass Saitoh Recht hatte, doch kannte der die ganze Vorgeschichte nicht und wusste demnach auch nicht, wie es um die Beziehung zwischen Miyavi, Kai und Aoi bestellt war. Das war auch besser so, denn er würde Miyavi sicher den Kopf waschen, wenn er von all dem erfuhr. Ganz zu schweigen davon, was passieren würde, wenn die Öffentlichkeit spitz kriegen würde, wie nah sich gewisse Musiker standen. Er seufzte leise, leerte den Rest seines Wassers und stand dann auf, um Kai zu suchen. Wenn er Glück hatte, wuselte der Drummer noch irgendwo beim Label rum. Zu ihm nach Hause wollte er nicht gerade, zumal ihm dort unter Garantie Aoi über den Weg laufen würde. Er wusste allerdings auch nicht, was er Kai sagen sollte, denn nach wie vor waren seine Gefühle gespalten. Einerseits war er verliebt, andererseits durch Kais Verhalten und die daraus resultierende Abweisung auch verletzt und eigentlich hielt er es nach wie vor für die richtige Entscheidung, wenn die beiden in Zukunft getrennte Wege gingen. Andererseits war es verdammt schwer loszulassen. Grübelnd lief er durch die Gänge. Egal wie er es wendete und drehte, er war der Verlierer der ganzen Sache. Er konnte Kai entweder komplett aus seinem Leben verbannen oder weiter dabei zusehen, wie dieser vor seinen Augen mit Aoi rumturtelte. Er zog auf jeden Fall den kürzeren und keine Lösung trug dazu bei, dass er sich endlich besser fühlte. Schließlich stoppte er vor dem Kellerraum, in dem Gazette ihren Proberaum hatten. Die meisten Bands waren im Untergeschoss untergebracht, während sich in den oberen Stockwerken Büros und ähnliches befanden, aber auch einige Tonstudios und andere Räumlichkeiten. Um zu wissen, dass Kai sich hier befand, musste er gar nicht erst den Proberaum betreten. Er konnte ihn schon hören, wie er wild und aggressiv auf seine Drums einschlug. Wahrscheinlich um seinem Ärger über Miyavis Kommentare freien Lauf zu lassen. Er wusste aus Erfahrung, dass Instrumente ein tolles Ventil waren, um angestaute Emotionen loszuwerden und Drums eigneten sich da besonders gut. Er zögerte vor der Tür. Sollte er einfach reingehen? Anklopfen? Aber das würde Kai sowieso nicht hören. Oder sollte er warten, bis Kai fertig gespielt hatte? Den Schlagzeuger zu unterbrechen, während der voller Rage seine Drums bearbeitete, war sicher nicht das Klügste. Miyavi hatte wenig Lust sich Kais Drumsticks aus Teilen seines Körpers rauszuziehen. Doch dann wurde ihm die Entscheidung ohnehin abgenommen. Das Drumspiel verstummte und während Miyavi noch die Hand hob, um anzuklopfen, wurde die Tür aufgerissen. Kai, der nicht erwartet hatte, dass jemand vor dieser stand, rannte aufgebracht wie er war, mit voller Wucht gegen Miyavi, taumelte vom Aufprall zurück und konnte gerade noch so sein Gleichgewicht halten. „Duhuuuuu!“ schnaubte er mit hochrotem Kopf und wich einige Schritte zurück, funkelte Miyavi jedoch wütend an. Scheinbar hatte das Drummen seine Wut nicht gemildert, Kai sah aus, als würde er Miyavi am liebsten an die Gurgel gehen. „Kai, ich...“, begann Miyavi reuig und überbrückte wieder die Distanz zwischen ihnen, „das mit Vorhin tut mir leid. Das ist mir so rausgerutscht. Ich hab's nicht so gemeint!“ „Natürlich hast du es so gemeint. Du hast mir ja neulich schon am Telefon unmissverständlich klar gemacht, was du von mir hältst.“ „Ja schon, aber ich... du musst auch meine Seite verstehen. Denkst du es ist einfach für mich, was du abziehst? Erst machst du mir Hoffnungen und dann rennst du zu Aoi zurück,“ versuchte sich Miyavi zu erklären, doch Kai verdrehte nur die Augen und Miyavi wurde klar, dass er zum falschen Zeitpunkt gekommen war, denn eine Aussprache rückte immer weiter in die Ferne und er war sowieso nicht sicher, wie man einen wütenden Kai 'anzupacken' hatte. Der Drummer war sonst meistens die Ruhe in Person und ließ sich so schnell von nichts auf die Palme bringen. Miyavi hatte demnach erstklassige Arbeit geleistet. „Aoi ist ja auch mein fester Freund!“, erwiderte Kai dann jedoch kühl und Miyavi spürte, wie auch er wieder wütend wurde. „Den du aber nicht liebst!“, gab er patzig zurück. „Hast du sie noch alle? Natürlich liebe ich Aoi! Sonst wäre ich nicht mehr mit ihm zusammen! “ „Ich wüsste ja gerne mal, was Aoi dazu sagen würde, wüsste er, was zwischen uns gelaufen ist!“ Miyavi, komplett vergessend, dass er sich eigentlich hatte versöhnen wollen, grinste, als er Unsicherheit in Kais Augen aufflackern sah, und drängte ihn gegen die Wand neben der Tür, beugte sich zu runter zu ihm und setzte zum nächsten bissigen Kommentar an, der aber nie seine Lippen verließ, denn Kai hatte sich wieder gefangen und war um eine Antwort, die Miyavi wirklich überraschte, nicht verlegen. Er grinste triumphierend und sagte dann: „Aoi weiß davon. Ich hab ihm in Miyazaki alles erzählt. Wir haben uns ausgesprochen und fangen nochmal von vorne an. Und ich wäre dir sehr dankbar, wenn du uns nicht mehr dazwischen funken würdest!“ „Als wäre das alles meine Schuld! Du hast doch mitgemacht. Du hast es erwidert! Ich hab dir gesagt, dass du gehen sollst, aber du bist geblieben und- “ „Willst du jetzt mir die Schuld für alles geben? Der böse Kai hat den armen kleinen Miyavi hinterhältig ausgenutzt?“ „Ich geb dir gar nicht für alles die Schuld. Natürlich bin ich auch schuld, aber du musst doch zugeben, dass du dich im Nachhinein mir gegenüber nicht gerade toll verhalten hast!“ „Was kann ich denn dafür, dass du nicht damit klar kommst, dass ich mit Aoi zusammen bin? Dass ich mich für ihn entschieden habe? Es tut mir ja leid, wenn du nun unglücklich bist, aber dafür kann ich auch nichts. Ich wollte ja, dass wir nochmal von vorne anfangen, aber du ja nicht. Also fang jetzt nicht an mir so Sachen vorzuwerfen wie eben. Entweder wir klären alles oder wir gehen uns aus dem Weg! Es ist total unprofessionell zu versuchen mich mit privatem bloß zu stellen. Ich hätte gedacht du wärst reifer, Miyavi. Aber da habe ich mich wohl auch geirrt! Ich komm ja auch nicht mit Sprüchen á là ‚Der Himmel über Miyazaki ist echt schön, ich hab ihn die ganze Zeit über aus der Horizontalen betrachten können’!“ „Scheiße, Kai!“ Wütend schlug Miyavi mit geballter Faust gegen die Wand direkt neben Kais Kopf, so dass dieser kurz zusammen zuckte und Miyavi erschrocken anstarrte. „Hör auf damit! Es wird so oder so nicht mehr wie früher werden. Was passiert ist, ist passiert. Für mein Verhalten eben wollte ich mich entschuldigen, aber du willst ja nichts hören. In deinem kleinen Universum dreht sich alles nur noch um dich, dich und dich. Wann bist du eigentlich so egoistisch geworden? Ich weiß auch gar nicht, was ich überhaupt an dir finde. Ich muss ein Idiot sein!“ „Ich und egoistisch?“ Kai schnaubte und verdrehte die Augen. „Wer von uns beiden hat denn ein Ego so groß wie das Empire State Building? Ich ja wohl nicht! Und es tut dir sicher mal ganz gut von deinem hohen Ross gestoßen zu werden. Du bist auch nur ein Mensch.“ „Ich hab ja wohl auch nie was anderes behauptet!“, erwiderte Miyavi eingeschnappt. Kai wusste scheinbar auch, wie er ihn am besten treffen konnte. „Nein, du doch nicht!“, lachte Kai sarkastisch, ehe er fortfuhr, „Aber keine Angst, wenn du dein zu niedriges Selbstbewusstsein nur dadurch aufpolieren kannst, dass du als Headliner spielst, dann bitte! Wir haben so was gar nicht nötig! Dann fangen wir halt an und überlassen anschließend dem supertollen Miyavi die Bühne!“ Miyavi öffnete den Mund, schloss ihn jedoch sogleich wieder als Kai erwartungsvoll eine Augenbraue hochzog und damit verdeutlichte, dass er seine Antwort sowieso nicht ernst nehmen würde. Miyavi seufzte und wendete sich ab, überlegte, ob es überhaupt noch Sinn machte irgendetwas zu sagen, wenn alles was sie taten, sich darauf beschränkte, einander zu beschimpfen oder bloßzustellen. Auf was für ein Niveau sie sich runter gelassen hatten, war schon traurig. Bis vor ein paar Wochen waren sie noch beste Freunde gewesen. „Kai, hör zu,“ Miyavi fuhr sich unruhig durch die Haare und richtete sein Augenmerk dann wieder auf den Angesprochenen. „eigentlich wollte ich mich bei dir entschuldigen wegen vorhin. Will ich auch immer noch. Was ich gesagt hab, war nicht richtig, das tut mir wirklich leid und ich hab meine Worte auch nicht so gemeint. Ich war einfach sauer. Die Sache mit der Konzertreihenfolge soll sich ein anderer überlegen. Ich will nichts mehr damit zu tun haben. Das wollte ich dir nur sagen und da ich das jetzt getan habe, kann ich auch gehen und dich in Ruhe lassen.“ Kaum hatte Miyavi geendet, marschierte er auch schon auf die Tür zu und war mit einem Fuss schon auf dem Gang, als ihn Kais Stimme zurückholte. „Miyavi, warte!“ Er drehte sich langsam um. Kai stand da und sah ihn hinter seiner Brille aus großen Augen an. „Was ist denn noch?“ „Ähm… ich…du…“ Kai stockte, denn erst jetzt hatte er die Möglichkeit Miyavi überhaupt zu mustern und blieb kurz mit seinen Augen an seiner Jeans hängen, die verdächtig eng saß. Dann schüttelte er leicht den Kopf und sah wieder zu Miyavi auf. „Wenn wir momentan keine Freunde sein können, können wir nicht wenigstens einen Waffenstillstand vereinbaren? Ich mag es nicht, wenn wir uns so streiten.“ „Ja, ich denke, dass das möglich ist!“, stimmte Miyavi lächelnd zu, woraufhin Kai erleichtert aufatmete. „Ich gehe dann mal, wir sehen uns ja sicher nächste Woche!“ Miyavi nickte Kai zu und wollte nun, da alles geklärt war, wirklich gehen, bevor er wieder schwach wurde und irgendeine Dummheit anstellte, doch Kai rief ihn erneut zurück. „Miyavi, dein Arm! Er ist ganz rot! Ist das da ein neues Tattoo? Ist es entzündet?“ Kai näherte sich ihm und strich dann mit den Fingerspitzen vorsichtig über seinen geröteten Oberarm, hing mit den Augen jedoch an Miyavis. „Jepp, ist neu und entzündet. Tut ganz schön weh, aber ich werde es schon aushalten.“ „Solltest du damit nicht zum Arzt gehen? Nicht, dass es was ernsthaftes ist oder so!“ „Ich scheine dir ja doch nicht so egal zu sein!“, schmunzelte Miyavi. „Aber keine Angst, es ist nicht wirklich schlimm und ich hab zuhause auch was gegen die Entzündung da.“ „Ich hab nie gesagt, dass du mir egal bist. Bist du auch nicht!“, flüsterte Kai leise und räusperte sich anschließend. „Was bedeutet es?“ Langsam fuhr er die Buchstaben entlang, konnte den Sinn der fremden Worte jedoch nicht ausmachen. Was Love bedeutete, wusste er natürlich, ansonsten musste er jedoch passen. „Das erzähl ich dir vielleicht ein anderes Mal!“, lächelte Miyavi traurig und trat zurück, so dass Kai ihn nicht mehr berühren konnte. Der Kontakt war nicht unangenehm gewesen, hatte nicht geschmerzt. Zumindest nicht was die Entzündung betraf. Innerlich jedoch tat es umso mehr weh, weil er wusste, dass Kai ihm nie die liebevollen Berührungen geben würde, nach denen er sich sehnte. Er winkte Kai zum Abschied nochmal zu und schaffte es dann endlich zu gehen. * * * tbc ?? Kapitel 8: ----------- Oh Gott oh Gott oh Gott. Ich wollte das hier schon längst posten, aber ich hab's total verpeilt. Dabei ist es bei ff.de ja schon seit ein paar Tagen on. Ich hoffe ihr verzeiht mir. Das neue Kapitel stammt komplett von meiner Freundin. Deswegen lass ich auch mal ihr Vorwort stehen (und ich muss eh weg, bin grad in der Uni :P) Viel Spaß und Danke an die Kommischreiber! ---------------------------------------------------- ahoi xD ihr lieben leser. vielen dank für die lieben reviews. miyavi ist ja hier der sympathieträger wie man sieht, während kai und aoi zu den arschlöchern avancieren ... schade, schade. aber bald habt ihr kai wieder lieb, bestimmt ^-^ in diesem und im nächsten kapitel hat eine se~~~hr tolle band ihren gastauftritt. lasst euch überraschen *lol* das glitter.viech -8- Kai ließ sich erschöpft und vollkommen durchgeschwitzt auf das Sofa der Gazett’schen Garderobe fallen. Somit war das zweite von drei Konzerten in Tokyo überstanden. Wie immer hatte sich Kai total verausgabt und alles, was ihm im Moment auf der Seele drückte in sein Spiel gesetzt und dabei mindestens drei Drumsticks zu Kleinholz verarbeitet. Die Sache mit Miyavi gestaltete sich weitaus schwieriger als er gedacht hatte. Zwar hatten sie Waffenstillstand vereinbart, sehr zum Widerstreben von Aoi, der es überhaupt nicht gerne sah, wenn Miyavi Kai überhaupt nur grüßte - mehr traute sich dieser auch gar nicht. Kai fühlte sich zunehmend unwohl, wenn er mit Miyavi in einem Raum war, und floh meist unter Vorwand in die eigene Garderobe, um ihm aus dem Weg zu gehen. Er wusste natürlich genau, woran das lag. Es war noch immer nicht alles geklärt und es gab auch keine Zeit oder eine Möglichkeit zur weiteren Aussprache. Aoi hatte seinem Freund den „Ausrutscher“ mit Miyavi verziehen, aber gleichzeitig klar gemacht, dass es auch für ihn eine Weile dauern würde, die enge Freundschaft und das Geschehene zu akzeptieren. Kai hatte dafür Verständnis, und er musste sich eingestehen, dass auch sein Verhalten die Situation noch verkomplizierte, wenn er ständig vor allem davon rannte. Ihm täte wirklich mal gut, jemandem alles darzulegen und sich auszuheulen. Jemand, der mit den anderen nicht mehr als das Nötigste zu tun hatte, aber Kai so gut kannte, um zu wissen, wie es zu handeln für ihn am besten war. Er seufzte leise und schaute desinteressiert Ruki dabei zu, wie er sich abschminkte und schließlich kam auch der Rest der Band in den Raum gepoltert. Aoi, ebenso verschwitzt und noch total euphorisch, schmiss sich neben seinen Freund und legte einen Arm um ihn. Uruha hatte sich bereits eine Flasche Sake besorgt und auch Reita schien sich schon eingedeckt zu haben. „Wow!“, schnaufte Aoi schwer atmend und ließ seinen Kopf gegen Kais Schulter fallen, der die Geste erwiderte und seinen Kopf an den von Aoi schmiegte. „Wir waren der absolute Hammer!“, grölte Reita und schnappte sich Uruhas Sake, der ihn sich Sekunden später wieder pöbelnd zurückforderte. Alle schienen in Feierstimmung zu sein, doch Kai wollte eigentlich nichts weiter als schlafen. Mit Aoi allein sein... vergessen. „Das ist scheiße mit dem Abwechseln! Aber da wir ja so toll eingeheizt haben, muss das Publikum bei Miyavi ja abgehen, oder?“ Kai gab ein Seufzen von sich, als Reita das Abwechseln ansprach, weil er genau wusste, dass er diese Verhandlung deutlich vergeigt hatte. Er hatte sich von Miyavi in die Enge treiben lassen, und es war unprofessionell gewesen, von beiden... von ihm selbst, einfach zu fliehen und diesen Vorwurf vor dem Management im Raum stehen zu lassen und Miyavi ihn überhaupt zu äußern. Kai hätte sich zusammenreißen müssen. So war die ganze Band davon nur mäßig begeistert, da es auch für die gesamte Zeitplanung jedes Mal hieß, alles umzuschmeißen. Keiner konnte sich richtig einstellen, zumindest nicht am Anfang, aber war die Reihenfolge erst mal fest, würde sich das Chaos hoffentlich legen... Kais Gedanken verloren sich in den lautstarken Gesprächsfetzen seiner Bandkollegen, besonders Uruha wurde immer heiterer, während Ruki es vorzog, sich Richtung Dusche zu verziehen. Zärtlich stupste Aois Nase gegen Kais Wange, sodass dieser kurz aufschrak und seinen Freund unverwandt ansah. Aoi lächelte nur liebevoll. „Ist alles okay?“, fragte er leise und ergriff, von den beiden Mit-Gazettos ungesehen, Kais Hand, strich mit seinem Daumen über dessen Handrücken. „Ja... alles in Ordnung, ich bin nur total kaputt.“ Aoi fuhr über Kais raue Fingerkuppen und entdeckte ein paar kleine Risse in der Haut über Kais Fingerknöcheln. „Du solltest dich vielleicht nicht ganz so verausgaben...“, erwiderte Aoi leicht besorgt und küsste Kai sanft auf die Schläfe. „Ich muss aber“, erwiderte Kai etwas trübe. Anders konnte er sich nicht abreagieren, und wenn Kai etwas richtig gut konnte, dann schließlich Schlagzeug spielen. Drums schrieen ja nicht „AUA“, wenn man sie regelrecht verprügelte. Eigentlich hatte Kai schon lange nicht mehr so viel Frust gehabt wie jetzt, aber Miyavi leistete echt gute Arbeit damit, ihn mit seiner bloßen Anwesenheit im gleichen Gebäude auf die Palme zu bringen. „Nun mach’ doch nicht so ein Gesicht, Baby! Wir haben allen Grund zu feiern!“, sagte Aoi aufmunternd und erhob sich dann. Auf Kommando drückte Uruha, der schon angeheitert durch die Gegend tänzelte, Aoi die Flasche Sake gegen die Brust und angelte aus seiner Tasche sofort eine Neue. „Heute machen wir einen drauf! Prost!“ Die Flaschen der beiden klirrten aneinander und Aoi trank ein paar Schluck aus der Flasche, bevor er sie Kai hinhielt. „Kai, sei kein Spielverderber! Depri kannst du später immer noch sein!“, grunzte der zweite Gitarrist und Aoi nickte zustimmend. „Genau!“ Augenrollend erhob sich Kai schließlich und stimmte in das kleine Gelage mit ein. Vielleicht würde man ihn dann soweit in Ruhe lassen... * Kai und Aoi hatten sich Uruhas und Reitas Feierzwang kurz entzogen, um sich zu duschen und umzuziehen. Natürlich hatten sie einen Abstecher in ein Nebenzimmer gemacht, damit sie ein paar Minuten für sich haben konnten, ohne sich ständig umschauen zu müssen, ob jemand zusah. Jetzt schlenderten sie händchenhaltend wieder Richtung Garderobe, wo sich auch wieder Ruki eingefunden hatte. Uruha schien eine Trinkpause eingelegt zu haben, solange Kai und Aoi unpässlich waren, und Reita lag schon halb komatös auf dem Sofa und brabbelte wirr vor sich hin. Kai und Aoi ließen sich dann auf zwei Stühlen nieder, die um einen kleinen Tisch herumstanden. Ruki drehte sich zu den Beiden um. „Wir bekommen gleich Besuch!“, sagte er fröhlich. „Besuhuuuch!“, johlte Uruha und warf sich auf Reita, der einmal gequält aufstöhnte und den Gitarristen dann grobmotorisch von sich warf. Uruha rollte sich ein paar Mal glucksend auf dem Boden, bevor er bäuchlings liegen blieb. „Wer denn?“, fragte Kai müde. „Überraschung“, erwiderte Ruki kryptisch und nippte an seinem Bier. Ein Grinsen stahl sich dabei auf sein Gesicht und verriet, dass er sich wohl selbst tierisch auf diesen Besuch freute, er ins Haus stand. Kai hasste Überraschungen... Zumindest wenn Aoi sie ihm nicht machte, der mit Miyazaki natürlich gezeigt hatte, dass er wusste, was für Überraschungen Kai wirklich eine Freude machten. „Reitaaaa~“, erklang es vom Boden, „Rei-chaaa~n!“ Uruha drehte sich auf dem Boden um, damit er auf dem Rücken lag, dann zog er sich schwerfällig am Couchtisch hoch und warf sich wieder auf den Bassisten. „Nimm doch mal eine Tapeteee~ aus dem Gesicht, du bist doch soooo süß!“ „Ruha! Lass den Scheiß!“, mahnte Ruki, machte allerdings keine Anstalten, den betrunkenen Gitarristen davon abzuhalten, Reita die „Tapete“ von der Nase zu wickeln, der sich nur halbherzig dagegen wehrte und schließlich seinen Makel preisgab: die platte Nase! Reita fluchte wüst vor sich hin, als er Uruha erneut von sich stieß und versuchte, sich sein Nasenband wieder drum zu wickeln. „Wenn du rumschwulen willst, geh zu jemand anderem!“ Kais Augenbrauen senkten sich nach unten und bildeten eine falte über seiner Nase. Etwas missbilligend stierte er auf den Bassisten, auch wenn er wusste, dass der betrunken manchmal Dinge sagte, die er so zwar meinte, aber niemals so ausdrücken würde. Und er hatte auch Kai und Aoi gar nicht gemeint, aber solcherlei Kommentare hinterließen bei ihm immer einen bitteren Nachgeschmack. Aoi ging damit soweit locker um und versuchte seinen Freund wieder milde zu stimmen, indem er seinen Kopf zu sich zog und ihm einen Kuss auf den Mund drückte. „Aber wir zwei sind besetzt... vielleicht nimmst du....“ Die Tür der Garderobe flog schwungvoll auf und wurde nur von dem Stopper nahe der Wand abgebremst und schwang somit den jungen Männern, die dabei waren, den Raum zu betreten, zurück in die Hände und ein erschrockenes „Wah!“ ließ zumindest Ruki schmunzeln. „So’n Mist! Wir wollten euch doch mit unserem neuen ‚alice nine. desu!’ Kampfschrei überraschen!“ In der Tür standen nun Saga, Shou und Nao. Nao rieb sich schmollend den Handrücken, da er wohl der Prellball für die Tür dargestellt hatte. Auf den Gesichtern der Gazettos breitete sich sein freudiges Strahlen aus, nur auf Kais nicht. Ruki sprang auf, ebenso Uruha und Aoi, um ihre Freunde zu begrüßen. Da alice nine. und Gazette beim selben Label waren, hatten sich die Bands schnell angefreundet. Sie waren schon zusammen mit kra, Kaggra, und Miyavi zu fünft auf Tour gewesen. Alle umarmten sich überschwänglich, während Reita es gar nicht mehr schaffte, überhaupt aufzustehen und Kai hob nur kurz grüßend die Hand. „Wo sind Tora und Hiroto?“, fragte Ruki nach. Saga zuckte mit den Achseln. „Entweder haben wir die auf dem Weg hierher verloren oder sie haben sich selbst abgesetzt. Aber Miffy ist schon auf der Bühne, oder?“ „Oder er müsste es zumindest in den nächsten 10 Minuten sein. Warum?“ „Hiroto will ihn bestimmt noch ein paar Minuten anschmachten....“, erwiderte Saga amüsiert und legte seinen Arm um Rukis Schultern. „Und Tora macht Babysitter.“ „Sei nicht so gemein!“, brummelte Nao schließlich, der sich mit der Euphorie, die Gazettos zu sehen, wohl auch in Grenzen hielt. Kai musterte ihn von oben bis unten und bemerkte, dass er sich seit ihrem letzten Treffen ganz schön verändert hatte. Seine Haare waren nun dunkelbraun, fast schwarz und eine breite, goldblonde Strähne fiel ihm ständig ins Gesicht. „Die beiden wollen sich halt ihr Idol ein bisschen angucken, wer würde das nicht machen, wenn man schon kostenlos in so ein Konzert reinkommt?“ Saga schielte mürrisch zu Nao herüber und schnaubte. Kai blickte noch immer auf Naos Gesicht, der bemerkte offensichtlich den Blick des Gazette-Drummers, drehte sich um und sah Kai nun direkt in die Augen. Peinlich berührt senkten beide gleichzeitig wieder ihren Blick, auch wenn auf Kais Gesicht ein Schmunzeln zu bemerken war. „Also! Feiern?“, fragte Saga in die Runde und natürlich waren Uruha und Aoi sofort einverstanden, auch Ruki sagte nach einigem Überlegen zu, sagte aber, dass er zuerst Reita unversehrt Richtung Bett bringen wollte. „Kai, was ist mit dir?“ Der Angesprochene zuckte nur mit den Achseln, stemmte dann seinen Ellenbogen auf die Tischplatte und bettete sein Gesicht auf seiner Handfläche. „Ich weiß nicht... viel Lust habe ich nicht...“ „Och bitte, komm doch mit!“, flehte nun Nao. „Okay...“ * Schon nach einer halben Stunde hatte sich herauskristallisiert, wer mit wem feierte und die Gruppe splitterte auseinander: Shou, Uruha und Aoi pilgerten zu einem der Räume, den PSC gemietet hatte, um sich dort richtig die Kante zu geben, Saga und Ruki blieben zuerst noch bei Kai und Nao, bis sie sich auf die Suche nach Hiroto und Tora machten, auch wenn sie jetzt schon ankündigten, sie wohl in der ersten Reihe bei Miyavi zu finden, der vor gut 15 Minuten sein Konzert begonnen hatte. So kehrten Kai und Nao direkt in die Garderobe von Gazette zurück, um dort den Rest von Uruhas Sake, den er hatte stehen lassen, zu vertilgen. Sie waren beide keine großen Fans von Party und Komasaufen, wenn auch Nao schon gerne mal mitmachte - aber wie Kai nun erfuhr, hatten alice nine. erst vorgestern eine kleinere Tour in Thailand hinter sich gebracht und hatten jetzt den Erfolg dort zu begießen, weshalb sich Saga entschlossen hatte, Ruki anzurufen und sie zu fragen, was gerade hier los war. Der Sake löste Kais Anspannung in Naos Nähe und er wurde auch ein bisschen redseliger. Die beiden hatten seit der letzten Tour nicht allzu viel miteinander geredet, hier und da mal telefoniert oder sich durch Zufall bei Proben in PSC Gebäude getroffen. Kai hätte allerdings lieber wieder mehr mit dem alice nine. Drummer zu tun, schließlich waren sie gut ein Jahr ein Paar gewesen. Auch wenn das schon eine ganze Weile her war... Und beide Bands hatten viel zu tun. Zudem war Kai Naos erster Mann gewesen und zumindest für Nao war das ein Grund, immer wieder rot anzulaufen, wenn er in Kais Nähe war, auch wenn das nichts mehr mit Gefühlen wie Liebe zu tun hatte. Es waren einfach Erinnerungen, die kurz wieder aus den Tiefen des Gedächtnisses hochkamen und ihn erröten ließen. Kai ging es schließlich manchmal auch noch so. Umso mehr überraschte ihn jetzt Naos Frage. „Wie läuft’s denn mit Aoi?“, fragte er mit einem schüchternen Lächeln im Gesicht, dann setzte er die Flasche Sake an die Lippen. Kai seufzte schwerfällig. „Jetzt wieder gut... glaube ich.“ „Jetzt wieder? Glaubst du?“, hakte Nao nach und sah Kai ernst an. Er schien wirklich Interesse an Kais Leben zu haben und fragte nicht nur, damit sie beide überhaupt etwas redeten. Schließlich hatten Nao und Kai es auch schon fertig gebracht, eine Stunde nur schweigend nebeneinander zu sitzen... da war ihre Trennung auch schon ein Jahr her gewesen und Kai mit Aoi frisch liiert. Nao konnte er alles erzählen. Er würde niemanden auch nur ein Sterbenswort verraten. Auch wenn er von Nao nicht erwarten konnte, eine Lösung parat zu haben, aber es tat gut zu wissen, dass er ihm zuhörte. Kai angelte sich die Sakeflasche aus Naos Hand und leerte sie mit wenigen Zügen. „Wir hatten das letzte halbe Jahr ganz schön Stress... willst du dir das wirklich alles anhören?“ Nao nickte lächelnd und legte kurz die Hand auf Kais Schulter, bevor er sie schnell wieder zurückzog und schlaff in seinen Schoß fallen ließ. „Ja, ich will es mir anhören. Ich seh’ dir an, dass es dir doch nich so gut geht...“ Kai lächelte. Dann seufzte er schwerfällig und begann zu erzählen. Davon, dass sich bei Aoi die Gewohnheit und die Selbstverständlichkeit eingestellt hatte und zumindest Aoi sich dahingehend verändert hatte, Kai völlig gleichgültig zu behandeln und Kai sich immer mehr zurückgezogen hatte. Von dem Streit, nach welchem er zu Miyavi geflohen war. Er erzählte von der Nacht, die er bei seinem besten Freund verbracht hatte, und dass die beiden ein bisschen geknutscht und geschmust hatten. Nao holte bei diesem Geständnis kurz, aber laut Luft und verkniff sich vorerst jeden Kommentar, aber man konnte ihm ansehen, dass er Kais Verhalten zu dieser Zeit nicht besonders prickelnd fand. Kai erzählte von den Tagen danach, wo Aoi sich vollkommen abgeschottet hatte, und von seinem Plan, Miyavi zu sagen, dass es mit ihnen nichts brachte. Dass Miyavi ihm gestanden hatte, mehr für ihn zu empfinden, als für einen normalen Freund... von ihrem fast stattgefundenen Sex, der Versöhnungsreise nach Miyazaki mit Aoi und schließlich von der heftigen Auseinandersetzung mit seinem besten Freund kurz vor der Tour. Nao schwieg nach Kais ausgiebigem Seelenstriptease, besah sich seine Finger und blickte schließlich hoch. „Das ist aber kompliziert.“ „Eigentlich nicht. Ich hätte nur von Anfang an vernünftig sein sollen“, murmelte Kai verdrießlich und er bemerkte, dass sich Tränen in seinen Augen gesammelt hatten und jetzt seine Wangen herunterliefen. „Ganz bestimmt hättest du das sollen! Ich sag’s ungern, aber du bist ein Idiot! Aber Aoi ist auch einer und Miyavi irgendwo auch. Also zieh dir den Schuh mal nicht allein an, auch wenn... wenn du... schon anders... versteh mich nich falsch, Kai, aber... irgendwo hat jeder an dem ganzen Schuld, aber den Anfang habt ihr ja alle gemacht. Aoi war ein Arsch, Miyavi verliebt in dich und du in dem Moment einfach viel zu verwirrt. Ihr seid alle drei Idioten!“ Aus Nao sprach zum Teil bestimmt auch der Sake, aber er hatte ja Recht. Kai seufzte leise und wischte sich über die Augen. „Und... was willst du jetzt machen?“ „Keine Ahnung... ich meine, mit Aoi ist soweit alles wieder okay, ich bin glücklich mit ihm, aber... wenn ich Miyavi sehe... ich glaub... ach, ich weiß nicht, was ich bei ihm glauben soll...“ „Bist du verliebt in Miyavi??“ Naos Frage erschrak Kai mehr als er sich je eingestanden hätte. Da waren Gefühle für Miyavi, nur pendelten die ständig zwischen Wut und... „Frag’ mich doch sowas nicht...“ Der alice nine. Drummer straffte den Oberkörper und zog die Schultern an. „Aber das musst du doch wissen, es würde dich bestimmt nicht alles so fertig machen, wenn da nichts wäre! Ich glaube, darüber musst du dir mal im Klaren werden! Und ob du nur aus dieser von dir so verfluchten Gewohnheit noch bei Aoi bist! Das ist meine Meinung dazu!“ „Ich bin nicht verliebt in ihn“, flüsterte Kai eher für sich selbst, als Nao entgegenzuhalten und vergrub sein Gesicht in den Händen. Nao seufzte nur und lehnte sich an Kais Schulter, drückte seine Lippen kurz auf dessen Wange. „Du armer Kerl.“ Kai lachte freudlos. „So arm wieder auch nicht. Es würden sich locker zwei Männer um mich prügeln. Jede Frau würde ausflippen vor Entzückung.“ Die beiden lachten leise, bevor kurz schweigen eintrat und Nao vorschlug, die anderen zu suchen. „Genug Trübsal geblasen! Lass uns ein bisschen Spaß haben!“, sagte Nao schließlich ermunternd und stemmte sich hoch. Kai erhob sich ebenfalls und sie verließen die Garberobe. „Wie sieht’s denn bei dir liebestechnisch aus?“, fragte schließlich Kai im Gehen. Nao schlug die Augen nieder. „Na ja... ich könnte bestimmt wieder glücklich sein, würde Shou mal in die Pötte kommen.“ Kai blieb verdutzt stehen, Nao drehte sich zu ihm um und grinste, mit hochroten Wangen. „Du und Shou?“ Nao schüttelte den Kopf. „Noch nicht wirklich... Aber ich leg’ mich richtig ins Zeug!“ Er zwinkerte frech. „Mag er dich?“ „Ja, schon... aber du weißt ja wie das ist, wenn du dich an uns erinnerst. Es kostet Überwindung, sowas zuzulassen.“ Kai lächelte verständnisvoll und legte einen Arm um die Schulter seines Exfreundes. „Ich weiß was du meinst...“ Saga und Ruki waren nicht auffindbar, auch Uruha, Shou und Aoi schienen sich entweder gut im Gebäude zu verstecken, oder sie waren wirklich unten bei Miyavi auf dem Konzert... Obwohl es Kai zumindest bei seinem Freund doch schwer wundern würde! „Lass uns mal von hier oben gucken“, sagte Nao und öffnete die schwere Metalltür, die auf eine Empore führte, von der man nach unten auf die Fanmenge und auch die Bühne sehen konnte. Hier oben durfte eigentlich kaum jemand hin, es sei denn man war wie Nao und Kai VIPs, oder von hier wurden Videoaufnahmen gemacht. Gerade als Nao einen Fuß auf das Metallgestell setzte, bemerkte er das Chaos auf der Bühne, Miyavi war nicht zu sehen, man hörte nur seine wütende, sich überschlagende Stimme donnern: „Der kleine Shou möchte bitte SOFORT am Bühneneingang abgeholt werden!“ Nao drehte sich zu Kai um, der ebenso ratlos hinter ihm stand. Dann erkannten sie im Gewühl auf der Bühne Uruha und Aoi. „Oh Gott, was haben die drei angestellt?!“ [Gazette ~ Miseinen, Saraba (live) | alice nine. ~ NUMBER SIX., -Dice-, Kousai | Private Line ~ Gods of Rewind] - tbc- Kapitel 9: ----------- Kapitel 9 Miyavi liebte es auf Tour zu sein. Jeden Tag auf neue Menschen zu treffen, Konzerte zu spielen und seine Fans glücklich zu machen. Ja, er liebte sogar den ganzen Stress, den das Touren mit sich brachte. Die vielen Pressetermine, Interviews und Photoshoots, die hibbelige Nervosität vor dem Konzert, die sogleich verpuffte, kaum dass er auf der Bühne stand und die Aufmerksamkeit des Publikums genoss. Touren ließ ihn in seiner Tätigkeit als Musiker erst richtig aufgehen und deswegen hatte er sich vorgenommen, sich die Tour von nichts und niemanden vermiesen zu lassen. Von gewissen Personen, Umständen und Streitigkeiten ganz sicher nicht. Er war sein gewohntes Ich, aufgedreht, vergnügt und gerne dazu bereit seine eigene Crew mit seinem Verhalten auf die Palme zu bringen. Es lief eigentlich ganz gut. Klar begegnete er öfter mal Kai oder auch Aoi, der ihn wenn überhaupt nur mit einem grimmigen Blick bedachte, ansonsten gerne komplett ignorierte, aber es gab keinerlei Streitereien oder böse Worte und mit den anderen Jungs verstand Miyavi sich nach wie vor gut. Kurzum, er hatte fast genauso viel Spaß wie sonst auch und davon abgesehen überhaupt keine Zeit deprimiert zu sein. Natürlich versetzte es ihm einen Stich, wenn er zufällig Kai mit Aoi sah, aber eigentlich konnte er ganz gut damit umgehen und wusste sich abzulenken, indem er sich einfach in die Arbeit stürzte, die ohnehin auf ihn wartete. Er versuchte sich sogar einzureden, sich für Kai zu freuen, dass dieser wieder glücklich war, ertappte sich aber manchmal auch dabei, wie er heimlich am Bühnerand stand und Kai sehnsüchtig beim Schlagzeug spielen beobachtete. Es war unglaublich, welche Energie und Kraft der kleine, schmächtige Drummer bei den Konzerten aufbrachte; wie er sich selbst an seine Grenzen trieb und nach den Gigs fast schon vor Erschöpfung zusammen brach. An diesem Abend war ihm nicht die Möglichkeit gegeben, sich das Konzert von Gazette anzuschauen, trotzdem erhaschte er noch einen Blick auf einen verschwitzten Kai, der in seiner Bandgarderobe verschwand. Natürlich dicht gefolgt von Aoi, der Kai ohnehin so gut wie nie aus den Augen ließ. Aber er musste sich auf sein eigenes Konzert vorbereiten. Er wusste, dass heute Presse und Fernsehen anwesend waren, die über die Coupling Tour groß berichten würden und er sich deswegen besonders zusammen reißen musste, um eine perfekte Show abzuliefern. Gerade jetzt, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, hatte er keine Lust auf negative Schlagzeilen. Er musste jetzt ganz Profi sein und Privates aus seinem Kopf verbannen. * Sein Konzert hätte nicht besser laufen können. Er war perfekt, seine Musiker sowieso und das Publikum machte wie immer toll mit. Er war gerade dabei, den Fans mit ‚Girls be ambitious’ einzuheizen, als er plötzlich von hinten gepackt und festgehalten wurde. Kurz darauf wurden ihm die Augen zugehalten und das Mikrophon entrissen. Nicht verstehend, was mit einem Mal geschehen war, breitete sich Panik in seinem Bauch aus und er versuchte sich loszureißen, was ihm jedoch nicht gelang, denn der Griff um seine Körpermitte war eisern. Es musste sich um mindestens zwei Angreifer handeln, die ihn in Schach hielten. Er hatte keine Chance. Was war passiert? Spielte ihm hier jemand nur einen Streich oder war das wirklich so etwas wie ein Überfall? Aber wo war das überbezahlte Sicherheitspersonal, das genau solche Vorkommnisse verhindern sollte? Seine Bodyguards? Die ganzen Leute, die für den reibungslosen Ablauf der Tour verantwortlich waren? Jemand ruinierte gerade seine perfekte Show und niemand tat etwas dagegen. Schließlich verstummte nach und nach die Musik, allerdings war an ihrer statt ein schauriges Geheule zu vernehmen, das ihm irgendwie bekannt vorkam. Er konnte es nur noch nicht zuordnen. Direkt an seinem Ohr hörte er hysterisches Gekicher, zur Hilfe kam ihm aber immer noch niemand. Fuchsteufelswild schaffte Miyavi es schließlich sich loszureißen, wirbelte in der Bewegung sogleich herum und blickte für einen Moment in die glasigen Augen von Uruha und Aoi, die kurz taumelten, sich dann aber wieder aufrappelten und erneut kichernd auf Miyavi stürzten. „Shou-kun singt jetzt und du bist still!“, lallte Uruha und warf sich mit seinem ganzen Gewicht auf Miyavi, so dass beide zu Boden stürzten. Besagter Shou war es gewesen, der sich während des kleinen Angriffs Miyavis Mikrophon geschnappt hatte. Er sprang munter auf der Bühne hin und her und kreischte mehr als dass er sang die Lyrics zu ‚Fantasy’ ins Mikro. Betrunken wie er war, traf er keinen Ton und legte sich einmal fast der Länge nach hin, nachdem er über ein Kabel gestolpert war. Vor Wut fast platzend, prügelte sich Miyavi mittlerweile fast schon mit Uruha und Aoi auf dem Boden, um sich zu befreien und wieder Kontrolle über sich und sein Konzert zu bekommen. Schließlich kamen ihm die Securities zur Hilfe, schnappten sich Aoi und Uruha, die nun versuchten sich zu loszureißen, jedoch ohne Erfolg. Die bulligen Bodyguards hielten die beiden Schnapsdrosseln fest und schleiften sie in Richtung des Bühnenausgangs, während jemand Miyavi auf die Beine half. Um Shou hatte sich in dem ganzen Getümmel bisher noch niemand gekümmert, doch Miyavi würde diese Aufgabe mit Freude übernehmen. Es war nicht sehr schwer den Alice Nine Sänger auszumachen, der wie ein Gummiball auf der Bühne herumhüpfte, mit den Armen rumfuchtelte und das Publikum versuchte zu animieren. Mit wenigen Schritten war Miyavi bei ihm, verpasste ihm eine Kopfnuss und schnappte sich sein Mikro. Shou protestierte lautstark, wurde von Miyavi dann jedoch unsanft zum Bühnenausgang geschubst. „Der kleine Shou will am Bühneneingang abgeholt werden!“, donnerte Miyavi angepisst ins Mikro, damit sich endlich mal jemand um den komatösen Sänger kümmerte, den bisher niemand daran hinderte, Miyavi weiter zu belästigen. Super professionelle Tour, würde sicher morgen prima Schlagzeilen geben! dachte sich Miyavi sarkastisch Er hatte das Bedürfnis sich die Haare auszureißen, begnügte sich dann aber damit Shou einen Tritt in den Hintern zu verpassen, so dass dieser stolperte und gefallen wäre, wenn nicht plötzlich Nao, sein Drummer, dagewesen und ihn aufgefangen hätte. Zur Hilfe kam ihm Kai, der Miyavi mit entschuldigenden Augen ansah und dann mit Nao den zappelnden Shou wegbrachte. Im nächsten Moment stürzte Saitoh auf Miyavi zu. „Du musst dir was einfallen lassen. Erzähl ihnen irgendwas von versteckter Kamera, aber tu so als wär das geplant gewesen, sonst zerreißt morgen die Presse die ganze Tour. Das können wir uns nicht leisten!“ Miyavi schnaubte. Das war ja wieder typisch. Andere versäumten es für Zucht und Ordnung zu sorgen und er musste es nun wieder ausbaden. Er strich sich seine Kleidung glatt, fuhr sich einmal kurz durch die Haare und ging dann breit grinsend zurück auf die Bühne, nur um so zu tun, als wäre das alles Teil der Show gewesen. Wenigstens er war hier noch ein Profi. * Als Miyavi verschwitzt und fertig mit der Welt, aber dennoch glücklich, die Bühne nach seiner letzten Zugabe verließ, waren seine vermeintlichen Angreifer nicht mehr zu sehen. Miyavi selbst hatte sich wieder beruhigt. Das Publikum hatte super reagiert und den kleinen Überfall von Aoi, Uruha und Shou tatsächlich als Showeinlage angesehen. War ja auch eigentlich nicht verwunderlich, dass so etwas passierte, waren doch alle Bands beim gleichen Label und auch untereinander befreundet. Miyavi hätte sich nur gewünscht, vorher davon gewusst zu haben, denn im ersten Moment hatte er sich wirklich erschreckt und sein Konzert in Gefahr gesehen. Es interessierte ihn außerdem brennend, wer eigentlich auf diese Idee gekommen war. Klar, die drei Musiker waren alle stark alkoholisiert gewesen, aber dennoch wollte er gerne wissen, ob das alles nur Spaß gewesen war oder ob jemand wirklich seine Show sabotieren wollte. Wo er momentan bei Aoi stand, wusste Miyavi ja nicht wirklich, aber eigentlich konnte er sich nicht vorstellen, dass der Gitarrist sich auf diese Weise an ihm ‚rächen’ würde, denn so kindisch war Aoi nicht. Wahrscheinlich war es doch nur der Alkohol gewesen. In seiner Garderobe ließ Miyavi sich erstmal auf ein Sofa fallen, nahm eine Wasserflasche und trank einige großzügige Schlucke. Er fühlte sich gleich besser, schloss die Augen, streckte alle Glieder von sich und harrte so einen Moment aus. Er musste jetzt erstmal runterkommen und zum Glück wusste das seine Crew auch. In den ersten 10 Minuten nach einem Konzert ließ ihn glücklicherweise jeder in Ruhe. Als es dann jedoch an seiner Tür klopfte, öffnete er verwirrt blinzelnd die Augen. „Miyavi-san, dein Konzert war soooooooo toll!“, quietschte es und in den Raum herein sprang Hiroto, der kleine Gitarrist von Alice Nine und darüber hinaus dafür bekannt, den Boden, auf dem Miyavi ging, zu verehren. Oh Gott, nicht noch einer von dieser bekloppten Band! dachte sich Miyavi nur, ließ sich aber nichts anmerken. Er hatte ja nichts gegen die Jungs, im Gegenteil sogar, und eigentlich konnte er nur darüber lächeln, dass Hiroto so was wie sein persönlicher Stalker war, aber nach der kleinen Aktion von Shou vorhin war er doch noch ein wenig angepisst. Gottseidank kam Tora hinter Hiroto hergedackelt und erwischte den Kleineren am Kragen, ehe der Miyavi anspringen konnte. „Hiroto, Miyavi hat gerade erst ein Konzert gespielt. Jetzt lass ihn doch mal in Ruhe!“, sagte der andere Gitarrist und pattete Hiroto wohlwollend, als der begann zu schmollen. „Ich darf Miyavi ja wohl noch sagen, dass ich sein Konzert toll fand!“, erwiderte er eingeschnappt und strahlte Miyavi an, der sich nicht vom Fleck bewegt hatte, Hiroto nun aber anlächelte. Ihm war eine Idee gekommen. „Sag Pon,“ begann er, wissend, dass Hiroto besonders darauf ansprang und Miyavi jeden Wunsch erfüllen würde, wenn dieser seinen Spitznamen benutzte, „du weißt doch sicher, wo Shou wohnt, oder? Ich muss mich mal mit ihm unterhalten!“ „Ja klar weiß ich wo Shou wohnt. Wollen wir zu ihm? Jetzt gleich?“ „Ähm, ich weiß nicht, ob das gerade so eine gute Idee ist.“ warf Tora ein, der, im Gegensatz zu Hiroto, der wie die Fans davon überzeugt war, dass der kleine Zwischenfall während Miyavis Konzert Teil der Show gewesen wäre, natürlich mitbekommen hatte, dass Miyavi auf Rache sannte und nur deswegen Hiroto umschmeichelte. Ehe sich die Gemüter nicht abgekühlt hatten, war es sicher nicht das Beste Miyavi und Shou einander zu konfrontieren. Davon abgesehen wusste er von Nao, dass Shou bei sich zu Hause noch eine kleine private Aftershow Party feierte und fröhlich weitertrank. „Natürlich ist es eine gute Idee! Los, lass uns gehen. Shou freut sich bestimmt!“ Aufgeregt hüpfte Hiroto auf und ab und musterte Miyavi schwärmend, als der aufstand und sich seine Tasche schnappte. „Fein, ich spring nur schnell unter die Dusche. Wartest du solange auf mich?“ Ein tiefer Blick in Hirotos Augen und sofort schmolz der Jüngere dahin, nickte nur noch eifrig und schmachtete Miyavi hinterher, als der seine Garderobe verließ. * Knapp eine Stunde später standen sie vor dem Haus, in dem sich Shous Wohnung befand. Hiroto war Miyavi nicht von der Seite gewichen und Tora hatte es als seine Pflicht angesehen, die beiden zu begleiten, um einen potentiellen Streit zu schlichten. Scheinbar war er der einzige, der noch eingermaßen klar denken konnte. Hiroto, glücklich darüber etwas Zeit mit seinem Idol verbringen zu dürfen, schwebte gerade in himmlischen Sphären und war damit unzurechnungsfähig, Shous Promillespiegel war in der Zwischenzeit unter Garantie noch angestiegen und Miyavi schien das Wort ‚Rache’ regelrecht ins Gesicht geschrieben als sie die Konzerthalle verließen. Ohne Tora würde sich in dieser Nacht sicher noch eine Katastrophe zutragen. An der frischen Luft hatte sich Miyavis Rage allerdings wieder abgekühlt. War er anfangs wütend über die Unterbrechung seines Konzertes gewesen, konnte er mittlerweile fast schon drüber lachen. Eigentlich war es ja doch eine witzige Aktion gewesen, sie erinnerte ihn an die PSC Tour vor 2 ½ Jahren und nun freute er sich schon darauf die Aufzeichnung des Konzertes anzusehen. Davon abgesehen machte es auch nicht viel Sinn sich am betrunkenen Alice Nince Sänger zu rächen. Wie auch? Ihm vielleicht damit drohen, seine mittlerweile perfekten Zähne wieder schief zu schlagen? Nein, so gemein war Miyavi dann doch nicht. Jegliche Rachegedanken hatte Miyavi spätestens beiseite gelegt, als er in Shous Wohnung stand und seinen Blick über die kleine, überschauliche Runde von anwesenden Musikern schweifen ließ. Tora hatte unterwegs erzählt, dass bei Shou noch eine kleine Party stattfand, allerdings hatte Miyavi dort nur die Jungs von Alice Nine erwartet. Zwar waren die nun auch alle anwesend, auf dem Sofa jedoch erspähte Miyavi neben Saga auch Ruki und Kai. Als Kai ihn bemerkte, lächelte er ihn an und für einen Augenblick fühlte sich Miyavi wirklich wie in einer anderen Welt. Die meisten Menschen mochten Kais Lächeln, doch Miyavi fühlte sich, als würde sein Herz für einen Moment aussetzen.Wäre er nicht schon in Kai verliebt gewesen wäre, so wäre er spätestens jetzt fällig gewesen. Es war Hiroto, der Miyavi zurück auf den Boden der Tatsachen holte, indem er ihn anstupste. „Shou ist da vorne. Du wolltest doch was mit ihm besprechen!“ „Ähm ja!“ Ungelenk stolperte Miyavi auf Shou und Nao zu, die dem Sofa gegenüber auf dem Boden saßen, und ließ sich neben die beiden plumsen, ohne wirklich zu wissen, was er sagen sollte. Es war, als wäre er gerade einer Gehirnwäsche unterzogen worden. In seinem Kopf kreiste ein einziger Gedanke. Ich will zu Kai! „Ah, Miyavi-kun. Wie schön, dass du auch gekommen bist. Trink mir uns!“, plapperte Shou fröhlich drauf los, drückte Miyavi eine Flasche Hochprozentiges in die Hand, rutschte dann neben ihn und legte einen Arm um Miyavis Hüfte und seinen Kopf auf dessen Schulter. „Das nächste Mal müsst ihr uns aber auch wieder mit auf Tour nehmen! Du willst wohl die Gazettos für dich allein, was? Dabei war die Carnival Tour sooo toll!“ „Jetzt bedräng doch Miyavi nicht so!“, grummelte Hiroto daraufhin eifersüchtig und drängelte sich zwischen seinen Schwarm und Shou. Miyavi bekam das alles gar nicht so richtig mit. Stattdessen sah er sich um. Kein Aoi hier?! Kai war wirklich ganz alleine hier? Nunja, Ruki war da, aber Ruki war ja nicht Kais fester Freund und damit keine potentielle Gefahr. Zumindest würde er ihm keine reinhaun, wenn Miyavi Kai ’falsch’ anschaute. Aber was dachte er da eigentlich? Kai und er hatten Waffenstillstand vereinbart. Das letzte, was er wollte, war, einen neuen Streit vom Zaun zu brechen, weil er seine Gefühle nicht unter Kontrolle hatte. Seine momentanen Gedanken waren wirklich fehl am Platz. Trotzdem konnte er sich nicht helfen und warf immer wieder verstohlene Seitenblicke zu seinem Lieblingsschlagzeuger, der neben Saga und Ruki eher gelangweilt drein blickte und mit den Fingerspitzen gegen die Bierflasche trommelte, die zwischen seinen Beinen eingeklemmt stand. Miyavi musste was tun! Er würde durchdrehen, wenn er nicht wenigstens mit Kai sprechen konnte. Er vermisste ihn so. Er sah ihn zwar jeden Tag, aber das reichte ihm nicht. Er wollte wieder ein Stückchen von seinem besten Freund zurück, wollte mit ihm reden, mit ihm lachen, mit ihm schlafen… NEIN! Seine Gedanken verselbständigten sich schon wieder. Kai und er waren nur Freunde. Kai hatte einen festen Freund und Miyavi respektierte das. Jawohl! Wenn er es sich lange genug einredete, glaubte er vielleicht selbst irgendwann dran. Jetzt trugen ihn seine Füße trotzdem erstmal automatisch und ohne, dass er es eigentlich wollte, zu Kai. Wieso konnte ihm sein Körper auch nie gehorchen? „Hi!“ Miyavi lächelte, als er sich neben Kai auf die Sofalehne setzte und versuchte den Kleineren nicht allzu offensichtlich anzugaffen. Dieses Hemd, das Kai trug… Es war schwarz und nur halb zugeknöpft, ließ tiefere Einblicke zu, als gut für Miyavi war. Er blinzelte und senkte den Blick auf.die.enge.Jeans. Dann eben die Wand fixieren. Die war weiß und kalt. Plötzlich legte sich eine Hand, Kais Hand!, auf seinen Oberschenkel. „Alles okay mit dir? Du siehst aus, als wäre dir nicht gut.“ Miyavi winkte ab, fuchtelte aber eher panisch mit den Händen durch die Luft. „Mir geht’s prima. Alles in Ordnung. Was macht ihr hier denn so schönes?“ „Eigentlich sitzen wir nur rum und trinken ein bisschen. Das vorhin mit Uruha und Aoi tut mir übrigens leid. Ich weiß auch nicht, was in die beiden gefahren ist. Uruha übertreibts manchmal wirklich mit seiner Trinkerei und wenn er andere da noch reinzieht… Ruki musste auch schon Reita heimbringen. Der hat sich total mit Uruhas Sake abgeschossen. „Macht doch nix.“, winkte Miyavi ab. Wenn Kai sich schon so lieb für das Verhalten der anderen entschuldigte, konnte er wirklich nicht mehr böse sein. „Wo sind denn Uruha und Aoi?“, fragte er gespielt beiläufig und hoffte inständig, dass die beiden nicht auch noch autauchen würden. „Keine Ahnung. Nach ihrem kleinen Auftritt hat der Tourmanager sie zusammen geschissen und dann sind sie abgehaun. Wahrscheinlich knallen sie sich irgendwo die Birne zu. Das ist doch deren Lieblingsgeschäftigung wenn wir auf Tour sind.“ „Oh. Verstehe.“, murmelte Miyavi und kaute nachdenklich auf seinem Lippenpiercing herum. So wie es aussah, hatte er heute freie Bahn bei Kai – selbstverständlich um rein freundschaftlichen Aktivitäten zu frönen. Da sie nicht alleine waren, konnte ohnehin nichts passieren, was die beiden später bereuen würden. Zumindest nahm Miyavi das an… „Magst du was?“ Lächelnd hielt Kai ihm seine halbvolle Bierflasche entgegen, die dieser dankend entgegen nahm und eine tiefen Schluck nahm. Alkohol würde seine Nerven vielleicht etwas beruhigen. Kai machte ihn schon wieder ganz nervös. Dabei wollte er doch wirklich versuchen sich zusammen zu reißen und in Kai nicht mehr zu sehen als einen Freund. Es war erbärmlich wie wenig Selbstbeherrschung Miyavi hatte, wenn es um Kai ging. Vielleicht war es wirklich das Beste, sich andersweitig abzureagieren, andere Männer zu treffen und so vielleicht endlich auf andere Gedanken zu kommen. Mental hatte Miyavi Kai in den 5 Minuten, in denen er hier war, mindestens schon 3 mal ausgezogen. Er hatte ohnehin schon viel zu lange keinen Sex mehr gehabt und an sich selbst rumzuspielen wurde auf die Dauer auch langweilig. Es gab genug Willige, die mit Freuden seine menschlichen Bedürfnisse befriedigen würden. Miyavi musste nur mit dem Finger schnippen und sich jemanden aussuchen; ein einziges Wort und der kleine, naive Hiroto würde sich sofort von ihm flachlegen lassen. Das Problem war nur, dass verglichen mit Kai jeder verblasste und er darüber hinaus nicht skrupellos genug war, um so etwas durchzuziehen. Leute wie Hiroto konnten doch Beine breit machen nicht von Liebe unterscheiden. Irgendwann würde Miyavi noch in den Wahnsinn getrieben werden… Kais Hand lag immer noch auf seinem Oberschenkel. Er spürte die Wärme, die von ihr ausging, durch den dünnen Stoff seiner Hose und musste unwillkürlich daran denken, wie es wäre, wenn ihre nackte Haut aufeinander träfe. Kais Fingerspitzen tanzten sanft, kaum spürbar über sein Bein, malten kleine Kreise, ihr Effekt jedoch war um ein vielfaches stärker. Miyavi schluckte und wollte wieder aufstehen, um etwas frische Luft zu schnappen und einen klaren Kopf zu fassen, als Kai wieder das Wort ergriff und ihn von unten aus seinen großen, braunen Augen unschuldig ansah. Zu unschuldig… „Ich hab vorhin mit Nao gesprochen.“ „Ach ja?“ Kai nickte. „Ja. Und ich hab über einige Dinge nachgedacht.“ „Und über was genau?“ „Über dich und mich.“ „Gibt es denn ein dich und mich?“ Miyavis Herz klopfte wie wild, als er diese Frage aussprach und auf Kais Antwort wartete. Ihm war klar, dass er sich von Kai wieder um den Finger wickeln ließ, obwohl er es nach den Vorkommnissen der letzten Wochen eigentlich besser wissen müsste, doch er konnte diesem Blick nicht widerstehen. Er konnte auch nicht widerstehen, als Kai, statt zu antworten, Miyavis Shirt zu fassen bekam und ihn langsam auf seinen Schoß zog. Miyavi kam es so vor, als würde alles in Zeitlupe geschehen und aus den Augenwinkeln bekam er mit, wie Ruki, der direkt neben Kai saß, den beiden einen verstörten Blick zuwarf. Er fühlte sich selbst gerade etwas verstört und der Umstand, dass Kais Gesicht ihm immer näher kam, trug auch nicht zur Besserung seines Zustandes bei. „Miyavi?“, hauchte Kai und sah ihn eindringlich an, eher er die Augen schloss und mit seiner Nase schon gegen Miyavis stupste. Miyavi wollte zurückweichen, doch Kais Hände lagen mittlerweile in seinem Nacken und hielten ihn in Position. „Nicht, Kai…“, begann er, kam jedoch nicht weiter, denn Kais Lippen waren auf seine getroffen und brachten ihn somit zum Verstummen. Er schloss ebenfalls die Augen und entging somit den entsetzten Blicken der anderen Anwesenden. Er verstand zwar nicht, wieso Kai plötzlich seine Meinung geändert hatte und auch nichts darauf gab, dass die anderen sie sahen, aber er würde das jetzt genießen. Ihm war egal, was die anderen nun von ihm dachten. Kai küsste ihn. Seine Lippen waren so weich, wie Miyavi sie in Erinnerung hatte. Er schmeckte ein wenig nach Alkohol und Nikotin, darüber hinaus aber unverkennlich nach sich selbst. Miyavi konnte nicht genug davon bekommen. Besitzergreifend legte er seine Hände an Kais Hüften und rutschte noch ein Stück näher an ihn ran. Ihre Oberkörper berührten sich jetzt fast und Miyavi musste sich ein wenig verrenken, um den wesentlich kleineren Kai küssen zu können, aber ein verspannter Nacken war das alle mal wert. „Nicht hinsehen, Hiroto!“ Tora versuchte dem kleinen Gitarristen die Augen zuzuhalten, damit dieser nicht mit ansehen musste, wie Miyavi einen anderen küsste, doch Hiroto sprang flink zur Seite, drehte sich zu Miyavi und Kai um und quiekte entsetzt auf, als er erkannte, was gerade mit seinem großen Idol passierte. „Kai ist so eine Schlampe!“, schrie er dann erbost, ballte seine kleinen Hände zu Fäusten und wollte scheinbar auf Kai losgehen, um seinen Miyavi aus den Fängen der ‚Schlampe’ zu retten, doch diesmal setzte sich Tora durch und hielt ihn fest. „Beruhig dich!“ „Nein! Es ist doch wahr! Erst Nao, dann Aoi und nun Miyavi? Will er sich durch’s ganze Label vögeln?“ Hiroto war mittlerweile vor Wut rot angelaufen und funkelte Kai, der den Kuss gelöst hatte, böse an. Miyavi fühlte sich einfach nur überfordert von der Situation. Einerseits wollte er mehr von Kai, andererseits konnten sie hier wirklich nicht vor allen anderen, besonders vor Hiroto, rumknutschen. Ruki sah die beiden auch schon an, als wäre er kurz davor sie umbringen zu wollen. „Ich bring dich heim, okay?“ Tora, beide Arme fest um Hiroto geschlungen, schob den Jüngeren in Richtung der Tür. Er zappelte zwar noch ein bisschen, ließ sich dann aber davon überzeugen, dass es wirklich das beste war, die Party nun zu verlassen. Dann erhob sich Ruki „Es ist wohl besser, wenn ich auch geh!“, sagte er mit gepresster Stimme und folgte den beiden Alice Nine Gitarristen, ohne Miyavi und Kai auch noch eines Blickes zu würdigen. Saga folgte ihm. „Ich kann dich fahren!“, meinte er, woraufhin Ruki nur nickte und dann aus der Wohnung verschwand, gefolgt vom Rest der Truppe. „Saga kann einem echt leid tun. Ruki steht absolut nicht auf Jungs“, durchbrach Kai die Stille, nachdem sie alleine mit Shou und Nao waren. „Das hab ich auch mal von mir gedacht“, murmelte Nao daraufhin und errötete, als sich alle Blicke auf ihn richteten und Kai anfing zu kichern. Shou sah verwirrt zwischen den beiden Drummern hin und her, rutschte dann direkt neben Nao und warf Kai einen bösen Blick, um ihm zu signalisieren, dass Nao zukünftig für ihn tabu war. „Ruki weiß halt nicht, was er verpasst!“ Kai zuckte mit den Schultern und wandte sich dann wieder Miyavi zu. Sanft legte er eine Hand auf seine Wange und streichelte darüber. Miyavi schmolz regelrecht unter Kais warmen Blick dahin. Er schloss die Augen und verschloss ihre Münder erneut miteinander, verwickelte Kai in einen langsamen Kuss, den der Schlagzeuger aber bald an Intensität zunehmen ließ. Vorsichtig drückte er Miyavi von sich runter und auf das Sofa, legte sich auf ihn und schob eine Hand seitlich unter Miyavis T-Shirt, wo er begann diesen zu streicheln. Zufrieden seufzte Miyavi in den Kuss und legte seine Hände an Kais Rücken, um diesen ebenfalls auf- und abzufahren. „Um Himmels Willen! Nehmt euch ein Zimmer!“, kam der trockene Kommentar von Shou, der es nicht fassen konnte, dass Miyavi und Kai gerade dabei waren auf seiner Couch rumzumachen. Nao lachte, Kai warf Shou erst einen perplexen Blick zu, grinste dann aber. „Gute Idee!“ Er richtete sich auf, packte Miyavi am Arm und zog ihn ebenfalls auf die Beine. Er drängte ihn ans andere Ende des Raumes, wo er eine Tür öffnete und Miyavi, der kaum wusste, wie ihm geschah, in Shous dunkles Schlafzimmer reinschob. „Aber doch nicht mein Zimmer!!!“, protestierte Shou sofort und wollte aufspringen, wurde jedoch von Nao gehindert. „Lass die beiden!“ „Aber!!!“ Mehr bekam Miyavi nicht mit, denn Kai hatte die Tür hinter ihnen geschlossen und Shous Proteste damit im Keim erstickt. Kleine Hände tasteten nach ihm und verschwanden unter seinem Shirt, streichelten über seinen Bauch und verblieben schließlich an der empfindlichen Stelle direkt über Miyavis Bund. Er schluckte. „Kai-chan, was hast du vor?“ „Was wohl?“, kicherte Kai und küsste Miyavi erneut, dirigierte ihn im Dunkeln durch den Raum, bis sie endlich das Bett fanden und sich darauf fallen ließen. * tbc * Ja, an dieser Stelle ist vorerst Schluss *gemein bin* Das Kapitel geht natürlich noch weiter, aber was dann noch so alles passiert, erfahrt ihr das nächste Mal :) Kapitel 10: ------------ Weil ihr so fleißig reviewt habt und ich ja kein Unmensch bin und -Kaipin_Lover- unbedingt noch Lemon braucht, bevor sie in den Urlaub fährt, kommt hier schon das nächste Kapitelchen. Eure Fragen wird das wahrscheinlich immer noch nicht beantworten, aber nun ja :D Die Lemon ist jetzt nicht SO detailgetreu. Man möge es mir verzeihen/es wird sicher noch ein paar mehr ausführlichere geben. Und NEIN, es wird auch nicht bei dieser Rollenverteilung bleiben :P Aber zumindest für dieses Kapitel musste das mal so sein ;) Kapitel 10 Während Kai sein Gesicht mit Küssen bedeckte, schienen seine Hände überall gleichzeitig zu sein, fanden immer seine nackte Haut, zogen an seinem T-Shirt und nestelten am Verschluss seiner Jeans. Miyavi war einerseits glücklich über die Aufmerksamkeit, die Kai ihm schenkte, andererseits machten sich immer mehr Zweifel in ihm breit. Er wollte nicht schon wieder enttäuscht werden. Im Dunkeln tastete er nach einer Nachttischlampe, schmiss dabei irgendetwas zu Boden, wurde aber schließlich fündig. Als das warme, matte Licht anging, hörte Kai damit auf kleine Küsse auf Miyavis Bauch zu verteilen. „Was denn?“, fragte er, nachdem Miyavi ihn nur stumm ansah. Kais Anblick vor ihm und zwischen seinen Beinen hatte ihn temporär sprachlos gemacht. „Kai, was machst du? Was ist mit Aoi?“, fragte er schließlich leise und mit gesenktem Blick, sprach damit die Ängste aus, die ihm auf der Seele brannten. Kai hatte ihn darum gebeten seine Beziehung mit Aoi zu respektieren und nicht mehr dazwischen zu funken. Auch wenn es ihm schwer fiel, versuchte er diesen Wunsch zu respektieren. Gerade jedoch verhielt sich Kai als hätte es ihre Abmachung oder gar Aoi nie gegeben. „Aoi ist jetzt nicht hier oder?“, erwiderte Kai daraufhin lapidar, knöpfte die restlichen Knöpfe seines Hemdes auf und streifte es ab. „Nein, das nicht, aber - “ Weiter kam Miyavi nicht. Kai war nun auch dabei sich selbst von seiner deutlich enger gewordenen Jeans zu befreien. „Aber?“ „Kai, wie viel hast du getrunken?“ „Nicht so viel, als dass ich nicht wüsste, was ich tue“, erklärte der Schlagzeuger und zog sich seine Jeans mitsamt den Shorts nach unten. Kurz darauf landete beides auf dem Boden. Miyavi schluckte. So hatte er Kai nie gesehen… Kai sah Miyavi, der regelrecht erstarrt war, erwartungsvoll an und krabbelte dann auf ihn zu. „Willst du nicht?“, flüsterte er in sein Ohr. Sanft biss er in sein Ohrläppchen und saugte dieses in seinen Mund, während seine Hände über Miyavis Brust streichelten und immer wieder über die bereits verhärteten Brustwarzen fuhren. „Doch!“ Miyavi hatte sich entschieden; er würde keinen Rückzieher mehr machen. Er wollte Kai mehr als alles andere auf der Welt und würde sich nicht mehr wehren. Ganz egal, was morgen die Konsequenzen sein würden, aber vielleicht, vielleicht hatte Kai sich endlich doch für ihn entschieden. Vielleicht… „Ich muss ein Idiot sein mich darauf einzulassen!“, murmelte er, ehe er Kais Lippen einfing und in einen Kuss verwickelte. Er zog den kleinen Schlagzeuger auf sich runter und legte seine Arme um den schmalen Körper. Eine Welle der Erregung schoss durch seinen Körper, als sich Kais Erektion an seinen Bauch drückte. Er wollte mehr von ihm spüren! Er keuchte leise auf und löste den Kuss, um sich von Kai sein ohnehin schon verrutschtes Shirt ausziehen zu lassen. Sofort senkte Kai seinen Kopf und verteilte überall kleine Küsse, saugte an Miyavis Schlüsselbein und wanderte mit seinen weichen Lippen weiter nach unten. Miyavi musste leise aufstöhnen, als er eine seiner Brustwarzen zwischen die Zähne genommen hatte und sanft daran knabberte. Doch Kai hielt sich nicht lange auf, sondern bahnte sich seinen Weg immer weiter nach unten, beschäftigte sich kurz mit seinem Bauchnabel, richtete sich dann aber wieder auf, um Miyavis Hose zu öffnen. Geschickt öffnete er die Jeans, ließ Miyavi dabei allerdings nicht aus den Augen, senkte seinen Blick erst, als er dessen Hose nach unten schob und die bunt gemusterten Shorts gleich mitnahm. Sogleich breitete sich ein verschmitztes Grinsen auf seinem Gesicht aus. „Und ich dachte immer, das wären nur Gerüchte gewesen!“, schmunzelte er und brachte Miyavi kurz darauf zum Aufstöhnen, als er den Metallstab, der durch Miyavis Erektion ging, zwischen zwei Finger nahm und vorsichtig bewegte. „Ist das okay so?“ Miyavi nickte nur. Zu Worten war er momentan nicht in der Lage, wahrscheinlich würde er sowieso nur rumstottern und keinen vernünftigen Satz rausbekommen. Eigentlich war sowieso alles okay, was Kai mit ihm machte. Er konnte gar nicht glauben, dass sie gerade so weit gingen, wie sie noch nie zuvor gegangen waren. Einerseits war es ungewohnt. Kai war jahrelang sein bester Freund gewesen. Andererseits hatte er von diesem Moment schon lange geträumt und endlich konnte er Kai so nahe sein, wie es nur irgendwie möglich war. Kai spielte noch ein wenig an seinem Intimpiercing, zog an dem Stab oder zwirbelte ihn etwas, begann dann jedoch seine Erektion fest zu umschließen und auf und ab zu bewegen. Miyavi schloss die Augen und biss sich auf die Lippe, um nicht zu laut zu werden. Er hatte nicht vergessen, dass sie nicht allein waren und einen aufgebrachten Shou, der ihren Augenblick ruinierte, konnte er jetzt nicht gebrauchen. Seine Augen flogen wieder auf, als Kai ihn losließ, dafür aber begann mit dem Mund zu verwöhnen. Er drückte seinen Rücken durch und vergrub die Hände im Bettlaken, während er das feucht-warme Gefühl an seiner empfindlichsten Stelle genoss. Kai hatte ihn jetzt schon komplett in der Hand. Es dauerte nicht mehr lange und er würde seinen Höhepunkt erreichen. Er wollte aber mehr. „Kai!“, stöhnte er anstrengt hervor, vergrub seine Hände in Kais mittlerweile feuchtem Haar und zog sanft daran, bis Kai von ihm abließ und aufschaute. „Komm her, ich will dich auch anfassen!“ Kai sah ihn für einen Moment verwundert an, lächelte dann aber und krabbelte ein Stück nach oben. Er ließ sich neben Miyavi fallen und verschloss sofort wieder ihre Münder. Miyavis Hände wanderten nun auch über Kais Körper, streichelten über die muskulösen Oberarme und die Brust, über den Bauch nach unten und bekamen schließlich seine ausgeprägte Erektion zu fassen. Er musste unwillkürlich aufstöhnen, als er Kais Männlichkeit zwischen seinen Fingern spürte und zu massieren begann. Kai schloss die Augen und genoss die Behandlung für einige Momente, tat es dann jedoch Miyavi gleich und verwöhnte ihn im gleichen Rhythmus. Es dauerte nicht lange und Miyavi spürte, wie sich kurz alles in ihm verkrampfte, dann wuschen Gefühle des Glücks über ihn und er ergoss sich über Kais Hand, der ihn sanft weiter streichelte, bis sein Höhepunkt ausgeklungen war. Seine Atmung hatte sich noch nicht beruhigt, als er wieder nach Kai griff, seine Erektion mit beiden Händen fest umschloss und so dem Höhepunkt entgegen trieb. Kais Augen waren geschlossen, der Mund leicht geöffnet und seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt. Miyavi versuchte sich den Anblick einzuprägen, er wollte diese Nacht, ihre erste gemeinsame Nacht, unter keinen Umständen vergessen. Schließlich presste Kai sein Gesicht seitlich ins Kissen, um den Schrei zu unterdrücken, der seinen eigenen Höhepunkt begleitete. Anschließend wischte Miyavi seine Hand am Bettrand ab. War ja nicht sein Eigenes und nachdem Shou sein Konzert ruiniert hatte, geschah es ihm nur Recht, wenn Miyavi zumindest sein Laken versaute. Glücklich zog er Kai in seine Arme. Er wollte ihm jetzt so nah wie möglich sein, ihn einfach nur festhalten, ein wenig kuscheln und die Zeit genießen, die sie zusammen hatten. Kai spielte mit einer Strähne seines Haares, wickelte sie immer wieder um seinen Finger oder zog leicht daran, stahl ab und zu einen sanften Kuss von Miyavis Lippen, welchen dieser nur zu gern erwiderte. Sie sprachen nicht, aber die Stille zwischen ihnen war nicht unangenehm. Im Gegenteil. Es fühlte sich fast schon selbstverständlich an, hier so mit Kai zu liegen. Miyavi wünschte sich, dass es von nun an immer so wäre. Ihm brannten tausend Fragen auf der Seele, aber er stellte sie zurück. Er wollte den Moment nicht ruinieren. Morgen würde es noch genug Möglichkeiten geben einige dieser Fragen zu stellen. An Schlaf dachte keiner der beiden. Es war spät, sicher schon früher Morgen und bald würde wieder die Sonne aufgehen. Weder Miyavi, noch Kai störte dies. Es war, als hätten sie alle Zeit der Welt. Irgendwann jedoch schien Kai wieder unruhig zu werden. Er rutschte in Miyavis Armen hin und her, richtete sich dann ganz auf und kletterte auf ihn. Er griff nach Miyavis Handgelenken und drückte sie neben seinem Kopf auf das Kissen, beugte sich dann zu ihm runter und küsste ihn verlangend. Währenddessen begann er langsam seine Hüften zu bewegen und seinen Schritt gegen Miyavis zu reiben. Es dauerte nicht lange und er war wieder voll erregt. Kai schien es nicht anders zu gehen, denn seine Küsse wurden immer unkontrollierter und durch verzweifeltes und ungeduldiges Seufzen unterlegt. Miyavi schob eine Hand zwischen ihre Körper und begann ihn wieder zu streicheln. Kai stöhnte auf und vergrub seine Hände in Miyavis Haar, während er die Streicheleinheiten genoss und seine Hüftbewegungen Miyavi anpasste. Als dieser plötzlich wiederholt mit dem Daumen über Kais Spitze fuhr, entwich ihm ein leiser Schrei, außerdem riss er in seiner Extase an Miyavis Haaren, der ebenfalls aufschrie - allerdings vor Schmerz. Kai hatte ihm eine seiner Extensions rausgerissen. „Oops, sorry!“ Kai grinste ein wenig verlegen und wusste nicht so recht, was er mit der rausgerissenen Haarsträhne anfangen sollte, legte sie dann auf den Nachttisch neben Shous Wecker. „Meine Haare!“ Entsetzt fuhr sich Miyavi durch den Rest seiner Haarpracht, um zu prüfen, ob Kai noch mehr seiner teuren Echthaarextensions auf dem Gewissen hatte. Glücklicherweise schien dies nicht der Fall zu sein und ohne die eine Strähne konnte er sicher leben. Er hätte aber auch nie im Leben erwartet, dass sich Kai so dominant verhalten würde. „Was machst du da eigentlich?“, fragte Miyavi verwundert, als er bemerkte, dass Kai dabei war, in der obersten Schublade von Shous Nachtschränkchen zu wühlen. „Shou hat keine Gleitcreme!“, begann Kai, der noch halb mit seiner Nase in der Schublade verschwunden war, „aber ich werde vorsichtig sein!“. „Was?!“ Kai wollte toppen? Miyavi war sich nicht sicher, ob er richtig gehört hatte, allerdings warf ihm Kai mit einem triumphierenden Grinsen ein Kondom auf die Brust und ließ sich neben ihn auf’s Bett fallen. „Das hast du schon richtig verstanden!“, schmunzelte er, drückte dem verblüfften Miyavi einen Kuss auf den Mund und steckte dann zwei Finger in eben diesen (in den Mund, nicht in Miyavi *lol*). Miyavi zögerte. Es war lange her, dass er sich in die submissive Position hatte drängen lassen und er war sich nicht sicher, ob er das überhaupt wollte. Eigentlich hatte er sich Sex mit Kai immer andersrum vorgestellt und nach dieser langen Zeit der Abstinenz würde es sicher schmerzhaft für ihn werden. „Miyavi?“, Kai sah ihn abwartend an, nachdem er sich nicht rührte, „du willst doch nicht, dass es weh tut, oder?“ „Nein, aber ich - “, begann Miyavi, der noch immer Kais Finger im Mund hatte, zu nuscheln. „Ich hab doch gesagt, ich bin vorsichtig!“ Kai sah Miyavi mit einem Dackelblick an, für den man ihn nichts abschlagen konnte. Außerdem war ja wirklich nichts dabei, wenn er Kai die Führung überließ. Miyavi brauchte einfach nur einen Moment, um sich mit dem Gedanken anzufreunden. Sanft begann er an Kais Fingern zu saugen, bis sie feucht genug waren und Kai sie ihm wieder entzog. Er war wirklich vorsichtig und so verspürte Miyavi, abgesehen von einem kurzen Ziehen, keine weiteren Schmerzen, als Kai ihn langsam vorbereitete. Eigentlich fühlte es sich sogar gut an. Er hatte das Gefühl über die Jahre nur vergessen, doch Kai jetzt in sich zu spüren, steigerte seine Lust auf mehr. Ungeduldig wand er sich hin und her und kam Kais immer noch vorsichtigen Stößen entgegen, um ihm zu signalisieren, dass er für ihn bereit war. Er nahm das Kondom, riss es auf und streifte es Kai über, der dabei genießend die Augen schloss und sich auf die Unterlippe biss - ein Anblick, an den sich Miyavi durchaus gewöhnen konnte. Mit Kais Beherrschung war es dann jedoch wieder vorbei. Bestimmt drückte er Miyavi auf das Bett und spreizte seine Beine ein wenig, drang kurz darauf langsam in ihn ein. Es tat ein wenig weh und Miyavi kniff die Augen zusammen. „Entspann dich!“, keuchte Kai, der sich mit den Armen neben Miyavis Kopf aufstützte und ihn zur Ablenkung wieder in einen Kuss verwickelte. Miyavi versuchte ja sich zu entspannen, aufgrund des Fehlens von Gleitmittels und dem damit verbundenen Brennen, war dies allerdings nicht so einfach. „Mach einfach weiter. Dann wird’s besser“, murmelte er in den Kuss und schloss die Augen, als Kai begann sich langsam in ihn zu bewegen. Das Gefühl an sich, von Kai ausgefüllt und endlich eins mit ihm zu sein, war unbeschreiblich, und ließ ihn bald seine Schmerzen vergessen. Er schlang seine Beine um Kais Hüften und krallte sich mit den Händen an seinen muskulösen Oberarmen fest, kam auch diesmal Kais Bewegungen entgegen und bald fielen sie in einen Rhythmus, der immer schneller wurde und beide ihrem Höhepunkt entgegen trieb. Als Kai endlich Miyavis Lustpunkt fand und immer wieder in ihn stieß, schrie dieser laut auf. Vergessen waren Shou und Nao, jetzt zählte nur noch sein Moment mit Kai. Wieder und wieder sah er kleine Sternchen vor seinen Augen tanzen und als Kai begann, seine Erektion im Takt seiner Stöße zu massieren, konnte Miyavi sich nicht mehr zurückhalten. Kai folgte ihm fast zeitgleich und brach anschließend erschöpft auf ihm zusammen. Träge streichelte Miyavi über Kais verschwitzten Rücken und drückte einige Küsse an seine Schläfe. Kai hatte die Augen geschlossen und machte den Eindruck, als wäre er vor Erschöpfung eingeschlafen, doch als Miyavi ihn spielerisch in die Seite kniff, flogen seine Augen wieder auf und er grinste. „Hey!“ „Selber hey! Du wirst langsam schwer!“ Kai lachte und rollte sich vorsichtig von Miyavi, der es fast schon bereute ihn ‚vertrieben’ zu haben, doch dann kuschelte sich Kai fest an ihn und zog die Decke über ihre noch erhitzten Körper. * Miyavi erwachte vom Piepen Kais Handies und den damit verbundenen Flüchen besagtem Drummers. Kai hing halb auf dem Bett, halb auf dem Boden und fischte nach seiner Hose, in der sich sein Telefon befand. Schließlich beförderte es zu Tage und nahm den Anruf entgegen. Miyavi schloss wieder die Augen, der Blick auf die Uhr war ernüchternd gewesen. Es war kurz vor 8. Wer um Himmels Willen rief um diese Uhrzeit an? Heute würden sie ihr letztes Konzert in Tokyo spielen, es bestand also kein Grund zur Eile, um zum nächsten Konzertort zu reisen. Miyavi war fast schon wieder am Wegdämmern, als Kai einen frustrierten Schrei losließ und etwas - vermutlich sein Handy - auf den Boden knallte. „Hey, was ist los?“, fragte er verwundert, als er Kai neben sich auf dem Bauch liegen sah. Sein Gesicht war im Kissen vergraben und mit geballten Fäusten prügelte er auf das Bett ein. Da musste ihn jemand mächtig geärgert haben. Hoffentlich hatte es nichts mit ihm selbst zu tun… „Kai?“ Vorsichtig legte er eine Hand auf Kais Schulter, der sich daraufhin wieder aufrichtete und Miyavi anfunkelte. „Wieso muss ich eigentlich in einer Band voller Idioten spielen, hä? Wieso hab ich das verdient? Es ist zum Kotzen! Ich will nicht mehr!“ Kai grummelte und vergrub seinen Kopf wieder im Kissen. „Was ist denn passiert?“ „Was passiert ist?“, Kai setzte sich auf. „Was passiert ist, ist dass mich gerade die Polizei angerufen hat, um mir mitzuteilen, dass jemand - in dem Fall natürlich ich - Aoi und Uruha aus der Ausnüchterungszelle abholen soll. Die beiden wurden wohl gestern Nacht stockbesoffen aufgegriffen, als sie irgendeinen Scheiß anstellten. Das ist passiert. Die beiden haben’s wohl endlich geschafft sich das letzte bisschen Hirn wegzusaufen. Hurra!“ Das waren in der Tat schlechte Nachrichten und Miyavi verstand, wieso Kai sich so aufregte. Als Bandleader von GazettE hatte er schon öfter für die Missetaten seiner Bandkollegen gerade stehen müssen und diese vom Polizeirevier abzuholen, gehörte sicher nicht zu seinen liebsten Aufgaben. „Wenn die Presse davon Wind bekommt…“ Kai vergrub sein Gesicht in seinen Händen und schüttelte ungläubig den Kopf hin und her. „Hey, jetzt reg dich mal nicht auf!“ Vorsichtig zog Miyavi Kai in seine Arme, der sich gleich an seine Brust fallen ließ und sich an ihn klammerte. „So schlimm wird es schon nicht sein, sonst würde dein Telefon doch schon heiß laufen. Am besten ziehen wir uns jetzt an, ich besorg dir einen Kaffee und wenn du magst, begleitete ich dich zur Polizei, okay?“ „Okay!“, murmelte Kai und drückte sein Gesicht fester an Miyavis nackte Brust, der nun eigentlich alles andere wollte, als Kai loszulassen und aufzustehen, aber er wusste, dass sie leider nicht den ganzen Morgen im Bett verbringen konnten. Schließlich lösten sich die beiden voneinander, zogen sich an und verließen vorsichtig das Schlafzimmer. Im Wohnzimmer fanden sie Nao auf dem Sofa schlafend vor, während Shou mit dem Boden davor Vorlieb genommen hatte. Kai verschwand kopfschüttelnd im Bad, während Miyavi in die Küche ging, um Kaffee aufzusetzen. „Oh Gott. Und ich hatte gehofft, das wäre alles nur ein böser Traum gewesen!“ Erschrocken drehte sich Miyavi um und sah Shou, deutlich verkatert, in der Tür stehen. Er schlurfte langsam auf ihn zu und checkte den Stand der Kaffeemaschine, musste aber feststellen, dass es noch nicht für eine Tasse reichte. „Mann, fühl ich mich beschissen. Mir tut alles weh!“, jammerte Shou und nahm sich eine Flasche Cola aus dem Kühlschrank. „Wieso hast du denn auch auf dem Boden geschlafen?“, ertönte Kais Stimme hinter ihm, der nun frischer aussah und schon wieder grinste. „Hallo? Ihr habt mein Bett belagert und sicher auch beschmutzt!“ Kais Grinsen wurde noch breiter, während Miyavi wortlos dabei stand und die beiden beobachtete. „Oh ja, du solltest deine Bettwäsche vielleicht wechseln! Aber das meine ich nicht. Du hättest dir doch mit Nao das Sofa teilen können!“ „Das Sofa ist für zwei viel zu klein!“, nuschelte Shou und wandte sich errötend ab. „Ach Quatsch. Das wird dann schön kuschelig. Du magst doch Nao oder nicht?“ „Ich ähm… na klar. Wir sind ja Freunde!“ „So mein ich das aber nicht.“ „Ach nein?“ „Shou, wo liegt dein Problem? Schnapp ihn dir einfach!“ „Ich… ich kann nicht!“ „Wieso nicht?“ Verlegen senkte Shou den Blick und spielte am Flaschenhals der Cola herum. „Weil… weil… weil ich noch nie irgendwas mit einem anderen Mann hatte und Nao der erste für mich wäre.“ „Awww“, kam es zeitgleich von Kai und Miyavi, brachte Shou dagegen vollends aus der Fassung. Beschämt senkte er den Kopf und wandte sich ab. „Das muss dir doch nicht peinlich sein! Vor Nao auch nicht. Er wird bestimmt Verständnis dafür haben!“, versicherte ihm Kai gutmütig und knuffte ihn in die Seite. „Jetzt zieh nicht so ein Gesicht! Wenn wir von der Tour zurückkommen, will ich euch zusammen sehen, klar?“ „Okay“, erwiderte Shou, klang jedoch nicht sehr überzeugend, aber Kai ließ das Thema auf sich beruhen und nippte stattdessen an dem Kaffee, den Miyavi ihm in der Zwischenzeit eingegossen hatte. Er musste sich nun erstmal um seine eigenen Probleme innerhalb seiner Band kümmern. tbc. Kapitel 11: ------------ Finally :) Mmh ja, am besten sag ich mal nix zu dem Kapitel. Ich hab's nämlich nicht geschrieben. In diesem Kapitel ist mir Kai zum ersten Mal auch so richtig unsympathisch geworden :s Naja, trotzdem viel Spaß beim Lesen und vielen Dank für die Kommis vom letzten Mal Kapitel 11 Da Kai beim Gedanken, Miyavi und Aoi in einem Auto bei sich zu haben, kalte Füße bekam, setzte er den Solisten in einer Seitenstraße nahe der Konzerthalle ab. Es war zwar ein ziemlicher Umweg von Shous Wohnung zur Halle und von der Halle dann nach Shibuya zur Polizeiwache, aber um das bevorstehende Drama noch so weit wie möglich vor sich her zu schieben, erschien ihm das die eleganteste (und nebenbei feigste) Lösung fürs Erste. Miyavi hatte seine überdimensionale „Pornosonnenbrille“ aufgesetzt, obwohl die Sonne sich seit geraumer Zeit hinter den Wolken versteckte und er kaute ständig an seinem Lippenpiercing herum. Kai starrte nur konzentriert auf die Straße oder gab das zumindest vor. Denn jetzt über die vergangene Nacht zu reden war ihm durchaus peinlich und unangenehm. Ein anderes Thema würde es vorerst bestimmt nicht geben und auf Smalltalk hatte Kai auch keine Lust. Nach gut einer Viertelstunde Fahrt hielt Kai in erreichbarer Nähe der großen Konzerthalle. Es waren noch gut 100 Meter, die würde Miyavi zur Not auch noch rennen können, wenn ein Fan ihn sah. Jetzt wünschte er sich eine Maskerade... die Beiden zusammen zu sehen würde bestimmt keinen besonders stutzig machen. Bis auf die Menschen, die gestern auch bei Shou gewesen waren - und da machte ihm der liebe Ruki noch die meisten Sorgen. Wie sollte er das erklären? Nicht, dass sich Kai für irgendetwas hätte rechtfertigen müssen, er war schließlich erwachsen und im Groben hielt sich Ruki auch raus, aber dass Kai Aoi gestern ziemlich rücksichtslos hintergangen hatte, war ein starkes Stück, das wusste Kai aber auch genauso gut selbst. Vielleicht ließ er sich mit einem „Ich regle das schon!“ abspeisen, aber darauf verließ sich der Gazetto besser nicht. Er würde seine Standpauke ganz sicher noch bekommen. Früher oder später. Scheiße, dachte Kai und legte seufzend den Kopf aufs Lenkrad seines Autos. „Bis später...“, Miyavis Worte rissen Kai aus seinen trüben Gedanken und er sah nur lächelnd auf. „Ja, bis dann“, erwiderte er daraufhin leise und löste schon wieder die Handbremse, als Miyavi sich noch mal zurück in den Wagen setzte. Kais Augen weiteten sich vor Schreck und - zugegeben - freudigem Entzücken, als ihm Miyavi einen Kuss auf den Mund drückte. „Dann viel Glück bei der Polizei.“ Ungewollt laut knallte die Beifahrertür zu und Miyavi flitzte entschuldigend grinsend Richtung Hintereingang davon. Kai parkte aus und raste Richtung Shibuya davon, jetzt drehte er sein Radio laut und öffnete das Verdeck. Selbst wenn es jeden Moment angefangen hätte zu regnen, wäre es Kai wohl getrost egal gewesen. Seine Stimmung schwankte zwischen dem Hochgefühl, das ihn erfüllte, wenn er an Miyavi dachte und dem tiefen Groll, wenn er sich in Erinnerung rief, was sein werter Freund und die Schnapsdrossel Uruha gestern noch angerichtet hatten. Eigentlich sollte er sie da schmoren lassen... Eigentlich. * Nachdem Kai sein Auto trotz dicker fetter Verbotsschilder direkt auf der Hauptstraße vor der Wache geparkt hatte, schlenderte er langsam auf das Gebäude zu, auf dem in großen Lettern „POLIZEIWACHE SHIBUYA“ prangte, auf den weiß verputzten Wänden konnte man noch einige Graffitischmierereien erkennen, die sich offensichtlich trotz erbittertem Schrubben nicht hatten entfernen lassen. Gerade Shibuya. Party-, Nutten-, Drogen- und Schwulenviertel Tokyos. Ausgerechnet in diesem gottverdammten Viertel hatten die Beiden abstürzen müssen. Hätten sie sich nicht woanders aufgabeln lassen können? Das warf auf das Ganze ja noch mal ein schlechteres Licht, als die Tatsache an sich, dass sich die Mitglieder von Gazette nicht mehr benehmen konnten. Jeder musste denken, die Band würde aus versoffenen Hurenböcken bestehen! Kais Wut kochte noch einmal kurz hoch, sodass ihm vor lauter Adrenalin der Bauch wehtat. Bei Uruha wunderte sich Kai schon nicht mehr, aber von Aoi hatte er schon gedacht, dass er als Bandältester auch noch einen Funken Menschenverstand und Vernunft in sich trug. Das war offensichtlich Fehlanzeige. Schon nach der Aktion mit Miyavis sabotiertem Auftritt hätte Kai seinem Liebsten gern erwürgt oder andere verbotene Dinge mit ihm gemacht. Uruha natürlich auch. Und Shou konnte er nicht mal böse sein, weil der nichts vertrug und bestimmt im Suff gut zu solchen Sachen animierbar war. Aber... Kai steckte die Hände in die Taschen und warf sich grummelnd gegen die verglaste Schwingtür, wobei ihm wieder einfiel, dass man nicht einfach in jede x-beliebige Polizeiwache spazieren konnte. Brav betätigte er die Klingel und wurde nach dem Grund seines Besuchs gefragt. Er brummte etwas von „Freunde aus der Ausnüchterungszelle holen“ und wurde eingelassen. Wie angewiesen nahm er brav im Vorraum platz und stierte desinteressiert auf den mit Panzerglas geschützten Empfangsraum, wo einige Polizisten und Polizistinnen Telefonate entgegennahmen, Akten hin und her schleppten oder einfach frühstückten. Auch Kai knurrte ganz schön der Magen und er wollte gar nicht wissen, wie er roch. Nach Alkohol, Zigaretten, Schweiß und... Kai legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Er wusste selbst, dass es nicht die beste Idee war, mit Miyavi zu schlafen. Rein pragmatisch gesehen hatte er sich damit keinerlei Vorteile verschafft oder die vorherrschende Situation verbessert. Aoi und er hatten sich doch nun wieder und Miyavi war eigentlich kein Thema mehr gewesen. Dann tauchte auch noch Nao auf und setzte ihm den Floh vom „Rausfinden“ ins Ohr. Nur hatte der ja nicht wissen können, dass Kai das in seiner gehobenen Laune so auslegte, den Halbkoreaner einfach mal vor den Augen seines zur Hälfte anwesenden Freundeskreises zu verführen. Kai musste wirklich verdammt blöd sein. Durch diesen einen Patzer kamen die alten Problempunkte schon wieder hoch und Kai konnte sich dem Gedanken nun endgültig nicht mehr erwehren, in Miyavi verliebt zu sein. Er wusste nicht, wie lange schon und wie er es geschafft hatte, es offensichtlich über diese Zeit nicht zu bemerken... Noch weniger wusste er, wie es nun weitergehen sollte. Der gestrige Abend und die Nacht hatten ihn auf den Geschmack gebracht, das Spielchen ein bisschen weiterzuspielen. Zweigleisig fahren. Sich Aoi und Miyavi gleichzeitig warm halten und sehen, wer von ihnen nun sein Herzblatt war. Zugegeben, das war die hinterhältigste und gemeinste Variante, er könnte schließlich genauso gut mit Aoi Schluss machen und mit Miyavi weitervögeln, oder Miyavi ein weiteres Mal abservieren (Übung hatte er ja bereits darin) und mit Aoi zusammen bleiben. Beides aber brachte ihn nicht zum Knackpunkt. Will ich Aoi oder Miyavi? Beides, Beziehung und Affäre, gleichzeitig laufen zu lassen - wenn auch nicht für lange, er wollte keinen von Beiden noch mehr quälen - wäre eine Möglichkeit. Damit war Kai wohl für den Rest seines Lebens als notorischer Bettenhüpfer verschrieen, aber es gab keine andere Möglichkeit. Besonders weil doch jeder von ihnen etwas davon hatte. Kai natürlich am meisten, weil er in Genuss kam, beider Gunst zu spüren zu kriegen... aber Aoi hatte sein Beziehungsleben, dass ihm von jetzt auf gleich wieder wichtig geworden war und Miyavi hatte Kai. Nur wie schaffte er es, dass keiner von den Zwei darauf kam? Ach, er musste es nur bis zum Ende der Tour in etwas mehr als einem Monat schaffen, dass keiner von beiden den Braten roch und bis dahin hatte er sich hoffentlich entschieden. Wenn Aoi oder Miyavi es vorher raus bekamen, war das Spiel gelaufen und beide waren weg. Dann war Kai allein. Und das wollte er wiederum auch nicht. Trotz allem war er ein Beziehungsmensch und hätte sich nie erträumt in solch einer Zwickmühle zu landen. Er würde sich glatt selbst bemitleiden, wenn er nicht wüsste, dass er selbst an allem Schuld war. Schon am Abend als Miyavi ihn das erste Mal geküsst hatte, hätte er konsequenter sein müssen und entweder Miyavis oder Aois Herz brechen müssen. Einen von beiden würde er am Ende verlieren. Na hoffentlich war dieses Theater es am Ende auch wert... „Sie können dann mitkommen. Die Herren warten schon...“, eine kleine, schmächtige Polizistin lächelte Kai mild an, bevor er sich stöhnend hoch raffte und vor ihr durch die schwere Eisentür in Richtung Zellen schritt. * Aoi und Uruha stanken mindestens genauso schlimm wie Kai selbst. Mürrisch und mit einem ungewohnt rauen Befehlston komplimentierte er die beiden in sein Auto. Zum Glück hatte die Polizei es bei einer Verwarnung belassen, weil keiner von Beiden auf die Idee gekommen war, zu randalieren oder einen PKW zu fahren. Und am Ende lag es vielleicht an Kais charmanter Art und seiner bestechungstauglichen Sprachgewandtheit, dass nichts schlimmeres passiert war. Aoi nahm hinten die gesamte Rückbank in Beschlag, da er im Gegensatz zu Uruha einen saftigen Kater hatte. Uruha saß quietschfidel und bester Laune neben Kai und Kai hätte ihm am liebsten das dämliche Grinsen aus dem Gesicht geohrfeigt. Sie hatten den hunderten Käseblättern in Japan den besten Anlass gegeben, sie in der Luft zu zerreißen! Gazette waren bisher ganz gut ohne derartige Skandale klar gekommen und jetzt sowas! Kai atmete tief durch und konzentrierte sich stur auf die mehrspurige Straße, anstatt nach links oder rechts zu sehen, denn sie waren genötigt die gesamte Bordellmeile abzufahren, um am schnellsten zur Halle zu kommen. Wie auf dem Präsentierteller. Wunderbar! Die Straßen waren hier tagsüber schön autoleer, und Kai hatte heute keine Lust, sich auch noch durch die Hauptverkehrsader von Shibuya zu kämpfen. Das wäre zuviel für seine Nerven. Er stand jetzt schon kurz vorm Schreikrampf. Aoi auf dem Rücksitz grunzte und murrte. „Musst du kotzen, Aoi-chan?“, fragte Uruha fröhlich und drehte sich zu Aoi um. Kai sah im Rückspiegel nur Aois Hand, die sich in die Lehne des Beifahrersitz krallte. „Unsinn.“ „Das will ich dir auch geraten haben, Schatz“, zischte Kai. „Wir waren nicht umsonst in einer Ausnüchterungszelle, Kai. Es ist alles okay“, patzte Aoi zurück und drehte sich umständlich auf den Bauch. Uruha setzte sich wieder richtig auf den Beifahrersitz und verschränkte die Arme. „Wir waren gar nicht Schuld“, sagte Uruha plötzlich. Darauf hatte Kai nun auch noch gewartet. Auf diese halbgaren Ausreden und Erklärungsversuche. Ihm war jetzt danach, in sein Lenkrad zu beißen. Er wollte es gar nicht erst hören, aber wenn Uruha erst mal anfing, sich zu rechtfertigen, würde er nicht aufhören, bis er fertig war. „Was ist denn passiert?“, fragte Kai dann entnervt. Nein, eigentlich wollte es wirklich nicht wissen. Was auch immer sie angestellt hatten, es gehörte bestimmt nicht zu den Dingen, über die Kai lachen konnte. Und das wäre jetzt, was er brauchte. Jemand der ihm sagte, dass das nicht so schlimm war und ihn aufmunterte. Keine Absolution für diese beiden Spatzenhirne, aber ein bisschen Trost für einen gebeutelten Bandleader. Doch, nächstes Mal ließ er sie einfach stehen. Beim Gedanken an ein mögliches „nächstes Mal“ hätte Kai sich am liebsten selbst übergeben. „Uns hat so’n Stricher angepöbelt. Wir wären doch von der Schwuchtelband und so und weißt, wie ich das hasse, wenn mir jemand sowas sagt! Ich wollt’ dem nur paar aufs Maul geben und Aoi wollte schlichten. Na ja, was heißt schlichten... ich wusste gar nich, dass dein Freund solche Flüche draufhat. Mannomann!“ „Ich hab nisch geflucht! Ich habe die Wahrheit ausgesprochen. Irgendeiner muss es ja machen“, nuschelte Aoi von hinten. „Auf jeden Fall wäre das fast inne Prügelei ausgeartet, Aoi und ich gegen die Bordsteinschwalbe... vorher hat aber wer die Polizei gerufen und dann landeten wir in der Zelle... Ich meine, was fällt diesem Puppenjungen ein, is’ doch selber ’ne Schwuchtel, wenn er sich auf den Strich stellt und sich von jedem, der vorbeikommt, durchscheppern lässt, oder nicht?“ „Wahre Worte, Ruha-chan!“, sagte Aoi anerkennend. „Aoi?“, fragte Kai leise. „Hm?“ „Halt’s Maul!“ Die weiter Fahrt verlief schweigend und ein jeder hing seinen Gedanken nach. Besonders Kai, der daran dachte, die Trennung vielleicht schon ein bisschen nach vorn zu verschieben. Ungefähr auf jetzt. * Als Aoi aus der Dusche kam, war Kai schon lange fertig und war gerade dabei, sich ein schwarzes Longsleeve über den Kopf zu ziehen. Bis die Vorbereitungen für die abendliche Show losgingen, dauerte es noch glatt 6 Stunden und Kai wusste schon, wie sein Freund sie nutzen würde: mit schlafen. Er hatte schwarze Ränder unter den Augen und sah eher danach aus, als sei er unter die Räder gekommen, als dass er einen über den Durst getrunken hatte. Mitleid hatte Kai trotzdem keines. Er ignorierte Aoi gekonnt, der ebenfalls wortlos um ihn herumwuselte und sich schlabberige Klamotten überzog. Was hätten sie auch reden sollen? Andererseits hasste Kai das Schweigen, er hatte es die letzten Monate so oft ertragen, ignoriert zu werden... er wollte eigentlich keine Probleme mehr ausschweigen. Er wusste, er würde anfangen zu brüllen, was man von ihm eigentlich gar nicht kannte, aber das verbat ihm eigentlich die gute Kinderstube. Er brauchte dringend einen klaren Kopf! Er ging zum Bett und schlappte in seine ausgelatschten Schuhe, schnappte sich die Schachtel Zigaretten von seinem Nachttisch. Gerade als er die Klinke der Tür berührte, legte sich eine Hand auf Kais Schulter und er fuhr herum. Kais Gesichtsausdruck musste entweder extrem sauer oder verstört sein, denn Aoi sah ihn nur mit seinem versöhnlichen Hundeblick an. „Bist du noch sauer, Kai-chan?“ Kai atmete tief durch. „Und ob ich das bin! Man kann dich keine Minute allein lassen und schon baust du Mist!“, Kai rauschte an Aoi vorbei. „Ich baue Mist, wenn du mich allein lässt?! Pass’ besser auf, was du da von dir gibst! Ich darf dich daran erinnern, was du schon alles an Scheiße gebaut hast!“ Auch Aoi war jetzt offensichtlich auf Streit aus, verschränkte die Arme vor der Brust und sah Kai herablassend an. Streit konnte er haben, wenn er wollte, Kai war gerade in der Stimmung dafür. „Was willst du denn damit andeuten?!“, fuhr er den Älteren verletzt an und Kai spürte, wie sich seine Augen mit Tränen füllten. „Das weißt du genau! Wenigstens schmeiß’ ich mich meinem besten Freund nicht an den Hals!“ „Ich hab mich Miyavi nicht an den Hals geschmissen!!“, schrie Kai wutentbrannt. „Oooh, da bin ich mir nicht so sicher! So wie du ihn anglotzt, kannst du ihm auch gleich vor versammelter Mannschaft die Hose vom Leib reißen und zeigen, was für ein treuer Freund du doch bist! Dass ich nicht lache!“ Kai sah rot. Blind griff er nach etwas schwerem, das neben ihm auf der Kommode stand und schmiss es nach seinem Freund, der gerade noch auswich. Der Gegenstand erwies sich als Bonsai. Vorher so liebevoll gestaltet, so lieblos bröckelten jetzt die Überreste aus Erde, Bäumchen und Buddhafigur die Wand herunter. Geschockt starrte Aoi auf die Sauerei und sah dann zu Kai. „Arschloch!“, brüllte Kai unter Tränen und rauschte aus dem Raum. Er hörte noch, dass Aoi etwas hinter ihm herrief, aber es interessierte ihm im Moment gar nicht. Seine Wut steigerte sich ins Unermessliche. Über Aois Unverschämtheit und sein gemeines Verhalten. Und dass er ihm zu so einem Zeitpunkt sowas an den Kopf warf und im Kern auch noch Recht hatte. Kai ärgerte sich über sich selbst, dass er sich so hatte hinreißen lassen. Doch Kai kam nun der einzige Grund, warum Aoi sich gestern so hatte abschießen müssen. Er wollte Miyavi sabotieren, um sich zu rächen. Gekränkter Männerstolz. Pah! Auf dem engen Gang quetschte sich Kai grob an allem möglichen vorbei, an Gitarrenständern, Essenswagen, Mitarbeitern, Beleuchtungsinventar und so weiter. Bis sich ihm eins der Hindernisse in den Weg stellte. „Hey Kai!“ Ruki stand vor ihm und sah ihn nicht sehr erbaut an. „Was?!“, giftete Kai und fuhr sich über die Augen. Er musste bestimmt furchtbar aussehen. „Ich wollte mit dir reden, wegen gestern.“ Kai hatte das Gefühl, jeden Moment zu kollabieren, wenn ihn noch mal jemand überhaupt daran erinnerte, was er gestern mit Miyavi angestellt hatte. Das konnte doch nicht wahr sein! Er wollte einfach seine Ruhe haben. Mit 26 Jahren war er alt genug, sich um seinen Scheiß selbst zu kümmern! „Muss das sein? Ich hab keine Zeit!“, erwiderte er gereizt und fuhr sich übers Gesicht. „Wo musst du denn so dringend hin?!“ „An die Luft. Und jetzt lass mich durch!“ Kai war das echt zu blöd. „Gleich. Ich will dir nur sagen, dass das gestern eine echt miese Aktion von dir war und ich hoffe, du klärst das mit Aoi und Miyavi.“ „Ruki. Ich bin kein Teenie mehr, ich weiß sehr wohl, dass es nicht okay war. Ich regle das, also halt dich da raus.“ Mit diesen Worten schob sich Kai einfach an Ruki vorbei und flüchtete in den Hinterhof der Halle. Draußen steckte er sich eine Zigarette an und hatte sie in weniger als fünf Minuten zu Ende geraucht. Jetzt schämte sich Kai für seinen Ausbruch. Das war wohl seine Schwäche. Er war so gesehen im Recht, er hatte sich vor Ruki nicht zu rechtfertigen, das ging ihn schließlich nichts an. Nun ja. Er hätte bei Aois Worten auch nicht unbedingt etwas nach ihm werfen müssen, besonders weil er selbst wusste, dass er einen extrem harten Wurf hatte, allein schon weil ein trainierte Arme in der Natur der Sache lagen, wenn man Schlagzeug spielte. Er hätte ihn womöglich ernsthaft verletzt... Nach einer halben Stunde brüten und einem halben Dutzend Zigarettenkippen mehr auf dem Boden des Hofes entschied sich Kai dafür, wieder rein zu gehen und sich bei seinem Freund zu entschuldigen. Erst bei Aoi, dann bei Ruki. Obwohl er bei Ruki wohl mehr Überzeugungsarbeit leisten musste, da der kleine Sänger mitunter ziemlich nachtragend sein konnte, auch wenn die beiden sonst auch sehr gute Freunde waren. Seufzend betrat Kai wieder die Halle und schlich sich wie ein getretener Hund durch die Gänge. Er atmete einmal tief durch, bevor er die Tür zu ihrem gemeinsamen Aufenthaltsraum öffnete. Aoi lag schlafend auf der Couch, fuhr aber augenblicklich hoch, als er Kai den Raum betreten hörte. Die Sauerei mit dem Bonsai hatte er offensichtlich noch vorher bereinigt. Nur ein blassbrauner Fleck erinnerte noch an Kais Ausraster. Aois Gesichtszüge wiesen eine gewisse Härte auf, was Kai wissen ließ, dass er ihm die Attacke durchaus noch übel nahm. Reumütig ging Kai zu Aoi herüber und kniete sich vor die Couch. Wortlos legte sich Aoi wieder hin und legte sich einen Arm über die Augen. Kai griff nach Aois Hand und zog sie wieder weg, legte sie auf dessen Bauch. „Aoi? Es tut mir leid... wirklich!“ Sein Freund zeigte nicht die leiseste Regung, er hielt die Augen geschlossen und zog die Lippen kraus. „Bitte rede doch mit mir... ich wollte dir nicht wehtun... aber du hast mich so... so sauer gemacht.“ Aoi grinste überheblich. „Das hab’ ich gemerkt...“ „Spar’ dir dein Grinsen, Aoi. Das ist nicht komisch!“ Schließlich richtete sich Aoi auf und legte sich die Hände in seinen Schoß. Kai legte seine Hände auf Aois und sah mit einer Mischung aus Skepsis und Hoffnung zu ihm hoch. Aoi schüttelte dann leicht den Kopf und strich über Kais Handrücken. „Nein, ist es nicht... ich war unfair zu dir. Mir tut es auch leid. Dass ich dir den gestrigen Abend so versaut habe und dass ich dich mit deinem Fehltritt treffen wollte.“ Kais Lippen verzogen sich zu einem verlorenen Lächeln und er legte seinen Kopf auf Aois Knie. „Ich liebe dich, Kai“, Aoi lächelte jetzt auch, wenn auch etwas traurig. Er streckte den Arm aus und strich Kai durchs Haar. „Aber bitte beschmeiß’ mich nächstes Mal nicht wieder. Auch wenn der Bonsai selten hässlich war.“ Kai lachte leise. „Nie wieder, Aoi... nie wieder.“ tbc Kapitel 12: ------------ Das Chaos geht weiter. Danke an die Leute, die reviewt haben und die 75 anderen Favoeinträge ;) Schön zu sehen, dass die Story doch so gut ankommt. Kapitel 12 Miyavi verstand natürlich, dass es das Beste war, wenn er Kai nicht zur Polizeiwache begleitete, um seine beiden Gitarristen abzuholen. Es war eine Angelegenheit, um die Kai sich alleine kümmern musste und im Grunde genommen war Miyavi nur ein Außenstehender. Kai würde es sicher ohnehin schwer genug fallen, Aoi nach ihrer gemeinsamen Nacht gegenüber zu treten. Miyavi konnte darauf verzichten dabei neben Kai zu stehen und einen weiteren Streit zu provozieren. Er ließ sich also von Kai zur Halle fahren, wo ohnehin genug Arbeit auf ihn wartete. Während einer Tour war man eigentlich immer doppelt belastet. Abends fanden Konzerte statt und für den Rest des Tages standen, neben der Anreise zum Konzertort, zahlreiche Promotermine mit Zeitschriften, Radio- und Fernsehsendern an. Als Miyavi an diesem Morgen in der Halle ankam, warteten schon genug Leute auf ihn, die irgendetwas von ihm wollten und ihn effektiv von den Gedanken, die sich hauptsächlich um einen gewissen kleinen Drummer drehten, abhielten. Er und Kai hatten nicht darüber gesprochen, wie es nun zwischen ihnen weiter ging. Sicher, die letzte Nacht hatte in gewisser Weise für sich selbst gesprochen und spätestens jetzt konnte Kai ihm nicht weiß machen, dass er nicht mehr als nur ein guter Freund für ihn war, aber trotzdem war da immer noch sein fester Langzeitfreund Aoi und Miyavi hatte das dumpfe Gefühl, als könne sich Kai immer noch nicht so wirklich von ihm lösen. Miyavi fühlte sich von der kurzen Nacht noch etwas gerädert, aber nach einer Dusche und einem guten Frühstück ging es ihm wieder besser und er machte sich mit seinem gewohnten Eifer an die Arbeit. Einige Stunden später hatte er mehrere Interviews und Photoshoots hinter sich gebracht. Bis zur Show hatte er noch jede Menge Zeit, aber bis dahin standen keine weiteren Termine an und so machte er sich auf die Suche nach dem Catering, weil sich sein Magen zu Wort meldete und gefüllt werden wollte. Eine gute halbe Stunde später war auch dies vollbracht. Zufrieden lehnte er sich nach seiner Mahlzeit zurück und schloss die Augen. Gerade überkam ihn wieder die Müdigkeit und er wägte ab, ob er sich nicht doch für ein Stündchen hinlegen sollte. Später übermüdet auf die Bühne zu gehen, war nicht die beste Voraussetzung für ein gutes Konzert. Der Knall einer Tür ließ ihn aus seinen Gedanken aufschrecken. Er riss die Augen auf und erkannte Ruki, der in den Raum reingestampft kam und sich auf den nächstbesten Stuhl fallen ließ. „Was ist denn mit dir los?“, fragte er den kleinen Gazette Sänger nichtsahnend und setzte sich damit genau in die Nesseln. „Von allen Menschen fragst ausgerechnet du mich das?“, fauchte Ruki ihn an. „Ich...äähm... hab ich dir was getan?“ „Hallo? Du vögelst mit meinem Drummer, der zufällig mit meinem Gitarristen zusammen ist und setzt damit meine ganze Band auf's Spiel. Aber klar, dir kann so was ja egal sein, weil du erstens ein totaler Egoist bist und zweitens keine Band hast, die sich wegen so was trennen würde“, schnaufte Ruki und schlug seine Faust auf den Tisch vor sich. Miyavi sah sich erschrocken um. Zum Glück befand sich gerade niemand sonst im Raum, der Rukis direkte Worte mitbekommen hatte. Er stand auf und setzte sich dem wütenden Vocal gegenüber. „Jetzt hör mal zu“, fing er mit gedämpfter Stimme an, „das was gestern passiert ist, war so natürlich nicht ganz richtig, aber ich kann's nicht ungeschehen machen und es ist auch nicht so, als hätte ich Kai zu irgendwas gezwungen. Und davon abgesehen hatten er und Aoi schon vorher Probleme. Ist dir ja vielleicht auch nicht entgangen, wenn du deine Band wirklich so gut kennst.“ Ruki sah ihn zunächst aus zusammengekniffenen Augen an, dann entspannte sich sein Gesichtsausdruck etwas und er murmelte ein „Du hast Recht“ vor sich hin. „Ich weiß, dass die ganze Situation grad leicht scheiße ist, aber ich versteh nicht, wieso du hier so 'ne Laune schiebst und mich anschreist“, fügte Miyavi hinzu und sah ihn fragend an. „Kai hat mich ja auch einfach angeschrien. Dabei ist er es, der Mist gebaut hat!“, erwiderte Ruki und verschränkte schmollend die Arme vor der Brust. Kai hatte ihn noch nie so angeschrien, so kannte er den Drummer gar nicht, und irgendwie hatte es ihn auch verletzt, weil er eigentlich nur mit ihm hatte reden wollen, ihm Beistand leisten, falls Kai ihn brauchte. Er konnte sich vorstellen, dass es keine angenehme Situation war, so zwischen den Stühlen zu stehen. Aber nein, Kai hatte ihn angemacht, wie ein kleines, dummes Kind und hatte ihn dann einfach stehen lassen. Miyavi beugte sich über den Tisch zu Ruki, nahm seine kleine Hand und drückte sie. „Das wird schon alles in Ordnung kommen. Kai wird das mit Aoi regeln und die beiden sind ja keine kleinen Kinder mehr. Das wird schon werden, Ru-chan!“ „Nenn' mich nicht so!“, knurrte Angesprochener und zog seine Hand wieder weg. „Und du hast besser Recht, denn sonst werde ich dich, Kai und Aoi höchstpersönlich kastrieren!“ Miyavi lachte. „Aber Ruki! Ich dachte, du stehst nicht auf Jungs und jetzt willst du uns an die Eier?“ Amüsiert beobachtete er, wie das Gesicht seines Gegenübers knallrot anlief. Ruki sprang auf und haute wieder mit der Faust auf den Tisch. „Ich steh auch nicht auf Jungs. Lasst mich doch einfach alle in Ruhe! Kann man in diesem scheiß Label eigentlich nicht mal mit jemanden befreundet sein, ohne gleich rumzuvögeln?“ Miyavi zog eine Augenbraue hoch. Ihm kam es so vor, als würde hinter Rukis kleinem Wutausbruch noch was ganz anderes stecken. Er regte sich doch sonst nicht so auf, dass die meisten PSC Musiker nunmal auf Jungs, bzw. aufeinander standen. „Möchtest du über irgendetwas sprechen, Ruki?“ „Saga! Dieser Nichtsnutz hat gestern einfach versucht mich zu küssen!“, platzte es aus Ruki raus. Er fasste sich an die Stirn und ließ sich wieder auf den Stuhl plumpsen, auf dem er zuvor gesessen hatte. „Na und? Hättest du ihn halt mal zurück geküsst! Vielleicht wärst du ja auch auf den Geschmack gekommen!“ „Spinnst du eigentlich? Hab ich nicht oft genug betont, dass ich mit Kerlen nix anfangen kann?“ „Doch schon! Aber vielleicht verdrängst du ja deine eigentliche Gesinnung dadurch auch nur krampfhaft. Du wärst sicher nicht der Erste!“ „Miyavi!“, drohte Ruki mit dunkler Stimme und kniff wieder die Augen zusammen. Konnte ihn denn nicht einer mal ernst nehmen? „Schon gut, schon gut. Erzähl doch mal, was passiert ist!“ „Naja, nachdem wir bei Shou waren, hat er mich ja noch heim gefahren und zur Haustür gebracht. Und dann hat er mich einfach geküsst. Aber ich hab ihn natürlich weggestoßen und dann die Tür vor seiner Nase zugeknallt. Das kann er doch nicht machen!“ Armer Saga! dachte sich Miyavi insgeheim und machte eine mentale Notiz später beim Bassisten anzurufen. „Also andere Leute würden sich freuen, wenn sie jemand wie Saga küssen würde!“ „Ich bin aber nicht andere Leute! Soll er sich halt die nehmen! Wie kommt er überhaupt auf die Idee ausgerechnet mich zu küssen?“ Miyavi musterte Ruki daraufhin auffällig und grinste. „Naja, also verstehen kann ich ihn da schon. Wäre ich nicht in Kai verliebt, würde ich glatt auch bei dir mein Glück versuchen. Du hast einen niedlichen Hintern!“ „Du bist in Kai verliebt?“ Ruki fasste sich an den Kopf und begann zu jammern: „Oh mein Gott, wir werden diese ganze Scheiße niemals unversehrt überstehen. Es wird irgendwas Schlimmes passieren, ich weiß es genau!“ Er stützte die Ellenbogen auf den Tisch, vergrub sein Gesicht in den Händen und schüttelte immer wieder den Kopf, murmelte etwas vor sich hin, das Miyavi nicht verstand. Miyavi erhob sich. Ruki war nun völlig durch den Wind. Es war vielleicht besser, wenn er ihn in Ruhe ließ, bevor alles nur noch schlimmer wurde. „Ich geh dann wieder. Reg dich nicht zu sehr über Kai und Saga auf. Das wird schon alles wieder in Ordnung kommen!“, sagte er aufmunternd und verließ dann mit dem Gedanken, dass Ruki vielleicht einfach nur mal wieder ordentlichen Sex brauchte, den Raum. Eigentlich wollte er zurück zu seiner Garderobe, sah dann aber Kai aus den Toiletten kommen und ging zu ihm hin. „Hi! Wie war es bei der Polizei?“, wollte er wissen. Kai sah ihn stirnrunzelnd an und zog ihn dann in den nächsten leerstehenden Raum. „Naja, eigentlich ganz okay. Sie haben's auch nicht an die Presse weiter gegeben oder so. Aber ich hab mich vorhin total mit Aoi gestritten und dann noch Ruki angeschrien“, erzählte Kai zerknirscht und fuhr sich hektisch durch die Haare. „Irgendwie läuft heute nichts so, wie es soll.“ Miyavi legte seine Arme um Kai und zog ihn an seine Brust. „Ich hab eben mit Ruki gesprochen. Er ist ein bisschen eingeschnappt. Klär das am besten schnell mit ihm. Er hat grad noch was anderes auf dem Herzen.“ „Und das hat er dir erzählt?“ „Ja, ich war grad da... Aber vielleicht redest du noch mal mit ihm. Ich fürchte, ich hab ihm nicht die Antworten gegeben, die er hören wollte.“ „Verrätst du mir auch, um was es ging?“ Miyavi kicherte. „Nein, das finde mal lieber selbst raus. Ich will dir die Überraschung nicht verderben! Und was Aoi angeht, das solltest du vielleicht auch klären!“ Bei seinen letzten Worten sah Miyavi Kai eindringlich an. Er wollte endlich geklärte Verhältnisse und teilte Kai dies auch stumm mit. Der Drummer sah nach unten und biss sich auf die Lippe. „Ja, ich geh mich dann mal besser bei Ruki entschuldigen“, sagte er und wollte sich schon von Miyavi lösen, wurde jedoch daran gehindert. „Kai?“ „Mmh?“ „Sehen wir uns heute Abend noch?“ Hoffnungsvoll sah er den Drummer an, welcher nur mit den Schultern zuckte. „Ich weiß nicht, ob ich es zeitlich schaffe, aber ich werde sehen, was ich tun kann. Spätestens Morgen!“ Er drückte Miyavi einen versöhnlichen Kuss auf den Mund und verschwand dann wirklich aus dem Raum. Miyavi blieb noch ein bisschen dort und ließ sich das Gespräch durch den Kopf gehen. Wirklich erpicht darauf, ihn zu sehen, war Kai ja nicht. Allerdings wusste er ja, dass Kai die letzte Nacht auch nicht wirklich viel geschlafen hatte und mit dem ganzen Stress... nun ja, er würde die nächsten Tage abwarten und sehen, was sie bringen würden. Jetzt würde er sein früheres Vorhaben, sich ein wenig hinzulegen, erstmal in die Tat umsetzen. * Mit Kai war zwar nun wieder alles in Ordnung, aber Aois Kopf brummte immer noch ziemlich. Gestern hatte er definitiv über den Durst getrunken. Andererseits war das eine der besten Nächte der letzten Zeit gewesen. Gut, dass sie bei der Polizei gelandet waren, war sicher keine Glanzleistung, aber bis es dazu kam, hatten Uruha und er wirklich den Spaß ihres Lebens gehabt. Wenn sie auf Tour waren, ließen sie sich eben auch mal gehen. Kein Grund für Kai so auszurasten! Er holte sich zwei Kopfschmerztabletten und spülte sie mit etwas Wasser runter, als die Tür geöffnet wurde und Kai mit Uruha in den Raum kam. „Es wäre nett, wenn ihr euch noch bei Miyavi für gestern entschuldigen würdet. Er ist zwar nicht mehr sauer, aber ihr solltet trotzdem zu ihm gehen“, wandte sich Kai an die beiden Gitarristen und Uruha stimmte sofort zu. Aoi allerdings gefiel das Ganze weniger. „Muss das sein? Du weißt doch, dass ich mit Miyavi momentan nicht so gut auskomme“, warf er ein und versuchte seine aufsteigende Wut zu unterdrücken. Was dachte Kai sich eigentlich dabei? Miyavi versuchte ihm den Freund auszuspannen und er sollte sich dafür entschuldigen, dass er am Vorabend seine Show ein bisschen aufgepeppt hatte? Miyavi sollte ihm eher dankbar sein! „Ja, das muss sein, Aoi. Die Tour hat gerade erst angefangen und ich will nicht, dass wir uns mit ihm zerstreiten. Dass wir mit ihm auf Tour gehen, hat schließlich auch Vorteile für uns!“ „Na gut“, stimmte Aoi ziemlich widerwillig zu und trat auf Kai zu, „aber nur, wenn ich dafür einen Kuss von dir bekomme!“ Kai zog eine Augenbraue in die Höhe und sah Aoi schief an. „Putz dir die Zähne und wir können drüber reden. Und geht euch jetzt bei Miyavi entschuldigen! Je früher, desto besser!“ Kai verschwand aus der Garderobe und Aoi hatte das Bedürfnis seine Faust gegen die nächste Wand zu schlagen. Allerdings war die ohnehin schon eingesaut von ihrer kleinen Kollision mit dem Bonsai und Aoi wollte nicht noch mehr Ärger auf sich ziehen. Wie er es hasste, wenn Kai ihn wie ein Kind behandelte! Er konnte selbst entscheiden, was er tat und was er sein ließ. Um sich bei Miyavi zu entschuldigen, musste er ziemlich über seinen Schatten springen. „Na komm, lass es uns hinter uns bringen!“, schlug Uruha vor und klopfte Aoi freundschaftlich auf den Rücken. „Ich werd mich für uns beide entschuldigen und dann gehen wir wieder, okay?“ „Danke, Uruha!“ Aoi umarmte seinen besten Freund kurz. Er war froh, dass wenigstens er noch Rücksicht auf seine Gefühle nahm und nicht von ihm verlangte, vor Miyavi zu Kreuze zu kriechen. Er hatte gestern Abend auf ihrer kleinen Sauftour Uruha so richtig sein Herz ausgeschüttet und von seiner Angst berichtet, dass zwischen Kai und Miyavi während der Tour wieder etwas passieren könnte. Eigentlich vertraute er Kai ja, aber nachdem zwischen ihm und Miyavi vor kurzem etwas passiert war, war es nicht abwegig, dass sie sich wieder etwas näher kamen. Widerwillig trottete er neben Uruha her, bis sie vor Miyavis Garderobe standen. „Lass mich einfach reden!“, sagte der blonde Gitarrist, klopfte an die Tür und öffnete diese, nachdem sie herein gebeten wurden. Miyavi saß mit verwuschelten Haaren auf einem Sofa und sah so aus, als hätte er gerade geschlafen. „Haben wir dich geweckt? Das tut mir leid. Also, es ist folgendes: Aoi und ich wollten uns für die kleine Aktion von gestern entschuldigen. Es war nicht in Ordnung, dass wir einfach so die Bühne gestürmt haben.“ Während Uruha sprach, ließ Aoi Miyavi nicht aus den Augen. Irgendwie war der verrückte Pausenclown viel ruhiger als sonst und mied komplett den Augenkontakt zu ihm, obwohl er doch sonst jedem Blick standhielt. Und Aoi war sich ziemlich sicher, dass es nicht daher kam, dass er bis eben noch geschlafen hatte. Ein wenig seltsam war es außerdem, dass Miyavi ihnen sofort und bedingungslos verzieh, dass sie praktisch seine Show ruiniert hatten. Aoi wusste ja, dass Miyavi das gestrige Konzert für eine DVD Veröffentlichung hatte aufzeichnen lassen und er die Aufnahme nun höchstwahrscheinlich nicht verwenden konnte. „Wieso pennstn' du eigentlich am helllichten Tag? Hast du nix zu tun?“, fragte Uruha dann aber auch und Aoi gratulierte ihm innerlich für diese brilliante Frage, die genau auf das hinauslief, was er wissen wollte. Die meisten Leute unterschätzten die Intelligenz des Gitarristen, aber Aoi hatte schon immer gewusst, was er an ihm hatte! „Ich öhm... also wir haben gestern Abend noch ein bisschen gefeiert und ich hab dann nicht wirklich viel geschlafen“, erklärte Miyavi schulterzuckend. „Wer hat denn gefeiert und wieso wussten Aoi und ich nichts davon? Dann wären wir vielleicht nicht in der Ausnüchterungszelle gelandet.“ „Wieso euch niemand Bescheid gegeben hat, weiß ich doch nicht. Ich bin ja nicht für euch verantwortlich!“, erwiderte Miyavi in einem etwas schärferen Ton. „Schon gut, schon gut. Ist ja auch egal“, wiegelte Uruha ab, bohrte aber trotzdem noch ein bisschen nach, „und mit wem hast du gefeiert? Muss ja ne prima Sause gewesen sein, wenn du nicht zum Schlafen gekommen bist.“ „Mit den Jungs von Alice Nine und so.“ „War der Rest von uns auch dabei?“ „Naja, Reita nicht, aber Ruki und Kai schon“, gab Miyavi zu und warf kurz einen unsicheren Blick zu Aoi, ehe er Uruha wieder fixierte. Ha! Das war alles, was Aoi wissen brauchte. Interessant, dass Kai den Abend unter anderem mit Miyavi verbracht hatte, Aoi gegenüber aber kein Sterbenswörtchen darüber verlor. Als hätte er etwas zu verbergen! „Ja also dann... sag uns bei der nächsten Party Bescheid, okay? Wir gehen dann mal. Soundcheck und so!“ Uruha verabschiedete sich von Miyavi und verließ gemeinsam mit Aoi dessen Garderobe. Sie gingen ein paar Schritte, bis sie in einer stillen Ecke ankamen und Aoi schlug nun doch mit der Faust gegen die Wand. „Ich wusste es! Da läuft noch immer was!“ „Jetzt reg dich nicht auf! Das weißt du doch gar nicht. Lass uns mal Ruki fragen. Immerhin war er auch dabei“, versuchte Uruha seinen Freund zu beruhigen. „Okay, lass uns Ruki suchen!“ Die beiden jungen Männer machten sich auf die Suche nach Ruki und wurden schließlich in einem leer stehenden Raum fündig, der eigentlich für Interviews vorgesehen war. Der kleine Frontmann bemerkte sie nicht sofort und machte damit weiter apathische Kreise im Raum zu ziehen, während er gebannt auf sein Handy starrte und leise vor sich hinmurmelte. Aoi fand dieses Verhalten zwar mehr als komisch, aber damit konnte er sich jetzt nicht beschäftigen. Er wollte wissen, was gestern auf der Afterparty noch alles passiert war. „Hey Ruki!“, lenkte Uruha schließlich die Aufmerksamkeit auf sich und Aoi. Angesprochener fuhr vor Schreck zusammen, drehte sich zu den beiden Gitarristen und für einen Augenblick meinte Aoi so etwas wie Angst in Rukis Gesicht zu lesen, dann jedoch entspannten sich seine Gesichtszüge. „Ach ihr seid es“, sagte er leise und ging auf die beiden zu. „Wen hättest du denn sonst erwartet?“, fragte Uruha skeptisch und fixierte den kleinen Sänger, der sofort wieder einen Schritt zurückwich. „Ach niemanden. Was wollt ihr?“ „Was ist gestern Abend alles passiert?“ Aoi konnte seine Ungeduld nicht mehr zügeln. Er wollte einen detaillierten Bericht von dem Aufeinandertreffen von Kai und Miyavi und Ruki würde ihm diesen geben. Und wenn er ihn dazu zwingen musste! „W-w-was? Was soll den gestern passiert sein?“, stotterte Ruki nervös und wich noch einen Schritt zurück. Aoi jedoch folgte ihm und baute sich bedrohlich vor ihm auf. „Ich will wissen, was gestern Abend passiert ist, als ihr mit Alice Nine Gott weiß was gemacht habt!“ „Ja Ruki, erzähl es uns. Los!“ Auch Uruha stand nun direkt vor Ruki. „Ich...ich...gestern....“ „Ruki!“, mahnte Aoi, der langsam wirklich die Geduld verlor. Es war offensichtlich, dass Ruki etwas vor ihm verschwieg! Aber er würde es schon noch aus ihm rausbekommen! „Ich... Saga... er...“ „Saga? Was ist mit Saga?“ Verwirrt verzog Uruha das Gesicht und sah zu Aoi, der auch nur mit den Schultern zuckte. Sie wollten doch wissen, was mit Kai und Miyavi gewesen war und nichts von Saga hören! „Lasst mich doch alle mal in Ruhe! Verpisst euch! Trampelt denn hier jeder auf mir rum? Haut ab! Raus mit euch!“, brüllt Ruki plötzlich so laut er konnte und ließ sich dann an der Wand runtersinken, an die ihn die beiden Gitarristen gedrängt hatten. Er vergrub sein Gesicht in den Händen und fing hemmungslos zu schluchzen und zu zittern an. Erschrocken sahen die beiden Gitarristen auf ihren Sänger runter und wussten nicht, was sie tun sollten. So hatten sie Ruki noch nie erlebt. Er war doch sonst immer der kleine toughe Frontmann, an dem alles abprallte! „Ich hab doch gesagt ihr sollt abhauen! RAUS!“, brüllte er erneut und unter Tränen. Mittlerweile war sogar schon das sorgfältig aufgetragene Make-up total verschmiert. „Ich...Ruki...äääh...was...?“, begann Uruha, wusste aber nicht so recht, was er sagen sollte. Aoi stand genauso hilflos neben ihm. Sie konnten doch jetzt nicht gehen! Aber was sollten sie tun? Total überfordert von der Situation stand Aoi einfach nur da und regte sich nicht. Dann stand plötzlich Kai in der Tür und starrte mit geweiteten Augen auf die Szene vor sich. „Was ist denn hier los? Was habt ihr mit Ruki gemacht?“, rief er und rannte sofort auf Ruki zu, ließ sich neben ihn sinken und zog ihn in seine Arme. Sofort klammerte er sich an den Drummer und weinte sich an seiner Schulter aus. „Kai? Bist du böse auf mich? Bitte schrei mich nie wieder so an!“, schluchzte er, während Kai ihm beruhigend über den Rücken streichelte. „Nein, ich bin nicht böse. Tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe!“, versicherte er ihm, doch dann wurde Ruki plötzlich still und sein Umklammerung lockerte sich. Vorsichtig drückte Kai ihn von sich weg und stellte fest, dass er das Bewusstsein verloren hatte und schlaff in seinen Armen hing. „Steht hier nicht so dumm rum! Holt einen Arzt!“, schrie Kai Uruha und Aoi an, die zusammenzuckten, sich dann aber in Bewegung setzten, um einen Arzt zu rufen. Aoi konnte sich das Ganze überhaupt nicht erklären. Rukis Verhalten und seine Worte machten überhaupt keinen Sinn! Und wieso hatte Kai Ruki angeschrien? * „Wie geht es Ruki?“ Aoi, Uruha und Reita waren alle aufgesprungen, als Kai in ihre Garderobe trat und die Tür hinter sich schloss. Er ließ sich auf einen Stuhl sinken und seufzte. „Er schläft jetzt. Er hatte einen Nervenzusammenbruch und der Arzt hat ihm was zur Beruhigung gegeben“, erklärte der Leader, schnappte sich eine der Wasserflaschen, die auf de Tisch standen, und nahm einen tiefen Zug. „Einen Nervenzusammenbruch?“, wollte Reita sofort wissen, „wie kommt denn das?“ „Er war wohl total übermüdet, weil er heute Nacht nicht geschlafen hat und irgendwas ist wohl mit Saga, denn als ich eben sein Handy nahm, waren da 37 verpasste Anrufe von ihm drauf. Außerdem hat er ständig seinen Namen gesagt. Naja und heute Mittag hab ich mich ein bisschen mit Ruki gestritten. Nachdem ihr ihn vorhin dann noch so bedrängt habt, ist er einfach zusammen geklappt. Passiert. Und dann noch der ganze generelle Tourstress... Er ist halt nicht so stark, wie er immer vorgibt zu sein. Nehmt in Zukunft ein bisschen Rücksicht auf ihn!“ „Aber was hat er denn bitte mit Saga zu tun?“, fragte Uruha verwirrt. Aoi stellte sich dieselbe Frage. Er hatte sich gestern schon gewundert, als Ruki mit Saga die Konzerthalle verlassen hatte. „Die beiden sind halt befreundet oder so...“, erklärte Kai. „Oder so? Kai! Du weißt doch schon wieder mehr als wir!“ „Also schön. Es geht euch zwar nichts an, aber Saga mag Ruki wohl ziemlich gerne.“ Uruha, Reita und Aoi sahen Kai ungläubig an, brachen dann gleichzeitig in schallendes Gelächter aus. „Na, kein Wunder, dass unser kleine homophobe Ruki einen Nervenzusammenbruch erlitten hat!“, kicherte Reita, während die anderen beiden heftig nickten. „Das ist nicht witzig!“, warf Kai angesäuert ein. „Doch ist es!“, schmunzelte Uruha. Aoi beruhigte sich schnell wieder, stand auf und setzte sich neben Kai. Vorsichtig nahm er seine Hand und streichelte sanft darüber. „Darf ich fragen, wieso du dich mit Ruki gestritten hast? Er war ja ganz schön durch den Wind deswegen.“ Kai antwortete nicht sofort, sondern kaute erstmal auf seiner Unterlippe rum. Aoi war sich sicher, dass er nun nicht die Wahrheit zu hören bekommen würde. „Es ging um den Ablauf der Tour und die Anzahl an Interviews, die ich für ihn gebucht hab. Du weißt ja, dass er nicht gerne viele Interviews gibt. Als er sich beschwert hat, bin ich ein bisschen ausgetickt. Es ist direkt passiert, nachdem wir uns gestritten haben.“ „Oh, naja, das wird sich schon wieder einrenken!“, lächelte Aoi aufmunternd und streichelte mit dem Daumen über Kais Handrücken. Seinen Freund würde er für den Rest der Tour sicher nicht mehr aus den Augen lassen! * Aoi lag schon im Bett, als Kai noch durch ihr gemeinsames Hotelzimmer wuselte, um Ordnung in sein Gepäck zu bringen. Sie würden am nächsten Morgen relativ früh in die nächste Stadt fahren, weswegen auch Aoi schon seine Sachen soweit wie möglich gepackt hatte. Er wartete darauf, dass Kai zu ihm ins Bett kam, damit sie ihre Versöhnung feiern und schlafen gehen konnten. Kai allerdings schlüpfte in seine Hausschuhe und schnappte sich die Keycard von ihrem Zimmer. „Wo willst du denn jetzt noch hin?“ Aoi hatte sich aufgesetzt und sah seinen Freund eindringlich an. Es ging auf Mitternacht zu und Kai war schon in Schlafklamotten. Ein Termin konnte es wohl kaum sein! Wohl eher so was wie ein Date! Miyavi befand sich ja auch irgendwo in diesem Hotel... „Zu Ruki“, antwortete Kai allerdings knapp, beugte sich über Aoi und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. „Aber wieso? Du sollst bei mir bleiben!“ „Aoi glaub mir, Ruki braucht mich jetzt dringender als du deinen Sex! Wir sehen uns morgen früh!“ Mit diesen Worten nahm Kai sein Handy vom Nachttisch und verschwand aus dem Zimmer. In Aoi brodelte es. Kapitel 13: ------------ Ja, neues Kapitel. Wieder von meiner Freundin *Verantwortung wegschieb*, aber Kommis machen auch mich glücklich. Kapitel 13 Während Ruki den von chemischen Mittelchen erzwungenen Schlaf schlief, träumte er wirre Dinge. Für ihn wirkte diese Traumparade der PSC Jungs wie ein zu klein geratener Christopher Street Day auf der Bühne der großen Halle in Yokohama. Selbst im Schlaf spürte Ruki das säuerliche Gurgeln in seinem Magen und kurz darauf war er wach, ruckte hoch und sprang aus dem Bett. Sich den Mund haltend stürzte er gen Badezimmer, stemmte sich gegen die Tür und übergab sich lautstark über den blütenweißen Vorleger der Toilette. Ruki würgte immer und immer wieder, selbst als nichts mehr kam spuckte er immer wieder zäh auf den Boden. Einige Tränen kullerten dem Sänger aus den Augen, obwohl er gar nicht wusste, was es jetzt zu heulen gab. Für ihn ergab eigentlich nichts mehr einen Sinn. So wie er hier hockte, ein kleines Häufchen Elend, das wegen ein bisschen Tourstress und privaten Lappalien zusammen klappte, das schöne Bad voll kotzte und zu guter Letzt fing er nun auch wieder an zu heulen. Er hatte sich vor Jahren das Weinen selbst verboten... es hatte so lange gedauert, diese Mauer um seinen weichen Kern zu ziehen, damit ihm niemals wieder jemand oder etwas zusetzen konnte. Ruki hatte das tun müssen, als der Erfolg auf Konten und vollen Organizern messbarer und erschreckender wurde. Ein paar Dinge kamen nun zusammen und er brach zusammen! Das war beschämend. Und Menschen, die er liebte und schätzte, seine besten Freunde, seine Zweitfamilie... sie alle hatten das gesehen. Es dauerte bestimmt nicht lange und die Negativschlagzeilen würden Ruki auf diesen einen Vorfall reduzieren. Und in Interviews würde es ihm wie Kai und Uruha gehen und man würde ihn über die Bedeutung von Tränen ausquetschen. Ruki schluchzte und kippte zur Seite an die Fliesen der Wand. Egal, was er jetzt versuchte, sich selbst über Männlichkeit und die nicht existente Bedeutung von Gefühlen für gewisse Menschen einzuimpfen, es half nicht. Da war Kai, sein bester Freund, der Bandleader, der es neuerdings mit der Treue nicht mehr ganz so ernst nahm, dann der liebe Aoi, der sich in letzter Zeit auch nicht sonderlich gut benahm, Uruha, der immer mehr trank und sicher bald mal eine Alkoholvergiftung haben würde, wenn er weiter so mit sich verfuhr. Nur auf Reita konnte man sich verlassen! Ein Mann vor dem Herrn. Zuverlässig, vernünftig, nicht durchschaubar. Gerade von ihm wusste man am wenigsten, und egal wie sehr man sich bemühte, aus ihm bekam man auch nicht viel über sein Privatleben heraus. Ruki versuchte das auch gar nicht. Es reichte ihm, dass ihn Aoi, Kai und der blöde Miyavi in ihre Dreiecksgeschichte reinzogen und dieser Arsch von Saga, der es wagte, Ruki zu küssen! Ihm die Zunge in den Hals zu schieben! Ungefragt! Er hätte ihm ordentlich eine scheuern sollen, damit Saga nie wieder auf solche Ideen kam. Diese SMS den ganzen Tag hindurch. Von wegen „ich meine es ernst mit dir, Ruki! Geh ran!“... und diese ständigen Anrufe. Er sollte Ruki einfach in Ruhe mit sich lassen. Er hatte jetzt genug mit sich und allem zu kämpfen. Dabei war das alles gar nicht sein Problem. Wen Saga liebte, war Sagas Problem. Und wen Aoi liebte und wen Kai und wen Miyavi, wer hier wen durchnahm, oder auch nicht. Der Rest von Alice Nine fing ja auch noch an! Nicht nur, dass Nao jetzt Shou wollte, so schwärmte Hiroto für Miyavi; und es war Ruki egal wie weit das ging. Warum auf einmal vögelte sein Freundeskreis wild durcheinander?! Frühling war doch nun schon vorbei! Und warum dachte Ruki auf einmal, das Gewicht der Welt sei auf seinen Schultern? Von Anfang an hatte Ruki sich gesagt, der Rest geht mich nichts an, man arbeitet zusammen und fertig. Kein Geplänkel, keine Unternehmungen zusammen... aber letztendlich war er doch weich geworden und zumindest mit Kai verband ihn eine starke Freundschaft. Mit dem Rest auch, aber mit ihm ganz besonders... Ruki hatte immer gedacht, dass der Weg, immer fies zu jedem zu sein, der „goldene“ sei um niemanden zu verletzen... er hatte niemanden verletzen wollen und jetzt hackten sie alle auf ihm rum! Weil er mitangesehen hatte, wie Kai Miyavi die Zunge in den Hals geschoben hatte und am Ende war er sogar so weich geworden, dass er diesen Kuss mit Saga zugelassen hatte. Zwar nur ein paar Sekunden, aber Ruki war einfach zu geschockt davon gewesen. Wenn sich Ruki das schon eingestand ... Saga war nicht mal hässlich oder sonst etwas. Er war ein netter Kerl und Ruki schätzte ihn als Musiker. Und Ruki war schon so lange Single, dass es seiner Seele mal ganz gut getan hatte... nach Langem wieder zu spüren, dass es jemanden gab, der ihn attraktiv fand und es offensichtlich ernst meinte. Aber Saga war ein Mann und Ruki stand nun mal nicht auf Männer. Es sei denn, er würde mal wegstreichen, dass er und Saga rein anatomisch etwas gemeinsam hatten... Wie konnte man aber bitte vergessen, dass der andere genauso einen Penis hatte?! Spätestens wenn es richtig ranging, konnte man das nicht verleugnen! Und wenn sich Ruki schon so weit herunterschraubte, dass er sich Sex mit Saga ausmalte, dann würde er sich bestimmt nicht unterwerfen! „Ich glaube, ich drehe wirklich durch...“, murmelte Ruki zu sich selbst und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Es brachte doch nichts, darüber nachzudenken, was wäre wenn, wenn es nie ein was geben konnte, weil Ruki hetero war. Man konnte ihm jetzt gern vorwerfen, er habe den geistigen Horizont einer Müslischüssel, aber er musste es nicht riskieren, etwas mit Saga zu haben (er dachte ja schon wieder daran!!), wenn es ihm nicht gefiel und er Saga nur unnötig wehtat und die Zeit stahl, jemanden zu finden, der es auch ernst mit ihm meinte... Seufzend hievte Ruki sich hoch und warf einen angewiderten Blick auf den Vorleger, den er später mit gerümpfter Nase einrollte und in der Badewanne provisorisch abwusch. Dann schmiss er das Teil in den Wäschekorb und wankte wieder ins Bett. Eigentlich wollte er nur wieder schlafen... es war schließlich schon halb 11... und er vergeudete die wertvolle Zeit zu schlafen damit, über seinen komplett schwulen Freundeskreis zu brüten. Und daran zu denken, wie es wäre, mit Saga..... ihn schüttelte es heftig. Das waren bestimmt diese Tabletten, die man ihm gegeben hatte. Die machten ihn ganz duselig im Kopf. Bestimmt. Wäre er jetzt klar bei Verstand, hätte ihn das alles doch gar nicht so mitgenommen. Die Nacht nicht geschlafen, wegen Saga, den Tag über Stress und kaum etwas getrunken, dann das alles mit Aoi, Kai und Miyavi. Allesamt schrien sie ihn an und er wusste nicht, was er machen sollte. Er konnte Aoi unmöglich sagen, was er gesehen hatte. Kai musste schon selbst mit der Sprache rausrücken. Er machte bestimmt nicht die Drecksarbeit. Innerlich über sich und alles andere grummelnd, dämmerte Ruki recht schnell wieder weg und fiel in einen traumlosen wie unruhigen Schlaf. * Als Rukis Handy klingelte, hielt er es erst für einen Wecker und warf es nur fluchend vom Nachttisch. Es bimmelte weiter und weiter und der kleine Sänger wurde nun klarer im Kopf. Wer zum Teufel das auch war, Ruki würde ihn erwürgen! Wer konnte es wagen, ihn zu solch einer Uhrzeit zu wecken?! Er knipste das kleine Lämpchen an und rutschte von der Bettkante auf den Boden. Leider konnte er gar nicht entziffern, wer der Anrufer war. „Wenn das schon wieder Saga ist...“, murmelte Ruki leise. Wenn er es sich eingestand, dann war er diese Spielchen gründlich leid. Es war spät, er war müde und Saga viel zu hartnäckig. Also auf die Gefahr hin, dass er es war, nahm Ruki das Gespräch an. „Wer stört?!“, grummelte er, und es klang nur halb so böse, wie er es sich erhofft hatte. Er klang eher genervt. Als Kais melodisches Lachen erklang, entspannte er sich ein bisschen, vergaß aber nicht, zu welcher Zeit Kai ihn aus seinem Schlaf riss. Offenbar war es ihm diese Nacht nicht mehr vergönnt, gut und viel zu schlafen. „Ich bin’s nur. Ich steh’ vor deiner Tür, darf ich reinkommen?“ „Du hast aber schon auf die Uhr geguckt?!“, zickte Ruki zurück. Ihm tat der Kopf so weh... „Jaaah, ich weiß. Gomen ne, Ru-chan!“ Ruki knurrte und Kai fing wieder an zu lachen. „Jetzt lass’ mich schon rein, ich muss dir sowieso was erzählen...“ Kai würde ja doch nicht wieder verschwinden, also legte Ruki einfach auf, machte Licht und schlurfte zur Tür und öffnete sie. Da stand Kai, mit seinem bestechungswürdigen Grinsen. „Ich hoffe, dass deine Neuigkeiten wichtig sind, sonst muss ich dir auf der Stelle das süße Grinsen aus deinem Gesicht boxen.“ Kai schob sich an Ruki vorbei ins Hotelzimmer und nahm wie selbstverständlich auf dessen Bett platz. „Eigentlich wollte ich nur gucken, wie’s dir geht und ein bisschen Zeit schinden...“ „Und dafür weckst du mich?!“ Also wirklich! Kai schüttelte nur den Kopf und fixierte Rukis Augen mit seinem Blick. „Es hat Vorrang nach dir zu sehen. Der Rest ist Luxus.“ Kai fuhr sich durchs wuschelige Haar und Ruki setzte sich im Schneidersitz neben den Bandleader. „Alles okay?“, fragte Kai nun vorsichtig. Ruki zupfte einige Fusseln von seinem Socken. „Ich bin müde und fühl’ mich beschissen.“ Kai legte einen Arm um Ruki und zog den Kleineren zu sich. Diese Geste von Kai war mehr als nur tröstlich, auch wenn Ruki das niemals gesagt hätte. Kai musste ja nicht alles von Ruki wissen, auch wenn er dem schon recht nahe kam. Vielleicht war Rukis Scharade auch schon längst von allen durchschaut worden, nicht nur von Kai. Er wusste es nicht und er war auch nicht scharf drauf, der Sache heute Nacht noch auf den Grund zu gehen. Stattdessen lehnte er sehnsüchtig seinen Kopf an Kais Schulter und schniefte leise. „Es tut mir leid... wirklich“, murmelte Kai nun etwas beschämt. „Es war ein Fehler, dass du das gestern mit ansehen musstest...“ Ruki schwieg nur. Er hatte keine Lust, darüber zu reden. Alles nicht sein Problem... Nein, nein, nein. „Ich wollte dich nicht belasten.“ „Ach, das warst du ja nicht allein“, wandte Ruki kleinlaut ein. Nun wurde Kai hellhörig. „Du meinst...?“ Ruki nickte. „Wäre Saga nicht so ein Idiot. Und dein Freund erst.“ Kai blieb stumm und so tat Ruki nach langer Zeit wieder etwas, von dem er dachte, es verlernt zu haben: er legte Gefühle offen. Und Ruki fühlte sich dabei nicht mal schwach oder angreifbar. Höchstens ziemlich beschämt. Er erzählte Kai von dem verkorksten Kuss mit Saga, den Ruki eigentlich gar nicht gewollt hatte und schließlich von den ganzen Anrufen und SMS, und dass Aoi und Uruha ihn in seiner Verwirrung so schlimm in die Mangel genommen hatten. Eigentlich hatte er erwartet, dass Kai ihn auslachte, dass der kleine, böse Ruki sich so hatte verunsichern lassen, aber Kai war eher... entsetzt. Natürlich kam Ruki nicht drum herum, Kai wegen seines Verhaltens über den Mund zu bügeln. „Aoi ist vielleicht manchmal ein bisschen beschränkt, aber er ist nicht blöd. Und glaub’ mir, ich lass’ mich in euer Dreierdingsda nicht reinziehen. Ich erzähl’ ihm nichts. Das machst du schön selbst.“ Kai lächelte. „Ich weiß... ich weiß doch, Ruki. Aber wenn du weißt, wie es ist, zwischen zwei Stühlen zu stehen, müsstest du wissen, dass beide Stühle erst mal zu testen, bevor man sich auf einen setzt, doch die beste Lösung ist.“ Rukis Nasenlöcher blähten sich auf. „Du bist ja gemein. Aoi ist doch kein Möbelstück!“ „Aber du darfst ihn beschränkt nennen?!“ „Ich schlaf’ ja auch nicht mit ihm“, erwiderte Ruki und fügte noch ein „und auch mit keinem anderen Kerl“ hinzu. Kai lächelte. „Schon gut... ich mache so schnell wie möglich reinen Tisch mit beiden, okay? Und apropos ‚anderer Kerl’. Ich meinte eben Saga unten im Foyer gesehen zu haben, als ich kurz an draußen an der frischen Luft war. Wahrscheinlich will er zu dir.“ In Rukis Wangen schoss die Hitze und er hatte nahezu Angst, seine Haut könne jeden Moment Blasen schlagen. Kai tätschelte ihm mütterlich den Kopf. „Soll ich runtergehen und gucken, ob er noch da ist?“ „Eeeh, ich...“, stammelte Ruki. „Ich weiß nicht!“ „Ach, ich habe noch eine viel bessere Idee!“, freute sich Kai und stand auf. Ruki sah hilflos zu Kai auf. „Was hast du vor?!“ „Ich schick’ ihn hoch, was denn sonst? Der arme Kerl verbringt da unten sonst noch die ganze Nacht!“ Ruki fuhr hoch und sah Kai böse an. „Das ist doch nicht mein Problem! Wenn du das machst, dann...!!“ „Dann was? Komm schon, Ruki, gib dir einen Ruck! Ihr wart doch so gut befreundet und wenn ihr nicht über die Sache redet, könnt ihr euch vielleicht nie mehr in die Augen gucken! Selbst wenn du ihm sagst, dass du nichts für ihn empfindest, ist das immer noch besser, als sich vor ihm wegzuschließen, oder? So machst du doch viel mehr kaputt.“ Der Drummer verschränkte die Arme und sah Ruki ungeduldig an. Eigentlich hatte Kai Recht mit dem, was er sagte. Aber es passte nicht zu Ruki. Reden und so. Anderen Leuten auch nur das geringste seiner Gefühlswelt zu zeigen. Er konnte ja nicht mal zeigen, wenn er jemanden wirklich nicht mochte. Er war einfach immer nur genervt und fies zu allen, und Leute die ihn gut kannten, lernten schnell, dass es hieß, jedes nette Wort aus Rukis Mund wertzuschätzen. Zur Not konnte er Saga immer noch rausschmeißen. Vielleicht aus dem Fenster... Nach kurzem Überlegen gab Ruki klein bei. „Okay. Guck ob er noch da ist, und schick’ ihn hoch. Aber sag’ ihm, dass ich das nur widerwillig tue“, patzte Ruki und ließ dann die Schultern hängen. Das war bestimmt die beschissenste Idee überhaupt. Ach nein. Das war gewesen, vorgestern auf diese Party zu gehen, da Kai beim Fremdknutschen zuzugucken und sich dann heimfahren zu lassen. Da den eigentlichen, zentralen Fehler zu suchen, war doch zwecklos. Er hätte erst gar nicht ans Handy gehen sollen, als er gesehen hatte, dass Saga anrief und ihm sagte, dass er und seine Bandkollegen Gazette in der Halle besuchen würden. Kai grinste ihn zuversichtlich an und umarmte daraufhin den kleineren Sänger. Dieser legte seine Arme um Kais Schultern und drückte ihn kurz an sich. Es tat wirklich gut. „Dann bis morgen früh... und verschone mir bitte Saga.“ „Ich werde ihn schnell und lautlos beseitigen“, schnarrte Ruki verächtlich, bevor er die Umarmung löste und Kai zur Tür schob. Er schloss hinter ihm die Tür. Ruki spürte, dass ihm auf einmal die Knie zitterten. Es konnte doch auch genauso gut sein, dass Saga nicht mehr da war und aufgegeben hatte. Die Chance war allerdings verschwindend gering. Da Saga und Ruki sich schon so lange kannten, wusste er auch um dessen Sturheit und Ausdauer, wenn es ums Aufreißen seiner Auserkorenen ging. Ihm hatten manche Errungenschaften von Saga manchmal richtig leid getan - und jetzt war er selbst Sagas Ziel. Und er würde bestimmt nicht ruhen, bis er ... stopp, stopp, stopp! Saga war ein erwachsener Mann, der ein „Nein“ wohl oder übel hinnehmen musste, wenn er von Ruki nicht auf brachiale Art und Weise kastriert werden wollte. Bei Ruki hieß nein auch nein! Denn bei Widerspruch drohte Strafe. So einfach war das. Ruki nahm sich eine 0,5 Literflasche Wasser aus dem Kühlschrank und leerte sie in wenigen Zügen. Er hatte das Gefühl, als sei über Nacht etwas in seinen Mund gekrochen und dort elendig gestorben. ~ Saga kam sich selbst schon blöd vor. Er konnte sich nicht erinnern, jemals einer verfehlten Eroberung dermaßen hinterher zu laufen. Ruki stand nicht auf Männer, das war Saga auch klar und alles in allem war sein Verhalten gerade ziemlich unklug. Der Alice Nine Bassist kannte Ruki schon seit sie ihre Karriere gestartet hatten und er und der Rest von Alice Nine hatten Gazette immer als Vorbilder genommen. So erfolgreich wollten sie auch mal werden. Über die Zeit hatte man sich angefreundet, und schließlich kamen Kai und Nao zusammen. Nun, nach so langer Zeit, hatte sich ein Schalter in Saga umgelegt und er hatte begreifen müssen, dass er verliebt in Ruki war. In die zickige, verschrobene Diva, die auch noch die Angewohnheit hatte, wenn ihr eine Person Gefühle gestand, einfach auf Durchzug zu schalten und den armen Wurm zu ignorieren. Saga war jetzt dieser arme Wurm. Aber er würde nicht aufgeben! Nicht dieses Mal, wo es für ihn vollkommen ernst war. Es stand so viel auf dem Spiel, und am schlimmsten: zum ersten Mal auch Sagas Herz. Er hatte es tatsächlich an Ruki verloren... man könnte doch denken, dass ein Mann Mitte 20 irgendwann schon mal so verliebt gewesen war, aber das war nicht der Fall gewesen. Erst jetzt. Seine eigenen Schritte, die ihm seit Minuten, oder auch Stunden - Saga wagte es nicht, auf die Uhr zu sehen -, in den Ohren hallten, machten ihn nervös und er plumpste wie ein nasser Sack auf die Ledercouch im Foyer und schloss die Augen. Worauf wartete er eigentlich? Ruki würde wohl kaum aus seinem Bunker kommen, auch noch so spät abends... auch wenn sich Saga sicher war, dass Ruki wusste, dass er hier war. Schließlich hatte Saga vor einer halben Stunde ca. Kai hier unten herumspazieren sehen, und so wie der Gazetto ihn angegrinst hatte, wusste der bestimmt schon, was passiert war. Saga schlug die Hände vorm Gesicht zusammen. Jeder wusste es bestimmt schon! Ihm war wenig peinlich, aber das schon! Ruki war als exzentrisch und kalt verschrieen (war er ja auch!), und dass Saga es gewagt hatte, ihn zu küssen, ... ja, das war eigentlich fast schon mutig! „Sagacchiiii~!“ Saga reagierte nicht auf Kais Ruf. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, sich selbst zu bemitleiden. „Jetzt guck mich an, du verhinderter Romeo. Ruki will dich sehen!“ Der ‚verhinderte Romeo’ stand abrupt auf. Kai kam ihm entgegen und grinste leicht. „Wirklich, will er?“ Das konnte Saga irgendwie gar nicht richtig glauben. Schließlich hatte Ruki ihn den ganzen Tag über ignoriert. Der Gazetto tätschelte ihm die Schulter und antwortete beschwingt: „Ja, schon. Ich hab’ zwar nachgeholfen, aber das ist ja nicht schlimm.“ Er durfte es nur nicht vermasseln, dachte sich Saga. Ein falsches Wort, eine falsche Geste und Ruki warf ihn wieder vor die Tür... „Danke, Kai...“ Kai winkte großspurig ab und nahm Saga dann am Arm. „Ach was. Du kommst jetzt mit mir und ich sag’ dir wo du hinmusst.“ Der ältere Gazetto zog Saga mit sanfter Gewalt Richtung Aufzug und bugsierte ihn hinein. Es kam Saga wie Ewigkeiten vor, bis der Aufzug im richtigen Stock ankam und Kai ihn lächelnd auf den Flur schob. „Musst du hier nicht auch raus?“, fragte Saga etwas irritiert. Schließlich wusste er vom letzten normalen Gespräch mit Ruki, dass die Gazettos alle auf einem Stock ihre Zimmer buchten. Kai errötete leicht und murmelte etwas nicht Verständliches, bevor sich die Türen des Aufzuges schlossen und Saga verlassen im dämmerig beleuchteten Flur stand. Kai geht bestimmt zu Miyavi!, meldete sich Sagas Gedächtnis. Da war ja gestern was gewesen, weshalb sich Ruki so lautstark beschwert hatte. Aber Saga ging es nichts an, wer mit wem hier was tat, Hauptsache er würde irgendwann mit Ruki mal vergleichbare Dinge anstellen... Er ging zum Zimmer mit der Nummer, die Kai ihm genannt hatte. Nun stand er vor der Tür und traute sich kaum, zu klopfen. Aber er musste früher oder später, er hatte gewiss nicht vor, die ganze Nacht noch in diesem Hotel zu verbringen. Er war hier und Ruki hatte eingewilligt, dass Saga ihn besuchen kam! Also klopfte Saga leise an die Tür und wartete. Die Sekunden zogen sich hin wie zäher Kaugummi, bis sich endlich die Tür öffnete und Saga Ruki gegenüberstand. Der Gazette-Sänger schaute Saga nicht mal in die Augen, sondern bedeutete ihm nur grummelnd, dass er doch bitte hereinkommen möge. Saga schlenderte in das Hotelzimmer und sah sich erst einmal interessiert um. Auch er traute sich kaum, Ruki anzusehen, denn sein Verlangen, den Jüngeren an sich zu ziehen und ihn küssen, war so stark geworden, dass er Angst hatte, es nicht mehr unterdrücken zu können und sich dieses Mal tatsächlich eine Ohrfeige von Ruki zu holen, wie dieser es gestern schon angedroht hatte. „Geht’s dir besser?“, fragte Saga schließlich möglichst unverfangen und setzte sich ebenfalls aufs Bett. Ruki hatte eine Wasserflasche in der Hand und Saga konnte sehen, wie er ein bisschen zitterte. „Wie meinst du das?“ „Na ja, Kai hat erzählt, dass du... heute umgekippt bist.“ Ruki fuhr sich mit der Hand durchs Haar und fixierte dann Sagas Augen mit den seinen. „Ja, mir geht es wieder gut. Aber besser würde es mir gehen, wenn mein Hotelzimmer nicht einem Taubenschlag gleichen würde.“ Dann fluchte Ruki leise über Kai und dessen Geschwätzigkeit. Saga fand es aber gut, dass ihm das jemand erzählt hatte... „Ich bin sofort wieder weg, versprochen. Ich wollte mich nur für den Kuss entschuldigen und dass ich dich so bedrängt habe...“, murmelte Saga und sah zu Boden. Ruki sagte nichts weiter, kam nur zum ihm aufs Bett und drehte die Wasserflasche in seinen Händen. Schweigen war immerhin besser, als sich von Ruki anbrüllen zu lassen. Der Kleine hatte ein mächtiges Organ. „Und ich hoffe, dass unsere Freundschaft nicht darunter leidet. Ich verspreche dir hoch und heilig, dass ich das nie wieder versuchen werde, denn offensichtlich bin ich nur ein Freund für dich...“ „Das stimmt“, erwiderte Ruki nur und dann herrschte erneut Schweigen. Saga hielt die Nähe zu Ruki nicht länger aus, ohne sein eben gegebenes Versprechen wieder infrage zu stellen. „Das..., das war’s auch schon. Ich glaub’ ich geh jetzt. Du willst bestimmt schlafen.“ Er stand auf und ging Richtung Tür. Ruki folgte ihm und öffnete ihm die Tür. „Saga?“ „Hm?“ „Mir tut’s leid, wie ich mich verhalten habe. Ich versuche auch, mich zu bessern, okay?“ Ruki hatte jetzt fast so etwas wie ein Lächeln auf den Lippen. Zumindest zog der die sonst so grimmig nach unten hängenden Mundwinkel ein bisschen nach oben. Immerhin! „Ja“, erwiderte Saga liebevoll. „Darf ich dich wieder anrufen? Und du gehst auch ran?“ „Solange ich nicht im Tourstress stecke und du mich in einer freien Minute erwischst... ja.“ Der Alice Nine Bassist freute sich innerlich wie ein Honigkuchenpferd, dass es ihm die nächsten Wochen wenigstens erlaubt war, Rukis Stimme zu hören! Gedankenlos zog er Ruki in eine innige Umarmung. Er bemerkte, dass Ruki starr vor Schreck war und sich erst nach ein paar Augenblicken entspannte. Saga war trotz der Tatsache, dass er abgeblitzt war, glücklich und vielleicht, irgendwann, in einen Moment wo alles passte, würde er ihn doch noch kriegen... „So. Das. Reicht. Jetzt. RAUS!“ Ruki schob Saga ohne weiteren Kommentar auf den Flur und schloss die Tür. Er knallte sie nicht, aber Saga wusste, dass er wieder drauf und dran gewesen war, den Bogen zu überspannen. „Gute Nacht, Ruki“, sagte er halblaut und zu seiner Verwunderung erwiderte Ruki sogar durch die geschlossene Tür ein zickiges „Nacht, Saga!“. Man musste den Dingen Zeit geben und nichts überstürzen. Schon gar nicht bei Ruki. Mit diesem Gedanken und dem Gefühl, auf Wolken zu taumeln, kehrte Saga in sein Auto zurück. Ihm tat das Herz schon gar nicht mehr so weh... tbc Kapitel 14: ------------ Kapitel 14 Anstatt zu schlafen, wie er es eigentlich hätte tun sollen, denn er hatte immer noch einiges an Schlaf nachzuholen, aber hey! das konnte man auch noch morgen im Tourbus tun, hatte Aoi den Zimmerservice gerufen und dann Reita und Uruha in sein Zimmer eingeladen. Allen Anschein nach würde Kai ja nicht wiederkommen, sondern die Nacht bei Ruki verbringen. Und was Kai konnte, konnte Aoi auch. Okay, er bezweifelte, dass Kai eine Zimmerparty mit ihrem angeschlagenen Sänger schmiss, aber das war ihm egal. Er wollte jetzt einfach Gesellschaft haben. Und die bekam er. In eher ausgelassener Stimmung. Zwar hatten sie sich vorgenommen nicht so abzustürzen wie in der Nacht davor, aber gegen ein bisschen Sake war ja nichts einzuwenden. Man durfte es eben nicht übertreiben. Zumindest Aoi nicht, denn dann wäre ein weiterer Streit mit Kai vorprogrammiert und den wollte er unter keinen Umständen riskieren. Sie hatten sowieso schon genug Probleme, da war jedes weitere tödlich für ihre Beziehung. Nachdem aus Ruki ja nichts rauszubekommen war, grübelte Aoi immer noch darüber nach, was bei Shou denn nun passiert war. Oder nicht passiert war, denn er hoffte wirklich, dass es keine Vorfälle gegeben hatte, über die er sich Sorgen machen müsste. Kai war schließlich nicht allein mit Miyavi gewesen, also war es auszuschließen, dass etwas zwischen ihnen gelaufen war. Zumal Kai ihm mehrfach versichert hatte, dass die Sache mit seinem besten Freund ein für alle mal beendet war. Und eigentlich glaubte Aoi ihm, denn nach all dem Zoff der letzten Wochen war Kai immer noch bei ihm und kämpfte für ihre Beziehung. Aoi musste nur lernen, Kai wieder zu vertrauen und dieses unangenehme Gefühl aus seinem Bauch zu verbannen, das ihm sagte, dass die Angelegenheit mit Miyavi noch nicht zu Ende war. Vielleicht war er aber auch nur paranoid. Uruha dagegen war nach wie vor Feuer und Flamme für das Bespitzeln von Kai. „So findest du am schnellsten raus, ob da noch was ist“, versuchte er Aoi, der das ganze nicht mehr wirklich für eine gute Idee hielt, davon zu überzeugen, dass er die Hilfe von Special Detective Uruha brauchte. „Ja schon. Aber was, wenn die beiden doch nur befreundet sind, wir aber was Falsches interpretieren und fälschlich Kai zur Rede stellen? Dann redet er nie wieder ein Wort mit mir“, gab Aoi zu bedenken und sog sein Lippenpiercing in den Mund, um daran rumzuspielen. Dass Kai fast mit Miyavi im Bett gelandet war, war schlimm, aber wenn Aoi seinem Freund nun überhaupt nicht mehr vertraute, war das ebenso belastend für ihre Beziehung. Reita beobachetete zunächst nur stumm die Diskussion der beiden Gitarristen. Bis eben hatte er gar nicht davon gewusst, dass etwas zwischen Aoi und Kai nicht stimmte und Kai sogar des Fremdgehens verdächtigt wurde. Eigentlich wollte er sich da auch lieber raushalten, aber er befürchtete, dass Uruha ihn nun auf seine Seite ziehen wollte. „Vielleicht sollten wir doch nochmal Ruki fragen“, schlug Uruha schulterzuckend vor, „Reita, du hast doch nen ganz guten Draht zu ihm. Willst du ihn nicht mal fragen? Ich schätze Aoi und ich sollten uns erstmal fern von ihm halten.“ Reita zuckte unmerklich zusammen. Und schon wurde er da mit reingezogen. Er sah skeptisch von Uruha zu Aoi und wieder zurück. „Ich weiß nicht… Ich will mich da eigentlich nicht reinmischen. Und Ruki hat schon genug Probleme!“ „Saga ist doch kein Problem!“ Uruha verdrehte theatralisch die Augen und seufzte auf. „So können wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen! Wir verkuppeln Ruki mit Saga, denn mal ehrlich, Ruki braucht einfach einen Mann!, und gleichzeitig erfahren wir, was bei der Party geschah. Reita, du redest gleich morgen früh während der Busfahrt mit Ruki!“ „Aber ich hab doch gesagt, ich will mich da nicht reinmischen! Ruki kann selbst entscheiden, mit wem er zusammen ist. Ich verkuppel niemanden. Wie alt sind wir denn?“ „Reita! Ich verlange schon ein bisschen mehr Teamgeist und Engagement. Wir sind eine Band und müssen füreinander da sein! Du redest morgen mit Ruki oder ich stell die ganzen Fotos von dir ohne Nasenbinde und Make-up in meinen Blog!“, drohte der blonde Gitarrist ohne mit der Wimper zu zucken. Man musste sich nur zu helfen wissen. „Das ist Erpressung!“, rief Reita wütend und sprang auf. Er funkelte Uruha an, wandte sich dann an Aoi. „Sag doch auch mal was! Das ist doch bescheuert!“ „Ich…äähm…naja ehrlich gesagt wüsste ich schon gerne, was bei der Party passiert ist. Das mit Ruki…naja…das ist wohl wirklich eher seine Sache“, gab Aoi kleinlaut zu und sah den Bassisten entschuldigend an. „Ihr habt sie doch nicht mehr alle!“, war alles, was dieser daraufhin sagte, ehe er sich die Flasche mit dem Sake schnappte und mehrere Schlucke daraus nahm. „Fein, dann wäre das ja geklärt“, stahlte Uruha und rieb sich freudig die Hände. Er liebte es einfach Pläne zu schmieden. Touralltag konnte unglaublich langweilig sein, doch jetzt hatte er endlich eine Aufgabe, die ihn auch forderte. Zufrieden hob er sein Glas und nippte daran, kippte dann den Rest in einem Zug runter. * Miyavi hatte gerade das Licht in seinem Hotelzimmer ausgemacht und sich in seinen Futon auf dem Boden gekuschelt, als es an der Tür klopfte. Wenn das wieder sein Manager war oder irgendwelche Fangirls, die seine Zimmernummer rausbekommen hatten…! Er wickelte sich aus seinen Decken, verhedderte sich allerdings unbemerkt mit den Füßen darin und hätte sich deswegen fast auf die Fresse gelegt. Nur im letzten Moment konnte er sich noch an einem kleinen Tischchen festhalten. Fluchend tapste er durch die Dunkelheit, drückte auf den Lichtschalter und spähte dann durch den Türspion. Es war Kai! Er öffnete die Tür und sofort war sein Ärger verflogen, denn kaum dass Kai ihn sah, lächelte dieser und in Miyavi geriet mal wieder alles durcheinander. „Hi“, nuschelte er liebestrunken und bedeutete dem Drummer doch einzutreten. „Ich hab ehrlich gesagt nicht mehr mit dir gerechnet“, fügte er dann hinzu und blieb vor Kai stehen, der sich auf sein Bett gesetzt hatte. „Soll ich wieder gehen?“ „Nein! So habe ich das nicht gemeint. Ich hab nur irgendwie angenommen, dass du die Nacht bei Aoi verbringst“, erklärte Miyavi ein wenig verlegen und ließ sich neben Kai auf die viel zu weiche Matratze plumpsen. „Du schläfst auf dem Boden?“, wechselte Kai das Thema und deutete auf den Futon, in dem Miyavi eben noch gelegen hatte. „Ja. Hotelbetten sind mir einfach zu weich und mein Rücken tut mir schon von der einen Nacht auf Shous Bett weh.“ „Ist’s schlimm? Soll ich dich ein bisschen massieren?“ „Wenn du magst, klar.“ Kai grinste, während er nach dem Saum von Miyavis Pyjamaoberteil griff und dem Sänger dieses über den Kopf zog. Kurz huschten seine Augen über seinen nackten Oberkörper, dann legte er eine Hand an Miyavis Wange und zog ihn zu einem Kuss heran. Miyavi war zunächst ein wenig überrascht und schloss gerade erst die Augen und begann es zu genießen, als Kai sich schon wieder von ihm löste und ihn bäuchlings auf das Bett drückte. „Dann wollen wir mal!“, lachte er, krempelte die Ärmel hoch und begann Miyavi durchzukneten, der vor Schmerz erstmal die Augen zusammenkniff, denn Kai hatte direkt eine seiner Verspannungen erwischt. Es tat zwar weh, gleichzeitig tat es aber auch unglaublich gut und er konnte gar nicht anders, als unter Kais geschickten Händen immer wieder aufzuseufzen. So eine Behandlung könnte er sich stundenlang gefallen lassen und von Kai massiert zu werden, war auch viel toller, als sich von einer professionellen Masseuse durchkneten zu lassen. Er mochte das Gefühl von Kais rauen Händen. Es ließ seine Haut und seinen Körper unglaublich kribbeln. Wenn er das doch nur immer haben könnte! „Kai?“, begann er schließlich zaghaft. Er hatte seinen Kopf zur Seite gedreht, hielt allerdings die Augen geschlossen. Eigentlich tat er das, um die Massage besser genießen zu können, aber es schützte ihn auch davor, etwas in Kais Gesicht lesen zu können, dass er vielleicht nicht wissen wollte. „Die letzte Nacht – was bedeutet sie dir?“, stellte er schließlich die Frage, die ihm auf dem Herzen lag. Im Kopf war er selbst den ganzen Tag mögliche Erklärungen für Kais gestriges Verhalten durchgegangen, aber letztendlich konnte ihm nur der Drummer selbst Gewissheit geben. Zwar fürchtete sich Miyavi vor der Antwort, das Ganze wäre nur passiert, weil Kai getrunken hatte, doch Kai war schließlich jetzt hier. Vielleicht standen seine Chancen doch nicht so schlecht. Er bekam zunächst keine Antwort, Kai massierte ihn ohne Unterbrechung weiter, bis er sich schließlich räusperte und zu sprechen begann. „Natürlich bedeutet sie mir was und ich denke, das weißt du auch, denn du bist ja nicht irgendjemand, Miyavi. Ich stecke momentan in einer, um es mal salopp auszusprechen, beschissenen Situation, in der ich selbst nicht so richtig weiß, wer ich bin und was ich will. Ich verlange auch gar nicht, dass du das akzeptierst und auf mich wartest. Ich würde es verstehen, wenn du nichts mit jemanden zu tun haben willst, der zweigleisig fährt.“ Miyavi ließ sich Kais Worte durch den Kopf gehen, aber eigentlich musste er nicht lange darüber nachdenken. Natürlich tat es ihm irgendwo weh, dass Kai sich nicht eindeutig für ihn und gegen Aoi entscheiden konnte, und ihm war auch bewusst, dass er sich vielleicht keinen Gefallen tat, wenn er sich auf die klitzekleine Chance versteifte, die Kai ihm einräumte, aber er wünschte es sich so sehr, dass es mit ihnen klappte und nahm deswegen auch diese Phase der Unschlüssigkeit in Kauf. „Ich hab jetzt schon so lange auf dich gewartet, auf ein paar Wochen mehr oder weniger kommt es auch nicht an“, sagte er schließlich und hoffte inständig, dass er seine Entscheidung nicht irgendwann bereuen müsste. Aber was sollte er auch tun? Mit Kai abschließen? Das war leichter gesagt, als getan. Dafür müsste er ihn komplett aus seinem Leben verbannen. Das ging gar nicht und das wollte er auch nicht. Kai würde so oder so immer einen besonderen Platz in seinem Leben haben. „Danke!“, flüsterte der Drummer daraufhin leise und stellte seine Massagekünste wieder ein. Miyavi spürte, wie er sich zu ihm runterbeugte, allerdings berührte sein Oberkörper seinen Rücken nicht. Dafür spürte er Kais heißen Atem an seinem Hals und dann seine Lippen. „Ist denn auf deinem Futon auch noch ein Plätzchen für mich frei?“ Miyavi nickte mechanisch. Für Kai würde er überall Platz machen und wenn er selbst dafür auf dem nackten Boden schlafen müsste! „Dann lass uns schlafen gehen. Ich bin müde.“ Er krabbelte von Miyavi, reichte ihm sein Schlafanzugoberteil und kuschelte sich dann zusammen mit ihm auf den zugegebernermaßen für zwei Männer doch recht kleinen Futon. „Ist das okay für dich, wenn wir nur schlafen, ohne was zu machen? Einfach nur kuscheln und zusammen einschlafen?“, fragte Kai ein wenig schüchtern als sie in der Dunkelheit nebeneinander lagen. „Ja, mehr als okay! Du weißt doch, dass ich kuscheln über alles liebe!“, erwiderte Miyavi, klaute sich aber noch einen kleinen Kuss von Kai, ehe er ihn in den Arm nahm und kurz darauf einschlief. * Als am nächsten Morgen um 6 Kais Handywecker klingelte, wollte Miyavi nicht wahr haben, dass die Nacht schon vorbei war. Sie waren doch gerade erst eingeschlafen und überhaupt hatte er keine Lust aufzustehen. Vor allem mit Kai an sich gekuschelt, stand Aufstehen defintiv außer Frage. Lieber würde er die Tour verschieben oder absagen. War ihm egal. Er verstärkte seinen Griff um Kais Körper, als er merkte, dass der Drummer sich aufsetzen wollte. Er durfte jetzt nicht gehen! Er wollte mindestens noch eine Stunde kuscheln! „Mi-chan, ich muss aufstehen. Ich muss die anderen wecken und du solltest dich auch bald fertig machen“, sagte der Drummer leise und wuschelte durch Miyavis Haare. Miyavi allerdings schloss protestierend die Augen und umklammerte Kai regelrecht. „Neiiin!“, presste er zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. Er würde nicht aufstehen! „Doch, Miyavi, ich muss aufstehen. Wenn Aoi und Ruki vor mir wach sind und Aoi merkt, dass ich nicht bei Ruki geschlafen habe, ist wieder die Hölle los!“ Miyavi seufzte, lockerte aber seinen Griff. Kai hatte wie immer Recht, sie mussten jetzt aufstehen und Kai zurück zu Aoi, seinem Freund. Es gefiel ihm zwar nicht besonders, aber er hatte Kai versprochen ihm Zeit zu geben und sein Versprechen würde er halten – wenn es ihm auch schwer fiel. „Okay“, lenkte er schließlich ein und entließ Kai aus seiner eisernen Umarmung, „hüpfst du noch schnell mit mir unter die Dusche? Bitte!“ Er sah Kai mit einem so eindringlich bettelnden Blick an, dass der Drummer weich wurde und nickte. Miyavi nahm seine Hand und zog ihn hinter sich her in das kleine Badezimmer. Sie zogen sich gegenseitig aus und stiegen dann unter das heiße Wasser. Miyavi konnte gar nicht anders, als Kai zu sich zu ziehen und ihn zu küssen. Allerdings blieb es wirklich bei ein paar Küssen. Für anderes war keine Zeit. Das mussten sie ein ander Mal nachholen. Die Tour hatte ja gerade erst angefangen und es würde noch andere Gelegenheiten geben. Lächelnd sah er Kai hinterher, wie der Drummer, eingehüllt in einem flauschigen Bademantel des Hotels, schließlich sein Zimmer verließ und ihm zum Abschied noch einen Luftkuss zuwarf. Nachdem er die Tür hinter ihm geschlossen hatte, schloss er die Augen, atmete tief ein und ließ sich dann auf den Boden sinken. Kai schaffte es tatsächlich, dass er weiche Knie bekam. * Kai machte sich als erstes auf den Weg um Ruki zu wecken und sich zu erkundigen, wie das Gespräch mit Saga gelaufen war. Anschließend wollte er Reita und Uruha, die sich ein Zimmer teilten, aus dem Schlaf reißen, doch auf sein Klopfen antwortete niemand und als er die Ersatzkarte für das Schloss zückte, musste er feststellen, dass die beiden scheinbar nicht die Nacht in ihrem Zimmer verbracht hatten. Seine Vermutung wurde bestätigt, als er schließlich die Tür zu Aois und seinem Zimmer öffnete. Grinsend holte er sein Handy hervor und macht ein Foto von dem Bild, das sich ihm bot. Seine drei Bandkollegen lagen zusammen auf dem Doppelbett, Uruha hatte es sich in der Mitte gemütlich gemacht, während an seinen Seiten jeweils Reita und Aoi lagen und selig schliefen. Ein bisschen erinnerte Kai das Bild an eine Mutter mit ihren beiden Kindern, aber diese Assoziation behielt er dann doch lieber für sich. Er zog sich selbst schnell an, ehe er zum Fenster ging und die Vorhänge mit einem Ruck zur Seite zog. Sofort flutete helles Morgenlicht durch das Zimmer und die drei Schnapsleichen begannen sich träge zu bewegen und diverse Flüche gen Fenster zu schicken, weil das Licht sie unangenehm blendete. „Einen wunderschönen guten Morgen“, strahlte Kai seine Freunde überfreundlich an und klatschte dann in die Hände. „Ihr wisst ja, wer saufen kann, kann auch arbeiten. Also hopp hopp, ab unter die Dusche und packt eure Sachen. In einer Stunde fahren wir weiter. Wer bis dahin nicht fertig ist, muss 2000 Yen Strafe zahlen“, erinnerte er die drei an ihr bereits vor Ewigkeiten gefälltes Abkommen. Demnach musste jeder, der sich um 5 oder mehr Minuten zu Bandproben, Interviews oder sonstigen Terminen verspätete, 2000 Yen in die Kaffeekasse der Band einzahlen. Bei Verspätungen, die die 30 Minuten Grenze überschritten, drohte ein noch höheres ’Bußgeld’. Eigentlich war es nichtmal eine Kaffeekasse, sondern diente dem guten Zweck. Da ständig jemand zu spät kam, quoll das Sparschwein regelmäßig über, weswegen sein Inhalt mehrmals jährlich wohltätigen Organisationen überwiesen wurde. An diesem Tag kam doch tatsächlich Ruki 10 Minuten zu spät, obwohl Kai ihn als ersten geweckt hatte. Auch Uruha war einige Minuten zu spät, Aoi und Reita hatten es geradeso pünktlich geschafft und grinsten die beiden Zuspätkommer schadenfreudig an. Ruki nahm es mit Würde, er war’s ja schon gewohnt, aber Uruha war für die nächsten 15 Minuten beleidigt und weigerte sich mit einem der anderen zu reden. Eigentlich hatte er vorgehabt den ganzen Morgen zu schweigen, doch dann sah er Ruki allein auf einem Zweisitzer aus dem Fenster starren. „Reita!“, winkte er den Bassisten leise heran, der sich im hinteren Teil ihres Tourbusses befand und in der kleinen Küchennische mit der Kaffeemaschine kämpfte. Nachdem die Zeit nicht mehr gereicht hatte, um zu Frühstücken und Rast machen würden sie in frühstens zwei Stunden, hatte er einen Kaffee dringend nötig. Dummerweise wusste er nicht wirklich, wie man welchen kochte. Wieso, verdammt nochmal, hatten sie hier auch keinen Vollautomaten? Beim nächsten Bandtreffen musste er den Kauf eines solchen Teils unbedingt vorschlagen! Müde trottete er zum Gitarristen und ließ sich neben ihn fallen. „Was ist denn?“, brummte er, ahnte aber nichts Gutes, als er sah wie Uruhas Augen regelrecht glühten. „Schau mal da!“, erwiderte der Blonde und deutete auf den einsam wirkenden Ruki, „weißt du noch, was wir gestern abgemacht haben? Du gehst jetzt zu Ruki und quetschst ihn ein bisschen aus.“ Reita brummte erneut. Von ’abmachen’ konnte wohl keine Rede sein. Er wurde heimtückisch erpresst! Aber okay, ein wenig mit Ruki plaudern würde schon nicht so schlimm werden. Er musste es nur richtig anpacken. „Aber nur, wenn du in der Zwischenzeit Kaffee kochst“, stellte er seine Bedinung. Uruha nickte. „Klar doch. Aber gib dir Mühe!“ Reita atmete tief durch, nahm all seinen Mut zusammen – bei Ruki konnte man ohnehin nie wissen, wie er drauf war, aber morgens stieg die Wahrscheinlichkeit, dass er schlecht gelaunt war – und setzte sich auf den freien Platz neben den kleinen Sänger. „Hi, alles in Ordnung bei dir? Geht’s dir wieder etwas besser?“ Ruki drehte sich langsam zu ihm, allerdings konnte Reita nicht viel von seinem Gesicht erkennen, da er wieder mal eine seiner überdimensionalen Sonnebrillen trug. Zwar wurde er regelmäßig damit aufgezogen wie eine Biene auszusehen, aber daran störte er sich nicht. „Mir geht’s wieder ganz gut. War wohl ein wenig stressig die letzten Tage. Aber Kai hat mir versprochen, mich bei der Promoarbeit ein wenig zu entlasten.“ „Das ist schön zu hören!“, lächelte der Bassist und überlegte fieberhaft, wie er das Thema auf die Party und Saga bringen konnte, ohne dass er gleich mit der Tür ins Haus fiel. „Wenn dir Saga mal wieder auf die Pelle rückt, sag Bescheid! Dem Kerl muss man mal etwas Anstand einprügeln!“, sagte er schließlich. Er hatte eigentlich überhaupt nichts gegen den anderen Bassisten, doch ihm war nichts besseres eingefallen, um das Thema auf ihn zu lenken. „Danke, aber das ist nicht nötig. Saga und ich haben uns ausgesprochen. Jetzt ist wieder alles in Ordnung zwischen uns.“ „Dann seid ihr jetzt zusammen?“ Noch im gleichen Atemzug wollte sich Reita am liebsten für diese Frage ohrefeigen. Seine Zunge war mal wieder schneller als sein Kopf gewesen. War eigentlich nichts neues, entwickelte sich in den meisten Situationen jedoch nicht zu Reitas Vorteil. „Fängst du jetzt auch noch mit dem Scheiß an?“, fauchte ihn Ruki auch sogleich wütend an und Reita war richtig froh, dass der Sänger eine Sonnenbrille trug und er deswegen vor seinem Deathglare verschont blieb. „Ich hab nix mit Saga und da wird auch nichts laufen. Und jetzt geh mir aus den Augen!“ „Sorry!“, nuschelte Reita entschuldigend und rutschte vom Sitz, schlich mit hängenden Ohren zu Uruha zurück, der natürlich mitbekommen hatte, dass Reita angeschrien worden war. „Hast du’s wieder mal verbockt?“, fragte der Gitarrist wissend und zog eine Augenbraue nach oben. Nur gut, dass er Reitas Kaffee auch noch nicht gekocht hatte. Dann waren sie ja quitt. „Ja, hab ich“, gab Reita zu und ließ sich erschöpft auf einen Sitz fallen. Der Tag hatte gerade erst angefangen, aber er fühlte sich schon total ausgelaugt und zu allem Überfluss war jetzt auch noch Ruki sauer auf ihn. tbc. Kapitel 15: ------------ Ja, diese Geschichte gibt es noch und sorry, dass es so lange gedauert hat, aber Leben und so ;) Dieses Kapitel ist von meiner Co-Autorin, ich bin also unschuldig :P Viel Spaß :) Kapitel 15 Als hinter Ruki die Tür ins Schloss fiel, atmete er erleichtert aus und warf seine Reisetasche in eine Ecke. Nach fast 2 Wochen Tour und seinen zwischenzeitlichen Aussetzern wegen seinen sogenannten „Freunden“ taten ihm diese zwei Off-Tage richtig gut - das erhoffte er sich zumindest. Schließlich waren sie am anderen Ende Japans, hatten vor einer Stunde ein grandioses Konzert geschmissen und jetzt hatte er den Kopf voll von Dingen, die er jetzt gerne tun würde, um sich zu entspannen. Ja, dachte er sich, jetzt bin ich gezwungen, mich zu entspannen. Gleich würde er sein Handy ausschalten, nachdem er erst mal ausgiebig gebadet hatte. Dann würde er seine Lieblings-CD in die hoteleigene Hifi-Anlage schieben und bis zum Einschlafen nur Musik hören, die ihm gefiel. Hier musste er sich nicht darum kümmern, wer gerade in seinem Freundeskreis auf die Balz ging. Und er konnte sich vor Reita in Sicherheit bringen, der es in den letzten Tagen seit seinem Zusammenbruch wohl darauf angesetzt hatte, ihn mit seiner Fragerei in den Wahnsinn zu treiben. Nicht oft hatte sich Ruki in den letzten Stunden gewünscht, einfach nur schreiend im Kreis rennen zu dürfen... oder er hätte Reita auch einfach sein Noseband über den Mund schieben können! Ha! Reita war doch sonst nicht so... klar, man hakte mal nach, wenn es einem aus der Band schlecht ging, aber der Bassist übertrieb es wirklich! Zudem steckten er, Uruha und Aoi ständig die Köpfe zusammen. Da war bestimmt was im Busch. Was auch immer es war, Ruki wusste jetzt schon, dass ihm das auf keinen Fall gefallen würde... In dieser Band war auch immer irgendwas los. Man hatte wirklich nie seine Ruhe und konnte so eine blöde Tour einfach mal ohne Zwischenfälle durchziehen! Was war denn so schwer daran, mal die eigenen Beziehungskrisen hinten an zu stellen und einfach professionell Auftritte hinzulegen, an die sich ganz Japan noch Jahre später erinnerte? Ruki hatte das bis vor einer Woche ja auch noch gekonnt, bis alle auf einmal durchgedreht waren und mit diesem wilden Rumhuren angefangen hatten. Die machten ihn kaputt! Zwar nicht sonderlich systematisch, aber die waren wohl alle auf einmal durchgeknallt! In diesem Moment scherte sich Ruki nicht viel um andere Hotelgäste, sondern ließ einfach einen Schrei los, den die Nebenzimmer wahrscheinlich auch noch gehört hatten. Er ließ sich erst mal auf den Sessel fallen, schnappte sich die Fernbedienung und begann zu zappen. Mit sichtlicher Befriedigung sah er sich einen Bericht auf einem der Musiksender an, der gerade ein ausführlicher Bericht samt Interview ihres gestrigen Konzertes ausstrahlte. Wie immer stellte Ruki fest, dass er nicht nur am besten aussah, sondern es auch perfekt umschifft hatte, jegliche persönlichen Fragen auch nur im Ansatz so zu beantworten, wie der Interview-Mensch das gerne gehabt hätte. Er war eben gut. Zwar noch nicht wieder in Hochform, aber wieder gut dabei. Nach dem Bericht schaltete er den Fernseher wieder aus und ging mit großen Schritten (für einen kleinen Mann) ins Badezimmer, wo er sich eine Komposition aus verschiedenen Badeölen zusammen mixte und diese in die Badewanne goss. Als das heiße Wasser sich mit den Ölen vermischte und der Duft in Rukis Nase stieg, hätte er vor Glückseligkeit am liebsten geheult. Entspannung! Dass es ihm tatsächlich vergönnt war...! Schnell entledigte er sich seiner Klamotten und ließ sich seufzend ins Wasser gleiten. Er tauschte einmal komplett unter, tauchte wieder auf und strich seine vom Stylen malträtierten Haaren zurück. Er wunderte sich sowieso, warum sie ihm nicht schon längst büschelweise ausfielen, besonders weil an seine eigentlich dünnen Haare auch noch Extension geschweißt waren, die ihm allzu oft Kopfschmerzen und eine schorfige Kopfhaut bescherten. Er musste sich nur einmal am Kopf kratzen und er hatte die Hand voller Blut. Vielleicht sollte man mal darüber nachdenken, vom ewigen Touren eine Auszeit zu nehmen. Sie hatten seit gefühlten Ewigkeiten auch keine neue Single rausgebracht, oder ein Mini-Album. Auf Tour sammelte Ruki für sich zwar viele Inspirationen, aber die momentane Lage würde sich wohl kaum eignen. Wer würde schon Songs hören wollen, wo sich Ruki über das freudige Treiben seiner Freunde ausließ... Ruki war sich sicher, er würde im Moment nur etwas zu Papier bringen und das half nun wirklich nicht weiter. Aber mal wieder 4 Wochen oder länger im Studio lungern, mixen, danach Essen gehen oder sowas... dagegen hätte er wirklich nichts. Ruki machte sich im Kopf eine Memo, mal Kai zu fragen, was er als Leader davon hielt. Außerdem konnten die anderen ja wohl auch mal was schreiben, und Ruki hatte noch dutzende ungebrauchter Lyrics herumfliegen. Nur kein Stress, jetzt war Erholung angesagt... Ruki ließ die Seele schweifen und erschreckte sich zu Tode, als sein Handy klingelte. Erst dachte er daran, es einfach klingeln zu lassen, aber es könnte ja Manager-san sein, also hievte sich Ruki murrend aus der Wanne, hüllte sich in ein flauschiges Handtuch, das nach Lavendel roch, und fischte das Handy aus Tasche seiner Hose, die am Boden lag. Im nächsten Moment bereute er es, aufs Display gesehen zu haben, da ihm Sagas richtiger Name entgegenblinkte. Der hatte ihm jetzt noch gefehlt... aaaaber er hatte ja gesagt, er durfte anrufen. Nur hatte Ruki nicht so schnell damit gerechnet, hatte er es doch einigermaßen geschafft, sich nicht mehr über Saga aufzuregen und ihm nicht mehr die Pest an den Hals zu wünschen. Ruki nahm das Gespräch an und stellte den Lautsprecher an, um das Mobiltelefon auf dem Stapel wunderbar duftenden Handtücher zu deponieren. Schließlich musste er sich jetzt schnell etwas anziehen. In die Wanne steigen wollte er jetzt nicht mehr. Allein der Gedanke, mit Saga beim Baden zu telefonieren... das taten nur Frauen mit ihren Freundinnen oder ihrem Freund. „Was willst du?“, sagte er laut und erst mal hörte er am anderen Ende der Leitung nichts. Ruki trocknete sich ab und schlüpfte wieder in seine Shorts. „Hallo Ruki... hast du Freisprechanlage an??? Was machst du da?“ „Ich ziehe mich an!“, patzte Ruki. Das ging ihn doch gar nichts an, Himmel! Und warum erzählte ihm Ruki das überhaupt? „Aha... sag’ mal, stör’ ich?“ „Ach was. Da hat man mal bisschen frei und schon rufst du an.“ Saga lachte schallend. „Ich habe eben gutes Timing. Wo seid ihr gerade?“ Ruki knöpfte sich das schwarz-rot karierte Hemd zu. „Wir sind in Fukuoka, warum fragst du?“ Jetzt schien sein Freund zu überlegen, denn es rauschte in der Leitung und Ruki nutzte die Pause, um seine Haare etwas trocken zu rubbeln. „Was für ein Zufall, ich bin ganz in der Nähe!“ Das war gelogen, das wusste Ruki. Alice Nine hatten gerade mal nichts zu tun, und wie er Saga kannte, hing er in Tokyo herum und langweilte sich zu Tode. Dabei konnte man in Tokyo so ziemlich alles tun, was Spaß machte und unter Umständen verboten war. „Und was willst du mir damit sagen?“, stichelte Ruki und grinste in sich hinein. „Ich wollte dich fragen, ob wir vielleicht zusammen... morgen Abend was machen wollen... wenn du nicht schon was anderes vorhast...“ Das Flehen in Sagas Stimme war selbst für Ruki zuviel. Zwar wollte er nicht wirklich mit Saga irgendwo allein sein und er hatte sich schon vorgestellt wie es war, den ganzen Tag nur zu lümmeln, aber... er konnte Saga nichts abschlagen. Das würde ihn noch mal den Kopf oder seinen Ruf kosten, verdammt! „Ich hatte nichts vor, außer mich ein bisschen zu erholen, aber wenn du magst, können wir uns sehen... ’ne Stunde oder zwei.“ „Nur so kurz“, Saga schnappte nach Luft, „nicht ein bisschen länger? Wir haben uns so lange nicht gesehen und ich vermiss’ dich... und....“ „Ich leg’ auf!“, drohte Ruki mit dunkler Stimme. „Nein, nein!! Bitte nicht! Aber bitte, ein bisschen länger, wer weiß, wann uns mal wieder Zeit bleibt? Schließlich steht bei uns doch bald wieder eine Tour an und unser nächstes gemeinsames Konzert ist erst im Januar... Und zwei Stunden sind soooo kurz...“ „Für was denn zu kurz? Lohnt sich das etwa nicht für dich?“ „Doch, schon... aber... okay, ich bin daheim und bis ich oben bei dir bin, sitze ich mehr als eine Stunde im Flieger!“ Ruki triumphierte innerlich. Für zwei Stunden oder vielleicht sogar weniger würde er auch nicht ans andere Ende der Insel fliegen. Wenn sie sich überhaupt auf der derselben Insel gerade befanden... „Aaaah! Okay, wenn wir uns morgen Nachmittag treffen, können wir einkaufen gehen und dann gehen wir zusammen schön Curryreis oder so essen.“ Saga hasste Curryreis und shoppen. Manche mochten Ruki einen Sadisten schimpfen, aber wer schon die Frechheit wie Saga besaß, ihm die Off-Tage zu nehmen, um ihn zu sehen... der hatte es nicht anders verdient. Er würde Saga schon zeigen, dass er selbst alles andere als liebenswert war und Saga würde es bald leid sein, Ruki hinterher zu laufen... hoffentlich. Denn egal was passieren würde, Ruki lag viel an Saga als Freund... und er wollte nicht, dass es kaputtging, weil er Sagas Liebe nicht erwiderte. Man, was wurde er weich. Furchtbar. Saga wusste doch, wie Ruki war?! Ruki würde sich nicht selbst in sich verlieben, also konnte er nicht verstehen, dass es andere Menschen taten. Und immer die, in die er sich nicht verlieben konnte. Saga räusperte sich lautstark und willigte schließlich ein. „Ja, das klingt gut. Ich bin dann morgen da. Kann ich dich anrufen, wenn ich in der Stadt bin?“ „Mach das. Dann bis morgen.“ „Ja... schlaf gut, Ru-chan!“ Ruki schnaubte nur böse und legte auf. Das hätte jetzt am Ende nicht sein müssen! Dieses -chan war einfach nur grauenvoll für seine Ohren. Für Ruki war der ruhige Abend damit gelaufen, er föhnte sich die Haare trocken, ließ das Wasser aus der Wanne ab und verkroch sich nach einem europäischen Bier aus der Minibar im Bett. Er wollte es sich eigentlich nicht eingestehen, aber wenn er an morgen dachte und daran Saga wieder zu sehen, freute er sich. Es erschien ihm wie Ewigkeiten, die vergingen, bis er endlich einschlief. ~ Kai wurde nur deshalb wach, weil Aoi im Hotelzimmer Krach machte. Eigentlich war es nicht mal Krach, aber nach einer durchzechten Nacht mit seinem Freund und Uruha, fühlte er sich schwer wie Blei und in seinem Mund schmeckte es verdächtig pelzig. Er wusste auch nicht genau, was ihn geritten hatte, dass er mit Uruha und Aoi feiern gegangen war. Ruki hatte sich aber schnell in sein Zimmer verzogen und wollte die nächsten zwei Tage keinen mehr um sich haben, wie es schien. Schließlich richtete Kai sich murrend auf und schob die viel zu warme Decke beiseite. Aoi schien schon geduscht zu sein, denn er verströmte neben Kai den Duft von herbem Duschgel. Und Haarspray. Vieeeel Haarspray. Insgesamt sah Aoi fast so aus, als hätten sie heute einen Pressetermin und jede Haarsträhne müsse perfekt sitzen. Dabei war es Kai neu, dass heute etwas anstand. Morgen doch erst...? Aoi beugte sich von der Seite des Bettes zu ihm und küsste ihn sanft auf die Lippen. „Guten Morgen, Schatz!“ Kai kratzte sich am Kopf und malte sich aus, wie er wohl aussehen musste. Total zermatscht und stinken tat er bestimmt auch... „Morgen“, brachte er hervor und wäre am liebsten wieder zurück ins Bett gefallen. Aber sein Freund hatte ein Strahlen im Gesicht, als hätte er irgendwas Buntes eingeschmissen. „Aufstehen, mein Süßer! Wir gehen gleich schön ausgiebig frühstücken. Ich hab einen Tisch reserviert!“ In Kais Kopf ratterte es und er fragte sich, ob er vielleicht etwas verpasst hatte, vielleicht sogar etwas Wichtiges. Normalerweise aßen er und Aoi, wie alle anderen im Hotel, in dem sie nächtigten und nicht auswärts. Ihm lag schon die Frage „Warum?“ auf der Zunge, als ihm siedend heiß einfiel, dass sie heute Nacht nur so heftig gefeiert hatten, weil Aoi und er heute ihren zweiten Jahrestag hatten. Zum Glück war ihm die Erleuchtung noch früh genug gekommen, bevor er tatsächlich gefragt hätte. Dann wäre Aoi die nächsten Tage nur beleidigt gewesen und ein beleidigter Aoi war ein grausamer Aoi. Von diesem Wesenszug hatte Kai echt die Nase gestrichen voll. Stattdessen robbte Kai müde aus dem Bett, während Aoi seine Umhängetasche umpackte. „Wie viel Zeit hab ich denn?“, fragte Kai und tapste Richtung Bad. „Eine Stunde? Ich geh’ noch mal schnell raus, wenn ich wiederkomme, bist du sicher schon fertig.“ „Wo willst du hin?“ Aoi kam mit einem verführerischen Grinsen auf Kai zu, zog ihn in seine Arme und hauchte ihm einen Kuss auf die nackte Schulter, woraufhin Kai wohlig aufseufzte. „Das siehst du dann. Schließlich müssen wir heute gebührend feiern.“ „Du hast Recht“, erwiderte Kai halbherzig, sah seinen Freund an und strich ihm über den Ärmel seines enganliegenden, schwarz-lila schimmernden Hemdes. „Bis gleich“, hauchte Aoi und wandte sich ab, ging zur Tür. „Die Karte lass’ ich dir hier, wenn du mal raus willst.“ „Ja, danke.“ Aoi verließ das Zimmer und Kai ließ sich erst mal auf dem Bett nieder. Sein Blick fiel auf den Digitalwecker und er stellte mürrisch fest, dass es 9 Uhr morgens war. Er hatte jetzt schon tierisch Hunger und er wusste nicht, ob er es bis 10 Uhr noch aushielt, nüchtern zu bleiben... Es konnte ja nicht schaden, wenn er sich vorher schnell noch selbst ein Toast mit Schinken und Käse zubereitete... Aber erst mal ging er jetzt duschen. ... Nachdem er sich selbst gebührend hübsch für seinen Freund gemacht und ein kleines Hawaiitoast verspeist hatte, verließ Kai mit seiner Schachtel Zigaretten, einem Feuerzeug und der Karte fürs Zimmer ebendieses, um sich auf einen der Balkone des Hotels zu begeben, um dort zu rauchen. Im Hotel war das Rauchen komplett verboten, bis auf den Balkonen und der Dachterrasse. Also schlenderte Kai über die langen Flure und drückte die Tür zum Balkon auf. Ihm schlug eine frostige Brise entgegen und er prustete kurz und rieb sich über die Arme. Es war wirklich sehr kalt... Am besten hätte er sich doch noch eine Jacke übergezogen, aber er hatte keine Lust jetzt noch mal zurück zu gehen, dafür war die Sucht dann doch zu groß. Hastig steckte sich Kai eine Zigarette an und inhalierte mit einem befriedigten Seufzen den blauen Dunst. Kai lehnte sich ans Geländer und schaute in die Seitengasse, die unter ihm lag. Und er begann zu überlegen, wie er sich aus dem ganzen Schlamassel wieder herauswinden konnte, ohne dass jemand der Beteiligten zu großen Schaden nahm. Eigentlich konnte er an kaum etwas anderes denken und ihm kam es so vor, als würde ihm die Situation schon nach wenigen Tagen entgleiten. Seine Gedanken drehten sich um ihn selbst, um Aoi und Miyavi und jedem, der noch irgendwie involviert war. Aoi hatte es jetzt offenbar auf Ruki abgesehen, damit dieser ihm von der Nacht erzählte, die doch jetzt schon eine Woche zurücklag. Aber was war schon eine Woche... oder diese paar Stunden mit Miyavi, die es ihm wert erschienen, zwei Jahre mit Aoi einfach wegzuwerfen? Warum aber eigentlich wegwerfen? Aoi würde zwangsläufig bis zur Auflösung von Gazette ein Teil seines Lebens und bestimmt noch Jahre danach. So lange mit jemandem in der Band zu sein, und auch noch liiert gewesen zu sein, das ließ sich doch nicht wegwerfen? Diese zwei Jahre gehörten zu Kai, wie seine Gliedmaßen. Nein, nein. Er würde das nicht wegwerfen. Auch nicht wegschieben. Es würde sich nur etwas in seinem Leben ändern, aber die zwei Jahre würde ihm bleiben. Schließlich hatten sie ihn grundlegend geprägt und es wäre eine Schande, es irgendwie im Streit enden zu lassen... Kai seufzte wieder, aber dieses Mal eher resigniert. Er hörte hinter sich die Balkontür klacken und im nächsten Moment stand jemand neben ihm und lächelte ihn an - Miyavi. „Ohayo!“, sagte Miyavi mit einem zerknirschten Gesichtsausdruck und Kai erwiderte auch nur ein kurzes „Ohayo...“. Sie sahen sich lange in die Augen, bis Miyavi ihn schüchtern nach einer Zigarette fragte. Kai lachte. „Ich dachte, du hättest aufgehört?“ „Hab’ ich eigentlich auch, aber... die eine Zigarette...“ „So kommst du nie los.“ Miyavi zuckte mit den Achseln und starte in den wolkenbehangenen Himmel. „Ich komme von so vielem nicht los, was mich früher oder später kaputt machen wird.“ Kai fasste das genauso auf, wie Miyavi es gemeint hatte; Kais Verhalten half hier eigentlich keinem außer ihm selbst weiter. Er hatte sich nur selbst eingeredet, dass es den anderen beiden auch damit so gut gehen würde, aber am Ende war er selbst ja nicht mal glücklich damit. Wortlos drückte Kai Miyavi die Schachtel Zigaretten und sein Feuerzeug in die Hand. „Aber so schlimm scheint es dir meinen destruktiven Süchten auch nicht zu gehen, schließlich machst du keine Anstalten zu widerstehen. Nicht mal die geringsten!“ Miyavi kniff die Augen zusammen und zog lange und genüsslich an der Zigarette. „Selbst wenn ich es versuchen würde, Kai, wäre es Selbstbetrug. Ich liebe dich und es ist mir egal, ob mich das irgendwann zugrunde richtet.“ Wie oft hatte Miyavi ihm nun schon gesagt, dass er Kai liebte und Kai war es nie in den Sinn gekommen, ihm ähnliches zu sagen. Anfänglich hatte er es nicht für nötig gehalten, dann Angst gehabt, er würde lügen. Aber er konnte es drehen und wenden, er war in Miyavi verliebt... und das schien noch untertrieben zu sein. Kai legte einen Arm auf Miyavis Schulter und drehte ihn zu sich. Miyavi sah ihn verwundert an und warf die halb gerauchte Kippe übers Geländer in die Tiefe, wo sie auf ein Vordach klatschte und herunterkullerte. Kai sah mit einem gewissen Vergnügen, dass sich Miyavis Augen weiteten, als er seinen zweiten Arm um Miyavis Hüfte schlang und dann seine Lippen auf dessen presste. Sein Gegenüber spannte sich an, bevor er sich fallen ließ und seinerseits seine Arme um Kais Schultern legte und ihn etwas zu sich zog. Sie standen minutenlang da und küssten sich, mal ergriff Miyavi frech die Initiative, mal ließ er Kai die Führung übernehmen. Als sie sich lösten, atmeten beide schwer und sahen sich verträumt in die Augen. „Ich liebe dich auch...“, murmelte schließlich Kai an Miyavis feuchte Lippen und hauchte ihm noch einen schnellen Kuss auf die Lippen. „Ich hätte es nie gedacht, aber ich liebe dich.“ Miyavi war von dem Geständnis mindestens so verdutzt wie gerührt, sodass er Kai überschwänglich umarmte und ihm einen Kuss aufdrückte. „Danke, Kai... darauf habe ich gewartet... schon so lange...!“ Sie standen noch ein paar Minuten auf dem Balkon und unterhielten sich, rauchten noch eine Zigarette, bevor sie den Weg zurück in ihre Zimmer antraten. „Was machst du denn heute?“, fragte Miyavi im Gehen, die Hände in die Taschen seiner pinken Ballonhose (die ihm gar nicht stand!) vergraben. Kai druckte etwas herum und versuchte, das Thema Aoi heute nicht anreißen zu müssen, aber eigentlich müsste Miyavi auch wissen, was für ein Tag heute war. Schließlich hatte er es vor zwei Jahren als erstes - mitten in der Nacht - erfahren. „Aoi scheint ein bisschen aufgezogen zu haben. Du weißt schon, heute ist-“ „... euer Jahrestag“, komplettierte Miyavi und kurz darauf schlug er sich mit dem Handballen gegen die Stirn. „Ich hätte es wissen müssen. Das heißt, ich weiß es. Aber ich hab’s verdrängt.“ Jetzt klang er traurig und Kai hätte ihn am liebsten in den Arm genommen. „Tut mir leid“, entschuldigte sich Kai. Aber für was? Noch waren er und Aoi noch nicht auseinander, auch wenn es nur eine Frage der Zeit sein... Und am Jahrestag Schluss machen wäre bestimmt nicht so prickelnd. Kai wollte die letzten schönen Stunden mit Aoi noch soweit genießen dürfen. Er hatte mit ihm zwei Jahre seines Lebens verbracht und geteilt. Das ging nicht von heute auf morgen. Miyavi sagte nichts weiter mehr dazu und sie gingen schweigend bis zu Kais und Aois Zimmer. Jetzt fiel Kai ein, dass wenn er nach Aoi gekommen wäre, er hätte Kai mit Miyavi sehen können und ohrfeigte sich innerlich für die Nachlässigkeit. Aber anscheinend war das nicht der Fall, denn der stand nicht vor der Tür. „Wenn ich morgen etwas Zeit habe, rufe ich dich an, ja?“, fragte er Miyavi versöhnlich. Der lächelte mild und nickte. „Klar, mach’ das. Ich hab’ morgen nämlich nichts vor. Bis dann!“ Miyavi drückte ihm einen Kuss auf die Wange und schlenderte mit großen Schritten Richtung Aufzug. Kai kam sich noch mal vor wie ein Teenager, als Miyavi ihn geküsst hatte... Mit einem Grinsen im Gesicht öffnete er die Tür zum Hotelzimmer. Er ging noch mal ins Bad, zupfte sein schwarzes Hemd zurecht, wählte einen anderen Gürtel für seine Jeans und hantierte noch 10 Minuten mit dem Haarspray herum. Ohne Styling waren seine feinen Haare platt und hingen ihm ins Gesicht, als seien sie nass. Es klopfte draußen an der Tür und Kai öffnete. Natürlich war es Aoi, der ihm strahlend einen Kuss auf die Stirn drückte. „Da bist du ja endlich!“, sagte Kai fröhlich und versuchte sich nichts weiter anmerken zu lassen. Aoi hielt eine kleine, mit schwarzem Samt bezogene Schachtel in der Hand, durch die sich rote Ornamente zogen. Kai musterte das Kästchen neugierig. „Was hast du da?“ Sein Freund ging zur Couch und legte das Kästchen ab und antwortete dann großspurig: „Ich dachte, da heute ein besonderer Tag ist, bekommst du was Besonderes. Außerdem halten sich Blumen ja doch nicht... Sie gehen nur verloren.“ Kai setzte sich mit einem Glitzern in den Augen neben Aoi und stierte auf das Kästchen. „Das ist für mich?“ „Für wen denn sonst?“, erwiderte Aoi grinsend und gab das Schmuckkästchen in Kais Hände. Der öffnete es ohne viele Umschweife und starrte mit großen Augen auf den Inhalt. Es war ein mattgeschliffener, silberner, recht breiter Ring, auf dessen Innenseite liebevoll das Wort „forever“ eingraviert war. Kai standen die Tränen in den Augen, als er Aoi ansah und ihm um den Hals fiel. „Danke!“ Aoi tätschelte ihm gönnerhaft die Schulter und fuhr mit seiner Nase über Kais Ohr. „Gern geschehen.“ Sie lösten sich schnell und Kai griff nach Aois Händen. Auch an dessen linkem Ringfinger steckte der gleiche Ring. Über Kais Wangen rollten immer noch Tränchen, einerseits vor Freude, andererseits fühlte er sich so schlecht, noch schlechter als die letzten Wochen. Er mochte sich in Aoi getäuscht haben, dieses halbe Jahr und jetzt war er noch reizender und wundervoller als je zuvor. Aber war da noch Liebe? Kai befürchtete (hoffte), nein. „Als Zeichen, dass wir, egal, was passiert, miteinander verbunden sind. Für immer.“ „Du bist wundervoll, Aoi“, flüsterte Kai und umarmte seinen Freund wieder. Drückte ihn fest an sich und vergoss noch einige Tränen. „Süßer, wir müssen los... okay?“ Kai nickte und ließ von seinem Freund ab. Er ging schnell ins Bad, um sein zermatschtes Make-Up etwas zu retten und zog hier und da noch etwas nach, oder tuschte noch mal drüber, bevor er sich vom Jackenständer seine Jacke schnappte und mit Aoi an der Hand aus dem Hotel ging. Wäre er doch immer so zu mir, dachte sich Kai. Dann... wäre alles jetzt ganz anders. ~ Ruki war diesen Morgen schon um 6 Uhr wach und konnte nicht mehr richtig schlafen. Zwar dämmerte er ab und zu noch einmal weg, aber richtigen Schlaf fand er keinen mehr. Um 9 Uhr hatte er dann schließlich keine Lust mehr darauf, sich hin und her zu wälzen und entschied sich, aufzustehen. Sein Blick wanderte ständig auf sein Handy, aber es war heute noch kein Anruf und auch keine SMS angekommen. Er wusste auch gar nicht, worauf er wartete. Ein weiterer Lauschangriff von Reita, der ihn ausquetschen wollte... oder gar auf Saga? Aber der hatte sich doch nicht für morgens angekündigt, als was machte er sich denn jetzt so verrückt?! Das war doch bescheuert. So bescheuert, dass Ruki zwei Stunden im Bad stand und sich hübsch machte, 5 schwarze Kaffee trank und generell ein Nervenbündel zu sein schien. Ihn packte schließlich der Rappel, er hatte Hunger und auf das Frühstück im Hotel konnte verzichten, also zog er seine Sonnenbrille, wegen der ihn alle ärgerten, auf und machte sich auf den Weg in die Stadt. Als er endlich ankam, war es nun schon fast Mittag und er setzte sich in eines der europäischen Restaurants der Mall, wo er sich mit Saga treffen wollte. Nun saß Ruki vor der viel zu großen Portion Lasagne und sein Knurren im Magen war einem unangenehmen Gurgeln gewichen. Das kam bestimmt nicht vom Hunger... aber er würgte dennoch ein paar Bissen herunter, schließlich konnte er das Essen nicht einfach unangerührt stehen lassen. Nach und nach wurde die große Lasagne in der noch größeren Ofenform immer schmaler und Ruki wurde schon wieder schlecht. In dem Moment klingelte sein Handy und der schrak ertappt auf, nahm das Gespräch an. Saga trällerte ihm fröhlich entgegen: „Hallo! Ich bin jetzt in Fukuoka! Wo treffen wir uns?“ Ruki räusperte sich und öffnete den ersten Knopf seines karierten Hemdes. Ihm wurde schlagartig heiß und eine schamhafte Röte stieg ihm in die Wangen. Oh Mann... „Ich bin in der großen Shopping-Mall, gegenüber vom Hauptbahnhof und warte schon.“ „Aah ja, ich eile, ich fliege!!“ „Saga?“ „Hm?“ „Magst du vielleicht Lasagne?“ tbc Kapitel 16: ------------ Hallooooo~geht diesmal schneller weiter. soll ja niemand mehr 3 monate warten müssen :) Vielen Dank an Horo-x-Ren, kleine_punkhexe, -Yuka-, -shiyuu, Armaterasu, anael-hime und Demona für die Kommis Das neue Kapitel wurde von mir geschrieben und ich bin gespannt, wie es euch gefallen wird. Ich denke, dass das, was passiert, längst mal überfällig war :P Und ansonsten euch allen noch schöne Weihnachten =) Kapitel 16 Aoi hatte Kai zur Feier des Tages in ein Französisches Restaurant eingeladen. Krisen, wie die momentane, zeigten ihm immer wieder, wie wichtig ihm doch seine Beziehung zu Kai war. Sie kannten sich nun schon so viele Jahre und hatten so viel gemeinsam erlebt – nicht nur als Paar, sondern auch als Freunde zusammen mit den anderen – dass er wirklich behaupten konnte, dass Kai der wichtigste Mensch in seinem Leben war. Auch wenn nicht mehr alles glatt lief und die Sterne, unter denen ihre Beziehung stand, eher schlecht standen. Als Zeichen für ihre Verbundenheit hatte er für sich und Kai deswegen diese Ringe besorgt. Ihm war bewusst, dass er Kai vielleicht bald verlieren würde, aber was immer auch kommen würde, Miyavi würde nie an das rankommen, was zwischen ihm und Kai war. Jetzt saßen sie hier, tranken Milchkaffee, aßen mit Butter bestrichene, luftig-lockere Croissants und ofenfrisches Baguette. Als sie vor 2 Jahren nach einigem Hin und Her endlich zueinander gefunden hatten, waren sie auch auf Tour gewesen und momentan fragte er sich, ob die jetzige Tour, so wie die damalige immer repräsentativ für den Beginn ihrer Beziehung gestanden hatte, weswegen Aoi mit Kai vor einigen Wochen ja auch nach Miyazaki gefahren war, wohl das Ende ihrer gemeinsamen Zeit bedeuten würde. Denn auch wenn Kai wirklich nichts mit Miyavi hatte, stimmte etwas nicht zwischen ihnen. Aoi kannte Kai gut genug, um ihn zu lesen wie ein offenes Buch und auch wenn er nicht wusste, was genau da war, so spürte er doch, dass Kai ständig mit seinen Gedanken und seinem Herz woanders war. Er lächelte, als er bemerkte, dass Kai wieder unbewusst über den Ring an seinem Finger strich. Er fragte sich, was der Ring wohl für ihn bedeutete, denn schließlich hatten solche Schmuckstücke eine tiefere Bedeutung. Vor allem, wenn man in einer Beziehung war. Über Heirat hatten sie nie gesprochen. Vielleicht waren sie dafür nicht lange genug zusammen gewesen, aber vielleicht wussten auch beide, dass es dazu sowieso nicht kommen würde. Natürlich konnte man als homosexuelles Paar in Japan ohnehin nicht heiraten, aber sie hätten auch eine stellvertretende, symbolische Zeremonie haben können oder sich in einem Land die Ehe versprechen können, wo dies erlaubt war. Aber es war wohl besser, dass sie diesen Schritt nie gewagt hatten. Aoi war kein Fan von Scheidungen. Wenn er sich dazu entschloss zu heiraten, dann wollte er auch, dass es für immer hielt. „Schmeckt es dir?“, fragte er Kai lächelnd. Er hatte extra ein Französisches Restaurant gewählt, weil er um Kais Vorliebe für Frankreich wusste. Der Drummer hatte das Land schon immer gerne gemocht, aber zu seiner Enttäuschung hatte er keine Zeit gehabt, etwas davon zu sehen, als sie auf Tour in Europa gewesen waren. Aoi legte auf so etwas sowieso nicht so viel Wert, aber Kai hatte damals so sehr geschmollt, dass er ihm versprochen hatte, dass sie irgendwann mal Urlaub in Frankreich machen würden. Vielleicht zu ihrem Dreijährigen...wenn es denn stattfinden sollte. „Ja, das Frühstück ist toll. Vielen Dank“, erwiderte Kai strahlend und griff zu einem weiteren Croissant. Die Dinger waren furchtbar fett, aber da sie sich auf Tour sowieso gerade körperlich verausgabten und Kai ohnehin mal etwas zunehmen konnte, machte es nichts aus, dass er mal über den Hunger aß. Zum Glück bekam niemand von ihrer Crew mit, was sie sich hier gerade gönnten, denn die Sklaventreiber der PSC hatten sogar einen Diätplan für all ihre Musiker ausgearbeitet. Dickliche Musiker waren schließlich keine so guten Fanmagneten wie schlanke. „Weißt du eigentlich, was die anderen heute machen?“, wollte er anschließend von Kai wissen. Da sein Freund Bandleader war, wusste er meistens auch an den Offtagen Bescheid darüber, wo sich die anderen herumtrieben. Überraschenderweise schüttelte er diesmal den Kopf. „Ich weiß nicht. Ich schätze Reita und Uruha schlafen ihren Rausch aus. Was Ruki angeht, keine Ahnung. Ich würde darauf tippen, dass er sich in seinem Hotelzimmer verschanzt hat und höchstens mal den Zimmerservice reinlässt, wenn er Hunger hat.“ Aoi nickte. Ruki war bekannt dafür Phasen zu haben, in denen er niemanden sehen wollte und nach dem Trubel der letzten Tage, würde er sich nicht wundern, wenn gerade wieder eine dieser Phasen wäre. Verübeln konnte man es ihm nicht, denn die Touren waren stressig genug. „Möchtest du heute noch irgendetwas besonderes machen? In die Stadt gehen oder... keine Ahnung. Ich hab jedenfalls nichts besonderes geplant und dachte, ich lasse dich das entscheiden“, sprach Aoi anschließend ihre eigene Tagesplanung an. Er hatte auch nicht wirklich eine Ahnung darüber, was man in Fukuoka anstellen konnte, aber da Kai, im Gegensatz zu ihm, ein sehr geselliger Mensch war, konnte es ja sein, dass er gerne den Tag in der Stadt verbringen oder sich irgendeine Sehenswürdigkeit ansehen wollte. „Ich weiß nicht... Es ist nichts besonderes, aber wie wäre es, wenn wir heute Abend mal wieder ins Kino gehen? Wir haben ewig keinen Film mehr zusammen angeschaut“, schlug Kai vor und nippte an seinem frisch grepressten Orangensaft. „Okay, hört sich gut an“, stimmte Aoi zu. So konnten sie den Rest des Tages im Hotel rumlümmeln, vielleicht mal den Whirlpool in der Spa ausprobieren oder in die Sauna gehen, sich eine Massage geben lassen. Kai würde das bestimmt gut tun, so wie er sich jeden Abend hinter seinen Drums verausgabte. Sie aßen in Ruhe weiter, redeten ein bisschen über die Tour und gewisse Eigenarten ihrer Bandmitglieder, die auf ihren Reisen immer zu Tage traten, und die sie immer wieder zum Lachen brachten, bis plötzlich Kais Handy klingelte. Aoi erkannte am Rufton, dass es Miyavi war. Es war die Titelmelodie der Anime Serie, die Kai und Miyavi schon seit Jahren obsessiv verfolgten und liebten. Vor 2 Jahren waren sie sogar mal auf einer Convention gewesen und hatten sich wie ihre Lieblingscharaktere verkleidet. Aoi hatte für solche Kindereien, wie er sie nannte, nichts übrig und wahrscheinlich war es auch Miyavi gewesen, der Kai diesen Floh ins Ohr gesetzt hatte, aber es hatte ihn auch nie sonderlich gestört. Trotzdem wurde er innerlich gerade etwas sauer, als er das Gedudel hörte und Kai sein Telefon hervorzog. Das Handy war ja auch so eine Sache. Zu Weihnachten hatten er und Miyavi Kai beide, und unwissend voneinander, das iPhone geschenkt, aber da Miyavi in seins „Kai-chan“ hatte eingravieren lassen, hatte Kai Aois Telefon wieder umgetauscht. Welcher Kerl nannte seinen besten Freund schon „Kai-chan“? Aoi hätte damals schon klar sein müssen, was Miyavis eigentliche Motive waren. Wenigstens war es kein Anruf, sondern nur eine SMS, aber Aoi hätte zu gerne gewusst, was drin stand, denn dass ein kurzes Lächeln über Kais Gesicht huschte, blieb ihm natürlich nicht verborgen. Wütend köpfte er sein Ei, während Kai die Nachricht schnell beantwortete, dann sein Handy weglegte und Aoi anstrahlte, als wäre nichts gewesen. Was würde Aoi nur dafür geben, einmal einen Blick in Kais SMS und Email Eingang werfen zu können! * Fröhlich trabte Saga hinter Ruki der, der ihn in ein Bekleidungsgeschäft nach dem anderen lotste und sich extra viel Zeit beim Aussuchen seiner Klamotten ließ. Zwar mochte Saga Shoppen nicht besonders, da er es immer anstrengend fand, durch überfüllte Geschäfte zu ziehen und am Ende doch nichts Tolles zu finden, aber zusammen mit Ruki war es erträglich, denn immer wenn sich der kleine Sänger in ein neues Outfit geschmissen hatte, fragte er Saga nach seinem Urteil und Saga fand es toll, Ruki in teilweise doch recht aufreizenden Klamotten anschauen zu dürfen. Seine Gedanken schweiften mehr als einmal zu gewissen Szenen aus Gazette Konzerten, wo Ruki sich in den Schritt fasste oder darüber rieb. Gott, Saga würde sterben, wenn er das einmal aus der Nähe sehen dürfte. Er bekam ja schon ganz wackelige Knie, wenn er vor der Umkleidekabine, in der Ruki sich umzog, wartete. Mehr als einmal überlegte er, es auf den Versuch ankommen zu lassen und den Vorhang ein winzig kleines bisschen zur Seite zu schieben, aber Ruki würde ihm wahrscheinlich die Hand abbeißen, wenn er das bemerkte. Also blieb Saga lieber brav und ließ das Spannen sein. Er wollte es sich nicht mit Ruki verscherzen und außerdem hatte er ja auch noch einen kleinen Plan für später, der es ihm hoffentlich erlauben würde, auch noch die Nacht mit Ruki verbringen zu dürfen. „Wie findest du das?“, fragte Ruki, der ein bunt gemustertes Hemd aus einem Kleiderständer gezogen hatte und nun Saga unter die Nase hielt. Ihr gemeinsames Mittagessen war ganz gut gelaufen. Ruki war erst ein wenig schlecht gewesen und hatte sich prompt beim Kellner wegen der Lasagne beschwert, was Saga etwas übertrieben gefunden hatte, da es ein sehr gutes Restaurant gewesen war und Rukis Schilderungen nach zu urteilen, war ihm sowieso schon vor dem Essen ein wenig unwohl gewesen. Aber dem Gazette Sänger eilte der Ruf ja voraus, eine kleine Diva zu sein. Saga selbst mochte Lasagne nicht besonders, wenngleich er es auch niedlich fand, dass Ruki ihm seine Reste anbot, und hatte sich deswegen selbst Pasta bestellt. Ruki hatte ein wenig von der Tour erzählt und sich über seine nervigen Bandkameraden beschwert. Vor allem Reita schien momentan ziemlich in seiner Missgunst zu stehen, allerdings musste Saga sich zusammen nehmen, um nicht loszulachen, wenn Ruki mal wieder über den Bassisten schimpfte, denn es kam mehr als deutlich raus, dass es nicht an ihm lag, sondern an Rukis kleinen und großen Allüren selbst. Auch über Kai und dessen zwielichtige Aktivitäten ließ er sich aus und Saga hatte das Gefühl, als würde es Ruki gut tun, sich mal alles von der Seele reden zu können. Ein bisschen stolz war er auch, dass ihm das alles anvertraut wurde. Da hatte er mit seinem Liebesgeständnis neulich ja doch nicht alles kaputt gemacht, wie er anfangs befürchtet hatte. In 2 Wochen endete die Tour und danach wollte Ruki erstmal für ein paar Wochen nach L.A. abhauen, denn das war in seinen Augen weit genug weg, um nicht mit sinnlosen Nervereien von Reita und Kai belästigt zu werden. Saga würde alles dafür tun, um mit Ruki mitzukommen, aber erstens war er sicher nicht erwünscht und zweitens standen ein paar Aufnahmen und andere Termine für Alice Nine an, die er leider nicht schwänzen konnte. Zwar hatte er Ruki immer noch nicht aufgegeben, aber alles Stehen und Liegen lassen wegen ihm konnte er dann auch nicht. „Joah, sieht ganz gut aus“, nickte er Ruki auf die Frage nach dem Hemd zu. Eigentlich fand er es furchtbar, aber das Teil war tailliert und wenn Saga Ruki schon nicht nackt zu sehen bekam, so freute er sich doch immer über figurbetonte Outfits. Ja, mein Gott, er war in Ruki verliebt und zwar bis über beide Ohren und er wusste genau, dass sich das auch so schnell nicht wieder legen würde. Er kannte sich ja. Wenn er sich verliebte, dann aber richtig. Nach Rukis Abfuhr hatte er erst versucht, sich damit abzufinden, dass er keine Chance hatte, und hatte sich nach anderen Kerlen umgesehen. Er hatte die Hoffnung gehabt, sich mit irgendeinem gutaussehenden Mann die Gefühle für Ruki aus dem Kopf vögeln zu können, aber es war nicht mal soweit gekommen, dass er überhaupt jemanden kennen gelernt hatte, denn niemand schien ihn zu interessieren. Keiner war wie Ruki oder kam auch nur annähernd an ihn heran. Ausgerechnet Shou war es gewesen, der ihm geraten hatte, nicht so schnell aufzugeben, sondern am Ball zu bleiben. Shou..., der immer noch ängstlich um Nao rumschlawenzelte, als würde die Gefahr, abgewiesen zu werden, wirklich bestehen. Saga schüttelte den Kopf, was Ruki mitbekam. „Doch nicht gut?“, fragte er und deutete auf das Hemd in seiner Hand. „Was? Doch, doch. Ich musste nur gerade an Shou und Nao denken. Die beiden benehmen sich, als wären sie im Kindergarten. Shou traut sich nicht Nao zu sagen, dass er in ihn verliebt ist und Nao ist der Ansicht, dass Shou diesen Schritt von sich alleine aus machen muss, weil es das erste Mal ist, dass er Gefühle für einen Mann hat“, erklärte Saga seufzend. „Oh Gott, hör mir bloß mit bandinternem Beziehungskram auf!“, brummte Ruki daraufhin nur und verschwand in Richtung der Umkleidekabinen, zu denen Saga ihm geknickt folgte. Wieso wurde Ruki nur immer so schnell gereizt, wenn es um die Liebe ging? So würde das nie was aus ihnen werden. Frustriert schnappte er sich im Vorbeigehen auch irgendeinen Fetzen und betrat mit den Worten, „hab auch was gefunden“, die Kabine neben Ruki. Was auch immer er sich da mitgenommen hatte, interessierte ihn nicht. Er hatte nur einen Vorwand gebraucht, um auch in eine der Kabinen gehen zu können. Er hatte nicht vor, irgendetwas zu kaufen. Stattdessen schob er geräuschlos den kleinen Hocker an die Wand, die ihn von Ruki trennte und kletterte darauf. Er wusste, wie armselig sein Verhalten war, aber...verdammt! Er war auch nur ein Mann und wenn er Ruki schon nicht anfassen durfte, wollte er doch wenigstens etwas nackte Haut sehen! Vorsichtig, damit er nicht entdeckt wurde, linste er über die Wand und wurde gleich damit belohnt, dass Ruki sich sein türkises Longsleeve über den Kopf zog und dadurch seine Haare ein wenig verwuschelte. Gott, was würde Saga dafür geben, jetzt bei Ruki in dem kleinen, engen Ding zu stehen, ihm auch durch die Haare wuscheln zu können und diesen Körper berühren zu dürfen. Himmel, er musste aufhören, den anderen zu bespannen oder er würde ganz andere Probleme bekommen! Ein wenig polternd hüpfte er zurück auf den Boden und ließ sich dann auf den Hocker sinken. Irgendwie machte ihn die ganze Situation ja fertig. Vielleicht war es doch so keine gute Idee gewesen, herzukommen, aber jetzt gab es kein zurück mehr. Sein Flug ging erst morgen Nachmittag. „Saga? Bist du fertig? Ich will sehen, was du dir ausgesucht hast!“, rief Ruki kurz darauf wieder vergnügt und Saga fiel ein, dass er ja behauptet hatte, auch etwas gefunden zu haben. Schnell öffnete er seinen Kapuzenpulli und zog sich das Shirt über den Kopf, um das schwarz-silberne Teil überzuziehen, das er sich blind geschnappt hatte...und in der total falschen Größe erwischt hatte, wenn der Fetzen nicht sogar für Frauen war. Er passte zwar rein, allerdings reichte das Teil gerade mal bis zu seinem Bauchnabel und er musste aufpassen, keine ruckartigen Bewegungen zu machen, weil sonst am Ende noch die Nähte platzten. Er schob den Vorhang beiseite und trat vor Ruki, der erstmal große Augen machte und Saga eingehend musterte, ehe er den Kopf schüttelte. „Du solltest wirklich damit aufhören, dich wie eine Schlampe anzuziehen!! * Mit einem flauschigem Bademantel bekleidet, betrat Aoi sein Hotelzimmer, prüfte schnell, ob die Vorhänge verschlossen waren und streifte das Teil von seinen Schultern, so dass er nackt im Raum stand. Er war gerade aus der Sauna gekommen und fühlte sich trotz kalter Dusche noch ziemlich erhitzt. Müde ließ er sich auf das große Bett fallen, um auf Kai zu warten, der erst später nachkommen würde, weil er noch ein paar Runden schwimmen wollte. Es war später Nachmittag, sie hatten tatsächlich einige Stunden mit Massagen, Heilbädern und Saunieren verbracht, was bei dieser anstrengenden Tour mehr als wohltuend gewesen war. Mittlerweile hatte Aoi einen Bärenhunger und überlegte, Kai und sich etwas vom Zimmerservice kommen zu lassen, entschloss sich aber, noch auf Kai zu warten. Eigentlich hätte er auch nichts dagegen, erstmal seinen Freund zu vernaschen. War schließlich ihr Jahrestag und da sie am Vorabend einfach nur stockbesoffen in die Betten gefallen waren, war in der Hinsicht nichts mehr gelaufen. Während er so da lag und den Blick über den Raum schweifen ließ, fiel ihm plötzlich Kais Handy ins Auge und sofort schoss ihm der Gedanke in den Kopf, dass er ja mal schnell einen Blick riskieren konnte. Es war ja nicht so, dass er in Kais Sachen rumschnüffeln wollte, aber eigentlich wollte er schon wissen, ob sich sein Verdacht, dass da irgendwas mit Miyavi lief, bestätigen würde. Es ging ja schließlich auch um ihn selbst und er hatte ja wohl ein Recht drauf zu erfahren, in was er da eigentlich verwickelt war. Zwar sagte ihm sein Gewissen, dass er das nicht tun durfte, da Kai sein Freund war und ihm vertraute, aber letztlich siegte Aois Neugier und ehe er sich versah, hielt er das iPhone in den Händen und rief den Kurzmitteilungseingang auf. Zunächst fiel ihm auf, dass Kai mindestens 3 mal so viele SMS bekam, wie er selbst, hauptsächlich von seinem Manager und anderen Leuten, die hinter den Kulissen für die Band arbeiteten, aber es waren auch einige von Freunden dabei und natürlich von Miyavi. Können wir uns heute nochmal sehen? 5 Minuten reichen mir. Bitte! war in der SMS zu lesen, die Kai während ihres Frühstücks bekommen hatte. Hastig suchte er nach Kais Antwort und wurde schnell fündig: Ich werd sehen, was ich machen kann. Plötzlich hatte Aoi Angst. Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt und er zitterte richtig. Er legte das Handy zurück auf den Tisch und fuhr sich hektisch durch die Haare. Natürlich konnten diese Nachrichten auch ganz harmlos sein, aber etwas in seinem Bauch sagte ihm, dass sie das nicht waren. Dass mehr dahintersteckte. Als Kai eine gute halbe Stunde später zurückkam, war Aoi komplett angezogen und aß ein Käsesandwich, das er sich hatte kommen lassen. Er hatte sich innerlich ein bisschen beruhigt, aber er fühlte sich immer noch ziemlich wehrlos und wusste nicht, was er machen sollte, wie er sich Kai gegenüber verhalten sollte. Zum Glück verschwand der nochmal kurz im Bad, um sich abzuduschen und die Haare zu fönen. Aoi stellte de Fernseher an und sah sich irgendeine Amerikanische Sitcom an, während er sein Sandwich aufaß. Kai legte sich zu ihm und kuschelte sich an ihn, als er wiederkam. Er roch gar nicht nach sich selbst, sondern nach teurer Seife, aber das war Aoi in diesem Moment nur recht. Es störte ihn ja fast schon, dass Kai so nah an ihm lag. Irgendwann klingelte sein Handy – es war wieder Miyavi - , aber diesmal tippte Kai keine Antwort ein. Er legte sich wieder zu ihm, schien aber unruhig zu sein. Nach etwa 10 Minuten richtete er sich wieder auf. „Ich geh mal kurz vor die Tür. Ich brauche dringend Luft. Bin gleich wieder da.“ Natürlich hätte Aoi anbieten können, dass er Kai begleitete, aber das tat er nicht, denn er war sich ziemlich sicher, dass Kai sich jetzt mit Miyavi treffen würde. Zeit um heraus zu finden, ob die beiden nur freundschaftliche SMS austauschten, oder ob da mehr war. Aoi zitterte wieder, als er sich eine dunkle Jacke überzog und Kai dann leise ins Treppenhaus folgte. Solange sie nicht gerade auf der 10. Etage untergebracht waren, nahm der Drummer eigentlich immer die Treppen. Als Aoi zwischen den Geländern nach unten schaute, sah er ihn die Treppen nach unten laufen. Er folgte ihm so geräuschlos wie nur möglich. Kai verließ tatsächlich das Hotel, ging aber nicht weit. Aoi konnte ihn von der Tür aus sehen, wie er in Miyavis Armen lag und sich von ihm küssen ließ. Er drehte sich weg, lehnte sich gegen die Wand und schloss die Augen. Er musste nicht mehr sehen, er wollte nicht mehr sehen, es reichte auch so, um all seine Befürchtungen zu bestätigen. Zitternd löste er sich von der Wand und ging langsam und mit wackligen Beinen nach oben. Er wusste gerade gar nicht, was er machen sollte. Eine Träne, die seine Wange runterkullerte, wischte er mit einer forschen Handbewegung weg. Heulen war was für Weiber. Wie mechanisch ging er zurück ins Zimmer und setzte sich auf das Bett, überlegte, was er nun machen sollte. Es war ihr Jahrestag, verdammt nochmal! Wie konnte Kai nur? Plötzlich wurde er wütend, ballte eine Faust und schlug auf das Kopfkissen ein, ließ dabei einen Schrei los, der verzweifelt und wütend zugleich war. Er überlegte zu Uruha zu gehen, aber er wollte ihm jetzt nicht gegenübertreten. Nicht, nachdem er Kai an einen zappelnden Deppen wie Miyavi verloren hatte. Er fühlte sich wirklich wie der letzte Idiot. Wie lange das wohl schon lief? Wie lange hatte Kai ihn angelogen? Er hörte das leise Klicken der Schlüsselkarte an der Tür. Kai kam zurück! Und er wusste nicht, was er machen sollte. Ihn zur Rede stellen? Ihn rauswerfen? So tun als hätte er ihn nicht mit Miyavi gesehen? Kai betrat das Zimmer, lächelte Aoi kurz zu, sah ihn aber nicht wirklich an. Er zog seine Schuhe aus und hängte seine Jacke über einen Stuhl, setzte sich dann zu Aoi und streckte sich. „Die frische Luft hat echt gut getan“, sagte er und gähnte dabei herzhaft. Aoi musste einen Wutanfall unterdrücken. Ja, er konnte sich bestens vorstellen, wie gut Kai die frische Luft getan hatte! „Tu doch nicht so!“, rief er, sprang auf und funkelte Kai mit rotem Gesicht an, „ich hab euch gesehen, als hör auf, mir was vorzumachen!“ Bei seinen letzten Worten war er immer lauter geworden, während Kai ihn erschrocken ansah und blass wurde. * Saga atmete tief durch. Er hatte ein bisschen Angst, dass sein Plan nach hinten losgehen würde, aber eigentlich standen die Zeichen ganz gut für ihn. Der Tag mit Ruki war größtenteils ohne Spannungen verlaufen und vielleicht würden der Abend und die Nacht auch noch ganz nett werden. Gegen 19 Uhr hatten er und Ruki sich am Bahnhof getrennt, nachdem sie noch schön zusammen Essen gewesen waren. Ruki war zurück ins Hotel gefahren und Saga zum Flughafen. Zumindest hatte er behauptet, zum Flughafen zu fahren. Tatsächlich hatte er 3 Stunden lang in einer Kneipe gesessen und ein paar Biere getrunken, denn er hatte nie vorgehabt, am Abend zurück nach Tokyo zu fliegen. Stattdessen wollte er zu Rukis Hotel fahren, dem Sänger erzählen, dass sein Flug gecancelt wurde und er erst am nächsten Tag zurückfliegen konnte, weswegen er die Nacht unbedingt bei ihm verbringen musste. Ruki und ihn trennten nur noch ein paar Stockwerke voneinander. Und Rukis Gnade. Er würde jetzt bei ihm anrufen, ihm davon berichten, was passiert war und ihn darum bitten, bei ihm übernachten zu dürfen. Saga wusste, dass das ganz schön erbärmlich war, aber wenn Ruki ihn doch auch nicht an sich ranließ, musste er eben mit anderen Mitteln kämpfen. Die Leitung tutete, danach meldete sich die Stimme, die Saga regelmäßig kalte Schauer über den Rücken laufen ließ. „Hi, ich bin's Saga. Es gab ein Problem mit meinem Flug. Genauer gesagt wurde er gecancelt. Jetzt weiß ich nicht, wo ich schlafen soll. Kann ich nicht zu dir kommen? Ich steh auch schon vor deinem Hotel“, jammerte er ins Telefon. Nach seiner kurzen Rede herrschte erstmal Stille. „Ruki? Bist du noch dran?“ „Ja. Komm erst mal hoch und erzähl mir das in Ruhe. 4. Stock, Zimmer 413.“ „Okay, bis gleich!“ Saga steckte grinsend sein Handy weg und betrat das Hotel durch den Haupteingang. Die erste Hürde war genommen, jetzt musste er nur sich nur noch ein bisschen zusammen reißen, damit Ruki ihn nicht wieder rausschmiss. Schließlich stand er vor der entsprechenden Zimmertür und klopfte an. Kurz darauf öffnete Ruki ihm die Tür und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Saga bemühte sich, etwas niedergeschlagen auszuschauen, damit er ihm auch seine Geschichte abkaufte. Er erzählte kurz, was er sich zurecht gelegt hatte und bat anschließend erneut darum, hier übernachten zu dürfen. Als er geendet hatte, räusperte sich Ruki kurz. Es schien, als wisse er nicht so recht, was er sagen sollte, aber Saga wusste, dass Ruki wusste, dass er ihn nicht einfach wegschicken konnte. Schließlich waren sie Freunde. Recht gute sogar. „Fein“, begann Ruki schließlich und Saga jubelte innerlich bereits, bis Ruki seine Bedingung hinterherschickte: „Du schläfst aber am Fußende des Bettes! Aus Sicherheitsgründen!“ „Sicherheitsgründe?“, schoss es sofort ungläubig aus Saga hervor. Er wollte doch richtig bei Ruki liegen und nicht am Fußende des Bettes! Leider schien Ruki unerweichlich und es gab auch nicht wirklich einen Grund, wieso sich Saga einen Platz am Kopfende erbetteln konnte. Genügend Kissen und Decken gab es ja. „Ja! Oder ich ruf bei der Rezeption an und frag, ob sie noch ein Zimmer für dich frei haben“, erwiderte Ruki und griff schon zum Telefon, als Saga ihn stoppte. „Nein, nein, schon gut. Das ist völlig in Ordnung, danke!“ Saga war bereits eine neue Idee gekommen. Er würde natürlich Rukis Wunsch nachkommen und sich jetzt ans Fußende legen. Wo er aber am nächsten Morgen aufwachen würde, war wieder eine andere Sache. Ruki konnte ihm schließlich keinen Vorwurf machen, wenn er sich im Schlaf viel bewegte und...drehte. * Miyavi lag auf seinem Bett, hatte die Arme unter seinem Kopf verschränkt und starrte lächelnd an die Decke. Heute war ein toller Tag gewesen. Eigentlich hatte er nicht viel gemacht, sondern die meiste Zeit in seinem Hotelzimmer verbracht und von hier aus ein paar Telefoninterviews gegeben. Ansonsten hatte er einfach nur die freie Zeit genossen und immer wieder daran gedacht, wie Kai ihm seine Liebe gestanden hatte. Er hatte so lange darauf gewartet und zwischendurch nicht mehr daran geglaubt, dass es noch jemals passieren würde, aber heute hatte er die 3 kleinen Worte gesagt bekommen, die so unglaublich viel bedeuteten. Ja, jetzt war er glücklich. Es klopfte leise an der Tür. Wer konnte das jetzt noch sein? Er hatte seinem Manager und seinem Team ausdrücklich mitgeteilt, dass er heute nicht mehr gestört werden wollte. Langsam stand er auf und schlurfte zur Tür, schaute erstmal durch den Spion und erkannte Kai im Flur! Schnell öffnete er die Tür, um ihn reinzulassen, erschrak aber erstmal, als er sein tränennasses Gesicht sah. „Aoi hat uns vorhin gesehen. Er hat mit mir Schluss gemacht“, schluchzte Kai und warf sich an Miyavis Hals, der langsam die Arme um ihn schloss und diese Nachricht erstmal verdauen musste. Er wusste nicht, ob er froh darüber sein sollte, dass das ganze Hin und Her mit Aoi endlich ein Ende hatte, oder ob er sauer sein sollte, dass Kai wegen Aoi heulte, wo er ihm, Miyavi, doch am Morgen erst gesagt hatte, dass er ihn liebte. *tbc* Kapitel 17: ------------ Hallo liebe Leser. Es geht weiter. Ich hab ja selbst nicht mehr dran geglaubt. Das nächste Kapitel wird von mir sein und nicht so lange auf sich warten lassen, versprochen! 17 Aoi wollte am liebsten sterben. Das hatte er schon oft gedacht, besonders wenn es ihm schlecht ging. Einfach hinlegen, schlafen und nicht mehr aufwachen. So saß er auf der Couch, die Ellbogen auf seine Knie gestützt und seinen Kopf in seinen Händen vergraben. Und er wartete jede Sekunde flehend nach einer Träne, die sich zu seinem Augenwinkel stehlen könnte. Wenigstens eine kleine Träne, die ihm signalisierte, das die Konsequenzen seines Handeln ihm endlich einmal bewusst worden. Er hatte Kai verlassen, vor vielleicht 2 oder 3 Stunden. Er wusste es nicht mehr genau und eigentlich war der Zeitpunkt egal. Und das an ihrem Jahrestag. Aoi lächelte bitter und löste sich aus der starren Position, in der er sich seit Stunden befunden hatte. Seine Gelenke rebellierten gegen die plötzliche Beanspruchung. Sonst fühlte Aoi nichts. Rein gar nichts. Einfach nur die Leere, die Kai hinterlassen hatte. Da, wo Aois Herz saß, fühlte er nur einen rumorenden Klumpen. ‚Es dauert’, dachte er. ‚Es dauert, bis ich das verstehen kann.’ Warum war er eigentlich noch hier? Er könnte woanders sein, bei Uruha. Ihm erzählen, was passiert war. Jemand anderem konnte er sich momentan wohl kaum anvertrauen. Vielleicht würde ihm das helfen. Einfach nur Gesellschaft haben und Uruha war gute Gesellschaft. Noch besser natürlich ein, zwei Flaschen Sake. Das löste Aois Zunge und er konnte sein Herz ausschütten. Auf Kai brauchte er hier auch nicht warten. Der war mit hundertprozentiger Sicherheit heulend zu Miyavi gelaufen und ließ sich jetzt bis tief in die Nacht von diesem Arsch trösten. Trösten. Pah. Er war doch selbst schuld! Egal, wie sich Aoi verhalten haben mochte, war das kein Grund, ihn zu betrügen... Natürlich wusste Aoi, dass er nicht ganz unschuldig war, aber hätte er von Kai nicht wenigstens so behandelt werden können, als würde Kai wenigstens noch ein kleines bisschen an Aoi liegen? Anstatt ihn hinten herum so zu verarschen. Wochenlang. Er hätte ihm einfach nur die Wahrheit sagen müssen. Nicht, dass Aoi verziehen hätte. Zumindest würde es jetzt sehr, sehr lange dauern, bis sie sich wieder in die Augen sehen konnten. Vielleicht konnten sie das nie wieder? Aoi ging ein gutes Dutzend Horror-Szenarien durch, die seiner Meinung nach realistisch waren. Einer würde die Band verlassen. Beide würden die Band verlassen. Die Band würde sich trennen. Aoi fuhr sich über die kalte Stirn. Das war unmöglich... Kai würde niemals gehen. Er war schließlich der Leader. Und Aoi hatte gar keine andere Perspektive. Musik machen schien das Einzige zu sein, was er überhaupt konnte. Für alles andere war er doch unbrauchbar. Er konnte nicht mal sich selbst, geschweigedenn andere glücklich machen. Kai hatte sich in Miyavis Arme geflüchtet, weil Aoi ein schwieriger Mensch war. Er würde es mit sich selbst auch kaum aushalten... Seufzend erhob sich Aoi und suchte nach seinem Handy. Es lag auf der Theke in der Küche. Aoi legte seine Hände auf die kalten Herdplatten und spreizte die Finger. Strich über den Ring, den er hatte anfertigen lassen und von dem Kai ein Replik besaß. Langsam zog er ihn von seinem linken Ringfinger und drehte ihn ein paar Mal. ‚Ich habe alles kaputt gemacht...’ Dann ergriff ihn Wut auf sich selbst und er warf den teuren Ring in die Spüle. Dann rief er bei Uruha an, der sich trüb meldete. „Was gibt’s ’n?“ Aoi seufzte schwerfällig. „Hast du Zeit? Für mich und eine Flasche Sake auf eurem Zimmer?“ Uruha schnalzte mit der Zunge und lachte dann so schrill, dass es Aoi Kopfweh bereitete. Anscheinend hatte er sich schon mit einer Flasche den Abend schön gesoffen. Richtig so. „Jaja, Zeit hab’ ich doch immer für dich! Reita is’ eh nich da, frag’ nich wo der is’, ich weiß’s nich“, lallte er gut gelaunt. „Das ist gut, dann komme ich gleich runter. In einer halben Stunde?“ „Warum brauchst’n noch so lange?“ „Ich...“, Aoi schluchzte. Ohne dass eine Träne sich aus seinem Auge stahl. „Ich... weiß nicht. Ich muss kurz runterkommen.“ So langsam spürte Aoi ein Zerren in seiner Brust und er wusste, dass es Panik war. Er hatte Kai verlassen und er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Alles war kaputt. „Runterkommen? Von was?“, wollte Uruha nun wissen. Aoi hörte ein Feuerzeug klicken. Dann erzählte er knapp was passiert war, Uruha am anderen Ende der Leitung schnappte nach Luft und Aoi wusste nicht, ob aus Empörung oder Schock. Es war auch egal... „Ich stell’ noch zwei Flaschen kalt!“, sagte Uruha dann, „Oh Süßer, das tut mir so leid!“ „Mir auch“, erwiderte Aoi trocken und nach Stunden spürte er die Erlösung, als seine Augen sich mit Tränen füllten, und als er die Lider schloss, flossen sie in kühlen Rinnsälen über seine Wangen. „Du glaubst nicht, wie sehr es mir leid tut.“ Dann beendete Aoi das Gespräch, ohne sich zu verabschieden. Er weinte so lange, bis ihm die Augen brannten, dann schnappte er sich die Sake-Flasche aus dem Kühlschrank und verließ das Hotelzimmer. * Nun saß Kai seit geraumer Zeit auf dem Sofa in Miyavis Suite und heulte sich die Augen aus dem Kopf. Ab und zu kam er zur Besinnung, aber dann sah er Miyavi an, der ihn eher skeptisch anblickte, dachte an Aoi und sofort liefen die Tränen wieder. Er fühlte sich wieder wie vor ein paar Wochen, als er fast mit Miyavi geschlafen hatte und ihn dann hatte sitzen lassen. Nein, eigentlich fühlte er sich tausendmal schlimmer als damals. Und er hasste sich gerade im Moment für alles, was er im letzten Monate und noch davor alles falsch gemacht hatte. Eigentlich ergab es keinen Sinn, hier vor Miyavi zu sitzen und sich wegen dem frischgebackenen Exfreund die Augen auszuheulen, weil doch Miyavi ganz klar der Trennungsgrund gewesen war. Und Kai liebte Miyavi doch! Aber irgendwie kam die Trennung von Aoi viel zu schnell. Kai hätte es ihm am liebsten selbst gesagt, wenn nicht heute, dann in ein paar Tagen. Schließlich hätte heute der letzte richtig glückliche Tag sein können, der Tag, an dem sie 2 Jahre zusammen waren. Ja, Kai hätte Aoi sicher reinen Wein eingeschenkt... irgendwann. War Kai traurig, weil er sich nicht von Aoi getrennt hatte, sondern anders herum? Aoi hatte ihm das doch abgenommen! Nur dass sie so im Streit auseinander gegangen waren, was Kai wirklich nicht gewollt hatte. Ihm war natürlich klar, dass die Sache nicht wie ein glatter Bruch hätte ablaufen können, aber so einen Streit wie vor ein paar Stunden hatten sie beide nicht gebraucht. Aoi hatte viele hässliche Dinge gesagt, und Kai ihm da auch in nichts nachgestanden. Kai schnappte sich ein Taschentuch und putzte sich lautstark die Nase. Seine Gedanken befanden sich in einer Endlosschleife, sie kreisten ständig um dasselbe und er kam zu absolut keinem Ergebnis. Nur zu dem Gefühl, jetzt nicht bereut für eine neue Beziehung zu sein. Zwar waren Miyavi und er schon fast so etwas wie ein Paar... aber der heutige Streit mit Aoi hatte Kai soweit aus dem Gleichgewicht gebracht, dass er kaum noch wusste, wann er das nächste Mal vertrauen könnte. Richtig vertrauen... Es gab so vieles zu regeln. Kai würde ausziehen müssen... sie mussten diese Tour zuende bringen, und das ohne weitere Katastrophen, ob nun privat oder sonst irgendwie! Das Ganze war ein Fiasko! Erschöpft legte Kai seinen Kopf in den Nacken und blies die Luft lautstark durch die Nase aus. Knüllte das Taschentuch zusammen und quetschte es kontinuierlich in seiner Hand. „Geht’s?“, fragte Miyavi. Kai sah hoch und stellte fest, dass Miyavi in Distanz zu ihm stand, aber anstatt sich zum trösten anzubieten, hatte er die Arme verschränkt und kaute auf seinem Lippenpiercing herum. „Nein“, erwiderte Kai mit krächzender Stimme und schloss die brennenden Augen. „Wie soll es denn jetzt weitergehen?“, fragte er eher zu sich selbst. Dann hörte er, wie Miyavi davon schritt und eine Tür im Flur öffnete. Wortlos. Kai sprang auf und rannte hinter Miyavi her, ins Bad. Da stand der schlaksige Solist vor dem Wandspiegel und fummelte sich an der Lippe herum. „Was zum Teufel machst du denn da?“ Miyavi sah ihn durch den Spiegel an. Zwei kleine Metallkegel fielen zu Boden, kurz darauf folgte Miyavis Spiralpiercing. Dann fiel der Nasenring hinterher und als Letztes das Augenbrauenpiercing „Ich mach’ meine Piercings raus.“ „Warum das?!“ Miyavi zog die Augenbraue hoch und schnaubte. „Weil dein Ex mir gedroht hat, sie mir alle eigenhändig auszureißen, wenn ich mich an seinem Freund vergreife. Das hier ist Prophylaxe.“ Kai hätte darüber fast gelacht, aber stattdessen rollten wieder dicke Tränen über sein Gesicht. Miyavi sammelte die Piercings ein und stopfte sie in ein Kosmetiktäschchen. Kai stand immer noch da, die Hand vor den Mund geschlagen und weinte. Miyavi legte zaghaft seine Hände um den schmächtigen Körper. Es tröstete Kai ein bisschen, aber die Schuldgefühle die er hatte, waren mittlerweile übergroß geworden. Er hatte so viel kaputt gemacht... Ihm entwich seufzend Aois Namen, während er seinen Kopf an Miyavis Schlüsselbein drückte. Sein Freund strich ihm über das schwarze Haar und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn, den Kai kaum ertragen konnte. Ihm brach diese Geste fast das Herz. Oder hätte es gebrochen, wenn Aoi nicht schneller gewesen wäre... „Es tut mir leid, das zu sagen, Kai, aber...“, Miyavi atmete laut aus, „ich denke, es ist besser, wenn du heute Nacht nicht hier bleibst. Das tut uns nicht gut.“ Kai hatte keine Chance zu widersprechen. * Saga wähnte sich sehr schnell in der Sicherheit, dass Ruki schlief. Er wusste, er bewegte sich auf dünnem Eis. Seeehr dünn. Aber einen Versuch war es schließlich wert! Wann kam diese Chance denn noch einmal, wenn er diese hier nun einfach verstreichen ließ? Mehr als ihn rausschmeißen (und vorher grün und blau schlagen) konnte Ruki ja wohl nicht! Und das könnte Saga vielleicht gerade noch so verkraften. Auch wenn Ruki danach kein Wort mehr mit ihm redete. Und das würde er bestimmt nicht. Sie waren doch Freunde! Und Freunde verziehen. Was war das überhaupt für ein affiges Gehabe, ihn ans Fußende zu verbannen? Eigentlich war Saga mit jedem von Rukis Körperteilen einverstanden, sogar mit seinen Füßen, aber es gab doch wahrlich bessere Stellen, die er anfassen konnte... Langsam, sehr langsam bewegte sich Saga nun wie ein Aal nach oben, Zentimeter für Zentimeter, aufpassend keine Geräusche von sich zu geben, die ihn verrieten und Ruki weckten. Ruki in Rage war nicht angenehm. Aber Saga war nur ein Mann mit ausgeprägten Trieben, und dem Verlangen, den Menschen, die er liebte, das auch zu zeigen. Und er liebte nun mal Ruki. Da konnte der Kleine sich gerne schwarz drüber ärgern! Saga fand sich selbst auch äußerst attraktiv und wem schadete schon eine schwule Erfahrung? Saga streifte mit dem Arm Rukis angewinkeltes Bein und er hörte seinen Atem nun ein bisschen lauter. Der alice nine. Bassist biss sich heftig auf die Lippe, um keinen Erfolgsseufzer von sich zu geben. Und dann musste alles ganz schnell gehen. Rukis Handy klingelte. Der Handybesitzer bewegte sich, richtete sich verschlafen auf. Saga war mit einem Satz wieder am Fußende und mimte den Schlafenden. Fluchend schwang Ruki nun seine Beine aus dem Bett, streifte dabei mit der Ferse Sagas Hintern, der daraufhin in sein Kissen biss, um nicht zu schreien. „So’nescheißewerruftdennjetztnochan?!“, nuschelte Ruki und nahm das Gespräch an. ‚Mist’, dachte Saga. ‚Noch mal schaff ich das nicht!’ Er hatte gerade eine großartige Chance verbaut bekommen! Wer auch immer das war...! Der würde was erleben! „Ja ja, komm’ her, verflucht noch mal.“ Das war das Einzige, was Ruki sagte, bevor er sein Handy wieder auf den Nachttisch knallte. Saga hörte das Rascheln von Kleidung und vermutete, dass sich der halbnackte Ruki (bei dem Gedanken lief Saga das Wasser im Mund zusammen) gerade etwas überzog. Dann verließ er das Schlafzimmer und knallte die Tür. Wenig später hörte Saga ein lautes Schluchzen und Rukis entnervtes Seufzen. Was war da los? * „Es tut mir so leid, Ruki, dass ich dich wecke... aber ich wusste nicht, wo ich sonst hin soll!“, schniefte Kai lauthals und ließ sich tränenüberströmt auf dem Sofa nieder. Ruki stand vor ihm, mit kleinen, müden Augen, die Arme verschränkt. Musste Kai denn heute überall nur auf Ablehnung stoßen? Mit all seinen Freunden konnte man es sich doch wohl kaum auf einmal versauen... „Was’n los? Es ist gerade nämlich ganz schlecht“, sagte Ruki leise und fuhr sich über die Augen. Kai wusste genau, was Ruki gerade dachte: ‚Warum immer ich?’ „Ich... also...“, Kai unterdrückte mit aller Kraft ein Schluchzen, „es ist so, dass... Aoi hat mit mir Schluss gemacht und mich raus geschmissen und dann war ich bei Miyavi und der hat mich auch rausgeschmissen. Und zu Uruha kann ich nicht, weil Aoi da wohl gleich hin kommen will.“ Kai redete so schnell, dass er manche Silben verschluckte. Wahrscheinlich hatte Ruki gerade kein Wort von dem verstanden, was er gesagt hatte... „Was, was, was?! Das ist nicht dein Ernst!“, sagte Ruki aufgebracht und seine Stimme wurde lauter. „Doch, das ist es... kann ich bei dir schlafen?“ Die Schlafzimmertür öffnete sich und Saga kam in den Raum geschlurft; nur mit Shorts bekleidet und zerzausten Haaren, hochroten Wangen. „Ruki? Was ist denn hier- oh... Kai!“ Saga wurde noch röter, als er Kai erblickte und kratzte sich am Kopf. In Kais Gesicht zeigte sich ein aufdringlich breites Grinsen. Ruki sah aus, als würde er jeden Moment wieder zusammen klappen. „Oh mein Gott!“, stöhnte Ruki nur leise und ließ den Kopf sinken. „Hey Saga“, erwiderte Kai und hob die Hand. Sein Grinsen hielt an. „Also, ich sehe, dass es wirklich ganz schlecht ist. Soll ich nicht doch woanders...?“ „Es ist nicht das, wonach es aussieht! Aber du kannst hier schlafen, wenn du aufhörst, so beschissen schweinisch zu grinsen!“, donnerte Ruki und bohrte Kai dabei seinen Zeigefinger in die Wange. „Und wo?“, wollte Kai nun wissen. „Im Bett. Mit mir. Saga, nimm’ dir ein Kissen, du ziehst auf die Couch um!“, orderte Ruki schließlich. Sagas Augen weiteten sich. „Das ist nicht fair!“ Kai musste darüber schmunzeln. Es war klar, dass er nicht in die Art ganz schlechter Situationen geplatzt war, wie es den Anschein hatte, aber... er kratzte sich unterm Auge. Ruki machte eine halbe Drehung zu Saga und sah ihn böse an. „Und wie das fair ist! Kai schläft bei mir.“ „Ich war zuerst daaaa!“, jammerte Saga und ließ die Schultern hängen. „Das ist mir SO WAS von egal!“, schnauzte Ruki, schob sich an Saga vorbei ins Schlafzimmer und warf ihm schließlich ein Kissen in den Rücken, es folgte noch eine Wolldecke. „Kai, mach hin! Ich bin müde!“ Kai tat wie ihm geheißen und erhob sich. Saga inzwischen grummelte Flüche vor sich hin, während er sich auf der Couch einigelte. Kai lächelte ihm matt zu, bevor er zu Ruki ins Schlafzimmer ging. Dieser lag schon wieder in den Federn und klopfte neben sich. „Wir reden morgen, okay, Kai?“, sagte er jetzt um einiges sanfter. Kai bejahte gähnend und legte sich dann neben Ruki ins Bett. Und ihm kam eine Idee, wie wenigstens Saga sein Liebesglück finden konnte, wenn denn Kai schon bei sich selbst so versagte... Vielleicht konnte er hier ein bisschen Amor spielen. Aber nur ein kleines bisschen... Ihm machte es nichts aus, auf der Couch zu schlafen, wohingegen es Saga offensichtlich stank. Kapitel 18: ------------ huchuu es geht weiter :D eigentlich hätte es schon vor ein paar tagen weitergehen können, aber ich dachte mir, ich heb das kapitel für sonntag auf, weil Demona heute geburtstag hat^^ also, alles gute zum volljährig werden und dieses kapitel ist nur dir gewidmet - auch wenn es leider keinen smut gibt (aber dafür ne prügellei!) *umknuddl* Kapitel 18 Miyavi saß in seinem Hotelzimmer auf dem Bett und dachte nach. Er hatte versucht zu schlafen, aber dafür war er innerlich viel zu aufgekratzt. Immer wieder schweiften seine Gedanken zu Kai und wie er ihn vorhin mehr oder weniger rausgeschmissen hatte. Miyavi war klar, dass das nicht besonders freundlich von ihm gewesen war, aber er hatte einfach nicht mehr mit anhören können, wie Kai wegen Aoi so rumheulte, wo er doch ihm, Miyavi, noch vor kurzem versichert hatte, in ihn verliebt zu sein. Sollte er dann nicht eher froh sein, dass endlich Schluss mit Aoi war und er sich zu Miyavi bekennen konnte?! Miyavi hatte so lange auf dieses Tag gewartet, doch jetzt, wo er da war, lief so gar nichts nach seinem Plan. Er war einfach verletzt gewesen, sah es doch so aus, als würde Kai doch noch an Aoi hängen und woher sollte Miyavi denn wissen, für wen nun Kais Herz schlug? Er wollte nichts Schlechtes von Kai denken, aber in den letzten Wochen hatte der sich nicht immer ganz korrekt verhalten, weswegen er jetzt gar nicht mehr wusste, was er noch glauben sollte. Vielleicht war ihm jetzt, wo er Aoi verloren hatte, bewusst geworden, dass er ihn doch noch liebte und nicht Miyavi? Nein, eigentlich konnte sich Miyavi das nicht vorstellen. Mittlerweile war er auch ziemlich sicher, dass Kai einfach nur unglaublich darüber geschockt gewesen war, dass Aoi auf diese Art und Weise von ihnen erfahren hatte – und das ausgerechnet an ihrem Jahrestag. Es hatte schon etwas ziemlich ironisches, sich heute zu trennen. Kai war wahrscheinlich nur fertig gewesen, dass seine Beziehung nun endgültig vorbei war, denn auch wenn er sich in Gedanken schon damit abgefunden hatte, war die Realität doch ganz anders und schlug heftiger zu. Davon abgesehen waren sie relativ lange zusammen gewesen und waren immer noch in der gleichen Band, was so oder so zu Problemen führen würde. Nein, es war wirklich kein Wunder, dass Kai fertig mit den Nerven gewesen war. Aber was hatte Miyavi getan? Ihn rausgeschmissen. Wie sensibel von ihm. Er war ein Idiot! Er hatte so lange auf Kai gewartet und Aoi ertragen und jetzt machte er so etwas. Außerdem stieg jetzt die Angst in Miyavi hoch, dass Kai zu Aoi rennen und sich wieder mit ihm vertragen könnte. Er musste ihn also finden! Als erstes nahm er logischerweise sein Handy und wählte Kais Nummer. Es tutete unzählige Male und aus lauter Gewohnheit schnappte er mit seinen Zähnen nach seiner Unterlippe, um an seinem Piercing rumzuspielen, aber das war ja nicht mehr da! Oh Gott! Er hatte wirklich seine Piercings rausgenommen! Okay, mit dem Gedanken hatte er schon seit längerem gespielt, aber jetzt waren sie wirklich weg und er fühlte sich ein bisschen nackt. Sollte er sie vielleicht wieder rein machen? Noch war Zeit dafür und bevor er morgen von seinem Management einen Anschiss bekam… Vergessen war dies Vorhaben, als sich lediglich Kais Mailbox meldete. Oh, wie Miyavi Anrufbeantworter hasste! Aggressiv drückte er auf seinem iPhone rum, das dabei verdächtig knackte, und warf es auf sein Bett. Er überlegte kurz und sprang auf, zog sich etwas über und verließ sein Hotelzimmer. Dann würde er Kai eben suchen. Das Hotel war zwar groß, aber irgendwie würde er ihn schon finden! Vielleicht wussten die Menschen an der Rezeption ja mehr. Erst mal lief er einfach so die Gänge des Hotels ab, um zu checken, ob Kai sich nicht einfach in eine dunkle Ecke verkrochen hatte oder auf eine der gepolsterten Bänke, die unter den großen Fenstern am Ende eines jeden Flurkorridors standen. Kai fand er nirgendwo. Als er den 4. Stock betrat, traf er jedoch auf jemand ganz anderes, jemand, dem er jetzt lieber nicht begegnen sollte, aber leider konnte er sich nicht mehr unsichtbar machen, denn Aoi hatte ihn bereits gesehen und ging jetzt mit zusammen gekniffenen Augen und geballter Faust auf Miyavi zu. Miyavi wich instinktiv zurück, konnte sich aber nicht vorstellen, dass Aoi auf so primitives Verhalten zurückgreifen und sich mit ihm prügeln würde. „Ähm Aoi? Wollen wir nicht drüber reden?“, fragte er vorsichtig, als Aoi immer näher kam und hob abwehrend die Hände. Er war sich sicher, dass er den kleineren Gitarristen locker wegstecken würde, aber er hatte keine Lust sich zu prügeln. Das war was für besoffene Rowdies. Nun, besoffen schien Aoi durchaus zu sein, denn seine Fahne traf Miyavi wesentlich schneller als seine Faust. Miyavi stolperte nach hinten und knallte gegen eine Wand. Aoi hatte ihm einen astreinen Kinnhaken verpasst und rieb sich jetzt die Faust. Miyavi brauchte auch erst mal einige Momente, um wieder richtig zu sich zu kommen. Der Schmerz war überwältigend gewesen. So viel Kraft hatte er Aoi gar nicht zugetraut. Probeweise bewegte er seinen Kiefer hin und her und stellte erleichtert fest, dass da alles noch in Ordnung zu sein schien. „Hast du sie noch alle?“, fauchte er Aoi anschließend an, welcher vor ihm stand und ihn abschätzig musterte. In seinem glasigen Blick erkannte Miyavi gerade wirklich den blanken Hass und er fragte sich, was jetzt noch kommen würde. Am besten machte er sich schnell aus dem Staub. „Ob ich sie noch alle habe? Wer vögelt denn hinter meinem Rücken mit meinem Freund rum, hä Miyavi? Wer denn?“ „Aoi, lass uns doch-“ „-drüber sprechen? Wieso denn? Das ändert auch nichts daran, dass du ein hinterhältiger Wichser bist oder wie würdest du es nennen, wenn dir jemand, den du gut kennst, die Person ausspannt, die du liebst?“ Miyavi biss sich auf die Lippe. Natürlich hatte Aoi Recht. Irgendwo zumindest. Dann aber auch wieder nicht. „Ich hab dir Kai nicht ausgespannt. Er ist von alleine zu mir gekommen, weil du dich nicht mehr um ihn gekümmert hast. Aber jetzt, wo ich auf der Matte stehe, machst du plötzlich so einen Aufstand, als gehöre Kai dir alleine“, rechtfertigte sich Miyavi und klang dabei auch immer zickiger. Von jemandem wie Aoi würde er sich so etwas einfach nicht vorwerfen lassen. Die Beziehung war sowieso zum Scheitern verurteilt gewesen. „Kai hat sich jetzt aber für mich entschieden“, fügte er noch hinzu, obwohl er sich dessen nicht mal sicher war, aber er hatte nicht wenig Lust, Aoi jetzt nochmal richtig eins reinzuwürgen, nachdem der ihn so heftig geschlagen hatte. Aoi öffnete den Mund, schnappte nach Luft, sagte aber nichts, sondern sprang im nächsten Moment auf Miyavi und riss ihn nach unten, wobei Miyavi erneut schmerzhaft mit dem Kopf gegen die Wand dotzte. Kurz war er wie gelähmt von dem Schmerz, dann rappelte er sich auf und warf Aoi von sich runter, der sich aber sofort erneut auf ihn stürzte. Seine Vorsätze, besser als Aoi zu sein und nicht gewalttätig zu werden, warf Miyavi über Bord und schlug zurück, als er Aois Faust in seinem Magen spürte. * Saga war total schlecht gelaunt. Der Tag und der Abend waren so gut gelaufen, aber dann kam einfach Kai daher und vermasselte ihm die Nacht! Dabei hatte er doch so viele Pläne mit Ruki gehabt und wäre seiner Liebe vielleicht endlich mal näher gekommen. Aber nein, kaum klopfte der Leader an die Tür, war alle Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet und Saga wurde auf’s Sofa verbannt, das nebenbei bemerkt auch noch zu kurz für ihn war, weswegen er jetzt seltsam zusammen gekrümmt darauf lag und sich schon mal darauf einstellte, das nächste Bandmitglied mit Bandscheibenvorfall zu werden. Konnte Kai nicht einfach wieder zu Miyavi abzischen? Oder seinetwegen auch zu Aoi. War ihm egal, mit wem Kai was trieb, solange er wenigstens Ruki für sich hatte. Er hatte auch überhaupt kein Mitleid mit dem Drummer, der am anderen Ende des Raumes leise vor sich hinschniefte. Der hatte wenigstens ein Bett! Ein Bett mit Ruki drin! Das war doch alles nicht fair! Grummelnd drehte er sich auf die andere Seite und kniff die Augen zusammen. Wenn er doch wenigstens einschlafen und diese negativen Gedanken abstellen könnte! Dazu kam, dass irgendwelche betrunkenen Deppen auf dem Flur, fast unmittelbar vor dem Hotelzimmer Radau machten. Er war so geladen, dass er am liebsten rausgegangen wäre, um den Kerlen eine reinzudrücken. Schließlich wummerte es ziemlich gegen die Wand neben der Tür und Saga hatte das Gefühl, als wäre der Raum kurz erzittert. „Was ist denn das jetzt schon wieder für ein Lärm? Kann man hier nicht mal in Ruhe schlafen?“, kam es ziemlich erbost vom Bett und Saga musste grinsen. Ruki aufgebracht war schon irgendwie niedlich. Das Licht ging an und der kleine Sänger stand auf, stapfte wütend zur Tür, riss diese auf und wurde gleich laut. „Was soll denn der Scheiß hier? Es ist mitten in der Na---Aoi? Das glaub ich ja jetzt nicht!“ Als Aois Name fiel, saß Kai mit einem Mal kerzengerade im Bett. Er stand auf und lief ebenfalls zur Tür, um einen Blick auf den Gang zu werfen, in dem Ruki bereits verschwunden war und lauthals rumzeterte. Das wollte sich Saga aber nicht entgehen lassen! Er sprang auf und stand nach wenigen Schritten neben einem blassen Kai, der sich am Türrahmen festhielt. Das Bild, das sich Saga auf dem Gang bot, war aber auch zu grotesk: Aoi und ausgerechnet Miyavi lagen ineinander verkeilt auf dem Boden und versuchten aufeinander einzuschlagen, was Ruki wiederum versuchte zu unterbinden. „Hört auf ihr Deppen. Ihr weckt das ganze Hotel auf und wir fliegen noch raus!“, stauchte Ruki die beiden Gitarristen zusammen, die ihn aber komplett ignorierten und als Ruki irgendwann einen Schubs abbekam und auf dem Hintern landete, war es ihm scheinbar zu viel. Fauchend verschwand er wieder im Hotelzimmer, wo er bei der Rezeption anrief und den Sicherheitsdienst in den 4. Stock bestellte. Da Kai neben ihm so aussah, als würde er jeden Moment umkippen, beschloss Saga, dass er einschreiten würde. Er warf sich einfach auf das Knäuel am Boden, bekam dabei auch ein paar Schläge ab, was zwar weh tat, aber so schlimm nicht war und schaffte es schließlich doch, die beiden Streithähne auseinander zu bringen. Aoi allerdings war gar nicht zu beruhigen und wollte sich gleich wieder auf Miyavi stürzen, weswegen Saga ihn kurzerhand packte und seine Arme auf dem Rücken verdrehte. „Lass mich los, sonst hau ich dir auch eine rein!“, brüllte Aoi und wurde dabei so laut, dass sich eine weitere Tür auf dem Gang öffnete und eine ältere Frau mit Lockenwicklern ängstlich zu ihnen herüber spähte. „Der Sicherheitsdienst ist schon informiert!“, erklärte Saga schnell. Die Frau nickte und schloss die Tür wieder. Miyavi war zwischenzeitlich aufgestanden und stand nun vor Kai, redete auf ihn ein, dass es ihm leid täte und er das alles nicht gewollt hatte und so weiter und sofort. „Ihr seid beide so doof!“, erwiderte Kai, der sich wieder gefangen hatte, kühl, drehte sich um und verschwand im Hotelzimmer. Miyavi wollte ihm folgen, doch ein zischendes „Du gehst da jetzt nicht rein!“, seitens Ruki hinderte ihn daran. „Ich wollte das echt nicht. Aoi ist einfach auf mich losgegangen!“, rechtfertigte er sich und prompt brüllte Aoi ihm ein „du hast es auch verdient, dass ich dir den Arsch aufreiße!“ entgegen. Glücklicherweise kamen in diesem Moment zwei Sicherheitsbeamte um die Ecke und fragten, was vorgefallen war. „Die beiden haben sich geprügelt“, erklärte Ruki und deutete auf Miyavi und Aoi, der noch immer versuchte sich von Saga zu befreien. Lange konnte er ihn auch nicht mehr halten, aber zum Glück übernahmen die beiden Sicherheitsbeamten ihn. „Wenn Sie sich nicht beruhigen und benehmen müssen wir leider die Polizei rufen und die kümmert sich dann um Sie.“ Aoi brummte irgendetwas, was sich wirklich mehr nach Tier und weniger nach Mensch anhörte, hörte aber schließlich auf rumzuzappeln, als die Beamten ihn probeweise los ließen. „Sollte so etwas noch einmal vorkommen, müssen wir Sie leider des Hotels verweisen. Solch Benehmen können wir in unserem Haus nicht dulden“, mahnte einer der Beamten. „Am besten Sie gehen jetzt alle wieder auf Ihre Zimmer!“ Ruki nickte und schnappte sich Aoi. „Komm, ich bring dich zu Uruha. Soll der auf dich aufpassen! Saga, kümmerst du dich um Miyavi?“ „Ich kann auch selber gehen“, meinte dieser daraufhin und klang leicht beleidigt. Er warf einen letzten sehnsüchtigen Blick ins Hotelzimmer, seufzte und trottete zum Treppenhaus, während Ruki Aoi in die entgegengesetzte Richtung führte. „Alles klar bei dir?“, fragte Saga vorsichtig, als er Rukis Zimmer betrat und Kai deprimiert auf dem Bett sitzen sah. „Ja, schon. Ich kann nur nicht glauben, was ich mir da eingehandelt habe. Die beiden haben sich geprügelt. Das ist so bescheuert. Aber ich bin ja selbst dran schuld!“ „Aoi schien ziemlich betrunken“, versuchte Saga die Situation etwas zu mildern, doch Kai winkte ab. „Aoi würde Miyavi auch nüchtern eine reinhauen. Seit das mit Miyavi und mir angefangen hat, hasst er ihn regelrecht. Dabei gehören zu so was ja immer noch zwei.“ „Das renkt sich schon wieder alles ein!“ „Ich hoffe, du hast Recht!“, seufzte Kai und atmete tief durch. „Hör mal, tut mir leid, wenn ich da in etwas zwischen dir und Ruki reingeplatzt bin. Das war nicht meine Absicht. Ich wusste gar nicht, dass du überhaupt hier bist.“ „Schon gut. Als würde was zwischen dem Homophoben und mir laufen!“ Saga lachte trocken auf, fand seine Situation aber eigentlich weniger lustig. Kai setzte zu einer Antwort an, als die Tür aufging und Ruki reinkam. „So, Uruha kümmert sich um Aoi und wir können jetzt hoffentlich alle endlich schlafen!“ Er schmiss den dunklen Kapuzenpulli, den er angehabt hatte, auf den Boden und krabbelte zurück auf seine Seite des Bettes, stupste dabei Kai an, dass er hinmachen sollte, bevor die Nacht zu Ende war. Saga hatte noch nicht mal das Sofa erreicht, als Ruki schon freundlicherweise das Licht löschte. Verdammter Giftzwerg!, dachte sich Saga, als er sich hinlegte. Wieso, wieso nur hatte er sich ausgerechnet in ihn verlieben müssen? * Saga erwachte, als er etwas Schweres auf seiner Brust spürte. Blinzelnd öffnete er die Augen, erschrak sich und schloss sie gleich wieder. Oh Gott! Dann war das doch kein Traum gewesen, als Kai ihn in der Nacht aufgeweckt hatte, um mit ihm das Bett gegen das Sofa einzutauschen. Jetzt lag er hier und Ruki…lag auf ihm!!! Sein Kopf zumindest. Auf seiner Brust!!! Das war so… toll! Vorsichtig öffnete er wieder die Augen und tatsächlich! Rukis rechte Gesichtshälfte war gegen seine Brust geschmiegt. Besonders viel konnte er wegen den Haaren nicht sehen, aber das war auch egal. Es reichte ihm, dass Ruki überhaupt auf ihm lag! UND einen Arm um ihn geschlungen hatte!!! Selig grinste er die Zimmerdecke an und wollte schon seine Arme um den schmächtigen Körper schließen, verwarf diese Idee aber wieder, da er Ruki nicht aufwecken wollte. Stattdessen ratterte es in seinem Kopf. Wie war es dazu gekommen? Hatte er Ruki im Schlaf auf sich gezogen oder war es doch Ruki gewesen, der sich an ihn gekuschelt hatte? Er schien ja ganz bequem auf ihm zu liegen und wenn Saga sich so umsah, stellte er fest, dass sie eindeutig auf seiner Seite des Bettes lagen. Also hatte sich Ruki an ihn rangemacht! Ha! Vielleicht mochte er ihn ja doch – zumindest unterbewusst. Das reichte erst mal. Alles andere würde sich schon noch ergeben, da war sich Saga sicher. Ruki bewegte sich auf ihm und brummte irgendwas, kuschelte sich zunächst wieder an Saga, ehe er plötzlich kerzengerade im Bett saß. „Was ist denn hier los?“ „Das gleiche könnte ich dich fragen. Hattest du Sehnsucht nach mir, du kleiner Schmusebär?“, grinste Saga. Er konnte es eben doch nicht lassen und musste Ruki jetzt damit aufziehen. Dass er dafür wahrscheinlich einen auf den Deckel bekam, war ihm egal. „Gar nichts wollte ich! Lass gefälligst deine Finger bei dir!“ „Ich? Ich hab gar nichts gemacht. Du bist von alleine zu mir auf die Seite rübergekommen!“ „Schwätz doch nicht! Das hast du doch alles eingefädelt. In erster Linie sollte ja auch Kai hier schlafen. Wo ist der eigentlich?“ Saga setzte sich auf und sah sich um. Das Sofa war verlassen, aber er hatte nicht mitbekommen, wann Kai aufgestanden und gegangen war. „Ich weiß nicht, wo er ist. Ist doch auch egal. Magst du nicht noch ein bisschen kuscheln?“ „Nein!“ „Na gut. Dann mach ich mich mal fertig. Wenn du möchtest, können wir ja noch zusammen frühstücken, ehe ich zum Flughafen muss“, schlug Saga dennoch vor, während er aufstand und seine Klamotten aufsammelte, die er am Vorabend achtlos auf den Boden geworfen hatte. „Meinetwegen. Ich lass uns was kommen. Aber für meine Gastfreundschaft bist du mir echt was schuldig!“, sagte Ruki daraufhin und griff zum Telefon, um den Zimmerservice anzurufen. Saga hatte eigentlich angenommen, dass sie im Restaurant des Hotels frühstücken würden, wie normale Menschen, aber Ruki brauchte mal wieder seine Extrawurst und ließ sich lieber hier oben auf dem Zimmer bedienen. Er hatte auch überhaupt kein Problem damit, dass er Ruki nun etwas schuldig war. Im Gegenteil, er ging im Kopf schon mehrere Varianten durch, mit denen er sich bei ihm revanchieren könnte – wenn Ruki ihn denn nur ließe. Mittlerweile war er zuversichtlich, dass das vielleicht doch irgendwann passieren könnte. Auch Ruki hatte seine weichen Seiten und wie er eben selbst feststellen hatte können, kuschelte er ja doch ganz gerne und vom Kuscheln war es kein so großer Schritt mehr zu gewissen anderen Dingen. Saga musste nur aufpassen, dass er dran blieb und sich nach der Tour gleich wieder mit Ruki traf! * Auch Miyavi lag an diesem Morgen noch im Bett und wollte eigentlich gar nicht aufstehen. Ihm tat sowieso alles weh. Wären sie nicht auf Tour, hätte er sich krank gemeldet, aber das konnte er jetzt schlecht bringen, denn dann würden sie die nächsten Konzerte absagen müssen, aber das würde Miyavi nie über sich bringen. Für seine Fans konnte er ein paar kleine Wehwehchen locker wegstecken, außerdem sollte Aoi bloß nicht denken, dass ihm die paar Schläge etwas ausmachten. Miyavi hatte ziemliche Angst, dass er sich mit der kleinen Prügelei nun jegliche Chancen bei Kai verbaut hatte. Der Drummer hatte gestern ja nicht mal mehr mit ihm sprechen wollen, dabei wollte Miyavi sich doch aufrichtig für sein Verhalten entschuldigen. Wäre er nicht so dumm gewesen, wäre er heute vielleicht neben Kai aufgewacht, aber nein, sein Bett war leer und er fühlte sich einsam. Wahrscheinlich würde er Kai nie für sich alleine haben, obwohl er sich doch nichts sehnlicher wünschte. Momentan traute er sich nicht mal ihn anzurufen, geschweige denn bei ihm aufzutauchen, um mit ihm zu sprechen. Schließlich klopfte es leise an seiner Tür. Wahrscheinlich war es wieder Saitoh-san, der schon von der Schlägerei mit Aoi wusste und ihm wieder Standpauken über sein kindisches Benehmen halten wollte. Was letzte Nacht passiert war, war ja auch wirklich unmöglich gewesen. Miyavi konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wann er sich das letzte Mal geprügelt hatte. Das musste in der Grundschule gewesen sein. Er hatte es auch gar nicht so weit kommen lassen wollen, aber Aoi hatte ihm praktisch keine andere Wahl gelassen. Glücklicherweise sah er nicht wirklich entstellt aus. Sein Kiefer tat ihm nach wie vor weh, vor allem beim Essen, aber außer einer kleinen Wunde an seiner Lippe hatte er keine sichtbaren Schäden davon getragen. Zumindest nicht im Gesicht und das war das wichtigste. Die blauen Flecken auf seinem Bauch und seiner Brust waren nicht so schlimm. Die würden auch wieder weg gehen. Er stand auf und schlurfte zur Tür, machte sich schon auf ein kleines Donnerwetter gefasst – nicht zuletzt auch wegen seinen Piercings, die nun endgültig draußen waren – war aber überrascht, als stattdessen Kai vor ihm stand und ihn unsicher anschaute. „Hi Mi. Bist du sauer auf mich?“, fragte er verlegen und sah Miyavi aus seinen großen Augen an. Selbst wenn er sauer gewesen wäre, spätestens nach diesem Blick hätte sich das wieder gelegt. „Nein. Wie kommst du darauf? Ich hatte eigentlich angenommen, dass du sauer auf mich bist“, erwiderte er ein wenig verwundert und trat zur Seite, um Kai in sein Zimmer zu lassen. Sie setzten sich auf sein Bett und schwiegen kurz, ehe Kai das Wort wieder ergriff. „Gestern ist so viel passiert“, fing er an und fuhr sich durch die Haare. „Ich wollte das alles nicht, aber naja, jetzt kann ich’s auch nicht rückgängig machen.“ „Schon okay, Kai. Mittlerweile ist mir auch klar, dass du gestern einfach durch den Wind warst. Ich hätte dich nicht rausschmeißen sollen, tut mir leid.“ „Das muss es nicht. Im Prinzip hast du ja Recht gehabt“, versicherte Kai und lächelte ihn an. Miyavi musste automatisch zurücklächeln und nahm Kai anschließend kurz in den Arm. „Jedenfalls wollte ich dir nochmal sagen, dass zwischen Aoi und mir endgültig Schluss ist. Das Ganze ist zwar komisch für mich und meine Gefühle fahren auch gerade Achterbahn, aber an der Sache mit Aoi gibt’s nichts zu rütteln. Das ist aus“, erklärte Kai und Miyavi war wirklich froh über seine Worte. Nach wie vor hatte er Angst gehabt, dass Kai vielleicht doch zu Aoi zurückkehren würde. Dass er es nicht tat, hieß aber nicht, dass er jetzt automatisch mit ihm zusammen war. „Und was ist mit uns?“, wollte er deswegen wissen und suchte Kais Blick, welchen dieser jedoch senkte. „Es war nicht gelogen, als ich dir gesagt habe, dass ich in dich verliebt bin“, sagte er und seufzte, „aber ich glaube nicht, dass es gut für mich wäre, jetzt schon in die nächste Beziehung zu schlittern. Ich brauche jetzt auch mal ein bisschen Freiheit. Ich will dich schon weiter sehen, aber ist es für dich okay, wenn wir es langsam angehen lassen?“ Miyavi nickte ganz automatisch, obwohl er innerlich schon ein bisschen enttäuscht war. Natürlich verstand er Kai und es war sicher besser, Kai seine Zeit zu geben, wenn er wollte, dass sie später mal eine funktionierende Beziehung führten, aber gleichzeitig gefiel es ihm nicht, dass er jetzt weiter auf Kai warten musste. Endlich war er ihm so nah und durfte ihn dennoch nicht sein Eigen nennen. „Danke!“ Kai lächelte ihn so lieb an, dass er gar nicht anders konnte, als zurückzulächeln. Der Drummer schloss ihn in die Arme und Miyavi drückte sich ganz fest an ihn, genoss die Nähe und die Wärme, die Kais Körper ausstrahlte. „Darf ich dich trotzdem küssen? Ich würde so gerne…“, murmelte er ein wenig schüchtern, denn er war sich nicht sicher, ob das jetzt noch erlaubt war. Zu seiner Freude nickte Kai und kurz darauf trafen sich schon ihre Lippen zu einem langsamen, zärtlichen Kuss, der mal wieder alles in Miyavi durcheinander brachte. tbc. Kapitel 19: ------------ Tja, was soll ich sagen. Es sind schon wieder 3 Monate vergangen. Eigentlich wäre meine Co-Autorin mit einem Kapitel dran gewesen, aber...es kommt von mir. Ich mag diese Geschichte nach wie vor und bin es selbst leid immer so lange warten zu müssen. Außerdem habe ich nach dem Gaze-Konzert vor zwei Wochen einen Kai-Flash^^ An all diejenigen, die hier noch lesen: viel Spaß ;) Kapitel 19 Kai saß auf Rukis Sofa und trommelte mit seinen Fingern auf seinen Oberschenkeln herum. Sollte er Miyavi anrufen oder nicht? Nein, die Frage war ganz falsch gestellt. Anrufen würde er Miyavi auf jeden Fall. Es ging eher darum, ob er heute mit ihm schlafen sollte oder nicht. Seit zwei Wochen war ihre gemeinsame Tour nun schon zu Ende und abgesehen von gelegentlichen Knutschereien und kurzen Umarmungen war zwischen ihnen nichts mehr gelaufen. Miyavi schien es sich tatsächlich zu Herzen zu nehmen, dass Kai ihn um etwas Abstand gebeten hatte. Bisher hatte er nicht versucht, ihn irgendwie rumzukriegen. Kai wünschte sich aber gerade, dass Miyavi genau das versuchte, denn er hatte richtig Lust auf Sex, nachdem er jetzt schon relativ lange auf dem Trockenen gesessen hatte. Dass er noch nicht bereit für eine neue Beziehung war, schloss doch aber eigentlich nicht aus, dass er nicht dennoch schon mal Sex mit seiner zukünftigen Beziehung haben konnte, oder? Tja, da war er sich eben nicht sicher. Seit sie die Tour beendet hatten, kampierte er auf Rukis Sofa, welches ihm dieser gnädigerweise überlassen hatte. Allerdings hatte ihm Ruki 10 Minuten nach seinem „Einzug“ einen Zettel gegeben, auf dem er einige Regeln notiert hatte, die Kai immer noch schmunzeln ließen: 1. Kein Männerbesuch in meiner Abwesenheit! 2. Kein Sex! 3. Kein nacktes Schlafen! 4. Keine Schwulenpornos! 5. Keine Erdbeeren oder Erdbeerprodukte! Damit konnte Kai leben. Gut, er hielt sich jetzt nicht unbedingt an alles. Erst gestern hatte er plötzlich mitten in der Nacht brennendes Verlangen nach Erdbeerpocky verspürt und war schnell in den Convini um die Ecke gegangen, um sich welches zu besorgen. Wenn er sich morgens unter der Dusche erleichterte, bekam es Ruki ja gar nicht mit und Miyavi heimlich einzuladen, wenn Ruki nicht da war, hatte etwas verdammt Reizvolles. Er kam sich vor wie ein Teenager, der sich heimlich mit seinem Freund traf, um verbotenes zu machen. Aber er schlief auf jeden Fall immer mit Schlafanzug, auch wenn er es hasste, und Aoi würde freiwillig sowieso nicht kommen. Zwischen den beiden herrschte seit ihrer Trennung absolute Funkstille. Kai war irgendwie froh drüber, dass sie sich nicht noch ewig stritten und irgendwelche Dramen veranstalteten, aber ein bisschen vermisste er Aoi auch. Natürlich verstand er, dass Aoi verletzt war und dies wohl auch noch eine ganze Weile sein würde, aber vielleicht konnten sie ja irgendwann wieder Freunde sein. Zumindest aber mussten sie so funktionieren, dass die Band nicht darunter litt. Eigentlich war er froh darüber, dass er bei Ruki wohnen konnte. Bisher hatte er immer mit jemanden zusammen gelebt und war nie alleine gewesen. Vor Aoi hatte er noch bei seiner Mutter gewohnt und als es mit den beiden ernst wurde, hatten sie sich die gemeinsame Wohnung genommen, in der Aoi nun alleine lebte. Vielleicht würde er auch in eine kleinere Wohnung umziehen. Bestimmt wollte er nicht dort bleiben, wo ihn doch alles an Kai erinnerte. Oder nahm sich Kai gerade etwas zu wichtig? Er jedenfalls würde nicht in einer Wohnung wohnen wollen, wo ihn alles an Aoi erinnerte. Er wollte aber auch nicht alleine wohnen. Ruki war zwar launisch, aber im Großen und Ganzen kamen sie gut miteinander aus. Allerdings konnte er sich nicht vorstellen, dass Ruki auf Dauer auf einen Mitbewohner scharf war. Mit Miyavi zusammen zu ziehen stand außer Frage, denn er wollte nicht schon wieder in etwas so Festes schlittern, was dann faktisch in Gütertrennung endete. So wie jetzt mit Aoi. Sie hatten im Laufe der Zeit so viel gemeinsam angeschafft, dass ihre Trennung jetzt fast einer Scheidung gleich kam. Das musste er auch noch hinter sich bringen… seinen Kram abholen. „Und du bist dir sicher, dass du nicht mitkommen willst?“ Kai schreckte aus seinen Gedanken und sah Ruki im Raum stehen, der ihm schon zweimal angeboten hatte, mit ihm auszugehen. Es war Freitagnacht und Ruki war wohl mit irgendwem verabredet. Kai hatte behauptet, noch zu tun zu haben, aber das war gelogen, denn er wollte sich doch viel lieber heimlich hier mit Miyavi treffen. Natürlich könnten sie sich auch bei Miyavi treffen, aber wo blieb denn da der Reiz? „Nee, ich muss noch an was arbeiten“, erwiderte er und deutete auf seinen angeschalteten Laptop, der vor ihm auf dem Wohnzimmertisch stand. „Meinst du nicht, das kann warten? Wir haben doch jetzt erst mal etwas frei und du solltest dich auch erholen. Von der Tour und deinem privaten Kram.“ „Aber wenn ich jetzt mit dir bis 5 Uhr um die Häuser ziehe, ist das auch keine Erholung.“ „Das vielleicht nicht, aber es wäre mal was anderes und du würdest den Kopf ausschalten. Wenn du es dir anders überlegst, ruf mich an. Ansonsten bis morgen dann.“ „Bis morgen!“ Kai brachte Ruki noch zur Tür, aber kaum dass er diese hinter ihm geschlossen hatte, rannte er zurück ins Wohnzimmer, schnappte sich sein Handy und hatte in weniger als 10 Sekunden Miyavi am anderen Ende der Leitung. „Ruki ist gerade gegangen. Kommst du vorbei?“, rief er aufgeregt in sein Telefon und grinste sich dabei einen ab. Natürlich versprach Miyavi, so schnell wie möglich vorbei zu kommen. Kai räumte schnell noch das Wohnzimmer ein bisschen auf, warf einen Blick in den Spiegel, und wartete dann, dass es endlich an der Tür klingelte, obwohl das natürlich noch dauern würde. Tokyo war groß und Miyavi wohnte in einer ganz anderen Ecke. Er wusste zwar immer noch nicht, ob er heute mit Miyavi schlafen sollte, aber das würde sich im Laufe des Abends schon ergeben. Für den Fall der Fälle hielt er schon mal Kondome und Gleitgel griffbereit in einer Tasche neben dem Sofa. Gut eine halbe Stunde später schrillte schließlich die erlösende Klingel durch die Wohnung. Kai sprang auf, rannte in den Flur, wo er den Türöffner drückte und wartete dann ungeduldig darauf, dass Miyavi die Treppen rauf kam. „Da hast du dich aber ganz schön beeilt“, grinste er und machte Platz, damit Miyavi eintreten konnte. „Na klar. Ich hab ja eh nur darauf gewartet, dass du anrufst“, erwiderte Miyavi und neigte seinen Kopf ein wenig, um Kai einen kurzen Kuss auf den Mund zu drücken. Nachdem Kai die Türe geschlossen hatte, gingen sie ins Wohnzimmer. Miyavi setzte sich schon mal, während Kai etwas zu Trinen holte und dann neben ihm Platz nahm. „Ist Ruki gar nicht da?“, fragte Miyavi und sah sich um. Kai hatte ihm, nachdem er zu Ruki gezogen war, von dessen Regeln erzählt und Miyavi war bisher nur hier gewesen, wenn Ruki den Anstandswauwau spielen konnte. „Nein“, sagte Kai nur und sah Miyavi stattdessen vielversprechend an. Dieser verstand sofort. „Aha! Du brichst seine Regeln? Wie ungezogen von dir!“ Er grinste und zog Kai zu einem längeren Kuss heran, in welchen sich dieser sofort sinken ließ. Oh Gott, JA! Heute brauchte er Sex! Ganz unbedingt! Er war schließlich auch nur ein Mensch, ein Mann sogar, und hatte gewisse Bedürfnisse. „Hast du eigentlich noch das andere Piercing?“, wollte er wissen, denn Miyavi hatte es tatsächlich durchgezogen, dass er seinen Lippen-, Nasen- und Augenbrauenring nicht mehr trug. Allerdings fände er es ziemlich schade, wenn Miyavi auch dieses gewisse andere Piercing rausgenommen hätte, ohne dass Kai mal die Gelegenheit gehabt hatte, um es auszuprobieren. „Nee. Das hat viel zu weh getan, als dass ich es einfach rausnehme“, erklärte Miyavi, stutzte dann aber und sah Kai mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Wieso interessiert dich das denn?“ Kai hüstelte, grinste dann aber. „Nur so“, säuselte er unschuldig und nahm einen Schluck von seinem Apfelsaft. „Versuchst du gerade mich anzumachen?“, lachte Miyavi amüsiert, „das hattest du aber neulich bei Shou eindeutig besser drauf. Wobei ich diese Unschuldsschiene ja auch ganz nett finde. Naja du weißt ja, wir machen alles in deinem Tempo, also was auch immer du heute machen willst, mach es einfach!“ „Zeigst du mir das Piercing?“ Die Frage schoss raus, bevor Kai überhaupt drüber nachgedacht hatte, aber eigentlich war das ja egal. Sie wollten schließlich beide das gleiche. Miyavi sah ihn kurz fragend an, machte sich dann aber tatsächlich daran, seine Jeans aufzuknöpfen und den Reißverschluss nach unten zu ziehen. Gespannt wartete Kai darauf, ob Miyavi sich nun wirklich die Hose runterzog und während er sich noch fragte, ob er ihm dabei zur Hand gehen sollte, saß Miyavi bereits entblößt vor ihm. Schamgefühl war ja schon immer ein Fremdwort für ihn gewesen. Kai sah kurz auf seinen Schritt, biss sich auf die Lippe und fixierte dann krampfhaft Miyavis Augen an. „Du kannst mich ruhig anglotzen. Mir macht das nicht aus“, sagte Miyavi, ohne mit der Wimper zu zucken. Kai dagegen wurde es leicht warm und auch etwas schwindelig. Seine Hormone waren gerade etwas am durchdrehen. Schließlich tat er das einzig logische in dieser Situation: er warf sich Miyavi regelrecht um den Hals, küsste ihn und ließ dabei seine Hand von Miyavis Schulter über dessen Körper langsam nach unten gleiten, bis er an seinem Schritt angekommen war und seine Finger um sein Glied schloss. Er merkte, wie Miyavi in den Kuss keuchte und sich sein Körper etwas anspannte. Kai spornte das nur noch an und so begann er Miyavi zu massieren und genoss dabei das Gefühl, wie er in seiner Hand immer größer und härter wurde. Ab und zu ließ er seinen Daumen über die Spitze gleiten und drehte etwas an dem Piercing herum, konnte es schon gar nicht mehr erwarten, es endlich in sich zu spüren. Aber überstürzen wollte er auch nichts. Andererseits hatten sie ja noch die ganze Nacht und konnten sich mehrmals miteinander vergnügen. „Kai“, seufzte Miyavi kurz darauf und nahm ihm praktisch die Entscheidung, was als nächstes geschehen sollte, ab, „nimm ihn in den Mund!“ Es war nur ein heiseres Flüstern, aber Kai hatte jedes Wort verstanden. Er grinste Miyavi an, strich ihm ein paar lange Haarsträhnen aus den Augen und rutschte von seinem Schoß, auf dem er halb gesessen hatte. Mit den geröteten Wangen, den kleinen Schweißperlen auf der Stirn und den leicht geschwollenen Lippen sah Miyavi in Kais Augen unglaublich hübsch und anziehend aus. Wie hatte er ihm nur so lange widerstehen können? Er ließ sich vom Sofa sinken und ging vor Miyavi in die Knie, spreizte dessen Beine ein wenig und zog seine Hose weiter nach unten. Kurz reizte er ihn noch ein wenig mit seinen Händen, aber schließlich wollte er auch nicht mehr länger warten. Ohne die Augen von Miyavis zu nehmen, senkte er seinen Kopf und leckte über das Piercing, erfreut darüber, dass Miyavis Augen sofort zufielen und er einen lauten Seufzer ausstieß. Schließlich nahm er ihn ganz in sich auf, verwöhnte ihn mit seinen Lippen und seiner Zunge, so dass Miyavi über ihm nur noch ein zuckendes und leise stöhnendes Etwas war. Kai spornte sein kleines Verwöhnprogramm selbst so an, dass er spürte wie seine Jeans immer enger und unangenehmer wurden. Da er ohnehin nicht wollte, dass der Spaß mit Miyavi vorerst sein Ende fand, löste er sich von ihm, als er kurz vor seinem Höhepunkt stand. „Kai“, jammerte dieser, „bitte mach weiter!“ Kai schüttelte den Kopf und stand auf, zog sich sein Shirt über den Kopf und knöpfte seine Jeans auf, die kurz darauf auf den Boden landete. Er krabbelte zu Miyavi auf’s Sofa und drückte ihn nach unten, verwickelte ihn in einen leidenschaftlichen Kuss und passte dabei extra auf, dass er seinen Körper hin und wieder so weit senkte, dass Miyavis Erektion gegen seinen flachen Bauch rieb. „Du hast noch zu viel an!“, stellte er nach dem Kuss fest. Er musste lachen, als Miyavi einfach nur seine Beine und Arme hob, damit Kai ihm alles schnell ausziehen konnte. Kai holte noch schnell die benötigten Utensilien aus seiner Tasche, ehe er sich wieder zu Miyavi legte, um ihn zu küssen und zu streicheln. Bald vertauschte Miyavi ihre Positionen und Kai lag nun auf dem Rücken, wurde ebenfalls ein wenig verwöhnt. Genießerisch schloss er die Augen, als Miyavi kleine Küsse auf seinem Oberkörper verteilte und sich ein bisschen mit seinen Brustwarzen beschäftigte. Ungeduldig streckte er ihm seine Hüften entgegen, doch Miyavi lachte nur leise. Irgendwann landeten sie auf dem Boden hinter dem Sofa, weil dieses einfach zu schmal gewesen war. Kai lag nun auf Decken und Kissen gebettet, während Miyavi vor ihm hockte und die Verpackung des Kondoms nicht aufgerissen bekam. „Verdammt!“, fluchte der Große leise und riss regelrecht an dem kleinen Päckchen rum, warf es schließlich hinter sich und nahm ein neues aus der Packung, welches er ohne Probleme öffnen konnte. Kai atmete tief durch und entspannte sich, schloss die Augen, um sich ganz genau auf das Gefühl von Miyavi in sich zu konzentrieren, denn es war immerhin das erste Mal, dass sie in dieser Rollenverteilung miteinander schliefen. Er hörte den Verschluss des Gleitmittels, vorbereitet hatte Miyavi ihn eben kurz schon, und kurz darauf wurden seine Beine etwas auseinander geschoben. Er spürte Miyavi auf sich, legte seine Arme um ihn und zog ihn auf sich runter, dann drang Miyavi auch schon in ihn ein. Kai keuchte auf und krallte sich fester, haltsuchend, in seine Schultern. Es fühlte sich wahnsinnig toll an, Miyavi in sich zu spüren. Sein Herz und sein Puls begannen zu rasen und kurz glaubte er, implodieren zu müssen. Obwohl Miyavi doch nichts anderes tat, hatte es sich mit Aoi komplett anders angefühlt. Er spürte die kleinen Kugeln des Piercings genau in seinem Inneren, wusste nicht so recht, wie er das Gefühl einordnen sollte, aber schlecht war es auf keinen Fall. Es steigerte seine Erregung nur noch mehr wann immer Miyavi erneut in ihn stieß. Mittlerweile hatte er auch seine Beine um Miyavis Hüften geschlungen, um ihm mehr Spielraum zu geben und ihn tiefer in sich spüren zu können. Bald wurde Miyavis Rhythmus schneller, obwohl Kai eigentlich gar nicht wollte, dass sie jemals hiermit aufhörten. Doch dass sie tatsächlich schon recht bald ein extrem jähes Ende finden sollten, hätte er sich auch niemals vorgestellt. „Kai. Kai! KAI! VERDAMMT NOCHMAL!“, hallte plötzlich eine verdammt wütend klingende Stimme durch den Raum. Für einen Moment fühlte Kai sich wie paralysiert, dann schubste er Miyavi von sich runter, der scheinbar gar nicht mitbekommen hatte, dass Ruki wiedergekommen war. Scheiße! Und das ausgerechnet wo sie mittendrin gewesen waren. Miyavi sah ihn nur verwirrt an, als Kai sich etwas aufrichtete, um über die Sofalehne zu schauen. Ruki stand in der Wohnzimmertür und hatte einen so düsteren Blick drauf, dass Kai alleine davon fast in sich zusammen gefallen wäre. „Ähhhh“, fing er an zu stammeln. Was sollte er denn nur sagen? „Ich dachte, du kommst erst morgen früh zurück!“, versuchte er sich zu rechtfertigen, was Ruki natürlich nicht schluckte, denn schließlich hatte er extra Regeln aufgesetzt. „Ich hab dir deutlich gesagt, dass du nicht in meiner Wohnung rumvögeln sollst! Zieh dich an, pack deine Sachen und geh woanders hin!“, brüllte Ruki ihn ungehalten an und schlug sogar mit seiner geballten Faust gegen den Türrahmen. „Aber Ru!“ Kai war blass geworden und hatte zeitgleich noch alle Hände voll zu tun, Miyavi von sich abzuschütteln, der nun dazu übergegangen war, seinen Rücken zu küssen. „Ru mich nicht! Wir hatten eine Abmachung und an die hast du dich nicht gehalten. Du weißt genau, was ich von so was halte!“ Kais Herz sank noch ein Stockwerk tiefer, als er plötzlich die Klospülung hörte. Ruki hatte jemanden mitgebracht? Er wollte vor Scham am liebsten im Boden versinken. Allerdings war es dann Saga, der neben Ruki trat und, nachdem er realisiert hatte, was gerade passierte, breit grinste. „Wollt ihr uns jetzt dabei zusehen oder könnten wir vielleicht ohne euch weitermachen?“ Kai drehte sich blitzschnell um und rammte Miyavi seinen Ellenbogen in die Seite. Der konnte doch nicht so einen Spruch bringen, wo Ruki ihn gerade rausgeschmissen hatte. Ruki lief auch schon rot an. Knallrot. „RAUS! RAUS MIT EUCH UND ZWAR SOFORT!“ „Ruki, es tut mir leid“, flehte Kai. Ihm war schon ganz schwindelig, so überfordert war er von der ganzen Situation. Bestimmt würde er gleich umkippen. Unverhoffterweise kam ihm Saga zur Hilfe. „Ach Ruki komm. Lass die beiden doch. Ist doch nicht so schlimm!“, sagte er ruhig und legte Ruki eine Hand auf die Schulter. Ruki verspannte sich kurz, schüttelte ihn dann aber ab. „Nein! Das ist meine Wohnung und genau so was hab ich Kai verboten!“ „Ja, aber trotzdem. Du hältst dich auch nicht immer an alle Regeln. Komm wir gehen nach nebenan und dann beruhigst du dich erst mal!“ Mit diesen Worten schob Saga Ruki einfach durch das Wohnzimmer, am Sofa vorbei und zu Rukis Schlafzimmer, in dem beide verschwanden und die Tür hinter sich schlossen. Miyavi grinste Kai grenzdebil an, packte ihn bei den Schultern und ehe er reagieren konnte, lag er schon wieder auf den Rücken und Miyavi war im Begriff das fortzuführen, bei dem sie gerade unterbrochen worden waren. Kais Herz raste noch vor Aufregung und er musste daran denken, dass Ruki nebenan war, aber Miyavi schaffte es schnell, diese Gedanken zu vertreiben. Bald gab es nur noch wieder sie beide und Kai gab sich komplett seinem Partner hin, hatte die kleine Unterbrechung schon wieder ganz vergessen. Es dauerte nicht mehr lange und beide waren ihrem Höhepunkt nahe. Miyavis Stöße wurden schneller, unkoordinierter, dennoch traf jeder genau in Kais Lustpunkt, was diesen, zusammen mit ein paar wenigen Handgriffen, schließlich seinen Orgasmus erreichen ließ. Um nicht zu laut zu werden, biss er in Miyavis Schulter, was dieser scheinbar in seiner Ekstase gar nicht bemerkte. Er folgte ihm direkt, als Kai sich so fest um ihn zusammen zog, dass er sich nur schwer weiter bewegen konnte. Während seines Höhepunktes drängte er sich noch ein paar Mal in Kai, sackte schließlich auf ihm zusammen und vergrub sein Gesicht in Kais Halsbeuge. Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, rutschte Kai ein Stückchen zur Seite, damit Miyavi neben ihm Platz fand. Sie kuschelten sich aneinander und Kai zog eine der Decken über sie. Ruki war ihm gerade herzlich egal. Er wollte jetzt noch ein bisschen Zeit mit Miyavi verbringen und am liebsten neben ihm einschlafen und morgen wieder aufwachen. * Ruki war wirklich stinksauer. Da war er so freundlich und nahm Kai in seiner Wohnung auf, obwohl er sich besseres vorstellen konnte, als ständig jemanden um sich rum zu haben – er brauchte nun mal viel Zeit für sich selbst – und dann machte Kai so was. Wollte der ihn eigentlich ärgern? Machte er das vielleicht immer, sobald Ruki die Wohnung verließ? Und jetzt saß er hier alleine mit Saga in seinem kleinen Schlafzimmer, in dem es nicht mal einen Fernseher gab. Was sollten sie denn jetzt machen? Eigentlich hatten sie zusammen mit Kai einen Film schauen und ein paar Bierchen trinken wollen. Ja, Ruki hatte momentan eine so soziale Ader, dass er von sich aus Kai ein wenig ablenken wollte. Und alles umsonst. Kai wusste scheinbar genau, wie er sich ablenken konnte. Trauerte er denn Aoi kein bisschen hinterher? Okay, würde Ruki auch nicht, aber er konnte sich in so was sowieso nicht rein versetzen. Er stand nun mal auf Frauen und da konnte er sich so oder so nichts mit irgendeinem Mann vorstellen. Weder mit Aoi noch mit Miyavi oder sonst wem. Saga schien aber genau das immer noch von ihm zu erwarten. Ruki warf ihm einen bösen Blick zu und knöpfte sich sein Hemd bis zum Kragen zu, weil Saga gerade versucht hatte, einen Blick auf seine nackte Brust zu erhaschen. Wieso traf er sich überhaupt noch mit ihm? Das was Saga von ihm wollte, konnte er ihm nicht geben. Er konnte ja noch nicht mal daran denken, ohne dass er sich schütteln musste. Und nebenan waren Kai und Miyavi gerade dabei… „Dem werd‘ ich was erzählen“, knurrte Ruki leise zu sich selbst und wollte in Gedanken gerade durchgehen, was er am besten mit Kai machen würde, als Saga neben ihm leise kicherte. „Lass die beiden doch. Sie sind frisch verliebt!“, gluckste Saga und legte einen Arm um Ruki. War das nun eine freundschaftliche Geste? Nein, konnte nicht sein, denn Saga war schließlich in ihn verliebt oder so. Also schüttelte Ruki ihn wieder ab. „Das ist mir egal. Das ist meine Wohnung. Die können hier nicht einfach so rumficken. Und auch noch auf dem Boden. Wäh!“ Neben ihm seufzte Saga, allerdings klang es recht genervt und was Ruki dann zu hören bekam, erstaunte ihn doch ziemlich. „Weißt du Ruki“, fing er an und fuhr sich durch die Haare, „ein bisschen mehr Toleranz würde dir ganz gut tun. Ich glaub, jeder kennt deinen Standpunkt zu Schwulen. Reib’s mir nicht ständig unter die Nase.“ „Was hab ich dir denn jetzt unter die Nase gerieben? Du bist doch paranoid!“, wetterte Ruki sofort los. Ging ja wohl nicht an, dass Saga ihm plötzlich solche Vorwürfe machte, obwohl er doch gar nichts gesagt hatte. „Ja klar. Immer die anderen. Du hast nie Unrecht. Das kennt man ja auch von dir. Ich frag mich nur, wieso du dich jetzt schon wieder mit mir triffst, wenn dir Schwule doch anscheinend zuwider sind.“ „Hallo? Hast du sie noch alle?“ Ruki wäre am liebsten aufgesprungen und hätte Saga eine gescheuert für diese Worte. „Mir sind Schwule nicht zuwider. Kai ist einer meiner besten Freunde und du auch. Was soll das denn jetzt auf einmal?“ „Sprich doch einfach mal Klartext mit mir! Ich mach mir immer irgendwelche Hoffnungen und krieg dann jedes Mal ´nen Tritt in die Eier von dir.“ Saga sah ihn richtig anklagend an, so dass es Ruki zum ersten Mal seit langem die Sprache verschlug. Klartext reden? Was sollte er denn bitte sagen? Saga wusste ja wohl, dass er kein Interesse an ihm hatte. Sie waren Freunde und Ruki wollte die Freundschaft nicht aufgeben, nur weil Saga temporäre romantische Gefühle für ihn hegte. „Du hast überhaupt kein Recht so was zu behaup-“, fing er schließlich an, seine Wut wieder geschürt, doch Saga hatte ihn plötzlich gepackt, hielt ihn eisern fest und presste seine Lippen auf die von Ruki. Er brauchte nur eine Sekunde, um zu realisieren, was Saga sich gerade erlaubte, und versuchte sich gewaltsam von ihm zu lösen, doch Saga ließ nicht locker und küsste ihn weiter, bis Ruki kurzerhand zubiss. Saga zischte auf und löste sich von Ruki, fasste sich an die Lippe, während Ruki schon ausholte und ihm eine Ohrfeige verpasste. „Hast du sie noch alle?“ Ruki war aufgesprungen und hatte etwas Abstand zwischen sie gebracht, bevor Saga sonst noch was versuchte. Dieser stand ebenfalls auf und sah auf Ruki runter. Ihre Blicke trafen sich und obwohl Ruki am liebsten weggeschaut hätte, blieb er standhaft. „Du hast echt null Ahnung was es bedeutet verliebt zu sein“, sagte Saga kalt und lief an ihm vorbei, verließ das Schlafzimmer und ließ einen mehr als verwirrten Ruki zurück. Was hatte dieser letzte Satz denn jetzt zu bedeuten? Natürlich wusste Ruki, was es bedeutete, verliebt zu sein. Saga konnte ihn mal und zwar kreuzweise, wenn er ihm so etwas unterstellte! Frustriert setzte er sich zurück auf sein Bett und verschränkte die Arme vor der Brust. Saga war so ein Arschloch! Aber das war es jetzt gewesen. Sollte er sich doch einen anderen Idiot suchen, in den er sich verliebte und Ruki würde sich einfach andere Freunde suchen. Gab ja schließlich genug Menschen in Tokyo! * Ruki quälte sich am nächsten Morgen aus dem Bett. Eigentlich hatte er recht gut geschlafen, dennoch fühlte er sich gerade etwas gerädert. Er gähnte herzhaft, zog sich eine graue Kapuzenjacke über und ging schnell ins Bad, ehe er noch einen Blick auf das ineinander verknäulte Pärchen in seinem Wohnzimmer werfen konnte. Spätestens der Blick in den Spiegel weckte ihn auf und holte ihn zurück auf den Boden der Tatsachen. Ruki seufzte. Er hatte Ringe unter den Augen und sein momentan schwarzes Haar hing matt und dünn an seinem Kopf herunter. Er sah furchtbar aus. Kein Wunder, dass er privat nie jemanden kennen lernte, der sich näher für ihn interessierte. Er würde sich auch nicht in sich selbst verlieben, wenn er jemand anderes wäre. Einigermaßen ansehlich war er nur, wenn er als Ruki unterwegs war, aber er hatte schnell gelernt, dass den meisten Leuten, die an seiner Hülle interessiert waren, nicht über den Weg zu trauen war. Saga litt wahrscheinlich auch an Geschmacksverirrung. Es war ja sowieso nicht normal, sich in einen Mann zu verlieben! Ruki musste an Sagas Vorwürfe von gestern denken. Natürlich wusste er, wie verliebt sein war! Es war vielleicht schon lange her, dass er das letzte Mal verliebt gewesen war, aber deswegen konnte Saga ihm so etwas nicht unterstellen. Vor allem nicht Saga, der seine Gefühle ja auch nur durch plumpe Anmachen zum Ausdruck brachte. Der sollte erst mal selbst lernen, wie man mit dem Menschen, den man liebte, umgehen sollte! Saga konnte ihn mal! Wieso nur hatte Ruki dennoch das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben? Saga hatte die Ohrfeige verdient, eigentlich hätte er es verdient gehabt, dass Ruki ihn dafür kastrierte! Das war jetzt schon das zweite Mal, dass er sich das erlaubt hatte. Vielleicht funktionierte diese Freundschaft einfach nicht mehr. Nachdem er im Bad fertig war, ging er in die Küche, kam dabei doch an Kai und Miyavi vorbei, die eng aneinander gekuschelt auf dem Boden lagen. Er stoppte kurz und betrachtete die beiden. So schlimm sahen zwei Männer zusammen auch nicht aus, oder? Eigentlich war er sogar neidisch auf Kai. Er wollte auch jemanden, der ihn so festhielt und am Morgen mit ihm aufwachte. Heute würde er ausgehen und sich umschauen. Vielleicht sollte er ja auch einfach auf eine Singleparty gehen. Wobei..nein, das war zu erbärmlich! Das hatte Ruki auch wieder nicht nötig! Er stapfte weiter in die Küche und schmiss die Kaffeemaschine an, öffnete das Fenster und steckte sich eine Zigarette an. Er hatte mal wieder nichts zu essen besorgt, also würde Frühstück wohl ausfallen, aber das war ihm egal. Essen wurde sowieso überbewertet. Er hörte gedämpfte Stimmen im Wohnzimmer. Wahrscheinlich hatte er die beiden anderen aufgeweckt, aber es ging sowieso schon fast auf Mittag zu und kurz darauf hörte er auch die Wohnungstür. Miyavi hatte sicher noch anderes zu tun. Kai hatte ihm erzählt, dass die arme Sau nicht nach der Tour frei bekommen hatte, wie Gazette. „Ruki?“ Als er sich umdrehte, stand Kai in der Tür und sah ihn unsicher an. Ruki drückte seine Zigarette aus und schloss das Fenster, da es langsam kalt wurde. „Das mit gestern tut mir echt leid. Es wird nicht wieder vork-“ „Schon okay!“, brummte Ruki und überraschte sich selbst mit dieser Reaktion. Er hatte Kai doch rausschmeißen wollen. Wieso war er jetzt so gnädig? „Du machst aber sauber überall da wo ihr… euch aufgehalten habt!“ Tbc. Kapitel 20: ------------ Ich denke, so langsam nähern wir uns dem Ende. Ich hab ja gerne runde Zahlen, aber ob es wirklich 25 Kapitel werden, weiß ich nicht. Ich denke nicht, dass es noch so viel Stoff gibt. Mal schauen, was noch mit Ruki und Saga passiert. Ehrlich gesagt, habe ich keinen Plan :P Ansonsten kehrt jetzt langsam wieder die Normalität ins Leben der einzelnen Charaktere ein. Das Kapitel ist demnach relativ „ruhig“, sprich es passiert nichts aufregendes, aber es sind alles kleine Szenen, die für ein geschlossenes Ende benötigt werden :) Kapitel 20 Aoi stand auf Uruhas Balkon, Zigarette in der einen Hand, Bierflasche in der anderen, und starrte in den Sonnenuntergang. Er fand sich gerade selbst ziemlich erbärmlich. Anstatt nach vorne zu schauen und nicht mehr über das Beziehungsende mit Kai nachzudenken, trauerte er ihm immer noch hinterher und betrat nicht mal mehr die gemeinsame Wohnung, obwohl er genau wusste, dass Kai mittlerweile übergangsweise bei Ruki wohnte. Dennoch konnte er nicht in die Wohnung. Alles erinnerte ihn dort an Kai. Natürlich machte es seine Situation auch nicht besser, wenn er hier bei Uruha versumpfte, aber solange sie Urlaub hatten und er zu viel Zeit zum Nachdenken hatte, war er lieber bei ihm und ließ sich ablenken. War er wirklich so ein schlechter Freund gewesen, der Kai nicht das gegeben hatte, was er brauchte? War es sein Fehler, dass Kai sich einem anderen zugewandt hatte? Seit jenem Abend, an dem er und Kai sich getrennt hatten und Aoi auf Miyavi losgegangen war, hatten sie praktisch kein Wort mehr miteinander gewechselt. Aoi war viel zu verletzt von den Geschehnissen, dass Kai tatsächlich hinter seinem Rücken mit seinem besten Freund angebandelt hatte, um auf ihn zuzugehen. Auch jetzt noch war er hin- und hergerissen zwischen Wut und Verzweiflung, wenn er nur daran dachte, was Kai ihm angetan hatte. Er sah zwar ein, dass auch er Schuld an der Trennung trug, aber gerade in den letzten Wochen hatte er sich doch Mühe gegeben, um das Ruder noch einmal rumzureißen. Trotzdem war er jetzt alleine, während Kai wahrscheinlich keinen Gedanken an ihn verschwendete, sondern sich mit seinem neuen Lover vergnügte. Es ging zwar nicht in seinen Kopf rein, wie man sich in seinen besten Freund verlieben konnte, aber scheinbar war es passiert, denn Kai hatte sich für Miyavi und gegen Aoi entschieden. „Hör auf an ihn zu denken. Das macht alles nur noch schlimmer.“ Aoi drehte sich um. Er hatte Uruha gar nicht kommen hören. Der Gitarrist hatte den Nachmittag mit einem Freund verbracht und war anschließend noch einkaufen gewesen, weil er genau wusste, dass Aois Kopf mit anderen Dingen beschäftigt war, als daran zu denken, essentielle Dinge wie Instantnudeln, Klopapier und natürlich Sake einzukaufen. „Ich denke doch gar nicht an ihn“, murmelte Aoi, obwohl Uruha natürlich wieder genau ins Schwarze getroffen hatte. Sie kannten sich mittlerweile einfach zu gut und wahrscheinlich schrie Aois ganzes Erscheinungsbild regelrecht nach „Post-Beziehungs-Depression“. „Fein. Dann kannst du ja nachher mit mir und Hikaru ausgehen und erzähl mir nicht wieder, dass dir nicht nach Ausgehen zumute ist. Du hockst nur in meiner Wohnung und vegetierst vor dich hin. So geht das auch nicht weiter“, sagte Uruha seufzend und Aoi wusste, dass er Recht hatte. Seit der Tour hatte er wirklich kaum die Wohnung verlassen, hing entweder seinen Gedanken nach, schaute sinnlose Fernsehsendungen oder schlug Zeit im Internet tot. „Wenn du nur hier rumhängst, wirst du nie über ihn hinwegkommen“, fügte Uruha hinzu und verschwand wieder in seiner Wohnung. Aoi nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette und wandte sich wieder der untergehenden Sonne zu. Vielleicht… vielleicht wollte er gar nicht über Kai hinwegkommen. Sie waren so lange zusammen gewesen und er hatte diese Trennung nie gewollt. Er hätte Kai sogar den Ausrutscher mit Miyavi verziehen. Ob er ihn vielleicht anrufen sollte, damit sie über alles reden konnten? Sich vielleicht doch wieder zusammen raufen konnten? Nein, so tief war er dann doch nicht gesunken. Kai konnte ihm gestohlen bleiben, wenn er lieber hinter seinem Rücken mit anderen Kerlen ins Bett sprang. Aoi würde heute mit Uruha ausgehen und sich amüsieren! * Rukis Hände spielten mit dem Saum seiner schwarzen Jacke, die er der Einfachheit halber angelassen hatte, als er hergekommen war. Er fühlte sich ein wenig unwohl, obwohl er schon seit knapp zwei Jahren mehr oder weniger regelmäßig herkam. Als Kai herausgefunden hatte, dass Ruki einen Therapeuten hatte und diesen mindestens alle zwei Wochen aufsuchte, wenn sie nicht gerade auf Tour waren, war er ziemlich erschrocken gewesen und hatte gleich mit ihm über seine Probleme sprechen wollen. Ruki hatte keine wirklichen Probleme. Es war eher so, dass er mit wachsendem Erfolg der Band an einem Punkt angekommen war, an dem er das Ganze nicht mehr richtig verstand und unwirklich fand. Musik war schon immer seine Leidenschaft gewesen und er war mehr als glücklich darüber, dass er es geschafft hatte, sie zu seinem Beruf zu machen und davon leben zu können. Andererseits kam ihm alles unglaublich verrückt vor, wenn er genau darüber nachdachte. Der Erfolg, die Tausende von Fans, die ihn teilweise wie einen Gott anbeteten, obwohl er doch eigentlich ein ganz normaler Mann war, der nicht mal besonders gut aussah, wenn er ungeschminkt war. Mit dem Erfolg waren so viele andere Aufgaben auf ihn zugekommen, obwohl er doch eigentlich nur Musik machen wollte und mehr nicht. Plötzlich hatte er zu nichts mehr Zeit, musste von A nach B und von B nach C, wurde wie eine Puppe angezogen, bekam nachts (bzw. tags oder wann immer es sich ergab – einen normalen Rhythmus hatte er nicht mehr) nur noch gute 5 Stunden Schlaf, er hatte außerhalb der Band praktisch kein Sozialleben mehr, weil Beziehungen (Freundschaften wie Liebeleien) einfach nicht funktionierten, wenn er ständig wochen- bis monatelang am Stück weg war. Davon abgesehen fühlte er sich oft, als hätte er für sich selbst keine Zeit mehr. Aber am schlimmsten war für ihn, dass er sich langsam nicht mehr wie ein Mensch fühlte, sondern wie ein Produkt, das von seinem Label gegängelt wurde. Den anderen erschien es nicht so zu gehen, aber Ruki hatte irgendwann ein Ventil gebraucht und sich nach einem Gespräch mit dem Bandmanager dazu entschlossen, mit einem Psychologen zu sprechen, um seinen Lebensstil besser verarbeiten zu können. Aufgeben wollte er ihn nicht, er wollte das Ganze nur besser greifen, besser verarbeiten können und er hatte schnell gemerkt, dass es ihm verdammt gut tat und half mit seinem Leben klarzukommen, wenn er mit einer außenstehenden Person, die absolut keine Relation zu seinem Leben hatte, sprach. Takahashi-san, sein Therapeut, half ihm dabei, sich wieder wie ein Mensch zu fühlen, der nicht einfach nur funktionierte, sondern auch lebte. Wie so oft in den letzten Wochen erzählte Ruki heute wieder von Saga und wie unwohl er sich bei der Sache fühlte. Seit jenem Abend, an dem er und Saga Kai und Miyavi überrascht und anschließend diesen Streit gehabt hatten, hatte Ruki nichts mehr von Saga gehört. Ruki war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. Er war so oft ruppig zu Saga, aber Saga ließ sich davon nie beirren, denn er wusste, dass es einfach Rukis Art war und nicht alles so gemeint war, wie der Sänger es rüber brachte. Jetzt meldete sich Saga gar nicht mehr und Ruki hatte die Befürchtung, dass er es sich diesmal wirklich mit seinem Freund versaut hatte. Saga war an diesem Abend ungewohnt ernst und wütend gewesen, als er gegangen war. Damit war er wohl auch im Recht, denn wenn Ruki über die letzten Wochen nachdachte, stellte er doch fest, dass er sich teilweise wirklich krampfhaft homophob verhalten hatte. Natürlich hatte er nichts gegen Schwule, schließlich war die Hälfte seiner Band schwul, aber er selbst war es eben nicht und so hatte er wahrscheinlich Angst, dass seine Männlichkeit untergraben wurde, wenn jemand wie Saga ihm Avancen machte. Wieso konnte es denn auch keinen natürlichen Instinkt geben, der veranlasste, dass sich Schwule nur in andere Schwule verlieben konnten und nicht in Heteromänner wie Ruki? Er fühlte sich auch nicht glücklich dabei, dass sich ein guter Freund in ihn verliebt hatte, denn wie man sah, klappte die Freundschaft seitdem nicht mehr wirklich. Er vermisste Saga. Er vermisste es, Zeit mit ihm zu verbringen, mit ihm rumzublödeln und Shoppen zu gehen. Er vermisste es, sinnlose Horrorfilme mit ihm anzuschauen, während sie dabei heißen Kakao tranken und Marshmallows hinein dippten. Er vermisste ja mittlerweile sogar die platten Anmachsprüche, die Saga gelegentlich brachte und die so typisch für ihn waren. Er vermisste die Unbekümmertheit, die Saga in sein Leben gebracht hatte, als Ruki sich erstmals dem Erfolgsdruck nicht mehr gewachsen gefühlt hatte. Saga war auch so etwas wie eine Therapie gewesen, weil er ihm gezeigt hatte, dass es egal war, was andere über ihn dachten, solange er nur selbst mit sich im Reinen war. So jemanden fand er doch nie wieder! „Vielleicht sollten Sie ihn einfach anrufen und sich entschuldigen“, riet ihm Takahashi-san, nachdem Ruki sein letztes Treffen mit Saga geschildert hatte. „Ja, vielleicht, aber ich glaube, er ist ernsthaft sauer auf mich und irgendwie traue ich mich deswegen nicht. Saga ist noch nie so sauer auf mich gewesen. Ich weiß gar nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich glaub, ich habe wirklich etwas kaputt gemacht“, seufzte Ruki und ließ von dem schwarzen Faden ab, den er mittlerweile erfolgreich aus einer Naht am Jackensaum gepuhlt hatte. Er hörte, wie der Stift seines Therapeuten über Papier kratzte und fragte sich, was für Notizen er sich machte. Normalerweise sprach Ruki mit ihm nur selten über Angelegenheiten aus seinem Liebesleben und Saga war ja auch nur… ja was war er jetzt? Ruki hatte keine Ahnung, ob sie nach all dem, was passiert war, noch Freunde waren oder sein konnten. Aber in letzter Zeit hatte er überraschend oft das Bedürfnis, während seiner Therapiesitzung von Saga zu erzählen. „Ist Saga Ihnen denn wirklich so egal im Bezug auf romantische Gefühle? Verstehen Sie mich nicht falsch, ich will Ihnen nichts unterstellen, aber so wie Sie von ihm sprechen, geht Ihnen die Sache doch sehr nahe und wenn Sie wirklich eine so gute Freundschaft pflegen, sollte eine Aussprache nicht allzu schwierig werden.“ „Ich habe keine Gefühle für Saga“, protestierte Ruki sofort. „Zumindest keine, die über Freundschaft hinausgehen. Er ist ein Mann und ich bin ein Mann! Das schließt sich für mich automatisch aus.“ „Homosexualität ist heutzutage etwas völlig Normales, Matsumoto-san. Es ist in unserer Kultur zwar noch stärker verpönt als anderenorts, aber es ist keineswegs etwas Abnormales.“ „Ich bin nicht schwul!“ „Auch Bisexualität ist heutzu…“ „Ich habe kein Interesse an Männern!“, wiederholte Ruki mit zusammen gekniffenen Zähnen. Gerade war wieder einer dieser Moment, wo er Tahahashi-san am liebsten sein Klemmbrett entreißen und ihm über den Schädel ziehen wollte. „Ich möchte Ihnen nur erklären, dass 90 bis 95 % aller Menschen laut Charles Kinsey bisexuelle Neigungen haben. Natürlich fallen diese Neigungen unterschiedlich stark aus, werden vermutlich in vielen Fällen niemals ausgelebt, dennoch sollten Sie dies im Hinterkopf behalten.“ „Ich sehe es doch an meiner Band, was das bringt! Mindestens zwei von ihnen reden jetzt nicht mehr miteinander, weil der eine dem anderen fremd gegangen ist und sie sich getrennt haben. So gern ich sie hab, aber können sie ihre Schwänze nicht bei sich behalten? Dann hätten wir das ganze Drama nicht! Wenn jetzt die Band darunter leidet, kastriere ich sie eigenhändig!“, knurrte Ruki und ballte dabei unbewusst seine Hände zu Fäusten. Kai hing immer noch bei ihm rum. Er fragte sich, ob er überhaupt nach Wohnungen suchte. Tokyo war groß und Kai musste nicht unbedingt auf’s Geld achten. So schwer konnte es doch nicht sein, etwas Passendes zu finden! Er nahm sich vor, gleich mit ihm über die Fortschritte seiner Wohnungssuche zu sprechen, wenn er nach Hause kam. „Ich möchte nur, dass Sie sich von dem Denken verabschieden, dass Homosexualität etwas Schlimmes oder Abnormales ist, Matsumoto-san.“ „Das weiß ich selbst!“, gab Ruki ungeduldig zurück und riss den Faden seiner Jacke ab, mit dem er zwischenzeitlich wieder rumgespielt hatte. „Man verliebt sich schließlich in das Innere eines Menschens und nicht in seine Geschlechtszugehörigkeit.“ Bei Takahashi-sans letztem Satz drehte sich Ruki langsam nach hinten und warf seinem Therapeuten, der auf einem Sessel am Fenster saß, Klemmbrett auf dem Schoß und Stift in der Hand, einen wahrlich tödlichen Blick zu. „Ja, ich glaub, ich gehe dann mal. Meine Zeit ist sowieso rum“, sagte er, ohne auf den letzten Kommentar seines Therapeuten einzugehen. Er stand auf, verabschiedete sich und verließ schnell das Behandlungszimmer. Vor der Praxis steckte er sich eine Zigarette an und spielte mit dem Gedanken, seine Therapie doch endlich abzusetzen oder sich einen anderen Psychologen zu suchen, der ihm nicht ständig erklärte, wie normal und okay es doch war, schwul zu sein. Schon bei seinem letzten Besuch hatte er Andeutungen in diese Richtung gemacht. Ruki hatte von seinem Zusammenbruch während der Tour erzählt, den der Therapeut gleich auf Saga zurückgeführt hatte, obwohl Ruki mehrmals erwähnt hatte, dass er einfach nur übermüdet, hungrig und gestresst gewesen war, außerdem an dem Streit mit Kai zu knabbern gehabt hatte und als die beiden Gitarristen ihn noch bedrängt hatten, hatten seine Nerven den Geist aufgegeben. Was hatte das denn bitte damit zu tun, dass Saga am Vorabend versucht hatte, ihn zu küssen? * Kai saß bei Ruki zuhause und chattete wie ein verliebter Teenager mit Miyavi per MSN. Er fühlte sich ungefähr 10 Jahre zu alt dafür, aber es war einfach zu lustig, um damit aufzuhören und wo er MSN doch extra dafür installiert hatte, musste er es auch nutzen. Sie hatten beide ihre Webcam angestellt und Miyavi hatte sich, wahrscheinlich extra um Kai zu ärgern, oben ohne vor seinen Laptop gesetzt und schickte Kai ständig zweideutige Nachrichten mit schlüpfrigen Emoticons, die diesen zum Lachen brachten. Leider fand der Spaß ein jähes Ende, als Ruki nach Hause kam und Kai mit einem „Wir müssen mal reden“ begrüßte. Kai verabschiedete sich von Miyavi, versprach ihn später anzurufen und schenkte anschließend Ruki seine Aufmerksamkeit. Er merkte, dass er ziemlich gestresst aussah, obwohl sie doch Urlaub hatten und Ruki nicht ständig von Termin zu Termin rennen musste, wie üblich. „Ist irgendwas? Du siehst ein bisschen fertig aus“, merkte er vorsichtig an. Ruki nickte und seufzte. „Ich war heute bei meinem Therapeuten und irgendwie… ach, es ist einfach nicht so toll gelaufen, aber darüber wollte ich mit dir eigentlich nicht sprechen.“ „Sondern?“ „Über deine Wohnungssuche!“ Kai biss sich auf die Unterlippe. Er verbrachte momentan seine Freizeit mit allem möglichen und unmöglichen – minus nach Wohnungen zu suchen. Ihm gefiel die kleine Wohngemeinschaft mit Ruki ziemlich gut und er konnte sich absolut nicht vorstellen, alleine zu wohnen. Er hatte gehofft, dass Ruki sich an ihn gewöhnen und immer um sich herum haben wollen würde. Sah er denn die Vorteile eines Mitbewohners nicht? „Also das mit der Wohnung“, fing er an und überlegte, wie er es Ruki am besten sagen sollte. „Naja, bisher hab ich nicht so wirklich etwas Passendes gefunden und eigentlich wollte ich dich fragen, ob ich nicht einfach hier bleiben kann.“ „Für wie lange?“ „Na für immer!“, fügte Kai zögerlich hinzu. Er hatte gehofft, dass er das mit seiner letzten Aussage klar gemacht hatte, aber Ruki schien wenig begeistert und starrte ihn kurz mit aufgerissenen Augen an, ehe er sich wieder fing und sich räusperte. „Also Kai, ich hab echt nichts dagegen dich bei mir zu haben, aber eben nur vorrübergehend. Ich bin der Typ Mensch, der lieber alleine wohnt, anstatt ständig Gesellschaft zu haben. Ich dachte, das wäre dir klar. „Ja schon“, gab Kai enttäuscht zu, „aber ich hatte gehofft, dass es dir doch gefällt mit mir zusammen zu wohnen und ich bleiben darf.“ „Hier ist doch noch nicht mal Platz für zwei. Du kannst auf Dauer nicht im Wohnzimmer kampieren.“ „Ja, ich weiß ja. Es ist nur so… ich mag einfach nicht alleine wohnen. Ich finde den Gedanken daran, ständig alleine zu sein, ganz furchtbar. Bisher habe ich noch nie ganz alleine gewohnt.“ „Hast du denn schon mal daran gedacht, mit Miyavi zusammen zu ziehen? Er hätte da sicher nichts dagegen und bei ihm musst du bestimmt auch nicht auf dem Sofa schlafen“, schlug Ruki vor. Natürlich hatte sich Kai diese Idee selbst schon mehrmals durch den Kopf gehen lassen und er war sich ziemlich sicher, dass Miyavi sich über ihn als Mitbewohner freuen würde. Kai war aber immer noch der Ansicht, dass er es mit Miyavi langsam angehen lassen sollten und zusammen ziehen stand dabei außer Frage. Es sah also ganz danach aus, als würde er sich tatsächlich eine eigene Wohnung suchen müssen, denn ansonsten kannte er niemanden, der sich nach einem Mitbewohner umschaute und mit jemand wildfremdes wollte er auch nicht gerade zusammen ziehen. Vielleicht sollte er einfach wieder zu seiner Mutter ziehen. Die nahm ihm wenigstens die Aufgaben im Haushalt ab und sein altes Zimmer gab es ja auch noch. „Nee, also mit Miyavi kann ich jetzt noch nicht zusammen ziehen“, erklärte er Ruki, „gib mir noch ne Woche, dann bin ich weg, okay?“ „Okay. Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Ich will dich nicht von jetzt auf gleich loswerden. Ich wollte nur klarstellen, dass das hier keine Lösung auf Dauer sein kann.“ Kai nickte und lächelte matt. Sein Laptop war ja noch an. Da konnte er sich gleich nach Wohnungen umschauen und so wenigstens schon mal seinen guten Willen zeigen. Und wer wusste es schon, vielleicht fand er ja die perfekte Traumwohnung, in die er sogar gerne ziehen würde! * Das Gespräch mit Kai war besser als erwartet gelaufen, jetzt musste er sich nur noch bei Saga entschuldigen und dann war hoffentlich Rukis Welt wieder in den Fugen. Sein Vorhaben wollte er auch gleich in die Tat umsetzen. Nach einem schnellen Abendessen hatte er sich geduscht und umgezogen und stand jetzt vor dem Haus, in dem Saga wohnte. Er war ein bisschen nervös – Entschuldigungen fielen ihm nicht unbedingt leicht – aber er hoffte, dass Saga es nicht bemerken würde und ihm vor allen Dingen auch verzeihen würde. Er drückte auf die Klingel und wartete, dass Saga sich meldete, allerdings blieb die Gegensprechanlage stumm. Scheinbar war er nicht zuhause. Ruki hatte vorher nicht angerufen, weil er die Sache Face to Face klären wollte und nicht am Telefon. Das wäre ihm feige vorgekommen. Er hatte sich schon wieder umgedreht, um zu gehen, als es doch in der Leitung knackste und Saga sich meldete. „Hey, hier ist Ruki. Kann ich hochkommen? Ich würde gerne mit dir reden.“ Für einen Moment herrschte wieder Stille und Ruki dachte schon, Saga würde ihn einfach so stehen lassen, weil er ihn nicht sehen wollte. Dann jedoch hörte er den Türsummer und drückte die Tür schnell auf. Gesagt hatte Saga dennoch nichts und so hoffte Ruki, dass er ihn auch wirklich sehen wollte und ihm nicht nur kurz den Kopf abreißen und dann die Treppe runterschubsen wollte, weil Ruki ein Idiot war und eine solche Behandlung verdient hatte. Saga wohnte im dritten Stock. Ruki war ewig nicht mehr hier gewesen, weil sie sich meistens auswärts oder bei ihm trafen und er war sich nicht sicher, ob sein Herz gerade etwas raste, weil er die Treppen nahm oder weil er ein bisschen Angst davor hatte, Saga gegenüber zu treten. Als er im dritten Stock ankam, lehnte Saga mit verschränkten Armen in seinem Türrahmen und verfolgte mit seinen Augen jede seiner Bewegungen. Ruki schluckte. Wo war sein unantastbares Ego, wenn er es mal brauchte? Wieso fühlte er sich bei Sagas Anblick plötzlich ganz klein? tbc. Eigentlich wollte ich ja noch schreiben, wie das Gespräch mit Saga läuft, aber das weiß ich selbst noch nicht wirklich. Kapitel 21: ------------ “Ich wollte mich bei dir entschuldigen”, sagte Ruki geradeaus, kaum dass Saga ihn in seine Wohnung gebeten hatte. Ruki war immer ein direkter Mensch gewesen und auch jetzt wollte er nicht um den heißen Brei herum reden. Da Saga ihn bis jetzt ja sowieso gemieden hatte, brachte es auch gar nichts, dieses Gespräch weiter aufzuschieben, Ruki wollte jetzt Klartext mit seinem Freund sprechen und ihre Freundschaft wieder in Ordnung bringen. Denn das war es, was er sich wünschte. Er hatte lange nachgedacht über sich und Saga, über Homosexualität und Homophobie, und war dabei zu dem Schluss gekommen, dass er Saga wirklich nicht das geben konnte, was er sich wünschte. Er konnte sein Leben nicht von jetzt auf gleich umkrempeln. Er hatte immer Frauen gemocht und er konnte es sich einfach nicht vorstellen, mit einem Mann etwas anzufangen, mit einem Freund schon gar nicht. Das war irgendwie seltsam. Seinen Therapeuten würde er am besten auch feuern. Das war doch nicht normal, dass der ihm praktisch einredete, es doch mal mit einem Mann zu versuchen. Vielleicht interpretierte er auch zu viel in seine Worte rein, aber das heutige Gespräch machte ihn rückwirkend richtig wütend. Aber für solche Gefühle war jetzt keine Zeit und seine Wut verpuffte angesichts Saga auch sofort wieder. „Es tut mir leid, dass ich dir oft so gegen den Kopf stoße. Ich weiß selbst, dass meine Art manchmal richtig unliebenswürdig ist und eigentlich versuche ich, das zu lassen, aber bis jetzt bricht es doch noch ständig aus mir raus. Dabei macht es ja gar keinen Sinn unfreundlich zu den Menschen zu sein, die man mag“, seufzte er. Eigentlich ging es ja gar nicht darum, aber das war auch so eine Sache, die Ruki nicht an sich verstand. Er hatte gar keinen Grund dazu, ständig so ruppig zu sein, schließlich hatte er tolle Freunde und die sollte er nicht wegen schlechter Laune von sich stoßen. Saga schien an diesem Spleen von Ruki auch nicht besonders interessiert zu sein, denn er machte eine ungeduldige Handbewegung. „Ja, ja, das kennen wir doch schon, aber darum geht es doch jetzt nicht, oder? Für was wolltest du dich entschuldigen?“, fragte er und klang nun seinerseits etwas unfreundlich. „Unseren Streit, meine Art mit dir umzugehen, nur weil du mich magst. Du hast recht, ich verhalte mich manchmal wirklich homophob, dabei hab ich eigentlich gar nichts gegen Schwule. Ich fühle mich wahrscheinlich nur in meiner Männlichkeit angegriffen, wie so viele andere Männer auch, die sich auch gleich einbilden, alle wären scharf auf ihren Hintern. Es tut mir leid, dass ich diese Vorurteile habe, aber…“ „…aber ich macht es dir auch nicht immer leicht, was?“, beendete Saga Rukis Satz, welcher nur zögerlich nickte und dann Saga unsicher ansah. Er wollte nicht wieder etwas Falsches sagen, was ihren Streit womöglich noch schlimmer machte oder zum endgültigen Bruch führte. „Du verletzt mich mit deinen Worten wirklich manchmal ganz schön, aber mir ist auch bewusst geworden, dass mein Verhalten nicht immer ganz korrekt ist. Du hast mir immerhin schon mehrmals klar gemacht, dass du an mir oder Männern allgemein nicht interessiert bist, aber das hat mich nicht davon abgehalten, mich trotzdem an dich ranzumachen“, sagte Saga ernst und überraschte Ruki ziemlich mit seinen Worten. Natürlich wusste er, dass auch ein meistens zu Späßen aufgelegter Saga seine ernsten, besinnlichen Seiten hatte, doch gerade klang er fast resignierend, traurig und Ruki wollte am liebsten abhauen, damit er Saga nicht nochmal klipp und klar sagen musste, dass sie beide keine Zukunft hatten. Wenn Saga wirklich so sehr in ihn verliebt war, wie er immer behauptete, würde das sicher nicht leicht für ihn werden. Unerfüllte Liebe war für jeden schmerzhaft. „Hör mal, was ich dir sagen wollte: ich glaube nicht, dass ich unter Verdrängung meiner Sexualität leide. Ich glaube einfach, nein, ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass Männer einfach nicht mein Ding sind. Tut mir ja leid, aber…so ist es nun mal. Ich will nicht sagen, dass das für den Rest meines Lebens so bleiben wird, aber momentan kann ich mir eine Beziehung zu einem Mann einfach nicht vorstellen. Tut mir leid“, erklärte er Saga vorsichtig und schaute ihn dabei so entschuldigend wie möglich an. Jemanden zurückweisen war einfach immer scheiße und deswegen fühlte er sich jetzt auch richtig beschissen, aber vielleicht konnten sie nach diesem Gespräch auch einfach wieder nach vorne schauen oder nochmal neu anfangen. Natürlich war es etwas komisch zu wissen, dass einer seiner besten Freunde in ihn verliebt war, aber das war kein Grund, um eine Freundschaft zu beenden. Gute Freundschaften überstanden auch so etwas. Saga seufzte und schwieg einen Moment, schloss kurz die Augen und nickte dann. „Okay. Akzeptiert. Ich meine… für eine Weile hab ich mir wohl wirklich eingebildet, dass ich dich rumkriegen kann und natürlich wäre das auch schön gewesen, aber so was kann man eben nicht erzwingen und wenn du dir so sicher bist, dass du nichts für mich fühlst, dann akzeptiere ich das jetzt so und lasse dich in Zukunft in Frieden“, erwiderte der Bassist leise und mit schwerer Stimme. Ruki wusste, dass er ihn enttäuscht hatte, aber es brachte ja nichts, irgendetwas zu erzählen, wohinter er nicht stand und es war nun mal gegen seine Natur, sich auf einen Mann einzulassen. „Aber wir bleiben doch weiter befreundet, ja?“, schickte er bei Sagas letzten Worten zögerlich hinterher. Mit dem in Frieden lassen meinte er sicherlich nur, dass es keine Annäherungsversuche mehr gab. Zu seinem Entsetzen nickte Saga nicht sofort, sondern sah Ruki einige Momente stumm an, ehe er wieder das Wort ergriff. „Ich glaube nicht, dass das im Moment möglich ist.“ „Aber Saga!“ Ruki war richtig laut geworden, weil er nicht glauben konnte, dass Saga jetzt auch noch ihre Freundschaft beenden wollte. Er war doch gerade gekommen, um diese zu retten. „Ruki, du musst auch akzeptieren, dass ich jetzt lieber Abstand haben und dich nicht mehr sehen will. Tut mir leid, wenn das jetzt schwer für dich ist, aber ich kann es mir momentan nicht vorstellen, dich ständig zu sehen und zu wissen, dass ich dich nicht haben kann.“ Saga sah Ruki so eindringlich an, dass dieser schulbewusst den Blick senkte. Natürlich konnte er verstehen, dass Saga ihn jetzt nicht sehen wollte, aber in ihm drin brach der Trotz wieder hervor und er musste stark mit sich ringen, um diesen wieder runterzukämpfen. Er wollte Saga nicht noch mehr Gründe geben, ihn nicht mehr sehen zu wollen, weil Ruki wieder seine „Ruki bekommt alles, was er will“-Attitüde an den Tag legte. Saga stand auf und Ruki nahm dies als Zeichen, dass er ihn jetzt mehr oder weniger aus seiner Wohnung werfen würde. Er stand also ebenfalls auf, warf Saga einen traurigen Blick zu, folgte ihm dann jedoch in den Flur. „Ich kann verstehen, dass du so denkst, aber ich finde es auch sehr schade. Du hast ja meine Nummer, ruf mich an, wann immer du willst, okay?“, bot er an und Saga nickte, öffnete die Tür. „Also, bis dann!“ Ruki drehte sich nochmal um, nachdem er auf den Knopf für den Fahrstuhl gedrückt hatte. Er erhaschte noch einen kurzen Blick auf Saga, bevor dieser die Tür verschloss. Dann blieb ihm nur noch die Sicht auf die weiße Tür. Er fragte sich, wann er wohl das nächste Mal durch sie gehen würde. Ob er das überhaupt nochmal tun würde. * Ruki legte die Schlüssel auf seinen Schuhschrank, als er seine Wohnung betrat. Er war direkt von Saga her gekommen, hatte zwar kurz mit dem Gedanken gespielt, in Selbstmitleid in irgendeiner Kneipe zu versinken, hatte sich aber dagegen entschieden. Ja, das Gespräch war nicht so verlaufen, wie er sich das vorgestellt hatte, aber eigentlich hätte er mit so etwas rechnen müssen, nachvollziehen konnte er es jetzt auf jeden Fall und vielleicht war es wirklich das beste, dass sie sich erst mal nicht sahen. In ein paar Wochen oder Monaten sah die Sache vielleicht ganz anders aus. Er hatte gehofft, dass Kai noch wach war und er ihm davon erzählen konnte, doch zu seiner Enttäuschung war es dunkel in der Wohnung und das Licht, das vom Flur ins Wohnzimmer schien, zeigte ihm Kais Umrisse auf dem Boden. Kai war immer so diszipliniert und ging relativ früh ins Bett, stand aber morgens auch entsprechend früh auf und weckte Ruki deswegen oft. Nicht zuletzt ein Grund, wieso Ruki wieder seine Ruhe haben wollte. Sein Schlaf war ihm heilig und auf Tour oder während Aufnahmen bekam er so wenig davon, dass er in seiner freien Zeit besonders darauf bestand. Er ging ins Bad und machte sich auch für’s Bett fertig, denn etwas mit sich anzufangen wusste er nun auch nicht mehr und vielleicht sollte er einfach mal früh schlafen gehen. Das war leichter gedacht als getan, denn natürlich konnte Ruki zunächst nicht einschlafen und musste nach kurzer Weile auch verärgert feststellen, dass das Brummen, das er manchmal in den Ohren hatte, heute besonders laut war. Oh wie er Tinnitus hasste! Genervt stand er auf und holte seinen iPod, ließ sich von aggressiver Musik beschallen, die jegliches Brummen erfolgreich übertönte, das eigentliche Problem seiner Ohren aber sicher auch nicht besser machte. * Miyavi war mit der Gesamtsituation völlig unzufrieden. Vor drei Wochen hatte Ruki Kai praktisch rausgeworfen und hatte Miyavi anfangs noch angenommen, dass Kai sein Vorhaben, sich eine eigene Wohnung zu suchen, weil er dort ständig alleine sein würde und dies nicht mochte, nicht in die Tat umsetzen würde, sondern zu ihm, seinem neuem quasi-Freund ziehen würde, so wurde er schnell eines Besseren belehrt. Kai war tatsächlich mit seinen 26 Jahren zurück zu seiner Mutter gezogen! Miyavi konnte immer noch nicht glauben, dass er diesen Kampf gegen Kais Mutter verloren hatte. Ihm war nie aufgefallen, dass Kai ein Muttersöhnchen war, aber scheinbar war das genau der Fall, denn Kai erzählte ihm ständig, wie froh er doch war, wieder zuhause zu wohnen und seine Mutter öfter sehen zu können. Miyavi würde seine Mutter auch gerne öfter sehen. Aber nicht jeden Tag! Und es nervte ihn auch, dass er ständig Kais Mutter sah, wenn er seinen Freund besuchte. Nicht, dass er etwas gegen sie hatte, aber es war schon ein komisches Gefühl, seinen Freund zu küssen oder anzufassen und zu wissen, dass ein Zimmer weiter die Mutter saß und praktisch jede Sekunde ins Zimmer platzen konnte. Miyavi fühlte sich wie mit 15, als er heimlich mit seinen Freundinnen und Freunden unter dem Deckmantel des gemeinsamen Hausaufgabenmachens rumgeknutscht hatte. An Sex war selbstverständlich überhaupt nicht zu denken! Kai schien das ganze überhaupt nicht zu stören, er betonte immer wieder, dass es praktisch eine Wohngemeinschaft war und er weniger Sohn als Mitbewohner war, aber Miyavi konnte sich mit dieser Situation überhaupt nicht anfreunden. Er wusste auch gar nicht, was Kais Mutter von ihm dachte. Sie wusste bestimmt nicht davon, dass Kai und er gerade ihre Freundschaft etwas ausbauten. „Hallo Miyavi“, wurde er auch schon freundlich von besagter Dame begrüßt, nachdem er bei Kai geklingelt hatte. In den letzten Wochen war er öfter hier gewesen, um etwas Zeit mit Kai zu verbringen und um ihn natürlich endgültig zu erobern. Er hatte keine Ahnung, welche Zeitspanne Kai mit „es langsam angehen“ meinte und er wollte ihn ja auch nicht drängen, aber damit Kai ihn nicht vergaß, kam er so oft wie möglich vorbei. Über Nacht war er aber bisher nie geblieben, da sie einerseits keine kleinen Jungs mehr waren, die beieinander übernachteten und andererseits ja auch kein Paar waren und er wollte nicht, dass Kais Mutter schlecht von ihm dachte. „Hallo“, strahlte er, „ist Kai da? Wir waren verabredet.“ Nun, das stimmte nicht so ganz. Er hatte Kai vor ein paar Stunden eine SMS geschrieben, in der er ihm mitgeteilt hatte, dass er heute vorbei kommen würde. Von Kai war bisher keine Antwort gekommen, weswegen er davon ausging, dass das mit seinem Besuch in Ordnung ging. Und tatsächlich, Kai war zuhause, saß in seinem Zimmer an seinem Schreibtisch und haute auf den Tasten seines Laptops herum. „Hey, arbeitest du schon wieder?“, erkundigte sich Miyavi, als er den kleinen Raum betrat, in den außer dem Tisch, dem Stuhl auf dem Kai gerade saß und ein Schrank nicht viel reinpasste. Kais Futon lag zusammengerollt unter dem Fenster. Hier konnte man sich doch gar nicht wohl fühlen. Miyavi konnte wirklich nicht nachvollziehen, wie man lieber hier als in einer geräumigeren Wohnung leben konnte. „Oh hi“, lächelte Kai und stand auf, begrüßte Miyavi mit einem kurzen Kuss auf den Mund. „Nein, eigentlich hab ich grad ´ne Mail an einen Freund geschrieben, aber das kann noch warten. Willst du nen Tee oder so?“ Miyavi schüttelte den Kopf und hielt Kai fest, als der schon halb aus der Tür war, um in die Küche zu gehen. „Ich will dich!“, grinste er und klaute sich gleich noch einen Kuss, ehe er Kai nach unten auf den Boden zog, den Futon ausrollte und ihn darauf drückte. „Sag mal“, fing er an, als er Kai unter sich auf den Futon gepinnt hatte, „weiß deine Ma eigentlich von dir und mir?“ Kai lächelte ihn entschuldigend an, schüttelte dann jedoch den Kopf. „Nein, ich meine, wir sind ja nicht zusammen. Ich hab ihr zwar erzählt, dass Aoi und ich nicht mehr zusammen sind, aber ich hab ihr nicht von dir erzählt. Sie würde das bestimmt nicht gut heißen, wenn sie wüsste, dass wir so etwas Lockeres haben. Hat ja schon lange genug gedauert, bis sie sich damit abgefunden hat, wohl keine Enkelkinder zu kriegen und we…“ „…also von mir kann sie gerne Enkelkinder kriegen“, unterbrach Miyavi Kai und grinste breit. „Und wie genau willst du das anstellen?“, stellte Kai prompt die Gegenfrage und legte die Stirn in Falten. „Na mit Adoption oder Leihmutterschaft. Das geht doch heutzutage alles irgendwie. Aber um nochmal auf’s Thema zurückzukommen: ich vermisse es, mal wieder Erwachsenenkram mit dir zu machen!“ „Und was hält dich davon ab?“ „Na deine Mutter!“ Kai brach in Gelächter aus, während Miyavi da nicht wirklich drüber lachen konnte. Gut, das hatte sich jetzt schon lustig angehört, aber im Prinzip war es eine ernste Sache. „Ich meine, sie kann jeden Moment herein kommen und wenn sie uns so sieht…“, führte er seine Gedanken weiter aus, Kai schien die Sache aber eher gelassen zu betrachten. „Na dann sieht sie uns eben so.“ „Aber du hast doch gerade selbst gesagt, dass ihr so was nicht gefallen würde.“ „Ja schon, aber erstens kommt sie nie ungebeten in mein Zimmer rein und zweitens finde ich es zwar besser, ihr noch nichts von dir und mir zu erzählen, aber wenn sie es erfährt, dann ist es eben so. Ich will es jetzt nicht krampfhaft vor ihr geheim halten oder so.“ „Aha.“ Miyavi ließ von Kai ab und setzte sich auf. Irgendwie hatte er ja gehofft, dass seine Argumente plausibel genug klingen würden, dass Kai sich den Gedanken von einer eigenen Wohnung doch noch mal durch den Kopf gehen lassen würde. Wie konnte ein 26jähriger Mann nur so versessen darauf sein, bei seiner Mutter zu wohnen? „Jetzt schau doch nicht so. Es ist wirklich okay, wenn wir was machen“, erklärte Kai versöhnlich, verschränkte seine Arme in Miyavis Nacken und zog ihn zu einem innigen Kuss heran. Miyavi schloss die Augen und vergaß für einen Moment seine Bedenken, versuchte es sogar zu ignorieren, wenn er vor Kais Tür Schritte hörte oder das Klappern von Geschirr in der Küche. Eigentlich hätte er auch nicht von Kais Mutter erwartet, dass sie aufdringlich oder taktlos war und ungefragt ins Zimmer ihres Sohnes platzte, doch als Miyavi schon mit nacktem Oberkörper und aufgeknöpfter Jeans neben Kai lag und plötzlich eine Stimme vom Flur aus „Yu-chan, hast du noch Wäsche?“, rief, war es für Miyavi zu viel. Er sprang auf, verschloss seine Hose und zog sich sein Shirt – in der Hast linksrum – über den Kopf. „Nein, nein, nein!“, stieß er aufgebracht hervor. „Ich kann das nicht! Ich werde dich hier nicht mehr besuchen kommen!“ „Was ist denn? Sie ist schließlich nicht reingekommen!“ Kai lag noch immer auf dem Futon und sah Miyavi jetzt trotzig an. „Darum geht es aber nicht. Ich finde es total komisch hier heimlich mit dir rumzumachen und nebenan sitzt seine Mutter. Das geht nicht! Wir sind keine Teenager mehr. Wir sind erwachsen und ich will ein normales Sexleben, wo ich so laut sein kann, wie ich will!“, schnaufte Miyavi. Er konnte sich gerade noch so beherrschen, nicht mit den Armen in der Luft herum zu fuchteln und als Witzfigur zu enden. „Ich mache das nicht mehr mit! Erst stand Aoi im Weg und jetzt deine Mutter. Wenn du dich für oder gegen mich entschieden hast, kannst du mich ja anrufen!“ „Jetzt warte mal!“ Kai war aufgestanden und hatte eine Hand auf Miyavis Arm gelegt. „Das stimmt doch so gar nicht. Meine Mutter hat doch mit uns nichts zu tun.“ „Das vielleicht nicht, aber solange du nicht dazu in der Lage bist, Entscheidungen zu treffen und dein Leben selbst in die Hand zu nehmen, hab ich einfach keine Lust mehr auf das Ganze. Ich verstehe ja, dass du nicht mit mir zusammen ziehen willst, aber zurück zu deiner Mama? Kai, du bist ein erwachsener Mann.“ „Ja, du hast ja Recht“, quiekte Kai nun elendig und fuhr sich durch die Haare. „ich bin einfach unselbständig. Ich mag nicht alleine sein. Das ist nichts für mich und hier ist es halt am Unkompliziertesten.“ Miyavi strich Kais verwuschelte Haare glatt und streichelte ihm anschließend über die Wange. Sein kleiner Wutausbruch tat ihm fast schon ein wenig leid, aber scheinbar hatte er ja wenigstens etwas bezweckt. Er konnte förmlich sehen, wie es hinter Kais Stirn ratterte. Vielleicht brauchte der Drummer ab und zu einfach mal einen Schubs (oder Arschtritt) in die richtige Richtung. „Das stimmt doch gar nicht, du bist nicht unselbständig. Und bei deinem Arbeitspensum bist du doch sowieso immer beschäftigt und nie alleine. Und wenn doch, dann kannst du zu mir kommen“, sagte Miyavi versöhnlich und drückte Kai einen Kuss auf die Stirn. „Und wenn du nicht da bist?“ Kai schob schmollend die Unterlippe nach vorne und sah ihn ebenso schmollend an. „Dann gehst du eben zu Ruki“, schlug Miyavi grinsend vor. „Der freut sich bestimmt!“ Auch Kai kicherte nun und lehnte sich an Miyavis Schulter, umarmte ihn. „Na gut, ich schau mir morgen mal Wohnungsanzeigen an, okay?“ „Wieso nicht jetzt?“, bot Miyavi an, „ich hab doch gesagt, ich fass dich hier nicht mehr an. Dann können wir genauso gut nach Anzeigen schauen – und ich filtere alles raus, was nicht bei mir in der Nähe ist!“ Kai knuffte ihm in die Seite, nahm aber seinen Laptop von seinem Schreibtisch und setzte sich neben Miyavi, der es sich wieder auf dem Futon bequem gemacht hatte. * Tatsächlich hatte Miyavi Kai derart gegängelt, dass sie am nächsten Tag schon gemeinsam ein paar Wohnungen besichtigten. Einige der Räumlichkeiten waren sehr schick und modern, andere dagegen ziemlich heruntergekommen, aber Kai musste zum Glück nicht wirklich auf die Miete achten, da die Company ihren Musikern für gewöhnlich sowieso die Miete zahlte. Außerdem suchte er nur nach etwas Kleinem, da ihm in einer großen Wohnung sicher früher oder später die Decke auf den Kopf fiel. Schlussendlich entschied er sich für eine kleine, schnucklige Dreizimmerwohnung. Hier war Platz genug für ein kleines Schlafzimmer, ein Arbeitszimmer und ein Wohnzimmer. Die Einbauküche hatte außerdem alles, was Kai brauchte, wenn er mal wieder den Kochlöffel schwang. In den letzten Jahren hatte er so selten gekocht, dass er wahrscheinlich gar nichts Besonderes mehr hinbekam, aber für Spaghetti und Pizza würden seine Fähigkeiten schon noch ausreichen. In den kommenden Wochen besuchte er noch ein paar Möbelhäuser, da er beschlossen hatte, abgesehen von seinen persönlichen Sachen, nichts aus seiner alten Wohnung mit Aoi rüber zu nehmen. Es gefiel ihm außerdem, zum ersten Mal Möbel auszusuchen, die nur ihm gefallen mussten. Das machte den Kauf unglaublich leichter, da Kai sich auf keine Diskussionen oder Kompromisse einlassen musste. Das Endergebnis ließ sich in seinen Augen auch wirklich sehen, seine kleine Wohnung war äußerst schick und geschmackvoll eingerichtet. Tatsächlich fiel es ihm auch nicht so schwer wie anfangs angenommen, alleine zu wohnen. Eigentlich erkannte er sogar die Vorteile darin, auch mal komplett seine Ruhe zu haben und wenn ihm doch nach Gesellschaft war, dann rief er einen seiner Freunde an oder lief zu Miyavi, der nur 10 Gehminuten von ihm entfernt wohnte. Der Umgang mit Aoi war nach wie vor schwierig. Die musikalische Zusammenarbeit litt zwar nicht darunter, aber zwischenmenschlich herrschte immer noch Eiszeit zwischen ihnen. Die Trennung lag nun schon über zwei Monate zurück, und Kai befand, dass es vielleicht an der Zeit war, sich wieder etwas anzunähern, ehe die nächste Tour anstand und sie wieder gezwungenermaßen aufeinander hocken würden. Deswegen beschloss Kai, eine kleine Einweihungsparty zu schmeißen, zu der er auch Aoi einladen würde. Wenige Tage nachdem er dieses Vorhaben beschlossen hatte, sprach er den Gitarristen nach der Bandprobe an. „Ähm okay, ich schaue mal, ob ich kann“, sagte sein Ex-Freund kurz angebunden und wandte sich dann schon wieder von Kai ab, um seine Sachen zu packen. „Überleg’s dir, ja? Ich würde mich echt freuen“, betonte Kai nochmal, als Aoi sich nuschelnd von ihm verabschiedete und schon halb zur Tür raus war. Er war sich ziemlich sicher, dass Aoi die Einladung nicht annehmen würde, aber es gab ja noch Uruha und Uruha würde Aoi sicherlich mitschleppen. Kai hätte sich natürlich auch so mit Aoi verabreden können, aber er befand, dass die Party eine ungezwungenere Atmosphäre hatte und die Leute und der Alkohol Aoi vielleicht etwas lockerer machen würden. TBC. ------ Ja, ich weiß, es ist wieder lange her, dass ich geupt habe, aber diesmal hatte ich einen guten Grund: meine Examensarbeit :P Und mein Uniabschluss war mir dann doch etwas wichtiger *g* Nunja, das Ding umfasst 80 Seiten und wartet drauf gebunden und abgegeben zu werden :D Nach diesem Kapitel wird es noch ein letztes geben. Vermutlich wird das etwas länger, da ich plane, nochmal auf sämtliche „Pairings“ dieser Geschichte einzugehen. Ich hoffe, ich vergesse keins *g* Dies Fic hat eindeutig zu viele schwule Menschen *lol* Sorry an alle diejenigen, die sich erhofft haben, dass Ruki noch was mit Saga anfängt. Eigentlich war das mal so geplant, ich hab mich aber dagegen entschieden, weil es mich selbst nervt, wenn in allen Fics die Kerle immer wie selbstverständlich schwul werden. Und mein Ding ist es eh nicht, viele Pairings in einer FF zu haben. Kapitel 22: ------------ Fest entschlossen, dass sich heute endlich etwas ändern würde, lief Nao die Stufen zu Shous Wohnung hoch. Er war ihr ewiges Katz und Maus Spiel langsam leid. Zwar hatte er immer gehofft, dass Shou sich irgendwann doch überwinden und auf ihn zukommen würde, aber da dies bisher nicht passiert war, würde er jetzt einfach die Sache in die Hände nehmen. Er wollte nicht mehr im Mittelpunkt der Scherze seiner Freunde stehen, nur weil er und Shou nicht das auf die Reihe bekamen, was doch eigentlich so offensichtlich war. Scheinbar brauchte der Sänger einen ordentlichen Tritt in seinen (in Naos Augen nicht zu verachtenden) Hintern und genau den würde er ihm heute verpassen. Wenn sie nachher zu Kais Einweihungsparty gingen, würde Nao nicht mehr Single sein und das konnte er bei dieser Gelegenheit auch allen Anwesenden unter die Nase reiben. „Nao? Waren wir verabredet oder so?“, fragte Shou verwundert, als er dem Drummer die Tür öffnete. Nein, sie waren nicht verabredet gewesen, aber hätte Nao vorher per Telefon seinen Besuch angekündigt, wäre Shou wahrscheinlich panisch vor ihm geflüchtet. Ein klarer Fall von verkappter Homosexualität. Bisher hatte Nao Shous Fluchtverhalten immer belächelt, doch jetzt hatte er die Nase voll. Er würde sich jetzt nehmen, was ihm zustand. Shou machte ihm schon so lange schöne Augen, ohne mal etwas zu unternehmen, und Nao hatte die Nase wirklich gestrichen voll. Auch ein gutmütiger Drummer hatte seine Grenzen und Naos waren definitiv erreicht. „Nein, waren wir nicht, aber ich dachte, bevor wir zu Kai gehen, könnten wir uns mal unterhalten“, erklärte er und lief unaufgefordert an Shou vorbei in dessen Wohnung. Er machte es sich auf dem Sofa im Wohnzimmer bequem und wartete darauf, mit dem panischen Gesichtsausdruck konfrontiert zu werden, den Shou immer aufsetzte, sobald Nao andeutete, sich mit unterhalten zu wollen. So wurde er auch diesmal nicht enttäuscht. Shou schlich nur langsam in sein Wohnzimmer und sah sich nervös um. Nao beglückwünschte sich dafür, dass er Shous Wohnung für ihr Gespräch ausgewählt hatte. So konnte ihm der Sänger nicht entkommen. „Worüber willst du dich denn unterhalten?“, druckste er rum und blieb einfach an der Tür zum Wohnzimmer stehen. „Ich hab schon für zwei neue Songs die Texte fertig. Willst du sie sehen? Warte, ich hol sie eben!“ Shou durchschritt mit schnellen Schritten den Raum und lief in sein angrenzendes Schlafzimmer, wo Nao etwas rumpeln hörte und er fragte sich wirklich, was Shou dort anstellte. Schließlich stand er auf und folgte ihm. Eigentlich wollte er die neuen Songs ja sowieso nicht sehen. „Shou? Ich wollte eigentlich über was anderes mit dir sprechen“, fing er an, sah seinen Freund allerdings auf dem Boden liegen. Scheinbar war er gestolpert. „Alles in Ordnung? Brauchst du Hilfe?“, fragte er und hockte sich neben Shou, der sich den Knöchel rieb, jedoch dazu überging hektisch mit den Händen zu wedeln, als Nao ihm so nah kam. „Nein, nein, alles in Ordnung mit mir! Wollen wir dann los zu Kai? Er soll ja nicht auf uns warten müssen!“ Nao, langsam ungeduldig, bekam Shous Handgelenke zu fassen und hielt sie fest umklammert. „Kai kann warten. Ich wollte mit dir über uns sprechen.“ „Über uns?“ Shou lachte hysterisch auf und Nao konnte kleinen Schweißperlen auf seiner Stirn erkennen. „Nimmt dich das wirklich so sehr mit?“, fragte er leise. Er fand es schon komisch, dass Shou bereits kurz vor dem Hyperventilieren stand. War es so ein großes Thema für ihn, dass sie endlich mal ernst machten? Vielleicht sollten sie es doch einfach lassen, wenn Shou nicht damit klar kam, mit einem Mann zusammen zu sein. „Ich… ich…“, begann Shou zu stottern, bekam jedoch kein weiteres Wort heraus, sah Nao einfach weiterhin aus großen Augen an. „Willst du lieber, dass ich gehe? Dass wir es einfach vergessen?“ Nao hoffte, dass Shou verneinen würde, denn er wusste nicht, ob er eine Abfuhr jetzt so einfach wegstecken würde. Er wollte schließlich mit ihm zusammen sein und konnte sich auch vorstellen, dass es mit ihnen klappen würde, wenn Shou erst mal warm gelaufen war. Zu seiner Erleichterung schüttelte Shou jedoch den Kopf. Er wollte ihn also auch! „Okay, dann…“, fing Nao an, ließ jedoch Taten sprechen, indem er sich vor Shou hinkniete, sich zu ihm beugte und ihn vorsichtig küsste. Er ließ sich von dem unterdrückten erschrockenen Laut Shous nicht beirren und küsste ihn weiter, ganz sanft und langsam auf die Lippen. Schließlich spürte er eine ganz minimale Gegenbewegung und wusste, dass er es endlich geschafft hatte! Shou küsste ihn vorsichtig zurück und ergriff auch nicht die Flucht, als Nao etwas näher an ihn heran rückte. „Das… das mit uns darf aber niemand wissen!“, stieß Shou mit geröteten Lippen und Wangen hervor, als sie sich schließlich wieder voneinander lösten. Nao seufzte. Er hätte es kommen sehen sollen. Dabei war doch wirklich nichts dabei. Ihr halber Freundeskreis war schwul und davon abgesehen wusste doch eh schon jeder, was sich zwischen ihnen angebahnt hatte. * Als Ruki Kais neue Wohnung betrat, war noch niemand da, außer Miyavi und Kai selbst. Eigentlich war er auch viel zu früh dran, aber zuhause hatte er nichts mehr mit sich anzufangen gewusst. Ein klitzekleines bisschen vermisste er schon Kais Anwesenheit bei sich zu Hause, aber natürlich würde er das nie zugeben, nachdem er so eindringlich darauf bestanden hatte, dass sein Freund sich eine eigene Bleibe suchte. Vielleicht hatte es auch damit zu tun, dass er immer noch an der Sache mit Saga zu knabbern hatte. Der Bassist hatte sich wirklich nicht mehr bei ihm gemeldet und obwohl Ruki ihn verstehen konnte, fand er gleichzeitig, dass es nicht richtig war, ihre Freundschaft so zu beenden. Es fühlte sich einfach nicht richtig an. Er hoffte, dass Saga heute auch kommen würde. Von Kai wusste er jedenfalls, dass er eingeladen war, jedoch hatte er weder zu- noch abgesagt und falls er Ruki um jeden Preis meiden wollte, würde er heute auch nicht auftauchen. „Kann ich noch was helfen?“, fragte er Kai, der mit Miyavi in der Küche saß und Gemüse klein schnippelte und in bunten Schalen verteilte. Da demnächst wieder eine der lästigen Untersuchungen bei der PSC anstanden, setzte Kai anstatt auf Chips auf Gemüsesnacks. Für Ruki nicht tragisch, er wollte ja sowieso noch zwei drei Kilo abnehmen. Auf Alkohol wollte dennoch niemand verzichten und so war der ganze Kühlschrank bereits vollgepackt mit diversen Alkoholika. „Wir sind jetzt eigentlich fertig“, erwiderte Kai und legte sein Messer beiseite. „Nehm dir doch schon mal was zu trinken und dann setzen wir uns rüber ins Wohnzimmer. Eigentlich müssten die ersten bald kommen! Ob Aoi wohl kommt? Uruha hat mir gar nicht Bescheid gegeben.“ Ruki lag schon die gehässige Bemerkung auf der Zunge, dass Kai es sich selbst zuzuschreiben hatte, wenn Aoi nicht kam, aber er blieb still. Er hatte Saga ja genauso vor den Kopf gestoßen wie Kai Aoi. „Der kommt bestimmt später, wenn Uruha fertig mit Vorglühen ist“, sagte er stattdessen zuversichtlich und ging zu Kühlschrank, um sich etwas zu Trinken zu nehmen. Gemeinsam mit Kai und Miyavi brachte er die Schälchen rüber ins Wohnzimmer, als es auch schon klingelte. Kai ging in den Flur und an den Stimmen war zu erkennen, dass zumindest Reita schon mal da war. 10 Minuten später klingelte es erneut und diesmal wurde Ruki ganz nervös, denn er hörte neben Hiroto und Tora auch Saga. Er war also gekommen, obwohl er genau wusste, dass Ruki auch da sein würde! Er schaute unsicher auf, als die drei Neuankömmlinge den Raum betraten und war irgendwie froh darüber, dass er gerade auf dem Sofa zwischen Reita und Miyavi eingequetscht war. Durch die Kollektivbegrüßung blieb es ihm auch erspart, Saga direkt anschauen und ansprechen zu müssen. Wobei… eigentlich wollte er doch, dass es so wurde wie früher. Er seufzte leise auf und nahm einen Schluck von seinem Bier. Glücklicherweise war die Stimmung zwischen ihnen allen locker und ungezwungen, so dass er es nach eine halben Stunde gar nicht mehr komisch fand, mit Saga im gleichen Raum zu sein. „Ich hab grad eine SMS von Nao bekommen!“, rief Kai irgendwann, als alle schon einen weggebechert hatten, in die Runde und brach in hysterisches Lachen aus, das sich gar nicht wieder legen wollte. Miyavi nahm ihm schließlich das Handy aus der Hand und las vor: Hey, sorry aber Shou und ich werden wohl nicht kommen. Sind zusammen. Ihr müsst aber alle so tun, als wären wir das nicht, sonst verlässt Shou sicher das Land. Viel Spaß noch und viel Erfolg mit Aoi. Nao. Der letzte Teil der Nachricht war jedoch untergangen, da aufgrund von Shous drohendem Fluchtversuch wirklich alle in schallendes Gelächter ausgebrochen waren, vor allem aber die drei Jungs von Alice Nine. „Naja, ich hoffe Nao knallt ihn wenigstens nochmal durch, bevor er die Flucht ergreift“, sagte Tora trocken als sich gerade wieder alle beruhigt hatten und bewirkte damit, dass sich wieder alles vor Lachen kugelte. „Er hat sicher einiges von Kai gelernt“, schmunzelte Saga, während Hiroto bei diesem Kommentar nur schnaubte. Der Gitarrist fand es immer noch ungerecht, dass Kai jetzt auch noch Miyavi hatte, wo er doch eh schon die halbe PSC durch hatte. Er konnte sich auch gar nicht erklären, was Miyavi an ihm fand. Er, Hiroto, würde Miyavi die ganze Welt zu Füßen legen, aber stattdessen lief Miyavi Kai hinterher und prügelte sich sogar mit Aoi! Es wurden noch einige Scherze auf Kosten von Shou und Nao gerissen, ehe es wieder an der Tür klingelte. Diesmal war es Uruha, der tatsächlich Aoi im Schlepptau hatte. Zumindest Uruha war bereits ordentlich angetrunken, denn er umarmte alle überschwänglich und kicherte leicht debil, als er von Nao und Shou erfuhr, während Aoi nur ein leichtes Lächeln für die Geschichte übrig hatte. Er war komplett nüchtern, denn er würde an diesem Abend den Fahrer spielen und später die anderen nach Hause bringen. „Ich freu mich, dass du gekommen bist!“, sagte Kai ehrlich und strahlte ihn an. „Wollen wir vielleicht mal eben rüber in die Küche gehen?“ Kai hatte lange überlegt, wo seine Unterhaltung mit Aoi stattfinden sollte – nicht dass es in seiner kleinen Wohnung viele Möglichkeiten dazu gab. Im Wohnzimmer würden die anderen alles mitbekommen, das Schlafzimmer war zu verfänglich und das Badezimmer stand natürlich außer Frage. Also lotste er ihn in die Küche und schloss die Tür hinter ihnen beiden. Zu seiner Erleichterung kam ihm Aoi gar nicht mehr so verschlossen, so abweisend wie in den letzten Wochen vor. Dennoch fing er mit einer Entschuldigung an. „Hör mal. Ich wollte dir noch mal sagen, dass mir das alles wirklich leid tut. Ich wollte dich nicht hintergehen. Irgendwie bin ich da rein gerutscht und kam dann nicht mehr raus. Im Nachhinein finde ich mich selber scheiße für das, was ich dir angetan hab“, erklärte er Aoi, der ihn zu seiner Verwunderung anlächelte. „Schon okay.“ „Schon okay?“, wiederholte Kai die Antwort und legte die Stirn in Falten. Er hatte mit einer anderen Reaktion gerechnet. „Ich mein, ich hätte erwartet, dass du mir jetzt eine Szene machst und mir sonst was an den Kopf wirfst und verdient hätte ich es ja auch.“ „Ja, das könnte ich tun. Aber das würde ja nichts ändern. Zwischen uns ist einiges schief gelaufen, aber wenn wir uns das jetzt alles ewig vorwerfen, werden wir nie miteinander ins Reine kommen. Also wieso versuchen wir nicht einfach das irgendwie abzuhaken und nach vorne zu schauen? Wir sind nicht mehr zusammen. Du hast jemand neues und ich will auch versuchen nach vorne zu schauen“, sagte Aoi ruhig. Kai war wirklich mehr als erleichtert. Er hatte sich alle möglichen Szenarien für dieses Gespräch vorgestellt und alle endeten wesentlich negativer als es gerade wirklich passierte. Ein wenig Nostalgie kam jedoch auch in Kai auf, denn das war der Aoi, in den er sich vor Jahren verliebt hatte. Den ruhigen, verständnisvollen und ausgeglichenen Aoi. Nicht den launischen, besitzergreifenden und eifersüchtigen Aoi, der er am Ende ihrer Beziehung gewesen war. Vielleicht war ihre Trennung wirklich der richtige Schritt gewesen, damit sie sich beide wieder finden konnten und einander nicht einengten. „Und du meinst wir schaffen das?“ Kai sah ihn aus großen Augen an und Aoi zuckte mit den Schultern. „Weiß ich nicht, aber ich fände die Vorstellung furchtbar mit jemanden in einer Band zu spielen, der nicht auch mein Freund ist. Und ich weiß ja, dass du kein schlechter Mensch bist. Außerdem hab ich meinen Teil zu deinem Verhalten und unserer Trennung beigetragen, von daher… ich glaub schon, dass wir das irgendwie hinkriegen können wieder normal miteinander umzugehen. An dieser Stelle will ich mich auch nochmal für mein Verhalten der letzten Wochen entschuldigen. Ich hatte schon einiges zu knabbern an unserer Trennung, aber mir ist klar geworden, dass es nichts bringt, wenn ich mich abschotte.“ „Das ist schön zu hören. Ich bin froh, dass du hier bist und wir drüber gesprochen haben. Naja, Miyavi ist ja auch da. Ich kann ihn aber auch wegschicken. Er hat dafür sicher Verständnis“, bot Kai an, doch Aoi schüttelte den Kopf. „Ich seh euch nicht gerne zusammen, aber naja. Damit muss ich klar kommen. Er soll bleiben. Wär doch blöd, wenn dein neuer Freund nicht bei deiner Einweihungsparty dabei ist.“ „Also rein technisch sind wir noch gar nicht zusammen. Wir wollen-“ An dieser Stelle hob Aoi abwehrend die Hände und Kai stoppte mitten im Satz. „Das will ich eigentlich gar nicht wissen, Kai.“ Während Kai mit Aoi in der Küche verschwunden war, sah Hiroto seine große Chance gekommen und setzte sich auf den freien Platz in der Mitte des Sofas. Zu seiner Linken saß Ruki, den er aber nicht weiter beachtete, und rechts von ihm Miyavi, der Traum seiner schlaflosen Gitarristennächte. Er kam einfach nicht von diesem Mann los. Selbst ungeschminkt und in alten, ausgeleierten Klamotten sah er noch super aus. Hiroto hatte sich extra ein wenig für ihn rausgeputzt und nachdem er sich etwas (viel) Mut angetrunken hatte und Kai aus dem Weg war, konnte seine Mission starten. Nao hatte ihm erzählt, dass Kai und Miyavi nach wie vor nicht zusammen waren, weswegen er versuchen wollte, Miyavi von seinen Qualitäten zu überzeugen. Zwei Gitarristen passten auch wesentlich besser zusammen als ein Gitarrist und ein Drummer! Fand Hiroto zumindest. „Miyavi!“, schnurrte er und sah den großen Gitarristen von unten aus verlangenden Augen an. Nun war es diesem natürlich nicht unbemerkt geblieben, dass Hiroto scheinbar Gefallen an ihm gefunden hatte und da er niemand war, der andere eiskalt abblitzen ließ, versuchte er dies so schonend wie möglich zu machen und lächelte zunächst nur zurück. „Hey Hiroto. Alles klar? Gefällt dir die Wohnung? Kai und ich haben sie zusammen ausgesucht.“ Hiroto verzog kurz das Gesicht als Kais Name fiel, besann sich aber wieder darauf, dass der Gazette Drummer bald sicher passé sein würde, wenn Hiroto ihm erst mal Miyavi weggeschnappt hatte. „Du hast halt einen super Geschmack, Miyavi-san!“, säuselte er und platzierte eine seiner Hände auf Miyavis Oberschenkel, was dieser mit einem belustigenden Blick quittierte. Hiroto hörte es neben sich schnauben und dann bewegte sich das Sofa, weil Ruki aufstand und das Weite suchte. Natürlich ließ sich der junge Gitarrist nicht davon beirren. Er war auch viel zu alkoholisiert, um zu verstehen, dass es sein Verhalten war, das Ruki in die Flucht getrieben hatte. „Ähm ja, danke“, erwiderte Miyavi und kratzte sich am Kopf, wusste auch nicht so recht, was er jetzt mit Hiroto anstellen sollte. Wo blieb Kai denn nur? „Wollen wir uns nicht mal zum Gitarre spielen treffen? Du könntest mir ein paar Griffe zeigen. Das wär echt cool! Ich würde mich auch erkenntlich zeigen!“, schlug Hiroto strahlend vor, woraufhin Miyavi zwar den Mund öffnete, es jedoch nicht über’s Herz brachte ihm abzusagen und zu erklären, dass er kein Interesse an ihm hatte. Hiroto war zwar ganz nett und es steckte einiges an Talent in ihm, aber Miyavi war nicht im Geringsten an ihm interessiert. Er hatte Kai. „Weißt du… da muss ich mal schauen. Ich hab in der nächsten Zeit viel zu tun und ihr ja sicher auch. Ob sich da ein gemeinsamer Termin finden lässt?“, erwiderte er ausweichend und hoffte, sich so aus der Affäre winden zu können. Jedoch kroch Hirotos Hand auf seinem Oberschenkel gefährlich höher und das Gesicht des Gitarristen kam ihm auch immer näher, was er jetzt doch etwas unangenehm fand. „Es lässt sich bestimmt was finden. Sag mir, wann du Zeit hast und ich nehme mir auch frei!“ „Hiroto!“, erklang plötzlich die Stimme eines gut gelaunten Uruhas neben ihm und Hiroto wandte sich kurz von Miyavi ab, der in der Zwischenzeit einen dankbaren Blick mit Uruha austauschte. „Wie geht’s denn so? Was macht dein Nebenprojekt?“ Hiroto hatte sich vor kurzem erst gemeinsam mit einigen Freunden einer weiteren Band angeschlossen, die aber bisher nichts auf die Beine gestellt hatte. Hiroto war mit Alice Nine zu beschäftigt und das Label war von Nebenprojekten sowieso nicht begeistert, weswegen die neue Band wirklich nur ein Hobby war, dem er recht selten nachging. „Ach naja. Wir schreiben ein paar Songs, aber es dauert noch, bis da was Brauchbares entsteht“, erzählte er und wollte sich schon wieder Miyavi zuwenden, als der plötzlich aufstand, das Sofa halb umkreiste und… zu Kai trat, der gerade aus der Küche kam. Hiroto konnte gar nicht anders als bei diesem Anblick verletzt zu winseln. „Hiroto!“, begann daraufhin Uruha, der natürlich auch alles durchschaut hatte, nahm seine Hand und zog ihn mit sich hoch, als er aufstand. „Es gibt doch noch andere gutaussehende Gitarristen. Mich zum Beispiel!“, erklärte er und machte sich mit Hiroto im Schlepptau auf den Weg zu Kais Schlafzimmer. Er konnte Hirotos Elend einfach nicht mehr mit ansehen und er wusste, dass Miyavi auch überhaupt kein Interesse an dem Kleinen hatte. „Was hast du vor?“, fragte Hiroto nervös, als Uruha probeweise die Türe öffnete, feststellte, dass niemand im Raum war und das Licht anschaltete. „Dich Miyavi vergessen lassen!“ antwortete er, schob Hiroto in den Raum und verschloss die Türe hinter sich. Ruki stand auf dem winzigen Balkon und rauchte eine Zigarette. Bis eben war Reita noch bei ihm gewesen, doch er hatte gefroren und seine Zigarette in Rekordzeit aufgeraucht. Ruki machte die Kälte nichts aus, er empfand sie als ganz angenehm. Er lehnte an der Brüstung und schaute runter auf die bunten Lichter der Stadt, bis er hörte, wie hinter ihm die Balkontür aufgeschoben wurde. Er drehte sich herum und erkannte überraschenderweise Saga, der ihm zunickte und seine Zigaretten aus der Hosentasche zog. Ruki hatte den ganzen Abend über noch kein einziges Wort mit Saga gewechselt und jetzt schnürte es ihm auch die Kehle zu. Davon abgesehen wusste er nicht, ob Saga überhaupt auf eine Unterhaltung Wert legte, wo er es doch war, der den Abstand gefordert hatte. Also stand er einfach weiter gegen das Balkongeländer gelehnt, rauchte seine Zigarette und beobachtete Saga dabei, wie er sich ebenfalls einen Glimmstängel ansteckte. „Weißt du, irgendwie vermisse ich dich ja“, platzte es aus Saga heraus, nachdem sie sich einige Zeit angeschwiegen hatte. Ruki wollte gerade seine Zigarette ausdrücken und ins Innere verschwinden, hielt aber in der Bewegung inne und schaute auf zu Saga, der ihn schief angrinste. „Ach…?“, gab er wenig geistreich von sich und verschränkte die Arme vor der Brust. Langsam kroch die Kälte doch in seine Glieder, aber reingehen wollte er jetzt doch nicht mehr. Lieber wollte er sich anhören, was Saga ihm noch zu sagen hatte. „Dein ewiges Gemecker. Deine Beleidigungen…“ „Ich beleidige doch niemanden!“, unterbrach ihn Ruki schnaubend. Ständig hielt ihm irgendjemand vor, dass er sich unfreundlich und degradierend verhielt oder äußerte, obwohl das überhaupt nicht stimmte! „Du hast mich eine Schlampe genannt, als wir in Fukuoka waren!“, lachte Saga und leider konnte Ruki dagegen nichts einwenden, erinnerte er sich doch nur zu gut an jenen Nachmittag im Einkaufszentrum. „Du hattest ein bauchfreies Glitzeroberteil an!“, verteidigte er seine Worte von damals, musste aber auch schmunzeln. „Ja ja, aber darum geht’s ja jetzt gar nicht.“ „Sondern?“ In Ruki keimte die Hoffnung auf, dass Saga ihm mitteilen wollte, dass sie doch wieder befreundet sein konnten, denn wieso sonst hatte er das Gespräch gesucht und sagte jetzt so Sachen wie, dass er ihn vermisste? Allzu betrunken schien er ja nicht zu sein. „Ich find dich zwar irgendwie immer noch scharf, aber ich glaube, so langsam entliebe ich mich auch wieder“, erklärte Saga mit einer Überzeugung, die Ruki nicht so ganz teilen konnte. Konnte man denn merken, dass man sich entliebte? Bei ihm selbst war es eher so, dass er morgens aufwachte und plötzlich feststellte, dass er ja gar nicht mehr verliebt war, obwohl er das die ganze Zeit über angenommen hatte. „Bist du sicher? Wäre es dann nicht eher kontraproduktiv dich mit mir zu treffen, solange du noch nicht komplett entliebt bist? Nicht dass du..äh…rückfällig wirst.“ „Ja naja. Das kann schon sein, aber eigentlich bin ich niemand, der ewig jemandem hinterherläuft und bei dir hab ich das schon lang genug gemacht. Jetzt sehe ich mich anderweitig um. Wir können nächste Woche ja einfach mal nen Kaffee trinken gehen, wenn du willst, und dann schauen wir, wie es so läuft. Wenn ich merke, dass es nicht klappt, dann lassen wir es eben wieder. Was meinst du denn? Ich find’s halt irgendwie blöd so zu tun, als würdest du nicht mehr zu meinem Leben gehören.“ „Kaffee trinken hört sich gut an“, stimmte Ruki zu. „Du kannst dich ja melden. Ich freu mich jedenfalls, dass du es versuchen willst und es wär toll, wenn wir es irgendwie hinkriegen.“ „Wir gehen ja bald auf Tour. Ich werde mich da dann einfach anderweitig ablenken“, grinste Saga, während Ruki nur schnaubte und ihn missbilligend ansah. „Eifersüchtig?“ Saga hatte eine Augenbraue hochgezogen und sah Ruki erwartungsvoll an, der aber nur den Kopf schüttelte. „Nee.“ „Schade. Einen Versuch war es wert.“ „Idiot!“ „Du beleidigst mich schon wieder!“, winselte Saga und bekam sogar noch einen spielerischen Schlag von Ruki in die Seite. Es war früher Morgen als sich die Alkoholleichen auf mehrere Taxis verteilten und nach Hause fahren ließen. Aoi hatte seine Vorhaben, nichts zu trinken, eine ganze halbe Stunde durchgehalten, dann hatte er zu den anderen aufgeholt und kräftig mitgefeiert. Die Abwesenheit von Hiroto und Uruha war zunächst gar niemanden aufgefallen, erst als Uruha Kais Schlafzimmer verließ und kurz darauf Hiroto mit komplett verwuschelten Haaren und verschmiertem Eyeliner ebenfalls wieder in die Runde stieß, dämmerte es den Anwesenden, was gerade passiert war. Hirotos Wangen färbten sich immer röter, während die anderen nur schmutzige Witze rissen und schließlich nahm er Reißaus und flüchtete auf den Balkon, wo er drei Zigaretten nacheinander rauchte. Er fand es unfair, dass die anderen sich immer über ihn lustig machten, nur weil er der Jüngste war. Er war lange nicht der Unreifste! Davon abgesehen hatte Uruha jedoch Recht gehabt, es gab tatsächlich noch andere gutaussehende Gitarristen und eigentlich konnte er sich wirklich nicht beschweren, denn Uruha hatte ihn nach allen Regeln der Kunst verwöhnt. Sollte Miyavi doch mit Kai machen, was er wollte, er hatte jetzt jemand viel besseres! „Aber mein neues Bett!“, jammerte Kai, als ihm dämmerte, was in seinem neuen Schlafgemach passiert war, obwohl er dies doch heute mit Miyavi hatte einweihen wollten. Jetzt musste er mitten in der Nacht das Bett neu beziehen! „Ich glaub nicht, dass du Grund hast, dich zu beschweren. Ich hab gehört, was du neulich bei Shou getrieben hast, mein Lieber!“, konterte Uruha und schnappte sich eine der halbvollen Bierflaschen, die auf dem Wohnzimmertisch rumstanden. Kai grummelte noch weiter in seinen nicht vorhandenen Bart, wurde jedoch kurz darauf mit Schnaps ruhig gestellt und so bekam er es selbst kaum mit, dass Miyavi später das Bett alleine neu bezog, Kai ihn dieses reinsteckte und noch einen obligatorischen Annäherungsversuch startete, der jedoch daran scheiterte, dass Kai plötzlich wie von der Tarantel gestochen aufsprang, ins Bad lief und sich dort übergab. „Ich wusste gar nicht, dass du keinen Alkohol verträgst“, sagte Miyavi, als Kai mit bleichem Gesicht wiederkam und sich tot auf’s Bett fallen ließ. „Ich vertrage wohl Alkohol. Aber keine ganze Schnapsbrauerei!“, murrte er in sein Kissen, griff ungelenk nach der Decke und zog sie sich über den Kopf. „Naja dann träum was Schönes. Träum von mir!“, schlug Miyavi schmunzelnd vor und löschte dabei das Licht, während Kai schon wieder zu lachen anfing. „Ich hatte dich den ganzen Tag um mich rum. Da muss ich nicht auch noch von dir träumen!“ „Danke Schatz, ich liebe dich auch!“ ---- Tadaaaa. Was lange währt wird endlich ….beendet! Ich hab mich mit dem letzten Kapitel ziemlich schwer getan, weil es so unspektakulär ist, aber ich wollte irgendwie auch ein rundes Ende haben und deswegen tauchen alle noch mal auf. Ich bin wirklich sehr erleichtert, dass das Ding endlich beendet ist. Wie es mit den Hauptpersonen weitergeht, bleibt eurer Fantasie überlassen :P Dann sag ich noch mal danke für’s Lesen und für die lieben Kommentare! :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)