So weit weg von Schreibfee_86 (....und doch so nah) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Gedankenverloren blickte sie auf das ruhige Meer hinaus. Ja, das Meer, wie oft hatte sie in den vergangenen Wochen daran gedacht. Daran gedacht einfach hinein zu laufen und zu ertrinken. Die Verzweiflung hätte sie dazu getrieben, doch nun… nun hatte sich alles verändert. Sie trug Verantwortung. Verantwortung für das kleine Wesen das in ihr heranwuchs. Mit angezogenen Beinen saß sie im Sand, den Kopf auf die Knie gelegt. Den Blick auf die See gerichtet. Ihre kurzen braunen Haare wurden vom Wind zersaust. Dieser kleine Mensch, der in ihr heranwuchs war alles was ihr von dem Fanelianischen König geblieben war. Wieder erinnerte sie sich an diese schicksalhafte Begegnung mit ihm. Da bestand für sie noch Hoffnung auf ein Leben mit ihm. Der Glaube an die Liebe, pah, dachte Hitomi und spürte wie ihr Herz sich schmerzlich verkrampfte. Es war bereits ein Jahr her, dass sie von Gaia zurückgekehrt war. Draußen regnete es furchtbar, es war ein kalter Herbsttag, ihre Eltern waren auf einer Reise, sie war also allein zu Hause. Wie jeden Abend stand sie am Fenster und sah hinaus. Immer in Gedanken an den jungen König. Als sie ihn plötzlich am Gartenzaun stehen sah. Völlig durchnässt. So schnell ihre Beine sie trugen lief sie die Treppe hinunter und riss die Haustür auf. Ungläubig starrte sie ihn an. Ja, er war es wirklich. „Van.“ Hauchte sie fassungslos und lief auf ihn zu. Auch der König rührte sich nun, er stieß das Gartentürchen auf und lief ihr entgegen. Schnell schlangen sich seine starken Arme um ihre Taille. Minutenlang standen sie einfach nur da und hielten sich fest. Als sie sich von einander lösten zog Hitomi ihn hinter sich her ins Haus. Sie holte Handtücher und rubbelte seinen Kopf trocken. „Du hast mir so gefehlt.“ Flüsterte er leise. Sie blickte in die mandelbraunen Augen und spürte seinen Schmerz. Auch sie empfand so. Ja, es war wirklich die Liebe für die Ewigkeit. In dieser stürmischen Nacht hatten die beiden miteinander geschlafen, sich die ewige Liebe geschworen, immer mit einander verbunden zu bleiben. Und jetzt? Was war ihr geblieben, außer dem tiefen Schmerz? Nichts…, nein, so stimmt das nicht. In ihr wuchs sein Kind heran. Und das war wirklich mehr als NICHTS. Ja, sie liebte diesen kleinen Krümel bereits. Wie konnte sie sich da das Leben nehmen, wo doch neues in ihr heranwuchs. Unmöglich. Immer wieder spielte sich die Traumbegegnung vor ihren Augen ab. Es war das letzte Mal, dass sie ihn in ihrem Traum gesehen hatte. Er war kurz nach ihrer gemeinsamen Nacht sehr seltsam gewesen, verschwiegen. Ja, irgendetwas verschwieg er ihr. Hitomi brachte es beinahe um den Verstand. Immer wieder hatte sie ihn gefragt, doch er hatte immer nur gesagt es ist nichts. Bis plötzlich eine Frau hinter ihm auftauchte. Sie hatte lange schwarze Haare, blaue Augen und trug ein wunderschönes weißes Kleid. Sie sah Van fragend an. Er hatte so entsetzt ausgesehen, als sie plötzlich hinter ihm stand. Ja, diese Frau zwang ihn, es ihr zu sagen. Sie ergriff seine Hand. Allein diese Geste legte eiserne Ketten um Hitomis Herz, die sich immer mehr zusammen zogen. „Das ist Kaoki, meine Verlobte.“ Brachte er mühsam hervor und wich schließlich ihrem Blick aus. „Was?“ hauchte Hitomi entsetzt. „Der König braucht einen Erben, wie soll eine Frau, die soweit weg ist, ihm diesen Wunsch erfüllen!“ meinte Kaoki spöttisch. Hitomi hatte damit gerechnet, dass Van diese Frau zu Ordnung rufen würde, ihr verbieten würde so mit ihr zu reden. Doch nichts geschah. Wut stieg in Hitomi auf. Ganz plötzlich änderte sich der Ort an dem sie sich befanden. Nicht mehr die grüne Wiese und der warme Sonnenschein, nein, Hitomi verwandelte den Ort unbewusst in eine karge Felslandschaft mit tiefen Schluchten. Der Himmel grau und trist. Wieder wollte Kaoki ihren weiteren niederschmetternden Worten eine Stimme verleihen, doch Hitomi hob die Hand und die Prinzessin verstummte. Kein Laut kam über ihre Lippen. Schlagartig ließ Kaoki Vans Hand los und griff sich an den Hals. Van beobachtete das ganze skeptisch. So hatte er Hitomi noch nie erlebt und doch verstand er sie. Aber was sollte er tun? „Wie lange weißt du das schon?“ brüllte sie Van entgegen, ihre Stimme zitterte, Tränen liefen ihr über die Wangen. „Seit ein paar Wochen.“ Antwortete er leise. Das Bild der dunkelhaarigen Frau verblasste langsam, Hitomi hatte sie aus dem Traum gedrängt. „Warum warst du bei mir, wenn du sie nun hast?“ schrie Hitomi. „Hitomi, so lass es mich erklären!“ versuchte Van sie zu beruhigen. Und trat einen Schritt auf sie zu. „Nein. Da gibt es nichts zu erklären“ Keuchte Hitomi und wich vor ihm zurück. „Werd glücklich mit dem Biest.“ Rief sie ihm entgegen. Dann löste sie den Traum. Sie hörte ihn noch rufen, doch sie wollte nur weg. Weg von ihm, weg von dem Schmerz. Als sie erwachte fühlte sie sich leer. Als hätte sie einen Teil ihres Herzens verloren. Einfach verlassen und allein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)