Eine schöne Nacht zu sterben von Undead_Luzifer (Von der Falschheit der Rache) ================================================================================ Kapitel 1: Eine schöne Nacht zu sterben --------------------------------------- Es war eine schöne Nacht. Ich hatte bis spät in sie hinein gefeiert und nun war es Zeit das ich meinen Weg nach Hause antrat. Ich hatte etwas getrunken, also entschied mich zu Fuß zu gehen. Kalte Luft umwirbelte meinen Kopf und ließ mich wieder klar denken. Es war eine wunderschöne Nacht. Mein Blick richtete sich nach oben. Es war ein klarer kalter Nachthimmel, wenige kleine Wolken bedeckten die Pracht der Sterne und der Mond war voll und hell. Ich lächelte zum letzten mal. Ein stechender Schmerz in meiner Brust. Mein Blick raste instinktiv herunter, um eine Klinge zu erkennen, die von hinten durch mein Schlüsselbein getrieben worden war. „Erinnerst du dich noch an mich?“, flüsterte eine kalte Stimme in mein Ohr. Ich erkannte das Mädchen, welchem ich erst vor zwei Wochen das Herz gebrochen hatte. Ich spürte wie die Klinge aus meinem Körper wich und merkte das warme Brodeln des Blutes, als es meine Kehle emporschoss, bis ich es auf meiner Zunge schmecken konnte. Nicht länger fähig mich auf den Beinen zu halten, schlug ich auf meinen Knien auf, wobei sich die erste Ladung des Blutes aus meinem Mund auf der taufeuchten Wiese entlud. Wunderschön erschien es mir, wie das Mondlicht sich in diesen Tropfen rot spiegelte. Nie sah ich etwas schöneres. „Du hast mein Herz zerfetzt. Jetzt werde ich dir das gleiche anzutun.“ Ich verstand. Auge um Auge. Zahn um Zahn. So soll es sein. Zitternd versuchte ich mich aufzurichten. Dreimal sackte ich wieder ein, zweimal mehrte ich die Bluttropfen am Boden. Letztendlich schaffte ich es zu stehen. Ich drehte mich unter unvorstellbaren Schmerzen um. Warum tat ich es? Wäre es nicht so viel einfacher gewesen einfach liegen zu bleiben? Das wäre es. Aber dann wäre ich nicht in Ehre gestorben. Dann hätte ich umsonst gelebt. Ich sah ihr in die Augen. Keine Ruhe. Keine Sehnsucht. Keine Liebe. Keine Gnade. Nichts als bloße Rache. Langsam, versucht stehen zu bleiben, öffnete ich mein Hemd. Die Macht der Verzweiflung war es, die es mir ermöglichte dies zu bewerkstelligen. Erneut spuckte ich Blut, sackte kurz zusammen. Wieder erkannte ich die unbeschreibliche Schönheit des roten Mondlichts in meinem eigenen Blut. Als ich wieder stand, wusste ich, ich hatte nicht mehr viel Zeit, in der ich noch stehen könnte. „Nun?“ Wie kalt es aus ihrem Mund klang. Wie herzlos sie geworden war. Erst da wurde mir bewusst, dass ich es war, der aus diesem kleinen, lebensfreudigen Mädchen einen kalten, unbarmherzigen Dämon erschaffen hatte. Es war meine Schuld. Ich musste es wieder gut machen. Das wusste ich. Ich deutete mit der rechten Hand auf mein Herz und nickte ihr in einer unendlich scheinenden Sekunde zu, als ob die Zeitalter der Menschheit auf einen Moment verdichtet wären. Es kostete mich den letzten Rest meiner Kraft. Sie stach zu. Ich sah das kalte Metall, bereits von meinem Blut getränkt, durch mein Herz stoßen. Ich fühlte einen Schmerz und wusste, dass ich verdient hatte, was sie mir antat. Sie nahm sich nur zurück, was ich ihr gestohlen hatte. War das nicht rechtens? Ich spuckte den größten Schwall Blut an diesem Abend aus. Diesmal traf er nicht den Boden. Er traf ihre Brust. Ihr Herz. Das letzte was ich sah, als ich vornüber gebeugt auf die nasse Wiese fiel, waren ihre Augen, die jetzt wieder zu leben schienen. Sie waren voll von Mitleid, Schmerz und Reue. Und ich sah das verfluchte Mondlicht, gespiegelt in meinem Blut, da wo ihr Herz nun wieder schlug. „Ich vergebe dir“, dachte ich. Sagen konnte ich nichts mehr. Und darum war unser beider Leben zerstört. Ich wusste, sie würde nie wieder lachen. Eine schöne Nacht zu sterben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)