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Alive

Sugizo&Inoran
von

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Faint

Mit gesenktem Kopf lief ich den Gang entlang. Die schwarze Kapuze hatte ich tief in mein Gesicht gezogen, so dass man nichts mehr davon sah. Aber natürlich wusste jeder wer darunter steckte. Obwohl, ich denke schon das ich austauschbar bin. Meine Fähigkeiten als Gitarrist sind bescheiden. Und mit ein bisschen Übung würde jeder meine Parts spielen können. Im Gegensatz zu den Anderen.

J, mein bester Freund seit Ewigkeiten wurde gebraucht. Seine Art zu spielen und die Weise in der er für Stimmung bei den Fans sorgte. Ryuichi wegen seiner einmaligen Stimme, Shinya wegen seiner kraftvollen Art zu spielen. Und Sugizo sowieso. Ihm liegt alles zu Füßen, ob Mann oder Frau. Er hat es einfach drauf alle Blicke auf sich zu ziehen und seine Art zu spielen ist einfach einmalig. Wenn ich nicht mehr da bin würde es eh niemanden auffallen, weil ich nicht auffalle.
 

Sugizo betrat als erster die Bühne und ließ sich feiern. Langsam und mit großen Schritten bewegte er sich über die Bühne, schleuderte Wasserflaschen in die tobende Menge. Grinsend lief J ihm hinterher, ließ sich ebenso feiern. Shinya folgte ihm mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen. Jetzt sollte ich rausgehen aber noch immer stand ich hier rum. Ryuichi lief an mir vorbei da er wohl nicht mehr warten wollte. Unter dem Lärm schlich ich mich dann auch auf die Bühne. Hatte man mich gesehen?

Schüchtern winkte ich in die Menge da ich den Anderen keinen Grund geben wollte mich nach der Show mit meiner zurückhaltenden Art auf zu ziehen. Einige winkten mir zurück, was ein kleines Lächeln auf meine Lippen brachte. Schnell drehte ich mich um und hängte mir die gereichte Gitarre um.
 

Die Show begann und mit ihr wurde ich lebendig. Nicht das ich sonst tot wäre, was ja völlig unmöglich ist aber nur wenn ich spiele, wenn all diese Menschen und all dieses Licht um mich ist, spüre ich mich.

Peinlichst genau achte ich darauf wie ich mich bewege, wie meine Mimik ist. Fehler darf ich nicht machen. Es werden ja ständig irgendwelche Videoaufnahmen und Bilder gemacht. Und alles kann ich auch nicht raus schneiden lassen. Schon mein Versuch war aufgeflogen. Es ging mit nicht gut zu der Zeit und schon allein mein Anblick im Spiegel machte mich krank. Zum Glück hatten nur Sugizo und J von meinem Versuch was mitbekommen. Sie redeten lange mit mir aber meine Probleme konnten sie nicht wirklich verstehen. Wie auch? Wir waren in dieser Hinsicht einfach zu unterschiedlich. Meine Probleme konnten sie einfach nicht verstehen. Trotzdem mochte ich beide, sehr sogar.

J weil er mein bester Freund ist und immer für mich da war und da sein wird. Das weiß ich!

Und Sugizo weil…
 

Wir verließen die Bühne zu einer Pause. Ich war als Erster in dem kleinen Raum, trank etwas und setzte mich auf den Boden. Kurz darauf kamen die Anderen auch. Etwas verspätet auch unser Leadgitarrist da er sich mal wieder nicht von den Massen hatte losreißen können. Sein Oberteil hatte er schon ausgezogen, ließ es auf den Boden fallen und rieb sich mit einem Handtuch den Schweiß vom Oberkörper. Weiter sah ich nicht hin. Wusste ja eh wie er aussah. Aber wer tat das nicht. Shinya wies mich darauf hin das ich mich langsam mal umziehen sollte. Widerwillig tat ich es. Mit dem Rücken zu den Andere wechselte ich schnell mein Oberteil. Wie so oft versuchte Sugizo mich genau in diesem Moment zu stören und mich dazu zu bringen, dass ich mich zu ihm umdrehte. Und wie immer scheiterte er. Er würde es wohl nie lernen. Schnell unterdrückte ich mein Grinsen und wechselte hastig meine Hose. Dann erst wandte ich mich ihm zu.

„Was ist?“

„Ach, hat sich schon erledigt.“

Ich sah ihn einen Augenblick an und drehte mich dann weg, trank noch etwas. Es war wie immer.
 

Erneut betraten wir die Bühne. Spielten unsere Songs und mein Gehirn arbeitete weiter auf Hochtouren. Das meinte ich auch mit lebendig. Am Besten konnte ich auf der Bühne über alles nachdenken. Ein ständiger Gedankenfluss der mich durchströmte, unaufhaltsam; grausam. Und doch schaffte ich es irgendwie mich auf die Songs zu konzentrieren. Selten verspielte ich mich, war nur abwesend, was die Anderen auch bemerkten und wussten. Mittlerweile ärgerten sich mich damit aber nicht mehr.
 

Die Menge wurde unerwartet laut was mich aus meinen Gedanken riss. Ein Blick nach links gab mir Antwort und versetzte mir gleichzeitig einen Stich. Etwas was ich mir eigentlich verboten hatte und doch geschah es. Sugizo war Ryuichi sehr nahe gekommen und küsste ihn gerade. Ich sah wieder weg, verbot mir jeden Gedanken daran.
 

Im Grunde genommen war ich ja selber Schuld. Vor jeder Tour fragte Sugizo mich, ob ich Lust auf Fanservice mit ihm hätte. Und jedes Mal verneinte ich. Was würde passieren wenn ich zustimme? Zuerst würde ich wohl einige entsetzte Blicke einfangen und Sugizo würde wohl ganz viel Proben wollen. Wollte er anfangs mit Ryuichi auch. Tat es dann aber schnell als Scherz ab. Das würde er bei mir wohl nicht tun. Manchmal behauptete er nämlich sehr merkwürdige Dinge. Obwohl er genau weiß das sie nicht stimmen. Ich hatte schon Sex mit Mann und Frau und geküsste habe ich natürlich auch schon. Oft versuchte er mir beides auszureden. J meinte mal das Sugizo mich einfach auch mal küssen möchte. Ich denke eher er will sich über mich lustig machen. Aber es ist ja auch nicht wirklich schwierig, sich nicht über mich lustig zu machen.
 

Ich ließ meinen Blick erneut über die Bühne schweifen und fing den von J ein. Er grinste mich an, lief langsam auf mich zu und spielte mich an. Ich schenkte ihm ein kleines Lächeln, ging leicht in die Knie und tat es ihm gleich. Wenn wir so zusammen spielen wurden meine Gedanken sofort wieder in meine Schulzeit zurück katapultiert. Das waren tolle Zeiten, und ich lebte sorgenfreier. Mein bester Freund…er grinste mich noch mal an bevor er sich abwandte, zum Bühnenrand schritt, poste und spielte. Sugizo trat zu ihm, grinste und rockte.
 

Erschöpfung machte sich in meinem Körper breit als wir eine kurze Pause machten. Diesmal verließen wir die Bühne aber nicht. Ich trank wieder was. Mir war so heiß und ein wenig schwindelig. Nichts was mich beunruhigte, dass passierte öfters. J trat zu mir.

„Alles klar?“

Er machte sich ständig Sorgen um mich.

„Wie immer halt“, antwortete ich.

Er nickte und drückte mir die halbleere Trinkflasche wieder in die Hand. Ich hatte sie doch gerade erst weg gestellt!

„Du musst mehr trinken!“, sagte er und ich tat es weil ich wusste dass er weiß was gut für mich ist.

„Es ist so heiß hier“, murmelte ich und hängte mir die gereichte Gitarre um.

Er klopfte mir Mut machend auf den Rücken und grinste.
 

Dann ging es weiter. Mein Gehirn arbeitete langsamer. Warum ausgerechnet ich? Die anderen vier sind viel mehr in Bewegung als ich und ihnen schien es noch gut zu gehen. Als der Song zu Ende war zog ich mir hastig mein Oberteil aus. Trug aber noch was drunter, vielleicht würde es nun besser gehen. Ich bewegte mich rüber zu Sugizo, stellte mich dort in die Nähe der Ventilatoren. Jemand war links hinter mir, dass spürte ich und lehnte mich dann leicht zurück. Schloss die Augen für einen Moment und ließ mich einfach fallen. Das und der angenehme Luftzug ließ es mich besser gehen.

„Du überrascht mich immer wieder“, raunte Sugizo hinter mir. Ich hatte nicht gewusst dass er es war. Es viel mir schwer die Augen wieder zu öffnen. Mein Herz raste und die Hitze nahm ernorm zu. Ich muss durchhalten! Langsam entfernte ich mich von ihm, ging um ihn rum und zurück zu meinen Platz. Sein Blick lag auf mir, dass spürte ich. Ich atmete schwer aus, mir ging es verdammt schlecht. Meine Sicht wurde unklar und schwarze Punkte schienen durch die Halle zu tanzen.
 

Ich war so glücklich als wieder eine Pause war. Diesmal war sie länger. Hinter der Bühne schleppte ich mich in unseren Raum und sackte an der Wand hinunter, verlangte nach einem Energy-Drink was ich auch kurze Zeit später in der Hand hatte, J hatte es mit gegeben und hockte nun vor mir.

„Inoran“, sagte er und strich mir die Haare aus der Stirn, suchte meinen Blick den ich ihm nur kurz geben konnte. Dann vielen meine Augen wieder zu.

„Hey! Alles klar?“

Ich nickte schwach.

„Mach keinen Scheiß, Kleiner! Wir müssen noch mal raus.“

Wieder nickte ich schwach. Trank die ganze Flasche mit dem Energy-Zeug leer. Mit geschlossenen Augen saß ich noch da, spürte das J immer noch vor mir war. Von weit weg drang seine Stimme zu mir durch.

„Komm, wir müssen wieder!“

Er packte mein Handgelenk und zog mich wieder auf die Beine.

Der Energy-Drink wirkte Wunder. Das Blut wurde schnell durch meinen Körper gepumpt und ich fühlte mich besser. Er legte seinen Arm um meine Schulter und so betraten wir die Bühne. Unsere Fans schrieen und wir gingen zusammen zum Bühnenrand.

J winkte und lächelte und ich lächelte stumm vor mich hin. Sugizo trat neben mich, riss die Arme hoch. Sein Oberteil war offen und er präsentierte seinen durchtrainierten Körper. Er legte einen Arm um meine Hüfte und ich begann mich unwohl zu fühlen. Ich wollte nicht dass er mich so berührte. Ich wollte nicht zwischen den Beiden stehen. Ich ging doch völlig zwischen ihnen unter. Und das nicht nur auf die Körpergröße bezogen. Sugizo drückte mich an sich was mich wütend machte. Er wusste genau dass ich das nicht mochte! Ich sah zu ihm auf, vielleicht reicht es ja damit er versteht. Er grinste mich an, nahm seine Hand auch von meiner Hüfte, strich aber noch ein Stück an meinem Rücken entlang ehe er ganz von mir abließ. Es brachte ja eh nichts, wenn es um so was ging war er so gut wie taub und das obwohl er sonst ein so feines Gehör hatte!
 

Die Show ging weiter. Kurz vor Schluss ging es mir dann wieder genauso schlecht wie vorhin. Ich spürte jeden Herzschlag, jeden Tropfen Schweiß. Die Geräusche, das Licht, alles schien auf mich einzuschlagen. Mit letzter Kraft verabschiedete ich mich und wankte zum Bühnenausgang.
 

Meine Sicht verschwamm immer mehr, schwarze Punkte tauchten vor meinen Augen auf. Kurzzeitig sah ich nichts, dann wieder. Sofort wurde aber alles wieder verschwommen. Ich stöhnte gequält auf.

„Nicht umkippen“, redete ich mir ein.

Nein, befahl es mir! Ich suchte Halt an der Wand. Bitte nur für einen Moment! Das Gefühl von Verzweifelung durchzog mich, brachte mich noch mehr ins Schwitzen. Meine nassen Hände glitten Halt suchend an der Wand entlang. Mehrmals griff ich ins Leere was meine Verzweifelung nur noch größer werden ließ. Schwach, ich war so schwach! Dunkelheit, Schwärze breitete sich in mir aus. Ich fühlte…nichts…nichts…nichts…

Voices

Dumpfe Geräusche, ganz weit weg. Ein leises Dröhnen und zwei Stimmen die allmählich klarer wurden.
 

Ich lag. Mein linker Arm auf meinem Bauch, der rechte neben mir. Mein Kopf leicht erhöht. Worauf lag ich? Ich brauchte eine Weile bis ich es als Oberschenkel von J ausmachte. Seine Finger glitten langsam durch meine Haare.

Auch meine Beine lagen erhöht. Die Stimme aus der Richtung gehörte Sugizo.

Ich schaffte es nicht meine Augen zu öffnen. Fühlte mich so leer. Langsam wurde ich wieder klarer im Kopf.

Mittlerweile wusste ich auch wo ich war. Im Tourbus, auf dem Weg zur nächsten Konzerthalle. Wohin genau, dass wusste ich nicht. Ich wusste es nie! Nun nahm ich auch wahr, was die Beiden redeten. Und es gefiel mir nicht. Sie redeten über mich!
 

„…wird wieder mit ihm oder?“, Sugizo sprach sehr leise für seine Verhältnisse.

„Ich hoffe doch, aber ich glaube schon. Ich werde auf ihn aufpassen!“ Es war so typisch für J. Er hatte schon immer diesen Beschützerinstinkt mir gegenüber gehabt.

Manchmal überforderte mich das ganz schön, zu wissen dass jemand da sein wird, für immer!

Stille.

Ich weiß nicht für wie lange.

„Ich hole mir noch was zu trinken“, hörte ich J dann sprechen.

Seine Hände hoben meinen Kopf leicht an.

„Warte“, sagte Sugizo.

„Mhh?“

Er hob meine Beine leicht an und stand auf. Dann schob er ein paar Kissen unter meine Füße damit sie wieder hoch lagen.

Er lief an mir vorbei, dass spürte ich.

„So, jetzt kannst du aufstehen“, sagte er zu J der das dann auch tat. Seinen Platz nahm nun Sugizo ein.

Warum fragt mich keiner ob ich das will?

Verdammt, sie wissen ja gar nicht dass ich langsam wach werde.

Nun strich Sugizos Hand durch meine Haare.

„Das gefällt dir, nicht wahr?“, J grinste, ich wusste es.

„Natürlich, ich muss die Situation doch ausnutzen.“

J lachte. „Du bist unmöglich. Und dreist“, fügte er noch hinzu.

„Mag sein. Aber ich hab ja nicht wirklich viel von ihm. Manchmal hab ich das Gefühl er meidet mich sogar.“

Ja, er hatte Recht. Manchmal meidete ich ihn. Aber es war besser so. Ich fühlte mich so schon schlecht genug.

„Ich gestehe, manchmal bin ich eifersüchtig auf dich.“

„Sugi-chan, Inoran und ich kennen uns schon länger.“

„Trotzdem.“

Es scheint ihn wohl doch mehr zu belasten als ich dachte. Ich will ihn doch nicht verletzten!
 

J verließ den hinteren Teil des Busses und durchquerte ihn einmal bis er in unsere kleine Küche gelangte.

Ich fühlte mich verdammt unwohl und war wirklich froh das mein Wachsein nicht bemerkt wurde.

Er würde Dinge tun von den er weiß dass ich sie nicht will. Vor allem jetzt, ich war sogesagt schutzlos. J war weg und Sugizo glaubte ich schlief.

Kaum hatte ich den Gedanken abgeschlossen fing er auch schon an.

Seine Hand wanderte an meinem Hals entlang und über mein Schlüsselbein.

Mein Herz fing an gegen meine Brust zu klopfen. Meine Hand verkrampfte sich in den Stoff des Sofas.

Nein, ich will das nicht! Ich kann das nicht!

Bitte J, komm zurück.

Stumm flehte ich.

Nach einer mir vorkommenden Ewigkeit hörte ich endlich die näher kommenden Schritte von J. Sugizos Hände glitten mittlerweile über meinen Brustkorb.

Ich will sterben, jetzt und hier!
 

„Sugizo!“, Js Stimme durchschnitt tadelnd die Stille.

„Was denn?“

„Hör doch mal auf den armen Kerl zu befummeln.“

„Lass mir doch auch mal ein wenig Vergnügen!“

Trotzdem nahm er seine Hand von meiner Brust. Die andere strich aber immer noch über meinen Kopf.

„Das du nur dein Vergnügen haben willst ist mir klar. Aber jetzt mal ernsthaft“, J setzte sich wieder auf das Sofa und ich hörte wie er einen Schluck trank. Dann sprach er weiter.

„Du willst doch eh nur mit ihm ins Bett.“

Nein, was tut er da?

Sugizo seufzte. „Du hast es nicht verstanden oder? Keiner von euch hat es wirklich verstanden und am allerwenigstens Inoran!“

Was habe ich nicht verstanden? Machte er sich wieder über mich lustig?

„Das musst du mir jetzt genauer erklären.“ Der interessierte Unterton in Js Stimme gefiel mir nicht.

Es blieb lange still und mein Bewusstsein schwand wieder leicht. Sugizos Stimme riss mich dann wieder aus dem Zustand zwischen wach sein und schlafen.

„Ihr glaubt alle ich will immer nur mit den Leuten ins Bett und das stimmt nicht! Und Inoran könnte ich das erst recht nicht antun. So gut kenn ich ihn dann nun doch!“

„Und was willst du dann von ihm?“

„Jedenfalls nicht das was du oder irgendjemand anderes denkt!“

Schon allein an seiner Stimmlage erkannte man dass er das Thema nicht weiter besprechen wollte.
 

Mir ging es gerade ziemlich beschissen. Ich wollte nichts mehr hören, nichts mehr fühlen. Deshalb zwang ich mich einzuschlafen.

Die Stille und die einerseits doch recht schöne Streicheleinheit verhalf zu einem schnelle geschehen meines Wunsches.

Talk

„Oh! Endlich bist du wach!“

„Ich…ja“, stammelte ich erschrocken.

Nach meinem traumlosen Schlaf war ich langsam erwacht und hatte blinzelnd meine Augen geöffnet.

Mir war angenehm warm.

Der Blick Sugizos brauner Augen ruhte auf mir. Er war mir nah, viel zu nah, beängstigend nah.

Mit dem Rücken lag er an der Sofalehne. Ich lag mit dem Rücken auf dem schmalen Sofa, eng an ihm. Somit würde ich nicht runterfallen.

Sein linker Arm stütze seinen Kopf ab und der Rechte lag locker über meinem Oberkörper.

Ich schluckte schwer.

Das was ich schon seit Ewigkeiten zu verhindern versuchte war nun eingetroffen. Sugizo und ich waren alleine. Und er war mir eindeutig zu nahe.

„Wie geht es dir?“

„Gut“, log ich.

Stille.

„Du hast uns ganz schön erschrocken.“

„Mh…“, machte ich nur. „Warum bin ich eigentlich hier?“ Es hat mich schon gewundert als ich vorhin wach geworden war, dass ich hier bin und nicht in einem Krankenhaus.

„Man konnte nichts mehr für dich tun. Es ging dir soweit gut also konnten wir dich mitnehmen.“

Jetzt war ich schon ein bischen neugierig. „Was ist denn genau passiert?“
 

+Rückblick+

J sah wie Inoran noch schneller als sonst die Bühne verließ. Aus Sorge um ihn, da es ihm vorhin schon nicht gut ging, winkte er noch schnell der Masse zu und eilte Inoran hinterher.

Dieser schwankte stark und versuchte ergebnislos Halt an der glatten Wand zu finden.

„Inoran“, rief J aber die Beine des kleineren waren schon zusammen gesackt.

Hastig schlang der Bassist seine Arme um den Oberkörper seines besten Freundes, schlug selber mit den Knien auf den harten Betonboden auf. Schütze Inoran so aber davor mit dem Kopf auf den Boden aufzuschlagen.

„Ich brauche einen Arzt“, rief er panisch und klammerte sich an seinen Freund der wie leblos in seinen Armen lag.
 

Shinya, Ryuichi und Sugizo hatten mittlerweile auch gemerkt dass etwas nicht stimmte und verabschiedeten sich schnell von den Fans. So hatten sie auch noch Js panischen Schrei mitbekommen.

Erschrocken über das Bild was sich ihnen bot standen sie wie angewurzelt da.

Glücklicherweise gab es auf solchen Veranstaltungen immer Sanitäter von denen nun auch ein Paar heraneilten. Zuerst brachten sie Inoran in einen anderen Raum.

Die Ärzte wuselten um den Ohnmächtigen herum. J war ihnen gefolgt und stand nun wie versteinert daneben.

Die drei anderen beobachteten das Geschehen ein wenig weiter weg. Sie machten sich zwar Sorgen aber die Ärzte würden das schon richten.

Mit sanfter Gewalt versuchte Shinya J dann zum Gehen zu bewegen. Redete ruhig auf ihn ein.

Es führte aber nur dazu dass der Drummer angeschrieen und abgeschüttelt wurde. Wütend stapfte Shinya aus dem Raum
 

„Super“, murmelte Ryuichi.

„Ich bleib hier ja? Und du gehst zu Shinya.“

Der Sänger nickt und lief hinter ihrem Drummer her.

Sugizo trat an J ran und legte seinen linken Arm um die Schulter des größeren.

J senkte den Kopf und murmelte: “Ich bleibe hier, ihr bekommt mich hier nicht weg!“

„Shinya meinte das nicht böse. Ryu-chan ist bei ihm und ich bleib hier.“
 

Kurze Zeit später drehte sich einer der Ärzte zu ihnen um.

„Er hat zu wenig Flüssigkeit zu sich genommen. Sonst ist alles ok. Dazu kommt dann noch wohl der ganze Tourstress.“

Der Arzt trat zur Seite und J stürzte sich sofort auf seinen Freund.

Mit den Händen strich er sanft über Inoran Wangen, beugte sich weit zu ihm runter.

„Ino-chan“, flüsterte er. „Was macht du bloß für Sachen“?

Die Anwesenheit der Ärzte und von Sugizo bekam er gar nicht mehr mit.

Sugizo stand da, sein Körper durchzogen von einem Schmerz, Eifersucht.

„Ino-chan“, flüsterte J erneut.

Dann sah er ihn einfach nur an, sein Blick voller Sorgen.

Inorans Augenlieder fingen leicht an zu zucken und öffneten sich dann langsam.

Zwei dunkelbraune Augen guckte J an.

„Ino-chan“, ein Lächeln lag auf Js Lippen. „Wie geht’s dir?“

„Gut“, antwortete er war aber immer noch weggetreten.

J drehte sich um. „Er wacht auf.“

Der Arzt trat an den Tisch und untersuchte Inoran erneut, stellte ihm ein paar Frage zu seinem Befinden.

Sugizo stellte sich neben J und sah auf Inoran.

„Hey Sugi-chan“, murmelte Inoran. Sanft lächelte Sugizo den Liegenden an.

Nach kurzer Zeit war Inoran dann erschöpft eingeschlafen.
 

„Ich bleibe hier. Sie beide können sich zur Abreise fertig machen und ihn danach mitnehmen.“

„Nein, ich…“, protestierte J aber Sugizo viel ihm ins Wort. „J, sei vernünftig! Wir gehen uns eben duschen und umziehen. Dann holen wir ihn wieder hier ab.“

Unschlüssig blieb J stehen. Er wollte Inoran ungern alleine lassen, ließ sich dann aber doch von Sugizo mitziehen.
 

Auf dem Weg zu den Duschen trafen sie noch Shinya und Ryuichi.

J wollte sich gerade bei dem Drummer für sein Verhalten entschuldigen als dieser abwinkte.

„Sagt uns lieber wie es Inoran geht.“

Sie teilten den Beiden mit was sie wussten und gingen dann duschen.
 

Beim Umziehen trafen sie wieder aufeinander.

„Tourstress“, murmelte Sugizo spöttisch. „Ihn belasten Dinge oder“, fragte er an J gerichtet.

„Mh…ja doch. Du weißt doch wie er ist.“

„Ja, ich glaube schon.“

„Er macht viele Dinge einfach schlimmer als sie sind.“

„Aber er redet mit dir drüber oder?“

„Ich gehe davon aus. Ich denken ich weiß alles.“
 

Gemeinsam verließen sie den Raum und wie der Arzt versprochen hatte wartete er auf die Beiden.

„Vielen Dank“, sagte J.

„Kein Problem. Er sollte es vielleicht ein bisschen ruhiger angehen lassen und sich bis zum nächsten Konzert ausruhen.

J nickte eifrig. „Gut, schönen Abend noch.“

„Ihnen auch!“ Und damit ging der Arzt.

„Und nun“, fragte Sugizo.

„Trag ich ihn in den Bus.“ Mit diesen Worten schob er einen Arm unter Inorans Kniekehlen und den anderen in Höhe der Schulterblätter. Dann hob er ihn hoch.

Schweigend liefen sie bis zum Bus und J legte ihn dort auf das Sofa.
 

Inorans Kopf ruhte auf Js Oberschenkel und seine Füße auf Sugizos Oberschenkel.

An diesem Abend war es recht still zwischen den Bandmitgliedern. Einer nach dem anderen ging schlafen bis nur noch Sugizo und J übrig blieben.

+Rückblick Ende+
 

Schweigend hatte ich Sugizo zugehört. „Und ich war wirkliche einmal wach?“

Sugizo nickte.

„Daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern.

Wir schwiegen eine Weile. Ich wollte weg, nur noch weg.

Ich hatte das Gefühl seine Hand an meiner Seite wurde immer größer. Was natürlich nicht stimmte. Er bewegte sie ja nicht einmal!

„Wo…wo ist J“, fragte ich in der Hoffnung schnell aus dieser erdrückenden Situation herauszukommen.

„Schlafen gegangen.“

Kurz und knapp war die Antwort und sie klang wütend.
 

„Was hast du denn“, fragte ich leise und ein wenig verängstigt. Ja, Sugizo machte mir Angst wenn er wütend war. Denn das war er selten.

Leicht schüttelte er den Kopf.

„Sag“, forderte ich.

Ein spöttisches Lachen erklang. „Das sagt der Richtige. Du forderst mich zum Reden auf dabei tust du selber nicht. Mit J redest du vielleicht. Aber ich bin dafür ja nicht gut genug. Inoran, ich weiß du kennst ihn schon länger als mich und die Anderen aber trotzdem kennen wir uns doch lange genug um auch mal über Dinge zu reden die uns beschäftigen!“

„Bitte, sei doch nicht so wütend!“

Er beugte sich mit dem Oberkörper über mich.

„Du hast doch keine Ahnung! Tust immer so unschuldig! Es macht mich krank weißt du!“

„Sugizo…“

„Sei still“, harschte er mich an.
 

Jetzt hatte ich wirklich Angst! Er lag nicht mehr neben mir, nein. Mit dem rechten Bein kniete er zwischen meinen mit den Händen stütze er sich rechts und links von mir ab.

„Er darf alles, J darf alles bei dir. Nur ich, wir, dürfen nichts.“

„Das stimmt doch gar nicht“, versuchte ich mich zu verteidigen.

„Du suchst doch schon panisch einen Fluchtweg wenn ich auf dich zukomme. Geschweige denn ich komme über deinen heiligen Zwei-Meter-Schutz Radius.“

„Ich…das stimmt doch gar nicht.“ Meine Stimme zitterte stark und meine Augen füllten sich mit Wasser.

„Ach, stimmt also nicht?“

Ich schüttelte den Kopf.

„Und warum läufst du dann immer vor mir weg und weichst mir aus?“

„Ich…“, die ersten Tränen liefen über meine Wange. Meine Lippen blieben geschlossen, ich bekam sie nicht mehr auf.
 

Mein Brustkorb hob und senkte sich im raschen Tempo.

Warum verstand er nicht? Warum verdammt noch mal verstand er nicht? Warum muss er mich so quälen? Stumm sah ich ihn an und er sah zurück.

Sugizos Hand zitterte leicht als er sie langsam hob und mir die Tränen aus dem Gesicht wischte. Nicht berühren, bitte nicht!

„Hör auf zu weinen, bitte.“

Seine Stimme klang wieder ruhig, angenehm, so wie ich sie…mochte.

Ruhig lag seine Hand nun an meiner Wange. Er schien über etwas nach zu denken. Das sah ich in seinen Augen. Auch wenn ich nicht mehr lange hineinsehen konnte, schon seit einer Ewigkeit nicht mehr.

Touch

Mein Körper brannte. Diese Nähe, ich ertrug sie nicht. Zu nah, zu nah, zu viel von ihm auf einmal.

Seine Körperwärme löste Hitzewallungen in mir aus.

Sein Geruch, der mit jeder Sekunde intensiver zu werden schien ließ den Schweiß in Strömen laufen, aber nur gefühlt, nicht real.

Seine linke Hand, die sich immer noch an meiner Wange befand und seine rechte, die sich nun auf meine Brust legte, brachten mich zum erstarren.

Sein Gesicht, das mir immer näher kam, brachte mein Herz dazu fast aus meiner Brust zu springen.

Und seine Lippen die sich letztendlich auf meine legten brachten mich zum schmelzen.
 

Für einen Moment spürte ich nichts, alles war weg, alles.

Nur das Gefühl seiner vollen, weichen, leicht feuchten Lippen auf meinen war da.

Und plötzlich war alles wieder da…und ich fühlte mich… lebendig!

Es gab also noch etwas anderes was mich lebendig fühlen ließ.
 

Es war aber noch nicht einmal ein richtiger Kuss.

Sugizos Lippen strichen sanft über die meinen und ich lag einfach nur da, mein Atem wurde unerwartet ruhig. Würde ich jetzt sterben? Mit der Zungenspitze fuhr er nun über meine vollen Lippen und dann zwischen den schmalen Spalt, der sich nicht öffnete. Ich schaffte es nicht, was würde passieren wenn seine Zunge meine…?

Noch nicht, einen Moment noch.

Schien er zu verstehen? Leicht biss er in meine Unterlippe und ich legte meine zitternden Hände auf seinen Rücken. Allein das gab mir unbeschreiblich viel Halt und Kraft, sodass ich nachgab und meine Lippen ein kleines Stück öffnete.
 

Sugizo war so vorsichtig.

Er beschäftigte sich erstmal nur mit meinen Lippen und ich begann diesen Kuss richtig zu erwidern.

Wenn auch zögerlich und mit meiner zurückhaltenden Art.

Er schmeckte so süß, so wunderbar süß! Süßer als purer Zucker. Ging das? Musste wohl. Oder meine Geschmacksnerven spielten mir einen Streich.

Ich atmete langsam, tief ein und aus da ich nicht wollte das der wahrscheinlich wertvollste Moment in meinem Leben durch meine Atemnot zerstört wird.
 

Ich nahm Sugizos Lippen zwischen meine, spürte sie, schmeckte sie noch mehr.

Viel zu sehr hatte ich mich diese Neue abgelenkt und er nutze es aus denn nun spürte ich seine Zunge an meiner. Es löste ein Kribbeln in mir aus und das Verlangen nach der Unendlichkeit.

Noch nie hatte ich mir so sehr gewünscht etwas würde endlos sein. Doch diesmal tat ich es.
 

Immer noch zurückhaltend erwiderte ich sein Zungenspiel. Ein ständiges Hin und Her zwischen Berührungen von unseren Lippen und Zungen.

Er war nicht aufdringlich. Ich hätte es jederzeit beenden können. Aber warum sollte ich? Wenn man sich etwas so lange wünscht und es dann bekommt schmeißt man es doch auch nicht einfach weg oder?
 

Meine Hände rührten sich nicht, ich traute mich einfach nicht sie zu bewegen. Auch seine Hände lagen immer noch genau da wo er sie anfangs hingelegt hatte.

Dieser ewige Schmerz und die jetzige Erlösung lösten Emotionen in mir aus die mich zum Weinen brachten. Langsam liefen einzelne Tränen meine Wangen hinunter.

Es war so unglaublich schmerzvoll als Sugizos Lippen sich von meinen lösten. Aber er hatte meine Tränen wohl gespürt.
 

Er hob seinen Kopf ein Stück an und seine Hand glitt von meiner Wange. Mit einem Blick den ich nicht deuten konnte sah er mich. Seine Lippen glänzten so sehr im Licht.

Und auf einmal, wie ein Schlag ins Gesicht, war ich voller Zweifel und Wut.

Seine Nähe kam mir auf einmal so erdrückend und belustigend vor. Ja, ich hatte das Gefühl er machte sich über mich lustig. War das nicht ein Lächeln auf seinen Lippen?
 

Unsere Blicke trafen sich und ich spürte blanke Wut. Er hatte meine Schwäche schamlos ausgenutzt.

„Warum? Ich will dein Mitleid nicht!“, murmelte ich und drehte verletzt meinen Kopf weg.

„Das ist kein Mitleid Inoran. Nicht jeder hat Mitleid mit dir.“

Klang seine Stimme immer so… erotisch?

Seine Fingerspitzen umfasste mein Kinn und drehte meinen Kopf wieder so, dass ich sein Gesicht sehen konnte.

„Was…“, meine Stimme versagt. Sugizo legte den Kopf leicht schief.

„Was ist es dann?“ Zweiter versuch geglückt.

Meine Hände schwitzen so stark wie noch nie.

Sugizos Gesicht kam mir wieder sehr nahe, seine Lippen glänzten immer noch ein klein wenig. Wie schön das aussah.

Erneut küsste er mich.
 

„Kannst du dir das denn gar nicht denken?“

Seine Stimme, so leise.

Ich wollte was sagen doch meine Stimme versagte erneut. Deswegen schüttelte ich nur leicht den Kopf. Sugizo seufzte gespielt.

„Du bist so niedlich wenn du so Unwissend bist.“

Was! Er nannte mich niedlich! Ich bin nicht niedlich.

„Ino-chan“, er schloss für einen Augenblick die Augen. „Du hast wirklich keine Ahnung was du mir angetan hast. Was für Schmerzen du mir zugefügt hast.“

Wovon sprach er?

„Deine Abweisung, dein Ausweichen und das schon so lange, hat mich wahnsinnig gemacht. Sag, hasst du mich?“

„Nein“, sagte ich und schüttelte dazu noch den Kopf.

Wie könnte ich ihn auch hassen?

„Aber warum? Warum hast du mir das angetan?“

Seine Stimme klang verzweifelt.

„Ich…ich…“, dass konnte ich ihm doch nicht sagen.

„Es tut mir leid“, murmelte ich. „Das war nicht beabsichtigt.“ Was für eine lahme Entschuldigung.
 

Sugizo sah mich an, mit einem so durchdringenden Blick, ich konnte ihm nicht länger standhalten also schloss ich die Augen. Meine Tränen waren mittlerweile getrocknet. Warmer Atem traf immer wieder auf meine Haut und löste jedes Mal einen Schauer aus.

Wie lange lag ich da?

Ich spürte Sugizos Lippen federleicht über mein Gesicht streichen. Wenn ich doch bloß wüsste was in seinem Kopf vorging!
 

Langsam wanderten seine Lippen zu meinem Ohr. Knabberte ein wenig dran. Ich hörte ihn atmen und das verschlug mir den Atem. Meine Hände krallten sich in den Sofastoff, lösten sich dann wieder.
 

„Inoran..“

Nein

Seine Lippen berührten meine leicht.

„Inoran ich“, er hielt kurz inne „Ich liebe dich.“

Wieder küsste er mich und ich erstarrte.
 

Nichts ging mehr, keine Bewegung, nicht mal Luftholen.

Sugizos Kopf legte sich auf meine Schulter und er küsste meinen Hals.

Leben kam zurück in mich. Laut schluchzte ich auf schlang meine Arme um ihn, so fest, dass der stärkste Mensch der Welt ihn mir nicht mehr nehmen konnte. Das glaubte ich jedenfalls.

Ich weinte, weinte, weinte.

Meine Finger krallten sich in Sugizos Rücken.

All der Schmerz und Kummer floss meine Wangen hinunter und mit jeder Träne fühlte ich mich befreiter. Ich hatte das Gefühl immer leichter zu werden bis ich letztendlich schwebte.
 

Nach einer Ewigkeit ließ mein Weinkrampf nach, vereinzeltes Schluchzen kam über meine Lippen. Sugizo sah mich an, ein schwaches Lächeln auf den Lippen.

Mit dem Daumen strich er mir die Tränen aus dem Gesicht. Dann legte er seine Hände an meine Wangen und küsste mich. Wieder und wieder und wieder.

Ich brauchte lange bis ich mich komplett beruhigt hatte. Und bis ich genug Mut und Kraft zusammen gekratzt hatte um ihm meine Liebe zu gestehen. Er lächelte nur, strich mir noch mal kurz über die Wange und wir küssten uns wieder.

Ewigkeiten.
 

Ich hatte keine Ahnung wie spät es war aber irgendwann fühlte ich mich völlig erschöpft, löste meine Lippen von seinen.

„Sugi-chan ich bin müde“, sagte ich leise.

„Ist ok“, murmelte er.

Schweigen.

„Lässt du mich mal eben los?“

Ich grinste beschämt. Meine Hände krallte ich immer noch in seinen Rücken. Langsam löste ich sie und ließ sie an seiner Seite hinunter gleiten.

Er stand auf und kam einen Moment später mit einer Decke wieder. Dann krabbelte er über mich, legte sich so hin das sein Rücken wieder an dem Sofa lehnte.

Die Decke breitete er über uns aus. Dann packte er mich sanft an Schulter und Hüfte, drehte mich auf die Seite und schlang einen Arm um mich. Dicht rückte ich an ihn ran. Zögerlich legte ich meine Hände an seine Brust und kuschelte mich an ihn.

Wir sprachen kein Wort mehr miteinander und es dauerte Ewigkeiten bis ich einschlief.

Contradictory

Auf dem Rücken liegen wachte ich auf. Sugizos Arm lag auf meinem Brustkorb und er unterhielt sich mit jemanden. Die Stimme gehörten…J, Shinya und Ryuichi. Oh mein Gott! Ich riss meine Augen auf und saß senkrecht auf dem Sofa. Sugizos Arm war in meinen Schoß gefallen. Ich spürt ihre Blicke auf mir. Wie sie mich anstarren.
 

Sugizos Hand legt sich an meine Wange und er drehte meinen Kopf zu sich, gab mir einen Kuss.

Nein, dass kann ich nicht, das ist zu viel. Ich drückte ihn von mich und viel fast von dem Sofa beim Versuch aufzustehen. Meine drei Bandkollegen starrten mich an und ich starrte zurück. Warum starrten sie so? Panisch stolperte ich aus dem hinteren Bereich des Busses und schloss mich in unser kleines Badezimmer ein.

Langsam sackte ich an der Tür hinunter.

Erst jetzt realisierte ich alles, wirklich alles.
 

Sugizo, von dem ich niemals gedacht hätte dass er überhaupt auf Männer steht, liebt mich. Natürlich war immer eine gewisse Vermutung dagewesen aber bestätigt hatte sie sich bis jetzt noch nie. Und ich hatte gedacht, wenn er dann mal wieder eine Freundin hat ist sie ihm vom Charakter her ähnlich aber ich, ich bin das genaue Gegenteil!

Ich liebe ihn, abgöttisch. Ich hatte keine Ahnung wie es passieren konnte. Aber gerade fragte ich mich ob es wirklich klappen könnte, mit uns, eine Beziehung. Waren wir nicht doch zu verscheiden? Und was würden die anderen Sagen? J, Ryuichi und Shinya. Dass ich in Sugizo verliebt bin wusste J zwar aber wenn wir ein Paar wären, ist das was anderen.
 

Ich krallte meine Hände in die Haare, wollte schreien und weglaufe, einfach weglaufen.

Verrückt oder? Jetzt hatte ich doch das was ich wollte und trotzdem geht’s mir schlecht. Ich bin so ein Idiot.

Verzweifelt fing ich an zu weinen. Warum genau ich verzweifelt war wusste ich nicht einmal.

Vielleicht hätte ich besser meinen Mund halten solle. Und Sugizo gestern oder heute, ich wusste immer noch nicht wie spät es war, von mich stoßen sollen. Ich musste mit ihm reden aber was sollte ich sagen?
 

„Inoran?“

Ich zuckte zusammen als Sugizos Stimme der Stille ein Ende setzte.

Ich blieb ganz leise, wischte mir hastig die Tränen aus den Augenwinkeln.

„Inoran, ich weiß das du da drinnen bist, komm raus!“, seine Stimme klang genervt.

Ich wollte nicht, ich würde hier drinnen bleiben.

„Inoran“, er wurde lauter.

„Geh weg“, sagte ich

„Erst kommst du da raus.“

„Nein.“ Jetzt fang ich schon an wie ein kleines Kind.

„Was soll denn das? Wovor versteckst du dich?“

Kein Laut kam über meine Lippen.

„Inoran?“

Nach einem Moment hörte ich Schritte die sich von der Tür entfernten.

Ein Schmerzhaftes ziehen in meiner Brust.

Meine momentanen Wünsche waren so widersprüchlich!

Ich wollte bei Sugizo sein, wollte das mich umarmte und küsst. Ich wollte aber auch weg, ganz weit weg und am Besten nicht mehr wieder kommen.
 

Ich atmete tief ein und wieder aus. Zog mich dann aus und duschte mich schnell. Denn das hatte ich nach dem Konzert ja nicht mehr machen können.

Als ich aus der Dusche kam viel mir ein das ich ja nichts Frisches zum Anziehen hier hatte. Klasse. Und das gerade jetzt!

Nach dem ich mich dann abgetrocknet hatte band ich ein Handtuch fest um meine Hüfte und ein zweites um meinen Oberkörper.

Leise öffnete ich die Tür, schaute nach rechts und links. Nichts. Schleichend machte ich mich auf den Weg zu meiner Tasche. Schnell zog ich frische Sachen raus und stand auf um wieder ins Bad zu gehen.

„Inoran!“

Erschrocken zuckte ich heftig zusammen. Ließ all meine Sachen fallen.

„Warum tust du mir das an?“

Ich starrte die Wand vor mir an. Mein Brustkorb hob uns senkte sich schnell. Verdammt ich bin doch kein Teenager mehr!

Sugizos Hände legten sich auf meinen Bauch. Er stand direkt hinter mir. Ein warmer Luftzug strich in regelmäßigen Abständen über meine rechte Schulter. Ich konnte mich nicht rühren, kein Stück.

„Warum läufst du immer noch vor mir weg? Ich hatte gehofft du würdest bei mir bleiben.“

Mit der linken Hand strich er meine Haare zur Seite ehe er sie wieder auf meinen Bauch legte. Er verteilte hauchzarte Küsse auf meinen Nacken und Schulter.

Erschöpfung machte sich in mich breit, trotzdem genoss ich die Berührungen. Wann war mein Kopf auf meine Brust gesackt? Wenn ich sterben sollte, dann bitte jetzt! Zögerlich legte ich meine zitternden Hände auf seine.

Sugizo legte seinen Kopf auf meine nackte Schulter und drückte mich an sich.

„Inoran, ich liebe dich und du liebst mich.“ Er klang auf einmal so verunsichert. Das wollte ich nicht!

„Liebst du mich wirklich“, fragte er leise.

„Ja“, mehr brachte ich nicht über meine Lippen. Ich war so erbärmlich!

„Dann lauf doch nicht weg! Das tut mir weh!“

Beschämt kaute ich auf meinen Lippen rum.

„Sag doch was“, forderte er leise.

Was soll ich darauf antworten, ich, der nicht mit Worten umgehen konnte. Aber irgendwas musste ich sagen.

„Es tut mir leid, ich…ich hatte Angst.“

„Wovor?“

„Wenn die Anderen drei nicht damit klar kommen…“

„Ach Ino-chan“, Sugizos lachte leise. „Sei doch mal egoistisch! Solange du glücklich bist! Außerdem, womit sollten sie nicht klar kommen. Alle drei wussten dass ich dich liebe und keiner hat was dagegen gesagt. Und J wusste doch auch das du mich liebst. Und, hat er jemals was dagegen gesagt?“

Stumm schüttelte ich den Kopf

„Also brauchst du keine Angst haben.“

Schweigend standen wir da bis er wieder das Wort ergriff.

„Komm, geh dich anziehen.“

„Ok.“

Ich wollte meine Sachen wieder aufheben aber Sugizo hielt mich immer noch so fest.

„Ich…ähm…“, stammelte ich und löste seine Hände von mir, schob sie nach hinten. Schnell sammelte ich meine Sachen zusammen und stolperte ins Bad.
 

Hastig zog ich mir eine Jeans, ein T-Shirt und darüber einen weiten Pullover an. Bequeme Sachen halt und nicht Körperbetont. Ich griff nach meinem Kamm und kämmte meine Haare. Dabei fiel mein blick in den Spiegel. Ein Lächeln lag auf meinen Lippen. Grausam. Er musste weg, es stand mir einfach nicht. Schnell kramte ich meine Sachen zusammen und verließ das Bad.

„Hey, nicht so stürmisch!“, lachte J nachdem ich in ihn reingerannt bin. „Du kommst schon schnell genug zu Sugizo.“

Irgendwie ging grad wohl jeder Versuch das Bad vernünftig zu verlassen daneben.

Mein Gesicht wurde schlagartig rot.

„Das war ein Scherz“, meinte er als er das sah und legte einen Arm um meine Schulter. „Ich freue mich für dich.“

„Mh…“, machte ich nur.

„Man, dass ist ja schrecklich mit dir“, jammerte er. „Freu dich doch mal!“

Ich sah zu ihm auf aber da ich wohl immer noch nicht den richtigen Gesichtsausdruck hatte legte der Daumen und Zeigefinger an meine Mundwinkel und schob sie hoch, so das ein mehr schlecht als rechtes Lächeln auf meinen Lippen war. Seine Aktion brachte mich dann aber zum Lachen. Ebenfalls lachend sah er mich zufrieden an.

„J, hör auf mit Inoran zu flirten der ist jetzt vergeben.“

Mit diesem gelangweilt klingenden Spruch zog Shinya an uns vorbei.

Ziemlich blöd dreinschauen sahen wir ihm hinterher und finden prustend an wieder zu lachen.
 

Immer noch vor uns hin kichernd machten wir uns auf den Weg in den hinteren Teil des Busses.

Shinya, Ryuichi und Sugizo waren auch dort und aßen Frühstück.

Stumm setzte ich mich neben Sugizo und kämmte mit gesenktem Kopf meine Haare weiter.

Bis die trocken waren würde es wieder Stunden dauern aber zum föhnen hatte ich keine Lust denn das dauerte auch ewig.

„Soll ich dir die Haare föhnen?“ Seit wann kann Sugizo Gedanken lesen? Ich nickte stumm und er machte sich auf den Weg den Föhn zu holen.

J pfiff leicht durch die Zähne und sah mich grinsend an. Einen Moment später verging ihm dies aber da mein Kamm ins unsanft am Kopf traf.

Er warf zurück, traf mich aber nicht weshalb ich ihn auslachte.

Schmollend drehte er sich weg.

Dann kam Sugizo wieder und begann mir die Haare zu föhnen. „Was ist“, fragte er an J gerichtet der immer noch schmollend da saß.

„Egal“, grummelte er und fing er ein Gespräch über die neusten Bässe und Gitarren bei ESP an.

Ich schloss meine Augen und genoss wie Sugizos Finger durch meine Haare strichen. Ich nahm mir vor ihn öfters zu bitten mir die Haare zu föhnen.
 

Das laute Geräusch des Föhns verstummte und er legte ihn weg. Dann kämmte er mir noch einmal die Haare und band sie zusammen. Einen Kuss auf den Kopf bekam ich dann auch noch bevor er sich neben mich setzte. Er strahlte mich an und ich murmelte ein leises Danke. J kicherte. „Lass das“, maulte ich ihn an und hatte meinen Kamm schon wieder wurfbereit. Sofort verstummte er.



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Kommentare zu dieser Fanfic (14)
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Von:  NatsUruha
2014-06-12T12:02:14+00:00 12.06.2014 14:02
Ich hab die ff bereits gefühlte 100 mal gelsesen... und ich würde es immer wieder tun.
echt wundervoll geschrieben.


Von:  ScarsLikeVelvet
2010-11-28T15:29:08+00:00 28.11.2010 16:29
Ich kann green-psyche nur zustimmen.
Gegensätze ziehen sich an...das hast du in deiner FF eindrucksvoll bewiesen und ich hab es genossen sie zu lesen.
Inorans Unsicherheit war absolut niedlich und auch Sugizos Hartnäckigkeit macht ihn sehr sympathisch. ^^
Schade find ich nur, dass das Ende ein wenig schnell kam.
Irgendwie fehlt mir da noch ein wenig was ^^
Von:  RedSky
2010-04-06T21:01:02+00:00 06.04.2010 23:01
Wieder diese wiedersprüchlichen Gefühle in dem Kleinen... *.* - Ich kenn das. X_x'
Was mich an der Fanfic bzw. an dem Pairing fasziniert ist der große Kontrast der Charakterzüge von Sugizo und Inoran... Diese völlige Gegensätzlichkeit.... Ich mag Gegensätze ja oft gerne - und ich krieg gerade nicht das gesagt, was ich sagen will. x_X

Im Großen und Ganzen gibt es nur Eins was ich bemängeln würde und das wären die Tipp- bzw. Flüchtigkeitsfehler.^^; Da kam ich beim lesen tatsächlich ab und an ein wenig in's Stolpern. Aber rein Inhaltlich fand ich die ganze Story echt 'ne gelungene Nummer! ^-^b
Von:  RedSky
2010-04-06T19:11:04+00:00 06.04.2010 21:11
<3
Neid......
Die Nähe und Wärme hast du wirklich sehr...sehr...authentisch beschrieben, so authentisch dass ich auch will.... >////<;; - Oo; Also..nicht mit den beiden, aber....ach, vergessen wir das. x,x;;
Ich mag es wie Inoran immer wieder mit sich selbst innerlich kämpft. Dieser Stil und das auch so zu beschreiben sagt mir dolle zu. ö.öv
Von:  RedSky
2010-04-06T18:56:54+00:00 06.04.2010 20:56
Sugizo's Agressionen kamen toll rüber! :3 *mag agressive Szenen derzeitig sehr gerne* X,x'
Inoran ist wohl scheinbar sehr schnell einzuschüchtern, hu? ó.o
Bin gespannert wie's weiter geht. ö,ö;; *diese ff toll findet* <3
Von:  RedSky
2010-04-06T17:30:44+00:00 06.04.2010 19:30
Die Tatsache, dass Inoran vortäuscht, weiterhin bewustlos zu sein, macht die Szene besonders interessant. - Und an seiner Stelle hätte ich es ihm gleich getan. |D *liebt es, heimlich zu lauschen* X3~
Sugizo wirkte im letzten Teil des Kapitels auf mich fast schon ein wenig trotzig mit seinen Aussagen. Fällt mir ein wenig schwer mir das bei ihm vorzustellen, aber vielleicht interpretier ich da ja auch gerade nur etwas in den Text hinein, was du gar nicht beabsichtigt hast....
Von:  RedSky
2010-04-06T17:19:49+00:00 06.04.2010 19:19
Das erste Kapitel ist schonmal ein schöner Start. :3
Inoran's Gefühls- und Gedankenwelt hast du sehr schön und auch nachvollziehbar beschrieben. Auch die Beziehung zu seinem besten Freund und seine zwiespältigen Empfindungen Sugizo gegenüber.
Besonders gelungen fand ich aber das Auf und Ab seines Körpers. Die Szene am Schluß, wo er langsam in Ohnmacht fällt, konnte ich besonders gut nachempfinden....so ging es mir auch schon wenn mein Kreislauf komplett streikte.... <D;;
Von:  The_Black_Rabbit
2009-10-17T22:30:18+00:00 18.10.2009 00:30
ein süßes ende, auch wenn es etwas hotler die polter ging XD
^_^
Von:  The_Black_Rabbit
2008-06-09T17:01:54+00:00 09.06.2008 19:01
nyah, erst war ich etwas mit abstand an deine ff gegangen, weil luna sea sind für mich so das non plus ultra, wennu verstehst ^.~
aber find ich bisher gut ^^
schreib schnell weiter
Von:  Cute
2008-05-28T19:04:34+00:00 28.05.2008 21:04
*~*
wie süß<3
langsam find ich das Pair noch toller als J x Sugi xD
*drop*
schreib schnell weiter <3


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