Nach dem Regen scheint die Sonne von x_miyuchan_x (meine erste sa-ff ^^) ================================================================================ Kapitel 1: Nach dem Regen scheint die Sonne ------------------------------------------- Soda, hier bin ich wieder! Ich habe schon Eeeewigkeiten nichts mehr von mir hören lassen - was den einen oder anderen sicherlich freut ^^ - aber jetzt gibt es eine One-Shot - und noch dazu SHOUNEN-AI! Meine allererste SA-FF UND die erste Geschichte die ich abgeschlossen habe XD Genug der Vorrede, all denjenigen, die ich noch nicht verschreckt habe, wünsche ich viel Spaß beim lesen! Menschen… So viele Menschen sind heute unterwegs. Schon seltsam. Fast, als wollten sie uns verspotten mit ihrer Anwesenheit. Ob sie alle auf dem Weg sind? Ob sie alle das gleiche Ziel haben? Ob mein Ziel wirklich das ihre ist? „Wataru?“ Eine Hand hat sich von hinten auf meine Schulter gelegt. Kurz zucke ich zusammen, weil ich nicht damit gerechnet habe. Ich will ihn nicht sehen - und Yuki sicher auch nicht. Er sollte nicht zu ihm gehen, denn er hat als Vater versagt. Ohne dem Mann zu antworten oder ihn auch nur anzusehen, beschleunige ich meine Schritte und wechsle die Straßenseite. Soll er sich doch sonst was denken, ist mir egal. Immer schneller bewege ich mich vorwärts, es fehlt nicht mehr viel und ich jogge. Je näher ich meinem Ziel komme, desto näher komme ich dir, Yuki. Denn du bist mein Ziel. Bist es schon immer gewesen. Da! Dort hinten bist du endlich! Ich habe dich erreicht, noch vor allen anderen. Das war schon immer so, nicht? Ein Lächeln stiehlt sich auf mein Gesicht, als ich dich endlich erreiche. Als du nur noch einen Meter von mir entfernt bist, fängt es plötzlich an zu regnen. Regen… Damit hat alles angefangen, erinnerst du dich? Natürlich erinnerst du dich, aber bestimmt nicht so genau wie ich. Es hat seinerzeit auch geregnet, an dem Tag unserer ersten Begegnung… Ich war damals gerade mal fünf Jahre alt und spielte in der Sandkiste, als meine Mutter mich zu sich rief. Da ich nicht reagierte, kam sie zu mir und verpasste mir eine sanfte Kopfnuss. Beleidigt sah ich sie an, wollte mal wieder richtig trotzig sein, damit sie mir später als Entschuldigung Schokolade schenkt, als ich dich sah. Du hast neben ihr gestanden und mich mit großen, erwartungsvollen Augen angesehen. Wegen dieser Augen vergaß ich sogar das Schmollen. Mutter sagte, ich solle mit dir spielen während sie mit deiner Mutter auf der Terrasse Kaffee trinkt. Was sollte ich aber mit einem Zwerg wie dir spielen? Du warst gut ein Jahr jünger als ich, gerade mal aus den Windeln raus. Zuerst hatte ich dich einfach ignoriert, um dir zu zeigen, dass ich keine Lust hatte, mit dir zu spielen. Doch keine fünf Minuten später bist du schon neben mir in der Sandkiste gehockt und hast mir meine Burg zerstört! Ich hätte dich ja am liebsten verhauen, doch du hast zu mir gesagt: „Bauen wir zusammen eine neue! Eine viel, viel größere!“ Dann hast du auch schon begonnen, die „viel, viel größere“ Sandburg zu bauen. Deine Motivation und dein Spaß an der ganzen Sache waren so ansteckend, dass ich dir doch tatsächlich half. Nach gut einer Stunde waren wir dann endlich fertig – unsere Sandburg war ein richtiges Schloss geworden. Du hast mich angestrahlt, so sehr angestrahlt, dass es mich fast blendete. Und dann begann ein Platzregen. Wir haben zugesehen, wie unser Schloss immer kleiner wurde und am Ende nur noch ein Haufen Sand war. Als ich dich wieder ansah, war das Strahlen verschwunden und hatte Tränen Platz gemacht. Du hast so sehr um unser gemeinsames Schloss geweint, dass dich nicht einmal deine Mutter beruhigen konnte. Sie wusste weder ein noch aus. Ich habe dich dann einfach an der Hand genommen und zu dir gesagt: „Weißt du was, Chibi? Wir gehen jetzt baden und danach spielen wir drinnen etwas. Wenn es morgen schön ist, kommst du wieder zu mir und wir bauen noch einmal so ein großes Schloss zusammen, ja?“ Mit einem Mal war dein Weinen verstummt, deine Augen wurden noch größer als vorher und du hast mich wieder angelächelt. Mit einem „Au ja!“ hast du mich Richtung Haus gezerrt. Jetzt war die Welt wieder in Ordnung. Ja, das war unser erstes Treffen. Man kann uns also wirklich Sandkastenfreunde nennen – im wahrsten Sinne des Wortes! Du lächelst mich an, als ob du genau wüsstest, an was ich gerade gedacht habe. Aber sollte mich das wundern? Immerhin sind wir seit jenem Tag von vor zwölf Jahren die besten Freunde, eigentlich schon eher Brüder. Wir haben unzählige Dummheiten angestellt und massenhaft Strafpredigten gehört und doch hatten wir jeden einzelnen Tag viel Spaß, weil wir zusammen waren. Yuki, du nickst träumerisch vor dich hin. Auch du scheinst in Erinnerungen zu schwelgen. Du zerwuschelst dir deine kurze blonde Mähne, die nichts und niemand zu bändigen vermag. Ich muss lachen, als mir bei diesem Anblick dein erster Schultag in der Grundschule wieder einfällt. Auch damals hat es geregnet. Das kühle Nass hat deine Haare nach unten gezogen und tropfte dann von den Spitzen zu Boden. Du hast wie ein Hündchen ausgesehen, das seine Ohren hängen lässt. Richtig süß war das. Du warst auch so scheu deinen neuen Mitschülern gegenüber, dass du in den Pausen immer bei mir warst. Sobald es zur Pause läutete, ging eine Sekunde später die Tür zu meiner Klasse auf – und ich wusste, dass nur du das sein konntest, der so ungestüm auf mich zurannte. Meine Klassenkameraden nahmen mich deinetwegen ständig auf den Arm. Sie verspotteten mich, weil ich mit einem „Kleinkind“ wie dir befreundet war. Die Mädchen hingegen schenkten mir ein Lächeln, wenn sie uns zusammen sahen. Ich glaube, sie beneideten mich. Ja, ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass sie das taten, denn, mal ehrlich: wer würde nicht die Person beneiden, die dir so nah sein konnte? Du schüttelst den Kopf? Wieso das? Es ist doch wahr! Nur, weil du nicht glaubst, dass du so eine wahnsinnig große Wirkung auf andere hast, heißt das nicht, dass du sie nicht besitzt! Bloß, weil du das nicht glaubst und es nicht siehst, muss das nicht heißen, dass die anderen und ich sie nicht sehen, diese unglaubliche Ausstrahlung, die du besitzt! Du hebst dein Gesicht und siehst mich mit sanften Augen an. Unwillkürlich muss ich lächeln. Ja, deine Wirkung auf andere ist groß, aber auf mich hat sie wohl den stärksten Effekt. Ich kann noch so wütend und unruhig sein, ein Blick von dir, ein Lächeln, und ich bin der ausgeglichenste Mensch weit und breit. Das haben auch meine Eltern bemerkt… In dem Sommer als ich dreizehn war, gab es eine Grillparty bei uns, erinnerst du dich? Meine ganzen Verwandten mit all ihren Kindern waren zu Besuch – und du natürlich auch. Du warst immer an meiner Seite. Mein Cousin, Hiro, ist mir mit seiner dämlichen Angeberei so dermaßen auf die Nerven gegangen, dass ich mich nur mühsam zurückhalten konnte. Er zog mich damit auf, dass ich noch keine Freundin hatte und dass er mir ja ein Mädchen besorgen könnte. Ich wollte ihm gerade an die Gurgel gehen, als du mich an einem Arm zurückgezogen hast. Wütend habe ich mich zu dir umgedreht. Mit sanften Augen sahst du mich an und hast dann ganz leicht den Kopf geschüttelt. Ich konnte mich von diesem hellen Blau einfach nicht losreißen und imitierte deine Bewegung. Plötzlich war meine Wut verraucht. Die Anspannung in meinen Schultern ließ nach und ein kleines Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, wie sich auch meine Eltern wieder entspannten. Sie waren vom Tisch aufgesprungen, als sie den Streit zwischen Hiro und mir wahrgenommen hatten. Bevor sie sich wieder setzten, tauschten sie einen verblüfften Blick aus. Dass ich mich so schnell beruhigte, hatten sie noch nie zuvor gesehen. Mich überraschte das zwar auch, doch beschäftigte es mich nicht weiter. Ich genoss das warme ruhige Gefühl in meiner Brust viel zu sehr, das mich seit jenem Tag nicht mehr losließ. Ich blinzle zwei, drei mal, dann bin ich wieder in der Gegenwart. Der Regen ist stärker geworden, doch das macht nichts. Es ist egal, denn du magst Regen. An solchen Tagen leuchten deine Augen mehr als sonst. Außerdem sind wir Regen gewöhnt, nicht wahr, Yuki? An bedeutsamen Tagen hat es immer geregnet, deshalb MUSS das kühle Nass sich heute einfach über uns ergießen. Kannst du dich noch erinnern, als es in deinem zweiten Jahr in der Mittelschule so heftig geregnet hatte, dass wir nicht nach Hause konnten? Man hatte die Hand vor Augen nicht sehen können. Aber die wollte ich auch nicht sehen. Ich wollte nur dich sehen. Das wurde mir bei diesem Grillfest damals klar. Du warst nicht nur mein bester Freund, du warst die andere Hälfte meiner Seele. Du warst der Mensch, der mir am wichtigsten war. Doch ich wollte dir das nie sagen, denn ich hatte viel zu große Angst davor, dass du mich dann nicht mehr zum Freund haben wollen würdest. Und ein Leben ohne dich konnte ich mir nicht vorstellen. Deshalb hatte ich nichts gesagt… Wie dumm das doch war. Wir hätten viel mehr Zeit miteinander verbringen können, wenn ich doch nur den Mut dazu gehabt hätte. Doch jetzt ist es zu spät, die Zeit kann ich nicht zurückdrehen. An diesem Tag waren wir fast bis sechs Uhr Abends in der Schule. Die meisten Schüler wurden von ihren Eltern mit den Autos abgeholt, andere liefen trotz des heftigen Regens nach Hause. So blieben am Ende nur noch wir beide übrig. Wir hatten uns auf die überdachten Stufen vor der Eingangstür gesetzt und sahen dem Regen zu. Die Stille zwischen uns war angenehm, das war sie schon immer gewesen. Wie von selbst wanderte mein Blick zu deinem Gesicht. Du sahst immer so friedlich aus, wenn du den Regen betrachtetest. Ganz langsam streckte ich meine Hand nach deiner aus. Kurz bevor ich sie erreichte, zögerte ich plötzlich. Ein heftiges Zittern überkam mich und unvermittelt drehtest du deinen Kopf zu mir. Du glaubtest, dass mein Zittern von der kühlen Luft herrührte, doch war es meine Nervosität. Du legtest deine Hand auf die meine und zogst mich zu dir in eine Umarmung, damit ich mich aufwärmen konnte, wie du sagtest. Gott, da war mir nicht kalt, sondern glühend heiß! Ich dachte, ich müsste verbrennen. Doch gleichzeitig war es auch ein unbeschreiblich schönes Gefühl, dir so nahe zu sein. An diesem Tag wurde mir klar, dass ich dich liebe. Und ich war von mir selbst angeekelt. Ich konnte doch keinen Jungen lieben! Und dann noch dazu meinen besten Freund! Das war einfach nicht richtig und ich tat etwas, dass dich sehr verletzte – ich hielt dich auf Abstand. Aber je mehr ich mich von dir zurückzog, desto entschlossener wurdest du. Du sagtest, dass du mich nicht als besten Freund verlieren wolltest. Was du nicht wusstest war, dass du mich als Freund schon lange verloren hattest, denn welcher Freund liebte schon seinen besten Kumpel? Wochenlang hatte ich dich ignoriert, hatte ich mich eingesperrt, bevor du dann endlich aufgegeben hattest. Du liefst mir nicht mehr ständig nach, du versuchtest nicht andauernd, mit mir zu reden. Du ignoriertest mich auch. Und das tat weh. Es versetzte mir einen heftigen Stich im Herzen und da wusste ich, was ich dir angetan hatte. Doch ich wollte dich nicht so verletzten, ich wollte dich doch nur vor mir beschützen. Yuki, es tut mir leid. Bitte, schau mich nicht so traurig an! Das gehört doch schon längst der Vergangenheit an. Ich weiß, diese Zeit war schlimm für dich, aber für mich war es auch nicht leicht. Ja, ich habe einen Fehler begangen, doch wir haben es geschafft, schon wenige Wochen nachdem ich mich bei dir entschuldigt hatte. Nachdem ich irgendeine Ausrede für mein unmögliches Verhalten erfunden hatte. Wir haben es geschafft… An meinem 16. Geburtstag gab es eine Riesenfete bei mir zu Hause, aber das weißt du ja. Ich hatte sturmfrei! Unsere Eltern waren in Urlaub gefahren, du hast dich für diese Zeit bei mir einquartiert und das Leben war einfach herrlich! Wir brauchten Stunden um alle heiklen Gegenstände aus dem Wohnzimmer meiner Eltern zu entfernen. Es wäre sicherlich schneller gegangen, wenn wir nicht zwischendurch ständig rumgealbert hätten, aber dann wäre es auch nur halb so lustig gewesen. Du wolltest unbedingt einen Kuchen für mich backen, was allerdings ziemlich in die Hose ging. Die Küche sah hinterher wie ein Schlachtfeld aus und du wie ein Milka-Osterhase. Überall hattest du Schokolade kleben. Bei diesem Anblick hatte ich mich fast totgelacht. Ich schickte dich schnurstracks ins Badezimmer zum Waschen, denn die Gäste wollten jeden Moment auftauchen. Die Party war schon fast voll im Gange, als du endlich wieder ins Wohnzimmer kamst. Dein Anblick verschlug mir die Sprache. Deine Haare waren noch feucht und hingen dir ins Gesicht und bei deinem Hemd hattest du die ersten Knöpfe offen gelassen. Die eine Hand lässig in der Hosentasche vergraben und den Blick auf mich gerichtet, kamst du auf mich zu. Nur Millimeter vor meinem Gesicht machtest du Halt. Dein Lächeln war frech und zugleich auch liebevoll. Dann hast du mir einen Kuss auf die Wange gedrückt, mir „Happy Birthday“ ins Ohr geflüstert und bist mit hochrotem Kopf in den Garten geflüchtet. Ich konnte nicht fassen, was da eben passiert war. Erst nach ein paar Minuten arbeitete mein Gehirn wieder normal. Sofort nahm ich deine Verfolgung auf. Ich brauchte dich nicht lange suchen, denn ich wusste, dass du zu dem Platz gehen würdest, wo früher die Sandkiste stand. Und ich hatte recht. Du hattest mich bemerkt, obwohl ich keinen Laut gemacht hatte. Du sagtest, dass du meine Anwesenheit spüren würdest. Das ließ mein Herz schneller schlagen und meine Hoffung wachsen. Ich legte dir eine Hand auf die Schulter und drehte dich langsam zu mir um, doch dein Gesicht war Richtung Boden geneigt. So fasste ich dir unters Kinn und zwang dich sanft mir in die Augen zu sehen. Ich konnte Unsicherheit, Verlegenheit und Hoffnung in diesem sanften Blau lesen und in diesem Moment wusste ich, dass du das gleiche für mich fühltest, was ich für dich schon so lange empfand. Darauf folgte unser erster Kuss. In meinem Bauch kribbelt es noch heute, wenn ich daran denke. Yuki, wirst du etwa rot? Wir haben uns danach doch noch viel öfter geküsst, das braucht dir also nicht peinlich sein. Ich kann mich noch an jeden Millimeter deines Gesichts erinnern, als ich dir sagte, dass für mich die Sonne aufgeht, wenn du lachst. Deine Wangen färbten sich rot und die Augen hattest du weit aufgerissen, weißt du noch? In diesem Moment hat es mir die Sprache verschlagen, so schön warst du. Du versprachst mir dann, dass du die Sonne für mich immer zum strahlen bringen wolltest… Warum hast du gelogen, Yuki? Wie kann die Sonne für mich scheinen, wenn ich dein Lächeln nicht mehr sehen kann? Nur all zu schnell hatten unsere Eltern herausgefunden, dass wir ein Paar waren. Sie waren wütend, empört und schämten sich für uns. Sie stellten uns vor die Wahl: entweder, wir würden unsere Beziehung beenden und uns nicht mehr treffen oder deine Familie würde mit dir umziehen. Keine dieser beiden Optionen war für uns annehmbar und so beschlossen wir, weg zu laufen. Ich hatte dir damals etwas versprochen, erinnerst du dich? Wir wollten es schaffen, ob mit unseren Familien oder ohne. Wir wollten es schaffen, gemeinsam. Ich habe dir versprochen, dass ich bei dir bleiben würde, für immer. Bei diesem Bekenntnis sind dir die Tränen gekommen, Yuki. Mein Versprechen machte dich wahnsinnig glücklich. Doch ich konnte es nicht halten. Hätte ich es halten können, wärst du nicht hier… auf diesem verdammten Friedhof! Tränen strömen mir übers Gesicht, vermischen sich mit dem Regen. Es ist fast so, als ob der Himmel mit mir weint. Noch bevor wir unseren Fluchtplan in die Tat umsetzen konnten, warst du mit deinen Eltern verschwunden. Sie sind über Nacht mit dir getürmt. Ich war krank vor Sorge! Niemand wusste, wo ihr seid und meinen Eltern war das nur recht. Sie dachten wohl so was wie „aus den Augen, aus dem Sinn“, aber da hatten sie sich getäuscht. Die ganze Zeit über, als du nicht bei mir warst, hatte ich nur dich im Kopf. Ich bin gleich in den nächsten Bus gesprungen und hab bei strömendem Regen die Nachbarstädte nach dir abgeklappert. Ohne Erfolg. Dann läutete plötzlich mein Handy. Auf dem Display erschien neben deinem Namen auch dein Foto. Schnell hob ich ab, doch es war nicht deine Stimme, die ich vernahm, sondern die deines Vaters. Er erzählte mir mit brüchiger Stimme, dass du weglaufen wolltest, als ihr auf einer Raststation Halt gemacht hattet. Du wärst auf die Straße gelaufen, ohne dich umzusehen. Der Regen wäre so stark gewesen, dass man nichts sehen konnte. Er sagte mir, ich solle ins Krankenhaus kommen. Er meinte, ich sollte mich beeilen. Ich lief los, hielt mir ein Taxi an und schrie den Fahrer an, er solle aufs Gas treten. Er muss meine Panik bemerkt haben, denn er tat wie ihm geheißen, doch trotzdem war es noch viel zu langsam für mich. Was wollte mir dein Vater sagen, Yuki? Ich wusste es nicht. Oder vielleicht doch. Vielleicht wusste ich es tief in mir drinnen schon, doch ich wollte es nicht wahr haben. Das konnte nicht wahr sein! Als das Taxi dann endlich vor dem Krankenhaus hielt, sprang ich schon hinaus noch bevor das Auto richtig zum Stehen gekommen war. Ich spurtete durch die Eingangstür und wollte schon zur Rezeption, als ich wieder die Stimme deines Vaters vernahm. Er drängte mich, mich zu beeilen und gemeinsam liefen wir die Gänge entlang. Dann hielten wir plötzlich vor einem Zimmer. Er öffnete die Tür und ging hinein. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Wenn ich das Zimmer betrat, würden sich meine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten. Ich hätte dann keine Hoffnung mehr, an die ich mich klammern könnte. Ich machte einen Schritt nach dem anderen und betrat schließlich das Zimmer. Da lagst du, völlig fahl im Gesicht, mit zahlreichen Schnittwunden und Verbänden. Mir schnürte es die Kehle zusammen, ich konnte nicht mehr atmen. Plötzlich flackerten deine Lider, deine Augen öffneten sich. Ich zuckte heftig zusammen als ich deine glanzlosen blauen Augen sah, die sonst immer so viel Wärme und Liebe ausstrahlten. Schnell schritt ich an dein Bett und nahm deine Hand in meine. Tränen liefen mir über die Wangen, ohne dass ich was dagegen hätte tun können. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, aber ich hätte ohnehin nichts weiter als ein Krächzen herausgebracht. Schwach lächeltest du mich an, hauchtest mir ein „Ich liebe dich“ entgegen, bevor du deine Augen für immer geschlossen hast. Yuki, das war der schlimmste Tag für mich. Du, mein bester Freund, meine bessere Hälfte, hast mich allein zurück gelassen. Ich werde nie wieder dein Lächeln sehen, nie wieder deine Stimme hören, nie wieder deine Lippen spüren… Ein Schluchzen entfährt mir. Nur langsam nehme ich wieder meine Umgebung wahr. Es ist dunkel geworden. Ich muss schon seit Stunden hier stehen. Deine Beerdigung ist vorbei, Yuki. Ich muss dich gehen lassen, nicht? Du nickst und lächelst mich traurig an. Weißt du eigentlich, wie schwer das für mich ist? Wie soll ich nur ohne dich weiterleben? Ohne den wichtigsten Menschen in meinem Leben? Du kommst auf mich zu und legst deine Hand auf meine linke Brust. Du lächelst mich liebevoll an. Stimmt, du wirst immer in meinem Herzen sein. Für Immer. Eine Träne läuft dir übers Gesicht, doch du lächelst weiterhin. Dann beugst du dich vor und küsst mich, ein letztes Mal. Ich kann deutlich die Wärme deiner Lippen spüren. Als ich die Augen wieder öffne, bist du verschwunden. Jetzt bist du im Himmel. Dort kann dir nichts mehr passieren. Mein Blick richtet sich nach oben. Der Regen hört auf? Die Sonne bahnt sich schon einen Weg durch die grauen Wolken, Stück für Stück. Lächelst du gerade… Yuki? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)