Watch Out von Yu_B_Su (Pass auf!) ================================================================================ Kapitel 2: Watch Out 1 ---------------------- Hi, meine 1. Idee zum Song ... ist trauriger als Nr. 2.. hoffe, das Sächsisch bereitet euch keine Probleme, ansonsten: Herbert redet die ganze Zeit davon, dass der Schweinebraten fertig werden soll und dass Sieglinde immer alles falsch macht. Wollte die Sprache nicht lächerlich machen, sondern ihr einfach mal ein Denkmal setzen ... nix gg. Hochdeutsch ... abre ... Viel Spaß beim Lesen! yu „Pass off! Bass off, Sieglinde! Wenn dor Schäinebratn anbrennt, dann is hier abbor was los, du! Haste misch gehö-örd?“, ruft er aus dem Wohnzimmer. Ich kann leider nicht erkennen, wie alt er ist, ich habe meine Brille nicht auf. Ich erkenne nur, dass er graue Haare hat, aber das hat mancher ja schon mit Anfang dreißig. Er guckt fern, ich glaube, irgendeine Gerichtsshow. Ist ja auch egal. Jedenfalls sitzt er im Wohnzimmer, und sie, Sieglinde, steht in der Küche und kocht. Schweinebraten wahrscheinlich. Nebenbei laufen Waschmaschine und Geschirrspüler. Ein ohrenbetäubender Lärm. Kein Wunder, dass er so laut redet. Ich schweife ab – wo waren wir? „Haste misch gehö-örd? Sieglinde!“, ruft er lauter, als sie nicht antwortet. „Ja-ha!“, tönt es genervt aus der Küche. Doch er scheint sie nicht zu hören. Oder nicht hören zu wollen. Und so ruft er wieder: „Sieglinde! Dass mor dor Schwäinebratn ja nich anbrennt! Du musstn gurz und häiß anbradn, haste gehö-örd?! Sieglinde! Wenn dor Schwäinebradn nich so is wieer sein soll, du, dann blitz und donnorts ganz gewaldisch! Isch kenn disch, Sieglinde, mor lebn jetz schon fuffzn Joahre zusamm und du wäist, isch werde disch schon bändischn!“ Ich sehe plötzlich ein verschwommenes Glitzern in seinen Augen. Es läuft Musik aus den 90igern im Fernsehen. Roxette. It must have been love. Ob sie sich bei diesem Lied kennengelernt haben? „Ja, Herbert!“ ruft sie und sagt zu sich selbst: „Pass nur auf, Herbert, pass auf! Ich brauche nur das Feuerzeug nehmen und anzünden. Und dann werde ich die Flamme des Feuers vor deine Nase halten. Deine Augen werden aufleuchten und dann, ja dann Herbert, wird der Blitz einschlagen und mir alle Wünsche erfüllen! Ich werde dich fertig machen, du dummes Ding! Du passt besser auf, ich sage dir, pass besser auf! Denn woauch immer du hingehst, ich werde dich finden!“ Und weil wir auch in ihre Gedanken gucken können – was wir bei Herbert leider nicht können, warum auch immer – sehen wir auch, was sie denkt: ‚Ach, würde mich doch so begehren wie früher! So wie damals.’ Ein Bild taucht auf. Es ist heller Vormittag. Sie steht am Fenster und schaut hinaus. Herbert steht vor davor und hat ein beschriebenes Bettlacken auf einem Auto befestigt. „ICH LIEBE DICH!“ steht darauf. Aber das ist lange her. Plötzlich taucht ein zweites Bild auf. Man sieht einen dunkelhäutigen Mann umtanzt von ein paar Mädchen im Bikini. Vermutlich ein Gangsterrapper aus einem Musikvideo. „Ist es das, ist es das, was du dir wünschst? Diese jungen Dinger?“, fragt Sieglinde. Sie hat Tränen in den Augen. Auf einmal ist Sieglinde auch so ein Mädchen in dem Musikvideo. Sie trägt einen Bikini. Aber ihre Figur ist dieselbe. Ihre nicht mehr superstraffen Brüste schwingen umher, jede Fettzelle an ihrem Körper tanzt zur Musik. Die ihrer Mittänzerinnen leider nicht – kein Wunder, sie haben auch keine. Und Knochen können nicht so gut schwingen. Aber das ist ein anderes Thema. Doch ihre Gedanken werden jäh unterbrochen: „Sieglinde. SIEGLINDE! Wann is denn doar Schwainebratn endlisch fertisch?! Waiste was, isch bins langsam meede, immer mussisch oaffs Essen wartn! Egal was de machst, de broachst immor ewisch! Mäine Geduld is langsam am Ende, du!“ „Und meine auch!“, flüstert Sieglinde wütend. Die Zwiebeln beschleunigen ihre Tränen. „ICH bin es langsam auch müde immer zu warten. Mach doch deinen Dreck alleine!“ und fügt in Gedanken hinzu: ‚Mach ihn nicht! Aber was soll ich denn nur tun? Wie lange soll ich noch warten? Wann wirst du endlich mal Ruhe geben? Mache ich nicht jeden Tag, was ich kann? Denkst du, ich liege auf der faulen Haut. Nein, ich koche, ich putze, ich kümmere mich um alles! Wie lange soll ich noch darauf warten?’ Wieder taucht ein Bild auf. Es ist eine Theaterbühne. Mit einem Balkon. Sieglinde steht darauf, in einem schönen Kleid. Herbert steht unten auf der Bühne auf Knien. Sie reden miteinander. Was sie hier in der Realität offensichtlich nicht tun: Herbert: Sieglinde, Sieglinde, kommt herunter, holde Maid! Sieglinde: Werter Herr, ich wünscht ich könnt’, doch hört ihr nicht die Mutter im Nebenzimmer rufen „Sieglinde, geht zu Bett!“? Herbert: So lasst mich nicht allein in dieser herrlich-schönen Frühlingsnacht, holde Maid! Seht ihr nicht mein Herz vor Sehnsucht nach Euch schreien? Sieglinde: Nicht nur eures, sondern auch meins! Doch hört ihr nicht die kriegerischen Glocken schlagen? Herbert: Drum! Seid an meiner Seite, bis das Schwert uns auseinaderspaltet! Sieglinde: Lasst das Schwert nie unsre Brust erreichen! Doch … Herbert: Kommt! Sieglinde: Ich komme! Und dann eilt sie die Wendeltreppe hinunter in Herberts Arme. Sie sind vereint. Doch das Schwert hat sie erreicht. „Dass moar doar Schwäinebratn ja nich anbrennd!“, sagt Herbert. „Ja-ha“, ruft Sieglinde. Ich glaube, sie sind es müde zu warten. Und es macht sie verrückt zu warten. Also passen sie beide besser auf. Ja, sie sollten besser aufpassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)