Super Sisters von jollyrose (Marianna & Luigina) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Vor langer Zeit lebte eine junge Frau, von der man sagte, sie sei die Schönste auf Erden. Ihr helles Haar schimmerte wie tausend Perlen, ihre Augen strahlten wie Sterne, während ihre Haut dunkel und rein wie der Nachthimmel war. Ihren Rücken zierten lange Flügel, deren silbrig glänzende Federn in einem fließenden Übergang ins grünliche zu verschwimmen schienen und in einem aufwendigen Muster, das dem eines Pfaus glich, endeten. Immerzu saß sie auf den Wolken, hoch im Himmel und beobachtete sorgfältig die Geschehnisse auf der Welt, so, als hätte sie sich zur Aufgabe gemacht, über die vielen unschuldigen Wesen zu wachen. Die Leute nannten sie „Lady“, da sie ihren wahren Namen nie erfahren haben geschweige denn jemals die Möglichkeit gehabt hätten mit ihr zu sprechen. Denn obwohl sie den Himmel sehen konnten, war er stets unerreichbar. Eines Tages jedoch wandte sie ihren Blick von der Erde ab und sah mit einem Funkeln in den Augen in die Ferne über das weite Wolkenmeer. Sie war verliebt. Es war ein Schönling mit langen weißen Schwingen, der ihr Herz im Sturm erobert hatte. Sie trafen sich an den schönsten Orten menschlichen Erdenkens oder flogen Hand in Hand über den Wolken, kamen sich immer näher und versiegelten ihre Lippen schließlich in einem Kuss der ewig zu währen schien. Doch die Eltern der schönen Lady und der Großvater des jungen Schönlings waren gegen diese Liebe. Ihre Familien waren schon seit Generationen verfeindet und jeder Kontakt zwischen ihnen unerwünscht. Während dem Schönling die Treffen mit seiner Geliebten verwährt wurden, wurde diese auf Befehl ihrer Eltern in den höchsten Turm des Schlosses in eine Kammer eingesperrt, in der sie nie mehr das Licht des Tages, welches sie so liebte, sehen sollte. Die Liebe der beiden war jedoch zu stark, um sie einfach zu vergessen und so gelang es ihnen mit Hilfe der zierlichen Dienerin der Lady jeden Tag voneinander zu hören. Wenn die Sonne aufging, war die Magd bei dem Schönling und erzählte ihm von dem Schmerz und Kummer ihrer Herrin. Abends war die Dienerin dann wieder bei der Lady und berichtete ihr von dem Wohlergehen des jungen Mannes. Doch die Sehnsucht wurde immer größer und so baten die beiden die Dienerin eine Lösung zu finden, wie sie sich wieder sehen konnten. Wochen vergingen als die Magd von ihrer langen Suche zurückkam. Sie brachte einen weisen alten Magier mit, mit dessen Hilfe sie die beiden wieder zusammenbringen wollte. Sie weihte das Paar in ihren Plan ein und die beiden waren überglücklich, sich wieder sehen zu können. Eines Nachts sprach der Magier seinen Zauber aus, ein helles Leuchten erfüllte die Körper der Verliebten und ihre Körper wandelten sich, bis sie letztendlich nur noch kleine Lichtkugeln waren. Diese schwebten ungehindert in den dunklen Nachthimmel und platzierten sich hoch oben ganz dicht nebeneinander. Die Lady und der Schönling waren nun funkelnde Sterne, für immer vereint. Keine Macht des Himmels und der Erde sollte sie jemals wieder entzweien können. Und da sie unsterblich waren, leuchten sie noch heute hoch oben am Firmament. 1.1 Marianna und Luigina ------------------------ „Ich bin hier, um euch zu retten, Prinzessin!“ Sichtlich erschöpft, aber dennoch am Lächeln, streckte die rotgekleidete Kappenträgerin der blonden Schönheit die Hand entgegen. „Schnell, wir müssen hier raus! Ich denke nicht, dass diese verdammte Riesenschildkröte lange ohnmächtig bleibt!“ Erstaunt starrte die Prinzessin ihre Retterin an und war sich nicht sicher, was sie nun sagen sollte. „Aber… Du… Du bist…“, stotterte sie und wurde von der Braunhaarigen unterbrochen, die gerade ihre Kappe, die ein wenig verrutscht war, zurechtrückte. „Kein Märchenprinz, oder habt Ihr solch einen erwartet? Ich bin diejenige, die Ihr engagiert hattet, eure Rohre zu reparieren, weil diese scheinbar auf Verstopfungen stehen.“ „Aber wieso… Wieso rettest du mich?“ „Ich hab irgendwie eine Veranlagung zu heldenhaften Taten. Außerdem hatten mich Eure pilzköpfigen Freunde darum gebeten, oder mich eher solange angeheult, bis ich gesagt hab’, ich mach’s. Ihr solltet euch vielleicht um bessere Wachen kümmern!“ Die hübsche Prinzessin nahm die Hand und ließ sich von der Kappenträgerin auf die Beine ziehen. „Und nun aber schnell hier raus!“, rief sie und zerrte die Blondine mit sich mit, hinaus aus dem dunklen, mit Fackeln beleuchteten Kerker. Nach einem langen verrußten Gang folgte ein Raum voller Lavabecken und der Geruch von Verbranntem lag in der Luft. Einzelne Plattformen aus Stahl und Stein schwammen auf der zähen Flüssigkeit hin und her. Am Rand blieben die beiden stehen und die Prinzessin drückte sich ängstlich an ihre Retterin, als plötzlich ein Feuerball an ihnen vorbeizischte und ein lautes Brüllen und Grummeln erschallte. „Ich lass mich doch nicht von einer kleinen Göre fertig machen!“ Der Herr dieser dunklen Gegend, eine riesige Schildkröte mit rötlichem zotteligem Haar, scharfen Krallen und Stacheln auf dem Panzer, baute sich hinter den beiden auf und brüllte aus voller Wut. „Nicht mit mir! Nicht mit dem allmächtigen König Bowser! ROOAAAR!“ Er holte mit seinen gigantischen Pranken aus und schlug direkt auf die beiden Flüchtenden zu, als die Rotgekleidete die Prinzessin mit einem Mal hochnahm und mit ihr in hohen Bogen über den mit Lava gefüllten Abgrund sprang und sicher auf einer der schwimmenden Plattformen landete. Doch kaum vor dem Angriff gerettet, zeigte sich ein weiteres Unheil, denn der Stahlträger auf dem sie standen, begann zu sinken. „Guhahaha! Soviel ich weiß, können Menschen nicht in Lava schwimmen!“, spottete Bowser die beiden aus, aber staunte jedoch, als diese so schnell sie konnten von einer Plattform zur anderen hüpften um letztendlich ans andere Ende des Raumes zu gelangen. „Viel Spaß noch, du hässliche Kröte!“, spottete die Kappenträgerin nun zurück und zeigte ihm frech die Zunge. Der bereits gereizte Gegner brüllte noch einmal laut und rief seine treuen Schildkrötendiener, die Koopa Truppen, zur Hilfe, von denen jedoch kein einziger erschien. Verwirrt blickte der Wütende hin und her, bis ihm ein einzelnes angeschlagenes Magikoopa auf einem Besen entgegenschwebte und vor seinen Füßen abstürzte. „Ich möchte euch ja nicht enttäuschen… eure mächtige Grimmigkeit…. aber die Truppen… die wurden allesamt bereits beim Einbruch dieser lockigen Klempnerin ausgeschaltet...“ Wütend stampfte Bowser auf, sodass der Boden bebte und die vor ihm liegende, in Umhang gekleidete Schildkröte auf und ab hüpfte. „Was seid ihr alle nur für Versager?! ROOOAAAR!“ Währenddessen waren die beiden Flüchtenden längst aus dem finsteren Schloss verschwunden, hinaus über eine wackelige Brücke, die über einem heißen Lavasee lag und bedrohlich hin und her schwankte. Hinter dieser Hängebrücke ragte eine einsame grüne Röhre aus dem Boden, vor der die beiden stehenblieben. „Wow, das war echt knapp! Ihgitt, meine Haare sind ja ganz angekokelt!“, sagte die Klempnerin und zupfte an ihrem braunen Haar, wobei sie von der Prinzessin mit großen Augen betrachtet wurde. „Ich… Ich…“, stotterte diese, bis sie die Hände ihrer Gegenüber nahm, sie kräftig auf und ab schüttelte und dabei fröhlich lachte. „Ich danke dir vielmals für die Rettung! Ich dachte schon, ich würde sterben… Danke!!“ Durchgeschüttelt zog die Retterin ihre Hände wieder zurück. „Meine rotgekleidete Freundin, darf ich deinen Namen erfahren?“, fragte die Prinzessin und wieder hatte sie ein Funkeln in den Augen, wodurch ihre blauen Augen noch schöner wirkten. „Ich heiße Marianna. Ihr heißt Peach, nicht wahr?“, antwortete die Klempnerin und die Angesprochene nickte. „Nun, dann bring ich euch wohl noch schnell zurück auf Euer Schloss.“, sagte Marianna, nahm die Prinzessin an der Hand, damit dieser nichts passieren konnte und sprang mit ihr zusammen in die grüne Röhre. Fröhliches Gelächter drang aus dem Schlafzimmer der Prinzessin. Draußen schien die Sonne und reflektierten in den Buntglasfenstern des Schlosses, sodass dieses in seinem vollen Glanz erstrahlte. Auf zwei pfirsichfarbenen Stühlen, die einem kleinem Tisch umstellt waren, saßen Marianna und Prinzessin Peach und teilten sich zwei Stückchen Kuchen. „Oh ja, unser erstes Treffen war echt witzig.“, kicherte Peach. Sie stand auf und rückte sich die Krone zurecht. „Ich bin kein Märchenprinz, oder habt ihr einen solchen erwartet?“, äffte sie ihre Freundin nach, bis sie dann losprustete und sich vor lauter lachen wieder hinsetzen musste. Auch Marianna hielt sich vor lachen bereits den Bauch und konnte ihren Kuchen gar nicht zu Ende essen. Nach einigen Minuten beruhigten sich die beiden und wischten sich die Lachtränen aus den Augen. „Sag mal, Ma-chan, wie geht es eigentlich deiner Schwester?“ Die Klempnerin legte das kleine Gabelchen auf den leeren Teller, den sie dann auf den Tisch stellte. „Ach, Luigina? Der geht es gut, wie immer.“ Wie immer verbrachte Mariannas kleine Schwester ihren Tag zuhause. Wie immer kümmerte sie sich um den Haushalt. Wie immer wusch sie die Wäsche, hing sie auf und legte sie dann zusammen, um sie fein säuberlich in die Schränke verteilen zu können, spülte und trocknete dann das Geschirr, fegte den Boden und befreite die Möbel von angesetztem Staub. Aber das alles störte sie nicht, sie machte es gerne. Luigina war nicht so abenteuerlustig wie ihre Schwester, zumindest redete sie sich das immer ein. In Wirklichkeit sehnte sie sich nach der großen weiten Welt und danach, Spannendes zu erleben. Dass ihre Schwester sie nie mitnehmen wollte, störte sie deshalb schon. Luigina war größer als ihre Schwester, vielleicht knapp einen Kopf, ihr Haar war ebenfalls länger. Es reichte ihr bis zum Po, war ihr aber nie im Weg. Am liebsten trug sie grüne Kleidung und dieselben Latzkleidchen aus Jeans wie ihre Schwester, nur eine Nuance dunkler. Wie Marianna ist auch sie eine Klempnerin und mindestens genau so gut in ihrem Handwerk. Es war spät geworden, die Nacht war bereits angebrochen und Luigina deckte sorgfältig den kleinen Esszimmertisch. Sie stellte zwei Teller darauf, einen roten und einen grünen, dann stellte sie zwei passende Gläser auf den Tisch, ebenfalls in rot und grün. Als letztes folgte das Besteck. Sie gab in jeden Teller eine Portion extralanger Nudeln und einen Schöpflöffel voll rote Pastasoße. Als der Tisch gedeckt war setzte sie sich an ihren Platz mit dem grünen Geschirr und wartete. Es war punkt sechs, aber Marianna war immer noch nicht da. Luigina hatte sich mittlerweile schon daran gewöhnt. Sie wartete also weiter und schließlich wurde es sieben, dann acht und dann um neun ging endlich die Haustüre auf und die ältere Schwester betrat die Stube. „Hallo Lu-chan! Oh, wartest du schon lange?“, sagte Marianna als sie das Esszimmer betrat und sich an ihren Platz setzte. Luigina winkte ihrer Schwester, schüttelte dann den Kopf und lächelte. Ein Anzeichen von Müdigkeit machte sich in ihren Augen bemerkbar. „Nein, gar nicht. Du weißt ja, ich bin geduldig. Na dann, guten Appetit!“, sagte sie. Marianna nahm den ersten Happen in den Mund und verzog nach dem Hinunterschlucken etwas das Gesicht. Fragend blickte Luigina ihre Schwester an. „Was hast du denn? Schmeckt es nicht?“ „Doch, doch! Schmeckt wirklich gut, wie immer. Aber…könntest du vielleicht ausnahmsweise einmal nicht so kalt kochen?“ Luigina bedachte ihre Schwester mit einem wütendem Blick an, musste dann aber lachen. Sie konnte Marianna nie lange böse sein. 1.2 Wo ist die Prinzessin? -------------------------- „Ah! Ma-chan! Heute ist so ein schöner Tag, der perfekte Start in unsere Ferien!“ Luigina streckte sich und blinzelte lächelnd in die Sonne, bis sie dann weiter genüsslich an ihrem grünen Pistazieneis schleckte. Die beiden Schwestern spazierten gemütlich durch die bekannte Stadt des Pilzkönigreichs, Pilz-City, welche zeitgleich auch als der modernste Ort galt. „Oh ja, endlich Ferien! Zwei Monate Auszeit von jeglicher Arbeit und jeglichem Stress!“ „Ja, wie toll…“, schwärmten die beiden, jeder ein Eis der Lieblingssorte essend. Marianna mochte Erdbeere und Luigina Pistazie. „Naja, außer die gesamte Wasserversorgung des Königreichs wird wegen rohrverstopfenden, bissigen Pflanzen lahmgelegt…“ „Nein, Lu-chan! Denk gar nicht daran. Die nächsten zwei Monate wird nichts passieren, was uns unsere Ferien versauen könnte!“ „Okay, okay! … Und wenn nur unsere Toiletten von solchen Pflanzen verstopft werden?“ Marianna schüttelte den Kopf, wandte sich zu ihrer Schwester und blickte sie genervt an. „Nein, es wird nichts passieren! Gar nichts! Das lasse ich nicht zu, okay? Unsere Ferien sollen schön werden, entspannend und…“, wurde Marianna unterbrochen, als sie von ein paar Bewohnern der Stadt, sogenannten Toads, welche pilzförmige Kopfbedeckungen tragen und von der Körpergröße den Schwestern gerade einmal knapp über die Hüften gehen, fast umgeworfen wurde, während Luigina noch zur Seite weichen konnte. „Was Schreckliches ist geschehen, was Schreckliches ist geschehen!“, riefen die Toads, die allesamt Richtung Hauptplatz liefen. „Ich wette mit dir, dass ist eine Invasion von gigantischen Piranha-Pflanzen, die unsere Rohrleitungen besetzt haben! Was machen wir nur?“, nervös blickte Luigina hin und her und klammerte sich dann panisch an den Arm ihrer Schwester. „Ah! Hilfe! Ma-chan! Ich will nicht sterben!“ „Luigina, bitte! Das ist sicher nichts Schlimmes. Du weißt doch, wie leicht die Toads panisch werden! Also komm, wir sehen uns mal an, was da los ist.“ Also folgten die beiden den Toads und versuchten unterwegs von ihnen einige Informationen zu bekommen, aber mehr als hysterische Schreie bekamen sie nicht als Antwort. Am Hauptplatz angekommen sahen sie schon Massen von Stadtbewohnern, unter ihnen nicht nur die pilzköpfigen Zwerge, sondern auch massig Goombas, kleine pilzförmige Wesen ohne Arme und Koopas, zweibeinige Schildkröten. Sie alle formten einen Halbkreis um den großen Brunnen in der Mitte des Platzes, auf dem ein einzelnes Toad mit roten Tupfen auf seiner weißen Pilzmütze stand und den Bewohnern von dem schrecklichen Geschehnis zu berichten. Mit Mühe kämpften sich die beiden Schwestern durch die vielen Leute und gelangen schließlich zum Brunnen. „Was zum Teufel ist hier los?“, fragte Marianna das einzelne Toad, das vom Anblick der roten Klempnerin sehr erfreut war und erleichtert auf und ab hüpfte. „Ein Glück! Unsere tapfere Heldin ist da! Hurra!“, rief es und die Massen begannen zu Jubeln. „Und ihre …öhm… äh… Cousine… ist auch da!“ Das Toad deutete auf Luigina, welche sichtlich entsetzt von dem Unwissen dieses kleinen Geschöpfes war. „Ich bin ihre Schwester!“, versuchte sie zu berichtigen, wurde aber von dem erneuten Jubeln der Massen übertönt. Dabei stieß sie jemand unabsichtlich, woraufhin sie ihr grünes Eis aus der Hand ließ und dieses auf den Boden klatschte. Völlig geschockt von dem Anblick dieser nun ungenießbaren Leckerei kamen Luigina die Tränen. „Mein schönes Eis…“, schluchzte sie und kniete sich zu diesem auf den Boden. Marianna versuchte, die Leute etwas zu beruhigen, aber bei jedem Wort, dass sie von sich gab, kreischte ihre Fangemeide noch mehr. Das machte sie so wütend, dass sie einmal einen furchtbar lauten Schrei von sich gab, so dass von einer Sekunde auf die nächste jeder verstummte und ganz gespannt zu Marianna sah. Nur Luiginas Schluchzen wegen des auf den Boden gefallenen Eises konnte man noch leise hören. „Geht doch!“, sagte die rote Klempnerin und drehte sich zu dem Toad, das auf dem Brunnen stand. „Und nun sag mir doch bitte, was hier los ist!“ Ganz plötzlich brach das kleine Geschöpf in Tränen aus. Es brauchte ein wenig Zeit, bis es einen anständigen Satz von sich geben konnte. „Es ist… ganz schrecklich…“ Fragend blickte Marianna das pilzköpfige Wesen an. „Die… Die Prinzessin wurde entführt!“, rief es und brachte die Massen wieder zum Kreischen, woraufhin die Klempnerin einmal ganz laut „Ruhe!“ schrie und die Leute wieder verstummten. „Warum müsst ihr da denn bitteschön jedes Mal solch einen Aufstand machen? Hättet ihr es mir gleich gesagt, wäre eure Prinzessin längst wieder da!“ Marianna schüttelte den Kopf, ging zu Luigina, die immer noch Tränen wegen ihres Eises vergoss, und zog sie auf die Beine. „Komm Schwesterherz, wir statten einer gewissen Schildkröte einen Besuch ab.“ „Aber… Aber… Mein Eis! Mein schönes Eis…“ „Ich kauf dir, wenn wir das hier erledigt haben, ein neues, okay?“ „Versprochen?“, schluchzte Luigina und wischte sich die Tränen mit den Ärmeln ihres grünen Pullovers weg. „Versprochen!“, antwortete Marianna womit sie ihrer kleinen Schwester wieder ein Lächeln auf die Lippen zauberte. „Na dann, gehen wir Prinzessin Peach retten!“ Die rote Klempnerin deutete in Richtung Dark Land, der Heimat Bowsers, und Hand in Hand zogen die beiden Schwestern los, ließen Pilz-City und seine aufgeregten Bürger hinter sich, mit der Mission, ihre gute Freundin Peach zu befreien. Ein eiskalter Wind fegte über die einsame Landschaft des Dark Land und schob die fast schwarzen Wolken über den farblosen Himmel dieser düsteren Gegend. An diesem Ort scheint nie die Sonne, er ist übersäht mit Vulkanen, Lavaseen und gefährlichen Spalten in dem rußigen Steinboden. Der einzige Weg vom Pilzkönigreich dorthin führt über eine grüne Röhre, ein wichtiges Transportmittel in dieser Welt. Marianna und Luigina sprangen nacheinander aus dieser Röhre und fassten erstmal Fuß auf diesem öden Gebiet. Vor ihnen lag ein gigantischer Lavasee, auf dessen anderen Ufer sich ein riesiger Vulkan befand und an dessen Fuße ein Schloss stand. Der wohl sicherste Weg über die gefährliche Lava ist eine Brücke aus Stein, die mit bloßem Auge betrachtet sehr stabil wirkte. „Oh, Bowser hat ja eine neue Brücke gebaut! Ich war echt lange nicht mehr hier…“, sagte Luigina und musterte die Steinbrücke. „Und sie sieht viel sicherer aus, als die alte gammelige Holzhängebrücke! Na dann, lass uns rüber!“ Luigina versuchte mutig zu wirken. So nahm sie die Hand ihrer Schwester und wollte schon losgehen, als Marianna sich jedoch keinen Schritt bewegte. „Lu-chan! Das ist eine schlechte Idee...“ Die große Schwester hielt zwar weiterhin Luiginas Hand, stellte sich aber vor sie hin und bekam nur einen verwirrenden Blick von der grünen Klempnerin. „Aber was ist denn? Darf ich nicht auch einmal anführen?“, schmollte Luigina. „Am besten, du läufst nun so schnell wie du kannst und lässt auf keinen Fall meine Hand los, okay?“ Luigina warf ihrer älteren Schwester einen ärgerlichen Blick zu, wurde aber dann von ihr mitgerissen, als sie los rannte. „Lauf Luigina! Laaaauf!“, rief sie, während die beiden so schnell sie konnten über die steinige Brücke liefen. Denn was Luigina nicht wusste, zeigte sich sofort: Die Brücke zerfiel, sobald sie berührt wurde und die einzelnen Steinplatten, aus denen sie bestand, fielen in die Tiefe und verschwanden in der Lava. Mit jedem Schritt, den die Schwester machten, lockerte sich eine Steinplatte und purzelte unter ihren Füßen herab. Luigina kniff vor Angst die Augen zusammen und schrie wie am Spieß. Mit so etwas hatte sie nicht gerechnet, dabei sah die Brücke ja so stabil aus. Marianna machte den letzten Schritt, sprang auf den sicheren Boden der anderen Seite und zog Luigina, die sich an ihre Worte gehalten hatte und ihre Hand nie losließ, mit Leichtigkeit mit. Völlig außer Atem standen sich die beiden gegenüber und Luigina musste den Schock erst einmal verarbeiten. „Oh... mein… Gott…“, hechelte die Langhaarige. „Und ich… ich wollte da einfach so… rüberspazieren! Oh mein Gott!“ Sie sah ihre Schwester an und war immer noch völlig verdutzt, währenddessen ihre Gegenüber nur schmunzelte. „Das macht jedes Mal echt Riesenspaß!“, kicherte sie und bekam dann Luiginas entsetzten Blick zu spüren. „Du spinnst, Ma-chan!“ Luigina richtete sich auf und verschränkte sichtlich sauer die Arme. „Sagt diejenige, die da einfach so drüber gehen wollte!“ Kurz blickten sie sich an, als würden sie gleich aufeinander losgehen, fielen sich dann aber lachend in die Arme und seufzteten erleichtert. Nachdem sich die beiden wieder beruhigt haben, setzten sie ihren Weg ins Schloss des Herrschers dieses finsteren Reiches. Bowser residierte in einer riesigen dunklen Festung, die nicht nur von einem Lavasee umgeben war, sondern auch viele solcher beherbergte. Sie war ein Lava-Labyrinth, voller Fallen und voll von seinen Koopa-Truppen. Komischerweise war an diesem Tag das Schloss wie leergefegt. Es wunderte die Schwestern, dass ihnen auf dem Weg zum Thronsaal des bösen Königs keine einzige Wache über den Weg lief. So einsam und verlassen wirkten die alten Gemäuer noch unheimlicher und Luigina bekam es mit der Angst zu tun. Sie nahm die Hand ihrer Schwester, drückte sie ganz fest und ging immer hinter ihr her. Langsam und mit einem lauten Knarren öffnete Marianna das große alte Stahltor, das zu dem Thronsaal Bowsers führte. Doch genauso wie der Rest der Burg war dieser völlig leer. Verwirrt standen die beiden Schwestern in Mitten des Raumes. „Das gibt es doch nicht… Was ist denn hier los? Keine Koopas? Kein Bowser?“ „Oh Ma-chan… Irgendwas stimmt hier nicht…“, Luigina zitterte ein wenig vor Angst und vor Aufregung und ging einen Schritt näher zu ihrer Schwester. Es war völlig still und kein einziges Geräusch, keine einzige Stimme zu hören. Marianna blickte sich aufmerksam um, sah langsam in alle Richtung, aber fand nichts und niemanden. Plötzlich konnten sie nur noch ein lautes Klirren wahrnehmen und wie aus Reflex warfen die beiden sich auf den Boden und konnten sich vor den verstaubten Glasscherben des gerade zerbrochenen Fensters retten. Die beiden verzogen schmerzerfüllt das Gesicht, da sie einige Schürfwunden durch den Aufprall auf den harten Steinboden nicht vermeiden konnte. Sie standen auf und sahen sich um. Während Marianna zu dem Fenster ging, bückte sich Luigina zu dem Gegenstand, der scheinbar durch die Scheibe schoss und diese zerbrach. „Das… ist ein Golfball?“, sagte sie, als sie die runde weiße Kugel aufhob. „Und da ist der Golfer…“ Marianna deutete aus dem Fenster. Auf einem improvisierten rissigen und steinigen Golfkurs stand tatsächlich die gesuchte stachelige Riesenschildkröte. Bowser blickte grimmig zu der Wandöffnung hinauf und gab einen lauen Brüller von sich, als er Marianna erkannte. „DU! Was machst DU hier?!“ „Das selbe könnte ich DICH auch fragen!“, rief die rote Klempnerin zurück. Dann drehte sie sich zu Luigina, deutete ihr, sie solle ihr folgen und sprang dann aus dem zertrümmerten Fenster, das kaum einige Meter über dem Boden lag, auf dem Bowser wohl vergeblich versuchte, zu Golfen. Sofort folgte Luigina und landete nach einem geschickten Sprung neben ihrer Schwester und gemeinsam näherten sie sich Bowser. „Hey! Monsterschildkröte! Wo ist Peach?!“ Marianna stapfte erbost auf den Bösewicht zu. „Peach? Prinzessin Peach? Woher soll ich das wissen? Ich spiele hier nur Golf.“ „Tu nicht so unschuldig! Du hast sie entführt! Also, wo ist sie? Was hast du mit ihr gemacht?“ Wütend stapfte Bowser auf und knurrte Marianna an. „Du nervtötende Klempnerin! Beschuldige mich nicht für Dinge, die ich nicht getan habe!“ „Pah, wir wissen genau, dass du Peach entführt hast, wer würde so was denn sonst tun?“, mischte sich nun auch Luigina ein. „Ah! Du grüne Spaghettinudel! Ich wiederhole mich ungern, aber ich habe Peach nicht entführt! Und nun haut ab, oder … halt mal… Peach wurde entführt? Und ICH war es NICHT?!“ Bowser brüllte verärgert und stampfte auf den Boden, wodurch dieser ein wenig bebte. Verwirrt sahen sich die beiden Schwester an. „Sieht aus, als würd’ er die Wahrheit sagen?“ „Aber wo ist dann die Prinzessin?!“ Marianna wandte sich noch einmal an Bowser. „Und du hast sie nicht vielleicht doch entführt? Und hast es nur vergessen?“ „Nein! NEIN! Ich habe sie nicht, wie oft noch! Hältst du mich etwa für dumm oder wie? Ich würde niemals vergessen, wenn solch ein liebliches und wunderschönes Geschöpf in meiner Gewalt ist!“ Ganz erzürnt holte er kräftig mit dem Golfschläger in seiner Pranke aus und schlug auf Marianna ein, welche aber noch rechtzeitig zur Seite sprang. „Okay! Okay! Nur nicht gleich ausrasten!“, sagte sie und machte einen Schritt zurück. Bowser verschränkte seine Arme und schnaufte. „Wie könnt ihr es eigentlich zulassen, dass die Prinzessin entführt wird? Und zwar von jemand anderem als von mir? Ihr beide seid solche Versager!“ „Sagt derjenige, der sich ständig von Ma-chan fertig machen lässt…“ murmelte Luigina leise vor sich hin. Marianna fasste sich an die Stirn, und versuchte nachzudenken, was aber schwer funktionierte, da Bowser durch seine Aggressivität einen fürchterlichen Lärm machte. „Du? Bowser? Sag mal, wo sind denn deine ganzen Leute? Hast du ihnen ausnahmsweise mal Urlaub gegeben?“ Sichtlich getroffen von Luiginas Frage drehte sich Bowser weg. „Oh nein wie schrecklich! Streiken sie etwa? Würd’ mich ja gar nicht wundern!“ Luigina lachte laut und wurde von Bowsers erneutem Gebrüll wieder zum Schweigen gebracht, da sie erschrak und vor Angst verstummte. „Sie sind weder im Urlaub noch streiken sie! Sie sind weg. Einfach WEG. Von einem Tag auf den anderen. Oder war es von einer Nacht auf die andere? Seh ich ja nicht, hier ist es immer dunkel! Aber ich brauch diese feigen Narren nicht! Seht ihr ja, ich kann mich auch so unterhalten. Und euer Königreich nehm’ ich auch ohne die ganzen Schwächlinge ein. Wer braucht schon Truppen? Mwahahaha… haha…“ „Ist nicht schön, wenn man allein gelassen wird… öhm… äh… Einfach so verschwunden sagst du?“, fragte Luigina ehrlich besorgt. „Das geht dich nichts an! Nervige Spinatnudel du!“ Marianna grübelte immer noch und wollte unbedingt wissen, wer Peach entführt haben könnte. Als sie ihren Blick hin und her schweifte, bemerkte sie ein seltsames Licht, das im Norden des Dark Lands wie ein Strahl in den Himmel schoss. Sie rieb sich ungläubig die Augen und blinzelte noch einmal in die Richtung, aber da war tatsächlich ein greller Lichtstrahl. „Ehm, Lu-chan?“, rief sie ihre Schwester zu sich. „Sag mal… Bin ich nun total bescheuert oder siehst du das dort drüben auch?“, sie zeigte auf das Seltsame Licht in der Ferne. „Ja, ich seh’s auch. Du bist also nicht bescheuert!“, nickte Luigina. „Ihr seid beide bescheuert! Da ist gar nichts!“, rief Bowser dazwischen. „Doch, da ist eindeutig ein Licht!“ „Komisch… Wieso können wir den sehen, aber Bowser nicht?“ „Weil ICH, im Gegensatz zu euch, noch klar im Kopf bin! ICH stürme nicht die Buden fremder Leute und beschuldige sie, die Prinzessin entführt zu haben, obwohl sie nur in Ruhe Golf spielen wollen!“ „Ganz einsam Golf spielen… Ohne seine Truppen…“, kicherte Luigina, die sofort von Bowser angebrüllt und angeknurrt wurde. „Na wenn das so ist, dann sollten wir uns das doch einmal genauer ansehen, nicht wahr, Lu-chan?“ Luigina sprang verängstigt hinter ihre Schwester. „Hauptsache weg von diesem Ungeheuer!“ „Ja, haut endlich ab! Lasst mich endlich wieder alleine! Alleine ist’s nämlich am schönsten!“ Und so verließen die Schwestern die Festung Bowsers und ließen den selbsternannten König der Koopas alleine zurück. Noch von weitem hörten sie ihn rufen: „Und bringt Prinzessin Peach heil nachhause! Damit ich sie entführen kann!“. Die beiden marschierten los, in den Norden von Dark Land, der bekannt für seine vielen Wälder voller kahler und toter Bäume ist, um das Geheimnis dieses mysteriösen Lichtes zu lüften, welches nur sie sehen konnten. 1.3 Der gläserne Stern ---------------------- „Ich hab’ so das Gefühl, dass wir Peach hier irgendwo finden werden!“ Die Schwestern folgten einem dunklen Weg durch einen Wald voller kahler Bäume. Trotz der Dunkelheit in dieser Gegend konnten sie das mysteriöse Licht durch die fast schwarzen Äste am Himmel sehen. „Ich hoffe, dein Gefühl hat Recht und das Ganze ist bald vorbei… Dieser Ort hier ist schrecklich!“, sagte die verängstigte Luigina und tat sich schwer zu verstehen, weshalb ihre Schwester sich nicht fürchtete. Sie beneidete Marianna sogar. „Du brauchst dich vor nichts zu fürchten, Lu-chan. Super Marianna beschützt dich sowieso!“, versuchte Marianna die Stimmung etwas zu heben, nahm die Hand ihrer Schwester und streckte die andere Hand zu einer Faust geballt in die Luft. „… Ich kann auf mich selbst aufpassen…“, murmelte Luigina unverständlich nach der Aussage ihrer Schwester. Je tiefer sie in den Wald gingen, desto mehr Bäume trugen wieder Blätter, bis sie dann auch vereinzelt bunte Blüten trugen. „Wow! Sieh nur! Wie hübsch! Ich hatte gar nicht gewusst, dass es so etwas hier gibt!“, strahlte Luigina die blühenden Bäume an, welche immer mehr wurden, immer voller und heller. Und als der Weg endete, kamen die beiden an eine Lichtung, die umringt von in weiß blühenden Bäumen war. In der Mitte dieses Platzes befand sich ein Altar aus Stein, auf welchem Marianna und Luigina ein strahlend helles Lichtgebilde erkannten, von dem aus ein Lichtstrahl in die Höhe schoss und den Himmel in vielen Farben schillern ließ. Die beiden liefen vollkommen begeistert zu dem Altar hin, blieben aber vorsichtshalber einige Meter davor stehen und betrachteten den leuchtenden Gegenstand darauf genauer. „Ein… ein Stern!“ „Sieh nur Lu-chan! Die vielen Farben! Wunderschön… So etwas hab ich noch nie gesehen!“ Nun wagte Marianna einen Schritt näher und beugte sich über den Stern. Er sah aus, als wäre er aus Glas, durchsichtig und kristallklar. Aus der Mitte heraus strahlte ein Licht in den Farben des Regenbogens. Auch Luigina wagte sich näher und der Anblick dieses Phänomens brachte beide zum Lächeln. Doch plötzlich stellte sich etwas Kleines zwischen die Schwestern und den Altar und riss die beiden aus ihrer Schwärmerei. „Was zum Teufel macht ihr hier? Wie seid ihr hier her gekommen? Wieso? Was habt ihr vor? Sagt schon!“, quietschte das kleine feenartiges Wesen, das nicht größer als zwanzig Zentimeter war und an seinem Rücken eine leuchtende Kugel trug, womit es aussah wie ein Glühwürmchen. Von dem plötzlichen Auftreten erschraken die Schwestern und sprangen zurück. „Ihr wollt sicher den Stern stehlen! Hab ich Recht? Sagt schon! Hab ich Recht?!“ „Ähm…“ Marianna bückte sich etwas um dem kleinen Geschöpf direkt in die Augen sehen zu können. „Wer oder was bist du denn?“, fragte sie verwundert. „Beantworte zuerst meine Frage!“ „Ähm…“ „Los! Los!“ Ungeduldig schwebte die kleine Fee auf und ab und wedelte mit den kleinen Ärmchen. Luigina bückte sich nun auch zu dem Wesen. „Wie süß! So klein und so zierlich und, ach! Einfach schnuckelig!“ „Nehmt mich gefälligst ernst!“, keifte es. „Nun, meine Schwester und ich sind dem Licht, also dem da oben, gefolgt.“ Marianna deutete in den Himmel auf den Lichtstrahl. Die Fee blickte nach oben und als es sich wieder zu den Schwestern wandte, war sie völlig überrascht und erfreut. „Ihr seid es! Ja! Ihr seid es! Ich habe jahrelang auf euch gewartet! Ihr seid es!“ Das Geschöpf schwebte wieder auf und ab und wedelte mit den Armen, aber diesmal aus Freude. „Ähm, was sind wir?“, fragte Luigina berechtigt und verwirrt von der spontanen Fröhlichkeit. „Ihr seid es!“, wiederholte es noch einige Male. „Ihr seid die Auserwählten! Ihr seid es!“ „… Auserwählte?“ Marianna und Luigina sahen sich fragend an und hatten keine Ahnung, wovon die Rede war. Im selben Moment fiel ein großer Schatten auf den Altar und ein Blick nach oben verriet den Schwestern, dass sich eine Gestalt hoch oben am Himmel vor das Licht geschoben hatte und sich dessen Schatten nun auf der Lichtung breit machte. „Was zum…“, murmelte Marianna als sie genauer hinsah und neben den großen Schmetterlingsflügel und der grauen Haut dieser schwebenden Person auch eine bewusstlose Prinzessin Peach in dessen Armen erkannte. „… Peach! Hey du! Lass die Prinzessin frei!“, rief Marianna der Aufgetauchten erzürnt entgegen. Diese starrte die Klempnerin mit ihrem einen violetten Auge an, da das andere von ihrem roten Haaren verdeckt war. „Ich dachte, die reinste Seele auf diesem Planeten würde wissen, wo der Stern ist. Doch ich habe mich getäuscht… Dennoch führte sie mich zu ihm.“ Die geheimnisvolle Frau schweifte ihren Blick von Marianna ab und schaute nun den Stern an. „Der gläserne Stern… Symbol reiner Seelen… Endlich habe ich dich gefunden und endlich kann ich dich an mich nehmen!“, die Geflügelte ließ Prinzessin Peach fallen. Marianna schrie auf, öffnete die Arme und fing sie noch rechtzeitig. „Nein! Nein! Lass die Finger von dem Stern! Nein!“, schrie die kleine Fee verzweifelt, als sich die Mysteriöse langsam schwebend dem Altar näherte. Marianna handelte schnell, sie gab Peach in die Arme ihrer Schwester und bat sie, sie solle auf die Prinzessin aufpassen. Dann sprang sie vor den Stern, schlug mit der Faust in die Luft in Richtung der Grauhäutigen und entfachte wie aus dem nichts ein Feuer, welches wie eine Kanonenkugel auf sie schoss. Jedoch verfehlte sie ihr Ziel, das sich in Luft auflöste und unerwartet hinter Marianna wieder auftauchte. „Ich bin nicht hier um zu kämpfen, ich will lediglich diesen Stern. Also sei so nett und stell dich mir nicht in den Weg.“ Marianna drehte sich um und funkelte ihre Gegenüber böse an. Der gelangweilte und gefühlskalte Ton, in dem die Rothaarige sprach, machte Marianna wütend, genauso wie die Tatsache, dass sie mit ihrer Feuerattacke nicht getroffen hatte. „Ich weiß zwar nicht, was es mit diesem Stern auf sich hat, aber es scheint nicht so, als wäre es gut, wenn du ihn stiehlst!“ Marianna startete eine erneute Attacke in demselben Schema. Doch wieder traf sie nur ins Leere, da sich ihr Ziel ein weiteres Mal wegteleportierte und nun rechts von Marianna über dem Boden schwebte. Die kleine Fee schwirrte panisch um den Stern und rief immer wieder dasselbe: „Dem Stern darf nichts passieren! Dem Stern darf nichts passieren!“ „Ma-chan! Zeigs ihr!“, sagte Luigina und streckte optimistisch den Arm in die Höhe, während sie ihre Schwester anfeuerte. Sie hatte sich etwas abseits auf den Boden gekniet und die Prinzessin vor sich auf den Boden gelegt. „Ich habe keine Zeit, um mit dir zu Spielen. Also geh mir gefälligst aus dem Weg!“ Die Grauhäutige hob ihren Arm und zeitgleich mit ihrer Hand glühte auch Marianna in Rot und fing an, sich vom Boden zu heben. „Uah! Was zum… ?!“, rief sie als sie sich schwebend über dem Boden fand und im selben Moment mit voller Wucht gegen einen Baum geschleudert wurde. Das Aufstehen nach dieser Landung fiel ihr schwer und vor Schmerzen hielt sie sich den Rücken. „Marianna!“, rief Luigina besorgt und sprang auf die Beine. „Na Warte!“ Kampfbereit wollte die grüne Klempnerin einen Angriff starten, wurde aber von ihrer Schwester zurückgewiesen, welche ihr zurief, sie solle nicht eingreifen. „Mir geht’s gut! Ich schaff das schon!“ Sie klopfte sich den Staub vom Latzkleid ab und stapfte verärgert auf die grauhäutige Frau zu. „Wer verdammt noch mal bist du? Ich möchte wissen, wem ich gleich ordentlich einheizen werde!“ „Man nennt mich Mothella… Und ich bin eine Motte, die sich nicht nach dem Licht, sondern nach diesem Stern sehnt … Niemand kann mich aufhalten. Du schon gar nicht, du armes kleines Flämmchen.“ „... Du hast aber ne ganz schön große und… öhm… sehr komische… Klappe!“ Marianna nahm Anlauf und sprang in die Höhe. Sie streckte ihre Füße ihrer Gegnerin entgegen und versuchte sie mit einem Tritt zu erwischen. Ganz abrupt blieb sie jedoch in der Luft stehen, mit den Zehen einige Millimeter vor der Nase Mothellas, welche mit ihren rotglühenden Händen für Mariannas Schwebezustand verantwortlich war. Mit einer ruckartigen Handbewegung schleuderte Mothella die rote Klempnerin von sich weg und ließ sie gegen den Altar krachen. Beim Aufprall Mariannas blieb das Steingebilde zwar unversehrt, wackelte aber hin und her während der Stern hinab rollte. „Oh Nein! Der Stern! Der Stern!“ Die kleine Fee versuchte noch, ihr geliebtes Zackengebilde zu retten, kam aber nicht mit seinen kleinen Ärmchen heran. Zum Glück hatte Luigina rechtzeitig reagiert, sich hingeworfen und den Stern mit ihren Händen gefangen. „Ich hab ihn!“, versicherte sie und stand mit dem leuchtenden Gegenstand in den Händen auf. Erleichtert klatschte die kleine Fee in die Hände, hörte aber damit auf, als die grüne Klempnerin ein „Oh-Oh“ von sich gab. „Der Stern… er… er zerbricht!!“, kreischte Luigina panisch und konnte nur zusehen, wie der Stern in gleichmäßige Teile zersplitterte, welche sich schwebend aus den Händen der Braunhaarigen entfernten, mit hoher Geschwindigkeit in den Himmel schossen und sich dann wie ein Feuerwerk in alle Richtungen verteilten. Alle Anwesenden blickten erschrocken in den Himmel, die kleine Fee fiel vor Schreck sogar in Ohnmacht. „Ihr… Ihr macht es einem nicht einfach…“ Mothella zog die Blicke auf sich und sah immer noch in den nun wieder dunklen Himmel, in welchem sich das Licht der Splitter bereits aufgelöst hatte. Marianna stand langsam mit schmerzverzerrtem Gesicht auf. „Zerbrochen…Tz. Damit zögert ihr alles nur heraus.“ Finster blickte Mothella die Schwestern an und erhob sich dann in die Lüfte. „Ich rate euch davon ab, mir in die Quere zu kommen…. Es sei denn, ihr wollt verfrüht euren Weg in die Hölle antreten… Dann werde ich euch persönlich dorthin bringen!“ Nach diesen Worten löste sie sich in Luft auf. Marianna und Luigina blickten sich gegenseitig verwirrt an. „Ich versteh gar nichts mehr…“, schnaufte Marianna erschöpft. Sie machte einen Schritt zum leeren Altar und nahm die kleine Fee vorsichtig in die Hand. „Ich versteh schon lange nichts mehr… Wenigstens haben wir Peach gefunden.“, meinte Luigina und blickte zu der bewusstlosen Prinzessin. Marianna tippte mit dem Finger das kleine Geschöpf an, bis es schließlich aufwachte. Es sprang verärgert auf und begann zu schimpfen. „Wie konntet ihr das nur zulassen! Wie konnte das nur passieren! Der Stern! Der Stern! Zersplittert! Zerbrochen! Auf und davon!“ „Nun beruhig dich doch endlich mal! Sag uns lieber endlich, was hier vor sich geht!“ „Genau! Wir wollen endlich wissen, was hier los ist. Das alles gerade ging etwas zu schnell…“ Die kleine Fee flatterte an den Rand des Altars, setzte sich nieder und seufzte. „Beruhigen soll ich mich? Erklären soll ich euch alles? Okay… Ich versuche es… Also, hört zu. Mein Name ist Cianca und wie ihr seht, bin ich eine Fee und habe die Aufgabe, diesen Stern zu beschützen, naja, ich hatte… Nun ist er ja fort…“ „Und was ist das für ein Stern?“, fragte Marianna. „Man nennt ihn den gläsernen Stern und es heißt, seine Macht wird eines Tages benötigt, um die Welt vor dem Untergang zu retten. Nun, dieser Zeitpunkt ist gekommen und deshalb sendete er einen Lichtstrahl aus. Ein Signal, das nur Auserwählte sehen können! Und ihr seid scheinbar die Auserwählten!“ Die kleine Fee namens Cianca verschränkte die Arme und nickte, dann wiederholte sie noch einmal den letzten Satz. „Aber… Auserwählte? Wofür?“ „Na um die Welt zu retten! Ihr seid dem Zeichen des Sternes gefolgt. Und ihr habt ihn beschützt, obwohl ihr nicht wusstet, was es damit auf sich hat! Auch das macht euch zu Auserwählten. Leider hat es nichts gebracht, der Stern ist zerbrochen…“ „Es tut mir Leid…“ Luigina senkte verlegen den Kopf. „Ja, das sollte es! Aber noch ist nichts verloren! Ihr müsst euch beeilen! Die Welt kann noch gerettet werden!“ „Und wie?“ „Nun, der Stern ist zersplittert und zwar in sieben Teile. Das konnte ich erkennen! Und diese Splitter schossen in sieben verschiedene Richtungen. Nun müssen wir den Splittern nur folgen!“ Die beiden Schwestern blickten sich an. „Wir? Ehm…“ „Aber wir müssen uns beeilen! Ich bin mir sicher, diese eigenartige Schmetterlingsfrau will die Splitter ebenfalls! Ich weiß zwar nicht, was sie mit dem Stern vorhat, aber es ist garantiert nichts Gutes!“ „Das geht alles wirklich zu schnell…“ Luigina schüttelte den Kopf. „Wir sollten lieber erstmal die Prinzessin in Sicherheit bringen, bevor wir irgendetwas anderes machen!“, fügte sie hinzu. „Gute Idee, erst einmal das erledigen, weshalb wir eigentlich hier sind.“ Marianna beugte sich zu der immer noch bewusstlosen Peach und hob sie hoch. „Lasst uns zurück ins Pilzkönigreich gehen!“ Zusammen mit Luigina schritt Marianna aus dem Wald und Cianca folgte ihnen. „Aber! Aber! Wartet doch!“, rief sie vergeblich und folgte den beiden dann lieber schweigend aus dem Wald hinaus. Sie blickte zurück zu ihrer Lichtung, wo die Bäume langsam ihre weißen Blüten verloren, sich den kahlen Pflanzen des Waldes wieder anpassten und aus der einst wunderschönen hellen Lichtung einen kalten und leeren Ort machten. 1.4 Eine besondere Aufgabe -------------------------- Ihr Weg zurück ins Pilzkönigreich war lang und so kam es, dass die Schwestern in Begleitung von der kleinen Fee Cianca erst zum Sonnenuntergang die Prinzessin heil in ihr Schloss brachten. Sie wurden voller Freude von einer Menge erleichterten Schlossbewohnern erwartet, welche sich bereits am Eingang tummelten und die Helden bejubelten. Unter ihnen auch der ständige Begleiter und Aufpasser der Prinzessin, Toadsworth, welcher sichtlich besorgt um seinen Schützling war. Sofort bahnte er sich einen Weg durch die Massen, damit die Prinzessin ohne Probleme ins Schloss und auf ihre Gemächer getragen werden konnte. Marianna legte Peach vorsichtig in ihr Bett und ließ sich dann erschöpft auf einen Stuhl fallen. Luigina stützte sich an der Rückenlehne des Sessels ab und Cianca schwirrte um die Schwestern herum und musterte neugierig die ihr völlig fremde Umgebung. „Wie kann man nur so tief und fest schlafen? Und das auf meinen Rücken?“ Marianna hielt sich ihr völlig verspanntes Kreuz und blickte dabei seufzend die schlummernde Prinzessin an. Toadsworth ging mittlerweile neben dem Bett auf und ab und schüttelte mehrmals den Kopf. „Warum? Warum kann dieser Bowser die Prinzessin nicht einfach in Ruhe lassen? Das ist doch Stress für sie! Und für mich!“, jammerte der alte Mann. „Aber das war diesmal gar nicht Bowser.“, sagte Marianna und Toadsworth blieb stehen. „Oh Schreck! Wer ist denn noch so grausam?! Das halte ich nicht aus…“ „Jemand der eine graue Haut, rote Haare, große Schmetterlingsflügel und Fühler hat!“, meinte Luigina und fügte jedem Wort noch eine beschreibende Geste hinzu. Toadsworth, der versuchte, sich die Person bildlich vorzustellen, verzog entsetzt das Gesicht. „Das ist ja fürchterlicher als Bowser! Ein böse Fee? Und ich dachte immer, das wären liebe und nette Geschöpfe…“ „Um genauer zu sein, es war eine Motte! Hat sie zumindest behauptet, ich bin immer noch der Meinung, es war ein Schmetterling“, verbesserte Marianna ihn, „Und lieb und nett war diese … wie hieß sie doch gleich?“ „Mothella, Ma-chan!“ „Ja, diese Mothella, auf gar keinen Fall! Die hatte so unheimlich Kräfte…“ Cianca schwebte über dem Bett und lenkte mit einem Räuspern die Aufmerksamkeit auf sich. „Da eure Prinzessin nun gerettet ist, könnte wir uns endlich mal einem viel größerem Problem widmen?“ Verdutzt starrte der braun getupfte alte Toad die kleine Fee an, der wohl bisher nicht mitbekommen hatte, dass diese anwesend war. „Wer oder was bist du denn? Auch eine böse Fee?!“, fragte Toadsworth und brachte mit der Äußerung die Schwestern zum Schmunzeln. „Ich bin keine böse Fee! Keine böse Fee! Ich bin Cianca, die Wächterin des gläsernen Sterns! Naja… Ich war die Wächterin…“ „Gläserner Stern? Tatsächlich? Oho! Davon hatte ich bereits gehört. Ein magisches Artefakt, mit einer unglaublichen Macht! Jedoch hätte ich nie gedacht, dass dieser Stern wirklich existiert. Aber was soll das heißen, du warst die Wächterin?“ „Er ist zerbrochen… Zerbrochen!“ „Es tut mir Leid…“, Verlegen richtete Luigina ihren Blick zu Boden und drückte ihre Zeigefinger gegeneinander. Ruckartig blickte sie auf und drehte sich zu ihrer Schwester. „Aber eigentlich ist das deine Schuld! Du bist gegen diesen Altar geknallt!“ „Was? Ich? Denkst du ich flieg aus Spaß einfach mal so gegen irgendwelche Steinhaufen? Das war diese Mothella, die mich da reingeschleudert hat! Also ist es ihre Schuld.“ „Genau! Die Schmetterlingsfrau hat Schuld!“ Gab Luigina ihrer Schwester lautstark Recht. „Ist doch völlig egal, wer Schuld hat! Hauptsache ihr beiden schafft es, die Splitter wieder einzusammeln! Sonst wird die Welt untergehen!“, drängte Cianca. „Heißt das etwa, der Stern kann wieder hergestellt werden?“ „Soweit ich gesehen habe, ist der Stern in sieben Teile zersplittert und die sind dann auf und davon in alle Himmelsrichtungen! Wir müssen uns beeilen, diese Mothella darf die Splitter auf keinen Fall bekommen. Wer weiß, was sie mit dem Stern vorhat…“, antwortete die Fee auf die Frage des braunen Toads. „Wenn sie den Stern möchte, was wollte sie dann von Prinzessin Peach? Sie hat doch gar nichts mit der Sache zu tun!“ „Sie ist doch ein Schmetterling, also mag sie süßes Zeug… Vielleicht… vielleicht dachte sie, Peach wär eine echte Frucht und … wollte sie… aussaugen… huahahaha…“, flüsterte Luigina mit verstellter Stimme und schüttelte dann bei der bildlichen Vorstellung ihres vermeintlichen Scherzes ängstlich den Kopf. „Lass das, Lu-chan! Das ist nicht witzig!“ „Ah, Ma-chan! Man kann ja nie wissen, was im Kopf einer Schmetterlingsfrau vorgeht!“ Luigina zuckte mit den Achseln. „Ähm… ja… Wie dem auch sei, ich denke, Mothella hat sich vertan! Vertan hat sie sich! Meines Wissens nach, soll der Stern in irgendeiner Weise in Verbindung mit reinen Seelen stehen. Ja, reine Seelen, Personen voller Güte und … ja… Reinheit eben.“, erklärte Cianca den Anwesenden. Toadsworth nickte verständnisvoll mit dem Kopf. „Ja, ich verstehe. Dann dachte sie sicher, dass Peach den Stern besitzt! Sie gilt auf der ganzen Welt als die Reinheit in Person, ein solch liebes Wesen wie sie gibt es nur einmal!“, schwärmte er ein wenig und rückte dann räuspernd seine kleine Brille zurecht. „Gut, dann haben wir das mit Peach auch geklärt. Aber, Cianca? Wie stellst du dir das mit den Splittern vor? Wir wissen doch gar nicht wohin wir sollen!“ „Nun, Marianna… richtig? Also! Du hast garantiert mitbekommen, in welche Richtungen die Splitter geflogen sind, oder?“ „Ähm… Nein?“ Marianna kratzte sich am Kopf. „Wie, Nein? Was, Nein? Hast du gar nicht aufgepasst? Ah! Und was ist mit dir…ähm… wie war dein Name noch einmal?... Dein Name…es liegt mir auf der Zunge... etwas mit… S am Anfang, oder?“ Fragend blickte Cianca die grüne Klempnerin an „Luigina. Ich heiße Luigina…“, sagte sie ein wenig gereizt. „Ah ja! Genau! Etwas mit L am Anfang, sagte ich doch. Du hast aber garantiert aufgepasst, in welche Richtung wir nun gehen müssen, nicht wahr? Habe ich Recht?“ Luigina schüttelte den Kopf. „Woher soll Lu-chan das denn wissen? Sie war viel zu beschäftigt damit, panisch herumzukreischen!“, ärgerte Marianna ihre kleine Schwester ein wenig, welche ihr mit dem Ellbogen in die Seite stieß. „Das ist schlecht… Sehr schlecht… Wieso habt ihr nicht aufgepasst? Was seid ihr für Helden? Fürchterhaft! Äh… Fürchterlich! Ganz Fürchterlich!“ Völlig außer sich wedelte Cianca mit den Armen und schwebte auf und ab. „Hey! Halt mal! Wieso hätten wir aufpassen sollen wo die Dinger hinfliegen? Wir wussten ja noch nicht einmal, was dieser gläserne Stern überhaupt ist!“ „Aber… Aber… Ihr seid doch die Helden, oder? Seid ihr es? Ich bin nur eure Helferin in Not! Die Wächterin des Sterns und die Helferin der Helden! Also! Also… ist es… meine Aufgabe… Oh Schreck! Ich sollte wissen wo die Splitter sind, oh Schreck!“ Nun schüttelte die Fee entsetzt den Kopf und war noch aufgeregter. „Ich habe versagt! Ich habe versagt! Die Welt wird untergehen, untergehen! Oh nein, oh nein…“ Langsam schwebte sie nun auf das Bett und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Sie schluchzte mehrere Male bis sich Marianna zu ihr hinunterbeugte und versuchte, sie zu beruhigen. „Nun denk doch einmal positiv! Wir werden sicher irgendwie herausfinden, wo die Splitter hin sind! Jetzt wein doch nicht…“, sagte die völlig überforderte Marianna. „Oh klar, Ma-chan! War ja auch garantiert zufällig ein Kameramann da und hat alles gefilmt!“ „Und du denk auch nicht so negativ, ja?“ Die rote Klempnerin warf ihrer Schwester einen bösen Blick zu, woraufhin diese beschloss, lieber nichts mehr zu sagen. Cianca sah plötzlich auf und begann, mit den Händen ganz aufgeregt vor dem eigenen Gesicht zu wedeln. „Da ist was! Da ist was!“ „Hä? Was? Wo ist was? Was hast du?“ „Uh… Uh! Da! Daaa!“, das kleine Geschöpf deutete aus dem Fenster in Richtung Meer. „Ja? Und? Das ist das Meer? Was ist damit?“ Marianna war verwirrt und verstand nicht wirklich, was Cianca von ihr wollte. „Daaa! Da draußen! In dieser Richtung! Da! Da ist ein Splitter! Ich spür es! Uh…!“ „Was? Wie bitte?“, verdutzt wurde die Fee von den Schwestern angesehen. „Du kannst Splitter spüren?!“ „Ja, ja! Das kann ich! Als Wächterin bin ich geistig ganz eng mit dem Stern verbunden. Ganz eng. Ich hatte es vor Aufregung ganz vergessen…“ „Gibt es vielleicht noch etwas, dass du zufällig vor lauter Aufregung vergessen hast?!“ Luigina hielt ihre Schwester fest, da diese kurz davor war, über die kleine Fee herzufallen. „Bitte schrei mich nicht an! Wenn ich aufgeregt bin, entfallen mir öfters mal Dinge…“ „Schon gut…“ Genervt rückte Marianna ihre verrutschte Mütze zurecht. Auf einmal hüpfte ihr die kleine Fee ins Gesicht, als diese vor der sich plötzlich bewegenden Bettdecke zu fliehen versuchte. Peach war aufgewacht und saß nun aufrecht. Sie wirkte verschlafen und verwirrt zugleich. „Was… was macht ihr alle ihr? … Eh? Was mache ich hier?... Ich war doch grad noch…“ „Prinzessin! Wie schön! Ihr seid wach! Wie geht es euch?“ Toadsworth stürmte glücklich ans Bett der Prinzessin, welche sich den Kopf hielt. „Was ist passiert? Wieso bin ich in meinem Zimmer? Und… Marianna! Luigina! Wieso seid ihr hier? Ich kann mich an nichts erinnern… Aber sonst geht’s mir ganz gut.“ Peach lächelte Toadsworth zu, was ihn sichtlich beruhigte. „Kannst du dich echt an gar nichts erinnern? Du wurdest entführt!“ „Oh! Dieser Bowser…“ Peach krallte sich mit den Händen wütend in die Decke. „Nicht von Bowser. Von… einer sehr komischen Schmetterlingsfrau.“ „Wie? Kein Bowser? Aber Ma-chan, wieso kann ich mich nicht daran erinnern?“ „Tut mir Leid, das weiß ich nicht. Aber wir haben dich erfolgreich gerettet!“ Triumphierend streckte Marianna ihre Faust in die Höhe. „Und gleichzeitig geholfen, den Untergang der Welt in gefährliche Nähe zu rücken! Gefährliche Nähe!“, meckerte Cianca, die von der roten Klempnerin in einer Hand festgehalten wurde. „Weltuntergang? Was? Und… Wer zum Teufel ist das?“ Der Blick von Peach fiel auf die kleine Fee, die versuchte, sich aus der Hand die sie umschlossen hielt, zu befreien. „Wir haben keine Zeit, die ganze Geschichte noch einmal zu erzählen! Hört ihr? Keine Zeit! Wir müssen los und die Splitter finden!“, schimpfte Cianca weiter. „Nun sei doch mal still! Es ist bereits dunkel draußen, siehst du? Und wir beide sind müde. Wir retten morgen die Welt, aber heute nicht mehr, okay?“ „Aber… Aber…“ „Denk nicht mal daran, nun zu heulen! Ich sagte morgen! Ich denke, die Welt kann eine Nacht auf ihre Rettung warten.“ Nach diesen Worten verstummte Cianca und schmollte beleidigt in Mariannas Hand vor sich hin. „Dann könnt ihr mir ja nun erzählen, was passiert ist! Ich möchte alles wissen.“ Peach blickte ganz erwartungsvoll die rote Klempnerin an. Toadsworth entfernte sich langsam vom Bett. „Nun, dann kümmer ich mich einmal um die Gästebetten. Wenn die Damen heute nicht die Welt retten wollen, dann wollen sie sicher auch nicht in der Dunkelheit alleine nachhause.“, sagte er und spazierte aus dem Zimmer. „Ganz genau!“, rief Luigina ihm zustimmend mit einem breiten Grinsen im Gesicht nach. Marianna stand von dem Sessel auf und setzte sich neben Peach auf das Bett um ihrer Schwester eine Sitzgelegenheit zu bieten, da diese bis dahin hatte stehen müssen. Die noch immer schmollende Cianca platzierte sie auf ihrer roten Mütze. „Dann erzähl ich dir nun alles. Aber schlaf mir nicht ein, ja?“ Peach nickte, klemmte sich ihr Kopfkissen unter den Arm und hörte gespannt zu. „Also, alles fing damit an, dass Luigina und ich in der Stadt waren und…“ Die ganze Nacht hindurch berichtete Marianna von den Geschehnissen des Tages. Es war viel passiert und im Hinterkopf behielt sie immer den Gedanken, dass in naher Zukunft noch viel mehr passieren werden würde. ENDE KAPITEL EINS 2.1 Das Goombadorf ------------------ „Na dann, lasst uns losziehen und die Welt retten!“, rief Marianna, streckte ihren Arm aus und zeigte in Richtung Meer. Ausgeschlafen und fit hatten sich die beiden Schwestern, Cianca, Prinzessin Peach und Toadsworth auf der Steinbrücke vor dem Eingang des Schlosses versammelt. Ein neuer Tag war angebrochen. Marianna und Luigina mussten ihre Pflicht als Auserwählte erfüllen und losziehen, um die Splitter des zerbrochenen gläsernen Sternes zu finden. „Ich möchte mit euch mit!“, sagte die blonde Prinzessin, nachdem sie bereits die ganze Nacht überlegt hatte, ob sie nicht vielleicht den Schwestern zur Seite stehen soll. Außerdem fiel ihr der Abschied von ihren Freundinnen schwer, schließlich wusste sie nicht, wann die beiden wieder zurückkehren würden. Jedoch war Toadsworth mit der Entscheidung Peachs nicht einverstanden. „Ihr werdet auf gar keinen Fall mit den beiden mitgehen! Das ist viel zu gefährlich für euch, Prinzessin.“, meinte er entsetzt und wedelte mit seinem Spazierstock vor Aufregung. „Aber…“, stotterte Peach enttäuscht von der Reaktion ihres Aufpassers, welcher sie nicht ausreden ließ. „Was, wenn euch etwas passiert? Ich könnte mir das niemals verzeihen!“ „Aber…“, versuchte sie erneut ihm zu widersprechen, was aber kläglich scheiterte. „Niemals! Ihr bleibt hier im Schloss, habt ihr verstanden? Das ist wirklich viel zu gefährlich für euch!“ „Aber ich kann doch auf mich aufpassen! Bitte lass mich mitgehen!“, flehte sie ihn an, doch es schien, als würde sie gegen eine Wand reden. „Ich sagte nein!“ Toadsworth ließ sich von Peach nicht umstimmen, also versuchte Marianna mit ihm zu reden. Sie und Luigina hätten schließlich auch gerne ihre Freundin auf ihrer Mission um sich. „Nun sei doch nicht so streng! Mit mir an ihrer Seite kann ihr gar nichts passieren!“, sagte die rote Klempnerin überzeugt. Jedoch ließ das Argument den braunen Pilzkopf kalt. „Ich sagte nein! Ende der Diskussion!“ „Ma-chan hat schon so oft die Welt gerettet, da ist das Prinzessinnen-Sitting auch kein Problem für sie!“ Luigina mischte sich nun auch ein, doch auch sie wurde von dem sturen Toadsworth nicht erhört, im Gegenteil, er ignorierte ihre Worte und marschierte zurück zum Schloss. Vor dem Tor blieb er stehen. „Ich wünsche euch viel Glück auf eurer Reise!“, rief er ihnen noch zu und deutete dann der Prinzessin, dass sie ihm folgen sollte. „Es tut mir Leid, dass ich nicht mit euch kommen kann. Ich würde euch so gerne helfen…“, sagte sie bedrückt, ging mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern über die Steinbrücke zu Toadsworth. Die beiden betraten das Schloss und bevor Peach die Tür hinter sich schloss, winkte sie noch einmal. „Wir werden uns ganz oft bei dir melden!“ „So oft wir können!“, riefen die beiden Schwestern, währenddessen sie ihr ein wenig traurig zurückwinkten. Cianca räusperte sich, was in den Ohren von Marianna und Luigina eher wie eine verstimmte Quietschente klang. „Könnten wir dann eventuell endlich gehen? Ja? Endlich?“ „Arme Peach… Mit ihr wäre es sicher total spaßig geworden!“ Luigina blickte enttäuscht zu den Toren des Schlosses. „Sie ist doch nicht einmal eine Auserwählte, also würde sie nur im Weg stehen! Nur im Weg! Schließlich muss sie doch ständig befreit werden, nicht wahr? Nicht wahr?“, meckerte Cianca mal wieder, wobei diese Aussage Marianna nicht gerade glücklich stimmte. Sie packte die kleine Fee grob an den Flügeln und hielt sie sich vors Gesicht. Mit ihrem gereizten Blick durchlöcherte die rote Klempnerin das kleine Wesen förmlich. „Ich hab’s nicht so gern, wenn man schlecht über meine Freunde redet, klar? Und gerade du mit deiner Größe solltest echt aufpassen, was du sagst!“, warnte Marianna die zappelnde, zeitgleich winselnde Cianca. „Schon gut! Schon gut! Es tut mir Leid! Es tut mir Leid! Lass mich bitte los! Das tut weh! Aua! Aua!“, quietschte sie, woraufhin die Braunhaarige sie unsanft nach vorne warf. Die kleine Fee fing sich noch in der Luft, schüttelte den Kopf und benötigte einige Sekunden, bis sie wieder wusste, wo sie sich befand. „Nun können wir ja endlich los! Also, bewegt euch! Hopp! Hopp!“, kommandierte das kleine Wesen die Schwestern herum, welche nicht gerade beeindruckt von Ciancas Ton waren. Aber da sie ihre Nerven bereits genug strapaziert hatten, zugleich auch nicht mit der Fee diskutieren wollten, hielten sie sich brav an ihre Anweisungen und folgten dem gepflasterten Weg, der sie aus dem Vorgarten des Schlosses sowie aus dem Dorf, das sich um dieses erstreckte, hinausführte. Als sie einen recht hohen Hügel überquerten, konnten sie von weitem schon das blaue Meer erkennen, welches sich hinter einem prächtigen Wald befand. Luigina war von dem Anblick ihres Zieles entzückt. „Oh! Ich war schon so lange nicht mehr am Meer, ich hab ganz vergessen wie schön es dort ist…“ „Bis dorthin ist es noch weit. Von hier aus kann man ganz genau erkennen, wo wir überall durch müssen. Meines Wissens nach, sollen in den Wäldern viele vereinzelte Dörfer liegen. Dort könnten wir uns dann ja mit Proviant zudecken!“ „Eine tolle Idee, Ma-chan!“, stimmte Luigina ihrer Schwester zu. Sie stiegen von dem Hügel herab und wanderten weiter, immer gefolgt von Cianca, die staunend hinter ihnen schwirrte. „Irgendwie… ist das alles hier echt toll! Hier ist alles anders. Ganz anders. Andere Bäume, als die, die um meine Lichtung standen. Ein anderer Himmel, ein blauer! Ganz anders als der, den ich jeden Tag über meinem Kopf sah. Und Leute! Hier sind Leute. Hier ist Leben. Ich war immer die einzige auf meiner Lichtung, ja, die einzige…“ Die kleine Fee schwärmte ununterbrochen für die Umgebung, die ihr völlig neu war. „Du redest ja so, als hättest du dein Leben lang nichts anderes getan, als auf dieser Lichtung zu sitzen und den Stern zu bewachen!“ Marianna konnte die Begeisterung Ciancas nicht fassen. „Ich habe auch nichts anderes getan. Nichts! Hunderte von Jahren, ich weiß gar nicht genau wie viele es nun waren, aber Hunderte von Jahre habe ich nichts anderes getan, als auf den Stern aufzupassen.“ „Ja… Jahrhunderte? Wie bitte?!“ Die beiden Schwestern blickten die Fee geschockt und mit offenen Mündern an. „Mamma Mia! Und du hast nicht mal ein einziges weißes Haar?!“, fragte Luigina entsetzt. Cianca zupfte sich eine Strähne ihrer rosafarbenen Haare vors Gesicht und betrachtete es. „Irgendwie nicht… Aber ich bin ja auch eine Fee. Und Feen leben länger, ja, viel länger!“ „Du hast nicht einmal Falten! Wie machst du das?“ Luigina war ganz erstaunt von Cianca, während Marianna sich bei den Fragen ihrer Schwester nur an die Stirn fasste. „Feen leben länger, sehen aber auch immer jung und frisch aus! Jung und frisch!“, kicherte das kleine Wesen. „Ich will auch eine Fee sein! Ich mag auch lange leben und immer jung aussehen.“, rief Luigina völlig neidisch. „Wieso denkst du eigentlich jetzt schon an Falten und weiße Haare? Bis dahin dauert es doch sowieso noch sehr lange, Lu-chan.“ „Ich hab heute morgen erst ein weißes Haar entdeckt!“, erwiderte die grüne Schwester. „Das kommt sicher nur vom Stress. Du bist es ja nicht gewohnt, auf einer Mission zur Weltrettung zu sein!“ „Oh, ja, das stimmt Ma-chan. Woran das wohl liegt?“, Luigina verschränkte nach dieser Anspielung auf das ständige Zurückgelassenwerden die Arme vor ihrer Brust. „Ach Lu-chan…Du weißt, ich meine es nur gut mit dir.“ „Ja, ich weiß! Irgendeiner muss ja sowieso den Haushalt schmeißen. Wo wir schon bei dem Thema sind! Könntest du das nächste mal deine angebrannten Kleider einfach wegwerfen, anstatt meinen Nähtisch damit vollzumüllen? Ich kann sie nicht mehr flicken, das ist unmöglich!“ „Ich werde daran denken.“ „Danke, Ma-chan!“ „Bitte, Lu-chan!“ Die beiden Schwestern und die kleine Fee Cianca betraten schon bald den großen Wald, den sie bereits von dem Hügel aus gesehen hatten. Es war kühl darin und die Luft war viel frischer und garantiert auch viel sauberer, als jene, die sie außerhalb atmeten. Die Bäume standen ganz dicht aneinander, jedoch blieb zwischen den Baumkronen noch genug Platz, um einen Blick auf den Himmel erhaschen zu können. Ein deutlich erkennbarer Weg führte durch diesen grünen Ort. Dank ihm konnten sich die Reisenden auch nicht verirren. „Ich war hier schon einmal. Irgendwann sollten wir in ein Goombadorf kommen. Aber bis dahin ist es noch ein ordentlicher Fußmarsch!“, erklärte Marianna während des Marsches durch den Wald. Plötzlich hörte sie ihre Schwester hinter sich fluchen. Sie drehte sich zu ihr um und sah, wie die grüne Klempnerin sich mit schmerzverzogenem Gesicht den Kopf rieb. „Was ist denn passiert?!“, fragte Marianna besorgt. Dann erblickte sie einen braunen geziegelten Block in der Luft schweben, direkt neben Luigina. „Oh… Ich verstehe…“ „Sie ist gegen den Block gelaufen! Gegen den Block! Mit voller Wucht.“, sagte Cianca ein wenig schadenfroh. „Aua… Verdammt! Seit wann hängen diese Dinger denn so niedrig?!“ „Manche tanzen halt aus der Reihe.“, meinte Marianna und ging dann, gefolgt von ihrer Schwester, die sich immer noch den Kopf hielt, sowie mit Cianca weiter. „Was sind das denn eigentlich für Blöcke, die hier überall herumschweben? So welche hab ich noch nie gesehen! Noch nie!“, bat Cianca um Aufklärung, während sie verwirrt zwischen den vielen braunen Blöcken, manche waren auch gelb und mit einem Fragezeichen verziert, hin und her schaute. „Wenn man gegen die Blöcke schlägt, fallen Münzen heraus. Manchmal auch andere nützliche Dinge. Man sollte nur die braunen Ziegelblöcke meiden, die, wie man bereits an Luiginas „Schädelwumme“ gesehen hat, lediglich im Weg stehen und nichts beinhalten.“ Marianna zeigte vor, was sie gerade erklärt hatte. Sie lief zu einem der gelben Fragezeichenblöcke, der jedoch sehr hoch platziert war. Mit Leichtigkeit sprang sie in die Höhe, streckte ihre Faust über den Kopf und schlug gegen den Block. Mit einem markanten Geklimper erschienen aus dem Block heraus einige Münzen, die beim Herabfallen von Luigina geschickt gefangen wurden. Marianna landete gekonnt auf dem Boden, gleich darauf schob das Mädchen sich ihre Mütze zurecht. Cianca war vor Staunen sprachlos. „Siehst du? So funktioniert das hier. Leider ist das nie genug Geld. Also reich wird man davon nicht. Sonst müssten Lu-chan und ich nicht mehr als Klempner unser Geld verdienen, haha!“ „Gerade einmal drei Münzen. Das ist nicht einmal eine ordentliche Mahlzeit.“ Luigina seufzte als sie das Geld in ihren Händen zählte. „Da fällt mir gerade wieder ein… Ma-chan?! Was ist eigentlich mit meinem Eis? Du hattest mir eines versprochen!“ „Aber Lu-chan, ich sagte doch, wenn das alles hier vorbei ist. Und es hat gerade erst alles angefangen!“ „Ich dachte, du meintest mit „Wenn das alles hier vorbei ist“ Peachs Rettung!“ „Naja, aus ihrer Rettung wurde dann halt doch mehr, konnte ich ja nicht vorraussagen!“ „Uah! Ich möchte euch ja nicht bei eurer Unterhaltung stören, aber ich hab so das Gefühl, wir werden verfolgt. Ja, irgendwie so ein Gefühl…“ „Wie…?“ Die Schwestern blickten sich um. Tatsächlich lauerte da etwas hinter den vielen Büschen. Sie schwiegen beide. Leise hörten sie fremdes Geflüster, Schritte sowie das unheimliche Rascheln der Blätter. Alle drei gingen keinen Schritt weiter. „Ma-chan? Was ist das?!“ Luigina wurde ganz nervös und ihre Knie begannen zu zittern. Die Schwestern sahen sich aufmerksam um, Marianna in kampfbereiter Position mit geballten Fäusten vor sich und Rücken an Rücken mit ihrer jüngeren Schwester, welcher man ihre Angst ansehen konnte. Wie aus dem Nichts schoss plötzlich etwas aus den Büschen mit einer hohen Geschwindigkeit auf die Schwestern zu, welche sich gegenseitig von dem Rücken der jeweils anderen abstießen, um dem Geschoss auszuweichen, das direkt zwischen die beiden gezielt hatte. Dieses Etwas krachte, nachdem es sein Ziel verfehlte, mit voller Wucht gegen einen Baum und bohrte sich einige Zentimeter hinein, bis es dann reglos zu Boden fiel. Jetzt erst konnten die Schwestern erkennen, dass es sich bei dem Ding um einen Schildkrötenpanzer handelt. „Was zum?! Ein Koopa?!“, rief Marianna überrascht beim Anblick des Panzers, aus dessen Öffnungen sich schon bald neben einem Paar Arme und Beine sowie einem Schwänzchen auch letztendlich ein Kopf zeigten. „Nicht nur ein Koopa! Viele Koopa! Wir sind umzingelt, Ma-chan!“, schrie Luigina panisch, als sie die vielen grimmigen Schildkröten um sich als auch um ihre Schwester sah. Sie alle knurrten wie wilde Raubtiere und hatten es sichtlich auf die Schwestern abgesehen. „Das sind eindeutig Bowsers Leute! Die würd’ ich immer wieder erkennen! Dann muss der Fiesling wohl auch hier irgendwo sein…“ „Aber Ma-chan! Bowsers Leute haben ihn doch verlassen, schon vergessen? Also kann er sie kaum geschickt haben.“ „Stimmt, du hast Recht! Außerdem hab’ ich sie so aggressiv gar nicht in Erinnerung!“ Kaum hatte Marianna den Satz beendet, sprang bereits das erste Koopa auf sie. Mit seinen Krallen versuchte es, die rote Klempnerin zu verletzen, scheiterte aber kläglich, als diese die Schildkröte mit einem gewaltigen Faustschlag ins Gesicht zu Boden beförderte. Nun griff eines der Koopa Luigina an, welche aber flink das Bein hob und ihr gegenüber mit einem Tritt von sich weg beförderte. Schlag auf Schlag mischten sich nun auch die weiteren gepanzerten Wesen in den Kampf ein. Es wurde immer mühsamer für die Schwestern, ihre Gegner, die in der Überzahl waren, zu erledigen. Zu dritt oder zu viert griffen sie mit ihren scharfen Krallen an oder zogen sich in ihre Panzer zurück, um dann wie eine Kanonkugel die Klempnerinnen aus der Distanz abzuschießen. Marianna und Luigina konnten sich nur mit Ach und Krach verteidigen. Den Panzergeschossen konnten sie nur ausweichen, indem sie sich geschickt zur Seite drehten oder duckten und jeder Treffer war furchtbar schmerzhaft. „Ah! Ma-chan! Das sind zu viele! Ich weiß gar nicht mehr, ob ich angreifen oder ausweichen soll!“, schrie Luigina völlig verzweifelt in ihrem Wechselspiel zwischen Angriff, Abwehr und Treffer einstecken. Marianna, die es zwar schaffte, einige der Koopas auszuschalten, war ebenso sichtlich überfordert. „Ich komme gegen zwei Koopas klar, gegen fünf, sogar gegen zehn! Aber nicht gegen fünfzig! Das ist ja eine ganze Armee!“ „Leute! Leute!“, rief Cianca aus ihrem geschützten Versteck hoch oben in den Baumkronen. „Da ist ein seltsamer Block! Seltsam! Sieht aber aus, als könnte er euch helfen. Da steht POW oben! POW!“ Sie zeigte mit ausgestrecktem Finger auf den besagten Block, dazu wedelte die Fee ganz aufgeregt mit den Armen. „Der kommt ja wie gerufen!“ Marianna sprang in die Höhe und dann von Kooparücken zu Kooparücken. Von den Stampfattacken überrascht zogen sich die am Panzer empfindlichen Koopas zurück in ihre harte Schale. Aufgrund dessen konnte sich die rote Klempnerin geschickt von dem Gerangel mit den Schildkröten befreien. Sie platzierte sich unter dem POW-Block, sprang hoch, zugleich schlug das Mädchen mit ihrer Faust gegen diesen, worauf hin er verschwand und gleichzeitig ganz kurz den Boden zum Beben brachte. Diese Erschütterung fügte den Koopas Schaden zu und sie zogen sich in ihre Panzer zurück. Dann war es plötzlich wieder ganz still im Wald. Die Schwestern konnten einmal beruhigt durchatmen. „Und jetzt lass sie uns auf den Mond schießen!“, meinte Marianna, nahm Anlauf und kickte dann wie ein Fußballprofi einen Panzer, der in hohen Bogen aus dem Wald schoss. Luigina tat dasselbe, so verging keine Minute, da waren alle Gegner im Handumdrehen besiegt. „Hoooooomeruuuuun!“, triumphierte Luigina, als sie gerade den letzten Panzer in den Himmel beförderte. „Lu-chan? Homerun ist bei Baseball…“ „Und wie heißt es dann bei Fußball?“ „Öhm… Tor?“ Cianca huschte aus ihrem Versteck heraus zu den beiden siegreichen Schwestern. „Ihr seid ja echt schlechte Kämpfer! Echt schlecht!“ „Was?! Wir sind nicht schlecht!“ „Das waren einfach zu viele! Außerdem hat Lu-chan schon lange nicht mehr gekämpft.“ „Was?! Ma-chan?! Was soll denn das heißen?!“ „Na du sitzt doch den ganzen Tag zuhause, dir fehlt einfach das Training.“ „Ach ja? Und woran liegt das wohl?!“ Luigina war empört von der Aussage ihrer Schwester, außerdem wollte sie eigentlich noch mehr dazu sagen, ließ das Thema aber dann doch bleiben und seufzte nur. „Wenn ihr tatsächlich die Welt retten wollt, dann müsst ihr echt noch einiges lernen! Aber echt! Und nun lasst uns weiter gehen, weiter!“ Cianca flog den beiden voraus. „Wieso lassen wir uns eigentlich von einer Fee herumkommandieren?“, flüsterte Luigina leise zu ihrer Schwester. „Weil wir nicht mit ihr diskutieren wollen, ganz einfach! Ich bekomm’ von ihrer Stimme Kopfschmerzen…“ Die beiden kicherten, jedoch verstummten die Geschwister, sobald Cianca sich umdrehte. „Was ist denn so witzig? Mh? Mh?“ „Nichts!“ „Und wieso kichert ihr dann so komisch? Mh? Mh?“ „Ach, das ist spontan. Passiert manchmal ohne Grund, hihi…“ Einverstanden mit der Antwort wandte sich Cianca wieder dem Weg zu, der vor ihnen lag. Die drei Reisenden konnten bereits das Ende dieses Waldstückes erkennen. Es wurde immer heller um sie herum, bis sie schließlich über sich den blauen Himmel und die strahlende Sonne wieder komplett erkennen konnten. Jedoch war die Freude an diesem Anblick nur beschränkt. Es dauerte eine Weile, bis sich ihre Augen an die helle Sonne gewöhnt hatten. Erst dann konnten sie das Szenario vor ihnen deutlicher erkennen. Der unangenehme Geruch von Verbranntem lag in der Luft und sie sahen das besagte Goombadorf vor sich. Mit offenen Mündern, ebenfalls weit aufgerissenen Augen standen die Klempnerinnen da, als sie realisierten, dass das komplette Dorf völlig zerstört war. Aus einigen Häusern drang noch dichter Qualm aus den Fenster, an manchen Ecken loderten noch kleine Flammen. Cianca hielt sich vor Schreck die Hände vors Gesicht. Sie wagten einige Schritte hinein in den zerstörten Ort und waren völlig sprachlos. Nur noch wenige der kleinen braunen Goombas waren noch anwesend ferner auch nur, weil ihnen keine andere Wahl blieb. Die kleinen Geschöpfe waren schwer verletzt, deswegen konnten sie sich keinen Zentimeter mehr rühren. Marianna konnte nicht glauben, was sie da mit ihren eigenen Augen sah. Sie selbst war noch vor kurzem in genau diesem Dorf gewesen. Sie kniete sich zu einem Goomba nieder. „Hey! Was ist hier passiert?“, fragte sie das braune Wesen, welches ihr jedoch keine Antwort gab und stattdessen vor Schmerzen stöhnte. „Hey! Sag doch was!“, versuchte sie erneut, das Goomba zum Sprechen zu animieren, welches weiterhin keine Reaktion zeigte. Nun beugte sich Luigina zu einem weiteren Goomba. Die grüne Klempnerin versuchte ebenfalls, auf es einzureden. Doch auch ihr gab man keine Antwort. „Das ist schrecklich… Die armen Goombas…“, Luigina sah besorgt ihre Schwester an und hoffte, dass ihr vielleicht etwas Nützliches einfiel. „Wir sollten sie vielleicht an einen sicheren Ort bringen! Wir können auch später erfahren, was hier passiert ist.“ Luigina nickte einverstanden. Gerade, als sie einen Verletzten hochheben wollte, sprang ihr etwas vors Gesicht. Es blockierte ihr den Weg. Viele putzmuntere Goombas in Sanitäteruniformen versammelten sich um das angeschlagene Wesen, stemmten es hoch und liefen mit ihm fort. „Rettet die Verletzten! Rettet Sie!“, riefen die vielen braunen Pilzgeschöpfe während ihrer Hilfeleistung. Luigina stand mit verdutztem Blick da. Sie wusste nicht Recht, was nun los war. Mit der Zeit kamen immer mehr Sanitäter-Goombas in das Dorf und begannen, die Verletzten zu pflegen. „Was ist denn jetzt kaputt? Wo kommen die alle her?“, fragte Marianna ganz verwirrt. „Die sind ausgebildet, die wissen was sie tun müssen! Dann können wir ja weiter, weiter!“, meinte Cianca. Die kleine Fee flog bereits los, bis sie Marianna an ihrem Kleidchen festhielt und zu sich zog. „Erst, wenn wir wissen, was hier los ist!“ Die rote Klempnerin ließ Cianca los. Dabei sah sie sich um und entdeckte ein älteres Goomba mit weißen Arztkittel, das den anderen von seiner erhöhten Position auf einem herab gefallenem Stück Hauswand Anweisungen gab. „Entschuldigung? Könnten Sie mir sagen, was hier los ist?“, fragte sie höflich den vermeintlichen Chefarzt, welcher mit gehobener Augenbraue zu ihr hinauf sah. „Wenn ich das wüsste…“, seufzte er. „Weißt du, Mädchen, das ist nun schon das dritte Dorf innerhalb von zwölf Stunden. Meine Leute und ich arbeiten nonstop um die unzähligen Leben hier zu retten. Wir haben keine Zeit, uns darüber Gedanken zu machen, wie es zu solchen Situationen kommt.“ „Das… Das dritte?! Mamma Mia! Wer oder was tut so etwas?“ „Wie gesagt, wir haben keine Zeit uns darüber den Kopf zu zerbrechen. Aber frag doch einfach mal die Polizisten dort drüben, die gerade versuchen, jemanden zu verhaften. Vielleicht wissen sie ja mehr.“ Marianna blickte zu der besagten Gruppe von Polizisten, die doch tatsächlich versuchten, ihre Schwester zu verhaften, was ihnen jedoch anhand ihrer Körpergröße nicht leicht fiel. „Ich habe nichts mit der Sache zu tun! Ich schwöre! Ich bin nur mit meiner Schwester auf Durchreise!“ Luigina kämpfte förmlich, die uniformierten Goombas von ihrer Unschuld zu überzeugen. „Lüge! Seht sie euch an! So sehen Verbrecher aus! Los, nehmt sie fest!“, befahl eine Goombadame mit zwei langen zartgrünen Pferdeschwänzen, die vermutlich in dieser Polizistengruppe die Befehle gab. „Was zum?! Ich und ein Verbrecher? Niemals! Wie könnt ihr so was nur behaupten?!“ Die Beschuldigte war ganz aufgewühlt und kämpfte mit den Tränen, da es sie so schockierte, dass jemand sie für eine Kriminelle hält. „Hey! Halt mal! Lasst meine Schwester in Ruhe! Sie hat nichts mit der Sache hier zu tun, was auch immer passiert ist.“ Marianna stellte sich zu Luiginas Seite. Sprachlos starrten die Polizisten die rote Klempnerin an. „Unglaublich! Das ist Marianna! Die Heldin! Leibhaftig! Vor unseren Augen! Das ich das noch erleben darf!“, stammelte die grünhaarige Polizeichefin. „Wir wussten nicht, dass dies eure Schwester ist! Okay, wir wussten nicht einmal, dass ihr überhaupt eine habt! Verzeiht, oh große Heldin!“ Sie verbeugte sich, wobei die Polizisten einen beleidigten Blick von Luigina zugeworfen bekam. „Ähm, ja …Du kannst mich duzen… Und ja, das ist Luigina. Meine kleine Schwester.“ „Oh! Okay! Gut! Oh große Heldin!“ „Ja… also… Wisst ihr Polizisten, was hier los ist? Ich habe gehört, das ist schon das dritte Dorf, dass verwüstet wurde.“ „Nun, wir hatten gerade unsere gründliche Spurenanalyse beendet.“ „Und?“, fragte Marianna neugierig. „Die Kratzspuren und Dellen in den Wänden weisen eindeutig auf bestimmte gepanzerte Lebewesen hin!“ „Koopas etwa?“ „Ah! Ma-chan! Vielleicht die, die uns vorhin angegriffen hatten. Diese aggressive Koopa-Armee.“ „Aber nur Koopas allein würden solch eine Art von Zerstörung nicht schaffen. Und wenn sie zu hundert wären! Irgendetwas großes und mächtiges muss ihnen geholfen haben.“ „… Und da kommt ihr auf die Idee, dass Lu-chan was damit zu tun hat, oder wie?“ „Naja, sie ist doch groß, hab ich Recht? Obwohl, so mächtig sieht sie auch wieder nicht aus.“ Die grüne Klempnerin schüttelte nur fassungslos den Kopf, als sie diese Aussage hörte. „Aber wieso greift eine Horde von Koopas einfach so Dörfer an?“ „Wenn ich das wüsste…“, seufzte die grünhaarige Goombadame. Plötzlich piepte das Funkgerät der Polizistin. Jedoch konnte sie nicht genau verstehen, was man von ihr wollte, denn die Verbindung war sehr schlecht. Mehr als ein Knirschen und Rauschen war nicht zu hören. „… Dorf… schnell… schnell…!“, war das einzige, was man heraushören konnte. „Oh nein! Das hört sich schlecht an! Garantiert wurde wieder ein Dorf zerstört. Los! Es gibt nur noch ein einziges Dorf! Wir müssen sofort dorthin! Ab Marsch!“, befahl sie ihren Kameraden. Dann wandte sie sich zu Marianna und Luigina. „Würdet ihr uns helfen? Mit einer Heldin und …ähm… ihrer Schwester an unserer Seite kommen wir vielleicht in diesem Fall weiter.“ Einverstanden nickten die beiden Schwestern. Beide folgten der Truppe von Polizisten. Auch einige der Sanitäter begleiteten sie. Cianca schwebte mit den Armen verschränkt hinterher. „Ihr vergesst, dass ihr die Welt retten müsst! Ihr vergesst es!“, rief sie völlig unzufrieden. „Erst die Goomba Dörfer, dann die Welt!“ „Genau, Ma-chan hat Recht! Man fängt immer klein an.“, stimmte Luigina ihrer großen Schwester zu und bekam von Cianca nur ein gequietschtes Grummeln als Antwort. „Würdest du mir deinen Namen verraten? Das wäre viel einfacher für mich.“, fragte Marianna die grünhaarige Goombadame. „Hatte ich mich nicht vorgestellt? Wie unhöflich von mir… Ich bin Officer Goomarra. Leiterin des Einsatzkommandos für spezielle Krisensituationen!“, antwortete sie mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. „Ich freue mich auf eine guten Zusammenarbeit! Es ist immer etwas besonderes, wenn die Polizei einen Helden an ihrer Seite hat.“ Ihr Weg führte sie erneut durch einen Wald. Sie alle hatten kein gutes Gefühl. Immerzu musste die Gruppe auf ihrem Weg an die vielen verletzten Geschöpfe denken und wie gerne sie rechtzeitig da gewesen wären, um eine solche Katastrophe zu verhindern. 2.2 Die unsensible Krankenschwester ----------------------------------- „Das gibt es nicht! Das ist Wahnsinn!“ Entsetzt stand die Truppe vor ihrem Ziel, nämlich dem einzig verbliebenen Dorf. Mit weitaufgerissen Augen starrten sie auf die brennenden Gebäude, aus denen ein blickdichter Rauch drang, der in den Himmel stieg und einen grauen Schleier über die Ortschaft legte. Von blauem Himmel und Sonnenschein keine Spur mehr. Ein trostloser Anblick, aber nicht leblos. Denn trotz der Verwüstung liefen immer noch viele Bewohner dieses Dorfes hin und her, auf und ab, jedoch schrien sie nicht panisch um Hilfe, nein, sie zerlegten ihr eigenes Dorf! Die kleinen Wesen standen völlig neben sich. Sie schlugen auf alles ein, was sie fanden, demolierten Häuser und verletzten die anderen Bewohner. Es schien wie ein schlimmer Bürgerkrieg inmitten einer sonst so ruhigen Landschaft. „Nein! Nein! Hört auf damit! Sofort!!“, rief Goomarra, die bereits genug gesehen hatte. Sie stürmte, gefolgt von ihren Leuten, auf die Massen von randalierenden Pilzwesen zu. Mit vollem Körpereinsatz versuchten die Polizisten, die Goombas zurück- und festzuhalten. Die aggressiven Wesen ließen aber nicht so mit sich umgehen und schlugen zurück, so dass die Polizisten sich schwer taten, diese gewaltige Menge an Goombas zu bändigen. Schon bald mischten sich auch die Schwestern in das Geschehen ein. Überlegen durch ihre Körpergröße stampften sie einige der Geschöpfe mit geschickten Sprüngen in den Boden oder schlugen sie mit absichtlich leichten Schlägen und Tritten bewusstlos. Dank ihrer Hilfe waren schon bald alle Dorfbewohner unschädlich gemacht. Völlig außer Atem nickte Officer Goomarra ihren Kollegen und den Schwestern zu. „Das habt ihr gut gemacht! Wir sind ein super Team.“, sagte sie völlig zufrieden mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, welches von einer Sekunde auf die andere wieder verschwand. Stattdessen sah Goomarra mit ernster Mine durch die Runde. „Genug Lob! Das was wir hier gesehen haben, ist ein totaler Ausnahmezustand! Kümmert euch um die Verletzten, sucht Verschüttete und holt Verstärkung! Los! Beeilung!“ Aufs Wort teilte sich die Gruppe auf. Während die einen mit ihren Funkgeräte nach Verstärkung baten, verarzteten die viel zu wenigen Sanitäter die bewusstlosen Goombas. Einige Polizisten stemmten Trümmer von Häusern, um eventuell noch mehr Opfer zu finden, und wurden von der kleinen Cianca kräftig unterstützt, die mit Hilfe ihrer Winzigkeit in Ecken und Winkeln nach Verschütteten suchen sollte. Goomarra zog sich in der Zwischenzeit mit Marianna und Luigina zurück in eines der noch halbwegs unversehrten Häuser. „Was meint ihr? Irgendwelche Ideen, was die Leute hier dazu geritten hat, ihre Heimat zu zerstören?“ Goomarra blickte die Schwestern erwartungsvoll an. „Ehrlich gesagt nicht…“, seufzte Luigina, die bedrückt zu Boden sah. „Die anderen Dörfer wurden doch von Koopas angegriffen, nicht wahr? Wenn das tatsächlich die waren, die Lu-chan und ich vorher erledigt hatten, dann hätte nun eigentlich gar nichts passieren dürfen!“ „Ja, das ist wahr. Aber dass stattdessen nun die Goomba ihr eigenes Dorf verwüsten, ist wirklich eigenartig…“ Nachdenklich schweifte Goomarra ihren Blick durch das alte Gebäude. Ebenfalls in Gedanken vertieft folgten die Augen der Schwestern der auf und ab gehenden Goombadame. „Mh… vielleicht…“, fing Luigina an, konnte jedoch ihren Satz nicht beenden, sondern schreckte stattdessen mit einem kurzen Schrei auf, da im selben Moment die Holztür des Hauses mit einem Knarren und Krachen umknallte. Mit ihr fiel ein uniformiertes Goomba in die Räumlichkeit, welches vor Schmerzen stöhnte und ununterbrochen Wortfetzen vor sich hin stotterte. Goomarra sprang erschrocken auf und näherte sich schnell dem jungen Geschöpf. „Nein! Horst! Oh mein Gott! Was ist mit dir passiert?!“ Sie stupste den Liegenden sachte an, welcher völlig verstört aufschrie, sich aufstellte und panisch hin und her sah. „Wer ist das?“ „Das ist mein Kollege. Horst. Er war es, der uns über den Vorfall in diesem Dorf berichtete!“ Die sonst so ernste Goomarra sah besorgt ihren Kumpel an, schien aber von seinem nervösen Verhalten so genervt, dass sich ihr kümmernder Blick sofort in einen ernsten verwandelte. Die Polizistin hob ihren Fuß und verpasste Horst einige Ohrfeigen, bis sie der Meinung war, er hätte genug. „Und solltest du mich nun noch einmal mit einem solch verängstigtem Blick ansehen, gibt’s mehr als nur Ohrfeigen! Du bist ein Polizist, also musst du deine Angst runterschlucken! Panik ist nur was für Weicheier!“ Die Rede von Goomarra hatte so gesessen, dass Horst binnen kürzester Zeit wieder völlig bei Sinnen war. Die Schwestern standen nur verdutzt da, als sie diese strenge Seite der langhaarigen Polizisten kennenlernten. „Es tut mir Leid, Officer! Kommt nie mehr vor!“, entschuldigte sich Horst, der sich mit ausgestreckter Brust starr vor seine Kollegin hinstellte. Hätte er Hände, würde er nun Salutieren. Zufrieden lächelnd nickte Goomarra. „Nun Horst, ich warte auf deine Berichterstattung!“ „Um Ein Uhr betrat ich das Dorf. Es herrschte eine angenehme Stille, keine Aufruhr, normaler Alltag. Um Sieben nach Eins tauchte wie aus dem Nichts eine seltsame Gestalt auf. Menschenähnlich, netter Anblick. Große Flügel mit ro… roten… Au… gen… uh…“ Irgendwie konnte Horst nicht weitersprechen. Er begann zu zittern, Angstschweiß tropfte ihm von der Stirn. Sein nervöses Verhalten von vorhin kehrte plötzlich wieder zurück und er wiederholte immer wieder die letzten beiden Wörter. „Hey! Horst! Was ist los? Reiß dich zusammen!“ „Rote… Augen… Sie sind… überall! Hilfe!“ Er schrie verängstigt auf. Damit verärgerte er Goomarra so sehr, dass sie einmal kräftig zum Schlag ausholte und folglich ihren Gegenüber ins Land der Träume prügelte. „Das kommt davon, wenn man nicht auf mich hört!“ „Ähm… Ich will mich ja nicht in deine Erziehungsmethoden einmischen, aber das sah nicht sehr nett aus…“, meinte Marianna, als Horst bewusstlos zu Boden ging. „Ruhe!! Ich bin Polizistin. Ich werde nicht fürs nett sein bezahlt, sondern dafür, dass was geschieht!“ „Aber deswegen schlägt man doch seine Kollegen nicht bewusstlos!“ „MAN nicht, ICH schon!“ „Du erlaubst dir etwas viel, meinst du nicht?!“ „Wieso mischt du dich da eigentlich ein?“ „Ah! Ma-chan! Goomarra! Nicht streiten!“ Luigina brachte die beiden Streithähne dazu, sich zu beruhigen. „Du hast Recht. Sinnloses Gestreite ist nun fehl am Platz.“, stimmte Marianna ihrer kleinen Schwester zu. „Wir sollten uns lieber um den Fall hier kümmern.“, fügte Goomarra hinzu, währenddessen sie ihren Kollegen von der Tür weg zur Seite zog. Luigina betrachtete den Ohnmächtigen. Nachdenklich hielt sie sich den Zeigefinger auf die die Unterlippe bis ihr nach kurzer Zeit ein Licht aufging und sie erfreut ein „Ah!“ von sich gab. „Ich weiß was er mit den roten Augen meint!“ Sie klatschte fröhlich von sich selbst überzeugt in die Hände. „Ja, er meint garantiert diese Mothella.“, sagte Marianna, die bereits wusste, von wem die Rede war. „Aber… woher … wieso…“, murmelte Luigina, die enttäuscht ihre Schultern hängen ließ. „Ach Lu-chan! Das war doch sowas von klar!“ Die rote Klempnerin klopfte aufmunternd ihrer Schwester auf den Rücken und schmunzelte dabei ein wenig. „Oho… Interessant. Erzählt mir mehr von dieser Mothella!“ Goomarra spitzte interessiert die Ohren, sofern sie welche hatte. „Viel wissen wir auch nicht über sie, aber… sie’s echt eine komische Gestalt!“ „Oh ja, eine graue Haut, aber blendend rote Haare! Und diese großen Schmetterlingsflügel mit den gruseligen roten Augen darauf!“ „Und sie ist stark, das hab ich selber spüren dürfen. Ich glaub’, sie hat solche psychischen Kräfte, wirklich unheimlich, nicht wahr, Lu-chan?“ Die Angesprochene nickte eingeschüchtert. „Ich hatte letzte Nacht einen Albtraum von ihr. In dem hat sie…“ „Eh, Lu-chan, das wollen wir nun nicht wissen!“, unterbrach Marianna und wandte sich dann wieder zu Goomarra. „Diese Mothella steht auf der bösen Seite, hab’ ich Recht?“, wollte die Uniformierte wissen und bekam ein eindeutiges Nicken von den Schwestern. „Dann werden wir wohl nach ihr fahnden müssen. Jemand, der solch ein Chaos in ganzen VIER Dörfern anstellt, der muss hinter Gittern!“, meinte die Polizistin, die sich zeitgleich zur umgefallenen Tür hinbewegte. „Nun, lasst uns einmal nach den anderen sehen!“ Gefolgt von den Schwestern verließ Goomarra das Gebäude, um nach dem Rechten zu sehen. „Öhm, und was ist mit Horst?“, fragte Luigina auf den Bewusstlosen deutend. „Ach, dem geht’s gut. Eine Mütze voll Schlaf und der ist wieder fit.“ Auf den ersten Blick schien das Gerangel der Sanitäter und Polizisten wie ein einziges Chaos, doch bei genauem Betrachten erkannte man doch eine gewisse Ordnung. In kleinen Viererteams pflegten und befragten die jungen Ärzte sowie Gesetzeshüter die völlig verwirrten Goombas. Die wenigen, die sich bereits erholt hatten, wussten alle nicht, was geschehen war. „Berichterstattung!“, rief Goomarra in die Menge. Einer der Polizisten sprang auf und eilte zur Stelle. „Viele Verletzte. Zum Glück keine Tote! Jedoch haben alle ihre Erinnerung an die letzten zwei Stunden verloren.“ „Dankeschön!“ Die zufriedene Polizistin winkte dem Informanten ab und schickte ihn zurück an seine Arbeit. „Sie wissen nicht mehr, was sie getan haben?“, fragte Marianna noch einmal nach. Bestätigend nickte Goomarra. „Das ist wie bei Peach! Sie wusste auch nicht mehr, was passiert war, nachdem Mothella sie entführt hat!“ „Ist ja offensichtlich, dass diese Schmetterlingsfrau was damit zu tun hat.“, kommentierte Marianna die Aussage ihrer Schwester. „Am besten, wir erkundigen uns beim Chefarzt. Der kennt sich mit so was aus!“ Die Uniformierte blickte sich um und entdeckte den besagten Chefarzt beim Herumkommandieren seiner Sanitäter. Er war der selbe Mann, den Marianna zuvor im anderen Dorf um Auskunft gebeten hatte. „Herr Doktor! Mein Name ist Officer Goomarra, Leiterin des Einsatzkommandos für spezielle Krisensituation. Dürfte ich Ihnen kurz ein paar Fragen stellen?“ „Kindchen, wieso stellst du dich jedes Mal aufs Neue vor? Langsam kennen wir uns doch schon, Herrje!“, der alte Mann seufzte. „Oh, ja, stimmt! Nun, aber die beiden kennen Sie nicht.“, sie deutete auf die Schwestern, „Das sind Marianna und … ähm… ihre Schwester… ähm, achja! Luigina.“ „Ich kenne Marianna, wer kennt sie nicht? Sie ist schließlich weltweit berühmt! Hahaha!“, er lachte mit seiner tiefen Stimme, jedoch konnte man unter seinem dicken hellgrauen Bart den Mund nicht mehr erkennen und so sah man nur die Haarpracht auf und ab hüpfen. „Aber ich wusste nicht, dass sie eine Schwester hat! Interessant! Man lernt immer dazu, nicht wahr?“, wieder lachte er. Ein klein wenig enttäuscht von ihrer Unbekanntheit seufzte Luigina. Marianna nahm zur Begrüßung lächelnd ihre Mütze ab. „Nun meine liebe Goomarra, was gibt es denn? Was möchtest du wissen?“ „Mich würde interessieren, was mit den ganzen Goombas hier los ist. Wissen Sie da mehr?“ „Nun, meiner Erfahrung nach deuten die Symptome auf eine bestimmte Art der Manipulation. Ich hatte zwar nie vorher erlebt, dass diese Methode bei einer solchen Masse an Personen angewendet wurde, aber wie man hier sieht, scheint es durchaus zu klappen.“ „Manipulation?“ „Nun, um genauer zu sein: Hypnose.“ „Was?! Mothella kann andere hypnotisieren?! Unheimlich!“ Luigina verzog schockiert das Gesicht. „Passt ja zu dem, was sie sonst so drauf hat.“ „Diese Frau ist ja echt total schräg drauf…“, stellte die grüne Klempnerin fest. Höflich bedankte sich Goomarra bei dem altem Chefarzt für die Auskunft, die für ein wenig Klarheit sorgte. „Ach, Goomarra? Bevor du dich wieder deiner Arbeit widmest, könntest du kurz nach meinem Schützling sehen?“ „Meinen Sie etwa…?“ „Genau!“, unterbrach der alte Mann, „Ich habe das Gefühl, ihr geht es heute nicht gut. Vielleicht kannst du sie ja etwas aufmuntern! Danke schon mal.“ Nachdem der Chefarzt gesprochen hatte, drehte er sich auch wieder zu seinen Mitarbeitern um sie zu beobachten, schließlich wollte er sicher gehen, dass nichts schief läuft. „Na dann, suchen wir sie mal!“ Goomarra sah suchend hin und her. „Wer ist denn dieser Schützling?“, wollte die ebenfalls hin und her sehende Luigina wissen. „Die wohl beste Krankenschwester auf der Welt! Die hat echt was drauf. Und so sensibel und einfühlsam! Ihre Patienten können sich echt glücklich schätzen, denn egal wie schwer ihre Krankheit ist, oder wie tief die Wunden sind, nachdem Ginger sich um sie gekümmert hat, geht es ihnen sofort wieder besser!“ „Ginger? Ein richtig süßer Name für eine Krankenschwester! Hach…“ „Hahaha! Weißt du noch, Lu-chan? Wie du mal Krankenschwester werden wolltest?“ „Oh ja! Ich find’ die Sachen, die sie anhaben, sooooo süß!“, schwärmte Luigina. „Du findest hautenge Kleider mit einem Ausschnitt bis zum Bauchnabel süß?“ „Doch nicht so etwas! Pff, an was du schon wieder denkst… So was würd’ ich ja niemals anziehen!“ Letztendlich wurden die drei fündig. Vergnügt kümmerte sich die Besagte um ein verletztes Goomba. Sie selbst war ein Paragoomba, demnach zierten ihren Rücken zwei weiße kleine Flügel, welche sie, in Kombination mit ihrem sandfarbenen Haar, wie einen zierlichen Engel wirken ließen. Bei ihrer Arbeit grinste sie fröhlich über beide Ohren, sollte sie welche haben. „Seht nur, da ist sie!“, deutete Goomarra auf die Krankenschwester. Gerade als sie ihren Namen rufen wollte, ließ der Patient der Geflügelten einen lauten Schrei los, sprang auf und lief vor Ginger weg. „Halt! Warte doch! Es tut mir Leid! Ich bin nur ausgerutscht!“, bedauerte die Krankenschwester, die ihrem Patienten hinterher flatterte. „Verschwinde! Fass mich nicht an! Du bist gefährlich!“, maulte dieser und ließ die niedergeschlagene Ginger völlig außer Atem zurück. „Es tut mir doch Leid…“, murmelte sie betrübt. „Hey, Ginger Schätzchen, was ist passiert? War der Typ gemein zu dir? Soll ich ihn verhaften?“ Mit ihrer bloßen Anwesenheit zauberte Goomarra der jungen Pflegerin wieder ein Lächeln ins Gesicht. „Schon okay! Irgendwie hab’ ich heute nur einen schlechten Tag, mehr nicht!“, versicherte Ginger der Uniformierten. Erst nach einiger Zeit bemerkte sie die Schwestern und verstummte vor lauter Begeisterung. „Darf ich vorstellen? Marianna und… ähm… ich hab’s gleich… ähm… genau, Luigina!“ Mit offenem Mund starrte Ginger die Klempnerinnen an. Erst Sekunden später brachte sie ein leises „Hallo“ über die Lippen. „Oh wow, du bist eine echte Krankenschwester? Ah, wie süß! Und diese niedlichen Flügelchen! Die schönsten, die ich bis jetzt bei einem Paragoomba gesehen hab, toll!“, himmelte Luigina die Krankenschwester mit einem Glitzern in den Augen an. Ganz verlegen drehte sich diese zur Seite, stocherte mit den Füßen im Boden und lief leicht rot an. „Darf ich dir bei der Arbeit zusehen? Oh bitte!“ „Ähm… also… klar! Kein Problem, denk ich…“, antwortete sie der grünen Klempnerin. „Jippie! Ma-chan! Schau wie toll, ich darf einer echten Krankenschwester zusehen!“ „Aber wenn wir mal ins Krankenhaus müssen, machst du einen fürchterlichen Aufstand…“ „Ich glaub’, ich könnte sowieso ein wenig Hilfe gebrauchen.“, meinte Ginger bereits ein wenig lockerer. Dann ging sie, gefolgt von den Schwestern und der Polizistin los, und fand bereits an der nächsten Ecke einen unbehandelten Dorfbewohner, welcher über Schmerzen im Fuß klagte. „Wo tut es denn genau weh?“, wollte die Krankenschwester wissen. „Hier!“, antwortete der Verletzte und deutete auf die Schmerzstelle. „Oh, hier?“, fragte Ginger und schlug unerwartet mit voller Wucht auf die gezeigte Stelle, woraufhin der Patient vor Schmerz die Augen zusammenkniff und kreischte. „Spinnst du?! Das tut weh!“ „Entschuldige… Ich wollte nur sicher gehen, dass der Schmerz genau hier sitzt!“ Nun packte sie einen Verband aus ihrem kleinen roten Erste-Hilfe-Köfferchen. Vorsichtig wickelte sie ihn um den Fuß, zog jedoch zum Schluss immer fester, bis der Patient einen weiteren Schmerzschrei von sich gab. „AH! AUA! Du Wahnsinnige! Das tut weh!“, rief er völlig entsetzt über die Behandlungsmethode Gingers. Diese entschuldigte sich mehrmals, bemerkte aber scheinbar nicht, dass sie noch immer stark am Verband zog, woraufhin der Verletzte hilfesuchend zu den Schwester und Goomarra sah. „Und nun? Tut es immer noch weh?“, fragte Ginger ganz naiv und schlug erneut auf den Fuß. „AAAAH! Lass das!“ „Entschuldige! Es tut mir Leid! Ich wollte nur… Warte, ich glaube, der Verband ist noch nicht fest genug!“ Kaum hatte sie das gesagt, zerrte sie erneut am Verbandsende, noch stärker, so dass der Stoffstreifen den Fuß so eng einschnürte, dass er blau anlief. Und wieder schrie der Patient auf. „Du, Goomarra? Sagtest du „sensibel“ und „einfühlsam“?“, fragte Marianna misstrauisch. „Hehe… Ja… Eigentlich schon!“ Goomarra konnte sich selbst nicht erklären, weshalb die junge Krankenschwester dem Verletzten noch mehr Schmerzen bereitete, anstatt diese zu lindern. „Es tut mir aufrichtig Leid! Ich glaub’, ich geb’ dir noch eine Spritze gegen die Schmerzen…“, entschied Ginger und zückte prompt das besagte spitze Ding aus ihrem Köfferchen. Man konnte beobachten, wie sich immer mehr die Panik im Gesicht des Patienten ausbreitete und er bereit war, zu flüchten. Jedoch stach die hellhaarige Goombadame bereits zu, stocherte noch ein wenig im Fleisch herum, bis die Nadel anschließend auf der anderen Seite des Fußes hinausragte. „Oh nein! Das tut mir so Leid! Ich hab die Vene verfehlt!“ Sofort zog sie die Spritze wieder aus dem Fuß heraus und stach gleich ein zweites Mal zu, verfehlte jedoch wieder ihr eigentliches Ziel. Also nahm sie die Nadel wieder heraus und zischte ein leises „Das gibt’s doch nicht!“. Der Patient war beim Anblick der verzweifelten Ginger und ihrer Spritze bereits bewusstlos geworden. Luigina, die sich so sehr gefreut hatte, einer Krankenschwester bei der Arbeit zusehen zu dürfen, hielt sich nur noch entsetzt die Hände vors Gesicht und wollte keinesfalls Gingers eigenartige Arbeitsweise mitansehen. Letztendlich hatte auch Goomarra genug gesehen und zog die völlig fertige Krankenschwester von dem Verletzten weg. „Schätzchen, ich denke, du solltest DRINGEND eine Pause machen.“ „Das ist so schrecklich… Ich weiß nicht, was heute mit mir los ist! Ständig verletze ich jemanden! Ich ertrag das nicht...“ „Jeder hat mal einen schlechten Tag, gut, vielleicht nicht so einen schlechten wie du, aber was soll’s!“ Ginger sah bedrückt zu Boden. „Jedes Mal denke ich mir, ich werde nun ganz sanft zu meinen Patienten sein, ich werde vorsichtig den Verband drauf tun. Ich denke es mir, aber ich mache es nicht!“, schluchzte sie. „Ist es vorbei? …“, fragte Luigina zwischen ihren Fingern durchschauend. „Ja Lu-chan, es ist vorbei.“, beruhigte Marianna ihre Schwester, welche erleichtert die Hände aus dem Gesicht nahm. Ginger hingegen fing beim Anblick Luiginas erst recht an zu weinen. „Toll! Jetzt hast du sie zum Weinen gebracht!“, schimpfte Goomarra die grüne Klempnerin, welche unschuldig die Hände in die Höhe streckte. „Ach Ginger Schätzchen, beruhig dich doch. Das wird schon wieder, nach einer Verschnaufpause kannst du sicher besser arbeiten, glaub mir.“ Schluchzend nickte die Krankenschwester der Polizistin zu. Dann beugte sich Marianna zu ihr hinunter. „Weißt du, auch Helden wie ich haben manchmal schlechte Tage! Das ist vollkommen in Ordnung und passiert jedem mal. Also Kopf hoch!“, munterte sie erfolgreich die junge Goombadame auf, die sich dann ihre Tränen wegwischte und wieder lachte. „Ah, Ma-chan ist immer so toll im Trösten!“ „Da hatte ich ja genug Übung bei dir.“, kicherte Marianna. „Ah! Da seid ihr ja! Ich hab euch überall gesucht, überall!“ Da genossen die Schwestern gerade noch die kurzweilige Ruhe, schon tauchte auch Cianca wieder auf. Laut wie sie war, quietschte sie fröhlich und flog vor den Klempnerinnen auf und ab. „Ich wollte euch nur sagen, dass sich hier in der Nähe ein Splitter aufhalten muss, ja, in der Nähe!“ „Wirklich?!“, rief Marianna erstaunt. Da fing Cianca plötzlich an, mit ihren Ärmchen zu wedeln und die Kugel, die sie am Rücken trug, erstrahlte in hellem Licht. „Viel näher als ich dachte, viel näher!“, quiekte die Fee. Sie sah sich nervös um und dann, als ihr Blick Ginger traf, riss sie freudig die Augen auf. „Hier! Hier! Hiiiiier! Der Splitter! Der Splitter! Sie hat ihn! Siiiiie!“ Aufeinmal richteten sich alle Augen auf Ginger, die aufschreckte und ein verwirrtes Gesicht machte. Cianca schwebte näher zu der Krankenschwester, um sie genauer betrachten zu können. „Oh ja! Ja! Sie trägt den Splitter in sich!“ „Warte mal… In sich?!“ Marianna hob erstaunt die Augenbrauen. „Jup, jup! In sich.“, erwiderte die Fee. „Was? Soll ich sie aufschneiden oder wie stellst du dir das nun vor?“ „Nein, du Dummerchen! Nein! Nicht so! Der Splitter ist in ihrer Seele, jup, in ihrer Seele.“, erklärte Cianca. Daraufhin folgte eine kurze Stille. Die beiden Goombas waren bereits bei dem Wort „Splitter“ ausgestiegen, die Schwestern konnten mit der letzten Aussage der kleinen Fee nichts anfangen. „Hatte ich euch das nicht gesagt?“ „Nein, und lass mich raten! Du hast vor lauter Aufregung vergessen es zu erwähnen.“ „Ha, ja, genau! Ganz genau!“ Marianna war bereits leicht gereizt und musste sich sehr zurückhalten, um der kleinen Cianca nicht wehzutun. Davon unbeeindruckt kicherte die Fee jedoch unschuldig. „Dann erklär ich euch das Ganze halt jetzt! Es ist ganz einfach, ganz einfach. Die Splitter werden von Seelen angezogen. Von reinen Seelen. Und sie verstecken sich in ihnen. Jedoch sind sie sehr wählerisch, seeehr sogar! Und nur, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind, dringt der Splitter in eine Seele ein!“ „Okay… Und wie bekommen wir den Splitter da nun heraus?“, fragte Marianna, die sich bereits beruhigt hatte. „Keine Ahnung, keine Ahnung! Das weiß ich leider auch nicht.“ „Wie bitte?!“, rief die rote Klempnerin wütend und packte sich die Fee. „Du hast es nicht zufällig vor Aufregung vergessen?!“ „Ah! Nein! Bitte nicht! Nicht wehtun! Ich weiß es wirklich nicht!“ Obwohl sie ungern stören wollte, räusperte Goomarra sich, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. „Ich würde gerne wissen, wovon ihr redet! Es scheint ja etwas Wichtiges zu sein, hab’ ich Recht? Vielleicht benötigt ihr ja die Hilfe einer Polizistin“, meinte Goomarra und auch Ginger ließ sich anmerken, dass sie neugierig geworden war. Marianna ließ Cianca wieder los, knurrte sie kurz an und wandte sich dann zusammen mit Luigina den beiden Goombas zu. „Wir erklären es euch.“ „Aber nur in der kürzesten Kurzfassung! Es ist selbst für uns etwas verwirrend.“ „Alles fing damit an, dass …“ So verging trotz gekürzter Version eine halbe Stunde, bis die Schwestern endlich mit ihrer Geschichte fertig waren. Völlig erstaunt starrten die Goombas die beiden mit großen Augen an. „Wow! Ist euer Leben immer so voller Abenteuer?“ „Das ist ja echt eine schwierige Aufgabe. Ich wünsche mir nicht, dass eines Tages das Schicksal der ganzen Welt in meinen kleinen Polizistenhänden liegt.“, kommentierte Goomarra, die wohl vergessen hatte, dass sie gar keine Hände besaß. „Ach was, Welt retten ist ein Klacks! Bis jetzt hat’s eigentlich immer ohne große Komplikationen geklappt. Vielleicht könnt’s dieses Mal ja ein paar kleine Schwierigkeiten geben…“, sagte Marianna und linste kurz über die Schulter zu ihrer Schwester. „Ah, ich hab schon verstanden!“, fauchte Luigina und verschränkte beleidigt die Arme. „Wie? Nein! Ich meinte nicht dich, ich meinte Cianca! Die schwirrte doch gerade noch neben dir herum…“, beteuerte die rote Klempnerin und war verwundert über die plötzliche Abwesenheit von Cianca. „Oh! Na dann! Aber du hast Recht, sie war doch gerade noch hier…“ Luigina blickte hin und her, aber von der Fee war keine Spur. „Erst erklärt sie uns voller Freude, dass der Splitter in der Seele von der armen Ginger ist und dann haut sie ab? Das darf doch nicht wahr sein!“, ärgerte sich Marianna, währenddessen sie sich genervt umsah. „Sucht ihr die hier?“, ertönte plötzlich eine bekannte Stimme. Die Schwestern drehten sich um und erkannten die Gestalt, die auf einem der Steinhaufen stand, der einmal ein Haus war. In ihren von dunklen langen Handschuhen gekleideten Fingern hielt sie die zappelnde Cianca an den zierlichen Flügeln fest. „Ah! Mothella!“, rief Luigina überwältigt. „Lass Cianca frei! Sofort!”, befahl ihr Marianna, bekam aber nur einen abweisenden Blick zurück. „Denkt ihr tatsächlich, ich lasse mir den Schlüssel zu den Splittern entgehen? Tz…“ Goomarra hatte schnell begriffen, mit wem sie es da zu tun haben. „Du bist also diejenige, die die vier Dörfer zerstört hat, nicht wahr? Mach dich darauf gefasst, verhaftet zu werden!“, drohte sie in strengem Ton. Mothella hob eine Augenbraue und sah auf die Goombadame herab. „Ich habe diese ganzen ärmlichen Ortschaften nicht in Grund und Boden gestampft. Nein, das waren nur die vielen verweichlichten Geschöpfe, die ich kurzer Hand versklavt habe. Aber irgendwie musste ich mir ja markieren, wo ich bereits keinen Splitter fand.“ „Du bist krank! Wie kann man nur…Argh! Ich werde dafür sorgen, dass du lebenslänglich sitzt!“ Unbeeindruckt strich sich Mothella eine Strähne aus dem Gesicht, die ihr die Sicht verdeckte. „Dein Geschwafel nervt.“, meinte sie völlig gelassen und hob ihre Hand, die rot aufglühte. Dann bewegte sie diese ruckartig zur Seite, woraufhin Goomarra sich vom Boden hob und in hohem Bogen seitlich weggeschleudert wurde. „Ich habe keine Zeit, mit euch zu spielen. Das können meine kleinen Sklaven ja für mich erledigen.“ Das große rote Augenmuster auf ihren Flügeln leuchtete auf, woraufhin sich langsam die vielen verletzten Dorfbewohner erhoben. Wie Zombies schlenderten die Goombas auf die Schwestern, Goomarra und Ginger zu. Luigina lief beim Anblick der finster dreinschauenden Wesen der Schauer über den Rücken und ängstlich versteckte sie sich hinter ihrer Schwester. „Ihr dürft mit ihnen machen, was ihr wollt.“, befahl Mothella den Hypnotisierten. Dann drehte sie sich um und schwang sich mit Cianca in ihrer Gewalt in die Lüfte. Hinter sich ließ sie Entsetzen und Verzweiflung. Marianna und Luigina wussten, sie müssen Cianca helfen, aber leider standen ihnen hunderte von hypnotisierten Goombas im Weg, welche bereit waren, alles zu tun, um die Schwestern auszuschalten. 2.3 Die Handelsstadt Shineport ------------------------------ „Verdammt!“ Völlig überrumpelt von den vielen hypnotisierten Goombas wusste die Gruppe nicht mehr weiter. Mothella war mit Cianca verschwunden und sie mussten ihr folgen, aber sämtliche Ausgänge waren von Goombamassen blockiert. „Wenn ihr sie jetzt angreift, ist das ihr Todesurteil! Sie sind alle viel zu verletzt!“, rief Ginger den Schwestern zu, die kurz davor waren, einen Angriff gegen die vielen Pilzwesen zu starten. „Aber uns bleibt nichts anderes übrig!“, meinte Marianna und ballte ihre Faust. „Nein, Ma-chan! Sie hat Recht! Den Dorfbewohnern darf nichts passieren!“ „Dann schlagen wir sie einfach nur bewusstlos, so wie vorhin!“ „Und was ist mit Cianca? Ich will nicht wissen, was diese Mottenfrau mit ihr anstellt, während wir uns hier mit Goombas herumschlagen!“ Luigina schüttelte angewidert den Kopf als sie an Mothella dachte. Auch wenn Marianna von Cianca jetzt schon die Nase voll hatte, sie konnte sie nun nicht einfach so im Stich lassen. „Gut. Dann sehen wir zu, dass wir hier rauskommen!“ Sie suchte nach einem Fluchtweg, aber vergeblich, alles war blockiert. Plötzlich ertönte ein schriller Pfeifton und wie aus dem Nichts kamen sämtliche Polizisten mit den Sanitätern im Schlepptau angelaufen, die vorher bereits tatkräftig mithalfen. „Zur Stelle, Officer Goomarra!“ Die Uniformierten salutierten vor Goomarra, die sie mit einem Pfiff gerufen hatte. Wie sich herausstellte, hatte Mothella nur die Dorfbewohner unter Kontrolle, aber die, die später hinzukamen, waren noch völlig normal. „Haltet uns den Rücken frei! Ihr dürft sie Fesseln und Knebeln, aber fügt ihnen keinen Schaden zu!“, befahl Goomarra ihren Kollegen und deutete dann den Schwestern sowie Ginger, sie sollten ihr folgen. Schnell lief die Gruppe los, während die anderen Polizisten den Weg für sie freimachten. „Deine Leute sind echt super!“, lobte Luigina die junge Gesetzeshüterin. „Ich habe sie streng und gut erzogen, haha!“ „Aber wo laufen wir hin?! Kennst du etwa einen Ausweg?“ Goomarra nickte als Antwort auf Mariannas Frage. „Es ist Pflicht, dass in jedem Amtsgebäude eines Dorfes eine Warpröhre stehen muss, die in die nächste große Stadt führt!“ „Und was ist die nächste große Stadt?“ „Shineport! Die Handelsstadt am Meer!“ „Meer?! Nichts wie hin!“, rief Luigina, die schon seit Beginn ihrer Reise endlich ans Meer wollte. „Oh Nein! Da vorne sind noch mehr Goombas! Sie blockieren den Weg ins Rathaus! Und meine Leute sind aber hinter uns beschäftigt…!“, musste Goomarra mit Entsetzen feststellen. Als sie und Ginger stoppten, sprangen plötzlich mit einem Satz die Schwestern über sie auf die im Weg stehenden Goombas zu. „AUS DEM WEG!!“, schrien beide im Sprung mit ausgebreiteten Armen. Wie aus dem Nichts flammten Mariannas Hände auf und in denen ihrer Schwester zuckte grelles Licht. Bei ihrer Landung schleuderten die beiden einen Wall aus Flammen sowie Blitzen auf die Goombas, die sich dagegen nicht verteidigen konnten und in alle Richtungen weggeschmettert wurden. „Hahaha… Da ging wohl das Temperament mit uns durch!“, sagte Marianna während sie sich verlegen am Hinterkopf kratzte. Goomarra und Ginger hingen vor Begeisterung die Kinnlappen hinunter. Die Schwester standen mit breitem Grinsen vor ihnen und kein einziges Goomba blockierte mehr den Weg. „Ihr seid ja… wirkliche… Superhelden… mit… Superkräften…!“, stotterte Goomarra fassungslos. Ihre Freundin hingegen starrte die Schwestern mit funkelnden Augen fasziniert an. „Ich besitze die Kraft der Feuerhand. Damit kann ich jederzeit Feuer erschaffen“, erklärte Marianna den beiden Goombadamen und ließ eine kleine Flamme in ihrer Hand auflodern, die sie gleich wieder auspustete. „Und Luigina hat die Kraft der Donnerhand.“, setzte sie fort. „Ma-chan! Ich hab mir die Finger verbrannt… Ich bin wohl echt ein wenig aus der Übung…“, klagte die grüne Klempnerin. „Oh, soll ich dich verarzten?“, bat Ginger ihre Hilfe an, aber Luigina zog verängstigt ihre Hände zu sich und schüttelte wild den Kopf. „Nein! Nein! Auf gar keinen Fall! Ähm… Ich meine, nein, danke! Es geht schon, tut gar nicht mehr weh.“ Sie drückte ihre Finger aufeinander, um zu demonstrieren, dass alles wieder in Ordnung war. Leider stimmte das nicht, so biss sie sich auf die Lippen um die Schmerzen auszuhalten. „Ich versteh dich schon… Ist wohl besser, sonst tu ich dir vielleicht noch mehr weh, haha!“ Kurz lachte Ginger, aber dann ließ sie wehmütig den Kopf hängen. „Ihr zwei seid echt beeindruckend! Noch gar nicht überlegt, ob ihr vielleicht bei uns Polizisten einsteigen wollt?“ „Nein, ich denke, das wär’ nichts für uns. Wir sind nun mal einfache Klempner!“ „Ist ja eure Sache! Also, weiter geht’s, auf zur Warpröhre!“ Die Gruppe betrat das abrissreife Gebäude und wurde gleich von einem herabfallenden Deckenteil beinahe erschlagen. Ihr Weg führte sie durch einen großen Vorraum. Goomarra schien sich hier sehr gut auszukennen und lotste die anderen direkt zu der besagten Warpröhre. An dieser war ein Schild angebracht, auf dem „Shineport“ angeschrieben war. „Ah! Meer! Meer! Ich komme!“, rief Luigina, streckte freudig ihre Arme in die Höhe und sprang als erstes in die Röhre. „Warte! Ich hatte vergessen dir was zu sagen…!“ Goomarra hüpfte direkt hinterher. Nun setzte auch Marianna zum Sprung an, aber wurde dann von Ginger aufgehalten, die unschlüssig hinter ihr stand. „Soll ich euch wirklich begleiten? Ich möchte euch nicht zur Last fallen… Oder… Oder euch verletzen!“, stammelte sie, aber Marianna schüttelte nur den Kopf. „Du fällst uns schon nicht zur Last. Außerdem…“ Weiter kam sie nicht, denn plötzlich stürzten mit einem lauten Klirren durchs Fenster einige Goombas. Die rote Klempnerin zögerte nicht lange, packte Ginger und sprang mit ihr einfach in die Röhre. „NEEEEEEEEEEEIN!“ Luigina konnte ihren Augen nicht trauen. Die Röhre führte sie zwar nach Shineport, der Handelsstadt am Meer, jedoch war das Gewässer hier alles andere als strahlend blau. Es war grün und braun, durchzogen von öligen Schlieren und reichlich gefüllt mit Abfall aller Art. Sogar alte verrostete Fahrräder, sowie Autokarosserien konnte man in den Müllbergen erkennen. Frisch war die Luft hier ebenfalls nicht, es stank nach vergammeltem Fisch und verfaulten Eiern. Die Gehsteige waren verdreckt, die Stege übersäht mit Algen. „Wieso zum Teufel heißt diese Stadt SHINEport?“, fragte die fassungslose Luigina, die sich so sehr aufs Meer gefreut hatte. Schockiert blickte sie hin und her, denn sie konnte den Zustand dieser Stadt gar nicht glauben. „Nun ja, Shineport WAR einmal eine berühmte Handelsstadt. Aber das ist so lange her, da habt ihr euch wahrscheinlich noch in die Windeln gemacht, wenn ich das mal so ausdrücken darf…“, erklärte Goomarra und setzte dann fort: „Vor etlichen Jahren gab es hier einmal einen ziemlichen Krach in der Wirtschaft und dieser legte kurzerhand den gesamten Handel hier lahm. Erholt hat sich diese Stadt von der Krise damals überhaupt nicht, wie ihr seht. Die Leute sind aufgrund der Armut in andere Städte geflüchtet. Freiwillig lebt hier keiner mehr. Und nun wird Shineport von vielen als Müllkippe benutzt. Traurig, nicht wahr?“ Goomarra seufzte. „Man müsste doch nur mal ordentlich hier aufräumen und schon ist es wieder lebenswert, mh?“ Luigina betrachtete den ganzen Müll, der überall in Mengen lag. „Naja, obwohl… Anfassen möcht’ ich hier eigentlich nichts…“, meinte sie nach kurzer Überlegung. „Lasst uns Mothella suchen! Hat sich irgendeiner gemerkt, in welche Richtung sie verschwunden ist?“, fragte Marianna die anderen. Luigina sah in den Himmel, ein leises „Mh…“ kam ihr über die Lippen und sie deutete dann in eine Richtung. „Ich glaub, es war Norden!“ Kurz entschlossen, dann aber doch unsicher zog sie ihren Finger wieder zurück. „Oder…“, murmelte sie unentschlossen. „Wir sollten auf ein Dach klettern, da hat man einen besseren Überblick.“, schlug Goomarra vor und deutete mit einem Nicken zu einem Haus, dessen Wände bereits vom Schimmel übernommen wurden, was aber dennoch das höchste Gebäude in der Gegend war. „Eine gute Idee!“, entgegnete ihr Luigina, die sofort zur Hauswand stürmte. Schnell schreckte sie zurück, als sie den übelriechenden pelzigen Belag an dieser sah. „Iiiiieh! Siehst du Ma-chan! Deswegen putz’ ich zuhaus’ immer! Damit es nicht SO aussieht!“ „Nun hab’ dich nicht so!“, sagte die rote Klempnerin, nahm Anlauf und sprang mit voller Kraft in die Höhe. Mit einem Satz gelang es ihr, die Kante des Hauses zu ergreifen, an welcher sie sich dann problemlos hochziehen konnte. Ginger musste sich als Paragoomba nicht so bemühen, sondern flatterte gemütlich mit ihren kleinen weißen Flügeln hinauf aufs Dach. Luigina nahm Goomarra hoch, ging dann tief in die Knie um hoch zu hüpfen. Erstaunlicherweise viel höher als Marianna und konnte mit einem Mal mit den Füßen auf dem Dach landen. Dann setzte sie die Uniformierte wieder ab. „Von hier aus kann man das Dorf erkennen, aus dem wir gekommen sind!“, bemerkte Marianna und deutete auf den Fuß eines Berges, wo sich das zerstörte Dorf befand, aus dem jetzt noch dichte Rauchwolken aufstiegen. „Ich glaube gesehen zu haben, dass diese rothaarige Frau echt in Richtung von Shineport geflogen ist…“, fiel Ginger ein, als sie das Dorf von weitem erblickte. „Jetzt wo du’s sagst… Das stimmt!“ Marianna bestätigte die Aussage der Krankenschwester. „Aber müssten wir das denn nicht bemerken, dass sie hier ist? Ich mein’, auch wenn’s hier fürchterlich aussieht, zerstört ist nichts!“, meinte Luigina. „Sie hat aber auch keine Leute hier, die sie kontrollieren kann.“, kommentiere Goomarra. „Und wenn sie noch nicht hier ist, dann wird sie sicher noch kommen! Sie scheint ja schließlich alle Ortschaften hier abzuklappern!“, fügte sie dann hinzu. „Dann bleiben wir hier und suchen sie.“, beschloss Marianna und blickte durch die Gruppe. „Teilen wir uns auf, so geht es schneller! Ich geh’ mit Ginger, und du Lu-chan, du gehst mit Goomarra!“ „Aber ich will mit dir gehen Ma-chan!“ „Das ist aber nicht sehr klug… So können wir uns leichter verständigen, wenn wir Mothella gefunden haben. Dann schieß’ ich einen Feuerball in die Höhe oder du einen Blitz, je nachdem, wer zuerst fündig wird.“ „Ah, ich verstehe!“ Luigina war einverstanden mit der Idee ihrer Schwester. Die Gruppe teilte sich auf und zogen in verschiedene Richtungen los, die einen in den westlichen, die anderen in den östlichen Teil von Shineport. Marianna hatte sich mit der Krankenschwester Ginger in Richtung Westen auf den Weg gemacht. Sie schlenderten durch die verdreckten Straßen von Shineport, auf der Suche nach Mothella. Die beiden kamen zu einem großen Platz, der wohl einmal als Ort für Versammlungen galt. In der Mitte stand ein gigantischer Zierbrunnen, der jedoch schon Jahre außer Betrieb war, wodurch er völlig ausgetrocknet war. Die große Statue, die auf ihm platziert war, bröckelte und schien demnächst auseinanderzufallen. Sie zeigte ein gigantisches Goomba mit weißen Bart, prunkvoller Kleidung und einer Krone. „Scheint wohl so, als hätte der Goomba König hier regiert. Naja, da wundert es mich ja nicht, dass die Stadt so heruntergekommen ist…“, sagte Marianna beim Anblick der Statue. Ginger kicherte. „Dieser Typ ist so eigenartig!“, meinte sie. „Kennst du ihn?“ „Er war mal mein Patient. Ich frag’ mich echt, wie jemand nur soooo viel über sich selbst reden kann…“ „So sind diese Pseudokönige nun mal alle!“, lachte Marianna. Nachdem sie die Statue betrachtet hatten, setzten sie ihre Suche fort und folgten einer breiten Straße. Lange Zeit schwiegen die beiden, blickten konzentriert umher, auf und ab. „Ihr… denkt sicher alle schlecht über mich… nachdem, was heute alles passiert ist…“, durchbrach Ginger stammelnd die Stille. „Wie? Nein! Gar nicht! Wenn du sagst, du bist sonst nicht so, dann glaub’ ich dir das auch.“, beruhigte Marianna die Krankenschwester. „Aber deine Schwester hat vorhin auch Angst vor mir gehabt!“ „Lu-chan kann man schnell Angst einjagen. Doch sie wollte dich sicher nicht verletzen, manchmal denkt sie nicht, bevor sie redet. Das mach ich auch manchmal.“ „Dann… ist’s ja okay…“, sagte sie lächelnd, blickte aber dann kurze Zeit später bedrückt zu Boden. „Weißt du, ich will wirklich keinem wehtun…“, seufzte sie. „Seit wann geht das denn jetzt schon so?“, fragte Marianna neugierig. „Öhm, seit gestern! Ich weiß noch, ich sollte einem jungen Knaben den Gips vom Fuß abnehmen, der Bruch war schon geheilt. Es lief super, ich schnitt den Gips auf und zog vorsichtig an, aber irgendwie klemmte da was… Ich wollte ganz sanft fortfahren, ganz langsam, damit nichts passiert. Ich wollte es wirklich, von ganzem Herzen! … Nun ist der Fuß wieder gebrochen, dank mir! Es ist so, als hätte ich von einen Tag auf den anderen meine Einfühlsamkeit verloren…“ Noch einmal seufzte sie verzweifelt, als sie sich an diesen Vorfall erinnerte. Dann war wieder Stille. Fragend sah Ginger zu Marianna hoch, die ein nachdenkliches Gesicht machte. Dann plötzlich blieb sie stehen. „Ich hab’s!“, rief sie und erschreckte Ginger dabei unabsichtlich. „Was, was hast du?“ „Eine Antwort auf dein Problem!“ „Wirklich?!“ Ginger fuhr erfreut auf. Mit strahlenden Augen sah sie Marianna an. „Der Splitter! Ich bin mir sicher, er hat irgendetwas damit zu tun!“ „… Splitter? Meinst du… dieses Ding… das in mir sein soll?“ Die Freude in Gingers Gesicht wurde schnell zu einer verwirrten Miene. „Ganz genau! Der Stern ist gestern zerbrochen, also ist der Splitter auch seit gestern in deiner Seele. Demnach ist deine fehlende Einfühlsamkeit garantiert eine Nebenwirkung oder so etwas in der Art!“ Es dauerte einige Sekunden, bis Ginger verstanden hatte, was Marianna da von sich gab. „Wenn das stimmt, was ich vermute, sollte der Splitter wirklich schleunigst aus dir heraus! Wer weiß, vielleicht kann sich dein Gefühlszustand ja verschlimmern!“ „IEK! Verschlimmern?!“ Geschockt riss Ginger die Augen auf und schluckte. „Hoffentlich finden wir bald heraus, wie wir an den Splitter rankommen! Nun wünsch’ ich mir echt, Cianca wäre hier… Auch wenn ihr Gedächtnis einem Nudelsieb mit zehn Kilometer Lochdurchmesser ähnelt, irgendetwas muss sie ja wissen!“ Währenddessen war Luigina mit Goomarra in den Straßen des östlichen Teils von Shineport unterwegs. Die Polizistin erzählte die ganze Zeit über von ihren Abenteuer als Gesetzeshüterin. Was anfangs noch interessant schien, wurde langsam für Luigina zur Qual. Ohne Punkt und Komma laberte Goomarra. Die grüne Klempnerin ließ sich aber ihre Langeweile nicht anmerken, sondern nickte jedes Mal lächelnd, als Goomarra sich erkundigen wollte, ob sie ihr überhaupt zuhöre. „Und einmal, da war ich auf Streife. Mit Horst. In Pilz-City! Eine beeindruckende Stadt. Da versuchte doch tatsächlich jemand die Bank auszurauben! Natürlich haben ich und Horst den Verbrecher außer Gefecht gesetzt und…“ Genervt massierte sich Luigina die Schläfen, verzog das Gesicht und betete in Gedanken, dass Goomarra endlich ruhig sein soll. Aber sie darauf hinzuweisen, dass sie vielleicht weniger reden soll, das wollte Luigina nicht. Oder sie konnte nicht, denn sobald sie den Mund aufmachte, zischte Goomarra „Unterbrich mich nicht!“ und sprach weiter. Sie schienen nicht zu merken, wo sie hinliefen, so kam es, dass ihr Weg sie in dunkle enge Nebengassen führte, in denen es noch dreckiger war, als in den geräumigeren Straßen. „Ähm… irgendwie…“ „Unterbrich mich nicht!“ „Aber!“ „Was denn?!“, zischte Goomarra, die ungern aus ihrer Erzählung gerissen wurde. „Ich hab’ das Gefühl, wir werden verfolgt…“, flüsterte Luigina ein wenig verängstigt. „Nun mach dir nicht in die Ho…ähm… ins Kleid! Da i…“ Als sie sich umdrehte, unterbrach sie den Satz, da er mit dem, was sie sah, nicht übereinstimmte. Tatsächlich wurden die beiden verfolgt. „… ist ja wirklich was!“, bemerkte sie. Zwei gelbe schildkrötenartige Wesen standen vor ihnen. Anders als gewöhnliche Koopas waren sie um eine Spur kleiner, ihren Panzern jedoch konnte man durch den metallischen Glanz eine enorme Robustheit ansehen. Einer von ihnen hatte sogar große Stachel auf dem Rücken. „Wow, ein Buzzy Beetle und ein Spiny. Hätte gar nicht gedacht, dass hier noch jemand lebt!“, sagte Goomarra. Die beiden Verfolger schienen aber nichts Gutes vorzuhaben. „Hey! Was macht ihr in unserem Revier?“ „Euer Revier? Ach, habt ihr das auch markiert?“, spottete Goomarra selbstsicher. „Markiert?! IIIIEH!“, schrie Luigina geekelt auf. „Das war nur ein Spaß…“, beruhigte die Polizistin die Angewiderte. „Pah, nur weil du ne Uniform trägst, heißt das nicht, dass du dich hier so groß aufspielen darfst!“, sagte der Spiny, die gestachelte Schildkröte. „Genau! Wir werden euch aus unserer Stadt kicken, ihr seid unerwünscht!“, fügte sein Kumpel, ein Buzzy Beetle, hinzu. „Das ist aber keine freundliche Art, mit Damen umzugehen!“ Luigina verschränkte gekränkt die Arme. „Na dann kommt mal her!“, forderte Goomarra die beiden siegessicheren Jungs auf. Gesagt, getan, schon sprangen die Schildkröten auf die Mädchen. In der Luft zogen sie sich in ihre Panzer zurück und drehten sich in unfassbarer Geschwindigkeit. Sie schossen auf Goomarra und Luigina, welche sich geschickt zur Seite drehten. Jedoch hatte die grüne Klempnerin das Pech, dass der Spiny sie angriff, welcher mit seinen Stacheln bei seiner Attacke ein Stück von dem grünen Pullover abriss. „UAH! Das war knapp!“, rief sie entsetzt, dabei starrte sie mit großen Augen das Loch in ihrem Ärmel an. Goomarra nahm Anlauf und attackierte den Buzzy Beetle mit ihrer Kopf. Nach einer ordentlichen Kopfnuss wankte der Gepanzerte hin und her. Die Polizistin nutzte den konfusen Zustand ihres Gegenüber, holte zum Schlag aus und verpasste ihm einen gewaltigen Tritt, woraufhin er wie in einem Flipper von Wand zu Wand abprallend die Gasse entlang rollte. Irgendwann kam er dann zum Stehen, blieb aber regungslos am Boden liegen. „Argh! So ein Schwächling!“, klagte der Spiny, als er mitbekam, wie sein Kumpel von Goomarra ausgeschaltet wurde. Als er kurz abgelenkt war, schlich sich Luigina an ihn ran um mit voller Wucht auf ihn ein einzutreten. Dummerweise scheiterte die grüne Klempnerin an seinem gestachelten Panzer, daraufhin fiel sie rückwärts auf den Hintern. Vor Schmerzen schrie sie und hielt sich den Fuß. „Wieso warnt mich denn keiner?! AUA!“ „Das ist doch offensichtlich, dass das wehtut!“, rief ihr Goomarra zu. Der Spiny lachte Luigina aus, welche sich wütend aufrichtete. Beide machten sich zum Angriff bereit. Die Schildkröte rollte sich ein und begann sich zu drehen, während Luigina ihre Hände rieb. Sie baute zwischen ihnen eine Spannung in Form von Blitzen auf. Schnell schoss der Spiny auf Luigina, welche sofort ihre Blitze zur Abwehr einsetzte. Leider musste sie feststellen, dass diese jedoch an dem wirbelndem Panzer einfach abprallten. Entsetzt machte sie einen Schritt zurück und kniff die Augen zusammen, um nicht mitbekommen zu müssen, wie sie getroffen wird. So weit kam es aber nicht, denn irgendetwas stellte sich zwischen die beiden, ferner wehrte es den Angriff des Spinys ab. Es schleuderte ihn gegen eine Wand, in welcher er durch seine eigene Wucht stecken blieb und sich nicht mehr rührte. Überrascht öffnete Luigina wieder ihre Augen, dann sah sie eine Person vor ihr. Einige Sekunden benötigte sie, bis sie realisierte, dass jemand Bekanntes vor ihr stand. „Ich glaub’s nicht… PEACH!“, rief sie erfreut. Die Prinzessin hatte sich vor Luigina geworfen und nur mit ihrem geschlossenen Sonnenschirm das Panzergeschoss wie einen Baseball weggeschlagen. Grinsend warf Peach ihren rosafarbenen mit blauen Rüschen verzierten Sonnenschirm über die Schulter. „Leibhaftig!“, lächelte sie, woraufhin Luigina ihr sofort um den Hals fiel. „Ich freu mich so, dich zu sehen! Aber wie kommst du hier her?“, fragte Luigina verwundert. „Durch die Warpröhre.“ „Ja, schon, aber, woher weißt du, dass wir hier sind?“ „Da war ein Bericht im Fernsehen über die zerstörten Goombadörfer. Und dann seid ihr plötzlich durchs Bild gelaufen!“, antwortete sie und lachte dabei. „Ich dachte, du darfst nicht mit uns mit… Sag bloß du bist…!“ „Ich weiß, Toadsworth erlebt sicher gerade einen Nervenzusammenbruch, aber ich hab’ es zuhause nicht mehr ausgehalten! Ich möchte euch so gerne helfen. Also hab’ ich mich aus dem Schloss geschlichen. Toadette hat mir geholfen, sie lenkt Toadsworth für mich ab. Auch wenn ich bezweifle, dass er ihr die Verkleidung abkauft…“ „Das ist aber nicht sehr nett…“ „Ach was, Toadsworth wird mich sicher noch verstehen! Haha!“, wieder lachte die Prinzessin und erblickte dann Goomarra, die beeindruckt ihren Sonnenschirm betrachtete. „Ein einfacher Parasol, wow, wie konntet Ihr damit den Angriff eines Spinys abwehren?“ „Einfach? Mein Sonnenschirm ist mehr als nur ein Sonnenschutz. Er ist meine Waffe und Transportmittel.“ „Interessant! Mein Name ist Goomarra. Leiterin des Einsatzkommandos für spezielle Krisensituationen!“ „Ich kenne dich! Du wurdest interviewt! Ich bin Prinzessin Peach, freut mich, dich kennenzulernen!“ Die Blondine streckte ihr die Hand entgegen, bemerkte aber dann, dass Goomarra ja gar keine hatte, und nahm sie schnell wieder zurück. „Ich kenne Euch ja auch. Ihr seid ja schließlich unser Oberhaupt! Aber es ist mir eine Ehre, Euch einmal persönlich kennenzulernen.“ Höflich verbeugte sich die Polizistin. „Leute, seht mal!“ Luigina schrie auf und zeigte in den Himmel. Ein großer Feuerball flammte in der Höhe. „Ein Zeichen von Ma-chan!“ „Hat sie etwa Mothella gefunden?!“ Goomarra lief gleich los in Richtung des Feuerzeichens der roten Klempnerin. „Komm mit!“, rief Luigina der Prinzessin zu, welche sich den beiden anschloss und ihnen folgte. „Und ich wollte gerade fragen, wo Ma-chan ist!“, meinte Peach im Laufen, das lange Kleid mit den Händen hochgezogen, damit sie nicht über den Stoff stolperte. „Ich bin so froh dich zu sehen! So froooooh!“ Das Quietschen Ciancas war schon von weitem zu hören. Auf und ab flatternd schwirrte sie Marianna entgegen, huschte dann aber verängstigt unter ihre Mütze. „Und nun beschütz mich, beschütz mich!“, befahl sie. Marianna musste ein wenig schmunzeln, weil sie doch froh war, dass Cianca nichts passiert ist. Dann blickte sie mit ernster Mine zu ihrer Gegnerin, welche mit verschränkten Armen auf einem Laternenmast stand und auf die rote Klempnerin herabsah. „Das Finden der Splitter ist wahrhaftig eine schwierige Aufgabe. Muss ich zugeben. Ich hatte es mir einfacher vorgestellt. Aber nun sollte ich alle benötigten Informationen besitzen.“ Marianna nahm die Mütze ab und wendete ihren zornigen Blick auf Cianca, welche darin saß. „Was hast du ihr alles erzählt?!“, fragte sie knurrend. „Alles! Alles! Es tut mir Leid, ganz schrecklich Leid! Aber sie wollte mir wehtun, ganz doll wehtun…“, jammerte die kleine Fee. Grob setzte Marianna ihre rote Kopfbedeckung wieder auf. Cianca fiepte kurz ein leises „Aua!“. „Jetzt zahl’ ich dir alles zurück! Du hast genug unschuldige Leute missbraucht!“ Marianna ballte ihre Fäuste. Mothella war überhaupt nicht beeindruckt von der Rede. „Diese unschuldigen Leute interessieren mich nicht. Du interessierst mich nicht. Ich will nur den Splitter.“ „Den bekommst du aber nicht, da musst du erst einmal an mir vorbei!“, rief die Rotgekleidete. „Kein Problem.“ Mothella hob ihre rot glühende Hand, tauchte die rote Klempnerin gleichzeitig auch in dieses Leuchten und schleuderte sie dann brutal zur Seite. Sie krachte in einige Holzkisten, die am Straßenrand vor einem geschäftsähnlichen Gebäude standen, woraufhin sie sofort auseinanderbrachen. „Und nun zum Splitter.“ Die rothaarige Frau sprang vom Laternenmast herunter, direkt vor Gingers Füße. Diese wich einige Schritte zurück. Sie zitterte am ganzen Körper als ihr Mothella plötzlich so nahe war. Die Klempnerin kämpfte sich aus den Holztrümmern der Kisten heraus und rappelte sich auf. Cianca kroch aus der Mütze heraus. Laut quietschte sie um die Klempnerin darauf aufmerksam zu machen, dass Mothella die Krankenschwester bedrohlich vor sich Schweben ließ. „Lass sie los!“, schrie Marianna während ihrem Sprint in Richtung der Angreiferin. Diese streckte ihr aber die andere Hand entgegen und warf sie wieder einige Meter zurück. „Mh, wie war das? Es gibt zwei Möglichkeiten, den Splitter aus einer Seele herauszulocken?“, fragte sich Mothella selbst. Am Boden sitzend lugte Marianna zu Cianca. „Wovon redet sie?!“, fragte sie unterm Aufstehen. „Ich hatte mich da plötzlich wieder an etwas erinnert… Plötzlich! Es tut mir Leid! Es tut mir Leid!“, klagte die Fee. „Die erste wäre… Überwindung.“ Mothella musterte Ginger, dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, das dauert mir zu lange.“, setzte sie fort. „Die andere Möglichkeit wäre… Töten.“ Bei dem Wort riss Ginger panisch die Augen auf. Am liebsten wollte sie flüchten, wenn sie sich nur gegen Mothella hätte wehren können. Auch Marianna konnte nicht glauben, was die rothaarige Frau da von sich gab. „Sie wird doch nicht…!“ Stammelte Marianna entsetzt, als Mothella ausholte. Wie auch Marianna schleuderte sie Ginger fort, welche nur noch verängstigt aufschrie. Jedoch handelte die Klempnerin schnell, dank ihrer gewaltigen Sprungkraft machte sie einen großen Satz nach vorne, fing Ginger im Flug auf und krachte dann mit ihr zu Boden. Diese war durch die weiche Landung in Mariannas Armen gerettet, die Heldin selbst kam nicht ohne ein paar Schrammen davon. „Alles okay?“, fragte Ginger besorgt nach. „Nichts passiert. Sowas macht mir doch nichts aus!“ Schon stand sie wieder auf den Beinen, mit einigen Kratzern im Gesicht und Schürfwunden an den Knien, welche bei der Landung entstanden sind. Sie rückte sich die rote Mütze zurecht. „Aber jetzt bin ich SEHR sauer!“, sie drehte sich zu Mothella, welche von dieser Rettungsaktion nicht sonderlich beeindruckt war. „Du wirst heute sterben.“, verkündete die Schmetterlingsfrau völlig kalt, als sie von Marianna wütend angestarrt wurde. „Ich bin da anderer Meinung!“, rief sie, ließ ihre Hände entflammen und schoss Mothella einen Feuerball entgegen. Diese schloss gelangweilt die Augen, seufzte, öffnete diese dann wieder und fixierte den Feuerball. Sie streckte ihre glühenden Hände nach vorne, woraufhin sich das Feuer tiefrot färbte und mit ihrer Handbewegung in zwei Hälfte gespaltet wurde, die links und rechts an ihr vorbeizischten. Das fand Marianna ganz und gar nicht gut. Sofort startet sie einen zweiten Angriff, wieder zielte sie mit einem Feuerball auf Mothella. Wieder glühte das Feuer rot auf, welches von der Rothaarigen direkt zurückgeschleudert wurde. „Verdammt!“, zischte Marianna beim Ausweichen vor ihrer eigenen Attacke. „Sie kann auch mein Feuer kontrollieren?!“, musste sie erschrocken feststellen. „Alles, was ich sehen kann, ist meiner Macht unterlegen. Alles.“, erklärte sie in einem gleichgültigen Ton. Dann hob sie wieder ihre Hand, zeitgleich löste Marianna sich vom Boden ab und schwebte. Sie versuchte sich zu wehren, aber war völlig chancenlos. Gerade, als sie zum Angriff ansetzen wollte, sprang jemand von hinten auf Mothella, woraufhin diese die Kontrolle verlor und Marianna zu Boden fallen ließ. „Lass Ma-chan in Ruhe!“, rief Luigina , die sich auf die geflügelte Frau gestürzt hatte, aber sofort von ihr zu Boden geschleuderte wurde. Mothella teleportierte sich dann schnell zur Seite und erblickte neben Luigina auch Prinzessin Peach sowie Goomarra. Peach half der überraschten Marianna auf. „Peach? Du? Hier?“ „Dafür ist jetzt keine Zeit! Erzähl’ ich dir später!“, zwinkerte die Prinzessin ihr zu. Marianna nickte. „Deswegen hattest du vorhin einen Feuerball einfach so in den Himmel geschossen. Nur, damit dir deine kleinen Freunde zur Hilfe eilen.“ „Damit hattest du nicht gerechnet, was?!“ „Jetzt sind wir zu viert! Und du bist alleine!“, äußerte Luigina vollkommen selbstbewusst. Mothella verschränkte jedoch unbeeindruckt die Arme. „Es ist gleichgültig ob ihr zu viert, zu zehnt oder zu hundert seid. Ich, Mothella, die Erste der „Sieben Finsteren Ladys“, werde euch alle wie kleine Fliegen zerquetschen!“ „Wie bitte?! Von deiner Sorte gibt’s sieben?! Das ist krank!“, schrie Luigina fassungslos. Als sie sah, wie sich Marianna zum Angriff bereitstellte, tat sie es ihr gleich, ebenso Peach und Goomarra. Sie wussten, dass sie eine starke Gegnerin vor sich hatten, deshalb würden sie alles geben, um den Splitter und seine Trägerin zu beschützen. 2.4 Das Versprechen ------------------- „Ihr seid so naiv.“ Verächtlich herabblickend betrachtete Mothella, in der Luft schwebend, die vier Kämpfer, die sich ihr voller Entschlossenheit entgegenstellten. Unbeeindruckt von dem Mut der Mädchen breitete die Schmetterlingsfrau ihre Arme aus und brachte hinter sich große rotglühende Trümmer des Mülls aus dem Meerwasser zum Schweben. Verrostete Fahrräder, Autokarosserien, alte Computer und andere Maschinen, auch Einkaufswagen, Fernseher sowie sämtliche andere metallische Gegenstände, die man hier wegwarf, ließ sie zu sich fliegen. Sie streckte ihre Arme über dem Kopf aus, woraufhin sich der Schrott über ihr in einem gigantischen Kreis sammelte. „Ihr denkt tatsächlich, ihr könntet irgendetwas gegen mich ausrichten... Aber langsam solltet ihr gelernt haben.“ Nach diesen Worten schleuderte Mothella den riesigen Schrottkreis wie einen Frisbee auf die vier Mädchen, welche beim Ausweichen der Wucht der Attacke nicht standhalten konnten und allesamt meterweit hinfort geschmettert wurden, ebenso wie etliche Laternenmasten und Häuser, die in Trümmer gerissen wurden. Es dauerte einige Minuten, bis sich der aufgewirbelte Staub und Dreck legte. Der ganze Platz um den Hafen herum war verwüstet, überall lag der Müll, den Mothella als Waffe verwendete. Aus einem Haufen von Häuserbrocken erhob sich Marianna stöhnend, ihr Gesicht vollkommen zerkratzt, einige blutende Schnittwunden an Armen und Beinen. Sie kroch einige Meter, stand dann aber unter Schmerzen auf. Besorgt sah sie sich nach ihren Freunden um. Dann entdeckte sie ein Paar Füße, die senkrecht aus einem Müllberg herausragten. Sofort erkannte sie die grünen Stulpen wieder, lief hin und zog kräftig an den Beinen. Mit großer Mühe schaffte sie es, ihre Schwester aus dem Dreck zu ziehen, welche noch sichtlich benommen von dem Angriff war. Mit einem kurzen Kopfschütteln sammelte sie sich. „Das war heftig…!“, japste Luigina während des Aufstehens. Dann sah sie ihre Schwester an und bemerkte entsetzt die vielen Wunden an ihrem Körper. „Ah! Ma-chan! Du bist ja verletzt!“, rief sie besorgt. „Du siehst nicht besser aus!“, erwiderte Marianna mit einem kleinen Grinsen. Plötzlich wackelten neben ihnen ein paar kleinere Steinbrocken am Boden, bis sie letztendlich von etwas in die Höhe geschlagen wurden. Mit einer Kopfnuss grub sich Goomarra aus der Verschüttung und klopfte sich den Dreck ab. „Sowas hab’ ich in all meinen Dienstjahren nicht erlebt!“, klagte die Goombadame ein wenig Staub hustend. „Ma-chan! Lu-chan! Geht es euch gut?!“, rief eine Stimme von weitem. Als sich die Schwestern umdrehten, erblickten sie Prinzessin Peach, welche unversehrt von dem Angriff geblieben war und mit ihrem Sonnenschirm durch die Luft glitt. Sanft landete sie bei den Klempnerinnen. „Ein Glück! Dir ist nichts passiert!“ Marianna war erfreut, zu sehen, dass der Prinzessin nichts geschehen ist. „Aber wie konntest du ausweichen?“, fragte Luigina überrascht, woraufhin Peach nur herzlich lächelte. „Mothella hat bei der Attacke soviel Wind erzeugt, dass ich mich mit meinem Schirm retten konnte!“, kicherte sie. „Schön, dass es allen gut geht. Halt mal. Allen? Nein! Wo ist Ginger?!“ Goomarra sprang auf und blickte hektisch umher. „Uah, und wo ist Cianca?!“ Luigina tat dasselbe. „Hier bin ich! Hiiiiier!“, quietschte eine helle Stimme, die immer lauter wurde. Bis die gesuchte Fee so nah an Luigina herangeflogen war, dass sie ihr in die Augen sehen konnte. „Ah! Da bist du!“, rief Luigina erfreut. „Gut, fehlt nur noch Ginger. Weiß du wo sie ist?“, fragte Marianna die kleine Fee. Diese nickte mit dem Kopf. „Na klar! Klar! Ich hab sie wegteleportiert, weg! In eins der Häuser, damit ihr nichts passiert!“ „Du kannst teleportieren? Wieso hast du uns das… Ach, egal! In welches Haus?!“, wollte Marianna wissen. Cianca bemerkte erst jetzt die Zerstörung und begann dann vor Aufregung mit den Armen zu wedeln. „Oh nein! Das Haus steht ja gar nicht mehr!“, schrie sie panisch. „WIE BITTE?!“ Marianna packte grob die kleine Fee. „Kannst du EINMAL etwas richtig machen?!“, schimpfte die rote Klempnerin erzürnt Cianca. „Es tut mir Leid! Es tut mir Leeeeeid!“, jammerte die Fee, während sie von Marianna ordentlich durchgeschüttelt wurde. „Sagt mal, meint ihr dieses hellhaarige Goombamädchen?“ Peach sah fragend zu ihren Freunden, welche bejahend nickten. „Oh! Die hab’ ich vorhin bei meinem kleinen Flug mitgenommen, sie lief völlig verängstigt herum! Ich hab’ sie zu dem großen Platz mit der komischen Statue gebracht. Dort ist noch alles heil geblieben!“ Marianna ließ Cianca los, knurrte sie kurz noch einmal an, woraufhin sich die kleine Fee schnell unter Luiginas Mütze versteckte. „Dann geht ihr sicher gut. Dann sollten wir uns lieber um Mothella kümmern!“, schlug Marianna vor. „Um wen wollt ihr euch kümmern?“ Kaum hatte sie ihren Namen ausgesprochen, stand sie auch schon vor ihnen. Mit ihrem typischen gleichgültigen Blick starrte Mothella die rote Klempnerin an. „Pah! Denkst du echt, du kannst uns so leicht umbringen?! Da musst du dir schon mehr einfallen lassen!“, spottete Marianna, auch Luigina mischte mit, zog ihr Augenlid hinunter und zeigte Mothella frech die Zunge. „Bäh! Das war wohl nix!“, fügte sie ihrer Grimasse hinzu. Die Schmetterlingsfrau blieb jedoch kühl wie immer. „Ich wusste, dass euch das nicht umbringt. Ich hatte mich ja auch nicht angestrengt.“, sagte Mothella und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Luigina wich bei der Aussage verängstigt zurück. „Nicht angestrengt? Was zum…! Du hast den ganzen Hafen niedergerissen!“, meinte die grüne Klempner vollkommen fassungslos. „Und was glaubst du, was ich anrichten kann, wenn ich meine ganze Kraft entfalte?“ Mothella streckte ihre Hand vor sich, welche rot aufglühte. Daraufhin verschwand Luigina mit zitternden Knien und einem „Oh Schreck!“ hinter ihrer Schwester. „Aber die werdet ihr nie zu Gesicht bekommen, dafür lebt ihr viel zu kurz.“ In Mothellas Hand erschienen schon bald kleine unscheinbare Eisenschrauben, die wohl von dem Schrott hier stammten. „Ach du Sch…!“, fluchte Marianna, als sie die kleinen Metallstücke sah. Sie zögerte nicht lange und rief den anderen zu, sie sollen sofort weg von hier, denn Mothella machte die kleinen Eisenstücke zu ihrer Waffe. Blitzschnell schossen die Schrauben pistolenartig nach einer Handbewegung der Rothaarigen auf die vier Mädchen, welche total überrumpelt nur Versuchen konnten, mit Sprüngen zur Seite auszuweichen. Während drei von ihnen nur ein paar Kratzer einstecken mussten, wurde eine förmlich niedergeschossen. Goomarra reagierte nicht schnell genug. Mehrere Schrauben durchbohrten ihren zierlichen Körper und rissen sie zu Boden. Regungslos lag sie da, ihre Freunde erstarrten vor Schreck. Es folgte eine Stille, entsetzte Gesichter starrten auf die junge Polizisten. Erst, als diese nach einiger Zeit vor Schmerzen aufschrie, entflammte die Hoffnung, man könnte sie noch retten, auf. „Goomarra!!“, rief Marianna, rannte zu ihr und warf sich neben ihr auf die Knie. Der leidende Gesichtsausdruck Goomarras und die vielen tiefen stark blutenden Wunden schockten die rote Klempnerin. Sie wusste, sie müsse nun schnell handeln. Laut schreiend rief sie die anderen zu sich, die ohne zu zögern zu ihr eilten. „Wo ist Ginger? Verdammt, wo ist sie?!“ Marianna war sichtlich aufgeregt und durcheinander. Es fiel ihr schwer, ihre Wut zu zügeln. „Sie ist am Hauptplatz!“, antwortete Peach, die sich beim Anblick der verletzten Goomarra völlig schockiert die Hände vor den Mund hielt. Marianna dachte nicht lange nach, sie drehte sich zu ihrer Schwester. „Bring Goomarra zu Ginger! Sie muss sie sofort behandeln!“ „Aber Ma-chan… Ich will dir doch gegen Mothella helfen und…“ Luigina wurde sofort von ihrer Schwester unterbrochen. „Luigina! Bitte!!“ Die grüne Klempnerin wusste, wenn ihre Schwester sie beim korrekten Namen anspricht, dass die Lage sehr ernst ist, also folgte sie trotz ihrem dringenden Bedürfnis, ihrer Schwester im Kampf beizustehen, den Anweisungen. Sie nahm Goomarra vorsichtig in den Arm. Dann rannte sie los, so schnell sie konnte, durch die Trümmer der Häuser in Richtung Hauptplatz. „BEEIL DICH!!“, schrie Marianna hinterher. Voller Wut stand die rote Klempnerin langsam auf. Sie ballte ihre Fäuste, ihr Blick ernst wie noch nie, völlig verärgert. Peach hatte ihre beste Freundin noch nie so sauer gesehen. Aber sie selbst war ebenfalls bereit, alles zu geben, um sich an Mothella für das, was sie getan hat, zu rächen. „Euer Zorn wird euch nicht helfen. Fakt ist: Ihr sterbt. Jetzt.“ Mothella ließ es kalt, was mit Goomarra geschehen war. Sie setzte zum Angriff gegen Marianna und Peach an, hob ihre Hände und ließ geschwind zwei Steinbrocken auf die beiden krachen. Aber Marianna hatte es satt, ständig ausweichen zu müssen. Sie nahm ihre ganze Kraft zusammen, schlug ihre Faust in die Luft, aus der ein großer Feuerball entflammte und den Steinbrocken, der auf sie zielte, mit einer Explosion zerfetzte. Peach machte es ihrer Freundin gleich. Sie stach ihren zusammengefalteten Schirm wie einen Degen gegen den Stein, welcher beim Stich durch die Wucht zerteilt wurde. „Du wirst es noch bereuen, dich mit mir und meinen Freunden angelegt zu haben!“ Kräftig holte die rote Klempnerin aus. Rasend schnell schlug sie mehrmals in die Luft, jedes Mal erzeugte sie dabei einen Feuerball, den sie direkt auf Mothella schoss. Doch wie zuvor bereits machte das Mothella nichts, mit einer gelassenen Bewegung beider Hände brachte sie die Flammengeschosse aus ihrer Wurfbahn, drückte sie zu Boden und ließ sie dort verpuffen. Dabei wurde Marianna wieder klar, dass ihre Attacken gar nichts gegen die Schmetterlingsfrau anrichten können. „Alles was sie sieht, kann sie kontrollieren…“, wiederholte die Braunhaarige leise noch mal für sich und zischte dann ein verzweifeltes „Verdammt!“. „Ganz genau. Sieh es ein, du wirst sterben.“ Wieder streckte Mothella ihre Arme aus. Marianna blickte zur Seite, um Peach ein Zeichen zum Angriff zu geben, doch statt ihr fand sie nur Leere. „Was zum…?“ Murmelte sie verwirrt und bemerkte erst spät, dass sich dank Mothella der Boden unter ihr als rotglühende Steinplatte löste. Plötzlich konnte sie hinter der Schmetterlingsfrau eine rosagekleidete schwebende Gestalt erkennen. Es war Peach, die sich mit ihrem Schirm in die Lüfte schwang und nun von oben herab auf Mothella zu flog. Diese bemerkte erst an Mariannas Blickrichtung, dass etwas hinter ihr war. Sie drehte sich zwar schnell um, aber es war bereits zu spät. Mit voller Wucht drückte Peach ihren Stöckelschuh gegen Mothellas Gesicht, stieg ihr mit ihrem ganzen Gewicht darauf und drückte sich dann anschließend weg. Elegant sprang sie von ihrem Gesicht ab und landete nach einem kurzen Schwebeflug mit ihrem Sonnenschirm sanft neben Marianna. Mothella hatte sich gegen den Überraschungsangriff nicht sonderlich wehren können, sie ließ dabei sofort den Stein unter Mariannas Füßen fallen und ging letztendlich rückwärts fallend zu Boden. Dabei schloss Peach lächelnd ihren Sonnenschirm, den sie sich dann ein wenig angeberisch auf die Schulter legte. „Wa… Wie… HÄ?!“ Marianna klappte die Kinnlade hinunter. „Du hattest Recht! Sie hat mich nicht gesehen, also konnte sie nichts gegen mich anrichten!“, kicherte Peach. „Wieso bin ich da nicht selbst draufgekommen? …“ Marianna fasste sich an die Stirn. Dann sah sie zu Mothella hinunter, welche sich am Boden krümme und sich mit einer Hand vor Schmerz das Gesicht hielt. „Ihr… verdammten… Biester…“, stöhnte sie leise. Dann rappelte sie sich langsam auf, wütend und mit blutüberströmtem Gesicht. „Noch nie… hat mich irgendjemand… zum Bluten gebracht… ihr… verdammten…“ „Laber nicht!“, unterbrach Marianna sie, ließ ihre Hände entflammen, woraufhin sie der Geschlagenen eine gewaltige Feuerwelle entgegen warf, der sie nicht schnell genug ausweichen konnte. Getroffen wurde Mothella weggeschleudert und sie schleifte bei der Landung noch einige Meter über den Boden. „Also, wie war das nun mit dem Sterben noch mal?“, grinste Marianna die am Boden liegende Mothella an. Langsam stand sie wieder auf, ihr sonst so gleichgültiger und kalter Blick wurde schnell zu einem zornigen Ausdruck, der sich aber schnell wieder legte. „Ich weiß, wann ich mich geschlagen gebe.“ Zu aller Überraschung beschloss Mothella, es für heute zu belassen. „Was?! Du gibst auf?!“ Die beiden tapferen Kämpferinnen konnten es nicht fassen. „Seht mich als Vorspeise, einen Genuss, den ihr euch zukünftig garantiert wieder wünscht. Denn das Hauptgericht folgt bald und es wird euch nicht schmecken.“ Gemächlich erhob sich Mothella vom Boden. „Was redest du da?“ Marianna konnte ihrem Gerede nicht folgen. „Wir sind sieben. „Die Sieben Finsteren Ladys“. Ihr habt euch mir in den Weg gestellt, das bedeutet, ihr habt uns alle zum Feind. Das Hauptgericht wird bitter.“ Kaum hatte sie ausgesprochen, verschwand sie. Zurück blieben Marianna und Peach, die ihre Drohung zwar nicht komplett verstanden hatten, aber wussten, dass in Zukunft noch mehr auf sie zukommen würde. „Halte durch! Wir sind schon da!“ Völlig außer Atem kam Luigina am Hauptplatz an. Sie entdeckte sofort Ginger, die es sich am Rand des ausgetrockneten Brunnen bequem gemacht hatte, aber sofort aufsprang, als sie die grüne Klempnerin mit der verletzten Polizistin im Arm sah. „Oh nein! Was ist passiert?!“, fragte sie geschockt, als Luigina ihr Goomarra vor die Füße legte. Diese war zwar noch bei Bewusstsein, stöhnte aber vor Schmerzen und atmete schwer. „Oh mein Gott! Sie muss sofort behandelt werden!“, rief Ginger. „Sie wurde angeschossen!“, erzählte Luigina ganz aufgeregt. „Das sehe ich! Aber wir können die … Schrauben? Was zum… egal! Wir können die Schrauben nicht entfernen, das ist zu gefährlich! Aber ich könnte versuchen, die Blutung zu stoppen! Noch hat sie nicht zuviel Blut verloren!“ Sofort erkannte Ginger die Situation, packte ihr Köfferchen neben sich und zückte einen Verband. „Ich mache ihr einen Druckverband, ich hoffe das hilft!“ Gerade, als sie (sie, nicht die) den Stoffstreifen anlegen wollte, zögerte sie. „… Aber ich kann nicht…“, stotterte sie. „Was ist los?“ „Ich kann nicht! Ich werde sie nur noch mehr verletzen! Ich darf nicht!“, rief sie und brach dann in Tränen aus. Luigina fiel wieder ein, dass Ginger ja ihre Einfühlsamkeit verloren hatte. Sie wollte nun selber helfen, aber sie hatte von Erste-Hilfe keine Ahnung, sie war schließlich Klempnerin und keine Ärztin. Plötzlich hob sich Luiginas Mütze. Cianca kroch hervor, purzelte über das Gesicht der Klempnerin und schwebte dann vor Ginger. Die Krankenschwester weinte verzweifelt, denn sie wollte ihrer Freundin helfen, ihr aber ebenso nicht wehtun. „Jetzt reiß dich zusammen, reiß dich zusammen! Heulsuse! Wenn du dich gegen den Einfluss des Splitters nicht wehrst, wirst du jämmerlich vereinsamen, weil du niemanden mehr anfassen magst! Niemanden!“, fiepte die kleine Fee verärgert. „Ah! Cianca!“ Luigina war solche Töne von Cianca gar nicht gewöhnt. Ginger stoppte schluchzend ihr Weinen. „Aber…“, schluchzte sie. „Kein aber! Kein aber! Der Splitter ist stark, aber du bist stärker! Viel stärker! Wenn du von ganzem Herzen einfühlsam sein möchtest, dann wirst du es auch sein! Hörst du? Dann wirst du es sein!“ Ginger schwieg beeindruckt von der Rede Ciancas. Sie wischte sich mit ihrem Flügelchen die Tränen weg. Dann drehte sie sich zu Goomarra. „Ich will von ganzem Herzen einfühlsam sein! Ich will meiner Freundin helfen und ihr nicht wehtun!“, sagte sie sich immer wieder vor, nahm das Verbandszeug und begann, die Wunden zu umwickeln. Der Mut, den sie fasste, spiegelte sich in ihren Augen wieder. Die Angst, Goomarra wehzutun, verschwand, stattdessen blieb der Wille, ihr Leben zu retten. Wie durch ein Wunder verblasste auch die grobe Art, die sie den ganzen Tag über pflegte. Wie ein sanfter Engel legte sie den Verband an und als sie fertig war, konnte sie gar nicht fassen, was gerade geschehen war. „Ich… hab’s geschafft…“ Erleichtert atmete sie einmal tief ein und aus. Erfreut von dem Erfolg lächelte sie. „Du… bist wirklich ein Engel…“, murmelte Goomarra erschöpft, aber glücklich darüber, dass Ginger sich überwunden hatte. Das Kompliment freute Ginger so sehr, dass ihr Freudentränen in die Augen stiegen. „Wie ergreifend!“ Luigina tupfte sich gerührt ein paar Tränen aus dem Gesicht. „Ah! Seht nur! Seht nur!“ Aufgeregt wedelte Cianca wieder mit ihren Armen und deutete auf Ginger, vor dessen Brust eine kleine helle Lichtkugel aufleuchtete. Schon bald formte diese sich zu einem zackenförmigen Gebilde, dessen Licht daraufhin erlosch und einen durchsichtigen hellblauen schimmernden Glaskörper zurückließ. Kurz bevor dieser zu Boden fallen konnte, fing Cianca ihn geschickt. „Der Splitter! Der Splitter!“ Zufrieden präsentierte sie das Stück des Glassternes. Es dauerte nicht lang, da trafen auch Marianna und Peach am Hauptplatz ein. Sie hatten Mothella zwar nicht besiegen können, aber immerhin hatten sie überlebt. Fröhlich schwirrte Cianca mit dem Splitter zu Marianna. „Sieh nur! Der Splitter! Der Splitter!“, quietschte sie überglücklich. Marianna packte das Glasgebilde samt Cianca und betrachtete es. „Wow! Wie habt ihr ihn denn rausgeholt?“, fragte Marianna neugierig. „Überwindung! Überwindung!“, antwortete Cianca. „Nun erklär mir doch mal genau, was damit gemeint ist!“ Marianna ließ Cianca und den Splitter wieder los. „Die Splitter verstecken sich nicht nur in reinen Seelen, nein, nein! Sie blockieren eine bestimmte Eigenschaft! Eine bestimmte! Jeder Splitter steht für eine andere Eigenschaft. Sich überwinden heißt, diese Eigenschaft trotz des Einflusses des Splitters wiederzuerlangen! Wiederzuerlangen!“ „Mh, also hatte ich wohl Recht damit, dass diese Splitter eine Nebenwirkung haben…“, meinte Marianna. „Ja, so kann man es auch nennen, auch!“, nickte Cianca. „Und das ist wohl… Der Splitter der Einfühlsamkeit. Weißt du zufällig, welche Eigenschaften die anderen haben?“ Marianna war gespannt auf die Antwort, aber die bekam sie nicht. Stattdessen schüttelte Cianca den Kopf. „Nein, hab’ ich vergessen… vergessen!“, bedauerte sie. „Vor lauter Aufregung?“, fügte Marianna hinzu. „Ganz genau! Genau!“, stimmte Cianca zu. Wütend wollte die rote Klempnerin die Fee wieder packen, ließ es aber doch bleiben. Sie hatte sich heute schon genug aufgeregt. Kaum vergingen ein paar Minuten, trudelten die ersten Sanitäter und Polizisten aus den zerstörten Dörfern ein. Die verletzte Goomarra wurde sofort auf eine Bahre getragen. Trotz der Schmerzen, die sie hatte, war es ihr noch möglich, sich bei den Schwestern zu bedanken und sich zu verabschieden. „Du und deine Schwester… Ihr seid unglaublich! Ich bin froh, dass ich mit euch zusammenarbeiten durfte… Es war mir eine Ehre! Danke für alles… Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder!“, sagte sie und lächelte. Dann wurde sie von den Sanitätern fortgetragen. Die Schwestern und Peach winkten ihr nach. „Auch ich danke euch für alles! Dank euch kann ich wieder problemlos arbeiten, ohne Angst haben zu müssen, jemanden zu verletzen!“ Auch für Ginger war es an der Zeit, sich zu verabschieden, denn sie wollte ihre Freundin ins Krankenhaus begleiten. „Das warst du ganz alleine! Ganz alleine!“, meinte Cianca zwinkernd, woraufhin Ginger ein wenig verlegen wurde. „Trotzdem, danke für alles! Und wenn wir uns mal wieder sehen, dann nicht im Krankenhaus, ja?“, lachte Ginger. „Wir passen schon auf uns auf!“ Marianna grinste. „Du und deine Freundin, ihr habt wahren Mut bewiesen! Ich hab’ euch zwar erst spät kennenlernen dürfen, aber ihr seid tolle Persönlichkeiten!“ Höflich wie sie war verbeugte sich Peach vor der Krankenschwester und brachte Ginger wieder in Verlegenheit. „Macht’s gut!“, rief sie und flatterte dann davon, den Sanitätern mit Goomarra hinterher. „Und wir sollten auch nach Hause.“, schlug Marianna vor. „Gute Idee! Ihr könnt bei mir im Schloss übernachten! Toadsworth hat sicher nichts dagegen.“ „Das wird ihn sicher nicht stören. Aber hast du vergessen? Du bist einfach so abgehauen…“, sagte Marianna. „Ähm, er wird mir sicher nicht böse sein, haha!“ Peach kicherte naiv. „Na dann, ab nach Hause! Ich bin sowieso schon hundsmüde!“ Luigina marschierte los, wurde aber schnell von ihrer Schwestern von der Spitze verdrängt, bis sie dann letztendlich gemeinsam nebeneinander gingen. Peach reihte sich über die beiden schmunzelnd neben Marianna ein. Und so machten sie sich in der Dämmerung auf den Heimweg, zurück ins Schloss des Pilzkönigsreichs. Der Weg ins Schloss war angenehm und viel kürzer, als die gesamte Reise, die die Schwestern an diesem Tag unternommen hatten. Das lag wohl daran, dass sie für den Rückweg eine Warpröhre verwendeten, die in Shineport stand. Vorher versorgten die Helden ihre Wunden mit einem in dieser Welt üblichen Wunderheilmittel: Pilzen. Rot mit weißen Tupfen, klein, lecker. Peach hatte, bevor sie aufgebrochen war, die Schwestern zu suchen, ein paar mitgenommen, extra für die beiden. Sie wusste ja, wie unachtsam die beiden im Kampf sind. Kaum hatte sie die Pilze überreicht, waren sie auch schon mit einem Mal verspeist und sämtliche Wunden, die die Schwestern plagten, verschwanden spurlos. Nun kamen sie endlich an, nachdem sie die Warpröhre im kleinen Vorort des Schlosses verlassen hatten. Vor dem großen Tor des Gebäudes stand bereits Toadsworth, dem man seine Freude über die Ankunft nicht wirklich ansehen konnte. Neben ihm hüpfte ein kleines rosafarbenes Toadmädchen mit zwei Zöpfen auf und ab. Ihr Name war Toadette und sie ist eine gute Freundin Peachs, die im Schloss lebt. Sie war es auch, die der Prinzessin aus dem Schloss geholfen hat. Die kleine Toadette hatte sich als Peach verkleidetet, leider flog komischerweise die Tarnung sofort auf. „Ich gratuliere zu eurem Erfolg!“, sagte Toadsworth zu den Schwestern. „Ich habe alles im Fernseher verfolgen können. Die Reporter berichten ja wirklich über alles, egal wie gefährlich die Lage ist.“, erzählte er. „Was? Wir wurden gefilmt?! Diese verdammten herumschwirrenden Wolkenkröten…“ Marianna fand das ganz und gar nicht toll. „Diese Kamera-Lakitus sind auch überall! Mit ihren komischen grinsenden Wolken auf denen sie vergnügt herumsitzen und anderen Leuten nachspannen! Und dabei seh ich im Fernsehen immer so blass aus!“, jammerte Luigina und hielt sich entsetzt ihre Hände an die Wangen. Toadsworth blickte zu Peach. An seinem Gesichtsausdruck konnte diese genau vorhersehen, was nun auf sie zukommt. „Ich bin froh, dass euch nichts passiert ist, Prinzessin.“, sagte er und schob seine kleine Brille zurecht. Peach war erleichtert, er schien nicht wütend zu sein. Dachte sie zumindest, bis er weiter sprach: „Aber trotzdem müssen wir reden. Am besten jetzt.“ Die Ernsthaftigkeit seiner Miene schüchterte Peach ein wenig ein, schließlich hatte sie gehofft, vielleicht einmal keine Standpauke von ihm zu bekommen. Sie ließ niedergeschlagen ihre Schultern hängen. „Lasst uns hinein gehen. Es wird langsam dunkel.“, sagte er noch, dann betrat er das Schloss, die Angekommenen folgten, ebenso Toadette. Im großen Foyer, in dem sich viele Türen befanden und mit rotem Teppich verzierte Treppen, trennte sich die Gruppe. Toadsworth wurde von Peach in eines der Wohnzimmer im Erdgeschoss begleitet, während Toadette die Schwestern und Cianca auf ein Gästezimmer im ersten Stock brachte. Zwischen Peach und Toadsworth herrschte Stille. Die Prinzessin saß mit gesenktem Kopf auf dem alten Sofa des Wohnzimmers. Das dunkle Holz der Möbel und die aufwändig verzierten Polster und Stoffe wirkten veraltet. Ein vollgeräumter aber ordentlicher Schreibtisch in einer Ecke deutete darauf hin, dass dieses Zimmer eindeutig Toadsworths war. Dieser stand vor Peach mit den Armen hinter dem Rücken verschränkt. Ein leises Seufzen Peachs durchbrach die Stille. „Bereut Ihr, was Ihr getan habt?“ „Ja…“, antwortete Peach beschämt. „Ihr wisst, dass ich es mir nicht verzeihen kann, wenn Euch etwas passiert.“ „Ja, das weiß ich …“ „Es ist meine Aufgabe, auf euch aufzupassen. Ihr seid die Regentin eines ganzen Königreiches, stellt Euch doch einmal vor, was wäre, wenn Ihr nicht mehr… nein, an so etwas darf ich gar nicht denken, geschweige denn es aussprechen! Aber Ihr wisst, was ich meine.“ „Es tut mir ja Leid…“, murmelte Peach. „Ihr habt eine Pflicht, die Ihr erfüllen müsst. Es wird Euch nicht immer gefallen, das ist gewiss, aber dennoch ist es Eure Pflicht! Da haben solch’ gefährliche Heldenspielchen keinen Platz. Außerdem, Ihr seid keine Heldin! Ihr seid eine Prinzessin. Mit einer Pflicht. Die Pflicht, Prinzessin zu sein!“ Dann war es wieder still. Peach rieb nervös den rosa Stoff ihres Kleides zwischen den Händen. Sie wollte Toadsworth gerne widersprechen, aber sie wusste genau, dass das nichts bringen würde. Letztendlich fasste sie sich ein Herz. „Ich denke schon, dass ich Marianna und Luigina helfen kann! Schließlich habe ich heute mitgekämpft und geholfen, Mothella in die Flucht zu schlagen… oder eher … zu treten, hihi!“, erzählte sie, leiser aber dennoch selbstbewusst. Toadsworth zuckte bei den Worten „mitgekämpft“, „schlagen“ und „treten“ zusammen. „ACH DU MEINE GÜTE! Ihr habt gekämpft? Seid Ihr wahnsinnig? Das ist gefährlich! Ihr hättet ste… Nein, ich sprech’s nicht aus, das ist zu schrecklich! Davon wurde im Fernsehen gar nichts gezeigt! Oder machte ich mir da einen Tee … Egal! Ihr habt euer Leben aufs Spiel gesetzt!“ „Aber mir geht es gut! Ich bin nicht einmal verletzt.“ „Aber ihr hättet verletzt werden können!“ „Wurde ich aber nicht!“ Langsam hatte Peach genug von der übertriebenen Fürsorge des alten Toads. Sie stand auf und war gerade im Begriff das Zimmer zu verlassen, als Toadsworth sie aufhielt. „Ich mache mir doch nur Sorgen um Euch, Prinzessin!“, sprach er. Peach blieb kurz vor der Türe stehen und blickte zurück. Sie blickte zu Boden, ein wenig berührt von den Worten des alten Mannes. Er sagte es immer, wenn die beiden über dieses Thema sprachen, aber sie wusste genau, dass es von ganzem Herzen kam. „Das verstehe ich ja…“, sagte sie. „Ich weiß, dass Ihr das versteht. Sonst wärt Ihr nicht unsere Prinzessin. Aber es geht hier nicht nur um Euer Wohl, sondern auch um das des ganzen Volkes.“ Peach seufzte, weil sie wusste, dass sie letztendlich immer nachgeben muss. Aber ein wenig Hoffnung hatte sie dieses Mal noch in sich. „Aber ich fühle mich nicht wohl, wenn ich mein Leben lang hier im Schloss verbringen muss. Tag ein Tag aus nur Prinzessinenkram erledigen ist nicht das, was ich mir von meinem Dasein erwarte! Ich möchte hinaus in die Welt, aber nicht als Staatsbesuch bei irgendwelchen langweiligen Sitzungen. Ich möchte Abenteuer erleben, so gerne möchte ich richtige Abenteuer erleben! Mit meinen besten Freunden.“, erklärte sie ihm gefühlvoll. Toadsworth sah sie schweigend an. „Es wäre besser, wenn Ihr nun schlafen geht. Es ist schon spät.“, schlug er vor, ohne auf das, was Peach vorher äußerte, einzugehen. Enttäuscht nickte sie, drehte sich um und wollte gerade einen Schritt machen, als Toadsworth noch etwas sagen wollte. „Ich denke, ich werde Euren Schirm über Nacht reparieren lassen. Ich habe gesehen, dass er heute wohl einige Dellen und Kratzer abbekommen hat.“ Verwirrt sah Peach ihn an. „Nun ja, wie wollt Ihr euch denn auf euren Abenteuern verteidigen, wenn Euer Schirm völlig ramponiert ist?“, gab er ihr als Antwort auf ihren unwissenden Blick. Peach begann nach seiner Aussage zu strahlen. Sie konnte kaum fassen, dass Toadsworth sie tatsächlich gehen lässt. Ganz oft rief sie ihm „Danke!“ zu, lächelte überglücklich und lief dann fröhlich hinaus aus dem Zimmer. Toadsworth schmunzelte ein wenig, als er der glücklichen Prinzessin hinter her sah. „Ah~!“ Luigina fiel erschöpft in das große weiche Bett, dass Toadette für die Schwestern hergerichtet hatte. Beide hatten bereits ihre Pyjama angezogen, jeder in seiner Lieblingsfarbe, ein großes M bzw. L zierte die Oberteile auf der Vorderseite. Ihre Tageskleidung legten sie auf Stühlen, die gegenüber des Bettes an einen kleinen Tisch gestellt waren, ab. Ihre Kappen jedoch legten sie sich auf die Nachttische, die links und rechts neben dem Doppelbett standen. In Luiginas Mütze hatte es sich Cianca bequem gemacht. Die kleine Fee war fix und fertig. Gemütlich schlief sie in dem grünen Stoff, Gott sei Dank schnarchte sie nicht, das wäre wohl in ihrer Stimmlage sehr nervig für die Schwestern gewesen. Die grüne Klempnerin setzte sich auf, drehte sich mit dem Rücken zu ihrer Schwester, die sich neben ihr aufs Bett gesetzt hatte. Marianna nahm eine Haarbürste, die in der Nachttischlade lag, zur Hand und kämmte damit die langen braunen Haare Luiginas. „Ich hab’ noch nie soviel an einem einzigen Tag erlebt! Echt anstrengend.“, sagte die jüngere Schwester, mit einem erschöpften Lächeln. Marianna legte die Bürste weg, teilte die Haare ihrer Schwester in drei dicke Strähnen und begann dann, sie zu flechten. „Willkommen in meinem Alltag!“, meinte sie lachend. „Aber es macht mir bis jetzt mehr Spaß, als den ganzen Tag deine Sachen zu waschen und zu bügeln.“, kicherte Luigina. Sie war so froh darüber, dass sie auch einmal an einem Abenteuer teilnehmen durfte. Wenn auch vielleicht nur deshalb, weil sie laut Cianca eine Auserwählte war. Aber das störte sie nicht, immerhin konnte sie nun bei ihrer Schwester sein, die ganze Zeit. „Ob morgen auch wieder soviel passieren wird?“, fragte Luigina. „Garantiert. Und garantiert auch viel mehr!“ „Ich muss zugeben, ein wenig Angst hab ich schon…“ „Du hast doch immer Angst!“, meinte Marianna scherzhaft. „Nur vor Geistern! Die sind abartig unheimlich!“ „Wer weiß, vielleicht begegnen wir ja demnächst Geistern?“ „Nein! Bitte keine Geister!“ Luigina kniff verängstigt die Augen zusammen. „Du kannst sie ja mit einem Staubsauger einfangen!“, scherzte Marianna vergnügt. „Mach dich nicht lustig über mich!“ „So, fertig!“, kommentierte Marianna, als sie die Haare zu Ende flechtete und die Spitze des langen Zopfes mit einem Band fest zumachte. Dann drehte sich Luigina zu ihrer Schwester. „Du, Ma-chan?“ „Mh?“ „Ich bin so froh, dass ich mit dir ein Abenteuer miterleben darf! Du weißt gar nicht, wie glücklich mich das macht!“, freute Luigina sich und brachte damit ihre Schwestern auch zum Grinsen. „Und wir werden dieses Abenteuer auch gemeinsam durchstehen, ja? Schließlich wollten wir unsere Ferien zusammen verbringen, also retten wir auch zusammen die Welt!“ „Klar!“, nickte Marianna einverstanden. „Versprich es mir! Wir werden gemeinsam nach den Splittern suchen und zusammen die Welt retten!“ „Dann versprich’ mir auch dasselbe!“ Marianna hielt ihrer Schwester ihren kleinen Finger hin. Diese nickte. „Versprochen!“, antwortete Luigina und hakte ihren kleinen Finger in den von Marianna. „Ja, Versprochen! Nichts und niemand wird uns trennen! Wir werden zusammen bleiben, egal was passiert. Egal was auf uns zukommt!“ „Oh ja! Das hast du toll gesagt, Ma-chan!“ Luigina fiel ihrer Schwester um den Hals und drückte sie fest. Dann ließ sie los und sah Marianna noch einmal mit einem strahlenden Blick an. Die rote Klempnerin lachte. „Na gut, lass uns schlafen gehen. Wer weiß, was morgen alles kommt.“ Marianna schlüpfte unter die Decke, Luigina ebenfalls. Gut eingekuschelt in das Bett streckten beide noch einmal die Hände hervor, um die beiden Nachttischlampen auszuschalten. „Gute Nacht, Lu-chan! Träum schön!“ „Gute Nacht Ma-chan! Träum du auch schön!“ So ging ein weiterer Tag unserer Helden zu Ende. Die Schwestern wünschten sich, dass die Nacht so schnell wie möglich verging und sie erholt in den neuen Tag starten können, um ihre Aufgabe als Auserwählte zu erfüllen und sich neuen Herausforderungen zu stellen. ENDE KAPITEL EINS „…“ „Oh! Motti-chan! Du hast sowas von versagt… Aber deswegen musst du doch nicht traurig sein! Ich werde meine Aufgabe sicherlich besser erledigen, hihi!“ „… Ich habe nicht versagt. Ich habe nur den Splitter nicht. Aber Informationen, ohne die IHR versagen würdet.“ Das Licht war gedämpft, die Einrichtung dunkel, aber modern. Ein großer Raum. Eine Lounge. Auf der einen Seite eine Bar mit hohen Hockern, auf einem saß die rothaarige Schmetterlingsfrau. Viele Sofas mit schwarzem Bezug, Samt. Der Boden war glatt, glänzend, wohl immer frisch geputzt und genauso dunkel wie der Rest des Raumes. „Es ist so toll wie du immer an alle denkst! Ich mag dich, Motti-chan~!“ Man konnte die Gesichter der Anwesenden kaum erkennen, es war viel zu dunkel. Aber man hörte ihre Stimmen. Eine von ihnen schien wohl gerne und viel zu reden. Sie sprach sehr kindlich. Ihre Figur war zierlich, die Haare blond. Sie sah so aus, als wäre sie wohl die jüngste der Anwesenden. Mothella sah auf, als sich jemand neben sie setzte. „Niemand hat erwartet, dass du es tatsächlich schaffen würdest, meine rothaarige Freundin. Schließlich bist du die Erste. Und die Ersten versagen für gewöhnlich immer.“ Die Person trug lange Kleider, ihr Haar war pechschwarz, die Lippen rot wie Blut. Oder wie der Rotwein, den sie genüsslich trank. „Ah~! Oneesan! Wie Recht du hast! Die Ersten sind Loser! Hihi~!“ Das blonde Mädchen war erfreut vom Erscheinen der Frau. „Der Beginn ist keine Hürde. Das was folgt, ist jedoch unüberwindbar.“ Mothella blieb unbeeindruckt von dem Spott ihrer Genossinnen. Ein bösartiges Grinsen zierte die Lippen der dunkelhaarigen Frau. Sie stand auf. „Außerdem möchte ich diese Helden gerne einmal persönlich kennenlernen. Hättest du sie umgebracht, wäre das ja gar nicht möglich…“ Höflich verbeugte sie sich mit gefalteten Händen. „Dann wird es Zeit für die zweite Lady… Ich werde mich garantiert amüsieren.“ Mit diesen Worten verschwand sie. „Oh ja! Und die dritte Lady möchte auch Spaß haben!“ Dann verschwand auch die junge Blondine. Mothella blieb alleine zurück. Sie lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. „Ihr werdet sie sicher unterschätzen…“ 3.1 Ein schlechter Morgen ------------------------- „Ah~! Hab’ ich gut geschlafen!“ Ein neuer Tag war angebrochen und Luigina, die sich ausgeschlafen fühlte, streckte sich genüsslich während sie sich aus dem Bett erhob. Sie schob die Decke zur Seite, leise, ganz vorsichtig, um ihre Schwester nicht zu wecken, welche noch tief und fest schlief. Barfüßig tapste Luigina schnell zum Fenster, der Boden war für ihren Geschmack etwas zu kalt. Sie riss die Vorhänge auf und schloss ihre Augen, um sich in den Sonnenstrahlen baden zu können. Jedoch blieb es dunkel wie zuvor. Verwundert öffnete sie ihre Augen wieder und der Blick aus dem Fenster offenbarte den fast schwarzen Nachthimmel, in dem der runde Vollmond erstrahlte. „… Es ist noch Nacht? Aber ich hab’ das Gefühl, ich hab’ ewig geschlafen…“ Sie verschränkte grübelnd ihre Arme und sah dabei den leuchtenden Mond an. Dann fing sie an zu lächeln. „Was für ein hübscher Mond! So hell, ganz weiß! Und …ehm…“ Sie legte ihren Kopf schief, als sie den Mond betrachtete. Es sah so aus, als hätte dieser einen breiten Mund bekommen. „… Träum’ ich? Monde haben keine Münder! Ich weiß, hier hat so gut wie alles Augen, aber… Der Mond hat keinen Mund!“ Plötzlich streckte sich aus dem Mund eine große Zunge heraus, woraufhin ein breites Grinsen entstand. Ein eigenartiges Kichern war zu hören, hell, spöttisch. Luigina wich einen Schritt zurück, starrte den Mond aber immer noch an, welcher nun auch schwarze Augen bekam, die zurückstarrten. Dann zog der Mund die Zunge zurück, leckte sich davor noch über Lippen. Das Gesicht lachte laut, schneidete widerliche Grimassen und machte sich über Luigina lustig, die es immer mehr mit der Angst zu tun bekam. „Nein… nein… bitte nicht…!“, stotterte sie und wich noch etwas zurück. Langsam schien sich das Gesicht aus dem Mond herauszulösen. Eine weiße ballonartige Gestalt formte sich vor Luigina. Es schwebte immer näher auf die Klempnerin zu, welche sich vor Angst nicht mehr bewegen konnte und nur noch zitterte. Mit einem Mal machte das Wesen einen Satz nach vorne, riss den Mund auf, aus welchem lange spitze Zähne ragten. Brüllend verspottete das Wesen mit einer Teufelsgrimasse Luigina, die vor Schreck aufschrie und auf den Hintern plumpste. „Ein… Ein… EIN GEIST! AAAAAAAAAH!!“, sie kreischte entsetzlich laut, woraufhin das Wesen sich selber erschrak, rot anlief und durch die Wand aus dem Zimmer flüchtete. Luigina verharrte noch eine Weile in dieser Position. Ihr Herz raste vor Angst, der Schweiß rann ihr von der Stirn. Sie blickte hin und her um sicher zu sein, dass kein Geist mehr hier war. Dabei fiel ihr auf, dass der Raum komplett anders war. Die Stoffe waren dunkel, wenn nicht gleich schwarz, anstatt rot und rosa, wie es sich für Peachs Räumlichkeiten nun mal gehörte. Sie glichen Fetzen, die völlig zerissen herumhingen. Der Fußboden war grau, dreckig und staubig, wie der Rest des Zimmers. Immer noch völlig verschreckt kroch Luigina zum Bett und kletterte hinein. „Ma-chan! Ma-chan! WACH AUF!“, rief sie. Doch ihre Schwester murmelte nur, sie solle sie in Ruhe schlafen lassen und sie nicht mit ihren Albträumen nerven. „Bitte Ma-chan! Hier stimmt was nicht! Und.. Und… DA WAR EIN GEIST!“ Sie schrie lauter, aber wieder grummelte ihre Schwester abweisend etwas zurück. Luigina ließ sich aber nicht abschütteln, sie packte Marianna rüttelnd am Kragen. „Wach auf! WAAACH AAAAUF!“ Das hatte gesessen, die rote Klempnerin schrak auf. Doch friedlich blieb sie nicht, ganz verärgert über diesen lauten Weckruf stieß sie Luigina von sich. „Was ist denn los verdammt noch mal?! Ich möchte SCHLAFEN!“ „Ma-chan! Sieh nur! Hier stimmt was nicht!“ Daraufhin sah sich Marianna um und stellte fest, dass das, was Luigina sagte, tatsächlich stimmt. Das Zimmer, in dem sie schon so viele Male übernachtet hatten, war ihnen nun völlig fremd. „Was ist denn hier passiert? Und warum ist es immer noch so dunkel?“ Verschlafen griff Marianna zum Nachttisch um dort die kleine Tischlampe einzuschalten, griff jedoch ins Leere. Als sie ihre Hand wieder zu sich ziehen wollte, stieß sie eine Kerze um, die den Platz der Lampe einnahm. „Was zum…?“ Marianna blickte an die Decke. Blinzelnd konnte sie erkennen, dass es auch hier keine Lampe gab, stattdessen hing dort ein alter verstaubter Luster, der noch mit Kerzen ausgestattet war. Da es ihr zu dunkel war, wedelte Marianna verschlafen mit der Hand, was dank ihrer Feuerfähigkeit die Kerzen entzündete. Das dumpfe Licht der Wachsstangen erfreute Luigina, die nämlich in der Dunkelheit fürchterliche Angst hatte und die vorherige Begegnung mit dem Geist war ihr schon genug. „Ma-chan? Was ist hier nur passiert? Wurden wir entführt?!“, fragte Luigina bibbernd ihre Schwester, die sich gerade aus dem Bett erhob. „Nein, das ist noch immer Peachs Schloss, da bin ich mir sicher.“ „Hat sie etwa über Nacht schnell mal umdekoriert?“ „Mh… Du hast also einen Geist gesehen, ja?“ Marianna sah ihre Schwester fragend an. „Ja! Ein Boo! Ein großes fettes Boo! Es hat mich erschreckt… Es kam aus dem Mond!“ Antwortete Luigina, die beim Gedanken an ihre Geisterbegegnung glatt wieder anfing zu zittern. Marianna hingegen blieb ruhig, sie ging zur Türe und öffnete diese. Am Gang konnte man unheimliche Stimmen wahrnehmen, kichern, klappern, grölen, grummeln. Die rote Klempnerin wagte einen Blick hinaus. Auch hier hatte sich alles verändert. Der lange Flur war bis auf das schwache Licht einiger Kerzen stockfinster, Spinnweben hingen von der Decke, einige Fledermäuse starrten Marianna kopfüber mit leuchtenden Augen an. Luigina gesellte sich zu ihrer Schwester, blieb aber ganz dicht neben ihr und blickte dann auch auf den Gang hinaus. „Ma-chan? Was ist hier los?! Hier sieht es aus wie in einem Spukschloss!“ „Ich glaube…“ Als sich vor ihr eine riesige gestreifte Spinne, mit jedoch nur vier Beinen, blitzschnell an ihrem Faden herabließ, hielt Marianna inne. Luigina schrie auf und versteckte sich hinter ihrer Schwester. „Guten Morgen, die Damen. Gut geschlafen?“, das spinnenartige Wesen, welches wohl als Scuttle Bug zu identifizieren war, baumelte hin und her, während es die Frage stellte. „Ehm… ging schon mal besser?“ Marianna sah die Spinne angewidert an. „Ach, wir sind alle so froh, dass wir ein neues Zuhause haben. Sehr angenehm hier, findet ihr nicht?“ Das scheinbar weibliche Scuttle Bug ließ sich zu Boden fallen und lächelte völlig unschuldig. Luigina versteckte sich dabei noch mehr hinter ihrer Schwester, um ja nicht gesehen zu werden. „Hilfe! Das Ding soll mir nicht zu nah kommen!“, flüsterte sie dabei Marianna zu. Diese knallte dann die Tür vor der Nase der Spinne zu und rief dabei „Ja, wir finden’s wunderbar!“. Sie verschränkte die Arme. Luigina seufze erleichtert, als das Krabbeltier aus ihrem Blickfeld war. „Lu-chan? Das hier ist eine Invasion! Scheint wohl so, als hätte sich ein ganzer Friedhof hier angesiedelt und das Schloss übernommen. Zumindest sieht es so aus…“ „Meinst du… hier sind nun ganz viele… G-Geister?!“ „Und Untote, Fledermäuse, Spinnen und alles andere was noch zur Sparte „Gruselfreunde“ gehört… Los, zieh dich um! Wir gehen Peach suchen! Ich hoffe, ihr ist nichts passiert.“ Marianna und Luigina schlüpften geschwind in ihre Kleidung. Die grüne Klempnerin kämpfte mit ihrem Zopfgummi, welches einfach nicht ihre Haare öffnen ließ. „Eh, Ma-chan? Was hast du gestern mit meinen Haaren gemacht?!“ „Nichts! Lass sie doch einfach zusammengebunden und komm!“ „Aber… meine schönen Haare!“ Luigina zupfte weiterhin am Haarband, als Marianna sie letztendlich an den Händen packte und aus dem Zimmer zerrte. Vorher noch räumte sie die Spinne, die sich vor der Tür platziert hatte und über die Unhöflichkeit der Jugend klagte, mit einer Stampfattacke aus dem Weg. Schnell hörte Luigina auf über ihre Haare zu jammern. Stattdessen klammerte sie sich ängstlich an den Arm ihrer Schwester, denn er düstere Gang gefiel ihr ganz und gar nicht. „Ma-chaaaa~aan! Warum passiert sowas eigentlich immer uns?!“, wimmerte Luigina, bis sie dann erneut laut aufschrie, weil sich etwas unter ihrer Mütze bewegte. „AH! Ma-chan! Da ist was! Unter meine Mütze! Mach es weg! MACH ES WEG!!“, schrie sie hysterisch, fuchtelte mit den Armen und lief panisch im Kreis. Marianna hielt ihre Schwester fest. Sie nahm die grüne Mütze ab, unter der die kleine Fee Cianca, die aus dem Schlaf gerissen wurde, fürchterlich strampelte. „Unhöflich! Unhöflich! Könnt ihr mich nicht etwas netter wecken?!“, beschwerte sich Cianca lautstark. Luigina verbeugte sich als Entschuldigung, nach dem sie von ihrem Schreck erholt hatte. Dann fiel auch Cianca die Veränderung im Schloss auf. „Es ist so dunkel, ganz dunkel. Und so … gruselig! Was ist los?“ „Geisterinvasion.“, antwortete Marianna kurz und bündig, während ihre Schwester bei dem Wort zusammenzuckte. „Uiii, wie spannend! Ich habe noch nie Geister gesehen, noch nie! Wo sind sie denn? Wo?!“ Ganz neugierig schwebte Cianca auf und ab. „Ich will gar nicht wissen, wo die sind! Bloß keine Geister!“ Nervös fächerte sich Luigina mit den Händen Luft zu. „Sind Geister denn so schlimm? Ja?“ „Ja! SEHR SCHLIMM!“ Luigina war jetzt schon mit den Nerven am Ende. So sehr hatte sie sich gewünscht, auf diesem Abenteuer keinen Geistern und anderen Untoten Wesen zu begegnen, stattdessen nehmen sie gleich das ganze Schloss ein. „Du musst wissen, Lu-chan hat fürchterliche Angst vor Geistern.“, erklärte Marianna der Fee, die ganz fasziniert von dem „neuen“ Schloss war. „Wir müssen nun aber Peach finden! Sie hat sicher auch große Angst…“ Die Truppe setzte sich in Bewegung und folgte dem langen Gang in der Hoffnung, auf Peach zu stoßen. Sie hatten schon bald Glück, denn noch im selben Stockwerk wurden sie fündig. Das hohe Geschrei einer Horde Fledermäuse machte auf sich aufmerksam. Die geflügelten Fellbälle umzingelten die Prinzessin, die mit ihrem Sonnenschirm um sich schlug um die lästigen Tiere loszuwerden. „Ah! Ma-chan! Lu-chan! HILFE!“, rief sie, als sie die Schwestern erblickte. Diese zögerten nicht lange und verjagten die Fledermäuse mit Flammen und Blitzen. Peach atmete erleichtert auf und zeigte mit einem strahlenden Lächeln ihre Freude, die Schwestern zu sehen. Marianna packte dann eine der Fledermäuse, die ein wenig zu langsam waren, an den Flügeln. Sie hielt sich das Tier vors Gesicht und starrte böse in seine großen Kulleraugen. „Was ist hier los?!“, fragte sie verärgert, was die kleine Fledermaus so sehr einschüchterte, dass sie verstummte. „Ich fragte: Was ist hier los?!“, wiederholte Marianna und schüttelte wütend, woraufhin die Fledermaus laut quietschte. „Schon gut! Schon gut! Hör auf mich zu Schütteln und ich sag’s dir!“ Misstrauisch ließ die Klempnerin das geflügelte Tier los. Dieses putzte sich die Flügel, ehe es dann anfing zu sprechen. „Dieses Schloss gehört nun unserer Herrin! Hier leben von nun an nur noch Geister, Untote und deren Freunde, jaha! Und euch rate ich, zu verschwinden, ehe unsere Herrin wütend wird. Sie mag keine Lebenden!“ Die Fledermaus kicherte noch einmal und flatterte dann davon. „Hey, aber das ist MEIN Schloss!“, rief Peach hinterher. Von allen war sie besonders entsetzt über den plötzlichen Ansturm der Geister. „Mach’ dir keine Sorgen, das Schloss gehört schon bald wieder dir! Aber vorher noch eine Frage… Was ist mit Toadsworth und den anderen passiert?“ Marianna hatte an diesem Tag noch keinen einzigen der vielen Schlossbewohner, die ausschließlich Toads waren, gesehen. „Oh nein! Toadsworth! Und Toadette, und die anderen… Ihnen wird doch nichts passiert sein, oder?“ Peach sah Marianna hoffnungsvoll an. „Nein, garantiert nicht. Suchen wir sie lieber, bevor wir uns um die Zurückeroberung des Schlosses kümmern!“, schlug Marianna vor und die Prinzessin sowie Luigina und Cianca stimmten nickend zu. Also begann die Gruppe sämtliche Räume auf dem Weg durchs Schloss zu durchforsten, um die verlorenen Toads wieder zu finden. Dabei blieben sie vor einer verdächtigen Tür stehen, die fest verschlossen war. Das Schlüsselloch hingegen war so groß, dass sich Cianca mühelos hineinquetschen konnte. Also schickten sie die kleine Fee hinein um nachzusehen, ob die Toads vielleicht dort hinein geflüchtet waren. So schnell wie sie hineingeschlüpft war, kam Cianca auch wieder zurück, vor Angst kreischend, womit sie Luigina gleich ansteckte und beide im Chor schrien. „Beruhigt euch! Meine Güte… Was hast du da drinnen gesehen?“, fragte Marianna neugierig die aufgeregte Fee, die erstmal tief einatmen musste um sich zu beruhigen. „Eine große, riesige, monströse Stahlkugel mit großen, riesigen, monströsen Augen und großen, riesigen, monströsen Zähnen! Sie hat mich angebellt und… und wollte mich fressen! FRESSEN!“ Bei der Beschreibung fing auch Luigina an zu bibbern. Sie nahm die kleine Fee in die Hände um ihre Angst mit ihr zu teilen. „Ach, Kettenhunde gibt es hier auch?“ Marianna lugte durch das Schlüsselloch, was das stählerne Tier darin wohl bemerkte und gleich wütend losbellte. Jedoch konnte es kaum vorwärts, da es angekettet war. Die rote Klempnerin streckte ihm die Zunge raus. „Bäh! Dummer Hund!“, spottet sie, dann ging sie mit ihren Freunden weiter. Die weiteren Räume, die sie durchsuchten, waren ebenfalls voller merkwürdiger Gestalten, die aber seltsamerweise allesamt sehr freundlich und höflich waren. So trafen sie auf knochige Koopas, sogenannte Dry Bones, aber auch auf Boos und weitere Spinnen und Fledermäuse. Letztendlich kamen sie am Ende des langen Ganges an. Trotz der starken äußerlichen Veränderung des Schlosses blieben die Gänge der Prinzessin vertraut und so konnte sie den hintersten Raum hier auch als Schlossbibliothek wiedererkennen. Noch bevor sie die Tür erreichen konnten, erschien vor ihnen ein durchsichtiges Wesen, das scheinbar ein Geist war. Wie üblich ließ Luigina einen Schrei los und verschwand hinter Marianna. Der längliche violette Geist verschränkte seine Arme, an deren Hände er Boxhandschuhe trug. Mit seinen gelben Augen starrte er die Gruppe grimmig an. „Ey, ihr kommt da net rein.“, sagte er völlig abweisend und deutete ihnen mit seinem Kopf, dass sie verschwinden sollten. Cianca schwirrte völlig desinteressiert von der Aussage vor dem Türsteher auf und ab. „Das ist also ein Geist? Ja? Ziemlich transparent, ziemlich! Findet ihr nicht?“, quiekte sie, sah dabei zwischen ihren Freunden und dem Geist hin und her. „Ey, was guckst du? Noch nie krasse Geist gesehen?“ „Öhm, nein, nein, nicht wirklich!“ „Voll unkorrekt, ey. Egal. Haut ab, ihr kommt da net rein.“, wiederholte der Geist. „Soll ich ihn schlagen?“, Marianna blickte zu Peach und Luigina. „Gerne, dann kann er mir nicht mehr wehtun!“, jammerte Luigina zurück. „Ach lass mal, Ma-chan. Ich kümmere mich schon darum.“ Peach schwang sich an den Schwestern vorbei und posierte dann mit all ihrer Eleganz vor dem Geist. Diesem fielen fast die Augen beim Anblick der lieblichen Peach heraus, er war völlig baff von ihrer Schönheit. „Ey, du bist geile Braut, darfst du reingehen.“ „Danke, lieber Türsteher!“ Sie zwinkerte ihm zu, während er zur Seite ging und sie vorbeiließ. „Ihr wartet hier, ich sehe nur schnell nach, ob die Toads hier sind! Bis gleich~!“ Sie verschwand hinter der Tür, vor die sich der Geist sofort wieder hinstellte. „Unfair…“, grummelte Marianna, die sich ungern von einem Geist aussperren ließ. Cianca hingegen entschied sich, den Geist weiter mit Fragen zu bombardieren. „Und? Und? Wie heißt du?“, fragte sie in einem nervigen Ton. „Murad.“ „Ah, hübscher Name, hübsch! Und was machst du so?“ „Stehen vor Tür.“ „Ah, toll, sehr toll! Und was ist dein Lieblingsessen?“ „Döner von Lamm.“ „Ah, schmeckt sicher gut, sicher!“ Und so ging das Gespräch weiter. Daneben standen die Schwestern, Luigina, die bereits gemerkt hatte, dass der Geist nicht sonderbar gefährlich war und Marianna, die den Geist einfach nur für total beschränkt hielt. Peach durchsuchte in der Zwischenzeit die Bibliothek. Diese war ein riesige Saal voller Bücherregale. Sonderlich hell war es hier noch nie. Irgendwie hatte Peach ein seltsames Gefühl, was die Bücher anging. Sie ließ sich aber nichts anmerken und ging einfach stur durch die Gänge. Zur Sicherheit blieb sie auch leise, um nicht vielleicht die Aufmerksamkeit irgendwelcher Gegner auf sich zu lenken. Plötzlich hörte sie einen dumpfen Schlag, sie drehte sich blitzartig um. Da war aber niemand, aber ein Buch fiel aus dem Regal. Gerade als sie sie weitergehen wollte, fiel ein weiteres Buch, von ganz oben genau auf sie herab. Peach wich schnell aus, da begannen die Bücher wie in einer Kettenreaktion herabzuregnen, aber gezielt auf die Prinzessin. Diese nahm ihre Beine in die Hand und rannte so schnell sie konnte, spannte dabei ihren Sonnenschirm auf, der die herabfallenden Bände von sich abprallen ließ. Keuchend blieb sie stehen, als sie die Regalreihe verlassen hatte. Sie befand sich nun im Arbeitsabteil der Bibliothek, in dem neben einem großen Sofa auch eine Menge Tische und Stühle standen. Zur Erholung wollte sie sich auf einen der Sessel setzen, welcher woraufhin völlig wild herum sprang und die Blondine angriff. Diese schlug den Sessel kräftig mit ihrem Schirm, woraufhin dieser regungslos zurückfiel. „Was zum Teufel ist hier los?!“, fluchte sie, völlig überrascht von den wild gewordenen Gegenständen, als dann auch noch das Sofa anfing zu knurren. Sie seufzte, ließ sich davon nicht weiter stören und setzte ihre Suche fort. Im hintersten Teil der Bibliothek hörte sie dann Stimmen flüstern. Diese kamen ihr sehr bekannt vor, also näherte sie sich vorsichtig dem Geflüster. „Prinzessin? Seid Ihr das?“, fragte eine tiefe Stimme, ganz leise. „Toadsworth?!“ Peach entdeckte den alten Mann, jedoch eingesperrt in einem großen Käfig. Neben ihm tummelten sich noch mehr Toads, die alle samt das Schloss bewohnen. Beim Anblick ihrer Prinzessin wurden sie ganz aufgeregt vor Freude. „Ich hol’ euch hier raus!“ Peach rüttelte an dem Schloss, doch keine Chance, die Käfigtür ließ sich nicht öffnen. Selbst einige Schläge mit ihrer Waffe brachten nichts. „Tut mir Leid, ich krieg’ das Schloss nicht auf.“ „Ach, Prinzessin, so wird das nichts …“, erklärte Toadsworth, der verzweifelt die Gitterstäbe hielt. „Verdammt! Wer hat euch hier überhaupt eingesperrt?!“ „Es ging alles so schnell, plötzlich waren so viele Geister hier. Und diese seltsame Frau, ich konnte nur erkennen, dass sie einen Kimono trug!“ Toadette drängte sich aus der Masse an Toads vor. „Ja, diese Frau im Kimono hat das ganze Schloss mit ihren Geistern eingenommen!“, fügte Toadsworth hinzu. Peach blickte zu Boden und seufzte verzweifelt. „Wie konnte das nur passieren? Mein Schloss, von Geistern eingenommen… Und ihr, meine Freunde… eingesperrt… und ich kann euch nicht einmal befreien…“ „Prinzessin! Nicht aufgeben! Marianna und Luigina sind doch noch da draußen, hab ich Recht?“ Toadette versuchte, die Prinzessin aufzumuntern. „Wir warten hier. Unsere Rettung eilt nicht. Es ist nun wichtiger, dass Ihr das Schloss zurückerobert! Uns wird schon nichts passieren!“ Toadsworth half dem pinken Toadmädchen mit seiner Rednergabe. Peach sah auf. Sie lächelte die Toads an. „Ihr habt Recht! Ich darf mir das nicht gefallen lassen, das ist MEIN Schloss! Niemand wagt es, hier einzumarschieren und alles einzunehmen! Diese Kimono-Frau wird noch ihr blaues Wunder erleben!“ Entschlossen ballte Peach ihre Hände zu Fäusten. „Wartet hier auf mich. Ich werde wiederkommen, versprochen!“ Die Toads nickten, als Peach sich dann umdrehte und fort ging. Vor der Türe hingegen hielt sich Marianna nur noch die Stirn, als sie Cianca bei ihrem Gespräch mit dem Türstehergeist zusah. Luiginas Stimmung lockerte sich hingegen und sie fand das Ganze recht amüsant. „Warum bist du eigentlich ein Geist? Mh? Warum?“ „Ich wurde Messer gemacht. War ich hübsche und gute Junge.“ „Ah! Wie gemein, ganz gemein…“ Völlig erfreut war Marianna dann, als endlich die Türe aufging und Peach sich blicken ließ. „Gott sei Dank! Wo sind die Toads?“, fragte Marianna erleichtert. „Eingesperrt in einem Käfig. Aber sie müssen leider warten… Ich kann sie erst befreien, wenn ich mein Schloss wieder habe! Ich werden diesen Geistern zeigen, was passiert, wenn man mir, Prinzessin Peach Toadstool, das Schloss vor der Nase wegschnappt!“ Wütend schwang sie ihren Sonnenschirm. Sie traf damit den Türstehergeist, der völlig überrumpelt nicht einmal die Chance hatte, den Angriff abzuwehren und mit voller Wucht in die Tür, die er bewachen sollte, hinein krachte. Peach warf ihr blondes Haar zurück und lächelte dann zufrieden. Marianna sah den zu Boden geschlagenen Geist an, Cianca quietschte entsetzt. „Ah! Murad! Ah! Der arme! Nun wurde er… öhm… Sonnenschirm gemacht?“, fiepte sie. „Langsam bekomm’ ich auch vor dir Angst…“, sagte Luigina zur Prinzessin, die nur die Zunge herausstreckte. „Tja, das passiert, wenn man sich mit mir anlegt! Diese Geister sollen wissen, dass sie einen großen Fehler begangen haben! Mein Schloss zu klauen bedeutet KRIEG!“ „Dann heißt unsere neue Mission also „Rückeroberung des Schlosses“!“ Einverstanden nickten die drei Mädchen, während Cianca mal wieder der Meinung war, die Weltrettung käme an erster Stelle. Aber zu einer Diskussion kam es diesmal nicht, denn Luigina packte sie unter ihre Mütze. Marianna machte dann den ersten Schritt in Richtung Gang, aus dem sie kamen. Sie zeigte entschlossen voraus und führte ihre Freunde an. „Macht euch auf was gefasst, ihr Geister und untoten Mistvieher! Hier kommen die Super Sisters, die euch zusammen mit der Prinzessin sowas von den Hintern versohlen werden!“ 3.2 Die drei Krieger -------------------- „Und wie wollen wir das anstellen?“ Die Gruppe blieb stehen, Marianna und Peach blickten zu Luigina, die etwas weiter hinten ging, vermutlich wegen ihrer Angst. Sie wiederum blickte die beiden unsicher an. „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, nun einfach so den Geistern den Krieg zu erklären und sie alle niederzuschlagen…“, meinte sie. Peach nickte zustimmend. „Da hast du Recht, eigentlich haben sie uns ja nichts getan, nein, im Gegenteil, sie sind sogar ganz nett. Schuld ist nur diese Frau im Kimono…“, sagte die Prinzessin, aber Luigina schüttelte nur den Kopf. „Nein, so hab’ ich das nicht gemeint! Ich wollte eigentlich sagen, dass wir…“ Richtig erklären konnte sie nicht, was sie tatsächlich gemeint hatte, denn Marianna unterbrach sie einfach. „Welche Frau im Kimono?“, fragte die rote Klempnerin. „Die Toads haben mir erzählt, dass eine Frau im Kimono die ganzen Geister hier angeschleppt hat. Ich denke mal, wenn wir sie besiegen, dann verschwinden auch die ganzen gruseligen Dinge hier!“, erklärte Peach zuversichtlich, während Luigina immer wieder versuchte das Vorhaben auszureden. „Also, wie gesagt, wir sollten die Geister lieber nicht reizen, denn…“, fing sie an, aber hielt inne, als Peach und Marianna einfach weitergingen. Sie spurte nervös hinterher. „Hey! Was denkt ihr, was passiert, wenn die wütend werden… Sie könnten uns aufschlitzen, unser Blut trinken und uns dann an Piranhapflanzen verfüttern! Und …“ „Hör auf Lu-chan!“, ermahnte Marianna ihre kleine Schwester. „Aber…“, stotterte Luigina. „Kein Aber! SO wirst du deine Angst nie überwinden!“ „Aber… Ich denke, wir…“ „Nein! Wir werden es nicht bleiben lassen! Du wirst dich gefälligst zusammenreißen, okay?“ „Aber…“, murmelte Luigina, woraufhin sich Marianna laut und verärgert räusperte, so dass der grünen Klempnerin nichts anderes übrig blieb, als zu verstummen, nachdem sie ein leises „Okay“ von sich gab. Aber in Ordnung war für sie nichts, mit zusammengefalteten Händen ging sie langsam zitternd hinter Peach und Marianna hinterher, ängstlich sah sie immer wieder hin und her. Am liebsten hätte sie sich wie ein kleines Kind auf den Boden geworfen, hysterisch geschrien und sich mit aller Kraft geweigert, weiter zu gehen. Aber ihrer Schwester zu Liebe versuchte sie nun, sich zusammenzureißen, auch wenn es ihr sehr schwer fiel ruhig zu bleiben. Cianca war bereits die ganze Zeit verwundert über Luiginas Angst. Sie hob die Mütze an, setzte sich vorsichtig auf ihre Schulter und konnte dabei spüren, wie Luigina zitterte. „Wieso hast du denn eigentlich Angst? Mh? Wieso?“, fragte sie, stotternd durch die Vibration die Luigina verursachte. „Geister sind… böse! Fürchterlich! Gefährlich! Grässlich!“, argumentierte sie, Cianca verzog nur das Gesicht. „Aber der Geist von vorhin war doch ganz lustig!“, kicherte das kleine Wesen, konnte damit aber die Klempnerin nicht aufmuntern. „Ja! Ja! Aber die anderen! Die sind ganz und gar nicht lustig! Wie sie ganz plötzlich aus dem Nichts vor einem auftauchen, ihre Gesichter zu schrecklichen Grimassen verziehen, die direkt aus einem Albtraum stammen könnten. Und allein die Tatsache, dass sie tot sind! Verdammt, die sind tot! Und die wollen mich auch töten! Ich häng’ doch so an meinem Leben…“, klagte die grüne Klempnerin, die nun nervös an ihrem geflochtenen Haar zupfte. „Aber… Aber du bist so groß, ja, und stark bist du doch auch! Ich versteh’ nicht, warum du Angst hast … Sieh mal, sieh mal. Ich bin klein, ganz klein… Eigentlich müsste ich Angst haben, ich! Aber ich hab’ keine Angst…“, meinte Cianca, woraufhin Luigina nur seufzte und die Schultern hängen ließ. „Luigina ist halt einzigartig!“, sagte Marianna in einem schelmischen Ton zurück. Luigina verschränkte schmollend die Arme. „Ängste sind doch etwas völlig Normales. Jeder hat vor etwas Angst. Man muss diese Ängste ja nicht immer überwinden. Aber man sollte zumindest mit ihnen Leben können!“, erklärte Peach auf eine liebenswerte und aufmunternde Art. „Du darfst also ruhig Angst haben. Ich find das übrigens total süß, wenn du dir halb in die Hose machst!“ Peach hielt sich die Hand vor den Mund als sie schmunzeln musste. Luigina lief rot an, weil ihr nach dieser Aussage ihre Angst auch noch peinlich war. „Am besten, wir starten unsere Suche nach der Kimono-Frau im Erdgeschoss, was meint ihr?“, wechselte Marianna das Thema. „Gute Idee! Unten sind auch wichtige Säle, vielleicht versteckt sich diese Frau dort …“, vermutete Peach. Gemeinsam folgte die Gruppe dann dem breiten Treppenabgang, nachdem sie den Gang durchquerten. Die Treppe war lang und einst mit rotem Teppich ausgekleidet, nun aber waren die Stufen komplett aus altem Holz, das unerträglich laut bei jedem Schritt knarrte, den die drei machten. Peach hielt sich beim Hinuntersteigen die Ohren zu, so sehr nervte sie die Treppe. „Die Geister stört es sicher nicht, die schweben ja nur rum!“, kommentierte Marianna. Letztendlich kamen sie im Erdgeschoss in der Empfangshalle an. Sofort offenbarte sich der Gruppe ein unheimlicher Anblick, denn so wirklich wie eine Lobby sah der Raum nicht aus. Nicht nur die drückende Dunkelheit schaffte eine eigenartige Atmosphäre, sondern auch der Nebel, der den Blick der Mädchen verschleierte. Diese schlechte Sicht führte dazu, dass Luigina völlig blind stolperte und vorwärts hinfiel. Mit dem Hinterteil in die Höhe lag sie am Boden, wunderte sich dabei Luigina, warum sie Erde in den Mund bekommen hatte. Sie rappelte sich auf und zeitgleich mit ihren Freundinnen bemerkte sie, dass das ganze Erdgeschoss dicht von morschen Bäumen bewaldet war. „Woah! Ein Wald in meinem Schloss?!“ Peach riss verwundert die Augen auf. Sie tastete einen Baum ab, um festzustellen, ob sie nicht vielleicht fantasieren würde, aber tatsächlich, da standen Bäume in ihrem Schloss. Auch der Boden unter ihnen war nicht mehr wie gewöhnlich mit Fliesen bedeckt, sondern voller dreckiger Erde, aus der riesige Wurzeln ragten. „Da geh ich nicht rein!“, beschloss Luigina, die die unheimliche Ausstrahlung dieses Waldes nicht gerade verlockend fand. „Also diese Geister haben echt viel Kreativität, ein gruseliger Wald mitten in einem Gebäude… Wir sollten vorsichtig sein, da drinnen gibt es bestimmt genug Fallen!“, erklärte Marianna und beäugte die toten Bäume. „Ich sagte, ich gehe nicht rein!“, wiederholte Luigina, um noch einmal ihren Standpunkt klarzustellen. Marianna jedoch ignorierte die Aussage völlig und ging mit Peach und Cianca los. Da entschied sich Luigina letztendlich doch noch mitzugehen, ganz alleine wollte sie auch nicht an Ort und Stelle bleiben. Sie schloss sich sofort mit schnellen Schritten der Gruppe an. Langsam durchforsteten sie den Wald, dessen Bäume hässliche Fratzen schnitten, um die vier Leute zu erschrecken. Einzig und alleine Luigina lies sich davon beeindrucken und hielt sich verschreckt die Hände vor die Augen. „Ma-chan! Die wollen mich fressen, mach doch was!“ „Ach bitte, Lu-chan! Das sind Bäume, die sind fest angewurzelt und können sich nicht bewegen. Außerdem, selbst wenn sie dich fressen, ohne Magen wirst du nicht verdaut!“ Luigina wagte einen Blick durch ihre Finger, doch als sie einen der Bäume ansah, verzog dieser seine Fratze, während er murrte und stöhnte, so dass die grüne Klempnerin panisch den Blick abwand. Marianna drehte sich zu ihrer Schwester um. Sie streckte ihr die Hand entgegen. „Nimm meine Hand! Dann bleibst du nah bei mir und dir passiert nichts!“ „… Aber… Ich bin doch kein kleines Kind mehr!“ „Willst du, dass dich die Bäume fressen oder nicht?“ Die Frage musste Marianna nicht zweimal stellen, sofort nahm Luigina die Hand ihrer Schwester ganz fest und würde diese so schnell auch nicht wieder loslassen. Die Gruppe ging immer tiefer in den Wald hinein, der scheinbar kein Ende fand. „Ich kann mich nicht erinnern, dass das Erdgeschoss so groß ist …“ Nachdenklich und verwundert blickte Peach sich um. „Ein typischer Geisterwald! Ich bin mir sicher, wir haben uns schon längst verlaufen!“, vermutete Marianna und beunruhigte ihre Schwester damit noch mehr, die nun wie wild ihre Hand schüttelte. „WAAAS?! Oh Nein! Wir sind verloren!!“, rief sie laut und drückte die Hand ihrer Schwester auch noch ganz fest zusammen, woraufhin diese schmerzverzogen das Gesicht verzerrte. „Bitte, Lu-chan! Beruhig dich, du zerquetscht meine Hand!“ „Entschuldige…“, wimmerte Luigina, ließ locker und atmete tief ein. „Wenn es hier nur etwas heller wäre, könnten wir besser sehen, wo wir lang laufen! Eine Taschenlampe wäre nun praktisch… Obwohl…“ Peach wand sich mit einem fiesen Grinsen zu Cianca, die ihr einen geschockten Blick zu warf, denn sie wusste genau, was die Prinzessin meinte. Sie versuchte noch schnell zu fliehen, wurde aber sofort von der Blondine gepackt. Selbst ein heftiges Zappeln verhalf ihr nicht zur Flucht. „Wozu hast du eigentlich so ein Leuchtding am Hintern, wenn du es nie benutzt?“, fragte die Prinzessin die Fee und tippte dabei mit dem Finger auf die helle Kugel auf Ciancas Rücken. „Das ist ein Splittersensor, keine Taschenlampe! Keine Taschenlampe, ja?!“, meckerte die Fee, währenddessen sie von Peach durchgeschüttelt wurde. „In diesem Fall ist es eine Taschenlampe! Und nun leuchte schon!“ Als die kleine Fee bereits halb ohnmächtig geschüttelt wurde, begann die Kugel zu leuchten, genauso hell wie eine gut funktionierende Taschenlampe. „Geht doch!“, kicherte Peach zufrieden, hielt Cianca in den Händen, welche nur noch ihren Kopf vor lauter Schwindel hin und her wankte. „Sehr gut! Nun sehen wir mehr! Aber…öhm…“ Marianna konnte zwar nun die Gegend besser erkennen, sah aber auch, dass sie sich im Grunde kein Stück bewegt hatten. „Die Wurzel da… ist da Luigina nicht vorhin drüber gestolpert?“, fragte Peach. „Ja, da ist noch ein Abdruck von ihr in der Erde…“, fügte Marianna hinzu. „Heißt das, wir sind immer noch am Eingang?! Aber wir sind doch nun mindestens schon zehn Minuten gelaufen!“ Luigina wollte am liebsten die Fassung verlieren, als sie ebenfalls mitbekam, dass der ganzen Spaziergang durch den Wald keinen Meter wert war. „Dann hab‘ ich also doch kein vergrößertes Erdgeschoss… Wär sicher hübsch gewesen!“, lachte Peach ein wenig enttäuscht. „Was jetzt?“, wollte Luigina wissen. „Wir gehen da durch!“, antwortete Marianna entschlossen. „Aber… wir bewegen uns doch nicht vom Fleck!“ „Aber wir müssen da durch!“ Grummelnd sah Marianna in den Wald. Ihre Schwester seufzte nur. Peach hingegen ließ sich von der Tatsache, dass sie gerade umsonst gegangen waren, nicht beirren, sondern streckte die Hand mit der leuchtenden Cianca, die zwar bereits wieder bei Bewusstsein war, aber sich sowieso nicht befreien konnte, aus und ging los. Diese Entschlossenheit beeindruckte die Schwestern, also folgten sie ihr. „Ich sag‘s euch, wir stehen gleich wieder am Anfang!“, brummte Luigina von ihrer hinteren Position. Doch schnell stellte sich heraus, dass die grüne Klempnerin sich irrte, denn wie durch ein Wunder kam die Gruppe gut voran. Peach vermutete, dass es daran lag, dass solche Geisterwälder ja immer verflucht seien und das Licht den Bann bricht. So bahnten sich die vier Reisenden endlich einen Weg durch die düsteren Baumgruppen. Luigina schaffte es sogar, sich ein wenig zu beruhigen. Das Händchenhalten mit ihrer Schwester schien ihr die Angst zu nehmen. Nun marschierten sie schon eine Weile und zu ihrem Pech kamen sie an eine Kreuzung. Ihr Weg wurde in drei kleine Pfade geteilt, die mit schwer leserlichen verrotteten Holzschildern beschriftet waren. Marianna las vor, was die Schilder ihnen mitteilten. „Die Wege heißen…„Tot“, „Toter“ und „am Totesten“. Ähm?“ „Ich schlage vor, wir nehmen keinen der Wege und drehen lieber um!“ Luigina wollte sich gerade umdrehen, um in die andere Richtung zurück zu gehen, wurde aber von ihrer Schwester aufgehalten und zu sich gezogen. „Also, losen wir aus, welchen Weg wir gehen?“, schlug Marianna vor. Peach nickte einverstanden, Luigina hingegen schüttelte heftig den Kopf. Die rote Klempnerin seufzte wegen der überaus undeutlichen Einstimmigkeit ihrer Freunde. „Dann nehmen wir …“ Gerade wollte sich Marianna entscheiden, da wurde sie von eigenartigem Gekicher unterbrochen. „… Warst du das, Lu-chan?“ Doch ihre Schwester verneinte. Marianna kratzte sich verwundert am Kopf, da hörte sie das Kichern noch einmal, diesmal lauter und deutlicher, sodass ihr sofort klar wurde, mit wem sie es da zu tun hatte. „IEKS! Boos!“, quietschte Luigina erschrocken, schon wurden sie von einem ganzen Schwarm weißer kugelrunder Geister umzingelt. Sie grinsten breit mit ihren scharfen Zähnen, schwirrten mit heraushängender Zunge um die Gruppe. „Das musste ja passieren!“, rief Marianna als die Boos immer näher kamen. „Starrt sie nieder, Leute!“, befahl die rote Klempnerin und durchdrang die Geister mit direktem Blickkontakt, woraufhin sich diese erschrocken die kleinen Hände vors Gesicht hielten, peinlich berührt rot anliefen und sich nicht mehr von der Stelle rührten. Peach und Luigina taten dasselbe, jedoch schienen die Geister nur vor der grünen Klempnerin keine Angst zu haben, ganz im Gegenteil, die gesamte Menge der Boos fing an, die starrenden Blicke Mariannas und Peachs zu ignorieren und steuerten auf Luigina zu. „Hey! Nein! Kommt ja nicht näher! AAAH!“, kreischte sie, hielt sich abweisend die Hände vor die Brust und machte einen Schritt zurück. „Ohje! Die merken, dass du mehr Angst vor ihnen hast, als sie vor dir!“ Aber Mariannas Erkenntnis kam ein wenig spät, Luigina war bereits panisch losgestürmt, verfolgt von den ganzen Boos. Sofort versuchte die rote Klempnerin ihrer Schwester zu folgen, aber im selben Augenblick schnappte sich etwas ihre Kappe und zischte damit davon, jedoch in die genau entgegengesetzte Richtung. Der Dieb stellte sich als ein Boo heraus, welche spöttisch lachend davonschwirrte. „Meine Kappe! Gib sie mir wieder!“ Marianna ließ sich das nicht gefallen und folgte blindlings dem Geist, anstatt ihrer Schwester beizustehen. „Leute! Jetzt lauft doch nicht weg!“ Peach hingegen blieb alleine an der Kreuzung zurück. Stumm sah sie zu, wie ihre Freundinnen davonliefen, beide schlugen andere Wege ein. Die Prinzessin seufzte. „Ihr lasst euch viel zu leicht ablenken! Muss ich halt alleine mein Schloss retten…“ Sie warf ihren Schirm über die Schultern und nahm stolzierend den mittleren Weg. Wenigstens hatte sie noch Cianca, die sie immer noch fest in ihrer Hand hielt und als Taschenlampe verwendete. „Solltest du ihnen nicht folgen, mh?“, fragte die kleine Fee. „Ich kann mich nicht teilen... Außerdem passiert ihnen schon nichts!“, sagte die Prinzessin voller Optimismus mit einem Lächeln. „AAAAH! Lasst mich in Ruhe! HILFEEE!“ Luigina lief so schnell sie konnte, doch die Geistern ließen sich nicht abschütteln. Vielleicht lag es daran, dass sie schweben konnten und demnach nicht so schnell aus der Puste kamen. Jedenfalls war die grüne Klempnerin schnell mit den Nerven am Ende und machte sich während ihrem panischen Gerenne Gedanken, wie die Boos sie wohl erledigen würden. Erst spät bemerkte sie, dass sie bereits aus dem eigenartigen Geisterwald heraus war und nun einen schlecht beleuchteten Gang entlanglief. Doch dann entdeckte sie Türen und war sich sicher, wenn sie sich in einem Raum dahinter verstecken würde, dann würden die Boos sie nicht finden. Sie griff also nach eine Türschnalle, drückte sie herunter, doch anstatt die Türe zu öffnen, lockert sich diese und drohte, auf Luigina zu fallen. Mit einem lauten „IEKS!“ sprang sie zur Seite und sah zu, wie die Tür mit viel Krach zu Boden knallte. Als sich der aufgewirbelte Staub legte, konnte man erkennen, dass sich nicht einmal ein Raum hinter der Tür befand, sondern nur eine leere Wand. „Da hätte ich nun drunter sein können!“, dachte sie sich und schluckte. Sofort sprang sie auf, sah hinter sich und als sie ihre Verfolger entdeckte, lief sie los. Trotz des unheimlichen Erlebnisses mit der Tür griff sie nach der nächsten, in der Hoffnung, vielleicht doch einen echten Raum zu finden und keinen schlechten Geisterscherz, doch Fehlanzeige, auch diese kam ihr entgegen. Völlig außer Atem wich sie nun schon der dritten Tür aus, verängstigt und dennoch total sauer. Vor ihr war nun nur noch eine Sackgasse und eine einzige übrige Tür. „Die letzte Tür hier! Bitte lass es die Richtige sein!“, flehte sie in ihren Gedanken, drückte die Türschnalle und ging bereits in Position, um wegzuspringen, da blieb die Tür aber stehen. Erleichtert riss sie diese auf, schnellte in den Raum und knallte die Tür hinter sich zu. „Hahaha! Hier bin ich sicher! Solange ich die Tür zuhalte, kommt keiner rein!“, kicherte die Klempnern spöttisch, währenddessen sie sich mit aller Kraft gegen die Tür lehnte. Aber schon schnell bemerkte sie, dass das, was sie gerade tat, im Grunde eigentlich völlig sinnlos war. „Was tu ich da?! Das sind GEISTER! Die können doch durch Wände durch! AAAAH!“ Schon war die Panik wieder da. Wie aus Reflex suchte Luigina nach einem Versteck vor den Geistern, entdeckte dabei, dass sie hier in einer großen Lagerhalle war. Das kam gerade recht, denn hinter den vielen Kisten würden die Boos sie sicher nicht finden, das dachte sie zumindest. Also kauerte sie sich hinter einem Karton zusammen, jedoch war durch ihre Körpergröße das Verstecken gar nicht so einfach und sie übersah, dass oberhalb der Kiste ihre Mütze zusehen war. Demnach war es ein Kinderspiel für die Geister, die gerade durch die Wand gekommen waren, die Klempnerin ausfindig zumachen. Luigina konnte ihr schelmisches Kichern schon hören. Sie versuchte, vor Angst nicht so stark zu zittern, um nicht aufzufallen, was sie ja sowieso bereits tat. Die Gruppe der Boos versammelte sich um die Kiste, eines von ihnen hob diese hoch und warf sie weg. Luigina erschrak, wich auf dem Hintern schleifend zurück, als sie die weißen Geister erblickte. Da saß sie nun, umzingelt von Geistern und war sich schon sicher, dass es um sie geschehen war. „Sollen wir sie fressen?“, fragte ein Boo die anderen Geister. „Oder die Gedärme rausreißen?“, schlug ein anderes vor. „Sie zu Tode erschrecken?“ Die Geistern warfen sich gegenseitig Vorschläge an den Kopf, wurden aber nie einig, „Oder doch den Kettenhunden zum Fraß vorwerfen?“ „Häuten!“, rief ein Boo. „Aufspießen!“, meinte ein anderes. Bei jedem Vorschlag zuckte Luigina zusammen, eine Idee grausamer als die andere. Nun sollte es nur noch Sekunden dauern, bis sie sich die Piranhapflanzen von unten ansehen kann, dachte sie sich. „Lasst sie zufrieden!“ Plötzlich drang eine raue Stimme durch den Raum. Sie war zwar unbekannt, aber gab Luigina Hoffnung, dass jemand gekommen war, um sie zu retten. Die Boo Menge spaltete sich, gab den Blick auf ein wesentlich größeres Boo frei, welches sich auf einer Kiste gemütlich gemacht und für diese Situation sehr unpassend genüsslich einen Tee trank. Ein wenig erinnerte das Aussehen ja doch an einen Helden, denn der Geist sah aus wie ein Samurai und trug auch ein Katana auf dem Rücken. Bei seinem Anblick liefen die Boos alle hochrot an, strömten ehrfürchtig in alle Richtung und verschwanden durch die Wände. Luigina konnte gar nicht fassen, dass ein Geist ihr gerade das Leben gerettet hatte. „Gibt es vielleicht doch auch gute Geister?“, fragte sie sich. Sie stotterte ein leises „D-Danke…“, als das Boo verwundert die Augenbraue hob. „Wofür bedankst du dich?“, fragte es. „Ähm… du… hast mich gerettet?“ Sie wich sicherheitshalber ein Stück zurück. Dann begann der Geist zu lachen. „Nein, nein! Ich wollte lediglich mit dir alleine sein. Ich mag kein Publikum.“ Luigina verstand nichts und legte den Kopf schief. Das Boo erhob sich von der Kiste, auf der es saß, und baute sich vor ihr auf. „Ich, Senbake, tapferer Krieger und Beschützer unserer Herrin, wurde geschickt, um dich zu erledigen!“, sagte es, zückte sein Schwert und richtete es auf Luigina, die das Katana mit weit aufgerissenen Augen anstarrte, als es kurz vor ihrer Kehle stoppte. „Naja, zumindest soll ich halt irgendeine von euch komischen aufmüpfigen Gören erledigen…“, fügte er noch schnell hinzu. Dann holte er mit seinem Schwert aus und schlug zu, aber Luigina wich gerade noch rechtzeitig aus. Blitzschnell teilte der Geist nun stattdessen den Krempel, der hinter der Klempnerin lag, in zwei. „Das ist ein Albtraum!“, fluchte sie und richtete sich auf. Sie fasste allen Mut zusammen, nahm eine Kampfstellung ein. Sie wusste genau, dass sie sich jetzt ihrer Angst stellen muss, im wahrsten Sinne des Wortes. „Hab’ ich dich!“ Marianna sprang, streckte ihre Hände nach dem Kappendieb und erwischte ihre geliebte Mütze. Jedoch glitt sie dann durch das Boo durch, klar, es war ja ein Geist, und krachte auf den Boden. Fluchend richtete sie sich auf und platzierte die Kappe wieder auf ihrem Kopf. Der Geist war längst verschwunden und die Klempnerin fand sich auf der Gartenterrasse im Hof des Schlosses wieder. Dieser glich nun mehr einem Friedhof als dem wunderschönen Blumenmeer, das er einst war. Wirklich beeindrucken ließ sich Marianna davon jedoch nicht, sie kehrte den Grabsteinen den Rücken zu und wollte wieder das Schloss betreten, als die Terrassentüre vor ihren Augen verschwand. Verärgert blickte sie nun die leere Wand an. „Geisterschloss, schon klar…“, sagte sie sich seufzend und nahm dann die wenigen Stufen von der Terrasse hinunter in den Hof. Aufmerksam bahnte sie sich ihren Weg durch die Grabsteine. „Hier gibt es sicher irgendeinen Schalter, der mir die Tür wieder herzaubert! So ist es ja immer…“, sprach sie aus Erfahrung, aber das Ergebnis ihrer Suche war nicht sehr erfreulich, denn einen Schalter fand sie nicht. Ebenso wunderte es sie, dass noch garnichts aus den Gräbern gekrochen kam, wie es sonst in diesen Gruselfilmen der Fall war. „Liegt sicher daran, dass alle Geister gerade hinter Luigina her sind… AH! Luigina!“ Plötzlich fiel ihr ein, dass ihre Schwester Hilfe benötigte. Nun ärgerte es sie noch mehr, dass diese Tür verschwunden war und weit und breit kein Ausweg zusehen war. Nicht einmal Fenster gab es, gut, wozu auch, die Sonne schien hier ja auch nicht. „So ein verdammter Dreck!“, schimpfte sie und schlug wütend mit ihrer Faust gegen einen alten, blätterlosen Baum. Dieser knarrte beim Schlag, als würde er sich beklagen. Durch die Erschütterung holte Marianna auch etwas vom Baum, dass vor ihren Füßen auf den Boden plumpste. „Wie?! Wo?! Was?! Kann man nicht einmal in Ruhe schlafen?!“, meckerte das Wesen, wedelte mit seinen Flügeln und sah zu der Klempnerin hinauf, welche ungefähr doppelt so groß war. „Wow! Hier gibt es ja Leben! Du weißt nicht zufällig, wie ich wieder ins Schloss komme?“, fragte sie die Fledermaus mit der Knollnase und den Schlitzaugen vor ihren Füßen. „Wenn du mich so fragst, GARNICHT!“, knurrte das Geschöpf und flatterte in die Höhe, um Marianna genauer betrachten zu können. Dann wurde ihm klar, mit wem es hier zu tun hatte. „AH! Du bist das! Na wenn das so ist, kann ich mich ja gleich um dich kümmern! Welch ein Pech, dass du mich aufgeweckt hast!“ Die Fledermaus band sich mit ihren Flügeln ein rotes Band um die Stirn und nahm eine karateähnliche Pose ein, welche durch seine kleinen Beinchen ein wenig seltsam aussah. Dies empfand auch Marianna und sie musste sich zusammenreißen, um nicht lauthals loszulachen. „Jaha! Du lachst, aber ich bin Fushi, Karate-Meister und Beschützer unserer Herrin! Und dich werde ich nun zu Brei verarbeiten!“, rief die Fledermaus und startete einen Angriff gegen Marianna, indem es wie im Sturzflug auf die Klempnerin zuraste. Sie konnte zwar ausweichen, rechnete aber nicht damit, dass sich Fushi so schnell in der Luft wieder fangen würden und direkt nocheinmal angreifen würde. Sie wurde getroffen und selbst überrascht von der Wucht, die diese Fledermaus austeilen konnte, knallte sie gegen einen Grabstein. „Und weil du mich so brutal aus meinem schönen Traum gerissen hast, wirst du nun ebenso brutal in den Tod gerissen! Haha!“ „Das werden wir ja noch sehen!“, meinte Marianna, währenddessen sie aufstand. „Sieht so aus, als wären wir endlich aus diesem Wald!“, freute sich Peach, als sie zusammen mit Cianca, die nun wieder frei herumfliegen darf, die vielen Bäume hinter sich ließ. „Mh… Das Ganze hier kommt mir bekannt vor…“ Die Prinzessin sah sich in den Gängen um, dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. „Die Küche! Da vorne!“ Sie zog ihr Kleid ein wenig hoch um schneller gehen zu können und näherte sich der Küche, an deren Eingang sich zwei breite Türen befanden, die sich sowohl von innen als auch von außen öffnen ließen. Peach stemmte ihre Arme gegen die Türen, riss sie auf und stolzierte in die Küche, vergaß dabei aber ihre kleine Freundin. „Prinzessin! Warte! Warte!!“, rief Cianca vergeblich, da flog sie auch direkt gegen die zufallende Tür und ging mit Kopfschmerzen zu Boden. „Oh Gott… meine schöne Küche!“ Mit Verwunderung stellte Peach fest, dass sich nichts, aber auch wirklich nichts an der Küche verändert hatte. „Sie ist noch die selbe! Geister kochen wohl nicht so gerne… Aber ein wenig staubig ist es schon!“ Sie strich über die Arbeitsflächen und pustete sich dann den Staub vom Finger. Dann entschloss sie, da hier sowieso nichts Spannendes war, in den Speisesaal weiterzugehen. Auch hier musste sie durch eine Schwenktür, um in den Saal zu gelangen. Dahinter sah es dann jedoch wieder anders aus, dunkel, staubig und eintönig. Jedoch durchdrang ein ungewöhnlich schmackhafter Duft durch den Saal. Und die Ursache dafür war auch sofort erkennbar: Der riesige Essstisch war komplett gedeckt. Von dem vielen Essen hätte eine ganze Armee satt werden können. „Wenn man das so sieht, bekommt man Hunger… Aber das ist Geisteressen, garantiert vergiftet! Obwohl, es sieht echt lecker aus …“ Letztendlich konnte sie doch nicht die Finger davon lassen und hob den Deckel einer großen Pfanne, die in der Mitte stand. Kaum konnte sie einen Blick erhaschen, erschrak sie wegen einem lauten Rumpsens und der damit verbundenen Erschütterung des Tisches. Als sie aufsah, erblickte sie ein in einem Kimono gekleidetes Dry Bones, ein Koopa, welches nur noch aus Knochen bestand. Es war auf den Tisch gesprungen, um Peach daran zu hindern, das Essen anzufassen. „Das Essen ist für unsere Herrin, Finger weg!“, befahl es und wollte der Prinzessin auf die Finger treten, welche aber zurückwich. Das offensichtlich weibliche Dry Bones warf sein langes schwarzes Haar zurück und klimperte hochnäsig mit den langen Wimpern. „Wer bist du?!“, fragte Peach. „Ich gehöre zu den Leibwachen unserer Herrin, mein Name ist Kasako. Und für dich ist hier Endstation!“, sprach es und Peach wusste genau, was die knochige Schildkröte vorhatte. Sie zückte ihren zusammengefalteten Schirm und ging in Kampfposition. „Wie interessant! Vielleicht doch eine würdige Gegnerin?“, meinte die Kimonoträgerin und richtete ihren eigenen Papersonnenschirm gegen Peach. „Von jemandem wie dir lass ich mich nicht einschüchtern! Ich hol’ mir mein Schloss schon wieder!“, konterte Peach siegessicher. „Vergiss dein Schloss, gewöhn dich lieber schonmal an ein Leben nach dem Tod, Pinky!“ Nach diesen Worten setzte Kasako den ersten Schlag und Peach machte sich bereit zur Abwehr. Nicht nur sie, sondern auch ihre Freundinnen müssen sich gegen starke Gegner beweisen, die sie um jeden Preis besiegen müssen, denn nun stand nicht nur das Schloss auf dem Spiel, sondern auch ihr eigenes Leben. 3.3 Die Meisterin der Illusionen -------------------------------- „Hey! Heeey! Mach auf!!“ Wie wild hämmerte die kleine Cianca an die Türe, die ihr gerade eben mit voller Wucht gegen den Kopf geknallt war. Sie wollte unbedingt rein, zur Prinzessin, aber diese konnte ihr Gefiepse nicht hören. „Das ist fies! Ganz fies!“, beklagte sie sich lautstark, klopfte weiter, obwohl es nichts brachte. Eine fremde Stimme brachte sie zum Aufhören. „Wer macht denn hier um die Zeit so einen Krach? Unerträglich!“ Eine kleine rote Fledermaus kam angeflattert. Sie war ein einziger Fellball mit Augen und Flügeln, kaum größer als Cianca und auf ihrem Rücken trug sie eine große rosafarbene Schleife. „Bah, was bist du denn für eine hässliche Fledermaus?“, meckerte sie, als sie Cianca vor sich sah. Diese schüttelte nur heftig den Kopf. „Ich bin keine Fledermaus, nein, ich bin eine Fee! Eine Fee!“ , berichtigte sie die Fledermaus. „Oh! Na dann bist du hübsch, für eine Fee“, zwinkerte die Fledermaus und fragte dann, warum Cianca so herumbrüllte. „Meine Freundin ist da drinnen und hat mich unabsichtlich ausgesperrt, unabsichtlich… Ich bin etwas zu klein, um die Tür aufzubekommen, zu klein und zu schwach…“, seufzte Cianca. „Ich denke, es ist besser, wenn du da nicht reingehst. Unsere Speisezubereiter mögen keine Störenfriede! Sag mal, wie heißt du denn?“, fragte die Fledermaus und Cianca stellte sich vor. „Ich bin Cianca, Hüterin des gläsernen Sternes, der leider zerbrochen ist… leider…“, wieder seufzte die Fee und die Fledermaus kicherte nur. „Ich bin Suki. Möchtest du mir helfen? Ich suche jemanden!“ „Oh, wen denn? Wen denn?“ „Meinen Geliebten! Er ist vor einigen Stunden losgeflattert und noch nicht zurück nach Hause gekommen. Ich vermute ja, er ist irgendwo unterwegs eingeschlafen… Er überanstrengt sich immer, der Ärmste!“ Ein wenig gerührt willigte Cianca, so gutmütig sie war, ein und half der Fledermaus Suki bei ihrer Suche. Also flogen die beiden los und schlugen ein in Richtung Wald. „AAAAAAH!“ Luigina kreischte unüberhörbar laut, während sie ihrem Gegner auswich und vor ihm flüchtete. Sie hatte sich zwar vorgenommen, sich ihrer Angst zu stellen, aber wie man sehen konnte, hatte sie ihre Meinung schnell wieder geändert. Mit kleinen Sprüngen wich sie Senbakes Schwert aus, der mit jedem Hieb irgendeine Holzkiste oder Kartonschachtel zerkleinerte. Letztendlich musste es dann auch noch so weit kommen, dass Luigina vor lauter Furcht stolperte und längs auf den Boden knallte. Dies bescherte dem Geist einen schönen Blick auf das empor gestreckte Gesäß der Klempnerin. „Welch lieblicher Anblick! Bleib doch noch ein paar Minuten so liegen!“, sagte er völlig entzückt. Luigina sprang empört auf und drehte sich zu Senbake. „Wo guckst du mir hin?! Schwein!“, rief sie entsetzt, aber mehr aufregen könnte sie sich nicht, denn schon stürmte der Geist auf sie zu. Reflexartig beugte sie sich weit zurück, als die Klinge sich ihrem Gesicht bedrohlich näherte und konnte so das Schlimmste verhindern. Dem nächsten Hieb wich sie aus ihrer Lage heraus mit einem gekonnt geschlagenem Rad aus. „Oh, ich habe gerade etwas gesehen, davon könntest du mir ruhig mehr zeigen!“, kicherte der Geist deutend auf ihren Rock. Angewidert wusste Luigina nun nicht mehr recht, ob dieser Gegner eigentlich noch ganz dicht war, aber sie versuchte ihn ernst zu nehmen, immerhin war sein Schwert sehr scharf und würde sie locker zerteilen. Nun war es an der Zeit, dass die Klempnerin auch mal zum Angriff kam, also ging sie tief in die Knie. „Ich stampf dir deine perversen Gedanken schon noch aus! Jump!!“ Luigina sprang in die Höhe, weit über ihrem Gegner, der nur fasziniert seinen Blick nach oben richtete. Im kurzem Moment, in dem die Klempnerin in der Luft war, bemerkte sie, weshalb Senbake sie so anstarrte. Mit lautem Kreischen drückte sie ihren flatternden Rock hinunter, der dem Geist einen unerwünschten Einblick gewährte. Dieser wusste nun gewiss, welche Farbe Luigina gerne unter dem Kleid trug. Während sie schreiend mit einer Bruchlandung und gescheitertem Angriff zu Boden ging, bekam der Geist auch noch Nasenbluten und kicherte. „ARGH! Du Perversling!“, schimpfte die hochrote Luigina beim Aufstehen, hielt sich aber immer noch den Rock, um weitere peinliche Einblicke zu verhindern. „Das ist der tollste Kampf meines Lebens!“, schwärmte Senbake hingegen und wischte sich das Blut aus dem Gesicht. Luigina gab sich aber noch lange nicht geschlagen und setzte zum nächsten Angriff an. In guter Kampfsportmanier trat sie mit ihrem Bein gegen den Geist, welches aber nur durch ihn hindurch schlug und die Klempnerin von der eigenen Wucht eine Drehung um die eigene Achse machte. Wieder fest auf beiden Beinen wurde Luigina nun bewusst, dass da ja ein Geist vor ihr stand und dass sie mit Tritten nichts ausrichten konnte. Senbake lachte sich ins Fäustchen und war glücklich, auch bei dieser Attacke Luiginas Höschen gesehen zu haben. „Egal was ich mache, es bringt nichts! Entweder ich treffe ihn nicht oder er steckt seine Augen zu tief in Dinge rein, die ihn nichts angehen!“, ärgerte sich Luigina in Gedanken. Ihre Angst vor diesem einen Geist war nun scheinbar verflogen, dafür zweifelte sie langsam daran, ob sie Senbake überhaupt schlagen könne. Schnell wurde sie aber wieder aus den Gedanken gerissen, als ihr Gegner versuchte, sie mit dem Schwert zu erstechen. Sie hob den Arm, wich dabei mit ihrer Taille zur Seite aus und ließ den Angriff in Leere gehen. Nun kannte sie aber Senbake schon lange genug, um zu wissen, dass das nicht alles war, also durfte sie gleich weiteren Angriffen ausweichen. „Man geht mit Schwertern nicht auf Unbewaffnete los!“, konterte sie mit Worten, nicht mit Taten. „Deine anderen beiden Argumente gefallen mir mehr!“ Das verstand Luigina sofort, lief rot an und wurde von der Aussage so abgelenkt, dass sie der nächsten Attacke nicht mehr ausweichen konnte und sich das Schwert direkt in ihre Schulter bohrte. Getroffen ließ sie sich nach hinten fallen und hielt sich die tiefe Wunde. „Mistkerl!“, knurrte sie und biss die Zähne zusammen, kümmerte sich nicht weiter um die Schmerzen und stand sofort wieder auf. „Meine Güte bist du zäh! Ich würd’ mir ja gern noch mehr von dir ansehen, aber leider soll ich mich hier beeilen.“, erklärte Senbake und richtete sein Katana auf die Klempnerin. „Ich sollte mir wirklich schnell was einfallen lassen. Aber wie soll ich einen Geist besiegen? Ich kann ihn nicht berühren… Was tu ich hier eigentlich?! Ich sollte doch wissen, wie man Geister ausschaltet! Ich hab nicht umsonst mal durch ne ganze Villa Geister gejagt … Okay, ich hatte damals einen Staubsauger, das machte das ganze einfacher…“. Einen Plan konnte Luigina sich nicht überlegen, denn - wie sollte es anders sein - Senbake riss sie aus den Gedanken und fuchtelte wild mit seinem Schwert. Als sie auswich, ging Luigina ein Licht auf. „Ah! Ja! Ich hatte einen Staubsauger und… eine Taschenlampe! Licht! Ich brauch’ Licht!“ Sie warf sich zur Seite, hinter eine Kiste. „Nur wo bekomm ich das her? Gäbs hier doch nur Strom! … Strom? Argh! Ich bin so dumm!“ Sie schlug mit ihrer Hand gegen ihre Stirn. Hinter ihr lauerte auch schon Senbake, der zum Schlag ausholte. Aber dieses Mal wich Luigina nicht aus, sondern streckte ihm ihre Hand entgegen, aus der helle Blitze zuckten und für wenige Sekunden den Raum mit einem gleißendem Licht ausfüllten. Senbake ließ geblendet sein Schwert fallen, hielt sich die Hände vor die Augen. „Nein! Kein Licht! Uarghs!“, stöhnte er sichtlich angeschlagen vom Licht. Luigina ergriff diese Chance und beförderte den Geist mit einem gezielten Tritt in die Wand. Siegessicher posierte sie vor dem Geist. „Tja! Licht zwingt euch Geister, euch zu materialisieren! So kann ich dich ohne Probleme schlagen!“, erklärte sie voller Überzeugung. „Du musst mir das nicht sagen, ich weiß das …“, grummelte Senbake als er sich aus den Wandtrümmern erhob. Wütend wollte er Luigina angreifen, dann fiel ihm aber wieder ein, dass er ja sein Schwert hatte fallen lassen. Dieses befand sich nun im Besitz der Klempnerin. „Suchst du das hier?“ Sie streckte ihm spottend die Zunge entgegen und jagte einen gewaltigen Blitz durch das Schwert, welches nicht länger standhielt und schmolz. Den übriggebliebenen Griff ließ Luigina fallen. „Nun ist der Kampf fair.“ Mit einem Grinsen stützte sie ihre Arme in ihre Hüfte. Senbake fand das wiederum gar nicht witzig, aber er ließ sich aber nicht anmerken, dass er ohne sein Schwert aufgeschmissen war und gab nicht auf. Nachdem er sich unsichtbar gemacht hatte, verschwand er durch eine Wand. Luigina blieb aufmerksam und sah sich um. Senbake schlich sich von den hinten an, doch als er sich sichtbar machte, zuckten schon die ersten Blitze und durchfuhren ihn. Daraufhin schlug ihn Luigina zu Boden. „Jaja, typisch Geist. Immer aus dem Hinterhalt!“, kommentierte sie. Ein wenige qualmend kroch der Geist nun nur mehr am Boden. „Ich gebe nicht auf!“, murmelte er. Als er dann knapp vor der Klempnerin lag, wagte er einen Blick nach oben, natürlich dorthin, wo er nicht hinsehen durfte, dabei war es diesmal nicht mit Absicht. Aber Luigina hatte kein Erbarmen und zur Strafe hagelte es Blitze. Getroffen lag der gut durchgebratene Geist nun regungslos am Boden. Luigina seufzte erleichtert, spürte dann aber ein Stechen in ihrer Schulter und hielt sich wieder ihre Wunde. „Na immerhin hab ich’s überlebt! Und einen Geist besiegt, wow… Ob ich nun keine Angst mehr habe?“ Die Antwort konnte sie gleich herausfinden, denn hinter ihr türmte sich die Menge Boos, die sie vorhin noch gejagt hatten. Wirklich furchtlos war die Klempnerin dennoch nicht, wie gewohnt wich sie zitternd zurück, denn wer weiß, vielleicht wollten die Geister nun Senbake rächen? Ihre Vermutung erwies sich als falsch, denn die Geister liefen sofort rot an und hielten sich die Hände vors Gesicht, als Luigina sie ansah. „… Sie haben Angst! Sie haben Angst vor mir!“, stellte sie freudig fest. „Naja, ähm… war schön mit euch! Aber ich zisch nun ab…“ Sie winkte den Geistern, die nicht einmal einen Blick wagten, tastete sich rückwärts an der Wand entlang, bis sie eine Tür fand, und verschwand dahinter. „Und nun muss ich die anderen suchen!“ Gesagt, getan, schon lief sie los, um ihre Schwester und Peach zu finden. „Na Prinzesschen, hast du schon genug?“ Mit ihrem Papierschirm, den sie sich locker über die Schulter geworfen hatte, spottete Kasako über Peach. Diese stand ihr direkt gegenüber, den Schirm schützend vor sich haltend und keuchte. „Pah, das war doch grad erst die Aufwärmphase!“, konterte sie und setzte zum Angriff an. Die Schirme der beiden schlugen gegeneinander wie Schwerter. Mit jedem Schlag erhofften die beiden einen Fehler des Gegenübers und nach mehreren Schlagabtauschen wichen die Kontrahenten letztendlich zurück. Angespannt starrten sie sich gegenseitig an. Schnell hatten sie begriffen, dass beide im Umgang mit den Schirmen gleichauf waren, also versuchte es Kasako auf eine andere Weise. Mit einem Satz sprang die Dry Bones Dame auf den gedeckten Essstisch. Mit der Spitze ihres Schirms hob sie eine leere Kaffeetasse hoch, holte aus und warf nach einer schwungvollen Drehung das Geschirr auf Peach. Die Prinzessin spannte reflexartig ihren Sonnenschirm auf, an dem das Geschoss abprallte. Kasako zögerte aber nicht, warf sofort die nächsten Tassen auf die Blondine, die in ihrer Abwehrpose verharrte. Plötzlich zog sie den Schirm ein, gerade, gerade als die letzte Tasse angeflogen kam und schlug diese wie einen Baseball gen Kasako, die damit nicht gerechnet hatte. Verblüfft bekam sie das Porzellangebilde ins Gesicht, was aber nicht weiter schlimm war. Ein wenig brummte der knochige Kopf, der jedoch dank seinem robusten Bau keinen einzigen Kratzer abbekam. Peach nutzte die Gelegenheit, packte die Tischdecke und zog einmal kräftig daran, woraufhin Kasako das Gleichgewicht verlor. Samt dem Kram, der auf dem Tisch stand, purzelte sie herunter. „Das ist meine Chance!“, dachte sich Peach, die ursprünglich nur den Raum durchqueren wollte und sprintete los, an Kasako vorbei zur hinteren Tür des Speisesaals. Die knochige Schildkröte war aber schneller wieder auf den Beinen, als geplant. Mit ihrer freien Hand machte sie eine Wurfbewegung, woraufhin sich diese vom Unterarmknochen löste und auf Peachs Beine zuflog. Dies brachte die Prinzessin zum Stolpern, kurz bevor sie die Tür erreicht hatte. „Ieh! Ekelhaft!“, kreischte Peach als sie die Hand bei ihren Füßen lagen sah, welche sich dann auch noch in Bewegung setzte und wie eine Spinne zu Kasako zurück krabbelte. „Wo willst du denn hin, Pinky?“, fragte diese, als sie sich ihre Hand wieder an den Arm steckte. „Jetzt will ich nirgends mehr hin! Stattdessen will ich dir alle Knochen brechen!“ Peach knurrte vor Wut, schloss ihre Fäuste fester um den Schirm und richtete ihn auf Kasako. Mit einem Satz raste sie auf sie los. Die Dry Bones Dame hielt ihren Schirm schon zur Abwehr bereit, da verschwand Peach plötzlich vor ihren Augen. Der schnelle Blick nach oben kam zu spät, schon stampfte die Prinzessin auf ihren Kopf und federte sich ab. Mit aufgespanntem Schirm schwebte sie dann gelassen hinter Kasako zu Boden, welche nach der Attacke in alle ihre Einzelteile zerfallen war. Dann blieb die Prinzessin ruhig stehen und wartete, denn sie wusste genau, dass es noch nicht vorbei war. Wenige Sekunden später klapperten die Knochen Kasakos und begannen, sich wieder zusammen zu setzen. Als sie dann wieder komplett vor ihr stand, nutzte Peach ihre kurze Benommenheit und schlug ihr mit einem gekonnten Hieb den Papierschirm aus der Hand, welcher hoch flog und mit der Spitze voraus im Esstisch stecken blieb, in der Mitte geknickt. „Das war’s!“, zischte Peach, während Kasako angeschlagen einige Schritte zurücktaumelte. „Dafür, dass du eine Prinzessin bist, kennst du die Schwächen deiner Gegner aber gut… Hut ab, wenn ich einen hätte.“, sagte sie erstaunt. „Spar dir das Lob, lass mich lieber endlich vorbei!“, befahl ihr Peach, woraufhin Kasako nickte. „Unsere Herrin wartet auf dich.“, meinte sie noch, bevor sie dann neben die Tür zur Seite trat und Peach den Weg freimachte. Die Prinzessin schritt an Kasako vorbei, warf ihr noch einen kurzen Blick zu und verschwand dann hinter der Tür, welche zu ihrem Erstaunen zurück zum Wald führte. „Na toll…“, seufzte sie und schritt in den Wald hinein. „Aber ich find’ den Thronsaal schon!“, lächelte sie optimistisch. Dann fiel ihr ein, dass sie vielleicht vorher die anderen suchen sollte. „Ich hoffe, ihnen geht es gut… Wo ist eigentlich Cianca? Die war doch vorhin noch bei mir…“, wieder seufzte sie, machte sich dann aber auf den Weg, ihre Freunde zu suchen. „JUUUMP!“, rief Marianna energisch, sprang in die Höhe, um ihren Gegner, eine Fledermaus mit Karatekenntnissen, zu Boden zu stampfen. Sie zielte zwar genau, aber kurz bevor sie einen Treffer landen konnte, flatterte Fushi davon, um dann hinter ihrem Rücken mit einer Attacke aus dem Sturzflug anzugreifen. In der Luft hatte die rote Klempnerin leider nicht sonderlich viel Bewegungsfreiheit und wurde auch prompt von der Ramme erwischt. Getroffen landete sie unsanft am Boden. Aber sie ließ sich davon noch lange nicht unterkriegen und stand schnell wieder auf ihren Beinen. Fushi war jedoch noch schneller und es hagelte einen Angriff nach dem anderen, ohne dass Marianna auch nur eine Chance blieb zu kontern, stattdessen wich sie nur aus. „Ja! JAHA! Wie schmeckt dir das?! Das nennt man Fledermaus-Karate! HAA-YAAA!“, siegessicher prahlte Fushi mit seinem Können und reizte die rote Klempnerin damit, die nun einen Gegenangriff wagte und mit geballter Faust zuschlug. Fushi war bereits wieder davongezischt, ehe sie hätte treffen können. Aber Marianna lernte schnell: Sie drehte sich sofort um und entdeckte die Fledermaus hinter sich. Mit einem Sprung zurück wich sie dem herabstürzendem Fushi aus, der nun nicht mehr umlenken konnte und in den Boden raste. Mit dem Kopf in der Erde zappelte Fushi, bis er sich befreien konnte. Wütend klopfte er sich den Dreck vom Fell. „Na warte!“, zischte er und erhob sich in die Lüfte. Marianna zögerte nicht lange und schoß die Fledermaus mit einem Feuerball ab, bevor diese zum Angriff kam. Diese war aber in der Luft viel zu wendig, um getroffen werden zu können und so folgten mehrere Feuerbälle, die aber allesamt ins Leere gingen. Danach versuchte sie eine großflächige Attacke und mit einer schwungvollen Armbewegung schleuderte sie der Fledermaus, die gerade mit einen Sturzflug auf die zuraste, einen sichelförmigen Flammenwall entgegen, den Fushi ohne große Umstände direkt durchflog und die überraschte Klempnerin zu Boden stieß. „Argh…“ Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt sich Marianna den Bauch, kauerte am Boden und ein wenig Blut tropfte ihr von den Lippen. „Haha! Nichts hält eine Karate-Fledermaus auf! Und schon garnicht so eine Möchtegernheldin wie du!“, spottete Fushi, der vor ihr auf und ab flatterte. Doch plötzlich drang ihm ein seltsamer Geruch in eine Knollnase, dann bemerkte er den Rauch, der vor seinen Augen qualmte und dann die Schmerzen an seinen Flügeln. „AH! AAAAH! ICH BRENNE! AAAH!“, kreischte er hysterisch, während er versuchte, die Flammen mit Luftzufächeln zum Erlöschen zu bringen, was aber fehlschlug und das Feuer an seinen Schwingen nur vergrößerte. Marianna stand auf und sah ihre Chance. Sie ballte ihre Faust und holte aus. „Du musst dich am Boden wälzen!!“, rief sie als sie den in Flammen stehenden Fushi mit einem gewaltigen Faustschlag zu Boden pfefferte. Dieser krümmte sich vor Schmerzen, wälzte sich hin und her, bis letztendlich die Flammen ausgingen. Keuchend lag die Fledermaus am Boden, konnte sich garnicht mehr bewegen. Sein Fell war vollkommen verkokelt, aus seinen Ohren qualmte es sogar. „Du… du hast gewonnen! Aber… lass mich bitte in Ruhe… kein Feuer mehr… kein Feuer…“, bat er Marianna, die schmunzeln musste. „Tja, du musstest dich ja unbedingt mit mir anlegen!“, sagte sie, als sie ihm den Rücken zu wand. Dann fiel ihr aber wieder ein, dass sie ohne Tür nicht wieder ins Schloss kam. Sie drehte sich also wieder um und in dem selben Moment hörte sie eine quietschige Stimme ihren Namen rufen. Sie wagte es nicht, sich nochmals umzudrehen, denn sie erkannte sofort, wer sie rief. „MARIAAAANNAAA~! Wie schön, dass du da bist, so schön!“, freute sich Cianca, die zusammen mit ihrer Fledermausfreundin Suki über den Hof geflogen kam. „Wie kommst du hierher?! Hier gibt’s doch keine Tür!“, fragte Marianna verwundert. „Na durch die Wand dort! Dort!“, die Fee deutete auf die Wand, wo einst eine Terassentür war. „… Man kann durch die Wand gehen? WIESO SAGT MIR DAS KEINER?!“, schrie die Klempnerin wütend. „Jetzt hab ich diese verrückte Fledermaus hier umsonst verkloppt und mein Leben riskiert?! In der Hoffnung, da erscheint eine Tür, obwohl ich einfach hätte durch die Wand gehen können?!“ Marianna musste tief Luft holen um sich zu beruhigen, bevor sie Cianca vielleicht noch an die Gurgel gehen würde, obwohl sie ja gar nichts gemacht hatte. „Haha, du bist echt witzig! Haha!“, kicherte Cianca, aber das Lachen verging ihr schnell, als sie Mariannas verärgerten Blick zu spüren bekam. Dann drängte sich plötzlich Ciancas neue Freundin Suki zwischen die beiden. „Hast du meinen Freund das angetan?! Wenn ja, dann mach dich auf was gefasst!“, schimpfte und drohte die kleine Fledermaus. „Ieh! Augen mit Flügeln!! Und sie drohen mir!“, erschrak sich die Klempnerin und schlug Suki mit der flachen Hand weg. „Aber! Das war meine Freundin! Meine Freundin!“, erwähnte Cianca, die aber von Marianna gepackt wurde und unter ihrer Mütze verstaut wurde. „Erstmal retten wir meine Freunde! Du kannst dir ja später noch ihre Telefonnummer holen…“ Marianna ging los, durch die Wand, welche sich tatsächlich durchschreiten ließ und ließ das Fledermauspärchen, beide ohnmächtig, alleine zurück. Vor sich sah sie wieder den Wald, aus dem sie gekommen war. „Und nun? Und nun?!“ Cianca hob die rote Mütze ein Stück, um sehen zu können, wo sie waren. „Wir gehen zurück zur Kreuzung. Dort nehmen wir dann einen anderen Weg und suchen Lu-chan und Peach!“, antwortete Marianna, als sie den dunklen Wald wieder betrat. „Ich war vorhin noch bei Peach, ich war! Aber sie hat mich dann vergessen, vergessen hat sie mich…“, klagte Cianca. „Weißt du noch, wo ihr da wart?“ Erwartungsvoll blickte die Braunhaarige nach oben. „Ähm… ähm… ich denke… ähm… nein, weiß ich nicht mehr. Hab’s wohl vor lauter Aufregung vergessen! Haha!“ „… Ich würd’ dich nun am liebsten schlagen, wenn ich mir dabei nicht selbst auf den Kopf hauen würde!“, knurrte Marianna, seufzte dann und konzentrierte sich lieber auf den Weg, immerhin wollte sie sich nicht verlaufen. „Ma-chaaa~an! Lu-chaaa~an! Wo seid ihr nur?“ Peach rief verzweifelt in den Wald hinein, aber es kam keine Antwort. „Da habt ihr Geister ja tolle Arbeit geleistet, ihr habt uns perfekt getrennt!“ Ein wenig genervt sah sich die Prinzessin um und hatte den Anblick dieses Waldes satt. Alles sah gleich aus, die düstere Atmosphäre verhalf überhaupt nicht zu guter Laune. Aber sie gab nicht auf, sie rief weiter nach ihren Freunden. Sie wusste genau, passiert war ihnen nichts und sie irrten nun wahrscheinlich genauso orientierungslos herum wie sie. „Ich wusste nie, dass meine Lobby so groß ist …“, kommentierte sie bei ihrem Rundgang. Sie blickte nach oben. Es schien so, als gäbe es nichtmal mehr eine Decke. Sie starrte eine Weile in die Höhe, bis sie in jemanden reinlief, der mitten im Weg stand. „Aua… Wer zum…?“, sie blickte die Person an, die sie fast umgerannt hatte. „Lu-chan? Lu-chan! Ich bin so froh dich zu sehen!“ Herzlich umarmte Peach die grüne Klempnerin. „Ich bin auch froh dich zu sehen! Dieser Wald hier ist echt ätzend.“, meinte diese. „Oh ja! Haben dir die Geister auch nichts angetan?“, fragte Peach ihre Freundin besorgt. „Nein! Ich hab sie ordentlich vermöbelt, war kein Problem!“, erzählte Luigina voller Stolz. Peach verzog bei der Antwort misstrauisch das Gesicht. „Wer bist du wirklich?“ Peach hielt ihren Schirm bereit. „Wieso fragst du sowas? Ich bin’s! Luigina!“, antwortete die grüne Klempnerin naiv und unwissend. Peach hingegen nahm ihre Waffe und richtete sie auf ihre Gegenüber, welche erschrocken einen Schritt zurückmachte. „Du bist nicht Luigina! Du hast überhaupt keine Angst, obwohl du dich in einem Geisterwald befindest! Die echte Luigina könnte sich vor lauter Zittern nicht einmal mehr bewegen! Also, raus mit der Sprache! Wer bist du?“ Peach war sich sicher, dass vor ihr niemals die echte Luigina stand. „Hmpf! Wir sehen uns noch!“, die falsche Luigina grinste schelmisch und verschwand dann. „Halt!“, rief Peach noch, aber das kam zu spät. „Egal, was ihr Geister hier versucht zu spielen, es wird niemals klappen! Ich hol’ mir mein Schloss schon wieder!“, drohte die Prinzessin ins Leere und stapfte dann verärgert weiter. „Peach! Ich glaub’s nicht!“, erfreut sprang Marianna ihre blonde Freundin an, die wie auf dem nichts aufgetaucht war. „Ist alles okay? Ist dir nichts passiert?“, erkundigte sie sich bei der Prinzessin. Diese schüttelte den Kopf. „Alles okay!“ Peach zwinkerte ihr zu und lächelte so süß, wie man es von ihr gewohnt war. „Du, Marianna?“ Cianca hob die rote Kappe, unter der sie saß, wieder hoch und blickte nach unten. „Nicht jetzt!“ Die Klempnerin schob die Mütze wieder nach unten und wand sich wieder Peach zu. „Hast du Lu-chan unterwegs gesehen? Oder weißt du zumindest, wo sie lang gelaufen ist?“, fragte Marianna besorgt um ihre Schwester. „Tut mir Leid, ich hab gar nichts mehr von ihr gehört. Wer weiß, vielleicht hat ein Boo sie ja gefressen?“, antwortete Peach. Ein wenig entsetzt über die Aussage wartete Marianna noch einen kurzen Moment und erhoffte sich ein Lachen von Peach, so dass das nur als Scherz gemeint war. „Marianna! MARIANNAAAA!!“ Cianca quietschte unter der Mütze weiter, solange, bis es der Trägerin zuviel wurde und sie die Kopfbedeckung abnahm, um Cianca raus zu lassen. „Was ist denn?! Schrei nicht so, wenn du so nah an meinen Ohren bist!“, sagte Marianna genervt. „IEK! Was ist denn das?!“ Peach sprang seltsamerweise zur Seite, als sie das fiepsende kleine Wesen rumflattern sah. Verwundert blickte Marianna ihre Freundin an. „Das ist nicht die echte Peach! Nicht die echte!!“ Aufgeregt fuchtelte Cianca mit ihrem Arm auf die falsche Prinzessin deutend auf und ab. „Argh! Aufgeflogen! Du verdammte fliegende Kröte!“, fluchte diese und Marianna hielt ihr die Faust vors Gesicht. „Wer oder was bist du?! Bist du ein Geist? Willst du mich verarschen?! Auf so etwas hab ich grad echt keinen Bock!“, knurrte Marianna sie an. Die falsche Peach schleuderte Marianna mit einer kraftvollen Handbewegung weg. „Hmpf! Wir sehen uns noch!“, zischte sie, bevor sie dann verschwand. „Mamma Mia! Was war denn DAS?“, fragte sich Marianna, nachdem sie sich von dem Stoß wieder gefangen hatte. „Du bist echt dumm! Echt dumm! Sowas fällt einem doch auf!“ Cianca verstand nicht, wie sie nur so blind sein konnte. „Ich bin nicht dumm!“ Mehr konnte Marianna dazu nicht sagen, denn die Fee hatte leider Recht, es hätte ihr auffallen sollen, immerhin war Peach ihre beste Freundin. Schweigend ging sie dann weiter, Cianca schwebte hinterher, ließ es aber bleiben, noch weiter zu meckern. In der Zwischenzeit war Luigina immer noch auf der Suche nach ihrer Schwester und Peach. Der riesige Geisterwald, der scheinbar kein Ende fand, machte ihr schwer zu schaffen. Dazu kam noch die tiefe Wunde an ihrer Schulter, die sie vom Kampf gegen diesen perversen Geist davongetragen hatte. „Ma-chaaa~an! Wo bist du nur? Wie kannst du mich nur in so einem hässlichen Wald voller… Geister… alleine lassen?“ Am liebsten hatte sie vor Verzweiflung losgeheult, aber sie war doch der Meinung, ihre Angst müsste nun zumindest ein bisschen verschwunden sein - immerhin hatte sie ein Boo besiegt. „Luigina…? Luigina!“ Hinter sich hörte die grüne Klempnerin jemanden ihren Namen rufen, als sie sich umdrehte, erkannte sie ihre Schwester. Völlig überrascht und froh darüber, sie zu sehen, lief Luigina auf sie zu, um sie zu umarmen, blieb aber dann kurz stehen, weil das unerträglich Stechen in ihrer Schulter sie daran hinderte, sich zuviel zu bewegen. „Oh Nein! Du bist ja verletzt!“ Marianna sah ihre Schwester besorgt an. „Ach, das geht schon! Nur ne kleine Wunde! Wie ich seh, geht’s dir gut! Das freut mich!“, lächelte die grüne Klempnerin. „Ich hab leider keine Pilze dabei… Vielleicht hat Peach ja welche! Lass sie uns suchen gehen.“, schlug die Kurzhaarige vor. Einverstanden nickte Luigina und folgte dann ihrer Schwester. „Ich glaub, langsam kenn ich mich hier aus! Nur mir nach!“, meinte Marianna zuversichtlich. Letztendlich führten die Wege der drei Helden doch noch zusammen. Schon von weitem erkannte Luigina die Kreuzung, von der aus die Boos sie verfolgt hatten. Ebenfalls erkannte sie Peach, die zur selben Zeit ankam und winkte ihr fröhlich zu. Auf dem Weg daneben sah sie noch jemanden kommen, und zwar Marianna. Verwundert blickte Luigina neben sich, aber da stand ihre Schwester doch, wie kann sie also von dem Weg gegenüber kommen? Nun standen sich die nun vier Helden gegenüber, Peach und Luigina sichtlich verwundert über die zwei roten Klempnerin. „Iek! Zwei Dauerwütende! Zwei! Das ertrag ich nicht!“ Cianca klagte, flog auf Peach zu und versteckte sich hinter ihr. „Das ist sicher nur ein Geist, der sich als mich ausgibt!“, vermutete die Marianna, die neben Luigina stand. „Hey! Ich bin kein Geist! Ich wurde gerade selber von einem verarscht! Lu-chan! Hör nicht auf diese Betrügerin!“, rief die andere Marianna. „Mich hat man auch versucht, hinters Licht zu führen!“, fügte Peach hinzu. Das stimmte die grüne Klempnerin wiederum misstrauisch. Sie blickte ihre Nebenstehende an. „Dann bist du wohl auch ein Geist…“, meinte sie. Die vermeintliche Fälschung machte einen geschockten Eindruck, als wäre sie aufgeflogen. Grinste dann aber fies, sprintete los und riss die scheinbar echte Marianna zu Boden. Mit einem Mal gingen beide zu Boden, wälzten sich kurz, bis eine der beiden die andere mit einem Tritt von sich wegdrückte. „Ach du Sch… Wer ist denn nun die echte?!“ Verwirrt sah Luigina zwischen den beiden hin und her. „Lu-chan! Ich bin die echte!“, rief eine, woraufhin die andere dasselbe behauptete und sie dann anfingen, miteinander zu streiten. „Oh nein! Zwei große Schwestern?! Das ist zwar lieb gemeint, aber zuviel!“ Vor lauter Doppeltsehen hielt sich Luigina bereits den Kopf. Aber dann trat eine der Mariannas hervor. „Lu-chan! Letzte Woche hast du es geschafft, dass sich beim Frisieren die Bürste in deinen Haaren verfangen hatte! Weil du sie nicht mehr rausbekommen hast, hast du versucht, mit einer Schere sie rauszuschneiden! Dabei hast du dir aber dann in den Finger geschnitten, und als du dann das Pflaster zurechtschneiden wolltest, hast dich am selben Finger noch einmal verletzt! Und…“ Mit einem lauten „AAAUS!“ unterbrach Luigina sie. „Genug! Du bist die echte! Eindeutig! Aber sprich NICHT weiter!“, rief sie ganz peinlich berührt. Dann drehte sich die echte Marianna zu der Fälschung. „Du bist bestimmt der selbe Geist, der bereits versucht hatte, mich und Peach zu verarschen! Los, sag schon, wer bist du?!“ Mit einem spöttischem Lachen stieg die falsche Marianna in die Luft, schwebte hoch oben, bis sie dann ihr wahres Äußeres Preis gab. Langes schwarzes hochgestecktes Haar, blasse Haut. Ihre langen Finger trugen noch längere Fingernägel, ihren Körper zierte ein rot und schwarz gefärbter Kimono. Mit ihren stechend roten Augen starrte sie die Helden von oben herab an. „Ich bin die zweite finstere Lady. Man nennt mich die Meisterin der Illusionen, Tsukihime.“, stellte sie sich vor. Die drei Helden blickten auf und wussten genau, dass nun ein Kampf bevorstand. Peach trat vor, hielt ihren Schirm auf Tsukihime. „Dann bist du es also, die mein Schloss besetzt hat! Mach dich auf was gefasst, ich werde alles geben, um mein Schloss wieder zu bekommen!“, rief sie ihr mutig zu. „Lu-chan!“, Marianna drehte sich zu ihrer Schwester. „Du bist verletzt, du kämpfst lieber nicht!“, entschied sie. „Aber Ma-chan! Ich kann kämpfen! Trotz der Wunde, das tut garnicht mehr so weh! Außerdem weiß ich einen Weg, wie man Geister besiegen kann!“ „… Na gut, aber halt dich trotzdem etwas zurück.“ Letztendlich erlaubte sie es ihr und einverstanden mit der Bedingung nickte Luigina. Dann wandten sie ihren Blick wieder der Kimonoträgerin zu. „Ich finde, wir haben nun genug gespielt! Lasst uns endlich richtig zur Sache gehen!“, rief Tsukihime, breitete die Arme aus. Ein lebhafter Wind begann zu wehen, ein schleierhafter Nebel wirbelte um sie. Die Silhouette, die gerade noch zu erkennen war, begann zu wachsen und wurde immer größer. Die Gruppe schritt zurück, sah auf zu der riesigen Gestalt, die sich vor ihnen formte. „Was wird das?!“, fragte sich Peach, die ihren Schirm bereit hielt. Langsam löste sich der Nebel, ein lautes Knurren und Grölen war zu hören, das Schnaufen eines Monsters, das sich langsam aus dem Nebel erhob. Vor den Schwestern und Peach schwebte nun ein gigantischer schlangenartiger Drache. Die Stille, die aufgekommen war, wurde von dem lauten Brüllen der rot-schwarz geschuppten Kreatur gebrochen. Marianna und Peach nahmen ihre Kampfpositionen ein. So ein Drache schüchterte die beiden nicht ein. Hinter sich hörten die beiden aber dann einen dumpfen Knall, als sie sich umdrehten, sahen sie Luigina bewusstlos und kreidebleich am Boden liegen. „Sie hat ihre Angst immer noch nicht überwunden!“, wurde Peach sofort klar, als sie die grüne Klempnerin sah. „Nein! Luigina! Werd’ doch nicht bewusstlos, wenn du uns noch gar nicht gesagt hast, wie man diese Geister besiegen kann! Argh!!“, Marianna kniete sich zu ihr hin und schüttelte sie, aber Luigina rührte sich nicht. Die rote Klempnerin seufzte. „Ma-chan! Bring sie in Sicherheit, ich kümmere mich derweil um dieses Vieh!“ Peach bedeutete ihr, sie solle mit ihrer Schwester zu Seite weichen. Dies tat sie auch, nahm Luigina hoch und schleppte sie zur Seite. „Na los! Komm her!“, stachelte Peach die zum Drachen gewordene Tsukihime an. Diese grinste breit über ihr riesiges Maul und mit einem lauten Brüllen raste sie auf die Prinzessin zu. Niemand hatte damit gerechnet, dass ihre Gegnerin, die geheimnisvolle Kimonoträgerin, sich in einen Drachen verwandeln konnte, aber gerade das ließ Peach kalt, denn sie wollte ihr Schloss um jeden Preis wieder haben. 3.4 Kampf ums Schloss --------------------- „ROOOOOAAAAAR!“ Der wuchtige Angriff des Drachen zwang Peach auszuweichen. Sie sprang hoch und öffnete ihren Schirm, damit sie sanft landen konnte, jedoch war Tsukihime schneller, machte trotz des langen schlanken Echsenkörpers eine schnelle Wende und schlug Peach mit dem Schwanz zu Boden. Schnell war die Prinzessin wieder auf den Beiden, den Schirm immer noch fest in den Händen haltend. Mit einem lauten Schrei lief sie auf den Drachen zu und holte mit ihrem Schirm aus. Ehe sie jedoch zuschlagen konnte, richtete das große Tier sein Maul auf Peach und speite mit einem Mal einen Wall aus blauem Feuer auf die Blondine, die aus Reflex einen Schritt zurück machte und dann sofort ihren Schirm schützend vor sich aufspannte. Sie konnte den Angriff abwehren und hatte eigentlich damit gerechnet, dass der Schirm nun in Flammen aufgeht, aber er blieb unversehrt, lediglich ein paar Kratzer und Ruß. „Was hat Toadsworth mit meinem Schirm gemacht?! Feuerfest?!“ Viel Zeit hatte sie nicht darüber nachzudenken, schon attackierte Tsukihime weiter mit ihrem Feuer. Ihr blieb nichts anderes übrig, als in die Defensive zu wechseln, ihre Gegnerin war einfach zu groß. Sie wusste nicht, wie sie angreifen sollte und schon gar nicht, wo dieser Drache seine Schwachstelle hatte. Dazu kam noch, dass Tsukihime ein Geist war, somit würde jeder Schlag ins Leere gehen. „Wo bleiben die beiden nur?!“, fragte sie sich in Gedanken, blickte hilfesuchend nach den Schwestern, während sie sich Mühe gab, ihrem Gegner auszuweichen und wenig Schaden davonzutragen. Währenddessen war Marianna schwer damit beschäftigt, ihre kleine Schwester wachzurütteln, die bei dem Anblick des riesigen Geisterdrachens in Ohnmacht gefallen war. „Oh Mann! Lu-chan, das kann doch nicht dein Ernst sein!“, meckerte sie, als sie ihre Schwester vorsichtig ohrfeigte. „Und dann willst du, dass ich mir keine Sorgen mache?!“, jammerte sie weiter und versuchte nun, Luigina mit zwicken aufzuwecken. Dann blickte sie besorgt auf die Wunde an ihrer Schulter. „Nicht mal nen Pilz hab’ ich, um deine Wunde zu heilen!“ Kurz verschränkte sie ihre Arme, dachte sich aber dann, dass sie lieber nicht aufgeben sollte und begann, Luigina weiter zu ohrfeigen und zwicken. „Wieso läufst du immer weg? Hat dich dein Mut verlassen?“, brummte Tsukihime, als sie Peach gegenüber stand. Diese war völlig aus der Puste vom ständigen Ausweichen, ließ sich das aber nicht anmerken, grinste frech und schüttelte den Kopf. „Nein, so schnell verlässt mich mein Mut schon nicht! Ich bin nur etwas planlos!“, kicherte Peach ein wenig verlegen, als dann auch schon der Drache auf sie zuraste und knapp neben ihr mit dem Kopf gegen den Boden stieß und das ganze mit solch einer Wucht, dass sich die Prinzessin kaum auf den Beinen halten konnte. Beim Hinfallen stützte sie sich aber geschickt ab und sprang schnell wieder auf die Beine. Genauso schnell schwang sich Tsukihime auch wieder in die Lüfte und stieß ein gewaltiges Brüllen in den Raum, ehe sie den Angriff mehrere Male wiederholte und beim letzten Mal Peach dann traf. Diese landete unsanft ein paar Meter weiter weg auf dem Boden und schleifte noch ein Stück. Sie stellte sich dann auf die Knie, biss die Zähne vor Schmerzen zusammen und wischte sich das bisschen Blut weg, das von ihren Lippen tropfte. Sie war sichtlich wütend und verzweifelt, hoffte aber weiter, dass Marianna und Luigina bald auftauchen würden um zu helfen. Nachdem ihre Wangen bereits völlig rot von den Ohrfeigen ihrer Schwestern waren, machte Luigina langsam ihre Augen auf. Sie lächelte ein wenig benebelt, als sie Marianna ins Gesicht sah, die sich über sie beugte. „Ma-chan… Ich hab’ geträumt, Geister hätten Peachs Schloss eingenommen und dann… war da so ein großer… Geisterdrache…“, murmelte sie vor sich hin. Langsam richtete sie sich auf. „Ähm, Lu-chan? Das war kein Traum…“, enttäuschte Marianna sie und bekam dafür nur ein lautes Kreischen zu hören. „AH! Du hast Recht! Das war wirklich kein Traum!“, fiel ihr dann selber wieder ein, als sie den dunklen Wald um sich herum sah. Dann wurde ihr auch schon wieder schwarz vor Augen, doch ehe sie wieder bewusstlos umfallen konnte, brüllte Marianna sie laut an, sie solle gefälligst wach bleiben und schaffte es so, ihre Schwester vor der Ohnmacht zu bewahren. „Wir müssen Peach helfen! Das ist ein großer Gegner, den schafft sie alleine nicht!“, meinte die rote Klempnerin, aber Luigina schüttelte wild den Kopf. „Das ist ein Geist! Ein riesiger Geist! Wie sollen wir den besiegen?!“ Kaum sprach sie von dem Drachen, kam er auch vorbeigeflogen, riss bei seinem Angriff gegen Peach, die nur wenige Meter von den Schwestern entfernt war, sämtliche Bäume mit, wovon einer laut neben Luigina aufschlug. Marianna reagierte schnell, zog ihre Schwester auf die Beine und zerrte sie weg. „Peach braucht unsere Hilfe! Lu-chan! Du hast doch gesagt, du weißt, wie man Geister besiegt, nicht wahr?“ „Oh, ja! Das weiß ich! Aber ich weiß nicht, ob das bei einem so großen Gegner funktioniert und außerdem…“ Vor Schreck unterbrach sich Luigina selbst, als vor ihnen Tsukihime schwebte und bedrohlich knurrte. Sie öffnete ihr Maul und stieß ihren blauen Flammenatem auf die Schwestern. Marianna sprang sofort vor ihre Schwester und konterte mit einer eigenen Feuerattacke. Die beiden Flammen waren gleichstark, somit löschten sie sich letztendlich gegenseitig aus. Kampfbereit blickte Marianna zu Tsukihime, da stellte sich Peach an ihre Seite, ein wenig angeschlagen von dem Weglaufen und Ausweichen. Hinter ihnen stand Luigina, deren Angst man in ihren Augen sehen konnte. Sie starrte Tsukihime mit wässrigen Augen an, aber als sie dann die beiden vor ihr sah, wie sie sich dem Drachen mutig stellten, schüttelte sie den Kopf und biss die Zähne zusammen. Sie drängte sich zwischen Peach und Marianna nach vorne. „Ja Ma-chan, ich weiß wie man Geister besiegt! Ich kenne ihre Schwachstelle!“, sagte sie selbstbewusst, blickte kurz nach hinten zu ihrer Schwester, welche ein wenig erstaunt über die Courage Luiginas war, drehte sich dann wieder um und sprintete los. „Wir geben dir Rückendeckung!“ Marianna und Peach sahen zu, wie Luigina auf den Drachen losraste und geschickt seinem Kopfstoß auswich. Sie nutzte das sogar aus, ließ Blitze zucken, als sie in Augenhöhe mit der Kreatur war und blendete den Drachen damit. „Licht zwingt sie, sich zu materialisieren! Nun könnt ihr sie treffen!“, rief sie nach hinten und gab somit den beiden anderen das Stichwort zum Angriff. Sie verstanden sofort, Marianna startete eine Sprungattacke, stampfte auf die geblendete und sich windende Tsukihime, während die Prinzessin mit ihrem Schirm zuschlug. Laut grölte Tsukihime, die ohne guter Sicht den Attacken ausgeliefert war und flog dann nach oben, um sich den Angriffen zu entziehen. Kaum war sie ein wenig genesen, griff sie im Sturzflug die Gruppe an. Peach kannte ihre Angriffsschema bereits, wich rechtzeitig aus und zerrte dabei Marianna mit. Luigina sprang im richtigen Moment in die Höhe und war nun über Tsukihimes Kopf, auf welchem sie mit einem starken Stampfer landete. Schnell griff sie nach ihren Hörnern und hielt sich fest, da der Drache sofort den Kopf hin und her bewegte um Luigina abzuschütteln. Doch diese hockte sich hin und krallte sich die langen Barthaare des Drachen. „Die sind sicher sehr empfindlich, nicht wahr?“ Nach der Bemerkung zog Luigina fest an den Barthaaren, woraufhin Tsukihime völlig irritiert wirkte, vor Schmerzen herumbrüllte und um sich schlug. Dabei mussten Marianna und Peach aufpassen, dass sie nicht getroffen wurden. Dann versetzte Luigina dem Drachen über seine Barthaare einen starken Elektroschock, ehe sie dann losließ, vom Kopf wegsprang und neben ihrer Schwester und Peach landete. Zusammen blickte sie nach oben, zu Tsukihime, der die Blitzattacke offensichtlich schwer zu schaffen gemacht hatte und dank ihren angebrannten Barthaaren völlig die Orientierung verloren hat. „Dann beende ich’s nun!“, rief Marianna und versetzte Tsukihime mit einer wirbelnden und breitgefächerten Feuerattacke den Rest. Komplett vom Feuer umschlungen konnte sie sich nicht mehr wehren und ging dann geschlagen zu Boden. Geschwächt verwandelte sie sich in ihre menschliche Gestalt zurück. „Du hast verloren! Und nun gib’ mir mein Schloss wieder!“ Peach richtete ihren Schirm auf sie, wütend starrte sie die geschlagene Tsukihime an, welche am Bauch lag, ihren Oberkörper aufrichtete und Peach verachtend anlächelte. Sie zischte ein „Tz!“ und rappelte sich dann langsam auf, dabei verschwanden alle im Kampf entstandenen Wunden, was ein Entsetzen bei den drei Mädchen auslöste. „Das gibt’s nicht!“, rief Marianna geschockt. „Mein toller Auftritt, ganz umsonst?!“, kreischte Luigina fassungslos. „Geister sind unverwundbar, egal wie oft ihr draufschlagt, noch mal töten geht nicht.“, erklärte Tsukihime und leckte sich einen letzten Tropfen Blut von den Lippen, bevor sich auch dort die Wunden schlossen. Dann hoben sich ihre Füße vom Boden und sie begann, knapp über den Boden zu schweben. „Dein Schloss hat mich nie interessiert.“, sagte Tsukihime zu Peach, die eine überraschte Miene aufsetzte. „Ich bin mir sicher, in der Zeit, in der wir uns hier amüsiert haben, hat die dritte Lady bereits den nächsten Splitter gefunden.“ Schelmisch kicherte die Frau im Kimono und freute sich über die entrüsteten Gesichter ihrer Gegenüber. „Ah! Verdammt!“, fluchte Marianna. „Du wolltest also nur Zeit schinden?! Argh!“ Peach war ebenfalls verärgert, aber Tsukihime lachte nur spöttisch, hielt dann aber inne. „Aber ich muss euch loben, im Kampf seid ihr recht erfahren, aber dennoch nicht gut genug für mich. Wir werden uns bestimmt wieder sehen, meine Helden.“ Kurz schmunzelte sie, blickte dann aber wieder ernst drein, faltete ihre Hände und verbeugte sich, ehe sie dann verschwand. Mit ihr löste sich auch alles Gespenstische auf, die Geister und Untoten und das Schloss nahm wieder seine ursprüngliche Gestalt an. Ein wenig blinzelten Marianna, Luigina und Peach, geblendet von dem Licht, das nun wieder das ganze Gebäude erstrahlen ließ. Durch die Fenster strahlte die Sonne und ließ die Farben des Schlosses wieder prachtvoll leuchten. Erleichtert seufzte Peach, als sie ihr geliebtes Zuhause wieder so vorfand, wie sie es kannte. Kein Geisterwald mehr, kein Dreck und kein Staub. Die Dunkelheit war gebannt. „Das war hinterhältig! Hinterhältig! Wir haben unnötig Zeit verloren!“, kaum war der Aufruhr vorbei, kam Cianca angeflogen, die sich mal wieder versteckt hatte. „Hätte ich mein Schloss in den Händen dieser ekelhaften Geister lassen sollen?“ „Noch ist nichts zu spät! Wenn wir jetzt aufbrechen, können wir uns immer noch den Splitter schnappen!“, beruhigte Marianna die kleine Fee. Als diese sich dann weiter aufregen wollte, drehte sich die rote Klempnerin zu ihrer Schwester, die ihr zuvor auf die Schulter getippt hatte. „Könnten wir nun bitte meine Wunde heilen? …“, stammelte sie ihre Schulter haltend. „Ja, versorgen wir deine Wunde. Danach reisen wir sofort ab!“ Sie legte einen Arm um Luigina. „Toadsworth hat immer genug Pilze auf Lager, damit sollte die Wunde in null komma nichts heilen! Apropos… Wo sind die Toads?!“ Kaum fragte sich Peach das, kamen sie auch schon gemeinsam als Gruppe angelaufen, überglücklich, dass ihrer Prinzessin nichts passiert ist und dass das Schloss wieder ihr gehört. „Prinzessin! Ein Glück, dass euch nichts passiert ist!“ Dem überaus besorgten Toadsworth fiel ein Stein vom Herzen. „Wir haben immer an euch geglaubt!“, freudig hüpfte die kleine Toadette auf und ab, gemeinsam mit den anderen Toads, die allesamt in Feierstimmung waren. „Es ist wirklich schön, dass alles gut ausgegangen ist, aber wir müssen so schnell wie möglich los um den nächsten Splitter zu finden!“, meinte Peach voller Ernst. „Ich verstehe. Dann sollten wir uns nun um eure Wunden kümmern, ich bin mir sicher, ihr habt einiges davongetragen.“ Toadsworths blickte in die Runde und sofort fiel im Luiginas Wunde auf. Zusammen mit Toadette führte er die Gruppe in das größte Badezimmer des Schlosses, wo sämtliche Heilitems verstaut wurden. In der Zwischenzeit versuchten die anderen Schlossbewohner sich wieder zu beruhigen und in ihren normalen Alltag zurückzukehren. „Beeilung! Beeilung! Schneller! SCHNELLER!!“ Mal wieder völlig aus dem Häuschen hetzte Cianca die Gruppe aus dem Schloss, allesamt erfrischt und wieder bei Kräften. Vor den Toren warteten sie dann noch auf Toadsworth, der hinterher tappste, die Hände voll mit Proviant für die Reisenden. „Oh Toadsworth…Wir können das alles doch nicht tragen!“, klagte Peach. „Ach, wenns nur das ist! Kinderspiel, Kinderspiel!“ Cianca mischte sich ein, schnippte mit den Fingern und in ihren kleinen Händen erschien eine weiße praktische Umhängetasche, jedoch im Miniaturformat. „Das ist nicht dein Ernst, oder? Mariannas Scherz war noch lustig, aber das ist nun nur noch seltsam!“, meine Luigina nicht gerade amüsiert. „Ach, gut hinsehen und dann urteilen! Gut hinsehen!“ Die Fee warf die Tasche Luigina zu, welche sie erschrocken fing und dann verblüfft feststellte, dass diese sich an ihre Größe angepasst hatte und gewachsen war. „Wow! Nun ist die so groß wie eine normale Tasche! Toller Trick!“, staunte die grüne Klempnerin und betatschte die Tasche von allen Seiten. Marianna nahm ihr dann die Tasche weg, beugte sich damit zu Toadsworth, der den Proviant darin verstaute. „Praktisch! Da können wir auch den Splitter hineintun.“, sagte sie und tat dies auch. „Aber ich will sie nicht tragen!“, beschloss Luigina und Peach meinte ebenfalls, dass sie die Tasche nicht tragen möchte. Daraufhin seufzte Marianna. „Ich will sie aber auch nicht tragen, die stört mich beim Kämpfen!“ Bevor die Gruppe nun begann, mit Schere, Stein, Papier auszuknobeln, wer denn nun Packesel spielen darf, schnappte sich Cianca die Tasche, woraufhin diese wieder schrumpfte. Schwungvoll warf sie sich das Teil um die Schultern. „Wenn’s in die eine Richtung geht, dann in die andere auch! Logisch, logisch! Nicht wahr?“, erklärte sie, als wäre es selbstverständlich, das zu wissen. „Nun, dann haben wir das ja auch geklärt! Also gehen wir los!“ Marianna setzte zum ersten Schritt an, da stoppte Peach sie. „Und wohin? …“, fragte sie. „Ähm …Gute Frage.“ Alle drehten sich erwartungsvoll zu Cianca. „Ihr solltet euch echt einen Splittersensor zulegen, echt jetzt!“ Dann konzentrierte sie sich kurz und wenige Sekunden später zeigte sie in eine Richtung. Ihr Zeigefinger deutete auf eine von weitem bereits erkennbare Gebirgskette, um die herum lange rot aber auch grün und gelb getupfte Pilze ragten. „Ah! Die Pilzschluchten!“, erkannte Luigina sofort und hoffte, dass es dort keine Geister gibt und die Atmosphäre etwas weniger gruselig ist. „Das trifft sich sehr gut, dort kenn’ ich mich aus! Immer mir nach!“ Marianna übernahm die Führung und schritt voran, ihre Freunde hinterher. „Passt auf euch auf!“, rief ihnen Toadsworth nach, als er schweren Herzens mit ansehen musste, wie Peach mit den Klempnerinnen loszog. In der Zwischenzeit, an einem ganz anderen und düsteren Ort saß ein mächtiges Wesen auf seinem Thron, bewachte sein Reich. Eine unerträgliche Stille fegte durch den Saal, nur brodelnde Lava war zu hören. Dann riss das Wesen sein mit spitzen Zähnen bestücktes Maul auf und … gähnte. „Es ist so verdammt langweilig! Wo sind meine Leute nur alle hin?! Wie konnten sie mich nur alleine lassen?“ Bowser seufzte, so laut, dass es fast schon ein Knurren war. Dann stand er auf, strecke sich kräftig, klopfte auf seine Beine, die vom vielen Sitzen bereits eingeschlafen waren. Er verließ den Raum, wanderte den langen steinigen Gang entlang. Er wusste einfach nicht, was er mit seiner Zeit anfangen soll. Normalerweise würde er nun seine Leute herumkommandieren und versuchen, Prinzessin Peach zu entführen. Aber so ganz alleine traut er sich das ja doch nicht. „Halt mal! Die Prinzessin wurde entführt! Und ich wars nicht?! Ich muss sie retten! Damit ich sie wieder entführen kann! Ich entführe sie zurück!!“ Bowser schien kein schneller Denker zu sein, aber so fiel ihm die Sache mit Peach nun eben erst jetzt wieder ein, knapp zwei Tage, nachdem die Schwestern bei ihm gewesen waren. „Und nebenbei such’ ich meine Truppen und versohl ihnen den gepanzerten Hintern, sollte ich sie wieder finden! JAHA! Alles besser, als hier zu vergammeln! Wer will schon eine Gammelschildkröte als König? Mwahahaha!“ Außerordentlich motiviert schnellte Bowser los, verließ sein Schloss um seine sich selbst aufgetragene Mission zu erfüllen: Peach, die ja eigentlich bereits gerettet wurde, zu retten und seine Truppen zu finden, damit er wieder jemanden zum Herumschubsen hat. Der lange Weg zu den Pilzschluchten führte über gut bewirtschaftete riesige Felder, an denen die verschiedensten Dinge wuchsen. Von Weizen, Mais bis hin zu Mohn und verschiedensten Gemüsesorten. „Von hier stammt so vieles was wir täglich zu Essen auf den Tisch bekommen. Es ist sicher eine Heidenarbeit, sich um die ganzen Felder zu kümmern.“, kommentierte Peach den Anblick ihrer Umwelt mit ein wenig Stolz, zu was ihr Volk allem fähig war. „Nach den ganzen Feldern müsste eigentlich schon bald ein Dorf zu sehen sein. Dort leben ausschließlich friedliche Koopas. Ihnen gehören auch diese Felder.“, meinte Marianna, ehe man dann schon das erwähnte Dorf sah. Gemeinsam betraten sie den Wohnort, stellten dann aber mit Entsetzen fest, dass hier etwas nicht stimmte. Hier lebten keine Koopas, wie Marianna erzählt hatte, sondern Menschen. „Wie ist das möglich? Letztens waren hier doch nur Koopas… Das versteh’ ich nicht!“ Sie war sich sicher, dass hier normalerweise Schildkröten lebten, also schritt sie zu einem Dorfbewohner um diesen um Auskunft zu beten, aber der sah sie sofort mit Begeisterung an, denn selbst hier wurde die rote Klempnerin als Heldin verehrt. „Du bist doch die berühmte Marianna! Oh! Und in welch hübscher Begleitung du bist, ist das nicht Prinzessin Peach? Welch eine Ehre!“ Der Dorfbewohner, ein Mann mittleren Alters verbeugte sich vor der Prinzessin und ihm taten es bald alle anderen in diesem Dorf gleich. Dabei lief Peach ein wenig rot an, kicherte und sagte ihnen, sie sollen das lassen. Luigina sah dann den Mann erwartungsvoll an und hoffte, er würde sie vielleicht auch erkennen. Dann sprach er sie auch endlich an. „Du bist sicher die Klempnerin, die meine Nachbarin vorhin zu sich bestellt hatte!“ Bei der Aussage zuckte Luigina verärgert zusammen, das schien wehgetan zu haben. Bevor der Mann noch weiter Kränkendes sagen würde, fiel ihm Marianna ins Wort. „Sagen Sie mal, leben hier nicht normalerweise Koopas?“, fragte sie und sah dann in das verärgerte Gesicht des Mannes. „Ja, wir sind auch Koopas.“, meinte er, was die Reisenden ein wenig überraschte, immerhin standen hier Menschen vor ihnen, und keine Schildkröten. „Eine unserer jungen Mitbewohnerinnen will unbedingt zaubern lernen. Sie vernachlässigt sogar ihre Arbeit auf dem Feld, wovon sie und ihre Familie leben. Ihre Eltern finden auch, sie sollte weniger Zeit in Hokus Pokus investieren, sondern mehr arbeiten. Das hat das Mädchen so verärgert, dass sie einen Zauber auf das ganze Dorf ausgesprochen hat! Nun sind wir alle Menschen und die junge Nachwuchsmagierin ist abgehauen.“, erzählte der Mann, während die anderen Dorfbewohner nur wütend vor sich hingrummelten. „Das ist ja schrecklich!“, rief Luigina, die ihre Gefühle mit den Bewohnern teilte. „Und ihr wisst nicht, wie ihr das Ganze hier rückgängig machen könnt?“, fragte Peach, und die Menge schüttelte den Kopf. „Ohje… Ich würde euch echt gerne helfen, aber wir haben alle selber gerade viel um die Ohren, von wegen Weltrettung und so was!“ Marianna entschuldigte sich, trotz der hilfesuchenden Blicke. „Ganz genau, also lasst uns weiter gehen! Weiter! Weiter! Hopp!“, kommandierte Cianca die Gruppe herum. „Du bist eine kleine egoistische Fee!“, zickte Luigina das kleine Wesen von der Seite an und fragte dann ihre Schwester und Peach, ob es nicht doch irgendwie eine Möglichkeit gäbe, den armen Verzauberten zu helfen. Dann fiel Marianna eine Lösung ein und sie drehte sich zu den gespannten Dorfbewohnern. „Wenn wir unterwegs auf das Mädchen treffen, das euch verzaubert hat, werden wir sie hierher bringen! Oder zumindest von ihr einen Rückzauber verlangen!“, präsentierte sie stolz ihre Idee und alle waren begeistert und erfreut. Die Dorfbewohner stimmten der roten Klempnerin zu und gaben den Helden noch Angaben zum Aussehen der Geflüchteten. Zum Abschied winkten dann Marianna, Luigina und Peach den einstigen Koopas zu, als sie dann das Dorf verließen. Cianca war sichtlich froh, dass es endlich weiterging, sie hatte schließlich nur die Splitter und die Weltrettung im Kopf. Sie folgten dem Weg aus dem Dorf in Richtung Pilzschluchten. Ihr Ziel war nicht mehr weit, doch das letzte Hindernis störte ganz besonders Luigina. Die Gruppe musste durch eine Höhle, in der es, wie Luigina dachte, garantiert von Fledermäusen und Spinnen wimmelte, als hätte das Erlebnis mit den Geistern an diesem Tag nicht bereits gereicht. „Gibt es denn keinen anderen Weg?“, jammerte Luigina beim Anblick des dunklen Höhleneinganges. „Oh Mann, Lu-chan! Nun warst du heute schon so mutig, kann das bei dir denn kein andauernder Zustand sein?“ „Tut mir Leid, Ma-chan… Aber irgendwie siegt die Angst ja doch!“ „Aber da sind sicher keine Geister drinnen, alles andere wirst du doch ohne Zittern und Heulen überstehen, oder?“, fragte Marianna erwartungsvoll ihre Schwester, diese schluckte und nickte dann. „Ja! Ich reiß’ mich zusammen!“, ermutigte sich die grüne Klempnerin selber, ehe sie dann zusammen die Höhle betraten. Es war jedoch so dunkel, dass sie allesamt nicht viel erkennen konnten. „Schon wieder so eine ätzende Dunkelheit!“, beklagte Peach sich, die es bereits satt hat, so unbeleuchtet durch die Gegend zu tapsen. Dann blickte sie zu Cianca, die sich bereits denken konnte, was nun auf sie zukam und flüchtete schnurstracks unter Luiginas Mütze. Daraufhin ließ Marianna einen kleinen Feuerball entflammen, der locker in ihrer ausgebreiteten Hand schwebte und für genügend Licht sorgte, um die Höhle auszuleuchten. „Somit wäre das Problem mit der Dunkelheit auch beseitigt.“, kommentierte sie und ging vor, die Gruppe anführend. Sie hatten nun schon den halben Weg durch die Höhle gemeistert, zu Luiginas Glück ohne Blutsauger oder Kriechtiere, nicht einmal Geister waren anwesend. „Die Höhle ist mir sympathisch!“, meinte sie und schmunzelte. Gerade, als ihre Schwester nach hinten ein „Achtung!“ rief, knallte sie mit dem Kopf gegen ein herabhängendes Felsgebilde, dass nun auch noch die Frechheit besaß, abzubrechen und der vor Kopfschmerzen klagenden Luigina auf die Füße zu fallen. Der darauffolgende Schmerzschrei hätte wohl jeden schlafenden Höhlenbewohner geweckt, sofern es welche gab. „Ich sagte doch „Achtung“!“ „Hat aber nichts gebracht!“, zischte Luigina zurück, ihren wehen Fuß haltend und den Kopf reibend. Dann nahm sie die Kappe ab, weil sie darunter irgendetwas zappeln spürte. Tatsächlich beklagte sich Cianca, die zuvor unter die Mütze geschlüpft war, dass Luigina gefälligst besser aufpassen soll, da sie selber was abgekriegt hat. Da musste die grüne Klempnerin leicht schadenfroh kichern. „Seid mal still!“ Irgendetwas hatte Marianna gehört und sie sah sich um. Sie blickte fragend zu Luigina und Peach. „Habt ihr das auch gehört?“, fragte sie. „Ähm, nein...“, antwortete Luigina. Dann hörte sie aber auch etwas, genauso wie Peach. Die Gruppe folgte den seltsamen Geräuschen, die, wenn sie nicht besser wissen würden, wie Schluchzen klingt. Nach einem etwas schmaleren Stück Weg dieser Höhle kamen sie zu einer breiten Kammer. An einem Felsen lehnend konnten sie eine Gestalt erkennen. Marianna, die noch immer den Feuerball in Händen hielt, näherte sich dieser am Boden hockenden Gestalt und hielt ihr das Licht vors Gesicht. Das Wesen entpuppte sich als junges Mädchen, welches aufschreckt und Marianna mit feuchten Augen ansah. Sie schluchzte, wischte sich dann aber die Tränen weg. „Was hast du denn? Wieso bist du hier so alleine?“, wollte Marianna wissen, doch das Mädchen sprang nur auf, stieß Marianna grob weg und lief dann davon. Die Klempnerin lief ihr aber nicht nach, sondern dachte sich, dass sie sowieso unerwünscht wäre. „Was hatte das Mädchen nur?“, fragte Peach besorgt. „Findet ihr nicht, dass sie ziemlich auf die Beschreibung der Dorfbewohner passt? Ich meine, blaue Haare zu Zöpfen geflochten, diese Schuluniform…“, rätselte Luigina, als ihr dann Marianna zustimmte. „Du hast Recht, das war sie sicher! Aber das war gerade ein Mensch… Hat sie sich etwa selbst auch verzaubert? Das ist merkwürdig!“ Marianna beschloss, sich nicht weiter darum zu kümmern, da fiel ihr ein, sie hatten ja versprochen, den Dorfbewohnern zu helfen. „Sie ist sowieso in die Richtung gelaufen, in die wir gehen müssen. Wir treffen sie bestimmt noch einmal an!“, meinte Peach dann. „Du hast Recht. Schauen wir nun einmal, dass wir schnell aus der Höhle rauskommen.“ Alle stimmten Marianna zu und schon marschierten sie weiter durch die felsige Umgebung, in der Hoffnung, bald hier raus zu sein und besonders Luigina freute sich wieder auf frische Luft. ENDE KAPITEL DREI 4.1 Das Versteckspiel --------------------- „Ah~! Frische Luft! Wie angenehm!“ Luigina war hoch erfreut, endlich aus dieser dreckigen und dunklen Höhle heraus zu sein und genoss mit jedem Atemzug die Freiheit unter dem strahlend blauen Himmel. Vor der Gruppe fand sich der atemberaubende Anblick der Pilzschluchten. Eine Kette von hohen und teils Spitzen dunkelbraun gefärbten Bergen, manche am Fuße noch in einem satten grün getaucht, umringt von meterhohen Pilzen, die rot, gelb, weiß und grün getupft waren. Anfangs waren die Pilze noch niedrig, und zwar so, dass es der Gruppe leicht fiel, hinaufzuklettern. Dann standen sie gemeinsam auf einem festen Pilz. „So, hier müsste nun also der nächste Splitter irgendwo sein, nicht wahr, Cianca?“ Eine nervende Antwort erwartend blickte Marianna zu Luiginas Mütze, unter der sich die Fee befand. Aber es kam keine Meldung. „Sie ist eingeschlafen.“ Luigina hob ihre Kappe ein Stück und eine schnarchende, im Schlaf seltsame Dinge murmelnde Cianca kam zum Vorschein. „Gut, so labert sie uns wenigstens nicht voll!“, meinte Marianna und deutete dann nach vorne. „Am besten schlagen wir uns nun zu der ersten Bergspitze hoch, von da haben wir einen guten Überblick über die Schluchten hier und entdecken vielleicht einen potentiellen Splitterträger!“, schlug sie vor. Mit dem Einverständnis ihrer Mitstreiterinnen fingen sie nun an, von einem Pilz zum anderen zu hüpfen, ganz vorsichtig. Bei dem letzten grünen Pilz seiner Sorte blieb Marianna dann stehen. „So, ab nun genießt das Springen mit Vorsicht! Die rot-gelben Pilze verhalten sich wie Trampoline!“, warnte sie vor und demonstrierte, was sie damit meinte. Mit einem Satz sprang sie auf einen roten Pilz, welcher so gut gefedert war, dass die rote Klempnerin bei der Landung doppelt so hoch in die Luft geschleudert wurde. Das nutzte sie aus und steuerte auf den nächsten Pilz zu und so setzte sie den Weg fort, von einem Pilz zum anderen. Luigina tat ihr das gleich, wenn auch ein wenig tapsiger. So landete sie oftmals auf dem Hintern oder bekam bei der Landung soviel Schwung, dass sie einen oder zwei Pilze übersprang. Peach hingegen zückte bereits beim ersten Mal den Schirm und schwebte mit geöffnetem Parasol gemütlich über die Köpfe der Klempnerinnen hinweg, bis sie dann auf einem gefederten Pilz zwischenlanden musste, um wieder an Höhe zu gewinnen. So meisterten sie den langen pilzigen Weg, bis sie wieder festen felsigen Boden unter den Füßen hatten. Der Ausblick von der Bergspitze aus war für Luigina äußerst fesselnd. Sie konnte froh sein, dass sie zumindest keine Höhenangst hatte. Sie alle hielten dann Ausschau nach Leben, die grüne Klempnerin weckte Cianca auf, in dem sie die Fee samt Mütze kräftig durchschüttelte. „IIEEK! Was soll das, was soll das?! Kann man nicht mal schlafen, kann man?!“, meckerte sie mal wieder, rieb sich die Augen und stieß ein erstauntes „Booooaaah~!“ aus, als sie bemerkte, wo sie sich befand. „Schööön~! Sehr Schööön~! Und so hoch~! Woooow~!“, bewunderte sie die Landschaft, dann sagte Marianna ihr, sie solle mal versuchen, den Splitter hier zu orten. „Mh… Ja, hier irgendwo spüre ich einen Splitter. Aber das Signal ist von hier oben aus nur sehr schwach zu orten… sehr schwach…“ „Heißt das, wir müssen wieder runter?“, wollte Luigina wissen und machte dabei ein unglückliches Gesicht. „Du bist wie ein billiger Mobilfunkanbieter, die kriegen auch nie ein Signal rein!“, beschwerte sich Marianna und deutete dann, dass sie wirklich wieder nach unten müssen. Plötzlich hörten sie einen lauten Schrei, der scheinbar seinen Ursprung hinter dem Berg, auf dem sie standen, hatte. Sie konnten erkennen, dass jemand um Hilfe schrie. Also umkreisten sie schnell den Gipfel, um dahinter einen gelb getupften Pilz zu sehen, der ununterbrochen heftig hin und her wankte. An seinem Stängel klammerte sich ein blondes, junges Mädchen, das sichtlich nicht wusste, wie sie in diese Lage geriet und wie sie auch wieder herauskam. „Halte durch! Ich helfe dir!“, rief Marianna und sprintete los, über die grünen sicheren Pilze zu dem verzweifelten Mädchen, das völlig verängstigt kreischte. Die Klempnerin kniete sich nieder, krallte sich mit einer Hand in den Pilz, auf dem sie stand fest und griff mit der anderen nach dem gelben Wackelding, um es dann festzuhalten und zu sich zu ziehen. Mit aller Kraft gelang ihr dies und verschaffte dem Mädchen somit die Gelegenheit, zu ihr hinüber zu steigen, was es auch tat. Dann ließ es sich auf den Hintern plumpsen und kämpfte mit Schwindelgefühlen. „Alles okay?“, fragte Marianna, als sie den Pilz langsam losließ, damit dieser nicht brutal zurückschnalzte. „Jaaa~ Alles Okay~“ Das Mädchen wankte selber noch ein wenig, riss sich dann aber zusammen und stand auf, als Luigina und Peach ebenfalls zu den beiden kamen. „Ich danke dir vielmals! Ich dachte schon, ich käme hier nie wieder runter!“ Das blonde Mädchen verbeugte sich tief und lachte dann fröhlich. Sie trug Kleidung, die genauso süß wie sie selbst waren, an ihrem grünen Käppchen stand ein Stängel mit einem Blatt, ähnlich dem eines Apfels, weg. „Ich heiße Appelinda. Ich war gerade auf der Suche nach meiner Freundin, da bin ich auf diesen seltsamen Pilz geraten. Aber dank dir hab ich ja überlebt!“, kicherte Appelinda, die noch sehr jung zu sein schien. „War ja kein Problem, ich rette ja ständig irgendwelche Leben, haha!“, meinte Marianna bescheiden. „Aber ihr kommt gerade Recht! Ihr könnt mir helfen, meine Freundin zu finden. Ich mache mir Sorgen um sie… Ich will nicht, dass ihr irgendetwas passiert! Wisst ihr, wir spielen gerade Verstecken und ich kann sie einfach nicht finden!“, klagte das junge Mädchen mit der Apfelmütze. „Nein! Nein! NEEEIN! Wir helfen keinem! Wir müssen den Splitter suchen! Neeein! Keine Hilfe!“, mischte sich Cianca ein, wurde aber dann von Marianna weggedrängt. „Wir suchen auch einiges, vielleicht können wir uns ja gut ergänzen? Wie sieht denn deine Freundin aus?“ „Ähm… blaue Haare, zwei Zöpfe, ne große Klappe…“, beschrieb sie und die Gruppe sah sich gegenseitig an. „So jemanden suchen wir auch… So nebenbei halt… Und wir haben eine Person gesehen, die der Beschreibung zutrifft! Jedoch haben wir sie aus den Augen verloren… In der Höhle vorhin…“, sagte Peach und konnte bereits die Tränen über die Wangen der kleinen Appelinda kullern sehen. „Ich werde sie wohl nie finden! Aber ich hab’ sie doch so lieb… Sie ist meine beste Freundin! Wuääääh!“ Da fing sie auch schon an, lauthals zu heulen. Liebevoll und mütterlich nahm Peach sie in den Arm, die beiden Schwestern sahen dem ganzen ein wenig verdutzt zu. „Alles wird gut! Wir werden deine Freundin finden! Gemeinsam schaffen wir das!“, tröstete die Prinzessin das Mädchen auf ganz freundliche Art, so dass Appelinda nur noch kurz schluchzte und dann wieder völlig fröhlich lachte und nach unten deutete. „Dann fangen wir unten an! Alle mir nach!“, rief sie kindlich und sprang von dem Pilz, auf dem sie standen, hinunter zum nächsten, niedrigeren Pilz. Peach musste dabei lachen, sah zu den Schwestern und nickte. Die beiden schüttelten aber den Kopf, als würden sie gar nicht wollen, aber es blieb keine Zeit für Widerworte, da hüpfte Peach mit ihrem ausgebreitetem Schirm ebenfalls hinunter und schwebte sanft hinab. Gleichzeitig seufzten die Schwestern und sprangen ungewollt nach. Unten angelangt fanden sie sich bei dem Ursprung der ganzen Pilze wieder. Die vielen meterhohen Stiele ragten aus einer grünen Wiese empor, deren Grashalme ebenfalls übergroß waren. Außerdem war es nebelig und die Schwestern mussten sich nicht nur durch das Grünzeug kämpfen, um eine halbwegs gute Sicht zu haben. „Wo ist denn Peach nun hin? Und dieses komische Mädchen?“ Fragend sah Luigina ihre rotgekleidete Schwester an. Dann hörten beide ein kindliches Lachen, was wohl nur von Appelinda kommen konnte. Sie schlugen die im Weg stehenden Grashalme zur Seite, blieben immer dicht beieinander, um sich hier unten nicht zu verlieren. Plötzlich hörten sie einen lauten Schrei und mit voller Wucht wurde Luigina von jemandem zu Boden gerissen, ihre Schwester wich aus Reflex lieber mal aus. „Hab’ ich dich!“, rief Appelinda voller Freude und drückte die überrumpelte Klempnerin mit ganzer Kraft, als sie so auf ihr lag. „IEK! Geh’ runter von mir!“, jammerte Luigina und sofort sprang das kleine Mädchen von ihr runter. Sie kicherte und grinste über beide Ohren. „Ihr seid schlechte Versteckspieler! Euch findet man ja sofort!“, spottete sie. „Wir spielen auch gar nicht Verstecken! Wir sollen dir doch helfen, deine Freundin zu finden!“, meinte Marianna verwundert und zog ihre Schwester auf die Beine. „Wir spielen Verstecken und suchen nebenbei auch noch meine Freundin! So macht das ganze wenigstens Spaß~! Wuhiii~!“, erklärte Appelinda und lief dann auch schon los. „Ich verstecke mich diesmal, und ihr müsst mich suchen! Hahaha~!“, hörte man sie noch von weitem Lachen und beide Schwestern seufzten erneut gleichzeitig. Da gesellte sich dann endlich Prinzessin Peach zu den beiden und fragte gleich mal, wo Appelinda denn nun hinverschwunden war. „Wir spielen verstecken… Meint sie zumindest. Oh Mann! Dieses Kind ist total schräg! Zuerst heult sie uns voll, dass sie ihre Freundin finden will und dann will sie nur spielen!“, klagte Marianna kopfschüttelnd. „Sie ist halt noch jung! Kinder spielen gerne.“, verteidigte Peach das kleine Mädchen. „Die ist doch locker zwölf Jahre oder älter! Da hab’ ich schon lange nicht mehr Verstecken gespielt!“, meinte die rote Klempnerin. „Verstecken ist doch lustig! Los, suchen wir Appelinda!“ Die grüne Klempnerin lief auch schon in die Richtung, in die das Mädchen mit der Apfelmütze verschwand. Marianna und Peach blieben nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. „Aber Lu-chan hat damals noch Verstecken gespielt!“, fügte Marianna ihren Worten von vorhin hinzu. Luigina war eifrig am suchen. Sie durchsuchte jedes Grasbüschel, das auch nur leicht raschelte, fand aber dann meistens nur Goombas dahinter. Sie hob Steine auf, vielleicht hätte Appelinda ja darunter sein können, sie umkreiste Pilze, vielleicht stand ja die Gesuchte dahinter. „Oh, Appelinda-chaaa~an! Ich finde dich noch!“, rief Luigina siegessicher, während ihre Schwester mit Peach nur hinterher trotteten. Vor sich erblickte Luigina nun einen Schatten in Menschengestalt hinter den hohen Grashalmen. Sie war sich sicher, dass es Appelinda war, also sprintete sie los, und sprang das Kind an. Beide plumpsten zu Boden, die grüne Klempnerin betrachtete das Mädchen, auf dem sie lag, genauer und bemerkte, dass es gar nicht Appelinda war. „AAH! DU SCHON WIEDER!“, rief das Mädchen, stieß Luigina von sich und wich ein Stück zur Seite, nahm eine verängstigte Pose ein. „Du mit dem Feuer! Aus der Höhle! Lass mich ja zufrieden!“, warnte sie Luigina, aber die schüttelte den Kopf. „Nee, die mit dem Feuer, das war meine Schwester.“, berichtigte die grüne Klempnerin das Mädchen, währenddessen sie sich aufrappelte. Sofort kamen dann auch Marianna und Peach angelaufen und waren sichtlich erstaunt, dass Luigina da wen ganz anderen gefunden hatte. „Du bist doch das Mädchen, aus der Höhle! Und… sicher auch die Freundin von Appelinda, nicht wahr?“, fragte Marianna. Das Mädchen wurde plötzlich ganz blass im Gesicht. „Nein! Nein! Wir sind keine Freunde! Niemals! Aber… ihr seid doch sicher ihre Freunde oder?! Bleibt ja weg von mir! Ich… Ich kann zaubern!“, drohte sie und zückte einen hölzernen Zauberstab, mit dem sie auf die Gruppe zeigte. „Ah! Dann bist du also doch die, die das Dorf da verzaubert hat!“, erkannte Peach das Mädchen. „Nein! NEEEIN! Woher wisst ihr das?! Argh! Ihr seid Freunde von dieser Apfelgöre und wurdet auch noch von meinem Dorf geschickt?! Geht weg! Lasst mich in Ruhe!“ Sie fing an, bedrohlich mit dem Zauberstab zu wedeln, aber Marianna war das ganze Geschrei zuviel, also zündete sie prompt den Stab mit ihren Feuerkräfte an, woraufhin ihr Gegenüber in Panik geriet und wie verrückt versuchte, mit stärkerem Wedeln die Flammen auszumachen, bis letztendlich der ganze Stab verkohlt war. „Awww… Der war teuer…“, jammerte sie weinerlich. „Nun hör mir mal zu, ja?“ Marianna baute sich vor dem Mädchen auf. „Wir werden dir nichts tun. Wir haben nur dem Dorf versprochen, dich zurückzubringen, damit du den Zauber von den Leuten nimmst. Und mit dieser Appelinda haben wir nichts zu tun, wir sollten ihr nur helfen, dich zu finden, da du ihr anscheinend beim Verstecken spielen abhanden gekommen bist.“, erklärte Marianna verständlich, aber das Mädchen wurde ganz aufgeregt und wollte am liebsten sofort weglaufen, aber die rote Klempnerin hielt sie in letzter Sekunde noch fest. „Lass mich los! Lass mich los!! Ich will nicht ins Dorf zurück! Und diese Appelinda will mich umbringen! Die ist wahnsinnig!“, schrie sie panisch und zappelte, da ließ Marianna sie los. „Halt mal, umbringen?“, fragte sie, Peach und Luigina verzogen das Gesicht. „Aber sie ist doch noch ein Kind… Sie will ja nur spielen.“, verteidigte Peach wieder Appelinda, aber das Mädchen schüttelte heftig den Kopf. „Um Gottes Willen, nein! Die ist krank! Die faselt irgendetwas von Splittern und will mich dann umbringen! Dachtet ihr wirklich, mit so was wäre ich befreundet?!“ Ganz entsetzt sahen sich die drei Helden an und allen wurde klar, wer Appelinda wirklich war. „Sie sucht Splitter, dann ist sie wohl…“, sagte Luigina und blickte dabei zu Marianna. „Die dritte Lady! Oh nein!“, ergänzte die rote Klempnerin. „Aber sie ist doch noch ein Kind!“, meinte Peach und konnte nicht fassen, das ein so niedliches Mädchen zu so was Schrecklichem in der Lage war. „Ah, ihr habt sie gefunden! Ihr seid so toll~!“ Kaum sprachen sie von ihr, tauchte sie auf, lauerte scheinbar schon die ganze Zeit hinter dem hohen Gras auf. Kindlich kicherte sie und sah völlig unschuldig drein. „Helden sind toll, aber dumm! Nun kann ich mir endlich den Splitter holen! Und nebenbei hatte ich sogar echt ne Menge Spaß!“, freute sich das Mädchen. Marianna stellte sich vor die entlaufene Zauberin, die ganz verwundert zu ihr aufblickte. „Wenn sie also die nächste Splitterträgerin ist, dann muss ich sie beschützen!“, sagte sie voller Courage, da stellten sich auch Peach, mit dem Schirm griffbereit, und ihre Schwester zu ihr. „Hihihi~ Ihr seid so lustig! Dann lasst uns spielen!“, rief Appelinda, strecke ihre Hand gen Himmel, woraufhin ein rosa Stab mit Schleife und einem grünem Apfel am oberen Ende erschien. „Ich hoffe, ihr mögt Süßigkeiten, denn ich liiii~iiebe Süßigkeiten!“ Sie lachte laut, schwang ihren Stab, woraufhin es eine Menge Bonbons vom Himmel regnete, verpackt in allen möglichen leuchtenden Farben. „Ähm… Bonbons?“, verwirrt blickte Marianna nach oben, nahm das Ganze erstmal nicht ernst, bis die Süßigkeiten dann an Geschwindigkeit zunahmen und der Aufprall am Körper immer schmerzhafter wurde. „AH! Killerbonbons!!“, rief Luigina und hielt sich die Hände über den Kopf, ihre Schwester tat es ihr gleich. Peach hingegen öffnete einfach ihren Schirm, der wie ein starker Schutzschild wirkte und stellte die junge Zauberin ebenfalls unter ihren Parasol. Marianna versuchte, den Bonbons standzuhalten, in dem sie ihr Feuer dagegen einsetzte, jedoch brachte dies die Zuckerkugeln nur zum Schmelzen und sie bekam die ganze klebrige heiße Soße ab. „Aua! So ein Dreck!“, ärgerte sie sich. Völlig abgelenkt merkte sie dabei nicht, dass sich Appelinda nun an Peach und ihren Schützling heran schlich. Zum Glück reagierte Luigina rechtzeitig und schoss einen Blitz auf Appelinda, die aber mühelos auswich. „Finger weg von der Splitterträgerin!“, warnte sie das Apfelmädchen, diese kicherte aber nur. „Du bist nicht meine Mutter, dass du mir hier was befehlen kannst! Du Gurke!“, sie wedelte wieder mit dem Stab. Dabei schleuderte sie eine Menge Schokostreusel in Luiginas Gesicht, die das süße Zeug direkt in die Augen bekam und sofort beklagte, sie würde nichts mehr sehen. „AH! Ich liebe ja Schokolade, aber nicht in den Augen! Aua! Das brennt höllisch!“, rief sie vor Schmerzen, während sie ihre Hände vors Gesicht hielt. Spöttisch lachte Appelinda und nutzte die Gelegenheit, jedoch hatte sie nicht mit Peach gerechnet, denn da durch den Schokostreuselzauber der Bonbonregen aufgehört hatte, konnte die Prinzessin den Schirm wieder einspannen und briet Appelinda damit gleich eins über. „Böses Mädchen! Verzogene Göre!“, schimpfte sie das Kind. Marianna wollte sich nun aber nicht weiter auf einen Kampf einlassen, sie nahm die verdutzte Zauberin an die Hand und lief dann zusammen mit Peach und Luigina fort, während Appelinda das alles erst zu spät mitbekam, da sie von dem Schlag noch ein wenig benommen gewesen war. Nachdem sie einige Meter weit gelaufen waren, fühlten sie sich sicher, wenigstens für einige Zeit. Etwas erschöpft keuchten die vier Mädchen. Die gerettete Splitterträgerin sah ihre drei Helden gerührt an. „Ihr… habt mich gerettet…“ Ganz aufgelöst musste sie weinen und aus Dankbarkeit verbeugte sie sich mehrmals. „Die Gefahr ist noch nicht gebannt! Diese kleine Göre ist uns bestimmt dicht an den Fersen.“, meinte Marianna in einem ernsten Ton. Luigina war den ganzen Weg halbblind hierhergelaufen und rieb sich nun endlich die Schokolade aus dem Gesicht. „Was für ein seltsamer Kampfstil…Süßigkeiten…?!“, die grüne Klempnerin konnte es kaum fassen. „Aber lecker~!“, grinste sie dann und schleckte dabei die Schokolade von ihren Fingern ab. Die Zauberin musste ein wenig schmunzeln. „Ach übrigens, ich heiße Karmelia Koopa, aber nennt mich einfach Karma.“, stellte sie sich vor. „Ich bin…“, wollte sich Marianna gerade vorstellen, wurde aber unterbrochen. „Ich kenne dich, und dich auch!“, sie deutete auf Peach. Jedoch wusste sie den Namen der grünen Klempnerin nicht. Diese grummelte ein wenig. „Ist schon gut… Ich bin Luigina, Mariannas kleine Schwester“, sagte sie seufzend. „Wir sollten uns schleunigst überlegen, wie wir den Splitter aus dir herausbekommen, Karma. Und zwar ohne Töten, so wie Appelinda es gerne machen würde…“, schlug Marianna vor. „Genau! Diese Splittergeschichte! Erzählt mir doch mehr davon!“ Karma hörte dann gespannt zu, wie die Gruppe die ganze Geschichte, bis zum jetzigen Zeitpunkt, erzählte. Sie erklärten die Bedeutung der Splitter des Glassternes und sprachen auch von diesen sieben dunklen Ladys, von denen ja Appelinda auch eine war. Sie nutzten die kurze Zeit, die sie hatten, bevor Appelinda wieder angreifen würde, um ein wenig über Karma zu erfahren und so schnell herauszufinden, wie sie den Splitter aus ihrer Seele entfernen konnte. 4.2 Die Sternenexpertin ----------------------- „AH! Ich spüre einen Splitter! Einen Splitter!“, schrie Cianca und schwirrte aufgeregt um Karma herum. „Nun halt mal den Rand! Wir wissen schon längst, dass Karma den Splitter in sich trägt!“ Marianna packte die Fee an den Flügeln. „Wieso wisst ihr das?! Woher?! Ihr habt doch keinen Splittersensor! Und überhaupt! Und außerdem!“, quengelte Cianca, während sie von der übergroßen Hand durchgeschüttelt wurde. „Ein Apfel mit Tollwut hat es uns erzählt.“, meinte die Klempnerin und ließ Cianca los. „Wow… Ich bin echt begeistert! Wobei… Das dieser Splitter in mir etwas mit diesem Glasstern zu tun hat, das hätte ich mir ja denken können.“, sagte Karma. „Wie meinst du das?“, fragte Luigina verwundert nach. „Ihr müsst wissen, was Sterne angeht bin ich eine echte Expertin! Ich weiß alles über sie. Egal ob Sterne am Himmel oder magische Artefakte, so wie die Powersterne im Schloss der Prinzessin oder eben der Glasstern, ich recherchiere bereits seit meiner Kindheit!“, erklärte sie voller Begeisterung. „Das ist ja echt ein interessantes Hobby!“, sagte Peach und lächelte. „Ich habe immer daran geglaubt, dass der gläserne Stern wirklich existiert! Und nun kann ich nun endlich mehr darüber erfahren!“, freute sich Karma, aber Cianca war da anderer Meinung. „Dir erlaub’ ich’s nicht, dass du mehr erfährst! Nee! Niemals! Vergiss es! Das erlaub’ ich grad mal den auserwählten Helden. Nur den Auserwählten!“ Kaum meckerte sie zu Ende, drückte Marianna sie weg. „Hör nicht auf Cianca, die redet nur gerne und viel!“, meinte sie. Die Klempnerin drehte sich zu ihrer Schwester, die etwas abwesend in die Höhe starrte. „Lu-chan? Was hast du?“, fragte sie. „Ähm… Da oben ist irgendwas… großes… rundes… und es… KOMMT NÄHER!“, rief sie und sprang rechtzeitig mit den anderen zur Seite, als doch tatsächlich ein gigantischer Lolli in Kugelform vom Himmel fiel und nun mit voller Wucht den Boden sprengte und darin stecken blieb. Die Gruppe sah an der riesigen Süßigkeit herauf. An seiner Stängelspitze balancierte Appelinda, fröhlich lachend wie immer. „Och, mögt ihr keine Lollis? Die sind doch lecker!“, kicherte sie und richtete ihren Apfelzauberstab auf die Helden. „Nicht die schon wieder! Los, nehmt eure Füße in die Hände und laaaauft!!“, befahl Marianna und schon liefen sie davon. Als Anführerin entschloss die rote Klempnerin den Abgrund hier zu verlassen und mit Hilfe der Pilze wieder nach oben zu gelangen. Sie sprang auf den ersten niedrigen Pilz und hüpfte weiter zu einem höheren. Karma war allerdings nicht so gut im Springen, wie die anderen drei, wie Luigina schnell bemerkte. Also nahm sie kurzerhand das Mädchen hoch und hüpfte mit ihr gemeinsam. Oben angelangt fand sich die Gruppe auf einem der harten, begehbaren Pilze. Doch Appelinda war längst nicht abgeschüttelt. Sie spürten nämlich, wie der Pilz plötzlich nachgab und noch rechtzeitig schafften sie es, sich auf einen anderen zu retten, bevor sie mit dem Pilzkopf in den Abgrund stürzen konnten. Das Apfelmädchen stand dann vor den Fliehenden und hielt in einer Hand essbares Papier. „Es schmeckt so gut… und wenn ich will, dann ist es scharf wie eine Messerklinge!“, rief sie und schleuderte das Papier, mit welchem sie wohl auch den Pilz gefällt hatte, auf die Helden. Peach warf sich schützend vor die anderen, öffnete ihren Schirm und fing damit das Papier ab, welches wie an einem Eisenschild abprallte. „Woah! Nun aber mal ernst, was hast du wirklich mit meinem Schirm gemacht, Toadsworth?!“, dachte sie sich verblüfft von der Abwehrstärke des Schirms. „Unfair!“, rief Appelinda wütend, aber noch bevor sie einen weiteren Süßigkeitenzauber aussprechen konnte, musste sie einer Feuerattacke Mariannas ausweichen, die hinter der abwehrenden Peach hervorsprang. „Du böse Tomate du! Ich mag dich nicht!“ Sie zeigte Marianna die Zunge. „… Tomate?“, fragte sie unbeeindruckt Appelinda. „Naja… du bist rot, deswegen Tomate! Und ich mag kein Gemüse!!“ Damit ließ sie vor sich eine Horde bunter Gummibären erscheinen, die wie wild auf Marianna losgingen. „Willst du mich verarschen?! Das sind doch nur Gummibä… AUA! DIE BEISSEN JA!“, fluchte sie und versuchte, die Dinger von sich abzuschütteln. „Sind sie nicht süß?“ Amüsiert klatschte Appelinda in die Hände. „Iek! Ma-chan!“ Luigina setzte Karma bei Peach ab, dann sprintete sie los und sprang mit einem kräftigen Satz in die Höhe. Mit einer Stampfattacke zielte sie auf Appelinda, welche aber auswich und Luigina auf den pilzigen Boden landen ließ. Der gewaltige Stampfer verursachte ein kleines Beben auf dem für seine Verhältnisse doch sehr schmächtigen Pilz, wobei Marianna, Peach und Karma gleich mal umplumpsten. „Lu-chan! Du stampfst hier eher den Pilz in Grund und Boden als Appelinda!“, rief Marianna, die es nun geschafft hatte, die Gummibären abzuschütteln. „Entschuldige, war nicht mit Absicht!“ Kurz ließ sich die grüne Klempnerin ablenken, aber lange genug für Appelinda zum Angreifen. Sie warf eine große Portion von kremigem Erdbeereis auf Luigina und als Krönung auch noch Schlagsahne hinterher. „Iek! Kalt! Kalt! Gehirnvereisung!!“, kreischte Luigina panisch und wischte schnell das Eis von sich. „Ah! Da fällt mir ein! Ma-chan!! Ich bekomm’ noch ein Eis von dir!“, rief sie ihrer Schwester zu, welche nur seufzte und meinte, sie solle damit doch bis nach dem Kampf warten. „Es hat echt Spaß gemacht, mit euch zu spielen! Aber nun muss ich leider Schluss machen.“, sagte Appelinda, kicherte dann und streckte ihren Stab gen Himmel. Über ihren Köpfen materialisierte sich nun ein gigantischer grüner Wackelpudding mit mehreren Metern Durchmesser. Als sie zur Seite sprang, um sich selber zu retten, fiel der Pudding vom Himmel herab. „OH SHIT!“, fluchte Marianna noch kurz, als das wabblige grüne Zeug auf sie draufplatschte, mit all seinem Gewicht. Es zerdrückte sämtliche Pilze, die sich darunter befanden, der Pudding verteilte sich über einen großen Teil der Schlucht. Auf der Spitze eines Hügels, etwas weiter weg von der Einschlagsstelle stand Appelinda und lachte. „Was für ein schöner Abschluss! Nun hol ich mir nur noch den Splitter und… Halt mal… Wo sind sie hin?!“ Sie sah sich genauer um, aber von den Schwestern, Peach und Karma fehlte jede Spur. „Das gibt’s nicht! Der Pudding muss sie doch zerquetscht haben! Nein! NEEEIN!“, fluchte sie und stampfte verärgert mit einem Bein auf. „AAAAAAAAH!“, erschreckte sich Luigina lautstark als sie sich nicht mehr in den Pilzschluchten wieder fand, sondern auf einem riesigen Weizenfeld. Sie sah sich um, ihre Schwester, Peach und Karma waren auch da. „Was zum…“, stotterte sie und blickte fragend in die Runde. „Ihr müsst euch bedanken! Bedanken, ja? Ich hab euren Hintern gerettet! Gerettet!“, quietschte plötzlich Cianca, die sich in die Mitte gedrängt hatte. „Bevor dieser grüne Klopps auf euch gefallen ist, hab ich euch hier her teleportiert. Hier her!“, erklärte sie stolz. „Du kannst das?!“ Luigina war völlig erstaunt über diese Fähigkeit der kleinen Fee. „Lass mich raten. Vor Aufregung vergessen zu erwähnen?“, sagte Marianna bereits gelangweilt von diesem immer wiederkehrenden Muster. Peach sah sich um und erkannte, dass sie in einem der Weizenfelder standen, die sie zuvor durchquert hatten und bemerkte dann Karma, die völlig blass in Richtung ihres Heimatdorfes starrte. Sie nahm das Mädchen an der Hand. „Wir bringen dich nicht heim. Das können wir jetzt auch noch gar nicht.“, meinte sie tröstend zu Karma. „Aber Peach, wir haben’s den Dorfbewohnern doch versprochen!“ „Ma-chan, denk doch mal nach! Sie trägt den Splitter in sich, so können wir sie nicht alleine lassen!“ „… Da hast du Recht. Wir sollten also irgendwo anders hin, irgendwo, wo uns Appelinda nicht finden kann!“, schlug die rote Klempnerin vor. „Ich weiß, wo wir hingehen könnten!“, meinte Karma und lief voraus, die anderen hinterher. In der Nähe des Dorfes blieben sie bei einer Baumgruppe stehen. Inmitten dieser stand ein einziger breiter Baumstumpf, bedeckt von Laub. Karma fegte die Blätter weg und zückte ihren Zauberstab, übrigens ein anderer, als der, den Marianna zuvor abgefackelt hatte. Sie schwang ihn, sprach ein paar reimende Worte, woraufhin ein Loch in dem Stumpf entstand und eine Treppe nach unten zum Vorschein kam. „Ein Geheimversteck?“ Marianna blickte neugierig hinein. „Ganz genau! Immer mir nach!“ Karma schritt voran die Treppe hinab. Das Geheimversteck war gerade groß genug, dass es schön gemütlich wirkte. Dort fanden die Helden alles vor, was man so zum Herumlungern benötigt, es war nett möbliert und es gab sogar Strom. „Echt beeindruckend! Hast du das selbst gebaut?“ Luigina warf sich gleich mal auf das breite Sofa. „Ja. Ich brauche manchmal einfach Abstand von meinem Dorf. Hier unten verbringe ich sehr viel Zeit.“, erklärte Karma. Peach war überwältigt von den vielen Büchern, die in den Regalen standen. Die meisten von ihnen handelten von Sternen, welche ja Karmas Leidenschaft waren. Die junge Zauberin nahm eines der Bücher aus dem Regal, setzte sich damit an den kleinen Couchtisch und schlug es auf. Die Gruppe versammelte sich um sie herum. „Hier drinnen hab’ ich alles über den gläsernen Stern zusammengeschrieben, was ich herausfinden konnte.“ Cianca war nun auch ein wenig interessiert, gab das jedoch nicht zu, immerhin müsste sie ja alles wissen, was es zu wissen gab, nur hat sie es garantiert bereits vergessen, vor Aufregung, wie immer. Karma stand noch einmal auf, lief zum Regal und zog ein weiteres Buch heraus, welches sie dann neben dem anderen auf dem Tisch aufschlug. „Was ist das?“, fragte Marianna neugierig. „Ein Märchen. Ihr kennt es sicher! Das Märchen von dem Sternenpaar.“ „Au ja! Das kenn ich! Das hab’ ich als Kind geliebt! Und ich mag es immer noch, so schön romantisch!“, schwärmte Luigina vor sich hin. „Das Märchen handelt von einer Lady, die unsterblich in einen Schönling verliebt war. Jedoch waren die Familien der beiden gegen diese Liebe und man verbot ihnen, den anderen zu sehen. Mit der Hilfe eines alten Magiers ließen sie sich in Sterne verwandeln, um so für immer am Nachthimmel zusammen sein zu können.“, erzählte Karma. „Wieso erzählst du uns das?“, wollte Peach wissen. „Ich habe die Vermutung, dass dieses Märchen mehr als nur eine Kindergeschichte ist. Ich denke, es ist wahr und dass es etwas mit dem gläsernen Stern zu tun hat!“, erklärte sie und blätterte in dem Märchenbuch. „Ich habe einmal gelesen, dass der gläserne Stern die Seele eines mächtigen Wesens in sich trägt. Sie wurde dort eingesperrt. Man könnte also sagen, dass dieses Wesen zum Stern wurde, so wie das Paar aus dem Märchen.“ Sie schlug das Buch wieder zu. „Ist nur eine Vermutung.“, sagte sie dann und lachte. „Klingt aber plausibel.“, kommentierte Peach und lächelte. „Nur, mir persönlich stellt sich noch eine Frage: Warum hat sich der Splitter mich ausgesucht? Ich weiß, ich sollte mich geschmeichelt fühlen, denn das zeigt mir, dass ich eine reine Seele habe. Aber… dann muss auch irgendetwas mit mir nicht stimmen.“ Sie ließ die Schultern hängen. „Hat sich denn irgendetwas an dir verändert?“, fragte Peach sie direkt. „Ähm… Ich weiß es nicht…“, murmelte Karma bedrückt. „Ach, nicht so schlimm! Ich glaub auch, man merkt das selber gar nicht!“, munterte Peach das Mädchen wieder auf. „Sag Mal, die Sache mit deinem Dorf… Das war doch nicht Absicht oder?“, fragte Luigina vorsichtig nach. „Nein! Nein! So etwas würde ich nie tun. Ich wollte einen kleinen Zauber aussprechen, aber irgendwie war ich dann etwas verunsichert, dabei lief das Ganze wohl schief und alle Dorfbewohner waren plötzlich Menschen. Ich auch… Ach, ich will endlich wieder ein Koopa sein!“ „Dann verwandle dich doch zurück!“, schlug Marianna vor, aber Karma senkte nur den Kopf. „Das kann ich nicht… Ich will nicht, dass wieder etwas schief geht…“ „Also willst du ewig ein Mensch bleiben?“ Marianna sah sie an. „Nein, aber…“, stotterte sie. „Du musst echt an deinem Selbstvertrauen arbeiten, Mädchen.“, meinte Marianna, schüttelte den Kopf und stand auf. „Wollen wir hier eigentlich ewig unten bleiben? Diese Appelinda hat es doch geschafft, den Splitter aufzuspüren, nicht wahr? Also wird sie Karma wieder finden.“ „Die hat bestimmt einen Splittersensor, so wie ich! Wie ich! Im Gegensatz zu euch!“, beschwerte sich Cianca, ging aber dann gleich mal unter Luiginas Mütze in Deckung vor Mariannas gefährlicher Hand. „Und was schlägst du vor?“, fragte Luigina. „Vertreten wir uns einfach ein wenig die Beine! Ich halt’s hier unten einfach nicht mehr aus!“ „Mh, ja! Verstecken hat ja sowieso keinen Sinn. Wenn wir Appelinda begegnen, werden wir wohl oder übel gegen sie kämpfen müssen!“ Peach stand auch auf, schweren Mutes raffte sich Luigina dann auch auf, sie wäre ja doch lieber hier unten geblieben, beim bequemen Sofa. Zur selben Zeit, an einem anderen, aber bereits bekanntem Ort, drehte Bowser seine Runden. Er machte es sich selbst zur Aufgabe, Prinzessin Peach zu retten, da er immer noch dachte, sie wäre entführt, wobei sie ja bereits gerettet wurde. Er erreichte schon bald ein kleines ländliches Dorf, in welchem bis vor kurzem Unruhen geherrscht hatten. Alles sah noch sehr verwüstet aus, aber zusammen mit jeder Menge Polizisten bauten die Dorfbewohner, allesamt Goombas, ihre Heimat wieder auf. Ihm fiel besonders eine grünhaarige uniformierte Goombadame auf, die wie wild brüllte und so scheinbar ihre Leute herumkommandierte. Aber er ließ sich letztendlich nicht von dem Dorf beeindrucken, sondern marschierte weiter durch den dunkelgrünen Wald. Doch plötzlich hörte er aus den Büschen ein Rascheln und Flüstern. Leicht zu reizen, wie er war, zögerte er nicht lang und zündete die lärmenden Büsche mit seinem Feueratem an. Sofort schnellten panisch über ein dutzend Koopas aus den Gebüschen, klagten, dass es auf einmal brennend heiß war und liefen wie wild im Kreis. Bowser brummte einmal laut, als er sah, wen er da vor sich hatte. Die Koopas erkannten das Zeichen und standen plötzlich alle stramm in Reih und Glied, der eine oder andere klopfte sich noch die letzten Flammen vom Hintern ab. „Warum lungert ihr hier in dieser Gegend herum, aber nicht dort, wo ich euch haben will?!“, fragte Bowser verärgert, drohte mit einem Flammenstoß, sollte jemand nicht rasch antworten. „Ähm, eure Fürchterlichkeit, w-wir wissen es selber nicht genau…“, stammelte eines der Koopa. „Wie, ihr wisst das nicht?! Werdet ja wohl nicht im Schlaf hier her gewandert sein!“, grummelte die Riesenschildkröte und verschränkte die Arme. „Nun, eure Abscheulichkeit, wir sind gerade erst hier aufgewacht. Das letzte, woran wir uns erinnern können war, dass wir gemeinsam während der Dienstpause gepokert haben…“, erklärte ein weiteres Koopa. Ihrem Anführer kam das jedoch seltsam vor. „Ihr seid wahrscheinlich einfach schon zu dumm um zu merken, was ihr tut! Aber wenigstens hab’ ich euch wieder gefunden, ihr Ausreißer! Nun folgt mir, wir müssen die Prinzessin retten!“, befahl Bowser und ging vor, seine Truppe folgte ihm ohne Widerworte. Leise tuschelten sie für Bowser unverständlich untereinander. „Prinzessin retten?“ „Will er nun einen auf Held machen?“ „Wer hat denn nun eigentlich beim Pokern gewonnen?“ So setzte Bowser seinen Weg mit seinen wiedergefundenen Leuten fort, immerhin war nun nicht mehr ganz so alleine. 4.3 Selbstvertrauen ------------------- Nach Mariannas Wunsch spazierten sie nun also in der Gegend herum, mieden jedoch das Dorf. Sie liefen einige Male die Felder ab, während Karma ihnen ein wenig über ihr Leben erzählte. Ihre Freude am Gespräch war den Helden natürlich sehr hilfreich, so konnten sie sich ein Bild von Karmas Gefühlslage machen und so herausfinden, wie sie den Splitter aus ihr herauslocken konnten. Jedoch schien das leichter gesagt als getan, denn Karma hatte so gut wie an allem in ihrem Leben etwas auszusetzen. Das fing schon mal bei ihren Eltern an, über die sie sich scheinbar endlos beschweren konnte. „Sie hören mir nie zu, sie wollen ständig, dass ich das tue, was sie sagen! Ich bin mir sicher, sie vermissen mich jetzt nicht einmal.“, klagte Karma. „Nein, das stimmt nicht! Deine Eltern machen sich sicher Sorgen um dich.“ Peach legte eine Hand auf die Schulter des Mädchens. „Wieso sollten sie jemanden wie mich vermissen? Ich bin eine furchtbare Tochter! Und das alles nur, wegen dieser blöden Magie! Ohne sie, wäre das alles nicht passiert. Ich bin eine schlechte Magierin.“, meinte sie und blickte zu Boden. „Nein, ich glaube, dass du eine gute Zauberin bist! Missgeschicke passieren hier und da, das gehört zum Lernen dazu.“ Peach tat sichtlich alles, um Karma aufzuheitern. „Ach was, mein ganzes Leben ist ein Missgeschick!“ Das Mädchen jammerte weiter, Peach ließ dann ihre guten Worte bleiben, da diese sowieso nicht zu helfen schienen. Die Gruppe schwieg eine Weile und wanderte weiter. Der Wald, an dessen Rand sie vorbeizogen, verhielt sich höchst seltsam für diese Jahreszeit, was jedoch ein wunderschöner Anblick war, denn sämtliche Blätter waren bunt gefärbt. „In dem Wald ist es immer Herbst. Regen und Sonne sind ausgeglichen, das tut den Pflanzen gut.“, erklärte Karma, ohne dass jemand eine Frage ausgesprochen hatte. „Du kennst dich ja gut aus!“, meinte Luigina. „Das muss man wissen, wenn man hier lebt.“ Karma grinste ein wenig. Auf einmal blieb Marianna stehen, rümpfte die Nase und schnupperte. „Riecht ihr das auch?“, fragte sie ihre Mitstreiterinnen. „Ähm, wenn du diesen süßlichen Duft meinst, ja!“, antwortete Peach. „Mmmmmh~! Riecht wie Himbeersirup!“, empfand Luigina und schwärmte von einer süßen Mahlzeit. Beim nächsten Schritt bemerkte sie dann, dass ihre Füße ein wenig am Boden festklebten. Sie zog den Fuß hoch, um genauer zu sehen, was ihr das Gehen erschwerte und es war tatsächlich rosaroter Sirup. Dann schreckten sie alle gleichzeitig zusammen, als ihnen einfiel, was dieses süße Zeug bedeutete und konnten zum Glück rechtzeitig ausweichen, als unangekündigt ein Schwall klebrigen, rotgefärbten Himbeersirups auf sie zuraste. „Appelinda! Das war ja so klar!“, rief Marianna der kichernden Appelinda zu, die auf einem riesigen fliegenden Marshmallow mit Augen hier her gekommen war. „Ihr seid unfair. Lasst mich armes Mädchen ganz alleine! Aber nun hab’ ich euch ja gefunden, dann können wir gleich was neues Spielen!“, sie lachte und richtete ihren Apfelzauberstab auf die Helden. „Peach! Luigina! Bringt Karma in Sicherheit! Ich versohl der Göre jetzt den Hintern!“, befahl Marianna, die beiden Angesprochenen nickten, packten Karma an den Armen und liefen los, direkt in den Herbstwald. Schnell sprang Marianna mehrmals zur Seite, um den warmen Waffeln auszuweichen, die Appelinda auf sie schleuderte. Nach der letzten Waffel jedoch rutschte sie aus, da diese mit Sahne war, welche direkt vor ihren Füßen landete und sie mit einem Mal mit dem Gesicht voraus in die Wiese fallen ließ. Marianna fluchte, rappelte sich aber schnell wieder auf, bevor sie beinahe von einem Dutzend rasiermesserscharfer Schokobananen aufgeschlitzt wurde. Aber mit dem Ausweichen ging es gleich weiter, denn sie hätte nicht gedacht, dass die knusprigen Nougattaschen, die sie jeden Morgen frühstückte, so wehtun konnten. Nach der letzten Welle von Attacken blieb Marianna dann keuchend stehen, blickte zu Appelinda, der wohl nichts ihre Fröhlichkeit verderben konnte. Bei dem Anblick wurde die rote Klempnerin sauer und fand, dass es an der Zeit war, anzugreifen. Sie sprintete los, sprang kraftvoll in die Höhe, mit den Füßen voraus versuchte sie, Appelinda mit einer Stampfattacke zu erwischen, diese wich aber aus, woraufhin Marianna direkt nach der Landung ein zweites Mal hochsprang und wieder das kleine Mädchen attackierte. Doch anstatt zu Treffen, landete sie mit den Beinen in einer mehrstöckigen Torte, welche Appelinda kurzerhand an ihre Stelle platzierte um selber der Attacke entgehen zu können. „Argh! Du nervst gewaltig!“ Marianna sah man die Wut an, die stapfte aus dem cremigen Matsch und war bereit, eine Feuerattacke zu starten, verlor aber Appelinda aus den Augen. Die Klempnerin blickte sich um, sah ihre Gegnerin mit einem breiten Grinsen auf dem Marshmallow schwebend in der Luft. „Ich glaube, ich habe gewonnen! Dann geh ich nun mit den anderen spielen. Bye Bye!“, sagte sie und zeigte Marianna auch noch die Zunge. Diese war aber anderer Meinung, wollte gerade auf sie zulaufen, da konnte sie ihre Beine nicht mehr bewegen. Irgendetwas hinderte sie daran und ein Blick nach hinten verriet auch, was: Kaugummi! Er klebte sie am Boden fest, sie schaffte es zwar, den Fuß ein wenig vom Gras zu heben, jedoch zog die rosa Süßigkeit nur Fäden und der Fuß schnalzte wieder zurück. „Du Biest!“, schimpfte Marianna während sie mit aller Kraft versucht, sich loszureißen. Appelinda kehrte ihr den Rücken zu, winkte und zischte dann los, Richtung Wald, um ihr eigentliches Ziel, Karma, zu verfolgen. „Hier sollten wir eine Weile sicher sein!“ Luigina, Peach und Karma stoppten mitten im Wald, weit weg von den Feldern. Sie schnauften erschöpft. „Ich hoffe, Ma-chan passiert nichts…“ Luigina machte sich sichtlich Sorgen um ihre Schwester, war aber froh, dass sie sich nun immerhin nicht mit dieser kleinen Göre von Appelinda herumschlagen musste. Karma ließ sich völlig außer Atem auf den Hintern fallen. Sie blickte ihre beiden Retter an, konnte nicht wirklich verstehen, warum sie ihr halfen. „Ihr riskiert euer Leben, nur wegen mir? Wegen diesem Splitter, der in mir ist?“, fragte Karma. „Ist doch selbstverständlich.“ Peach lächelte. „Aber, wenn wir nicht herausfinden, wieso der Splitter mich ausgesucht hat, dann müsst ihr mich ja ewig beschützen!“ „Du könntest ja ein wenig mit helfen, dein eigenes Leben zu schützen! Immerhin kannst du zaubern.“, meinte Luigina und setzte sich dann auch hin. „Nein! Ich werde nicht mehr zaubern. Das habe ich beschlossen. Bevor wieder etwas Schlimmes passiert.“ „Nur weil einmal etwas schief gegangen ist? Du lernst ja noch, da passieren ständig Missgeschicke!“ „Ich habe ja daraus gelernt, ich bin für Magie nicht geeignet und deswegen werde ich nicht mehr zaubern!“ „Willst du das wirklich? Es ist doch deine Leidenschaft!“ Peach kniete sich zu ihr herunter. „Ich kann das einfach nicht. Ist ja nicht der erste Zauberspruch, der daneben geht.“ „Sag doch mal, könnte es sein, dass du vor einigen Tagen noch super Zaubern konntest?“, fragte die Prinzessin. „Wie? Wie meinst du das?“ „Naja, vor zwei Tagen. Konntest du da noch gut zaubern?“ „Ähm… Ich weiß nicht so genau…“, kurz überlegte Karma, fuhr dann fort: „… Ja, ja, da gings noch! Komisch. Aber das war sicher nur Glück! Ich kann einfach nicht zaubern.“ „Da! Schon wieder!“, Peach deutete auf sie. „Was?“ Karma sah sie verwundert an. „Du tust es schon wieder! Du bemängelst dich selbst!“ „Aber! Es stimmt doch! Ich bin nicht gut.“, wiederholte Karma. „Nun ist es aber eindeutig! Die Prinzessin hat das Rätsel gelöst.“ Sie stellte sich dann aufrecht vor Karma hin. „Du hast kein Selbstvertrauen, kein Selbstwertgefühl. Du findest alles an dir schlecht und ganz besonders deine Zauberkünste. Das wird es wohl sein! Und daran arbeiten wir nun, dann haben wir den Splitter in Null Komma Nichts aus dir draußen!“ Peach freute sich, über ihre Erkenntnis. „…Kein Selbstvertrauen?“ Karma ließ enttäuscht den Kopf hängen. „Und wie gibt man jemandem, den es an Selbstvertrauen mangelt, dieses wieder zurück?“, fragte Luigina die stolze Prinzessin, die dann ahnungslos zu ihr sah. „Ich weiß nicht! Ich bin ja auch keine Psychologin!“ „Eh… toll…“, die beiden sahen dann ratlos zu Karma, die begann, über sich selbst nachzudenken. Dann schnellte Peach wieder zu ihr hinunter, als ihr etwas einfiel. „Also! Sprich mir nach: Ich bin toll! Ich kann zaubern, wie kein anderer!“ Sie versuchte es auf diese Art, Karma seufzte und murmelte die Worte nach. „Nein! Lauter! Energetischer!“, Peach zog Karma auf die Beine. „Los! Brüll es in den Wald hinein!“ „Ähm… Ich… Ich bin toll! Und ich… kann zaubern! Wie kein anderer!“ „Lauter!!“ „Ich bin toll! Und ich kann zaubern, wie kein anderer!“ „LAUTER!“ „Ich bin toll!! UND ICH KANN ZAUBERN! Wie kein anderer!“, brüllte Karma letztendlich so laut sie konnte, mit einem Strahlen im Gesicht. Peach klopfte ihr stolz auf die Schulter. „Und?“, erkundigte sich Peach. „Nichts. Ich finde immer noch, ich kann nicht zaubern.“ sagte sie und ließ sich wieder auf den Hintern fallen. „So wird das nichts!“ Die blonde Prinzessin ärgert sich, stapfte zu Luigina, die von der brüllenden Karma recht amüsiert zu sein schien. „Grins nicht so blöd, hilf lieber mit!“, zischte Peach, die Arme verschränkend. „Jaja! Nun zeig ich dir, wie ich das machen würde.“ Luigina ging zu Karma hinüber. „Also, Karma! Wenn ich mit dem Finger schnippe, hast du wieder Selbstvertrauen!“ Doch als Luigina das tat, sah Karma sie nur verdutzt an, woraufhin die grüne Klempnerin schon verstand und wieder zu Peach schlenderte. „Das hast du nun aber nicht ernst gemeint, oder?!“, fragte Peach entsetzt. „Wär’ ja schön gewesen, wenn’s geklappt hätte!“ „So wird das wirklich nichts!“, Peach fasste sich genervt an die Stirn. „Wo ist eigentlich Cianca? Die hat das doch bei der Krankenschwester auch so toll hingekriegt!“ „Marianna! Marianna! Brauchst du Hilfe?!“ Die quietschende kleine Fee schwirrte um die festgeklebte rote Klempnerin umher, die sichtlich ihre Schwierigkeiten hatte, sich von dem Kaugummi zu befreien, der beim Versuch, mit den Händen nachzuhelfen, nun auch diese festklebte. „Du hast doch sicher irgendeinen tollen Trick auf Lager, mit dem du mich befreien kannst, nur hast du es mal wieder vor Aufregung vergessen, nicht wahr?“, grummelte Marianna angestrengt. Cianca dachte kurz nach, machte ein Handzeichen, als wäre ihr ein Licht aufgegangen. „Nein! Nein! Kenne keinen Trick.“, meinte sie dann und verärgerte die Klempnerin, die bereits nach ihr griff, aber nicht an sie herankam, da die Hände ja immer noch vom Kaugummi festgehalten wurden. Marianna bemerkte, wie sich jemand genähert hatte und drehte sich um, auch wenn das ein wenig wehtat, mit so festgeklebten Beinen. „Oh! Du bist doch Marianna! Du warst ja heute bereits bei uns im Dorf. Hast du meine Schwester gefunden?“, fragte das Mädchen mit den roten Zöpfen besorgt. „Ähm… deine Schwester? Meinst du Karma?“ „Ja! Genau! Ich bin Kendy, ihre kleine Schwester. Und, hast du sie gefunden?“ „Ähm… nein, wir haben sie noch nicht gefunden. Tut mir Leid! Aber… könntest du mir vielleicht helfen? Wie du siehst bin ich hier ein wenig… festgeklebt…“ Marianna sah zu ihren Füßen herab und seufzte. Das Mädchen nickte, packte aus ihrer Umhängetasche eine Schere und begann, den Kaugummi durchzuschneiden, was jedoch ein wenig problematisch war. „Iek! Das Zeug klebt ja fürchterlich! Wie hast du das nur angestellt? Zu viel mit Kaugummiblasen experimentiert?“ Das Mädchen gab sich alle Mühe, Marianna zu befreien. „Lange Geschichte…“, sagte sie und konnte dann endlich wieder Schritte machen. „Das Zeug klebt zwar nun überall an mir, aber egal! Ich danke dir. Ich muss nun los!“ Kaum hatte sie das ausgesprochen, lief sie schon los, Cianca flog sofort hinterher. „Und bitte vergiss meine Schwester nicht!“, rief das Mädchen noch nach, da war Marianna bereits im Wald verschwunden. Luigina und Peach versuchten in der Zwischenzeit weiterhin, den Splitter aus Karma herauszubekommen, jedoch schien sämtliches gut zureden kaum etwas zu bewirken. „Tut mir Leid, wenn ich euch solche Schwierigkeiten bereite…“ „Ach was! Im Grunde ist die ganze Splittergeschichte ja sowieso unsere Schuld, von daher ist das ja nur gerecht.“, meinte Luigina und schmunzelte verlegen. Doch schnell hatte die Gruppe andere Sorgen als den Splitter, als sie plötzlich eine bekannte Stimme hörten. „Ihr seid Spielverderber. Genauso wie eure Freundin, aber die wird uns nun nicht mehr stören!“, kicherte Appelinda, sprang von ihrem fliegendem Marshmallow, welches sie noch kurz streichelte, bevor es verpuffte. Sofort warfen sich Luigina und Peach schützend vor die Splitterträgerin. „Wie süß! Das nenn ich Freundschaft. Aber sie wird euch nicht viel bringen, hihi~!“ Mal wieder zückte sie ihren Zauberstab. Schnell mussten die drei sich wegbewegen, als es auf einmal vom Himmel riesige Lebkuchenplätzchen regnete und diese mit ihrem Gewicht gewaltige Krater in den Boden rissen. „Argh! Monsterlebkuchen!“, kreischte Luigina und rettete sich noch rechtzeitig, während Peach sich mit Karma wegrollte. „Oh! Ich hatte die Glasur vergessen! Wie dumm von mir!“ Da schwappte auch schon eine Welle weißer, klebriger Zuckerglasur, bei welcher Weglaufen keinen Sinn mehr hatte. Sie riss die drei einfach mit, schwemmte sie durch den Wald hinter sein Ende, einem plateauartigem Felsgebilde. „Mamma Mia! Ich werde die nächsten fünf Monate keine Süßigkeiten mehr essen!“ Bereits angewidert von den vielen ungesunden Sachen wischte sich Luigina die Glasur aus dem Gesicht. Gemeinsam standen sie auf, Appelinda war ihnen natürlich bereits gefolgt. „Nun schalten wir die Mitspieler aus, die am meisten nerven!“, rief sie, wedelte mit ihren Stab und klebte durch einen Zauber Luigina und Peach mit einem gut durchgekneteten Kaugummi am Boden fest, so dass sie wie gefesselt waren und sich nicht mehr bewegen konnten. „Nein! So ein Dreck!“, fluchte die zappelnde Luigina. „Ach, Fesseln bin ich ja schon gewöhnt.“, sagte Peach ganz gelassen. „Und nun~!“ Appelinda funkelte Karma an, die verängstigt einen Schritt zurück machte und dabei auf der Zuckerglasur von vorhin ausrutschte. Sie landete auf ihren Hintern, krabbelte ein Stück nach hinten. Appelinda rührte mit ihrem Stab über ihrem Kopf frischen Vanillepudding, mit dem sie Karma scheinbar ersticken wollte. Sie ließ das cremige Zeug auf das Mädchen los, genau in diesem Moment hielt Karma ihren eigenen Zauberstab vor sich, bildete ein schützendes Lichtfeld, an welchem der Pudding abprallte. Sie kämpfte damit, die große Masse der Süßigkeit abzuwehren und schaffte es letztendlich auch, woraufhin Appelinda ihren Augen nicht trauen konnte, als Karma dann aufstand. „Luigina! Peach! Ich werde euch nicht enttäuschen, ich werde den Splitter selbst beschützen!“, rief sie entschlossen, aber Appelinda lachte sie nur aus. „Pah! Als könntest du mit deiner Anfängermagie irgendetwas gegen mich ausrichten! Lächerlich!“ „Ich weiß nicht, ob ich das kann! Aber versuchen schadet ja nie!“ Karma wedelte elegant ihren Zauberstab, malte Kreise damit in die Luft und materialisierte über sich eine große Portion grünen Salates, bei dessen Anblick Appelinda angeekelt zusammenzuckte. „Wenn du mit Süßkram angreifst, dann schmeiß ich dir gesundes Zeug um die Ohren!“ „Ieh! Wie unsüß!“ Das Mädchen konterte, ließ über sich einen Obstsalat aus kandierten Früchten erscheinen. Gleichzeitig bewarfen sich die beiden dann gegenseitig mit ihrem beschworenen Essen, ließen das Obst und Gemüse aneinander prallen und zermatschen. „Oh Mann! Es gibt Orte auf dieser Welt, da fehlt Leuten das Essen, was ihr euch hier gegenseitig an den Schädel ballert! Was für eine Verschwendung!“, rief Luigina verärgert von ihrer immer noch gefesselten Position aus, ehe sie dann selbst den Matsch aus Früchten und Salatblättern ins Gesicht bekam. „Pff! Ist das alles was du kannst? Ein bisschen Salat?“ Appelinda sah nicht gerade beeindruckt aus und griff mit bunten Bonbons an, die sie auf Karma schoss. „Das hatten wir doch schon einmal!“, rief die Magierin, wollte die Bonbons mit ihrem Zauberstab von sich weg schlagen, jedoch platzten diese auf und eine klebrige Soße klatschte auf Karma, die damit nicht gerechnet hatte und rückwärts zu Boden fiel. „Argh! Mit Füllung!“, fluchte Karma und rollte sich zur Seite, um den Schokokeksgeschossen auszuweichen und das nächste fliegende Gebäck mit einem weiteren magischen Schutzschild abzublocken. „Mal sehen ob dein Schutzschild das aushält! Hihi~!“ Appelinda streckte spottend die Zunge heraus, warf ein Schokoladenei zu Karma welches sofort mit einem lauten Knall explodierte, das Schild durchbrach und das Mädchen wegschleuderte. Etwas benommen von der Explosion stützte Karma mit ihren Armen ihren Oberkörper in die Höhe, sah zu ihren aufgeschürften Knien, biss sich vor Schmerzen auf die Unterlippe. „Mann, du bist ja echt schwach! Aber bald hast du es hinter dir!“ Appelinda lachte von weitem, ging dann langsam mit einem breiten Grinsen auf Karma zu. „Karma! Pass auf!!“, Luigina zappelte, um sich vielleicht doch noch irgendwie loszumachen, aber verteilte den Kaugummi damit nur noch mehr. „Ich… Ich bin nicht schwach…“, murmelte Karma, drehte sich dann zu Appelinda. „Ich bin nicht schwach!“, sie stand langsam auf, trotz der Schmerzen. „Haha! Und ob! Sieh dich doch an. Du kannst ja nicht mal gerade stehen! Und das wegen so einer kleinen Explosion, hahaha!“ „Karma! Hör nicht auf sie!“, rief ihr die immer noch gefesselte Peach zu. „Nein, das tu ich nicht! Ich bin nicht schwach! Und… und ich kann zaubern! Ich lass’ nicht länger zu, dass dieser Splitter mir mein Selbstvertrauen nimmt!“ Kaum sprach sie zu Ende, leuchtete vor ihrer Brust eine helle Lichtkugel, die schon bald verglühte und den zweiten Splitter offenbarte. Ganz erstaunt starrten alle auf Karma, die zufrieden die Mundwinkel hochzog und den Splitter sanft mit ihren Hand umschloss. „Sie hat’s geschafft!“, freute sich Peach. Appelinda war ebenfalls entzückt, sie ließ ihren Zauberstab verschwinden und an dessen Stelle eine mehr als einen Meter lange rot und weiß gestreifte Zuckerstange in ihren Händen erscheinen, deren gerades Ende jedoch geschliffen wie eine Schwertspitze war. „Tja, nun könntest du das Ganze sogar überleben! Gib’ mir einfach den Splitter, dann tu ich dir nicht weh… Naja, vielleicht!“ Appelinda richtete die spitze Süßigkeit auf Karma, welche sich jedoch nicht entmutigen ließ. „Niemals!“, verneinte sie. „Wie du willst! Amüsier ich mich mehr~!“, das Apfelmädchen holte mit der Zuckerstange aus, doch ehe sie zustechen konnte, hielt irgendwer ihre Hand fest. „Na na! Solche spitzen Gegenstände sind nichts für kleine Kinder!“ Marianna verdrehte Appelindas Hand, welche darauf hin aufschrie und die Zuckerstange fallen ließ. „Aua! Nicht du schon wieder!!“, fluchte sie, riss sich mit aller Gewalt los und knurrte Marianna wütend an. „Du verdammte Tomate! Du bist ja schlimmer wie die Pest! Ah, dir wird ich’s zeigen!!“, sie hob ihre spitze Zuckerstange wieder auf und sprintete los. Marianna wich jedem Stich des Mädchens aus, konterte letztendlich mit ihren Flammen, mit denen sie Appelinda jedoch nicht erreichen konnte, da diese rechtzeitig nach hinten sprang und problemlos auf ihrem fliegenden Marshmallow landete, welches sie flott herbeizauberte. Dann raste sie mit hoher Geschwindigkeit auf ihrer fliegenden Süßigkeit auf Marianna zu, gab dieser keine Chance, auszuweichen und rammte sie mit voller Wucht. Sie wurde einige Meter weit geschleudert, rettete sich aber auf den Beinen. „Woah… Marshmallows sind ja echt nicht ohne!“, musste sie feststellen und hielt sich ihre angeschlagene Hüfte. Während sich Marianna um Appelinda kümmerte, schlich sich Karma zu Luigina und Peach. „Danke Peach! Deine Worte vorhin haben mich zum Nachdenken gebracht. Ich weiß, ich kann zaubern!“, sagte sie, lächelte und zauberte die beiden Gefesselten von dem klebrigen Kaugummi frei. „Kein Danke für mich?“, fragte Luigina enttäuscht. „Wirklich geholfen hast du bei der Selbstbewusstsein-Sache ja nicht…“, meinte Karma und verdrehte die Augen. Luigina stand auf, half dabei Peach auf die Beine. „Schon gut…“, schmollte die grüne Klempnerin. „Wir sollten Ma-chan helfen!“, schlug Peach vor. „Eine gute Idee! Auf geht’s!“, antwortete Luigina und lief los, jedoch Richtung Wald. „Hey! Wo willst du hin? Sag bloß, du läufst davon! HEEY!“, rief Peach vergeblich, Luigina war bereits im Wald verschwunden. „Wie kann sie sich nur drücken?! Argh!“ Peach zückte ihren Schirm und stapfte dann los, um der roten Klempnerin zu helfen, die sichtlich mit Appelinda alle Hände voll zu tun hatte. „Und du bleibst hier und passt auf den Splitter auf, ja?“, sprach Peach noch zu Karma, die zwar gerne helfen wollte, aber lieber das tat, was die Prinzessin sagte. „Wo läufst du hin, wo läufst du hin?!“ Cianca war Luigina gefolgt. „Ich hab’ was gesehen, was Ma-chan helfen könnte! Aber wo war das?! Hier sieht alles gleich aus!“, sie ärgerte sich, sah sich aber aufmerksam um, jedoch schenkte sie ihre ganze Konzentration der Suche und so musste es kommen, dass sie dank der Zuckerglasur, von der Appelinda ja vorhin bereits genug im Wald verteilte hatte, zu rutschen begann. „UAAAH!“, sie schlitterte unkontrolliert vorwärts und krachte letztendlich mit dem Gesicht in einen schwebenden Block. „Autsch…“ Sie rieb sich die Nase, blickte dann auf und sah den gelben Block mit einem Fragezeichen vor sich. „Bingo! Das hab’ ich gemeint!“ Sie schlug von unten auf den Block, der daraufhin seine grelle Farbe verlor und braun wurde. Oberhalb wuchs dann eine Blume aus dem Gebilde heraus, deren Blüten rot und gelb waren. Die Pflanze hatte zu dem zwei Augen, die Luigina anblinzelten. Die grüne Klempnerin nahm die Blume an sich und rannte so schnell sie konnte wieder zurück. Wirklich leicht machte es ihnen Appelinda nicht. Peach stand schützend mit ihrem ausgebreitetem Schirm vor Marianna, die aus dem Mund blutend gekrümmt am Boden kniete, nachdem Appelinda ihr einen steinharten kandierten Apfel in den Magen gerammt hatte. „Alles okay, Ma-chan?“ Peach drehte ihren Kopf besorgt zur Seite. „Es geht…“ Die Klempnerin wischte sich das Blut weg, stand langsam wieder auf. „Hahahaha~! Gebt doch endlich auf! Obwohl, mein Spiel überlebt sowieso keiner! Hihi~!“, kicherte Appelinda wie gehabt, zuckte dann zusammen, als sie eine schrille Stimme hörte. „MAAAA-CHAAAAAAAN!“, von weitem konnte man schon Luigina schon hören. Sie hetzte aus dem Wald, winkte mit der Blume in ihrer Hand. „MAA-CHAAAN! Ich hab eine Feuerblume für dich!! Fang sie!!“, rief sie und warf die Pflanze dann, Marianna fing diese dann geschickt auf. Sie sah die Feuerblume an, welche ihr zuzwinkerte und dann aufleuchtete. „Power-Up!“, rief Marianna und es schien, als würde die Feuerblume mit ihr Verschmelzen. Umringt von hellen Flammen färbte sich die Kleidung der Klempnerin, alles, was rot war, wurde weiß und das Latzkleid, welches zuvor blau war, färbte sich rot. Geblendet von dem hellen Licht hielt sich die verwirrte Appelinda die Hand vors Gesicht. Jeder konnte spüren, welch ungeheuere Energie von Marianna ausging. Peach zog sich aus dem Geschehen zurück und lief zu Luigina. „Deswegen bist du also weggelaufen! Das hast du gut gemacht.“, lobte Peach sie, woraufhin Luigina zufrieden lächelte. Die transformierte Marianna schöpfte neue Kraft, baute sich vor Appelinda auf, die jedoch nicht verstand, was vor sich ging, weshalb sie das Ganze auch nicht weiter beeindruckte. „Pff, siehst nicht besser aus als vorher, Tomate! Und was soll dir das nun bringen?! Ich mach dich trotzdem platt!“ Sie zückte die Zuckerstange von vorhin und warf sie mit ganzer Kraft auf Marianna. Die rote Klempnerin grinste nur, fing die Zuckerstange problemlos und schmolz sie in ihrer Hand. Dann ließ sie die klebrige Soße von ihrer Hand tropfen. „Ich hab’ die Spielregeln so geändert, dass ich nun im Vorteil bin. So macht das ganze doch wirklich viel mehr Spaß!“ Marianna grinste und ging in Kampfposition. „Tz, übernimm dich nicht!“, meinte Appelinda darauf, nichtsahnend, was Marianna mit den Kräften der Feuerblume anrichten konnte. 4.4 Die Kraft des Feuers ------------------------ Schnell bemerkten Luigina, Peach und Karma, dass in Mariannas unmittelbarer Nähe die Temperatur gestiegen war. „Wir sollten nun lieber alle in Deckung gehen! Wenn Ma-chan mit den Kräften der Feuerblume erst richtig loslegt, wird alles, was im Weg steht, gegrillt!“, erklärte Peach, während sie mit den anderen beiden in den Wald flüchtete und das Spektakel aus sicherer Entfernung beobachtete. Appelinda startete einen Angriff, schleuderte eine Vielzahl süß glasierter Früchte auf Marianna, welche einen Schritt nach vorne machte und schwungvoll mit ihrer Faust Flammen gegen das fliegende Obst feuerte, woraufhin diese in Feuer umschlossen verbrannten. Die Klempnerin setzte den nächsten Schritt nach vorne, bewegte ihre Arme, als würde sie sie ein Schwert führen, wodurch sie kontrolliert größere Flammen in Sichelform gegen Appelinda einsetzte. Diese war überrascht von der plötzlichen Reichweite des Feuers, müsste sich tief beugen, um ausweichen zu können. Kaum hob die den Oberkörper wieder, bewegte sie sich reflexartig zur Seite, da bereits der nächste Feuerwall Mariannas kam. Dann sprang sie akrobatisch zur Seite, pfiff einmal laut, was ihr fliegendes Marshmallow erschienen ließ. Sie hüpfte auf dieses und erhoffte sich so einen Vorteil. Aber Marianna ließ sich nicht beeindrucken. Sofort griff sie weiter an, ein Feuerschlag nach dem anderen, wesentlich wuchtiger und eindeutig stärker als sonst, was an den Kräften der Feuerblume lag. Appelinda schaffte es, mit Hilfe des wendigen Marshmallow sich zwischen den Flammen hindurch zu manövrieren, ärgerte sich dabei immer mehr, dass sie nicht selber zum Zug kam. Mit einem Sprung beförderte sich Marianna über das Apfelmädchen, warf ihr mit beiden Händen einen Feuerball zu, welchem sie zwar ausweichen konnte, aber nur, weil sie vom überrumpelten Marshmallow absprang und dieses nun hilflos der Attacke ausgeliefert war. Als schwarzer rußender Klumpen stürzte das Ding dann ab, ehe es verpuffte. „Wie rücksichtslos! Mein armes Marshmallow-chan …“, trauerte Appelinda, jedoch blieb dafür keine Zeit, schon musste sie sich vor Mariannas Attacken in Acht nehmen. „Nun bleib doch mal stehen und hüpf nicht ständig weg!“, knurrte die rote Klempnerin. Appelinda streckte ihr nur provokativ die Zunge heraus. Doch damit machte sie Marianna nur noch wütender, wodurch sich ihre Feuerkräfte sichtlich verstärkten. Die Flammen wurden heißer, es wurde für Appelinda immer schwerer, einen Ausweg zu finden. Sie nutzte es aus, als Marianna sich kurz von einer Attacke erholte und zückte ihren Zauberstab. Lange Fäden aus schwarzer Lakritz zauberte sie herbei, ließ diese sich geschwind um Marianna winden und festziehen, so dass sie gefesselt und ohne Bewegungsmöglichkeiten war. „Haha! Hab’ ich dich!“, kicherte sie, ging schon auf die Gefesselte zu, woraufhin diese nur grinste. „Dein ganzes Süßzeug ist wirkungslos, denn…“, unterbrach sie sich, konzentrierte sich und brachte dann mit ihren Kräften das Lakritz problemlos zum Schmelzen, welches dann als schwarze Soße von ihr herabtropfte. „… es schmilzt.“, setzte sie dann fort. „GRRRRR! Dumme Tomate! Das ist nicht fair!!“, wütend sprang Appelinda auf und ab, sie wusste gar nicht mehr, was sie noch anstellen soll, um Marianna zu besiegen. Aber so schnell gab sie nicht auf, sie schwang ihren Zauberstab, ein wenig uneleganter durch ihre furchtbare Wut. Sie zaubert eine mächtige Portion cremigen Schokoladeneises herbei, welches sie in seiner ganzen Masse auf Marianna schleuderte. Marianna fokussierte das Eis, welches auf sie zukam, streckte beide Arme empor und schützte sich selbst mit einem geballten Schild aus Feuer, welches das Eis nicht einmal berühren konnte, da es vorher schmolz und verdampfte. Wieder schrie Appelinda verärgert auf, dachte sich, dass es doch unmöglich sei, dass wirklich gar nichts gegen Marianna hilft. Wegen ihrer Wut war sie schon völlig außer Atem, wollte am liebsten wie ein Kind, was nicht bekommt, was es will, hysterisch losheulen. Dann fiel ihr ein, dass sie ja eigentlich gar nicht wegen Marianna hier war, sondern wegen dem Splitter. Also schnitt sie noch schnell eine Grimasse ihrer Gegnerin zu, ehe sie kehrt um machte und auf Karma zusprintete, welche sich zuvor mit Peach und Luigina versteckte. „Ich brauch’ dich nicht besiegen! Ich brauch nur den Splitter! Jaha~!!“, rief sie, stürzte sich mit einem Satz auf Karma, kam jedoch mit ihrer unüberlegten Handlung nicht weit, da Marianna, blöd war sie ja nicht, nachlief, über sie drüber sprang und vor der eiligen Appelinda landete. „Dir sollte man Manieren beibringen! ICH bin deine Gegnerin, also lass mich nicht einfach so stehen!“, meinte sie dann und beförderte ihre Gegnerin mit einer Feuerattacke weg. Das Mädchen schrie auf, landete unsanft rückwärts am Boden. „Nein! NEEIN! Ich lass mich doch nicht von so einer Tomate hier herumschubsen!“ Zornig stand das Mädchen auf, ihr Lachen war ihr schon lange vergangen. „Langsam nervst du, Göre! Deshalb bring ich das hier nun zu Ende, “ sprach Marianna. Sie nahm eine standfeste Kampfpose ein, wirbelte mit ihren Flammen um sich herum. „Mamma Mia! Jetzt wird’s heiß hier! Alle in Deckung!“, warnte Luigina ihre Freundinnen an ihrer Seite und drückte beide hinunter. „Sag bloß, sie will…?“, fragte Peach und die grüne Klempnerin nickte, während Karma nur verwirrt zwischen den beiden hin und her sah. „Pfff~! Wird das nun eine lustige Zirkusnummer?“ kommentierte Appelinda, doch ihr war nicht sonderlich klar, was da nun auf sie zu kam. Mariannas Flammen wurden immer größer, reichten bist weit in den Himmel. „Ich zeige dir nun die wahre Kraft des Feuers! FIRE FINALE!“, mit ihrem Kampfschrei ließ sie die Flammen auf Appelinda. Das Feuer breitete sich schnell und fächerartig aus, wund sich wie Schlangen einander, formte einen gigantischen brennenden Wirbel, dem Appelinda chancenlos ausgeliefert war. Die Flammen umschlungen sie, Marianna strengte sich an, die gewaltige Energie unter Kontrolle zu halten, denn sie wusste, wenn diese in die falsche Richtung ausschlägt, könnte sie ihre Freunde treffen. Das Feuer wirbelte um Appelinda, deren panisches Gekreische kaum zu überhören war. Mit einer senkrechten Bewegung ihrer Arme drückte Marianna das Feuer schließlich auf den Boden, löschte es so wieder und gab Appelinda wieder frei, die sichtlich genug Blessuren davongetragen hatte und nun nach vorne hin umkippte. Marianna keuchte erschöpft, da die Attacke viel zu viel von ihr abverlangt hatte, soviel, dass sie die Verwandlung mit der Feuerblume nicht mehr aufrecht erhalten konnte und diese verpuffte. Daraufhin klappte sie zusammen, doch Peach sprang noch rechtzeitig hervor um sie auffangen zu können. Besorgt sah sie ihre Freundin an, welche zwar Schmerzen hatte und kraftlos war, aber doch den Daumen hochhielt. „Was man nicht alles tut, um kleine Kinder zum Schweigen zu bringen!“, meinte Marianna dann und grinste belustigt. Peach stützte sie und als sich beide zu ihrer Gegnerin drehten, sahen sie, wie diese sich langsam wieder aufrappelte, trotz der angebrannten Klamotten und vielen Verletzungen. „Ich… hol mir… den Splitter…!“, stöhnte Appelinda, breitete ihre Hand aus und erhoffte, dass ihr Zauberstab erscheinen würde, doch dies gelang nicht. „Suchst du den hier?“, grinste Luigina fies und wedelte mit dem pinken Stab in der Hand. Sie hatte ja doch nicht ganz tatenlos zugesehen und den Zauberstab kurzerhand mal stibitzt. „Du… Du Gurke! Gib’ ihn mir wieder! Sofort!!“, befahl Appelinda in hysterischem Tonfall, aber Luigina schüttelte nur den Kopf, streckte ihr die Zunge aus und warf den Stab in hohem Bogen die Schlucht hinunter. Appelinda wurde vor Schreck ganz blass, ganz langsam sah sie ihrem geliebten Stab nach, wie dieser immer weiter in der Ferne verschwand. Daraufhin gab sie sich geschlagen, schluchzte, hielt aber ihre Tränen zurück. „Grrr! Ihr seid alle unfair! Ich hasse euch! Das nächste Mal werdet ihr die Verlierer sein! Und den Splitter hol ich mir auch noch, keine Sorge!“, schimpfte sie und verschwand daraufhin in rosa Rauch. „Ich glaub’ nun sind wir sie fürs Erste wirklich los.“, lachte Luigina und gesellte sich dann zu den anderen. „Und den Splitter haben wir auch!“ Marianna blickte zu Karma, die den Splitter sichtlich noch in Händen hielt und erleichtert lächelte. „AAH! SPLITTER! SPLIIIITTEEER!“ Ein unverkennbares Gequietsche erklang und Cianca schwirrte wieder um die Gruppe herum, nachdem sie sich die ganze Zeit vor Angst versteckt hatte. Sie riss Karma den Splitter aus der Hand, musterte ihn, nickte und packte ihn dann in ihre Umhängtasche. „Perfekt! Das haben wir gut gemacht! Gut gemacht!“, lobte sie, bekam dann aber eine von Marianna auf den Deckel. „Ja, WIR! Aber NICHT du! Verkrümle dich lieber wieder, wie du es nun den ganzen Kampf über gemacht hast!“, knurrte Marianna das Wesen an, welches sofort unter Luiginas Mütze verschwand. „Oh Mann, Leute… Ich danke euch so sehr! Ihr habt’ nicht nur mein Leben gerettet, sondern mir auch wieder neuen Mut gegeben. Ich will nun zurück zu meiner Familie und meinem Dorf und versuchen, diesen Zauber rückgängig zu machen!“, beschloss Karma. Die Gruppe stimmte ihr nickend zu und entschied, ihr beizustehen, also zogen sie gemeinsam los, um den Herbstwald zu durchqueren und in Karmas Heimatdorf zurückzukehren. Sie benötigten nicht einmal eine halbe Stunde, da ließen sie den Wald hinter sich und durchquerten die goldbraunen Felder der Bauer aus diesem Dorf. Ein wenig Nervosität konnte man in Karmas Gesicht sehen. Peach legte ihre Hand auf die Schulter des Mädchens. „Du brauchst keine Angst haben. Sie werden dich sicher nicht bestrafen.“ „Oh, ach ja! Mir ist ja heute deine Schwester über den Weg gelaufen, Karma. Sie macht sich echt Sorgen, ganz genauso wie deine Eltern.“, erzählte Marianna. „Na, siehst du? Sie werden sich freuen, dich wieder zu sehen.“, munterte Peach sie weiter auf. Als sie dann endlich das Dorf betraten, angeführt von Marianna, wurden sie erwartungsvoll angeblickt, doch die Gesichter der Bewohner begannen schnell zu strahlen, als sie die unversehrte Karma erblickten und sie nun endlich von ihrem menschlichen Aussehen erlöst werden konnten. Doch zuerst musste sich Karma ihrer Familie stellen und als sie ihr gegenüber stand, sah sie keine verärgerten Mienen, nein, nur erleichterte Gesichter. Sie war die ganze Zeit von dem Schlimmsten ausgegangen und nun konnte sie ihre Tränen kaum mehr zurückhalten. „Es tut mir …“, aber aussprechen ließ ihre Familie sie nicht, sofort stürmten sie auf sie zu, umarmten sie herzlich und wollten sie am liebsten nicht mehr loslassen. „Wir hatten solche Sorgen! Ein Glück, dass es dir gut geht!“, schluchzte ihre Mutter. „Jag uns nie wieder so einen Schrecken ein!“ Die Helden sahen der glücklich wiedervereinten Familie zu und waren zufrieden mit ihrer Arbeit. „Nun fehlt ja nur noch eines!“, sagte Marianna zu Karma, welche sofort verstand. Sie ließ ihre Familie kurz einmal bei Seite, bat alle Dorfbewohner, sich zu versammeln. „Das was ich getan hab, war ein Missgeschick und es tut mir Leid! Ich werde nun alles geben, um euch wieder zurückzuverwandeln!“ Sie platzierte sich in der Mitte, als sich alle versammelt hatten. Mit den Fingern schnippend zauberte sie sich in eine dunkelblaue Kutte und einen Hut, der aussah, wie von einer Hexe. Dann ließ sie noch einen Besen erscheinen, auf dem sie sich in die Lüfte schwang und hoch oberhalb der Dorfbewohner ihren Zauberstab zückte. Marianna, Luigina und Peach beobachteten das ganze abseits und drückten für Karma die Daumen. Sie wirbelte den Stab in die Luft, sprach ein paar reimende Worte, woraufhin ein Glitzern und Funkeln über die Dorfbewohner rieselte. Tatsächlich glückte der Zauber, nach und nach verwandelten sich alle in ihre ursprüngliche Form zurück, bis schließlich auch der letzte wieder ein Koopa war. Dann klopfte sich Karma selbst den Zauberstab an den Kopf und sie wurde selbst wieder eine Schildkröte. Die Masse jubelte, die Helden klatschten mit, als Karma wieder am Boden landete und es selbst nicht fassen konnte, dass es geklappt hatte. „Ohne die Hilfe von meinen neuen Freunden hätte ich das nie geschafft! Sie haben mir geholfen, mich zu überwinden! Danke!“, Karma verbeugte sich tief. „Das haben wir gerne gemacht!“, meinte Marianna. „Ja, das ist unser Job.“, fügte Luigina hinzu. „Ich bin mir sicher, ihr werdet nun weiter ziehen, nachdem hier alles erledigt ist…“ Karma sah den Abschied schon kommen. „Ja, die Welt rettet sich leider nicht von alleine. Aber wir werden uns garantiert wieder sehen!“ Marianna war guter Dinge und lächelte. „Tja, dann macht’s gut! Danke noch mal, für alles! Und viel Glück auf eurer Mission!“ Auch die Dorfbewohner bedankten sich noch mal bei den Helden, ehe diese dann gen Sonnenuntergang das Dorf verließen. „Diese Karma ist echt schwer okay! Schön, dass wir ihr helfen konnten.“, freute sich Peach. In der Ferne sahen sie schon die Lichter ihres Schlosses und wusste genau, dass Toadsworth bereits auf sie warten würde. „Ich bin so müde… Das war echt ein anstrengender Tag! Hoffentlich wird’s in Zukunft nicht noch anstrengender!“, klagte Luigina, dann knurrte ihr Magen, gleichzeitig mit dem ihrer Schwester. „Oh ja, und Essen wäre nun nicht schlecht…“ Marianna rieb ihren Bauch. „Wir sind ja gleich da, dann werden wir erstmal unsere Wunden versorgen und dann etwas essen. Wie wär’s mit Kuchen und Keksen?“, sagte Peach scherzhaft. „Nein! Keine Süßigkeiten!“, rief Luigina angewidert von Süßkram und Peach lachte. Auf ihren Weg konzentriert merkte die Gruppe erst spät, dass jemand nach ihnen rief. Verwundert blickte die Gruppe zurück und stellte fest, dass ihnen eine gewisse blauhaarige Koopadame auf einem fliegenden Besen gefolgt war. „LEEEUTEEE!“, rief sie laut und winkte. „Ich will euch auf eurer Mission begleiten!“ Karma stieg, als sie bei ihnen ankam, von ihrem Besen ab. „Du bist uns gefolgt? Mamma Mia … Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist…“, zweifelte Marianna. „Doch, doch! Ich will mehr über den Glasstern herausfinden. Das kann ich am besten, wenn ich euch begleite!“, argumentierte sie. Peach und Luigina waren sofort einverstanden. „Aber was ist mit deinen Eltern?“, fragte Marianna. „Die sind glücklich, wenn ich glücklich bin. Ich werde euch sicher nicht im Weg stehen, ich kann ja schließlich zaubern! Darf ich mit? Bitte!“ „Na von mir aus, wenn du es so gerne möchtest! Im Grunde ist es auch besser so, je mehr Unterstützung wir haben, desto schneller haben wir das Ganze hier hinter uns.“ Marianna nickte dann einverstanden, Karma fiel ihr vor Freude um den Hals. Somit wuchs die Gruppe um ein neues Mitglied und gemeinsam mit der neuen Mitstreiterin Karma kehrten sie ins Schloss zurück, um neue Kräfte zu sammeln, denn das, was sie heute erlebt hatten, sollte noch lange nicht alles gewesen sein. ENDE KAPITEL VIER „Tsukihime, Appelinda. Der Meister wird nicht erfreut sein, wenn er von eurer Niederlage erfährt.“ Mit verschränkten Armen sah Mothella ihre Kolleginnen unbeeindruckt an. „Ich war nur das Ablenkungsmanöver.“ Tsukhime schlug ihre Beine übereinander, lehnte sich zurück und nippte genüsslich an einem Rotweinglas. Appelinda schmollte und zupfte beschämt an ihren abgebrannten Rüschen. „Ich hatte euch gewarnt. Nun müssen wir uns langsam sputen, es sind bereits zwei Splitter in der Gewalt dieser schmutzigen Klempner.“ Eine Gestalt, in dem düsteren Licht kaum erkennbar, legte ihre Hand auf Mothellas Schulter. „Nur keine Pánico, die Señorita Número Cuatro ist hier und wird die Lage rrretten, huahaha!“ Mothella blickte über ihre Schultern, finster zu der Frau, die sie gerade berührt hatte, woraufhin diese sofort ihre Hand wegzog. „Diese beiden Putas von Rrrohrputzer werde ich eigenhändig wieder in die Canalizaciòn schicken!“, sprach sie in deutlich erkennbarem spanischem Akzent, lachte schelmisch, ging an den Gescheiterten, Appelinda und Tsukihime, vorbei und verschwand dann in der Dunkelheit. „Sie wird auch ausrutschen und hinfallen, es sei denn, sie geht die Sache etwas durchdachter an, im Gegensatz zu dir, Appelinda.“, kommentierte Mothella den Abgang der vermeintlichen vierten Lady. „Ich hatte mit mehr Zeit gerechnet!“, redete sie sich heraus und sah dabei zu Tsukihime. „Ich habe sie einen ganzen Vormittag aufgehalten, das waren mehrere Stunden, die du durchaus besser hättest nutzen können.“, warf die Geisterfrau ihr vor, woraufhin Appelinda nur schluchzend „Aber… Aber…“, stottern konnte und verstummte. Tsukihime schwebte sanft zu ihr hin und nahm sie in die Arme. „Du hast deine Arbeit ja eh gut gemacht“, tröstete diese das Mädchen und streichelte ihr über den Kopf. Mothella schüttelte angewidert den Kopf, drehte sich um, zischte ein leises „Tz…“ und ging weg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)