Die Vergessenen von abgemeldet (Stargate Atlantis) ================================================================================ Kapitel 6: Despair ------------------ McKay sprang mit einem unterdrückten Aufschrei von der Tür zurück, als sich diese plötzlich wie von Geisterhand öffnete und durch den Schwung weitergetragen mit einem ohrenbetäubenden Krach gegen die Mauer schlug. Mit einem beherzten Satz brachte er sich hinter Ronon und Teyla in Sicherheit. Er wollte nicht der Erste sein, auf den die Wraith zugriffen. Zwei Drohnen betraten den beengten Raum der Zelle und flankierten die Tür zu beiden Seiten. Die Stunner in ihren Händen waren drohend auf die drei Insassen gerichtet und, wie Rodney voller Unbehagen registrierte, auch auf die höchste Stufe eingestellt. Sie brauchten nicht einmal an einen Fluchtversuch zu denken. Dann betrat ein weiterer Wraith den Raum. Hochgewachsen, düster und ganz eindeutig ziemlich übel gelaunt. Seine Augen versprühten Blitze, während er jeden Einzelnen von ihnen gründlichst musterte. Nacheinander wanderte sein Blick über Teyla und Ronon, um dann an McKay hängen zu bleiben. Er trat auf den Wissenschaftler zu, doch Ronon versperrte ihm mit trotzig verschränkten Armen den Weg. „Such dir wenigstens einen ebenbürtigen Gegner, Monster!“ Rodney musste dem Krieger hierbei ausnahmsweise einmal zustimmen, er war ganz und gar nicht erpicht darauf diesem einschüchternden Wraith-Exemplar zu nahe zu kommen. Allerdings schien dieser einer gänzlich anderen Ansicht zu sein. Er bedachte Ronon mit einem abfälligen Blick, der unmittelbar darauf von einem Stunner getroffen zu Boden ging. Voller Grauen wich Rodney von seinem reglosen Freund zurück. Es war erschreckend, den wilden und schier unzähmbaren Mann so hilflos stürzen zu sehen. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Teyla vortrat, um sich nun ihrerseits vor den Wissenschaftler zu stellen. Schamesröte schoss ihm ins Gesicht. War er wirklich so ein Hindernis, dass sich das Team als seine Bodyguards aufführen musste? Sheppard war bereits gescheitert bei dem Versuch, ihm den Hintern zu retten und der Himmel allein wusste, was mit ihm geschehen war. Er konnte nicht zulassen, dass es Ronon und Teyla ähnlich erging. „Teyla, warte!“ Überrascht über den festen Ton seiner Stimme, hob Rodney etwas verunsichert den Kopf und blickte zwischen dem Wraith und der Athosianerin hindurch. Er konnte jetzt keinem von beiden in die Augen sehen, andernfalls würde ihn höchstwahrscheinlich das kleine bisschen Mut, dass er sich soeben angesammelt hatte, wieder verlassen. Das kratzende Lachen des Wraith ließ ihn erschauern. „Du weißt, dass deine Freunde wertlos für mich sind. Zumindest zu einem gewissen Grad. Das Wissen, das ich benötige, ist einzig in dir zu finden. Und du wirst es mir überlassen, oder die anderen beiden werden einen ähnlich qualvollen Tod sterben wie mein vorheriges Opfer.“ Teyla sog scharf die Luft ein, hatte sie die Bedeutung der Worte doch sehr wohl verstanden. Sollte das heißen, dass Sheppard bereits tot war? Der Wissenschaftler bekam weiche Knie. John war viel stärker als er es war und hatte sich zuvor bereits dem geistigen Zugriff von Wraith erwehren müssen. Er hingegen war lächerlich schwach und würde nicht einmal im Ansatz den Wiederstand leisten können, wie der Colonel es wohl getan hatte. Trotz regte sich in Rodney. Er war vielleicht körperlich nicht der stärkste. Doch geistig, dass wusste er mit unverrückbarer Sicherheit, war er gefestigter als viele andere Menschen. Sollte dieses Biest doch versuchen, an die gewünschten Informationen über Atlantis oder Gott weiß was zu gelangen. Ein für den Wissenschaftler ungewohnt verschlagenes Grinsen schlich sch auf dessen Züge. „Versuch es doch.“ „Rodney!“ Teyla war ehrlich schockiert. „Lass ihn, Teyla. Er wird wissen, dass er damit nur seine Zeit verschwendet. Er kann uns nicht töten, da er viel zu sehr auf die Informationen angewiesen ist. Und mit jedem Moment, den er mit uns sein hässliches kleines Spiel spielt, steigt die Gefahr, dass unsere Verstärkung eintrifft und ihm und seinem Pack das Leben zur Hölle macht.“ Er hatte keine Ahnung, woher er diese Überzeugung nahm und war sich im Grunde seines Herzens auch ganz und gar nicht sicher. Aber es half ungemein, sich das einzureden. Also wartete er nun reglos und mit heftig klopfendem Herzen darauf, dass sie ihn mitnahmen oder doch zumindest zum Mitgehen aufforderten. Doch nichts dergleichen geschah. Der hochgewachsene Wraith schien mit einem Mal von irgendetwas abgelenkt zu sein, seine Miene zeigte deutliche Spuren geistiger Abwesenheit. Sah es etwa so aus, wenn die Wraith telepathisch miteinander in Kontakt traten? Offenbar, denn keine Minute später machte er auf dem Absatz kehrt und verließ, ohne Rodney auch nur noch eines Blickes zu würdigen, die Zelle. Die zwei Drohnen folgten dicht auf, die Tür hinter sich ins Schloss ziehend. Er hatte den Eindruck, dass ihm jeden Augenblick die Beine wegknicken mussten, so sehr durchströmte Rodney das Gefühl der Erleichterung. Nie in seinem Leben war er glücklicher gewesen. Die Wraith hatten ihn tatsächlich verschont. Albern grinsend sah er zu Teyla hinüber, wurde aber schlagartig wieder ernst, als er ihren besorgten Gesichtsausdruck gewahrte. „Was sollte denn das grade bedeuten?“ Sie schüttelte verwirrt den Kopf und ging dann neben dem noch immer bewusstlosen Ronon in die Hocke. Das Gefühl der Erleichterung verebbte. Rodney wurde klar, dass er absolut keinen Grund hatte glücklich zu sein. An ihrer Situation hatte sich nichts geändert und nur weil die Wraith für den Moment gegangen waren, hieß das nicht, dass sie nicht später wieder zurückkehren würden. Allerdings. Das Lächeln kehrte auf seine Züge zurück. Es konnte nur eine Ursache geben, welche die Wraith derart ablenkte. Das Rettungsteam aus Atlantis musste eingetroffen sein und ihre Befreiung damit in greifbare Nähe rücken. Er ging hinüber zu Teyla und half ihr, Ronon vom Boden auf eine der Pritschen zu legen. Dann setzte er sich auf deren Kante und wartete. Erschöpft ließ sich Sheppard in dem Schatten eines ausladenden Nadelbaumes nieder und lehnte den Kopf an dessen raue Rinde. Er musste eine Pause machen, und wenn es nur für ein paar kurze Atemzüge war. Seine Lunge schmerzte von dem langen Lauf und die Sonne, die seit den frühen Vormittagsstunden von einem wolkenlosen Himmel strahlte, hatte ihm teuflische Kopfschmerzen beschert. Er hatte gesucht und hatte versucht, niemals die Orientierung zu verlieren. Aber es war wie verhext. Nicht einmal den Weg zum Gate hatte er wiederfinden können. Hatte Rhyan ihn tatsächlich so weit fortgebracht? Vorstellen konnte er sich das kaum, aber im Grunde war es schon erstaunlich, dass ein schmale Gestalt wie sie es war einen Mann wie ihn aus unterirdischen Gängen trug. John stöhnte leise. Ihm lief die Zeit davon, aber er hatte deutlich gespürt, wie sein Körper in den letzten Stunden mehr und mehr abgebaut hatte und mittlerweile war es so deutlich, dass er es nicht mehr einfach so überspielen konnte. Hunger nagte an ihm und schwächte ihn noch zusätzlich. Zum Glück war er irgendwann an einem Fluss entlang gekommen, so dass er zumindest seinen Durst hatte stillen können. Trotzdem machten ihm die Kopfschmerzen zu schaffen. Er zitterte trotz der wärmenden Sonne und ein gleichbleibender Schmerz hatte sich in seinen Gliedern eingenistet. Eine Schnittwunde an seiner Seite war durch die Belastung wieder aufgebrochen und blutete seither. Doch er durfte all diesen Symptomen keine Beachtung schenken, wenn sein Team auch nur die kleinste Hoffnung auf Rettung haben wollte. Natürlich hoffte er außerdem, dass von Atlantis bereits ein weiteres Aufklärungsteam gestartet war, auf das er mit ein wenig Glück vielleicht auch treffen würde. Doch bisher war ihm sein Glück nicht allzu hold gewesen. Schwankend kam er wieder auf die Füße und sah sich um. Er hatte den großen Wald, der in einiger Entfernung am Horizont zu erkennen war, immer zu seiner Linken gehalten und war kontinuierlich nach Westen gewandert. Jetzt überkamen ihn langsam Zweifel, dass er die richtige Richtung gewählt hatte. Als sie durch das Gate getreten waren, hatten sie das Geräusch eines Ozeans vernommen. Doch hier war weit und breit keine Spur des großen Meeres zu finden. Nicht einmal Seevögel in der Luft. Fluchend trat er aus dem Schatten des Baumes heraus. Es machte keinen Sinn sich darüber Gedanken zu machen. Er hatte keine Ahnung, wo die Wraith ihn und sein Team im Anschluss an den Überfall hingebracht hatten. Es könnte überall sein, nicht zwingend am Meer. Ein Geräusch in seinem Rücken ließ ihn herumfahren. Er hatte es schon vorher ein paar Mal gehört, doch jetzt war er sich sicher, dass es nach Schritten geklungen hatte. Hohes Gras und wild wachsendes Buschwerk erschwerten es ihm, irgendetwas zu erkennen. Wenn ihm einer der Wraith auf den Fersen war, so war er dem unterirdischen Komplex vermutlich näher als angenommen. Wenn es allerdings Rhyan war, die seiner Spur gefolgt war, drohte ihm keine Gefahr. Behutsam zog er sich in den Schatten des Nadelbaumes zurück und kauerte sich nahe des Stammes an die Erde. Er hoffte zwar, dass es ein Wraith war, doch einen Kampf würde er in seinem jetzigen Zustand keinesfalls gewinnen können. Also musste er versuchen sich unsichtbar zu machen, damit der Feind ihm versehentlich den Weg zum Eingang der Tunnel wies. Eher einer inneren Eingebung folgend als dem leisen Knarren über sich, hob Sheppard den Kopf und blickte hinauf ins Astwerk des Baumes. Doch es war bereits zu spät. Es war tatsächlich ein Wraith, der sich auf seine Fährte gesetzt hatte und ihn nun von oben her angriff. Mit einem beherzten Satz zur Seite versuchte er sich vor seinem Angreifer in Sicherheit zu bringen, doch die rechte Hand schoss auf ihn zu und packte ihn wie einen hilflosen Welpen am Genick. Er wurde durch die Luft geschleudert und kam mehrere Meter weit entfernt hart in einem Gebüsch zur Landung. Die Welt um ihn herum kippte und bestand für einige Momente nur noch aus verschwommenen Braun- und Grautönen. John fluchte mit zusammengebissenen Zähnen. Der Busch hatte seinem Sturz zwar die Wucht genommen, doch statt dessen bohrte sich eine Unzahl spitzer Äste durch seine Kleidung, so als wollten sie ihn zwingen schnellstmöglich wieder auf die Beine zu kommen. Der erste Versuch in diese Richtung scheiterte kläglich. Jemand trat vor die Sonne, ein schwarzer Schatten umgeben von einer leuchtenden Aura. Es genügte zu erkennen, dass die Haare dieses Schattens in verfilzten langen Strähnen herabhingen und eindeutig weiß waren. Im nächsten Moment wurde Sheppard von einer kräftigen Hand an der Kehle gepackt und auf die Füße gezogen. Trotz regte sich irgendwo tief im Innern des Colonels. Trotz, der es ihm erlaubte den Schmerz in seinen Gliedern zu verdrängen und einen Gegenangriff zu starten. Er umschloss den Unterarm des Wraith mit beiden Händen, zog die Beine an und trat mit all der Kraft, die er aufbringen konnte, gegen den Oberkörper seines Widersachers. Tatsächlich löste sich der Griff ein Stück und der Wraith stolperte einige Schritte rückwärts. Doch es genügte nicht, damit Sheppard sich aus dessen Griff befreien konnte. Ganz im Gegenteil. Der Wraith war alles andere als erfreut über den Wiederstand, den sein Opfer leistete. Folglich lag es auf der Hand, diesen Wiederstand zu unterbinden. John konnte spüren, wie seine grade verheilte Rippe ein weiters Mal brach, als ihn mehrere harte Schläge in den Bauch trafen. Er keuchte gepeinigt. Zwecklos. Er konnte nicht gegen diesen einen Wraith bestehen. Wie sollte er sich und sein Team dann gegen all diejenigen verteidigen, die sich innerhalb des unterirdischen Komplexes befanden und ihnen bei der Flucht den Weg versperren würden? Sein Bewusstsein drohte bereits zu schwinden, als er im Rücken des Wraith eine Bewegung ausmachte. Verwundert zwang er sich genauer hinzusehen und riss dann erstaunt die Augen auf. Natürlich hatte er sich gedacht, dass Rhyan seiner Spur gefolgt sein würde. Aber er hatte nicht erwartet, dass sie in einem solch passenden Augenblick auftauchen würde. Mit langen Sätzen jagte sie auf dem Rücken eines beeindruckend großen schwarzen Rappen heran, wie es aussah direkt auf sie zu und Sheppard konnte ein Schaudern nicht unterdrücken, als er in ihre Augen blickte. Die Zeit, die er bei ihr in dem Unterschlupf verbracht hatte, waren ihre Augen menschlich gewesen und er war beinah bereit gewesen zu glauben, dass er sich die unmenschlichen Reptilienaugen nur eingebildet hatte. Er revidierte diese Vermutung jetzt. Das Goldgelb ihrer Iris loderte in einem unergründlichen Feuer und strahlte einen derartigen Hass aus, dass er bis ins Mark erschrak. Er wollte niemals Ziel dieses Hasses sein. Der Wraith drehte sich um, kurz bevor das Pferd sie beide erreicht hatte, ließ Sheppard achtlos zu Boden fallen und brachte sich mit einem Sprung zur Seite in Sicherheit. Mit einem weiten Sprung setzte der Hengst über den sich zusammenrollenden Colonel hinweg, kam in einer aufwirbelnden Staubwolke zum Stehen und wandte sich dann wieder dem Wraith zu. Langsam, beinah bedächtig glitt Rhyan zu Boden, klopfte dem schweißnassen Hengst zärtlich den Hals und trat dann zu John, ohne jedoch den Blick von dem Wraith zu wenden, der ein Stück abseits stand und offenbar nicht so recht wusste, was er von dieser Situation halten sollte. Es war klar, dass Sheppard einen zu großen Wert für ihn besaß, als dass er ihn einfach zurück lassen konnte. „Bist du in Ordnung?“ Es dauerte einen Augenblick, bis John begriff, dass sie ihn angesprochen hatte. „Ja. Doch, ich denke schon.“ „Dann bleib. Markor wird auf dich Acht geben.“ Bevor er fragen konnte, was sie damit meinte, hörte er den Hufschlag hinter sich. Der schwarze Hengst hatte sich an seine Seite gesellt und bedachte ihn nun mit aufmerksam aufgestellten Ohren und einem für ein Tier viel zu wissendem Blick. Er erwiderte diesen Blick konsterniert, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder den Geschehnissen vor sich zuwandte. Rhyan hatte sich dem Wraith auf mehrere Schritte genähert, blieb jetzt aber stehen, als sie zwei weitere Angehörige seiner Rasse unmittelbar in dessen Nähe gewahrte. Ein hämisches Lächeln stahl sich auf ihre Züge. Es war schon eine ganze Weile her, seitdem sie die letzten Fremdlinge getötet hatte und demnach längst überfällig ihnen erneut ins Gedächtnis zu rufen, dass sie auf diesem Planeten nichts verloren hatten. Ein tiefes Grollen entwich ihrer Kehle, als sich die drei Wraith vor ihr formierten, ihr Körper spannte sich. Sie konnte die Kraft fühlen, wie sie jeden Winkel ihres Körpers durchströmte. Diese Kraft, die sie einst vor so vielen Jahren als Geschenk erhalten hatte und auf die sie seither zu jeder Zeit zugreifen konnte, wann immer sie sie brauchte. Doch es hatte sie auch verändert. Sehr verändert sogar. Dann schnellte sie vor und griff an. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit hatte sie die letzten Schritte überwunden und war über dem in der Mitte stehenden Wraith, noch bevor dieser überhaupt begriff, dass der Angriff ihm galt. Sein Schrei brach die Stille, die bis zu diesem Augenblick über der Ebene geschwebt hatte, und verursachte bei Sheppard eine Gänsehaut. Alles was er dort grade beobachtete ließ ihn frösteln. Rhyan kämpfte mit einer Eleganz und Geschwindigkeit, die es einem Zuschauer kaum ermöglichten ihre genauen Attacken zu verfolgen. Sie tauchte unter den Angriffen der zwei flankierenden Wraith hindurch, kreiselte herum und schlug jedem von ihnen eine ausgestreckte Hand ins Gesicht. Von der Wucht des Gleichgewichtes beraubt, stürzten sie sich überschlagend zu Boden. Blut fing das Sonnenlicht ein und reflektierte es, bevor die Tropfen auf dem Boden aufkamen und in der Erde versickerten. Rhyan stand wie ein Racheengel als einzige noch aufrecht. Achtlos wischte sie sich das Blut aus dem Gesicht und schüttelte es von ihren Händen. Etwas war mit ihr geschehen. Etwas das selbst die Wraith zu spüren schienen, da sich einer der Drei in kopfloser Furcht davonmachte. Rhyan beachtete ihn nicht. Ihre Augen funkelten und als sich ihre Lippen zu einem bösartigen Grinsen verzogen, schien es John, als könne er die Sonne auf langen spitzen Zähnen glitzern sehen. Die zwei verbliebenen Wraith hatten sich von dem Angriff erholt. Blutige Striemen zogen sich quer über ihre Gesichter, entstellten die Tätowierungen auf Wangen und Stirn. Einer von ihnen hatte ein Auge eingebüßt. Doch sie schienen entschlossen, den Angriff weiter zu führen. Diesmal war die Attacke der Wraith überlegter und sie handelten gemeinsam. Von zwei Seiten drangen sie jetzt auf Rhyan ein, mal mit brutaler Gewalt, mal mit ausgeklügelten Finten. Dennoch blockte sie mühelos jedwede Art von Angriff ab. Beinah sah es so aus, als würde sie mit ihnen spielen. Dann nutze sie eine plötzlich auftauchende Lücke in der Deckung der beiden Wraith und schoss ihre linke Hand vor, riss das Wams des Rechten auf und bohrte sie unmittelbar unter dessen Rippen in den Leib. Blut quoll hervor und übergoss ihre Finger mit einer klebrigen Wärme. Dem Wraith blieb grade noch genügend Zeit ein verwundertes Ächzen auszustoßen, eher er kraftlos in die Knie brach und verendete. Angewidert trat Rhyan ihn von sich weg und konzentrierte sich dann voll und ganz auf den letzten verbliebenen Gegner, dessen Attacke sie aus dem Augenwinkel auf sich zukommen sah. Mit einem wütenden Knurren wich sie dem Angriff aus, ließ den Wraith durch seinen eigenen Schwung an sich vorbei laufen und setzte ihm dann mit gefletschten Zähnen nach. Sie sprang auf ihn zu, die Hände zu Klauen verkrümmt, und trieb ihn mit machtvollen Schlägen vor sich her, die er nur noch mit hilflos erhobenen Armen abzuwehren versuchte. Schon bald war seine Haut an den Unterarmen in Fetzen gerissen. Seine Verteidigung brach zusammen und sie riss ihm mit einer einzigen Handbewegung die Kehle auf. Leblos stürzte er zu Boden. Es war vorbei. Fassungslos hatte Sheppard diesen ungleichen Kampf verfolgt. Er kannte die Wraith und er wusste verdammt gut, dass sie starke und zähe Gegner waren, die man nur mit sehr viel Mühe und Geschick töten konnte. Doch das, was sich eben in den letzten Minuten vor seinen Augen abgespielt hatte, sprach eine ganz andere Sprache. Erst jetzt merkte er, dass sein Herz in seiner Brust hämmerte und er offensichtlich unbewusst den Atem angehalten hatte. Erst jetzt, da sich Rhyan zu ihm umwandte und ihm einen Blick zuteil werden ließ, der ihn bis ins Mark erschütterte. Er prallte zurück und konnte nicht verhindern, dass er Sorge in sich aufsteigen fühlte. Der wütende Ausdruck auf ihren Zügen machte indes einer ganz anderen Emotion platz. Bildete sich erst eine steile, nachdenkliche Falte zwischen ihren Augen, machte sich nun Bestürzung auf ihrem Gesicht breit. Ihre Augen weiteten sich, so dass John deutlich das Flackern in ihnen erkennen konnte, dann begegnete sein Blick ihren menschlichen braunen Augen. Was auch immer mit ihr geschehen war, jetzt schien es verschwunden zu sein, so als hätte es gar nicht existiert. Rhyan wich nun ihrerseits vor ihm zurück, einen kurzen Blick auf ihre blutverschmierten Hände werfend, dann sank sie neben einem der Wraith auf die Knie und begann sich an dessen Kleidung zu säubern. Sheppard beobachte sie dabei nachdenklich und stand erst wiederwillig auf, als ihm der Hengst, der noch immer an seiner Seite stand, zum wiederholten Mal das weiche Maul in den Nacken stieß. John warf ihm einen missbilligenden Seitenblick zu, ging dann aber doch zu Rhyan hinüber. „Ich hätte nicht weglaufen sollen. Du hattest mich schließlich gewarnt.“ Die Hände auf die Oberschenkel gestützt blickte sie zu ihm auf und nickte dann schwach. Ein Zeichen, dass sie seine Entschuldigung annahm. Sie musterte ihn forschend, so als suche sie nach irgendetwas in seinem Gesicht. Vielleicht der Furcht, die so viele andere ihrer Person entgegenbrachten, wenn sie erst einmal erfahren hatten, was ihr wirkliches Wesen war. Doch sie fand nichts dergleichen. Sheppard hatte auf seinen Reisen durch die Sternentore schon vieles gesehen und Rhyan hatte ihn schließlich bereits zum zweiten Mal aus einer lebensbedrohlichen Lage befreit. Er würde sie daher nicht einfach als Monstrum abstempeln. „Du musst verstehen, ich...“ Rhyan hob die Hand, um seinen weiteren Redefluss zu unterbrechen. Ein schwaches Lächeln auf den Lippen. „Schon gut. Wir werden später noch Gelegenheit haben zu reden. Ich denke, es gibt auf beiden Seiten einiges, das an Erklärung bedarf.“ Sie stand auf und klopfte sich den Staub von der Hose. „Es werden andere kommen und ich wäre froh, wenn wir dann schon weit weg von hier wären.“ Er nickte nur. Er fühlte sich zerschlagen und müde. Um seinem Team eine wirkliche Hilfe zu sein, musste er sich einen besseren Plan ausdenken als das bloße Handeln. Und vielleicht würde ihm Rhyan auch dabei helfen. Dann wären sie zumindest schon zu zweit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)