Shadowdance von KakashiH ================================================================================ Schicksal --------- Ungebetat! Dieses Gespräch es war so… beklemmend! Ich weiß auch nicht. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich so gar nicht mehr an ihn heran komme. Dabei war es doch so gut gelaufen. Zu gut vielleicht sogar. Immerhin hatte er seine Therapie schnell und erfolgreich hinter sich gebracht. Er wirkte entspannt, glücklicher irgendwie, auch wenn ich gerade in diesem Punkt wirklich so einige Male meine Zweifel gehabt habe. Ich weiß auch nicht, es waren eben solche Kleinigkeiten, die mich immer etwas haben stutzen lassen.   Auf jeden Fall habe ich an diesem Tag versucht wirklich an ihn heran zu kommen. Aber die Mauern waren natürlich schon zu hoch gezogen. Er hat sich immer hinter ihnen verschanzt und verdammt! Ich habe das gehasst wie die Pest. Warum habe ich mir den Arsch aufgerissen? War für ihn da? Hab ihn wirklich unterstützt wo ich nur konnte? Nur, damit er bei der ersten Gelegenheit wieder sich zurückzieht?! Das wollte ich nicht wirklich akzeptieren. Ich konnte es nicht. Es brachte aber wenig, denn wenn wir uns in einem sehr ähnlich waren, dann wohl in unserem Sturkopf. Einerseits ist das ziemlich amüsant, in dieser Situation allerdings wäre es mir lieber gewesen, wenn man ihn irgendwie doch hätte erreichen können.   Leider blieb es nicht auf diesem Level. Die dann folgenden drei Monate waren wirklich anstrengend. Ich konnte regelrecht dabei zusehen, wie er mir wieder mehr und mehr entglitt. Ich kann nicht leugnen, dass es mir Angst gemacht hat. Ich habe mich natürlich auch informiert, ich war vertrauter mit diesen ganzen Süchten, aber gerade das hat mir auch so eine Heidenangst gemacht. Was sollte ich denn tun, wenn er so gar keinen mehr an sich heran ließ? Wie sollte ich ihn da wieder raus holen? Ich wusste es wirklich nicht.   Natürlich habe ich gehandelt. Ich glaube, ich habe so ziemlich alles getan, was mir eingefallen ist. Eine Weile habe ich ihn einfach in Ruhe gelassen, ich habe ihn versucht abzulenken, ich habe an unserer Beziehung gearbeitet, ihm vorgeschlagen, noch einmal mit seinem Therapeuten zu reden. Aber na ja, die Mauer war eben da und ließ sich nicht einreißen.   Wirklich schlimm ist es dann geworden, als er mich tatsächlich an einem Nachmittag zu einem Stadtbummel begleitet hat. Ich meine, ich habe diese verdammten Reporter ja schon kennen gelernt, nachdem ich Sasuke in die Klinik gebracht habe. Tagelang haben sie vor meinem Haus campiert, ich konnte mich kein Stück mehr frei bewegen. Womit ich aber wirklich nicht gerechnet habe ist, dass sie sich sofort auf Sasuke stürzen, wenn sie über ihn stolpern. Dieser eine hat es getan. Er war unglaublich aufdringlich, hat ihn mit Fragen bombardiert. Sein Entzug, seine Karriere, seine Beziehung. Alles hat dieser Kerl wissen wollen und ihn dabei richtig in die Ecke gedrängt.   Ich glaube, ich habe ihn nie zuvor so überfordert erlebt. Mittlerweile kenne ich Sasuke ja wirklich gut, aber in dem Moment hatte ich echt das Gefühl, jemand anderen vor mir zu haben. Er konnte sich absolut nicht durchsetzen und bisher hatte ich doch immer geglaubt, dass zumindest das kein Problem für ihn darstellt. Natürlich habe ich versucht dazwischen zu gehen, mir war in dem Augenblick auch herzlich egal, wie viel ich preisgebe, aber dieser Mann war wirklich wohl einer jenen, die in diesem Berufszweig gefürchtet sind. Einer der aufdringlichen Sorte, der einen sogar den Abgrund runter stößt, nur um seine Story zu bekommen. Und leider schien Sasuke die Story zu sein, die er haben wollte.   Es war schrecklich…   „Sasuke!“, rief Naruto seinen Freund. Die Stimme sanft und doch mit Sorge in ihr. Kein Wunder, diese Konfrontation mit dem Reporter war alles andere als erfreulich gewesen. Sie hatten nur fliehen können, um ihre Ruhe zu bekommen. Aber auch danach war er nicht verschwunden. Erst ein Anruf bei Kakashi und eine Verfügung hatten Abhilfe geschaffen. Seit dem hatte sich kein Reporter mehr bei ihnen gemeldet und Naruto war es auch ehrlich lieber so. Er mochte diese Menschen eh nicht. Vermutlich lag es daran, dass seine Kontakte mit diesen nur negativer Natur waren. Er wusste es nicht, aber eigentlich spielte es auch kaum noch eine Rolle.   „Komm schon, rede mit mir!“, flehte er schließlich, so langsam verlor er die Geduld. Was sollte er denn noch machen? Natürlich verstand er den Stress, den Sasuke in solchen Situationen ausgeliefert war, aber er war doch nicht alleine. Selbst Kakashi ließ er nicht mehr an sich ran und so langsam gingen Naruto wirklich die Ideen aus. Sonst hatte Sasuke doch niemanden mehr. Seine Familie lebte nicht mehr, Freunde besaß er keine. Kollegen dafür eine ganze Menge, aber selbst diese zerrissen sich gerade das Maul über ihn. Da sah man mal, auf wen man wirklich zählen konnte, wenn man tief in der Tinte saß.   Nur leider erhielt er erneut keine Reaktion. Mit einem leisen Seufzen wendete er sich ab und ließ Sasuke in dem Wohnzimmer alleine. Er verstand es wirklich nicht. Der Uchiha tat gar nichts. Er schaute nicht fern, er las keine Zeitung, keine Bücher. Er trainierte nicht. Alles was er tat, war morgens seinen Kaffee zu trinken und dann saß er da und starrte Löcher in die Luft. Und das gefiel Naruto wirklich nicht. Er fürchtete, dass es schon längst zu spät war, doch ein großer Teil von ihm weigerte sich noch immer, einfach aufzugeben. Das war einfach nicht seine Art. Ganz gleich wie oft Sasuke ihn noch von sich stieß, vermutlich würde er nie aufgeben können, ihn retten zu wollen. Irgendetwas sagte ihm da auch, dass Sasuke Rettung dringend nötig hatte. Vor was? Nun, darüber wollte Naruto gerade nicht wirklich nachdenken, auch wenn das nagende Gefühl in ihm, ihm genau sagte, was die Gefahr im Moment wirklich war.   Um sich abzulenken, verschwand er in die Küche. Kochen war nun nicht gerade seine liebste Beschäftigung, aber sich ständig etwas liefern zu lassen kam auch nicht in Frage. Zwar war es noch recht früh, aber dann aßen sie eben früher zu Mittag, falls Sasuke sich überhaupt dazu herabließ, seinen Platz aufzugeben und in die Küche zu kommen. Meistens tat er dieses nämlich nicht, stattdessen holte er sich einfach später etwas, als wenn er einem gemeinsamen Mittag aus dem Weg gehen wollte. Naruto beharrte nun gewiss nicht darauf, jede einzelne Mahlzeit zusammen zu sich zu nehmen, aber gerade im Moment wäre ihm das doch lieber. Zwingen konnte er ihn allerdings leider nicht.   Das wurde dann auch deutlich, als er wirklich gekocht hatte. Nichts großartiges, aber dennoch etwas, was man runter bekommen konnte. Nur leider stellte Sasuke sich quer, ganz wie er es erwartet hatte. „Ich habe keinen Hunger!“, machte er deutlich und schaute ihn dabei nicht einmal an. „Komm schon Sasuke! Ein Mittag wird dich doch nicht umbringen!“, versuchte Naruto es dennoch, ihn umzustimmen. Er hatte die Nase voll davon, so um Sasuke herumtanzen zu müssen. Irgendwann reichte es doch wirklich. Wenn er nicht reden wollte, gut! Damit musste er wohl lernen klarzukommen. Aber so langsam sollte er sich doch wirklich wieder fangen und versuchen, sein Leben in den Griff zu bekommen.   Leider sah es nicht so aus, als wenn Sasuke dieses wollte. Der Blick der Naruto traf war kalt, eisig! Wenn Sasuke die Macht hätte, wäre Naruto nun wohl zu einer Eissäule erstarrt. So kannte er ihn wirklich nicht und es störte ihn massiv. „Los, komm schon!“, forderte er erneut. „So langsam ist es doch gut, oder? Natürlich ist es scheiße, was da passiert ist. Aber dieser Reporter ist eben ein Arsch. Willst du wirklich nun jedes Mal dich verkriechen, wenn jemand dich zu sehr bedrängt?“ Naruto konnte sich das wirklich nicht vorstellen. So war Sasuke nicht. Er mochte Probleme haben, aber er gab nicht so einfach auf.   Zuerst glaubte er auch, dass er endlich zu ihm durchgedrungen war, als dieser sich erhob. Doch die dann folgenden Worte belehrten ihn eines besseren. „Lass es endlich sein!“, forderte Sasuke angespannt. „Ich brauche Ruhe… ich muss nachdenken!“, folgte auch gleich, ehe er sich in Bewegung setzte. Naruto bekam Panik, er wusste was Sasuke nun tun würde. Er würde gehen, in seine eigene Wohnung, dabei war er dort in den letzten Monaten nie gewesen. Nur ein oder zwei Mal mit ihm zusammen, um einige Dinge zu holen. Und er hatte ein wahnsinnig schlechtes Gefühl dabei, ihn nun gehen zu lassen. Naruto vertraute ihm nicht, das verstand er auch sehr genau. Aber er wusste auch, dass er dieses Mal keine Wahl hatte. Wenn er ihn weiter so bedrängte, dann würde Sasuke ihn nun endgültig von sich stoßen und dann war eh alles verloren. So schwer es war, er musste ihn gehen lassen. Auch, wenn sein Gefühl ihm sagte, dass es ein Fehler war.   Dieses Gefühl ließ ihn auch den restlichen Tag nicht mehr los. Gegessen hatte er schließlich alleine, nachdem die Haustür hinter Sasuke ins Schloss gefallen war. Wirklich Hunger hatte er da aber auch nicht mehr gehabt, so dass das Meiste in einer Schale im Kühlschrank gelandet war. Würde er es eben später essen und vielleicht war Sasuke bis dahin wieder da… auch wenn er dieses wirklich bezweifelte. Dieses nagende Gefühl ließ ihn eben nicht los, dass er Sasuke mehr und mehr verlor, egal wie stark er versucht hatte ihn zu halten und zu unterstützen.   Dieses nagende Gefühl ließ ihn bis zum Abend auch nicht los. Und dieses war auch der Zeitpunkt, wo er seinen guten Willen über Board warf, Sasuke Zeit zu geben. Es ging einfach nicht. Er würde wahnsinnig werden, wenn er die ganze Nacht mit diesem unguten Gefühl alleine blieb. Natürlich suchte er als erstes den Weg des geringeren Widerstandes. Er rief seinen Freund an, nur leider brachte das nahezu gar nichts, wenn am anderen Ende der Leitung niemand ran ging. Diese Tatsache war es dann auch, die ihm die letzten Zweifel nahmen und so griff er nach den Schlüsseln und verließ das Haus, um zu Sasukes Wohnung zu fahren. Besser er überzeugte sich, dass alles in Ordnung war. Danach konnte er ihm die Zeit geben, die er scheinbar brauchte.   Allerdings war er nicht darauf vorbereitet gewesen, was er vorfand. Naruto betrat die schicke Wohnung, roch aber schnell, was nicht stimmte. Es roch nach Alkohol. Dass dieses nicht das Einzige gewesen sein musste, was Sasuke zu sich genommen hatte, realisierte er in dem Augenblick, wo er das Wohnzimmer betrat. Sasuke lag halb auf der teuren Ledercouch. Ironischerweise wirkte er nun vollkommen entspannt. Ein Grinsen zierte sein Gesicht, das nicht recht zu dem Gesamtbild passen wollte. Und erst die Stimme… Naruto erschauderte unwohl, als Sasuke ihn entdeckte und seinen Namen aussprach.   Da eins und eins zusammenzuzählen war wirklich nicht schwer. Sasuke hatte einen Rückfall gehabt. Naruto war auf so etwas vorbereitet gewesen. Er hatte gelernt, dass es dazu kommen konnte, dass selbst Kleinigkeiten Sasuke aus dem Gleichgewicht bringen konnten. Er wusste, dass es für diesen keine Kleinigkeiten gewesen sein mussten, aber all das änderte nichts an der Wut, die Naruto gerade empfand. Warum hatte er nichts gesagt? Warum hatte er ihn so ausgeschlossen?   Tränen der Wut stiegen ihn in die Augen. Der Enttäuschung, als er den Abstand überbrückte und Sasuke packte. „Warum?“, war alles, was er raus bekam. Seine Stimme war schneidend, durchtränkt von Enttäuschung und Bitterkeit. Er war doch auf einem guten Weg gewesen. Der Entzug musste anstrengend gewesen sein, dennoch gab er einfach so auf. Sasuke jedoch schnaubte und stieß ihn energisch von sich. Seine Bewegungen waren unkoordiniert, fast schon tollpatschig. „Mach keine Szene ja, sonst kannste gleich wieder gehen!“, schleuderte er ihn dann entgegen. Naruto machte das nur noch wütender. „Keine Szene? Sasuke du bist so ein Arsch. Sag Mal, hast du die Monate in der Klinik vergessen? Wozu das alles, wenn du eh nicht versuchst clean zu bleiben?“, schmetterte er ihn laut entgegen. Sasuke zuckte nur mit den Schultern. „Geht dich nichts an!“, erklärte er schließlich.   Diese Worte waren wirklich wie eine Ohrfeige. Enttäuschung breitete sich mehr und mehr in ihm aus. „Ja… vielleicht hast du Recht!“, erwiderte Naruto dann. Er wusste ja, dass Sasuke nicht er selbst war. Nicht in diesem Augenblick. Dennoch tat es verdammt weh. Diese unbedachten Worte waren wie ein heißes Messer, das sich durch seine Haut drückte. „Erstick doch in deinem Selbstmitleid!“, zischte er schließlich und wendete sich ab. Dieser Streit war gewiss nicht der erste den sie gehabt hatten, doch sicherlich der heftigste. Naruto wusste, er würde seine Worte bereuen, aber in diesem Augenblick wollte er nur noch eines. Er wollte raus aus dieser Wohnung, weg von Sasuke.   Der Klos in seinem Hals wurde größer. Naruto erinnerte sich ungerne an diese bittere Stunde ihrer Beziehung. Die Frage nach dem was hätte sein können, wenn er anders reagiert hätte, lag ihm noch immer schwer auf der Seele. Mit zitternden Fingern legte er den Stift zur Seite, richtete sich ruckartig auf und verschwand in sein Schlafzimmer. Wie immer wenn er sich daran erinnerte. Er griff nach dem einzigen Bild, das er hier besaß. Es war alt, aber es hielt all die Hoffnungen, die er lange gehegt hatte. Sasuke lächelte. Nicht wirklich stark, man musste schon genau hinsehen, dennoch tat er es. An dem Tag, wo dieses Bild entstanden war, hatte auch er noch Hoffnungen gehabt. Wann genau er diese verloren hatte, wusste Naruto aber auch nicht. Eine ganze Weile starrte er das Bild an, bis er sich wieder genug gefasst hatte um es auf seinen Platz zurückzustellen und zu seinem Tagebuch zurück zu kehren. Es war nicht mehr lang. Nicht mehr viel was er zu erzählen hatte. Und noch gab er nicht auf, dass er wirklich abschließen konnte. Die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt.   Ich weiß gar nicht, wie ich in Worte fassen soll, was ich gerade empfinde. Da ist so vieles. Trauer, Wut, Enttäuschung. All diese Dinge haben mich in der letzten Zeit mehr und mehr begleitet. Dieses Wissen, dass ich es hätte verhindern können, lastet schwer auf mir. Und bei Gott, ich hätte es verhindern wollen.   Aber dieser Streit, es war einfach zu viel gewesen. Dass Sasuke sich so einfach aufgegeben hatte, hatte mich sehr tief getroffen. Ich weiß, dass ich kein Mensch bin, der ruhig an etwas ran geht, wenn es ihn bedrückt oder auf andere Art irgendwie berührt. Und das habe ich wohl leider sehr deutlich bewiesen.   Natürlich ist mir klar, dass es absolut nichts bringt, an diesen Gedanken und Empfindungen festzuhalten. Aber was soll ich machen? Es lässt mich eben nicht los. Und jedes Mal wenn ich daran denke, muss ich auch daran denken, was diesem Streit gefolgt war. Ich werde dieses nie los werden, das erkenne ich nun durchaus ziemlich deutlich. Denn eines wird mich bis zu meinem Tod verfolgen: Ich hätte es verhindern können…   Schwer atmend ließ Naruto den Stift erneut fallen. Er schlug das Buch nicht zu, sondern richtete sich auf und verschwand ein weiteres Mal in sein Schlafzimmer. Es hatte ihn wahnsinnig viel Kraft gekostet, diese Dinge niederzuschreiben und sich an sie zu erinnern. Obwohl es erst Mittag war, wollte er sich einige Stunden hinlegen. Schlaf würde ihm nun gut tun und wenn er Glück hatte, würde es traumloser Schlaf sein. Er konnte es dringend gebrauchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)