Assoziatives Schreiben von LadyArgentum (One-Shot-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 1: Satz 02 - «True Friends» ----------------------------------- Also so direkt zufrieden, bin ich mit dieser Story nicht. Irgendwie hat sich das Ganze während des Schreibens so ein bisschen verloren bzw. verselbstständigt, einerseits weil ich schulisch leicht in Anspruch genommen wurde, andererseits weil ich es vorher auf Papier und dann erst auf Computer geschrieben habe, was ich sonst auch nie wirklich mache. Auch der Titel ist diesmal nicht sonderlich spannend, aber naja, man kann nicht alles haben; gegebenenfalls änder ich ihn auch noch. xD" Ich hoffe aber trotzdem, dass die Story etwas Anklang findet und ich euch nicht mit meinem Gelaber verschreckt habe. <.<" Deshalb nun: viel Spaß beim Lesen. ^__^ ~True Friends~ Sofie zuckte mit den Schultern. Was hätte sie auch anderes tun sollen? Eduard war schließlich ihr bester Freund und das schon seit ihren Kindergartentagen. Außerdem hatte er noch einen Stein bei ihr im Brett, als er eine ihrer kleinen Notlügen nicht hatte auffliegen lassen, die sie ihrer Mutter wieder mal aufgetischt hatte, als sie abends zu spät nach Hause gekommen war. Was musste sie auch plötzlich in der Küche stehen, als lauere sie Sofie förmlich auf?! „Meinetwegen…“, bestätigte sie noch einmal laut ihr Schulterzucken, wobei sie ein leises Seufzen nicht unterdrücken konnte. Doch Eduard bemerkte das noch nicht einmal. Im Gegenteil. Freudig sprang er von seinem Gartenstuhl auf und umarmte seine Freundin stürmig, wobei er ihr fast das noch halb volle Saftglas aus der Hand geschlagen hätte. „Du weißt gar nicht, was für einen Gefallen du mir damit tust!“, strahlte er sie an. „Du wirst es nicht bereuen! Wir zwei machen uns einen schönen Abend. Versprochen!“ Mit diesen Worten lief er breit grinsend über die Terrasse, den Weg außen am Haus entlang und über die Straße zu seinem eigenen Haus. Nicht bereuen…? Sie lachte innerlich auf. Wenn sie daran nur dachte, lief ihr schon ein kalter Schauer über den Rücken. Bis jetzt war immer irgendetwas passiert, wenn Eduard diese Worte verlauten ließ. Wozu hatte sie sich da nur gerade so leicht überreden lassen? Andererseits konnte man ihm auch nur schwer eine Bitte abschlagen, freute er sich doch immer wie ein kleines Kind, wenn man ihm einen Gefallen tat. Das war wohl auch ein Grund, warum ihn seine Eltern so sehr verwöhnten. Okay, sie verdienten sich als Anwälte eine goldene Nase, aber es lag bestimmt auch an diesem unschuldigen Kinderlächeln, das seine Lippen tagtäglich zierte. Ein Schmunzeln huschte bei diesem Gedanken über ihre Lippen. „Was hör ich da: Sofie darf wieder Babysitter für ihren geliebten Eddie spielen?“, riss plötzliche eine recht gehässige Stimme Sofie aus ihren Gedanken. Leicht erschrocken drehte sie sich um und sah ihren Bruder lässig an der Terrassentür lehnen. Ein breites Grinsen umspielte seine Lippen. „Hast du es echt nötig zu lauschen?“, fragte sie ihn etwas genervt, woraufhin er nur eine Grimasse schnitt. Nach kurzer Zeit des vergeblichen Wartens auf eine Antwort drehte sie sich wieder von ihm ab, was ihren Bruder dazu veranlasste sich vom Türrahmen abzustoßen, zum Gartentisch hinüber zumarschieren und sich in den gepolsterten Stuhl fallen zu lassen, wo vor wenigen Augenblicken noch Eduard gesessen hatte. „Erzähl, Schwesterchen, was ist es dieses Mal?“ Erwartend blickte Sam seine Schwester an. „Ed’s Großeltern kommen zu Besuch…“ „Ach, und er hat keine Lust alleine mit ihnen zu sein… Verstehe…“, beendete er ihren Satz. Gemächlich lehnte er sich nach hinten, verschränkte die Arme vor der Brust und nickte zustimmend. „Aber warum? Sonst hat er doch auch keine Probleme von oben bis unten betüdelt zu werden… Na ja, mir soll’s mal recht sein. Und keine Sorge, ich werde mich nicht zwischen euch drängen. Also macht euch einfach einen schönen Abend.“ Eiskalter Blick traf kleines Schmunzeln. „Tu mal nicht so, ihr seid doch gerne unter euch. So ganz allein im…“ Etwas Hartes traf Sam am Kopf und ließ den anzüglichen Blick augenblicklich verschwinden. Leicht eingeschnappt rieb er sich mit der Hand über die bereits gerötete Stelle auf seiner Stirn, wobei er insgeheim hoffte, dass sich keine Beule daraus entwickeln würde. „Das wäre nicht nötig gewesen…“, grummelte er vor sich hin. „Ach, sei doch ruhig! Wer von uns beiden flirtet denn mit allem Weiblichen, das nicht bei drei auf dem Baum ist?“ Weitere böse Blicke wurden ausgetauscht, dann ein Lachen. „Bei dir würde ich mir auch ernsthafte Sorgen machen. Obwohl...“ „Du bist unmöglich, Sam!“ Und schon flog auch der zweite Schuh in die Richtung des Angesprochenen, welcher ihm jedoch, wenn auch etwas ungeschickt, noch früh genug ausweichen konnte. Zweimal den gleichen Fehler begann selbst er nicht. Bevor ihr Bruder jedoch noch etwas entgegnen konnte, war Sofie bereits durch die Tür und somit im Haus verschwunden. Sollte Sam mit seinen Phantasien doch bleiben, wo er wollte… Da stand sie nun, bepackt mit einer kleinen Tasche, welche sie sich über die Schulter geworfen hatte, und einer umso größeren Chipstüte. Wenn schon, dann aber richtig, hatte Sofie sich dabei nur gedacht und sich heimlich den Knabberkram unter den Nagel gerissen. Die anfänglichen Zweifel gegenüber ihrer Entscheidung waren über Nacht zurückgegangen, sodass ihrem DVD-Abend nun nichts mehr weiter entgegenzusetzen war. Was sollte denn auch großartig passieren? Schließlich hatten Ed’s Großeltern auch Besseres zu tun, als über sie zu wachen. Lang hallte das Geräusch der geläuteten Klingel durchs Haus, dann öffnete sich die Eingangstür. „Hey Ed“, begrüßte Sofie ihren Freund und Nachbarn, während sie sogleich an ihm vorbei in den Flur trat. Dieser wie auch das restliche Haus inklusive Garten erstrahlte wie immer von einer unnatürlichen, jedoch nicht unangenehmen Ordnung und Sauberkeit. Es war so ganz anders als bei ihr zu Hause, wo ihre Mutter tagtäglich durchs Haus wüten musste, damit es nicht vollkommen im Chaos versank. Dies war auch einer der Gründe, warum Sofie so gerne bei Ed war. Es war einfach etwas Abwechslung vom ganzen Alltagstrott und von der Atmosphäre, die einen die ganze Zeit umgab. Schnell aus Jacke und Schuhen geschlüpft und den Großeltern einen schönen Tag gewünscht, welche den Gruß übermäßig freundlich erwiderten, dann folgte Sofie Ed die Treppe hoch und in sein Zimmer, wo sie sich sogleich mit ausgebreiteten Armen auf sein Bett schmiss, den Blick gen Decke gerichtet. Lächelnd schloss sie die Augen und genoss das kühle Lüftchen, welches vom offen stehenden Fenster aus herüber wehte. Und für einen Moment wäre sie fast eingedöst, hätte sie nicht plötzlich gespürt, wie das Bett neben ihr etwas einsank. Überrascht öffnetet sie ihre Augen wieder und schaute neben sich. Es war Eduard, der sich von seinem Schreibtischstuhl erhoben hatte, auf den er sich kurz nach Betreten des Zimmers gesetzt hatte, und nun zum Bett hinüber gewandert war. Leicht in Gedanken versunken starrte er die gegenüber liegende Wand an, was Sofie zu denken gab. Wenn sie ihren Freund so sah, dann konnte das nichts Gutes verheißen, war er sonst doch eher aufgeschlossen und fröhlich als in sich gekehrt. Nach kurzer Bedenkzeit entschloss sie sich doch, ihn darauf anzusprechen. Es half ja nichts… „Du bist so still… Was ist los?“, fragte Sofie, während sie sich langsam in eine halbwegs sitzende Position aufrichtete. Ein leicht zerknirschtes Lächeln erschien auf Ed’s Gesicht, bevor er seinen Kopf zu ihr hin drehte, um zu antworten. „Kannst du dir das vorstellen? Meine Großeltern sind der Ansicht… Sie sind der Ansicht, dass wir… na ja…“ Etwas verlegen spielten seine Finger mit der Bettdecke. „Das wir was?“, hakte Sofie sogleich nach, wobei ihr bereits etwas Böses vorschwante. „Na ja…“, sein Blick wich dem ihren aus und schweifte zum Fenster hinüber. „Du musst verstehen, sie sind schon älter… Ich hab versucht, es ihnen auszureden, aber sie wollten mir irgendwie nicht so recht glauben.“ Angespannt blickte Sofie erst zu seinen Finger, die nun einen Zipfel der Decke anvisiert hatten und sich daran zu schaffen machten, und dann zu seinem Gesicht, welches eine Mischung aus Verzweiflung, Verlegenheit und Belustigung aufwies. „Wovon sprichst du, Ed? Komm endlich zur Sache.“ Wieder wehte ein kühles Lüftchen zu ihnen herüber, als Eduard begann, seinen Faden wieder aufzunehmen. „Ich hab ihnen erzählt, dass du heute zu Besuch kommst und da haben sie mich ein bisschen über dich ausgefragt. Du weißt schon, weil sie dich ja nicht kannten… Ich habe ihre Fragen beantwortet und irgendwie kamen sie am Ende zu dem Schluss, dass wir… dass wir zusammen sind, also so richtig, mein ich. Also, dass wir miteinander gehen und so…“ Sofie hatte ihm aufmerksam zugehört und auch wenn sie so etwas schon zu Anfang geahnt hatte, traf es sie doch wie einen Schlag. War das ältere Ehepaar vielleicht deswegen so überaus freundlich gewesen, als sie ihnen einen schönen Abend gewünscht hatte? Na ja, sollten sie ruhig. Momentan beschäftigte sie eher die Tatsache, dass ganz weit hinten in ihrem Kopf eine kleine Stimme diesen Umstand befürwortete. Was hatte sie noch gleich gedacht, bevor sie zu Ed gegangen ist…? Es würde schon nichts passieren? Heimlich blickte Sofie wieder zur Seite, wollte sie doch Eduards Reaktion darauf beobachten. Dieser schien etwas rötlich um die Wangen und versuchte, krampfhaft aus dem Fenster zu starren, wo sich der Himmel schon langsam der Abendröte näherte. Diese Stille, die nun im Zimmer herrschte, war wissend und somit unangenehm. „Ha, deine Großeltern haben Humor!“, lachte Sofie plötzlich auf und klopfte Eduard aufmunternd auf die Schulter. Erschrocken schaute dieser sie an, verstand noch nicht so recht, was sie mit dieser Reaktion bezwecken wollte. „Ich hoffe, du hast dieses Missverständnis aufgeklärt.“ Tadelnd ließ sie ihren Blick schweifen. „Natürlich hab ich das versucht, aber sie waren sehr hartnäckig“, erwiderte Eduard, wobei er wieder peinlichst genau darauf bedacht war, dass sich ihre Blicke nicht kreuzten. „Ich meinte zu ihnen, wir seien lediglich Freunde und Nachbarn und mehr nicht…“ „Kindergartenfreunde, um genau zu sein“, verbesserte sie ihn. Dann lächelte sie. Es war ein warmes Lächeln. „Das ist eine besondere Verbindung…“ Und mit diesen Worten lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter. Zuerst etwas desorientiert, legte er ihr daraufhin den Arm um die Hüfte. Eine Sache, die er schon fast aus Gewohnheit machte. „Eine besondere Verbindung…?“, fragte er, mehr zu sich selbst als zu Sofie. „Ja“, kam es nur etwas verträumt von ihr. „Etwas Besonderes…“ Sie erschauderte kurz, als sie Eduards kühle Finger, die sich wie von selbst einen Weg unter ihr T-Shirt zu ihrem Bauch gebahnt hatten, auf ihrer Haut spürte. Kapitel 2: Satz 07 - «Doomed» ----------------------------- Ja, ich gebe auch mal wieder einen Beitrag zum Zirkel ab. <.<" Und dieser hier kommt mir sogar relativ lang vor, jedenfalls in Word. XD" Nya, also ich wünsche viel Spaß beim Lesen. ^^ ~Doomed~ Und doch war da diese schwache, bange Stimme in mir, die sich fragte, ob es sehr wehtun würde, wenn… wenn es ein schlechtes Ende nahm… Lachend fuhr ich mir mit der Hand durch die Haare. Ha, was für ein ausgemalter Unsinn! Wenn es irgendwann zu einem schlechten Ende kommen sollte, dann würde es ein schnelles, schmerzloses sein. Schließlich waren hier Profis am Werk; Profis, von denen andere nicht mal ahnen konnten, wozu sie in der Lage waren. „Weshalb lachst du?“, fragte mich meine Partnerin Samantha Miller hinter mir leise. Ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, dass es sie eigentlich gar nicht interessierte, sie mein Lachen wohl als vorzeitige Freude auf das Kommende interpretierte. Dennoch beantwortete ich ihre Frage, war ich doch gerade gut drauf und in der Stimmung, mich zu unterhalten, auch wenn mein Gesprächspartner eher mit einem Fenster des gegenüberliegenden Gebäudes beschäftigt war, als mir Aufmerksamkeit zu spenden. „Ich denke über den Tod nach…“ Ein Lächeln auf meinen Lippen. „Hmm…“, kam es nur gebrummt zurück. „Ich frage mich, wie der heutige Auftrag wohl ablaufen wird. Wir sind nicht die besten, das weißt du genauso gut wie ich. Werden sie uns irgendwann eine Falle stellen, sodass wir bei einer Mission versagen und sie einen Grund haben, uns zu erledigen?“ Mein Blick schweifte in die Ferne, aus der ich durch die plötzlich auftretende, eisige Stille jedoch sofort wieder herausgezogen wurde. Ich hätte es vorhersehen müssen, war es doch nicht gerade das erste Mal, das wir, oder eher gesagt ich, diese Konversation führten… „Sag mir, was dein Problem ist, Jonathan Hunt! Na los, sag es mir!“, zischte sie mir nach einigen Sekunden zu. Schon allein bei der Betonung meines Namens lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Es gab nicht vieles, dass in mir Angst, Trauer oder Wut wecken konnte, lebte ich mein Leben doch mit einem ehrlich gemeinten Lächeln auf den Lippen und einer Engelsgeduld. Sam jedoch war der reinste Quell für solche negativen Gefühle. Wenn sie wollte, könnte sie mir mein Lächeln für immer aus dem Gesicht wischen, doch beließ sie es stets dabei, mich fühlen zu lassen, wenn sie von etwas oder jemandem richtig genervt war, besonders wenn ich derjenige war… „Warum fängst du immer wieder von neuem davon an?! Bist du so scharf darauf zu sterben? Bist du des Jagens und Tötens müde geworden oder willst du einfach wissen, wie sich die Menschen dabei fühlen? … Weißt du was? Ich will es gar nicht wissen!“, fügte sie noch hinzu, ehe ich zu einer Antwort ansetzen konnte. Trotz des Blickes, der eiskalt auf meinem Rücken ruhte, drehte ich mich auch dieses Mal nicht zu ihr um. Das letzte was ich wollte, war ihr zu zeigen, dass sie ihrem Ziel, mich zu verletzen, immer näher kam. Grübelnd kaute ich auf meiner Unterlippe herum, überlegte, wie ich sie wieder besänftigen konnte, hasste ich diesen kalten, verachtungswürdigen Blick ihrerseits doch so sehr. Es machte sie unmenschlich, kaltblütig und so war sie nicht. Nicht Sam… „Du bist ein Träumer, ein verrückter Träumer, Jo! Denkst du wirklich, dass die einen Grund brauchen, um uns aus dem Weg zu schaffen?! Wenn sie dich satt haben, dann fragen sie nicht, sie richten die Knarre auf deinen Kopf und bevor du mit der Wimper zucken kannst, bist du tot! Mausetot! Und nichts kann diesen Zustand wieder ändern! Nichts, hörst du?! Also hör auf, so leichtsinnig darüber zu reden!“ Etwas irritiert sah ich meine Partnerin nun doch an. Wie lange war es her, seitdem sie einen solchen Ausbruch hatte? „Sam, ich…“, fing ich an, um die Situation abzukühlen, wurde jedoch fast sofort unterbrochen. „Nein, sei still! Ich bin es satt, mit dir darüber zu diskutieren. Ich bin es satt mit dir zu streiten… Nein, lass es gut sein. Ich will einfach nicht mehr. Lass uns einfach nur noch den heutigen Auftrag erledigen, ja?“ Ihre Stimme war während des Sprechens immer leiser geworden. Ich wollte etwas erwidern, wollte nicht, dass die Gedanken meinerseits zwischen uns standen, doch kamen keine Worte über meine Lippen, kein Ton aus meiner Kehle… So warteten wir. Es dauerte nicht lange, dann schoben sich die ersten Limousinen durch die Dunkelheit in Richtung des Gebäudes gegenüber von uns. Einige Türsteher hatten sich bereits vor der Eingangstür postiert und empfingen die Gäste, welche in eleganten Anzügen und Kleidern aus den Wagen stiegen, mit distanzierten Begrüßungen und einem Blick auf das Einladungsschreiben. Als gleich drei Autos auf einmal vorfuhren, wussten wir, dass es nun Zeit war, sich ins Getümmel zu schmeißen. Schwungvoll stieß sich Sam neben mir von der Hauswand ab und trat unauffällig aus der dunklen Häusergasse, in der wir uns verborgen gehalten hatten, heraus. Leise wie ein Schatten folgte ich ihr. „Darf ich Ihnen meinen Arm anbieten, Mademoiselle?“, fragte ich sie überaus höflich und hielt ihr, nachdem ich meinen Jacketkragen gerichtet hatte, eben diesen hin. „Wie zuvorkommend, Monsieur Hunt“, meinte sie säuselnd, schenkte mir eines ihrer bezaubernden Lächeln und hakte sich anschließend bei mir unter. So glitten wir elegant über die asphaltierte Straße hinüber zu dem großen Gebäude und somit ab in die Menschenmenge. An der Eingangstür erwartete uns bereits der Türsteher, dem wir freundlich unsere Einladung präsentierten. In diesem Moment kamen in mir Zweifel auf. Es gab viele Merkmale, an denen man erkennen konnte, wer eine echte und wer eine gefälschte Karte besaß. Zwar waren unsere Vorgesetzten so genau und perfektionistisch wie immer gewesen, doch konnte man etwas übersehen haben. Ich fragte mich eh, wozu all dieser Schnickschnack gut war, entschied mich jedoch dafür, dass der Gastgeber einfach einen komischen Sinn für Unterhaltung hatte. Ein weiterer Zweifel waren unsere Namen. Wir gaben uns wie öfters schon als französisches Paar aus, dieses Mal aber, sollten wir unsere Namen nicht ändern. Ich hatte diesen Aspekt meines Auftrages nicht verstanden, schließlich war die Organisation in allem perfekt, warum also keine Namensänderung in etwas mehr französisch Klingendes? War dies nicht auffällig? „Sie können eintreten“, riss mich der muskulöse Bodyguard wieder in die reale Welt zurück. „Ah, merci, monsieur.“ Ein kurzes Nicken, dann traten wir ein. Ein ganzer Ozean an Farben und Lichtern schlug uns wie eine Faust ins Gesicht entgegen. Von überall her glitzerte und funkelte es. Dekoration säumte Geländer sowie Decken und Wände. Klassische Musik, welche sich mit dem Stimmengewirr der anwesenden Gäste vermischte, strömte sanft durch den riesigen Saal. Es war ein atemberaubender Anblick, doch konnten wir uns nicht allzu sehr davon mitreißen lassen. „Siehst du ihn irgendwo?“, nuschelte ich meiner Begleiterin durch meine zu einem angenehmen Dauerlächeln verzogenen Lippen hindurch zu, während ich meinen geübten Blick über die Menge schweifen ließ. Überall an den Wänden stehend und hängend entdeckte ich verschieden große von Tüchern verhüllte Gegenstände, welche wohl einer der Gründe für diese Veranstaltung waren. „Auf zwei Uhr. Bei der molligen Frau in beige-weiß und dem Herrn mit dem zu groß geratenen Zylinder“, kam es auch prompt zurück. Wie immer hatte sie das Ziel zuerst entdeckt. Mein Lächeln verbreiterte sich. „Ausgezeichnet, meine Liebe!“ Damit zog ich sie mit mir durch den Raum. Kurz nachdem wohl der Großteil aller Gäste eingetroffen war, dämmte sich das Licht ein wenig und ein Herr in einem violetten Anzug, angestrahlt durch einen Scheinwerfer und mit einem Mikrofon bewaffnet, trat in die Mitte des Saals. Als er sprach war seine Stimme laut und klar, sodass alle sofort verstummten. Trotz der herrschenden Stille, war ich wahrscheinlich dennoch der einzige, der das leise Kichern von meiner rechten Seite vernahm. Doch wer konnte es Sam verübeln, basierte es doch auf Tatsachen, dass der Mann eine überaus hohe Mädchenstimme besaß. Zu ihrem und auch meinem persönlichen Glück war es nur eine kurze Rede, wünschte er uns doch lediglich einen angenehmen Abend und viel Freude an seiner Kunstsammlung, welche er nun stolz auch anderen Leuten präsentieren wollte, und nach wenigen Minuten waren wir erlöst und die Bilder und andere Antiquitäten enthüllt. Höflich und sich den anderen anpassend liefen wir von einer Leinwand zur nächsten Vitrine, verteilten ein paar „Ah!“ und „Oha!“ und nickten fleißig bei angeregten Diskussionen, ließen unser Missionsziel jedoch nicht aus den Augen. Auch der Tanz wurde noch in dieser Stunde eröffnet und, erleichtert sich der Meute endlich entziehen zu können, flohen wir auf die große Tanzfläche, wo wir elegant, wie wir uns darstellen sollten, über diese hinüberschwebten. Natürlich zogen wir durch diese Aktion so manche Blicke wieder auf uns, doch war diesmal auch der des Gastgebers dabei. Schritt eins war getan. Als die Musik des dritten Liedes langsam verklang, entschlossen wir uns Schritt zwei anzugehen. Dieser bestand darin, die Zielperson von der Party zu isolieren. Kein leichtes Unterfangen ohne Aufmerksamkeit zu erregen, doch unser Glück schien uns hold zu sein, denn kaum hatten wir uns etwas abseits postiert, schon stand uns Mr. Thompson gegenüber. „Genießen Sie die Feier?“, fragte er uns freundlich lächelnd. „Oui, oui. Es gibt nichts, was man bemäkeln könnte, merci“, erwiderte ich ihm auf die gleiche Art und Weise. „Ich habe wahrscheinlich um die Hälfte unserer schönen, kleinen Stadt eingeladen, deshalb verzeihen Sie mir, dass mir soeben Ihre Namen entfallen sind.“ Verlegen kratzte er sich mit dem Zeigefinger an der Wange. „Ah, non. Sie müssen sich aber doch nicht dafür entschuldigen. Monsieur Hunt ist mein Name. Jonathan Hunt. Und dies ist meine reizende Gefährtin Samantha Miller.“ Sollte unser Gegenüber stutzig geworden sein aufgrund unserer unfranzösischen Namen, so ließ er sich nichts anmerken. „Es freut mich.“ Damit tauschten wir ein paar höfliche Begrüßungsgesten aus. Währenddessen hatte sich Sam mit einigen um uns herumstehenden Damen zu einem Pläuschchen zusammengefunden. Anpassung war das A und O in unserem Gewerbe. „Ich muss gestehen, Ihre Antiquitäten sind wahrlich einzigartig, das muss man Ihnen lassen. Aber sagen Sie, haben Sie nicht Angst, jemand könnte ein Auge auf sie werfen und versuchen sie zu stehlen?“, fragte ich nach einiger Zeit des Kennenlernens. Ich musste mein Interesse zu diesem Thema nicht vorspielen, da ich wirklich wissen wollte, wie sich ein so reicher Mann wie Mr. Thompson, der auch schon bei so manch anderen Organisationen auf der Liste stand, so sicher fühlen konnte. „Oh, darum machen Sie sich mal keine Sorgen, mein Guter. Außer natürlich, wenn Sie derjenige sind, der mich bestehlen möchte. Dann müssten Sie sich in der Tat Gedanken machen.“ Ein herzhaftes Lachen ging über seine Lippen, in das ich fröhlich mit einstimmte, während die Damen an unserer Seite ein leises Kichern anstimmten. „Wie könnte ich diese wertvollen Stücke mit einem Diebstahl beschmutzen?“ Und das war mein voller Ernst. Eine solche Schandtat würde ich niemals begehen. Ich war Auftragskiller und kein jämmerlicher Kunstdieb… „Eine solche Einstellung lobt sich.“ Wir lächelten einander an. „Ich spüre, dass Sie einen Blick für das Schöne der Welt haben, einen Sinn für die Kunst und die Intentionen der Erschaffer…“ „Man könnte es so bezeichnen, vielen Dank. Ich betrachte Kunstwerke überaus gerne. Sie haben so viel zu sagen, wollen es alles in die Welt hinaus schreien, doch meist enthalten sie zu viele Informationen, um diese auf Anhieb zu verstehen. Man braucht zum Teil Tage, zum Teile Jahre, wenn überhaupt… Dennoch würde ich mir nie welche anschaffen. Ich hätte stets das Gefühl, nicht gut genug für sie zu sein, ihren Ansprüchen nicht nachkommen zu können…“ Bei diesen Worten schweifte mein Blick gedankenverloren die Wände entlang. „Sie gefallen mir, Monsieur Hunt“, nahm Mr. Thompson das Wort wieder auf. „Sie mir ebenfalls“, gab ich ihm höflich, aber auch ehrlich gemeint als Antwort, nachdem ich mein Gesicht wieder dem seinen zugewandt hatte. „Lassen Sie mich Ihnen und Ihrer reizenden Begleiterin, wenn sie denn damit einverstanden ist, etwas Interessantes zeigen.“ Kaum ausgesprochen schon spürte ich eine leichte Bewegung direkt neben mir. Wie erwartet hatte Sam die ganze Zeit über gelauscht und sich bei dem kleinsten Anzeichen, sich dem Gastgeber etwas weiter nähern zu können, aus ihrem Kaffeekränzchen losgelöst. „Ungemein gerne“, antwortete sie dem schon etwas älteren Herrn und setzte eines ihrer verführerischsten Lächeln auf. Für mich war es eindeutig gespielt, doch er schien anzubeißen. „Na, dann folgen Sie mir meine Herrschaften.“ Und somit verließen wir den großen Ball- und Ausstellungssaal und betraten ein Zimmer, welches sich ein Stockwerk höher befand. Ich erkannte es auf den ersten Blick. Es war das Zimmer, das Sam vorher so wachsam im Auge behalten hatte. Schritt zwei war ebenfalls erledigt. Mit gemächlichen Schritten näherte sich Mr. Thompson einem Bild, das an der Wand links von der Tür aus hing. Einige Sekunden lang betrachtete er es, dann hob er es herunter und zum Vorschein kam ein kleiner Wandsafe. Es schien sich wirklich um etwas Wertvolles zu handeln, dennoch empfand ich es als eine billige Sicherung, es in einem Wandsafe hinter einem Gemälde zu verstauen. Meiner Meinung nach war dies der erste Ort, wo Kunstdiebe nachschauten. Misstrauen flammte in mir auf. Gebannt starrte ich die kleine Tür an, die sich nun Spalt für Spalt öffnete. Dahinter befand sich ein kleiner Hohlraum, welcher jedoch zu dunkel war, um Genaueres darin erkennen zu können. Während der Mann im violetten Anzug mit leicht hektischen Bewegungen an etwas herumhantierte, zog ich gemächlich meine Pistole aus der Jacket-Innentasche und richtete den Lauf auf seinen Hinterkopf. Das Klicken der Waffe schien seine Aufmerksamkeit wieder auf mich zu richten und blitzschnell drehte er sich um, ebenfalls mit einer auf mich gezielten Pistole in der Hand. Sie zitterte leicht, was ein Zeichen von Schwäche und Unsicherheit vermittelte. „Ich wusste, dass Sie wegen mir hier sind“, meinte er weiterhin lächelnd. „Ich habe bereits seit langem geahnt, dass jemand kommen würde, um mich zu holen. Sie dachten vielleicht, Sie hätten mich mit der Einladung getäuscht, aber Sie haben sich geirrt, ich kenne tatsächlich jeden einzelnen, den ich eingeladen habe, und Sie gehören definitiv nicht dazu. Sie haben verloren.“ Ein halbherziges Lachen kam über seine Lippen. „Sie irren sich, sie haben verloren. Sie haben den größten Fehler begangen, den Sie tun konnten“, antwortete ich ihm mit sachlicher Stimme. „Der da wäre?“ „Sie haben es gewagt, mit uns alleine zu sein.“ Ein Schuss durchbrach die Stille des Raumes. „Warum erledigst du ihn nicht gleich, Jo? Wir haben keine Zeit für Spielchen“, fing Sam nun hinter mir an zu meckern. Ein Seufzer entrann meiner Kehle. Ich wusste auch nicht warum, aber irgendetwas hatte mich in diesem Moment davon abgehalten, unser Ziel mit einem Schuss auszuschalten. „Sie haben Talent, meine Lieben. Ihr seid wahre Meister eures Gebietes, habe ich nicht Recht?“, stöhnte Mr. Thompson, der nun auf dem Boden zusammengesackt war und sich die blutende Schulter nutzlos mit der Hand abdeckte. „Vielen Dank für die Blumen, aber andere bezeichnen uns auch gerne als jämmerliche Grünschnäbel, Sie sehen mein Herr…“ Gemächlich machte ich meine Waffe für den nächsten und endgültigen Schuss bereit. „Wie bedauerlich. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Nur schade, dass Ihr Sinn für die Kunst so sehr verkommt, denn ich glaube wirklich, das Sie diesen besitzen oder einmal besessen haben…“ Wir lächelten beide. „Na los. Beenden Sie es.“ Dann ertönten weitere Schüsse, gefolgt von halb erstickten Schmerzenslauten. Es war vorbei und Schritt drei abgehakt… Vollkommen aus dem Konzept gerissen, senkte ich meine Hand, die verdächtig zu zittern begann. Mit schockgeweiteten Augen starrte ich mein Opfer an, welches nur noch ein raues, gelachtes „Grünschnäbel!“ hervorbrachte, bevor es für immer verstummte. Ein äußerst unangenehmes Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit, jagte mir einen eiskalten Schauer den Rücken hinunter. Ich wollte mich umdrehen, wollte sehen, wie Sam mich mit ihrem tadelnden Blick ansah, schließlich hatte ich mal wieder bei der Arbeit geschludert, doch bewegte sich mein Körper keinen Zentimeter. Mein Blick war wie gebannt auf das hämisch grinsende Gesicht des Mannes vor mir gerichtet. Er hatte es doch tatsächlich gewagt seine Waffe in der letzten Sekunde noch zu benutzen… Mit sehr viel Anstrengung schaffte ich es dennoch, mich von ihm abzuwenden, meine Aufmerksamkeit meiner Partnerin zuzuwenden. Sie war still. Zu still… Ich wusste nicht, was ich fühlen sollte, als ich ihr in die glasigen Augen blickte. Ein Blutrinnsal lief ihr aus dem Mundwinkel und leichte Tränenspuren konnte man auf ihren Wangen entdecken. Dies sollte also ihr Ende sein? So sollten sich unsere Wege trennen? Nein! Nein, das war nicht fair! Wieso musste sie die Konsequenzen für mein Handeln tragen? Wieso musste sie gehen, bevor wir unsere Meinungsverschiedenheit von vorhin geklärt, bevor uns wieder versöhnt hatten? Wie in Zeitlupe streckte ich meine Hand aus und schloss ihre Augen. Mit der gleichen Bewegung wischte ich ihr Tränen und Blut aus dem Gesicht. Ignorierte man die rot gefärbte Kleidung, konnte man denken, sie schliefe bloß. Doch ich wusste es besser… Nicht lange, dann hatte man Sam’s Leichnam vom Tatort geschaffen, sowie die Beweise, welche auf uns zurückführen könnten, verwischt. Die Gästen und Bodyguards würden erst später etwas von diesem Vorfall bemerken. Doch dann war es schon zu spät. Ich hatte meinen Job, zur Zufriedenheit meines Chefs mehr oder weniger sauber ausgeführt, weshalb ich mich vor einem Rausschmiss erstmal nicht zu fürchten hatte. Dennoch wusste ich nun definitiv, dass es wehtat, wenn es schlussendlich ein schlechtes Ende nahm. Ja, es tat sehr weh… „Warum so ernst? Lächle doch mal. Die Welt ist groß und schön und wir sind mittendrin, ist das nicht ein Spaß?“ Ein klares Lachen hallte durch die Luft und störte mich in meinen düsteren Gedankengängen. Ich sah das Mädchen, welches mit mir gesprochen hatte, nicht an, blickte nur stumm an ihr vorbei auf die Erde. Gehst du einen Deal mit der Organisation ein, so verschreibst du augenblicklich deine Seele, deinen Körper, deine Existenz an sie. Niemand wird je wieder dein wahres Gesicht zu sehen bekommen und wenn du stirbst, so bist du gänzlich von der Erde verschwunden. Niemand spricht mehr über dich, so als hättest du nie einen Fuß auf diesen Boden gesetzt. Es kam mir immer merkwürdig vor, doch hatte es mich bisher wenig gekümmert… „Du bist ein Träumer. Na, komm! Trödel nicht schon wieder so rum!“ Die Worte kamen von weiter weg, sodass ich meinen Kopf hob. Victoria hatte sich bereits in Bewegung gesetzt in Richtung unseres nächsten Zielortes. Sie benahm sich so, als hätten wir uns schon ewig gekannt, als hätte ich niemals eine andere Partnerin gehabt. In gewisser Weise hatte diese Situation etwas von einem Déjà-Vu… Kapitel 3: Jubiläum - «Warten» ------------------------------ Ach herrje, wie lang ist es her, dass ich eine Reizwortgeschichte geschrieben habe. <.< Ja, man merkt mal wieder, wie einfallsreich ich doch sein kann. xD" Nya, die Idee ist mir irgendwie in den Kopf gekommen und wollte mich nicht mehr loslassen. Sie ist vielleicht nicht gerade spannend und besteht zum Großteil aus Schachtelsätzen, aber was soll's. xD ~Warten~ Rastlos wanderte mein Blick durch mein Zimmer, überflog meinen etwas verstaubten Fernseher sowie meinen unaufgeräumten Schreibtisch, ging weiter zu meiner umgekippten Schultasche und blieb schlussendlich an der ovalen und recht kitschigen Uhr an der Wand gegenüber meiner Liegeposition hängen; es war viertel vor sieben, sprich noch eine Viertelstunde bis es losging. Seufzend rieb ich mir über meine Augen und versuchte halbherzig ein Gähnen zu unterdrücken, wobei das über mir hin- und her schwingende Flugzeug meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Pah, da baumelte es nun, grau-blau wie es war, einfach nur deprimierend und überhaupt keine Rakete, wie ich sie eigentlich als Geschenk für meine guten Noten hatte haben wollen. Mit ein bisschen Glück und Überredungskunst hätte ich auch eine bekommen, doch dann hatte mein Vater, der vor großen Herausforderungen stets zurückschreckte, das dicke Buch, das man nicht mehr wirklich Hand- oder Taschenbuch nennen konnte, gesehen, das es dazu gab, um die recht komplizierte Konstruktion zusammenzubauen, und sich spontan für etwas bereits Fertiges umentschieden. Als Entschädigung hatte er mir dafür noch zusätzlich einen Fisch für mein eher leeres Aquarium gekauft – einen Goldfisch um genau zu sein – der sich jedoch tagtäglich hinter einem großen Stein versteckte und mir somit wenig Spaß bereitete. Mit einem Ruck setzte ich mich in meinem Bett auf, nahm den Becher, der neben mir auf dem kleinen Nachtschränkchen stand, und genoss mehr oder weniger den letzten Schluck des bereits kalten Kakaos, während ich mir einen flüchtigen Blick auf meinen Digitalwecker gönnte, welcher auf den Punkt genau 18:48:32 Uhr anzeigte. Warum die Zeit nicht schneller vergehen wollte, jede Sekunde wie eine Stunde war, konnte ich mir nicht erklären, lediglich ahnen, dass sie mich entweder ärgern oder noch Raum geben wollte, um meine Hausaufgaben für die Schule morgen zu beenden, worauf ich mich jedoch nicht einlassen wollte, gab es doch bestimmt noch andere Aktivitäten, die man betreiben konnte, um die Minuten tot zu schlagen. Von kurz aufflackernder Motivation durchströmt, sprang ich auf die Beine und ging hinüber zu meinem Fenster, durch das der Mond seine bleichen, langen Finger streckte, welche jedoch zum Teil von den bereits leuchtenden Straßenlaternen sowie meiner eingeschalteten Schreibtischlampe übertönt wurden. Die Nacht kam früh im Herbst, dessen Wetter wie immer kalt und regnerisch war, sodass man vereinzelt das Glitzern des Wassers einer Wasserpfütze auf der Straße wahrnehmen konnte, was in mir den Wunsch regte, endlich hinauszustürmen, doch der Zeiger der Uhr war gnadenlos und wollte sich partout nicht vorwärts bewegen, weshalb ich frustriert eine Entscheidung traf. Mit einem Handgriff hatte ich mir meinen schwarzen Umhang, den ich noch von Fasching in meinem Schrank hängen hatte, über die Schultern geschmissen, mir meine Maske, die die obere Hälfte meines Gesichts bedeckte, aufgesetzt, mir halbherzig etwas Kunstblut über meine weiße Bluse gespritzt und mich mit einem Abschiedsruf in Richtung meiner Eltern durch die Eingangstür davongemacht, durch die Pfützen springend meiner Freundin entgegen, welche mich abholen wollte, um zusammen zu Halloween die Nachbarschaft unsicher zu machen. Kapitel 4: Satz 20 - «Krieg der Welten» --------------------------------------- Ja, man könnte sagen, ich sei glücklich. Endlich habe ich mal wieder etwas für den Zirkel zustande bekommen. Das ist wahrlich eine große Leistung, betrachtet man die ganzen ausgelassenen bzw. nur zur Hälfte geschafften und somit nicht hochgeladenen Sätze. ^^" Die Idee hierzu sowie der Großteil des Textes ist im Physikunterricht entstanden, als wir bzw. die anderen gerade ihre Ergebnisse zu Aufgaben aus der Quantenphysik verglichen haben, was momentan unser Halbjahresthema ist. xD" Ja, ich gestehe, Quantenphyik ist nicht so mein Ding, weshalb ich mich da gerne andersweitig beschäftige. >.< Wie auch immer. Viel Spaß mit der FF. ^^ Krieg der Welten Die in sich geschlossene Turmstadt hatte offenbar ausgedient, war nicht mehr fähig seine Verteidigung vollständig aufrecht zu halten. Diese Tatsache machte den Menschen Angst und veranlasste sie zur Flucht. Was zuvor nur Gerüchte waren, steigerte sich zu einer milden Panik, die sich von einem Tag auf den anderen wie ein Virus verbreitete und von den stationierten Kommandeuren nicht mehr harmlos unterdrückt werden konnte. Vor allem Familien mit Kindern waren die ersten, die angesteckt worden waren, die ihr Hab und Gut zusammenrafften und mit dem Wichtigsten per Shuttle die Stadt verließen, um sich in einer anderen nahe gelegenen und sichereren erneut niederzulassen. Ob sie dort ein länger währendes Glück fänden? Ich würde es ihnen eventuell wünschen, doch war mir klar, dass in der heutigen Zeit und mit der derzeitigen Situation das Glück eher rar war und sich jeder um sich selber kümmern sollte. „Einer für alle und alle für einen“ hatte sich in „Jeder gegen jeden“ verwandelt und wer kämpfen konnte, der war klar im Vorteil. Krieg. Krieg forderte Opfer und Blut. Krieg veranlasste Schmerz und Angst. Krieg benötigte Hass und Neid. Krieg bedeutete Sinnlosigkeit und Chaos. In meinen Augen war Krieg das Resultat einer großen Langeweile. Veränderung war der Schlüssel und was war abwechslungsreicher als ein spontan einsetzender Kampf auf Leben und Tod? Waren nicht alle Menschen – ob groß, ob klein, ob Bettler oder König – noch immer Kinder? Kinder, die Spaß brauchten, schnell die Lust an einer Sache verloren und auf der Suche nach etwas Neuem waren? Kinder, die sich auf dem größten Spielplatz überhaupt befanden? Warum die Kinder einsperren, warum den Spielplatz ungenutzt lassen? Ein Pfeifen, gefolgt von einem lauter werdenden Surren ertönte zu meiner rechten Seite und mein Blick richtete sich sofort gen Himmel, wobei mein Körper sich automatisch anspannte und auf Alarmbereitschaft ging. Es dauerte auch nicht lange, dann erschien neben mir einer meiner wenigen Mitstreiter. Sein Blick war in die gleiche Richtung gewandt wie der meinige. „Das war Charles, nicht wahr?“ Ich nickte als Antwort, nicht in der Lage, mit Steven zu kommunizieren. „Sie scheinen Interesse an der Stadt zu haben trotz ihres praktisch nichtvorhandenen technischen Fortschritts… Hätt’ ich nicht erwartet…“ Für eine Sekunde blickte ich meinen Kommilitonen von der Seite her an, wandte mich dann jedoch wieder dem eigentlichen Geschehen zu. Was es am Himmel gab, das meine gesamte Aufmerksamkeit auf sich zog? Es war ein riesiges Luftschiff, welches genau auf uns zuhielt. Es war noch zu klein, um genaue Details zu erkennen, die verrieten, zu welcher Institution es gehörte, dennoch war mir etwas flau im Magen. Die Stadt war von keinem großen Nutzen mehr. Wozu also Soldaten hier her schicken? Wozu dieser Aufwand, wenn der zu erbeutende Goldschatz nur ein Haufen wertloser Steine war? „Sie kommen. Ich weiß es. Ich spüre es in meinen Adern. Werden wir angreifen?“, drang eine Stimme in meine Gedanke und holte mich in die Realität zurück. „Ich will kämpfen! Ich will töten! Ich will ihr verdammtes dreckiges Blut an meinen Händen kleben haben!“ „Senk deine scheiß Stimme, Frank! Wir werden noch gehört und dann sind wir dran!“, wies Steven den Neuankömmling wispernd zurecht. „Na, und? Sollen diese Blutsauger mich doch in die Finger bekommen! Ich werde ihnen schon zeigen, wo es lang geht! Ich sterbe lieber im Kampf als hier zu versauern!“ „Senk deine verdammte scheiß Stimme! Du wirst noch genug Blutvergießen zu Gesicht bekommen!“ „Steven, Frank! Still!“, warf ich nun ebenfalls verärgert ein. „Wir haben keine Zeit für eure Albernheiten. Der Kreuzer kommt näher, also haltet eure Augen offen nach potentiellen Gegnern. Und ich rate euch, euch nicht wie tollwütige Schweine blindlings aufs offene Feld zu werfen.“ Zerknirschte Gesichter waren Antwort genug. Steven und Frank, wie auch einige andere unserer Widerstandsgruppen, hatten alle ähnliche Gedanken. Zerstörung des Feindes. Zerstören und kämpfen ohne nachzudenken, bloß auf Instinkt. Kämpfen egal auf wessen Kosten. Sie waren einfach zu jung und verstanden den Ernst der Lage nicht. Sie glaubten, es wäre alles so einfach; so einfach wie ein Spiel und wenn man Game Over ging, konnte man einfach neu starten oder eines seiner zahlreichen Bonusleben benutzen. Doch so lief es in der Realität nicht ab. Bist du tot, dann bleibst du es auch. „Ich glaube, wir haben Glück. Es scheint nur ein harmloser Frachter zu sein…“ Steven hatte Recht, es schien wirklich nur ein Frachter zu sein. Dennoch entspannte ich mich keine Sekunde lang. Ich traute dem ganzen Frieden einfach nicht. Wurde ich langsam paranoid? Höchstwahrscheinlich! Doch wer konnte es mir verübeln? Wer konnte es mir verübeln, wenn ich die letzten Jahre über nur auf der Flucht war? Auf der Flucht vor meinen Feinden, vor meinen Freunden, aber auch vor mir selber. Keine Sekunde Ruhe. Aber ich hatte es mir auch selber zuzuschreiben. Ich hätte einfach still sein und die ganzen kriegerischen Entwicklungen aus sicherer Entfernung beobachten sollen. Doch ich war kein solcher Mensch! Nein, ich musste natürlich alles, was ich mir mühevoll aufgebaut hatte, einfach wegwerfen. Ich musste den Menschen, denen ich mein vollstes Vertrauen geschenkt hatte, in den Rücken fallen. Ich musste mein Heim und meine Identität zurücklassen, um andere nicht in Gefahr zu bringen, sollte man sie mit mir in Verbindung bringen. Ich musste mich mit wildfremden Menschen einlassen, um zu überleben. Und warum genau das Ganze? Nur weil meine Moral nicht mit der meiner Vorgesetzten übereinstimmte. Wie schnell sich doch sein gesamtes Leben mit einem Schlag ändern konnte… Doch nein! Schluss damit! Ich kramte wieder in Vergangenem herum, wurde theatralisch und lenkte mich selber von meiner momentanen Aufgabe ab. Der Aufgabe, jedes feindliche Luftschiff und jede feindliche Einheit auf diesem verseuchten Planeten dem Erdboden gleich zu machen – mit gut ausgearbeiteten Manövern und nicht blindlings, versteht sich –, bevor sie das Gleiche bei uns versuchten. „Mike! Mike, er setzt zur Landung an!“, flüsterte Frank mir aufgeregt zu. Ob ich ihn wohl festbinden musste, damit er mir nicht sofort schutzlos ins offene Feuer lief? „Es ist ein Personenfrachter! Ein stark bewachter noch dazu!“ „Wollen sie die Menschen hier weg transportieren? Das macht wenig Sinn…“, wollte Steven wissen. „Siehst du das Logo an der Flanke?“, fragte ich ihn zurück. „Das sind welche von der Handelsflotte. Die schwarzen Schafe um genau zu sein.“ „Handelstruppe? Aber, was wollen…“ „Mensch, Steven! Er redet von Sklavenhändlern! Von Abschaum, der Abschaum an weiteren Abschaum vertickt! Schau doch mal richtig hin, Junge!“, unterbrach Frank seinen Kumpanen wütend. „Mich wundert es aber kein bisschen, dass diese Kerle die ersten sind, die von der Unbrauchbarkeit dieses Standorts hier Wind bekommen und sofort ihren Profit versuchen, herauszuschlagen.“ Ich konnte Franks Gedanken nur zustimmen. Verwunderlich war diese Aktion eher weniger. Doch… Ein Klicken hinter mir ließ mich innerlich zusammenfahren und meine Mitstreiter scharf die Luft einsaugen. Ich kannte dieses Klicken. Und sie kannten es auch. Ja, wir kannte dieses Geräusch nur zu gut… „Das klingt wirklich nicht gut…“, stimmte uns eine neu hinzugekommene Stimme bedauerlich zu. Alleine die Anwesenheit einer weiteren veranlasste uns drei dazu, uns sofort aufs Äußerste anzuspannen. Wo waren wir nur vorher mit unseren Gedanken gewesen? „Ganz meiner Meinung. Meint ihr, hier könnten sich zusätzlich noch Spitzel und Fußtruppen herumtreiben?“, ertönte eine zweite mir unbekannte Stimme, die zusätzlich noch einen stark übertrieben unschuldigen Ton beinhaltete. Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken, während meine Hand unauffällig zu meinem Gürtel glitt, wo sich meine gut für Würfe geeigneten Messer befanden. Mit einer blitzschnellen Bewegung drehte ich mich um und schleuderte gleich zwei der spitzen Gegenstände von mir weg in die Richtung, in der ich unsere beiden – höchstwahrscheinlich jedoch noch mehr – Angreifer vermutete. Zu meinem Glück schaffte ich es wenigstens einen vollständig auszuschalten und einen anderen am Oberschenkel zu verletzen. Und jetzt, wo ich die gesamte Situation überblicken konnte, sah ich auch ihre genaue Anzahl. Ich musste schlucken… Wie konnten sich so viele Menschen, so leise anschleichen? Und vor allem warum…? Was hatten sie davon, wenn sie uns gefangen nahmen oder gar umbrachten? Doch meine Frage sollte nicht lange unbeantwortet bleiben. „Sie, meine Herren, stehen auf unserer Fahndungsliste“, sprach einer der Männer, der mir am nächsten stand, breit grinsend und mit erhobener Waffe, was die restliche Masse imitierte. „Und hiermit werden wir uns unsere wohl verdiente Belohnung abholen.“ Verdutzt sah ich ihn an. Fahndungsliste? Belohnung? War es tatsächlich schon so weit gekommen, dass wir steckbrieflich gesucht wurden? Warum wusste ich nichts davon? Unsere Informanten… Doch dann dämmerte es mir. Vieles wurde mir plötzlich klar, als ich zwei mir relativ bekannte Gesichter in der Menge vor mir entdeckte. „Scheiße, ey!“, rief Frank aufgebracht, waren wohl auch ihm unsere jetzt definitiv Ex-Kommilitonen ins Auge gefallen. „Ihr verdammten Schweine! Verräter! Scheiße, man!“ Und mit diesen Worten sprang er auf, zog blitzschnell seine Pistolen und feuerte wild um sich herum. Er hatte den Überraschungsmoment auf seiner Seite, wodurch er einige unserer Gegner in die Hölle schickte, doch kaum hatten sie sich von dem Schock erholt, erwiderten sie das Feuer. Zahlreiche Kugeln bohrten sich in den Körper meines Freundes, der einfach nicht aufgeben wollte und trotz dessen, dass er am Rande des Todes stand, hysterisch lachend und gleichzeitig fluchend weiterhin seine Munition verschoss. Dann fiel er endgültig… Und mit ihm Steven, der sich ebenfalls tobend in die Menge gestürzt hatte… Übrig blieb nur noch ich. Ich, der ich mir zu klug und geistig überlegen vorkam, als dass ich mich wie eine Bestie ins Gefecht warf. Regungslos starrte ich auf das Massaker vor mir. Blutlachen. Tote Körper. Stille. „Willst du auch noch?“ Fragend schaute ich nach oben zu dem Mann, der mir gelassen zwei Pistolenläufe gegen die Schläfe drückte. „Wir hätten nichts dagegen. Unsere Belohnung bekommen wir selbst dann, wenn wir eure abgetrennten Köpfen präsentieren.“ „Wozu? Wenn ich tot wäre, hätte ich keine Chance mehr, mich an euch zu rächen. Außerdem, warum eure Munition an mir verschwenden?“ Ich wusste, dass es nicht besonders klug war, diese Menschen zu provozieren, doch war eh viel zu viel bereits verloren. Ich konnte nur hoffen, dass wir die einzige Gruppe waren, die von den Sklavenhändler gefunden worden waren. Ansonsten wäre es das Ende unserer Widerstandsarmee, die ich öfters aus Spaß so nannte, obwohl sie nicht einmal annähernd die Ausmaße einer richtigen Armee annahm. „Ha! Ich lache! Na los. Steh auf. Fesselt ihm Beine und Hände und knebelt ihn! Und wehe er kann sich noch in irgendeiner Weise bewegen oder artikulieren. Ich kann diese penetrante Stimme nicht mehr hören!“, fügte der Mann, der mich mit den Waffen bedrohte und scheinbar das Sagen in der Gruppe hatte, an seine Untergebenen hinzu. Und dies war auch das Letzte, was ich wahrnahm, bevor man mir auf schmerzhafte Weise das Bewusstsein raubte. Wieso nur war alles so schrecklich schief gelaufen? Lag es wirklich nur an unserer Unaufmerksamkeit? Nur daran, dass wir an unsere Leute glaubten und mit keinem Verrat gerechnet hatten? Höchstwahrscheinlich… Steven und Frank hatten jedenfalls erreicht, was sie sich vorgenommen hatten. Sie waren im Kampf gestorben und hatten sogar nicht nur einige wenige Verluste auf der gegnerischen Seite verursacht. Man konnte stolz auf sie sein. Auch wenn sie nun schlaff auf dem Boden lagen wie leere Säcke, in die man Löcher gebohrt hatte, sodass sie ihren Inhalt so schnell wie möglich wieder verlören, sollte man sie auf ein Neues füllen. Sie waren vollkommen unbrauchbar geworden. Vergänglich. Viel zu vergänglich so ein Leben. Wie lange meines wohl noch anhalten sollte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)