Love and death von Yuri91 (Tote haben es auch nicht leicht) ================================================================================ Kapitel 1: Wieder unter den Lebenden? ------------------------------------- Die Sonne schien, so wie in den letzten Tagen auch, ununterbrochen und verhöhnte sie alle. Es sollte regnen, stürmen, gewittern! Das würde vielmehr seinen Gefühlen entsprechen. So aber war es ein wunderschöner Tag, angenehm warm. Die Leute waren draußen, genossen das schöne Wetter, lagen auf Wiesen und hatten Spaß. Schwer schluckte Sasuke den Kloß in seinem Hals hinunter, während er auf das frische Grab blickte. Der Grabstein fehlte noch. Dazu war die Erde noch zu locker. Stattdessen stand ein schlichtes Holzkreuz an der Stelle und markierte damit Sakuras Grab. Sakura Haruno Geb. 28.03.1994 + 07.05.2012 Es war eine Schande. Sakura war noch so jung! Gerade erst hatte sie ihren achtzehnten Geburtstag gefeiert und erfolgreich das Abitur bestanden! Vor fünf Tagen war der schicksalhafte Unfall passiert. Noch immer konnte Sasuke die Wahrheit nicht akzeptieren. Sein Gehirn weigerte sich einfach. Die letzten Tage hatte er wie in Trance erlebt. Er konnte sich nicht an etwas besonderes erinnern. Gerade eben hatten sie alle noch ausgelassen gefeiert, dann hatte Sasuke auch schon Sakuras Leiche gesehen und jetzt stand er vor ihrem Grab. Die Beerdigung war, wenn man so etwas überhaupt sagen konnte, schön gewesen. Fast jeder der Anwesenden hatte etwas gesagt. Es waren Lehrer, Schüler, Freunde und Familienangehörige da gewesen. Gerade wurde das Grab mit Erde zugeschüttet. Die Blumen, die alle auf den Sarg gelegt worden waren, wurden unter der braunen Erde begraben. „Lass uns gehen.“ Mitfühlend sah Itachi, Sasukes älterer Bruder, zu ihm. Kakashi, sein Onkel, stand neben ihm. Sie alle waren da. Sakura war eine gute Freundin von Sasukes gewesen. Sie war es gewesen, mit der Sasuke sein erste Mal gehabt hatte, auch wenn er sich daran nur bruchstückhaft erinnern konnte. Vielleicht wollte sein Gehirn deswegen die Tatsachen nicht akzeptieren. Kakashi, Sakuras Dojo-Meister, stand neben Sasuke und blickte ihn mitfühlend an. Gemeinsam hatten sie im selben Dojo trainiert. Es gehörte Kakashi und damit auch Sasuke und Itachi. Auch sein Bruder hatte Sakura gut gekannt. Er wollte nicht gehen. Wenn er ging, war es, als würde er endgültig Abschied von Sakura nehmen. Sasuke blickte zum Grab. Naruto, sein und auch Sakuras bester Freund, stand noch da, weinte stumm vor sich hin. Hinata Hyuga, ebenfalls Sakuras beste Freundin, stand neben ihm und weinte. Ihr Cousin Neji und Sai, Sakuras Ex-Freund, standen beide daneben. Bis auf Neji weinte jeder von ihnen. Ino und Tenten, ebenfalls Freundinnen von Sakura, schluchzten laut auf und weinten. Lee wischte sich mit dem Handrücken die Tränen von den Wangen. Mit betretenen Gesicht standen Choji, Shikamaru, Kiba und Shino daneben. Sasuke hatte nicht eine Träne vergossen. Dafür hatte er keine mehr übrig gehabt. Die letzten Tage hatte er genügend geweint. Jetzt war sein Körper sozusagen leer geweint. Sasuke wandte den Blick von dem frischen Grab ab. Sakuras Grab. Das musste sich Sasuke immer wieder sagen. Sonst würde er wohl nie mit der Realität klar kommen. Es war nicht das erste Mal, dass er auf einer Beerdigung gewesen war. Damals, als er gerade einmal vier Jahre alt gewesen war, hatte er die Beerdigung seiner Eltern miterlebt. Seitdem waren Itachi und Kakashi alles, was er von Familie übrig hatte. Während sich Sasuke mit Itachi und Kakashi abwandte, er hielt es einfach nicht länger hier aus, sah er eine blonde Frau aus den Augenwinkeln. Es war Tsunade, die amtierende Bürgermeisterin von Tokio und gleichzeitig Tante von Sakura. Auch Sakura war eine Waise. Genau wie er. Ihre Eltern waren beide bei dem selben Unglück gestorben. Sakuras und seine Eltern waren befreundet gewesen. Gemeinsam waren sie bei einem Ausflug gewesen, als ein Erdbeben die Region erschüttert hatte und unzählige Menschenleben gekostet hatte. Darunter auch ihrer beider Eltern. Seitdem lebte Sasuke mit Itachi bei Kakashi und Sakura bei Tsunade und ihrem Mann Jiraiya. Tsunade rannen stumm die Tränen über das Gesicht. Ihr Gesicht wirkte verbissen, wohl, weil sie Stärke zeigen wollte. Tsunade zeigte immer Stärke. Jiraiya stand neben ihr, hielt ihre Hand. Mehr ließ sie wohl auch nicht zu. Sasuke wandte sich von der Szene ab, straffte die Schultern. Er würde das jetzt alles hinter sich lassen. Zumindest einen Versuch war es wert. Entschlossen setzte Sasuke einen Schritt vor den anderen. Er musste sich darauf konzentrieren, ansonsten würde er wie angewurzelt stehen bleiben. Nur am Rande bemerkte er, wie Itachi und Kakashi Sasuke in die Mitte nahmen und mit ihm gemeinsam den Friedhof verließen und in das Auto stiegen. Die ganze Autofahrt über starrte Sasuke aus dem Fenster. Seine Umgebung nahm er nicht wahr. Wenn Itachi ihn nicht angesprochen hätte, würde er wohl noch immer in dem Auto sitzen. So aber war er gemeinsam mit seiner Familie in das Haus gegangen. Es war schwer, dass Haus zu betreten. So war es ihm jeden Tag ergangen. Nicht wegen dem Haus selbst, - es war sein Elternhaus und Sasuke lebte gerne hier – vielmehr hatte er ein Problem mit dem Gehweg und der Straße vor dem Haus. Dort war Sakura… Energisch schüttelte Sasuke diese Gedanken von sich ab. Mechanisch ging Sasuke die wenigen steinernen Stufen hinauf, bis zur Haustür, dadurch und in das Haus hinein. Er nahm nichts von seiner Umgebung war. Erst als er die Tür zu seinem Zimmer öffnete, blieb Sasuke abrupt stehen. Seine Augen wurden groß, während er vor sich hin blickte. Das konnte unmöglich sein. Das war eine Halluzination. Was sollte es sonst sein? Sein Gehirn versuchte ihm einen Streich zu spielen. Die Beerdigung war wohl zu viel für ihn gewesen. Der Schlafmangel, Sakuras Tod und die Beerdigung verlangtem seinem Körper und seinem Geist alles ab. Um sich selbst zu schützen, spielte ihm sein Gehirn einen Streich. „Hi, Sasuke.“ Kurz blinzelte Sasuke erstaunt, dann verschluckte ihn auch schon die Dunkelheit. Er war froh, einfach ohnmächtig zu werden. Besser das, als geisteskrank zu sein, entschied Sasuke, ehe er endgültig in die Ohnmacht glitt. Der erste Moment war ein regelrechter Schock. Gerade eben war Sakura noch von der Dunkelheit verschluckt worden und jetzt wurde sie daraus heraus gerissen. Erschrocken hatte Sakura die Augen aufgeschlagen, nach Luft geschnappt. Alles nur ein böser Traum. Kein LKW hatte sie überrollt und zu Matsch gefahren. Als Sakura das registrierte, atmete sie erleichtert auf. Eines war aber wohl kein Traum gewesen. Sakura sah sich um und stellte fest, dass sie sich noch immer in Sasukes Zimmer befand. Nur jetzt war das Bett gemacht und Sasuke war nicht da. Dafür trug Sakura aber ihre verdreckte Wäsche. Angewidert verzog Sakura das Gesicht. Wie war sie nur wieder hierher gekommen? Anscheinend musste sie im Wohnzimmer doch ohnmächtig geworden sein. Vielleicht hatte Sasuke sie gefunden und zurück ins Schlafzimmer gebracht. Oh mein Gott! Sasuke! Wie sollte Sakura Sasuke nur je wieder unter die Augen treten? Es war schon schlimm genug gewesen, dass sie einen One-night-stand gehabt hatte. Aber dann auch noch mit Sasuke! Wäre es jemand anderes gewesen, wäre es vielleicht nicht so schlimm. Aber Sakura liebte Sasuke! Deswegen hatte sie vor vier Monaten mit Sai Schluss gemacht. Gut, die Beziehung war schon lange den Bach hinab gegangen, aber dann hatten sich Sakuras Gefühle für ihren Kumpel Sasuke verändert. Sie hatte sich in ihn verliebt, sich aber dafür entschieden, es geheim zu halten. Sakura war klar gewesen, dass Sasuke ihre Gefühle niemals erwidern würde. Auch wenn Sasuke ihr Freund war, so war er dennoch eigensinnig und lieber für sich. Eine Freundin passte einfach nicht zu ihm. // Gut. Wieder zurück in die Gegenwart // entschied Sakura und blickte erneut angewidert an sich hinunter. Sie sollte ins Bad gehen und versuchen die Flecken aus ihrer Kleidung zu bekommen. Mit diesem Entschluss, setzte sich Sakura in Bewegung. Dann fiel ihr auf, dass ihr plötzlich gar nicht mehr der Schädel dröhnte. Vielleicht hatte der Schlaf geholfen. War aber auch egal. Während Sakura auf die Badezimmertür zusteuerte – das Bad grenzte direkt an Sasukes Schlafzimmer – zuckte sie lässig mit den Schultern. Als sie mit der Hand nach der Türklinke griff, fiel ihr nebenbei auf, wie blass ihre Haut war. Geschockt weiteten sich ihre Augen, als Sakuras Hand durch das Metall der Türklinke griff. Ja, sie ging einfach hindurch! Mit zitterndem Körper versuchte Sakura erneut die Tür zu öffnen. Ohne Erfolg. Auch jetzt ging ihre Hand einfach hindurch. Als würde sie nicht existieren! Sakura verstand das nicht. Befand sie sich noch immer in einem schrecklichen Alptraum? Konnte ja sein. Sie konnte es nur hoffen. Und dann, ganz plötzlich aus einem Gefühl heraus, rannte Sakura einfach los. Vielleicht hatte sie gehofft, mit dem Kopf gegen die Tür zu laufen und so aufzuwachen. Stattdessen ging Sakura einfach durch die Tür hindurch! Mit geweiteten Augen drehte sich Sakura um. Sie war inzwischen im Bad und starrte erstaunt die Tür an. Wie hatte das funktionieren können? Das war unmöglich! Panik erfasste Sakura. Sie wurde verrückt. Eindeutig! Nie wieder Alkohol! Das war sicher! Niemals wieder! Noch immer ahnungslos und verwirrt, drehte sich Sakura wieder um, blickte in den Badezimmerspiegel. Bei dem Anblick, der sich ihr bot, fielen Sakura beinahe die Augen aus dem Kopf. Das musste alles ein grausamer Scherz sein! Das konnte nicht sein! Und dennoch sah Sakura sich und gleichzeitig alles hinter ihr. Sie war durchsichtig! Ein erstickter Schrei entrang Sakuras Kehle. Sie wollte ohnmächtig werden und konnte es nicht. Verwirrt stellte Sakura nach einem Moment fest, dass ihr Herz gar nicht schneller schlug und auch ihr Puls hatte sich nicht erhöht. Wenn sie recht darüber nachdachte, hörte sie keinen Herzschlag. Sogleich überprüfte das Sakura. Erleichtert stellte sie fest, dass sie sich selbst sehr wohl berühren konnte. Doch die Erleichterung verflog schnell, machte Panik Platz. Da war kein Puls! Gar nichts! Nichts als Stille! Geschockt stolperte Sakura nach hinten, machten einen Schritt nach dem anderen. Dann, ganz plötzlich, war die Badezimmertür vor ihr. Sie war – erneut – einfach dadurch gegangen. So als würde sie nicht existieren. Lediglich ein leichtes Kribbeln hatte sie dabei verspürt. Dann vernahm Sakura auf einmal das Geräusch einer sich öffnenden Tür. Noch immer verstand Sakura nicht, was hier los war. Im Moment war sie aber erleichtert, als sie sah, wie Sasuke sein Zimmer betrat. Dieser blieb abrupt stehen, als er Sakura erblickte. Vielleicht war ihm der One-night-Stand genauso peinlich. Aber im Moment war Sakura froh, einfach jemand bekanntes zu sehen. Vielleicht war sie doch nicht verrückt. Vielleicht würde es helfen, sich erst einmal dem One-night-stand-Problem zu widmen. Daher sagte Sakura schlicht: „Hi Sasuke!“ Auf ihre Worte hin, wurden Sasukes Augen noch größer und dann, ganz plötzlich, sackte er ohnmächtig zusammen! Erschrocken und besorgt rannte Sakura zu dem am Boden liegenden Sasuke hin. Vielleicht war das eine Nachwirkung des Alkohols gewesen. Hoffentlich war er nicht verletzt. Vorsichtig kniete Sakura neben Sasuke nieder. Als sie ihm die Stirn fühlen wollte, schaffte sie es nicht. Ihre Hand glitt einfach durch ihn hindurch! Mit großen Augen sah Sakura dabei zu. Mehrere Minuten saß Sakura perplex da. Sie verstand das alles einfach nicht. Plötzlich dämmerte es Sakura. Es war abwegig. Total. Aber manchmal war das Unmögliche eben doch möglich. Wie hieß es bei Sherlock Holmes? Wenn alle Fakten dafür sprachen, dann war das Unmögliche eben die Wahrheit. Das Letzte woran sich Sakura erinnerte, war der Alptraum mit dem LKW. Wenn das aber kein Alptraum gewesen war…? Schwer schluckte Sakura. Wenn sie weiter darüber nachdachte, konnte es also sein, dass der LKW sie überfahren hatte. Und das hätte sie wohl kaum überlebt. Vor allem unbeschadet. Wenn sich Sakura ansah, hatte sie keinerlei Verletzungen. Stattdessen war sie durchsichtig und griff durch alles hindurch! Die einzig logische Schlussfolgerung, so absurd sie auch klang, war, dass Sakura tot und ein Geist geworden war. In diesem Moment riss Sasuke die Augen auf, richtete sich unter Stöhnen auf. Als er Sakura ansah, wurde er erneut blass um die Nase. „Nein! Nein! Sasuke, nicht wieder ohnmächtig werden!“ verlangte Sakura. Aus einem Reflex heraus, griff Sakura nach Sasukes Schultern, wollte ihn schütteln. Doch ihre Hände griffen durch ihn hindurch. Mit großen Augen sahen sie beide auf die Arme, die durch Sasukes Mitte hindurch gingen. Dann sackte Sasuke wieder zusammen. So gerne wollte Sakura losweinen. Stattdessen stöhnte sie genervt auf, weil Sasuke schon wieder ohnmächtig war. Wenn sie nicht gleich an etwas anderes dachte, würde sie ganz gewiss durchdrehen! Sakura zog ihre Arme aus Sasuke zurück und ließ sich mit einem Laut der Frustration neben Sasuke nieder. Während sie darauf wartete, dass Sasuke wieder wach wurde, wunderte sich Sakura, warum sie durch alles hindurch griff, aber auf dem Boden stehen blieb. Vielleicht war das so ein komisches Gesetz bei Geistern. Wer sollte das schon wissen? Es dauerte nicht lange, da wachte Sasuke wieder auf. „Wehe, wenn du jetzt schon wieder ohnmächtig wirst! Glaube mir, ich habe viel mehr Grund dazu! Und ich würde auch sehr gerne ohnmächtig werden, aber ich kann nicht! Das ist total unfair!“ Sakuras Gemecker half wohl. Obwohl Sasuke sie noch immer mit Unglauben ansah, wurde er wenigstens nicht wieder ohnmächtig. „Sakura… Bist du es wirklich oder werde ich verrückt?“ murmelte Sasuke vor sich hin. „Ich persönlich fände es besser, wenn du verrückt werden würdest. Das würde nämlich heißen, dass das hier vielleicht nur ein Alptraum ist. Vielleicht werden wir auch beide verrückt. Dann kommen wir eventuell in eine Gummizelle und können uns gegenseitig in den Wahnsinn treiben!“ „Aber…was machst du hier?“ verlangte Sasuke zu wissen. Genervt hob Sakura die Schultern an. „Woher soll ich das wissen? Gerade eben noch befand ich mich auf der Straße, ein LKW kam auf mich zu und dann bin ich hier wach geworden!“ „Das kann unmöglich sein! Ich war doch gerade eben auf deiner Beerdigung!“ Bei Sasukes Worten, wich Sakura das Blut aus dem Gesicht. Das heißt, es wäre ihr wohl aus dem Gesicht gewichen, wenn sie noch über solch banale Körperfunktionen wie einen Blutkreislauf verfügen würde. Obwohl Sakura vorhin selbst die Theorie mit dem Geist sein aufgestellt hatte, so war es dennoch ein Schock, von Sasuke zu hören, dass er eben auf ihrer Beerdigung gewesen war. Das hieß, sie war wirklich gestorben und jetzt ein Geist! Oder Gespenst? Wo lag eigentlich der Unterschied? „Ich bin also wirklich…tot?“ fragte Sakura unsicher nach. Sasuke nickte lediglich. „Der LKW hat mich also total in Matsch verwandelt? Habe ich auf der Straße geklebt und musste man mich abkratzen? Wenn ja, ist das ja total widerlich!“ „Sakura, spinnst du? Hast du dir eben zugehört? Ich habe mit ansehen müssen, wie du stirbst und jetzt stehst du auf einmal vor mir!“ „Weißt du was, ich glaube, ich bin ein Geist.“ Schweigen saßen sich Sakura und Sasuke gegenüber, sahen sich an. Keiner von beiden schien wohl zu wissen, was sie hier machen sollten. Wie reagierte man auch darauf? Schließlich erschien einem nicht jeden Tag ein Geist, geschweige denn das man als solcher aufwachte. Die Minuten verstrichen, keiner von ihnen sagten ein Wort. Sakura ging davon aus, dass auch Sasuke seinen Gedanken hinterher hing, wie Sakura auch. Sie war tot. Von einem LKW zu Brei gefahren. War sicherlich kein schöner Anblick gewesen. Und jetzt war sie als Geist wieder gekommen. Direkt nach ihrer Beerdigung, von wo sich Sasuke und hoffentlich auch ihre anderen Freunde sich von ihr verabschiedet hatten. „War es wenigstens schön?“ durchbrach Sakura nach einiger Zeit das angespannte Schweigen. „Was?“ fragte Sasuke nach. „Du weißt schon. Die Beerdigung.“ „Es waren zumindest alle da und die meisten haben ziemlich geweint.“ Sasukes Stimme klang dumpf und hohl. Die letzten Tage waren für ihn wohl nicht einfach gewesen. Oh nein! Wie ging es wohl ihrer Tante? Und Jiraiya? Oder Naruto, Hinata und… Verzweifelt dachte Sakura an ihre Freunde und Familie. „Ich muss zu Tsunade. Die anderen müssen wissen, dass ich noch… na ja, dass ich zumindest noch existiere. Irgendwie zumindest!“ „Vielleicht solltest du nicht mit der Tür ins Haus fallen. Weißt du, es ist für mich ein ziemlicher Schock gewesen, dich zu sehen.“ Sakura glaubte Sasuke jedes Wort. Für sie selbst war keine Zeit vergangen. Im einen Moment war sie noch auf der Straße gewesen, dann bei Sasuke im Zimmer. Für ihn dagegen waren Tage vergangen, in denen er sich damit hatte abfinden müssen, dass Sakura tot war. Und dann stand sie einfach vor ihm! Da wäre wohl jeder hart gesottene Kerl ohnmächtig geworden. Ein Klopfen riss sowohl Sakura, als auch Sasuke aus den Gedanken. Beide blickten zu der Tür, die sich kurz darauf öffnete. Itachi betrat das Zimmer, sah besorgt zu Sasuke. Sakura würdigte er nicht eines Blickes. „Alles in Ordnung? Ich habe gehört, wie du Selbstgespräche führst. Also wenn du jemanden zum Reden brauchst…“ Besorgt ruhte Itachis Blick auf seinem jüngeren Bruder. Sasuke sagte nichts, dafür stand Sakura auf. Freudig begrüßte sie Itachi, doch der reagierte nicht darauf. Verwirrt stellte sich Sakura vor Itachi, winkte mit ihrer Hand vor dessen Gesicht herum. Keine Reaktion. Überhaupt keine! Sasuke bekam das alles mit. Stirnrunzelnd ließ Sasuke seinen Blick zwischen Itachi und Sakura hin und her wandern. Es störte sie, dass Itachi nicht auf sie reagierte. Sasuke war bei ihrem Anblick wenigstens in Ohnmacht gefallen. Itachi tat so, als wäre sie überhaupt nicht hier! „Ähm, Itachi. Ich weiß, das hört sich jetzt total bescheuert an, aber siehst du hier noch jemanden außer mir?“ Itachis Gesichtsausdruck wurde besorgter. Auch seiner Stimme war die Sorge um seinen Bruder anzuhören. „Ist wirklich alles in Ordnung? Ich kann dir ein paar Beruhigungstabletten geben, wenn du welche brauchst.“ „Nein. Alles gut. Könntest du mich jetzt bitte alleine lassen?“ fragte Sasuke nach. Sakura dagegen blickte verwirrt drein. Als Itachi das Zimmer verlassen hatte, platzte es empört aus Sakura heraus. „Was soll das? Hält mich Itachi etwa für blöd und will mich verarschen?“ Entschieden schüttelte Sasuke den Kopf. „Ich glaube vielmehr, Itachi konnte dich überhaupt nicht sehen.“ Bei Sasukes Worten, schaute Sakura noch irritierter drein. „Weißt du, ich glaube, ich weiß auch, warum du ausgerechnet hier aufgewacht bist und nur ich dich sehen kann.“ Gespannt hörte Sakura Sasuke zu. Anscheinend schien es ihm schon wieder besser zu gehen. Nachdenken konnte er wohl wieder. Hoffentlich war seine Theorie auch gut. „Und warum?“ fragte Sakura mit verschränkten Armen nach. „Wir waren doch in der letzten Nacht deines Lebens zusammen…“ Sasuke klang ziemlich mitgenommen. Ein Vorteil an ihrem Zustand fiel Sakura auf. Egal wie peinlich ihr dieses Gespräch gerade war, sie konnte nicht mehr rot anlaufen. „Und das soll der Grund sein, warum ich bei dir bin und du mich sehen kannst?“ fragte Sakura skeptisch nach. „Hast du eine bessere Idee?“ verlangte Sasuke zu wissen. Nein. Hatte sie nicht. Locker zuckte Sakura mit den Achseln. Diese Frage konnte später noch geklärt werden. Auch, warum Sakura überhaupt als Geist zurückgekehrt war. Jetzt wollte sie viel dringender etwas anderes machen. „Ok. Darüber können wir später noch reden. Ich werde jetzt zu Tsunade gehen. Sie macht sich sicherlich große Sorgen und ist ziemlich mies drauf.“ Das war wohl die Untertreibung des Jahres. Sakura wollte sich gar nicht vorstellen, wie sehr ihre Tante litt. Daher erhob sich Sakura entschieden, versprach später wieder zu Sasuke zu kommen und wollte das Zimmer verlassen. Vor der Tür blieb sie unschlüssig stehen. Sakura wollte nicht wieder durch die Tür gleiten. War sicherlich kein Anblick, den Sasuke sehen wollte. Sakura wollte nicht, dass Sasuke wieder ohnmächtig wurde. Aber sie schaffte es auch nicht, die Tür zu öffnen. Also blieb ihr wohl nichts anderes übrig. Sakura hoffte nur, dass Sasuke den Anblick ertragen würde. „Nicht erschrecken“, warnte Sakura den Uchiha noch vor, ehe sie durch die Tür glitt Erneut kribbelte ihr ganzer Körper. Es dauerte nicht einmal den Bruchteil einer Sekunde, dann befand sich Sakura im Wohnzimmer. Genau hier hatte die Party stattgefunden. Jetzt war davon nichts mehr zu sehen. Sakura musste aus dem oberen Stockwerk zwei hinunter, um zur Haustür zu gelangen. Sie konnte nur hoffen, dass ihre Tante sie sehen konnte. Ansonsten wäre das alles sinnlos. Das obere Stockwerk bewohnte Sasuke mit Itachi. Beide hatten ein Zimmer und ein eigenes Bad. Das Wohnzimmer teilten sie sich aber. Im unteren Stockwerk hatte Kakashi sein Arbeitszimmer, das Schlafzimmer, Bad und noch ein bisschen mehr. Das Erdgeschoss bestand aus einer Küche, Speisezimmer, Bad, noch ein Wohnzimmer und ein Raum, indem sich ein Billardtisch, eine Dartscheibe und ein Tischfußballtisch standen. Schon oft hatte Sakura dort mit Sasuke, Naruto, Sai, Neji, Hinata und Ino gezockt. Das würde sie in Zukunft wohl nicht mehr können. Sakura war noch nicht weit gekommen. Sie hatte lediglich die Hälfte der Strecke des Wohnzimmers durchquert, als ein Sog abrupt an ihr Riss. Es war ein ungewöhnliches, ungutes Gefühl. Es zog in ihrer Magengegend. Sakura biss die Zähne zusammen, versuchte einen Schritt nach vorne zu gehen, schaffte es jedoch nicht. Es war, als würde ein Seil um ihre Mitte geschlungen sein und sie, wie bei einem Gummiband, zurückziehen. Während Sakura weiter gegen diese unbekannte Kraft ankämpfte, vernahm sie auf einmal ein dumpfes Stöhnen. Das war Sasuke! Augenblicklich drehte Sakura um und rannte in das Schlafzimmer zurück. Ohne darüber nachzudenken, rannte sie durch die Tür, stand Sekunden später wieder im Schlafzimmer. Sasuke hatte das Gesicht verzogen, hielt sich mit einer Hand den Kopf, mit der anderen den Magen. Ein leises Keuchen kam von Sasuke. Während Sakura sich besorgt neben Sasuke kniete, stellte Sakura irritiert fest, dass der starke Sog nicht länger existierte. „Ah, jetzt geht es wieder“, kam es von Sasuke. Besorgt fragte Sakura nach, was los sei. Sasukes Erklärung ließ Sakura die Stirn runzeln. „Du meinst, als ich raus gegangen bin, hat etwas kräftig an dir gezogen und dein Kopf hat angefangen zu schmerzen?“ Zustimmend nickte Sasuke. „Warte ganz kurz. Bleib wo du bist und sag mir, ob dir das jetzt wieder passiert!“ verlangte Sakura. Sie hatte eine Ahnung, was hier gerade geschah. Und wenn es stimmte, würde ihr das Ergebnis überhaupt nicht gefallen! Sakura trat erneut durch die Tür. Kaum hatte sie die Mitte des Wohnzimmers erreicht, spürte sie wieder den starken Sog, der sie zurück ins Schlafzimmer zwang. Von Sasuke war wieder ein Stöhnen zu vernehmen. Sakura eilte zu Sasuke zurück. Verdammte Scheiße! Sie schien recht zu behalten. Warum nur? „Ich glaube, du wirst mich noch eine Weile erdulden müssen.“ „Du meinst, diese Schmerzen rühren daher, dass du dich von mir entfernst?“ Sasuke kapierte schnell und zog die richtigen Schlüsse. „Ja, ich glaube schon.“ „Das heißt, du kannst dich nur wenige Meter von mir entfernen?“ Mit großen Augen sahen sich Sasuke und Sakura an. Diese nickte auf seine Frage. „Das heißt…“, begann Sasuke. Sakura beendete den Satz für ihn. „… das ich an dich gebunden bin!“ Ein frustrierter Laut entwich Sakura, während Sasuke ungläubig drein sah. Wie verrückt konnte der Tag noch werden? Wenn Sakura ehrlich zu sich war, wollte sie es gar nicht wissen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)