Love and death von Yuri91 (Tote haben es auch nicht leicht) ================================================================================ Kapitel 15: Himmel und Hölle ---------------------------- Sakuras Herz hämmerte lautstark in ihrer Brust, das Blut rauschte in ihren Ohren. Ihr Körper stand unter Strom. Sie musste sich verhört haben. Konnte es wirklich sein? Vielleicht träumte sie aber auch noch… Hatte Sasuke gerade wirklich gesagt, er würde sie lieben? Okay, er hatte es nicht zu ihr gesagt, aber zu Itachi. Das war doch auch schon mal etwas! Hoffnung und Freude breiteten sich in Sakura aus. Vergessen war erst einmal das unheimliche Gespräch mit Kakashi. Jetzt zählte nur Sasuke. Beide sahen sich mit großen Augen an. Sakura voller Freude, Sasuke dagegen wirkte leicht geschockt. Was unter Umständen auch nachvollziehbar war. Vielleicht hatte er es ihr ja ganz romantisch mitteilen wollen und jetzt war sie dazwischen geplatzt, während Sasuke es Itachi erzählt hatte. Aber auch diese Gedanken schob Sakura beiseite. Zwischen ihr und Sasuke baute sich eine Spannung auf. „Sasuke? Alles in Ordnung?“ Besorgt trat Itachi vor Sasuke, nahm Sakura damit den Blick auf Sasuke. Natürlich hatte Itachi damit den Moment zerstört. Die Spannung löste sich in Luft auf. Sakuras Herzschlag hatte sich aber noch nicht beruhigt. Jetzt wollte sie nichts anderes, als mit Sasuke alleine zu sein. Sasuke dagegen blickte zu Itachi. Schluckte schwer. „Äh, könntest du bitte gehen?“ bat Sasuke. Sakura lächelte. Ja! Gleich war sie mit Sasuke alleine! Und dann konnten sie darüber reden. Sicherlich würden sie heute noch ein Paar werden! Vor Freude hätte Sakura beinahe in die Hände geklatscht, ließ es aber vorsichtshalber bleiben. „Sakura ist hier, richtig?“ fragte Itachi. Sakura konnte Sasuke zwar nicht mehr sehen, aber sie ging davon aus, dass er nickte. Denn Sekunden darauf – Itachi musste sich ein Lachen verkneifen – verließ der älterer der Uchihas das Zimmer. Jetzt waren Sakura und Sasuke endlich alleine! Als sich die Zimmertür leise schloss, schluckte Sasuke schwer. Sein Herzschlag beschleunigte sich, seine Hände begannen zu schwitzen. Er hatte doch gewusst, es war ein Fehler, diese Worte jemals über die Lippen gebracht zu haben. Was sollte er jetzt bloß machen? Sakura sah so erwartungsvoll zu ihm. Die Freude über seine Worte, stand ihr ins Gesicht geschrieben. Verdammt, Sasuke wollte sich damit jetzt nicht auseinandersetzen! Er benötigte Zeit für sich selbst. Schließlich war ihm das mit seinen Gefühlen für Sakura gerade erst bewusst geworden. Er brauchte Zeit zum Nachdenken! Schließlich erwartete Sakura jetzt etwas von ihm. Wahrscheinlich so Worte wie: >Ich liebe dich über alles. Ich möchte für immer mit dir zusammen sein.< oder >Willst du jetzt mit mir gehen?< oder ganz krass – und auch das traute Sasuke den weiblichen Wesen dieses Planeten zu - >Ich liebe dich, möchte mit dir eine Familie gründen. Bitte heirate mich!< Unter keinen Umständen würden solche Worte seinen Mund verlassen. Niemals! Nicht einmal ansatzweise! Während Sasuke dies so bei sich dachte, fiel ihm zunächst nicht auf, das sich sein Gesichtsausdruck verfinsterte. Erst als Sakura verwundert seinen Namen rief, bemerkte er es. Man, jetzt war echt keine gute Zeit, um mit Sakura über seine Gefühle zu reden. „Äh, Sasuke?“ Sakura wirkte verwirrt und unsicher. Konnte Sasuke gut nachvollziehen. Er war nur froh, gerade nicht in Sakuras Haut zu stecken. Denn was er vorhatte, würde ihr ganz sicher nicht gefallen. „Was gibt’s?“ fragte Sasuke, ging zu seinem Fenster und schloss es wieder. Tat so, als hätte er niemals seine Gefühle offenbart und das auch noch in Sakuras Gegenwart. Er würde jetzt frühstücken gehen, wenn Sakura ihn nicht vorher aufhielt. „Was es gibt? Na, wollen wir nicht vielleicht über eben reden?“ Sakuras Stimme zitterte ein wenig. Als Sasuke sich zu ihr umdrehte, war das freudige Strahlen aus ihrem Gesicht verschwunden. Stattdessen wirkte sie unsicher und durcheinander. Sasuke presste seine Kiefer fest aufeinander, ehe er, um einen lockeren Tonfall bemüht, sich an Sakura wandte. „Worüber denn? Dafür, dass ich Itachi einen Streich gespielt habe?“ Bei seinen Worten fühlte sich Sasuke schlecht. Und die Schuldgefühle wurden größer, als er Sakura ansah. Ihre Augen weiteten sich geschockt und ungläubig. Die Verwirrung stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Was?“ „Itachi hat mich schon die ganze Zeit mit diesem Quatsch genervt. Also habe ich ihm das gesagt, was er hören wollte. Mehr nicht. Vergiss es einfach.“ Gott, er hatte nicht geglaubt, dass ihm diese Worte so weh tun würden. Vor allem, wenn ihn Sakura so unglücklich, enttäuscht und verletzt ansah. Ihre ganze Haltung drückte Schmerz aus. Daher wollte sich Sasuke schnell abwenden. Jetzt würde er ganz gewiss keinen Bissen mehr hinunter bekommen. Scheiß Schuldgefühle! Abrupt hielt Sasuke inne, als er ein gequältes und zugleich überspielt fröhliches Lachen hörte. Überrascht hob Sasuke die Augenbrauen, als sein Blick wieder zu Sakura fiel. Übertrieben lächelte Sakura. Wollte sie ihm etwas vormachen? „Ach, ich weiß doch, dass du so etwas niemals sagen würdest. Schon vergessen! Ich bin eh gekommen, um dir etwas mitzuteilen.“ Sakuras übertriebene Art schmerzte Sasuke mehr, als ihr verletzter Ausdruck von eben. Sein Herz schmerzte und blutete. Verdammt, es war scheiße was er da tat und ungerecht, aber es war nun einmal besser so. Das würde Sakura später auch noch herausfinden. „Kann das nicht warten? Ich habe Hunger.“ Eine Lüge nach der anderen kam über seine Lippen. Sasuke verfluchte sich selbst, aber er versuchte, wenigstens Sakura gegenüber keinen zu harten Ton anzuschlagen. Das er jetzt sauer auf sich selbst war, das musste sie nun wirklich nicht auch noch ausbaden! Er war schon zur genüge ein großes Arschloch. „Ich, äh, ja natürlich. Kakashi kann es dir auch erzählen. Oder ich kann es dir beim Essen sagen.“ Sakura war noch immer um einen fröhlichen Tonfall bemüht. Wieso wollte sie in seiner Nähe bleiben? Eigentlich war Sasuke davon ausgegangen, dass sie ein wenig für sich alleine sein wollte. Beispielsweise zum Weinen. Nur deswegen hatte er gesagt, er wolle frühstücken. Aber er würde Sakuras Bitte nicht ausschlagen. Geschlagen seufzte Sasuke und bedeutete Sakura, ihm zu folgen. Auf dem Weg in die Küche begann Sakura zu erzählen. Anfangs hörte Sasuke gar nicht richtig zu, aber als er die Worte >Dämon<, >Anrufung<, >Meister< und >Geist< vernahm, wurde Sasuke hellhörig. „Was?“ brachte Sasuke hervor und blickte fragend zu Sakura. „Kakashi hat erzählt, das jemand, ein so genannter Meister, einen Dämon ruft, einen Pakt mit ihm eingeht und dann einen Geist rufen kann, den er kontrolliert. Der Geist ist an den Meister gebunden und muss dessen Befehle ausführen. Also hat mich jemand von den Toten zurückgeholt.“ „Und was machst du dann hier? Also ich habe meine Seele ganz gewiss nicht an einen Dämon verscherbelt.“ Ein kleines, trauriges Lächeln stahl sich auf Sakuras Gesicht. „Das bezweifle ich auch. Es liegt wohl daran, was…“ Sakura stockte kurz, ehe sie bemüht gefasst fortfuhr. „was wir in der Nacht getan haben. Und das, plus zusätzlich das wir so viel Zeit miteinander verbringen, sorgt dafür, dass ich in deiner Gegenwart und nur für dich bemerkbar und wieder lebendig bin.“ Bei Sakuras Erklärung nickte Sasuke. Inzwischen waren sie in der Küche angekommen. Dort saßen Kakashi und Itachi. Sie hatten bereits fertig gegessen, lediglich eine Tasse Kaffee stand vor ihnen. Ihr schmutziges Geschirr war bereits weggeräumt. Sasukes Platz war noch unangetastet. Das vielsagende Grinsen in den Gesichtern seiner Verwandtschaft, ließ Sasukes Schuldgefühle nur noch größer werden. Gerade eben hatten Sakuras Erklärungen ihn ein wenig abgelenkt, jetzt jedoch kehrten seine Schuldgefühle mit voller Wucht zurück. Noch immer lächelte Sakura tapfer. Wut kam in Sasuke auf. Wut auf sich. Wut auf die ganze, beschissene Situation, die er verursacht hatte. Auch wenn sich Sasuke sicher war, das Richtige getan zu haben, so bekam er inzwischen Zweifel. Sakuras Worte von eben, hatten Sasuke Hoffnung gemacht. Die Zweifel geweckt. Denn das, was Sakura gesagt hatte, ließe den Schluss zu, dass Sakura und Sasuke tatsächlich eine Beziehung führen könnten. Aber das war falsch. Das würde nicht gut gehen. Außerdem, wie sollte das funktionieren? Sakura als Geist würde ganz gewiss nicht altern. Sasuke dagegen schon. Außerdem, wie würde das für Außenstehende aussehen? Sasuke in einer Beziehung mit einem Geist! Und eine Familie war sicherlich auch nicht drin. Dabei wünschte sich das Sasuke. Deswegen verdrängte Sasuke die Zweifel an seinem Plan und beteuerte immer wieder, dass er das Richtige getan hatte. „Na, ihr beiden? Ihr seht aber nicht sonderlich glücklich aus, für ein frisch verliebtes Pärchen.“ Es wunderte Sakura nicht, dass Kakashi alles nur noch schlimmer machte. Ihr Herz blutete unaufhörlich, würde wohl nie wieder verheilen und vernarbt zurück bleiben. Obwohl ihr Herz in tausend Stücke zerbrochen war, lächelte Sakura und versuchte tapfer zu sein. Wenn sie das nicht tat, würde sie bitterlich weinen und damit wohl nie wieder aufhören. Lieber hätte Sakura es gehabt, wenn Sasuke einfach gesagt hätte, er würde nicht auf sie stehen. Ihr einfach eine Abfuhr verpassen. Kurz und nicht ganz so schmerzhaft, genauso wie bei einem Pflaster, das man besser schnell abzog. Aber Sasuke hatte ja Itachi dieses Theater vorspielen müssen. Hatte ihr falsche Hoffnungen gemacht. Auch wenn nur für einen kurzen Moment. So glücklich war Sakura schon lange nicht mehr gewesen. In diesem Moment war einfach alles perfekt gewesen. Ihr wurde das Paradies gezeigt, doch bevor Sakura es hatte betreten dürfen, wurde sie in die feurige Tiefe der Hölle gestoßen. Gut, vielleicht klang das ein wenig übertrieben, aber für Sakura war dies ihre persönliche Hölle. Schweigend setzte sich Sasuke an den Tisch. Schien Kakashis Aussage zu ignorieren. Sakura dagegen verzog vor Schmerz das Gesicht. Was sollte sie jetzt machen? Vor dieser Frage stand Sakura in letzter Zeit viel zu oft. Nach einem kurzen Moment entschied Sakura, dass es wohl das Beste wäre, wenn Kakashi und Itachi die Wahrheit wussten. Nicht, dass noch mehr solcher unangenehmen Situationen entstehen konnten. „Ähm, wir sind kein Paar“, brachte Sakura leise hervor. Sie schwebte noch immer zwischen Itachi und Sasuke. Sie hatte sich so daran gewöhnt gehabt, nicht mehr zu sitzen, dass es ihr auch schon gar nicht mehr in den Sinn kam. Verblüfft blickte Kakashi zwischen Sakura und Sasuke hin und her. Itachi dagegen blickte verwirrt drein. Er konnte Sakura nicht hören, daher erzählte Kakashi kurz, was Sakura erzählt hatte. „Wie das? Sasuke, du hast mir doch eben noch gesagt, du hättest dich in Sakura verliebt! Und Sakura war währenddessen anwesend.“ Während Itachi sprach, ruhte sein Blick fest auf Sasuke. Dieser hatte sein Brötchen fertig mit Butter und Marmelade beschmiert und wollte gerade hinein beißen, als ihn Itachis Ellbogen in die Seite traf. „Hallo? Wie wäre es mit einer Erklärung?!“ „Das geht euch nichts an!“ gab Sasuke ungehalten zurück. Ein kleiner Streit entstand zwischen Sasuke und Itachi. Itachi versuchte aus Sasuke Informationen zu bekommen, Sasuke dagegen blockte total ab. Sakura seufzte schwer. Sie war verwundert und gleichzeitig stolz auf sich, dass sie noch nicht angefangen hatte loszuheulen. Aber die Situation machte ihr zu schaffen. Das sich Sasuke so widerlich verhielt, half nicht gerade. Sakura entschied, Kakashi die Wahrheit zu erzählen. Nachdem sie geendet hatte, Sasuke hatte wegen seiner Auseinandersetzung mit Itachi nichts mitbekommen, weiteten sich Kakashis Augen. „Ernsthaft? Er soll es nur gespielt haben? Das kann ich kaum glauben!“ Auch wenn Kakashi so dachte, Sakura dagegen konnte es sehr wohl. Und das war das, was noch viel mehr schmerzte. Die Erkenntnis, dass sie Sasuke so ein falsches Spiel zutraute. „Doch, es stimmt aber.“ „Hä? Was ist los? Kakashi, bitte, würdest du es mir erzählen? Sasuke spielt wieder das kleine bockige Kind“, sagte Itachi und wandte sich von Sasuke ab. Dieser verzog das Gesicht, aß aber still weiter. Kakashi lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Sein Blick ruhte unverwandt auf Sasuke, der weiter aß, als würde ihn das alles hier nicht betreffen. „Sasuke hat dir wohl etwas vorgespielt und damit Sakura verletzt.“ Abrupt wandte sich Sakura ab. Jetzt wurde es ihr wirklich zu viel. Sie musste für sich sein. Sie konnte es nicht noch mehr gebrauchen, ihre eigenen Worte von Kakashi wiederholt zu hören und bei jedem Wort ein Stich im Herzen zu spüren. Wortlos verschwand Sakura, flog durch Wände und hielt erst an, als warmer Sonnenschein auf sie traf. Sakura hob den Kopf gen Himmel. Die Sonne stand hoch am Himmel, nur vereinzelt waren kleine, weiße Wolken zu erkennen, die so fluffig wie ein Wattebausch aussahen. Sakura seufzte schwer. Der Tag war so wunderschön und dennoch konnte sie die wärmenden Strahlen der Sonne nicht auf ihrer Haut spüren. Sie fühlte überhaupt nichts. Nur gelegentlich ein unangenehmes Kribbeln, wenn jemand durch sie hindurch ging. Ohne groß nachzudenken, setzte sich Sakura in Bewegung, ließ das Anwesen der Uchihas hinter sich. Sie ging durch die Menschenmengen, die Straßen entlang. Auch wenn Sakura kein Ziel vor Augen hatte, brauchte sie jetzt die Bewegung. Währenddessen konnte sie ihn Ruhe nachdenken und weit und breit befand sich niemand, der sie sehen konnte. In ihrem Elend, wollte Sakura am liebsten weinen, aber sie konnte es nicht. Sakura würde einfach solange gehen, bis das Band, das sie an Sasuke kettete, sie aufhielt und sie daran hinderte, weiter zu gehen. Während Sakura so ihre Wege ging, achtete sie nicht auf ihre Umgebung. Sie hielt erst inne, als Sakura kurz aufblickte und die Umgebung erkannte. Sie befand sich am Friedhof. An jenem, in dem ihr Körper begraben lag. Der Friedhof war ein gutes Stück vom Uchiha Anwesen entfernt. Anscheinend hatte sich das Band, das Sakura an Sasuke fesselte, weiter gelockert. Oder sie hatte einfach nur einen guten Tag erwischt. Der Grund war Sakura egal. Jetzt war sie am Friedhof. Vielleicht sollte sie ihrem eigenen Grab einen Besuch abstatten. Sakura ging den gepflasterten Weg entlang. Nicht das es irgendwen stören würde, wenn Sakura über den Rasen flog. Aber sie hatte keinerlei Ahnung, wo sich ihr Grab befand. Und dennoch zog sie etwas magisch an. Sakura überlegte nicht groß, folgte einfach diesem Gefühl. Es war nicht so ein Ziehen, wie das, was sie mit Sasuke verband. Vielmehr war es ein Drang, den sie nicht widerstehen konnte. Sakura musste dort entlang, ob sie wollte oder nicht. Sakura flog an etlichen Gräbern vorbei. Manche waren gut gepflegt, hübsche, kleine Pflänzchen standen davor. Andere wirkten schon sehr alt und verlassen. Vertrocknete Pflanzen standen davor oder auch gar nichts. An manch einem Grab hingen Gebetsketten, Räucherstäbchen oder eine Kerze war für den Toten entzündet worden. Sakura fragte sich, wie wohl ihr Grab aussah. Nach nur wenigen Metern blieb Sakura stehen. Der Drang zu gehen war vorbei. Sie stand vor ihrem eigenen Grab. Melancholie befiel Sakura. Sie war traurig, stand sie doch vor ihrem eigenen Grab. Nur wenige Meter unter ihrem Füßen, im Boden vergraben, lag ihre Leiche. Ihr Körper, der nur spärlich von dem Holzsarg geschützt wurde. Sicherlich hatten sich die ersten Würmer einen Weg in den Sarg gebuddelt und begannen nun an ihrem Körper zu nagen. Ihn langsam zu zersetzen. Sakura schüttelte sich. Das war so eklig! Sakura wollte lieber nicht daran denken. Die bloße Vorstellung ließ Sakura sich schütteln. Sakura schlang die Arme um ihre Mitte, fuhr mit ihren Händen über ihre nackten Arme. Mist. Sie hatte ganz vergessen, sich etwas anderes zum Anziehen zu besorgen. Sakuras Blick fiel wieder auf ihr Grab. Man sah, dass dieses Grab noch nicht so alt war, wie die der anderen. Das Holzkreuz, was anfangs immer ein Grab schmückte, war inzwischen einem richtigen Grabstein gewichen. Es war ein heller Stein. Welcher, damit kannte sich Sakura nicht mit aus. Er war an den Ecken rund abgeschliffen, war wie eine kleine Welle geformt. Eine kleine Kirschblüte war in den Stein gehauen worden. Darunter stand die Inschrift. Sakura Haruno Geb. 28.03.1994 + 07.05.2012 Geliebte Tochter, Nichte und Freundin. Wie ein Sonnenstrahl erwärmtest du die Herzen der Menschen, wie ein Orkan fegtest du über einen hinweg, wie eine Welle überschwemmtest du einen mit deiner Liebe, wie die Wurzeln eines Kirschbaum greifen deine Taten tief in unser Leben. In Gedenken an unsere wunderschöne Kirschblüte. Während Sakura die Inschrift las, begann sie leise zu schluchzen. Die Tränen kamen natürlich nicht, dafür wurde ihr Körper von immer heftigeren Schluchzern gebeutelt. Wie sehr ihre Familie sich Mühe gegeben hatte! Wie sehr vermisste Sakura alle! Wie verdammt scheiße verlief ihr Leben! Sasuke hatte ihr das Herz auf brutale Art und Weise gebrochen, ihre Familie und Freunde litten, Sakura genauso. Und um den ganzen noch die Krone aufzusetzen, war Sakura durch die Kraft eines Dämons als Geist wiedergekehrt. Alles verhöhnte Sakura. Der Tag war so herrlich. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und die meisten Menschen kamen in ihrem Leben doch ganz gut zurecht. Und Sakura stand hier und weinte sich die Augen aus dem Kopf. Sakura wusste nicht, wie lange sie so da stand. Irgendwann reichte es ihr jedoch. Es brachte ihr überhaupt nichts, an ihrem Grab zu stehen und zu schluchzen. Damit hatte sie jetzt genügend Zeit verplempert. Aus Gewohnheit fuhr sich Sakura mit dem Handrücken über die trockenen Augen. Sie straffte ihre Schultern, fand ihr Rückrat wieder und schwor sich etwas. Egal was Sasuke ihr auch angetan hatte, sie würde sich davon nicht aufhalten lassen. Sie würde Sasuke schon noch umstimmen und ganz gewiss würde sie ihr Leben nicht damit verschwenden, dass sie in Depressionen versank. Sakura wandte sich von ihrem Grab ab. Gerade hatte sie losgehen wollen, als jemand zu ihrem Grab kam. Ein Besucher. Sakura blieb stehen, wollte sehen, wer da kam. Als der Mann näher kam, runzelte Sakura irritiert die Stirn. Was machte er denn hier? Sakura hatte ihn nur ganz selten getroffen, wenn er bei ihrer Tante war. Er hatte lange Zeit für Tsunade gearbeitet und hatte dann gegen sie kandidiert. Und verloren. Seit Jahren versuchte er, Tsunade etwas zu Lasten zu legen, sie ihres Amtes zu entheben. Auch das ohne Erfolg. Orochimaru war ein Mann, vor dem sich Sakura schon immer gefürchtet hatte. Als sie noch kleiner gewesen und er zu Besuch gewesen war, hatte sich Sakura immer versteckt. Sie fand ihn unheimlich. Er war so extrem blass, hatte lange, schwarze Haare, ein scharf geschnittenes Gesicht, das Sakura immer an eine Schlange erinnerte, mit der flachen Nase und den intelligenten und skrupellosen Augen. Was also wollte dieser Typ hier? Auch als Sakura älter geworden war, hatte sich an ihrer Abneigung ihm gegenüber nichts geändert. In den Ferien hatte Sakura häufiger mal als Aushilfe im Rathaus gejobbt. Meist im Büro ihrer Tante. Auch Orochimaru war da gewesen und hatte Sakura immer schmierige Blicke zugeworfen. Anschließend hatte sie immer das Bedürfnis nach einer langen, heißen Dusche gehabt. Zuerst hatte Sakura noch gedacht, Orochimaru wäre hier, um jemand anderen zu besuchen, aber er hielt direkt auf Sakuras Grab zu. Er hatte nicht aufgesehen, aber kurz vor Sakuras Grab, blieb er abrupt stehen, sah zu Sakura. Zumindest schien es so. Aber natürlich konnte er sie nicht sehen. Sakura hatte sich das nur eingebildet, denn nun blickte Orochimaru auf Sakuras Grab. „Schrecklich, das jemand so junges, so brutal aus dem Leben gerissen wurde.“ Orochimarus Stimme klang samtig, schmeichelnd und dennoch rann Sakura ein kalter Schauer über den Rücken. Sakura sah zu, wie sich Orochimaru bückte, einen kleinen Blumenstrauß, der Sakura erst gar nicht aufgefallen war, zu den anderen Blumen legte. Was gar nicht so einfach war, denn es lagen viele frische Blumensträuße da, ebenso Topfpflanzen. Sogar ein kleiner Kirschbaum in einem kleinen Blumentopf stand dort. Beinahe hätte Sakura wieder angefangen zu weinen. Abrupt wandte sich Sakura ab. Sie hatte jetzt genügend Zeit hier verbracht. Sie würde wieder zurückkehren. Hoch erhobenen Hauptes verließ Sakura den Friedhof. Sie würde den Kampf mit Sasuke aufnehmen. Und gewinnen. Er konnte sein Glück kaum fassen. Er war lediglich vorbei gekommen, um sich noch einmal Friedhofserde von Sakuras Grab zu holen. Der Dämon hatte ihm gesagt, es könne diesbezüglich etwas schief gelaufen sein, falls Sakura direkt vor ihrem Tod noch Sex gehabt haben sollte. Dann war Orochimarus Haarprobe von Sakura nutzlos. Kurz vor Sakuras Tod war er bei Tsunade gewesen. Der Zufall wollte es, dass auch Sakura dort gewesen war. Im Vorbeigehen hatte er sich ein paar rosafarbene Strähnen von ihrem T-Shirt geschnappt. Eigentlich hatte Orochimaru das Ritual wiederholen wollen, aber jetzt beschloss er, Sakura zu folgen. Sobald er wusste, an wen sie gebunden war, musste er das Band nur noch durchtrennen. Dann würde Sakura jedem seiner Befehle gehorchen. Und endlich würde er bekommen, was er wollte. Endlich würde der Sieg ihm gehören! Ein kaltes, bedrohliches Lächeln bildete sich auf Orochimarus Lippen. Er musste sich beeilen. Sakura war schnell. Wenn er sie nicht aus den Augen verlieren wollte, musste er jetzt los. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)