Love and death von Yuri91 (Tote haben es auch nicht leicht) ================================================================================ Kapitel 23: Zum zaubernden Affen -------------------------------- Endlich war er daheim! Sasuke war, wie so oft in dieser Nacht, durch die Stadt gerannt. Jetzt war er vollkommen außer Atem. Hektisch kramte Sasuke in seiner Hosentasche nach dem Haustürschlüssel. Warum er sich so beeilte, wusste Sasuke selbst nicht. Aber es war besser, als wenn er Zeit vertrödelte. Schließlich war Sakura gefangen. Wer wusste schon, was Sakura gerade widerfuhr? Sasuke wollte verhindern, dass Sakura unnötigerweise länger in Gefangenschaft war, als nötig. Frustriert stöhnte Sasuke auf. Als er in der Nacht übereilt das Haus verlassen hatte, hatte Sasuke vergessen den Haustürschlüssel mitzunehmen. Dann würde er eben klingeln müssen. Was auch nicht weiter schlimm war. Schließlich brauchte Sasuke die Hilfe seines Bruders und seine Onkels. Wenn er sie weckte, wäre es also nicht schlimm. Sturmklingeln war angesagt. Gesagt getan, Sasuke drückte mit dem Zeigefinger mehrere Sekunden lang den Knopf. Ohne Unterlass drückte er weiter, bis er endlich Schritte auf der Treppe hörte. Mit Schwung wurde die Haustür geöffnet. Ein noch leicht verschlafener und ziemlich angepisster Kakashi stand vor der Tür. „Wa…“, brachte sein Onkel wütend hervor, ehe er seinen Neffen vor sich stehen sah. Die Wut verschwand. Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte Kakashi zu Sasuke. „Was, um alles in der Welt, machst du hier draußen? Und warum veranstaltest du so einen Terror?“ verlangte Kakashi zu wissen. „Kakashi, welcher Idiot ist schuld daran, dass ich aus dem Bett gefallen bin?“ donnerte auch schon Itachis Stimme vom Treppenhaus. Kaum hatte Itachi Sasuke entdeckt, gab er sarkastisch ein: „Morgen, du Idiot!“ Sasuke ignorierte seinen Bruder, schob sich an Kakashi vorbei ins Haus. „Sakura ist entführt worden“, platzte Sasuke auch schon mit den schlechten Neuigkeiten hervor. Sofort hatte Sasuke die gewünschte Aufmerksamkeit. „Ins Wohnzimmer“, befahl Kakashi. „Ich verstehe. Du hast Sakura aber nicht im Haus sehen können?“ Niedergeschlagen schüttelte Sasuke mit dem Kopf. Eben hatte er Kakashi und Itachi erzählt, was heute Nacht geschehen war. Dabei hatte er nichts ausgelassen. Jede noch so kleine Kleinigkeit konnte schließlich von Bedeutung sein. Da Sasuke keinerlei Ahnung hatte, wie man bei einer Geisterentführung vorging, wollte er lieber nichts weg lassen. „Sakura ist also in einem Haus gefangen gehalten worden und hat es nach einer Weile verlassen. Bist du dir sicher, dass sie dorthin auch wieder zurückkehren wird?“ fragte Kakashi nach. „Ich denke schon. Wo soll sie denn sonst hin?“ Itachi, Kakashi und Sasuke schwiegen. Dachten nach. Was konnte jetzt getan werden? „Wir sollten vielleicht erst einmal zu dem Haus gehen. Bei Tage können wir vielleicht mehr sehen als du in der Nacht“, schlug Itachi vor. „Und wenn wir erst einmal wissen, wer dort wohnt, fällt uns vielleicht einen Vorwand ein, warum wir ins Haus müssen.“ Kakashi dachte einen Moment über Itachis Vorschlag nach. Sasuke war es egal. Jede Idee war besser als seine, denn er hatte keine. „In Ordnung. Wir gehen erst einmal zu dem Haus. Dann sehen wir weiter. Sasuke, weißt du den Weg noch?“ Zustimmend nickte Sasuke, während er ein Gähnen unterdrückte. Diese Nacht hatte er kaum geschlafen. Jetzt, wo das Adrenalin aus seinem Körper verschwunden war und er auf dem Sofa saß, übermannte ihn die Müdigkeit. Wenn er sich jetzt jedoch anmerken ließ, das er dringend Schlaf benötigte, würden sie sich nicht auf den Weg machen, Sakura zu befreien. Natürlich, heute würden sie das schon noch machen. Aber nicht jetzt. Und es musste jetzt sein. „Sasuke, alles in Ordnung?“ Natürlich konnte man vor Kakashi nichts verheimlichen. Dennoch nickte Sasuke energisch. „Alles bestens“, betonte Sasuke. „Lasst uns gehen!“ Sasuke erhob sich. Er wartete nicht darauf, ob die anderen ihm folgen würden. Dessen war er sich sicher. „Hier ist es.“ Sasuke blieb zwei Häuser entfernt von dem eigentlichen Ziel stehen. Sie standen auf der anderen Straßenseite. Unauffällig zeigte Sasuke mit dem Finger auf das entsprechende Haus. Bei Tageslicht sah es nicht sonderlich anders aus, als bei Nacht. Seine Vermutungen der letzten Nacht sah Sasuke allerdings bestätigt. Die Farbe an den Wänden blätterte bereits an mehreren Stellen ab. Außerdem wirkte es sehr blass. Ein neuer Anstrich war bitterlich nötig. Auch das Dach könnte erneuert werden. Die Schindeln des Daches verfärbten sich dunkel. Sicherlich wuchsen bereits irgendwelche Moose auf dem Dach. „Du bist dir sicher, Sasuke?“ hakte Kakashi nach. Er klang nicht besonders begeistert. „Weißt du wer hier wohnt?“ „Oh ja. Hier wohnt Orochimaru.“ Mit großen Augen blickten Sasuke und Itachi ihren Onkel an. Jeder in Tokio kannte Orochimaru. Vor allem in den gehoberen Kreisen. Man munkelte bereits, dass so manche Familie aus der Oberschicht verflucht worden sei. Von niemand anderem als Orochimaru. Sasuke wusste nicht warum, aber Orochimaru hasste jeden mit Ansehen und Reichtum. „Was sollte Orochimaru davon haben, wenn er Sakura entführt?“ „Nicht nur entführt! Er hat sie auch von den Toten zurückgeholt!“ klärte Itachi seinen jüngeren Bruder auf. Nach dieser Aussage riss Sasuke überrascht die Augen auf. Soweit hatte er gar nicht gedacht. Ein Blick zu Kakashi und Sasuke wusste, dass sein Onkel ebenso dachte wie Itachi. „Ich denke, ich weiß, wie Orochimarus Pläne aussehen und welche Rolle Sakura dabei spielt.“ Nach dieser Aussage Kakashis, blickten seine Neffen ihn überrascht an. Innerlich seufzte Kakashi auf. Wie wenig seine Jungs doch Vertrauen in seine Fähigkeiten hatten! Immer wurde er unterschätzt. Was natürlich auch nützlich sein konnte. Seufzend kehrte Kakashi aus seiner Gedankenwelt zurück in die Realität. „Hört zu. Ich bin mir sicher, Orochimaru will sich an Tsunade rächen. Vor siebzehn Jahren ist sie das erste Mal in das Amt der Bürgermeisterin gewählt worden.“ „Wissen wir. Seit ich denken kann, war Tsunade in diesem Amt. Was bringt uns das?“ unterbrach Sasuke seinen Onkel ungehalten. Er hatte jetzt keinen Nerv, sich irgendwelche Geschichten anzuhören. Was sie brauchten, war ein Plan, wie sie Sakura befreien konnten! Auf seine Unterbrechung hin, bekam Sasuke eine Kopfnuss von Itachi verpasst. Wütend funkelte er seinen älteren Bruder an. Schön, wenn er es darauf anlegte, würde Itachi schon seine Abreibung erhalten! Sasukes Nerven lagen blank, er war übermüdet und machte sich Sorgen um Sakura. Dafür hatte er jetzt nichts übrig! „Baka, Kakashi will dir erklären, warum Orochimaru sauer auf Tsunade ist! Hör zu! Es geht schließlich um deine Freundin!“ Wütend funkelten sich die beiden Brüder an. Gleich würde es zu einer Schlägerei kommen. Man sollte meinen, wenn man schon Kampfsport betrieb, würde man Selbstdisziplin und Zurückhaltung lernen. Bei diesen Hitzköpfen schien es nicht der Fall zu sein. „Schluss jetzt!“ sprach Kakashi ein Machtwort. Einen Moment noch erdolchten sich die Brüder mit Blicken. Dann jedoch wandten sie sich, fast synchron, wieder zu Kakashi um. Kurz schüttelte das Familienoberhaupt der Uchihas über das Verhalten der zwei Jungspunde missbilligend mit dem Kopf. Dann begann er, dort weiter zu machen, bevor er unterbrochen wurde. „Wie gesagt, Tsunade ist vor siebzehn Jahren Bürgermeisterin geworden. Ihr Vorgänger war kurz zuvor gestorben und sein Sohn wollte unbedingt dessen Amt haben. Wie ihr euch denken könnt, handelte es sich dabei um niemand geringeren als Orochimaru.“ Nachdem diese Bombe geplatzt war, wartete Kakashi einen Moment, bevor er weiter fort fuhr. Seine Neffen sollte erst einmal verdauen, was sie erfahren hatten. Dann erzählte er weiter. „Orochimaru hat verloren. Tsunade hatte Dokumente gefunden, die bewiesen, dass Orochimaru korrupt war. Ebenso soll er Personen in hohen Ämter erpresst und unter Druck gesetzt haben, damit er auch gewann. Das führte letztendlich zu seiner Niederlage. Die Familie Orochimaru war früher recht angesehen gewesen. Nicht zuletzt wegen dem alten Bürgermeister. Sie haben schon immer in diesem Haus gelebt.“ Bei diesen Worten deutete Kakashi mit dem Kopf auf das entsprechende, inzwischen heruntergekommene Haus. „Ich habe es etwas imposanter in Erinnerung. Ist aber auch egal. Zumindest begann mit Orochimarus Niederlage, auch der Niedergang seiner Familie. Über den Tod des Mannes und die Entehrung der Familie durch den Sohn, nahm sich Orochimarus Mutter wenige Wochen später das Leben. Finanzielle ging es auch schnell bergab. Orochimaru wurde von der Gesellschaft, vor allem von der Oberschicht, stark gemieden. Für all diese Dinge, gab und gibt Orochimaru Tsunade die Schuld. Tsunade ist verheiratet, ihre Nichte lebt bei ihr, sie leben in einem großen Anwesen, haben viel Geld und beruflich läuft auch alles perfekt. Tsunade hat all das, was Orochimaru einst hatte und nun verloren hat.“ „Das ist alles? Wegen so etwas blödem, macht er solch einen Aufruhr?“ Sasuke war mehr als verdattert. Wegen so etwas, sollte man nicht sein Leben hinschmeißen und anderen die Schuld daran geben! Kakashi zuckte mit den Schultern. „Tja, er war schon immer klein kariert. In der Schule war das nicht anders.“ Bei diesen Worten, sahen Sasuke und Itachi noch irritierter drein als vorher. Lächelnd erklärte Kakashi schnell. „Auch wenn Tsunade, Orochimaru und auch Jiraiya älter sind als ich, waren wir doch in derselben Klasse zur Schulzeit. Ich hatte mehrere Klassen übersprungen. Aber das ist jetzt nebensächlich.“ Zustimmend nickten die jungen Männer. „Wir werden wieder gehen“, erklärte Kakashi. Sofort riss Sasuke den Mund auf, wollte widersprechen, doch Kakashi gebot ihm Einhalt. „Nein, Sasuke. Das hat jetzt keinen Sinn. Da Orochimaru der Meister ist, hat er auch viel Macht. Wenn du dich daran erinnern kannst, Orochimaru war nur in der Lage, Sakura von den Toten zurück zu holen, weil er einen Pakt mit einem Dämon eingegangen ist. Wir werden Sakura ganz gewiss nicht retten können, wenn wir so einfach dort auftauchen. Wir werden jetzt jemanden besuchen.“ „Wen?“ fragte Itachi nach. „Einen alten Freund von mir“, war alles, was Kakashi mit einem Grinsen von sich gab, während er sich in Bewegung setzte. Unentschlossen blickte Sasuke zwischen Orochimarus Haus und Kakashi hin und her. Neben ihm ging Itachi Kakashi hinterher. Es widerstrebte Sasuke zu gehen und Sakura alleine zu lassen. Sie war zum Greifen nahe! Allerdings wusste Kakashi eventuell, wie sie Sakura befreien konnten. Letztendlich gab sich Sasuke einen Ruck und folgte seinem Onkel. Schließlich hatte er Kakashi um Hilfe gebeten. Dann konnte er ihm auch vertrauen. Sollte er auch. Es handelte sich schließlich um seinen Onkel. Und Kakashi hatte in kürzester Zeit mehr in Erfahrung bringen können, wie Sakura zu ihrer geisterhaften Existenz kam, als Sasuke in wochenlanger Recherchearbeit. Einen letzten Blick warf Sasuke zu dem heruntergekommenen Haus. „Bald bist du wieder frei“, versprach Sasuke Sakura flüsternd, auch wenn sie es wohl nicht hörte. Dann setzte sich auch Sasuke in Bewegung und beeilte sich, Itachi und Kakashi einzuholen. Es dauerte nicht lange, bis Kakashi stehen blieb. Sie waren zwar am anderen Ende Tokios, aber sie hatten für den Großteil der Strecke die U-Bahn benutzt. Das Haus, vor dem Kakashi zum Stehen kam, war ein kleiner Laden, über dem sich mehrere Wohnungen befanden. Mit zusammengezogenen Augenbrauen, besah sich Sasuke das Geschäft. Es wirkte wie ein Antiquitätenladen. Zumindest von außen. Allerdings sagte das Schild, das auf einem Holzschild über der Ladentür befestigt war, etwas anderes. In geschnörkelten, goldenen Lettern, stand: > Zum zaubernden Affen <. Darunter, etwas kleiner, stand: > Hier werde Sie verzaubert. Von magischen Artefakten, über Bücher bis hin zur Karmabereinigung. Handlesen und Wahrsagerei. < „Kakashi, sicher, dass wir hier richtig sind?“ Itachi klang so skeptisch, wie Sasuke sich fühlte. Kakashi ließ sich davon aber nicht beirren. Er zog an der hölzernen Ladentür - ein kleines Glockenspiel wurde von der Tür bewegt und klimperte melodisch - und betrat das Geschäft. Seufzend folgten Itachi und Sasuke. Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss. Mit großen Augen sah sich Sasuke um. In dem kleinen Geschäft herrschte ein warmes, wenn auch dunkles Licht, das durch viele Kerzen erzeugt wurde, obwohl es auch eine Lampe an der Decke gab. Etliche Regale säumten den Raum. Es gab nur dieses eine Zimmer. Es war aber voll gestopft bis unter die Decke. Etliche große Regale säumten den Raum und unterteilen ihn so in enge Flure. Sasuke konnte nicht in alle Flure einsehen, aber der eine Flur, durch den er ging, reichte ihm. In den zwei Regalen, die zu beiden Seiten hoch aufragten, standen etliche Glasgefäße, meist mit irgendeiner Flüssigkeit gefüllt. Und darin waren kleine, tote Tiere, die dort eingelegt waren. Manches sah aus, wie ein Gehirn oder ein Herz. Bei einigen Sachen, war sich Sasuke froh, es nicht genauer erkennen zu können. Auch standen verschiedene Dosen mit Pulver darin oder irgendeine Rinde. Auch mehrere kleine Holzkästen standen hier. Was darin war, konnte Sasuke nicht sagen. Es gab keinen Hinweis, was man hier alles sah. Worüber Sasuke froh war. „Ziemlich abgedrehter Laden. Wusste gar nicht, dass Kakashi in so was geht“, flüsterte Itachi seinem jüngeren Bruder zu. Zustimmend nickte Sasuke. Wen wollte Kakashi hier nur treffen? Oder war das etwas, das mit Kakashis zweitem Gesicht zu tun hatte? Vielleicht war das ja so eine Art Treffpunkt für Menschen mit einer übernatürlichen Gabe. Sasuke zuckte mit den Schultern. Er würde es ja wohl gleich erfahren. „Sarutobi? Wo steckst du?“ rief Kakashi, der inzwischen bei der Kasse angekommen war. Die Theke bestand aus dunklem Holz. Eine alte Kasse aus Metal stand dort, direkt daneben ein neuer Computer. Alt und neu. „Ich komme sofort!“ erklang eine tiefe Stimme aus dem Hinterzimmer, das direkt hinter der Kasse lag. „Wenn der Typ noch aussieht wie ein Affe, lasse ich mich einliefern“, wisperte Itachi. Sasuke verzog das Gesicht zu einem Grinsen. Ja, das wäre wirklich sehr lustig. Itachi und Sasuke wurde allerdings enttäuscht, als ein älterer Herr aus dem Hinterzimmer trat. Er hatte ein faltiges Gesicht, mit warmen, freundlichen, braunen Augen und weißen Haaren, die zum Großteil unter einem weißen Spitzenhut verborgen wurden. Ein spitz zulaufender weißer Bart am Kinn rundete das ganze ab. Eine weiße Toga und eine schwarze Hose rundeten das exzentrische Outfit ab. Bei diesem Anblick kam Sasuke unweigerlich der Gedanke, dass dieser Mann hier ein ziemlich merkwürdiger Kauz war. Der skurrile Laden passte perfekt dazu. Freundschaftlich gingen Kakashi und der Mann namens Sarutobi aufeinander zu, umarmten sich und wechselten kurz ein paar Worte miteinander. Sasuke und sein Bruder tauschten viel sagende Blicke miteinander aus. Hoffentlich wusste Kakashi, was er hier tat. „Und das sind also deine Neffen!“ wandte sich der alte Mann nun an Sasuke und Itachi. Kurz stellte Kakashi sie einander vor. „Fein. Geht schon mal ins Sitzungszimmer. Ich schließe kurz den Laden“, sagte Sarutobi und deutete auf das Hinterzimmer. Kakashi, Itachi und Sasuke machten sich dorthin auf den Weg, während Sarutobi den Laden abschloss. Als Sasuke das > Sitzungszimmer < betrat, blieb er ungläubig stehen. Itachi neben ihm, schien es nicht anders zu ergehen. Die beiden jungen Männer trauten ihren Augen nicht. Der Raum war nicht besonders groß, dafür aber überladen. Ein kleines, schmales Regal an der Wand war voll mit Büchern über Wahrsagerei, Séancen und noch mehr spirituellen Quatsch. Etliche Vorhänge waren an den Wänden befestigt und zogen sich durch den ganzen Raum. Glücklicherweise waren sie nicht rosa oder rot. Aber die schwarzen, grünen und blauen Farben machten es auch nicht besser. Zu allem Überfluss stand in der Mitte des Raumes ein kleiner, runder Holztisch mit grüner Tischdecke. Darauf stand allen Ernstes eine Kristallkugel! Sasuke wäre sofort umgedreht, wenn Kakashi ihn nicht ins Zimmer geschoben hätte. Widerwillig nahmen Sasuke und Itachi auf einer Couch platz, die an einer Wand stand. Sarutobi setzte sich an den Tisch. Kakashi blieb stehen, obwohl dem alten Spinner gegenüber ein Stuhl frei war. „Bitte entschuldigt, wie es hier aussieht. Aber die Leute mögen es. Dabei sind Tarotkarten und Kristallkugeln unnötiger Mumpitz. Ebenso wie die meisten Sachen im Laden“, erklärte Sarutobi mit einem Lächeln. „Also verarschen Sie die Leute?“ fragte Itachi direkt. Bei den Worten seines Bruders, hätte sich Sasuke beinahe die Hand gegen die Stirn geschlagen. Kakashi lachte laut auf. „Nein, das siehst du ganz falsch. Es gibt mehr Menschen, als ihr denkt, die, wie ich, das zweite Gesicht haben. Bei jedem ist es anders ausgeprägt. Manche haben eine besonders gute Intuition, andere haben Vorahnungen oder Wahrträume. Ich kann Geister sehen und Sarutobi kann in die Zukunft blicken. Außerdem kann auch ein Laie zaubern. Nur der Preis ist dazu meist zu hoch.“ „Du meinst, die Dämonen“, schlussfolgerte Sasuke. Anerkennend nickten Kakashi und Sarutobi. „Du hast ihnen ja doch etwas beigebracht. Wie geht es denn dem Geistermädchen?“ Während Kakashi Sakuras momentane Lage schilderte, wurde Sasuke klar, dass Kakashi all seine Informationen über Sakuras Zustand von Sarutobi hatte. Vielleicht wusste der Mann ja doch, was er tat. Oder er hatte sie nicht mehr alle. „Ah, ich verstehe. Immer diese Idioten, die Dämonen herbeirufen. In meinem Laden verkaufe ich solche Bücher nicht“, stellte Sarutobi sofort klar. Erklärend fügte Kakashi hinzu: „Viele, die hierher kommen, sind Stümper, die damit angeben wollen, wenn sie sich Schlangenhaut geholt haben oder wenn sie auf einer Feier einen >Geist< beschwören. Andererseits, Menschen, die sich mit dem ganzen Kram hier auskennen, kommen zu Sarutobi, um sich wirklich wichtige Dinge zu holen, die sie benötigen.“ „Das bekommt man aber nicht vorne im Laden. Dafür habe ich einen extra Raum“, erklärte Sarutobi weiter. So langsam verstand Sasuke. Dennoch war die Skepsis noch nicht gänzlich verschwunden. Das änderte sich jedoch schnell. Sarutobi erzählte, was er bereits Kakashi und was dieser wiederum Sasuke, Itachi und Sakura erzählt hatte. Kakashi hatte nichts ausgelassen, als er von der Vermutung erzählte, wie Sakura wohl zum Geist wurde. Jetzt wusste Sarutobi auch, wer der Meister war. „Orochimaru ist wirklich ein Idiot. Ich weiß, dass er bereits mehrfach Dämonen beschworen hat. Er war mal hier so etwas wie mein Schüler gewesen. Allerdings hat er sich viel zu sehr für die dunkle Seite des Okkultismus interessiert. Dann habe ich ihn rausgeworfen. Das verbotene Wissen, das er sich hinter meinem Rücken angeeignet hatte, besaß er leider aber schon. Ich habe seit längerem die Befürchtung gehabt, dass er etwas Dummes machen würde. Aber so etwas schreckliches!“ „Warum schrecklich?“ fragte Itachi nach. Sasuke hatte Angst zu erfahren, dass Sakura in tiefen Schwierigkeiten steckte. War ihre Seele vielleicht doch gefährdet? Oder…. Weiter kam Sasuke mit seinen negativen Gedanken nicht, da Sarutobi zu einer Erklärung ansetzte. „Es ist erstens dumm, seine Seele für was auch immer zu verkaufen. Außerdem bringt es nur Leid und Elend mit sich. Niemand wird dadurch glücklich. Es ist nun einmal abscheulich.“ „Was ist mit Sakura?“ fragte Sasuke schnell nach, bevor der alte Mann zu weit ausschweifte. „Oh, ihr passiert dabei nichts. Das ist auch nicht immer der Fall. Bei der Geisterbeschwörung aber schon. Es sei denn, Sakura würde jemanden in ihrer Geisterform umbringen oder schwer verletzen. Aber zu lange sollte ein Geist auch nicht von seinem Körper entfernt sein. Sonst kann es passieren, dass der Geist nie seinen Frieden findet.“ Bei diesen Worten verkrampfte Sasukes Körper. Die Hände ballte er zu Fäusten. Dieser verdammte Orochimaru! Wenn Sasuke ihn in die Finger bekam, dann…! „Und wie sorgen wir dafür, dass Sakura wieder frei ist?“ „Ganz einfach. Der Pakt mit dem Dämon muss vernichtet werden.“ „Und wie?“ fragte Sasuke leicht genervt nach. Er brauchte jetzt Antworten! „Oh, so ein Pakt wird immer mit Blut unterzeichnet. Es ist ein Dokument, dass der Beschwörer, in diesem Fall also Orochimaru, immer in seiner Nähe haben muss. Oder es muss gut versteckt sein. Wenn es in die falschen Fänge gerät…. Das müsst ihr euch holen, zu mir bringen und ich vernichte es dann. Der Pakt wird damit gelöst, Orochimaru verliert augenblicklich seine Seele und stirbt.“ Bei diesen ruhig gesprochenen Worten, blickte Sasuke überrascht auf. Er hätte nicht geglaubt, dass die Befreiung Sakuras ein Todesopfer fordern würde. „Gibt es keinen anderen Weg?“ fragte Sasuke nach. Sarutobi verneinte. „Da ist er doch selbst schuld dran. Er hat sich schließlich mit dem Dämon eingelassen“, kommentierte Itachi kalt. Sein Bruder hatte schon recht. Und schließlich ging es um Sakura! Da konnte es ihm auch egal sein, was mit Orochimaru geschah. Er rammte ihm ja nicht das Messer in die Brust, versuchte sich Sasuke zu beruhigen. „Und dann ist Sakura wieder frei?“ lenkte Sasuke das Gespräch wieder in eine andere Richtung. Unisono nickten Kakashi und Sarutobi. Allerdings blickte Kakashi drein, als stecke noch mehr dahinter. Ein großer Kloß bildete sich in Sasukes Hals. „Kakashi…?“ fragte er verunsichert nach. Wenn Kakashi so ernst drein blickte, war immer etwas im Argen. Was Sasuke auch sogleich bestätigt bekommen sollte. Bei den kommenden Worten, blieb Sasuke Herz stehen. „Wenn Sakura befreit wird, kehrt sie zurück zu ihrem Körper. Da dieser tot ist, wird sie, beziehungsweise ihre Seele, sogleich gen Himmel fahren. Dann ist sie für immer weg.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)