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Mord unter Physikern

Teil 4 des Detektiv Conan-Noir Crossovoers
von

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Gravitation

Hallo an alle, die diese Zeilen lesen,
 

wer eine allgemeine Vorbetrachtung sucht, sei auf die Worte vor diesen hier verwiesen. ^^

Hier aber ein paar Worte zur FF vorweg. Einige wussten es schon, andere erfahren es jetzt, ich studier Physik.

Das hat mich dazu angeregt, diese FF zu schreiben.
 

Desweiteren habe ich mich sehr darum bemüht, den Fall selbst wesentlich zu verbessern. Das Motiv wird jetzt nicht mehr vom Himmel fallen und der Täter wird auch nicht mehr so leicht zu finden sein, hoffe ich zumindest...
 

Und eines noch als Bemerkung. Die ganze FF steht stets unter einem Aspekt:

Die Dinge sind {i]nie ganz genau so, wie sie zu sein scheinen.
 

Ich wünsche nun allen viel Spaß und würde mich natürlich sehr über eure Meinungen freuen.

Liebe Grüße,

Diracdet
 

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Mord unter Physikern
 

Kapitel 1: Gravitation
 

“Guten Morgen, Sonoko!”, ertönte es freudig von Ran, als sie zur gewohnten frühen Stunde wie üblich mit Conan um die Ecke bog und ihre Freundin am Ende des Weges erblickte.

Diese rief zwar auch zurück, fasste sich dann aber mit der eben erhobenen Hand auf den Mund, um ein überdeutliches Gähnen als Zeichen der Müdigkeit anzudeuten.
 

Sichtlich verwundert traten beide heran und Ran bemerkte auch sofort die Augenringe unter Sonokos leicht verquollenen Blicken.

„Nanu? Was bist du denn so müde?

Gestern Abend war doch gar kein Französisch!“

Die Miene der Oberschülerin verzog sich nicht wirklich, weder nach oben, um über den Scherz - oder war es ein Seitenhieb - zu lachen, noch nach unten, um sich über den Seitenhieb - oder war es doch ein Scherz - zu ärgern.

Sie brachte nach nochmaligem Gähnen zunächst nur ein „Gehts noch?“ hervor.

Als Ran ihre Freundin nur weiter stumm angrinste, fasste sich Sonoko doch noch ein Herz, rieb einmal kurz an ihren Augen und setzte ihre Füße wie auch ihren Mund in Bewegung.

„Ich hab auch noch Freizeit! Und die verbringe ich garantiert nicht mit Französisch.

Können wir das Thema also bitte lassen?“

Sie starrte unwillig zu ihrer Uhr, einfach, um durch die gar nicht gegebene Notwendigkeit, sich zu beeilen, Ran davon abzuhalten, weiter darauf rum zu reiten.

Denn manchmal konnte das Ran auch. Nicht, dass sie irgendwie Sonokos sprachliche Schwäche offenlegen würde, das erledigt sie durch ihre eigenen Fähigkeiten im Fach selbst, und darüber kann man sich ja schlecht beschweren.

Nein, sie amüsierte sich wohl mehr über Sonokos ewigen Wortkrieg, den sie mit dieser Sprache führte, ob direkt beim Lernen, wo sie meistens gegen die Grammatik verlor, oder indirekt, gegen ihre Vertreter Mireille Bouquet und Kirika Yuumura, die das doch immer wieder erstaunlich gelassen hinnahmen.

Sie wusste natürlich auch, dass sie sich ein Stück weit das selbst eingebrockt hatte: war sie es doch, Sonoko Suzuki, die wie kaum eine andere Person es schaffte, Ran Mori immer wieder auch auf die Palme zu bringen mit ihrer... offeneren Art gewissen Themen gegenüber. Da schien es Ran wohl sehr zu gefallen, ihre Freundin auch mal so zu sehen. Es hielt sich ja alles in diesem Rahmen, Freundschaft genannt. Eine, die beiden sehr viel bedeutete, und die seit Beginn des Französisch Privatunterrichts sogar noch besser geworden zu sein schien, so sah es zumindest Sonoko.

'In schweren Zeiten werden Freundschaften halt immer noch fester, was Ran?'

Mit einem Lächeln beschloss sie ihre Gedanken und wollte sich gerade wieder auf die Straße konzentrieren, als sie eine kleine Stimme von unten ansprach.

„Du, Sonoko?“

Conan guckte ganz neugierig auf Sonokos Uhr.

Sie hatte ihr Versprechen wahr gemacht und trug seit dem Tag im Restaurant „Le Grand Success“ dieses schwarze Armband von ihrem Vater. Auch heute.

Es erinnerte ihn wieder an diesen Abend mit all seinen ungewöhnlichen Entwicklungen.

„Ich wollte dich schon lange was fragen. Du kennst doch diese Kirika und diese Mireille schon eine Weile, oder?“

Ihr Blick wurde bei den Namen sofort sehr giftig. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen zusammen, als wolle sie durch ihn durch sehen. Er hatte befürchtet, gleich würde sie entweder sich abwenden und gar nicht mehr hinhören, was definitiv die bessere Option wäre, oder aber ihm die Ohren sehr lang ziehen, weil er „das Thema“ wieder angeschnitten hatte.

Er wollte sich schon hinter Ran verstecken, aber auch die schien die etwas ungeschickte Art der Konversation, die Conan gewählt hatte, nicht unterstützen zu wollen. Sie ignorierte seine Versuche, sich zu ducken, nicht nur, sondern schob ihn sogar etwas vor in Sonokos Richtung, damit er auch ja von ihr erklärt bekomme, was sie davon hielt.

Und tatsächlich blieb sie auch glatt stehen, beugte sich zu ihm herunter, immer noch mit Augen, die ein kleines Kind wie ihn sicher töten konnten.

'Das wars. Ich bin tot. Aufgespießt auf einer Frankreichflagge.'

„Jaaha?!“

Die Erkenntnis, zum jetzigen Zeitpunkt immer noch nicht mindestens eine Kopfnuss wie sonst von Kogoro bekommen zu haben, ließ ihn einen Moment sprachlos verharren.

War das jetzt die Ruhe vor dem Sturm oder konnte er es wirklich wagen...

'Ich muss einfach!', fasste er sich ein Herz und begann in liebevollster Tonlage.

„Ich wollte nur fragen, ob du weißt, was es nun damit auf sich hat, dass die beiden jeden Tag zum Tee trinken in dieses Restaurant gehen?“

Augenblicklich wandelte sich der aggressive Ausdruck in Sonokos Augen in Erstaunen. Sie überlegte einen Moment, wollte wohl gerade antworten, als Ran sich einschaltete.

Auch sie schien die Frage zu interessieren.

„Stimmt, das war ja so komisch. Sie saßen im Mondschein, bei gedimmtem Licht. Ich hatte es schon fast vergessen. Aber du hast sie doch bestimmt gefragt, oder?“

Mit Skepsis blickte sie zu Ran auf, wartete erneut einen Moment.

„Das interessiert euch echt?

Na dann ist es wohl besser, wenn ich es euch sage, bevor ihr noch auf die Idee kommt, sie selber zu fragen.

Sie sind nämlich nicht allzu gut auf das Thema zu sprechen.“

Nun waren beide natürlich erst recht neugierig und Ran wollte sich fast mit runter zu Sonoko beugen, als sei es ein großes Geheimnis, dass niemand erfahren dürfte. Aber diese stellte sich stattdessen wieder aufrecht hin und deutete an, weiter zu gehen.

Erst als sich wieder alle bewegten, begann sie und richtete dabei ihren Blick nach vorne, oder, wie es Ran und Conan erschien, in die Leere.

„Nun, ich wusste ja nicht genau, was Mademoiselle Bouquet von mir wollte, also hab ich versucht, über diese Frage ein Gespräch anzufangen, nachdem sie nur ruhig da saßen und ihren Tee tranken.

Kirika warf mir zunächst einen bösen Blick zu, bevor sie..., also Mademoiselle Bouquet, mich aufklärte.

Es ist eine Art... Ritual. Eine Erinnerung.

Eine Freundin hatte einst mit ihnen so eine Teezeremonie in Paris, nur im Schein des Mondes abgehalten.“

Der kleine Junge sah überrascht in die leicht traurigen Augen Sonokos.

„Diese Freundin, ist sie etwa...?“

„Mhm. Sie ist kurz darauf plötzlich verstorben. Deshalb gedenken die beiden ihrer mit einer solchen Teezeremonie. Sie, Chloe war wohl ihr Name, soll für Kirika eine ganz besondere Bedeutung gehabt haben.

Und darum...“, ihre Augen wurden auf einmal wieder klar,

„...und darum solltet ihr besser nicht danach fragen. Reicht ja, wenn ich das gemacht habe. Ich habs mir ja schon vorher mit ihr verdorben!“

Mit einem breiten Grinsen und herausgestreckter Zunge starrte sie verlegen zu ihrer Freundin und Conan.

Ran konnte nicht anders, als den Stimmungsumschwung Sonokos mit zu gehen und ein fröhliches Lachen zu verbreiten.

Der kleine Detektiv hingegen verharrte noch eine Weile bei dem Gedanken.

„Aber, Sonoko. Sie sind doch angeblich fast jeden Tag da. Wie lange ist denn dieser Tod her?“

„Ähm.. lass mich nachdenken, das waren... sie meinten, glaube ich... vier Jahre. Muss halt ne sehr besondere Freundin gewesen sein.“

Jetzt musste er sich doch zusammen reißen, um nicht allzu sehr die beiden Mädchen auf seine Verunsicherung aufmerksam zu machen.

'Vor vier Jahren? Das war doch auch die Zeit, als sie damals mit Kirika zusammentraf. Aber ich dachte, sie hätte damals den Mörder ihrer Eltern getötet? War das etwa diese Chloe? Aber von der Beschreibung Sonokos her...'

„Haben sie sonst noch etwas über diese Chloe erwähnt? Wie alt sie war, zum Beispiel?“, fuhr er sie verunsichert an.

„NEIN!“ Jetzt war Sonoko doch laut geworden, ihr war es nun endgültig über, etwas breitzutreten, was sie gar nicht erst anfangen wollte. Ihren Augen entnahm er jetzt den Zorn, den er eigentlich schon bei der Frage zu Beginn erwartet hatte.

„Äh, hab nichts gesagt!“, kam ihm nur noch leise über die Lippen. Er versuchte nochmal, sich hinter Ran zu verstecken, die ihn aber wieder nach vorne zerrte..

„Also Conan, was soll das? Wenn du Sonoko schon Löcher in den Bauch fragst, solltest du dann auch wenigstens dazu stehen.

Ähm...

Nun, Sonoko?“

Die Angesprochene schaute völlig verwirrt drein?

„Wie, was ist denn noch?“

„Na, wenn es nicht Französisch war, was hat dich dann gestern so lange wach gehalten?“

'Ja, wie war das noch gleich mit dem Löcher in den Bauch fragen?', ging es sowohl Sonoko als auch Conan durch den Kopf.

Genervt legte sie den Kopf zur Seite.

„Musst du fragen?“ Ein Lächeln gab ihr Antwort.

„Ja, musst du wohl...“, und so fiel ihr Kopf von der Seitenlage vorne über und für einen Moment schien neben Ran und Conan ein Trauerkloß vor sich hin zu taumeln.

„Es ist so, dass... Französisch...“, sie musste erst tief Luft holen, dann ausatmen, dann nochmal schlucken,

„Es ist nicht das einzige Fach, in dem ich Nachhilfe kriege, okay?“

Sie sah Ran fast mit leichten Tränen in den Augen an.

„Was denn, Sonoko das ist doch nicht schlimm. Viele Leute haben doch heutzutage...“

„Nein, bitte hör mir erst zu.

Ich habe nie Französischnachhilfe gewollt oder gebraucht. Das war die Einschätzung dieser Bouquet, klar?

Das hier ist etwas anderes. Ich habe wirklich Angst darum, dass es eng wird mit der Note in diesem Fach...“

„Welches Fach?“ Sie sah die Besorgnis in Sonokos Augen, die war real. Beängstigend real. Dafür, worum es ging.

„Na, Physik! Was denn sonst? Du weißt, dass ich in Naturwissenschaften schon immer ein paar Probleme hatte.“

„Mag ja sein, aber das ist doch trotzdem nicht schlimm, oder hast du einen Nachhilfelehrer, der genauso wenig deinen Erwartungen entspricht, wie Kirika?“ Mit ironischen Kommentaren versuchte Ran, ihr ein Lächeln abzugewinnen.

„Gott behüte, den Fallstrick habe ich gleich ausgelassen! So eine lass ich mir sicher kein zweites Mal vorsetzen.“

„Wie meinst du das?“

„Ich habe gar nicht erst meine Eltern oder einen Lehrer in der Schule gebeten, mir einen Nachhilfelehrer zu besorgen, sondern habe gleich an der Universität Tokio nachgefragt, genauer gesagt einen Aushang bei den Physikstudenten gemacht.“

'Na holla! Das war ja Mal richtig professionell von ihr!', gestand Conan seine positive Überraschung.

Jetzt war Rans Neugier endgültig geweckt.

„Und hat sich der studentische Nachhilfelehrer nicht nach deinen Wünschen ergeben?“

Ihr ironisches Grinsen konterte Sonoko mit einem triumphalen Lächeln.

„Im Gegenteil, meine Liebe. Fudo ist total mein Typ. Ein intelligenter, gut aussehender Mann Mitte 20, ein sehr netter Kerl und... ach...“

Sie gab sich für einen Moment ihren Gedanken hin. Ran zog nur eine Augenbraue hoch.

„Oh man, Sonoko, du kannst echt nur an Jungs denken! Ich dachte, das wäre was Wichtiges für dich!“

„Ist es ja auch!“, verteidigte sie sich tapfer.

„Ich meinte ja nur, er ist ein echt interessanter Typ für ein...äh, einen Physiker.“

„Sicher, soll ich mal Makoto erzählen, wen du so alles interessant findest? So neben Kaito Kid und einem halben Dutzend männlicher Schauspieler...“

Sonoko packte sie mit den Armen an den Schultern, sah ihr flehend in die Augen.

„Nein, Ran bitte, es ist nichts, also brauchst du auch nichts Makoto erzählen! Willst du Fudo vielleicht selbst mal kennen lernen? Möchtest du mal mitkommen zum Lernen?“

Ran wich etwas zurück bei diesem Satz.

„Aber Sonoko, ich glaub dir doch und du weißt, dass ich dich nicht bei Makoto ankreiden würde.

Und überhaupt, wieso sollte ich denn mit kommen zum Lernen für Physik?“

Conan unterstützte sie bei dieser Aussage tatkräftig.

„Genau, Sonoko. Ran hat doch in Physik immer mindestens ne 2, weil sie schon von je her ihren Privatlehrer hatte.“

Augenblicklich wurde die Oberschülerin rot im Gesicht.

„Conan! Das musst du doch nicht so laut sagen, dass Shinichi mir immer bei Physik geholfen hat.“

Sie starrte etwas unbeholfen zwischen den beiden hin und her, als sie Sonokos überlegener Miene gewahr und ihr plötzlich doch Angst wurde.

„Ähem... Ran, sollst du denn kleine Kinder anlügen?“

Conan fuhr sehr verwirrt zu ihr herum.

„Wie, anlügen? Was meint sie denn, Ran?“

Als sich diese mit Schweiß auf der Stirn vor der Antwort drücken wollte, übernahm Sonoko spontan diese Aufgabe für sie.

„Na, Shinichi ist ja nun seit geraumer Zeit nicht mehr da.

Er kann ihr also im Zweifelsfall nicht mehr helfen.

Nun und jetzt sind wir ja mittlerweile in der Oberstufe, da ist die Thematik auch etwas anspruchsvoller und Ran wurde diesbezüglich zum ersten Mal ins kalte Wasser gewurfen.

Stimmts Ran, oder habe ich recht?

Was war noch gleich deine Note in der letzten Arbeit?“

So ertappt fühlte sie sich schon lange nicht mehr. Sonoko hatte zwar über ihre neuerliche Schwäche gewisse Ahnungen gehegt, aber dass sie es so genau wusste, kam für Ran einem Schock gleich.

Und dann auch noch diese offene Bloßstellung - vor Conan.

'Vor... Shinichi!'

Sicher, sie wusste es nicht genau, sie war sich nur sicher, dass es so war. Sie hatte keine Beweise. Aber allein das genügte, um ihr immer wieder peinliche Momente zu bescheren.

Früher hatten sie in einigen Fächern zusammen gelernt. Und Physik war für den angehenden Detektiv immer sehr wichtig. Meinte er doch stets:

"Verbrecher sind Leute, die gegen die Gesetze verstoßen, die Menschen gemacht haben. Aber gegen die Gesetze der Natur können sie nicht verstoßen. An denen muss man sie festnageln, weil ihnen da kein Anwalt heraus helfen kann.“

Daher konnte er Ran bei vielen Problemen helfen und ihr in der Klasse den Eindruck verschaffen, dass sie auch darin ein großes Talent besaß.

Jetzt, wo er nicht da war, diesen Abwärtstrend zugeben zu müssen, in Anwesenheit, möglicherweise, dieses Shinichis, kam einer Demütigung gleich.

Aber es war zu spät. Ob Shinichi oder nicht, Sonoko hatte Conan quasi alles verraten und er würde, so schlau war er definitiv, seine Schlüsse ziehen können.

„Vier plus.“, kam es schließlich reumütig und leise von einer mit gesenktem Haupt dahin schreitenden Oberschülerin. Doch Sonoko konnte sich noch nicht zufrieden geben.

„Was war das? Ich konnte das nicht verstehen.“

„Verdammt, es war ne vier plus, bist du nun zufrieden?

Was kann ich denn dafür, dass wir jetzt Quantenphysik behandeln. Da sieht keiner wirklich durch. Shinichi hätte das auch nicht gekonnt. Also Schluss damit...“

Ihr wütender Blick Sonoko gegenüber hielt eine Weile an, bis sie sich der letzten Aussage und seiner Folgen bewusst wurde.

'Shinichi hätte das auch nicht gekonnt...

Oh, nein. Er wird doch jetzt nicht...', aber es war bereits zu spät.

„Du, Ran. Wenn dir Sonoko schon so ein nettes Angebot macht und du Probleme mit dem Thema hast, dann solltest du vielleicht wirklich mit zum Lernen gehen.“

Innerlich kochte sie vor Wut, aber sie war selbst Schuld. Warum musste sie auch diese eine Aussage über Shinichi machen? Die Rache musste auf dem Fuß folgen. Erst jetzt, wenn sie es einmal so erlebte, wie sie immer wieder hinter seinem Rücken lästerte, eigentlich nur, um nicht zu sehr zu offenbaren, wie sie über ihn dachte, empfand, verstand sie, wie unfair das war.

Und dann er. Wenn er zu diesem Zeitpunkt daneben stand und alles mit anhörte. Wie sehr ihn das mitnehmen musste. Meistens blieb er trotzdem ruhig. Ungewöhnlich für Shinichi, sonst war er bei jeder Gelegenheit so wie eben. Schnell mit einer Antwort bei der Sache, einer Antwort, die sein Gegenüber verstummen ließ. Dass er sich so zusammenreißen konnte.

Sie hätte gar nicht damit gerechnet, jetzt eine solche Antwort zu hören, wenn sie nicht daran gedacht hätte. Aber meistens ist eben nicht immer.

Sie warf ihm den bösesten Blick zu, den sie aufbringen konnte und in dieser Situation konnte dieser wirklich erschreckend wirken, aber Conan blieb ganz ruhig. Er lächelte nur. Nicht ironisch, nicht überheblich. Sanft. Warm.

So, als wollte er sie ermutigen, '...na los, Ran, willst du aus Stolz etwa deine Noten sausen lassen?'

Sie wusste nicht recht, ob sie auf das Angebot eingehen sollte.

Etwas Entscheidendes störte sie.

„Du, Sonoko? Wäre es dir wirklich recht, wenn ich mit komme? Ich möchte nicht... eure Zweisamkeit..“

„Gehts noch?“, fauchte sie sie mit leichtem Unterton an.

„Ich sag doch, da ist nichts zwischen uns! Und bei mir kannst du so eine Aussage doch wohl als absolut erachten, oder?“ Mit einem Augenzwinkern stubste sie Ran an, dass diese nun auch endlich wieder lächelte.

Auch Conan stimmte ihr zu.

„Da ist ganz sicher nichts zwischen Sonoko und diesem Fudo, Ran. Sonst hätte sie doch nicht so intensiv daran gearbeitet, dich zum Mitkommen zu überreden. Dafür hatte sie doch einen viel wichtigeren Grund, nicht wahr?“

Ran sah verständnislos von dem Jungen zu ihrer Freundin. Diese wich leicht erschrocken zurück.

„Wovon redet er denn, Sonoko?“

„Keine... Ahnung? Wie meinst du das denn, Conan?“

Er sah sie mit durchdringendem Blick an, so dass sie sich genötigt fühlte, sich doch noch einmal herunter zu beugen und ihm etwas ins Ohr zu flüstern.

„Das ist eine Überraschung, nur für dich. Ich bring Ran noch bei, dass du auch mitkommen sollst. Also verderb es mir nicht, klar?“

Mit einem freundlichen Lächeln abschließend, wandte sie sich wieder nach vorne.

Conan blieb in seinem Gang stehen und ließ einen Meter zwischen sich und den Mädchen.

'Was bitte? Eine Überraschung?

Und wozu der Aufwand? Ihr ganzes Verhalten eben war so untypisch. Sie hatte zwar am Anfang gegähnt und die Augenringe sind auch echt, aber seitdem wirkt sie putzmunter. Aber nur diese Art, wie sie am Anfang auf uns wirkte, hat überhaupt erst diese Diskussion gebracht.

Dann auch ihre Reaktion, als Ran meinte, Makoto alles erzählen zu müssen.

Zum Einen hatte Ran Recht, sie weiß, dass sie das nie machen würde, schon gar nicht so drastisch und selbst wenn, so war ihr Betteln doch vollkommen ungewöhnlich. Das passte gar nicht zu ihr.

Und dann das jetzt. Eine Überraschung, für mich?! Seit wann steh ich denn auf Sonokos Freundschaftsliste?

Und wieso bei einem Physiker? Wo eigentlich doch Ran und Sonoko dort Quantenphysik lernen wollen. Ich versteh nur Bahnhof!

Abwarten, Conan, abwarten! Du wirst es schon bald erfahren.'

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er sah, wie Ran nach einem kurzen Zuflüstern Sonokos begann vor sich hin zu kichern und diese mit einstimmte.

'Jetzt weiß es wohl auch Ran!', begann er in Gedanken, bevor er sich äußerte.

„Die Damen scheinen ja wieder voller Harmonie zu sein.“

„Das sind wir doch immer, Conan!“, erklärte Ran lachend und Sonoko ergänzte.

„Wir sind immer in Harmonie und bleiben auch immer zusammen.

Wie... wie zwei Himmelskörper. Gebunden durch die Gravitation.“

„Und wie man im Physikunterricht lernt, Conan, kann Gravitation durch nichts unterbrochen werden!“

Nach einem Moment der Sprachlosigkeit angesichts dieser physikalischen Vergleiche konnte auch er nur noch lachen, äußerlich.

Innerlich freute er sich für die Beiden.

'Wahre Freundschaft. Ja, eigentlich kann diese durch nichts beendet werden, solange nicht falsche Freundschaft daraus wird. Ich hoffe für euch, dass ihr so eine Erfahrung nie machen müsst.

Möge die Gravitation zwischen euch euer ganzes Leben währen.'

Ideale Gase

Hallo an alle Lesenden,
 

vielen Dank an alle Kommischreiber für die lieben Kommis!

Ich hab euch also noch nicht so geschockt.^^

Nun also zum zweiten kapitel. Eine kurze Vorinfo, ich habs nachgeguckt, der Plural von 'Campus' heißt tatsächlich 'Campus'. Ist zwar vom lateinischen Wort abgeleitet, stammt aber aus dem Amerikanischen, deshalb die merkwürdige Deklination.
 

Ansonsten wünsche ich euch viel Spaß mit den idealen Gasen...

lG, Diracdet
 

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Kapitel 2: Ideale Gase
 

Die Wege von Conan und den beiden Oberschülerinnen trennten sich mit der nächsten Kurve und dem Auftritt, so mochte man das regelmäßige Erscheinen beschreiben, der Detective Boys inklusive Ai.

Der all morgendliche Plausch, der von Prüfungsängsten in Physik und langjähriger Freundschaft nun zur letzten Folge von Kamen Raider abdriftete, ließ ihn für eine Weile seine Gedanken vergessen.

Aber nur kurz.

Ai, die ihn sowieso die Mehrheit der Schulstunden über mit einem Auge beobachtete, erkannte recht schnell die Wege, die sein Gehirn beschritt.

So ernsthaft, so voller Ruhe, so starr nach vorne. Würde man ihn nicht kennen, meinte man, er folge gespannt und wissbegierig dem Unterricht.

'Aber nein, Shinichi. Das ganz sicher nicht. Schon allein, weil du gar nicht auf die Tafel, sondern ins Leere starrst, mitten ins Nichts. Ich kenne das, nicht nur von dir. Das haben nur Leute, die in der Lage sind, ganz abstrakt im Kopf zu denken, vollkommen ein Geschehen vor ihrem geistigen Auge zu realisieren, so dass sie ihre eigenen Sinne, sogar das Auge, welches bei allen Sehenden 80% der Eindrücke wiedergibt, unterdrücken, quasi ausschalten können.

Du zeigst diesen Blick ins Nichts, wenn es um Mord geht.

Aber den Blicken von Ran und Sonoko nach zu urteilen, ging es in euren Gesprächen nicht um den Tod.

Also was beschäftigt dich dann?'

Hätte er geahnt, wie offen sie in seinen Gedanken las, er hätte dieses Buch mit sieben Siegeln sicher zugeschlagen und sich tatsächlich dem Unterricht gewidmet. So aber blieb er immer wieder bei zwei Gedanken hängen.

Die 'Überraschung' war das Eine. Gut, er hatte nun keine allzu großen Erwartungen an Sonoko und wenn Ran damit einverstanden war, so würde es wohl nicht so schlimm werden. Und vor Allem, es würde sich heute Abend klären.

'Im Gegensatz zum eigentlichen Problem: Mireille Bouquet und Kirika Yuumura.

Was wissen wir eigentlich über die Ereignisse vor vier Jahren?

Beide sind wohl schon damals professionelle Auftragsmörder gewesen.

Aber im Unterschied zu Mireille scheint Kirika keine Vergangenheit davor zu besitzen.

Mireilles Eltern wurden getötet, vermutlich von den Soldats, denen sie bis Dato angehörten und die sich dann weigerten, etwas für sie zu erledigen. Obwohl Claude Bouquet, Mireilles Vater, zum Beispiel den Vertrag mit der Organisation ausgehandelt hat.

Also waren sie mal treu. Und als Mafiabosse sicher auch nicht zimperlich. Woher dann dieser Sinneswandel?

Zweiter Punkt ist der Mörder. Ein Profi sicher, wenn er auf ein solches Anwesen kommen konnte. Eigentlich bin ich mir sicher, dass Mireille nur deshalb selbst Attentäterin wurde, um diese Person vor den Lauf zu bekommen.

Dann vor vier Jahren fährt Kirika mit dieser Mireille nach Frankreich. Warum?

Wie nannte sie es: 'Eine Pilgerfahrt in die Vergangenheit'? Heißt das, sie wusste etwas über den Mörder?

Dann Mireilles Uhr. Die sie von ihrer Mutter hatte. Wieso ist sie kaputt? Ihre Mutter wird sie ihr bestimmt nicht vermacht haben, als sie noch 10 war, und dann schon gar nicht kaputt. Also hat sie sie erst nach dem Tod bekommen.

Aber das würde doch bedeuten, dass die Person, von der sie sie bekommen hatte, damit als der Mörder ihrer Eltern überführt war. Dann hätte sie doch sicher diese Person getötet. Wieso sollte diese Person sich so offen zu erkennen geben?

War das womöglich diese Chloe?

Aber schon merkwürdig, so wie Sonoko es erzählte. Es klang so, als wäre sie in Kirikas Alter, aber als damals 8-Jährige wird sie wohl kaum zwei Menschen erschossen haben.

Und überhaupt, wenn sie es schon als so wichtig ansehen, dass sie jeden Tag so eine Teezeremonie abhalten, warum reagieren sie dann nicht so gut, wenn man sie darauf anspricht?

...Ist der Mörder stattdessen möglicherweise einer von Kirikas Eltern und sie waren unbewusst befreundet?...'

„Aufwachen Holmes, Sie haben einen neuen Fall!“

Wie aus Trance kam er zu sich, oder besser fiel zu sich. Seine Arme, welche sein Kinn die ganze Zeit über stützten, gaben unter der plötzlich sich verändernden Lastenverteilung nach und er kam unsanft auf der Tischplatte auf.

Als sich seine Augen wieder öffneten, starrten sie in das stets ruhige, überlegene Lächeln von Ai. Neben ihrem Kopf sah er ein leeres Klassenzimmer.

„Haben wir...“

Sie nickte.

„Schon seit einer Minute. Ich hab den anderen gesagt, dass du so fasziniert vom Einmaleins warst, dass es dir die Sprache verschlagen hat und du gleich nachkommst.

Also, Shinichi, um welchen Fall geht es?“

Es lag etwas herausforderndes in ihrer Frage. Sie hatte seine Konzentration ausgenutzt und die Situation so gedreht, dass er durch die Umstellung nicht ganz bei der Sache war, während sie ungehindert drauf los reden konnte.

So konnte er nur einen Moment ausharren, die innere Ruhe suchen, um ihr dann doch noch geradeso ausweichen zu können.

„Kein Fall, Ai. Nur... eine Merkwürdigkeit.

Sonoko.“ Er driftete fast automatisch wieder in seine Gedanken ab, aber diesmal hielt sie ihn zurück.

Mit einem lauten Knall fiel der Bücherstapel vor ihm auf das massive Holz und augenblicklich wurde er endgültig zurück in die Grundschule geholt.

„Sonoko? Nun, merkwürdig ist zwar nicht unbedingt das Wort, welches mir zu ihr einfallen würde, aber ganz normal ist sie sicher nicht.

Du aber auch nicht. Oder ich.“

„Sie... nimmt in einem zweiten Fach Nachhilfe.“

„Wirklich schockierend! Du weißt aber schon, dass das nicht das aller unnatürlichste...“

„Sie hat sich einen Physikstudenten als Nachhilfelehrer... angelacht.

Und nun Ran und mich eingeladen, ihn kennen zu lernen.“

Jetzt endlich wurde sie hellhörig. Ihre Miene verließ diese Überzeugtheit und Verwunderung machte sich breit. Er konnte aber nicht so recht einordnen, wo diese nun genau einsetzte, bis sie endlich wieder das Wort ergriff.

„Sie hat dich... auch eingeladen?“

„Sie wollte wohl darauf hinaus, dass gerade ich mitkomme. Als ich sie darauf ansprach, meinte sie nur, dass dort eine Überraschung auf mich warten würde...“

„Hast du Angst, Shinichi?“

„Hä?“

„Ich meine, ob du Angst vor einer bösen Überraschung hast? Ich gebe dir Recht, dass Sonoko dich und Ran zu ihrem neuen Freund einlädt, ist für ihre Verhältnisse sehr ungewöhnlich. Oder ist er vielleicht gar nicht ihr neuer Freund? Dann solltest du dir echt Sorgen machen.“

„Sie wirkte so ungemein glücklich...“ Er schien für einen Moment erneut in seine Sphären zu verschwinden.

„Sie erklärte Ran wohl, was es mit der Überraschung auf sich hat und sie war auch begeistert. Dann haben sie sogar Wortspiele gemacht, dass sie zusammenhalten würden, wie zwei von der Gravitation geleitete Planeten oder so...“

Er ließ seinen Kopf entnervt auf den Tisch sinken, diesmal aber freiwillig. Ais Lächeln kam bei diesem Anblick sofort zurück.

„Oh, du bist neidisch, was? Du wünschst dir, dass du und Ran eher so verbunden wärt, statt als ideales Gas euer Dasein zu fristen.“

Ja, sie musste so geschwollen reden. Sie war ja Wissenschaftlerin. Aber mehr als einen ironischen Blick wollte er dem eigentlich nicht entgegensetzen.

„Wohl kaum, Ai. Ideale Gase verteilen sich doch gleichmäßig, so dass das unsere Trennung beschreiben mag, aber hier häufen sich doch die Grundschüler am einen, die Oberschüler an einem anderen Ort. Statistisch gesehen also kein solcher Zustand.“

„Doch, Shinichi, und Sonoko hatte demnach sogar Recht, auch mit eurem 'Zustand'.“

Er sah sie nur verwirrt an.

„Was bitte?“

„Frag einen Physiker! Ich denke, wenn Ran es abgesegnet hat, solltest du dir keine Sorgen machen.

Wie du selbst gesagt hast, niemand kennt Ran so gut wie Sonoko. Und sie sind die besten Freundinnen. Sie würde nichts machen, was diese Freundschaft so offen belasten könnte, wie dich in Gefahr zu bringen.“

Gefahr?! Das war doch das Letzte, woran er bei dieser Überraschung dachte. So ein Unsinn!

Was kommt als Nächstes? Sonoko stellt ihm eine Falle?

Aber dennoch, dieser eine Gedanke gab ihm erst Sicherheit: Sonoko würde nichts unternehmen, was ihre Freundschaft mit Ran wirklich gefährden würde.

'Aber umgekehrt, wie viel würde sie wohl unternehmen, um diese Freundschaft zu erhalten?'

„Ich meine, du solltest ruhig hingehen. Immerhin, wenn Ran glaubt, du bist Shinichi, wird sie vielleicht auch versucht sein, dich nicht allzu kindisch zu behandeln. Oder solch kindisches Verhalten an dich heran zu lassen.“

„Sicher, so weit war ich auch schon.“

„Schön, dann musst du nur noch vorsichtig sein, dass du nicht von diesem Studenten durchschaut wirst.“

Ihre Worte kamen so leicht daher, dass Conan zu erst einfach zustimmen wollte, bis ihm dieser Satz endlich bewusst wurde.

„Wieso sollte...“

„Wie oft hat Watson gemeint, Sherlock Holmes wäre auch ein genialer Wissenschaftler geworden? Die Motivation mag eine andere sein, aber die Methodik ist die selbe wie bei einem Detektiv.

Mehr noch, bei einem Naturwissenschaftler ist die Logik sogar besser ausgereift, weil er sie abstrakt lernt und das mit praktischer Anwendung.

Ich bin einigen Physikern im Laufe meiner Ausbildung begegnet und habe selbst diese Methodik gesehen.

Und ich meine nur, dass sie ihresgleichen erkennen, genau wie in jeder Disziplin.“

Ihr Lächeln und ihre scharfen Augen glitten durch ihn hindurch. Er musste unwillkürlich an die Ereignisse im Mycroft denken, als Heiji ihn entlarvt hatte.

Ja, er als Detektiv hatte sofort bemerkt, dass etwas mit dem kleinen Jungen nicht stimmte. Nicht dass es ihm unbedingt hätte auffallen müssen. Nein, er bemerkte einfach eine ihm ebenbürtige und ähnlich denkende Seele, einen Detektiv eben.

Aber das galt doch, wie Ai sagte, nur für die einzelnen Disziplinen.

Und Kriminologie und Physik sind zwei verschiedene Disziplinen.

Er wollte diese Erkenntnis gerade in Worte fassen, als er bemerkte, dass keiner mehr da war, der ihm zuhörte.

Nach allen Seiten sich umschauend, erblickte er schließlich das Mädchen an der Tür stehend.

„Willst du auch den Rest der Pause da rumsitzen?“
 

Am Abend holte Sonoko Ran und Conan ab und fuhr mit ihnen zum Studentenwohnheim im Stadtteil Adachi im äußeren Nordosten von Tokio.

Der Weg endete vor einem riesigen Gebäude, dass einem Firmensitz gleichkam.

„Das war es auch mal, bis vor 20 Jahren.“, bemerkte Sonoko auf die entsprechende Anfrage von Conan.

„Die staatliche Universität Tokio hat fünf Campus, von denen vier direkt in Tokio liegen, der fünfte, der die Naturwissenschaften beinhaltet, liegt aber in Chiba, in Kashiwa, genauer, also etwa dreißig Kilometer östlich von hier.

Darum hat die Universität diesen Gebäudekomplex gekauft und an die 10 Institute der naturwissenschaftlichen Fakultät weitergegeben.

Und die haben sich die Stockwerke zugelost, damit keiner meckert!“

„Wow, hat dir das alles Fudo erzählt?“

Ran staunte nicht schlecht, wie informiert Sonoko war. Sie wirkte so souverän auf einmal. Irgendwie anders als noch heute morgen.

„Ja, allerdings erst, nachdem ich ihn gefragt hatte, warum im sechsten Stock nur Physiker wohnen.

Ich war nämlich ein paar Leuten da begegnet, zusammen mit Fudo, und die haben sich spontan gleich über eine Prüfung unterhalten.“

„Was, sechster Stock? Dann haben die Physiker also kein so großes Losglück gehabt, was?“ Conan sah mit leicht resignierter Miene auf seine kurzen Beine.

„Es gibt ja einen Fahrstuhl, kleiner. Aber der wird relativ selten benutzt. Die scheinen das größtenteils als alltägliches Fitnesstraining zu sehen, oder so.“

Sie beugte sich zu ihm herunter und sah ihm schelmisch grinsend ins Gesicht.

„Also, du kannst natürlich gerne den Aufzug benutzen, aber ich glaube, es kann keiner im Haus garantieren, dass du damit oben ankommst!“

Er wich einen Schritt zurück, ihr Blick machte ihm nun doch ein wenig Angst.

„Das... das war aber jetzt nicht die Überraschung, oder Sonoko?“

„Nein. Die wartet im sechsten Stock.

Aber vielleicht trägt dich ja Ran hoch, wenn du sie ganz lieb drum bittest.“ Mit einem Zwinkern vollendete sie ihren Ratschlag und sah beim Umdrehen nur noch mit einem Auge, wie Conan beim Gedanken errötete.

„Nein, nein, schon gut, Sonoko, ich schaff das schon.“ Blitzartig drängelte er sich zwischen den beiden Damen durch und zur Tür vor.

Sonoko drückte zielsicher eine der Klingeln auf dem umfangreichen weißen Register an der Hauswand und wenige Sekunde später ertönte unter dem gewohnten Knacken eine Stimme.

„Ja hallo, Sonoko? Bist du es?“

„Hallo Fudo, ja. Ich bins und ich hab noch zwei Gäste im Schlepptau.“

„Ah, das freut mich. Warte...“

Unter dem Sirenenartigen Klingeln ging die Tür auf und die drei betraten das ausgedehnte Treppenhaus des zehnstöckigen Gebäudes. Ein unwohliges Gefühl beschlich Conan auf einmal.

'Was hat er gesagt? 'Ah, das freut mich.'?

Sollte er nicht eher überrascht sein? Und dann ungehalten, schließlich wollen die beiden lernen.

Also hat Sonoko ihm gesagt, dass sie Ran und mich hier her schleppt?

Heißt das, er selbst ist die Überraschung?! Ich versteh gar nichts mehr!'

Auch Ran konnte sich eines leichten Schauers nicht erwehren, aber sie konnte ihn nicht wirklich ausmachen. Etwas verstörte sie, etwas Unterschwelliges.

Mit jedem Gang, mit jeder Stufe, die sie nahm, wurde sie unruhiger, als ginge sie auf etwas Bedrohliches zu.

Sonoko blieb das natürlich nicht verborgen. Etwa im vierten Stockwerk hielt sie inne.

„Habt ihr beiden irgendetwas? Ich weiß sechs mal Treppen steigen kann echt anstrengend sein und Fudo ist es auch gewohnt, wie er sagt, zwischen Klingeln und Tür öffnen noch einen Kaffee trinken zu können, aber irgendwann wird er schon ungeduldig.“

Ran versuchte abzublocken.

„Entschuldige Sonoko, aber Conan kann wirklich nicht so schnell und ich will ihn nicht hier auf einer Etage verlieren.“

Bei diesem letzten Wort schien plötzlich eine Spur Melancholie mitzuschwingen. Auch ihre Augen zeigten diese Stimmung. 'Ihn verlieren'.

Der Eindruck verschwand aber auch genau so schnell, als Conan dann auch hinter ihnen auftauchte und nach Luft schnappte.

Es war ihm doch mittlerweile anzumerken, dass diese Stufen seine kindlichen Kräfte reichlich schlauchten.

„Conan, willst du nicht doch auf meinen Rücken...“

„Schon... gut, ich... schaff das schon.“

Seine Worte in ihrer begrenzten Glaubwürdigkeit änderten erneut ihre Gesichtszüge. Ein Stück weit Wut schien darin zu sein und eine leicht abwertender Blick, der sagte 'Blöder Angeber!'.

Sie drehte sich schließlich mit einem gefühlskalten „Na gut.“ zu ihrer Freundin um und ging weiter.

Diese sah ihr kurz hinterher, dann zu Conan, der sich weiter quälte und setzte ein kleines Lächeln auf.

'Es war richtig, herzukommen.'
 

„Sechster... Stock!“

Conan blieb fast atemlos an der Schwelle zum Etagenflur stehen und lehnte sich an den Rahmen.

„Dass du auch immer übertreiben musst, Conan!“, fuhr Ran den momentan nicht zur mündlichen Gegenwehr fähigen Grundschüler an, hielt ihm dann aber frech grinsend die rechte Hand hin.

Nur langsam richtete er sich auf, zog sich an ihr hoch und betrachtete den Flur mit samt den beidseitig eingefassten Türen.

Wie Sonoko schon sagte, es waren mal Büroräume einer Firma. Die Räume waren also nicht alle gleich groß, die Türen nicht alle gleich weit entfernt.

Auch deren Schlösser waren eher wie die von Räumen in Häusern, breit für große Schlüssel, als bei den üblichen Haustüren mit ihrer filigraneren, auf Sicherheit ausgelegten Struktur.

An den Seiten prangten die Zimmernummern, 601 bis 617 auf Plastikplaketten.

„Manches sind sogar Doppelzimmer, aber Fudo hat ein gewöhnliches Einzelzimmerapartment.“

Sie bleib bei Zimmernummer 611 stehen.

Aufschrift: Nakano Fudo.

Sonoko klingelte, da die Tür nicht offen stand. Eine dumpfe Geräuschkette deutete Schritte an, die sich der Tür näherten.

Ein letzter Schritt und ein Griff an der Klinke dann wurde geöffnet. In der Tür machte sich eine mächtige Gestalt breit. Conan war es ja gewohnt, nach oben zu gucken, aber auch Ran und Sonoko mussten beide erstaunt ihre Augen aufwärts wenden. Vor ihnen baute sich ein junger Mann von mindestens ein Meter neunzig auf, riesig für einen Japaner, und auch mit einiger Körperbreite. Der düstere Blick aus den trüben Augen hinter den dicken Brillengläsern vervollständigte das Bild, welches die Gäste erschrecken ließ.

Ran und Conan schoss es gleichzeitig durch den Kopf.

'Das ist niemals Sonokos neuer, 'gutaussehender' Freund!'

Ein Blick zu Sonoko, die ebenfalls verunsichert drein schaute, bestätigte diese Vermutung und Ran schob sie sofort zur Seite und setzte zu einem ihrer Karatetritt an.

„Na warte, du Einbrecher!“

Ihr Bein durchschnitt förmlich die Luft und fuhr genau in Richtung Kopf ihres Gegenübers, bis wenige Bruchteile einer Sekunde vorher die Worte ihrer Freundin sie stoppten.

„Mamoru? Du hier?“

Dieser antwortete gar nicht, stand er doch etwas verkrampft in der Tür, Rans Unterschenkel ungefähr 10 Zentimeter von seiner Nasenspitze entfernt in der Luft baumelnd.

Sie stand ebenso eingefroren, ihr ging gerade der Name durch den Kopf.

'Kennt Sonoko den Kerl etwa? Ist das womöglich auch ein Student?'

Bei diesem Gedanken wurde sie auf einmal rot vor Scham, hoffte innerlich, es wäre irgendetwas anderes, aber eine andere Männerstimme aus der Wohnung machte ihr einen Strich durch die Rechnung.

„Mamoru, du musst schon aufpassen, sonst bist du gleich einen Kopf kürzer. Wenn dich der Schlag einer Karatemeisterin wie Ran Mori an der Stirn trifft, kannst du deinen Bachelor vergessen. Dann ist sozusagen Sense mit höherem Denken.“

Ein breites, aber herzliches Lachen begleitete die Stimme, hinter der sich nun ein blonder Herr herausstellte, der doch wesentlich mehr dem Idealbild Sonokos entsprach.

Ran wurde beim Anblick Fudos ihres Fehlers bewusst und wäre am liebsten sofort im Boden versunken. Sie nahm, irgendwie unterbewusst, ihr Bein wieder herunter. Gott sei Dank war sie nicht die einzige Person, der etwas peinlich war, Mamoru war auch nicht frei ansprechbar.

„Ähm, naja, Fudo, ich kam ja nicht wirklich dazu, was zu sagen, so schnell hat sie mich attackiert...“

Er hielt inne, wurde auch etwas rot. Ran hatte ihr Bein eben sehr hoch gehoben und sie trug einen Rock...

„Ich weiß, wer Ran Mori ist. Ich les auch ab und zu Sportnachrichten, auch wenn ich nicht so sportinteressiert wirke.“ Damit wandte er sich etwas verstört wieder zu den an der Tür wartenden Gästen.

„Entschuldigung, ich wollte euch nicht erschrecken.“

„Ach was, Mamoru, ich war nur überrascht.“ Sonoko stieß ihrer Freundin in die Seite.

Als sie jetzt zu sich kam, aber die Situation noch nicht richtig einordnen konnte, flüsterte sie ihr von der Seite zu.

„Ran, entschuldige dich! Du hättest fast einen Studenten umgehauen.“

Ganz zaghaft erhob sie ihre Hand und richtete sie vorsichtig auf Mamoru. Dieser zuckte kurz zusammen, als erwartete er doch noch einen Schlag, nahm dann aber an.

„Entschuldigen Sie, aber Sonoko hatte Herrn... Nakano etwas anders beschrieben und da dachte ich, Sie wären...“

„Ein Einbrecher, ich habs mitbekommen. Am besten, du erzählst nicht weiter davon. Ist ja auch nicht schön, als Einbrecher gesehen zu werden.

Ich muss mich auch entschuldigen, dass ich nicht schnell genug hallo gesagt habe, aber irgendwie hast du mich doch zu sehr überrascht.

Mamoru Ietasu, Zimmer 613. Ich studiere im vierten Jahr auf Bachelor, genau wie Fudo.

Und bitte, lass das 'Sie'! Ich bin 23 und nicht 33.“

„Und warum warst du nun hier, Mamoru?“ Sonoko unterbrach die Vorstellung doch recht rüde, schaute auch etwas grimmig zu ihm herüber, aber Fudo trat zwischen beide, um sich nun auch Ran und Conan vorzustellen.

„Fudo Nakano. Physik. Nun gut, das wusstest du wahrscheinlich schon, spätestens seit Mamorus Bekanntmachung eben.

Und du bist die berühmte Karatekämpferin von der Teitan-Oberschule, Ran Mori. Und die Tochter des großen Privatdetektivs Kogoro Mori.“

Er beugte sich auch herunter.

„Und du musst Conan Edogawa sein. Der kleine Junge, der immer mit Detektiv Mori zu sehen ist und der mehrfach Kaito Kid daran gehindert hat, wertvolle Objekte zu stehlen, nicht wahr?“

„Äh, ja...“, war das Einzige, was er spontan herausbringen konnte, bevor er, genau wie Ran, einen bösen Blick zu Sonoko rüber warf.

'Erzählst du hier eigentlich alles über uns herum?'

Diese verstand und wackelte heftig mit den Armen und Kopf.

„Nein, Nein, ihr versteht das falsch. Er ist nur sehr allgemein interessiert. Vor allem...“

„Am großen, kleinen 'Kid Killer', wie ihn die Medien nennen.“, vollendete Mamoru und deutete auf die Wände in Fudos Zimmer, die einige Bilder von Kaito Kid zierten, aber auch all die Artikel verschiedenster Zeitungen, die den kleinen, mutigen Jungen beschrieben, der es mit dem großen Meisterdieb aufnehmen konnte.

„Er ist ein Fan von dir, kleiner!“

Fudo bekam ein wenig Farbe im Gesicht und der kleine Kid-Killer konnte nur mit großen Augen auf den Studenten starren.

„Ein Fan... von mir?“

'Ich, also Conan Edogawa,... hat einen Fan? Einen Erwachsenen, der von seiner Arbeit als Detektiv begeistert ist? Gut, Heiji, der Professor und Ai zählen nicht, sie wissen, was dahinter steckt, aber er?'

„Überraschung!“

Sonokos Aufschrei gleich neben seinem linken Ohr ließ ihn beinahe umfallen.

„Was zum...“

„Na, ich weiß doch, wie gerne du dich an Tatorten herumtreibst und wie unbeliebt du dich damit bei der Polizei und Rans Vater machst. Als ich hörte, dass Fudo ein Fan von deinen Aktivitäten ist, dachte ich mir gleich, du musst ihn unbedingt mal kennen lernen. Eine kleine Ermutigung! Denn bei so vielen Fällen, in die du uns hetzt, kann ein zusätzlicher Detektiv doch ganz nützlich sein, findest du nicht?“

Er stand mit weit geöffnetem Mund da.

Er hielt es eigentlich zunächst für einen schlechten Scherz, dann aber erinnerte er sich.

An die Zeit, die ihm mittlerweile so lange her erschien. Die Zeit vor Conan Edogawa, als er sich vor Fans genauso wenig retten konnte wie ein Popstar.

Er meinte damals, sich nicht allzu viel aus ihnen zu machen. Sie kamen und gingen und am Wichtigsten war ihm auch nur Ran. Aber... dennoch, diese Bestätigung, sie war ihm wichtig. So sehr auch die Wahrheit als Einziges zählen sollte bei allen Ermittlungen, so war es doch auch nötig, irgendwo Anklang damit zu finden, einen Antrieb zu haben. Vielleicht fehlte ihm da ein Stück Idealismus von Sherlock Holmes, vielleicht entwickelte er es auch gerade als Conan Edogawa, aber...

doch... er freute sich. Er freute sich wirklich.

Ein Lächeln trat in das bisher stumme Gesicht.

„Danke, Sonoko. Das war wirklich... nett von dir.“

„Ich komm irgendwann drauf zurück...“

Damit wendete sie sich wieder den beiden Studenten zu.

„Also meine Herren, ich habe immer noch keine Antwort!“

Fudo sah sie eine Weile verwirrt an, bevor beide plötzlich in Gelächter ausbrachen.

„Na hör mal, Sonoko. Wenn schon zwei Schülerinnen in einem Gebiet wie Quantenmechanik Nachhilfe wollen, dann hab ich mich da doch nicht alleine rangetraut. Deshalb hab ich Mamoru gebeten, mir zu helfen.

Aber das sagte ich dir vorhin am Telefon schon, als du meintest es geht alles glatt.“

Erneut wendeten sich Ran und Conan mit finsteren Mienen an ihre Freundin.

„Ach so ist das, Sonoko. Du zeigst uns deinen Freund zwar, aber du lässt uns dann doch nicht zu nah an ihn ran, was?“

Für sich sah Sonoko nach dieser Anschuldigung nur den Ausweg in der Flucht nach vorne. Sie drückte Ran zur Seite und wendete sich mit Tränenansätzen in den Augen an die beiden Physiker.

„Hey, aber Ran und ich gehören nun mal zusammen, wir sind wie zwei Planeten, verbunden durch die Gravitation. Ihr könnt uns nicht einfach aufteilen, wie irgendwelche...“

„...statistischen Gemische?“, gab ihr Mamoru ein Beispiel.

„Sonoko, du bist witzig, ich hab wenigstens ein Doppelzimmer - verflucht sei die dumme Auslosung damals - aber wie sollen denn drei Leute in einem Zimmer lernen, wenn noch ein kleines Kind dabei ist? Oder soll er auch Quantenmechanik verstehen?“

Der Satz brachte Fudo gleich noch mehr zum Lachen.

„Wie sagte Einstein?
 

Was man einem sechs jährigen nicht beibringen kann, hat man nicht richtig verstanden.
 

Allerdings finde ich diesen Wert doch etwas zweifelhaft. Aber wir können uns nach dem Lernen sowieso viel besser bei ihm dann noch unterhalten.

Außerdem, es bleibt durchaus bei der gravitativen Bindung, da hast du gar nicht so unrecht.“

Allgemeines Unverständnis durchdrang die drei Gäste, als Mamoru sich mit seinem Zimmerschlüssel bereits an seiner Tür zu schaffen machte.

„Ideale Gase. Das sind eigentlich viele Teilchen, die keine Wechselwirkung spüren, auf mikroskopischer Ebene. Aber auf mikroskopischer Ebene gibt es keine Gravitation.

Makroskopisch jedoch bewirkt sie durchaus die Bildung einzelner großer Gruppen, die sich zusammen finden.“

Conan durchfuhr es auf einmal.

'Ais Bemerkung heute Morgen. Dass Sonoko mit Gravitation Recht hatte.

Hatte sie das gemeint?'

Ran sah genau wie Sonoko etwas unbeholfen drein.

„Geht das denn wirklich? Ich meine, keine Wechselwirkung und dann doch wieder?“

Mit einem Finger zum Himmel gerichtet schaute Mamoru grinsend auf.

„Sicher, wie sollten sonst die Galaxien entstanden sein?“

Der Quantensprung

Hallo an alle Lesenden,
 

erneut einen wunderschönen Dank an all die lieben Kommis!^^
 

Der Treppenanstieg entspricht eigener Erfahrungen, die ich mal in einem Studentenwohnheim gemacht habe.

Im Hochsommer, in einer für mich ungewohnt bergigen Gegend, mit Gepäck 5 Stockwerke hoch. Täglich...
 

So...

jetzt ist es so weit, seit ich diese FF plante, grüble ich über dem jetzigen Kapitel.

Warum?

Weil es das "physikalischste" ist. Ein Stück aus dem Nachhilfeunterricht von Ran. Ich wusste einfach nicht, ob ich es reinbringen konnte, aber ich musste.

Dramaturgisch wichtig, unersetzlich, es geht dabei um was bedeutendes, aber mehr kann und will ich nicht verraten. :x

Darum konnte ich euch davor nicht verschonen. Versprochen, so was kommt kein zweites Mal!
 

Ich hoffe natürlich trotzdem, ihr habt Spaß daran.

lG, Diracdet
 


 


 


 


 

Kapitel 3: Quantensprung
 

„Die Galaxien?“

Ran starrte mehr verwirrt als aufgeklärt nach dieser Aussage an die Decke, als hoffte sie, darin eine Galaxie entdecken zu können. Sie folgte nur unbeteiligt in Mamorus Wohnung, in das erste der beiden Zimmer.

Eine relativ freie weiße Wand, ebenso weiß wie die Zimmerdecke, welcher sie zunächst noch ihre Aufmerksamkeit schenkte, strahlte ihr entgegen. Die Kahlheit ließ sie fast mehr von einem Raum, denn von einem Zimmer sprechen. In einem kleinen engen Vorflur stand sie zunächst und überschaute den Hauptteil von dort. Es gab einen großen Holztisch in der Mitte, lediglich mit einem Zierdeckchen belegt, darum ein paar metallene, gepolsterte Stühle, in der rechten Ecke eine Kochnische, in der sich neben Spüle und Wasserkocher nur verschlossene Schränke fanden.

In der linken Ecke nebst dem Fenster ein kleiner Fernseher, daneben zwei große Kleiderschränke.

Gegenüber der Kochnische dann noch das Bett, großräumig von einer Wolldecke überdeckt.

Im Prinzip war es das, was sie vorfand. Nicht unbedingt das, was man sich zum Wohnen vorstellte, aber es war ja auch nicht für den dauerhaften Lebensaufenthalt gedacht. Nur ein paar Jahre...

Seitlich von ihr wies eine Tür zum Badezimmer. Dieses zählte natürlich nicht zur Zimmeranzahl.

Also, wo lag dieses ominöse zweite Zimmer?

Dessen Eingang fand sich etwas versteckt, zwischen der Kochnische und dem Bett, so dass Ran, die zunächst nur den äußeren Rand des Küchenersatzes erspähte, diesen nicht wahrnehmen konnte.

Als sie sich schließlich einen Überblick verschafft hatte und wieder den Wohnungsinhaber mit ihren Augen suchte, fand sie ihn bereits beim Wasserkocher stehend und das Gerät mit der klaren Flüssigkeit füllend.

Ohne sie direkt anzusehen, begann er.

„Ideale Gase verteilen sich im Raum gleichmäßig. Statistisch gleich. Nimmt man eine Momentaufnahme, würden sie irgendwie verteilt sein.

Real bedeutet das, sie müssten so dünn verteilt sein, dass sie sich nicht spüren. Im Weltall ist dieser Zustand sehr gut realisiert.

Die anziehenden Kräfte, wie die Van der Waals Wechselwirkung fallen mit der sechsten Potenz des Abstandes ab und im All herrschen durchschnittliche Abstände von Metern, wenn nicht Kilometern.

Allerdings wirkt die Gravitation, nebenbei als einzige noch vorhandene Kraft, weiter. Winzige Fluktuationen, die man meistens gar nicht wahrnehmen würde. Aber da diese immer anziehend wirken, führen sie über Millionen oder Milliarden Jahre zur Zusammenführung der Einzelteilchen, zuerst zu Staub, dann zu Nebeln, dann zu Planetoiden und Sternen.

Asteroiden sammeln sich zu Gürteln, Planeten um einen Stern zu zu Sonnensystemen, Sonnensysteme zu Galaxien, Galaxien zu Galaxiehaufen und Galaxiehaufen zu Superhaufen.

In jeder dieser Größendimensionen kommt es zu dieser Art Klumpenbildung und immer durch Gravitation.“

Einen stummen, erstaunten Blick erhielt er als Reaktion für diese Erläuterung, auch wenn er ihm entnahm, dass sie sie verstand und sich wohl mehr über andere Dinge wunderte.

Sie musste sich kurz schütteln, um wieder alles einordnen zu können.

„Äh, Ran?“

„Ach, nichts, ich bin nur beeindruckt.“

„Von der Gravitation, oder von der Wohnung?“, hakte er mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen nach.

„Ist das... so eindeutig?“, wollte sie verlegen nur sagen, aber der ruhige, sanfte Blick Mamorus flößte ihr den nötigen Mut wieder ein.

„Ich hatte irgendwie mehr Bücher und Schreibmaterial und... nun einen Computer oder Laptop erwartet. Es wirkt hier alles so...“

„Steril? Ich hab aufgeräumt, weil ich ja Gäste erwartete.

Und letztlich, das hier ist der Wohn-, Ess- und Schlafbereich.

Wenn ich für diese Wohnung schon doppelte Miete zahlen muss, dachte ich, ich mach aus ihr auch eine zweiteilige Einrichtung.“

Mit einem Finger wies er auf die Tür links neben sich, die sich aus Rans Position nun hinter der massigen Gestalt befand.

In diesem Moment fiel ihr auf, was Conan schon zum Schmunzeln brachte, als er ihn zum ersten mal sah.

Mamoru heißt soviel wie Masse.

'Manchmal scheinen Eltern einfach ein Gespür für ihre Kinder zu haben...'

„Dieses zweite Zimmer ist gewissermaßen mein ganz privater Elfenbeinturm für Physik.

Ich werde ja dieses Jahr mein Bachelor Studium beenden und plane für eine weiterführende akademische Laufbahn in Theoretischer Physik. Da kommt so ein Refugium wie gerufen.

Und da befinden sich alle meine Bücher über Physik, wie auch einige andere, mein Laptop, einige... Ausgleichsmöglichkeiten.“

„Ach... und da willst du... wollen wir...“

Er rückte sich mit dem linken Zeigefinger die Brille am Bügel auf der Nase zurecht.

„Wie Fudo schon sagte. Da es zwei Zimmer sind, können wir ungestört vom kleinen Conan lernen.

Denn, was Fudo nicht besitzt, ich aber schon, ist...“

Er ging mit gemäßigten Schritten zur Kommode, auf der der Fernseher stand, öffnete, sich dabei zur Seite drehend und Conan und Ran den Blick gewährend und gab damit diesen frei auf eine Videospielkonsole und eine nicht unerhebliche Menge dazugehöriger Spiele, die sich wie eine DVD-Sammlung darunter in Fächern stapelte.

„Er will Conan ja nachher unbedingt noch genauer kennen lernen – ich musste mir vorhin alle Storys über Kaito Kids letzten Raub anhören – aber wir sind doch der Meinung, dass er wohl nicht so interessiert sein wird an der Thematik Quantenmechanik.“

Für einen Moment zeichnete sich in dem Gesicht des kleinen Jungen, das Ran und Mamoru gemeinschaftlich anstarrten, dieses Interesse, diese Neugier durchaus ab, verschwand dann aber blitzartig in dieser fast schon standartisierten Kindlichtkeit, die er als Schild gegen unangenehme Zweifel an seiner Natur entwickelt hatte.

Schnurstracks wandte er seine Schritte zur Spieleauswahl, ohne den daneben postierten Studenten eines Blickes zu würdigen und riss mehrere laut aufschreiend heraus.

„Oh wow, das ist ja das neue Kamen Raider Action game: 'Deep forrest adventure 3' und da sind ja auch die anderen Teile! Das ist ja ein supertoller Ort hier.

Darf ich damit wirklich spielen?“

Rans fast entgleister Miene folgte Mamorus freundliches, leicht amüsiertes Lächeln mit einem zustimmenden Nicken, welches sie dann bestätigte.

„Aber wir müssen noch auf den Tee warten. Der Wasserkocher ist nicht gerade der neueste, deshalb dauert es eine Weile.“

„Das könnte ich doch übernehmen.“ Conan hatte sich kurzzeitig wieder vom Fernsehgerät, welches Mamoru gerade angestellt hatte, umgedreht. Es war offenkundig, dass er noch sehr genau auf ihre Worte achtete und nicht so sehr der virtuellen Welt, die sich ihm nun gleich eröffnete, frönte.

„Mit einem Hocker komme ich zum Wasserkocher, dann kann ich das Wasser gleich in Tassen umfüllen und den Tee ziehen lassen.“

Er hätte es eigentlich nicht sagen sollen, das war ihm schon klar, aber...

irgendetwas trieb ihn dazu an. Vielleicht einfach der Versuch, hilfreich zu sein, auch weil ihn Mamoru und Fudo scheinbar als Störenfried beim Lernen ansahen. Ein innerer Drang der Rechtfertigung, das musste es sein. Und das wussten auch Ran und Mamoru.

Sie beugte sich zu ihm runter:

„Das wäre wirklich sehr lieb von dir, Conan. Aber pass auf, dass du dich nicht verbrühst, ja?“

Der Seitenhieb des freundlich gemeinten Rats, das nun endgültige Abstempeln zum kleinen Jungen, es wurde abgerundet mit ihrem Gesichtsausdruck, der ihn nicht ganz ernst zu nehmen schien.

Mamoru zeigte ihm kurz das Gerät sowie das Geschirr und den Mülleimer unter der Spüle für die Teebeutel.

Dann öffnete er die Tür zum Elfenbeinturm, ließ Ran vor sich eintreten und schloss mit einem

„Bis nachher, Conan!“ diese wieder.
 

Der Anblick überraschte Ran doch nun sehr, auch wenn er ein Stück weit ihre Erwartungen mehr befriedigte, denn die sterile Einrichtung des ersten Zimmers.

Der Raum war etwa so groß wie der andere, allerdings ohne Kochnische und Badezimmer, also ganz rechteckig mit etwas kleineren Dimensionen.

Diese wurden dadurch verstärkt, dass rundherum die Wände entlang sich Schränke reihten. Dünne Holzplanken machten deren Regale aus, so dass sich diese leicht ab- und aufbauen ließen.

Der Begriff Schrankwand bekam hier eine völlig neue Bedeutung. Lediglich zu ihrer Linken unterbrach ein Fenster den Umlauf.

Es glich zum größten Teil einer Bibliothek und das in mehrfacher Hinsicht.

Waren es ihr gegenüber noch alles Bücher über Physik, deren Titel sich vielfach glichen, einige versehen mit Aufklebern, welche sie als Eigentum der Bibliothek der Universität identifizierten, so erblickte sie, zur Seite tretend, links neben dem Fenster Romane, Dramen, Kriminalgeschichten, alles bekannte Werke großer Autoren, die russischen Vertreter Dostojewski und Turgeniew, die Amerikanischen mit Poe und Dickens, die Deutschen mit Goethe und Heine, die englischen mit Shakesspeare und...

„Arthur Conan Doyle? Du liest auch Sherlock Holmes?“

„Ich lese vieles, das sieht man doch. Es stellt Ausgleich ebenso wie alternatives Denken für mich da.“

Sie wich etwas bei den Worten zurück, woraufhin er sich erneut die Brille richtete und amüsiert lächelte.

„OK, ganz so pikiert bin ich nun doch nicht, aber ich lese halt vieles gerne mal, auch aus reiner Neugier. Die macht nun mal mein Wesen aus.

Genau wie das eines Detektivs wie Sherlock Holmes.“

Zu ihrer Rechten fand sie auch japanische Literatur en masse, bis sie schließlich gegenüber vom Fenster hängen blieb. Dort war ein Vorbau der Schrankwand mit einem Stuhl und einer Lampe daneben. Dieser Vorbau war von einigen Büchern oder anderen größeren Objekten bedeckt und diese wiederum von einem sehr großen Tuch.

Wollte er dort etwas verstecken? Oder war das sogar nur ein Objekt darunter? Sie fand mit bloßem Auge keine unregelmäßigen Kanten, welche von unterschiedlichen Gegenständen der Form des Tuchs aufgeprägt werden konnten.

Der Grund, weshalb sie in diesem Gedanken verharrte, war, dass es sich nicht, wie man meinen konnte, um seinen Arbeitsplatz handelte.

Nein, denn schon bei ihrer Rundumschau erblickte sie natürlich den großen Holztisch in der Mitte, um den zwei komfortable Drehstühle angebracht waren.

Das Licht der Zimmerlampe war genau auf diesen Holztisch fokussiert und dennoch fanden sich an seinem Rand zwei kleinen Nachttischlampen, eine zu jeder Seite.

Ein Stapel Bücher, deren Titel stets, zumindest als Wortteil, den Begriff 'Quanten' beinhalteten sowie eine Ansammlung leerer Zettel und Stifte, Bleistifte, Kuli, Feinliner, die wohl für die heutige Arbeit dienten, waren die Materialien, die dennoch nur den halben Tisch füllten. Eine angelehnte Tasche an einem der Tischbeine deutete auf ein Notebook hin.

Klar, an diesem Tisch arbeitete er. Hier saß er, wie man es von Studenten so hörte, manchmal bis tief in die Nacht.

Die Bücher dienten ihm als Ausgleich. Aber was war dann unter diesem Tuch?

„Eine weitere Ausgleichsmöglichkeit, wenn man so will.“

Sie schrak hoch, als sie ihre Gedanken genau beantwortet hörte.

„Wie...“ Sie stellte verwundert fest, dass Mamoru auf dem Drehstuhl von ihr aus hinter dem Tisch Platz genommen hatte.

„Eine der Auswüchse der Phantasie von Krimiautoren wie Poe oder Conan Doyle, dass ein gut geschulter Geist durch die Mimik und Gestik des Gegenüber dessen Gedanken erraten und geraume Zeit verfolgen könne.

Das mag vielleicht sogar möglich sein, wenn man die Person und deren Verhalten gut kennt.

Grundsätzlich aber reagiert zwar eine Mehrheit ähnlich, wenn sie ihren eigenen Gedanken nachgeht, aber die Nuancen sind einfach zu groß. Und sie sind zu bedeutsam, um sie einfach...“

„Aber du hast doch eben meine Gedanken gelesen und mich kennst du doch noch gar nicht!“ Sie hatte ihn sehr schroff unterbrochen, aber er schien einfach nicht aus der Ruhe zu bringen zu sein.

„Bei dir war es etwas anderes, weil ich dich zwar nicht so gut kannte, aber wir eben einige entscheidende Dinge geklärt hatten.

Nach dem Blick ins erste Zimmer warst du... enttäuscht, das trifft es wohl am ehesten, also hast du dir nach meiner wagemutigen Ankündigung deutlich mehr Hoffnungen für dieses Zimmer gemacht.

Dass du dir den Raum genau angucken würdest, war deswegen klar, wurde durch deine Frage nach Holmes bestätigt und, ehrlich gesagt, bisher hat sich noch jeder hier eine Weile umgeschaut.

Dass dir der Vorbau an der Schrankwand aufgefallen ist, war da auch nur logisch, selbst wenn man deinem Blick bis dahin nicht gefolgt ist.

Unweigerlich fiel dieser dann aber zurück auf den Tisch hier vor mir, den man notgedrungen als erstes bemerken musste und der sich eindeutig als Arbeitsfläche ergibt. Dass du ein zweites mal, besonders aufmerksam diesen betrachtet hattest, basierte auf der Überlegung, dass sich diese zweite Fläche, besonders wegen Stuhl und Lampe auch dafür eignete.

Allerdings ist diese Fläche durch ein rechteckiges großes Objekt belegt. Zu groß für ein Buch und zu gleichmäßig für mehrere Bücher.

'Was ist also dessen Sinn?', war in etwa deine Frage als ich dich, ich muss mich entschuldigen, in deinen Gedanken unterbrochen hatte.“

Ran war sprachlos. Sie stand einfach nur da. Ja, sie hatte so etwas schon einmal erlebt.

Shinichi hatte ihr vor Jahren von dieser Technik erzählt, begeistert wie immer, wenn es um Sherlock Holmes ging.

Und er hatte es auch vorgeführt.

Das gleiche tat nun eigentlich Mamoru. Gut, sie hatte nun wirklich nicht damit gerechnet, das überraschte sie, aber da war noch etwas.

Etwas fehlte. Diese Begeisterung. Er schien dies mit eben solcher Ruhe und Konzentration wie Shinichi durchzuziehen, ja mit Überlegenheit sogar, wie sie meinte, aber... er sah es gar nicht als etwas besonderes an.

Im Gegenteil, er nannte es ja einen Auswuchs der Fantasie der Krimiautoren. Mehr ein nebenbei Zeitvertreib, eine Zerstreuung, ein Ausgleich. Diese Worte verstand sie jetzt in völlig neuem Licht.

Aber er machte sich doch nicht lustig über so etwas, oder?

'Nein, er sagte doch, die Neugier mache sein Wesen aus, genau wie das Sherlock Holmes. Und er sagte was von alternativem Denken oder so. Meinte er, dass er Sherlock Holmes Denkansätze... ausprobiert hat?'

Der Gedanke kam ihr nun doch reichlich komisch vor. Außer Shinichi hatte sie noch niemanden getroffen, der so völlig in dieser Welt vertieft war. Außerdem war er doch kein Detektiv, sondern Physiker...

'Oder... gibt es da eine Verbindung?'

Schließlich fiel sie wieder aus ihren Gedanken, als sie irgendwie seine Worte dann doch noch erreichten.

„Äh... du musst dich doch nicht entschuldigen, ich war nicht so sehr in Gedanken. Wirklich kein Problem.“

Sie setzte sich rechts neben ihn auf den zweiten Drehstuhl und beugte sich etwas vor, während er eine der kleinen Lampen auf den in der Mitte vor ihnen liegenden Blättern richtete.
 

„Was ist das Wesentliche an der Quantenphysik?“

Sie warf die Frage einfach in den Raum, um einen Ansatz zu haben, einen Angriffspunkt zu diesem Thema, das sich ihrem Verstand verschloss, so sehr ihn der Lehrer oder das Schulbuch auch damit malträtierten.

Letztlich half ihr ihre Fähigkeit des sturen Lernens, einige Klippen bisher zu umschiffen, aber ohne dieses Verstehen blieben manche Ziele für sie eben unerreichbar. Sie hätte wohl damit leben können, sie war nicht gefährdet, durchzufallen, aber nun hatte sie Sonoko vor Shinichi bloßgestellt, damit lag die Sache anders. Jetzt musste, jetzt konnte sie sich beweisen.

'Das wäre ja noch schöner, ihn glauben zu lassen, sie sei nicht ohne ihn fähig, Probleme zu bewältigen.

Oder... mache ich mir damit etwas vor?'

„Eine interessante Frage, Ran. Die Antwort ist eigentlich relativ einfach, also sie lässt sich auch ohne umständliche Begriffe in einem Satz formulieren.

Die Bedeutung ist aber gewaltig und ich komme nicht umhin, erst dich zu fragen, was du alles so gehört hast. Ich tippe mal, nach meiner Schulzeit gesprochen, eine Ansammlung 'kurioser' Fakten, die deiner Erfahrung widersprechen, die sich aber auch nicht ordnen lassen.

Das ist im Allgemeinen auch so, weil man Quantenmechanik mathematisch nicht mit schulischen Methoden so gut beschreiben kann. Was bleibt, sind die Phänomene, nun, und die sind im wahrsten Sinne phänomenal.“

Sie überlegte, sollte sie jetzt all diese 'Phänomene' aufzählen? Oder beschreiben, wie sie zusammen gefügt würden, ihrer Erkenntnis nach?

Nein. Oder doch? Mamoru saß ganz ruhig da, schien ihre Geistesabwesenheit einfach so hinzunehmen, sie ihre Gedanken formulieren zu lassen.

'Also dann...', fasste sie sich schließlich ein Herz.

„Es sind tatsächlich viele einzelne Punkte. Ein Experiment mit Spalten, welches Elektronen als Wellen darstellt, obwohl sie Teilchen sind, umgekehrt ein Experiment mit Licht, welches dieses als Teilchen darstellt, obwohl es Wellen sein sollten.

Das Bohrsche Atommodell, welches die Grundlagen des Elektromagnetismus in Frage stellt.

Eine abstrakte Größe namens Spin, welche dem Drehimpuls ähnelt und welche eine Korrektur an diesem Modell darstellt.

Die Unschärferelation.

Die Aussage, dass es keine Aussagen mehr gibt und doch sich am Ende nur eine ergibt.

...

Ich versteh es einfach nicht im Kontext!“ Sie beugte sich über den Tisch und hielt ihre in Falten gezogene Stirn, sie verstand es wirklich nicht.
 

Wer behauptet, Quantenmechanik verstanden zu haben, hat sie nicht verstanden!
 

„Von wem...“, schaute sie verwirrt nach einem Augenblick des Zögerns auf.

„Niels Hendrik David Bohr. Der mit dem komischen Modell, das die Elektrodynamik widerlegt.“ Sein freundliches, warmes Lächeln heiterte sie etwas auf.

„Es stimmt schon, es sind eine Menge Dinge, die ohne Ordnung keinen Sinn machen.

Warte mal, um nicht gleich alles weiter in Verwirrung zu bringen, eine kurze Trennung. Die beiden Experimente am Anfang, das Doppelspaltexperiment und der Photoeffekt, wir können die beiden erstmal für die Quantenmechanik außen vor lassen. Sie sind immens wichtig, aber die Aussage ist ein und dieselbe:

Teilchen und Wellen, das sind nichts weiter als Modelle. Gedankenspiele der sterblichen und fehlerbehafteten Menschen. Sie haben nicht den geringsten Anspruch auf Richtigkeit. Theorien können sich an Experimenten messen und damit Gültigkeit erlangen oder zumindest Glaubwürdigkeit, Modelle nicht. Bei so gut funktionierenden wie Teilchen und Welle ist das aber mit der Zeit in Vergessenheit geraten.

Letztlich zeigten beide Experimente nur, dass es in Wirklichkeit weder das eine noch das andere gibt. Sie sind wie zwei Seiten ein und derselben Medaillie. Die Umgebung entscheidet letztlich, was von beidem deutlich wird. Aber beides ist möglich. Mehr steckt da zunächst nicht dahinter.

Das wurde dann als Welle-Teilchen-Dualismus berühmt.

Das Bohrsche Atommodell ist natürlich auch nur ein Modell, wie der Name schon sagt. Es hat weder eine halbwegs sinnhafte Begründung, noch eine hilfreiche Weiterführung.

Man behandelt es nur gerne, weil es sich relativ leicht berechnen lässt und eine Dimensionsvorstellung liefert über das Wasserstoffatom. Andere Atome kann man damit auch nicht wirklich beschreiben.“

„Also soll ich diese Gedanken...“

„Vorläufig nach hinten schieben. Vergessen wäre falsch, dafür sind noch zu viele Erkenntnisse darin.

Das Wesentliche der Quantenphysik, ihre eine zentrale Aussage, die alle Kontroversen darüber auslöste, ist die, dass die Natur von sich aus statistisch angelegt ist und nicht deterministisch.“

„Deterministisch?“

„Vor der Quantenmechanik gab es eine fundamentale Vorstellung, beruhend auf der Mathematik der Differentialgleichungen: Könnte man alle Informationen über ein System zu einem beliebigen Zeitpunkt bestimmen, könnte man, mit genügend Aufwand auch seinen Zustand zu jedem anderen Zeitpunkt, früher oder später, berechnen. Das ist Determinismus. Fast gottgleich.

Ein Wesen, welches unendlich schnell rechnen könnte, wäre in der Lage, alle Ereignisse dieses Universums vorherzusagen. Das käme dem Status des biblischen Gottes gleich, der alle Geschichte schon vor beginn der Zeit aufgeschrieben haben soll.“

„Und die Quantenmechanik oder die Quantenphysik sagt, es wäre nicht so?“

„Quantenphysik ist zunächst immer nur Quantenmechanik. Sie sagt..., nun, sie sagt, dass ein Teilchen für sich genommen keinen Zustand im klassischen Sinne hat. Es ist nicht festgelegt. Entsprechend kann man nicht so einfach eine Schlussfolgerung darüber machen, wie es sich entwickelt.

Es hat eine Größe, die man Zustand nennt und diese Größe ist deterministisch, das heißt, sie genügt einer Differentialgleichung. Das Problem ist, sie gibt nicht das wieder, was wir uns klassisch unter einem Zustand vorstellen.

Klassisch, damit meine ich im mechanischen Sinne immer Newton und seine Gleichungen. Danach brauchte man für diese Bestimmung immer den Ort und die Geschwindigkeit eines Teilchens, um die deterministische Rechnung weiter zu führen. Deshalb nennt man diese Größen Zustandsgrößen.

Der quantenmechanische Zustand gibt uns nicht den Ort und die Geschwindigkeit, sondern nur deren Mittelwerte und Schwankungen wieder. Also deren statistische Werte über viele Wiederholungen des selben Versuchs.

Deshalb ist es eine statistische Theorie.

Und an dem Punkt kommen nun noch die beiden anderen Punkte hinein. Zunächst die Unschärferelation. Sie legt lediglich eine Beziehung zwischen diesen Schwankungen für zwei Größen fest, die gleichzeitig gemessen werden sollen. Misst man etwas exakt, die technische Unmöglichkeit dieses Vorhabens unberücksichtigt, so müssen die Schwankungen gleich Null sein. Nun und genau für Ort und Geschwindigkeit kommt heraus, dass das Produkt der Schwankungen größer Null ist!

Was heißt das nun also für Newton?“

„Ähm... dass man... nicht beide Größen exakt messen kann.“ Sie fragte mehr als dass sie antwortete, so ungefähr stand es auch im Buch, aber Mamorus Kopfnicken nach lag sie wohl richtig.

„Und das wiederum heißt, dass der Determinismus ins Wasser fällt. Es ist unmöglich, solche Messungen vorzunehmen. Das könnte demnach auch Gott nicht, was Einstein von dieser Theorie weg getrieben hat.
 

'Gott würfelt nicht!'
 

Das war seine berühmte Aussage später dazu.“

„Aber man misst doch bestimmte Werte oder nicht? Experimente liefern gleiche Resultate, wenn man sie wiederholt.“

„Das stimmt nur teilweise und das ist der andere Punkt, das ist nämlich der Quantensprung.

Der Zustand hat sich nicht entschieden, er beinhaltet sozusagen alle Möglichkeiten, alle möglichen Entwicklungen, sie sind da drin vorhanden.

Und jetzt kommt die entscheidende Aussage, das eigentliche Würfeln Gottes: Die Entscheidung wird getroffen, in dem Moment, wenn die entsprechende Größe gemessen wird.

Oder ganz genau gesagt, in dem Moment, in dem das Teilchen durch irgendetwas beeinflusst wird. Eine Wirkung, eine Kraft, oder eben eine Messung, die ja auch auf so etwas basiert.

Die Messung lässt das Quantensystem in den einen Zustand, den es zufällig wählt, springen.“

„Ganz zufällig?“

„Ganz zufällig.“

„Aber dann ist doch gar keine Aussage überhaupt mehr möglich?“

„Doch. Wäre gar keine Aussage mehr möglich, wäre die Physik wirklich am Ende.

Es geht um Wahrscheinlichkeiten, das sagte ich doch am Anfang: Die Theorie liefert die Wahrscheinlichkeit, mit der das Teilchen in einen bestimmten Wert springt. Der Zustand ist sozusagen alle möglichen Entwicklungen, jeweils mit einem Faktor gewichtet, der Wahrscheinlichkeit, dass bei Messung dieser Zustand eintritt. Und diese können wir berechnen. Daher auch den Mittelwert. Wenn man ein Experiment vielfach wiederholt, und die Streuung der Werte sich anguckt, darin liegt die Erkenntnis der Theorie. Und das mit unglaublicher Präzision.

Bei makroskopischen Objekten ist diese Streuung winzig und die Präzision der Geräte viel zu gering, um den einen wie den anderen Effekt wahrzunehmen. Aber heutzutage ist das etwas anders.“

Erneut blieb es eine Weile still und erneut ließ Mamoru die Zeit dahingleiten und Ran ihren Gedanken nachgehen.

„Und warum... beobachten wir dann... nicht solche Zustände? Warum wirkt es immer entschieden, als ob es nicht alle, sondern nur ein Zustand wäre?“

„Weil es aus Gründen der Eichtheorie keine freien Teilchen gibt. Die Messung selbst ist der Einfluss, den man nicht ausschalten kann. Warte, wie könnte man das anschaulich... ah ja, ich habs.“

Er kramte in den Schubladen an der Tischunterseite und holte eine Packung Papiertaschentücher hervor. Zwei Stück nahm er heraus und breitete sie auf dem Tisch aus.

„Stell dir vor, das wären zwei Lagen an Atomen auf der Oberfläche eines Materials und du willst an die untere heran.

Von unten ist das Material zunächst zu dick und wir sagen mal wir wollen es in der Mitte betrachten, also auch von der Seite kommt man nicht heran.

Man muss also die obige Schicht von oben entfernen. Probiers mal!“

Ran schien über den Vergleich doch etwas verwundert, willigte dann aber doch ein.

Zwischen ihren filigranen Daumen und Zeigefinger fasste sie die mittlere Kontur des fast eben ausgeweiteten Stückes Zellstoff. Der Rand und die Unterseite waren ja unzugänglich und so blieb ihr nur diese Stelle. Sie hob das Stück langsam hoch und fand darunter das zweite Taschentuch.

Dieses war aber erwartungsgemäß nach oben gewölbt. Ihre Finger hatten es mit gezogen.

„Siehst du? Die beiden Schichten standen in Wechselwirkung miteinander. Daher konntest du nicht verhindern, dass deine Beeinflussung der ersten Schicht auch die eigentliche Zielschicht manipulierte. Du kannst es auch noch hundert mal probieren. Das heißt, es ist so unmöglich an die Ausgangsinformation heran zu kommen, weil das Beschaffen der Information selbst diese zerstört. Selbst wenn mal durch Zufall die Ausgangssituation entstünde, du wüsstest es nicht. Woher auch?

Ein Stück weit Ironie, aber man muss damit leben und die besonderen Aspekte darin sehen. Das, was an Informationen übrig bleibt, ist die gewaltige Menge, die klassisch existiert.

Quantenmechanisch ist das nicht mal ein Bruchteil. Aus diesem Gedanken zum Beispiel erwuchs die Idee eines Quantencomputers...“

Er wollte wohl noch weiter erzählen, aber Ran hatte offenbar an diesem kleinen Spiel Gefallen gefunden. Immer wieder breitete sie das Taschentuch aus, nahm es hoch und beobachtete die neue Form, die das untere erhalten hatte. Sie war immer etwas anders, immer ein neuer Zustand, der durch den Quantensprung erzeugt wurde.

Sie war so damit beschäftigt, dass sie gar nicht merkte, wie Conan mit dem Tee auf einem Tablett eintrat.

„Hallo, ihr beiden, der Tee ist fertig. Äh.. Ran?“ Er sah Rans freudigen Blick und das absonderliche Spiel, das sie vor sich trieb, beobachtete wie das Taschentuch, das sich hob und senkte, das zweite mit sich zog, mal mehr, mal weniger, aber immer ein bisschen.

Plötzlich weiteten sich seine Augen bis zur größten möglichen Spannung.

'Nein! Nein, das kann doch nicht sein!

Aber damals im Hafen...

Und in...

Das würde ja bedeuten..., dass das FBI die ganze Zeit falsch lag!

Aber das hieße ja auch, sie hätte wegen...'

Bei diesem letzten Gedanken versagten ihm die Arme und das ohnehin schwere Tablett entglitt seinen Händen.

„Uahh!“

Gerade noch rechtzeitig hatte Mamoru seine Hand zwischen Tablett und Boden geklemmt und ein Malheur auf dem Teppichboden verhindert.

Erst jetzt sah Ran auf, bemerkte Conans verschreckte Augen, die immer noch den Taschentüchern galten. Sie waren in diesem Moment völlig frei von jedweder Kindlichkeit. Nein, sie waren von Erkenntnis beseelt, aber nicht, wie sie es gewohnt war, von diesem überlegenen Feuer in den Pupillen, sondern von einer Angst, die einen von innen zerfressen konnte.

Nur mühsam konnte sich der kleine Junge wieder beruhigen und den Studenten zu seiner Rechten bemerken.

„D...Danke schön!“

„Ach, ist doch nichts passiert, Conan. Und außerdem müssen wir uns bedanken, dass du uns den Tee gebracht hast.“ Er lächelte ihm freundlich entgegen und drehte sich mit dem Tablett zum Tisch.

„Äh... sagt mal, was macht ihr da?“ Er wies mit einem seiner nun freien Finger auf Ran und ihre Taschentücher.

Auch sie war eine Weile wie paralysiert, seine Stimme brachte sie erst jetzt wieder zurück, dass sie antworten konnte.

„Das ist ein Quantensprung, Conan. Es ist unmöglich, das eine Taschentuch hoch zu heben, ohne das andere damit zu verändern!“ Sie lächelte bei ihren eigenen Worten. Für ein normales sechsjähriges Kind musste das nach Unsinn klingen und nicht nach höherer Physik.

'Nur..., Conan ist ja kein normales Kind!'

„Un...möglich?“

'Ja, es ist unmöglich. Also ist es tatsächlich so. Aber wann hat sie dann...? Oh nein!'

Ein leichter Unterton von Traurigkeit umspielte seine Lippen. Er drehte sich weg, wollte das nicht zeigen.

„Na gut, dann stör ich euch mal nicht weiter. Das Spiel ist auch viel zu spannend!“, heuchelte er zum Schluss noch, bevor er die Tür wieder schloss.

Mamoru schaute ihm noch einen Moment nach.

„Wirklich ein netter kleiner Junge und irgendwie kommt er mir ganz schön pfiffig vor.

Also Ran, wollen wir... fortfahren...“

Sie war aufgestanden, als sich Conan abgewendet hatte, ließ die Tücher fallen, hielt aber den Blick auf sie gewendet.

'Unmöglich? Möglich?'

Dann ein leichter Wink nach links, zu den Büchern.

'Sherlock Holmes?'

Sie fühlte, wie sie schwer schlucken musste. Es war falsch, definitiv, aber ihre Entscheidung war bereits gefallen.

„Mamoru?“, begann sie ganz zaghaft.

Er hatte den Tee auf den Tisch gestellt, wollte gerade sich setzen, um einen Schluck zu sich zu nehmen, hielt aber von ihrer Stimme dazu gebracht inne. Sie war so anders als vorher, bis eben war sie schüchtern, als hätte sie Befürchtungen, etwas falsches zu sagen, aber das sollte eigentlich nach der Einlage mit den Taschentüchern verflogen sein. Stattdessen klang sie jetzt wirklich ängstlich, so dass er verwundert aufschaute.

„Äh ja?“

Ihre Hände krallten sich ineinander, sie spürte, wie der körperliche Schmerz den seelischen betäubte.

Mit dem Mut einer inneren Verzweiflung blickte sie ihn schließlich an.

„Mamoru, ist es möglich... dass ein Mensch schrumpft?“

Induktionen

Hallo an alle Lesenden,
 

so, nun habt ihr es ja erstmal überstanden, wie gesagt, jetzt gibt es wieder mehr Handlung und Physik nebenbei.

Aber es freut mich, dass ihr euch trotzdem durchgekämpft habt! ^.^

Es soll euer Schaden nicht sein...

Und vielen, vielen Dank, dass ihr euch trotzdem zu Kommis habt hinreißen lassen. ^________^
 

So, und schon geht es weiter. Was Mamoru Ran zu antworten hat, erfahrt ihr nun.

Ach ja, das Wort im Titel meint übrigens nicht den Effekt, bei dem Strom aus einem Magnetfeld gewonnen wird, sondern es geht diesmal um Logik, die ebenso essentiell in der Wissenschaft ist, wie in der Kriminologie.

Ich wünsch euch viel Spaß.

lG, Diracdet
 

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Kapitel 4: Induktionen
 

Mamoru hielt die Tasse schon ein paar Sekunden in der Hand, sein dicker Daumen und Zeigefinger umfassten den fast zu kleinen Henkel und er gab sich alle Mühe, die Hitze der Tassenoberfläche nicht auf diese überspringen zu lassen.

Aber es war schwierig. Rans Worte und ihr Blick daraufhin, es war ihr ernst, sehr ernst mit dieser Frage. Das konnte ihn nicht kalt lassen und sein Gehirn schien tief in die Gedankenwelt einzudringen, der er sich mit Leib und Seele verschrieben hatte.

Absolute Stille herrschte, Ran bemerkte jetzt erst, dass die Tür zum anderen Zimmer von dieser Seite sogar gepolstert war, als Lärmschutz.

Schließlich stellte er die Tasse sanft zurück auf die Untertasse, ohne davon getrunken zu haben.

„Glaubst du... dass du jemanden... gesehen hast, der geschrumpft ist?“, begann er zögerlich, beobachtete ihr Mienenspiel. Er wollte Zeit gewinnen, um seine Gedanken noch weiter zu ordnen, dem neuen Problem zu widmen.

Sein Blick war dadurch dunkel geworden, er ging durch sie hindurch und wies keinerlei Emotionen mehr auf. Ihr wurde Angst bei diesem Anblick. Sie bereute es schon fast, gefragt zu haben.

„Ich... es tut mir Leid, es war wohl eine blöde Frage, das ist unmöglich und außerdem sind wir hier für Physik...“

„Glaubst du, oder glaubst du nicht, Ran?“

Jetzt war er wirklich böse geworden, hätte sie fast angeschrien. In seinen Augen sah sie aber nicht Wut, nein es war... Interesse. Sie hatte ihm einen Brocken hingeworfen und dann einfach den Rest vorenthalten. Es war zu spät, das jetzt zu leugnen.

Aber sie hatte kaum noch Mut, etwas zu sagen, sie hatte ihn verärgert, so sah sie ihre Position und dann jetzt mit jemand wie ihm ein Gespräch über ein Thema anzufangen, das er von vornherein als lächerlich abstempeln musste...

„Unmöglich ist die Möglichkeit, an die man noch nicht gedacht hat, Ran. Hat dir das noch niemand gesagt?“ Seine Stimme hatte sich beruhigt, weil er sie beruhigen wollte.

„Die physikalischen Gesetze geben einen grundsätzlichen Rahmen des möglichen, aber nur für Gesamtsysteme wie das Universum und einzelne Teilchen.

Dazwischen ist alles möglich und man muss sich nur eine genau genügende Umgehung der Einschränkung überlegen.

Der Laser zum Beispiel funktioniert nur, weil man durch pumpen mit Energie einen zutiefst unphysikalischen Zustand der Besetzung von Elektronenniveaus erzeugt.

Warum sollte es unmöglich sein, dass ein Mensch schrumpft, wenn ich nicht weiß, ob es unmöglich ist? Sherlock Holmes mag innerlich nicht an Geister geglaubt haben, aber da er ihre Existenz nicht widerlegen konnte, konnte er auch nicht behaupten, sie wären Fiktion. Wie er es sinngemäß formulierte,
 

'Übersteigt die Erscheinung menschliches, übersteigt sie auch meine Fähigkeiten, aber lassen Sie uns doch erst die menschlichen Möglichkeiten ausschöpfen!'
 

Also, hast du einen Menschen gesehen, der geschrumpft ist?“

„... Ja... ich... glaube, ich habe einen Menschen gesehen, der geschrumpft ist.“

„Glaubst du es oder weißt du es?“ Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. Er hatte seine Überlegung in einiger Dimension ausgeführt und kam damit zu dieser Gegenfrage, die Ran nun selber leicht in Rage versetzte.

„Das ist doch das Problem! Ich würde doch nicht fragen, wenn ichs wüsste. Ich glaube es, aber ich weiß es nicht, weshalb ich gehofft habe, du könntest mir dabei helfen zu klären, ob es ein Hirngespinst ist, oder ob überhaupt die Möglichkeit besteht, dass... das diese Person...“

„Nun, wenn du es nur glaubst, dann denke ich, dass du dich irrst. Diese Person ist nicht geschrumpft, das bildest du dir nur ein.“

Mit einem abschließenden Nicken und Geraderücken der Brille beendete er den Satz und nahm nun doch die Teetasse zu sich. Das Thema war offensichtlich für ihn vorbei.

Ran fühlte sich, als stünde sie im Regen. Allein, zurückgelassen, die eben noch so hoffnungsvollen Worte Mamorus blies er selbst in Rauch auf.

Er konnte ja nicht wissen, wie viel es ihr bedeutete, aber dass er so völlig gefühllos sie aus der Vorstellung riss, ließ ihr den Atem stocken. Ein dicker Kloß bildete sich in ihrem Hals, der sich Luft zu machen schien, in dem er an ihren Tränendrüsen drückte.

Sie presste sich irgendwie ein „Ja.“ ab und setzte sich wieder hin.

Die Taschentücher lagen noch vor ihr.

Es waren nicht ihre, aber sie konnte jetzt eines gebrauchen und letztlich hatte er wohl nicht vor, sie wieder zurück zu legen, nachdem sie, wenn auch unkonventionell, gebraucht waren.

Sie war gerade mit schnauben fertig, als sich Mamoru von der Lehne seines Stuhls entfernte und sich leicht nach vorne beugte. Er stütze sich vor auf seine Arme und blickte geradeaus auf die Tür, nicht zu ihr.

„Wenn du es nur glaubst, dann ist diese Person nicht geschrumpft, sondern höchstens verjüngt.“

Ran war immer noch etwas vernebelt, ihre Gedanken schwangen hin und her.

Zum Einen war sie ja trotzdem sicher, dass Conan Shinichi war.

'Und dass jemand wie Mamoru diese Vermutung ohne weiteres abschmetterte, mein Gott, das hätte ich ja auch, zu einem früheren Zeitpunkt.'

Andererseits, dieses Fünkchen mehr Souveränität hatte sie sich erhofft, einfach nur eine Chance, um ihm eines Tages entgegen treten zu können, nicht wie sonst nur mit Vergleichen da zu stehen, die er, genau wie jeder unbeteiligte dritte, als Zufälle und Hirngespinste abtun konnte. Mit etwas handfestem, etwas, was nicht abgetan werden konnte.

Die Hoffnung auf diese Chance nahm er ihr doch eben radikal...

'...oder nicht?'

Schließlich raffte sie sich verwirrt auf, als seine Worte nun endlich ihren Verstand erreichten und verarbeitet wurden.

„Was? ...Verjüngt?“

„Schrumpfen bedeutet, dass ein Objekt reskaliert wird. Es behält alle Größenverhältnisse bei, aber absolut verringern sich seine Dimensionen, wie zum Beispiel bei einem gleichseitigen Dreieck, das verschiedene Längen haben kann, aber die Seitenverhältnisse bleiben die gleichen. Eins.

Oder bei einer Landkarte, die eine Gegend eben genau wiedergibt, aber alles um einen entsprechenden Maßstab kleiner.

Bei Menschen gibt es da aber ein Problem. Sie sehen, je nach Entwicklungsstufe und Alter nicht einfach nur größer oder kleiner aus, sie verändern ihre Proportionen, zum Beispiel wächst das Gehirn nach der Geburt nicht mehr, weshalb Kinder einen in der Relation zum Restkörper größeren Kopf besitzen, als Erwachsene.

Das heißt, wenn sie schrumpfen, sehen sie nicht mehr wie Menschen aus. Wenn du einmal in deinem Leben einen geschrumpften Menschen siehst, dann weißt du es sofort, dann gibt es keine Zweifel mehr.

Wenn du aber zweifelst, bedeutet das, dass die Person, die du gesehen hast, immer noch wie ein Mensch aussieht, nun und dann kann er oder sie nicht geschrumpft sein, sondern nur verjüngt, in ein Stadium, welches diese Person schon einmal durchlebt hatte, und welches nicht von sich aus Zweifel an seiner oder ihrer Identität erzeugt.“

Sie saß einmal mehr nur sprachlos da. Nach dem ersten Satz hatte sie die Bedeutung seiner Worte zuvor erahnt, aber nun.

Er hatte sich tatsächlich Gedanken gemacht, sehr genaue sogar. Er hatte sie ernst genommen, sich mit ihrer Problematik beschäftigt, vielleicht wirklich eine Lösung für sie parat.

Sie spürte, fast unmerklich, wie sich erneut eine Träne zu bilden drohte, aber aus Freude. Sie hatte bei ihm Gehör gefunden.

„Ich bin wirklich sehr interessiert daran, Ran. Erzähl mir bitte etwas von dieser Person!“

„Nun...“ Sie nahm ihre Hände beim eher zähen losreden vom Tisch und zappelte unwillkürlich mit ihnen vor ihrem Schoß.

„Diese Person... er... er ist ein guter Freund von mir... also, nun ja, nicht so gut, wie du vielleicht denkst, nein, haha.

Aber er ist... ich kenne ihn halt sehr gut, weshalb ich mir einbilde, diese Person genau zu kennen.

Und diese Person ist nun verschwunden, aber gleichzeitig tauchte eine andere Person auf...“

Mitten in ihrer mehr puzzleartigen Rede unterbrach sie Mamoru. Er hielt ihr die rechte Hand entgegen, wie ein König, der seinem Untertan befahl, inne zu halten in seinen Worten, was sie natürlich etwas zurückschrecken ließ.

„Ran, bitte. Ich verstehe, oder auch nicht, dass du nicht genauer sagen willst, um wen es geht.

Ich bin kein Arzt, kann dir aber trotzdem versprechen, nichts von unserem Gespräch aus diesem Raum zu tragen.

Nur, wenn du jetzt noch hundert mal 'diese Person' sagen willst, dann kann ich dir nicht helfen, das verwirrt nämlich nur unnötig.

Du musst ja nicht alles erzählen, aber mit Namen kann ich besser umgehen. Also, für wen hältst du Conan?“

Jetzt zuckte sie erschrocken noch weiter zurück, drückte sich in die Lehne des Stuhls, sie hatte Conan doch mit keinem Atemzug erwähnt.

Sein sanftes Lächeln konnte dieses plötzliche Angstgefühl nur bedingt unterdrücken.

„Du bist erst so seltsam, seit er hier war und so komisch geguckt hat. Er wirkt recht intelligent und vor allem nicht so tolllustig, wie man es von einem kleinen Kind in seinem Alter erwarten könnte, wenn es an einen fremden Ort kommt.

Und schließlich, wie wir ja eben geklärt hatten, glaubst du einen verjüngten Menschen, explizit ein falsches Kind gesehen zu haben. Es ist nicht nur nahe liegend, dass es um Conan geht, es ist kaum eine andere Interpretation unter diesen Umständen denkbar.

Außer du willst behaupten, Conan erinnere dich an noch ein so merkwürdiges Kind, was aber aus deiner Sicht gerade dagegen sprechen würde, dass er verjüngt wurde. Schließlich hättest du sonst eine Erklärung, dass es nicht so ungewöhnlich wäre.“

Langsam kehrte etwas Ruhe in dem Mädchen ein. Sie konnte es nicht bestimmt sagen, aber die Art, wie Mamoru erzählte, nein schlussfolgerte, es war anders als bei Shinichi, aber es hatte wie bei ihm diese Überzeugung, diese wohlklingende Logik in sich, die einen in ihren Bann zog und nicht gestattete, ihr zu widersprechen. Die meisten fühlten sich unsicher in der Umgebung so einer Person, ausgesetzt dem durchdringenden Blick der geistigen Augen. Aber sie nicht, nein, unsicher war sie bei Shinichi nie. Sie fühlte nur Geborgenheit. Genau wie jetzt.

Ein kurzes Lachen entglitt ihr.

„Du wirst lachen, Mamoru, er erinnert mich tatsächlich an ein zweites kleines Kind, ein Mädchen, welches sich ebenso merkwürdig benimmt, fast noch ein bisschen mehr.

Allerdings kenne ich sie nicht so genau und definitiv nicht die Person, die sie möglicherweise einst war.

Du hast recht, ich meine Conan. Und dieser Freund von mir heißt Shinichi.“

Verdammt, jetzt hatte sie sich im Affekt doch verplappert! Dass es um Conan ging, konnte sie nicht leugnen, aber sie hätte doch nicht Shinichis Namen sagen dürfen. Sie erhaschte seine Miene unmittelbar nachdem sie ihn ausgesprochen hatte. Keine Regung. Er ist nicht hellhörig geworden.

Gut, ganz untypisch war der Vorname nun nicht, also konnte er nicht unbedingt gleich auf Shinichi Kudo schließen. Aber er wusste jetzt schon, dass es sich um einen verschwundenen Oberschüler mit

Vornamen Shinichi handeln musste.

Aber offensichtlich hatte er diesen Zusammenhang noch nicht gesehen. Vielleicht kannte er ihn auch gar nicht.

„Also. Du hast einen Freund, jemanden in deinem Alter? Aha.

Nun und diese Person ist seit einiger Zeit verschwunden.

Dafür aber tauchte der kleine Conan auf, der ihm ähnelt. Das ist aber doch wohl nicht alles, oder Ran?“

„Nein, das ist zwar in etwa die Situation, aber es sind mehr als nur ein paar Zufälle. Es sind Dinge, die man nicht einfach so hinnehmen kann, wenn man beide gut genug kennt. Und es sind so viele.“

„Dann fang von vorne an. Weißt du, ich kann nicht sagen, dass ich eine Idee hätte, wie ein Mensch sich verjüngt. Um es auf den Punkt zu bringen, schrumpfen wäre ein physikalisches Problem, verjüngen ist definitiv ein biologisches, aber vielleicht kann ich dir helfen herauszufinden, ob dir deine Fantasie oder dein Freund einen Streich spielt.

Ganz genau nach Holmes: Wenn man das Unmögliche ausschließt, ist das, was übrig bleibt, und sei es noch so unwahrscheinlich, die Wahrheit.

Nehmen wir also vorläufig die Verjüngung als Möglichkeit mit auf und sehen, ob uns noch eine andere Option bleibt oder alles andere ausfällt.

Eure erste Begegnung, also von dir und Conan. Wie war die?“

„Mhm...das war genau an dem Tag, als Shinichi verschwand. Er meinte nur, er müsse kurz weg und komme nach, aber er kam nicht.

Eine Stunde später traf ich Conan in Shinichis Zuhause, als ich nach ihm suchte.“

„Oha, bei ihm Zuhause? Wie konnte er das denn erklären, wenn du ihn gar nicht kanntest, oder besser, wie haben es seine Eltern dir erklärt?“

„Gar nicht. Shinichi wohnt allein, seine Eltern leben seit Jahren außer Landes. Aber sein Nachbar war dort, er ist ein guter Freund der Familie.

Ich vermute, also im Sinne meiner Theorie, dass er auch von Shinichi weiß.

Er stellte mir Conan als entfernten Verwandten vor, dessen Eltern ihn bei ihm in Obhut gaben, während sie...“

„...das Land verließen?“

Erneut zuckte Ran kurz zusammen.

„Woher...?“

„Nur so eine Vermutung, im Sinne deiner Theorie. Sag mal, wenn du glaubst, dieser Nachbar steckt unter eine Decke mit Shinichi, dann hat er dir doch vermutlich auch erklärt, warum Shinichi verschwunden ist, offiziell meine ich.“

Sie zögerte.

Er wusste doch schon viel zu viel allgemeines. Spezielle Details aus ihren Beobachtungen waren relativ unbedeutsam, sie konnten Mamoru vielleicht Shinichis Charakter nahelegen, aber nicht aufklären, wer er war.

Aber, diese eine Information war letztlich eindeutig, sowohl der Professor, als auch Shinichi selbst beriefen sich auf diesen einen ominösen Fall, diesen schwarzen Fleck in seiner sonst so offenen und ehrlichen, ja mitteilungsbedürftigen Art.

„Nun, äh Shinichi musste seiner Aussage nach weg..., um... etwas wichtiges zu erledigen. Beruflich.“

„Wie beruflich, ich dachte, er wäre ein Oberschüler wie du? Wann war das eigentlich?“

„Das war am... 13. Januar.“

Stille herrschte. Ran signalisierte in ihrer Haltung, nichts mehr zu sagen zu haben, was Mamoru doch nun deutlich verwirrte.

'Will sie es einfach nicht sagen? Ihr muss doch klar sein, dass ich skeptisch werde, wenn sie mir so eine Lüge auftischt.

Wenn seine Eltern seit Jahren außer Landes leben können, obwohl sie hier wohnen, wird er wohl nicht bettelarm sein und einen Nebenjob brauchen. Und selbst wenn, kann er als Schüler nicht einfach einen Job annehmen, der ihn für so lange Zeit von der Schule abhält. Es gibt doch Gesetze.

Na gut, Ran, wenn du es mir nicht offen sagen willst...'

„Ähm, nun ja, das ist wirklich eine sehr lange Zeit schon, die ihn aufhält. Dann kann man wohl auc sagen, dass es wohl etwas untypisches ist. Aber bevor ich weiter frage, hat dir auch dieser Nachbar..., störts dich, mir auch noch seinen Namen zu nennen, du weißt schon, es scheint doch noch ein, zweimal um diese Person zu gehen?

Jedenfalls, hat er dir Conans Namen gesagt?“

„Sein Nachbar hieß... Hiroshi.“

Der Nachname des Professors war sicherlich kein Unbekannter mehr, einige seiner Erfindungen haben ja schon für Aufsehen gesorgt. Und da dies ja nicht gelogen war, geriet sie so immerhin nicht in Versuchung, im laufenden Gespräch ausversehen auf einmal einen richtigen Namen zu nennen.

„Und, nein, Conan selbst hat mir seinen Namen genannt. Das war vermutlich auch der erste Punkt, der mich stutzig gemacht hat.“

„Dieser seltsame Name?“

„Nein, zwar fand ich ihn auch komisch, aber in dem Zusammenhang, wie er ihn mir nannte, war ich im Nachhinein darüber nicht mehr verwundert.

Du musst wissen, er konnte beide Namensteile in dem Moment, als er sich vorstellte, lesen.

Wir befanden uns in Shinichis Haus in der Bibliothek seines Vaters.

Ich habe es später einmal, als ich das Haus wieder besuchte, um etwas sauber zu machen, daraufhin untersucht.

An der Stelle, an der Conan sich damals befand, standen die Bücher von Arthur Conan Doyle und Edogawa Rampo.“

Sie hatte ihre Stimme zum Ende hin etwas erhoben, als erzählte sie eine Gruselgeschichte beim Lagerfeuer, ihre Worte sollten Nachdruck erhalten, aber Mamoru schien völlig unberührt von diesen.

Es ließ sich in seinen Augen ablesen, dass er es wohl schon erwartete. Trotzdem fiel er ein Stück weit zurück in die weiche Rückenpolsterung seines Stuhls und ging wieder eigenen, noch nicht ausgegorenen Gedanken nach.

'Schade, wäre er von selbst darauf gekommen, hätte es als Beweis für meine Theorie gereicht.

Nun gut, es widerlegt sie auch nicht. Also schön, riskieren wir's.'

„Und was hat... Hiroshi gemeint, was für ein Fall das war, zu dem Shinichi hin unterwegs war?“

„Tja, darüber hat weder er noch später am Telefon Shinichi sich geäußert, was mich...“

Sie schrak förmlich auf, nicht nur im Geist, sondern auch wirklich, sie stand, als sie ihre Fassung wiederfand, vor Mamoru, der sie immer noch sanft lächelnd anstarrte.

„Ich geb zu, es war nur eine Vermutung, aber sie wurde durch die letzten Angaben bestätigt.

Dein Freund ist Detektiv, nicht wahr?“

„Nein, er... er ist kein Detektiv. Du irrst dich, Mamoru.“ Ihr Versuch, ruhig zu bleiben und es einfach als Unsinn abzuwehren, scheiterte kläglich am Zittern ihrer Stimme. Das größte Problem für sie war diese unverschämte Ruhe, die der Student an den Tag legte. Er sah sie einfach nur an, dann wieder verfiel er in Gedanken, um einen Moment später wieder zu ihr aufzusehen.

Aber nie war da ein Zweifel in seinen Augen, er schien völlig überzeugt.

Und er hatte ja recht. Stoische Gelassenheit von jemandem, dem man zutraut, einen selbst der Lüge zu überführen, so in etwa stellt man sich den idealen Pokerspieler vor.

„Wenn du erlaubst, Ran?

Du gehst, genau wie Sonoko in die Teitan-Oberschule. Ebenso dann Shinichi, nehme ich an. Ausgehend von der Tatsache, dass es über 400 Schulen in Tokio gibt, kann man ohne allzu große Risiken sagen, ihr wohnt in Beika oder Haido, alle anderen Stadtteile sind zu weit davon entfernt.

Nun, Häuser, in denen man wohnt, gibt es aber in diesen Stadtteilen nicht allzu viele, mehr Wohnungen.

Shinichi wohnt, deiner Aussage nach, in einem Haus, welches eine eigene Bibliothek besitzt. Das kann dann wohl nur eine Villa in Beika sein, dem Nobelviertel.

Ergo, er ist relativ wohlhabend.

Das mit 'beruflich' wäre als Lüge sehr weit hergeholt, denn immerhin ist er noch Schüler.

Außer er jobbt nebenbei ein bisschen, was aber dann definitiv nicht so angelegt wäre, dass auch nur die geringste Möglichkeit besteht, es könnte seinen Unterrichtsrhythmus stören.

Auch diese Variante fällt aber bei einem wohlhabenden und allein lebenden Schüler flach.

Tja, was meintest du also dann mit beruflich?

Es gibt ein Sprichwort:
 

'Ein Hobby ist schwere Arbeit, die keiner erledigen würde, wenn es einem keinen Spaß mache.'
 

Ohne mich zu weit aus dem Fenster zu lehnen, ging ich also davon aus, dass er einer Tätigkeit nachgeht, die auch beruflich ausgeübt wird und seinen Interessen nahe kommt.

Nun und die Interessen Conans beinhalten, wie die Shinichis Vaters, Kriminalliteratur. Das wusste ich durch Fudo, der über Conans Interessen informiert ist und durch dich, du hast die Bibliothek mit den Kriminalromanen erwähnt.

Ich hatte gehofft, Conan hätte seinen Namen im Stegreif genannt, dann wäre das noch offensichtlicher, aber es ist auch so recht einleuchtend.

Es gibt, davon hatte ich mal gehört, einige junge Detektive in diesem Land, die schon einiges an Berühmtheit gewonnen haben.

Fudo hatte mir von Saguru Hakuba erzählt, dem Sohn des Polizeipräsidenten, der mehrfach schon sehr nahe dran gewesen sein soll, Kaito Kid zu fangen, aber immer wieder daran scheiterte.

Nun, und Conan fällt ja offensichtlich auch in diese Kategorie der Kriminalisten.

Und wenn du glaubst, dieser Junge ist Shinichi, dann sollte eine so herausstechende Eigenschaft, wie detektivische Begabung wohl zu den Vergleichsmerkmalen zählen, die dich zu deiner Einschätzung treiben.“

Dem war nichts mehr hinzuzufügen. Eigentlich wollte Ran ja erst zu den Eigenschaften Conans kommen und hatte schon eine Weile mit sich gehadert, wie sie den entscheidenden Punkt, diese kriminalistischen Fähigkeiten zum Ausdruck bringt, ohne sie zu nennen.

Nun war sie überführt, wie von Shinichi, wenn sie ihm etwas verheimlichte.

Aber dennoch, irgendwie, war dieser Mamoru seltsam.

'Weiß er etwa immer noch nicht, wer Shinichi ist? Oder glaubt er vielleicht, dass Shinichi als Name eine Erfindung sei und ich spontan an Shinichi Kudo dachte, der wie mein geheimnisvoller Freund

ein Detektiv ist?'

„Ja... du hast recht, schon wieder.“

Ihre Stimme war etwas brüchig, Emotionen, die sie bis eben noch unterdrückte, spiegelten sich wieder.

„Du bist fast selbst ein Detektiv, weißt du das?“ Ihr Grinsen nahm einen ironischen Ton an.

„Oh, es war ja nicht ganz sicher. Wie gesagt, ich musste es testen mit dieser etwas hinterlistigen Frage.

So gesehen, habe ich nur glücklich geraten, auf Basis einiger Induktionen.“

„Induktionen? Meinst du nicht Deduktionen?“

Erneut lehnte er sich zurück und starrte an die Decke.

„Deduzieren Detektive? Das Wort meint vom allgemeinen auf das spezielle anwenden, womit man immer auf der sicheren Seite ist. Deshalb deduzieren viele Leute gerne, aber in der Forschung ist das nicht so. Deshalb mag ich das Wort auch nicht.

Man kennt den allgemeinen Ausgangspunkt fast nie. Darum induziert man Schritt für Schritt weiter. Und am Ende guckt man, was herauskommt. Mit einem falschen Anfang kann alles passieren und es ließe sich nur unter Umständen durch einen Widerspruch zeigen, dass man falsch liegt.

Aber auch Detektive induzieren häufiger, als sie deduzieren. Das liegt am Täter, der die Wahrheit verschleiert und damit fehlerhafte Induktionen als offensichtliche Tatsachen verkauft. Der Detektiv muss dann eben immer den Widerspruch zu einer dieser Ausgangsinformationen finden, bis die Wahrheit übrig bleibt.

Oder allgemeiner gesprochen, könnte man deduzieren, bräuchte man keine Detektive oder Wissenschaftler. Da real aber genug existieren und man immer noch an die Rätsel dieser Welt gebunden ist, folgt als Widerspruch, dass Deduktion... Mist ist.“

Mit einem erfrischenden Lachen beendete er die Erläuterung.

„Wow“, entglitt es Ran, die von der konstanten Art Mamorus, immer eine Antwort parat zu haben, allmählich wirklich beeindruckt war.

„Ja, er ist Detektiv aus Leidenschaft, weshalb er schon öfters ohne Vorwarnung ein paar Tage nicht da war. Nur diesmal... diesmal kam er nicht wieder.“

„Du denkst, ihm ist etwas passiert?“

„Es ist doch naheliegend, oder nicht? Als Detektiv, meine ich.

Er meldet sich nur per Telefon, erzählt immer nur, dass dieser Fall sich noch hinzieht, ohne ihn zu benennen. Er blendet sich selbst aus dieser Welt aus. Niemand sieht ihn überhaupt mehr irgendwo.“

Sie fasste sich nach diesem kurzen Ausbruch, hielt noch einmal die Tränen zurück.

„Naheliegend... Willkommen in der Welt der Induktionen, Ran. Hier muss man sich sehr vorsichtig bewegen. Die Fallstricke, die sich dir in Weg stellen, haben die Menschheit schon mehrfach um Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende ihrer Entwicklungszeit gebracht.

Er will nicht über diesen Fall reden, aber wenn er als Conan bei dir wohnt, ist nicht mal gesagt, dass er einen Fall hat, oder?

Wie könnte er ihn denn in deiner Gegenwart lösen, wenn du ihn nicht bemerken sollst?“

Jetzt hielt er das erste mal inne. Seine Augen ruhten nicht mehr, sie zitterten ein Stück weit, wohl auch, weil sie so weit aufgerissen waren. Die Erkenntnis kam ihm dann doch zu heftig vor.

„Du meinst...“

„Ja, ich denke, wenn er es ist, dann steckt er hinter den Fällen meines Vaters.“

„OK, OK, mal langsam, das geht jetzt etwas zu schnell und zu weit.

Lassen wir diesen Punkt nochmal aus.

Zu erst, Conan wohnt bei dir und deinem Vater, ja?

Nun, und er ist da, seit Shinichi zu diesem mysteriösen Fall weg ist, ja?

Und er ist genau wie Shinichi, nehme ich an?“

„Sein Aussehen ist, von der Brille abgesehen, dem von Shinichi in seinem Alter identisch. Seine Aussprache manchmal, wenn er nicht auf die Leute in seiner Umgebung achtet, sein Tonfall. Er hat die gleichen Hobbys, die gleichen Stärken und Schwächen und ich schwöre, das sind in dieser Kombination nicht die aller typischsten.

Und... er ist Feuer und Flamme für jeden Kriminalfall, ob in der Literatur oder im wahren Leben. Er scheut keine Leiche, er versteht die Zusammenhänge, er macht unauffällig Bemerkungen, die sich als fundamental für einen Fall herausstellen.

Sie gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Es wäre vielleicht alles nur ein faszinierender Zufall, wenn nicht schon Shinichis Begabung so beeindruckend wäre. Er ist ein Teenager, der sich seit Jahr und Tag in so etwas geübt hat. Und stellt schon die meisten Erwachsenen in den Schatten.

Aber ein sechsjähriges Kind! Mit diesen Fähigkeiten?“

„Tja, wie du sagtest, ein faszinierender Zufall. Und ich gebe dir recht, es wirkt unheimlich bei einem kleinen Kind, wenn es für einen Erwachsenen schon beeindruckend ist.“

Er sprach zwar mit Ran, aber eigentlich doch nur vor sich hin, ließ seine Gedanken kreisen.

'Was würde ich an seiner Stelle machen?'

„Hast du ihn schon mal damit konfrontiert?“

„Ja, zweimal war ich soweit gekommen, hab ihm gesagt, was ich denke, und dass er sich erklären sollte. Aber er hat mich beide Male überzeugt, dass ich es mir nur einbildete.“ Resignation übernahm wieder die Kontrolle, besonders bei den letzten Worten. Ein Gedanke nahm seinen Platz in ihrem Kopf ein, wurde wie ein Ruf immer lauter.

Mamoru schaute sie etwas verwirrt an.

„Wie konnte er dich denn überzeugen, dass du dich irrst? Nach deiner Aussage sind sie doch fast identisch. Man kann das zwar als Zufall abtun, aber dann hättest du doch nicht locker gelassen, wenn du jetzt immer noch überzeugt bist. Ich meine, du lässt dich doch kein drittes mal zum gleichen Gedanken hinreißen, wenn er zweimal falsch war.“

Der Gedanke wurde nun noch lauter. Sie hatte es, seit diesem Abend, nach dem Besuch des Tropical Land, seit sie überzeugt war, er müsse Shinichi sein, verdrängt. Diese eine Problematik, die ohne Auflösung jeden, absolut jeden überzeugen würde, sie würde fantasieren.

Aber nun war sie schon so weit mit ihren Erläuterungen gekommen. Es musste jetzt einfach gesagt werden.

„Es ist so, dass ich beim zweiten Mal... Shinichi und Conan gleichzeitig nebeneinander stehen gesehen habe.“

Mamorus Mundwinkel bekamen einen mehr als schelmischen Ausdruck

Er richtete sich die Brille ein weiteres Mal, schloss kurz die Augen, um sie dann mit noch mehr Feuer darin wieder zu öffnen.

„Oha, jetzt wird die Sache interessant.“

Systematische Fehler

Hallo an alle Lesenden,
 

erstmal eine große Entschuldigung, dass es diesmal früher nichts wurde.

Unvorhergesehene Terminprobleme...
 

Und dann muss ich mich ein weiteres Mal herzlich für die vielen lieben Kommis bedanken! ^.^

Ich hoffe, ich habe das Weltbild des deduzierenden Detektiven nicht zu sehr ins wanken gebracht, aber dieser kleine Einschub gehörte nun mal dazu, um Rans Fragen besser entgegentreten zu können.
 

Ihr glaubt also, Mamoru weiß mehr als er zugibt? Nun, dies beantworte ich mal mit einem eindeutigen JEIN!

Aber von Shinichi Kudos zweiter Identität wusste er vor dem Gespräch noch nichts, soviel sei verraten.

Und nun wünsche ich euch viel Spaß bei der Frage der Fragen, für euch nicht, für Ran schon, wie konnten Shinichi und Conan am gleichen Ort zur gleichen Zit auftauchen?
 

Bis nächste Woche,

lG, Diracdet
 


 


 

Kapitel 5: Systematische Fehler
 

Seine Finger wanderten automatisch an sein Kinn, aber seine nach oben gerichteten Mundwinkel schienen die Denkerpose als Heuchelei zu verraten.

„Du hast also... im Experiment einen offenen Widerspruch zu deiner Theorie gesehen?“

Die Verwirrung stand Ran deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie war sowieso wegen dieser Gedanken etwas unkonzentriert. Die Geschichte vom Frühlingsfest ging ihr nun gar nicht mehr aus dem Kopf. Immer deutlicher trat das Bild Shinichis hervor, wie er die Maske des geheimnisvollen Ritters abnahm, unter der sie ja Dr. Araide erwartete.

Wie er in ganz üblicher Manie, mit bühnenreifer Darstellung einen weiteren Mordfall löste, es wirkte alles so echt.

Sie konnte es nicht stehen lassen, es musste geklärt sein, vorher wäre alles andere Zeitverschwendung, wenn man einen so auf Beweisführung und Beweiskraft verbohrten Menschen wie Shinichi Kudo von etwas überzeugen wollte.

Aber diese... abstrakte Formulierung hatte sie einfach nicht erwartet. Sie meinte, er wollte sie nur ärgern, aber dann hätte er längst losgelacht.

„... Ja, ich denke, so kann man das auch sagen...“, kam es schließlich sehr zögerlich.

„Nun, dann ist deine Theorie widerlegt.“

Fast zu Tode erschrocken wandte sie sich blitzartig zur Tür, in der gerade Fudo auftauchte.

Sie war so in ihre Gedanken versunken gewesen, dass sie nicht einmal bemerkte, wie leise geöffnet wurde und Mamorus Kommilitone eingetreten war.

Selbstbewusst mit einem ironischen Lächeln stand er da.

„Fu...Fudo?“

„Der kleine Conan hat dir aufgemacht, was?“, erkundigte sich Mamoru.

„Ich wollte nicht unbedingt klingeln und dich herauszerren aus deinem Auditorium.“ Mamoru wirkte bei dieser Bezeichnung doch nun leicht veralbert, ließ seinem Blick aber nichts folgen.

„Da habe ich einfach angeklopft, da Conan ja drüben war.“

Er schien für einen Augenblick Ran gar nicht mehr wahrzunehmen, war vollkommen in eine, so gesehen nicht stattfindende Diskussion mit Mamoru vertieft. Nicht stattfindend, weil der Wohnungsinhaber nicht redete, antwortete oder fragte.

„Ich wollte mir nur eine Tüte Chips ausleihen.

Unsere sind leider schon alle und du bewahrst ja immer ein paar in Reserve auf, über dem Küchenschrank.“

Symbolisch holte er die knisternde Tüte von hinter seinem Rücken hervor, was Mamoru lediglich mit einem Nicken beantwortete. Zu mehr kam er auch nicht, da sich Fudo bereits, oder aus Rans Sicht, endlich, ihr zugewendet hatte.

„Ich weiß zwar nicht, worüber ihr geredet habt, aber wenn das Experiment der Theorie widerspricht, hat sich die Theorie erledigt. Man kann noch so lange über irgendwelche ach so genialen Erklärungen nachdenken.

Und diese können dann auch eine Millionen mal korrekt ein Experiment deuten, es ist alles bedeutungslos, sobald sie einmal nicht damit übereinstimmen.

Physik ist eine Naturwissenschaft, man versucht die Natur zu verstehen, das heißt, sie gibt die Regeln vor, zeigt sie in der Anwendung. Das Experiment ist der letzte Schluss, sonst nichts.

Alles andere ist nur, wie sagt man, Schall und Rauch. Hirngespinste eines Wesens, das nicht beanspruchen kann, diese Natur zu verstehen.

Sicher etwas deprimierend, aber wenn man es akzeptiert, geht man umso befreiter an die Problematik heran.“

Der Ton, den er anschlug, gefiel Ran überhaupt nicht. Er war zwar auch so ruhig wie Mamoru, ein wenig klang es sogar wehleidig beim Wort 'deprimierend', aber es hatte etwas so von sich überzeugtes. Auch das war ja nichts schlechtes, selbst Überheblichkeit konnte man ihm kaum ankreiden, er wusste wovon er sprach, genau wie Mamoru.

Vielleicht war es genau das, was sie störte, dieses Gefühl der Unnahbarkeit, die er während seiner Erläuterung ausstrahlte, das hatte sie schon mal heute erlebt, von Mamoru.

Da hatte er ihre ganze Vorstellung ohne weiteres fast ausgelöscht.

Aber er erklärte seine Gedanken und ließ sie wieder hoffen. Fudo aber nicht. Da war nicht dieses wenn und aber, keine Wortkleinlichkeiten.

Mamorus Miene, die Ran aus dem Augenwinkel beobachtete, war etwas verfinstert. Kein Lächeln, welches sie sonst schon mehrfach an diesem Abend aufheiterte.

Stattdessen stand er, etwas in seinen Gedanken verloren, auf und ging auf seinen Kommilitonen zu.

„Was denkst du denn von mir, Fudo? Genau das wollte ich Ran doch gerade klar machen. Die Quantenphysik entstand doch genau unter diesem Aspekt. Dass Planck, Einstein, Bohr und alle anderen einfach versuchten Experimente zu erklären, die die klassische Physik aushebelten.

Aber du hast doch auch eine eigene Elevin, nicht wahr?

Und wenn die Hunger hat, solltest du sie nicht warten lassen.“

„Ja, schon gut, ich wollt euch nicht stören.“, flüsterte er ihm mit einem Zwinkern zu.

Ein ganz leichter Rotschimmer zeigte sich auf Mamorus Wangen und er drückte Fudo förmlich zur Tür hinaus.

„Nun geh schon.“, gab er ihm noch ironisch auf den Weg und schon war er wieder von ihm getrennt.
 

Conan sah von seinem Platz auf dem Tisch auf. Er hatte das Videospiel, welches immer noch den Fernsehbildschirm zierte, anfangs sogar tatsächlich gespielt.

Durch die Detective Boys hatte er ja relativ viel Erfahrung bekommen und da es so aussah, als stünde zunächst nichts weiter an, schien ihm diese Option immer noch besser als seelenruhig in jemandes fremden Wohnung zu warten, bis der Eigner und seine Freundin mit ihrer Nachhilfe fertig waren.

Das alles änderte sich aber in dem Moment, in dem er ihnen den Tee brachte. Er konnte nicht anders, er stellte den Fernseher leise – aus ging nicht, denn dann hätte einer von beiden, warum auch immer, plötzlich herein kommen können und wäre misstrauisch geworden – und setzte sich mit seinem kleinen Notizheft auf einen der Stühle am Tisch.

Als Fudo angeklopft hatte, musste er so nur das Heft einstecken, alles andere konnte keinen Verdacht erregen.

„Hey, warum lachst du denn so?“, setzte er in seiner kindlichsten Stimme an.

„Ach nichts, Conan, ich musste nur eben schmunzeln, wie gut sich Ran und Mamoru verstehen.“

Ein kurzer Schatten huschte über Conans Gesicht, der Fudo aber nicht verborgen blieb.

'Wie 'gut verstehen'?'

Der Blick seines Gegenübers ließ ihn aber seine abwegigen Gedanken vergessen. Eine kaum greifbare Angst schien ihn zu befallen. Die Augen des Studenten schienen einem Raubvogel gleich, scharf auf seine Beute fixiert zu sein. Er sah förmlich durch ihn hindurch, als könnte er den Boden schräg hinter Conan wahrnehmen und würde die Teppichflusen zählen.

Ein Schlucken unterbrach die Stille, die diese gegenseitige Begutachtung bewirkt hatte. Nicht von Conan, sondern von Fudo.

Eine kleine Schweißperle bildete sich auf seiner Stirn, als er sich endlich zu einem weiteren Wort durchrang.

Er griff in die Brusttasche seines Hemds, holte einen Kuli und sein eigenes Notizheft hervor.

„Könntest... könntest du mir eine Autogramm geben?“

Conan musste sich am Tisch festhalten, um nicht nach hinten vom Stuhl zu fallen.

Konnte er das ernst meinen? Ein leichter Rot-Ton in Fudos Gesicht verriet ihm die Antwort.

Er hielt ihm das Heft samt Schreibgerät bittend hin.

„Ich geb ja zu, ein bisschen peinlich ist es mir. Ich wollte es auch nicht vor den anderen machen. Aber trotzdem, ich hätte so gerne, dass du mir etwas signierst.“

Mit diesen Worten gab er Conan nicht nur die Utensilien sondern auch die Färbung seiner Wangen weiter.

Ja, es war ernst gemeint!

Mehr unbewusst nahm er den Kuli und das Notizheft an sich, seine Augen richteten sich kaum auf das Heft, in dem er „für Fudo, Conan Edogawa“, ganz so, wie er es von seinen Eltern, die beide öfters Autogrammstunden hatten, kannte, schrieb.

Er behielt die Miene Fudos im Blick, das Lächeln, als dieser erkannte, dass Conan ihm seinen Wunsch erfüllte, die Freude in seinen Augen, die leicht zitterten. Alles spiegelte diese Anspannung und Vorfreude wieder, wie man sie von einem begeisterten Fan erwartete.

Als er ihm dann endlich das Heft zurückgab, hafteten seine Augen noch eine ganze Weile auf der einen Zeile, die der kleine Detektiv quer über eine Doppelseite geschrieben hatte.

Zufriedenheit machte sich auf seinem Gesicht breit und mit einem herzlichen

„Vielen, vielen dank, Conan. Du weißt gar nicht, wie glücklich mich diese Zeile macht.“ und einem über den Kopf streicheln verabschiedete er sich, wohl wissend, dass er ihn ja nachher wieder sehen würde und sich ausführlich unterhalten könne.

„Ähm, Conan... das mit dem Autogramm...“

„Schon klar.“, grinste er ihn an.

„Ich erzähl keinem, wie du drum gebettelt hast.“

Damit wandte er sich wieder um zu dem Videospiel, dass ihn ja eigentlich gar nicht mehr interessierte.

Fudo schloss leise die Tür von außen.
 

Mamoru hatte sich als Fudo endlich aus dem zweiten Zimmer verschwunden war, mit dem Rücken an die Tür gelehnt und erleichtert ausgeschnauft, als hätte er geraden einen Dauerlauf beendet.

'Manchmal kann er auch nerven!'

Als er seine Gedanken wieder geordnet hatte, sah er zu Ran.

Sie saß wieder auf ihrem Platz, starrte in die Teetasse vor sich. Ein Trauerkloß, das kam ihrer Erscheinung wohl nahe. Es wäre ihr mittlerweile lieber gewesen, sie hätte gar nichts gesagt, oder Mamoru hätte sie von Anfang an davon abgehalten, weiter über die Sache zu reden, als diese ewigen Wechsel, die ihrem Herz abwechselnd wie Winter oder Sommer vorkamen.

„Mamoru?“

„Hm?“

„Hat er recht?“

Er atmete einmal tief durch und richtete erneut mit dem Zeigefinger seine Brille.

„Fudo Nakano ist der beste Student unseres Jahrgangs. Ich kann nicht sagen, was ein Genie ist, weil ich bewusst nie einem begegnet bin, aber er kommt dem Begriff wohl am nächsten.

Und er hat natürlich Recht mit dem, was er sagt. Naturwissenschaft heißt, die Natur begreifen. Das heißt, sie als korrekt ansehen. Eine Theorie, die der Natur widerspricht, ist nutzlos.

Sie muss, wenigstens in annehmbarer Näherung, diese wiedergeben. Tut sie das nicht, braucht man sie eigentlich auch nicht. Deshalb ist das Experiment immer das entscheidende Kriterium zur Bewertung einer Theorie.“

„Danke.“, kam es schließlich, nach langer Wartezeit und fast drohte ihre Stimme zu erbrechen.

„Danke wofür?“

„Dass du so ehrlich warst. Und danke, dass du dir meine Fantastereien angehört hast. Vor allem aber, dass du dein Versprechen gehalten hast.“

Verwirrung stand in seinem Gesicht, als er wieder auf sie zu kam.

„Du hattest mir versprochen, mit keinem Außenstehenden darüber zu reden. Ich hatte Fudo gar nicht bemerkt, deshalb hätte ich wohl unvermittelt weiter vor mich hin geplappert. Du aber hast deine Frage so formuliert, dass ich gar nicht mehr Conan oder Shinichi erwähnen konnte.

Danke.“

Ein warmes Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht, aber die eine Träne, die sich in ihrem Auge bildete, konnte die Täuschung nicht aufrecht erhalten.

'Er kann ja das alles nicht wissen. Wenn es wirklich so sein sollte, dass Conan nicht Shinichi ist, dann heißt das, dass Shinichi immer noch irgendwo da draußen ist und alleine mit diesem Fall kämpft, wegen dem er sich nicht mehr zeigen kann. Wenn er Conan ist, so hätte ich doch wenigstens die eine Sorge weniger, aber so...'

Er konnte ihre Gedanken natürlich nicht lesen, aber ihr Mienenspiel interpretieren.

'Es geht um viel mehr, Ran, nicht wahr? Nicht nur um einen Freund, der sich nicht blicken lässt. Er bedeutet dir viel mehr. Und er erlaubt sich nicht nur einen Scherz.

Denn sonst wäre er gar nicht mehr hier...'

Ganz ruhig setzte er sich wieder auf seinen Stuhl, nahm einen Schluck Tee und betrachtete sein Spiegelbild in der Tasse, als er anfing, mehr mit sich selbst, als mit Ran zu reden.

„Ein Experiment bestimmt die Wahrheit, aber nur, wenn es korrekt ausgeführt wird.

Es bedarf eines Experimentators, der bewusst eine nach Möglichkeit isolierte Umgebung für die zu untersuchenden Objekte erzeugt. Erst dann kann er ordentlich experimentieren, gesetzt, dass ihm die Objekte selbst nicht dazwischen funken.“

Ran sah ihn mit erstarrten Gesichtszügen an. War das etwa... schon wieder...

„Du meinst...“ Ihre Stimme zitterte noch, aber anders als noch zuvor.

„Du hast sie beide zusammen gesehen. Schön, aber das kann man kaum als Experiment ansehen. Die Bedingung dafür wäre unter Anderem auch, dass man die Situation genauso erneut durchführen könnte, aber das ist womöglich sehr viel schwerer, als man denkt.

Ich frag einfach mal frei heraus. Zu dem Zeitpunkt, als du beide gesehen hattest, glaubtest du da auch schon, Shinichi und Conan seien ein und dieselbe Person?“

Sie nickte verlegen, so recht konnte sie nicht verstehen, worauf er hinaus wollte.

„Und wusste er damals, dass du so etwas dachtest?“

Die Frage hatte Ran sich auch schon gestellt. Sie hatte sich einmal verraten, damals, als sie kurz zuvor, als Conan angeschossen wurde, den Ärzten sagte, sie habe die gleiche Blutgruppe wie er. Das war vor seinen Augen und Ohren. Aber er war damals im Delirium. Hatte er sie überhaupt gehört? Das war die entscheidende Frage.

„Es wäre möglich, es gab eine Situation, aber ich kann es nicht mit Sicherheit sagen.“, antwortete sie zögerlich, aber wahrheitsgetreu.

„Nun, wenn er es wusste, ich nehme mal an, dass er nicht freiwillig damit herausrücken würde, oder? Nein, sonst hätten wir ja diese ganze Diskussion nicht.“

„Nein. Ich sagte ja, ich hatte ihn einige Zeit zuvor einmal offen angesprochen, wollte ihn unbedingt dazu bringen, dass er es zugibt. Aber er hat sich so verbissen geweigert, dass ich mir heute absolut sicher bin, er würde es nie freiwillig sagen.“

Ein Lächeln breitete sich endlich wieder auf Mamorus ernstem Gesicht aus.

„In dem Fall..., sollte man wohl davon ausgehen, dass es ihm zumindest sehr gelegen kam, dass er und sein Gegenpart gleichzeitig auftauchten, oder?“

„Du meinst, Conan hatte dieses Zusammentreffen geplant?“

Sie schrak bei dem Gedanken zurück. Natürlich war das denkbar und es war ja auch ihre Vermutung.

Nur war das leichter gesagt als bewiesen. Im Gegenteil, es stellte genauso eine Unmöglichkeit wie seine Verjüngung dar. Es war ja schon schlimm genug, das nicht erklären zu können. Aber am entscheidenden Punkt, bei seinem stärksten Gegenargument auf eine zweite Unmöglichkeit zu verweisen, die man ebenso wenig erklären konnte, das konnte niemand mehr für glaubhaft befinden.

„Weißt du Ran, jedes Experiment hat Fehler. Jeder Datenpunkt ist fehlerbehaftet.

Gültigkeit haben Ergebnisse aus Experimenten nur, wenn man auch ihre Fehler mit angibt.“

„Aber... ich dachte, es wäre kein Experiment?“

„Wäre es keins, bräuchten wir es nicht ernst nehmen. Aber es ist nun mal geschehen und ich schätze, er hat dafür gesorgt, dass nicht nur du ihn siehst, sondern noch jemand. Damit hat dieses Erlebnis vor allem Aussagekraft im Zweifelsfall.

Also nehmen wir es ernst und kümmern uns um die Frage der Fehler.

Es gibt nämlich zwei Arten von Fehlern. Zufällige und Systematische.

Zufällige Fehler sind Schwankungen, die man nicht beeinflussen kann oder will. Äußere Einflüsse, die jedesmal anders wirken können. Wie zum Beispiel die Luftströmungen, wenn man im freien einen Körper bewegt, sie ändern sich dauernd, aber sie bewirken immer eine Abweichung von den Gesetzen ohne Strömung. Oder noch banaler, du nimmst zehn Leute, die mit ein und demselben Lineal ein Objekt vermessen wollen. Auf Millimeter ist das Lineal exakt und einen halben Teilstrich kriegt man auch hin, aber wenn man ein Ergebnis angibt, würde ja nach der Millimeter Stelle die zehntel Millimeter stelle folgen.

Und ob sich da noch alle zehn Messenden einig wären? Packen wir noch mit rein, dass man das Objekt nie ganz gleich vermisst, einfach auch, um Probleme bei der Messung heraus zu halten, wird wohl klar, wie die Messwerte streuen.

Das wichtige dabei ist, dass zufällige Fehler das Ergebnis mal in die eine, mal in die andere Richtung manipulieren. Ihren Einfluss kannst du bei einem einmaligen Ereignis nur schwer feststellen. Sie zeigen sich erst bei vielen Messungen deutlich, können dann aber auch bestimmt und minimiert werden.

Systematische Fehler liegen hingegen im System. Sie sind ein kleiner Dämon in der Methode, die Abweichung, die deine Experimentieranordnung von der Perfektion hat.

Ein Fehler, der einfach da ist, ob man will oder nicht, aber mit zwei bösartigen Eigenschaften. Er macht sich nicht so offen bemerkbar. Zufällige Fehler haben meistens etwas offensichtliches an sich, sie entstammen zum Beispiel der Näherung, die du machst, wie eben keinen Wind zu berücksichtigen.

Systematische Fehler können hingegen sonst etwas sein. Sogar ein fehlerhaftes Messinstrument.

Und, sie wirken immer in die gleiche Richtung, sie verschieben deine Messergebnisse immer in der gleichen Art und Weise vom wahren Resultat weg.

Das heißt, du siehst nicht das richtige Ergebnis, wie es der Mensch gewohnt ist, irgendwo zwischen den Messwerten, sondern ganz woanders. Und deine Messwerte sagen nicht einmal, wo!“

Es war eine gewisse Verärgerung in seiner Stimmlage zu spüren, als hätte Mamoru schon seine Erfahrungen mit systematischen Fehlern gemacht.

„Und... Conan soll etwas mit... systematischen oder zufälligen Fehlern gemacht haben?“

„Er ist... ein systematischer Fehler, oder genauer, dessen Quelle. Der kleine Dämon, von dem ich sprach.

Er will, soweit sind wir ja nun, dass du nicht glaubst, er und Shinichi seien ein und dieselbe Person. Er verhält sich nicht, für seine Verhältnisse, normal, so dass du einfach ihn beobachten könntest, sondern er manipuliert jede deiner Beobachtungen. Und zwar immer dahin gehend, dass man glaubt, er und Shinichi seien eben nicht ein und dieselbe Person. Das ist ein systematischer Fehler, wie er im Buche steht.

Er ist Detektiv. Er kennt die Beweiskraft der Aussage mehrerer Zeugen, zwei Personen seien gleichzeitig am selben Ort gewesen.“

„Ja schön. Aber das ist doch noch keine wirkliche Antwort! Es bleibt doch immer noch offen, wie zum Teufel er das gemacht hat?...“

„Oder war es noch so ein Trick, wie mit der Verjüngung? Das wolltest du sagen, nicht wahr, Ran?

Nein, ich denke nicht, dass wir hier über das gleiche reden. Das eine war Magie, das andere nur Illusion.“ Er stand unwillkürlich auf und wanderte wieder Richtung Tür.

„Illusion?“

„Ich sagte doch, ich habe keine Ahnung, wie man einen Menschen verjüngt, ich hätte auch nicht gedacht, dass so etwas möglich ist, aber zwei verschieden aussehende Menschen an einem Ort zu positionieren, das halte ich durchaus für ein leichteres Unterfangen.“

Ran wurde bleich, als sie diese letzten Worte rekapitulierte.

'zwei verschieden aussehende Menschen.' Es war ja nicht zweimal Shinichi oder zweimal Conan, die sie sah. Es waren Shinichi und Conan.

„In diesem Fall irrst du dich aber, glaube ich. Ich habe Shinichi gesehen, ihn erlebt. Er war echt, er hat auch einen Fall gelöst. Das war Shinichi, daran habe ich nicht den geringsten Zweifel.“

Kurz vor der Tür, rechts daneben aus Rans Sicht, blieb er stehen, direkt vor einem der Bücherregale, die sie vorhin noch begutachtet hatte.

'Was waren da noch gleich für Bücher drin? Keine Physik jedenfalls'

Ohne sich umzudrehen, fuhr er fort.

„Na, dann ist ja wohl alles geklärt, oder? Wenn Shinichi echt war und Conan und Shinichi ein und dieselbe Person waren, dann bleibt als Induktion wohl nur eine Option...“

„...Conan war nicht echt!?“ Ran musste sich sehr beherrschen, um es nicht so laut hinaus zu schreien, dass dieser es noch vom andern Zimmer aus hörte.

Sie ließ ihren Blick nicht von Mamoru ab, der wie angewurzelt vor dem Regal mit einem kleinen Büchlein in der Hand stand und las.

Ihre Gedanken rasten zu dem Mordfall vom Frühlingsfest.

'Conan. Er war gerade aus dem Krankenhaus entlassen worden. Trug zur Sicherheit noch eine Erkältungsmaske...

Die Maske!

Natürlich, ich konnte während des Festes und auch noch den Tag danach, als Shinichi noch da war, nie sein Gesicht sehen. Und er war... anders. Er hat sich dieses mal nicht die Leiche angesehen. Er überließ dieses mal den Tatort tatsächlich der Polizei, Paps und Heiji...

Heiji!

Er war doch auch als Shinichi verkleidet und hatte angegeben, neben Shinichi gesessen zu haben.

Er hatte damit doch auch versucht, den Gedanken zu erwecken, Conan und Shinichi befanden sich am selben Ort.

Aber... die Stimme. Conans Stimme... Nein, der Professor hatte doch für die Kinder so eine Erfindung, mit der man Stimmen nachmachen konnte.

Dann brauchten sie nur noch ein beliebiges Kind, dass freiwillig... seinen Platz einnahm. Jemand der Bescheid wusste, der Conan und die Detektei kannte.

Und da kommt in diesem Fall ja wohl nur eine Person in Frage. Na wartet!'

Plötzlich schien sich die Frustration für einen Moment entladen zu müssen.

„Die beiden können was erleben!“

Mit voller Wucht schlug sie ihre Hand auf die massive Tischplatte, so dass auch Mamoru erstmals von seiner Lektüre aufsah.

„Wie können sie es wagen, mir dieses Schmierentheater vor zu spielen?“

„Äh, Ran...“ Er war etwas verunsichert, ob er sie gerade jetzt darauf ansprechen sollte, aber es war nötig.

„Ich sagte, ja ich habe keine Ahnung, wie man einen Menschen verjüngt. Aber hast du, wenn auch keine Antwort, zumindest eine Vermutung darauf, wie das passiert sein könnte?

Ich meine, so überzeugend auch alle Details sein können, man braucht doch irgendeine Form von Ansatz, um zu so einer Theorie zu gelangen.“

Die merkwürdige Art der Formulierung brachte ihren Blutdruck wieder etwas in normale Bereiche und ließ sie nachdenken.

„Mhm... Ja..., es gibt da tatsächlich etwas.

Dieser Nachbar von Shinichi, Hiroshi. Er ist Erfinder, Wissenschaftler, der alles mögliche entwickelt. Und nach meiner Einschätzung geht es um einen Fall, wegen dem sich Shinichi verstecken musste.

Da hat er ihm etwas gegeben, was ihn geschrumpft..., ich meine verjüngt hat. Klingt doch einigermaßen plausibel, oder?“

Sie sah ihn leicht skeptisch an. Ihr fehlte dieses geniale Argumentieren, das Shinichi oder auch Mamoru an den Tag legten, so dass sie sich etwas komisch dabei vorkam.

„...Nein, ehrlich gesagt überhaupt nicht. Das ist in mehrerlei Hinsicht eher unplausibel, wenn nicht unrealistisch. Und ich würde dir nicht empfehlen, ihn damit zu konfrontieren, wenn du ihn das nächste mal überführen willst.“

Ran schreckte etwas zurück, als sie sah, wie er sich mit sehr finsterer Miene wieder zu ihr wandte, nachdem er das Buch wieder an seinen Platz stellte. Sie konnte im Winkel so ungefähr einordnen, wo es stand. Dort waren Werke von deutschen Schriftstellern aufgereiht.

„Warum... unrealistisch?“

„Nun, du sagtest doch, dass du Conan eine Stunde nach dem Verschwinden Shinichis zusammen mit diesem Hiroshi kennen gelernt hast.

Mal unberücksichtigt die Tatsache, dass die Vorgänge, die zwischen diesen zwei Ereignissen ohnehin lagen, der Fall, der sich als zu schwierig erwies, der Weg zu ihm nach hause, das Gespräch mit diesem Nachbarn, schon eine ganzes Stück dieser Stunde verschwendet hatten, es ist undenkbar, dass in so kurzer Zeit ein noch so genialer Mensch ein solches Mittel entwickelt.

Unbedenklich, versteht sich, also, dass er nicht gleich stirbt, wenn er es zu sich nimmt. Natürlich kannst du einwenden, er hätte es vielleicht schon fertig gehabt. Aus anderen Gründen entwickelt.

Nun wenn doch, dann sollte man davon ausgehen, dass sich Shinichi öfter blicken lässt. Denn in dem Fall muss dieser Erfinder auch in der Lage sein, ein Gegenmittel parat zu haben. Andernfalls hätte Shinichi doch nicht so freiwillig zugestimmt und sich sofort verjüngen lassen.

Und umgekehrt, wenn es möglich wäre, relativ einfach diese Vorgänge umzukehren und laut dem Zusammentreffen ist es zumindest mehrfach möglich, würde Shinichi sicher ab und zu vorbei schauen, um Sorgen, wie du sie dir machst, zu zerstreuen.

Er kann es nicht, Ran. Auch wenn er es wollte! Nur so macht dieses rare Auftreten Sinn. Wie sagtest du, er ruft nur ab und zu an?

Weil er sich nicht zeigen kann.

Wäre ihm egal, wie du darüber denkst, würde er wohl nicht mal das machen.“

Ran errötete sofort.

'Es ist ihm nicht egal, wie ich über sein Verschwinden denke? Es bedeutet ihm etwas?'

„Aber... aber wie... wie soll er denn dann verjüngt worden sein?“, stotterte sie sich zusammen.

„Keine Ahnung, sagte ich doch. Ich hab zwar mittlerweile auch eine Vermutung, aber es ist noch zu früh, die zu bestätigen.

Etwas anderes ist vorher wichtiger.

Ähem...“

Man sah heftige Verunsicherung in seinem Gesicht.

„Willst du ihm echt den Kopf waschen wegen der Sache, dass er dich täuscht?“

Die Errötung in Rans Gesicht hielt sich, wurde aber nun durch etwas anderes verursacht.

Sie senkte ihr Haupt, um nicht unbedingt in seines blicken zu müssen.

„Nein...“, begann sie sehr ruhig und traurig.

„Ich weiß nicht mal, was ich mit ihm machen soll. Das ist das eigentliche Problem, welches die ganze Situation so unerträglich macht.

Angenommen, er ist nicht Shinichi. Dann würde ich mich selbst tadeln müssen, wenn ich ihn nicht endlich von allen Tatorten, an die ihn das Schicksal treibt, wegzerre.

Wenn er Shinichi ist..., dann will ich ihm helfen.

Aber in jedem Fall ist es von entscheidender Bedeutung, ob die Person, mit der ich da zusammen wohne, rede, zur Schule gehe... dass ich weiß, ob diese Person ein Kind oder ein Teenager ist.“

Ihr Blick wanderte ins Leere, als suchte sie in der Unendlichkeit des Nichts, das sich hinter der Wand befand, eine Antwort auf ihre Frage.

„Verstehst du das, Mamoru? Oder ist es einfach nur kindisch?“

Er schüttelte langsam bedächtig den Kopf.

„Nein, es ist nicht kindisch. Eher ist es eines der großen Probleme unserer Zeit. Die Frage nach dem Risiko und der Folge einer Handlung.

Allerdings, wenn das dein größtes Dilemma ist, dafür hätte ich durchaus einen Rat...“
 

Ein grauenvoller Schrei durchstieß seine Worte mitten im Satz, der Schrecken fuhr in Mamorus Glieder, als er die weibliche Stimme erkannte.

„Noriko!“

Wie vom wilden Affen gebissen stürmte er durch die Tür an Conan vorbei, der natürlich auch aufgesprungen war, Richtung Flur.

Er öffnete fast gleichzeitig mit Fudo und Sonoko und zu den fünfen tauchten noch ein Mann und eine Frau auf, die allesamt ihre Blicke und Schritte auf Apartement 609 richteten, vor dessen Eingang eine leichenblasse Frau zusammen gesunken war.

Ran schätzte sie etwa ein bis zwei Jahre älter als Mamoru.

„Noriko, was ist passiert?“, fuhr sie die unbekannte Studentin an.

Aber Noriko konnte nicht antworten, lediglich langsam und zitternd ihren rechten Arm heben und mit dem Zeigefinger in die Wohnung zeigen.

Der andere Student näherte sich ihr, sah als erstes, aber nur Bruchteile von Sekunden vor den anderen, in das Zimmer.

„Masao?“, fragte er zögerlich, bevor er des Zimmers gewahr wurde.

Der Anblick ließ sie dann alle zurückweichen.

Zwischen einem riesigen Chaos, Unmengen umher geworfener Kleidungsstücke und Inventar lag die erstochene Leiche eines Mannes, den alle in dieser Etage wohnenden sofort als Masao Yamato erkannten.

Korrelationen

Hallo an alle Lesenden,
 

zuerst erneut ein riesiges Danke Schön an die lieben Kommis. Und... da ihr offenbar so erfreut darüber seid - warum auch immer - hier also nun der Auftakt zum Mordfall.

Ich hoffe sehr, er gefällt euch, in jedem Fall gibt es diesmal viel Zeit zum Nachdenken, Kapiteltechnisch, einige Verdächtige und jede Menge falscher und richtiger Hinweise, aber wie immer nur eine Wahrheit. ;]
 

In diesem Sinne, wünsche ich euch viel Spaß mit dem Kapitel und bis nächste Woche.

lG, Diracdet
 


 

Kapitel 6: Korrelation
 

Ruhig betrachtete Kommissar Megure die Einrichtung des Flurs in der sechsten Etage, während er sich dem Tatort näherte. Zu gewöhnt an den ihm angekündigten und sich ihm nun bald bietenden Anblick war er, als dass er Eile an den Tag legen müsste.

Das Zimmer war gesichert, alle Zeugen standen bereit zur Aussage und dem Opfer war sowieso nicht mehr zu helfen, soweit war er im Bilde.

Daher bemühte er sich darum, Haltung zu bewahren, die Ruhe auszustrahlen, die Angehörige und Freunde so bitter nötig hatten und gleichzeitig die nähere Umgebung dieses... Verbrechens, das war es definitiv, wenn auch noch nicht klar war, ob sich Opfer und Täter unterschieden, unter die Lupe zu nehmen.

„Das soll ein Studentenwohnheim sein?“, fragte etwas verwirrt sein Begleiter zur Rechten.

„Tja, früher nicht, Takagi. Ich erinnere mich noch an die Zeit, als hier eine große Firma ihren Sitz hatte. Vor der letzten Wirtschaftskrise zu Beginn der Heisei-Ära.

Nun ja, immerhin mussten sie es nicht abreißen, sondern haben noch was daraus machen können, dass sogar jungen Menschen etwas nützt.

Aber Sie haben schon recht, nach Wohnheim sieht das nun nicht gerade aus.

Oh da vorne muss es wohl sein.“

Seine Augen fixierten die offen stehende Tür, an der bereits ein Polizist Wache schob.

Er bemerkte gar nicht die kleine Gestalt, die zwischen der Tür und den Beinen des Wachmannes stand. Conan hatte die beiden schon beobachtet, seit sie den Lift verließen, ein Anblick, der ihm eine unverkennbare Enttäuschung bereitete.

'War ja klar, dass der Aufzug funktionierte! Das kriegst du nochmal wieder, Sonoko!'

Missmutig drehte er sich weg. Weder verspürte er große Lust, sich mit Inspektor Takagi zu unterhalten – er hatte ihn seit dem Treffen auf dem Friedhof nicht mehr gesehen – noch wollte er sich wegen seiner Beine von dem bevorstehenden Fall abbringen lassen.

Im Umfeld der Tür musste leider Platz gemacht werden. Genauer, der Tatort war an dieser Stelle bereits verändert worden, als Noriko Fue diesen betrat, in dem sie die Tür geöffnet hatte.

Den Eingang bildete ein breiter Gang mit seitlichem Badezimmer, ähnlich wie in Mamorus Wohnung, nur deutlich größer.

Dieser Pfad gestalte sich jedoch ungeheuer schwer unter dem Aspekt, dass alles voll lag mit ein paar Kissen von der Couch, die sich im dahinter liegenden Hauptbereich befand, Schreibutensilien, mit Heften und Magazinen, sogar ein paar Äpfel fanden sich darunter.

Im Hauptbereich befand sich wie gesagt eine großes Sitzmobiliar, eine kleine Schrankwand, ein paar Stühle. Es war viel mehr eine Wohnung, als die von Rans derzeitigem 'Mentor'. Sogar ordentliche Gardinen verzierten das große Fenster, welches die Strahlen der untergehenden Sommersonne in prächtigster Weise hinein ließ.

Die großräumige Einrichtung deutete auf ein zweites Zimmer hin, denn wegen des Tisches war die Couch nicht als täglicher Schlafplatz geeignet.

Außerdem, was wegen Noriko eigentlich schon klar war, aber durch einige Objekte, wie zum Beispiel die Gardinen, aber auch die paarweise noch nicht abgespülten Geschirrteile, noch offenkundiger wurde, es wohnte hier neben Masao noch eine zweite, eine weibliche Person.

Sie...

Die beiden Polizisten bahnten sich ihre Wege durch die Mengen an Tatortelementen, die sie aufzuhalten versuchten und beäugten den leblosen Körper, der vor der Couch flach auf dem Boden lag. Auch um ihn herum fanden sich verschiedene Bücher verstreut, gemischt mit einzelnen Notizzetteln und einer metallenen Schale, der wohl die Äpfel entstammten.

„Masao Yamato. 26 Jahre, Doktorand für Physik an der Tokioter Universität.“, kramte Megure seine Daten hervor.

„Die Todesursache ist eindeutig der Stich mit dem Küchenmesser, welches hier neben liegt?“ Der Gerichtsmediziner, der sich beim Anblick des Kommissars zunächst von der Leiche entfernt hatte, beugte sich nun wieder zu diesem herab und begann in ebenso sachlichem Ton wie sein Vorgesetzter.

„Definitiv, der Blutverlust ist letztlich entscheidend gewesen, da das Messer das Herz nicht genau traf.

Allerdings scheint es von vorne hinein gestochen wurden zu sein, weshalb ich Selbstmord nicht ausschließen würde.“

„Keine Angst, das Ausschließen, können Sie uns überlassen. Aber wie meinen Sie das, es scheint, als wurde von vorne hinein gestochen?“

„Nun, sowohl vorne als auch hinten ist das Loch des Durchstichs zu sehen, allerdings ist es hinten größer. Sie wissen doch, wie das ist, wenn ein Messer irgendwo feststeckt und man es herauslösen will.

Man ruckt hinten am Griff auf und ab und an der Spitze bewegt es sich so lange, bis es sich Platz verschafft hat.“

„Verstehe. Da das Loch hinten größer ist, war dort entsprechend die Spitze, sonst könnte es nicht herausgezogen werden. Ein Angriff ohne Gegenwehr von vorne ist wohl unwahrscheinlich und als sterbender wird er den Schmerz, der ihn wegen der Stelle des Einstichs noch eine Weile quälte, kaum ertragen haben. Gut gemacht, Herr Katsuda!“, lobte er ihn abschließend, bevor er endlich einen Blick auf die an der Seite aufgereiht wartenden Zeugen werfen konnte.

„Also, Sie haben die Leiche des Opfers gefun...“

Er schreckte fast zurück, als ihm die bekannten Gesichter zweier Oberschülerinnen entgegen starrten.

Die Erkenntnis ließ beide etwas verlegen sich zur Seite wenden.

'Womit hab ich das verdient?', ging es dem Kommissar durch den Kopf, bevor er sich betont diplomatisch näherte.

„Sonoko! Ran! Wir haben uns ja schon... lange nicht mehr gesehen, was?“

Das gespielte Grinsen konnten die beiden nur mit gleichem beantworten und Sonoko ließ sich den Seitenstich nicht entgehen.

„Ja, seit dem letzten Mordfall... müssen wirklich schon ein paar Wochen vergangen sein.“

Bei dem Wort wurde er dann wieder ernst.

„OK. Ist Rans Vater auch hier?“

Kopfschütteln.

„Oder Heiji?“

Wieder Kopfschütteln.

„Kein Professor?“

Ein Nicken.

„Keine Englischlehrerin, keine Detective Boys, keine vermissten Schülerdetektive?“

Gemeinschaftliches, heftiges Nicken, verbunden mit einer leichten Errötung seitens einer der beiden jungen Damen beim zuletzt genannten.

„Das heißt, wirklich nur ihr beide seid hier? Niemand sonst, der in irgendeiner Weise die Ermittlungen stört? Es besteht eine winzige Möglichkeit, dass das Selbstmord oder ein einfacher Raub war?“ Die Hoffnung in den Augen des Mannes machte ihnen direkt Angst. Sie trauten sich gar nicht, zu antworten.

„Nun... ja...“, begann Sonoko verlegen.

Er sah sich unvermittelt um, bis seine Augen an der Leiche hängen blieben, an der sich ein kleiner, wohlbekannter Junge zu schaffen machte. Mit gesenktem Haupt machte er sich auf den Weg zum Toten.

'Nochmal, womit habe ich das verdient?'

„Na, Conan...“, begann er, als er ihn von Masao weghob,

„Macht es dir eigentlich Spaß, immer an Leichen herum zu spielen? Mal ganz ehrlich. Das hat dir doch nicht Mori beigebracht, oder? Wer hat dich Lausebub denn dazu angestiftet?“

„Äh... Haha. Hallo, Herr Kommissar. Niemand natürlich, ich bin halt nur ein Kind. Aber mir ist aufgefallen, dass...“

„Na, na, na. Gib mir wenigstens Gelegenheit, meine Gedanken zum Toten zu formulieren, dann darfst du dazwischen reden, vorher nicht, ja?“

Missmutig behielt der kleine Junge die Aussage für sich, es würde ja tatsächlich noch genug Zeit bleiben.

Sein Blick traf gerade in diesem Moment den von Takagi, der noch neben der Leiche stand. Ein Zucken durchfuhr die Augen des Inspektors und er drehte sich kurz zur Seite.

„Äh... Herr Kommissar, vielleicht sollten wir...“

Aber Conan schüttelte unmerklich den Kopf als Zeichen.

'Nicht nötig, Takagi.'

„Was ist, Takagi?“, bemerkte Megure verwundert, als er gerade Conan bei Ran und Sonoko absetzte und sich wieder ihm zuwandte.

„Ach...nichts, schon gut...“, wiegelte er verlegen ab, woraufhin sich der Kommissar wieder den Zeugen widmete.

„Also...“, begann er in gewohnt souveränem Ton.

„Erzählen Sie bitte, wie..., Moment, haben Sie alle die Leiche gleichzeitig entdeckt?“

Er sah erstaunt in die Runde der acht Leute, die sich doch reichlich drängeln mussten in dem kleinen Raum, den ja nun auch einige Polizisten und ein unbeweglicher Toter füllten.

„Nein, Herr Kommissar.“, begann Fudo ruhig, als er merkte, dass die eigentliche erste Person, die die Leiche fand, noch zu sehr auf Masao fixiert war, um sich direkt angesprochen zu fühlen.

„Noriko hier, sie hat die Leiche als erstes entdeckt. So weit ich das mitbekommen habe, als sie in die Wohnung kam. Beim Anblick ist sie schreiend zusammengebrochen, der Schrei hat uns, die wir wohl als einzige hier sind, aus den Zimmern gelockt und deshalb fanden wir als restliche Leute, zusammen, die Leiche.“

Die professionelle Art, die er bei der Schilderung an den Tag legte, wie er sich auf die korrekte Beschreibung und die wesentlichen Fakten konzentrierte, machte Megure etwas stutzig. Hatte dieser junge Mann etwa Erfahrung mit Zeugenaussagen?

Aber er musste sich zunächst der „ersten Zeugin“ widmen, die zwar immer noch die Reste der vielen vergossenen Tränen auf ihren Wangen zierten, die aber zumindest ansprechbar und halbwegs klar denkend erschien.

„Junge Frau, wie ist Ihr Name?“

„Noriko... Noriko Fue.“, antwortete sie schniefend, woraufhin Megure mit einem inneren Seufzer der Erleichterung, wohl wissend, dass er mit ihr reden konnte, sein Notizbuch hervor zog.

„Und Sie haben die Leiche gefunden?“

„Ja. Ich schloss die Tür auf, öffnete und bemerkte dabei schon den Widerstand durch die Sachen. Zu erst befürchtete ich einen Raub, aber dann fiel mein Blick geradewegs auf seine...

Ich weiß dann nur noch, wie ich mein Gleichgewicht verlor und die Stimmen von Kiyoko und

Takai, die mich unterbewusst riefen, hörte. Sie haben danach die Polizei gerufen, deshalb kann ich Ihnen weiter dazu nichts sagen.“

Der Kommissar hatte sie in Ruhe ausreden lassen, auch wenn er schon nach dem ersten Satz stutzte.

„Sagen Sie, Fräulein Fue, woher hatten Sie denn einen Schlüssel für die Wohnung von Herrn Yamato?“

Sie zuckte etwas zusammen, eine leichte Färbung trat in ihr Gesicht, verschwand aber sofort, als sie wieder in seine Augen blickte.

„Wir... wir haben hier zusammen gewohnt, Herr Kommissar. Masao und ich, wir haben die Wohnung gemeinsam bezahlt und bewohnt.“

„Äh, heißt das, Sie waren ver...“

Er beendete gar nicht das Wort, Mamoru und Fudo gaben ihm von der Seite deutliche Handzeichen, es zu unterlassen.

Während Kiyoko die erneut in Tränen ausbrechende Noriko etwas zur Seite nahm, rutschten die anderen von ihr ab zu dem Polizisten hin, um etwas leiser zu sprechen. Mamoru ergriff das Wort.

„Masao und Noriko sind seit Jahr und Tag ein Paar gewesen. Die beiden haben die Schule zusammen besucht, zusammen angefangen, Physik zu studieren, Noriko auf Lehramt, er auf Promotion und beide leben entsprechend auch zusammen.“

„Eigentlich das perfekte Paar...“ setzte Fudo fort,

„Aber sie haben es nie fertig gebracht, sich wirklich aneinander zu binden, sich dazu zu bekennen. Wir haben Masao schon öfters bedrängt, er sollte endlich um ihre Hand anhalten, weil sie beide offenkundig verliebt waren, aber etwas schien ihn stets abzuhalten. Vielleicht sogar Angst.

Unter diesem Aspekt ist die jetzige Entwicklung natürlich nur umso trauriger...“

Er sah zur verstörten Noriko und seinem Blick folgte auch der der anderen. Lediglich Mamoru bemerkte, wie sich neben Trauer auch Wut in Fudos Augen andeutete.

'Bleib ruhig, mein Freund. Es ist noch nicht gesagt, dass es so ist, wie du denkst.'

Rans Augen hafteten wild funkelnd auf dem Bild der trauernden jungen Frau, auch wenn ihr rechtes versuchte, Conan im Winkel noch wahrzunehmen.

Auch er starrte sie fast stur an, und auch er behielt im Winkel seine Freundin im Auge.

Ihre Gedanken, so sehr sie auch rasten, gingen in die exakt gleiche Richtung.

'Ein Paar, dass zögert, sich die Liebe einzugestehen, und nun letztlich keine Gelegenheit mehr hat...

Weil ein unerwartetes Ereignis, eine einzige unberechenbare Entwicklung sie zur falschen Zeit trifft...'

Der Gedanke und seine Folgen bohrten sich tief in die Herzen der beiden Oberschüler.

Conan versuchte, ihn zu ignorieren und sich auf den Fall zu konzentrieren, aber Ran konnte das nicht.

Natürlich hatte sie diesen einen Gedanken schon lange. Er rauschte neben der Angst stets durch ihr Unterbewusstsein. Wenn Shinichi tatsächlich in einen gefährlichen Fall verwickelt war, war nicht gegeben, dass er jemals zurückkommen würde. Im Fall, dass er Conan war, galt dieser Aspekt ja trotzdem weiter. Conan war es schließlich, der dann zwischen ihr und Shinichi stand.

Ohne ihn zu leben, dauerhaft, das wollte sie sich nicht vorstellen, aber...

So lange seine Existenz, seine Anwesenheit hingenommen zu haben, wohl wissend dass... dass sie ihn liebte und dann wegen so einem Ereignis die Gelegenheit verpasst zu haben, ihm das zu sagen.

Sie merkte, wie ihre Wangen Wasserperlen herab rannen, einzelne, aber sie waren da und sie wollte sie auch nicht unterdrücken. Nicht bei diesem Anblick Norikos.

Sonoko und Megure wussten um Rans Sensibilität für solche emotionalen Probleme und zogen lediglich die Entwicklung um dieses getrennte Paar als Ursache in Betracht.

Mamorus Blick aber deutete auf ein tieferes Verständnis.

'So ist das also...'

Auch Conan bemerkte diesen Ausdruck in Mamorus Gesicht und wusste ihn unter diesen Umständen relativ leicht zuzuordnen, nur verstand er es nicht.

'Woher weiß der denn, was Ran empfindet?'

Um sie ein wenig ihrer Gedanken zu entledigen, richtete er den Fokus zurück auf den Fall.

„Sagt mal, Mamoru, Fudo, warum sind eigentlich nicht noch mehr Studenten aus ihren Zimmern gekommen?“

Beide sahen sich etwas verwirrt an. Fudo antwortete schließlich.

„Nun, es ist wohl einfach niemand da. Tomoya aus Zimmer 607 hatte heute, glaube ich, seine Bachelorverteidigung gehalten, da sind recht viele Leute mitgegangen. Eigentlich hatte er uns alle danach eingeladen. Mamoru und ich hatten wegen der Nachhilfe abgesagt. Warum Noriko, Masao und Takai hier sind, weiß ich, ehrlich gesagt, auch nicht. Vielleicht mussten sie lernen. Und Kiyoko hat erstmal ausgelernt.“

„Nachhilfe?“, erkundigte sich der Kommissar, wurde aber durch die leicht ausweichenden Blicke Rans und Sonokos aufgeklärt.

„Also gut, Herr Fudo... Nakano und Herr Mamoru Ietasu...“, er las die Namen aus den Aufzeichnungen von Takagi vor.

„Laut dem bisherigen Stand trat der Tod vor nicht mehr als einer Stunde ein. Sie beide waren in diesem Zeitraum...“

„In unseren jeweiligen Zimmern beim Lernen. Das können Ran und Sonoko bestätigen. Sie kamen vor etwas mehr als einer Stunde und davor waren wir bereits eine geraume Weile bei mir.“, erklärte Fudo scheinbar unberührt. Die kurze Phase der inneren Rage schien verflogen zu sein.

Ran und Sonoko nickten zustimmend.

„Also ich habe Mamoru seit dem Moment, als wir bei Fudo klingelten, nicht mehr alleine gelassen, Herr Kommissar und ich schätze, für Sonoko gilt dasselbe.“

„Na ja, fast, Ran.“, korrigierte diese sie mit leichter Verwunderung.

„Wart ihr so vertieft in eure Nachhilfe, dass du es gar nicht mitbekommen hast? Fudo war doch kurz drüben, um Chips zu holen. Da habe ich ihn nicht gesehen.“

Natürlich wurde Megure bei dieser Aussage ebenso hellhörig wie auch Fudo und beide stürzten gleichzeitig auf sie zu.

„Sonoko, wann war das und wie lange war Fudo weg?“ Der Student hielt sich noch mit Worten zurück, aber sein Blick hatte sich doch reichlich verfinstert.

„Äh..., nicht lange. Ach Quatsch, nur fünf oder sechs Minuten. Kein Gedanke, daran, was sie gerade vermuten....“ Da hatte sie sich was eingebrockt, sah ihren Physiklehrer schwinden und dieser wendete sich, immer noch pikiert, dann auch wirklich ab vom Geschehen.

'Fünf oder sechs Minuten?' Conan beobachtete den jungen Mann skeptisch.

'Er war doch nicht mal eine Minute bei Ran und Mamoru drinnen und bei mir höchstens zwei Minuten. Dann bleiben noch mindestens zwei weitere, für die fünf Meter auseinander liegenden Türen?

Hat sich Sonoko so in ihrem Zeitgefühl vertan? Und wenn nicht, was hat er draußen vor der Tür noch gemacht?'

Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als Takagi, der auf Anfrage Megures die Anwesenheit Kiyokos und Takais hinterfragt hatte, zurück zur Gruppe kam. Ohne ihn auch nur anzusehen, ging er die Daten durch.

„Herr Takai Usunomo aus Zimmer 608 sagte aus, er habe für eine anstehende Prüfung gelernt. Ein kurzer Blick der Kollegen in seine Wohnung scheint diese Aussage zu bestätigen.

Frau Kiyoko Asuno aus Zimmer 605 hatte, wie ihre Kommilitonen bestätigen konnten, gestern ihre letzte von drei kurz hintereinander stattfindenden Prüfungen und sich deshalb zur Zeit ein paar Tage Ruhe gegönnt.

Gestern Abend soll sie noch mit den anderen hier versammelten Leuten gefeiert haben. Und zwar in dieser Wohnung, Herr Kommissar.“

„Gefeiert? Hier?“, erkundigte sich Megure.

„Ja, gefeiert..“, bestätigte Kiyoko, die in diesem Moment zusammen mit der einiger maßen wieder ruhigeren Noriko wieder kam.

„Masao und Noriko, unsere Altvorderen mit der einzigen richtig großen Wohnung hier, Mamoru und Fudo, die Genies unseres Jahrgangs und Takai und ich, wir haben hier schon viele Abende verbracht, ob nun zum lernen, feiern, DVDs gucken, ein Spieleabend, was sich ergab.

Nun und seit gestern Nachmittag war ich für eine Woche eigentlich den ganzen Stress los, darum trafen wir uns halt wieder. Zum feiern.“

Noriko nickte tapfer, ihre rechte Hand hielt die linke Kiyokos fest umklammert.

Ran, Sonoko, Megure und Takagi blickten verwirrt zu Mamoru und Fudo.

'Wie, Genies?' Diese verzogen nicht im geringsten die Miene und man musste schon genau hingucken, wollte man den Hauch einer Errötung in ihren Wangen sehen. Sie waren zumindest daran gewöhnt, so bezeichnet zu werden.

„Herr Kommissar, Herr Kommissar!“, die fast schrille Stimme eines Polizisten riss sie aus den Gedanken.

„Wir haben auf dem Computer des Opfers eine Sterbenachricht gefunden.“

Alles stürmte mit großen Augen in das zweite Zimmer. Eine Mischung aus Schlaf- und Arbeitszimmer tat sich vor ihnen auf.

Die zwei getrennten Betten standen auf die Tür ausgerichtet, mit kleinen Nachttischen daneben.

Gegenüber vom Fenster ein großer Computer.

Auf dem stand ein kurzer Text geschrieben in ein Textdokument.

Dass es noch nicht vorher entdeckt wurde, was den Kommissar ziemlich zur Weißglut brachte, lag laut Aussage am Bildschirmschoner, der als ganz schwarze Fläche den Anschein erweckte, der PC wäre gar nicht an gewesen.

Der Text war einige kurze Zeilen lang, die der Kommissar laut vorlas.
 

„Es tut mir so unendlich Leid.

Für dich, Noriko, die ich im Stich lasse,

für meine Eltern die ich enttäuscht habe,

für meine Freunde hier im Wohnheim, die ich hintergangen habe,

aber mit dieser Schuld, die ich verbrochen habe, kann ich nicht weiter machen.

Lebt wohl.“
 

Einen Moment trat Stille ein. Noriko war unmittelbar wieder hinaus verschwunden. Sie konnte es nicht ertragen. Jedes Wort trieb ihr neue Tränen in die Augen.

„Kann einer von Ihnen mir etwas dazu sagen?“, begann Megure ganz ruhig, als er die Tür kurzzeitig schloss, damit sie, die sich nun in Takagis Armen ausheulte, nicht noch weiter damit in Kontakt geriet.

Aber alle schüttelten nur verwirrt ihre Köpfe.

„Tse, er lässt Noriko im Stich, ja das mag wahr sein...“, fauchte Takai vor Wut,

„Aber erst jetzt, dadurch, dass er so etwas tut. Verdammt, was soll das? Hat einer von euch damit zu tun? Wen soll er hintergangen haben?“

„Beruhige dich, Takai!“, entgegnete ihm Fudo entschieden und wendete sich an den Mann von der Spurensicherung.

„Waren Fingerabdrücke auf der Tastatur?“ Nach einem kurzen Blick zum Kommissar, der nur stumm nickte, erklärte dieser seine Ergebnisse.

„Sicher. Aber nicht nur die des Opfers, sondern noch fünf weiterer Personen.“

„Wie bitte?“, Megure hätte ihn fast mit seiner Stimme erschlagen, aber Mamoru bremste ihn in seiner Rage.

„Natürlich, wir haben gefeiert und sogar ein paar Fotos mit Digicam gemacht, die wir uns gleich ansehen mussten. Alle unsere Fingerabdrücke sind darauf, schön gleichmäßig verteilt. Wenn man mal eines umbenennt oder per Mail verschickt. Das macht dann bereits sechs Leute, natürlich nur, wenn Sie unsere Fingerabdrücke verglichen haben werden.“

Ein kurzes Sinnen ging durch die Miene des Kommissars.

„Also war scheinbar niemand weiter am Computer.“, murmelte er sich in den Schnauzbart.

„Aber ich wollte eigentlich auf etwas anderes hinaus, Herr Kommissar.“

Megure sah zu Fudo herüber, dessen ernsthafte Miene ihn plötzlich an jemanden erinnerte, er konnte nur nicht genau sagen, an wen.

„Ich wollte wissen, ob die Fingerabdrücke alle scharf sind, insbesondere natürlich diejenigen, die

zum Tippen der Nachricht benötigt wurden.“

Allgemeines Unverständnis ging durch die Reihen, lediglich Mamoru und Conan hielten sich zurück.

Ein zögerliches Abnicken gab Fudo recht.

„Äh... ja, sie sind alle klar und deutlich sichtbar, kaum Verschmierungen, sonst hätte ich auch kaum auf genau sechs verschiedene Sätze an Fingerabdrücken kommen können.“

Schlagartig wurden die Mienen von Conan und den beiden Nachhilfestudenten noch viel finsterer. Man konnte sogar die Spur eines Schocks bei Mamoru wahrnehmen.

Der Kommissar öffnete die Tür und bat die Damen und Herren heraus ins erste Zimmer.

„Entschuldigen Sie, Takagi, würden Sie und Noriko bitte zu uns kommen. Ich denke, wir können zumindest teilweise diesen Fall kurz und möglichst ohne weitere, größere Schmerzen abschließen.“

Der Inspektor bemühte sich darum, Noriko zum Gehen bewegen zu können, aber es dauerte eine Weile. Als endlich alle da waren, setzte Megure erneut ganz ruhig und bedächtig an.

„Fräulein Noriko. Zunächst muss ich mein herzliches Bedauern über den Tod einer Ihnen so wichtigen Person ausdrücken.“

Ein ganz schwaches Nicken war zu erkennen, welches er als Erlaubnis, fortzufahren, sah.

„Lassen Sie mich dann die Situation rekonstruieren. Herr Yamato hätte offiziell nicht hier sein sollen, aber er war es. Etwas hatte wohl sehr schwer auf seinen Schultern gelastet, was ihn zur Suche nach dem allein sein trieb. Er schrieb diese Nachricht, verwüstete die Wohnung im Zorn und beging schließlich Selbstmord.

Auf der Computertastatur befanden sich nur ihre Fingerabdrücke von gestern, die Tür war, wie Fräulein Noriko aussagte, abgeschlossen. Seinen Schlüssel haben wir an seinem Schlüsselbund auf der Kommode im Schlafzimmer gefunden. Auch die Tür hierhin war zu. Die Fenster waren verriegelt und weisen keinerlei Spuren einer Beschädigung auf. Die Stichwunde wurde mit ziemlicher Sicherheit von vorne beigebracht, dennoch zeigt das Opfer so weit keine Spuren eines Kampfes. Ein Raubmord lässt sich wegen der Sterbenachricht ausschließen.

Außer Ihnen vier war zunächst niemand hier, weil alle anderen zu einer Feier eines Kommilitonen eingeladen waren. Herr Nakano und Herr Ietasu haben ein Alibi und auch Herr Usunomo und Fräulein Asuno haben zumindest eine Begründung für ihre Anwesenheit, die durch höhere Mächte gegeben ist.

Ich denke daher, die wahrscheinlichste Interpretation ist...“

„Mord, Herr Kommissar Megure!“

„Genau... Selbst.... MORD?!“ Alle drehten sich zu Fudo um, der sich an die Fensterbank gelehnt hatte und den Leichnam anstarrte. Erst als alle ihm Aufmerksamkeit zollten, wanderte auch sein Blick wieder zu ihnen.

„WAS SAGEN SIE DA?“ Megure tobte fast. So eine überhebliche Art, und dieses einfach sich hinwegsetzen über seine Persönlichkeit, die er in so einer Situation besaß, dieses Hereinreden, dieses Verbessern, als ob er selbst der geniale Kriminologe wäre, als ob er...

'Er ist wie Shinichi Kudo!'

Der Gedanke ließ ihn ein wenig erschaudern und er wandte sich unwillkürlich zu Ran um. Sie sollte wohl als Gradmesser herhalten. Sie müsste das auch feststellen, diese Ähnlichkeit. Wer, wenn nicht sie?

Aber... sie schien alles andere als irgendwie überrascht über Fudos Einwand, über seine Art, im Gegenteil, sie schien seinem Blick auszuweichen, vor ihm zurück zu ziehen.

'Was hat sie denn?'

„Sicher, ein Selbstmord ist zunächst relativ naheliegend.

Zumindest..., wenn das hier nicht ein sondern ein Dutzend Fälle wären.“

„Könnten Sie sich vielleicht etwas genauer ausdrücken?“ Megure gefiel diese Art überhaupt nicht, er war wohl doch nicht wie Shinichi Kudo, mehr wie dieser Sohn von Polizeipräsident Hakuba, dem er einmal zuvor auf einer Polizeikonferenz begegnet war. So ein arroganter Schnösel!

„Ich rede von Korrelationen.

Das Problem, die Phänomene dieses Universums zu beschreiben, basiert auf dieser einen kleinen Tatsache. Korrelationen, Wechselwirkungen. Einzelne Teilchen lassen sich ohne weiteres beschreiben, aber sobald es zwei werden, ergibt sich ein völlig neues System an Möglichkeiten, Optionen, die bei den einzelnen Teilchen kaum vorstellbar wären.

Sie müssen zwar die einzelnen Aspekte finden, aber erst wenn alle da sind, können Sie anfangen, über den Zusammenhang nachzudenken.

Fangen wir bei dem Messer an. Ich hab danach vorhin schon gefragt, bevor Sie sich wundern. Sie glauben, es wurde von vorne hinein gestochen, weil die Wunde an einer Seite größer ist. Das gilt beim Hinausziehen allerdings für beide Seiten, er könnte also auch von hinten erstochen wurden sein.“

„Und das ist in diesem Fall auch um einiges wahrscheinlicher aus medizinischer Sicht.“, führte Mamoru fort und lenkte nun alle Aufmerksamkeit auf sich.

„Sehen Sie...“

„Masao! Masao! Mein Junge!“

Ein älterer Mann mit ergrauten Haaren und Uniform rannte an allen Wachmännern vorbei und stürzte auf die Leiche zu. Geradeso konnte ihn Takagi davon abhalten, den ganzen Tatort zu verwüsten.

„Inspektor... Yamato?“, entfuhr es ihm, als er den Kollegen erkannte.

Alle blickten erstaunt auf.

„Dann stimmt es also. Masaos Vater ist Polizist.“, sinnierte Kiyoko vor sich hin.

Ran sah sie verwundert von der Seite an.

„Warum guckt ihr denn so überrascht, wenn er es euch offenbar schon erzählt hatte?“

„Wir hatten ihn nie kennen gelernt, außer vielleicht Noriko. Aber Masao hatte immer schon einen sehr ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Er berief sich dabei immer auf seinen Vater. Deshalb sind wir so überrascht, dass wir ihn jetzt endlich zu Gesicht bekommen. Und ich bin recht glücklich, dass Mamoru und Fudo jetzt hier sind. Denn dann wird es, wie es Masao gewollt hat, Gerechtigkeit in diesem Fall geben.“

Ein leichtes, immer noch vom Schock geprägtes, aber doch offenes Lächeln ging von ihr aus.

„Wieso...“, aber Ran sollte die Antwort schon bald erfahren.

Inspektor Yamato hatte sich zwar so weit beruhigt, dass Takagi seinen Griff lockerte, aber ihn noch nicht loslassen konnte.

„Warum hast du dir das angetan? Warum?“, schrie er dem leblosen Sohn entgegen.

„Das war er nicht, Herr Inspektor.“, redete Mamoru vor sich hin, was den alten Mann auch für einen Moment still werden ließ.

„Sehen Sie, Kommissar, wenn man ein fest steckendes Messer lösen will, bewegt man es auf und ab im Objekt. Hebelwirkung, frei nach Archimedes. Der feste Punkt, an dem das Messer hakt und zwei Hebelamre zu beiden Seiten, deren Spitzen am stärksten bewegt werden.

Das hatten Sie sicher schon geklärt.

Normalerweise bewirkt das, so wie es hier aussieht, eine verbreiterte Kerbe oder Schnittwunde, auf der Seite der Spitze, also gegenüber vom Einschnitt. Das funktioniert aber nur, so lange, das Messer auf keinen größeren Widerstand stößt. Das Material, in dem es feststeckt sich gut vom Messer schneiden lässt. Es keinen zweiten festen Punkt gibt.

Wenn man aber einem Menschen ein Messer in Brusthöhe durchsticht, dann gibt es einen sehr entscheidenden Widerstand, nämlich die Rippen. Das Messer lässt sich gar nicht aufwärts und abwärts bewegen, außer es ist gar nicht mehr durch die Rippen begrenzt. Man muss es auch hin und her bewegen, aber es erzeugt keine solche Wunde, sondern lediglich ganz winzige Verbreiterungen, in denen es locker steckt. Dann kann man es langsam und stetig herausziehen und erst, wenn es die Rippen passiert hat, erst dann kann man es, aber nun auf Griffseite, wieder bewegen und dort solch eine Verbreiterung bewirken. Ansonsten wäre auch das nicht direkt getroffene Herz verletzt worden.

Das heißt, das Messer wurde mit ziemlicher Sicherheit von hinten hineingestochen.“

Stille herrschte erneut im Raum. Ran wandte kurz den Blick zu Conan, der nichts zu entgegnen hatte, also stimmte es.

Inspektor Yamato blickte an Mamoru vorbei skeptisch zu Megure.

„Meinten Sie nicht, er wäre eher der sportliche Typ?“

„Wer?“

„Na er hier. Ihr Superdetektiv. Shinichi Kudo.“

Mamorus Augen zuckten ganz kurz. Er sah zu Ran, die auf der Stelle zurück schreckte.

'Oh nein, bitte nicht. Jetzt weiß er es doch.'

Angst kroch in ihr hoch. Aber wovor eigentlich? Mamoru war auch zuvor beim Namen Shinichi schon nicht skeptisch geworden, und er hielt bis jetzt auch sein Versprechen, nichts davon zu verraten, was die beiden in seinem Zimmer besprochen hatten.

Und dennoch, er war merkwürdig, auch wenn sie nicht sagen konnte, inwiefern.

Merkwürdiger noch... 'als dieser Fudo Nakano...'

„Tut mir Leid, Herr Inspektor, Sie zu enttäuschen, aber ich bin kein Detektiv, ich bin nur Physiker.“

Er wies ihn so ruhig ab, als wüsste er gar nicht, von wem da gerade gesprochen wurde. Nicht zuletzt, weil auch Fudo bei dem Namen kurz zusammen gezuckt war.

Dieser hatte sich von der Fensterbank erhoben und suchte nun wieder Anschluss an die Gruppe und an seine Gedanken zum Fall.

„Der nächste Punkt ist die Sterbenachricht.

Sie sagen, es war wahrscheinlich niemand anderes daran, ich sage, es kann niemand anderes daran gewesen sein.

Angenommen, noch jemand anderes wäre hier und hätte diese Nachricht geschrieben. Wie hätte diese Person das machen sollen?“

„Na mit Handschuhen vielleicht?“, reagierte der entnervte Megure.

„Eben nicht. Mal abgesehen, davon, dass allein die Messergeschichte für einen geplanten Mord viel zu plump war, um als Selbstmord durchzugehen, und Handschuhe würde ich als Beweis eines geplanten Mordes ansehen. Das Problem bei diesen ist, dass sie den Tastsinn abschwächen und die gewohnten Distanzen zwischen Fingern und angefassten Objekten verändern.

Einfach gesagt, man kann die Hand nicht ganz so gut benutzen. In den meisten Fällen ist das kaum von Bedeutung, wohl aber am PC.

Die Tasten beim Computer sind ja auf Finger ausgerichtet, sie haben eine kleine Einkerbung, um diese nicht abrutschen zu lassen. Das funktioniert aber auch nur wegen dem abgesonderten Schweiß auf den Fingerkuppen.

Mit Handschuhen ist das nicht möglich, will heißen, man rutscht beim Schreiben, insbesondere wenn man nervös ist, wie ein Mörder oder Selbstmörder, ab.“

„Und warum zum Geier ist das nun wieder interessant?“

„Na, weil alle Fingerabdrücke von gestern Abend noch ganz sauber zu erkennen und zu unterscheiden waren!

Ähnliches, wie für die Handschuhe, gilt auch für andere Möglichkeiten, die Hände abzudecken, wie Taschentücher, die als spontane Lösung für alle anderen Objekte funktionieren würden.

Das heißt, dass alle Fingerabdrücke ordentlich zu erkennen sind, bedeutet, dass diese Nachricht von einer von uns sechs mit bloßen Fingern geschrieben wurde. Wohl wissend, ob Selbstmord oder Mord, dass diese Abdrücke sowieso auf der Tastatur sein würden. Und wenn Masao sie nicht schon gestern verfasst hat, bin ich doch recht gespannt, wie sie einem Selbstmörder im Moment vor seinem Tod so eine ruhige und fehlerfreie Schreibweise zutrauen wollen.“

Die seltsame Frage Fudos ergab nun auch endlich für alle anderen Sinn und sie waren immer mehr beeindruckt von den Erkenntnissen der beiden Studenten. Conan fühlte sich fast schon ein Stück überflüssig, aber diese Pause kam ihm nicht ungelegen.

Mamoru verließ das Schlafzimmer.

„Der dritte Punkt ist das Chaos in diesem Zimmer. Sicher kann das ein von Selbstmordgedanken getriebener machen, das macht in der ganzen Wohnung irgendwie Sinn, außer im Flur.

Warum zum Teufel sollte er bis dahin vorgehen und Dinge verstreuen und dann auch noch so schön gleichmäßig?“

„Wieso ist gleichmäßig ungewöhnlich? Das ist doch statistisch...“, begann Megure, wurde aber diesmal von Takai unterbrochen.

„Papperlapapp Statistik. Ja statistisch gleich verteilt heißt im Mittel, als realer Fall ist dieses Mittel stets der unrealistischste Fall. Beim Würfeln ist der Mittelwert 3,5. Aber ich wüsste gerne, wie oft Sie den bei einer Millionen mal würfeln bekommen?“

Fudo hatte sich inzwischen neben Masaos Leiche gestellt.

„Bedenken Sie es in der Reihe, Herr Kommissar, das Messer, das ihn wahrscheinlich von hinten

gestochen hat, der Computer, den niemand außer uns bedient haben kann, die Nachricht, die offenbar keiner versteht, die auch Masao nur schwerlich geschrieben haben kann und die ungewöhnliche Verteilung des Inventars auf dem Boden...“

„Zugegeben...“, zögerlich nur akzeptierte er diese Argumente, so treffend sie auch waren,

„Aber das sind nur Indizien, kein Beweise. Außerdem soll die Tür verschlossen gewesen sein und der Schlüssel befand sich im anderen Zimmer.

Also hast du... haben Sie irgendeinen entscheidenderen Hinweis?“ Er verfiel allmählich wirklich dem Gedanken, einen der jungen Detektive Japans vor sich zu sehen, dabei war es ein ihm unbekannter Student, kein Oberschüler, sondern ein Erwachsener.

„Sicher. Und sagen Sie ruhig du, offenbar, scheine ich Sie ja an jemanden zu erinnern.“

Mit einem Tritt beförderte er die Mehrheit des Mülls um Masaos rechten ausgestreckten Arm zur Seite.

„Hast du sie noch alle? Du kannst doch keinen Tatort zerstören!“

Jedweder Respekt war nun verschwunden.

Der Kommissar wollte sich den selbstgefälligen Störenfried schnappen, als er genau wie die anderen bemerkte, was Fudo, Mamoru und Conan bereits vorhin zwischen den Teilchen durchschimmern gesehen hatten. Ein paar Linien aus Blut um die bis auf den Zeigefinger zur Faust geballten Hand.

„Ja Herr Kommissar, ich habe sie noch alle, und, was viel wichtiger ist, die wahre Sterbenachricht von Masao.“
 

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So, hier nochmal von ungewohnter Stelle ein kurzer Kommentar. Ohne allzu viel zu verraten, natürlich ist diese neue Sterbenachricht essentiell für den Fall, auch wenn die alte ruhig im Kopf bleiben darf. Ganz unbrauchsam ist sie auch nicht...

Deshalb habe ich auch ein Bild... ähem, ich meine, deswegen hat Leira - ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle - diese Nachricht gezeichnet. Wie heißt es, ein Bild sagt mehr als tausend Worte.

Ich werde es vor dem Hochladen des nächsten Kapitels in die Charaliste packen,

die für diesmal mit den Charas bereits gefüllt wird.

Entropie

Hallo an alle Lesenden,
 

erstmal wieder vielen Dank an die fleißigen Kommi Schreiber.^^
 

Nachdem ich darauf hin gewiesen worde, sage ich nun noch kurz etwas zur Kategorisierung der Beziehung von Masao und Noriko.

Die beiden sind quasi so lange befreundet wie Ran und Shinichi und sie haben sich zumindest so weit gefunden, dass sie wissen, sie lieben sich gegenseitig.

Aber das war es auch so ziemlich.

Die Wohnung bezahlen sie beide, sehen sie aber fast eher noch als WG an. Sie haben zwei getrennte Betten und sind eigentlich nie wirklich sich näher gekommen.

Nur, damit das Ende auch verständlich wird, so hoffe ich.
 

Nun zum jetzigen Kapitel. Die Sterbenachricht ist im Kleinformat jetzt in der Charaliste, aber im Großformat und vor allem richtig herum in meinem Steckbrief.
 

Ach ja, etwas muss jetzt noch gesagt werden. Normalerweise freue ich mich natürßlich über alle Verbesserungsvorschläge, aber diesmal gibt es einen bewussten inhaltlichen Fehler im Kappi. Ist so gewollt. Wenn jemand also darauf kommen sollte, nicht verraten. *shht!*
 

Ansonsten wünsche ich viel Spaß

mit dem neuen Kapitel.
 

lG, Diracdet
 

P.S.: Danach wisst ihr endlich um meinen User-Namen hier Bescheid...
 

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Kapitel 7: Entropie
 

Die Augen gingen den Beteiligten fast über, als sie die zwei Linien und zwei kleinen Punkte auf dem Laminatboden erkannten. Die zwischen ihnen liegende Hand und insbesondere der ausgestreckte Zeigefinger dienten als Vergleichspunkt. Die Linien waren tatsächlich so dick, wie seine Finger.

Der Kommissar näherte sich langsam den Zeichnungen, die scheinbar das Opfer kurz vor seinem Tod fabrizierte.

„Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Kommissar Megure. Ich habe Ihre Leute angewiesen, diesen Bereich genauer zu fotografieren, da er später untersucht werden müsse.“

Er nahm Fudos Rechtfertigung kaum wahr, aber Masaos Vater blickte ihn neugierig an. Dann beugte er sich, die älteren Knochen am Rücken stützend, zu seinem Vorgesetzten.

„Und der?“, murmelte er ihm ins Ohr, woraufhin Megure aus seinen Gedanken hoch schreckte.

„Wer? Was?“

„Na dieser junge Mann da. Ist das Kudo?“

„Äh, nein, das ist noch ein Student, Yamato. Hier ist kein Detektiv, glauben Sie mir. Sein Name ist Fudo Nakano.“ Er wollte in der Hoffnung, die Geschichte wäre geklärt, ihn gerade nach seiner Meinung bezüglich der Nachricht fragen, als Inspektor Yamato sich unwillkürlich umdrehte, aufbäumte und Fudo tief in die Augen sah.

„Du bist dieser Fudo? Masao hat mir schon von dir erzählt. Du sollst zwar sehr schlau, aber auch ziemlich eingebildet sein. Und du sollst...

Moment. Heißt das, du bist Mamoru Ietasu?“ Als hätte er alles vergessen, was er eben noch sagen wollte, wendete er sich vom verdutzt drein schauenden 'eingebildeten Schlaukopf' zum noch verwirrter wirkenden Mamoru.

„I...Ich?“, stotterte er unbeholfen, mit dem Finger auf sich selbst deutend.

„J...Ja, der bin ich...“.

Mit einem Satz stürmte der Inspektor auf ihn zu und packte ihn bei den Armen, dass er ja nicht zurückweichen konnte.

„Masao hat schon so viel von dir erzählt, Mamoru. Er war immer schon von deinen Fähigkeiten und deiner Art zu denken, beeindruckt. Ebenso, wie als Freund, er hat dir immer voll und ganz vertraut.“

Etwas unbeholfen wollte sich Mamoru bedanken, wusste aber beileibe nicht, wie er das in dieser Situation anzustellen hatte. Es stimmte, er war besonders mit Masao befreundet, er und Takai. Und ihm ging dieser Tod sehr nahe, das sah man.

Oder war es nur Nervosität?

„Ähem... Herr Inspektor?“, holte ihn Takagi zurück in die Realität und wies ihn händewinkend zu Megure.

Dieser kniete immer noch vor der mit Blut geschriebenen Nachricht, richtete sich nun aber langsam wieder auf.

„Herr Fudo Nakano. Ich würde es begrüßen, wenn Sie sich, so hilfreich Ihre Einmischungen auch waren, an gewisse Protokollarien halten und nicht noch weiter hier alles verwüsten würden.

Sonst könnte man noch meinen, Sie wollten irgendetwas vertuschen.“

Er sah zu Fudo, um sich zu vergewissern, dass dieser verstand, aber der Student lehnte gerade wieder am Fensterbrett und kritzelte etwas mit einem Kuli in sein kleines Notizheft. Nur unwillkürlich schien er zu registrieren, dass ihm gerade die Aufmerksamkeit galt.

„Äh, haben Sie etwas gesagt, Herr Kommissar? Ich hab mir nur die Nachricht übertragen in mein Heft.“

Ein leichtes Zittern am linken Auge Megures deutete seine Unzufriedenheit an, aber er wurde durch das Wort Nachricht dazu gebracht, sich wieder auf den Fall zu konzentrieren.

Er gab zunächst einem Mitarbeiter der Spurensicherung Anweisung, das Bild zu fotografieren und eine Blutprobe zu Vergleichszwecken zu nehmen, bevor er mit Takagi und Yamato sich um den Arm des Opfers versammelte.

„Nun...“, begann er mit gedämpftem Ton, nachdem er sich räusperte.

„Mal angenommen, das hier ist das Blut des Opfers, dann müssen wir wohl tatsächlich davon ausgehen, dass es sich um die wahre Sterbenachricht von Masao Yamato handelt.

Und ich denke, Sie wissen, was das bedeutet.“ Sein ernster Blick wurde von Takagi bestätigt.

„Es bedeutet, dass Herr Nakano und Herr Ietasu mit all ihren Schlussfolgerungen recht hatten. Er wurde ermordet und er kannte den Täter, den er uns hiermit nennen wollte. Es ist eine dieser fünf Personen.

Aber ehrlich gesagt, ich kann nicht viel mit diesen Linien anfangen.“

„Schon klar, ich auch nicht.“, stellte Megure resignierend fest.

„Vielleicht sollten ja auch nicht Sie, sondern einer von Masaos Mitschülern diese Botschaft lesen.“

Es dauerte einen Augenblick, bis die drei Herren der kleinen Stimme unterhalb ihrer Sphären gewahr wurden.

Conan kniete sich vor die Zeichnung und begutachtete sie genau.

„Seine... Mitschüler? Du meinst wohl Kommilitonen, Conan?“, klärte ihn der Kommissar auf.

„Ja sicher, aber das Wort kann ich nicht aussprechen, ich bin doch noch ein Kind.“, grinste er verlegen, sich am Kopf kratzend zurück.

„Ich meinte nur, selbst wenn Masao wusste, wer sein Mörder war, so konnte er ja nicht genauer wissen, was für ein Polizist den Fall untersuchen würde, ob es vielleicht ein Anfänger war oder so ein Rategenie wie sie, Herr Kommissar.

Ihm war lediglich klar, dass in so einem Fall wohl auch die anderen Kommi... Konnti..., Sie wissen schon, dass diese den Tatort und die Nachricht zu Gesicht bekommen würden.

Wenn er also nicht einfach den Namen des Täters oder etwas anderes offensichtliches geschrieben hat...“

„Dann heißt das, er wollte verhindern, dass der Täter ihn durchschaut und hat ein Rätsel daraus gemacht, von dem er überzeugt war, einer seiner Kommilitonen könne es lösen!“

Takagis Augen leuchteten auf angesichts dieser Erkenntnis.

„Beeindruckend, Takagi. Es ist sehr schön, Sie wieder im Außendienst zu haben. Und nun holen Sie die Studenten her!“

„Äh, haha, kein Problem, Herr Kommissar, äh, achso ja, die Studenten...“

„Wir sind ja schon da!“, fauchte ihn Kiyoko von der Seite an. Und tatsächlich hatten sie sich bereits alle um die Polizisten versammelt.

„Was zum...“

„Wir sind nicht schwerhörig, Herr Kommissar – im Unterschied, ich hoffe, es kränkt Sie nicht allzusehr, zu Ihnen, Inspektor Yamato. Sagen wir einfach, Ihre Gespräche waren entsprechend gut zu verstehen.“ Fudos Ruhe war immer noch vollkommen, keinerlei Regung in seinem Gesicht, wie noch vorhin, bevor sie auf die vermeintliche falsche Sterbenachricht trafen.

Was war das nur mit diesem jungen Mann? Die Frage stellten sich nicht nur der Kommissar und die Inspektoren sowie Conan. Ran ging eine ähnliche Frage durch den Kopf.

'Was ist das nur? Etwas an ihm ist so anders. So merkwürdig anders. Und woher kenne ich das nur?'

Inspektor Yamato registrierte die Äußerung über sein Gehör nur beiläufig.

„Wow! Zwei Linien und zwei Punkte. Tut mir Leid, wenn ich Sie enttäuschen muss, aber ich habe kein Ahnung, was das sein soll.“, stellte Takai zunächst ironisch, dann ernüchternd fest.

„Allerdings hatte ich so etwas auch schon befürchtet. Masao hatte ein Faible für komplizierte Rätsel.

Mag sein, dass der Junge recht hat mit seiner Absicht diese Zeichen betreffend, aber es kann durchaus sein, dass er unsere Fähigkeiten dabei überschätzt. Also machen Sie bitte auch Ihre übliche Arbeit, damit wir den Täter schnell finden.“

„Natürlich, Herr Usunomo.“, entgegnete Megure in gewohnter Ruhe.

„Frau Asuno, können Sie etwas dazu sagen?“

Er unterließ es, Noriko zu fragen, sie hatte sich zwar auch getraut, die Nachricht zu begutachten, wendete sich aber sofort wieder angewidert ab.

Kiyoko schien eine Weile in Gedanken versunken, murmelte schließlich nur...

„...er passt...“, und nahm scheinbar überhaupt keine Notiz vom Kommissar.

„Wie 'er passt'? Wer passt wo?“

Aber sie antwortete ihm einfach nicht, sie stand nur da und dachte nach. Mamoru übernahm die Antwort.

„Na, der Zeigefinger, er fügt sich nahtlos ins Bild mit ein. Und das ist durchaus ein sehr beeindruckender Punkt, findest du doch auch, nicht wahr, Fudo?“

Mit einem ganz schwachen Grinsen blickte er zu seinem Freund, der sein Notizheft wieder hervorholte und die Seite herauskramte.

„Eine Tabelle. Genau das denke ich auch, Mamoru.“

„Tabelle?“ Der Kommissar schaute reichlich verwirrt von der Nachricht zu Fudo und zurück.

„Die beiden Linien liegen nahezu parallel, einen gewissen Fehler mag man Masao im Moment seines Todes zugestehen.

Die Verbindungslinie der beiden Punkte ist dazu auch parallel und sogar der Zeigefinger passt in diese Aufreihung, wie Kiyoko schon sagte.

Umgekehrt sind auch senkrecht dazu parallele Linien vorhanden. Die Spitze der langen Linie und des oberen Punktes. Deren Verbindungsstrecke ist genau parallel zur Verbindungslinie des unteren Endes des oberen Punktes und der Spitze der kurzen Linie, sowie die Verbindungslinie des unteren Punktes mit der unteren Spitze der kurzen Linie.

Nehmen wir mal ein Raster wie beim Schach an: parallel zu den Linien nummerieren wir in arabischen Ziffern von links nach rechts, und senkrecht dazu von unten nach oben die Buchstaben des lateinischen Alphabets.

Der untere Punkt liegt dann auf dem Feld B1 und die parallelen Linien verlaufen entlang der Zahlenreihen, so ist der zweite Punkt bei D1, die lange Linie geht von A3 nach D3 und die kurze Linie von B4 bis C4.“

Mit den letzten Worten hielt er ihnen das Heft hin, auf welchem auf kariertem Papier die einzelnen Felder gemäß der Erläuterung mit Kuli ausgemalt waren.

Tatsächlich schien sich das Muster genau zu replizieren.

„Was ist das denn?“, erkundigte sich Megure, nachdem er einen Moment die Zeichnung im Heft überflog, wegen eines Kreuzes im Feld D2.

„Na sieht man doch. Darauf weist der Finger. Das heißt, wenn wir wissen, was es mit der Tabelle selbst auf sich hat, wissen wir auch, wer der Mörder ist, denn an diesem Punkt finden wir die Lösung.

Siehst du, Takai, es ist alles gar nicht so schwer, wenn man ein bisschen drüber nachdenkt.“

Diesen hielt beim letzten Satz gar nichts mehr. Wütend stürmte er auf Fudo los.

„Du mieses, kleines... Wie kannst du es wagen, dich so aufzuführen. Masao war auch dein Freund.

Zumindest dachte ich das bisher, aber das war wohl eine Fehleinschätzung. Und überhaupt, was plusterst du dich hier so auf, als hättest du den Fall schon gelöst? Alle Erklärungen stammen doch von dir. Wer sagt, dass du uns nicht belügst und selbst der Mörder warst?“

Fudo wehrte sich zunächst nicht, als er von seinem Gegenüber am Kragen gepackt wurde, griff dann aber mit der linken Hand an Takais rechter Handwurzel und binnen Bruchteilen von Sekunden ließ dessen Hand unter schmerzverzerrtem Gesicht los.

'War das ein Griff aus dem Kampfsport?' Ran konnte es nicht genau einordnen, es war kein Karategriff, und über die anderen Arten wusste sie nicht viel. Die Art, wie Takai ihn gepackt hatte, erinnerte ein wenig an Judo. Vielleicht daher.

Takagi baute sich zwischen den beiden Streithähnen auf.

„Meine Herren bitte, beruhigen Sie sich, oder Sie müssen den Tatort unter Aufsicht verlassen.“

Takai hielt sich immer noch die Hand, nickte nur ganz kurz und zog sich zurück.

Fudo versteckte seine Hand wieder in der Hosentasche.

Conan begutachtete ihn eine Weile.

'Er ist so völlig anders als vorhin. Als wir ihn kennen lernten. Oder auch, als er nach dem Autogramm gefragt hatte. Da war er doch so total freundlich.

Etwas komisch zwar, aber ganz anders als jetzt.

Als ob er eine Maske aufgesetzt hat. Oder diese fallen gelassen...

Stört ihn etwas neben dem Mord? Oder ist es etwas mit dem Mord selbst?'

Der Kommissar schritt auf ihn zu.

„In einem Punkt hat Herr Usunomo durchaus recht. Sie haben uns jetzt die Mehrheit der Hinweise geliefert, zugegeben, teilweise auch mit Herrn Ietasu zusammen, aber der hat laut Aussage von Ran und Conan ein wasserdichtes Alibi.

Sie hingegen hatten einen gewissen Zeitraum, in dem Sie unbeobachtet waren. Und Sie bestehen darauf, dass die Tat nicht geplant war. War sie aber geplant und vor allem darauf ausgelegt, als ungeplant zu wirken, dann hätten Sie beste Chancen.

Und noch etwas, was mir seit Längerem auffällt, Herr Nakano. Wie Herr Usunomo und vorhin auch Frau Asuno bestätigten, waren auch Sie ein Freund von Herrn Yamato. Wenn Sie nicht der Täter sind, warum scheint Sie die Tatsache, dass er hier tot auf dem Boden liegt, kaum zu belasten?“

Für einen Augenblick wandelte sich sein Gesicht von Ruhe zu Ernst. Sein Blick bekam etwas leicht melancholisches.

„Ich muss dazu ein wenig erklären, Herr Kommissar.

Zunächst entschuldige ich mich aber bei dir, Takai, dass ich dich so getriezt habe und dann auch noch diesen Griff bei dir anwandte. Ich sah nur keine andere Möglichkeit, dich zu beruhigen.

Denn sehen Sie, es ist so, dass wir tatsächlich alle Freunde sind.

Allerdings sind Mamoru und Takai neben Noriko die allerbesten Freunde Masaos gewesen. Deshalb gab es für ihn auch kein Halten mehr, als ich mich in so einer Situation über ihn... wohl lustig gemacht habe.“

Takai nickte noch einmal, als Fudos Blick ihn in diesem Moment traf und er fuhr fort.

„Die Länge meiner alibifreien Zeit habe ich selbst zu verantworten, weil ich mich noch einen Moment mit Conan unterhielt, bevor ich aus Mamorus Wohnung zurückkehrte. Sie müssen wissen, dass ich ihn extra eingeladen hatte, weil ich von seinen Fähigkeiten so beeindruckt war.“

Sein Blick fiel nun auf Conan, der etwas verdutzt auch nur abnickte. Mit einem Zwinkern, wandte sich Fudo wieder Megure zu.

„Nun, und was meine Ruhe angeht, die ist erst seit kurzem da.

Innerlich bin ich bei weitem nicht so ruhig, wie Sie glauben, gerade weil dort die Leiche eines Freundes liegt. Und seit der falschen Sterbenachricht auf dem Computer ist mir klar, dass eine andere Person, die sich auch als mein Freund ausgibt, hinter diesem Mord steht.

Ich werde trauern, Herr Kommissar, aber erst, wenn ich weiß, wer dieser falsche Freund ist.“

Eine Weile herrschte Stille im Raum. Fudos Worte hatten ihre Wirkung nicht verfehlt, zumal sein zutiefst ernst gewordener Gesichtsausdruck es untermalte: er war wegen dieses Falls verbittert und hatte sich darauf versteift, ihn zu lösen, und die Person zu enttarnen, die er seiner Freundschaft nicht mehr für würdig erachtete.

„Vielleicht zeigt er auch nur dahin.“, brach es mit einem Mal von Conan in die Stille hinein. Eigentlich hatten die anderen sich noch gar nicht so recht von Fudos Rede erholt, sodass sie zunächst gar nicht verstanden, worauf er hinaus wollte.

„Was meinst du Conan, worauf sollte das Opfer zeigen?“

„Na sein Zeigefinger ist doch ausgestreckt. So auf dem Boden kann er ihn ja nicht mehr heben, wenn er tot ist, aber er zeigt doch in etwa in Richtung der drei Poster, da an der Wand.“

Genau wie Masao streckte Conan nun seinen Zeigefinger aus, und richtete ihn dabei in etwa passend auf die angedeuteten Wandgehänge.

Drei unterschiedliche Personen waren darauf abgebildet, wohl eine Art Ehrengalerie, so konnte man denken.

Megure trat etwas näher heran und betrachtete das rechte Bild.

Es war in schwarz weiß gehalten und zeigte einen etwa 40 bis 50 jährigen Mann in vornehmem Anzug vor einer mit Formeln und Grafiken vollgeschriebenen Tafel.

Ohne sich von dem Bild abzuwenden, fragte er in die Runde hinein.

„Wissen Sie zufällig, wer diese Person sein soll?“

„Natürlich...“, begann Fudo, wurde dann aber von Mamoru abgelöst.

„Und nicht nur zufällig, Herr Kommissar, sondern sehr bestimmt. Das ist Paul Adrian Maurice Dirac. Ein englischer Physiker und wohl einer der brilliantesten des 20. Jahrhunderts.“

„Begründer der relativistischen Quantenmechanik...“

„Der Theorie magnetischer Monopole...“

„Der quantenstatischen Beschreibung von Fermionen...“

„Der abstrakten schreibweise quantenmechanischer Zustände...“

„Der Deltadistribution...“

„Der zeitabhängigen Störungstheorie...“

Reihum zählten die Studenten die Verdienste Diracs auf, ohne sichtbar zu ermüden.

Es war Megure im Prinzip klar, dass es sich um einen Physiker handelte, aber jetzt wusste er es bestimmt und hatte viele neue Begriffe gelernt, die er sicher sehr bald wieder vergessen haben würde..

„Allerdings... er war kein besonders netter Mensch, sehr pragmatisch, fast schon hölzern. Aber bei jemandem wie ihm übersieht man wohl gerne solche Eigenarten.“, ergänzte Fudo zum Abschluss die Kurzbiografie.

„Schon gut, das genügt, die Frage war wohl falsch gestellt. Aber dieses linke Bild...“

Er schwenkte herüber und betrachtete ein weiteres schwarz weiß Foto. Der Mann darauf wirkte etwa 40 und war leger gekleidet. Auf seinen Knien hielt er zwei Bongos, auf denen er, in die Kamera grinsend, spielte.

„Ist das ein Jazzmusiker?“

„Aber nein...“, wollte ihn Mamoru gerade korrigieren, als Conan sich einmischte.

„Das ist Richard Feynman, nicht wahr?“

Das Erstaunen der anderen war kaum zu überhören, aber er hatte sich ein Stück weit mitreißen lassen. Nicht zuletzt, weil sein Fan ihn ja bereits geoutet hatte und auch ein wenig Geltungsbedürfnis mitschwang.

„Woher...“

„Ich hab mal davon gehört, dass es einen sehr berühmten Physiker gab, der auch ein ausgezeichneter Bongospieler war. Feynman. Da dachte ich mir, dass das unter dem Aspekt, der andere ist auch ein Physiker, passen könnte.“

Sein Lächeln zum Abschluss wurde mit gleichem Lächeln von Mamoru quittiert.

„Richard Phillips Feynman. Das ist sein vollständiger Name.

Der einzige, der wohl Dirac an Genialität noch übertroffen hat, wenn das geht.

Und was das Bongospielen angeht, haben Sie gar nicht so unrecht mit Jazzmusiker, Herr Kommissar.
 

'Jedesmal, wenn ich zu einer Jazzcombo eingeladen und dann vorgestellt werde, hält es der Moderator aus irgendeinem Grund nicht für notwendig zu erwähnen, dass ich auch theoretische Physik betreibe...'
 

Das hat er häufig darüber gesagt.“

„Der Begründer der Feynmandiagramme zur Beschreibung aller Quantenstatistischen Prozesse sowie aller Zerfallsprozesse. Das war ein Teil seines physikalischen Beitrages.“, führte Fudo aus.

„Darüber hinaus war er am Manhattenprojekt beteiligt, wo er auch öfters als Safeknacker sich engagierte.

Er spielte Bongo, übersetzte Hieroglyphen, war autodidaktischer Ingenieur, ideeller Begründer der heutigen Nanotechnologie, ein ziemlich guter Lyriker und ganz nebenbei...“

„Der wohl beste Didakt in der Geschichte der Physik.“, setzte nun Kiyoko fort.

„Er hat das ganze System der Physikausbildung neu angeordnet, auf eine so völlig andere Art und Weise, dass man eigentlich immer neben dem normalen Stoff die Feynmansche Variante lesen müsste, um wirklich zu verstehen.

Vor allem aber konnte er begeistern, wie kein anderer. Er hat seine Studenten vom ersten Tag an in den Bann gezogen.

Im großen Physikhörsaal in Kalifornien hing damals eine Bowlingkugel an einem etwa 10 Meter langen Seil in der Mitte vor der Tafel.

Als Feynman das erste Mal reinkam, ging er wortlos auf die Kugel zu, zog sie zu sich und ging damit bis zum Eingang, wo sie am straff gespannten Seil direkt vor seiner Nase hing.

Er ließ sie los, sie fuhr einmal quer durch den Hörsaal, machte am anderen Ende kehrt und kam zurück, und hielt natürlich direkt vor seiner Nase wieder an.

Feynman hat sich keinen Zentimeter gerührt, oder auch nur die Augen geschlossen.

Dann trat er vor die Studenten und meinte:
 

'Der Grund, warum ich das eben getan habe, war um Ihnen zu beweisen, dass ich an die Dinge glaube, die ich Ihnen in den nächsten zwei Jahren beibringen werde.'“
 

Das Leuchten in ihren Augen wurde von den anderen Studenten ehrlich geteilt. Bewunderung stand da und wohl die Einigkeit über die Meinung zu dieser Person.

Als sie der etwas skeptisch drein blickenden Nichtphysiker gewahr worden, verzog sich dieses Leuchten und der Ernst trat zurück.

Nur Mamoru wandte sich noch kurz an Ran und flüsterte ihr zu.

„Erinnerst du dich an das Zitat von Bohr, dass jeder, der behauptet, Quantenmechanik verstanden zu haben, sie nicht verstanden hat?“ Sie nickte kurz.

„Feynman hat die Aussage vervollständigt:
 

'Ich denke, ich kann mit Sicherheit behaupten, dass niemand Quantenmechanik versteht.'“
 

Sie schaute zunächst etwas verwirrt drein, lächelte dann aber.

'Das heißt wohl, er hat mich noch nicht ganz vergessen, und wir können nachher noch einmal reden.'

„Ähem... Also schön, die Damen und Herren Physikstudenten.“, holte Magure sie zurück.

„Dürfte ich dann vielleicht noch erfahren, welcher Physiker für sein Tennisspiel berühmt war oder ist?“

Er hatte sich gar nicht mehr zur Wand umgedreht, sondern nur noch auf das mittlere Bild gezeigt.

Dieses war in Farbe und zeigte einen Mann Mitte 20 in Sportkleidung, wie er einen Tennisschläger in der Hand dem kleinen gelben Ball entgegen hechtete.

Mit einem mal brach ein lautes Prustern unter den Studenten aus, was Megure doch sichtlich in seiner Souveränität erschütterte.

„Hab... ich... was... falsches... gesagt...?“

Takagi trat heran und flüsterte ihm ins Ohr.

„Aber Herr Kommissar, das ist doch kein Physiker, das ist...“

„Ähem... Können wir dieses Spielchen jetzt lassen?“ Fudo war als erstes wieder ernst geworden.

„Ich weiß zwar nicht, ob Masao auf eines dieser drei Poster zeigen wollte, aber in jedem Fall scheint uns das ja nun nicht weiter zu bringen, über die Leistungen der einzelnen zu diskutieren. Wenn wir Mamoru ausschließen, können uns diese Bilder gar nichts weiter sagen, und er hat ja, wie Sie meinten, ein wasserdichtes Alibi. Und ich denke, Conan hat uns auch noch etwas zu sagen.“

Der kleine Detektiv, den die anderen beim 'Bilderraten' aus den Augen verloren hatten, besah sich immer noch die Hand des Opfers, holte ein Taschentuch heraus und hob sie an.

„Sehen Sie mal, Kommissar Megure!“

Er hielt die Hand, in der der Zeigefinger bereits unter der beginnenden Leichenstarre aufgerichtet blieb, dem Polizisten hin.

„Der Zeigefinger hat gar kein Blut. Und hier an der Seite sieht man auch mit geballter Faust, dass auch der kleine Finger frei von Blut ist. Wirklich merkwürdig.“

„Du hast Recht, Conan, könnte das heißen...“

Er nahm die Hand und drückte mit seiner Kraft die noch nicht ganz erstarrten Finger auseinander.

An den Fingerspitzen der drei übrigen Finger befand sich das Blut.

„Also hat er in die Wunde an seiner Vorderseite gefasst und nur die drei Finger mit Blut benetzt.

Moment, dann könnte das ja ein Versehen sein und er nahm den Zeigefinger vielleicht als Hilfslinie.

Wie sagten Sie, Frau Asuno? Der Finger passt perfekt.“

Fudo holte augenblicklich sein Notizheft wieder heraus.

„Schön, dann wären auch die Felder A2 bis C2 belegt. Umgekehrt bedeutet es, dass der Finger nicht auf den Täter zeigt, sondern diese Darstellung selbst den Täter nennt. Der Finger sie nur vervollständigt.

Ich muss mich korrigieren, Takai. Masaos Nachricht könnte doch recht knifflig werden.“

„Na das ist doch gar nicht so schlecht.“, stellte Mamoru fest.

„Das heißt, die Entropie steigt.“

Ein leicht ironisches Lächeln ergriff Fudos Lippen, während diesmal alle anderen, auch die Studenten, nicht wussten, woran sie waren.

Als der Kommissar etwas verlegen zu Takai blickte, klärte dieser auf.

„Entropie ist eine dieser schwer zu beschreibenden Größen, die den Verlauf der Dinge im Universum charakterisieren.

Allgemein sagt man gerne, das ist ein Maß für die Unordnung, also die Variation in einem System. Der Zustand des Gleichgewichts ist stets der Zustand der maximalen Entropie, das heißt, bei umkehrbaren Prozessen bleibt sie konstant, bei nicht umkehrbaren steigt sie an. Das ist der zweite Hauptsatz der Thermodynamik. Die Entropie definiert damit die Richtung der Zeitentwicklung im Universum. Ich weiß nur nicht, was das nun mit dem Fall zu tun hat.“

Er zuckte mit den Achseln und wartete auf Mamorus Erklärung.

„Kriminologen haben diesen Punkt schon recht früh erkannt, nur nie als Spezialfall eines physikalischen Gesetzes angesehen. Das entscheidende bei einem Fall ist die Unregelmäßigkeit, die Abweichung vom Gewöhnlichen.

Sie ist stets der Angriffspunkt, um den es geht. Man kann fragen, warum ist das anders. Wenn etwas normal ist, kann man schlecht fragen, warum es so ist. Die Antwort ist offensichtlich banal und im Allgemeinen nicht für den Fall relevant, oder besser, man kann nicht entscheiden, ob es für den Fall relevant ist.

Der Tod Masaos ist ein irreversibler Prozess. Die Gesamtsituation, die der Täter hier hinterlassen hat, das ist das neue Gleichgewicht, für die er diese merkwürdigen Aktionen unternahm.

Die falsche Nachricht.

Die schlampige Verwüstung.

Die Mordart.

Und natürlich die Tür...“

„Die Tür, was ist mit der Tür?“, Megure wirkte etwas erstaunt.

„Wir kamen zwar nicht dazu, es direkt zu erfragen, aber erinnern Sie sich noch? Noriko sagte, sie hatte Masao gar nicht hier erwartet.

Das heißt also, du hast die Tür aufgeschlossen, oder?“

Er blickte zu der verunsicherten Frau.

„Äh... ja, es ging etwas schwerer als sonst, aber sie schloss sich ganz normal auf.“

„Der Schlüssel von Masao lag im Schlafzimmer, wo er immer noch liegt. Die Tür dahin war auch zu. Wir haben keinen Schlüssel, denn Noriko und Masao haben die zwei, die es gibt.

Ein Punkt für die Idee mit dem Selbstmord, denn der Raum... war offensichtlich abgeschlossen.“

Megure hatte es tatsächlich im Zuge der Ereignisse wieder vergessen. Natürlich hatte er danach gefragt, und den Schlüssel im Schlafzimmer bemerkt, das hat ihn ja auch auf den Selbstmord gebracht. Aber nachdem Mamoru und Fudo alles durcheinander gebracht hatten, waren seine Gedanken noch nicht an dem Punkt, alle Details zu rekapitulieren und neu zu ordnen.

„Ein Mord im verschlossenen Zimmer also?“

„Exakt, dazu die echte Nachricht, die Möglichkeit, es könnte etwas mit den Postern zu tun haben...

Die Entropie steigt wieder, das heißt wir nähern uns einem neuen Gleichgewicht.

Und zwar dem, in dem wir uns von einem weiteren Freund verabschieden müssen.“

Analogien

Hallo an alle Lesenden,
 

an dieser Stelle zunächst mal wieder ein riesiges Danke Schön an die fleißigen Kommischreiber.

Und ich muss mich leider entschuldigen, wenn ich euch etwas in die Irre geführt habe, es war kein logischer, eher ein inhaltlicher Fehler. Aber bis jetzt scheitn er sowieso nicht aufgefallen zu sein und bald schon begründe ich ihn auch.

Aber jetzt noch nicht.

Jetzt kommen wir nämlich erstmal endlich zur Tür...

Und dann mal sehen, wem alles ein Licht aufgeht in diesem Fall... ;]
 

Viel Spaß beim Lesen wünsche ich euch,

bis nächste Woche,

lG, Diracdet
 

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Kapitel 8: Analogien
 

Mamorus Augen bekamen ein Leuchten der Zuversicht, wie es bisher nur Fudo zeigen konnte.

Nun schien auch er ganz in dieser Ermittlung, mit der er eigentlich nicht mehr zu schaffen hatte als Zeuge zu sein, integriert.

Megure wandte sich an Noriko, die nun wieder aufnahmebereit zu sein schien.

„Fräulein Fue. Wie genau meinten Sie das, Sie hätten das Opfer hier nicht erwartet? Wollte er etwa auch auf diese Feier eines Kommilitonen?“

Einen Moment versuchte sie, ihrer immer noch leicht wirren, aber aufklarenden Gedankengänge Ordnung aufzuzwingen, um die Antwort auf diese einfache Frage zu finden.

„Nein..., eben nicht. Er wollte wohl ursprünglich auch mit hin. Aber dann meinte er gestern Abend, dass er doch noch mal einen wichtigen Termin wahrnehmen müsste. Wenn er es so formuliert, weiß ich, er redet nicht gerne darüber und frag auch nicht weiter nach.

Aber er sagte, dass es wohl spät werden würde und ich nicht mit dem Abendessen auf ihn warten sollte.“

„Das heißt, wir wissen weder, wo er hin wollte, noch warum er doch so früh hier war. Das ist natürlich wieder ein Rückschlag...“ Grübelnd ging er die Gesichter der Studenten ab, bis ihm plötzlich ein leicht nervöser Ausdruck im Blick von Takai auffiel.

Er wollte sich noch wegdrehen, aber dem Kommissar war es nicht entgangen und schnurstracks setzte er die zwei Schritte vorwärts und baute sich vor ihm auf.

„Gibt es etwas, was Sie uns sagen wollen, Herr Usunomo?“

„Ich... äh... nun ja...“

„Ich höre...“, bohrte er nun mit immer grimmiger werdender Miene in den Augen seines Gegenüber.

„Ich... ich kann Ihnen sagen, wo Masao war und warum er so schnell wiedergekommen ist.

Sein Termin war nämlich ein Treffen mit mir.“

Auf einmal hatte er die ungeteilte Aufmerksamkeit für sich.

„Sehen Sie... ich hatte ihn gestern Abend bei unserer Feier angesprochen, dass ich etwas wichtiges zu besprechen hätte mit ihm, aber möglichst unter vier Augen.

Da hat er sich für heute am frühen Abend mit mir im Café zwei Straßen weiter verabredet.“

Die Augen gingen dem Kommissar fast über, lediglich die Routine hielt seine Stimme noch in geregelten Bahnen.

„Jetzt bin ich aber neugierig. Sie sehen hoffentlich ein, dass in diesem Punkt so weit Klarheit bestehen muss. Die Angestellten des Cafés können wir jederzeit wegen Ihrer Anwesenheit befragen.

Also was war es, weswegen Sie Herrn Yamato so dringend sprechen wollten? Im Geheimen?“

Takais Schlucken war deutlich zu hören.

„Ich wollte, dass er... dass er mir bei einer anstehenden Prüfung lernen hilft. In Astrophysik.“

Ein Raunen ging durch die Reihe seiner Kommilitonen, während der Kommissar hingegen unverständlich drein blickte.

„Äh und das mussten Sie geheim halten, weil Ihnen das peinlich war? Versteh ich das richtig?“

Jedes Wort stand in seiner Intonation stellvertretend für diesen Eindruck, der bei Megure allmählich Überhand gewann.

'Irgendwie ist hier wohl keiner völlig normal, was?'

„Es ging wirklich um Astrophysik? Klassische Planeten- und Sternenmodelle?“, erkundigte sich Fudo staunend.

Takai nickte nur leicht, den Kopf zu Boden gewandt.

„Wow. Die Welt ist aus den Fugen!“ Fast wäre ihm noch ein ironischer Pfeifton entglitten, aber er verkniff ihn sich dann doch, als ihn Megure und auch Inspektor Yamato energisch ansahen.

„Könnten Sie uns mal aufklären?“, fauchte letzterer ihm nun entgegen.

„Astrophysik, also nicht das, was Sie in Science-Fiction Romanen oder populärwissenschaftlicher Literatur lesen, sondern Modelle zur Beschreibung von Entstehung, Struktur und Entwicklung von Planeten, Sternen und Galaxien, das ist ein Gebiet der statistischen Physik im Nichtgleichgewichtszustand. Wenn Sie sich an Mamorus Worte über Entropie erinnern würden, das ist die Größe, die in so einem Prozess immer ansteigt.“

Fast automatisch mussten Ran und Sonoko nicken. Das hatten die beiden doch vorhin erklärt. Galaxien als ideales Gas mit Gravitation.

Fudo setzte unvermittelt fort

„Takai ist unser Experte für statistische Physik, ob Gleichgewicht oder Nichtgleichgewicht.

Sie verstehen doch, dass die Aussage, er bräuchte für ein solches Fachgebiet Hilfe, einen Teil meines Weltbildes ins Wanken bringt. Ich kann verstehen, dass er das uns nicht sagen wollte.“

'Weltbild...?

Ins Wanken bringen...?' Der wohl etwas zu mitleidvolle Blick Megures ließ Fudo einen Schritt nach hinten machen und sich dann wieder Takai zuwenden.

„Masao hatte dann wohl nur verstanden, dass es etwas wichtiges sei und hat dich umsonst ins Café bestellt, was? Ich kam ja erst ein bisschen später zur Feier, wegen der Nachhilfe.“

Der 'Experte' runzelte etwas mit der Stirn.

„Hm... Ich hab ihm die Lage erklärt und er meinte, ob ich das nicht schon gestern hätte sagen können. Aber da waren halt immer Noriko oder Kiyoko dazwischen.“

„Entschuldige, wenn ich gefeiert habe, aber bei mir sind Prüfungen normalerweise nicht so ein leichtes Ding wie bei euch!“, fuhr Kiyoko ihn von der Seite an, aber Takai schien nun selbst aufgeladen zu sein.

„Na das ist es doch, dass bei mir die Prüfung diesmal auch alles andere als ein Spaziergang wird! Ist das so schwer zu kapieren?“

Als er sich in seinem Schrei weiter nach vorne beugte und sogar seine Arme erhob, griff Mamoru von der Seite ein und fuhr seinen Arm wie eine Barriere aus, so dass er ihn einen halben Meter zurückdrängte und Takai wieder zu sich kam.

Zum zweiten Mal heute schien ihn ein Kommilitone zur Vernunft zu bringen, was ihm sichtlich peinlich wurde.

„Entschuldige, Kiyoko. Es ist nur so, das waren auch ziemlich genau die Worte von Masao im Cafe. Ich bin dabei wohl genauso ausgeflippt wie eben. Wenn Sie also eine Kellnerin dort fragen, müsste sie Ihnen bestätigen, wie blöd ich mich benommen habe.“

„Sicher, das überprüfen wir. Takagi...“ Er gab ihm ein Zeichen und Takagi setzte die nahtlose Hierarchiekette fort zu einem Polizisten niederen Ranges, dass dieser sich um das Café kümmern möge.

„Und deshalb sind Sie beide also früher zurück gekommen, als ursprünglich geplant?“, brachte Megure es dann wieder auf die ursprüngliche Aussage zurück.

„Mhm. Er hat dann darauf bestanden, wieder nach hause zu gehen, anstatt unnötig viel Geld dort auszugeben. Auf dem Weg ist er mit mir bereits einige Punkte durchgegangen und kam, als wir das Wohnheim erreichten, zu der Erkenntnis, ich wäre eigentlich schon gut genug vorbereitet und bräuchte keine personifizierte Hilfe mehr.

Ich kam nur noch kurz zu ihm rein, um mir zwei Bücher, die er zu dem Thema besaß, auszuleihen.

Er gab sie mir mit so ein paar merkwürdigen Worten in die Hand.

'Wenn du die Dinge so sehen würdest wie ich, Takai, dann hättest du solche Probleme nicht.'

Er nahm Prüfungen immer recht locker. Aber er hatte ja auch nie irgendwelche größeren Schwierigkeiten. Vielleicht meinte er nur, ich sollte nicht alles so eng sehen, aber das kann ich nun mal nicht. Sie sehen ja, worum es dabei für mich geht.“

Er wies mit einem Augenwink den Kommissar auf die anderen Studenten hin, die sich zwar um die Traube der anderen sammelten, aber seit Takais Erklärung des Treffens mehr tuschelten denn zuhörten.

Nachdenklich senkte der Kommissar sein Haupt leicht nach vorne, der Hut zeichnete seine Augenbrauen künstlich noch ernster ab, als sie ohnehin schon wirkten.

„Hm. Dann ist es wirklich allmählich merkwürdig. Danach war die Tat wohl wirklich nicht geplant, denn das Zusammentreffen des Täters mit dem Opfer scheint ja mehr ein unglücklicher Zufall gewesen zu sein. Könnte es sich womöglich um einen Diebstahl gehandelt haben, den ein Kommilitone begehen wollte? Vielleicht war er bereits im Zimmer, als Sie kamen, hatte sich versteckt, wartete, bis Sie gegangen waren, wurde von Masao überrascht und die Tragödie nahm ihren Lauf.

Das würde die meisten Punkte erklären.

Allerdings ist da natürlich noch die Tür. Die ist ja doch ein größeres Problem.“

„Wieso ist das ein Problem?“, unterbrach ihn Ran und zeigte auf das Türschloss.

„Das ist doch kein besonders sicheres oder ausgefeiltes System. Im Gegenteil, die Schlösser sind relativ breit für ziemlich klobige Schlüssel. Das ist doch für heutige Einbrecher kein Problem, so ein Schloss zu knacken.“

Der Kommissar begab sich auf ihre Anfrage selbst noch einmal zur Tür, warf der Verriegelung aber nur einen kurzen Blick zu und drehte sich mit unverändert ernster Miene zurück.

„Das sind noch die Türen aus den Bürozeiten, was?“

„Natürlich!“, erklärte Mamoru.

„Die eigentlich sichere Tür ist ja unten, mit einem modernen Schloss, hier oben erschien das nicht allzu notwendig, zumal, wer klaut schon bei Studenten?“

Unwillig wendete er sich vom Studenten ab und wieder der Oberschülerin zu.

„Dachte ich mir.

Du hast schon Recht Ran, es ist kinderleicht, so eine Tür ohne Schlüssel zu öffnen, wenn man die Tricks kennt.

Nur leider... geht es hier um das genaue Gegenteil. Nämlich dieses Schloss ohne Schlüssel zu verschließen. Je einfacher es zu öffnen ist, desto schwieriger ist das Schließen, und umgekehrt.

Ein modernes Schloss ist von außen ziemlich sicher. Professionelles, meist sogar elektrisch verstärktes Werkzeug ist notwendig, um die massiven, ausgeklügelten Schlösser zu knacken. Umgekehrt sind der viele Schnickschnack, insbesondere die Art, wie die Verriegelung erfolgt, oder wie das Schloss von innen geöffnet werden kann, Ansatzpunkte, um es zu verschließen, ohne den offiziellen Weg zu benutzen.

Genau das liegt hier aber nicht vor. Man kann von innen nicht mal ohne Schlüssel öffnen, wenn abgeschlossen wurde, beziehungsweise, abschließen, wenn offen ist.

Die Verriegelung selbst funktioniert genau darüber, dass eine dem Schlüssel angepasste Form beim Drehen im Schloss einen Metallbügel in die gegenüberliegende Holzvertiefung treibt. Das kann mit Gerätschaften nachgemacht werden, aber nicht ohne Schäden am Holz zu hinterlassen. Oder an der Tür selbst.

Diese Tür ohne den Schlüssel zu verschließen, der laut Aussage aller Zeugen sich nicht mal in diesem Zimmer befand, ist praktisch unmöglich!“

„Heißt das...“, sie stockte, obwohl es ruhiger werden müsste, pochte ihr Herz scheinbar noch schneller.

„Heißt das, es könnte doch Selbstmord gewesen sein?“

Das war ihr eigentlich lieber, als einen weiteren Mörder kennen gelernt zu haben.

Megure schüttelte ganz leicht den Kopf, ohne das Gesicht zu verziehen.

„Nun, wenn mir mal außen vorlassen die Variante, das Opfer wollte mit seinem Tod irgend wen diskreditieren, dann war es sicher Mord. Die zweite Nachricht spricht da wohl Bände.

Und es gibt sicher eine Person, die dieses Zimmer verschließen konnte und diese Person ist auch die Einzige, die sagen konnte, ob die Tür wirklich zu war...“

Fast lautlos schwangen die Köpfe der Beteiligten zu Noriko, die erst langsam realisierte, was er meinte.

„Sie... Sie glauben, ich hätte...“, weiter kam sie gar nicht. Zum Einen schien ihr bei dem Gedanken schlecht zu werden, zum Anderen wurde sie von Kiyoko unterbrochen, die sich tapfer vor sie stellte.

„Das soll wohl ein schlechter Scherz sein, Herr Kommissar. Sie glauben ernsthaft, dass Noriko die Person, die sie liebte, getötet hat, und dann seine Leiche in einem Zimmer einschließt, zu dem nur sie einen Schlüssel besitzt?“

„Nicht doch, nicht doch...“ Megure versuchte zwar noch die Wogen zu glätten, aber der kalte Blick, den ihm nicht nur Kiyoko, sondern auch die anderen entgegen hielten, war doch schon beängstigend.

„Und dann noch von selbst, ohne Zeugen aufzuschließen, um uns dann nur zu sagen, die Tür wäre zu?“, setzte sie noch einen oben drauf. Da kam die Erklärung kaum mehr durch.

„Wir müssen... nur sicher gehen, dass alle Optionen zumindest geklärt werden... und wir...“

Er verstummte endgültig, als Kiyoko ihm noch näher trat und ihre Augen noch erschreckender funkelten.

Aber es war nun mal nicht von der Hand zu weisen. Niemand hatte die abgeschlossene Tür gesehen und für Noriko war es ein leichtes, was für andere unmöglich erschien. Ihre Aussage ist ohne Zeugen wertlos und all ihre Trauer könnte gespielt sein.

Nur war das auch nicht viel mehr, als die anderen Theorien, die mittlerweile durch den Raum schwirrten.

Vermutungen. Haltlose, von einem Anwalt vom Kaliber einer Eri Kisaki in der Luft zerfetzte Vermutungen.

Es war offensichtlich, es fehlte etwas greifbares. So viel war da in dieser Wohnung, in diesem Fall, und doch ergab sich absolut kein klares Bild. Er brauchte einen anderen Ansatz.

Aber welchen?

Takagi konnte die Gedanken seines Vorgesetzten in dessen Augen in etwa ablesen. Wenn er sie fixierte, nicht von dessen Gegenüber abließ, so hatte er diese Person entweder schon als Täter im Geiste überführt, oder aber er verdeckte Ratlosigkeit, bluffte, was sein Blatt anging, dass keinen Trumpf mehr besaß.

Inspektor Yamato ließ seinen Blick immer nur zwischen dem Kommissar und Mamoru hin und her schwanken. Letzterer sollte wohl den entscheidenden Gedanken seiner Meinung nach finden. Aber auch der Student rätselte zusammen mit Fudo über dessen Notizheft und die Interpretation der blutigen Linien.

Immer mal hörte man daraus einzelne Begriffe, die dem Polizisten nichts sagten, wohl auch nicts sagen sollten.

„...Spektrallinien... Spin-Spin-Kopplung... Bragg Struktur...“

Das Stirnrunzeln der beiden ließ aber durchsickern, dass sie zu keinem vernünftigen Schluss kamen, was denn nun Masao sagen wollte.

Auch Takagi verfolgte mit einem leichten inneren Lächeln die Gedankenspiele.

'Es bedarf wohl doch eines Detektivs, um dieses Rätsel zu lösen...' Sein Blick wanderte langsam, suchend nach der Person, die er für diese Position auserkoren sah, aber bei Ran, wo er ihn vermutete, fand er ihn einfach nicht.

Weiter ging die Rundschau, bis er endlich an der Tür fündig wurde. Conan kniete neben dem halb geschlossenen Eingang und betrachtete nachdenklich das Ensemble an Inventarteilen, die Noriko beim Öffnen zur Seite befördert... hat... oder haben soll.

'Hm. Mal angenommen, sie hat uns soweit die Wahrheit gesagt. Dann lag all das, was nun entlang der Schneise zu finden ist, hinter der Tür.

Da man von außen nicht hineinsehen konnte, könnte es auch schon alles ein Stück weit an die Wand geschoben wurden sein, als der Täter das Zimmer normal verließ.

Aber wie hat er zugeschlossen? Könnte es etwas mit den hier liegenden Dingen zu tun haben? An den Schlüssel im anderen Zimmer ran zu kommen, ist wirklich praktisch unmöglich. Die Fenster waren allesamt verschlossen und frei von Beschädigungen. Also bleibt nur diese Option.

Was haben wir nun hier?

Ein Kissen, ganz oben, das hätte dann also direkt unterhalb des Schlosses gelegen.

Schreibutensilien. Man könnte auch sagen, der Inhalt einer Federtasche. Kulis, Bleistifte, Lineal, Schere, Anspitzer und Radiergummi. Verstreut über die ganze Türfront.

Ach ja, und jede Menge Büroklammern.

Aber was soll man damit anfangen?'

Sein Kopf raste vor Gedanken, diese verknüpften, auf verschiedenste Weise, die einzelnen Teile und die Tür, um eine sinnvolle Lösung des Problems herbeizuführen, aber ohne Erfolg.

Als er etwas entnervt zur Seite blickte, bemerkte er, dass Takagi ihn ansah. In diesem Moment begannen seine Augen immer zwischen dem Jungen und dem Kommissar hin und her zu schwenken. Ein lautloses Zeichen.

'Hilf ihm!'

„Äh, Herr Kommissar?“, wendete sich der kleine Junge an ihn und schritt von der Tür weg.

„Ja, was denn, Conan?“ Er konnte nicht sagen, warum, aber er war aus einem unerfindlichen Grund erfreut, jetzt in seinen Gedanken von ihm unterbrochen zu werden, statt von irgend jemand anderem.

„Wenn es wirklich ein Diebstahl war, wie Sie sagten, müsste dann nicht etwas gestohlen worden sein?“

„Sicher, nur...“, er sah zu Noriko, die sich daraufhin unbeholfen in ihrer Wohnung umschaute und schließlich verlegen den Kopf schüttelte.

„Tut mir Leid, Herr Kommissar, ich erkenne zwar alle diese Dinge, die hier herum liegen.

Aber ich kann Ihnen ohne Weiteres nicht sagen, ob dabei etwas fehlt.“

„Schon klar. Ich wollte Sie damit jetzt ohnehin nicht belästigen, zumal dieses Chaos es unmöglich macht, schnell eine Inventur durchzuführen.

Ähm... Also siehst du, Conan, ich beschäftige mich schon mit dieser Frage, nur leider ist es zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, sie zu beantworten.“

„Aber ich dachte, es kommen als Täter nur diese 5 Leute in Frage und ihre Zimmer sind doch alle nebenan.“

Die großen, Neugier ausstrahlenden Augen brachten Megure fast dazu, noch eine typisch Antwort für ein Kind zu geben, aber dann ließ ihn die Erkenntnis peinlich berührt den Mund halten.

'Äh, die Verdächtigen. Ihre Zimmer. Gleich hier.

...

Gott sei Dank, dass Mori nicht auch noch hier ist. Der hätte mir gleich eine Standpauke gehalten, ich sollte mal wieder ins Handbuch gucken. Man, ist das peinlich...'

„Ähem.

Fräulein Fue. Sie sagten doch, Sie erkennen die hier verstreuten Sachen. Würden Sie auch einzelne Objekte, die Ihnen oder dem Opfer gehören, wieder erkennen, wenn Sie sie sehen?“

„Ich denke schon...“

„Gut!

Meine Damen und Herren Studenten. Ich möchte Sie bitten, jeweils mit einem Polizisten auf Ihre Zimmer zu gehen und dort zu warten, bis Fräulein Fue und wir vorbeikommen und uns diese etwas genauer ansehen.

In Anbetracht der Sachlage kann ich natürlich einen Durchsuchungsbefehl bekommen, da Sie die einzigen Verdächtigen sind, aber ich vertraue auf Ihre Kooperationsbereitschaft.

Äh... Ran, Sonoko, könntet Ihr vielleicht...“

„Wir waren ja bei Mamoru Beziehungsweise Fudo mit im Zimmer, da können wir auch wieder hin.“, erklärte Ran ganz schnell und zerrte schon halb an Mamorus Arm, dass Conan plötzlich so ein komisches Gefühl durchzog.

'Was hat sie denn?'

Auch Megure wirkte etwas verdutzt, befürwortete aber diese Variante.

„Ja, ich denke, das wäre das Beste. Also Inspektor Yamato, Inspektor Takagi, Fräulein Fue, würden Sie mich begleiten?“

Er schickte die Polizisten mit samt einem der Studenten, die keinerlei Einwende hatten, und zweimal auch einer Oberschülerin fort, ließ zwei Polizisten zur Überwachung des Tatortes und wandte sich mit seinen Kollegen und Noriko zum Ausgang.
 

Als Mamoru die Tür aufschloss, sah er kurz zur Seite in Rans Gesicht. Entschlossenheit stand darin und sie richtete sich gegen den daneben stehenden und wartenden Beamten.

Wieder eingetreten in die Wohnung postierte er sich am Eingang und wartete mit wachsamem Auge, welches auf den beiden ruhte.

„Ähm...“, begann Mamoru zögerlich.

„Herr Polizist, würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn Ran und ich kurz ins Zweitzimmer gehen. Wir haben noch etwas wichtiges zu klären, was allerdings unter vier Augen besprochen werden müsste.“ Verlegen blickte er in die festen, ruhigen Pupillen des Mannes, der kaum älter wirkte als 25.

„Tut mir Leid, Herr Ietasu, aber ich habe strikte Anweisung, Sie könnten etwas für den Fall wesentliches vertuschen.“

Er war sichtlich nicht geneigt, sich erweichen zu lassen.

„Aber sehen Sie doch, Ran wird noch im Zimmer sein. Sie hat definitiv nichts mit dem Fall zu tun, Sie war heute das erste Mal hier und genau wie ich während der ganzen für den Mordfall infrage kommenden Zeit schon in diesem Zimmer, ein ansonsten abgeschlossenes Studierzimmer.“

„Trotzdem, ich kann nicht...“

Wie aus dem Nichts stand Ran plötzlich vor ihm mit einem herzzerreißenden Hundeblick.

„Ach bitte, Herr Polizist. Das ist wirklich so wichtig! Ich passe auch auf, dass Mamoru nichts macht, was die Ermittlungen behindert.

Wenn Sie uns nur lassen.“

„Aber... aber... ich kann doch nicht...“ Er glaubte sogar, je eine Träne in ihren Augenwinkeln zu sehen, schluckte einmal und nickte nur noch kurz.

„Aber bitte schnell, bevor der Chef kommt, sonst kriege ich Riesenärger!“

Auf der Stelle erschien ein so warmes, fast schon kindliches Lächeln auf ihrem Mund, dass auch er nur die Lippen nach oben richten konnte und seine Mütze sicherheitshalber ins Gesicht zog.

„Keine Sorge, wir beeilen uns.“, rief sie ihm noch hinterher und schon waren beide hinter der Tür ins Studierzimmer verschwunden.
 

Kiyoko Asunos Zimmer, Nummer 605, war eine Einraumwohnung, ähnlich dem Hauptzimmer in Mamorus Wohnung, nur stand gegenüber vom Bett eine große Schrankwand mit hervor ragendem Arbeitstisch. Mehrere Bücherstapel darauf ließen nur eine vorgefertigte Lücke für zwei Seiten A4 Format, genug Platz zum lesen des einen oder anderen Werkes, oder zum Schreiben auf entsprechenden Blättern.

„Sagten Sie nicht, Sie wären fertig geworden mit Ihrer Prüfung?“, erkundigte sich Megure bei diesem Anblick.

„Doch, gestern, und gestern Abend haben wir gefeiert, wie Sie wissen. Danach habe ich fast den ganzen Tag durchgeschlafen, weil ich vom Lernen übermüdet war, und die restliche Zeit bis zu Norikos Schrei einfach nur ausgespannt. Deshalb habe ich sie noch nicht weggeräumt. Ich konnte ja nicht erwarten, dass jetzt gerade die Polizei hier etwas sucht.“

„Schon gut, schon gut, war nur eine Frage. Fräulein Fue, fällt Ihnen spontan etwas auf?“

Sie ging zusammen mit Kiyoko durch deren Wohnung, besah sich Bücher, Schubläden, die Küchenschränke, sowie auch den großen Kleiderschrank genauer, ohne etwas derartiges zu finden.

„Hm, es hat sich nichts verändert.“, glitt es dabei schließlich von ihren Lippen.

„Sehen Sie, Herr Kommissar, ich habe noch vor der Feier mit Kiyoko auf ihre Prüfungsergebnisse angestoßen und es stehen sogar noch die Gläser da.“ Sie wies auf zwei benutze und noch nicht ausgespülte Sektgläser auf der Abtropffläche neben der Spüle hin.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie seit gestern Abend überhaupt noch etwas gemacht hat.“

„Na, aber das könnte auch alles Tarnung sein.“, fuhr sie auf einmal Inspektor Yamato an, dass beide Frauen merklich zusammen zuckten.

„Sie hat nichts, absolut gar nichts gemacht. Außer einen Mord geplant!“

„Aber woher hätte sie denn dann wissen sollen, wann Masao zu Hause sein würde?“, hielt Takagi ihm entgegen.

„Na dann eben doch ein Raub!“

„Ja aber hier scheint doch nichts zu sein!“

„Vielleicht war sie durch die Anwesenheit von Masao so abgelenkt, dass sie es vergessen hat.“

„WAS BITTE? Sie soll einen ganzen Tag nichts getan haben, um sich auf einen Raub bei einem Freund in einem benachbarten und nicht vor Einbrechern geschützten Zimmer vorbereitet haben, dann einen Mord begehen, weil dieser auftaucht, so bei Sinnen sein, dass sie die Sterbenachricht und die verschlossene Tür hinkriegt, aber vergisst, was sie stehlen wollte?!“

Als der Inspektor darauf auch noch grinsend den Kopf neigte und „... so in etwa...“ murmelte, musste Takagi doch sehr stark sich konzentrieren, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Ein leises Stöhnen drang von vor der Tür, dass den anderen, die genauso geschockt waren von den Theorien des Inspektors wie Takagi, wohl nicht bemerkten. Ein kleiner Schatten war zu erkennen.

'Ach da steckst du, Conan. War ja klar, dass du dir die Zimmer auch ansiehst.'

„Na schön, Inspektor Yamato,“, begann Megure wieder ganz ernsthaft.

„Sie sollten sich etwas im Zaum halten, schließlich sind Sie persönlich betroffen und daher kann ich Sie jederzeit wegen Befangenheit von dem Fall ausschließen.“

Ein Murren glitt durch die Lippen des alten Mannes, dann zog er sich von Kiyoko zurück.

„Entschuldigen Sie, werte Dame... vorläufig.“

„Bitte, Fräulein Asuno, bleiben Sie noch einen Moment hier. Wenn wir die anderen Zimmer kontrolliert haben, können wir hoffentlich bald den Fall abschließen.“
 

Ran lehnte sich diesmal schnaufend an die Innenseite der Tür.

„Puuh!“

„Beeindruckendes Schauspiel. Wirklich!“, bestätigte ihr Mamoru, während er seinen Laptop auf den Tisch stellte und anschaltete. Sie lächelte nur kurz ironisch, wurde dann aber ernst.

„Du weißt es jetzt, oder?“

„Dass dein verschwundener Freund Shinichi Kudo ist?“

„Mhm...“

Er sah erstaunt in ihr trauriges, leicht auch von Angst verzerrtes Gesicht.

„Nein, eigentlich wusste ich es bis eben nicht.“

„Was?“ Der Ruf schreckte ihn förmlich hoch, aber Ran fühlte sich von ihm verschaukelt. Er musste doch nun klar verstehen, was gemeint war.

„Dass du mit dem Namen Shinichi auf Shinichi Kudo angespielt hast, das war mir von Anfang an klar. Aber ich dachte, du trautest dich nicht, seinen wahren Namen zu sagen, also hast du spontan an ihn gedacht, da er auch verschwunden war.

Das eben war Ironie, weil ich in Artikeln über ihn gelesen hatte, er wäre Einzelgänger und hätte keine feste Freundin. Ich wollte dich aufziehen, sorry.“

Die Angst hatte Ran nun doch ergriffen. Sie selbst hatte Shinichis Geheimnis einfach so preisgegeben! Sie selbst hatte den vielleicht unverzeihlichsten Fehler begangen!

Sie segelte ja schon nahe am Schwurbruch, so sehr sie nun nachforschte, obwohl sie ihm versprochen hatte, sich nicht mit seinem Fall zu beschäftigen. Aber dieses Geheimnis, das Geheimnis um den Aufenthaltsort des angeblich schon verstorbenen Detektivs...

„Bitte Mamoru, niemand darf davon erfahren, was...“

„Hatten wir das Thema nicht vorhin schon? Glaub mir, ich verrate nichts. Wenn dieser, zugegeben sehr unschöne Abend vorbei ist, werde ich das meiste davon sowieso nach Möglichkeit aus meinem Gedächtnis streichen. Daran will ich mich nicht erinnern.

Aber sag mal, wir waren doch noch vorhin bei einer Frage stehen geblieben...“
 

Die Wohnung Nummer 608, die Takai Usunomo gehörte, lag als einzige auf der anderen Seite des Flurs und war daher spiegelverkehrt zu den anderen angeordnet. Auch hierbei handelte es sich um eine Einzimmerwohnung.

Die Einrichtung glich der von Kiyoko, und auch bei ihm war auf einem vorgebauten Arbeitstisch kaum sichtbarer Platz zwischen Büchern.

Zwei obenliegende hob er auf und reichte sie Noriko.

„Hier. Das sind die beiden Bücher, die ich mir von Masao ausgeliehen habe.“

„Nun, Herr Kommissar..., diese beiden Bücher erkenne ich auch, die gehören tatsächlich Masao.“

Sie gab sie an ihn weiter und Megure blätterte sie kurz durch, um zu sehen, ob alles in Ordnung war mit ihnen.

„Äh... ja,... ganz schön, diese Bücher... interessanter Inhalt...“, und legte sie verlegen wieder auf den Tisch.

Eine weitere Untersuchung aller Fächer des Zimmers erfolgte, legte aber wieder kein neues Diebesgut frei. Und sogar Inspektor Yamato verkniff sich einen Kommentar, suchte lediglich in den Augen des jungen Mannes, die Wahrheit zu finden.

'Warst du es? Du warst immerhin nach eigener Aussage im Zimmer. Was, wenn alles andere eine Lüge war?'
 

„Weißt du, wie ein Pendel funktioniert?“

Mit diesem Satz unterbrach Mamoru ihre Gedanken.

Ran überlegte einen Moment, was sie denn genau am Ende, als Norikos Schrei sie unterbrach, besprochen hatten und was nun das Pendel damit zu tun hatte.

„Ähm, das war so, dass da eine Kraft immer entgegen der Bewegung wirkte, die... linear... mit dem Weg ging, genau.“

„Ja, das trifft es, und so funktioniert nicht nur das Pendel sondern auch eine Feder.

Oder die Schwingung von Molekülen in erster Näherung. Eine lineare Kraft bedeutet nämlich ein quadratisches Potential, also eine Parabel und im Minimum dieser Parabel ist dann immer das Gleichgewicht, aus dem diese Kraft auslenkt und zu dem die Rückkraft es zurück drängt.“

„Ähm... das ist toll, Mamoru, aber was hat das mit der Frage zu tun, wie ich mich gegenüber Conan verhalten soll?“ Das war die Frage, über die sie gesprochen hatten. Mamoru meinte, er hätte einen Vorschlag diesbezüglich, so weit erinerte sie sich zurück.

„So wie dieses Pendel funktioniert auch das Licht.“

„Aber was soll das mit... WAS?!“ Sie wollte erneut zur Frage ansetzen, als sie diese letzte Zeile im Kopf verarbeitete. Das Licht verhält sich wie ein Pendel?!

Ein Lächeln bildete sich auf dem Gesicht des Studenten.

„Ja, ungefähr wie du jetzt, hat wohl auch Erwin Schrödinger reagiert, als er bemerkte, dass bei so einem Potential wie beim Pendel genau die Energien und Verteilungen herauskamen, die Einstein für die Photonen zur Erklärung des Photoeffektes vorausgesagt hatte.

Licht selbst ist eine Überlagerung dieser Energiezustände, müsste man noch sagen, aber die Quintessenz, das was ich sagen wollte, ist, es gibt ein sehr fundamentales Prinzip zur Problemlösung in der Physik, das der Analogien.

Gemeinsamkeiten, Verbindungen, die es erlauben, auch ohne allzu großen Aufwand Eigenschaften von Phänomenen zu beschreiben, einfach, weil sie schon bei anderen Phänomenen auftraten und untersucht worden.

Es lassen sich wegen dieser Analogie Lichtzustände, welche nur schwer beobachtet werden können, einfach durch Atome in einem entsprechenden Potential beschreiben.“

„Analogien... du meinst, in Conans Fall, ich sollte sie beide gleich behandeln?“

„Nun, das dürfte schwer werden.

Aber du sagtest doch, es gibt so unzählige Gemeinsamkeiten, dann muss es auch tiefer gehende Verhaltensweisen geben, die für beide passend sind.

Eine ist mir bereits aufgefallen, wobei ich denke, diese ist nichts neues für dich.

Angenommen, er ist Shinichi. Dann hält er es offensichtlich geheim und will nicht, dass jemand das herausfindet.

Angenommen, er ist nicht Shinichi. Dann ist er ein hochbegabter kleiner Junge, den auch andere Menschen für Shinichi Kudo halten könnten, aber immer noch ein kleiner Junge.

Man muss ihn davor schützen, dass zu viele Leute in ihn die Erwartungen stellen, die sie an Shinichi Kudo haben. Er wollte es nicht und es wäre nicht gut für seine Entwicklung.

In beiden Fällen solltest du verhindern, dass seine Fähigkeiten all zu oft in der Öffentlichkeit bekannt werden, Ran.

Das ist eine Analogie zwischen beiden.“

Ran ließ im Laufe des Gespräches den Kopf leicht nach vorne sinken, verlor sich in Gedanken.

'Ja..., das kenne ich tatsächlich, Mamoru.'

Ihre Gedanken hingen einigen Ereignissen der letzten Wochen nach, wenn sie Conans ambitionierten Schlussfolgerungen einen Riegel vorschob, ihn zurück in die... die Realität, wie sie nun mal war, holte.

Er war ein Kind, ob das nun im Inneren so war oder nicht. Und Aufmerksamkeit in diesem Maße konnte für ihn nicht gut sein.

Eine Wärme erfüllte auf einmal ihr Herz.

'Danke, Mamoru.'
 

Megure und die anderen traten aus Takais Zimmer.

„Als nächstes ist Herr Nakano dranne, Zimmer 611.“

Inspektor Yamato zuckte kurz mit den Schultern.

„Da würde ich einen genaueren Blick riskieren, Herr Kommissar. Der Junge ist nicht ganz normal.“

„Jetzt hören Sie schon auf, Yamato!

Takagi!“

„Äh, ja, ich komme gleich.“

Er stand als letztes in der Tür, und während die anderen sich auf den Weg machten, wartete er noch kurz.

Dann erblickte er den Schatten hinter einem Vorsprung, über seinen Notizen kauernd.

Vorsichtig näherte er sich ihm, bis er Conan das direkte Licht von der Lampe mit seinem Kopf weg nahm.

„Äh... Takagi... Sie.“

„Solltest du nicht mit Ran bei Herrn Ietasu warten?“

„Na, aber ich wollte Ihnen doch so gerne helfen.“

Seine großen Augen und die so kindliche Stimme regten beim Inspektor diesmal keine Miene an.

„Na schön...,

und wer glaubst du, ist der Mörder...,

Shinichi?“

Das Motiv eines Physikers I

Hallo an alle Lesenden,
 

erst einmal wieder ein großes Danke schön an die Kommi-Schreiber.^^

Ja, nun, Mamorus Rat war sicher den meisten nicht so neu, aber es ist immer etwas anderes, etwas mit einem bewussten Hintergrund zu machen, als unbewusst. Das gibt Sicherheit und die kann Ran ja nun wirklich gebrauchen.

Und die Sache, ihn nicht auffällig werden zu lassen, ist ja sicher nicht die einizige Sache, bei der sie auf eine Analogie stößt...
 

So, und nun erfahrt ihr endlich etwas mehr über Fudo. Ich weiß, er wird euch dann

noch unangenehmer sein, als vorher, aber das muss nun sein.
 

Und natürlich kommen wir auch zum Gespräch Takagi - Conan. Ich hoffe nur, ihr erwartet da nicht zu viel... >.<
 

Ach ja, falls der Titel verwundert, die "I" hinten dran, es sollten ursprünglich dieses und das nächste Kapitel in eines rein, aber es wurde irgendwie immer mehr, da hab ichs getrennt. Die Thematik bleibt die gleiche, nur... nie vergessen, nichts ist so wie es zu sein scheint! ;]
 

Viel Spaß beim Lesen,

bis nächste Woche,

lG, Diracdet
 


 

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Kapitel 9: Das Motiv eines Physikers I
 

Der Polizist, der Fudo und Sonoko in sein Zimmer gefolgt war, schloss erst nach ein paar Sekunden wieder die Tür hinter sich. Der Anblick der Kaito Kid Poster, die die Wand verzierten, gepaart mit Haufenweise Artikeln, und gleich daneben physikalische Fachliteratur! Die Verwirrung in Anbetracht der Interessen stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.

Fudo ging geradewegs durch zum Schreibtisch, auf dem noch die Blätter und Bücher von der Nachhilfe lagen und nahm alles als großen Stapel herunter und legte es daneben aufs Bett.

Er brauchte den Platz für seinen Laptop.

Ohne Sonoko eines Blickes zu würdigen setzte er sich auf seinen Platz, hob den Bildschirm an und schaltete das Notebook ein. Wie gebannt starrte er auf den sich allmählich illuminierenden Fluoreszenz Schirm, bis er im Augenwinkel doch der etwas hilflos wirkenden Oberschülerin gewahr wurde.

Sonoko kniff ihre Hände vor sich zusammen, schien Worte für einen Satz zu suchen, gleichzeitig aber noch nicht mal sicher zu sein, ob sie überhaupt etwas sagen wollte.

„Es... tut mir Leid, Fudo. Die Sache vorhin...“

Die 'Sache', das war, wie beide genau wussten, der Moment, als Sonoko meinte, Fudo hätte kein vollständiges Alibi gehabt und damit seine Schlussfolgerungen zum Fall wie auch seine Aufrichtigkeit selbst in Zweifel stellte.

„Ist schon gut, Sonoko!“, fand er schließlich entnervt seine Worte, während der Computer das Hochfahren beendete.

„Ich war nur im Moment etwas schockiert, als ich deinetwegen in Gedacht verriet. Hab mich halt noch ein wenig mit Conan unterhalten, das war alles.

Das ist nun geklärt, und jetzt hör auf, dir darüber Gedanken zu machen! Klar?“

Ihr Erstaunen darüber, wie gelassen er darauf reagierte, war kaum zu übersehen. Aber es wurde noch von etwas übertroffen.

„Das... du warst wirklich gut, Fudo!“

Er hatte gerade ein paar Zeichen eingetippt, hielt nun doch noch einmal inne und blickte zu ihr.

„Ich meine..., wie du in dem Fall schon geschlussfolgert hast. Das war wirklich... beeindruckend, fast als wärst du auch Detektiv.“

„Auch... meinst du, wie Conan?“ Ein verlegenes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, das er tunlichst hinter dem aufgeklappten Bildschirm zu verstecken suchte.

„Naja, ich habe nur... nur ein bisschen versucht zu helfen, das ist alles.“

„Du wärst auch ein ziemlich guter Detektiv geworden, weißt du das?“

Er lehnte sich entspannt in seinen Stuhl, starrte eine Weile die Decke an.

„Wahrheit. Das ist es doch, wonach so viele Leute streben. Wonach alle ihre Hälse recken. Verstehen tut sie niemand, also bezahlen wir Unsummen in viele Leute, die sie, unserer Meinung nach, finden und vermitteln können: Wissenschaftler, Anwälte und Richter, Philosophen und Theologen, Lehrkräfte auf allen Ebenen und natürlich Kriminologen, insbesondere Detektive.

Dazu noch die Menge an wortgewandten Leuten, die uns die Wahrheit eines anderen schmackhaft machen sollen, genannt Politiker.

Letztlich nur, weil die Menschen zwar glauben, sie wollten die Wahrheit, aber zum Einen nicht wissen, wie sie sie bekommen und und zum Anderen wollen sie sie in Wirklichkeit nur hören, wenn sie ihnen gefällt.

Ich wollte Physiker werden, um einer solchen Diskussion zu entgehen. Um richtig und falsch nicht zerredet bekommen zu haben von irgendwelchen Personen, die ich nicht kenne und deren Erkenntnisgrad hinter ihrer Meinung ich nicht bewerten kann.

Jedenfalls... vielleicht hast du Recht, Sonoko. Denn es geht um die gleiche Sache, nur mit unterschiedlicher Motivation.“

„Unterschiedliche Motivation?“

Er lächelte ironisch, während er vor sich hin erzählte.

„Mamoru ist für solche Unterhaltungen wohl besser geeignet, er kann das irgendwie sinniger ausdrücken, aber ich versuchs mal.

Der Apfel im Paradies, den Adam und Eva gegessen haben, der hat ihnen wohl nicht die Fähigkeit des Verständnisses gegeben, denn als Ebenbild Gottes hatten sie das, denke ich, schon, sie nutzten es nur nie.

Neugier. Das ist es, was die Menschen nach der Wahrheit drängt. Schlichte Neugier hat sie die Kontinente bereisen und erforschen lassen. Und Neugier treibt eine ganze Industrie dazu, die Welt mit Rätseln zu überschütten.

Diejenigen, die sich an solchen Rätseln von Kind an erfreuen, werden sehr wahrscheinlich auch in die Liste der eben genannten sich später einreihen. Sie verlernen diese Neugier einfach nicht.

So weit allgemein. Was für Rätsel sind es bei einem Detektiven? Die Rätsel, die ihnen Menschen hinterlassen, mit dem besonders energischen Wunsch, sie mögen niemals gelöst werden. Weil das ihr Leben ruinierte.

Eigentlich haben sie das selbst schon vorher...

Darin liegt eine Herausforderung: 'Ich habe ein Rätsel geschaffen, welches niemand lösen kann, lösen darf! Ich werde alles tun, um es zu verhindern!' Dennoch ist es ein menschliches Rätsel. Der Geist, der es erschuf, war kein übermenschlicher, der alles, wirklich alles in Betracht ziehen, und voraussagen könnte.

Ein geistiges Kräftemessen mit einem gleichwertigen, ungefähr das gilt für einen Detektiv.

Nun, die Rätsel, die einen Physiker beschäftigen, stammen in diesem Sinne von...“

Er hielt inne, wollte unbedingt, dass Sonoko es ausspricht. Eine Weile war es still. Sie hatte das Wort schnell, nur schien es ihr unsinnig.

„...Gott???“ Ihre Stimme war ganz leise geworden. Sie zweifelte stark an ihrer eigenen Vermutung, denn dieses Wort hatte sie aus Fudos Mund noch nie gehört.

Ein sanftes Nicken bestätigte sie jedoch.

„Naturwissenschaft heißt es nun mal, weil es um die Natur geht. Und wer das nun genau ist, der dahinter steckt, das sei mal dahingestellt, aber er, sie, es, was auch immer ist unser Gegenüber.

Jemand, der keine Fehler in dieser Hinsicht gemacht hat. Keine wirklichen Unregelmäßigkeiten in der Struktur des Tatortes hinterlassen hat und wir versuchen, zu erraten, was genau er, sie oder es getan hat.

Detektive haben die Garantie, dass die gestellten Probleme lösbar sind, weil ein begrenzter Verstand sie erdachte. Sie sind lösbar und mit genügend Grips auch verständlich.

Wir haben diese Garantie nicht. Im Gegenteil, wir können über keine unserer Aussagen sicher sein, lediglich überzeugt daran glauben. Es ist nicht unmöglich, ein paar Gedanken aus dem Rezeptbuch des alten Mannes so er denn einer sein sollte, zu gewinnen. Die Quantenmechanik ist ein Beispiel, ihre bis jetzt ungetrübte Korrektheit in allen Versuchen mit noch so hoher Präzision legt zumindest folgende Formulierung fest: Sie ist nicht vollständig falsch, denn:
 

Nichts ist ganz genau so, wie es zu sein scheint.

Aber immer fast.

Und dieser verschwindend kleine Unterschied zwischen fast und ganz, das ist alle Wissenschaft.
 

Das ist mein persönliches Motto.“

Sonoko stand nur stumm da und auch der Polizist, der aus leichtem Abstand der Unterredung gefolgt war, wirkte nun noch erstaunter, als beim Anblick von Fudos Zimmer.

Sie versuchte in ihrem Kopf ein Bild zu realisieren. Sie hatte ja schon einige Male Shinichis Art einen Fall zu lösen erlebt, diese Situation, wie er überlegen den Täter in die Enge trieb, wie dieser sich immer verzweifelter windete in dem Netz, das ihm der Detektiv gespannt hatte.

'Ja, sein Gegenüber war nur ein Mensch. Und deiner... ist Gott?

Aber...'

„Das Risiko? Wenn du keinerlei Garantie für etwas bekommst, warum hast du dich dann für Physik entschieden? Ich meine, du wirkst eher so, als ob...“

„Als ob ich mehr nach sicheren Aussagen suchte?

Weil ich auch unter Menschen keine fand. Wie gesagt, auch sie verstehen ja keine Wahrheit, aber jeder will seine eigenen Ideen, oder sollte ich sagen, seinen eigenen Wahn, als Wahrheit verkaufen.

Und du glaubst gar nicht, wenn Leute erst mal ihre Meinung haben, wie gerne sie diese dann immer wieder von anderen hören und sich auch durch logische Argumentation von nichts anderem überzeugen lassen.

Deshalb ging ich in eine andere Richtung. Gott, so er denn existiert, ist halt sehr schweigsam, also muss ich wohl erst in den Himmel kommen, um bei ihm anklopfen zu können.

Aber solange kann ich ja hier unten mein Glück darin versuchen, genau diese Tür zu finden. Das erscheint mir ein weitaus sinnvollerer Ansatz, als auf die Menschen hier unten zu vertrauen.

Denn hätte einer von ihnen wirklich den Weg gefunden, nun ich schätze, dann hätte Gott ihn schon zu sich geholt, damit er ihn nicht anderen verrät.“

Er wandte sich mit diesen Worten wieder dem Laptop zu und öffnete einen Internetzugang.

Sonoko sah ihn mit leicht traurigen Augen an.

„Du vertraust den Menschen nicht... Hast du... deshalb... dich dazu entschieden?“ Ihre Stimme war nur ein Flüstern, sie hoffte fast, er hätte es nicht gehört, und er bewegte auch zunächst den Kopf nicht.

Dann aber weiteten sich plötzlich seine Augen und er fuhr schlagartig zu ihr herum, dass sie einen Schritt zurück schreckte. Im Augenwinkel den Polizisten sehend, öffnete er gar nicht den Mund, sondern starrte sie nur mit einer Art Schock im Gesicht unbeweglich an.

'Wer bist du... wirklich?'
 

Rans Lächeln wurde nach seiner Rede sehr warm und Mamoru, der zunächst noch auf seinen Bildschirm starrte, musste bei dem Anblick sich doch leicht errötet dahinter verstecken.

Endlich war das Programm gestartet.

„Ich danke dir wirklich, Mamoru!“, kam es schließlich langsam und leise, als spräche sie noch mit sich selbst.

„Ähm, danke mir nicht zu früh, das ist nur eine kleine Lebenshilfe, die ich dir auch allgemein geben könnte. Eigentlich war das nicht wirklich das, wonach du gefragt hattest.“

„Nun...“, Ihr Blick wurde wieder traurig, aber nicht so sehr, wie vorhin. Der Hoffnungsschimmer, der auch in ihrem Lächeln mitschwang, blieb erhalten, das konnte man spüren.

„...so recht hatte ich auch nicht erwartet, dass du weißt, wie ein Mensch schrumpft, äh... verjüngt.

Siehst du, allein damit hast du mir schon wieder geholfen.“

„Vielleicht kann ich dir doch noch bei etwas helfen. Aber... ah, mal sehen...“

„Was machst du denn da?“ Sie starrte auf den Laptop vor ihm, traute sich nicht, näher zu treten, und auch er schien die Privatsphäre in diesem Punkt zu bevorzugen.

„Ach, ich erwarte nur eine wichtige Mail. Aber mal sehen.

Oh...“

Damit endete seine Unterredung und er verfiel ganz dem Lesen einer offenbar längeren Nachricht, von wem auch immer. Ran beobachtete sein Mienen und Gestenspiel.

Zunächst saß er ganz aufrecht da, dann beugte er sich dicht davor, dann nahm er den linken Arm und stützte sein Kinn darauf ab.

Bis zu diesem Zeitpunkt aber war seine Miene noch vollkommen ernst, ab da aber glitt sie in einen ironischen Ton ab.

'Das hättest du/hättet ihr/hätten Sie dir/euch sich sparen können!', konnte sie darin fast wörtlich ablesen.

Für einen kurzen Moment sah es aus, als ob er fertig war, oder einfach nicht weiter lesen wollte, als plötzlich etwas doch wieder sein Interesse ergriff und ihn noch tiefer sich vor seinen Bildschirm verkriechen ließ.

Ein nicht geringer Schock trat sogar in sein Gesicht.

Ran nutzte diese Gelegenheit, er war nun völlig darin vertieft, und widmete sich dem Bücherregal.

'Vorhin, als er meinte, meine Theorie mit dem Professor als Ursache für Shinichis Entwicklung sei Schwachsinn, hat er hier irgendwo ein Buch herausgenommen. Aber wo?'

Sie hoffte inständig, hier vielleicht eine Antwort darauf zu finden, was für eine Theorie er diesbezüglich besaß. Denn er hatte eine, so viel stand fest. Aber offenbar war er sich nicht sicher genug, sie auszusprechen. Ihr war das nur relativ egal: ihre Theorie war falsch, jede andere Theorie war nun besser, als gar keine!

'Es war wohl ein Regal höher, denn Mamoru stand ja und ist locker einen Kopf größer als ich. Und etwa in dieser Entfernung zur Tür.

Da haben wir alles deutsche Literatur: Goethes Faust und Götz von Berlichingen, Heines Reisen, Kafkas Das Schloss – war der nicht Tscheche? - Schillers Gedichte vielleicht noch, aber weiter weg war es nicht. Was davon könnte er nur genommen haben?'

Sie merkte gar nicht, wie Mamoru sie mit einem Auge nun doch wieder beobachtete.

'Wer hätte das gedacht? Ran, du bist genau wie die Forscher am Anfang der Quantenmechanik. Verzweifelt auf der Suche nach einem Sinn hinter Erscheinungen, die sich partout weigerten, Sinn zu ergeben. Jede Theorie und sei sie noch so absurd, wäre ihnen recht gewesen. Aber du darfst nicht voreilig werden. Es ist nur eine Theorie, wenn du keinen Beweis hast.

Und den Beweis wolltest du ja von mir.

Nun ja...' Er konzentrierte sich wieder auf die Nachricht.

'Ich gebe zu, dass ich so gut getroffen habe, ist selbst mir ein bisschen unheimlich...'

Er schloss lautlos die E-Mail und das Programm.

„Wollen wir den Polizisten nicht wieder von seinen Angstzuständen befreien, Ran?“

Sie drehte sich erschrocken um, als Mamoru hinter ihr auftauchte.

„Ich... ich wollte... Bist du schon fertig mit der Mail?“

„Mhm, ja, stand nichts so wichtiges drinne. Aber ich denke doch, wir sollten ihn nicht länger sich um seinen Beruf Sorgen machen lassen.

Es war übrigens das da...“

Er tippte mit dem rechten Zeigefinger auf ein Buch und öffnete die Tür zum ersten Raum.

'Faust I?'

„Kommst du?“ Viel direkter hätte er sie nicht davon abhalten können, dieses Buch jetzt herauszunehmen und durchzulesen.

„Äh, dein Computer...“, versuchte sie ihn noch auf den angeschalteten und vor sich hin lüftenden Laptop aufmerksam zu machen.

„Ach, den brauche ich nachher eh noch, da ist es besser, ich lasse ihn jetzt an.“ Und mit diesen Worten hielt er ihr die Tür auf, dass sie heraustreten möge.

'Na warte! Ich habe dieses Buch schon selber auf japanisch in der Schule gelesen, Mamoru. Wenn ich mich nur genauer daran erinnern könnte...'
 

Fudo wartete noch einen Moment, ob sich etwas in Sonokos Augen tat, aber da war nichts, was ihm hätte Aufschluss geben können.

Dennoch. Die Frage war eindeutig. Nur, war das überhaupt möglich?

'Conan?'

Da er von ihr nichts erfuhr, schon gar nicht in Anwesenheit des Polizisten, behielt er sie mit einem Auge im Blickwinkel und öffnete die Seite, die er gesucht hatte.

'Da ist es...

Mal sehen...'

Er scrollte langsam durch die lange Seite bis...

'Das ist es! Also war die Nachricht tatsächlich für Mamoru bestimmt.

Aber wieso sagt er es nicht? Will er den Täter schützen?

Der ist doch...

Nein, das glaube ich nicht!'

Ein Klopfen unterbrach seine Gedanken. Der Kommissar und Inspektor Yamato traten ein und Fudo schloss die Seite schnell.
 

Die Augen Inspektor Takagis hafteten nun wie wild auf denen des kleinen Jungen. Er ließ ihn nicht mal zurückweichen, als könnte sein Blick ihn festhalten. Er brauchte es auch nicht zu versuchen. Ohne sich selbst einen Millimeter umzudrehen, wusste Conan, dass Takagis Arm hinter ihm lauerte und ihn festhalten würde.

Er hatte es ja fast erwartet. Das Zusammentreffen auf dem Friedhof war kein Zufall und der Inspektor sowieso eine der Personen, die seine Fähigkeiten am häufigsten zu spüren bekamen.

Dann noch die eine Anspielung. Er machte keinen Hehl daraus, was er über Conan wusste.

Aber... wusste er wenigstens, wie weit er sich mit dieser Information nach außen trauen durfte?

„Hat Ihnen noch niemand gesagt, dass Wissen Macht ist und dass Macht Verantwortung bedeutet, Inspektor?“, begann er schließlich schnippisch.

Die Augen des Inspektors bekamen einen leichten Schimmer, sie bewegten sich. Minimal, nur zu erkennen für Conan durch die flackernden Lichtreflexe, die die Flurbeleuchtung auf sie warf.

„Doch...“ Er wollte wohl noch etwas belangloses ergänzen, sah aber darin keine Entwicklung.

„Aber zuerst musste ich mir dieses Wissen erarbeiten.“

„Dann haben Sie Ihre 'Archivarbeit' also beendet?“

Das Lächeln auf seinen Lippen schien die etwas angespannte Situation zu lockern, Takagi stand langsam wieder auf und ließ sich nach hinten an die Wand gleiten.

„Seit wann wissen Sie es?“

„Du hast es wohl gar nicht mitbekommen, was? Im Tropical Land. Als du ihn verfolgt hast, ein Mitglied der... Organisation...“ Er beobachtete genau Conans Mienenspiel und der überdeutliche Schreckmoment, als er dieses Wort hörte, garantierte ihm die Aufmerksamkeit, die er wollte.

„Das Spiegelkabinett, das er zerschossen hat, der letzte Spiegel am Ende des Ganges blieb ganz, den hast du erst mit der letzten Kugel selbst zerstört. Darin war dein... ich meine dein richtiges Abbild zu erkennen.

Ich habe es gesehen.

Ich... und... sie, deren Namen man nicht aussprechen darf.“

Das kreidebleiche Gesicht seines Bruders war ihm noch zu genau in Erinnerung geblieben, als dass er es nun gewagt hätte, den Namen Shiho Miyano auszusprechen, obwohl er absolut sicher war, dass sie im Augenblick niemand hören würde. Er wollte Conan nur klar machen, dass er nicht im Trüben fischte, sondern durchaus eine ganze Menge bereits herausgefunden hatte.

Und das war ihm auch gelungen.

„Woher... wissen Sie das alles? Das dürfte die Grenzen des Polizeiarchivs bei weitem sprengen.“

„Die Organisation hast du mal erwähnt. Der Fall der Geldfälscherbande, du erinnerst dich?

Es blieb mir im Gedächtnis, weil es so völlig aus dem nichts gegriffen wirkte, dass ich mir keinen Reim darauf machen konnte. Zumindest nicht bei jemandem, der so analytisch denkt, wie du. Und ich meine mit 'du' Conan, nicht Shinichi.

Was... sie angeht... hast du recht, ich habe noch eine andere Quelle. Du verstehst doch, dass ich mich dazu nicht äußern möchte. Du machst das ja auch nicht.“ Jetzt hatte sich auf seinem Gesicht dieses triumphale, wenn auch ironische Lächeln gebildet. Jenes, welches so oft auch Conans eigene Lippen zierte.

„Lassen Sie 'sie' einfach aus dem Spiel. Was ist mit Ihrer Kollegin?“ Conans Blick hatte zwar die Souveränität abgegeben, aber das durchdringende war noch da, das keine Lüge duldete.

Auch Takagi wurde dadurch wieder ernst. Ein wenig ließ er den Blick schweifen, die letzte Zeit Revue passieren.

„Ich weiß es nicht. Miwako ist seit diesem Tag irgendwie so merkwürdig.“

„Inwiefern merkwürdig?“

„Ich kann es nicht sagen, sie wirkt... offener, noch... noch ein wenig lebhafter als zuvor. Über die Ereignisse von damals redet sie gar nicht, als hätte sie sie vergessen, aber umso konzentrierter ist sie auf ihre Arbeit geworden.

Und... sie lächelt mehr, mehr als sonst...

Nur ist dieses Lächeln... es ist...“

„Falsch.“ Takagi erschrak, als der Junge seine Gedanken offenbarte. Ohne die Miene zu verzeihen wirkte das Wort donnernd, drohend, so unkidlich.

„Woher...“, aber der Junge schüttelte nur den Kopf. Er wollte nicht antworten, und er würde es nicht tun.

„Also schön...“

Takagi wollte gerade eine weitere Frage stellen, als ein völlig erschöpfter Polizist die Treppe hoch gestürmt kam.

„Warum haben Sie nicht den Aufzug genommen, Sawada?“, begrüßte der Inspektor ihn ironisch. Wie auf Knopfdruck hatte auch er umgeschaltet zwischen dem ernsten Gespräch und der Schauspielkunst, dass es dem kleinen Jungen fast Angst wurde.

'Himmel, seit wann ist der so gut?'

„Weil ich... wichtige... Informationen habe und dachte... der Aufzug würde zu lange brauchen.“

Jedes zweite Wort des Polizisten war durch ein Hächeln unterbrochen.

'Tja, wem sagen Sie das?'

Conans Blick ließ diese Ironie wieder an seinen quälenden Aufstieg denken. Warum zum Geier hatte Sonoko sie zum Treppen steigen überredet?

Was hatte sie davon? Ein schlechter Scherz? Aber wenn, dann nur gegen ihn, denn Ran dürfte wohl noch um einiges fitter sein, als sie selbst. Nur wofür?

„Also, was ist nun? Sie haben wichtige Informationen, das heißt, Sie sind am Cafe fündig geworden?“

Mit einem Nicken bestätigte der immer noch nach Luft ringende Mann. Es wäre wohl auch nicht so schlimm gewesen, die Treppe zu nehmen, hätte er nicht versucht, den Fahrstuhl im Laufen zu überholen. Ganz schlechte Idee...

„Ja, im Cafe hatte Frau Hirono Tanaka vorhin Dienst. Sie kennt die meisten Studenten aus diesem Wohnheim und bestätigte, dass Herr Masao Yamato und Herr Takai Usunomo vor etwa anderthalb Stunden sich kurz dort trafen.

Sie meinte, dass sie gewöhnlich nicht auf die Gespräche achte, da sie von den Inhalten nichts verstehe. Sie hörte aber das Wort Statistik mehrfach. Herr Usunomo sei mitten in dem Gespräch kurz laut geworden, beruhigte sich aber schnell wieder, und gleich darauf verließen beide mit einem missmutigen Blick das Cafe Richtung Wohnheim.“

„Nun, dann dürfte die Aussage Herrn Usunomos so weit bestätigt sein.

Vielen Dank auf jeden Fall, Sawada.“

„Warten Sie, Inspektor, ich habe noch etwas. Als ich auf dem Weg zurück hier her war, habe ich noch einen Anruf aus der Zentrale von der Spurensicherung bekommen.“

„Ich bin ganz Ohr.“

„Die Blutspuren neben der Leiche stammen eindeutig von dem Opfer und worden auch mit seinen Fingern geschrieben. Am unteren Ende der Linien, sowie an den Punkten waren eindeutig Spuren von Fingerabdrücken zu erkennen, die mit denen des Opfers übereinstimmen.“

„Also ist die Nachricht von ihm...

Nun gut, es wäre auch etwas komisch eine falsche, verschlüsselte Sterbenachricht zu schreiben, die dann niemand entziffern kann...“
 

„Aha, das ist also das Zimmer von Herrn Nakano...“, murmelte der Kommissar vor sich hin. Inspektor Yamato, der sich hinter ihm durch die Tür schlich, beäugte das Zimmer sehr genau.

„Sie wissen hoffentlich, dass dieser Mann ein gesuchter Verbrecher ist?“, bemerkte er nach einer Umschau an Fudos Wand.

„Dass diese Person ein Krimineller ist, ändert nichts daran, dass ich seine Fähigkeiten beeindruckend finde, Herr Inspektor.“

„Fräulein Fue...“, begann der Kommissar, nachdem er Yamato erneut einen bösen Blick zu warf, während diese sich allmählich umschaute.

Auf Erlaubnis des Wohnungsinhabers machte sie sich dann auch daran, die wenigen Schränke kurz zu öffnen.

Beim großen Kleiderschrank wurde Megure stutzig, als er eine längliche Kiste darin fand.

„Das sieht ja aus, wie ein...“

Er drückte Noriko fast zur Seite und holte das Objekt mit einer ihm wohlbekannten Form vom hinteren Ende.

Ein einen Meter mal vierzig Zentimeter mal zehn Zentimeter großer, schwarz lackierter Kasten, massiv, mit einem großen Vorhängeschloss an der Öffnung.

„Ein Gewehr? Sie haben ein Gewehr?“

Als er Norikos wenig verblüffte Miene neben sich sah und auch Fudo keinerlei Nervosität diesbezüglich an den Tag legte, war ihm die Antwort eigentlich klar.

„Entschuldigen Sie, wenn ich Sie unnötig erschreckt habe. Natürlich ist das etwas ungewöhnlich für einen Studenten, ein so wertvolles und gefährliches Objekt zu besitzen.

Ich entstamme nicht unbedingt der gleichen Schicht, wie meine Kommilitonen, wenn man es so bezeichnen will, sondern eher der gehobenen, so wie Sonoko.

Daher habe ich schon früh einige... exklusivere Aktivitäten genossen und auch das Tontaubenschießen erlernt.

Für mein Studium wollte ich diese Vergangenheit ein Stück weit hinter mir lassen und habe mich deshalb hier im Studentenwohnheim eingemietet. Abstand von dieser Welt, um ganz auf meine Studien mich konzentrieren zu können.

Lediglich dieses eine Hobby habe ich mir darüber hinaus erhalten. Darum ist die Waffe hier. Sicher verstaut, versteht sich.“

Megure prüfte kurz die Sicherheit des Schlosses, ließ sich den Waffenschein des jungen Mannes zeigen und beendete den Gedanken damit.

„Und du bist sicher, damit nur auf Tontauben, aber noch nie auf Menschen geschossen zu haben?“

Yamato war ihm jetzt ganz nahe getreten und sah ihm tief in die Augen, bis ihn sein Chef noch wegzerrte.

„Jetzt reicht es aber endgültig, Yamato! Noch ein Wort und Sie fliegen aus diesem Zimmer, diesem Wohnheim und diesem Fall raus, ist das klar?“

Nach einigem Zögern stimmte er widerwillig nickend zu. Dabei fixierte er noch einmal Fudo mit den Augen.

'Ich sehe dich. Ich weiß, was Masao über dich gedacht hat. Du bist unberechenbar und empfindest weit weniger, als du behauptest. Du hast gar kein Vertrauen in die Menschen. So jemand ist zu allem fähig.'

„Fräulein Fue, haben Sie etwas, sonst können wir zu Herrn Ietasu gehen?“

Man merkte seiner Stimme an, wie schnell Megrue mit dem Quärulanten an seiner Seite raus wollte und hoffte, keine weiteren Zwischenfälle könnten ihn stören.

'Wo steckt überhaupt Takagi?'

„Na gut, ich sehe hier auch nichts weiter auffälliges.“

Er drückte Yamato immer vor sich her, aus der Tür heraus.

'Nun gehen Sie schon...', versuchte er ihn in Gedanken schneller zu machen, als er endlich die Tür passierte und Takagi und Conan auf dem Flur gewahr worden.
 

Der Inspektor hatte gerade die Nachricht von der Echtheit der Sterbenachricht erfahren.

„Takagi, ich habe Sie schon vermisst. Was machen Sie denn hier draußen? Und mit Conan?“

Der kleine Junge versteckte sich fast automatisch hinter dem Inspektor, was diesem unter dem neuen Wissenstand doch zum Schmunzeln brachte. Nur mühsam unterdrückte er die Miene vor seinem Chef.

„Ach, Conan ist nur wie üblich durch die Räume gelaufen, da habe ich ihn aufgegabelt und passe jetzt persönlich auf ihn auf!“

Den skeptischen Blick Megures konterte er mit einem unschuldigen Lächeln, das kam seiner wirklichen Empfindung am nächsten, so dass dieser von allen Zweifeln erhaben wurde.

„Und, haben Sie etwas bei Herrn Nakano gefunden, Kommissar?“

„Und wie...“ Der Sarkasmus in seiner Stimme ging sowohl an Takagis etwas dümmliche Frage – hätten sie was bedeutsames gefunden, würden sie das wohl schon erwähnt haben – als auch an Conan, der ihm mal wieder auf der Nase herumtanzte, sobald er nicht hinsah, als auch Inspektor Yamato, der nicht aufhörte, Unsinn von sich zu geben und die Verdächtigen zu Tätern zu erklären.

„Ein oberschlauer, reicher Erbsohn und Kaito Kid Fan, der sich fürs Studium von Mama und Papa lossagen wollte, dafür aber noch sein Tontaubengewehr mitgenommen hat.

Aber ansonsten nichts, was irgendwie den Mordfall betraf. Danke der Nachfrage. Und bei Ihnen?“

Conan vernahm die letzten Worte gar nicht mehr.

'Reich? Nun ein bisschen schnöselig wirkte Fudo ja schon, aber wenn er reich ist, und selbst, wenn er das Geld seiner Familie nicht während des Studiums nutzt, warum gibt er Nachhilfe? Es sollten doch genug andere Studenten mit dringenderen, finanziellen Bedürfnissen vorhanden sein. Zumal Sonoko sicher auch ihre Stunden gut bezahlt...'

„Na schön, Takagi, wir sind sowieso bald fertig und mittlerweile bezweifle ich auch allmählich, dass Conans Erkenntnis, der Täter könnte etwas gestohlen haben, richtig war.“

Er warf ihm einen bösen Blick zu und drehte sich zu Mamorus Zimmer um, als Takagi ihn noch abhielt.

„Nehmen Sie doch Sawada mit, Herr Kommissar! Er hat Ihnen sowieso noch etwas mitzuteilen, und kann Ihnen sicher genauso gut zur Hand gehen.“

Dem Inspektor war der Polizist nun eindeutig im Weg.

Ohne einen der beiden eines Blickes zu würdigen, antwortete der Kommissar entnervt.

„Schon gut, kommen Sie, Sawada und passen Sie auf Inspektor Yamato auf!“

Noch während sie zur Tür eintraten, wendete sich Takagi wieder Conan zu. Das Lächeln tauchte auch wieder auf, ein überzeugtes Lächeln.

„Was wollen Sie?“, konterte Conan selbst etwas unwillig, aber doch ernst und konzentriert. Eine Flüchtigkeit konnte er sich in dieser Angelegenheit natürlich nicht leisten.

„Tse, es gibt so vieles, was ich dich eigentlich fragen möchte.

Aber eines brennt mir seit geraumer Zeit besonders auf der Zunge.“

Er lehnte sich wieder an die Wand, blickte ohne Kopfbewegung kurz zu beiden Seiten, dass niemand mit hörte, bevor er vor sich hin starrend begann zu erzählen.

„Ich kenne sie, Shinichi, die Fälle, in denen du der Organisation begegnet bist. Nicht erst seit dem Archiv. Einiges war mir schon vorher klar. Und ich kenne ein paar Namen. Nichtssagende Bezeichnungen der Alltagssprache und fast immer gab es keine zweite Assoziation dazu.

Eine Sackgasse ins nichts. Viele solche Sackgassen, genau genommen.

Bis auf einmal. Ich weiß, dass das FBI auch hinter der Organisation her ist. Und ich weiß, warum.

Weil sie einen ihrer Agenten getötet haben. Vor 20 Jahren, wohlgemerkt.

Und dennoch ist die gleiche Person, die das Verbrechen damals verübt haben soll, vor nicht allzu langer Zeit in Erscheinung getreten, hat sich, was völlig untypisch ist, praktisch der Öffentlichkeit preisgegeben und die meisten deiner Freunde auf ein Schiff gelockt, während irgendwo im Hafen Ran und Ai, sowie eine FBI Agentin, die Tochter des Getöteten von vor 20 Jahren, von einem unbekannten Flüchtigen angeschossen wurden.“

Die Versuche des Jungen, seine innere Nervosität angesichts des Umfangs an Informationen, die der Inspektor besaß und auf ihn einprasseln ließ, waren kläglich und stattdessen war es purer Sarkasmus, der in seiner Stimme nun noch mitschwang. Nicht zuletzt, um Takagi endgültig aus der Reserve zu locken.

Denn für so ein Spiel war einfach keine Zeit. Nicht jetzt. Nicht hier.

„Wirklich, Inspektor, Ihre Quellen sind... mehr als beeindruckend. Was kann ich unbedeutsamer Einzelgänger an Detektiv da noch hinzufügen?“

„Spiel nicht mit mir, Conan. Dieses Wissen übersteigt schon das meiner Quelle. Und du scheinst höchstens davon überrascht, dass es noch jemanden gibt, der es weiß. Nicht von den Informationen an sich.

Ich will nur eines wissen, also sag mir, um mein Bild zu vervollständigen...

Wer... ist... Vermouth?“

Das Motiv eines Physikers II

Hallo an alle Lesenden,
 

erstmal muss ich mich wieder für die lieben Kommis bedanken, explizit auch an fahnm, willkommen.
 

Nun, jetzt haben wir alle unser neues Feindbild -> Fudo...

Hab ich wohl nicht unwesentlich dazu beigetragen... :p
 

Aber jemanden nicht mögen darf einem nicht die Sicht vernebeln. Dies ist das letzte Kapitel vor der Fallaufklärung. Eigenlich wisst ihr jetzt schon alles, was ihr braucht, ihr müsst nur, wie Conan die Puzzleteile zusammenfügen.
 

Ach ja, und da war noch Takagis Frage, nicht wahr?

Ich bin sehr gespannt, was ihr zu der Antwort, in vollem Umfan wohlgemerkt, sagt.
 

Bis nächste Woche.

lG, Diracdet
 

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Kapitel 10: Das Motiv eines Physikers II
 

Ran hatte sich auf Mamorus Bett gesetzt und betrachtete durch das Fenster die letzten untergehenden Sonnenstrahlen.

'Schon wieder ist ein Tag rum, ohne dass... er... vorwärts gekommen ist in seinem Fall.'

Ihr trauriger Anblick fiel Mamoru, der sich gegenüber auf einen der Stühle gesetzt hatte, natürlich auf.

Seine Augen folgten den ihren zur Sonne und ein melancholisches Lächeln trat in sein Gesicht.

Er stützte sein Kinn auf den linken Arm und murmelte, aber so dass sie und auch der Polizist am Eingang es hören konnten
 

Es ist nett. Aber in einem der Kapitel macht der Autor einen Fehler. Er beschreibt, wie die Sonne zweimal an einem Tag aufgeht.
 

„Was?“ Ran war aus ihren Gedanken aufgechreckt und sah in das leicht verschmitzte, aber falsche Lächeln Mamorus. Die Ironie, nein der Sarkasmus spiegelte sich wieder, der nötig war für diesen Ausdruck.

„Dirac. Ein höchst präziser Mensch. Sowohl in der Physik, als auch in allem anderen war er stets sehr genau, fast schon gefühlskalt. Ein russischer Kollege gab ihm Dostojewskis „Schuld und Sühne“, und das war Diracs gesamter und einziger Kommentar zu diesem Buch.

'Nett, aber ein dramaturgischer Fehler'.

Beim Anblick der untergehenden Sonne musste ich eben daran denken. Sie ist heute schon einmal untergegangen. Für Masao. Und gleichzeitig für mich. Er war einer meiner besten Freunde. Und nun geht sie noch einmal unter. Ein Fehler des Autors, aber er wird ihn wohl... nicht mehr korrigieren.“

Seine Stimme wurde zum Ende ganz leise.

Rans Gedanken schweiften. 'Vorhin, am Tatort wirkte er noch so souverän, so gelassen. Wie weggeblasen. Seine leicht zitternden Augen sprechen nun ein ganz anderes Bild.

War das alles nur Tarnung? Wollte er den Täter in Sicherheit wiegen?

Er wirkte ein bisschen wie Shinichi als er seine Schlussfolgerungen mit Fudo präsentierte.

Aber... auch eben noch, in seinem Studierzimmer. Er war doch stets gefasst und nun?

Ob Shinichi, wenn ein Fall vorbei ist, auch manchmal... sich das zu Herzen nimmt?

Nein... er doch nicht. Er ist immer so gelassen und cool, scheint nach jedem Fall immer gleich einen Haken ziehen zu können. Aber diesmal...'

Das Studierzimmer, an das sie kurz dachte, brachte sie wieder zum Buch.

Faust, Der Tragödie erster Teil. Johann Wolfgang von Goethe, 1810. Ein Drama also.

Sie hatten das Buch letztes Jahr behandelt, so fielen ihr die Daten spontan wieder ein.

'Vor einem Jahr... Da war Shinichi auch noch da...'

Aber die Handlung war seither ziemlich aus ihrem Gedächtnis verschwunden. Faust war ein Wissenschaftler, der aber keine Zukunft in seiner Zunft sah und beinahe deswegen Selbstmord beging. Dann aber erschien ihm der Teufel und bot ihm an, ihm die Welt und all das Schöne, wonach er strebt, zu zeigen und ihn zu befriedigen, wenn er dafür seine Seele bekäme.

Eine Wette in diesem Sinne. Schafft es der Teufel, Mephisto, Faust zu erfreuen und sein Streben zu beenden, gewinnt er, sonst behält Faust seine Seele nach dem Tod.

Doch die Anstrengungen des Teufels hatten keinen Einfluss. Lediglich ein junges, naives Mädchen, Gretchen, welches sich durch den weisen Mann zu diesem hingezogen fühlte, ist an Mephistos teuflischer Art zugrunde gegangen.

Aber was hatte das mit der Frage zu tun, wie Shinichi verjüngt wurde?

'Ah! Er meint mit dem jungen naiven Mädchen doch wohl nicht mich?'

Die plötzliche Röte, die ihr ins Gesicht stieg, brachte sowohl sie, als auch den etwas verträumt vor sich hin starrenden – und dabei genau sie fixierenden – Studenten in die Realität zurück.

Auch sein Gesicht färbte sich ein wenig.

„Oh... entschuldige Ran, ich bin nur manchmal..., also wenn ich in Gedanken bin, dann starre ich einfach nur vor mich hin. Es tut mir Leid, wenn ich dich irgendwie... verwirrt habe.“

Sie schaute noch einen Moment verwundert drein, bis sie ganz die Aussage verstand, und musste dann sogar ein wenig lachen.

„Schon gut, ich kenne das...“

„Shinichi?“ Er lehnte sich bei der Frage ein bisschen nach vorne, schaute direkt neugierig drein, so dass Ran auf der Stelle wieder die Röte ins Gesicht fuhr.

Nur ein leichtes, kaum erkennbares Nicken war ihr zu entlocken, mehr nicht.

„Hm... Das ist so eine Sache, Ran. Wenn man sich in seinen Gedanken verliert, vergisst man die Welt ums ich herum, ihre Fehler und Macken, man sieht nur noch den roten Faden, den man selber sucht. Dann kann man ihm folgen, nur dann.

Ich schätze, das gilt für Detektive, wie für Naturwissenschaftler.“

„Ihre Fehler und Macken?“ Nun war die Neugier auf Ran übergegangen.

„Du meinst... den Mord?“ Schlagartig wurde Mamorus Gesicht wieder sehr ernst.

„Das ist ein Extremfall, aber... ja. In der Natur sehe ich die Schönheit auf mehreren Ebenen. Die, die schon seit Jahrtausenden von Poeten breitgetreten wird, ebenso wie die der Gesetze, die ihr diesen unverwechselbaren Charme verleihen. Eine Harmonie, die kaum ein Komponist je nachzuahmen vermochte, es ist einfach ein... erhabenes Gefühl, ein wenig hinter den Vorhang zu blicken, hinter dem sich Gott versteckt hält.

Und dann... dann kommt man zurück in diese Welt und sieht... das...

Menschen, die glauben, die Wahrheit zu kennen, ohne überhaupt etwas verstanden zu haben. Die sich um nichts und wieder nichts ewig streiten, weil sie niemals jemand fragen, der vielleicht wirklich etwas dazu sagen könnte.

Die in jeder angeblich so löblichen Anstrengung, etwas Gutes zu tun, doch nur auf eigene Vorteile bedacht sind, im letzten dann der eigenen Darstellung.

Ich höre sie sagen, sie wollen ein Zeichen setzen, aber das Zeichen spricht nicht für, sondern gegen das offizielle Ziel, wenn man nur einmal genauer hin gucken würde. Oder wenn man jemanden fragen würde, der es weiß.

Man fragt aber einen Wissenschaftler nicht, wenn man etwas wissen will, sondern, wenn man die eigene Meinung besonders untermauert haben möchte. Stimmen die Ergebnisse mit dieser Meinung überein, darf er sie überall kund tun, wenn aber nicht, so hat der Verrückte gefälligst still zu schweigen und andere, die es besser wissen, dürfen sich zu Wort melden.

Die vielen Fehler des Menschen sind nicht einfach auszumerzende Problemchen, dann wären sie nicht schon seit 10000 Jahren da. Sie sind auch nicht Fehler einzelner Gruppen, sondern der überwältigenden Mehrheit.

Und dennoch, niemand ist bereit logisch nach Lösungen zu suchen, wenn es auch ohne Logik geht.“

Er war zum Ende richtig laut geworden, was ihn peinlich berührt inne halten ließ.

„...

Entschuldige, aber das Thema reizt mich immer etwas und nun, durch die Ereignisse heute Abend...

Es ist nur so, in einem Punkt, in einem einzelnen, gebe ich den Leuten Recht. Sobald ich in einem Gespräch bin, wo über Kultur, was auch immer mein Gegenüber darunter versteht, und Wissenschaft und deren Bedeutung diskutiert wird, werde ich darauf aufmerksam gemacht, dass ich ja letztlich doch nichts wissen kann und damit meine Forschungen lediglich eine fruchtlose und überbewertete Beschäftigung seien.

Sie hätten gerade neulich dazu einen 'guten' Artikel im Internet gelesen. Ich verkneife mir es mittlerweile zu erwähnen, dass der PC ohne Quantenphysik vielleicht schon entstanden, aber weder in der Größe, Geschwindigkeit, noch Bezahlbarkeit vorhanden wäre.

Dennoch ja, das ist der einzige Makel, dem es unterliegt, wie Faust schon sagte,

'Es irrt der Mensch, solang er strebt.'

Aber, wenn du mich fragst, verglichen mit den Menschen ist das ein annehmbarer Makel.

Und Fudo sieht das ähnlich.“

Die Aussagen des Studenten hatten Ran doch sichtlich mitgenommen, seine innere Unruhe und Wut waren deutlich zu Tage getreten.

Aber dieser letzte Satz ließ sie wieder aufhorchen.

„Fudo? Hat er...“

Sie wusste gar nicht genau, wie sie diesen Satz beenden wollte, etwas war es wohl, das sie formuliert hatte, aber es verschwand sofort aus ihren Gedanken. Mamoru setzte für sie fort, als sie nichts mehr heraus brachte.

„Er hat, so schätze ich, schon vor längerer Zeit die Hoffnung in die Menschen aufgegeben. Das Vertrauen. Er versucht nicht mehr wirklich, etwas Gutes an ihnen zu finden, weil es seiner Meinung nach Zeitverschwendung ist. Ihm geht es nur noch um Physik.

Ich muss das vielleicht noch etwas genauer sagen, er hat ja uns als seine Freunde bezeichnet. Und das stimmt auch, weil wir, wie er, dem logischen Argument vor dem Bauchgefühl meistens den Vortritt lassen.

Aber ansonsten hat er kein Interesse mehr an den Menschen. Und für seine Ziele, die sich nun nicht mehr in der menschlichen Welt finden lassen... würde er mittlerweile alles tun.“

Wenn es überhaupt möglich war, wurde seine Miene beim letzten Satz noch finsterer und eine kalte Angst ergriff Ran. Und sie wusste auch genau wovon. Nein, es war kein Irrtum vorhin, als sie die beiden kennen lernte. Dieses Gefühl, welches sie bei Fudo sofort beschlich, es war echt!

Ihr Kopf sank etwas nach unten, nur leise murmelte sie die Worte vor sich hin.

„Ein Mensch... der keine Hoffnung in die Menschen legt... das ist sehr traurig.

Bist du... bist du da anders, Mamoru?“

Als sie zunächst keine Antwort erhielt, richtete sie sich wieder auf und sah zu ihrer Verwunderung seinen Platz leer. Sich umschauend fand sie ihn nun am Fenster stehend und nach draußen blickend.

Er wollte ihr sein Gesicht in diesem Moment nicht zeigen.

„Mamoru?“, kam es ganz schüchtern von ihr.

„Du solltest nicht zu positiv von mir denken, Ran. Denn sonst hätte ich wohl nicht das von eben erzählt.

Aber... ich habe noch Hoffnung, weil ich Hoffnung haben will. Ich sehe es etwas anders, auch wenn das nicht unbedingt heißt, dass nicht auch ich... sehr weit gehen würde für meine Ziele. Ich will etwas wissen, nicht mein Leben lang zugetextet werden mit meiner Unwissenheit. Ich will den Menschen etwas zeigen, was sie wirklich wieder glauben lässt an die Möglichkeiten, die sich sterblichen eröffnen.

Sie sollen sich selbst verpflichtet fühlen, kritisch zu hinterfragen und eigenhändig zu analysieren, anstatt zu sagen, das ist mir zu kompliziert, ich gehe zu jemand, der das besser weiß und plapper dann seine Worte nach. Sie sollen verstehen lernen. Denn das ist gerade die Fähigkeit des menschlichen Gehirns, die uns unterscheidet von anderen Lebewesen.

Und deshalb habe ich mich, genau wie Fudo einst zu einem drastischen Weg entschieden.“

Erneut trat Stille ein und Ran spürte einen leichten Frost auf der Haut.

Mamoru drehte sich zu ihr um und sah ihr ernsthaft ins Gesicht.

„Ich habe noch etwas Vertrauen, weil ich die Menschen etwas anders sehe. Was immer man sich unter gut und böse vorstellt, es tritt eigentlich sehr, sehr selten wirklich in dieser Welt auf. Die Engel und Dämonen, wenn ich es mal so salopp formulieren darf, stehen als Ausnahmen in einem Heer von Medien. Menschen dazwischen, die stets zwischen den zwei Extremen wandeln. Sie dienen als Puffer, sie halten die anderen beiden davon ab, aufeinander zu treffen und so ergibt sich die Balance in der Welt. Solange es also noch Engel gibt, sollte man immer Hoffnung haben für die Menschheit.“

Erneut schrak sie zurück, als er einen Schritt auf sie zu ging.

Ein Klopfen an der Tür unterbrach die Stille, der Kommissar trat nach Öffnen durch seinen Wachmann ein und auf einmal wurde der Blick des Studenten wieder heller.

Lächelnd schritt er an Ran vorbei, und flüsterte ihr dabei noch zu.

„Keine Sorge. Seit heute weiß ich ja, dass ich nicht ganz falsch mit meiner Einschätzung liege. Es gibt tatsächlich solche Engel...“
 

Conans Miene änderte sich nur sehr langsam von dem ironischen Grinsen zur ernsten, in Bedenken versunkenen Starre, die dem Inspektor schon einige Male aufgefallen war.

Er wartete ruhig, er würde nicht weggehen, nicht vom Thema ablenken, nichts unternehmen, bis ihm der Junge diese Frage beantwortete, von der Takagi überzeugt war, er konnte es.

„Vermouth ist...“, begann er zögerlich, leise und doch bestimmt, nach jedem Wort sich umschauend, dass niemand kommen würde.

„Sie... ist, es handelt sich um eine Frau, sie ist... ein Geist.“

Bei diesem Wort wurde sein Zuhörer sehr hellhörig, denn das war eine der Antworten, die er definitiv nicht erwartet hatte.

„Ein... Geist?“ Skepsis lag deutlich in seiner Frage, das konnte er einem so rationalen Verstand nicht zutrauen, über Geister zu sprechen.

„Doch. Der Geist einer vor langer Zeit verstorbenen Person.“ Eine Vibration durchbrach seine Gedanken, sein Handy, Shinichi Kudos Handy, hatte eine SMS erhalten und machte sich nun bemerkbar.

'Na endlich. Das hat ja lange gedauert!'

Er kramte in seiner Hosentasche, holte das kleine Objekt heraus und überflog die Antwort auf die Frage, die er vorhin, als er alleine in Mamorus Zimmer saß, nachdem er den Tee gebracht hatte, an seine Mutter schrieb.
 

Hallo Shinichi,

ja, es war vor zehn Jahren und dann ein Jahr später.

Aber wenn du mehr Zeit hast, will ich auch eine Erklärung, warum dich das interessiert!

Alles liebe,

Mama
 

Der Inspektor wartete geduldig, bis Conan mit seiner Nachricht fertig war.

„Ach du meinst, diese Person ist offiziell seit langer Zeit tot. Nun, darf man dann fragen, wie lange oder ist das auch geheim?“ Erneut wurde er sarkastisch, denn Conan wollte ihm trotz seiner bereits vorhandenen Kenntnisse nicht weiter helfen.

„Tse, woher soll ich wissen, wann diese Person verstorben ist?“, reagierte er nur gespielt entnervt, was auch Takagi ein Stöhnen entlockte. Conan sah noch mal auf sein Handy und begann zu lächeln.

„Nun ja. Wahrscheinlich vor 9 Jahren, an einem Sonntag im Februar.“

Nach einem kurzen heftigen Verschlucken erholte sich der Polizist langsam.

„Was? Vor 9 Jahren?“

„Nun, theoretisch könnte es auch jedes andere Datum in den letzten... 18 Jahren gewesen sein, aber das ist wohl am wahrscheinlichsten.“

„Aber vor 9 Jahren... da war... Shinichi...“

Er beugte sich doch wieder zu ihm herunter.

„Der FBI-Agent, der neulich im Tropical Land dabei war, der der Freund von Akemi Miyano war, Shuichi Akai, er hat vor 9 Jahren aus unerfindlichen Gründen Japan verlassen.“

Ein kurzer Schockmoment trat in das Gesicht des kleinen Jungen.

'Nicht doch, nicht doch, das wird doch nicht etwas zu tun haben mit...

Nein, das ist zu abwegig. Sie kann doch wohl kaum...'

„Takagi, was hat Akai vorher hier gemacht?“ Jetzt war er voll bei der Sache, und die Ruhe, die der Junge noch bisher ausstrahlte, verflog total.

„Äh... er war bei den Selbstverteidigungsstreitkräften. Und soll dort sogar Karriere gemacht haben wollen. Aber dann kam irgendetwas dazwischen, keine Ahnung, was. Das frage ich dich ja, Shinichi!“

„Selbstverteidigungsstreitkräfte... Ach nein, muss wohl ein Missverständnis sein.

Das kann einfach nicht sein, sie ist doch nicht dumm.

Tut mir Leid, Takagi, aber ich denke, es ist besser, wenn wir das erstmal lassen und uns dem Fall zuwenden.“

Als Conan sich zurückzog und einfach so seine Kindermiene wieder an den Tag legte, wusste der Inspektor, dass seine Chance vorläufig vertan war.

Vorläufig...

„Na schön. Und wer, glaubst du, ist der Täter?“

Mit einem mal grinste der kleine Junge wie ein Honigkuchenpferd.

„Keine... Ahnung. Ich bin ja nur ein kleines Kind.“

Takagi fühlte sich auf den Arm genommen, versuchte es noch einmal, eindringlicher.

„Wer?“

„Ich weiß es wirklich nicht.“, erwiderte er ernster, vehement den Kopf schüttelnd.

„Diese Sterbenachricht ist der Schlüssel, sie, die Tür und die Unordnung im Zimmer.

Aber da der Täter überall, außer auf der Tastatur wohl Handschuhe oder irgendetwas entsprechendes benutzt hat, kann man ihn daran nicht identifizieren.

Hinter der Tür liegen ein paar Schreibgeräte und ein Kissen. Nichts, was ich spontan einer Vorrichtung zum Tür verschließen zuordnen kann. Dennoch ist das nicht das entscheidende Problem. Eine Person ist nämlich auf besondere Weise prädestiniert, diesen Trick vollbracht zu haben. Und dass Noriko meinte, es fiele ihr schwer, die Tür zu öffnen, macht mir auch Hoffnung.

Die Nachricht bereitet mir mehr Kopfzerbrechen.“

Sein leicht ironischer Blick deutete an, dass seine Schlussfolgerungen bis jetzt nur wenig Früchte trugen.

„Meinst du, sie könnte etwas mit Schach zu tun haben? Die Nachricht - Herr Nakano erwähnte...“

„Nein, in Masaos und Norikos Wohnung habe ich nirgendwo ein Schachbrett oder ähnliche Brettspiele gefunden. Und zu der Aufstellung fiel mir bis jetzt auch nichts ein, zumal man Schachfiguren auch nicht in mehr als zwei Reihen postiert. Hier wären es je nach Sichtweise mindestens drei.

Außerdem.. hat Fudo ja schon getestet, ob es etwas mit Schach zu tun hatte.“

Der Inspektor sah ihn nur verwundert an.

„Was? Wann soll er...“

„Er ist wirklich nicht schlecht. Als er uns die Linien im Schachbrett erklärte. Denken Sie ruhig an den Fall mit dem Programmierer Itakura, der in seinem Hotelzimmer gestorben ist, zurück. Der Sinn so einer Nachricht ist entweder, ganz offen den Täter zu benennen, oder aber, wenn man als Opfer Angst hat, dieser könnte es sehen, es für jemand anderes lesbar zu machen. Jemand anderem die Assoziation zuzutrauen, die man selbst hat, aber nicht besagter Täter.

Ginge es um Schach, dann hätte irgendeine Person in dem Moment, als Fudo uns diese Metapher zeigte, protestiert. Er hatte nämlich die Beschriftung falsch herum gemacht. Die Buchstaben gehörten nach unten an die Spalten und die Zahlen an die Seite für die Reihen. Da Schachzüge in Anleitungen und Rätseln sich immer auf diese normierten Bezeichnungen beziehen, kann jeder Schachspieler sie auswendig und es wäre ihm sofort komisch vorgekommen. Spätestens, als Fudo nahezu jedes einzelne Kästchen genannt hat.“

Takagi war sich nicht ganz sicher, ob er über Conans Erklärungen oder von Fudos spontaner Eingabe faszinierter sein sollte.

„So hat er also getestet, ob irgendjemand in der Gruppe Schach genug beherrschte, um überhaupt die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, es ginge um Schach.

Wirklich dieser junge Mann ist ziemlich gut. Außer...“

„Außer er selbst ist der Täter. Genau Takagi. Das ist noch so ein Punkt.“

Und dieser Punkt brachte beide wieder zum Grübeln.

„Hm... Also geht es wohl tatsächlich um Physik in dieser Nachricht.“

„Wohl kaum. Es sind alles Physiker, das wäre doch gewagt, wenn der Täter auch in dieser Disziplin bewandert ist.“

„Ja aber, Conan!“, protestierte er heftigst.

„Wenn es nicht um Physik geht, wie kam das Opfer dann im Todeskampf zu solch einer komplizierten Nachricht?“

„Nun ja, das ist sicher etwas schwieriger, aber eine Möglichkeit gibt es dazu schon, die auch Sinn machen würde. Wie gesagt, es geht bei verschlüsselten Nachrichten ja auch um Assoziationen...

Aber, sagen Sie, Takagi. Woher wissen wir eigentlich, dass das die echte Sterbenachricht ist?“

Der Ausdruck in den Augen des Inspektors wurde auf einmal beängstigend ernst.

„Der Täter hat eine falsche Sterbenachricht an Masaos Computer geschrieben und Unordnung verbreitet, letzteres auch über Masao selbst. Er muss die Nachricht gesehen haben. Ob es noch möglich war, etwas mit Blut zu schreiben und die Nachricht zu verändern, wage ich zu bezweifeln, die übrigen Aktionen zuvor hatten zu lange gedauert und auf den Türtrick muss er auch noch gekommen sein, aber...“

Auf einmal schoss es Takagi durch den Kopf.

„Der Finger. Den konnte das Opfer noch bewegen. Das meinst du, Conan? Das hat das Opfer nicht berücksichtigen können... verdammt!“

Ein Lächeln trat in Conans Gesicht, dass den Inspektor stutzig werden ließ.

„Denken Sie was ich denke, Takagi?“

„Äh nein...“ Er sah ihn verdutzt an, als ob etwas offensichtliches in der Luft lag.

„Und... denken Sie, was ich denke, was sie denken? Oder was ich denke, was sie denken, was ich denke, dass Sie denken?

Dieses Spiel lässt sich endlos fortsetzen und viele Leute haben sich das als geistiges Duell geliefert.

Auch Sherlock Holmes und Professor Moriarty.

Jede Aktion Holmes wurde immer wieder von einer eben so guten Professor Moriartys unterbunden, bis es einen Fehler mal gab. Dann wendete sich das Blatt und Holmes konnte Moriartys Maßnahmen immer etwas entgegen halten, bis die Organisation des Professors schließlich unterging.“

Sein Blick wechselte von verwirrt zu verärgert.

„Ich kenne Holmes! Aber, was hat...“

„Ich meine nur, wir müssen bedenken, dass sowohl Täter als auch Opfer nicht dumm waren. Was, wenn das Opfer vorausgesehen hat, dass der Täter die Nachricht sehen würde? Er hat doch sowieso schon versucht, sie zu verschlüsseln.

Und es sah doch so aus, als sei es dem Täter unmöglich, mit der Hand das Opfers zu schreiben. Der Zeigefinger war trocken und die mit Blut befleckten Finger in der Hand verschlossen. Zugegeben, die Leichenstarre hatte noch nicht eingesetzt, aber in jedem Fall hätte man noch unnötige Bewegungen hineinbringen müssen.

Also wusste Masao, dass der Täter die Nachricht finden würde oder hat zumindest damit gerechnet .

Aber was, wenn der Täter auch wusste, dass Masao Zeit hatte, eine Nachricht zu schreiben. In jedem Fall musste er oder sie wissen, dass wir die Nachricht finden.

Nun, und was, wenn Masao auch das noch bedacht hat?“

Takagi starrte ihn nur noch verwunderter an.

'Wie konnte ich jemals diesen Jungen für ein gewöhnliches Kind halten?'

Conan merkte wohl, dass er ihn etwas zu schnell abgehängt hatte und drehte sich mit ironischem Grinsen ab.

„Schon gut, Herr Inspektor. Die Frage nach der Sterbenachricht muss nun mal einer der Studenten klären, so weit gebe ich Fudo Recht. Nur von denen konnte Masao wissen, dass sie angesprochen werden, da ja gestern noch die Party stattfand. Und dass der Täter bis jetzt nichts unternommen zu haben scheint, heißt wohl, dass sie wirklich schwer zu knacken ist, aber nicht unmöglich.

Im Unterschied zu Itakura wissen wir ja von vornherein, dass es sich dabei um die Nachricht handelt und suchen nicht wie verrückt danach. Nur gerade da ist auch schon wieder etwas merkwürdig.

Wenn Masao mit seiner Nachricht jemand bestimmten angesprochen hat, dann müsste diese Person es doch wissen, oder?

Nun gut, wenn nicht, dann zumindest den Gedanken erahnen.

Mal angenommen, es ist tatsächlich eher etwas tabellarisches. Dann würde ich Masaos Aufzeichnung vielleicht irgendwo offen zugänglich vermuten. Er kennt es nur halt gut genug, um es aus dem Kopf zu zeichnen. Wenn es, was ich annehme, wirklich so ist, so benötigt man in diesem Fall wohl einen Computer, der einem die Tabelle zeigt, einen Internetanschluss, aber Kiyoko und Takai saßen bis jetzt nur in ihren Zimmern herum. Ist die Nachricht vielleicht doch manipuliert oder wirklich so schwer? Oder meint er doch etwas ganz anderes? Aber in dem Fall gehen mir allmählich die Ideen aus. Es ist ja wirklich schwer in diesem Fall einen sinnvollen Anfangspunkt zu finden.

Irgendwie trügt überall der Schein. Nichts ist so, wie man glaubt und wenn der Täter so weit mitdenkt, dann könnte es auch einfach... sein... dass, ...“

'Der Schein trügt... überall?

Bei der Tür lag doch auch ein metallener Bleistiftanspitzer.

Ach so war das also mit dem Trick hier. Einfach aber wirksam, zumindest, wenn man davon ausgeht, dass Noriko Masao nicht erwartete.' Endlich zeigte sich das triumphierende Lächeln wieder auf seinen Lippen.

'Nun dann kommt eigentlich nur eine Person in Frage. Oder könnte noch jemand das erfahren haben...'

Er wollte gerade zur Tür gehen, als die von Mamorus Zimmer auch aufging und ein entnervter Kommissar mit seinen Begleitern, sowie Mamoru und Ran heraus trat.

„Holen Sie die anderen, Yamato und Sawada!“

Takagi sah ihn etwas ungläubig an, lenkte seinen Blick von Conan ab.

„Haben Sie etwas, Herr Kommissar? Sie sehen so angespannt aus.“

„Diese Studenten!“, begann er süffisant, wollte eigentlich nicht fortsetzen, aber sein Inspektor machte absichtlich ein unverständliches Gesicht, da sich Conan noch unauffällig von der Tür entfernen musste.

„Na da passiert neben denen ein Mord und die haben offenbar besseres zu tun. Bei Herrn Nakano und Herrn Ietasu waren eben die Computer an und beide noch im Internet! Kann man das glauben?“

Wie vom Blitz getroffen flitzten Takagi und Conan nach einem kurzen „Was?“ an den Polizisten und Kiyoko vorbei, weiter an den gerade herauskommenden Sonoko und Fudo in dessen Zimmer.

„Was ist denn?“, erschrak sie, als sie fast von den beiden umgerannt wurde, die aber gar nicht antworteten, sondern sich nur vor den Computer drängten.

Die Seite war noch unten geöffnet. Eine Wikipedia-Biografie.

'Und genau diejenige, die ich erwartet habe.

Da ist sie, Takagi, unsere Sterbenachricht im Originalformat.' Er realisierte gar nicht, dass er nicht mit Takagi sprach und der zwar die Nachricht erkannte, aber immer noch nicht ganz verstand.

'Und das bedeutet, der Täter ist... Kiyoko?

Aber den Trick mit der Tür konnte doch nur...

Hat sie es mitangehört?

Oder wurde die Nachricht doch manipuliert? Moment mal... da ist ja noch ein Feld...

Das kann Masao doch nicht vergessen haben!

Dann wäre es womöglich trotzdem...

Diese eine Aussage vorhin, das wird doch nicht etwa...'

Er rannte wie wild wieder vom Computer weg und durch die Tür zurück.

Megure stand gerade mit seinen Inspektoren und den Verdächtigen im Flur und versuchte, die Ergebnisse zu bewerten. Beim Anblick des Jungen, der zum Tatort rannte, huschte ebenso schnell ein Lächeln über Fudos Lippen.

„Was hat er denn, Takagi?“, erkundigte sich der Kommissar verwirrt, woraufhin dieser versuchte lachend die Sache zu beschwichtigen.

„Ach er war wohl nur so aufgeregt, weil Conan noch nie im Internet gewesen ist, da wollte er unbedingt den Computer sehen. Ich passe auf, dass er nichts verunstaltet.“

Mit diesen Worten rannte er dem Jungen nach und ließ ihn ins Zimmer von Masao und Noriko.

Megure konnte sicher nicht zufrieden mit dieser Aussage sein, aber es verwunderte ihn wohl nur geringfügig.

Mamoru hingegen wurde plötzlich wieder sehr ernst und nahm Fudo mit einem Arm am Kragen zur Seite.

„Sag mir jetzt nicht, du hast den Computer angelassen, um Conan die Nachricht lesen zu lassen?“, knurrte er zwischen den Zähnen, dass auch ja kein anderer es hörte.

Aber Fudo wirkte ebenso gereizt.

„Sag du mir lieber, warum du noch nicht die Frage nach der Nachricht geklärt hast? Sie war doch offensichtlich dazu bestimmt, von dir gelöst zu werden.“

„Du Idiot. Wenn es jetzt herauskommt, mach ich dich für Norikos zusätzliches Leid verantwortlich.“

Er ließ ihn los und rannte an der Gruppe vorbei Richtung Zimmer 605.

Am Eingang wurde er jedoch abrupt von Inspektor Takagi gestoppt.

„Sie können hier nicht einfach herein, Herr Ietasu. Aber keine Angst, wir werden, da nun wohl die meiste Arbeit der Spurensicherung beendet ist..., können wir gleich...“

„Gleich reicht aber nicht, Inspektor. Nicht, wenn Sie verhindern wollen, dass eine unschuldige Person noch mehr leidet, als sowieso schon!“
 

Conan begab sich direkt ins Schlafzimmer, wo er allein war, fernab der Blicke der verwirrten Polizisten, die Takagi beschwichtigte.

Dort begab er sich zur Kommode an Masaos Bett und kramte vorsichtig durch die einzelnen Fächer.

'Hier irgendwo muss es sein, das perfekte Versteck vor Dieben....

Da!'

Er holte ein längliches ovales Objekt hervor und öffnete es. Ein zusammen gerollter Zettel befand sich darin. Vorsichtig griff er nach dem Kleinod und rollte ihn wieder auseinander.

'Das ist es!

Das Motiv eines Physikers!

Herr Masao Yamato. Ich ziehe meinen Hut vor so einer Sterbenachricht!'

Game, Set and Match

Hallo an alle Lesenden,
 

erstmal wieder ein herzliches dankeschön an alle Kommischreiber.
 

Zu Leiras Frage wegen der restlichen Analogien zu Faust. Natürlich sollte man es nicht übertreiben und ich werde die relevanten Analogien auch noch aufklären, da ja wohl nicht alle hier das Buch schon kennen. (Keine Angst, Faust I ist zumindest glaube ich Pflicht sowohl an Gymnasium als auch an Realschule...)

Nun, Mephisto entspricht der Organisation selbst, die mit ihrer Art, die Wahrheit zu manipulieren quasi auch die einzigen ist, die sie kennt. Und damit Shinichi zu sich gelockt hat im Tropical Land. Umgekehrt hat er damals quasi schon seine Seele an sie verloren und will sie nun zurück haben, indem er nicht aufhört, über sie zu forschen.

Ran ist etwas schwieriger, da ihre Figur in Teil 1 nur angesprochen wird, nicht aber auftaucht. Ohne ins Detail zu gehen - mach irgendwann vielleicht sowieso, Ran ist Helena aus Faust II. Faust wahre Liebe und eine ebenbürtige Person.
 

So, nun zum Kapitel: Ihr seht, es ist 'unwesentlich' länger, ich wollte auch nicht noch länger den Bogen spannen, sondern die Lösung des Mordfalles nun verkünden. Ich hoffe, es gefällt euch.
 

Am Ende melde ich mich nochmal kurz wegen zwei Randnotizen.
 

Erstmal wünsche ich viel Spaß beim Lesen.

lG, Diracdet
 


 


 


 

Kapitel 11: Game, Set and Match
 

Conan wollte gerade den Zettel zurück legen, als er ein weiteres Objekt in dem Versteck entdeckte.

Ein kleines, rundes etwas. Er nahm es vorsichtig heraus und betrachtete es, nahe daran eine kleine Träne zu vergießen.

'Nein. Ran... Es tut mir so Leid...'

„Würdest du ihn bitte wieder zurücklegen?“

Die tiefe, ruhige und ernste Stimme schreckte ihn zwar auf, aber er drehte sich trotzdem nicht zu Mamoru um.

„Du wusstest, worum es in der Sterbenachricht ging, nicht wahr, Mamoru? Fudo hatte es ja vorhin erwähnt. Du bist, genau wie Masao....“

„Ein Fan, ja. Aber ohne eine Idee für die Tür und ohne einen Beweis konnte ich den Täter nicht entlarven. Und du kannst das auch nicht einfach, oder?

Nicht... ohne Noriko... und Ran...“, er setzte nicht fort, weil sich Conan plötzlich blitzartig umdrehte. In seinen Augen glühte auf einmal unbändige Wut, die er erstmal herunter schlucken musste.

„Ran wird es überstehen. Bei Noriko aber weiß ich es nicht.

Und wenn der Täter nicht freiwillig gesteht?“ Er sah in die ruhige Miene des Studenten, die selbst abzuwägen versuchte, was in dieser Situation das Beste war.

„Dann... werde ich es ihm persönlich sagen und ihn in die Hölle stürzen, in die er gehört.“

Damit wendete er sich um und ging langsam zurück aus dem Zimmer, direkt auf Takagi zu, der ihn durchgelotst und nun schon erwartet hatte.

Conan blieb einen Moment stehen.

'Diese Worte, das waren doch dieselben wie... meine. Damals in New York.

Ist er etwa...'

Er steckte Zettel und Objekt zurück und positionierte es genau da, wo er es vorher gefunden hatte, bevor er selbst den Weg zum ersten Zimmer suchte.

Dort wartete auch schon Takagi sehnsüchtig auf ihn. Leise beugte er sich hinunter und fragte ihn.

„Was hat Mamoru gewollt? Er meinte, dass alles nur schlimmer würde, wenn du hier ins Zimmer kommen würdest.

Äh... Conan?“

Er schien ihn kaum zu beachten, seine Gedanken wandelten in verschiedene Richtungen.

'Das kann doch alles nicht passen. Warum sind wir alle an diesem Ort? Was bezweckt der Initiator damit?'

Als er endlich wieder seine Gedanken ordnete und den Inspektor vor sich erkannte, flüsterte er ihm noch schnell zu.

„Rufen Sie bitte jemanden an und...“

„Wer soll das sein?“ Mit einem Grinsen meinte der kleine Junge nur noch,

„Ein Professor für Physik, schätze ich mal...“, bevor er sich in Richtung Tür bewegte. Genau in dieser tauchte aber plötzlich eine sehr finster dreinblickende Sonoko auf.

„Du kleiner Ausreißer, du. Nichtmal Takagi kann halbwegs ordentlich auf dich aufpassen und Ran sowieso nicht.

Jetzt muss ich mich schon darum kümmern, also komm jetzt her und mach keinen Mucks mehr, klar!“

Schlagartig wechselte er die Richtung und bewegte sich schnurstracks wieder Richtung Zimmermitte, wohl bedacht, dass die Oberschülerin ihm folgen und ihn zum gegebenen Zeitpunkt finden würde.

Genau vor einem der Stühle packte sie ihn schließlich am Kragen und hob ihn zu sich hoch.

„Na...“, begann sie so schnippisch es ihr überhaupt möglich war.

„Was hast du jetzt vor?“ Doch noch bevor er zu einer Antwort ansetzte, ließ sie ein dünner Nadelstich auf den vor ihr aufgebauten Platz und ins Reich der Träume gleiten.

Takagi, dem die Sache sehr bekannt vorkam, und auch die noch anwesenden Polizisten rannten auf sie zu.

„Sonoko, was ist?“

„Gar nichts, Inspektor, aber ich denke, Sie sollten die Studenten und den Kommissar holen, denn ich weiß nun, wer diesen Mord begangen hat.“

Er war doch sichtlich erstaunt, wie täuschend echt alles wirkte. Nun gut, es hätte sicher nicht solange gehalten, wenn der Trick leicht durchschaubar gewesen wäre, aber dennoch, er hatte Conan, der hinter dem Stuhl verschwunden war, kaum bemerkt.

„Äh... natürlich, die anderen. Übrigens, Sonoko, der Anrufer wollte sich noch mal melden. Er bat sich Bedenkzeit aus.“
 

Auf Ankündigung Takagis versammelten sich erneut alle Verdächtigen, Zeugen und Polizeibeamten am Tatort.

Der Kommissar sah, wie Mamoru plötzlich eine kleine Digitalkamera in der Hand hielt.

„Was wollen Sie denn damit?“, erkundigte er sich verwirrt von der Seite.

„Fudo hatte mir erzählt, dass Sonoko eine ebenso gute Detektivin wie Kogoro Mori ist, und ebenso eine faszinierende Methode der Aufklärung in einem schlafähnlichem Zustand hat. Das muss ich einfach mal aufnehmen.

Oder ist das ein Problem? Glauben, Sie, sie wird mich überführen?“

Einem noch mehr verwirrten, vielleicht auch ironisch mitleidigen Blick Megures ließ dieser auch keine Antwort mehr folgen, sondern wandte sich Sonoko zu.

„Also, Sonoko. Takagi meinte, du könntest diesen Fall aufklären...“

In Gedanken fügte sich nahtlos die Erkenntnis an, dass ja auch sie ab und zu so eine Anwandlung hatte, was das Fälle lösen anging. Nur ist sie nicht so vorlaut vorher. Deswegen hatte er sie wohl nicht berücksichtigt, als er vorhin fragte, wer alles nicht da sei.

Bedächtiges Schweigen herrschte im Raum, alle Aufmerksamkeit gebührte der jungen Oberschülerin und Conan nutzte diese Pause, seine Gedanken zusammen zu fassen.

'Es ist wirklich einiges aufzuarbeiten...'

„Also schön, Herr Kommissar. Ja, ich weiß wie der Mord begangen wurde, wie der Täter dieses Zimmer verließ und was diese Person überhaupt hier wollte.

Sie werden aber hoffentlich verstehen, wenn ich etwas ausholen muss. Denn der Täter hat so viele falsche Fährten gelegt, dass es nötig ist, diese einzeln aus dem Knäuel zu entwirren, um den einen richtigen Faden zu finden.“

„Schon gut, schon gut...“, entgegnete Megure beruhigend, der von Sonokos plötzlicher Sprachwahl etwas verwirrt war.

'So ist das doch auch immer. Sie und auch Mori wirken immer so anders, wenn sie Fälle aufklären. Als ob ein ganz anderer Mensch mit einem redet.'

„Mach wie du denkst, Sonoko. Hauptsache, du kannst damit etwas Licht in die Geschehnisse bringen.

Was hat der Täter hier gewollt? Wie entkam er aus dem verschlossenen Zimmer und wer ist es letztlich?“

„Nun denn...“, Conan zog noch einmal tief Luft ein und begann seine Ausführungen in der gewohnt ruhigen Art, da er nach der Einführung endgültig ungeteilte Aufmerksamkeit genoss.

„Beginnen wir doch mit der Tür. Genauer mit der Frage, wie weit wir der Aussage von Noriko Fue, die ja einen Schlüssel besaß, vertrauen können.

Wie Sie sicher einsehen, gibt es im Wesentlichen nur zwei Möglichkeiten. Entweder sie hat uns angelogen und selbst den Mord verübt. Es könnte sogar die Tür abgeschlossen gewesen sein, das wäre kein Problem für sie gewesen.

Oder aber, ihre Aussage ist so weit wahr, so weit sie es mitbekommen hatte, dann gilt es, genau die Frage zu klären, wie der Täter entkam.

Nun, Norikos Tagesablauf nach ihrer Aussage, besitzt nur wenig Alibikraft, insbesondere für die Zeit des Mordes. Dass sie verdächtigt wird als Mitbewohnerin, ist auch klar.

Sie selbst findet alleine die Leiche und besitzt wie gesagt den einzigen Schlüssel, der sich beim Auffinden der Leiche außerhalb des Zimmers befindet.

Das sind alles keine wirklich guten Argumente, die sie als ohnehin verdächtige entlasten können. Und schließlich, wenn sie es war, so versucht sie uns doch gerade aufzutischen, jemand hätte auf unerklärliche Weise die Tür von außen abgeschlossen.

Aber, und das ist das Entscheidende, bis jetzt hat sie noch nicht einmal den Ansatz von einem Hinweis gegeben, wie dieser Trick von Statten gegangen sein soll. Und die Ermittlungen erschöpfen sich doch recht schnell unter diesen Umständen.

Ich denke, Sie stimmen mir zu, wenn Noriko die Mörderin ist und nicht verhaften werden will, dann hätte sie mittlerweile etwas mehr unternommen.“

Er nickte kurz, hielt dann aber doch inne.

„So weit ist deine Argumentation ja richtig, Sonoko. Dass es gerade bei ihr als ohnehin verdächtiger nichts gibt, was sie entlastet, ist schon merkwürdig, dennoch, könnte das auch einfach gespielt sein. Sie könnte auch nur einfach an unser Gefühl appellieren, dass niemand so viele Fehler machen würde.“ Er wusste genau, wie er sich damit wieder den Zorn der Studenten zu zog, er spürte quasi die von ihren Augen ausgehenden Messer in seinem Rücken, aber er musste es aussprechen.

Und er konnte sicher, sein, dass sein Gegenüber begründen konnte, ob und warum dieser Gedanke richtig oder falsch war.

Zielsicher wandte sich die Lady-Detektivin dann auch an ihre Freundin

„Ach, Ran, weißt du zufällig, wie deine Mutter darauf reagieren würde? Wenn eine dringend tatverdächtige Person lauter Hinweise zu sich führen lässt, offensichtliche Hinweise. Sie ist doch Anwältin.“

Die Angesprochene wirkte etwas verwirrt, hatte sie doch nicht damit gerechnet, etwas beisteuern zu können. Außerdem beobachtete sie immer von der Seite Mamoru, der mit seiner Digitalkamera sich immer wieder ein Stück im Raum bewegte und Sonoko filmte.

„Äh... Also, ich glaube, sie hatte mal so etwa erwähnt wie:

'Gefühle können dich zur Wahrheit leiten, aber sie zählen nicht im Rechtssystem. Im Gegenteil, daraus kann dir dein Gegenüber stets einen Strick drehen.'

Sie meinte wohl, dass Gefühle vor Gericht keine Aussage- oder Beweiskraft besitzen.“

Sie sah immer noch verwundert zu ihrer Freundin, die sich aber nicht im Geringsten rührte.

„Danke, Ran. Und ja, das ist der essentielle Punkt. Hier können wir unserem Gefühl durchaus vertrauen, auch wenn wir es immer hinterfragen müssen. Aber vor Gericht würde in diesem Fall ohne eine Erklärung des Tricks mit der Tür und der Nachricht von Masao eindeutig gegen Noriko entschieden werden.

Wegen erdrückender Indizien. Das muss ihr auch klar sein, weshalb sie wenigstens versuchen würde, uns allmählich auf einen Trick hinzuweisen. Deswegen fällt sie als Täterin aus.“

Allgemeines Murmeln trat in die Runde. Megure und Takagi, so wie auch Ran hatten ja schon öfters Sonoko in Aktion erlebt, aber die Studenten waren sichtlich überrascht. Nicht zuletzt Fudo, der sie immerhin schon ein wenig kennen gelernt hatte.

Takai meldete sich als erster zu Wort, und zwar an den Kommissar.

„Da sehen Sie es. Noriko kann es gar nicht gewesen sein. Ich glaube, Sie schulden ihr eine Entschuldigung!“

„Herr... Usunomo...“ Der Blick des Kommissars wurde noch ein bisschen finsterer, als er eh schon war.

„Erstens habe ich niemals jemanden beschuldigt, sondern lediglich auf alle Möglichkeiten verwiesen. Zum Zweiten, ja, Sonokos Argumentation ist korrekt, aber diese geht auch ohne weiteres vor Gericht unter, so lange sie nicht selbst erklärt, wie der Täter die Tür abgeschlossen hat. Und drittens, wenn Fräulein Fue unschuldig ist, so sind Sie es noch lange nicht. Denn auch Sie hatten nach eigener Aussage Gelegenheit, das Zimmer und die Tür zu manipulieren. Also halten Sie sich vorläufig zurück, ist das klar?“

Die Eindringlichkeit in seinen Augen ließ den Studenten langsam aber stetig zurückweichen, so dass Megure sich wieder der Lady-Detektivin widmen konnte.

„Wenn wir das Thema also nun so weit haben, Sonoko, wie hat denn nun der wahre Täter die Tür verschlossen?“

„Nun, Herr Kommissar, ich habe keine Ahnung.“

Beinahe fiel er nach hinten und auch die anderen mussten sich erst wieder beruhigen.

„Man kann die Tür nicht verschließen ohne Schlüssel, und die Fenster sind allesamt unbeschädigt.“

„Du meinst, der Täter hat sich im Zimmer versteckt und floh, als Noriko aufmachte, im Durcheinander?“ Er fasste sich, hatte für verschlossene Türen ja nun schon alle möglichen Erklärungen gehört, von Mori, von Sonoko, von Heiji und von Shinichi.

„Nein, das ist unmöglich. Noriko fiel vom Schock beim Anblick Masaos an der Tür auf die Knie, sie blockierte den Ausgang. Selbst in ihrer Situation wäre ihr jemand, der an ihr vorbei stolpert, aufgefallen. Und alle Verdächtigen kamen wenige Sekunden nach ihrem Schrei aus den Türen ihrer Zimmer. Das hätte nicht funktioniert.“

„Aber... war es jetzt doch... Selbstmord?“

„Nein, der Täter lebt noch und ist jetzt in diesem Raum.“ Die Ruhe, mit der sie ihre Ergebnisse vortrug, sie aber scheinbar sich nur aus der Nase ziehen ließ, brachte den Kommissar allmählich in Rage.

„Und wie soll der Täter dann entkommen sein, Sonoko?“

„Er ging ganz normal durch die Vordertür.“

„UND WIE ZUM GEIER HAT ER DIE DANN ABGESCHLOSSEN???“

„Ganz einfach, Kommissar Megure.

So einfach, dass man nicht drauf kommt.

Inspektor Takagi. Sie haben sich doch von Noriko den zweiten Schlüssel zur Wohnungtür die Untersuchung geben lassen, nicht wahr?“

Der Inspektor holte verwirrt einen vom Bund abgetrennten Schlüssel aus seiner Hosentasche und zeigte ihn in der Runde.

„Äh... ja, den habe ich. Der hier ist es doch, Frau Fue?“

Nach kurzem Nicken Norikos fuhr Sonoko fort.

„Dann würden Sie jetzt bitte so freundlich sein und die Tür aufschließen?“

Der Inspektor fuhr völlig verwirrt zu ihr um.

„WAS? Aber die Tür ist doch offen! Wir sind eben alle rein gekommen und man sieht, dass der Türbolzen eingefahren ist.“ Er wusste innerlich, dass ihn Shinichi nicht umsonst darum gebeten hätte, dennoch musste er ja den Ahnungslosen spielen. Und das tat er mit Bravour. Nicht zuletzt, weil er wirklich keine Ahnung hatte, worauf der Detektiv hinaus wollte.

Also bemühte er sich mit skeptischer Miene zur Tür und stellte sich von außen vor diese hin.

„Mal sehen, der Türgriff ist von hier aus rechts, also öffnet man, indem man nach links dreht.“

Wie zu erwarten, hakte der Schlüssel sofort am Ende des freien Drehbereiches ein, noch bevor der Inspektor eine viertel Drehung erreicht hat.

„Hm... das sieht aber völlig normal aus... Was soll daran...“

„Wieso dreht er nicht weiter?“, sinnierte plötzlich Noriko vor sich hin, was alle aufhorchen ließ.

„Wie, 'weiter'?“, erkundigte sich der Kommissar, wurde aber von Sonoko aufgeklärt.

„Herr Kommissar. Bei älteren Schlössern wurde sehr oft, fast standardmäßig eine zusätzliche, freie Umdrehung eingebaut, in beiden Richtungen. Das diente der besseren Stabilität der Schlüssel. Man schließt Häuser ja gerne sehr gewissenhaft ab, und wenn man sich nicht sicher ist, dann versucht man es eben noch einmal mit einer weiteren Umdrehung. Früher stellte das ein Risiko für die Schlüssel dar, die zu oft der starken Belastung ausgesetzt waren, wenn sie eine kräftige Hand ruckartig und seitlich gegen das massive Schlossinnere, diese Begrenzung, die eben auch Inspektor Takagi erfuhr, drückte. Darum hat man lieber eine Zusatzumdrehung gehabt, um die Schlüssel haltbarer zu machen.

Heutzutage ist das überflüssig, da Hausschlüssel normalerweise aus massivstem Edelstahl hergestellt werden und weder ermüden noch kaputt gehen können. Darum ist es egeal, ob man tausend mal versucht, es zweimal in eine Richtung umzudrehen.

Nun sind das hier aber eben keine modernen Schlösser und sie sind nicht durch so massive Schlüssel geschützt. Deshalb war ich mir sicher, dass sie auch diese zweite Umdrehung besitzen.

Wie Sie sich aber denken können, würde ein junger Mensch, also nicht älter als dreißig, mittlerweile so sehr an die modernen Systeme gewohnt sein, dass diese Person niemals zweimal umdreht. Einfach aus dem Wissen, dass es nichts bringt.

Und genau das hat uns Noriko auch eben bestätigt.“

Ungläubig starrten alle von Sonoko zu Noriko und zum Inspektor an der Tür.

„Du meinst...“, begann der Kommissar fast stotternd und wandte sich zu Takagi, der den Schlüssel zurückdrehte.

Eine Umdrehung. Nichts passierte.

Zwei Umdrehungen. Der Türbolzen fuhr aus seiner Halterung heraus an die Luft.

Drei Umdrehungen. Erst dann rastete die Schlosshalterung wieder ein und der Schlüssel steckte fest.

„Die Tür war gar nicht abgeschlossen?!“ Immer noch konnte er es nicht fassen.

„Nein. Es war, zumindest in Ermessen des Täters, unmöglich, die Tür ohne Schlüssel zu verschließen, genau wie Sie vorhin selbst feststellten. Es war lediglich eine Illusion, die er Noriko vorgegaukelt hat.“

„Moment Sonoko. Das ist aber nicht ganz so einfach. Das man den Schlüssel ein weiteres mal umdrehen konnte, verstehe ich, aber das Öffnen einer Tür ist doch...“, doch Sonoko kam ihm erneut zuvor.

„...mit dem Widerstand und dem Geräusch des sich verschiebenden Bolzen verbunden.

Sehr richtig, Kommissar Megure.

Inspektor Takagi, gehen Sie bitte von der Tür weg und zeigen Sie uns, was sich hinter dieser befindet.“

Takagi tat, wie ihm geheißen, und legte den Blick auf die bereits mit Conan durchgegangenen Sachen frei. Ein paar Schreibutensilien und ein Kissen.

Als sich alle ungefähr ein Bild gemacht hatten, fuhr Sonoko ihre Gedanken fort.

„Noriko sagte vorhin, dass es etwas schwerer als sonst gewesen wäre, die Tür zu öffnen.

Wenn diese aber schon offen war, so konnte dieser Widerstand nicht vom Bolzen herrühren, sondern nur von etwas anderem metallischen.

Etwas kleinem, das innerhalb des Schlüsselochs diese vermeintliche Rolle übernehmen konnte. Und das dann verschwand, ohne Spuren zu hinterlassen.

Sehen Sie es, Herr Kommissar?“

Dieser beugte sich verwundert über das Kleingut.

„Metallisch? Klein? Der... Bleistiftanspitzer?“ Er hob das unscheinbare Objekt aus dem Sammelsurium, welches sich da staute, hervor.

„Exakt. Es war folgendermaßen. Der Täter war mit seiner restlichen Arbeit, inklusive der Verwüstung fertig. Nun hatte er die Idee mit dem Anspitzer. Ich kann Ihnen nicht genau sagen, wie weit er das bereits in seine Verwüstungen miteinkalkulierte. Diese dienten aber noch einem anderen Zweck.

Jedenfalls verbreitete er hinter der Tür die Stifte, Kulis und was da sonst noch alles liegt. Dann setzte er den Bleistiftanspitzer in das Türschloss ein und zwar von hieraus, innen, gesehen auf die linke Seite. Da die Schlösser so breit sind, hielt der Anspitzer ohne weiteres darin und fiel nicht sofort heraus. Er konnte insbesondere noch etwas gestützt werden von dem kleinen Schraubkopf, der die Klinge mit dem Gehäuse verbindet. Dieses wurde hinter der Kante des Türschlossrahmens festgemacht.

Dann trat er aus der Tür, machte sie fast zu, so dass er noch den Arm durch bekam und platzierte das Kissen direkt unterhalb des Schlosses hinter der Tür.

Dann kam Noriko. Sie steckte den Schlüssel hinein, der nun links neben dem Anspitzer sich befand, und drehte nach links.

Der Schlüssel stieß auf den Anspitzer, verhakte zunächst, wurde aber dann von Norikos Kraft und der schrägen Flanke des Objekts selbst herausgedrückt, was wie ein metallisches Klicken klang. Der Anspitzer fiel auf das Kissen, weshalb es keine Geräusche machte. Und als Noriko nun die Tür öffnete, schob sie automatisch das Kissen zur Seite, so dass der Anspitzer davon runter auf den Boden segelte und sich zu den anderen Teilen gesellte. Das konnte Noriko nur hören und musste aufgrund des Anblick im Nachhinein davon ausgehen, alles lag schon vorher neben der Tür, die gar nicht geöffnet wurde.“

„Wow... beeindruckend.“, war in etwa die einzige Reaktion, zu der einer der Anwesenden fähig war, denn alle anderen waren im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos.

Und dieser eine war Fudo, dem ansonsten auch nur der Mund offen stand.

Takagi nahm sich von Kommissar Megure den Anspitzer und setzte ihn vorsichtig in das Schloss. Es passte. Und auch als er den Schlüssel einschob und umdrehte. Es funktionierte tatsächlich!

Megure drehte sich langsam wieder um.

„Ausgehend von der Tatsache, dass wir nirgends sonst etwas gefunden haben und dieser Trick tatsächlich zu funktionieren scheint...

Ähem. Herr Usunomo. Sie wissen hoffentlich, dass Sie nun unser Hauptverdächtiger sind!“

Takai zuckte erschrocken zurück. Auch er sah nur völlig verwirrt in die Runde.

„Wieso... wieso macht mich das denn nun zum Hauptverdächtigen?“

Man sah ein leichtes, ängstliches Zittern in seinen Augen. Megure wollte es gerade erklären, aber Inspektor Yamato schaltete sich nun auch wieder ein.

„Na, mein Jungchen. Was machst du, wenn du nach Hause kommst und nicht weißt, ob eine zweite dort wohnende Person auch da ist?

Man guckt, ob die Tür offen ist, bevor man den Schlüssel bemüht. Das geht hier aber nicht. Denn da die Tür nie zu war, würde sie beim Test automatisch aufgehen und der ganze Trick ist hin.

Noriko wusste aber, dass sie Masao hier nicht erwarten konnte, deshalb hat sie gar nicht erst versucht, die Tür zu öffnen. Sicher ein Risiko im Trick, aber wenn... wenn man weiß, dass sie ihn nicht erwartet, ist die Sache durchaus vertretbar.

Und wer wusste am besten, dass sie ihn nicht erwarten würde? Die Person, die dafür verantwortlich ist, dass Masao eigentlich nicht anwesend sein sollte. Du, mein Lieber!“

Er trat ihm beim letzten Satz noch näher und schaute ihm tief in die immer ängstlicheren Augen.

Takai wendete sich Hilfe suchend zur Seite.

„Sonoko. Sag ihm, dass ich es nicht war. Mamoru...“

Beide rührten sich aber im Augenblick nicht. Beziehungsweise, Sonoko rührte sich nicht und Mamoru beendete gerade seine Filmaufnahmen von ihr und steckte seine Kamera ein. Erst jetzt bemerkte Conan seine Arbeit.

'Hat er etwa... auch mich aufgenommen?'

„Es tut mir Leid, Sie zu enttäuschen, Inspektor...“, begann schließlich Fudo und trat an ihn und Takai heran.

„Aber Takai ist wirklich unschuldig. Oder zunächst mal, er ist nur einer von drei Tatverdächtigen. Da wir nicht wissen, was der Täter hier wollte, müssen wir auch die Möglichkeit einkalkulieren, dass der Täter die Unterredung von ihm und Masao hier belauscht und dabei mitbekommen hat, dass Noriko ihn nicht erwartete. Damit kommen noch zwei Personen infrage, die kein dauerhaftes Alibi besitzen, Kiyoko und ich.“

Yamato sah ihm bösartig von der Seite entgegen, hielt sich aber zurück, als er die Aura Megures hinter sich spürte. Daraufhin wandte sich Fudo lächelnd zu Sonoko.

„Die Antwort auf die Frage, wer der Täter ist, steht in Masaos wirklicher Sterbenachricht. Stört es dich, wenn ich sie erkläre? Du hast schon eine ganze Menge Erleuchtung gebracht und ein bisschen Hilfe kann doch nicht schaden.“

Conan zögerte einen Moment, ließ ihm dann aber seinen Willen.

„Von mir aus...“

„Danke.

Ich gebe zu, es war nämlich mein Fehler, dass wir nicht etwas schneller darauf gekommen sind, weil ich uns von den Postern an der Wand abgebracht habe.

Sehen Sie, Herr Kommissar, eine Sterbenachricht ist entweder eindeutig, wenn das Opfer keine Gelegenheit hat, sich etwas auszudenken, oder verschlüsselt, wenn dieses Angst hat, der Täter könnte die Nachricht finden und zerstören. Letzteres trifft für Masaos Nachricht wohl zu, insbesondere, da dem Täter kaum Zeit blieb, nach Schreiben der falschen Nachricht und Verwüsten des Zimmers auch noch mit seinem Blut zu schreiben. Sehr wahrscheinlich war es schon getrocknet und letztlich sind es so wenig Zeichen, dass es fraglich ist, was man daran verändern konnte. Und nicht zuletzt, wenn man eine Nachricht nicht versteht, macht es wenig Sinn, sie zu verändern, weil man womöglich sie noch verschlimmert.

Ich gehe, wegen der vielen Fehler bei der Tatortbeschaffenheit davon aus, dass die Tat spontan war und der Täter daher weder Masao noch einem von uns körperlich schaden wollte. Und ohne den Schlüssel zur Nachricht könnte er bei Manipulation vielleicht einen von uns zum Sündenbock machen.

Daher denke ich, dass wir sie so weit als korrekt annehmen können.

Nun, da wir alle Physiker sind, ist es eigentlich von vornherein klar, dass die Sterbenachricht eben nicht von Physik handelt. Das Risiko, dass der Täter die Nachricht erkennt, ist einfach zu groß.

Umgekehrt ist es natürlich relativ schwierig, sich in so einer Situation spontan ein Rätsel auszudenken, wenn es nicht um das eigene Steckenpferd sich dreht.“

Megure sah ihn erstaunt an.

„Steckenpferd? Also, ein Hobby, etwas neben Physik, was ihm eine solche Assoziation gibt.“

„Genau! Sagen Sie, Kommissar, wissen Sie eigentlich, wer derzeit die Nummer 1 der Tennisspieler auf der Welt ist?“

Der Kommissar blickte ihn jetzt noch verwirrter an.

'Tennisspieler?'

„Äh... Pete Sampras?“

Ein allgemeines Stöhnen ging durch die Reihen, als Inspktor Yaamato sich zu Wort meldete.

„Nein, John McEnroe!“, was dieses nur noch verstärkte und selbst Conan hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten.

'Wie auf einer einsamen Insel der Polizeiarbeit gestrandet...'

Takagi beugte sich zum Kommissar vor und flüsterte ihm von der Seite zu.

„Nicht doch. Sehen Sie mal. Da.“ Er wies ihn auf das mittlere der drei Poster.

„Wer soll das sein? Das hatte ich doch vorhin schon gefragt.“

„Das ist Roger Federer, Herr Kommissar!“, sprach es Sonoko endlich aus.

„Der, der seit 2004 ununterbrochen als Nummer 1 der Weltrangliste geführt wird.

Und von dem sowohl Masao... als auch Mamoru Fans sind. Das hatte Fudo vorhin noch angedeutet, aber dann doch gemeint, die Bilder seien unwichtig. Mamoru sollte die Nachricht erkennen, weil er ebenso Federer Fan ist.“

Er sinnierte etwas unbeholfen über den ihm unbekannten Namen.

„Und dieser... Federer, was hat der nun mit der Nachricht zu tun?“

Er sah zu Sonoko, die aber nicht antwortete. Es war ja Fudos Part, der nun auch seine Antwort gab, indem er wieder sein Notizheft herausholte.

„Erinnern Sie sich, ich meinte, es könnte sich bei den Linien und Punkten um Daten einer Tabelle handeln. Und Masaos Zeigefinger bildete sozusagen eine weitere Linie. Das heißt, wir haben vier Ebenen. Und ein Tennisspieler denkt bei der Zahl vier automatisch an...“

„Die Grand-Slam-Turniere!“, fiel es Megure wie Schuppen von den Augen.

„Genau, Die Australien Open im Januar, die French Open im Mai und Juni, Wimbledon im Juni und Juli, und die US Open im August und September.

Das sind unsere vier Spalten. Und alle eingetragenen Punkte sind folglich...“

„Die Turniersiege?!“ Er riss Fudo das Heft aus der Hand und besah sich die eingezeichneten Punkte.

Neben den Spalten waren nun Jahreszahlen eingetragen, aufsteigend '03, '04, '05, '06.

„Ich habe die Daten auf Wikipedia abgeglichen, Dort werden sie auch so in tabellariscehr Form wieder gegeben.

Roger Federer gewann Wimbledon 2003, das ist der untere Beginn der langen Linie. 2004 die Australien Open, der untere Punkt, noch mal Wimbledon und die US Open, als unterer Anfang der kurzen Linie und so weiter. Bis Wimbledon 2006.“

Megure verglich sorgfältig noch die andere Daten.

„Aha, wirklich ein erfolgreicher Spieler. Nun gut, aber was hilft uns das nun? Er zeigt ja dann offensichtlich auf die French Open 2006. Aber warum?“

Er sah langsam auf in Fudos überlegenes Lächeln, als dieser sein Heft zurücknahm.

„Na wir haben 2008, aber Masao hat nur die Grand-Slam-Titel bis Wimbledon 2006 aufgetragen. Auch '06 genannt.

Und wir befinden uns hier im sechsten Stockwerk.“

Die Augen des Kommissars weiteten sich auf einmal.

„Zimmernummern?“

„Exakt.“, bestätigte Fudo ruhig.

„Die Monate, in denen die Turniere stattfinden nennen uns das Zimmer des Täters. Die French Open begannen im Mai, dem fünften Monat.“ Seine Augen wurden nun auch wild, als er seinen Arm in Richtung der jungen Studentin ausrichtete.

„Das heißt, der Täter bist du, Kiyoko!“
 

Kiyoko war bereits beim letzten Satz zusammengezuckt, aber nun bekam sie es richtig mit der Angst zu tun. Und auch Noriko und Takai wirkten mehr als geschockt.

„Kiyoko. Nein, nicht du!“, glitt es ihrer Freundin von der Zunge.

Takai hingegen packte nun die blanke Wut.

„Das ist nicht wahr. Fudo, du hast doch eben gesagt, die French Open finden im Mai und Juni statt.

Das heißt, es könnte auch Nishio aus Zimmer 606 gewesen sein. Vielleicht war die Argumentation mit den Verdächtigen falsch.“ Er wirkte schon heilfroh, diesen Satz nicht schreiend herauszubringen, sondern doch halbwegs ordentlich zu formulieren.

Fudo aber schüttelte nur bedächtig den Kopf.

„Nishio ist den ganzen Tag mit seinem Kommilitonen Tomoya bei dessen Verteidigung und Feier danach. Selbst, wenn er das vortäuschen könnte. Die French Open und Wimbledon finden praktisch direkt hintereinander statt. Im Juni enden die French Open und im Juni beginnt Wimbledon. In dem Fall hätte Masao wohl eher an den linken Rand des Punktes für dieses Turnier gezeigt. Denn das hat Federer ja gewonnen, im Unterschied zu den French Open.“

Takai schien nervlich auf einmal selbst so verzweifelt wie Kiyoko, die immerhin des Mordes beschuldigt wurde.

Der Kommissar trat etwas näher heran.

„Herr Nakano. Sie wissen aber schon, dass diese Interpretation zwar richtig sein kann, dennoch kein Beweis für die Tat ist. Man muss da schon etwas mehr vorbringen.“

Er zuckte nur kurz mit den Achseln.

„Tut mir Leid, das habe ich nicht. Ich gebe zu, mein Wissen beschränkt sich auf die Nachricht.

Ich denke aber, wenn wir diese kurze „Suche“, wie sie es genannt haben, in ihrem Zimmer intensivieren, finden wir schon das gesuchte Objekt, das sie gestohlen hat.

Fragen Sie doch ansonsten Sonoko.

Und bei der Gelegenheit auch gleich Masao, warum er mit der Erkenntnis bezüglich der Sterbenachricht nicht rausgerückt ist.“

„Ich hab ihn nicht umgebracht!“, brachte Kiyoko unter Tränen hervor, mehr aber auch nicht.

Die anderen sahen zu Sonoko, die weiterhin ihre stoische Ruhe des Schlafes auskostete, sich dann aber doch zu eienr Reaktion bequemte.

„Fudo..., in einem Punkt hast du Recht.

Es sind Federers Grand-Slam-Siege bis Wimbledon 2006. Und auf genau diese Anspielung mit den Zimmernummern hat er es angelegt.

Aber mal ehrlich, wie wahrscheinlich ist es, dass, wenn man an einer unverständlichen Nachricht ein wenig was verändert, dass dann aus einem solch kleinen Verdächtigenkreis jemand anderes auf die gleiche Methode ausgewählt würde?

Fragen wir unseren Statistik Experten.

Wie wahrscheinlich ist das, Takai? Unbedenklich, nicht wahr? Wenn man verschlüsselte Nachrichten ohne den Code zu kennen manipuliert, kommt eigentlich immer Unsinn heraus. Das hast du dir gedacht, als du seine Hand leicht umgelegt hast. Und deswegen bist du jetzt auch so schockiert, dass Kiyoko unter Verdacht gerät.

Denn du bist der Mörder!“

Alle, inklusive Kiyoko und Fudo blickten völlig erstarrt auf Takai, der selbst zur Salzsäule wurde. Nur in seinen Augen bewegte sich etwas. Die Andeutung von rasenden Gedanken.

„So... Sonoko, wie kommst du darauf, dass ich... ich meine...“

Die unbewegliche Ruhe der Oberschülerin machte ihm noch mehr Angst und neben ihr stand auch noch Mamoru, der nur leicht mit ernster Miene den Kopf schüttelte und für sie antwortete.

„Du hast Masao erstochen, das Messer aber wieder herausgezogen, um den Anschein zu erwecken, es könnte von vorne hinein gestochen wurden sein.

Dann hast du diese falsche Nachricht geschrieben und sein Zimmer durchsucht und dabei verwüstet, extra so, dass es bewusst gewollt wirkte und man nicht gerade jemanden vermutet, der sich mit so etwas auskennen müsste.

Dabei bist du auf die Nachricht gestoßen und hast, da das Blut schon trocken war, einfach die Hand etwas verschoben.

Masao hatte bedacht, dass du die Nachricht finden würdest und deshalb etwas für dich unverständliches formuliert. Und nach Fudo hättest du dann Angst, es umzuändern. Dann wäre sein Plan aufgegangen.

Aber Fudo ist gerne sehr überzeugt von sich und hat deshalb eines nicht bedacht. Nämlich, dass Masao sich auch noch gedacht hat, dass du die Nachricht verändern könntest.“

War Takai nicht schon am Ende seiner Schreckensgrenze angekommen, so war er nun wieder einen Schritt näher dran. Er hörte sein eigenes Herz rasen.

Sonoko übernahm nun wieder die Aufgabe der Scharfrichterin über sein Schicksal.

„Roger Federer hat 2006 zum zweiten Mal drei der vier Grand-Slam-Turniere gewinnen können.

Die Australien Open, Wimbledon... und die US Open. Aber in Masaos Nachricht sind nur die ersten beiden Turniere eingetragen, nicht die US Open. Das heißt, er hat nicht nur das Jahr gezeichnet und den Monat mit dem Finger festgelegt, nein auch der Monat steht bereits in der Nachricht.

Nach seinem Wimbledon Titel im Juli 2006 und vor seinem US Open Titel im September.

Und was liegt dazwischen?“

„Der August, der achte Monat.“, erklärte Megure ernsthaft und wendete sich an den Studenten, der gerade einem inneren Blackout nahe war.

„Wollen Sie uns etwas erklären, Herr Usunomo?“

Er sah in die leeren Augen Takais.

„Ich... ich bin es nicht. Wirklich nicht. Ich meine... wir hatten das doch eben schon. Es könnte doch auch... äh Juli sein.

Wenn man immer das Monatsende als Referenz nimmt, so wäre auch der Juli als Interpretation möglich. Oder nicht?“

Er sah in die Runde der Studenten, die fast glaubten, ein Stück weit Wahn in seiner Miene zu finden. Er konnte wohl selbst nicht glauben, was diese Nachricht beinhaltete. Mamoru antwortete ihm schließlich.

„Sei kein Narr, Takai!

Juli, also Zimmer 607 ist die einzige Option, die definitiv flach fällt. Denn das ist das Zimmer von Tomoya. Bis hin zu Nishio, der ihm offiziell die ganze Zeit heute beisteht, kann wohl jeder kurz verschwinden und sich ein falsches Alibi verschaffen. Mit einer Ausnahme. Tomoya, die Person des Abends. Er kann es als einziger wirklich nicht gewesen sein, weil sein Alibi absolut wasserdicht ist. Er feiert gerade 20km von hier entfernt und muss Morgen, wenn er aufwacht, feststellen, dass zwei Studenten weniger hier wohnen.“

„Aber... aber... Sie meinten doch, das sein kein Beweis. Es sei nur... ein Indiz oder so.“ Er sah verzweifelt zum Kommissar, der sich daraufhin, ohne seine Augen abzuwenden, an Sonoko wandte.

„Hast du einen Beweis, Sonoko?“

„Lassen Sie mich dazu etwas ausholen, Herr Kommissar. Der Beweis liegt im Motiv begründet. Die falsche Sterbenachricht, die stammte von dem Täter, der spontan Masao umgebracht hat. So weit gehe ich Fudos Argumentation mit. Die Wut, die sich bei der Tat gestaut hatte, entlud sich auch in dieser Nachricht. Er meinte, er hätte alle enttäuscht und verraten.

Das klingt so, als meinte er ein Verbrechen. Sicher nicht das eigene, sondern dasjenige, welches Takai zum Mord anstiftete, nämlich Erpressung.“

Ein weiterer Schock durchfuhr die Anwesenden und Noriko und Kiyoko protestierten heftig.

„Masao würde niemals jemanden erpressen!“

In diese Moment klingelte Megures Handy und ließ alle verstummen.

Er nahm langsam ab und wendete sich leicht zur Seite, obwohl ihn sowieso alle hörten.
 

„Was...

Ähem...

Wie ein Physikprofessor... Kantaki

hat ein Geständnis abgelegt?

Er hat sich bei einer mündlichen Prüfung von einem Studenten bestechen lassen??

Der Name des Studenten?

Takai Usunomo????

... danke!“
 

„Professor Kantaki leitet die Abteilung Plasmaphysik am Institut.“, erklärte Fudo grübelnd.

„Bei ihm hatte Takai vor zwei Monaten eine mündliche Prüfung in Transporttheorie.

Heißt das etwa, er hatte diese Prüfung nicht... bestanden?“

„Offensichtlich!“, konterte Megure ruhig.

„Aber, das gehört auch zur statistischen Physik. Wie konnte er es nicht bestehen?“

Takai wirkte bis zu diesem Moment nur noch leer. Er hörte kaum hin, als er diesen Spruch vernahm doch davon wurde er wieder wach...

„Warum ich es nicht bestanden habe, fragst du? Warum? Verdammt, weil ich kein Genie bin wie du, Fudo!!

Ich hab es einfach nicht kapiert. Aber diese eine Prüfung war so wichtig für mich. Sie gab mir die Chance, mich an einer der großen Universitäten der Welt zu bewerben.

Ich habe Professor Kantaki und den Beisitzer angebettelt, sie mögen die Prüfung als bestanden werten. Alles, was ich überhaupt an Mitteln zusammentreiben konnte, habe ich ihm überwiesen. Ja, ich habe ihn bestochen.

Und was ist passiert? Masao fand, als wir die bestandene Prüfung feierten, die Quittung von der Überweisung!“

Er hatte gar nicht gemerkt, dass er sich damit selbst verraten hatte, aber wollte auch nicht mehr leugnen. Zu sehr zerrte die Situation an seinen Nerven.

Sonoko übernahm es, die Geschichte zu Ende zu erzählen.

„Masao wollte dir den Zettel nicht wiedergeben, und er ließ sich auch nicht bestechen, zumal du ja alles Geld an den Professor gegeben hattest.

Zwei Monate hast du ihn darum angefleht, aber er hat immer nur gemeint, du solltest damit zur Polizei gehen, sonst würde er ihn dir nicht geben. Masao hat ihn in seinem Zimmer versteckt.

Gestern Abend, bei der Feier hier, hast du ihm gesagt, es soll jetzt ein Ende habe, was Masao so verstand, dass du auf seine Bedingung eingehst.

Aber als du im Cafe meintest, du wolltest endgültig den Zettel, ist er wütend wieder gegangen. Du bist ihm bis in die Wohnung gefolgt.

Als er dir dort immer noch nicht die Nachricht geben wollte, hast du ihn vor Wut mit einem Küchenmesser erstochen.“

„JA! JA! JA!“, schrie er nur wild vor sich her.

„Dieser rechtstreue Idealist beruft sich immer nur darauf, dass man nichts falsches machen darf, aber er hat damit unsere Freundschaft ruiniert, die ihm offenbar nicht so wichtig war.“

„Da irrst du dich, Takai!“ Mit ernstem, ruhigen Ton trat Mamoru an ihn heran.

„Masao wollte seine Ideale aufgeben, um diese Freundschaft zu erhalten. Und zwar, weil du ihn vor genau diese Wahl gestellt hast.“

„Was?“ Er blickte ebenso verwirrt, wie die anderen zu Mamoru, der sich daraufhin die Brille richtete.

„Der Satz, den du vorhin über Masao gesagt hast. Dass er mal gemeint habe, es wäre alles viel leichter, wenn du die Dinge so sehen würdest wie er.

Das war es, was er hier in der Wohnung als letztes zu dir sagte. Mit dem Rücken zu dir gewandt, auf die Poster starrend, nicht wahr?

Das war keine philosophische Aussage, sondern ein Hinweis, damit du die Quittung findest.

Wenn du die Dinge so sehen würdest wie ich, wörtlich heißt das, wenn du so eine Brille hättest wie ich.

Er wies dich auf sein Brillenetui hin.“

Er holte das Etui, welches er kurz zuvor unauffällig aus dem Nebenzimmer entfernte, hervor.

Sonoko setzte noch einmal an.

„Ein Brillenetui ist ein ziemlich sicheres Versteck. Man selbst braucht es so dringend, dass man es kaum vergessen oder verlegen kann, besonders mit Inhalt. Aber für einen Dieb ist es unbesehen wertlos. Er hat es an einem vor Dieben sicheren Ort aufbewahrt, damit ja niemand es findet, bevor du dich richtig entscheidest. Da du dich aber dagegen entschieden hast, hat Masao dir einfach so das Versteck verraten. Kein Wunder, dass er sauer war, als du ihn im Cafe aufklärtest, aber er war dazu bereit.“ Mamoru holte den zusammengerollten Zettel aus dem Etui und reichte ihn dem Kommissar, der ihn durchlas.

„Das ist dann wohl eindeutig, insbesondere mit Ihrem Geständnis.“

„Tse...“ Takai starrte ironisch lächelnd vor sich hin.

„Du glaubst das wirklich, was Mamoru? Das, was Sonoko gesagt hat. Masao wollte mich wohl eher demütigen, indem er mir die Antwort zum Rätsel auf dem Silbertablett servierte und zusah, wie ich daran scheiterte, es zu lösen...“

Er wollte wohl noch etwas sagen, aber Mamoru kam auf ihn zugerannt und verpasste ihm mit voller Wucht einen linken Haken, dass er einen Meter nach hinten flog und zu Boden krachte.

Plötzlich entlud sich in ihm die ganze Wut, eben noch wirkte er fast liebwürdig, wollte Takai helfen, zu verstehen, was Masao für ihn getan hatte, aber nun...

„DU VOLLIDIOT!!!!!

Es ging nicht um den Zettel. Dass du den finden solltest, war klar. Und wenn nichts weiter dabei gewesen wäre, wärst du doch mit dem Zettel in der Hand verschwunden und nie wieder wäre was davon aufgetaucht.

Er wollte, dass du siehst, was noch im Etui war. Denn du solltest sehen, 'wie er die Welt sieht.'

Dass auch Masao so seine Problem mit der richtigen Entscheidung hatte, nun aber den Weg nach vorne suchte.

Ich hatte gehofft, ich müsste dir das nicht zeigen.“

Er griff in das Etui und holte einen kleinen, goldenen Ring hervor.

„Masao hatte es mir gestern gesagt. Er wolle endlich um Norikos Hand anhalten. Das war es, was du erfahren solltest, Takai. Man kann nicht vor seinen Fehlern und Ängsten davon laufen, weil sie sonst das Leben ruinieren.

Doch stattdessen... hast du alles selbst ruiniert.“

Er warf dem immer noch am Boden liegenden den Ring vor die Füße. Takai ergriff ihn mit zitternden Händen und las vor sich hin sprechend, vor.

„Für meine geliebte Noriko...“

Diese fühlte, wie ihr die Knie auf einmal wackelig wurden.

„Nein... Nein das kann doch nicht... nicht jetzt... nicht so...“

Mehr brachte sie nicht mehr hervor, sie brach in Tränen zusammen und fiel zu Boden. Kiyoko, ebenfalls den Tränen nahe beugte sich zu ihr.

Ran stand wie versteinert da. Sie spürte es, auch ihr rannten Tränen über die Wangen. Jede Menge.

'So was passiert, wenn man zu lange zögert? Wie kann das so nur passieren? Ausgerechnet in dieser Konstellation? Wie nur?

Shinichi. Sag du es mir, bitte!'

Takai starrte, den Ring in der Hand, nur noch auf Masaos Leiche.

Fudo näherte ihm sich langsam und lenkte seinen Blick auf das Bild von Richard Feynman.

„Eine verzweifelte Mutter bat Feynman mal um Rat. Weißt, du, was er ihr als Antwort schrieb? Es waren nur zwei Zeilen.
 

Sehr geehrte Misses Chown,

Sie sollten die Versuche Ihres Sohnes, Ihnen Physik beizubringen, ignorieren.

Physik ist nicht das Wichtigste. Liebe ist es.

Mit besten Grüßen,

Richard Feynman
 

Ich denke, du solltest dir das mal zu Herzen nehmen, bevor du über deine Freunde richtest. Masao hat sich da durchaus tapfer gehalten.“

Er schritt langsam an dem Häufchen Elend vorbei, der nur noch sarkastisch grinste.

Mamoru trat auch noch einmal näher, sah ihm in die nun vollkommen leeren Augen.

„Und das alles wegen deiner Karriere? Nur, um an einer besseren Uni forschen zu kommen?

Weißt du nicht,
 

Es ist nett, wichtig zu sein.

Aber wichtiger ist es, nett zu sein.
 

„Von wem soll das sein, Einstein? Fermi?“ Er bewegte nur seine Lippen. Erst danach ganz langsam dem Kopf, als ihm Mamoru nicht antworten wollte. Auch er lächelte ironisch.

„Es bedarf keines Physikers, um das zu erkennen, Takai. Und vor allem solltest du es schon längst wissen.“ Seine Augen wiesen ihn wieder an die Wand der Poster.

Dort in der Mitte, am unteren Rand des Bildes von Roger Federer stand es, schwarz auf weiß.
 

It's nice to be important,

but it's more important to be nice!
 

„Du solltest wirklich mal etwas mehr über deine Prioritäten nachdenken.“

Mit diesen Worten nahm er den Ring aus Takais Hand und entfernte sich zur Tür. Kiyoko stützte Noriko und sie schritten gemeinschaftlich davon.

Wie angekündigt, schlossen sie in diesem Moment Takai Usunomo, den Mörder ihres Freundes Masao Yamato, aus ihrem Kreis aus und ließen ihn allein.

Conan beobachtete von seinem Platz aus die Szenerie der beiden Menschen, die ohne Zukunft da am Boden kauerten.

'Wissen ist Macht, heißt es.

Und für diese Macht wurde und wird gekämpft und getötet.

Nur leider verwechseln die Menschen oft Wissen mit Weisheit.

Wissen allein kann Weisheit bringen, aber sie muss nicht kommen.

Und wenn nicht, dann ist das, was übrig bleibt, nur eine tote Hülle an Informationen.

Ein Buch, ohne Inhalt, vollgeschrieben mit wertlosen Worten.'
 

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So, ich bins nochmal kurz.

Murphy hätte mich ja um ein Haar erwischt.

Die Idee der Sterbenachricht ist bereits ein Jahr oder so alt.

Viereinhalb Jahre lang stand Federer nun auf Platz 1 der Weltrangliste, ununterbrochen, und in zwei Wochen wird er diesen Platz verlassen und Rafael Nadal wird neue Nummer 1.

Zwei Siege mehr von Nadal, und er wäre es seit gestern...
 

Zum Anderen, da die Frage jetzt wohl aufkommt, was denn nun der Beweis war.

Es gab keinen. Ich habe lange überlegt, aber es gab wirklich keinen. Die Tür und die Nachricht waren nur Indizien. Tatsache ist, Takai hat im Affekt gehandelt, seinen besten Freund getötet und war schlicht und einfach dann nicht mehr der kühl agierende Mörder, der handfeste Beweise brauchte um zu gestehen. Spätestens, seit Kiyoko von Fudo wegen seiner Manipulation der Nachricht beschuldigt wurde, war sein Wille, es zu verheimlichen gebrochen und hätte Sonoko/Conan gezögert auf den Fehler in Fudos Argumentation hinzuweisen, er hätte sich womöglich von alleine gestellt.

Der Ring hätte, falls Takai doch noch so viel 'Mut' aufbrachte, sich zu verschließen, ihm den Rest gegeben. Und genau das tat es auch durch Mamoru, obwohl es nicht mehr nötig war.

Wissen ist Macht

Hallo an alle Lesenden,
 

hier also zum vorläufig letzten Mal aus dem Studentenwohnheim der Physiker...
 

Vielen Dank an dieser Stelle einmal mehr allen Kommischreibern und auch für die Favoriten Setzungen.

^_____________________________________^

Danke schöööööön an (alphabetische Ordnung):
 

- biene123451

- catgirl222

- coolangel4869

- fahnm

- Leira

- mizuki-chan93

- Ran_Mori1

- Shelling__Ford

- Shinigami-Killua

- Shi_Ran-chan

- Vertschl

- Zinha
 

Sollte ich jemanden vergessen haben, bitte mit dem Namensregister nach mir werfen, aber vorher den Namen antreichen! ;]
 

Ich hoffe, der Mordfall hat einiger maßen Anklang gefunden, klingt aber so, so weit ich das den Kommentaren entnehme.
 

So, dann muss es wohl jetzt sein, das letzte Kapitel, das hat mich doch richtig Mühe gekostet, es zu schreiben.

Der Titel ist... nun ja, ich weiß nicht, wenn jemandem ein besserer einfällt, so darf er es gerne Kund tun!^^
 

Dann wird es wohl auch wieder eine Fortsetzung geben.

„Götter, Engel, Dämonen und das Meer.“

Dauert aber eine Weile, bevor ich damit anfangen kann. Ist momentan alles etwas stressig.

Wer Interesse hat und benachrichtigt werden möchte, wenn ich diese anfange hochzuladen, traut euch, was zu sagen. Ich beiße nicht, können euch diejenigen die mich besser kennen garantieren.
 

Ansonsten bleiben mir nur zu sagen:

Viel Spaß beim Lesen und bis Bald.

Viele liebe Grüße, Diracdet
 

P.S.: Ich übernehme keine Haftung für kaputte Böden, die durch zu viel nervösem darauf Umhergehen verschleißt wurden...
 


 

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Kapitel 12: Wissen ist Macht
 

Die Polizisten sowie Ran und Conan beobachteten erstaunt, wie die Studenten geschlossen aus dem Zimmer traten. Den Geräuschen des Schluchzen nach, ging Noriko mit Kiyoko zu deren Wohnung, Fudo und Mamoru suchten ihre eigenen Zimmer.

Megure blickte eine Weile zum stumm vor sich hin starrenden Mörder, der immer noch auch seinen Knien ruhte.

„Yamato..., Sawada...“, begann er schließlich ruhig.

„Sagen Sie den anderen Studenten bitte Bescheid, dass wir noch ihre Aussage benötigen.

Takagi, kümmern Sie sich um Herrn Usunomo.“

Der Kommissar wandte sich damit seinen anderen Angestellten zu, die noch die verbleibenden Beweismittel einsammeln sollten, Inspektor Yamato und Sawada machten sich auf, zunächst zu Fudo und Mamoru, bevor sie sich zu Noriko hinein trauten.

Conan bemerkte es zu erst gar nicht, aber auch Ran verschwand mit den beiden vom Tatort.

Eine leichte Unsicherheit durchfuhr ihn beim Anblick Takais.

Hatten sie es zu weit getrieben? Er und Mamoru.

'Er wollte ursprünglich den Ring nicht zeigen, um Noriko und Takai nicht noch diesen Gnadenstoß zu versetzen. Es sollte nur im Notfall herhalten, wenn Takai nicht gestehen würde, aber dafür hat es gereicht, den Professor zum Geständnis zu bewegen.

Trotzdem hat er es getan. Und er hat ihn, wie versprochen, damit in die Hölle geschickt.'

Viel mehr als ein lebloser Körper war es nicht mehr, was da vor ihm kauerte.

Er hatte ja den Vergleich, daneben lag die wahre Leiche.

'Und damals, in New York...

Habe ich damals auch diese Person in die Hölle gestürzt...

Nein. Nein, habe ich nicht.', versuchte er sich selbst zu beruhigen.

'Noch nicht...'

„Gut gemacht..., Sonoko.“

Takagi war wie erwartet bei Takai aufgetaucht, und half ihm hoch, um ihm Handschellen anzulegen.

Noch einmal sah Conan kurz in die Augen des Mörders.

Leer. Völlig leer.

Er agierte nicht, reagierte, aber nur unbewusst auf die Anstrengungen des Inspektors, der ihn abführen wollte.

Es war unbedenklich, wenn in diesem Moment Conan statt Sonoko mit ihm sprach.

„Wenn Sie meinen...“, gab der kleine Junge nur etwas genervt wieder.

„Aber das Opfer hat ja auch ganz gut mitgeholfen.“

Er war deswegen nicht in bester Laune. Er hatte den Ansatz dessen gesehen, was die Wahrheit manchmal anrichten kann.

Dann, wenn sie jemanden trifft, der überzeugt von sich ist, von seiner Einschätzung der Wahrheit.

Und dann überrollt einen die Welle.

'Und sollte ich recht haben, dann steht mir genau so ein Überrollen noch bevor...'

Unwillkürlich dachte er über den Fall auf der Mondschatteninsel nach. An den Sohn von Keiji Aso.

Ohne mit der Wimper zu zucken, hat er drei Menschen getötet, dafür die Rolle einer Frau angenommen und dennoch war ihm allein die Überführung genug, um Selbstmord zu begehen.

Es ist vielleicht nicht ganz klar, ob er es auch getan hätte, wäre er nicht überführt worden. Das lässt sich nicht mehr prüfen.

Aber definitiv hatte er es beschleunigt.

'Aber wie würde es sein..., wenn ich sie mit der Wahrheit konfrontiere?

Vermouth...'

„Conan?“ Ein etwas verwirrter Inspektor sah ihn von der Seite an.

„Ist etwas?“

Der kleine Junge schüttelte nur leicht den Kopf.

„Es war... nicht unbedingt... so gut, wie Sie das vielleicht sehen...“

Eine wenig aufklärende Aussage und entsprechend wirkte Takagi nur noch verwirrter.

Er beschränkte sich aber darauf, seine Gedanken lächelnd zu verschleiern.

„Es war wohl nicht ganz deine Kragenweite, was?“

Er ging mit Takai zwei Schritte, hielt dann noch einmal inne und drehte sich um.

„Wenn du mal etwas mehr Zeit hast...

Ich hätte da einen Fall, der dich interessieren könnte...

Kommen Sie, Herr Usunomo!“

Nun wirkte Conan verwirrt.

'Ein Fall..., der mich interessieren könnte?'

Er wollte gerade auch gehen, als ihm noch rechtzeitig die Lady-Detektivin einfiel.

'Nun gut...', stellte er ironisch fest.

'Wenn ich jetzt gehe und einer der Polizisten sie noch anspricht, dann fliegt noch auf, dass sie so friedlich schläft mit ihrem Lächeln auf den Lippen...

Lächeln?'

Über ihr Gesicht zog sich ein breites Grinsen, nur war ihr Kopf ja die ganze Zeit gesenkt, so dass es niemandem auffiel, der größer war als Conan.

Vorsichtig schritt er auf sie zu, suchte irgendwelche Reflexe in der Miene auszumachen – nichts.

Sie schlief tatsächlich. Aber damit war doch ihre letzte Empfindung, bevor sie ins Reich der Träume abglitt der Stich und die plötzliche Müdigkeit.

'Warum hat sie dabei gelächelt?

Warum hast du uns hierher gebracht, Sonoko?

Hat es etwas mit Ran zu tun?

Oder Mamoru?

Oder... Fudo?

Wofür diese ganze Scharade? '

Ein sehr unbehagliches Gefühl beschlich ihn. Sie saß da, schlafend, völlig willenlos, war eben gerade wieder eine Marionette seines Bühnenspiels gewesen. Es war Sonoko..., Sonoko Suzuki.

Ohne sie damit zu beleidigen, er sah sich ihr seit er sie das erste Mal als Detektivin einspannte, geistig überlegen. Wohl auch schon vorher. Sie war sicher nicht die große Leuchte, sicher aber auch nicht dumm.

Eigentlich keine Gefahr für ihn, für seine Geheimnisse.

Und doch trotz alledem, in diesem einen Moment schien sie es zu sein, die ihm überlegen war.

Und alles, was sie dafür tun musste, war zu lächeln.

'Ich sollte wohl wenigstens warten..., bis sie langsam aufwacht.

Aber wo ist Ran hin?'
 

Inspektor Yamato und Herr Sawada kamen gerade aus dem Studierzimmer Mamorus, als Ran in dieses eintreten wollte.

„Oh... Entschuldigung...

Wollten Sie nicht... Mamoru...“, aber Herr Sawada klärte sie auf.

„Wir haben ihm nur Bescheid gesagt, dass wir noch seine Aussage zum Fall benötigen. Er meinte aber, er müsse zunächst noch ein paar wichtige Dinge erledigen und käme dann nach.“

Sie sah von dem Polizisten zur Seite in das nun wenig erleuchtete Zimmer. Mamoru saß an seinem PC, eifrig Tasten tippend. Sein Blick war ernst und wirkte fast steif auf den Bildschirm fixiert.

Ran verabschiedete sich noch freundlich von den Polizisten und verschwand, nachdem diese die Tür zum Flur schlossen hinter der anderen.

Der Computer ächzte lüftend unter einer leistungsaufwendigen Aktion, so dass er ihr noch mehr ins Auge stach.

Erst jetzt fiel ihr die Digitalkamera auf, die per USB-Kabel an den Laptop angeschlossen war. Er hatte also tatsächlich etwas aufgenommen.

Sonoko? Conan? Noch etwas ganz anderes?

Und was machte er damit jetzt am Rechner?

Auf einer Digitalkamera kann man sich üblicherweise die Ergebnisse direkt ansehen. Und er sah sich die Bilder, oder war es ein Film, ja nicht an. Er machte etwas damit.

Aber was?

Sie wusste nicht recht, wie oder ob überhaupt sie fragen sollte. Nur war die Frage quälend und bedurfte nun dringend einer Antwort, da Conan wahrscheinlich gleich kommen würde.

„Was... machst du da, Mamoru?“

Sie war nur zögerlich gekommen. Ran hatte wegen ihrer bisherigen Erlebnisse des Abends eigentlich erwartet, dass er kurz aufsehen und lächeln würde, aber das tat er nicht.

Er sah weiter völlig stur auf die Halbleiter-Photo-Lumineszenz-Scheibe, aber er antwortete.

„Ich brenne eine Videodatei von meiner Digicam auf eine leere CD-Rom. Ich dachte, das könnte dich interessieren.“

Seine Intonation war so monoton, dass sie kurzzeitig zweifelte, ob es eine Computerstimme aus dem Gerät selbst war, die zu ihr sprach.

„Du hast also... Sonoko... und Conan... aufgenommen?“ Irgendwie wollte sie das Gespräch fortsetzen, es drängte doch die Zeit und dennoch schien wieder einmal Mamoru nicht die Ruhe zu verlassen. Doch jetzt sah er verwirrt auf.

„Äh... Conan? Also ich habe Sonoko bei ihrer tollen Vorstellung gefilmt und einen quasi 360° Rundflug durchs Zimmer gemacht.

Was du aus diesen Aufnahmen noch machst, ist dann nicht mehr meine Angelegenheit.“

Die Unsicherheit in Rans Gesicht wich nur langsam. Wie meinte er noch, er wolle versuchen, das meiste dieses Abends schnell zu vergessen. Was immer er bereits auf dem Film gesehen hatte. Er überließ ihn Ran und auch damit die Aussage seines Inhalts.

„Du löschst das Original?“, stellte sie in dieser Schlussfolgerung überrascht fest. Jetzt zeigte Mamoru wieder kurz das Lächeln, welches von einem Brille richten gekrönt wurde.

Unmittelbar danach wurde er wieder ernst.

„Aber... Ran!“

Sie zuckte bei ihrem Namen zusammen. So viel hatte sie nun schon gelernt, wenn er aber sagte, folgte nichts Gutes.

„Was immer auch auf dem Film ist, es ist kein Beweis für oder gegen deine Theorie. Nur ein weiteres, wenn auch sehr starkes Indiz. Wenn überhaupt.

Und wenn es so sein sollte...“

Die Belüftung wurde wieder leiser, das Brennprogramm wurde fertig. Mamoru unterbrach mitten im Satz, holte die fertige CD-Rom heraus und besah sie sich im Schein der kleinen Tischlampen.

„Dann bleibt immer noch die Frage, was du mit diesem einen Original machst.

Wie gesagt, es ist kein Beweis.

Und alles andere, Indizien, Zusammenhänge, Analogien... hast du ja schon zur Genüge, ohne dass es dir etwas hilft.“

Mit diesen Worten ließ er die dünne Scheibe ohne Verpackung zu Ran durch die Luft segeln, als wäre es ein Diskus, aber dieser landete sanft in den Händen der Oberschülerin.

Sie sah von der CD-Rom wieder zu Mamoru und zurück zum Datenträger.

„Und was... soll ich dann... damit machen?“

War sie eben noch relativ sicher, was sie sich noch heute Abend zu hause an ihrem Computer ansehen würde, war sie nun völlig ratlos. Mamoru antwortete ihr jedoch nicht, sah sie nur lächelnd an.

Das hieß wohl, sie solle selbst darauf kommen.

'Ich kann damit nichts beweisen, egal was drauf ist. Na toll, noch eine Sackgasse mehr.

Aber, kann Conan damit etwas anfangen? Nein, er würde...'

In diesem Moment kam Conan zur Tür reingestürmt.

„Ran!“, begann er in kindlichster, leicht trauriger Stimmung.

„Ich hab dich schon überall gesucht! Was machst du denn hier? Was...“

Er hielt inne, als er die kleine Scheibe sah.

'Das ist doch nicht etwa...'

Ran folgte seinem verfinsterten Blick an ihr vorbei zu Mamoru. Dann schloss sie erneut die Augen.

'Conan würde, wenn er Shinichi ist, den Film vernichten, weil er seine Fähigkeiten auch vor allen anderen offenbart und damit sein Geheimnis gefährdet.

Es nützt mir nichts, es nützt ihm nichts.

Dann...'

Sie spürte, wie sich eine Träne sammelte, aber sie unterdrückte sie.

Dann ließ sie die CD-Rom aus der Hand auf den Teppichboden gleiten, wo sie zweimal hin und her hüpfte, bevor sie ruhig liegen blieb.

Ran sah noch kurz ihr Spiegelbild darin glänzen, die Traurigkeit, die sie verspürte, schien aus unerklärlichen Gründen nicht zu sehen zu sein, dann verschwand es unter der Sohle ihres Schuhs und eine Reihe dünner Knackse kündigte das Ende der CD-Rom an.

„Wow!“

Das war Mamorus einzige Reaktion, die er der Szene offen, wenn auch sehr leise entgegen brachte.

'Es wäre sicher nur ein Indiz, aber immerhin ein bedeutendes und eine ganze Menge mehr Sicherheit für dich, aber du hast es trotzdem freiwillig weggeworfen, damit niemand falsches diese Information bekommt. Damit niemand Shinichi Kudo deswegen etwas anhaben kann.

Wirklich, du bist ein Engel, Ran. Jetzt musst du nur noch erkennen, wie es bei ihm ist...'

„Ran?“ Conan sah völlig verwirrt auf die Fragmente der CD-Rom, die ganz sicher nicht Ran gehört hatte.

Was sollte das? Was war da drauf? Etwa die Aufnahme von Sonoko? Hatte er auch ihn aufgenommen? Aber warum hatte Ran sie dann zerstört?

Zu seiner noch größeren Überraschung war der Ausdruck in den Augen seiner Freundin nicht traurig, wie es ihre Züge sonst zu verraten schienen.

Nein, da war... Hoffnung. Die Hoffnung, die Ran eigentlich immer verströmt, nur, gerade jetzt, direkt nach einem Mordfall?

Wusste sie es nun?

'Nein. Selbst wenn die CD-Rom einen Beweis geliefert hätte, wäre der doch nun futsch. Und er kann keinen liefern, egal was Mamoru aufgenommen hat.'

Erneut blickte er fragend an ihr vorbei zum Studenten. Ran nahm diese Richtung wahr und bewegte sich zwei Schritte nach vorne, als wollte sie einem Gespräch zwischen beiden nicht im Wege stehen.

Und genau das wollte sie auch nicht. Sie hatte immer noch Fragen, die Mamoru aufgeworfen hatte, die noch zu beantworten waren.

Er selbst saß weiter ruhig in seinem komfortablen Büromöbelstück und begutachtete Conans skeptische Miene.

„Es war nichts wichtiges auf der CD-Rom, Conan.“, begann er schließlich schnippisch.

„Und aufräumen wollte ich sowieso noch Morgen.“ Er lächelte breit und richtete sich ein weiteres Mal die Brille.

Conan wusste zwar, dass das nicht alles war, aber er konnte hier nicht mehr viel machen und wollte sich gerade verabschieden, als ihn Mamoru zurück hielt.

„Äh... Conan? Kennst du eigentlich die folgende Geschichte?“ Der kleine Junge spitzte auf einmal die Ohren.

Er sah nun auch zum ersten Mal ja die private Bibliothek Mamorus, da er beim Tee reintragen von Taschentüchern abgelenkt wurde. Das konnte interessant werden.

„Es war einmal ein großer allseits anerkannter Forscher, der als Koriphäe galt. Nur leider konnte er seine größten Rätsel und Fragen nicht beantworten, er war noch nicht so weit.

Da trat der Teufel an ihn heran und lockte ihn mit der Möglichkeit auf genau diese Antworten in seine Welt.

Dabei wollte der Teufel nur, dass der Forscher von seiner Art zu forschen abwich, doch das gelang ihm nicht auf Anhieb, er war zu fixiert darauf.

So brachte er ihn zu einer Hexe, die ihm einen Trank gab, der den Forscher verjüngte, so dass seine Konzentration nachließ, und er verschwand. Die Welt hörte lange Zeit nichts mehr von ihm.

Der Teufel wollte, ein junges, naives Mädchen, das dem Forscher den Kopf verdrehen sollte, schicken. Doch es funktionierte nicht, da er nicht mit der Art des Mädchens rechnete, dass eher sich selbst aufgab, als dem Forscher zu schaden und an der missglückten Liebe zerbrach es und starb...“

Ran verfolgte ebenso gebannt die kurze Zusammenfassung des Buches, das er vorhin aus dem Regal genommen hatte, wie Conan.

'Natürlich. Faust wurde auch verjüngt, weil der alte Faust schon zu sehr von der Altersweisheit und zu wenig vom Geist der Jugend durchzogen war.

Mamoru meinte doch, dass er eine andere Theorie für die Ursache von Conans Verjüngung hatte.

Hm... Der Teufel, das könnten die Leute sein, die hinter Shinichi her sind.

Natürlich. Von ihnen selbst kam diese Verjüngung. Wie auch immer und warum auch immer sie ihn nicht getötet haben, aber so macht es Sinn, dass er schon ein Kind war, als ich kurz nach seinem Verschwinden bei ihm zu hause war.

Moment. Ein vom Teufel geschicktes, ebenso junges Mädchen? Das heißt, mit Gretchen bin wohl nicht ich gemeint, sondern... Ai?

Ai... ist... hat mit den Leuten zu tun...?'

Bei diesem Gedanken musste sie unwillkürlich zu Conan sehen. Wenn das stimmt, musste er darauf reagieren. Und man sah ihm an, wie er sich zwingen musste, sein schauspielerisches Talent ausreizte, um nicht geschockt zu sein. Äußerlich. Innerlich war er es.

„Das ist die Geschichte von Faust, nicht wahr? Ja, die habe ich schon gelesen, ich lese nämlich sehr viel. Bin da schon ein bisschen frühreif...“ Verlegen kratzte er sich am Kopf, um wieder Ruhe in seine Gesichtszüge zu bekommen.

Zwischendurch sah er hoch zu Ran. Ihr Erstaunen machte deutlich, dass Mamoru gerade nicht ihre Erkenntnisse aufzählte, nein, das waren seine eigenen. Genau wie die Gedanken zum Mordfall, zur Sterbenachricht, zu seiner Reaktion auf den Ring.

Allmählich wurde dieser Student Conan unheimlich. Er wusste einfach zu viel. Zu viel, um... ja was eigentlich? Er war kein gewöhnlicher Student, aber auch sonst kam ihm keine so rechte Kategorie, um dieses Wissen einzuordnen.

Zu genau, zu detailliert, um geraten zu sein. Und auch Ran konnte es eigentlich nicht so gut wissen. Wusste sie ja offensichtlich auch nicht, so entnahm er es ihrem Gesicht.

„Aber... Mamoru?“, setzte er schließlich fort, was er noch ergänzen wollte.

„Warum erzählst du mir die Geschichte, anstatt einfach zu fragen, ob ich das Buch kenne?“

Dieser bewegte kaum einen Muskel.

„Na kommt dir das nicht bekannt vor? Der Forscher, der Teufel, die Hexe, Gretchen?“

Die Gegenfrage schien Conan schon so plump, dass er nicht daran dachte, wie weit er schon richtig lag, und was da noch kommen mochte.

„Nein. Wieso, welche Parallelen?“, kam es in naivster Form.

Diese Naivität wurde nun aber mit einem Grinsen gekontert, dass dem sonst so erfahrenen Detektiv und auch seiner Freundin leicht Angst machte.

„Sicher. Du hast schon recht. Denn schließlich ... in deinem Fall, mein lieber Faust... sind ja die Hexe und Gretchen... ein und dieselbe Person.“
 

In Rans Gesicht trat nun völlige Verwirrung. Eben fühlte sie sich von der Beschreibung des Buches und der Folgerung für Shinichis Verjüngung noch erleuchtet. Nun aber verstand sie gar nichts mehr.

Gretchen... das war doch, so hatte sie Mamorus Ausführungen und Conans nervöse Reaktion interpretiert, Ai. Sie müsste demnach auch von den Leuten, die hinter Shinichi her waren, zurück verwandelt worden sein in ein Kind.

Aber die Hexe war doch die Ursache hinter dem Trank. Wieso sollte sie damit auch vergiftet worden sein? Warum wollte man überhaupt Shinichi verjüngen, wenn es um sein Leben ging?

Und allem anderen voran:

'Wie kommt Mamoru darauf, dass er mit alldem richtig liegt?'

Das kann doch gar nicht alles geschlussfolgert sein. Er sagte doch selbst, er könne nur spekulieren. Und während diese Spekulation anfangs letztlich nicht mehr war als eine... Analogie' – witzig, dass ihr gerade jetzt der Sinn dieser Herangehensweise, die er ihr geschildert hatte, klar wurde – 'zum Buch Faust war, so ist es jetzt doch offensichtlich etwas ganz anderes.

Woher... die Mail?!

Wer... wer... oh nein, bitte nicht!'

Sie sah zu Conan, dessen Zustand wohl wirklich einem Schock nahe kam. Er musste heftigst nach Luft schnappen, um aufrecht stehen zu bleiben, denn diese ging ihm vor Erschrecken fast aus.

Angst machte sich in Ran breit.

'Mamoru ist doch nicht etwa einer der Leute, die hinter Shinichi her sind?'

Sie wollte am liebsten den kleinen Jungen nehmen und aus dem Zimmer, aus der Wohnung, aus dem Wohnheim fliehen.

Was hatte sie da getan? Sie hat sich über ihr Versprechen ihm gegenüber hinweg gesetzt. Das war schon schlimm genug, aber nun diese Entwicklung.

Sie wollte rennen, aber sein Anblick, Conan, Shinichi, der nie Anzeichen hegte, von irgendetwas so völlig aus dem Konzept gebracht worden zu sein, das ließ sie selber erstarren.

Langsam befreite sich der kleine Junge aus seiner Haltung und versuchte, seine Ruhe wieder zu finden.

„Woher... weißt du von... Gretchen?“

Was ihn zu dieser Formulierung trieb, war ihm selbst nicht ganz klar. Wollte er nicht, dass Ran klar wurde, um wen es ging? Aber das war ihr womöglich klar.

Wollte er glauben, Mamoru rate doch nur ins Blaue hinein? Unsinn, es waren schon viel zu viele Zufälle dafür passiert.

Und dieser Student wusste einfach zu viel, viel zu viel. Das konnte ein gewöhnlicher Mensch nicht wissen, nicht mal...

Mamorus Lächeln wurde noch ein wenig breiter.

„Ich habs per Mail erfahren. Hatte mich schon gefragt, mit welcher Ehre ich es denn verdient hatte, zwei solche Personen wie euch kennen zu lernen.

Da bin ich auch ganz froh, dass ich eine Antwort erhielt.“

Beide sahen ihn nur umso perplexer an. Jetzt grinste er wie ein kleines Honigkuchenpferd vor sich hin. Da stand richtig Freude drin geschrieben. Der ganze Ernst, die ganze Seriösität, alles war von einem zum nächsten Moment verschwunden. Kein bösartiges, hinterlistiges, ein ehrliches Lächeln, als amüsierte ihn die Situation. Und das tat sie.

Auf einmal trat auch in Conans Gesicht ein Lächeln, ein triumphales, aber auch mit ein bisschen Zufriedenheit darin, was Ran eine kleine Beruhigung war.

Mit festem Blick richtete er sich an Mamoru.

„Du bist ein Soldat!“

Ganz leicht schwang noch eine Frage mit drin, aber er war doch nahezu fri von Zweifeln.

Ohne die Grinsekatze im mindesten zu verändern stützte er seinen Kopf vor auf die beiden Unterarme auf dem Tisch vor sich und schloss die Augen.

„Oui...

Et tu es un revenant!“

(Ja...

Und du bist ein Geist!)
 

Fast als wäre mit dem letzten Satz ein Knopf gedrückt, beäugten sich beide nun stumm grinsend eine ganze Weile. Ran bemerkten sie gar nicht mehr.

Diese hatte nun vollkommen die Peilung verloren. Conan hatte sie unverhohlen und ungefragt ein paar Schritte in Alice' Kaninchenbau mitgenommen, so fühlte sie sich in etwa.

'Soldat? Französisch für 'Soldat'? Oder war es nur Conans Aussprache? Ist das eine besondere Bezeichnung? Aber nach Conans Grinsen zu urteilen, sind das doch nicht die Leute, die ihn suchen. Und dennoch weiß dieser Mamoru mehr über ihn, als Conan lieb sein kann.

War die ganze Schlussfolgerung vorhin nur ein Spiel für ihn? Nein, er meinte, das stand alles in der Mail. Aber von wem kam die?'

„Was wollen sie eigentlich?“, unterbrach der kleine Junge schließlich das Schweigen, als ihm das Grinsen zu viel wurde.

„'Sie' oder 'sie'?“, begann Mamoru sinnierend.

„Meinst du mich, also 'Sie' als Anrede? Wohl eher nicht. Du hast mich bis eben ja mit du angeredet.

Also meinst du wohl die...“ Er sah unwillkürlich zu Ran, die sichtbar aufgegeben hatte, den Worten der beiden mehr Sinn zu entnehmen. Dennoch hörte sie zu, sie hörte jedes Wort

„...die Jungfrauen mit den schwarzen Händen, nicht wahr?“

Conan behielt seine ernste Miene, auch wenn er kurz zuckte. Die Bezeichnung sagte ihm zunächst nichts, aber es deutete so genau auf einen mehrfachen Mörder hin und auf mehrere Frauen sowieso, dass nur ein Schluss übrig blieb.

Mireille Bouquet und Kirika Yuumura, die aller Wahrscheinlichkeit nach und nun auch offiziell Attentäterinnen waren.

„Die Jungfrauen... mit den schwarzen Händen?“ Mamoru lehnte sich wieder zurück in die bequeme Sessellehne.

„Ja... so werden sie bei uns genannt. Und um deine Frage zu beantworten, ich habe keine... Ahnung, was sie hier wollen. Ich bezweifle, dass es außer ihnen überhaupt jemanden gibt, der das wirklich weiß.“

Conan wirkte nun wieder sehr erstaunt.

„Aber ich dachte...“ Mamorus leichtes Kopfschütteln hielt ihn ab, den Satz zu beenden.

„Sie sind die Ausnahme, die eine Ausnahme auf dieser Welt. Sie...“

Er wollte gerade etwas sagen, als man hörte, wie jemand ankolpfte und daraufhin Kiyoko und eine übermüdet gähnende Sonoko eintraten.

Wie das Licht des ersten Zimmers, vor dessen Tür die ganze Zeit noch der Wachmann wie ein Portier Leute rein und raus ließ, das zweite nun neu erstrahlte, wandelte sich auf einmal auch der Blick aller darin Anwesenden.

Im kleinen verschlossenen Stübchen herrschte bis eben eine magische Aura, die jedes Wort bedeutsam werden ließ, nun aber war der Zauber verflogen und der Alltag, der gerade durch einen Mord ad absurdum geführt wurde, schien sich über sie zu legen.

„Uahhh... Man, ist das schon wieder spät geworden.“, setzte Sonoko an, Kiyoko übernahm dann aber für sie.

„Ich habe Sonoko gerade noch gesagt, was für eine tolle Detektivin sie ist und sie damit eigentlich auch sehr gut Mathematik oder Physik studieren könnte.“

Die Lady-Detektivin lächelte zwar ironisch, genau wie Conan und Ran, aber allen ging wohl gerade der gleiche Satz durch den Kopf.

'Weiß sie eigentlich, weswegen Sonoko heute hier war?'

Plötzlich spürte Conan einen kalten Blick auf sich gerichtet. Er meinte, er käme aus Sonokos Richtung, nur die lächelte, als er hinsah, wie vorher.

„Wo ist denn Noriko?“, wunderte sich Ran.

„Sie wird doch sicher jetzt nicht allein sein wollen.“

„Sie ist bei Masaos Vater. Die beiden haben sich offenbar viel zu erzählen. Er wusste scheinbar auch nicht, dass sein Sohn sich endlich verloben wollte.“

Kiyoko blickte traurig durch die Runde und fand ihre Meinung dazu bestätigt.

„Es ist aber auch wirklich traurig, findet ihr nicht?“

Wie aus dem nichts meldete sich Mamoru zu Wort, ohne sich aus seinem bequemen Platz zu bewegen.

„Ich meine, den Mord hat Takai begangen, weil er nicht verstand, was Masao für ihn getan hat. Weil er für ihn seine Ideale verraten hat und das Geheimnis um den Betrug bei der Prüfung für sich behalten wollte.

Ich muss dabei unweigerlich an den Tower von London denken, du nicht auch, Conan?“

Alles sah verwirrt von dem Studenten zum kleinen Jungen, der selbst etwas verständnislos wirkte.

„Ran meinte, du liest sehr gerne Krimis, insbesondere Sherlock Holmes. Da kennst du dich doch sicher auch mit England ein bisschen aus.“

Er wirkte immer noch etwas verunsichert, aber wusste immerhin nun, wovon Mamoru sprach.

„Du meinst die Raben, nicht wahr?“

Er nickte kurz, bevor er auch die anderen aufklärte.“

„Seit dem 17.Jahrhundert gibt es diese eine Legende: Wenn die Raben, die dort leben, den Tower jemals verlassen sollten, dann wird England untergehen.

So gesehen, sind die Tiere quasi heilig und man macht alles, um sie vor der Außenwelt zu schützen.

Sie leben dort selbst wie die englischen Könige, was den Leuten allerdings nicht garantiert, dass sie nicht doch irgendwann den Weg nach draußen suchen, so wie einst die Menschen, die dort eingekerkert waren.

Letztlich... stutzt man dem Nachwuchs der Raben die Flügel, damit diese nicht einfach entkommen können.

Sie lieben die Tiere, hängen, sicher aus Selbsterhaltungstrieb, aber auch aus Tradition und Faszination so sehr an diesen Tieren, sie würden alles für sie tun, aber gleichzeitig sperren sie sie ein und verletzen sie sogar, widersprechen ihren eigenen Ideale, nur für eines, dass sie noch höher sehen.“

Ein weiteres Mal fühlte Conan, wie ihm mulmig wurde. Diese Aussage war sehr, sehr genau und zielte auf ihn ab. Auf ihn... und Ran.

Ja, er hatte seine eigenen Ideale verraten, gelogen, Beweise unterschlagen, gefälscht, Fälle falsch oder gar nicht aufgeklärt, alles nur... für ein höheres Ziel.

Sie...

Er sah kurz zu ihr hinüber. Sie vernahm die Worte und dachte auch darüber nach, nur, würde sie sie einordnen können?

Wohl eher nicht.

Noch nicht.

„Es ist nun einmal ein Gefängnis und das ist es heutzutage für die Raben.“, gab er fast spöttisch von sich. Er hoffte, so wäre die Sache schnell beendet. Nur leider irrte er sich da.

„Ein Gefängnis? Die Raben mögen nicht mehr fliegen können. Aber es ist ein Touristenmagnet. Der eigentliche Grund, dass die Raben nicht aus ihrem Gefängnis fliehen, ist nur der, dass sie nicht darauf kommen, heraus zu spazieren.“

Mit einem Mal wurde Ran hellhörig.

'Er will doch auf etwas bestimmtes hinaus.

Shinichi. Wenn er Conan ist, so lügt er, was seiner Natur vollkommen widerspricht. Aber genau da weiß ich nicht genau, warum. Warum lügt er über diesen Fall? Soll ich mir keine Sorgen machen, wenn er in Lebensgefahr ist? Das ist doch lächerlich. Außerdem gibt es doch offenbar genug andere, die es Bescheid wissen. Also kann es darum nicht gehen.

Aber warum dann? 'Für ein höheres Ideal?' Aber welches, verdammt?'

Ihre Gedanken wurden jäh unterbrochen, als Conan ihm nach einigem Zögern, ruhig und mit hinter seiner Brille versteckten Augen antwortete.

„Ein Gefängnis, ja. Daraus kann man entfliehen, weil die Löcher für das Objekt, das darin gefangen werden soll, zu groß sind.

Aber das gilt nicht für einen engen Käfig, den man von allen Seiten kontrolliert hat. Daraus gibt es kein Entkommen. Deshalb... wird der eine Vogel darin immer gefangen sein...“

'Conan?' Ran bekam bei diesen Worten nun wirklich Angst. War er etwa selbst ein Gefangener, oder redete er von etwas oder jemand ganz anderem?

Plötzlich brach Mamoru in schallendes Gelächter aus, welches alle anderen aufschrecken ließ.

Als er fertig war, ergriff er wieder das Wort.
 

„Nein, Conan. Da irrst du dich.

Der Käfig selbst wird dein Untergang sein.

Nicht das Schicksal des Vogels...

sondern deines!“
 

Wie weit die Augen des kleinen Jungen sich bei diesen Worten aufrissen, das musste die anderen einfach erschaudern lassen.

'Er meint mich?' Es war ihr nun halbwegs klar, als ihr Mamoru noch leicht von der Seite zuzwinkerte. Das war ein Hinweis, nur verstand sie ihn nicht.

Und Conan wohl auch nicht wirklich. Und er würde es auch nicht erfahren.

Mamoru ließ beide nun sprichwörtlich im Regen stehen und wandte sich endlich seinen beiden anderen Gästen zu.

„Ist Fudo schon aufs Revier gegangen?“

„Äh... nein...“, begann Kiyoko zu erklären.

„Herr Sawada meinte, Fudo hätte sich wegen eines dringenden kurzfristigen Termins ausgebeten, seine Aussage erst Morgen früh abzugeben.

Kurz danach hab ich ihn auf dem Flur weggehen sehen.“

„Manno, er hätte sich wenigstens von mir verabschieden können!“, stellte Sonoko genervt fest und auch Mamoru war auf einmal ernst. Seine Miene war sehr finster geworden, finsterer als beim Mordfall.

„Er hat sich nicht mal von mir verabschiedet... Schade.“, murmelte er sich in den nicht vorhandenen Bart und stand erstmals wieder auf aus seinem Sessel.

Langsam schritt er, ohne den Gästen weitere Aufmerksamkeit zu schenken, zum Tisch gegenüber vom Fenster.

Mit seinem rechten Fuß regelte er die große Lampe daneben hoch, so dass der große Bereich darum erleuchtet wurde. Ein Stöhnen ging durch Kiyoko.

„Wir sollten jetzt gehen. Er will allein sein.“

Noch bevor sie die anderen aufklären konnte, zog er mit seiner linken Hand das große Tuch, das noch immer die Mehrheit der Tischfläche bedeckte, ab.

Zum Vorschein kam ein großes, schwarzes Keyboard, frei vom Staub, der vom Tuch in die Luft gewirbelt wurde. Einfach ein Schutz vor den Partikeln in der Luft.

Kiyoko lehnte sich in die Tür.

„Physik bedarf immer auch eines Ausgleichs. Das war früher so, das ist heute so, auch wenn es immer auch Vertreter gab, die es anders sahen.

Musik war dabei ein Paradebeispiel, das hat sich irgendwie von Anfang an durchgesetzt und führte dann auf ganz amüsante Entwicklungen.

In den späten zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts, als sich die ganze Forschung in Deutschland konzentrierte, insbesondere in Berlin, trafen sich Abends sehr oft fünf Leute bei einem von sich zu hause.

Max Planck, der Urvater der Quantenphysik, spielte Klavier, Albert Einstein war Geigenvirtuose, Otto Hahn, der spätee Entdecker der Kernspaltung und Leiter des Chemischen Institutes, fungierte als Dirigent und die jungen Absolventen Werner Heisenberg und Wolfgang Pauli sangen gemeinsam.“

Sie sah zu ihrem Kommilitonen, der voll konzentriert auf der Sitzgelegenheit vor dem Instrument Platz nahm, es einschaltete und die zu spielenden Instrumente auswählte, je mit einem Tontest.

„Wenn Mamoru etwas sehr übel mitspielt, dann zieht er sich ans Keyboard zurück. Er erledigt vorher noch alle anstehenden Arbeiten, ohne sich dabei etwas anmerken zu lassen, doch sobald er fertig damit ist, kommt er hierher und verschwindet in seine eigene Welt der Melodien und Lieder.

Wir sollten gehen, denn heute wird er wohl nicht mehr viel zu sagen haben. Am besten, ich sage dem Kommissar Bescheid, dass auch er nicht vor Morgen früh eine Aussage macht.“

Die anderen nickten nur stumm, sahen noch kurz zum Studenten, der sich bereit machte und nur noch kurz zu einem „Machts gut...“ unterbrach und begann zu singen.
 

Come gather 'round people

whereever you roam.

And admit that the waters

around you have grown.

And accept it that soon,

you'll be drenched to the bone.

If your time to you is worth savin'.

Then you better start swimmin',

or you will sink like a stone.

For the Times, they are a changin'.
 

„Das ist von Bob Dylan, oder?“, meinte Ran, als sie die Tür bei der letzten Zeile der ersten Strophe schlossen.

„Hm... ich glaube schon...“, meinte Kiyoko nur zögernd.

Conan sah noch eine Weile zur Tür, hinter der vielleicht seine eine Möglichkeit lag, Informationen zu bekommen zu den Soldats und diesen mysteriösen Frauen.

Aber... hatte er nicht schon genug?

Die Taschentücher, die ihm den Weg zur Wahrheit wiesen.

Die Erkenntnis, dass Ran sehr wohl nach ihm forscht, aber noch keinen Beweis hat. Die Aussage, dass es eine Lücke in seiner Argumentation gebe, die er aber noch nicht kennt.

Der Fakt, dass Kirika und Mireille also wirklich Attentäter waren und womöglich doch noch sind.

Die Sache mit dem Motiv des Opfers. Der Ring...

Er hatte so etwas verdrängt, aber letztlich, er schwebte durch die Organisation ja sowieso in akuter Lebensgefahr. Aber die Möglichkeit, dass so ein dummes Missverständnis zu seinem vorzeitigen Ableben führen könnte...

Noch etwas verwunderte ihn jetzt. Mamorus plötzliche Reaktion auf Fudos Verschwinden.

Dass er sich nicht verabschiedet hatte, sollte ihn doch nicht so sehr enttäuschen, er kommt doch wieder. Oder nicht?

„Hat Fudo denn nicht mal gesagt, wo er hin wollte?“ Sonoko durchbrach seine Gedanken. Sie starrte Kiyoko tief in die Augen, die wusste aber nicht mehr.

„Seit einiger Zeit ist er öfters mal Abends länger weg. Ist ja auch sein gutes Recht, da er in keinem Fach irgendwie in Verzug ist.

Er schmeißt sich dann immer in Schale, in seinen schwarzen Azug und geht einfach los, irgendwann kommt er wieder.“

'SCHWARZ???', durchfuhr es Conan.

„Hat er nicht mal angedeutet, wo er so oft hinwollte? Vielleicht ein Klub oder so etwas?“ Jetzt war alle Ruhe endgültig verschwunden. Ran wollte ihn noch zurück halten, aber er sprang Kiyoko förmlich von unten an.

„Er meinte nur einmal, als ich ihn danach fragte, er suche immer nur die Wahrheit, aber mit anderen Mitteln. Mehr kann ich dazu nicht sagen.“

Er wurde auf einmal kreidebleich.

'Mit anderen Mitteln? Die Organisation vertuscht so oft die Wahrheit, dass sie selbst diese bestimmen können.

Verdammt, heißt das etwa, die ganze Sache mit dem Autogramm war ein Trick?

Oh nein!'

Er wollte gerade zum Flur stürzen, als ihn eine Hand von hinten festhielt. Rans Hand. Sie sagte nichts, sah ihn nur mit ihren Augen fest an. Sonoko war es, die ihn von der Seite anging.

„Es ist zu spät, Conan, Fudo ist weg. Du kannst ihn nicht nochmal zurückholen, damit er sich noch einmal ordentlich verabschiedet. Man, aber etwas bessere Manieren sollte man sich schon bei ihm vorstellen können.“

Ihre Stimme und ihr Ausdruck waren wie eh und je, trotzig, besonders darüber, dass ein Mord ihre Pläne für den Abend störte, aber ihre Augen zeigten Trauer.

Trauer, die Conan inne halten ließ.

'Genau wie Mamoru... Fudo und er sind beide einer Organisation beigetreten, die ihnen das versprach, wonach sie suchten, Wahrheit. Aber nur Mamoru hat sie bekommen.

Er weiß, dass Fudo ein Mitglied der Organisation ist!

Er meinte, es sei schade, dass sich Fudo nicht verabschiedet habe. Das heißt...'

Er schluckte, als er zu Sonoko hinauf, sah, die einen Anflug einer Träne unterdrückte.
 

Fudo rannte, nachdem er das Wohnheim verlassen hatte langsam, dann immer schneller los, während er sein Handy heraus holte.
 

Mamoru begann in diesem Augenblick mit der fünften und letzten Strophe des Liedes.

The line it is drawn,

The curse it is cast
 

'Es besteht kein Zweifel mehr. Die Unterschrift, die mir Conan als Autogramm gegeben hat, verdient fast genau diesen Titel.

Eine ausgeschriebene Handschrift.

Man lernt die Buchstaben für gewöhnlich in seinem Alter, also können sie normal noch nicht so ausgeschrieben sein.

Natürlich könnte er sie bereits viel früher erlernt haben, um sich bereits eine solche Schrift angewöhnt zu haben. Das würden aber Grundschullehrern sicher auffallen und sie würden es, wenn sie es nicht vollkommen merkwürdig finden und gleich irgendeinen Psychologen dazu rufen, unterbinden.

Viel entscheidender ist aber der andere Punkt. Die Buchstaben selbst sind ausgeschrieben, der Name aber nicht.

Außer bei Schriftstellern dürfte bei nahezu allen Menschen der eigene Name zu den am häufigsten geschriebenen Worten gehören, deshalb nur hat man ihm eine eigene Schriftform aufgeprägt und Unterschriften haben diese einmalige, unlesbare Form.

Die drei 'a' in Conan Edogawa, sowie die gleichartig geschwungenen Bögen der beiden 'n' und des 'w' belegen die Buchstabenausschrift, aber keinerlei gebundene Formen, die auf die Unterschrift hindeuten.

Das lässt nur einen Schluss zu:

Er ist kein Kind und sein Name ist auch nicht Conan Edogawa.

Damit ist deine Rolle bei den Ereignissen damals im Tropical Land offensichtlich eine ganz andere, Shinichi... Kudo!'
 

And you know, the slow one now

will later be fast.
 

Das Handy klingelte einige Male, während Fudo seine Schritte weiter erhöhte.

Endlich klickte das erlösende Zeichen, dass abgenommen wurde.

„Was gibt es, Caipirinha?“

Die tiefe, ruhige und doch ungeduldige Stimme, die ohne ein Hallo oder ähnliches auskam, war für Fudo zwar immer wieder etwas beunruhigend, aber er wusste mittlerweile, das zu kontern.

„Gin. Ich bin gerade auf dem Weg zu dir. Ich glaube, ich weiß jetzt, wer der geheimnisvolle Kriminologe ist, der uns mehr als einmal bereits die Tour vemasselt hat.“

Wie erwartet, war Gin alles andere als großartig beeindruckt. Dass er noch antwortete, musste als Zeichen des Interesses gewertet werden.

„Und... Wer ist es?“

„Warts ab, bis ich da bin, es muss erklärt werden. Aber du wirst überrascht sein.“

„Das bezweifle ich doch sehr, also spar dir die Bemühungen, mich zu beeindrucken, klar!“

Er wollte noch etwas ergänzen, aber die Leitung war bereits wieder frei.

'Nun, man kann nicht sagen, dass er zu viele Worte macht.'
 

As the present now

will later be past.

Oh the order is rapidly fading.
 

Er lief an einzelnen Häuserwänden vorbei, die sich nach und nach zu größeren Komplexen aufreihten. Schließlich sah es nach einer Großstadt aus, wenn auch nicht nach Tokio. Die großen Lichter und Neonfarben fehlten, das war nicht die Promenade von Shibuja oder so. Das war eben der klassische Wohnbereich einer Großstadt. Nicht so sauber, nicht so erleuchtet, kein Ort, den man gerne sein zu hause nennt. Und dich taten es die meisten.

Häuserfronten folgten Gassen, folgten Häuserfronten, folgten Gassen und so weiter.

Bis ein „Warte, Fudo!“ ihn zum stehen brachte.
 

And the first one now

will later be later last
 

Das Geräusch, die Stimme einer jungen Frau, kam aus einer der Gassen. Er kannte diese Stimme nicht, aber offensichtlich kannte sie ihn.

„Wer ist da?“, begann er unwirsch.

„Ich habe keine Zeit, also zeigen Sie sich, sonst gehe ich?“

„Was denn, was denn?“, kam es auf einmal aus der Dunkelheit der Nacht, aus der daraufhin eine Frau um die zwanzig heraustrat.

„Gin kann ruhig ein paar Minuten länger warten. Du hast ihm gegenüber ja nicht erwähnt, dass

du auch eine Vermutung hast, wo sich Sherry versteckt hält.“

Unwillkürlich zog Fudo seine kleine Pistole aus einer Hosentasche und richtete sie auf die Frau.

„Wer sind Sie?“

Eine recht einfache Frage, aber angesichts ihrer Aussagen hatte es wohl wenig Sinn, eine längere Diskussion anzufangen.

Die junge Japanerin lächelte überlegen, aber ihre Augen wirkten leer.

„Ich bin... Noir.“

Fudo spürte, wie ihm unwillkürlich der Arm schwer wurde. Die Frau verschwand mit dem letzten Wort wieder in der Dunkelheit und Fudo schoss ihr hinterher.
 

For the Times, they are a changin'

„Leb wohl, mein alter Freund!“ Eine Träne rollte Mamorus Wange hinunter.

'Du hast eigentlich alles richtig gemacht.

Damals, als du im Tropical Land Wodka getötet und Conan gesehen hast, war dir klar, dass der kleine 'Kid-Killer' mehr war, als nur ein kleiner, schlauer Junge. Du kanntest ihn ja durch Kaito Kid schon.

Du hast angefangen, dich über ihn schlau zu machen, die Leute in seiner Umgebung auszuspionieren und alles an Informationen zu sammeln, um einen Punkt abzuwarten, wann du dich ihm unauffällig nähern kannst.

Und der kam, als Sonoko verzweifelt nach einem Physiklehrer suchte. Obwohl du am allerwenigsten das Geld gebrauchen konntest und gar kein Interesse hattest, eine Oberschülerin zu unterrichten.

Der Rest ergab sich quasi wie von selbst.

Nur eines hast du nicht berücksichtigt. Dass vielleicht nicht du auf Sonoko gewartet hast, sondern sie auf dich...'

Leise schaltete er das Keyboard und dann das Licht aus.
 

Am nächsten Tag fand man die Leiche von Fudo Nakano in eben einer Gasse, etwa einen Kilometer vom Wohnheim entfernt. Erschossen offenbar von irgendeinem Verrückten, der dort sein Unwesen trieb.

Am selben Tag wurde Mamoru Ietasu für ein besonderes Programm zur 'strukturierten Datenanalyse von Quantenkorrelationsmessungen' ausgewählt und reiste für ein Jahr nach Europa ab, wo er seinen Abschluss machen und womöglich bleiben würde.

Conan und Ran sollten sehr lange nichts mehr von ihm hören.
 


 

Ende



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Kommentare zu dieser Fanfic (56)
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Von:  Black_Taipan
2010-03-05T16:52:45+00:00 05.03.2010 17:52
Den vierten Teil habe ich nun auch gelesen und ich bin begeistert. :)
Erwarte aber keinen zu langen Kommentar von mir, dafür denkt es in
meinem Kopf gerade zu viel. xD
Die Geschichte ist extrem dicht, so viele Details. Einerseits haben wir Takagis Nachforschungen, dann Rans Nachforschungen und die vielen Erklärungen über Quantenmechanik. Des Weiteren die vielen tollen Zitate, die wiederum Analogien hervorrufen.
Neben Petit Prince haben wir nun auch noch Faust und die Raben vom Tower, aber auch Moriarty und Holmes... eine beinahe unendliche Liste von Geschichten aus Literatur oder Geschichte, die man auf Conan anwenden kann.
Schon allein den Physikteil und den Literaturteil fand ich extrem spannend. Man lernt immer etwas oder freut sich über Textpassagen, die man selbst einmal gelesen hat. ^^

Und der Fall war - klasse. Wie im Original - Fachjargon, Trick, viele mögliche Verdächtige - genial gemacht. Auch die vielen Nebenspuren und falschen Fährten...
Die meisten Dinge mussten Fudo und Conan mir dann erklären. Nur ein Punkt war: Ich dachte mir, dass es kein Code aus der Physik ist, als von den drei Postern an der Wand die dritte Person nicht einmal mit Namen erwähnt wurde. :) Der Eindruck verstärkte sich eben noch dadruch, dass die beiden Nobelpreisträger noch ausführlich beschrieben wurden und beim Tennisspieler kam nichts mehr.
Dafür spricht auch, da es es bei einer Sterbenachricht dumm wäre, einen Code aus der Physik zu verwenden, wenn rundherum Physiker hausen.
Es musste also aus einem anderen Bereich kommen und beim Blick auf die Poster kam Masao wohl der Code in den Sinn.

Bei Tennisspielern muss ich als Schweizerin sofort an Roger Federer denken. ^_^ Es hat mich dann auch gefreut, dass das Zitat auch noch aufgeschrieben wurde. *hüpf*

Auf jeden Fall muss ich mein armes Gehirn nun etwas beruhigen nach all den Codes, doppelten Identitäten, Anspielungen, Quanten und Zitaten. :)

Liebe Grüsse
taipan

Von:  fahnm
2008-08-12T19:41:03+00:00 12.08.2008 21:41
Sie einer an das hätte ich nicht gedacht. Fudo war der Heckenschütze der Organisation der damals Wodka erschossen hat. Und Mamuro ist ein mitglied von Les Soldat und war über Conan ziemlich gut infomiert. Tja Fudo ist jetzt tot und glaube zuahnen wer seine Mörderin ist. Jedenfalls danke schön für die ENS und sag bitte bescheid wenn die Fortsetzung da ist.

mfg
fahnm

PS: Wie gesagt ich glaube ich weiß wer Fudo umgebracht hat. Und ich hoffe ich irre mich.
Von:  Shelling__Ford
2008-08-12T18:01:15+00:00 12.08.2008 20:01
Hi ^^

Ja ja .. ich weis .. wieder das alte Kommi…
Ich darf mich ja nicht mal Entschuldigen *grummel*
( als hätte ich das hiermit nicht jetzt indirekt gemacht *gg* )
Aber anders bekomm ich es einfach nicht hin zurzeit..
Ausserdem denke ich sind die ersten Eindrücke doch immer noch am Aussagekräftigsten !
Weiteres gleich …



Dann fangen wir mal an ^^
Was Emotionen angeht hast du dich diesmal einmal wieder selbst übertroffen mein leiber !
Es war einfach graddios Aber auch dein Schreibstil war wie immer einfach nur klasse ein warlicher genuss mehr kann ich dazu erlich nicht sagen .. solche kleinichkeiten wie die bescheibung von dem arbeitetnden Pc machen das Lesen einfach nochmal um einiges angehnehmer und das kannst du wirklich gut ^^ !!

Der Anfang nimmt einen wirlich noch einmal sehr mit .. Takai tut einem wirklich leid !
Und du hast recht.. die Wahrheit verhilft nicht immer zum guten sondern kann auch unsere Gfeährlichste Waffe sein ! Imgrunde beruht auch Erpessung auf die Wahrheit als Waffe !
Und dann auch wieder die zuammenhänge mit Vermouth^^ wirklich suuper !

Mm... einen Fall der Shinichi interressiert ?
Was meint er ?
Vielleicht Sato?

Ich finde hier passt Sonokos Blick wirklich sehr gut ^^
Und genau die Fragen die Shinchi sich stellt habe ich auch .. sogar noch mehr..
Da der gute das Geheimnis ihrer Uhr ja schon gelöst hat !

Wiedreinmal finde ich Mamorus aktion wirklich toll ^^
Er hilft Ran und doch sagt er ihr nicht direkt worauf sie achten muss ;)
Aber mal ganz erlich ... er hat es geahnt oder ?
Er hat an den Engel geglaubt ..
Hat gewusst das sie so reagiert wenn sie auf Conan trifft !
Diese Raktion finde ich übrigens einfach nur toll und Atembrauben schön !
Und ich denke auch du hast damit voll ins schwarze getroffen was Ran angeht ^^
Auch wie du sie Szene geschrieben hast * schwärm * es war einfach eine wucht !

Weist du an was mich die Situation von Conan und Ran nun erinnert !
An die Zeit vor seinem Auftritt als Ritter in der Aufführung.. die Zeit nachdem sie duch die selbe Blutgruppe wirklich glaubte er wäre Shinichi ...
Man hat damals germerkt das es nicht einfach ist !
Für sie beide nicht..
Aber auch diese Stimmung kommt bei dir wieder wunderschön zur geltung !

Als Mamoru jedoch mit Faust anfig lief es mir wirklich kalt den Rücken herrunter !
Wirklich das hast du soo super Genial gemacht !
Eins stet fest ! Faust werde ich mir in jedemfall bald zulegen !

Du solltest aber vielleicht noch erwähnen das das Mädchen Gredchen hies.. denn ich glaube jetzt nur das es so ist... ich kenn das Buch ja NOCH nicht .. und du hast es glaube ich nicht direkt erwähnt oder ?

Doch ... Gredchen und Ai.. das passt...
Die Hexe und dann vom Teufel geschikt..
Auch wenn man Ai ja nicht direkt geschikt hat...
Oder ist da wohlmöglich nocht etwas anderes?
Willst du deine Leser aufs glatteisführen ?
Zu wehm passt es noch ?
Vermouth ?
Noir ?

Mamoru ?? Ein Soldat ! Na gut das passt ..
Aber wie du es gescheiben hast !
Wirklich einfach atmenberaubend !!
Ich weis gar nicht ob die Gänsehaut die ich hatte die FF über überhaut nocheinmal weg ging XD

Sie die Soldates oder sie Noir !


Und das alles hat Ran mitbekommen.. meine gute die liebe hat ja mal wieder einiges zu verdauenl... aber ich muss auch sagen Rans zustant trägt sehr viel zu dieser FF bei ^^
Sie ist ein wenig Hilflos.. Shinichi legt im grunde vor ihren Augen einer seiner Auftritte hin und sagt ihr trozdem nichts !

Aber ihr wurde geholfen.. diesen wunderschönen vergleich mit dem Tower hast du ja nicht umsonst gemacht !
Wieder so etwas bei dem ich wirklich gänsehaut bekam .. schon ziemlich hart in diesem sinne..
Und Mamoru kennt Shinichis Lücke ...
Und es hat was mit Ran zu tun.. „ die Krähen müssten nur raus Spatzieren...“
Ich komme noch nicht drauf..

Aber wenn wir schon dabei sind kommen wir auch gleich zu der Person die diese Aussage gmacht hat ..
Kiyoko !
Und glaube ja nicht ich hätte das hier übelesen mein lieber !
„Plötzlich spürte Conan einen kalten Blick auf sich gerichtet. Er meinte, er käme aus Sonokos Richtung, nur die lächelte, als er hinsah, wie vorher“
Ran, Sonoko und Mamoru schließe ich frecher weise einfach einmal aus ..
Bleibt nur Kiyoko !
Sie hängt auch in der ganzen sache mit drin.. und ich denke sogar das es nicht Fudo ist wie du später andeutest sondern sie .. ich kann mich jedoch auch teuschen ...

Mmm...
Dieses lied..
Es war für Conan habe ich recht ?!
Ich denke es sollte ihn warnen .. warnen vor dem was ihm noch bevorsteht ..
Noir oder besser die Soldates wollen ihn ja benutzen ..
Ich denke das lied war eine warnung von Mamoru an ihn oder ?

In jedemfall eine sehr schöne Szene ^^
Echt ich kann dir gar nicht sagen wie sehr mir dieses Kappi gefallen hat!

Was Fudo angeht.. ich bin immer noch sekptisch..
Troz deinen andeutungen .. ich weis nicht an was ich bei ihm bin !

Das zusammentreffen zwischen Mamoru und Conan war noch viel viel besser als ich es mir je hätte erträumen lassen !
Einfach gradios mein lieber !
*schnief * eigentlich schade das es jetzt vorbei ist !

So jetzt noch zu dem Schluss deines Kappis ^^ du hattest recht ich musste nocheinmal aufstehen !
Und es war noch mehr als ich gedacht hatte !

Besonders gut hat mir Rans und Sonokos Reaktion gefallen als sie Conan zurückhalten die Stelle war wirklich Atmemberaubend !

Tja ... Fudo... ich hätte nicht gedacht das er so weit geht.... er hat seine Seele für die Wahrheit verkauft.. die Quittung dafür hat er jetzt bekommen.. wenn ich erlich bin tut er mir leid. Obwohl er Conan ohne mit der Wimper zu zucken verraten hätte tut er mir leid.. sorry >//< aber ich bin so ^//^

Nun Mamorus Lied war wohl nicht für Conan ;p
Er wusste es .. er wusste das Noir einschreiten würden .. nicht wahr ?

Fudos bzw deine Aussage zu Conans Unterschrift war wirklich Überzeugend und sehr gut Aufgeführt ^^
Wirklich sehr sehr passend zu Detektiv Conan !

Überhaupt ich kann mich nur wiederholen das gesammte Kappi war Überweltigend ^^

Für alles was noch kommen mag verbleibe ich dir wie immer als deine treue Leserin Shelling Ford

Ps:

1 *an sich runter schau* nööö Löcher sind nicht da ^^

2 *Taxomatausschald* schade *gg* Aber in diesem falle drehe ich wie du ja
Hoffentlich weist mit Freude meine Runden

3 Ich muss und kann mich nur nochmals wiederholen !
Nicht nur diese FF sondern die ganze Reihe ist wirklich Überwältigend
mein lieber !

4 Die kleine Überraschung kommt noch… aber ein bissel Zeit werde ich wohl
Auch dafür brauchen ^^; das hast du aber selbst zu verantworten *lach*
Is ja auch nur ne ganz ganz ganz ganz kleine !

5 Die kleine aber feine änderung gaaaanz am Schluss des Kappis *grins*
Gefällt mir doch sehr gut *freu*

6 Ich habe keine Wiedersprüche bezüglichs des Titels gehört oder ?
Ich finde ihn immer noch gut ^^
Erst recht bei Conans und Mamorus grandiosem Gespräch !
Echt das war sooo schön ^^

7 Ich muss dir auch nochmals für deine Nachhaltigen Erklärungen danken !
Für deine Geduld und Muse mir das alles bis zu erklären !
DAAAAAAAAAAAAAAAAAAAKEEE !!
Auch für diesen hervorragenden Mord ^^ *freu*

Soo nun ist aber entgültig genug Palawa ^^ 1.270 Wörter… doch das sollte reichen *lach*

Von:  kagochan
2008-08-12T15:12:18+00:00 12.08.2008 17:12
Hallo und Guten Tag! Endlich habe ich mir mal die Zeit genommen einen Kommi zu schreiben. Hatte schon fast ein schlechtes Gewissen, da ich all deine FF's mit großer Freunde und Spannung verschlungen habe und dir nie mal ein Kommi dagelassen habe. Dafür entschuldige ich mich viele Male!!! Ich werde mir bei der nächsten Fortsetzung Mühe geben öfter einen Kommi zu schreiben. Deshalb bitte ich dich mich zu benachrichtigen, wenn es weiter geht. Grüße kagochan
Von: abgemeldet
2008-08-12T13:31:07+00:00 12.08.2008 15:31
Hayy =)

*erst einmal Arme und Beine untersuch* Dann murmelt: "Nein ich glaube Bisswunden habe ich keine...jedenfalss nciht von dir!" ;)

So, Kommentar:
Okay... du hättest meine zwischenzeitlichen Geischtsausdrücke sehen müssen ... >-<
Broadway reif...

Mamoru gehört zu den Les Soldats... Ich ahbe es ja am Anfang der heutigen Szene bei ihm ja irgendwie vermutet, aber das es sogar stimmt *Kopf schüttel* Obwohl es eigentlich irgendwie passt ... Und auch die Mail erklärt sich ... Okay ich denke ich muss dir nicht sagen das mich diese Wendung irgendwie fasziniert xD
Und mal wieder durchaus logisch ist... ^^'

Was mich nicht ganz so fasziniert ist das Fudo zu der zweiten Organisation gehört ... :D DAMIT hätte ich NIE gerechnet XD Der Überraschungsmoment ist dir gelungen... Und dann auch noch mein vermisster Scharfschütze >-< Wirklich mir Stand der Mund offen... (und das passiert nicht oft...)
Im Übrigen, *Leira zustimm* Ich weiß jetzt auch warum ich ihn irgendwie nciht abkonnte :D + natürlich seine arrogante und überhebliche Art (die sich damit ja gleich erklärt...)!
Aber wirklich listig das "Autogramm" so zu verwenden... meine Güte! ~.~
Achja! Sein Tod gefällt mir... ^^;
Woher sie das wusste denk ich mir jetzt einfach Mal...

Greifen wir mal Faust auf... Jetzt weiß ich wenigstens grob worum es geht :D!
Die Parallelen sind... beängstigend...
Obwohl ich glaube das sie wahrscheinlich doch noch abweichen werden...
ZU dem Käfig schweige ich mich erst einmal aus... ich bin gespannt was für ein Schicksal du ihm bereithalten wirst...

*ein paar Fragezeichen von Wand wegmach* *und neue mit Titeln draufkritzel* <- Damit ich sie ja nicht vergesse...

Wie du dir sicher denken kannst bin auch ich wahnsinnig gespannt auf die nächste Fortsetzung O:) Ansonsten hat mir die FF alles in allem eigentlich sehr gut gefallen O:) (wenn man von einem gewissen Kapitel absieht xP)
Der Mord war durchdacht, es kamen massenweise von Metaphern und Ereignise ans Licht... oder zumindest zum Teil ^.~
Nun denn ich freue mich!

Eins noch, Mamoru spielt Keyboard? ^_____________________^ *bis über beide Ohren grins* Und noch eine Parallele, obwohl so Einiges sich doch noch unterscheidet...Zum Glück ;)

Tja das wars für eine gewisse Zeit ;)

Liebe Grüße ♥
Deine Shi

Von:  Vertschl
2008-08-12T10:41:39+00:00 12.08.2008 12:41
Hey :)

Wow..
Wer hat jetzt eigentlich Fudo erschossen? Gin?
Ich bin schon auf die Fortsetzung, zur Fortsetzung, ..., gespannt. Könntest du mich bitte benachrichtigen? :)

P.S.: Ich übernehme keine Haftung für kaputte Böden, die durch zu viel nervösem darauf Umhergehen verschleißt wurden...
Das heißt ich muss den Boden selbst bezahlen? *seufz* Ich dachte schon ich kann dir die Rechnung schicken.

lg Verena
Von:  Leira
2008-08-12T10:12:17+00:00 12.08.2008 12:12
Hmmmm...

Tja, jetzt weiß ich, warum ich Fudo niiie mochte. Er war einer aus der Organisation...
Ich bin stolz auf meine Menschenkenntnis, auch wenn ich deinen Mord nicht lösen konnte ^^

Und Mamoru ein Soldat... er wusste natürlich, dass Fudo, als er ging, nicht zurückkommen würde... aus welchem Grund auch immer.

Und Ai, das Gretchen und die Hexe ^^
ich wusste es, als du sagtest, sie wäre das Gretchen; da dachte ich mir, aber die Hexe ist sie auch; will man genauer differnzieren, muss man wohl sagen, Sherry ist die Hexe, Ai das Gretchen... hoffen wir nur, dass Gosho (und du ^^) nicht für sie das gleiche traurige Ende in petto hat wie Goehte für sein Gretchen.

Tja... ich brauche wohl nicht sagen, dass ich gespannt bin, wie's weitergeht... es sind ja noch einige Fragen offen.

Liebe Grüße, Leira :D

PS: Um deine Aussage aus dem Vorwort zu bestätigen: Nein, Diracdet beißt nicht! :)

PPS: Ich mag das Bild von Mamoru am Keyboard; es erinnert mich an Holmes und seine Geige, an Dr. House und sein Klavier oder seine Gitarre... aber singend kann ich ihn mir echt nur schwer vorstellen *smile*

PPPS: ERSTE!!!!!!!!!!!! *Yeah!*
Von:  Leira
2008-08-09T16:28:58+00:00 09.08.2008 18:28
Hallo :D

Danke für die 'Aufklärung' bezüglich deines Faust-Vergleichs!
Dass die Organisation wohl Mephisto ist, das dachte ich mir. Dass Ran nicht das Gretchen ist, darüber bin ich froh ;)
Leider aber muss ich sagen, ich hab Faust II noch nicht gelesen; deswegen wusste ich noch nichts von Helena. Wie du sie aber beschreibst, scheint sie zu Ran zu passen. :)

So... und nun mal ernsthaft ^^
Hast du erwartet, jemand kann diesen Fall lösen? Ich kam nicht drauf...

Im Nachhinein klingt alles logisch... aber ich dachte in erster Linie auch eher an Nadal als an Federer und zudem... kenn ich mich mit Tennis nur soweit aus, dass man es mit kleinen gelben Bällen, zwei Schlägern und einem Netz spielt ^^

Dann noch die Sache mit dem Spitzer, der Tür... ich kenn solche Türen nich ^^
*heul*
Ach ja- und ich bin Brillenträgerin, weiß aber nie, nie, nie... wo mein Etui ist ^^
Ich bewahr da drin Klammern für Bilderrahmen auf *g*
Aber frag mich nicht, wo's steckt. Das ist eine gute Frage, deren Antwort mich selber interessiert.
Meine Brille hab ich entweder auf oder ich schlafe- dann liegt sie griffbereit neben mir.

Also Hut ab, Diracdet- das hier kam mir fast vor wie ein Fall aus dem Original ^^
Unlösbar für Leute, die mit der Materie nicht vertraut sind... war klasse :D

Nun; jetzt sind wir bei 92 Prozent; bin gespannt, was in den restlichen 8 Prozent der Geschichte noch so kommt...

Liebe Grüße, Leira :D

Von:  Vertschl
2008-08-08T10:06:31+00:00 08.08.2008 12:06
Keine Angst, Faust I ist zumindest glaube ich Pflicht sowohl an Gymnasium als auch an Realschule... - Ich muss dich enttäuschen bei mir in Österreich nicht, jedenfalls bis jetzt haben wir das nicht durchgenommen..
Wer sind bei den Tennisspielern die andren zwei Personen?^^ Mir sagt einzig und allein Roger Federer etwas *gg*
Denkt ein Tennisspieler wirklich bei 4 an das Grand-Slam-Tunier?
Du bist wohl Tennisfan oder?
Auf diesen Mord wäre ich nie im Leben gekommen.. klasse gemacht!
Das Video.. hat er jetzt Conan gefilmt wie er als Sonoko den Fall löst? Zeigt er dann das Video Ran?
Fragen über Fragen *seufz*

lg Vertschl
Von:  fahnm
2008-08-05T19:03:08+00:00 05.08.2008 21:03
Wegen einer Quittung musste Masao sterben. Wie sinnlos einen Mord zu begehen um Kariere zu machen. Und am Ende festzutellen das es um ein Missverständnis handelte. Masaos Tod war wie gesagt völlig sinnlos. Ich bin mal gespannt wie es weiter gehen wird. Danke sehr für die ENS und sag bitte bescheid wenn es weiter geht.

mfg
fahnm




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